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THEMA LIFE CHANNEL MAGAZIN ı 06/07.<strong>2021</strong> ı 7 LOSLASSEN, GOTT LASSEN Gelassenheit und Selbstannahme VON YVONNE SCHUDEL Gelassenheit. Ein Zustand, nach dem sich viele sehnen. Einfach leben können. Ohne sich stets zu hinterfragen, ob es jetzt genug war, was man gegeben, geleistet, getan – ja sogar gebetet hat. Zufrieden mit sich selbst und dem eigenen Leben. Ohne zermürbende Selbstzweifel. Wieso glauben wir, wir müssten uns und unser Leben permanent optimieren? Der Frage, wie wir Menschen von Gott gedacht und gemacht, und warum wir immer besser, schöner und erfolgreicher werden wollen, geht Yvonne Schudel, Familienfrau, Psychologin und Sexologin, auf den Grund. Wir leben in einer Welt des «Nie genug!». Besser, schneller, schöner, fitter, erfolgreicher. Permanent wird uns das Gefühl vermittelt, dass wir einen Mangel haben. Die Angebote, um uns zu optimieren, sind omnipräsent. Kaufe dir dieses Gerät, um effizienter zu arbeiten. Mit dieser Crème werden deine Falten bis in die Tiefe gestrafft. Werde endlich schlank mit Diät X. Mit dieser App wird das tägliche Sporttreiben einfach. All diese Botschaften suggerieren uns, dass das, was wir sind und leisten, noch nicht genügt. Es wäre mehr möglich. Und dieses «Mehr» gilt es zu erreichen. Ansonsten ist man selbst schuld, wenn man nicht erfolgreich und glücklich ist. Doch ist es wirklich so einfach? Natürlich nicht. Das wissen wir alle. Und doch fühlen sich die meisten Menschen unter latentem Druck, immer noch mehr tun zu müssen. Und zwar in allen Bereichen des Lebens. Denn es scheint, als ob wir als Gesellschaft die Verbundenheit – die tiefe Sehnsucht von uns Menschen Das tiefste Bedürfnis von uns Menschen ist es, geliebt zu werden. Das hat Gott, der von sich selber sagt, «Ich bin die Liebe», in uns angelegt. Diese Sehnsucht nach verbindlicher, authentischer Verbundenheit ist der Motor, der all unser Verhalten steuert. Denn geliebt zu werden ist nicht nur wunderschön, sondern überlebenswichtig. Ohne menschliche Liebe und Fürsorge überlebt kein Kind. Auch wenn wir als Erwachsene nicht mehr so abhängig sind: Die Angst, nicht zu genügen und darum nicht mehr geliebt zu werden, bleibt bestehen. Darum sind wir Menschen so empfänglich für alle Arten von Optimierungs-Versprechen. Wir glauben, dass je besser wir es machen, desto mehr würden wir geliebt. Das gibt uns Sicherheit. Davon erhoffen wir uns auch, uns selbstbewusster, gelassener und glücklicher zu fühlen, als Entscheidung getroffen hätten, dass ein lebenswertes Leben nur eines ist, das sich ständig optimiert. Und so hetzen wir herum. Immer auf Achse. Immer mit einem Ziel vor Augen, das es unter allen Umständen zu erreichen gilt. Obwohl die Belastungsgrenze ES STELLT SICH UN- WEIGERLICH DIE FRAGE: WARUM KÖNNEN WIR NICHT EINFACH GLÜCK- LICH SEIN MIT DEM, WAS WIR SIND UND HABEN? wir das jetzt tun. Doch leider ist das nicht der Fall. Denn je mehr wir versuchen, es «richtig» zu machen oder «richtig» zu sein, desto unsicherer werden wir. Und sobald wir Menschen unsicher werden, fangen wir an zu vergleichen. Wie machen es die anderen? Was wird erwartet von längst erreicht ist. Doch wir lächeln und zeigen uns kämpferisch. Alles bestens. Mir geht's gut. Obwohl in uns drin ein Sturm tobt. Ein Sturm voller Selbstzweifel, Verunsicherung und Erschöpfung. Da stellt sich unweigerlich die Frage: Warum können wir nicht einfach glücklich sein mit dem, was wir sind und haben? Warum zweifeln wir nach all unseren grossen Bemühungen immer noch an uns und unseren Leistungen? Und vor allem auch: Was können wir tun, um daraus auszusteigen? mir? Wie könnte ich es noch besser machen? Plötzlich geht es nicht mehr darum, wie ich es gerne machen möchte und wie ich mich fühle. Es geht nur noch um ein Ziel, das es zu erreichen gilt. Es geht darum, wie es aussieht. Es geht darum, was die anderen denken. Und schon sind wir mittendrin in der Denkweise des Perfektionismus. Dieses Antreibers, der uns keine Pause gönnt, weil es nie genug ist. Dieses Lügners, der uns Leben verspricht, aber sein Versprechen niemals hält. Denn Perfektion ist Mangeldenken und Selbstablehnung.