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17. Jahrgang <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> 8 Euro<br />
› MEHR ALS EIN MAGAZIN<br />
› DAS ENTSCHEIDER-MAGAZIN FÜR DIE REGION GÖTTINGEN<br />
erfolgsgeschichte KWS-Vorstand Felix Büchting zeigt sich offen und bietet exklusive Einblicke in Einbeck 20
Unsere Steuerberaterinnen stehen für Frauenpower<br />
Das beste Mittel gegen Standardlösungen sind viele verschiedene<br />
Sichtweisen. Und die größten Erfolge für unsere Mandanten erzielen<br />
wir oft, wenn wir in gemischten Teams aus Frauen und Männern arbeiten.<br />
Deshalb verfolgt Quattek & Partner das Ziel, mehr Frauen in<br />
verantwortliche Positionen zu bringen.<br />
Dass wir uns dafür als Unternehmen verändern und weiterentwickeln<br />
müssen, liegt auf der Hand. Homeoffice und zahlreiche Teilzeitmodelle<br />
sind heute schon Standard.<br />
Wir arbeiten daran, das Selbstverständliche zu ermöglichen. So gehört<br />
es bei Quattek & Partner zur täglichen Praxis, Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern die gleichen Chancen zu bieten. Nicht um eine Quote<br />
zu erfüllen. Sondern um Potenziale auszuschöpfen. Und im Ergebnis<br />
noch besser zu werden.<br />
Jürgen Hollstein Dipl.-Kfm.<br />
Steuerberater<br />
Roland Haever Dipl.-Kfm.<br />
Wirtschaftsprüfer · Steuerberater<br />
Fritz Güntzler Dipl.-Kfm.<br />
Wirtschaftsprüfer · Steuerberater<br />
Johann-Karl Vietor Dipl.-Kfm.<br />
Steuerberater<br />
Thorsten Kumpe Dipl.-Kfm.<br />
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Miriam Engel Dipl.-Kffr.<br />
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Quattek & Partner Steuerberatungsgesellschaft mbB · Nikolausberger Weg 49 · 37073 Göttingen · Tel. (05 51) 49 70 1-0 · www.quattek.de
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editorial<br />
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FOTO COVER: ALCIRO THEODORO DA SILVA / FOTO EDITORIAL: LUKA GORJUP<br />
Schon mal einen Platten gehabt?... Es gibt sicher Tage, an<br />
denen es nichts ausmacht, wenn dem Reifen mal die Luft ausgeht. Von schlechtem<br />
Timing allerdings kann man sprechen, wenn dies an einem Tag passiert, an dem der<br />
dazu gehörige Wagen sich einem <strong>faktor</strong>-Autotest unterzieht. So geschehen, als wir<br />
mit dem neuen Kappa-Geschäftsführer Johannes Overhues auf Probefahrt waren,<br />
unterwegs mit dem ersten Elektro-Sportwagen von Audi. Dass dem windschnittigen<br />
RS e-tron GT jedoch noch vor dem Strom die Luft ausging – damit war nicht zu<br />
rechnen. Und trotzdem fiel das Fazit – wenn auch nach kürzerer Fahrt als geplant –<br />
durchweg positiv aus: Sowohl Auto als auch der Kamera- Experte aus Gleichen<br />
haben einiges zu bieten. Mehr dazu ab Seite 98.<br />
Eine große Ehre wurde <strong>faktor</strong> für diese Ausgabe zuteil. Es kommt nicht oft vor, dass<br />
die wirklich bedeutenden Player unserer Region für neugierige Medien ihre Türen<br />
öffnen. Und noch seltener, dass sich der Vorstand persönlich die Zeit nimmt, aus<br />
dem Nähkästchen zu plaudern. Wir waren zu Gast bei der KWS in Einbeck und trafen<br />
Felix Büchting, Nachfahre des Gründers in siebter Generation. Offen sprach er mit<br />
uns über Gentechnik sowie seine verschiedenen Rollen im Unternehmen und verriet,<br />
wie er beim Pappardelle-Kochen abschaltet – mehr ab Seite 20.<br />
Und wir sind einem wahren Lebenskünstler begegnet: Sebastian Merk. Der junge Student<br />
der Geo wissen schaften fand erst vor vier Jahren unverhofft heraus, dass die Kunst<br />
wohl zu seinem Leben gehört. Heute stellt er seine dynamischen Werke bereits in einer<br />
angesagten Galerie in London aus. Dass seine zweite Leidenschaft die Sportart Parkour<br />
ist, stellte der Freigeist bei einem außergewöhnlichen Fotoshooting für <strong>faktor</strong> unter<br />
Beweis. Den Blick hinter die Kulissen finden Sie in unserem Angebot <strong>faktor</strong> digital+.<br />
Ich wünsche Ihnen bei unserer abwechslungsreichen Lektüre viel Vergnügen<br />
und einen schwungvollen <strong>Sommer</strong>!<br />
Ihre Elena Schrader<br />
Chefredakteurin<br />
schrader@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
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2 |<strong>2021</strong> 3
inhalt<br />
service<br />
3 Editorial<br />
8 Momentaufnahmen<br />
Besondere Augenblicke<br />
vergangener Tage<br />
14 Aktuelles<br />
Neues aus der <strong>faktor</strong>-Redaktion<br />
129 Impressum<br />
unternehmen<br />
20 Das gläserne Unternehmen<br />
KWS-Vorstand Felix Büchting<br />
spricht über Gentechnik, Feldarbeit<br />
und seine Rollen im Unternehmen<br />
38 Gemeinsame Geschäfte<br />
Seit fünf Jahren trifft sich das<br />
BNI-Netzwerk, um sich gegenseitig<br />
weiterzuempfehlen<br />
44 Essbarer Erfolg<br />
Kulero-Gründer treffen<br />
mit schmackhaften Löffeln<br />
den Zeitgeist<br />
wissen<br />
50 Horizont erweitert<br />
Der Gründungswettbewerb der<br />
Uni Göttingen Lift-Off feiert seinen<br />
fünften Geburtstag und zieht Bilanz<br />
60 Absolut lohnenswert<br />
Urologin Anna-Maria Kahrs über<br />
ihre Berufung in der Männerwelt<br />
66 Eine wahre Geschichte<br />
Brustkrebs und wie frau sich – wenn<br />
auch nur schwer – vorbereiten kann<br />
68 Starke Frauen im Handwerk<br />
Eine neue Broschüre macht Mut<br />
4 2 |<strong>2021</strong><br />
mensch<br />
73 Top-Frauen der Region<br />
präsentieren sich<br />
84 Start mit Perspektive<br />
Romina Weis übernimmt das<br />
Umzugsunternehmen Haberland und<br />
hat erfrischende Ideen im Gepäck<br />
92 Was bleibt, ist die Veränderung<br />
Die neue Polizeipräsidentin<br />
Gwendolin von der Osten und ihr<br />
Kampf um die Akzeptanz von Frauen<br />
leben<br />
98 Visionäre unter sich<br />
Kappa-Geschäftsführer Johannes<br />
Overhues testet den ersten<br />
Elektro-Sportwagen von Audi<br />
108 Traum vom Baum<br />
<strong>faktor</strong> stellt die regionalen Hotels<br />
in luftiger Höhe vor<br />
118 Der Lebenskünstler<br />
Sebastian Merk und die neue ‚Art‘ –<br />
Kunst in Zeiten von Social Media<br />
130 Göttingens Gesichter & Geschichten<br />
Illustration von Sketchnoteloverin<br />
Tanja Wehr<br />
108 Urlaub in der Heimat<br />
Für Schwindelfreie. Die regionalen<br />
Baumhaushotels haben wieder geöffnet<br />
und bieten Naturfans eine Auszeit<br />
mitten im Grünen.<br />
92 Die neue Polizeichefin<br />
Frau an der Spitze. Gwendolin von der<br />
Osten ist mit großen Zielen angetreten:<br />
Akzeptanz, Vertrauen und Veränderung.<br />
FOTO: NATURFOTOKOCH
44 Kulero-Gründer auf dem Weg nach oben<br />
„Wir sind mitten in der Wachstumsphase. Deswegen<br />
herrscht bei uns noch etwas Chaos und Stress –<br />
schließlich verändert sich einfach alles.“<br />
118 Lebenskünstler Sebastian Merk<br />
FOTOS: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
20 Orange seit 1856<br />
Seltene Einblicke. <strong>faktor</strong> ist zu Gast bei KWS in Einbeck und erfährt aus erster Hand, wie<br />
hier Feldarbeit und Forschergeist seit Jahrzehnten in Einklang stehen.<br />
„Man erkennt den<br />
freiheitlichen Geist<br />
meiner Sportart in<br />
meinen Bildern wieder<br />
– Linien, Farb verläufe<br />
und Spuren, zwischen<br />
denen der Blick hin und<br />
herspringt.“<br />
2 |<strong>2021</strong> 5
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momentaufnahmen<br />
Momentaufnahmen<br />
<strong>faktor</strong> lässt besondere Ereignisse in der Region mit ausgewählten Impressionen Revue passieren.<br />
FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
Hochsaison der Leichtathletik<br />
Das 12. Internationale Sparkassenmeeting in Osterode lag in diesem Jahr als Leistungstest zwischen zwei Großereignissen –<br />
nach der deutschen Meisterschaft und vor den Landesmeister schaften in Göttingen – und ist unter den Leichtathleten längst kein<br />
Insider-Tipp mehr. Über 260 Teilnehmende kamen am 12. Juni ins Osteroder Jahnstadion, um ihre Leistungen zu bestätigen oder<br />
Qualifikationsnormen zu erreichen. Neben den internationalen Stars ist es inzwischen eine gute Tradition, dass auch Athleten aus dem<br />
paralympischen Bereich mitmischen und das Feld bereichern. Einer der Höhepunkte war der Weitsprung der Männer, bei dem auch<br />
der Paralympics-Sieger von 2012 und 2016, Markus Rehm (Foto) vom TSV Bayer 04 Leverkusen, an den Start ging. Er hatte erst<br />
kürzlich den Weltrekord auf 8,62 Meter verbessert und war bei den deutschen Meisterschaften in Braunschweig bei 8,29 Metern gelandet.<br />
In Osterode bot er – allerdings außer Konkurrenz – eine Flugshow und sprang starke 8,42 Meter.<br />
8 2 |<strong>2021</strong>
momentaufnahmen<br />
2 |<strong>2021</strong> 9
momentaufnahmen<br />
Kurz auftanken<br />
Hinter dem Deutschen Theater Göttingen,<br />
direkt am Wall, stand er: ein verspiegelter<br />
Container. ,Super‘ war da in großen weißen<br />
Buchstaben auf der einen Seite zu lesen, ,Zeit‘<br />
auf der anderen. Davor Zapfsäulen in Retro-<br />
Optik. „Drei Minuten emotional und<br />
geistig auftanken – jenseits des Alltags<br />
einen kurzen poetischen Moment erleben",<br />
so beschreibt Regisseurin Antje Thoms das<br />
Kunstprojekt, das sich das DT-Team<br />
hatte einfallen lassen, um die kulturfreie<br />
Durststrecke während der vergangenen<br />
Monate zu überbrücken.<br />
Jeden Tag wurden die Besucher hier mit<br />
Begegnungen, Literatur, Dramen, Wundern,<br />
Verschwörungstheorien, Heiterkeit, Musik<br />
und vielem mehr versorgt – am Schalter im<br />
Eins-zu-eins-Kontakt mit einem Mitglied<br />
des Ensembles.<br />
10 2 |<strong>2021</strong>
momentaufnahmen<br />
2 |<strong>2021</strong> 11
momentaufnahmen<br />
12 2 |<strong>2021</strong>
momentaufnahmen<br />
Lebendiges Haus<br />
Es ist so weit! Verleger Gerhard Steidl hat sein lang ersehntes Ziel erreicht: ein modernes Kunsthaus<br />
in der Innenstadt. Nachdem sich die geplante Eröffnung mehrfach verzögert hatte, ist Göttingen nun um eine<br />
kulturelle Attraktion reicher. Am 5. Juli öffneten sich die Pforten des neuen hochmodernen Ausstellungsgebäudes.<br />
Auch dank des kostenlosen Eintritts durch den Sponsor Sartorius soll es ein offenes Haus werden, keine klassische<br />
Galerie, mehr ein lebendiges Kunsthaus, wie die Leiterin Dorle Meyer betont. Es soll aber auch Spitzenkunst,<br />
Arbeiten auf Papier wie Fotografien, Zeichnungen, Drucke bis hin zur Buch- und Plakatkunst sowie neue Medien<br />
zeigen – mit internationalem Anstrich. Dafür sorgt die renommierte Kuratorin Ute Eskildsen. Sie hat auch die<br />
eindrucksvolle Premierenausstellung der US-amerikanischen Künstlerin Roni Horn ,gebaut‘ (Foto),<br />
die bis zum 8. August zu sehen sein wird.<br />
2 |<strong>2021</strong> 13
aktuelles<br />
<strong>faktor</strong>-FireAbend<br />
Inspiration über Grenzen hinweg<br />
Mitte April veranstaltete <strong>faktor</strong>-Herausgeber Marco Böhme gemeinsam mit Gerdum Enders,<br />
Zeichenforscher und Speaker der 27. <strong>faktor</strong>-Business-Lounge, ein coronakonformes Live-Event:<br />
den FireAbend in Enders’ Code Lab in Kassel. Ziel des Abends war es, spannende Unternehmer aus<br />
Nordhessen und Südniedersachsen zusammenzubringen und sich jenseits des Tagesgeschäfts<br />
auszutauschen. Nach einem kurzen Impulsvortrag von Enders zum Thema ‚Wie geht es denn nun<br />
anders?‘ und der anschließenden Diskussion zur ,Mission von morgen‘, hatten die Teilnehmenden<br />
bei Snacks und Getränken nach langer Zeit wieder einmal die Möglichkeit, persönlich und vor<br />
Ort zu netzwerken und ihre Inspirationen zu teilen. Das ist gelungen und bescherte allen<br />
Gänsehautmomente. Eine Wiederholung des erfolgreichen Formats ist geplant.<br />
Mittagsclub<br />
Live und in Farbe<br />
Im März berichtete Steve Wery, Inhaber des Autohauses BMW Becker-Tiemann Leinetal<br />
in Northeim und Einbeck, bei der digitalen Version des <strong>faktor</strong>-Mittagsclubs über sein<br />
Leinetaler Waldprojekt, das sich hier in der Region für die Wiederaufforstung einsetzt<br />
und das <strong>faktor</strong> als Medienpartner unterstützt.<br />
Auch Melvyn Wittwer und Michael Noack – die jungen Gründer von Inkster (dazu<br />
mehr ab Seite 54) – erzählten den Teilnehmenden im April noch über den Bildschirm von<br />
ihrer Geschäftsidee ,Tätowierung auf Zeit‘ und ihrer erfolgreichen Social-Media-Strategie.<br />
Im Mai war es dann endlich so weit: Erstmals nach langer Corona-Pause fand der<br />
Mittagsclub wieder live und in Farbe statt. Im Göttinger Restaurant Amavi war Jean<br />
Woerz (Foto) zu Gast. Die Unternehmerin hat vor zwei Jahren den Woerz Workspace am<br />
