Erfolg_Ausgabe Nr. 11/12 - Nov/Dez 2019
Die Zeitung "Erfolg" ist offizielles Organ des Schweizerischen KMU Verbandes
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Ausgabe 11/12 November / Dezember 2019 / ERFOLG Import / Export
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Interview mit Nelli Orlova,
Ceo Innovare Digital
Der Schweitzer Markt für ausländische Unternehmen
am Beispiel eines russischstämmigen
Jung-Unternehmens, welches sich für Innovative
Startups einsetzt.
Innovare Digital wurde im Jahr 2015 gegründet
und hat eine sehr erfolgreiche Plattform lanciert,
die junge Startups in diversen Belangen unterstützt.
Mit ihrer Plattform eröffnet Innovare Digital
Startups aus den verschiedensten Branchen die
Möglichkeit, entschlossene Investoren mit anspruchsvollen
und innovativen Ideen für ihre
Projekte zu gewinnen. Gleichzeitig können die
Startups über die Plattform auch auf das wertvolle
Wissen verschiedenster Dienstleistungsanbieter,
die sich der Plattform angeschlossen haben,
profitieren. Innovare Digital ist weltweit tätig und
hat im Jahr 2018 mit anderen Unternehmen die
FAVORIT Entrepreneurship Auszeichnung bekommen.
Wann haben Sie Ihre Gesellschaft Innovare
Digital in der Schweiz gegründet und aus
welchen Gründen haben Sie die Schweiz als
Standort, besonders im Hinblick auf andere
durchaus attraktive Standorte in Europa,
für Ihre Geschäftstätigkeit gewählt?
Innovare Digital wurde im Jahr 2015 im Handelsregister
des Kantons Waadt eingetragen.
Ihre Haupttätigkeit hat die Gesellschaft im
Jahr 2016 aufgenommen. Die Schweiz haben
wir aus zwei Hauptgründen als Standort
gewählt: Der erste Grund war das geschäftsfreundliche
regulatorische und steuerliche
Umfeld (im Vergleich zu vielen anderen europäischen
Gerichtsbarkeiten, hat man in der
Schweiz mit einfacheren und transparenten
bürokratischen Bedingungen zu tun). Der
zweite Grund war der internationale Ruf und
die Positionierung der Schweiz als «Land der
Innovationen und der Startups». Innovare Digital
ist auf dem globalen Startup- und dem
Venture Capital Markt tätig. Die umfassende
Schweizer Expertise und Infrastruktur in diesen
Bereichen waren und sind für unsere Geschäftstätigkeit
von besonderer Wichtigkeit.
Welche Tipps würden Sie ausländische
Neu-Einsteigern in der Schweiz in diesem
Zusammenhang mit auf den Weg geben?
Die Schweiz ist ein wirtschaftsfreundliches Land,
in welchem man mit den lokalen (Aufsichts-)Behörden
direkt sprechen, nach einem flexibleren
Steuerregime fragen und von einem vereinfachten
Verwaltungsablauf profitieren kann. Wichtig
ist, dass das Startup absolut transparent arbeitet
und gut organisiert ist. Chaotische und einseitig
koordinierte Aktivitäten sind in der Schweiz
nicht geschätzt. Die Kommunikation mit den
Behörden und den lokalen (Unterstützungs-)Organisationen
müssen von Anfang an respektiert
und gepflegt werden. Über die Geschäftsentwicklungspläne
und Anforderungen müssen die
Ansprechpartner am besten proaktiv und rechtzeitig
informiert werden. Dies ist für ausländische
Startups besonders wichtig, weil sie mit diesem
Vorgehen Ratschläge und Empfehlungen sowie
indirekte und direkte Unterstützung beim Marketing
und Networking erhalten.
Nelli Orlova ist CEO und Co-Founder von Innovare
Digital. Ausserdem ist Sie Expertin fuer Blockchain
und beratet Startups.
Was müssen ausländische Unternehmen,
bzw. Startups mitbringen, um den
Schritt auf den Schweizer Markt in Angriff
nehmen zu können, bzw. welche Merkmale
müssen sie aufweisen? Haben Sie konkrete
Beispiele aus Ihrer Erfahrung?
Die jeweiligen Merkmale hängen selbstverständlich
von den Einzelfällen, der Industrie und dem
Sektor ab. Wenn man ein Geschäft in der Schweiz
aufbauen will, muss man bei der Gründung der
eigenen Tätigkeit dem eigenen Ruf grosse Aufmerksamkeit
schenken. Es geht nicht nur um
Marketing- und Branding, sondern vor allem
auch um die Kontinuität in der Kommunikation
mit und dem Verhalten gegenüber Partnern und
Kunden. Versprechen müssen eingehalten werden
und die gelieferten Produkte und Dienstleistungen
müssen qualitativ den Erwartungen
entsprechen oder noch besser, diese übertreffen.
Die Netzwerk und Kundenpflege kostet Zeit.
Wie bereits erwähnt, akzeptiert das Schweizer
Geschäftsumfeld keine chaotische Bewegungen
und Tendenzen. Ein neues Unternehmen
auf dem Markt muss seine Zuverlässigkeit, Geschäftstätigkeit
und Fähigkeit zuerst unter Beweis
stellen und Kunden sowie Partnern die Zeit
für ein Kennenlernen gewähren.
Mit welcher Art von Startups arbeiten
Sie am meisten zusammen und welche
Dienstleistungen nehmen diese am
meisten in Anspruch?
Wir haben keine strengen Beschränkungen. Am
meistens arbeiten wir mit Startups, die in den Bereichen
Blockchain, künstliche Intelligenz, Datenund
Neurowissenschaft, VR und Robotik tätig
sind. In den letzten zwei Jahren haben wir auch
viel mit Fintech Projekten zu tun gehabt. Viele
von diesen Projekten können bereits zum heutigen
Zeitpunkt ein MVP (Minimum Viable Produkt)
oder ein funktionierendes Produkt vorweisen
und benötigen Investitionen für den
Markteintritt oder zur Unterstützung ihrer Geschäftsentwicklung
mittels einer Verkaufs- und
Marketingstrategie.
Es ist bekannt, dass in Westeuropa mehr
als die Hälfte der Startups nach 2 / 3 Jahren
verschwindet. Aus Ihrem Standpunkt, auf
welchem Gebiet haben Startups die besten
Überlebenschancen?
Ich bin überzeugt, dass die Überlebenschancen
der Startups viel mehr mit ihren Ausführungskapazitäten
und dem strategischen Denken des
Gründerteams, als mit dem Industriegebiet, in
dem sie sich bewegen, zusammen hängen. Der
grösste Fehler, den viele Startup-Gründer machen,
ist die Wichtigkeit von Kunden, Marketing
und Verkauf zu vergessen. Stattdessen fokussieren
sich viele fast ausschliesslich auf die Produktentwicklung,
die Produktmerkmale oder auf
die Programmierung ihrer IT-Lösungen. Andere
konzentrieren sich wiederum schwergewichtig
auf das Fundraising und verschwenden viele
Monate, oder sogar Jahre, um (potentielle) Investoren
anzusprechen, an Konferenzen teilzunehmen
und Geschäftspläne zu modifizieren. Kein
Geschäft oder Produkt kann ohne Kunden und
Verkauf existieren. Diejenige, die das verstehen
und sich von Anfang an bemühen, den passenden
Absatzmarkt zu finden, haben gute Chancen,
das sogenannte «Death Valley» zu überwinden.
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