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„Herr Hanke, wie steht es
um die Wiener Clubs?“
Der Wiener Stadtrat für Finanzen Peter Hanke möchte einen
Kultursommer auf die Bühne bringen, wartet mit kreativen Lösungen
zum „Aufsperren Wiens“ auf und erzählt im biber-Interview, warum es
das Ausbildungsstipendium im Pflegebereich braucht.
BIBER: Herr Finanzstadtrat, bevor wir
loslegen, eine dringende Frage aus der
Redaktion: Haben Sie einen Laptop?
PETER HANKE: Ja. Ich habe auch ein
iPad und ein Handy. Es gelingt mir
durchaus mit der modernen Technologie
mitzuhalten und ich verwende sie auch.
Da sind wir erleichtert. Wir blicken auf
ein Jahr Corona-Pandemie zurück:
Haben Sie sich im März 2020 das wirtschaftliche
Ausmaß der Krise so vorgestellt?
Nein. Es ist überraschend. Wir alle dachten,
dass nach dem ersten Lockdown
ein Stück des Weges gegangen ist, und
konnten uns nicht vorstellen, dass es
einen weiteren geben würde. Heute sind
wir sehr realistisch und wissen, welche
Auswirkungen die Krise hat – insbesondere
auf die Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer. Die Tragik ist die: Hunderttausende
Menschen sind arbeitslos
geworden, Hunderttausende sind in
Kurzarbeit und viele Zehntausende sind
in Quarantäne.
Bleiben wir bei den Zahlen: Wie viel
hat Corona denn die Stadt Wien bisher
gekostet?
Bis dato hat Corona rund 500 Millionen
Euro gekostet. Ich glaube, dass jeder
Euro, der jetzt in das Thema Arbeit investiert
wird, ein doppelter ist. Wien ist eine
Von Delna Antia-Tatić, Fotos: Zoe Opratko
junge Stadt, viele junge Familien sind
betroffen, die jetzt unsere Unterstützung
ganz besonders brauchen.
Trotz dieser halben Milliarde Euro
zusätzlicher Ausgaben hört ein jeder von
individuellen Pleiten und von Hilfen, die
nicht ankommen. Frustriert Sie das?
Persönlich gehen mir diese menschlichen
Schicksale besonders ans Herz.
Es ist auch schmerzhaft zu sehen, wie
viele Einpersonenunternehmen (EPUs)
und Kleinunternehmen mit dieser Krise
in eine Schräglage gekommen sind. Im
beruflichen und politischen Bereich ist
aber jetzt auch die Zeit, um mit kreativen
Lösungen in der Wirtschaft neue Projekte
voranzutreiben.
Sehen Sie es als Ihre Aufgabe die
Wiener*innen vor einem wirtschaftlichen
Ruin zu „retten“ – oder inwieweit ist das
in einer Pandemie individuelles Schicksal?
Nein, es kann nie individuelles Schicksal
sein. Wir alle haben uns als Ziel gesetzt,
niemanden in Wien zurückzulassen.
Wenn wir diese Ansage ernsthaft leben,
haben wir den Schulterschluss mit jenen
Gruppen zu finden, die jetzt in der Krise
besonders betroffen sind: Das sind
die EPUs, die kleinen Gesellschaften,
das sind die Branchen vom Handel,
Tourismus und Kongressbereich – und
das ist der gesamte Kulturbereich, der
zum Erliegen gekommen ist. Das sind
tausende Einzelschicksale. Da müssen
wir versuchen, jetzt Lösungen zu finden
– und das tun wir.
Wie sehen solche Lösungen aus?
Wir haben in den letzten 12 Monaten
vier Corona-Hilfspakete geschnürt – und
ich befürchte, das hat noch kein Ende,
sondern glaube, dass weitere Unterstützungen
notwendig sein werden. Wir
versuchen, zusätzlich den Kultursommer
wieder auszurufen, wir werden über
sechs Millionen Euro in die Hand nehmen,
um Künstlerinnen und Künstlern
kleinräumig die Möglichkeit des Auftritts
in den Grätzeln zu geben, damit sie auf
kleinen Bühnen und coronatauglich ihr
Programm gestalten können. Wir haben
die Vienna-Experience-Card eingeführt,
die Wien einmal von einer anderen Seite
erlebbar macht: ein Museumsbesuch
zu Nachtstunden etwa. Und darüber
hinaus planen wir die Gastro-Inseln. Das
„Aufsperren Wiens“ liegt in diesen Tagen
zwar noch in der Ferne, aber wir wollen
am Tag eins gerüstet sein und den
Schanigarten im Großen in allen Wiener
Bezirken aufsperren.
Wie ich gehört habe, muss man sich
dafür bewerben – oder ist Platz für alle
Betriebe?
Nein, es ist nicht Platz für alle. Es ist
Platz für eine Auswahl jener Betriebe, die
keinen Schanigarten haben. Wir setzen
die Aktion jedoch Monat für Monat an,
sodass wir mit einem Wechsel möglichst
viele Gastronomen berücksichtigen
können. In allen 23 Bezirken planen wir
zwei Standorte und zusammen mit dem
Schanigarten-Hotspot, dem Stadtpark,
werden insgesamt 300 Gastronomen
aufsperren können.
Wird bei der Auswahl auch die Vielfalt
der Lokale berücksichtigt – wie etwa die
Lokale der Märzstraße?
Nein, das werden wir so nicht schaffen
können. Nachdem es zwei Standorte pro
Bezirk geben soll, ist natürlich hier die
Buntheit des Bezirks schon gefragt. Die
Auswahl wird per Los unter notarieller
Beglaubigung stattfinden. Daher können
wir nicht sagen, ob sich alle wiederfinden
– aber es soll eine bunte Mischung sein.
Bleiben wir beim Vergnügen. Was unsere
Leserschaft natürlich besonders interessiert:
Wie steht es um die Clubs? Wann
kann man in Wien wieder feiern – und
gibt es dann überhaupt noch Clubs, oder
sind die dann alle schon „tot“?
Das hoffe ich nicht. Wir haben bereits
eine Club-Förderung auf Landesebene
generiert. Momentan sehen wir jedoch
keine baldige Öffnung. Es ist für diese
Branche sehr schwierig geworden
und daher überlegen wir auch, in den
nächsten Monaten hier eine weitere
Unterstützung zu geben. Denn ich weiß,
dass es – trotz Kurzarbeit und Unterstützungsleistungen
von Bund und Land
– eine unglaublich schwere Zeit für jeden
Clubbesitzer ist. Aber auch für alle Angestellten.
Trotz allem: Das Lebensgefühl
wird sich nicht ändern. Es wird hoffentlich
rasch wieder die Zeit kommen, wo
wir die Clubatmosphäre in Wien genießen
können.
Nun soll man Krisen bekanntlich für
Investitionen nützen – und auch darüber
wollen wir heute reden. Konkret über das
Ausbildungsstipendium von 400€, das
die Stadt Wien vergibt. Worum geht es
dabei genau?
Wir sehen, wie sich Branchen verändern
und dass wir gerade im Pflege- und
Gesundheitsbereich viele Tausende neue
WER IST ER?
Name: Peter Hanke
Alter: 57
Funktion: Amtsführender Stadtrat für Finanzen, Wirtschaft,
Arbeit, Internationales und Wiener Stadtwerke
Besonderes: Glaubt an einen positiven Effekt der Frauenquote
bei staatlichen Unternehmen
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