Kornmarkt in Göttingen eröffnet. Dort stellt sie individuelle Büroräume als temporäres<br />
Zuhause für Firmen sowie für Teams und Einzelpersonen zur Verfügung. Beim Mittagsclub<br />
berichtete sie über ihr innovatives Coworking-Konzept und las schließlich noch<br />
einen Teil aus ihrer ‚Biografie eines NoBody: Ich verlor den Blues‘ vor.<br />
Tipp aus der Redaktion: absolut lesenswert!<br />
Zur Bildergalerie der <strong>faktor</strong>-Events:<br />
www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/fotostrecken<br />
FOTOS: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
14 2 |<strong>2021</strong>
aktuelles<br />
❉<br />
Die große Frage<br />
Gendern: <strong>faktor</strong> sagt JEIN.<br />
Sternchen, Gender-Gap, das große Binnen-I … Heutzutage<br />
gibt es viele Möglichkeiten, sich politisch korrekt auszudrücken.<br />
Und natürlich geht auch gerade an Zeitungen und<br />
Zeitschriften, die viele Menschen ansprechen, die Gender-<br />
Debatte nicht spurlos vorbei.<br />
Auch <strong>faktor</strong> ist sich bewusst, dass Sprache nicht nur abbildet,<br />
sondern Wirklichkeit formt, und dass es gerade zur Arbeit in<br />
der Medienbranche gehört, bewusst und sensibel mit Sprache<br />
umzugehen. So hat die Redaktion viel diskutiert, sich mit dem<br />
Thema auseinandergesetzt und ist zu dem Entschluss gekommen:<br />
<strong>faktor</strong> hat sich dagegen entschieden, eine dieser alternativen<br />
Schreibweisen einzusetzen – und dabei soll es vorerst bleiben.<br />
Seit dieser Ausgabe verweist <strong>faktor</strong> im Impressum explizit darauf,<br />
dass zwar weiterhin in der Regel das generische Maskulinum,<br />
also die männliche Form, verwendet wird, aber damit dezidiert<br />
alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung einbezogen<br />
sind. Die verkürzte Sprachform hat rein redaktionelle Gründe<br />
und ist komplett wertfrei gemeint. Natürlich will und wird<br />
<strong>faktor</strong> auch in Zukunft über Menschen jeden Geschlechts<br />
berichten und sie gleichermaßen ansprechen. Daher wird die<br />
Redaktion vermehrt darauf achten, bei der Erwähnung eines<br />
Sachverhalts – wo es möglich ist und die Sprache nicht zu sehr<br />
verunstaltet – eine neutrale Form im Plural zu nutzen. Beispiel:<br />
Statt Feuerwehrmänner und Feuerwehrfrauen schreiben wir<br />
Feuerwehrleute. Nur diese Schreibweise schließt auch die<br />
Geschlechter jenseits von Mann und Frau ganz ohne Sternchen<br />
mit ein.<br />
Den <strong>faktor</strong>-Kunden wird natürlich weiterhin freigestellt, sich in<br />
den Profilen gemäß ihrer Unternehmenswerte und Leitlinien<br />
auszudrücken und dabei auch die Möglichkeit des Genderns in<br />
allen Formen offengelassen.<br />
Das mag für viele Gender-Verfechter zunächst wenig progressiv<br />
erscheinen. Doch steht dahinter nicht nur die Sorge, dass die<br />
Texte unleserlich werden und die Leserschaft abgeschreckt<br />
werden könnte, weil sie sich erzogen fühlt. Vielmehr ist <strong>faktor</strong><br />
der Auffassung, dass es wichtiger ist, weiterhin mit Lesern und<br />
Kunden über die Inhalte zu diskutieren und durch Diversität in<br />
der Themensetzung zu überzeugen – statt durch Sprache und<br />
Sternchen eine Debatte auszulösen.<br />
Zukunft in Sicht<br />
<strong>faktor</strong>AZUBI geht<br />
wieder an den Start<br />
Schwerpunktthema der nächsten Ausgabe:<br />
das Handwerk. <strong>faktor</strong>AZUBI stellt die Branche vor, spricht mit<br />
Azubis und wirft einen Blick auf die Studiengänge des Berufsfeldes.<br />
Das Fazit vorab: Handwerk macht glücklich! Dank<br />
kurzweiliger Tests können künftige Absolventen herausfinden,<br />
ob das Handwerk auch zu ihnen passt – oder ob sie ein anderer<br />
Weg zum Glück führt. <strong>faktor</strong>AZUBI gibt Freizeit- und Bewerbungstipps<br />
für die Zeit nach dem Abschluss und hilft dabei, die<br />
eigenen Stärken herauszufiltern sowie die wesentliche Frage zu<br />
klären: Ausbildung oder Studium?<br />
Möchten Sie sich als Arbeitgeber im <strong>faktor</strong>AZUBI präsentieren<br />
und die Arbeitnehmer von Morgen für sich gewinnen?<br />
Dann melden Sie sich gern bei Nicole Benseler unter:<br />
Tel. 0551 309839-22 oder benseler@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
2 |<strong>2021</strong> 15
aktuelles<br />
FOTO: MARCO BÖHME<br />
Coole Sache<br />
Jetzt anmelden: Eis-Workshop<br />
mit Francesco Samarelli<br />
Bereits im Februar war Speaker und Autor Francesco Samarelli<br />
beim <strong>faktor</strong>-Mittagsclub zu Gast. Der Schüler von ‚The Iceman‘<br />
Wim Hof zeigte den Teilnehmenden die richtige Atemtechnik, um<br />
gestärkt durch den Tag zu gehen, und brachte nicht wenige auf<br />
den Geschmack einer kalten Dusche am Morgen. Aufgrund der<br />
positiven Resonanz und hohen Nachfrage bietet Samarelli am<br />
20. August gemeinsam mit <strong>faktor</strong> einen Workshop zum Thema<br />
‚Power Breathing & Cold Exposure‘ bei System-Büro Struckmeier<br />
GmbH in Göttingen an.<br />
Hier können die Teilnehmenden vom Experten lernen, wie<br />
sie Sauerstoff und Kälteexposition nutzen können, um Körper<br />
und Geist zu optimieren. Egal, ob zur Verbesserung der eigenen<br />
Leistungsfähigkeit, zur Linderung von Krankheitssymptomen oder<br />
einfach aus Neugierde – bei diesem Workshop kommt jeder auf<br />
seine Kosten. Das Programm umfasst eine Einführung in die Atemtechnik<br />
– mit einer anschließenden Atemsitzung und einem optio na len<br />
Eisbad. Am Ende gibt es bei Snacks und Getränken Raum für<br />
Reflexion und Austausch. Der Workshop findet auf Englisch statt.<br />
Interesse geweckt? Dann melden Sie sich an unter:<br />
www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/eisbad<br />
Vorgeschmack<br />
Der nächste <strong>faktor</strong> wird anders!<br />
Gerade halten Sie den neuesten <strong>faktor</strong> in der Hand –<br />
während sich die Redaktion bereits mit der Planung der<br />
nächsten Ausgabe im Herbst beschäftigt. Diese wird, so<br />
viel sei verraten, eine Ausgabe der besonderen Art.<br />
Darin widmet sich <strong>faktor</strong> in einem Schwerpunkt ausgiebig<br />
dem Thema Gesundheit – und schafft für sämtliche Dienst <br />
leister der Gesundheitsbranche die Möglichkeit, sich im<br />
hochwertigen Umfeld in einer Auflage von 11.000 Exemplaren<br />
in ganz Südniedersachsen zu präsentieren.<br />
Und noch eine Besonderheit erwartet die Leser: Es wird<br />
ein Magazin im Magazin geben! Aufgrund der aktuell noch<br />
unsicheren Lage, wie es mit Corona weitergeht und ob die<br />
Innenstädte weiterhin geöffnet bleiben, wird der <strong>faktor</strong>Stil<br />
erstmals in den <strong>faktor</strong> integriert. Das Magazin zum Thema<br />
,Lebensart & Wohnkultur in Südniedersachsen‘, das sonst<br />
vielerorts zum Mitnehmen und Schmökern bereitliegt, wird<br />
dieses Mal im <strong>faktor</strong> per Post direkt zu den Lesern gebracht.<br />
Damit möchte <strong>faktor</strong> vor allem die vielen Einzelhändler der<br />
Region unterstützen, die sich darin präsentieren und die<br />
so – mit der noch größeren Reichweite als bisher – direkt<br />
bei den Entscheidern und potenziellen Kunden auf den<br />
Schreibtischen landen.<br />
Möchten auch Sie mit Ihrem Unternehmen in diesem<br />
attraktiven Umfeld dabei sein?<br />
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16 2 |<strong>2021</strong>
Anwaltskanzlei „Arkaden am Gericht“<br />
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ist die Wurzel<br />
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Zilian<br />
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Rechtsanwalts- und Notariatskanzlei in Göttingen<br />
Anwaltskanzlei „Arkaden am Gericht“<br />
Seit Generationen erste Anlaufstelle für Unternehmen und private Mandanten<br />
in allen juristischen Angelegenheiten<br />
dr. Bodenburg<br />
Zilian<br />
Werk<br />
Rechtsanwalts- Rechtsanwalts- und und Notariatskanzlei Notarkanzlei in Göttingen<br />
Rechtsgebiete<br />
Arbeitsrecht<br />
Bank-, Kapital-, Gesellschaftsrecht<br />
Erbrecht<br />
Versicherungsrecht<br />
Compliance<br />
Medizinrecht<br />
Energierecht<br />
Immobilien-, Bau-, Mietrecht<br />
Familienrecht<br />
Straf- & Verkehrsrecht<br />
Notariat<br />
Seit Generationen erste Anlaufstelle für Unternehmen und private Mandanten<br />
Vertrags- & Zivilrecht<br />
in allen juristischen Angelegenheiten<br />
Anwaltskanzlei „Arkaden am Gericht“<br />
Rechtsgebiete<br />
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das sofort gerechnet hat.“<br />
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Das gläserne<br />
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Der Name KWS steht in der Region für Saatgut und orange-weiße Schilder, die auf<br />
weiten Feldern rund um Einbeck deutlich sichtbar sind. Doch was genau auf dem riesigen<br />
Betriebsgelände außer der Züchtung von Zuckerrüben und Co. vor sich geht, wissen wohl<br />
die wenigsten. Felix Büchting, Vorstand und Nachfahre des Gründers in siebter Generation,<br />
gewährt exklusive Einblicke und spricht mit <strong>faktor</strong> offen über Gentechnik, die Frage,<br />
welchen Hut er als Erbe tagtäglich aufsetzt, und seine Zeit am heimischen Herd.<br />
TEXT ANJA DANISEWITSCH FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
20 2 |<strong>2021</strong>
unternehmen<br />
2 |<strong>2021</strong> 21
unternehmen<br />
LESEZEIT: 12 MINUTEN<br />
Nachts ist es hier eigentlich am schönsten.<br />
Dann leuchten die gläsernen Gewächshäuser<br />
von KWS in Orange,<br />
Rot und Violett unter dem dunklen<br />
Nachthimmel. Jede Pflanze, die hier<br />
in kleinen Töpfen steht, wird in den<br />
ersten Monaten im Gewächshaus unter verschiedenen<br />
klimatischen Bedingungen getestet, bevor sie im Frühjahr<br />
und Frühsommer auf die angrenzenden Felder ausgepflanzt<br />
wird – den echten Naturgewalten ausgesetzt. Das<br />
Herz von KWS, so könnte man sagen, schlägt im saisonalen<br />
Rhythmus der Natur. „Unsere Wurzeln liegen in der<br />
Landwirtschaft, daran wird sich auch trotz neuester<br />
Technologien und Forschung nichts ändern“, erklärt Felix<br />
Büchting, Nachfolger der Unternehmensgründer in<br />
der siebten Generation. 2016 stieg er fest in das familiengeführte<br />
Unternehmen ein und wurde 2019 in den Vorstand<br />
bestellt, um für die Ressorts Getreide, Personal und<br />
Landwirtschaft die Verantwortung zu übernehmen.<br />
Mit Zuckerrüben fing 1856 alles an.<br />
22 2 |<strong>2021</strong>
unternehmen<br />
Noch heute wird das Zuckerrüben-Saatgut in Einbeck aufbereitet – eine Pigmentschicht verleiht der ,Pille‘ die KWS-typische brilliante orange Färbung.<br />
2 |<strong>2021</strong> 23
unternehmen<br />
EINEN INTERVIEWTERMIN mit Felix Büchting zu bekommen,<br />
gehört nicht zu den leichtesten Übungen. Der<br />
Terminkalender des Vorstands ist erwartungsgemäß voll,<br />
obwohl seine Reisefrequenz durch die Corona-Pandemie<br />
um ein Vielfaches gesunken ist. „Ich versuche natürlich,<br />
an vielen Standorten präsent und mit unseren Mitarbeitern<br />
überall auf der Welt in Kontakt zu sein“, sagt<br />
der 47-Jährige, der es zwischenzeitlich zu genießen<br />
scheint, dass er weniger Zeit im Flugzeug verbringt. Entspannt<br />
zurückgelehnt sitzt er, die Beine übereinandergeschlagen,<br />
auf der Couch im Besprechungsraum des Unternehmenshauptsitzes<br />
in Einbeck und erwartet mit offenem<br />
Blick die Fragen. KWS, das ist sein Zuhause. „Als Kind<br />
war ich mit meinem Großvater oft auf den Feldern und<br />
mehr noch in den nahe gelegenen Wäldern unterwegs“,<br />
erzählt er im Plauderton. „Wenn wir einen Ausflug gemacht<br />
haben, war immer auch Thema: Was wächst da<br />
auf dem Feld?“ Dass er knapp 40 Jahre später hier sitzen<br />
würde, entschied er allerdings erst während seiner Abiturzeit.<br />
„Ursprünglich wollte ich Architektur studieren.<br />
In der Schulzeit hatte ich kein ausgeprägtes Interesse an<br />
Pflanzenzüchtung“, so der promovierte Agrarbiologe.<br />
1991 WURDE IN FRANKREICH der erste genetisch veränderte<br />
Mais freigesetzt. Es gab große und fundamentale<br />
Diskussionen in der Presse und von Umweltaktivisten.<br />
„Plötzlich verstand ich, wie lebensnah das Thema ist, und<br />
beschloss, mich näher damit zu beschäftigen. An diesem<br />
Punkt entschied ich mich für das Studium der Agrarbiologie,<br />
da ich merkte, dass ich etwas verändern kann.“<br />
Mit dieser Erkenntnis war der erste Schritt gegangen, um<br />
ein großes Erbe anzutreten: Denn KWS ist ein kontinuierlich<br />
