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24 HANDEL<br />

HANDEL<br />

25<br />

Die EK/servicegroup will den Strukturwandel mit einer „rückhaltlosen<br />

Unterstützung ihrer Handelspartner“ gestalten.<br />

Fragen an den EK-Vorstandsvorsitzenden Franz-Josef Hasebrink.<br />

CHANNEL-SHIFT<br />

IST IRREVERSIBEL<br />

Die Verbundgruppenlandschaft<br />

braucht<br />

also ebenfalls eine<br />

Konsolidierung.<br />

FRANZ-JOSEF HASEBRINK<br />

Herr Hasebrink, sind Sie auf die letzte<br />

große Volkspartei, der Sie ja qua Geburt<br />

und Leben auf einem Bauernhof<br />

im katholisch geprägten Münsterland<br />

nahestehen dürften, richtig sauer, weil Sie<br />

jetzt nach Karlsruhe gehen müssen?<br />

Franz-Josef Hasebrink: Das ist eine gewagte Hypothese,<br />

dass ein Münsterländer Landwirt ausschließlich<br />

die CDU im Fokus hat, aber in der Tat<br />

bin ich persönlich, was in Sachen Corona passiert<br />

oder passiert ist und mit Blick auf meinen<br />

Verantwortungsbereich, den Handel, nicht zufrieden.<br />

Selbstverständlich scheuen wir nicht davor<br />

zurück, auch das Bundesverfassungsgericht zu<br />

bemühen. Nach allem, was wir aufgrund der Vorrecherche<br />

wissen, ist das alles andere als aussichtslos.<br />

Sie haben vor Wochen einen offenen Brief an<br />

Bundeswirtschaftsminister Altmaier geschrieben,<br />

um ihn auf die Ungerechtigkeiten in der<br />

Welt hinzuweisen. Hat er Ihnen inzwischen geantwortet?<br />

F.-J.H.: Ja, er hat mir geantwortet, aber kollektiv.<br />

Ein offener Brief ist natürlich ein politisches<br />

Instrument.<br />

Sie sind doch eher fürs Florett als für den Säbel<br />

bekannt!<br />

F.-J.H.: Die Formulierungen in dem Brief sind auch<br />

mehr florettmäßig als brachial. Wir wissen im Übrigen,<br />

dass es Peter Altmaier durchaus gut meint<br />

mit dem Mittelstand. Bei anderen Ministerien genießt<br />

der Mittelstand nicht diese Priorität.<br />

Teilen Sie mit Friedrich dem Großen dieselbe<br />

Leidenschaft fürs Bauen, weil Sie die EK ständig<br />

umbauen?<br />

F.-J.H.: Unbedingt, jedenfalls die Denkrichtung<br />

teile ich mit ihm, wobei ich mich sonst nicht mit<br />

ihm verglichen sehen möchte. Das wäre anmaßend.<br />

Friedrich der Große ist ja eine vielschichtige<br />

Persönlichkeit in der deutschen Geschichte. Was<br />

ich mit ihm teile, ist der Drang, aufzubauen, zu<br />

reformieren und in die Zukunft hineinzudenken.<br />

Der Umsatzrückgang ist mit minus 4,7 % geringer<br />

ausgefallen als noch im Januar prognostiziert,<br />

weil der ZR-Umsatz von Baby Plus integriert<br />

werden konnte. Liegt die Kompetenz der<br />

EK vor allem in Fusionen, Kooperationen, Akquisitionen<br />

und Kontorkunden?<br />

F.-J.H.: Sie liegt auch dort, ja, aber sie besteht vor<br />

allem darin, Leistungen für unsere Mitglieder in<br />

den verschiedenen Branchen aufzubauen, um sie<br />

zukunftsfähig zu machen.<br />

Das hat in den letzten Jahren nicht so gut geklappt,<br />

oder?<br />

F.-J.H.: Die EK macht mit etwa einer halben Milliarde<br />

nicht unwesentliche Umsätze in den Bereichen<br />

Sport und Fashion in Holland. Intersport<br />

wie fast alle unabhängigen Modehändler zählen<br />

dazu. Aufgrund der Rahmenbedingungen fiel das<br />

Geschäft natürlich schlecht aus, aber unseren<br />

Modehändlern ist es dennoch dank ihrer speziellen<br />

Leistungsfähigkeit gelungen, Marktanteile<br />

