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Life Channel Magazin Juni/Juli 2021

Gott lassen

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30 ı PORTRÄT<br />

SAM SCHWEINGRUBER ERLEBTE DIE HÖHEN UND ABGRÜNDE DES FUSSBALLS<br />

IN KAMBODSCHA<br />

Meistertrainer im Abseits<br />

VON MICHÈL WILLEN<br />

Mit 25 Jahren bleibt Hobbykicker Sam Schweingruber<br />

in Kambodscha hängen. Bewegt durch die Armut, die<br />

er antrifft, gründet er eine Fussballschule für Kinder<br />

am Rande der Gesellschaft. Später coacht er das erste<br />

Frauen-Nationalteam und wird Trainer des Hauptstadtclubs<br />

– ein Job, der ihn fast das Leben kostet.<br />

Nachdem Sam Schweingruber – inzwischen Mitte dreissig –<br />

den Phnom Penh Crown FC schon 2014 zum Meistertitel<br />

führte, sieht es auch ein Jahr später ganz danach aus.<br />

Doch dann der Schock: Eine Sprachnachricht beweist, dass<br />

sieben Spieler und vier Trainer der Mannschaft Spiele manipuliert<br />

haben. Schweingruber ist fassungslos und meldet<br />

das Vergehen dem Klubpräsidenten – die Beteiligten<br />

werden gesperrt. In den sozialen Medien hiess es: «Wenn<br />

er es jetzt wieder schafft, Meister zu werden, dann muss<br />

er verschwinden.» Obschon dem Trainer wichtige Spieler<br />

fehlen, gewinnt sein Team erneut den Titel – nach einem<br />

dramatischen Elfmeterschiessen.<br />

In Lebensgefahr<br />

Zwei Tage nach dem Spiel feiert Schweingruber den Erfolg<br />

mit Freunden. Wegen eines Termins am nächsten Tag verlässt<br />

er die Feier etwas früher, überlässt darum das Auto<br />

seinem Bruder und fährt stattdessen mit dem Motorrad<br />

nach Hause. Eine Entscheidung mit Folgen: Er hat einen<br />

schweren Unfall. «Mir fehlt jegliche Erinnerung daran.<br />

Aufgrund meiner Verletzungen bestätigte mir der Arzt<br />

aber, dass ich Fusstritte und Schläge mit einer Stange<br />

gegen den Kopf bekommen hatte.» Schweingruber bleibt<br />

Stunden auf der Strasse liegen. Schliesslich wird er ins Spital<br />

gebracht. Sein Zustand ist kritisch – doch er überlebt.<br />

«Ein Arzt, der Buddhist war, meinte, Gott oder ein Engel<br />

müsse dafür gesorgt haben, dass ich noch lebe.» Mitte<br />

Januar 2016 wird Schweingruber zur Rehabilitation in die<br />

Schweiz geflogen.<br />

FILM<br />

TV-TIPP<br />

FENSTER ZUM SONNTAG-TALK<br />

Der unglaubliche Fussballpionier<br />

Sa, 19. <strong>Juli</strong><br />

So, 20. <strong>Juli</strong><br />

16.40 Uhr<br />

18.30 Uhr<br />

11.30 Uhr<br />

17.45 Uhr<br />

MEHR ZU SAM SCHWEINGRUBER UND WIE SEIN LEBEN<br />

IN DER SCHWEIZ AUSSIEHT, IM FENSTER ZUM SONNTAG-TALK.<br />

Näher zu Jesus<br />

Bereits als Jugendlicher hat sich Schweingruber für ein<br />

Leben mit Gott entschieden. Der Glaube verliert im Verlauf<br />

der Jahre aber an Stellenwert – bis zum Unfall: «Mit dem<br />

Überleben dieses Unfalls begann für mich ein Prozess,<br />

wieder näher zu Jesus zu kommen.» Er fängt an, wieder<br />

mehr zu beten und in der Bibel zu lesen. Er möchte Jesus<br />

wieder ins Zentrum seines Lebens stellen. «Eine Narbe am<br />

Kopf erinnert mich daran, dass Gott mich am Leben gelassen<br />

hat, um weitere Aufgaben anzugehen.» Er kämpft<br />

sich durch den harten Weg der Rehabilitation, lernt wieder<br />

zu laufen und zu essen. So schnell wie möglich möchte er<br />

nach Kambodscha – zu Sohn Jamie, der bei Schweingrubers<br />

Ex-Frau lebt.<br />

Vereint mit dem Sohn<br />

Nachdem Schweingruber die Erlaubnis der Ärzte hat, reist<br />

er ab. Doch in Kambodscha erlaubt ihm seine Ex-Frau<br />

nicht, Jamie zu sehen. Es vergehen 13 Monate bis zum<br />

Wiedersehen. Er kämpft um das Sorgerecht – er möchte<br />

Jamie in die Schweiz holen. Die Mutter des Kindes legt ihm<br />

immer wieder Steine in den Weg und versucht vor Gericht,<br />

ihn ins Gefängnis zu bringen – ohne Erfolg. «Am<br />

23. Januar 2018 war es dann so weit: Ich bekam Jamie vom<br />

Sozialamt offiziell zugesprochen.» Vater und Sohn reisen<br />

in die Schweiz – eine Premiere für Jamie. Es ist der Anpfiff<br />

zu einem neuen Leben für die beiden.

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