Gesund & Leben 2021 / 04

COACHING
„MEHR Leichtigkeit IM LEBEN!“
Ob anstehender Jobwechsel, Probleme in der Partnerschaft,
Ernährungsumstellung oder der Wunsch, mit sich selbst trotz Corona-
Pandemie eins zu werden: Coaching ist für all jene geeignet, die etwas in
ihrem Leben verändern möchten und sich dabei Unterstützung wünschen.
GESUND & LEBEN beantwortet die zehn wichtigsten Fragen zum Thema.
Coaching boomt. Besonders in Managerkreisen
gilt es als fast schon selbstverständlich,
sich von einem Coach
unter die Arme greifen zu lassen, um
seine Ziele so effektiv wie möglich zu
erreichen. Karriere ist aber nur ein
Bereich von vielen im Leben, in denen es um Selbstbestimmung,
Selbstfindung und Selbstkompetenz
geht. Auch in Sachen Gesundheit, Ernährung, Partnerschaft
oder soziales Miteinander im Allgemeinen sind
immer mehr Menschen bereit, die Hilfe eines professionellen
Coaches anzunehmen. Dabei geht es aber um
so viel mehr als bloß um Selbstoptimierung und das
berühmte „Höher, schneller, weiter“: Ein Coach hilft
einem, die individuellen Stärken und Schwächen zu
erkennen und das Leben so gut als möglich nach den
eigenen Bedürfnissen zu gestalten.
Trotz der steigenden Popularität des Coachings
gibt es dazu immer noch viele Missverständnisse,
Mythen und Vorurteile. GESUND &
LEBEN hat die zehn wichtigsten Fragen rund um
das Thema Coaching einer Person gestellt, die
weiß, wovon sie spricht: Mag. a Christa Simmet-
Jäger ist Klinische Psychologin und Gesundheitspsychologin
und bietet bei Anima Mentis
systemisches sowie Mentalcoaching an.
1.
WAS VERSTEHT MAN EIGENTLICH
UNTER COACHING?
„Coaching ist ein interaktiver und personenzentrierter
Begleitungsprozess, der berufliche und
private Inhalte umfassen kann. Es geht um die
Potenzialaktivierung der Kundinnen und Kunden
auf Augenhöhe. Die Coaches sind Expertinnen und
Experten für den Prozess, die Kundinnen und Kunden
sind Spezialisten für ihr Thema bzw. für das Ergebnis.
Die Coaches maßen sich nicht an, es besser zu wissen
als ihre Kunden. Allerdings können sie Konsequenzen
aufzeigen und die Rolle des Spiegels übernehmen, in
dem sich der Klient bzw. die Klientin selbst erkennen
kann. Im Coaching eröffnen sich für die Kunden neue
Sichtweisen und eine Erweiterung der Handlungsmög-
Mag. a Christa
Simmet-Jäger,
Klinische
Psychologin
und Gesundheitspsychologin,
Anima Mentis,
Wien
lichkeiten. Das stärkt wiederum die Selbstwirksamkeit.
Der Coach bzw. die Coachin übernimmt dabei die
Funktion eines Katalysators. Auf seiner Reise lernt der
Kunde, mit Hindernissen umzugehen. Seine Erfahrungen,
sein erweitertes Wissen um seine Stärken und Ressourcen
und jede Menge interessante Tools werden ihn
zum Ziel bringen und ihn nachhaltig stärken.“
2.
WORIN BESTEHT DER UNTERSCHIED
ZUR KLASSISCHEN PSYCHOTHERAPIE?
„Stehen psychische und psychosomatische Erkrankungen
im Vordergrund, ist eine psychotherapeutische
oder eine klinisch-psychologische Behandlung
indiziert. Eine Zusammenarbeit von Coaches mit Psychotherapeutinnen
und -therapeuten ist allerdings in
beide Richtungen überaus sinnvoll: Coaches können
die Psychotherapie verstärken und unterstützen!
Auch wichtig ist: Im Gegensatz zu Coaches
sind sowohl Psychotherapeutinnen und
-therapeuten als auch Gesundheits- und Klinische
Psychologinnen und -psychologen in der
Berufsliste des Gesundheitsministeriums angeführt.“
3.
WELCHE VERSCHIEDENEN ARTEN
VON COACHING GIBT ES?
„Die Unterscheidungen können die Zielgruppe
betreffen – beispielsweise, wenn jemand vorrangig
mit Führungspersonen im Management
arbeitet oder mit Familienunternehmen.
Oder aber auch in Bezug auf spezielle Anwendungsfelder
und Fragestellungen wie zu Krisen
oder Karrierethemen. Die Spielwiese im
Coaching ist grenzenlos. Die Frage, die sich für mich
stellt, ist: Wie sinnvoll sind diese Klassifizierungen?
Die Lebenswelten der Menschen sind komplex und
lassen sich nicht so eng abstecken. Private und berufliche
Herausforderungen greifen ineinander und oft
eröffnen sich im Prozess wieder neue Themen. Und
manchmal werden auch traumatische Erfahrungen
im Prozess greifbar, die ein verantwortungsvolles,
professionelles Vorgehen verlangen.“
FOTO: ISTOCKPHOTO_ETERNALCREATIVE, _RUDZHAN NAGIEV, BEIGESTELLT
4.
GIBT ES AUCH VERSCHIEDENE
COACHING-METHODEN?
„Es gibt ein ganzes Universum an verschiedenen interessanten
Coaching-Methoden und Tools. Die größte
Kunst im Coaching ist es, passende, kreative Fragen zu
stellen, die Ressourcen erschließen und zu neuen Perspektiven
führen. Diese können irritieren, anregen und
sollen zu einem Austausch führen, der sich von unseren
gewohnten zwischenmenschlichen Gesprächen
abhebt. Visualisierungen und Aufstellungen helfen,
Beziehungsstrukturen sowie bestimmte Sachverhalte
klarer zu sehen und die Dinge nach außen zu lenken.
Das erzeugt eine gewisse Distanz und ermöglicht es,
eine neue Perspektive einzunehmen. Ich sehe es im
Coachingprozess als zentrales Wirkungselement an,
neben dem Verstand auch die unbewussten Wünsche
und Emotionen in den Raum zu holen. Der Zugang zu
unserem Selbst, zu unserem inneren Ratgeber lässt sich
in einem entspannten Zustand gut über Bilder oder
Metaphern erschließen. Veränderungsabsichten gelingen
nur, wenn man auch seine eigenen unbewussten
Wünsche beachtet.“
5.
Wenn man alleine keinen
Ausweg oder keine Lösung
findet, kann Coaching eine
echte Hilfe darstellen.
WANN MERKT MAN IN SEINEM LEBEN, DASS
DIE ZEIT FÜR EIN COACHING GEKOMMEN IST?
„Ein Coaching ist in Bezug auf viele Herausforderungen
hilfreich, vor allem aber etwa in Zeiten, in
denen sich jemand verunsichert, belastet, gestresst
oder einfach nicht gut genug fühlt. Genauso kann es
unterstützen, wenn jemand das Gefühl hat, an sich
vorbei zu leben, oder wenn Sorgen einen belasten
und einem den Schlaf rauben. Gerade in der momentanen
Coronakrise kann es zu Mehrfachbelastungen
kommen. Weil alte Gewohnheiten fehlen, die früher
Sicherheit gegeben haben, ist eine Unterstützung
sinnvoll. Auch der Wunsch, dem inneren Saboteur
auf die Spur zu kommen, lässt viele Menschen einen
Coach aufsuchen.“
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