zu gewinnen. Mit der holländischen Baumarktkette<br />

Hubo, die nicht nur Produkte, sondern Handwerksleistungen<br />

anbietet, sind wir auch sehr gut<br />

unterwegs. Auch bei Elektroplus erleben wir eine<br />

starke Konjunktur, sodass wir auch dort Marktanteile<br />

gewinnen konnten. Bei Electroplus wie Happy<br />

Baby haben wir Social-Media-Konzepte aufgelegt<br />

und die Leistungen direkt am PoS ausgebaut.<br />

Noch einmal zurück zum Wachstum. Ist das<br />

bei der EK nur noch durch die genannten Faktoren<br />

möglich?<br />

F.-J.H.: Die EK hat in den letzten Jahren immer<br />

eine aktive Rolle gespielt, wenn es um den<br />

Strukturwandel von Handel geht. Wenn es weniger<br />

Mittelständler gibt, braucht es auch weniger<br />

Verbundgruppen, die ja von Mittelständlern<br />

unterhalten werden müssen. Die Verbundgruppenlandschaft<br />

braucht also ebenfalls eine Konsolidierung.<br />

Das geht durch Marktaustritte oder<br />

durch gezielte Strukturentwicklung, wenn ich z.<br />

B. an die Igeka und Ardek denke. Auch Baby Plus<br />

folgt dieser natürlichen Entwicklung. Damit haben<br />

wir Marktentwicklungen nachvollzogen, vor<br />

allem Kostenstrukturen aus dem Markt genommen<br />

und für die angeschlossenen Händler mehr<br />

Effizienz geschaffen.<br />

Was so viel heißt, dass die EK sich auch immer<br />

wieder neue Branchen erschließt?<br />

F.-J.H.: Natürlich hat sich die EK in andere Branchen<br />

hineinentwickelt. Aufgrund der Marktentwicklung<br />

ist der traditionelle Kern der EK, das Haushaltswaren-,<br />

Porzellan- und Eisenwarenfachgeschäft,<br />

unter Druck und muss sich quasi ständig neu erfinden.<br />

Es gibt noch diese Geschäfte in den Oberzentren,<br />

die aufgrund einer klaren Positionierung<br />

auch ein gutes Geschäft machen, aber die Unternehmer<br />

sind gefordert, ihr Geschäftsmodell<br />

und ihre Sortimentszusammenstellung ständig<br />

an die Anforderungen des Marktes anzupassen.<br />

Die EK war also darauf angewiesen, andere Betriebstypen<br />

und andere Branchen zu erschließen,<br />

um auch unseren angestammten Händlern, die<br />

vom Strukturwandel besonders arg betroffen sind,<br />

weiterhin Leistung bieten zu können.<br />

Das Joint Venture mit der ANWR, die Zusammenarbeit<br />

mit Prisma, dann mit dem Büroring,<br />

der Kauf der Euretco-Gruppe 2015, alles, um im<br />

Spiel zu bleiben?<br />

F.-J.H.: So ist es. Die Euretco-Geschichte war sicherlich<br />

der größte Schritt, der uns enorm viel<br />

Know-how, etwa Retail-Kompetenz, beschert hat.<br />

Dadurch sind wir internationaler geworden, was<br />

nicht zu vernachlässigen ist. Beide Verbundgruppen<br />

brauchen jetzt nur noch einmal, um ein Beispiel<br />

zu nennen, Digital Services zu entwickeln.<br />

Das schafft finanzielle Freiräume.<br />

Nicht zuletzt Großkunden, die Special Accounts,<br />

haben mit plus 9,9 % der EK ein relativ<br />

gutes Jahr beschert. Ist my<strong>toys</strong> für die EK<br />

ein Segen oder anders gefragt: Finden Sie Otto<br />

richtig gut?<br />

F.-J.H.: (lacht) Otto find ich deshalb schon gut, weil<br />

wir mit my<strong>toys</strong> eine geschäftlich gute und verlässliche<br />

Partnerschaft haben. Das ist ein besonderes<br />

Geschäft, das sich ausschließlich auf den<br />

Einkauf bezieht. Darüber herrscht innerhalb der<br />

EK auch Transparenz, auch mit unseren Kunden<br />

im Spielwarenbereich. Kritische Masse ist nicht<br />