wachsender Global Player, der mittlerweile mehr<br />
als 5.700 Mitarbeitende in 70 Ländern beschäftigt – davon<br />
allein rund 1.500 Angestellte in Einbeck. Im Geschäftsjahr<br />
2019/20 erwirtschaftete KWS einen Gesamtumsatz<br />
von 1,3 Milliarden Euro. Schwerpunkte, so heißt es in<br />
der Firmenbeschreibung, sind die Pflanzenzüchtung und<br />
die Produktion sowie der Verkauf von Mais-, Zuckerrüben-,<br />
Getreide-, Raps-, Sonnenblumen- und Gemüsesaatgut.<br />
KWS setzt modernste Methoden der Pflanzenzüchtung<br />
ein, um die Erträge der Landwirte zu steigern<br />
sowie die Widerstandskraft von Pflanzen gegen Krankheiten,<br />
Schädlinge und abiotischen Stress – zum Beispiel<br />
durch Klimaveränderungen – weiter zu verbessern. Dank<br />
des Wachstums wurde es notwendig, die Verwaltung<br />
auszubauen, und nach einjähriger Planung bezog das<br />
Unternehmen 2018 seinen neuen Standort in Berlin.<br />
Nicht, um sich langsam aus Einbeck zurückzuziehen,<br />
sondern weil sich in der Hauptstadt mehr spezialisierte<br />
Fachkräfte mit Fremdsprachenkenntnissen wie beispielsweise<br />
Ukrainisch oder Portugiesisch finden als in einer<br />
Kleinstadt in Südniedersachsen. „Einbeck bleibt unser<br />
Headquarter“, sagt Büchting mit sicherer Stimme. Denn<br />
Pflanzenzüchtung funktioniere nur im ländlichen Raum.<br />
Darüber hinaus befinden sich hier wichtige Teile der<br />
Verwaltung und die Unternehmensführung sowie die<br />
größte Forschungseinrichtung und das gesamte Zuchtprogramm<br />
für Zuckerrüben.<br />
UND MIT ZUCKERRÜBEN fing alles an. 1856 startet die<br />
Erfolgsgeschichte mit der ,Zuckerfabrik Klein Wanzleben‘<br />
in dem gleichnamigen Dorf bei Magdeburg, das<br />
noch heute den Beinamen ‚Zuckerdorf‘ trägt. Damals<br />
schossen allerorts derartige ‚Zuckerrübenquetschen‘ aus<br />
dem Boden. Auch der Gründervater von KWS, Matthias<br />
Christian Rabbethge, war ‚Zuckerrübenfabrikant‘ und<br />
Landwirt. Aus wirtschaftlichen Gründen entstand in<br />
Klein Wanzleben eine Kooperation von Zuckerfabrikanten.<br />
Nach und nach kaufte Rabbethge Anteile auf, bis er<br />
1856 – dem Gründungsjahr der heutigen KWS – Mehrheitseigner<br />
war. Sein Sohn Matthias Rabbethge jun.<br />
begann drei Jahre später, im Jahr 1859, mit der systematischen<br />
Züchtung einer Rübe, die mehr Zucker und weniger<br />
Wasser enthielt. Ein visionärer Gedanke, denn die<br />
Mendel’schen Regeln über die Rolle der Gene bei der<br />
24 2 |<strong>2021</strong>
unternehmen<br />
2 |<strong>2021</strong> 25
unternehmen<br />
Köpfchen gefragt Schon früher lag einer der Schwerpunkte der KWS auf der analytische Arbeit bei der Züchtung –<br />
wenngleich das ,Absacken‘ von Original-Saatgut damals noch tatkräftigen Körpereinsatz erforderte.<br />
Vererbung von Merkmalen wurden von Gregor Mendel<br />
(1822 – 1884) erst 1866 publiziert und wiederum erst einige<br />
Jahre später von der Öffentlichkeit wahrgenommen.<br />
Matthias Rabbethge jun. gelang es, durch Kreuzungen<br />
Saatgut zu züchten, das die Eigenschaften der Zuckerrübe<br />
messbar verbesserte und reißenden Absatz fand. Um finanzielle<br />
Mittel für das Wachstum des Unternehmens zu<br />
bekommen, ging man 1885 nach Berlin an die Börse und<br />
wurde Aktiengesellschaft. Dennoch hat es KWS bis heute<br />
geschafft, ein familiengeprägtes Unternehmen zu bleiben,<br />
das eigenständig und unabhängig geführt wird.<br />
Umsatzgetriebene Quartalszahlen lassen sich bei den<br />
langen Entwicklungsperioden in der Pflanzenforschung<br />
und bei Aufwendungen von 17 Prozent des Gruppenumsatzes<br />
für Forschung und Entwicklung ohnehin nur schwer<br />
realisieren. Im vergangenen Geschäftsjahr lagen die Investitionen<br />
in diesem Bereich bei 236 Millionen Euro.<br />
DOCH UM NOCH EINMAL auf die Historie zurückzukommen:<br />
Was wäre eine Erfolgsgeschichte ohne die Liebe?<br />
Im Jahr 1858 schlossen die Unternehmertochter Marie<br />
Elisabeth Dorothee Rabbethge und der Sohn des Hauptinvestors<br />
und Gutsbesitzers Julius Giesecke den Bund<br />
der Ehe. Die Zukunft des Unternehmens war so auf familiärer<br />
und finanzieller Ebene gesichert. Einen der<br />
schwerwiegendsten Einschnitte erlebte KWS dann 1945,<br />
als nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs der Firmensitz<br />
aus Klein Wanzleben in der russischen Besatzungszone<br />
nach Einbeck in der britischen Besatzungszone verlegt<br />
wurde. Ein Neuaufbau musste beginnen.<br />
HEUTE REIHT SICH AM STADTRAND von Einbeck<br />
Gewächshaus an Gewächshaus. Von 130.000 Quadratmetern<br />
Betriebsgelände sind insgesamt 21.000 Quadratmeter<br />
Gewächshäuser mit eigener Energieversorgung.<br />
Alles läuft hier vollautomatisch: die Berieselung der Pflanzen<br />
mit feinem Sprühregen sowie die Regulierung der<br />
Fenster und der Temperatur. Hier und in den angrenzenden<br />
Laboren steckt das wahre Kapital des Unternehmens.<br />
Über 480 neue Sorten wurden allein im letzten Geschäftsjahr<br />
gezüchtet.<br />
Bis diese allerdings als Saatgut auf den Äckern der Bauern<br />
landen, werden einige Jahre vergehen. „Im Schnitt<br />
dauert der Prozess von der Idee bis zum fertigen Produkt<br />
zehn Jahre – davon allein zwei bis drei Jahre, um die<br />
staatliche Zulassung zu bekommen“, erklärt Büchting.<br />
Das ‚Produkt‘ ist dann eine Pflanzenzüchtung, die einen<br />
neuen Mehrwert bietet – beispielsweise in der Qualität,<br />
im Ertrag für den Landwirt oder eine Verbesserung der<br />
Eigenschaften in der Verarbeitung.<br />
26 2 |<strong>2021</strong>
unternehmen<br />
Zukunftsfähig Modernste Laboreinrichtung am Standort in Einbeck ermöglicht heute außergewöhnliche Fortschritte wie<br />
beispielsweise bei den ,in vitro Pflanzen' in der Wachstumskammer (l.) oder den jungen Pflanzen in der Anzucht (r.).<br />
2 |<strong>2021</strong> 27
unternehmen<br />
Vortäuschung falscher Tatsachen Den Zuckerrüben in der Kältekammer wird der Winter ,vorgespielt‘, damit sie im nächsten Frühjahr Blüten bilden.<br />
28 2 |<strong>2021</strong>
unternehmen<br />
2 |<strong>2021</strong> 29
unternehmen<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
2006<br />
2010 2015 2020<br />
Stetiges Wachstum Die Entwicklung der KWS-Aktie seit der Aufnahme in den SDAX zeigt eine eindeutige Tendenz.<br />
FELIX BÜCHTING kennt das Unternehmen mit allen<br />
Facetten. Nach dem Abitur 1994 absolvierte er als Erstes<br />
ein dreimonatiges Praktikum bei der heutigen KWS<br />
Lochow. „Wie Aschen puttel habe ich dort ganz klassisch<br />
Erbsen gezählt“, erzählt er mit einem Schmunzeln.<br />
Da dieses Tochterunternehmen damals unabhängiger<br />
von KWS wirtschaftete, als es heute der Fall ist, war der<br />
Name ‚Büchting‘ dort nicht so geläufig. „Ich lief dort ein<br />
wenig unter dem Radar“, sagt er und erinnert sich daran,<br />
dass das für ihn auch vollkommen in Ordnung war. Er<br />
ist ein Mensch, der in seiner Position kein Privileg sieht.<br />
Wohl aber darin, dass es eine Chance ist, in so ein Unternehmen<br />
hineingeboren zu werden und eine Aufgabe<br />
übernehmen zu können. „Ich erkläre es immer gern so“,<br />
sagt Büchting. „Es ist wie ein Hut, den man aufsetzt. Entweder<br />
trage ich den ‚Hut der Aufgabe‘, die ich übernommen<br />
habe, oder ich trage den ‚Hut des Eigentümers‘.“ Es<br />
gehöre viel Fingerspitzengefühl dazu, zu entscheiden,<br />
wann man welchen Hut aufsetzt. „Ich glaube, es ist mir<br />
gut gelungen, dass der zweite Hut eigentlich keine Rolle<br />
spielt. Mir ist es wichtig, dass die Menschen im Unternehmen<br />
mich so wahrnehmen und mit mir umgehen wie<br />
mit anderen auch.“<br />
Ebenso unaufgeregt betrachtet Büchting auch seine<br />
Position im Vorstand, in den er 2019 berufen wurde.<br />
„Mein Anspruch ist es nicht, kurz- oder mittelfristig zu<br />
einer Revolution zu führen. Das übergeordnete Ziel ist<br />
sicherzustellen, dass ich das Unternehmen in genauso<br />
gutem, wenn nicht besserem Zustand an die nächste<br />
Generation übergebe“, erklärt er, und macht eine kurze<br />
Pause, wie um einen Gedanken in die richtigen Worte zu<br />
fassen. „Ich bin Treuhänder“, sagt er zufrieden. Und<br />
wieder ein Moment der Stille, um dem Gesagten nachzuspüren.<br />
Nachdem sein Vater Andreas Joachim Büchting<br />
2007 seinen Vorstandsposten aufgab und in den Aufsichtsrat<br />
wechselte, übernahm zwölf Jahre später mit Felix<br />
Büchting wieder ein Familienmitglied im höchsten Entscheidungsgremium<br />
eine operative Verantwortung. Hat<br />
er sich ein Ziel gesetzt, wie er sich in die Unternehmensgeschichte<br />
einschreibt? „Ich habe noch genug Zeit, dem<br />
Unternehmen meinen Stempel aufzusetzen. Dafür ist es<br />
jetzt noch zu früh“, stellt Büchting fest. Ein solches Erbe<br />
in einem börsennotierten Unternehmen dieser Größenordnung<br />
anzutreten, stellt an sich schon eine respektable<br />
Aufgabe dar. Dass Eigentum bekanntermaßen verpflichtet,<br />
ist dabei nur ein Aspekt. „Es gibt natürlich die eine<br />
oder andere Erwartung, sei es aus der Familie, sei es aus<br />
der Unternehmung oder von außen“, so der Nachfahre<br />
des Gründers. „Für mich eine sehr motivierende Herausforderung<br />
– schließlich will ich nicht die Generation sein,<br />
bei der es scheitert.“<br />
BÜCHTING ZEIGT SICH OFFEN und auskunftsfreudig.<br />
Kein Zögern, als wir das Thema Gentechnik ansprechen.<br />
Ganz im Gegenteil. „Es ist schon so etwas wie Tradition bei<br />
KWS, dass wir offen in den Dialog gehen und mit den Menschen<br />
reden. Wir wissen, dass wir an sehr erklärungsintensiven<br />
Produkten forschen.“ Damals, in den 1990er- Jahren,<br />
als Umweltaktivisten mit Feldbesetzungen – Feldbefreiung,<br />
wie sie es damals nannten – ihren Protest gegen Gentechnik<br />
auch vor den Türen von KWS zum Ausdruck brachten,<br />
ging sein Vater zu diesen Menschen hinaus, setzte sich zu<br />
ihnen ans Lagerfeuer und sprach mit ihnen – auf Augenhöhe.<br />
Auch wenn heute kein Lagerfeuer brennt, im übertragenen<br />
Sinn findet der Dialog immer noch mit der gleichen<br />
Intention statt: Verständigung. „Wir sind immer bereit, mit<br />
Menschen, die Bedenken haben, zu sprechen. Dafür öffnen<br />
wir gern unsere Türen und Gewächshäuser.“<br />
30 2 |<strong>2021</strong>
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Zuckerrüben bei der Arbeit Unter Isolierhauben bestäuben sich die Pflanzen im Gewächshaus selbst.<br />
32 2 |<strong>2021</strong>
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2 |<strong>2021</strong> 33
unternehmen<br />
EUROPA IST EINE INSEL. So bezeichnet es Büchting,<br />
wenn es um das Thema Gentechnik geht. An dieser Stelle<br />
korrigiert er auch den Begriff: „Bei den neuen Methoden,<br />
die wir in der Züchtung einsetzen, handelt es sich<br />
um hoch präzise Verfahren, die mit der ursprünglichen<br />
Gentechnik nicht mehr viel zu tun haben. Daher nutzen<br />
wir für Anwendungen wie Genome Editing / CRISPR bewusst<br />
den Begriff ‚Neue Züchtungsmethoden‘.“<br />
Nirgends sonst auf der Welt stehen die Menschen der<br />
Erforschung von neuen Pflanzenzüchtungen mit so großer<br />
Skepsis gegenüber. Vieles, was in den Laboren geschieht,<br />
ist zu komplex, um es mit ein paar Worten erklären<br />
zu können – und auch in diesem Artikel würde es<br />
den Rahmen sprengen, die Prozesse in ihrer Gänze zu<br />
beschreiben. In ihren Laboren arbeiten die Forscher am<br />
‚Genome Editing‘. Eine Methode der Pflanzenzüchtung,<br />
die auch Gen-Schere genannt wird. Wo Mendel einst in<br />
mühevoller Kleinarbeit Kreuzungszüchtung betrieb, die<br />
zehn Jahre und länger dauern konnte, benötigen die heutigen<br />
Forscher zwei bis drei Jahre. Im Ergebnis allerdings<br />
unterscheidet sich die Genstruktur einer In-vitro-Pflanze<br />
(Laborpflanze) nicht von der einer ‚natürlichen‘ Züchtung.<br />
„Wir stehen nach wie vor auf dem Standpunkt, dass<br />
Gentechnik von Fall zu Fall betrachtet werden muss, aber<br />
es ist ein Werkzeug in unserem Werkzeugkasten.“<br />
Die Forschung zur Erbgut-Veränderung durch die<br />
Gen-Schere CRISPR / Cas wurde 2020 sogar mit dem<br />
Chemie- Nobelpreis honoriert. KWS selbst ist an einem<br />
Gemeinschaftsprojekt des Bundesverbandes deutscher<br />
Pflanzenzüchter mit insgesamt 54 Unternehmen, das<br />
sich Pilton nennt, beteiligt. Ziel ist es, unter Einsatz der<br />
Gen-Schere eine Weizenart zu züchten, die gegen Pilzbefall<br />
resistent ist und gleichzeitig den Anforderungen der<br />
Landwirte gerecht wird – kurze, widerstandsfähige Halme<br />
und lange Ähren.<br />
DER KLIMAWANDEL wird die Landwirte vor neue Herausforderungen<br />
