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akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN www.akzent-magazin.com
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TITEL – KUNSTMUSEUM THURGAU<br />
11<br />
Roman Signer: Videostill aus Aktion in Ittingen, 1985 (Video: Container TV, Bern, 7‘20‘‘) © Roman Signer<br />
hen und verschiedenen Fahrrädern,<br />
die er zu „Flugrädern“ umbaute. Obwohl<br />
alle seine Flugversuche scheiterten,<br />
gehört Gustav Mesmer zweifelsohne<br />
zu den großen Flugtüftlern<br />
Deutschlands.<br />
Fliegen und Kunst erlauben auch<br />
eine andere, eine neue und ungewohnte<br />
Perspektive auf die Dinge. Luftaufnahmen<br />
faszinieren, weil sie die Welt,<br />
die wir jeden Tag dreidimensional<br />
wahrnehmen, auf neue Art und Weise<br />
zweidimensional darstellen – sie sind<br />
der wortwörtliche Blick von oben, der<br />
scheinbar objektiv und emotionslos die<br />
Wahrheit wiedergibt. Die in Neuhausen<br />
am Rheinfall geborene Konzeptkünstlerin<br />
Daniela Keiser (*1963) sammelt<br />
Luftaufnahmen und zeigt in „Über den<br />
Wolken“ ebensolche von der Kartause<br />
Ittingen. Erst von oben erschließt sich<br />
die ganze Architektur der Anlage, die<br />
auf das asketische Dasein von Einsiedlermönchen<br />
zugeschnitten war. Für<br />
sie und alle Gläubigen war jahrhundertelang<br />
der Himmel die moralische<br />
Instanz, Ziel und Zweck des irdischen<br />
Daseins.<br />
Den Luftraum über der Kartause<br />
nahm Roman Signer (*1938) bereits<br />
1985 ein – allerdings nicht mit Engeln<br />
und Chören, sondern mit lakonischem<br />
Witz, Raketen, Luftballons und Hubschrauber.<br />
Die Arbeit des Appenzellers<br />
ist durchdrungen von ständigem Experimentieren;<br />
seine Werke sind poetische<br />
Materialkonstellationen und -kollisionen,<br />
mit denen er in den 1970er-Jahren<br />
einen neuen Skulpturenbegriff ans Firmament<br />
der Kunst katapultierte.<br />
„Über den Wolken“<br />
Der göttliche Himmel mag weitestgehend<br />
ausgedient haben, doch für die<br />
Kunst hat er seinen Zauber noch lange<br />
nicht verloren. Er steht für die Suche<br />
nach Spiritualität, Visionen und Gegenentwürfe<br />
und beflügelt die Vorstellungskraft<br />
noch immer. Arbeiten von<br />
insgesamt mehr als 20 Künstler*innen<br />
sind in „Über den Wolken – Anleitungen<br />
zum Abheben“ zu sehen. Hier<br />
nimmt der Traum vom Fliegen auf ganz<br />
unterschiedliche Weise Gestalt an: Engel,<br />
Vögel und Gleitschirmfliegerinnen,<br />
zaudernde Turmspringer und Sehnsuchtsgeschichten<br />
vom Loslassen, Anlaufnehmen<br />
und Entschweben werden<br />
zu Starthilfen für metaphorisches Abheben,<br />
philosophische Gedankenflüge<br />
oder kleine Alltagsfluchten.<br />
Manchmal ist allein der Traum so<br />
schön wie seine Erfüllung – der Himmel<br />
kann warten.<br />
Mit Werken von Joëlle Allet, François<br />
Burland, Andrea G. Corciulo, Helen<br />
Dahm, Danielson/Van Aertryck, Christoph<br />
Draeger, Othmar Eder, Gabriela<br />
Gerber & Lukas Bardill, Daniela Keiser,<br />
Marc Latzel, Gustav Mesmer, Rahel<br />
Müller, Ursula Palla, Oliver Pietsch,<br />
Margrit Roesch, Paul Schlotterbeck, Roman<br />
Signer, Bernard Tagwerker, Cécile<br />
Wick, Cristina Witzig und anderen, kuratiert<br />
von Stefanie Hoch.<br />
Aktuelle Informationen zu<br />
Führungen, Rahmenprogramm und<br />
Hygienemaßnahmen finden sich auf<br />
www.kunstmuseum.ch.<br />
09.05.–19.09., „Über den Wolken –<br />
Anleitungen zum Abheben“<br />
Kunstmuseum Thurgau<br />
Kartause Ittingen<br />
CH-8532 Warth<br />
www.kunstmuseum.ch<br />
Marc Latzel: Azar Farahanis Schülerin startet auf ihren ersten<br />
Flug mit dem Gleitschirm in den Sharan Mountains,<br />
aus der Serie: „Les femmes volantes de Téhéran“,<br />
2001/2021, C-Print, 60x60cm