alles, aber ohne kritische Masse ist alles nichts.<br />

Der Umsatz der Gruppe lag 2017 bei 2,43 Mrd.<br />

€, 2020 bei 2,17 Mrd. €, trotz der Expansion und<br />

neuer Special Accounts. Was läuft denn nicht<br />

rund bei der EK?<br />

F.-J.H.: Man muss differenzieren. Für 2020 müssen<br />

wir den Corona-Effekt rausnehmen. Im letzten<br />

Jahr haben wir in den Bereichen Sport und<br />

Fashion 170 Mio. € an Umsätzen gegenüber dem<br />

Vorjahr verloren, die wir im Wesentlichen kompensieren<br />

konnten, aber 5 % sind natürlich eine<br />

Hausnummer. Vergleicht man das mit anderen Verbundgruppen,<br />

die mit Schuhen, Mode oder Sport<br />

handeln, dann liegen die Rückgänge in mindestens<br />

ähnlicher Größenordnung. Zum anderen hat<br />

sich ein Kooperationspartner in Holland im Möbelbereich<br />

mit einem Umsatzvolumen von mehr als<br />

100 Mio. €. entschieden, das selbst zu machen.<br />

Ansonsten entwickelte sich die EK relativ stabil<br />

und durchaus positiv in den letzten drei Jahren.<br />

Der Corona-Effekt erklärt noch nicht ganz 2018<br />

oder 2019, Jahre, in denen die EK mit negativen<br />

Jahresergebnissen abschloss!<br />

F.-J.H.: Die Ergebnisse waren negativ, das stimmt.<br />

Aber wir haben uns Ende 2018 zu einer großen<br />

Strukturreform entschieden, die leider mit einem<br />

nicht unbedeutenden Stellenabbau verbunden<br />

war. Das kostete Geld in Form von Einmalzahlungen<br />

und Abfindungen, die wir bereits 2018 in<br />

den Rückstellungen berücksichtigt haben. Die außerordentlichen<br />

Aufwendungen in 2018 und 2019<br />

beliefen sich in einer Größenordnung von 8 Mio.<br />

€. Wir haben gleichzeitig aber deutlich gemacht,<br />

dass wir das Geld in kurzer Frist durch entsprechende<br />

Kosteneinsparungen wieder einspielen<br />

werden. Es war übrigens nicht nur ein Cost-Cutting-Programm,<br />

sondern wir haben die Bereiche<br />

dynamischer ausgerichtet, was sich jetzt als Glücksfall<br />

erwies. Nicht zufällig haben wir für 2020 ein<br />

deutlich positives Jahresergebnis ausgewiesen.<br />

Wird die Integration von Baby Plus die EK vor<br />

ähnliche Herausforderungen stellen wie seinerzeit<br />

die ARDEK und IGEKA?<br />

F.-J.H.: Zunächst einmal freuen wir uns darüber,<br />

dass wir die Baby Plus für ein Zusammengehen<br />

gewinnen konnten. Baby Plus hatte, gemessen<br />

an den Herausforderungen in diesem Markt, zu<br />

wenig kritische Masse. Der Unterschied zu der<br />

ARDEK-Fusion, die größere strukturelle Veränderungen<br />

bei der EK nach sich zog, ist, dass wir<br />

Baby Plus in bestehende Strukturen integrieren<br />

und die Händler das mit heute 40 Umsetzungen<br />

gut funktionierende HappyBaby-Konzept nutzen<br />

können. Das ist uns ein Stück weit schon gelungen.<br />

Auch das Lagergeschäft, worüber wir mit<br />

der Vedes gesprochen haben, wird zukünftig an<br />

einem Punkt koordiniert.<br />

Apropos, was ist eigentlich aus Ihrem „Paukenschlag“<br />

in England und Irland geworden?<br />

Hat Ihnen Boris Johnson den Wind aus den Segeln<br />

genommen?<br />

F.-J.H.: Boris Johnson macht eine Menge Wind<br />

und ich bin froh darüber, dass mir dieser nicht<br />

Überall dort, wo<br />

der stationär geprägte<br />

Fachhandel<br />

keinen Mehrwert<br />

gegenüber anderen<br />

Handelsstrukturen<br />

bieten kann, wird es<br />

schwierig werden.<br />

FRANZ-JOSEF HASEBRINK

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