stellen. Feuchtigkeit, Hitze und Schädlinge<br />
belasten die Pflanzen zusätzlich und schmälern die<br />
Erträge. Neue Züchtungsmethoden wie Genome Editing<br />
können dabei in ihrer Schnelligkeit und Präzision zielgerichtetere<br />
Antworten liefern. „Eines müssen wir uns<br />
jedoch klar machen“, sagt Büchting. „Von der Vorstellung,<br />
dass mithilfe der neuen Züchtungsmethoden das<br />
Ernährungsproblem auf der Erde von heute auf morgen<br />
gelöst werden kann, so wie es vor 30 Jahren mit Beginn<br />
der ‚klassischen Gentechnik‘ prophezeit wurde, müssen<br />
wir uns verabschieden. Wir brauchen eine Kombination<br />
an Technologien.“ KWS wird weiterhin in Kooperationen<br />
an Lösungen arbeiten, ob sich das Ernährungsverhalten<br />
der Menschen hin zu saisonalen und regionalen<br />
Produkten entwickelt oder die Großstädter vermehrt zu<br />
Convenience Food greifen.<br />
FELIX BÜCHTING hat seine Wahl getroffen: frische Lebensmittel<br />
und frische Zubereitung. Dafür steht er in<br />
seiner freien Zeit gern selbst am Herd und kocht für<br />
Freunde und Familie. „Mein liebstes Gericht ist dabei<br />
Pappardelle an karamellisierten roten Zwiebeln mit Feige,<br />
Ricotta und Olivenöl – nicht ganz regional, aber sehr<br />
gut“, sagt der passionierte Hobbykoch. Wie viel Zeit er<br />
in den kommenden Jahren haben wird, um neue Kreationen<br />
zu kochen, bleibt abzuwarten. Die gesellschaftlichen<br />
Herausforderungen verlangen viel Forschergeist<br />
und ertragreiche Ernten, um den aktuellen und zukünftigen<br />
Herausforderungen der Landwirtschaft auch in<br />
Zukunft erfolgreich entgegentreten zu können. ƒ<br />
ZUR PERSON<br />
Dr. Felix Büchting kam 1974 in Karlsruhe zur Welt und ist<br />
heute Vorstandsmitglied der KWS mit Stammsitz in Einbeck.<br />
Als Nachfolger der Unternehmensgründer in der<br />
siebten Generation kam er im Jahr 2016 zurück ins Unternehmen,<br />
nachdem er zuvor sechs Jahre bei der Symrise AG<br />
im Produktmanagement und in der Supply Chain Verantwortung<br />
übernahm. Der Agrarbiologe hatte nach seiner<br />
Promotion 2005 sowohl in Deutschland als auch in Frankreich<br />
in verschiedenen Bereichen der KWS Gruppe – von<br />
Forschung bis Marketing – Erfahrungen gesammelt. Der<br />
47-Jährige ist passionierter Hobbykoch und engagiert sich<br />
als Liebhaber von moderner Kunst bei den Freunden des<br />
Sprengel Museums Hannover. Büchting bezeichnet sich<br />
selbst als Familienmensch und als sehr heimatverbunden.<br />
ZUM UNTERNEHMEN<br />
KWS SAAT SE & Co. KGaA ist eines der führenden<br />
Pflanzen züchtungsunternehmen weltweit. Seit mehr als<br />
160 Jahren wird KWS als familiengeprägtes Unternehmen<br />
eigenständig und unabhängig geführt. Mehr als 5.700<br />
Mitarbeiter in 70 Ländern erwirtschafteten im Geschäftsjahr<br />
2019/2020 einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro.<br />
Schwerpunkte sind die Pflanzenzüchtung und die<br />
Produktion sowie der Verkauf von Mais-, Zuckerrüben-,<br />
Getreide-, Raps-, Sonnenblumen- und Gemüsesaatgut.<br />
KWS setzt modernste Methoden der Pflanzenzüchtung<br />
ein, um die Erträge der Landwirte zu steigern sowie die<br />
Widerstandskraft von Pflanzen gegen Krankheiten,<br />
Schädlinge und abiotischen Stress weiter zu verbessern.<br />
Um dieses Ziel zu realisieren, investierte das Unternehmen<br />
im vergangenen Geschäftsjahr mehr als 200 Millionen<br />
Euro in Forschung und Entwicklung. Die Produktpalette<br />
für Saatgut reicht dabei von Mais über Zuckerrüben,<br />
Getreide, Ölsaaten und Eiweißpflanzen bis hin zu Gemüse.<br />
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34 2 |<strong>2021</strong>
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Verstehen und vertrauen<br />
Zum vierten Mal in Folge wurde die Sparkasse Göttingen für das beste Private Banking<br />
Niedersachsens ausgezeichnet – das Ergebnis einer Beratung, die sich der Qualität verpflichtet.<br />
Ausgezeichnetes Team (v. l.) Vorstandsvorsitzender<br />
der Sparkasse Göttingen Rainer Hald,<br />
sein Stellvertreter im Vorstand Michael Birlin,<br />
Matthias Leonhardt, Leiter des Private Banking,<br />
und die stellvertretende Private<br />
Banking-Leiterin Daniela Henkelmann.<br />
Erfolgsstory. So beschreibt man die Entwicklung<br />
des Private Banking der Sparkasse<br />
Göttingen wohl am treffendsten<br />
– und das nicht erst, seit das Deutsche Institut<br />
für Bankentests (DIfB) das Beraterteam um<br />
Matthias Leonhardt in diesem Jahr zum wiederholten<br />
Male als bestes Private Banking in<br />
ganz Niedersachsen tituliert hat.<br />
LEONHARDT, der Leiter des Private Banking,<br />
hat die spezielle Beratung für vermögende<br />
Kunden vor Jahren mit aufgebaut: „Wir waren<br />
damals eine der ersten Sparkassen, die diese<br />
individuelle Begleitung auf höchstem Niveau<br />
mit einem separaten Team angeboten hat.“<br />
Seitdem hat sich dieser Bereich der Sparkasse<br />
konstant weiterentwickelt. Heute betreuen<br />
14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deutschlandweit<br />
rund 850 Familien und mehr als 60<br />
Stiftungen. Ein Gesamtvermögen von fast einer<br />
Milliarde Euro vertrauen die Kunden dem<br />
Private Banking der Sparkasse Göttingen an.<br />
Die Beratungsleistung des Private Banking<br />
ist breit gefächert: Sie umfasst unter anderem<br />
eine umfangreiche Wertpapierberatung,<br />
Finanzierungsgespräche, Unterstützung bei<br />
der Stiftungsgründung sowie Testamentsvollstreckung<br />
und Hilfestellung beim Erwerb<br />
von Wald- und Ackerflächen. „Im Mittelpunkt<br />
steht dabei immer der Kunde mit seiner individuellen<br />
Lebenssituation, den wir über Jahre<br />
oder Jahrzehnte begleiten. Wir verstehen unsere<br />
Kunden, ihre Ziele und Wünsche. Daraus<br />
erwächst großes Vertrauen. Dieses Vertrauen<br />
ehrt uns und verpflichtet uns gleichzeitig, die<br />
finanzielle Lebensplanung der Kunden kompetent<br />
und mit größter Sorgfalt voranzutreiben“,<br />
erklärt Matthias Leonhardt die Philosophie<br />
des Private Bankings.<br />
Mit diesem Ansatz in der Beratung konnte<br />
man auch die unabhängigen Tester des Deut
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Siegerehrung auf dem ,Treppchen‘ des Michaelishauses: Die Gewinner des Private Banking-Börsenspiels <strong>2021</strong> freuen sich über ihre Preise.<br />
schen Instituts für Bankentests überzeugen,<br />
die in Kooperation mit ihrem Lizenzpartner,<br />
der Tageszeitung DIE WELT, regelmäßig die<br />
Beratungsqualität bei Banken und Sparkassen<br />
untersuchen. Mit einer bemerkenswerten Gesamtnote<br />
von 1,2 wurde dem Private Banking<br />
der Sparkasse Göttingen eine außerordentlich<br />
hohe Qualität und großes fachliches Knowhow<br />
bescheinigt – und gleichzeitig die Topplatzierung<br />
aller getesteten Institute in Niedersachsen<br />
verliehen, zum vierten Mal in Folge.<br />
„DAS IST SCHON ETWAS BESONDERES.<br />
Zu verdanken haben wir diese Anerkennung<br />
den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unseres<br />
Private Banking, die täglich mit großer<br />
Motivation und viel Engagement für<br />
unsere vermögenden Kundinnen und Kunden<br />
da sind – insbesondere in der aktuellen<br />
schwierigen Situation“, sagt auch Rainer<br />
Hald, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse<br />
Göttin gen. Sein Stellvertreter im Vorstand,<br />
Michael Birlin, ergänzt: „Das Ergebnis des<br />
Bankentests bestätigt unseren Anspruch:<br />
ein besonders hohes Maß an Vertrauenswürdigkeit,<br />
Verständlichkeit und qualifiziertem<br />
Fachwissen.“<br />
Zum Private-Banking-Angebot gehören neben<br />
dem ganzheitlichen Beratungsansatz auch<br />
Veranstaltungen wie zum Beispiel Fachvorträge,<br />
das Lady-Banking und das jährliche Börsenspiel,<br />
das sich großer Beliebtheit erfreut.<br />
„Auch wenn die letzte Siegerehrung im kleinen<br />
Rahmen stattfinden musste, fiebern die Kunden<br />
jedes Jahr regelrecht darauf hin“, berichtet<br />
Matthias Leonhardt. Manchmal sind es eben<br />
auch die Kleinigkeiten, die eine Geschichte zu<br />
einer Erfolgsstory machen.<br />
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Private Banking<br />
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37073 Göttingen<br />
Tel. 0551 405-3021 od. -3026<br />
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Seit fünf Jahren trifft sich eine engagierte Gruppe ,früher Vögel‘, um sich gegenseitig weiterzuempfehlen,<br />
und stärkt damit den Wirtschaftsstandort Südniedersachsen.<br />
TEXT STEFAN LIEBIG FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
LESEZEIT: 5 MINUTEN<br />
Dann bis Donnerstagabend, viertel vor Sieben“,<br />
schallt es herüber. „Abends? – Von wegen, wir<br />
treffen uns am frühen Morgen!“ Ein häufig geführter<br />
Dialog, der mal den Einstieg ins Netzwerken der<br />
besonderen Art, mal aber auch das Ende vom eigentlichen<br />
Anfang bedeutet.<br />
Netzwerken, während andere noch gemütlich am heimischen<br />
Frühstückstisch sitzen oder lieber noch das<br />
warme Bettchen hüten. Wer macht denn so was? Nun,<br />
weltweit etwa 275.000 Mitglieder des Business Network<br />
International (BNI). Eine Idee, die – Überraschung – aus<br />
den USA nach Europa gekommen ist. Das Prinzip: In<br />
regionalen Gruppen lernen sich Unternehmer kennen<br />
und empfehlen sich anschließend nach dem Prinzip ,Wer<br />
gibt, gewinnt‘ provisionsfrei an ihre eigenen Kontakte<br />
weiter. Jedes Fachgebiet ist in jedem Unternehmerteam<br />
nur einmal vertreten. „Alle präsentieren ihren jeweiligen<br />
USP, ihr Alleinstellungsmerkmal, dann wird das gesamte<br />
Team zum Vertriebsteam“, erklärt Christian Struck und<br />
skizziert damit das BNI-System, bei dem jeder von den<br />
Kontakten der anderen profitiert. Pünktlich zum fünften<br />
Geburtstag des Göttinger Teams ,Rotmilan‘ übernahm<br />
der Geschäftsführer von MPSN Design zum zweiten<br />
Mal die Rolle des regionalen Teamdirektors. Vor rund<br />
vier Jahren stieß er dazu. Anfangs noch skeptisch, lebt<br />
Struck heute die BNI-Werte und ist im Jubiläumsjahr für<br />
den Ablauf in der aktuell 56 Mitglieder zählenden Gruppe<br />
verantwortlich.<br />
INITIATOR WAR DAMALS STEFAN EBBECKE, Inhaber<br />
der Ebbecke GmbH. „Meine Schreinerei zog von Scheden<br />
nach Göttingen und sollte sich als Küchenspezialist positionieren<br />
– da musste ein Plan her“, erzählt der aktuelle<br />
Rotmilan-Mitgliederkoordinator. Da kam ihm eine<br />
Wanderung mit einem befreundeten Freiburger BNI’ler<br />
gerade recht: „Er überzeugte mich sofort vom Netzwerk-Prinzip:<br />
Die Mitglieder kennen sich und empfehlen<br />
sich nur weiter, wenn sie voneinander überzeugt sind.“<br />
Das nächste Problem: Es gab in und um Göttingen keine<br />
BNI-Gruppe. Aufgeben kam für Ebbecke aber nicht infrage.<br />
Er nahm Kontakt zum BNI auf und begann, selbst<br />
ein Team aufzubauen.<br />
Es folgten viele Telefonate, Treffen mit Interessierten<br />
und im April 2016 die Gründungsveranstaltung mit über<br />
100 Gästen. Ebbeckes motivierende Art überzeugte 23<br />
Personen, Gründungsmitglied zu werden – 15 von ihnen<br />
sind übrigens auch zum fünfjährigen Jubiläum noch dabei.<br />
Manche machen heute bis zu 90 Prozent ihres Umsatzes<br />
über BNI-Empfehlungen. Sie freuen sich zudem<br />
über die hohe Qualität der Aufträge und die Zusammenarbeit<br />
mit ihrem ,BNI-Vertriebsteam‘. Es lohnt sich also,<br />
donnerstags früh aufzustehen und sich zum Unternehmerfrühstück<br />
zu treffen. Mit einem jährlichen, durch Empfehlungen<br />
zustande kommenden Umsatz von etwa 7,5<br />
Millionen Euro rangieren die Südniedersachsen inzwischen<br />
meist im Top-Ten-Bereich der deutschsprachigen<br />
etwa 550 Teams – kein Wunder, dass sich auch im Südharz<br />
eines gegründet hat und sich in Northeim, Duderstadt<br />
und anderen Orten weitere in Gründung befinden.<br />
DOCH WAS MACHT DEN REIZ dieser wöchentlichen<br />
Treffen mit Anwesenheitspflicht aus? Angela Hansel, die<br />
zwar erst seit vergangenem November dabei ist, aber seit<br />
April als Schatzmeisterin zum Führungsteam gehört,<br />
bringt es auf den Punkt: „Als Jungunternehmerin und erfahrene<br />
Netzwerkerin finde ich beim BNI Gleichgesinnte,<br />
die auf den geschäftlichen Erfolg fixiert sind. Dies und die<br />
vertrauensvolle Atmosphäre rissen mich sofort mit.“ Als<br />
Selbstständige im Bereich Freie Rede und Gesang, etwa<br />
als Trauerrednerin, bringt sie kommunikative Qualifikationen<br />
mit, die sehr nützlich sind. Denn wenn sich über 50<br />
Mitglieder und eine zweistellige Zahl von Gästen treffen,<br />
bleiben sage und schreibe nur 20 Sekunden, um sein Alleinstellungsmerkmal<br />
zu präsentieren. „Das ist zwar<br />
sportlich, aber nötig, um unser Programm in 90 Minuten<br />
durchzuziehen“, erklärt Struck. Denn ab 8.30 Uhr sollen<br />
38 2 | <strong>2021</strong>
unternehmen<br />
Gemeinsam früh am Start: Angela Hansel, Christian Struck und Stefan Ebbecke (v.l.) leben und beleben das BNI-Netzwerk.<br />
und wollen sich die Unternehmer um ihr Geschäft und die<br />
Weiterempfehlung der BNI-Kollegen kümmern. Um sich<br />
effektiv zu präsentieren und weiterzuempfehlen, stehen<br />
allen Teilnehmern Workshops, Gespräche mit Mentoren<br />
und der Austausch mit anderen Mitgliedern zur Verfügung<br />
– übrigens auch denen aller anderen weltweiten<br />
Teams. „Diese Art der Persönlichkeitsentwicklung ist ein<br />
gigantisches Angebot. Es hat mich in diesem halben Jahr<br />
enorm weitergebracht“, sagt Hansel.<br />
Aber es gibt auch die, für die frühes Aufstehen, das<br />
Auswerten des Engagements und der Fokus auf messbare<br />
Ergebnisse aus den Treffen schon anstrengend und zu<br />
amerikanisch wirken. „Nur kurz: Die Auffassungsgabe<br />
ist morgens am besten, wir entwickeln uns persönlich<br />
weiter, stärken die regionale Wirtschaft und bieten auch<br />
Außenstehenden effektive Zusammenarbeit“, sagt Struck<br />
klarstellend und verweist auf den Thementag Kultur, bei<br />
dem Vertreter der gebeutelten Branche im Netzwerk zu<br />
Gast sein durften.<br />
Basis für die Verwaltung des BNI-Gesamtangebots ist<br />
im Übrigen eine App und eine umfangreiche Service-Plattform.<br />
Eine technische Grundlage, deren Wert mit Beginn<br />
der Pandemie nochmals stieg. „Wir schafften es innerhalb<br />
einer Woche, unsere Präsenztreffen mit bis zu dreistelligen<br />
Teilnehmerzahlen auf Online-Meetings umzustellen“, erklärt<br />
Ebbecke. Dies birgt im BNI-Fall Vor- und Nachteile:<br />
Einerseits sei man nach wie vor in der Lage, Geschäfte<br />
anzustoßen und zu netzwerken, andererseits sei der per-<br />
sönliche Kontakt unersetzlich. Hansel bestätigt dies, denn<br />
viele BNI-Kollegen kennt sie bislang nur vom Bildschirm,<br />
andererseits spart sie aber durch die Online-Meetings viel<br />
Fahrzeit ein. Wohl auch ein Grund, warum sich in Kürze<br />
ein reines Online-Team gründen wird.<br />
Einig sind sich aber alle drei: So sehr sie sich über die<br />
regelmäßigen Online-Treffen auch freuen, sie können es<br />
kaum erwarten, an einem möglichst zeitnahen Donnerstagmorgen<br />
endlich wieder ,live zu gehen‘. ƒ<br />
BNI in Zahlen<br />
BNI-Gründung: 1985<br />
Mitgliederzahl: 275.000 in 10.000 Teams, davon 550 im<br />
deutschsprachigen Raum<br />
Jährlicher Umsatz: 16,2 Milliarden US-Dollar<br />
Gründung ,Rotmilan‘ in Göttingen: April 2016<br />
Mitgliederzahl: 56; Ziel: 76 Mitglieder<br />
Angestrebter jährlicher Umsatz: 7,5 Millionen Euro<br />
Kontakt<br />
Martin Sundermann<br />
Exekutivdirektor BNI Südniedersachsen<br />
Tel. 0170-275 7733<br />
info@bni-suedniedersachsen.de<br />
www.bni-suedniedersachsen.de<br />
2 |<strong>2021</strong> 39
5 Jahre BNI ROTMILAN in Göttingen<br />
Stefan Rittmeier<br />
Fliesenlegermeister<br />
Nico Hanelt<br />
Hauptvertretung der Allianz<br />
agentur.hanelt@allianz.de<br />
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bisherigen Gesell schaftern Frank Dannhauer,<br />
Oliver Eggert und Bodo Barczewski wurde<br />
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WAS IST NÖTIG, um ein Büro erfolgreich<br />
in die Zukunft zu führen? Ganz klar: ein<br />
motiviertes, breit aufgestelltes Team mit<br />
unter schiedlichen Qualifikationen. Dieses<br />
Leitbild der onp-Schwieger GmbH wird mit<br />
den bestehenden Mitarbeitern in den beiden<br />
bisherigen Standorten im Ostviertel und in<br />
Weende erfolgreich gelebt und weiter vertieft.<br />
Koope ra tionen in der Vergangenheit mit gemeinsamen<br />
Projekten wie dem ,Strandhaus‘<br />
erprobten die Zusammenarbeit und bildeten<br />
die Grundlage für eine schnelle Umsetzung.<br />
Qualitätsstandards werden beibehalten, Erfahrungen<br />
ausgetauscht, Synergien genutzt<br />
und unterschiedliches Know-how gebündelt<br />
und zusammengeführt. Schon die ersten<br />
Monate der neuen Zusammenarbeit haben<br />
den Schritt der Fusion bestätigt und gezeigt,<br />
dass die Erwartungen mehr als erfüllt sind. Im<br />
Frühjahr 2022 wird in einem weiteren Schritt<br />
die räumliche Zusammenführung an einem<br />
gemeinsamen Bürostandort an der Weender<br />
Landstraße realisiert.<br />
WIE BISHER werden Projekte jeder<br />
Größenordnung umgesetzt, vom Carport bis<br />
zum Hochhaus. Der Geschosswohnungs bau,<br />
der Industrie- und Gewerbebau sowie Parkhaussanierungen<br />
bilden dabei die Schwerpunkte.<br />
So wurden und werden das Kunsthaus,<br />
der Neubau der innerstädtischen Sparkasse,<br />
der Science Park, das Studentenwohnheim<br />
Rote Straße / Burgstraße, die Marktkirche in<br />
Clausthal Zellerfeld und ein großes Parkhaus<br />
auf dem Gothaer Areal fertiggestellt. Weitere<br />
spannende Projekte befinden sich in der Planung<br />
und Ausführung. Das weiterhin verfolgte<br />
Ziel ist eine in ihrer Nutzung flexible, an<br />
der Umgebung ausgerichtete Architektur mit<br />
nachhaltigen Gebäuden. Dies gilt für große<br />
und kleine Projekte, die nach den Bedürfnissen<br />
und Nutzungen der Bauherren gemeinsam<br />
unter einem Dach entwickelt, geplant<br />
und umgesetzt werden.<br />
KONTAKT<br />
onp-Schwieger GmbH<br />
Rohnsweg 11 | 37085 Göttingen<br />
Eichweg 10A | 37077 Göttingen<br />
Tel. 0551-499910 | Tel. 0551-383030<br />
info@onp-schwieger.de<br />
www.onp-schwieger.de
unternehmen<br />
44 2 |<strong>2021</strong>
unternehmen<br />
Essbarer<br />
Erfolg<br />
Juliane Schöning und Hemant Chawla von<br />
Kulero haben den Zeitgeist getroffen: Nach dem<br />
Verbot von Kleinplastik liegen die schmackhaften<br />
Löffel des Göttinger Start-ups voll im Trend.<br />
So sehr, dass die Gründer es bis in die TV-Sendung<br />
,Die Höhle der Löwen‘ schafften – wenngleich<br />
sie den Deal dann platzen ließen.<br />
TEXT SVEN GRÜNEWALD<br />
FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
2 |<strong>2021</strong> 45
unternehmen<br />
LESEZEIT: 8 MINUTEN<br />
Manches Kind freut sich auf den essbaren<br />
Eislöffel mit dem Schoko geschmack<br />
fast mehr als auf das eigentliche Eis.<br />
Das ist eine der Erfahrungen, die in<br />
Göttinger Eisdielen mit den essbaren<br />
Löffeln von Kulero gemacht wurden. Das Verbot von<br />
Kleinplastik wie etwa Einwegbesteck hat einen neuen<br />
Markt geschaffen, in dem sich viel tut und der es der<br />
Göttinger Kulero GmbH ermöglich hat, sich in kurzer<br />
Zeit deutschlandweit einen Namen zu machen. Nicht<br />
zuletzt hat dazu Anfang April auch der TV-Auftritt bei<br />
der Start-up- Finanzierungsshow ,Die Höhle der Löwen‘<br />
auf VOX beigetragen – aber dazu später mehr.<br />
„WIR SIND <strong>2021</strong> ZWEI JAHRE alt geworden, und es ist<br />
unvorstellbar, wie viel in dieser kurzen Zeit passiert ist“,<br />
erzählt Juliane Schöning, die das Unternehmen zusammen<br />
mit Hemant Chawla gegründet hat. Gerade erst ist<br />
das Start-up nach Grone Süd umgezogen, weil die alten<br />
Räumlichkeiten zu klein waren. „Einfach war es nicht,<br />
etwas Bezahlbares zu finden, das uns Lager und Büroflächen<br />
unter einem Dach bietet“, sagt Schöning. Und so<br />
wäre es fast nach Northeim gegangen, wenn sich nicht<br />
das Team, das zu einem großen Teil aus Studenten besteht,<br />
deutlich für Göttingen ausgesprochen hätte. Vier<br />
Mitarbeiter in Vollzeit arbeiten inzwischen bei Kulero,<br />
hinzu kommen acht Minijobber. „Wir sind mitten in der<br />
Wachstumsphase“, so Schöning. „Deswegen herrscht bei<br />
uns noch etwas Chaos und Stress – schließlich verändert<br />
sich einfach alles.“<br />
Und das ist nur der deutsche Teil der Erfolgsgeschichte.<br />
Die Ursprünge von Kulero reichen noch zwei Jahre weiter<br />
zurück und führen nach Indien. Dort gründete der<br />
gebürtige Inder Hemant Chawla bereits 2017 sein erstes<br />
,Essbare-Löffel-Unternehmen‘. Die Idee kam Chawla bei<br />
einem Streetfood-Festival, bei dem irgendwann das Besteck<br />
ausging und mithilfe von Brot das Hauptgericht<br />
gegessen wurde. „Das hat gut funktioniert, aber ich habe<br />
mich gefragt, ob man das Brot nicht mit der Löffelform<br />
kombinieren kann, und dann zu Hause in der Küche etwas<br />
entwickelt.“ Die Idee schlug ein, vor allem, weil Indien<br />
bereits 2018 aus dem Einwegbesteck ausgestiegen<br />
ist. Das Unternehmen entwickelte sich so gut, dass es<br />
bereits vor der Corona-Pandemie 70 Mitarbeiter hatte.<br />
HEMANT CHAWLA UND JULIANE SCHÖNING lernten<br />
sich 2019 kennen, als sie über dieselbe Organisation einen<br />
Freiwilligendienst absolvierten – Chawla in Deutschland,<br />
Schöning in Indien. Im Rahmen eines internen Seminars<br />
stellte Chawla seine Löffel-Idee vor, die Schöning<br />
begeisterte. So beschlossen sie noch im selben Jahr, gemeinsam<br />
auch in Deutschland ein entsprechendes Unternehmen<br />
zu gründen. Kulero war geboren.<br />
Kulero heißt im Esperanto ,Löffel‘ und bezeichnet damit<br />
das Kernprodukt der Firma. Kern gleich im doppelten<br />
Sinne, denn die Produkte sind zwar essbar, müssen aber<br />
auch einiges aushalten und entsprechend stabil und ausdauernd<br />
sein: 30 Minuten in heißen Suppen oder Kaffee,<br />
60 Minuten im Speiseeis. Die erste Behördenfrage bei der<br />
Unternehmensgründung war dann auch: Sind die Produkte<br />
denn nun ein Lebensmittel oder ein Besteckartikel?<br />
Und keine Behörde wusste so recht, wer zuständig ist. Geworden<br />
ist es letztlich ein Lebensmittel, offiziell ein Keks.<br />
Den wiederum gibt es in verschiedenen Geschmacksrichtungen.<br />
Den Esslöffel in Pfeffer, Masala, neutral oder<br />
schokoladig, die kleinen und mittleren Eis- und Dessertlöffel<br />
hingegen nur in schokoladig oder neutral.<br />
Von anderen Gaumenfreuden hat man sich schon wieder<br />
verabschiedet: Anis, Spinat und Rote Bete sahen<br />
zwar farblich gut aus, haben aber auf der Zunge nicht<br />
funktioniert. Doch die Suche nach Varianten – in Form<br />
und Geschmack – geht weiter. Kulero kooperiert auch<br />
mit anderen Herstellern, die etwa essbare Kaffeebecher<br />
und Teller herstellen und so die Angebotspalette ergänzen<br />
– wer will, kann bei Kulero einen vollständigen Picknickkorb<br />
bestellen.<br />
MOMENTAN BESTEHEN DIE LÖFFEL noch aus etwas<br />
Getreide mehl und Kleie oder Haferschalen, das Weizenmehl<br />
soll jedoch bald ersetzt werden – die Bio-Eislöffel<br />
kommen bereits ohne Weizen und Gluten aus. Die Haferschalen<br />
sind ein Reststoff aus der Lebensmittelindustrie,<br />
der nicht nur wichtige Ballaststoffe liefert, sondern<br />
– statt weggeschmissen zu werden – in den Kulero-Löffeln<br />
eine sinnvolle Nutzung erfährt.<br />
Für die Produktion wurde über ein befreundetes Startup<br />
ein Kekshersteller in Baden-Württemberg gefunden,<br />
mit dem zusammen an der Weiterentwicklung der Produktpalette<br />
gearbeitet wird. „Da müssen wir etwas experimentieren“,<br />
erklärt Juliane Schöning. „Denn was in<br />
unserer Versuchsküche gut funktioniert, funktioniert<br />
nicht zwangsläufig auch auf den großen Maschinen.“<br />
Ebenso anspruchsvoll ist die Entwicklung neuer Formen<br />
wie etwa der von Gabeln. Das eigene private Experimentieren<br />
und Backen, mit dem Kulero seine ersten<br />
Produkte entwickelt hat, hat aber bei Weitem noch nicht<br />
ausgedient, insbesondere, wenn es um schnelle Produktentwicklung<br />
geht. „Vor Weihnachten stand ich zum Beispiel<br />
in meiner Küche und habe überlegt, was man verschenken<br />
kann“, sagt Schöning. „Herausgekommen ist<br />
eine Trinkschokolade am essbaren Löffel.“<br />
46 2 | <strong>2021</strong>
unternehmen<br />
2 |<strong>2021</strong> 47
unternehmen<br />
Auf Sendung<br />
Auch wenn der große Deal aus<br />
,Die Höhle der Löwen‘ im Anschluss<br />
geplatzt ist, kurbelte der TV-Auftritt<br />
die Verkaufszahlen von Kulero<br />
ordentlich an.<br />
DIE PERSPEKTIVEN FÜR KULERO sind glänzend und so<br />
wundert auch nicht das selbst gesteckte Ziel: „Wir wollen<br />
langfristig Marktführer im Essbare-Löffel-Markt<br />
werden und streben einen Marktanteil von 40 Prozent<br />
an“, betont Hemant Chawla. Im immer noch etwas improvisiert<br />
wirkenden Besprechungsraum steht eine Flipchart,<br />
darauf Marketingziele und zugeordnete Mitarbeiter,<br />
nebenan klackern die Tastaturen und klingeln die<br />
Telefone.<br />
Abgesehen davon, dass die essbaren Löffel voll im<br />
Trend liegen, hat auch der Auftritt bei der Start-up-Show<br />
,Die Höhle der Löwen‘ einen großen Schub hin zum Ziel<br />
bedeutet. In den Wochen nach der Ausstrahlung der Sendung<br />
rund um Ostern dieses Jahres trafen über 2.000<br />
Bestellungen im Onlineshop ein. Darunter auch größere<br />
Bestellungen etwa für Hochzeiten und andere Veranstaltungen.<br />
„Wir haben aber auch gemerkt, dass der Onlinevertrieb<br />
an Privatkunden nicht unser Haupt vertriebs kanal<br />
werden wird“, so Chawla. Stattdessen konzentriert sich<br />
das Team deutlich stärker auf Großkunden.<br />
Großabnehmer sind etwa Eisdielen, auch in einigen<br />
Supermarktketten sind die Produkte bereits gelistet, und<br />
mit der Deutschen Bahn wird derzeit über die Lieferung<br />
von Kaffeestäbchen geredet. „Wir haben aber auch ganz<br />
neue Kundengruppen für uns entdeckt“, sagt Chawla.<br />
Strafanstalten und psychiatrische Kliniken etwa. „Da<br />
geht es nicht so sehr um Nachhaltigkeit, sondern um Sicherheitsaspekte,<br />
da das Besteck nicht als Waffe oder zur<br />
Selbstverletzung verwendet werden kann.“ Inzwischen<br />
beliefert Kulero rund 30 Prozent der Jugendvollzugsanstalten<br />
in Deutschland.<br />
48 2 | <strong>2021</strong><br />
AUCH WENN SICH KULERO noch vorrangig auf den<br />
deutschen Markt konzentriert, ist der Sprung in europäische<br />
Nachbarländer bereits geglückt. Ebenso ist den<br />
Gründern aber auch der Direktkontakt zu einzelnen Eisdielen<br />
jenseits der Großhändler wichtig. „Wir sind ja<br />
noch mitten in der Lernphase, da ist es wichtig, wenn<br />
man direkt mit dem Kunden sprechen kann und Feedback<br />
bekommt“, so Chawla. Das gibt es auch gleich vor<br />
Ort, denn inzwischen sind in fast allen Göttinger Eisdielen<br />
die Kulero-Löffel erhältlich, wenn auch manchmal<br />
nur auf gezielte Nachfrage. Anfangs wurde dafür gelegentlich<br />
auch ein kleiner Aufpreis verlangt – oder es war<br />
von der Bechergröße abhängig, ob es den Löffel dazu<br />
gab, denn die Kosten sind natürlich höher als beim Plastiklöffel.<br />
Doch das scheint sich zu ändern. Mit dem Wegfall<br />
der Plastikkonkurrenz gibt es nicht mehr viele Alternativen<br />
– die Löffel aus Holz sind etwa genauso teuer<br />
wie die von Kulero.<br />
DAS MARKTPOTENZIAL, aber auch der nachhaltige Ansatz<br />
waren gute Argumente, mit denen Kulero Investoren<br />
gewinnen konnte. Selbst Bahlsen hatte Interesse an<br />
einer Kooperation, die dann jedoch am Ende nicht zustande<br />
kam. „Nach unserem Auftritt in ,Die Höhle der<br />
Löwen‘ hatten wir sogar mehrere Angebote“, erzählt<br />
Schöning. Am Ende haben sie sich aber dagegen entschieden<br />
und mehrere kleinere bis mittelgroße Investoren<br />
für insgesamt knapp 15 Prozent Unternehmensanteile<br />
mit ins Boot geholt. Darunter ist Soulbottles aus Berlin,<br />
die Mehrwegflaschen herstellen und sich für weniger<br />
Plastik in der Umwelt einsetzen und zur Erreichung<br />
dieses Ziels auch andere Start-ups mit demselben Ziel<br />
unterstützen. „Unseren Investoren ist es wichtig, sich<br />
langfristig zu engagieren“, betont die Jungunternehmerin<br />
noch. „Und einigen ist zudem die gesellschaftliche<br />
Relevanz unseres Ansatzes wichtig.“ Der scheint auch<br />
bei den beiden Gründern ungebrochen durch. „Wir wollen<br />
etwas aufbauen, wir streben keinen Exit an, indem<br />
wir das Unternehmen schnell verkaufen.“ ƒ<br />
Kulero GmbH<br />
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Horizont erweitert<br />
Der Gründungswettbewerb der Uni Göttingen Lift-Off feiert seinen<br />
fünften Geburtstag – und zieht eine durchweg positive Bilanz:<br />
mehr Preise, weitere Sponsoren, die Teilnehmerzahl hat sich verdreifacht.<br />
Das Thema Gründen spielt heute an der Georgia Augusta eine größere Rolle.<br />
TEXT SVEN GRÜNEWALD ILLUSTRATIONEN STOCK.ADOBE.COM<br />
„Beim Lift-Off geht es nicht nur um Coaching, Businesspläne und<br />
Preisgelder, sondern es geht auch darum, Öffentlichkeit herzustellen<br />
für viele tolle und wirtschaftlich tragfähige Ideen, die in der<br />
Universität und ihrem Umfeld entstehen. In fünf Jahren hat das<br />
Team um Christina Qaim mit Lift-Off eine wichtige Institution<br />
geschaffen, die nicht wieder abgeschafft werden kann.“<br />
Johannes Loxen, Geschäftsführer der SerNet GmbH<br />
und Mentor im Rahmen des Lift-Off<br />
50 2 | <strong>2021</strong>
wissen<br />
„Während des Wettbewerbs können die zukünftigen Jung unternehmer den oft<br />
herausfordernden Weg zum erfolg reichen Start-up kennenlernen, können sich<br />
ausprobieren, dürfen Fehler machen und haben dabei immer kompetente<br />
Ansprechpartner an der Seite – ein tolles Konzept, das uns überzeugt hat,<br />
weshalb wir auch seit der ersten Auflage als Partner mit an Bord sind.“<br />
Rainer Hald, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Göttingen und Sponsor<br />
LESEZEIT: 10 MINUTEN<br />
Nach fünf Jahren lautet die Bilanz: Der<br />
Lift-Off lohnt sich! Jedes Jahr aufs Neue<br />
berichtet <strong>faktor</strong> als Medienpartner über<br />
die spannenden Gründungen, die aus der<br />
Uni Göttingen hervorgehen – und so<br />
langsam starten einige von ihnen richtig durch, während<br />
andere, gerade aus dem Life-Science-Bereich, einfach<br />
viel Zeit brauchen. Aber auch sie wurden durch das regionale<br />
Gründerökosystem und nicht zuletzt durch den<br />
Lift-Off-Wett bewerb auf den richtigen Weg gebracht.<br />
„EIGENTLICH WOLLTEN WIR das Thema Gründungen<br />
nur unter Studierenden bekannter machen“, erzählt<br />
Martin Stammann von der Gründungsförderung der Uni<br />
Göttingen und erinnert sich an die bescheidenen Anfänge<br />
zurück. „Der Wettbewerb war zunächst eher klein<br />
gedacht“, ergänzt sein Kollege Simon Bohn – also mit<br />
geringen Budgets für die Teams. Doch aus diesen beschaulichen<br />
Anfängen hat sich deutlich mehr entwickelt.<br />
Sponsoren wurden aktiv angesprochen, um mehr Anreize<br />
für hochwertige und ernsthafte Gründungsvorhaben zu<br />
schaffen. Die Bereitschaft aus der lokalen Wirtschaft war<br />
da, sich mit Preisgeldern – zuletzt 30.000 Euro –, aber<br />
auch mit ihrem Know-how als Mentoren für die Gründungsteams<br />
einzubringen. Gerade dieser Zugang zu<br />
Erfahrungen im Businessbereich und damit die Chance,<br />
klassische Stolpersteine bei der Unternehmensgründung<br />
selbst zu vermeiden, wird von den Teams geschätzt.<br />
Mit einer weiteren Differenzierung der Bewertungskategorien<br />
wurden nicht nur studentische Teams angesprochen,<br />
sondern explizit auch wissenschaftliche – hier<br />
hat man vor allem den Life-Science-Bereich im Blick, wie<br />
auch die Einführung des entsprechenden Sonderpreises<br />
deutlich macht. „Göttingen und die Life Sciences gehören<br />
einfach zusammen“, sagt Bohn. Doch auch auf andere<br />
Entwicklungen hat die Gründungsförderung mit der<br />
Zeit reagiert, indem sie einen weiteren Sonderpreis, den<br />
,Social Entrepreneurship‘ sowie zwei Publikumspreise<br />
eingeführt hat. Und in diesem Jahr geht die Ausdifferenzierung<br />
weiter: Ein Sonderpreis ,Zukunftsfähige Landnutzung‘<br />
ist hinzukommen. Einen Überblick zu den<br />
Gewinnern aus <strong>2021</strong> gibt es im Kasten auf Seite 53.<br />
WÄHREND SICH STUDENTISCHE TEAMS recht leicht<br />
begeistern lassen, ist die Überzeugungsarbeit bei Professoren,<br />
Postdocs und Doktoranden deutlich aufwendiger.<br />
Die alte Elfenbeinturm-Vorstellung, dass es ,pfui‘ ist, aus<br />
Wissenschaft ein Unternehmen zu machen, steckt noch<br />
immer in einigen Köpfen. Doch haben die letzten fünf<br />
Jahre eines gezeigt: Die Köpfe werden offener. Kamen<br />
bei der allerersten Wettbewerbsrunde nur fünf Teams<br />
„Der Lift-Off-Gründungswettbewerb an der Universität schafft eine<br />
Möglichkeit des Transfers zwischen Wirtschaft und Wissenschaft.<br />
Entrepreneurship wird gefördert, es wird das Marktpotenzial<br />
identifiziert und ein tragfähiges Geschäftsmodell überlegt.<br />
Wenn dann gleichzeitig auch die Bindung der Studierenden an<br />
Südniedersachsen gestärkt wird, verspreche ich mir neue Impulse,<br />
Innovationen und kreative Köpfe für die regionale Wirtschaft.“<br />
Marc Diederich, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung<br />
Region Göttingen<br />
2 |<strong>2021</strong> 51
wissen<br />
„Lift-Off wurde vor fünf Jahren gestartet und als wichtiger<br />
Gründungswettbewerb Göttingens etabliert und spielt deshalb im<br />
Gründungsökosystem eine wichtige Rolle. Eines der herausragenden<br />
Göttinger Kompetenzfelder ist dabei der Bereich Life Science.<br />
Aus unserer Sicht eines der wichtigsten Zukunftsthemen für den<br />
Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Göttingen.“<br />
Ursula Haufe, Geschäftsführerin der Gesellschaft für<br />
Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung Göttingen<br />
Die Gewinner des Lift-Off <strong>2021</strong><br />
1. PLATZ POTENZIAL: Magnus<br />
Idee: ein Desinfektionsmittelspender, der die herkömmliche Türklinke<br />
ersetzt.<br />
2. PLATZ POTENZIAL: BSF Cycle<br />
Idee: Züchtung der schwarzen Soldatenfliege, die organische Abfälle in<br />
Schwellenländern verwerten soll. Ihre Larven sollen für die Tierfuttererzeugung<br />
genutzt werden.<br />
1. PLATZ WISSENSCHAFT: Koiotech<br />
Idee: ein innovativer Scanner zur visuellen Größenbestimmung<br />
von Kartoffeln.<br />
2. PLATZ WISSENSCHAFT: Q3 Labs<br />
Idee: Softwareanwendung, mit der die Aufgaben eines Forschungslabors<br />
automatisiert werden können.<br />
SONDERPREIS LIFE SCIENCE: Myofarm<br />
Idee: Ein Verfahren zur Medikamentenentwicklung an miniaturisierten<br />
Herzmuskeln aus menschlichen Stammzellen.<br />
aus Wissenschaftskreisen, ist die Teilnehmerzahl dieses<br />
Jahr erstmals zweistellig. „Es ist nach wie vor ein mühseliger<br />
Prozess, aber wir sehen klar, dass das Interesse zunimmt“,<br />
sagt Bohn. Insgesamt hat sich die Teilnehmerzahl<br />
verdreifacht. Und auch die Identifikation der Teilnehmer<br />
mit dem Wettbewerb ist gestiegen. Während<br />
anfänglich rund die Hälfte der Teams im Laufe des Verfahrens<br />
ausgeschieden sind, sind <strong>2021</strong> von den 29 ursprünglich<br />
angemeldeten Teams immer noch 26 dabei.<br />
DIE VERÄNDERUNGEN, DIE LIFT-OFF seit seiner Gründung<br />
durchgemacht hat, sind mehr als nur eine nette<br />
Spielerei. „Wir sind in Göttingen mit unseren Ausgründungsbemühungen<br />
– und die schließen die anderen<br />
Hochschulen mit ein – deutschlandweit inzwischen ins<br />
Mittelfeld aufgerückt, während es zuvor nur ein unbedeutendes<br />
Randthema war“, erklärt Stammann. Das<br />
zeigten Rankings, die die Anzahl der Ausgründungen,<br />
bezogen auf die Zahl der Wissenschaftler und Studierenden,<br />
berücksichtigen. Bei den Preisgeldern spielt man<br />
hingegen schon in den Top Ten mit. „Der Gründungsgedanke<br />
wird bei uns noch nicht – wie etwa an der TU<br />
München – bei jedem Projekt mitgedacht, aber wir sind<br />
einen großen Schritt in diese Richtung vorangekommen.“<br />
Die beiden Gründungsberater sind sich sicher, dass<br />
weitere Erfolge im Sinne zunehmender Ausgründungsaktivitäten<br />
nur eine Frage der Zeit sind – wenn am Thema<br />
weiterhin konsequent gearbeitet wird. Das heißt, das<br />
Investorennetzwerk zu stärken, aber auch die neue<br />
Start-up-Strategie des Landes Niedersachsen zu nutzen.<br />
„Es tut sich etwas“, erklärt Stammann. „Zusammen mit<br />
dem Land können wir in den nächsten fünf Jahren noch<br />
einmal einen weiteren großen Schritt vorankommen.“<br />
SONDERPREIS SOCIAL ENTREPRENEURSHIP: Open Hearing Project<br />
Idee: Den globalen Markt für Hörhilfen mithilfe einer kostengünstigen<br />
Innovation bestehend aus Smartphone und App zu revolutionieren.<br />
SONDERPREIS ZUKUNFTSFÄHIGE LANDNUTZUNG: LarvaeLoop<br />
Idee: Eine kombinierte Züchtung verschiedener Fliegenlarven zur<br />
Verwertung organischer Abfälle für die Tierfutterindustrie.<br />
PUBLIKUMSPREIS POTENZIAL: Magnus<br />
PUBLIKUMSPREIS WISSENSCHAFT: Koiotech<br />
Weitere Infos unter: www.uni-goettingen.de/de/547939.html<br />
Was ist aus den Siegern der<br />
vergangenen Jahre geworden?<br />
Auf den folgenden Seiten hat <strong>faktor</strong> drei<br />
vielversprechende Gründungen aus dem<br />
bisherigen Lift-Off-Wettbewerb noch einmal<br />
unter die Lupe genommen.<br />
52 2 | <strong>2021</strong>
1. PLATZ<br />
2018<br />
wissen<br />
Die Augen im Feld<br />
Agvolution bringt neue Präzision in die landwirtschaftliche Planung.<br />
Dank innovativer Sensoren können der Anbau und die Pflege<br />
von Pflanzen optimiert werden.<br />
Wie viel Nährstoffe im Boden zur Verfügung stehen,<br />
ob es ausreichend feucht ist und welche Auswirkungen<br />
das auf Krankheitserreger hat? „Diese Vorhersagen<br />
sind in einer hohen Auflösung für kleinräumige<br />
Teilflächen und Felder kaum zu treffen, weil die dafür<br />
notwendigen Daten bisher noch gar nicht gesammelt<br />
wurden“, sagt Andreas Heckmann, Geschäftsführer der<br />
Agvolution. „Dieses Problem adressieren wir.“<br />
Heckmann kommt selbst aus einem landwirtschaftlichen<br />
Betrieb und war eine Zeit lang als Berater in diesem<br />
Wirtschaftsbereich tätig. „Mich persönlich haben<br />
die Techniken am Markt nicht überzeugt. Oft wurden<br />
nur Satelliten-, Wetter- oder Versuchsdaten genommen.<br />
Das ist aber nicht die Lösung, weil Pflanzenbau sehr<br />
komplex ist.“ Als er an der Uni dann eine Promotion<br />
begann, hatte Andreas Heckmann schon den Plan, eine<br />
neue Lösung zu entwickeln, und suchte dafür Mitstreiter.<br />
Heraus gekommen ist die Gründung der Agvolution,<br />
die 2018 bei Lift-Off den ersten Platz belegte. Auch bei<br />
anderen Wettbewerben, unter anderem auf EU-Ebene,<br />
war das Start-up erfolgreich.<br />
AGVOLUTION ARBEITET an zwei Komponenten: einem<br />
Mikroklimasensor und einem Ökosystemmodell. Der<br />
Sensor ist ein solarbetriebenes wartungsfreies System,<br />
das mit verschiedenen Sensoren zur Messung von relevanten<br />
Umweltdaten gekoppelt werden kann. Temperatur,<br />
Regenmenge oder Bodenfeuchte werden autark und<br />
permanent gemessen und per Funk in das Modell eingespeist.<br />
„Bodenfeuchtemessung klingt einfach“, so der<br />
Geschäftsführer, „aber daran<br />
haben sich schon Generationen<br />
von Entwicklern die Zähne ausgebissen,<br />
weil der Boden nicht homogen<br />
ist.“ Entsprechend muss der Sensor in verschiedenen<br />
Bodenarten funktionieren und relativ kleinräumig<br />
aufgestellt werden. Das Ökosystemmodell verwendet<br />
für seine komplexen Berechnungen eine Vielzahl<br />
an Daten, unter anderem aus den Sensoren. Das Ergebnis<br />
zeigt dem Nutzer, ob und wie viel beispielsweise bewässert<br />
werden muss und welcher Betriebsmitteleinsatz dabei<br />
wirtschaftlich rentabel und ökologisch sinnvoll ist.<br />
BISLANG SIND DEUTSCHLANDWEIT über 500 Sensoren<br />
im Einsatz, um die Alltagstauglichkeit herzustellen. Noch<br />
in diesem Jahr soll aus der Vorserie das marktfähige Produkt<br />
werden. Die Softwarelösung hingegen wird bereits<br />
bei Kunden eingesetzt. Am Ende steht zwar immer der<br />
einzelne Landwirt, doch Agvolution konzentriert sich<br />
vorrangig auf B2B-Partnerschaften. „Wir freuen uns über<br />
eine starke Nachfrage, und die Frage ist, wie schnell wir<br />
unsere Dienstleistungen weiterentwickeln können “, sagt<br />
Heckmann. An Ideen und Ansätzen mangelt es nicht.<br />
So zeichnet sich ein weiterer Einsatzbereich ab: Smart-<br />
City-Lösungen. Denn die Sensorik lässt sich auch problemlos<br />
für das innerstädtische Klimamonitoring ein setzen<br />
und etwa für die Bewässerungsplanung städtischer<br />
Grünanlagen nutzen.<br />
www.agvolution.com<br />
2 |<strong>2021</strong> 53
wissen<br />
2. PLATZ<br />
2020<br />
Tätowierung auf Zeit<br />
Das Tattoo als kurzfristiges Lifestyle-Accessoire – made in Göttingen:<br />
Das Start-up Inkster hat eine Tinte entwickelt, die nach kurzer Zeit wieder<br />
verschwindet. So kann jeder einmal diese Kunst am eigenen Körper ausprobieren.<br />
Für das Grundproblem, ob<br />
und wo man sich ein Tattoo<br />
stechen lässt, haben Michael<br />
Noack (Foto r.) und Melvyn Wittwer (l.)<br />
eine Lösung gefunden – das vegane, biologisch<br />
abbaubare Tattoo auf Zeit. Wittwer und<br />
Noack haben sich im BWL-Studium an der Uni Göttingen<br />
kennengelernt. Als sie zusammen ein Auslandssemester<br />
in den USA machten, wollte sich Melvyn Wittwer<br />
eigentlich ein Tattoo stechen lassen. „Doch dann<br />
kamen die klassischen Fragen nach dem Motiv und der<br />
Stelle auf“, erzählt Wittwer. „Da habe ich mich gefragt,<br />
ob es nicht eine Alternative gibt, um das zu testen.“<br />
Die gab es noch nicht, aber bei der Recherche stießen<br />
die beiden Gründer auf einen Extrakt der Jaguafrucht.<br />
„Die ersten Schritte der Entwicklung fanden bei uns in<br />
der WG-Küche statt“, so Wittwer. „Wir haben aus dem<br />
Extrakt etwas zusammengemischt und das dann selbst<br />
ausprobiert. Eine Zeit lang hatten wir die Arme voller<br />
Tattoos.“ 2019 begann die Arbeit an der Anwendung<br />
intensiver, 2020 belegte das Team den zweiten Platz bei<br />
Lift-Off in der Kategorie Gründungspotenzial. Anfang<br />
dieses Jahres wurde das Unternehmen Inkster offiziell<br />
gegründet, zudem wurde ein Onlineshop und über Instagram<br />
ein breites Marketing aufgebaut – mit inzwischen<br />
weit über 100.000 Followern.<br />
WAS ÜBER MEHRERE ENTWICKLUNGSSCHRITTE, später<br />
dann auch in Zusammenarbeit mit einer Kosmetikberatung<br />
und einem Labor entstanden ist und inzwischen<br />
auch die Zulassung als sicheres Kosmetikprodukt<br />
hat, lässt sich denkbar einfach zu Hause anwenden. Man<br />
wählt eines von derzeit 265 vorgefertigten Motiven aus<br />
und bekommt die entsprechende Schablone sowie eine<br />
Tube mit einer gelartigen Tinte zugeschickt. Man klebt<br />
die Schablone auf die Haut, trägt die Tinte auf und lässt<br />
das ganze 90 Minuten einziehen. „Anschließend wäscht<br />
man die Haut ab und sieht erst einmal gar nichts“, erklärt<br />
Noack. „Die Tinte zieht in die obere Hautschicht<br />
ein und muss dort erst reagieren. Man sieht dann, wie<br />
das aufgetragene Motiv immer dunkler wird und nach<br />
24 bis 36 Stunden ist es schwarz.“ Und ebenso natürlich<br />
verschwindet das Tattoo auch wieder mit der Erneuerung<br />
der oberen Hautschicht: Über 15 bis 19 Tage verblasst<br />
das Motiv nach und nach, bis es komplett verschwunden<br />
ist.<br />
Auch wenn es zunächst einmal ,nur‘ mit vorgefertigten<br />
Motiven losgeht, für später ist geplant, dass die Motive<br />
flexibel sein können. Dann soll jeder seine eigenen<br />
Motive hochladen können und eine entsprechende Schablone<br />
zugeschickt bekommen. Auch mit Tattoostudios<br />
und Designern arbeiten die beiden schon zusammen. Sie<br />
haben offenbar einen neuen Trend gestartet: Bislang zumindest<br />
sind die Kurzzeit-Tattoos weniger ein Vorläufer<br />
für ein dauerhaftes Tattoo gewesen, sondern vielmehr so<br />
etwas wie ein Lifestyle-Accessoire, zum Beispiel für den<br />
Urlaub.<br />
www.inkster.eu<br />
www.instagram.com/inkster<br />
54 2 | <strong>2021</strong>
SONDERPREIS<br />
Life Science<br />
2019<br />
wissen<br />
Lichtschalter im Ohr<br />
Die Gründer von OptoGenTech wollen vor allem eins: das Hören<br />
für Taube und Schwerhörige verbessern. Ein ehrgeiziges Ziel, dem<br />
insbesondere eine Hürde im Weg steht: die hohen Entwicklungskosten.<br />
Medizintechnikprodukte zu entwickeln braucht einen<br />
langen Atem – und kostet viel Geld. Einen langen<br />
Atem hat das Team von OptoGenTech schon unter<br />
Beweis gestellt: Seit 2009 arbeitet ein Team um Professor<br />
Tobias Moser an der Uni Göttingen an der Revolution<br />
im Innenohr und damit daran, das Hören für Taube und<br />
Schwerhörige deutlich zu verbessern.<br />
Die bisherige Technik des Cochlea-Implantats (CI) arbeitet<br />
mit elektrischen Impulsen, die die Hörnerven im<br />
Ohr anregen. Allerdings kann die Technik Töne nicht so<br />
genau ansteuern. „Viele Patienten haben aufgrund der<br />
fehlenden Präzision Hörprobleme, wenn sie etwa von<br />
mehreren Sprechern umgeben sind oder wenn sie Musik<br />
hören“, erklärt Daniel Keppeler, Mitgründer von Opto-<br />
GenTech. Eine Alternative könnte Licht sein, mit dem sich<br />
einzelne Tonfrequenzen viel zielgenauer anregen ließen.<br />
Einziger Haken: Die Hörnerven sind nicht lichtsensibel.<br />
DIE LÖSUNG KOMMT AUS DEM MEER. Bei einer Algenart<br />
wurde ein lichtsensibles Protein in der Zellhülle entdeckt.<br />
Trifft Licht auf das Protein, wird ein elektrischer<br />
Impuls in der Zelle ausgelöst. OptoGenTech macht sich<br />
dieses Protein zunutze und schleust es in die Hörnervenzellen<br />
ein, wo es in die Zellhülle eingebaut wird und auf<br />
Lichtsignale reagieren kann. Im Rattenversuch ließ sich<br />
bereits zeigen, dass die Hörqualität mit Lichtreizen vergleichbar<br />
gut funktioniert wie das akustische Hören bei<br />
gesunden Tieren.<br />
Was einfach klingt, hat Jahre an Forschungsarbeit erfordert.<br />
Erst 2016 entstanden Überlegungen, das Prinzip in<br />
die klinische Anwendung zu<br />
bringen. 2019 wurde OptoGen-<br />
Tech gegründet, nahm gleich an<br />
Lift- Off teil und wurde mit dem Sonderpreis<br />
,Life Science‘ prämiert. Das und<br />
die weitere Gründungsunterstützung in Göttingen<br />
haben dem Start-up sehr geholfen. „Bis dahin hatten wir<br />
das Projekt nur auf Fachkongressen vorgestellt“, erzählt<br />
Keppeler. „Der Wettbewerb und das Feedback haben uns<br />
sehr dabei geholfen, daraus einen Business Case zu machen.“<br />
Gerade vor dem Hintergrund, dass OptoGenTech<br />
einen starken Industriepartner sucht, um die hohen Entwicklungskosten<br />
zu stemmen, eine gute Sache.<br />
Doch genau da hakt es noch. Von einem niedrigen<br />
zweistelligen Millionenbetrag geht das Team aus, um die<br />
Technik vom Nagetier auf den Menschen zu übertragen<br />
und in die klinische Testung zu gehen – damit rechnet<br />
Keppeler gegen Ende 2025. Bis zur Marktzulassung<br />
könnten die Gesamtkosten dann bei einem höheren<br />
zweistelligen Millionenbetrag liegen.<br />
Dem steht das Marktpotenzial gegenüber. „Unsere<br />
Hoffnung ist, dass die neue Technik die alte komplett<br />
ersetzen wird“, so der Gründer. Aktuell ist weltweit bei<br />
rund 700.000 Menschen ein CI implantiert – dieser<br />
Markt im Volumen von rund zwei Milliarden Euro soll<br />
Schätzungen zufolge bis Ende der 2020er-Jahre, wenn<br />
OptoGenTech auf den Markt kommen will, bei etwa<br />
vier Milliarden Euro liegen. ƒ<br />
www.optogentech.de<br />
2 |<strong>2021</strong> 55
STARNBERG – MÜNCHEN – TRAUNSTEIN – GÖTTINGEN<br />
ERFOLG ENTSTEHT, WENN<br />
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Der unabhängige, inhabergeführte Vermögensverwalter TOP Vermögen AG ist<br />
seit mehr als 20 Jahren diskret und mit kontinuierlich guten, nachweisbaren<br />
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institutionelle Kunden und namhafte gemeinnützige Stiftungen. Eine sehr hohe<br />
Weiterempfehlungsquote bestätigt die Zufriedenheit der Kunden.<br />
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Jörg Barner<br />
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PROFIL<br />
Spielerisch, kreativ und professionell<br />
Dr. Florian Besch (l.) und Daniel Liebermann<br />
haben mit dem Coaching-Tool ,MapsTell‘ den<br />
Schlüssel für gute Zusammenarbeit.<br />
Eine Karte der Persönlichkeit<br />
Transformation mit Herz, Hirn und Hand – mit Coaches von nevo auf der Reise zu sich selbst<br />
Ein externes Coaching gehört mittlerweile<br />
zu den Grundprinzipien moderner<br />
Unternehmensführung. Auf dem Markt<br />
gibt es jede Menge Ansätze und Strategien.<br />
Einen innovativen und neuen Weg bieten<br />
Daniel Liebermann und Dr. Florian Besch mit<br />
ihrer Firma nevo: MapsTell, ein Coaching-Tool,<br />
das aus den Niederlanden stammt und auf<br />
dem Persönlichkeitstest DISG basiert, kann<br />
für Einzelpersonen, Teams oder ganze Unternehmen<br />
eingesetzt werden, um Führungsverhalten,<br />
Zusammenarbeit und auch Firmenkultur<br />
weiterzuentwickeln.<br />
LIEBERMANN UND BESCH sind zwei von<br />
fünf zertifizierten Coaches in Deutschland, die<br />
MapsTell anwenden. Es handelt sich um eine<br />
spielerische, kreative und professionelle Art,<br />
das eigene Verhalten und die eigene Wirkung<br />
auf andere besser zu begreifen, aber auch das<br />
Verhalten von Mitmenschen und Kolleg*innen<br />
einschätzen zu können. Auf Basis eines Persönlichkeitsscans<br />
wird eine individuelle Landkarte,<br />
die PersonalMap, erstellt. Erläuterungen<br />
sowie die Begleitung durch den Coach helfen<br />
zu verstehen, wie und warum man entsprechend<br />
reagiert und kommuniziert.<br />
Die Vier-Zonen-Strategie<br />
„Wenn ich die Landkarte des anderen kenne,<br />
ist das ein Schlüssel zur guten Zusammenarbeit”,<br />
erklärt Liebermann. MapsTell verortet<br />
das Verhalten von Menschen in einem der<br />
vier Bereiche Dominanz, Initiative, Stetigkeit<br />
und Gewissenhaftigkeit, die sich dann weiter<br />
in insgesamt 16 verschiedene Verhaltensstile<br />
aufschlüsseln. Auf der PersonalMap zeigt sich<br />
die Landschaft des eigenen Verhaltens, in<br />
der Eigenschaften wie effektiv, überwältigend,<br />
bahnbrechend, aber auch geschwätzig oder<br />
moderierend Städten, Bergen, Flüssen und<br />
Gebieten zugeordnet sind. „Natürlich können<br />
diese Karten nicht 100 Prozent unseres Verhaltens<br />
abbilden, aber 60 bis 80 Prozent des<br />
Tests passen“, sagt Besch. „Es ist eine Reise<br />
zu sich selbst.“<br />
GERADE IN ZEITEN VON pandemiebedingtem<br />
Homeoffice werden die unterschiedlichen<br />
Präferenzen und Bedürfnisse von Teammitgliedern<br />
noch mehr zur Herausforderung.<br />
MapsTell und das Coaching ermöglichen, dass<br />
sich Teammitglieder in ihrer Unterschiedlichkeit<br />
begegnen können und den gemeinsamen<br />
Nutzen erkennen. Nicht umsonst heißt die<br />
PersonalMap auch ,die Welt der Unterschiede‘.<br />
„Es ist gut zu wissen, wo Konflikte und<br />
Spannungsfelder liegen, um diese ausräumen<br />
zu können“, sagt Liebermann. Denn immer<br />
wieder entdecken Coachees auch eigene blinde<br />
Flecken und können mit der Erkenntnis<br />
wachsen.<br />
KONTAKT<br />
TEXT: CAROLIN SCHÄUFELE<br />
nevo – Training, Coaching, Entwicklung<br />
Am Hasengraben 3<br />
37073 Göttingen<br />
Tel. 0551 492 482 82<br />
info@nevoteam.de<br />
www.nevoteam.de
PROFIL<br />
Neue ,alte‘ Gefahren im<br />
Versicherungsmarkt<br />
Rainer Giese vom Versicherungskontor Osterode empfiehlt D&O-Versicherung und Cyber-Deckung.<br />
Sie betreuen in Ihren VersicherungsKontoren<br />
Osterode und ganz neu auch auf Sylt fast<br />
ausschließlich Gewerbe- und Industriebetriebe<br />
aus verschiedenen Branchen. Gibt<br />
es pandemiebedingt Gefahren, die jedes<br />
Unternehmen versichert haben sollte<br />
oder gar muss?<br />
Aus unserer Sicht gibt es generell einige ,Musthaves‘,<br />
die wir unseren Kunden empfehlen.<br />
Dazu gehören speziell die D&O-Versicherung<br />
und die Cyber-Deckung. Gerade die Auswirkungen<br />
der Pandemie auf Unternehmer und<br />
deren Unternehmen haben an vielen Stellen<br />
die Notwendigkeit gezeigt.<br />
Warum empfehlen Sie den Abschluss einer<br />
Cyber-Versicherung?<br />
Die Cyber-Versicherung ist aus historischer<br />
Versicherungssicht ein sehr junges Produkt,<br />
welches in den letzten Jahren zunehmend an<br />
Relevanz gewonnen hat. Täglich werden neue<br />
Sicherheitslücken und Schäden bei Unternehmen<br />
nachrichtenwirksam gemeldet.<br />
Wenn auch nicht so stark ausgeprägt wie in<br />
der D&O-Versicherung hat die Corona-Pandemie<br />
im Jahr 2020/21 auch die Cyber-Versicherung<br />
erheblich mitgeprägt. Vor allem das<br />
vermehrte Arbeiten im Homeoffice hat die<br />
Risikolandschaft signifikant verändert.<br />
Die Schadenstatistik in der Cyber-Versicherung<br />
stieg sowohl in der Anzahl der Schäden<br />
als auch in der Höhe der Schadenzahlungen.<br />
Vermehrt traten aufgrund von Cyberangriffen<br />
kostenintensive Schäden auf, bei denen sogenannte<br />
Ransomware eingesetzt wurde.<br />
Die enorme Steigerung ist insbesondere<br />
auf das Großschadenereignis des Microsoft<br />
Exchange-Server-Hacks zurückzuführen, von<br />
dem viele Unternehmen betroffen waren. Hier<br />
konnten durch frühzeitiges Tätigwerden seitens<br />
der Unternehmen und der Dienstleister<br />
der Cyber-Versicherer größere Schäden in der<br />
Regel vermieden werden.<br />
Bei den gemeldeten Schäden verursacht<br />
nicht nur die Bereitstellung des versicherten<br />
Lösegelds beträchtliche Kosten, sondern es<br />
führen auch Betriebsunterbrechungsschäden<br />
zu erheblichen Schadenbelastungen für die<br />
Versicherer.<br />
Hier hilft eine wirklich gute Cyber-Deckung,<br />
die Existenz und damit die Werte der versicherten<br />
Unternehmen zu schützen.<br />
Worauf sollten Unternehmen und Unternehmer<br />
beim Abschluss einer Cyber-Deckung<br />
achten?<br />
Es kommt zunächst auf die Auswahl des ,richtigen‘<br />
Versicherers und die Auswahl des ,richtigen‘<br />
Dienstleisters an, der im Schadensfall<br />
sehr schnell und höchst kompetent an der<br />
Seite unserer Kunden steht. Bei einem Cyber<br />
Angriff auf ein Unternehmen kommt es auf die<br />
richtige Reaktion in den ersten Stunden an – es<br />
geht also um Zeit und Schnelligkeit mit dem<br />
richtigen Partner. Als Versicherungs makler<br />
haben wir hier einen klaren Vorteil. Über unsere<br />
Netzwerke und Kooperationen, zum Teil<br />
auch mit Spezialmaklern, haben wir einen guten<br />
Überblick über die am Markt verfügbaren<br />
Versicherungslösungen. Somit können wir immer<br />
auswählen und unseren Kunden genau<br />
die Lösung anbieten, die zu ihnen passt und<br />
die auf sie persönlich zugeschnitten wird.<br />
Wie sehen Sie die Zukunft für die Cyber-<br />
Versicherung?<br />
Einige Stimmen von Branchenvertretern<br />
fordern, die Cyber-Versicherung als Pflicht<br />
versicherung zu etablieren, um die hohen<br />
Schadenmeldungen und Zahlungen über den<br />
Ausgleich im Kollektiv auf breitere Schultern<br />
zu verteilen. Vereinzelt spielen Versicherer<br />
mit dem Gedanken, Teile des heutigen Produktspektrums,<br />
die besonders schadenträchtig<br />
sind, kategorisch auszuschließen. Schutz<br />
bei Ransomware und insbesondere auch die<br />
Übernahme entsprechender Lösegelder durch<br />
die Versicherer wird gegenwärtig intensiv diskutiert.<br />
Wie ist Ihr aktuelles Stimmungsbild zur<br />
D&O-Versicherung am deutschen Markt?<br />
Der Financial-Lines-Markt weltweit befindet<br />
sich auf dem Höhepunkt einer Marktverhärtung,<br />
wie wir sie seit fast zwanzig Jahren nicht<br />
mehr beobachten konnten und die bereits<br />
2018 begonnen hatte. Nahezu ausnahmslos<br />
nutzen Erst- und Rückversicherer die Situation,<br />
um Versicherungsbedingungen zu verengen,<br />
Kapazitäten zu reduzieren und Prämien<br />
zu erhöhen.<br />
Auch in Deutschland kam es zu einigen<br />
prominenten Schadensfällen wie Dieselgate,<br />
Wirecard etc. Nun treibt die steigende Anzahl<br />
von Schadenmeldungen auch im Mittelstandssegment<br />
die Versicherer in Deutschland zu<br />
flächendeckenden Prämienerhöhungen, wobei<br />
insbesondere bei den Marktführern der<br />
Schmerz am größten zu sein scheint. Betroffen<br />
sind daher zum Teil auch schadenfreie Verträge.<br />
Die Unsicherheit der Covid-19-Pandemie<br />
führt zu weiterem (panikartigem) Verhalten<br />
der Versicherungsbranche insgesamt, und<br />
für D&O wird seitens der Versicherer weiterhin<br />
eine Welle von Unternehmensinsolvenzen<br />
befürchtet
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FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
Von Südniedersachsen bis Sylt Versicherungsexperte Rainer Giese steht allen seinen Kunden mit Rat und Tat zur Seite.<br />
Welche konkreten Handlungsempfehlungen<br />
können Sie Ihren Kunden und möglichen<br />
neuen Mandanten an die Hand geben?<br />
Die Directors/Officers-(D&O)-Police gewinnt<br />
deutlich mehr an Bedeutung – gerade und<br />
besonders auch unter den Auswirkungen der<br />
Pandemie. Verstärkt sehen wir ein neues Sicherheitsbedürfnis<br />
der Unternehmen auf der<br />
einen Seite, aber auch der einzelnen Manager<br />
(Organmitglieder) auf der anderen Seite. Wurde<br />
die D&O-Versicherung in der Vergangenheit<br />
mehrheitlich von den Unternehmen abgeschlossen<br />
– das heißt, das Unternehmen ist<br />
der Versicherungsnehmer und die Organmitglieder<br />
(wie Geschäftsführer, Vorstände und<br />
Aufsichtsräte) sind die versicherten Personen<br />
–, gibt es nun auch die Möglichkeit, für jedes<br />
Organmitglied selbst eine solche D&O-Deckung<br />
abzuschließen. Auch hier sind wir als<br />
Versicherungsmakler wieder deutlich im Vorteil,<br />
da wir den gesamten Markt im Blick haben. So<br />
können wir individuelle und innovative Lösungen<br />
für unsere Kunden finden und anbieten.<br />
Während es in den vergangenen Jahren bei<br />
Bestandsverträgen noch gängige Praxis war,<br />
dass sich die Versicherer auch im Folgejahr<br />
weiterhin bei der D&O-Versicherung mit gleicher<br />
Versicherungssumme engagierten, ist<br />
nunmehr die Tendenz zu beobachten, dass<br />
sich die Versicherer sogar komplett aus bestehenden<br />
Deckungen zurückziehen, weil sich<br />
deren Risikoappetit verändert hat.<br />
Wir empfehlen die D&O-Deckung sowie<br />
den ergänzenden Versicherungsschutz ausdrücklich<br />
– er wird sozusagen immer wichtiger!<br />
Sehr gern unterstützen wir Sie dabei!<br />
Vielen Dank für das Gespräch.<br />
KONTAKT<br />
VersicherungsMakler seit 2005<br />
VersicherungsKontor Osterode e. Kfm.<br />
Rainer Giese<br />
Kornmarkt 2, 37520 Osterode am Harz<br />
Tel 05522 8687980<br />
giese@kontorgruppe.com<br />
www.versicherungskontor-osterode.de
wissen<br />
Absolut<br />
lohnenswert<br />
Urologin Anna-Maria Kahrs erzählt über ihre Berufung und darüber,<br />
wie sie sich in der Männerwelt durchsetzt.<br />
INTERVIEW CLAUDIA KLAFT FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
LESEZEIT: 8 MINUTEN<br />
Es ist Freitagnachmittag. In den leeren Praxisräumen der<br />
Urologischen Gemeinschaftspraxis in Bovenden sitzen wir im<br />
Zimmer von Anna-Maria Kahrs – frisch getestet und mit<br />
zeitgemäßem Abstand. Und dennoch gibt es hier etwas, das<br />
hochgradig ansteckend ist: die gute Laune der 38-jährigen<br />
Fachärztin und ihr herzliches Lachen. Seit rund zwei Jahren<br />
teilt Kahrs ihre Woche in drei Einheiten auf: in die Zeit in der<br />
Praxis, in ihre Arbeit an der Universitätsmedizin Göttingen<br />
und in ihr Leben als Ehefrau und Mutter dreier Kinder. Im<br />
Interview spricht sie über den Spagat, den viele erfolgreiche<br />
Frauen leisten, und darüber, wie es ist, als Urologin in einer<br />
Männerdomäne Fuß zu fassen.<br />
60 2 | <strong>2021</strong>
wissen<br />
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wissen<br />
Frau Kahrs, was sagen Ihre Kinder, wenn sie gefragt<br />
werden, was Ihr Beruf ist?<br />
Ob sie den Begriff der Urologin nennen würden, weiß<br />
ich nicht. Ich denke doch schon, dass sie sagen: „Mami<br />
ist Ärztin.“ [lacht] Aber wir haben uns auch schon lange<br />
darüber unterhalten, dass ich mich um das Pipimachen<br />
anderer Menschen kümmere.<br />
Es ist Freitag, später Nachmittag. Hat Ihr Wochenende<br />
bereits angefangen?<br />
Erst nach diesem Interview. [lacht und wird im selben<br />
Moment wieder ernst] Ich komme gerade von der onkologischen<br />
Abteilung der Fachklinik für Urologie, wo ich<br />
schwer kranke Krebspatienten medikamentös therapiert<br />
habe. Zugegeben: Das muss man erst einmal wegatmen,<br />
um es nicht mit ins Wochenende zu nehmen. Aber das<br />
klappt inzwischen ganz gut.<br />
Uniklinik und Praxis – das klingt herausfordernd ...<br />
Ja, aber es ist machbar. Ich arbeite zu 80 Prozent und<br />
habe die Woche in je zwei Tage hier und in der Uniklinik<br />
aufgeteilt. Den eigentlich freien Mittwoch nutze ich in<br />
der Regel, um Organisatorisches aufzuarbeiten. Dafür<br />
fahre ich jedoch ehrlicherweise meist auch in die Praxis,<br />
wo ich mich besser konzentrieren kann und schneller<br />
fertig bin. Ich möchte mich nicht geistig aufteilen müssen<br />
– zu Hause finde ich ja doch immer andere Dinge, die ich<br />
tun könnte.<br />
Wie kam es zu dieser Zweiteilung?<br />
Die Chance, hier einzusteigen, hat sich 2019 ergeben –<br />
da war ich bereits zwei Jahre Fachärztin an der Uniklinik.<br />
Mein Chef hat mich darauf angesprochen, dass die Praxis<br />
jemanden sucht. Und da ich Dr. Scheidweiler bereits<br />
kannte, fand ich die Idee ganz charmant. Für mich war es<br />
die Chance, mal ,die andere Seite‘ kennenzulernen, also<br />
ergriff ich sie. Ganz ehrlich, erst dachte ich, dass es mir<br />
hier langweilig werden könnte. Aber das Gegenteil ist der<br />
Fall! Es ist nochmal eine ganz andere berufliche Komponente.<br />
Die Praxis ist wie ein eigenes Lebewesen, das man<br />
managt und koordiniert. Ich habe Mitarbeitende und<br />
muss Führungsqualitäten zeigen, ich erarbeite Konzepte<br />
für Patienten und stehe ihnen bei. An der Uniklinik habe<br />
ich mehr den operativen und onkologischen Bereich.<br />
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wissen<br />
» Mir hatte mal ein Oberarzt gesagt, er verstünde<br />
den unstillbaren Durst mancher Frauen nach<br />
Erfolg und Anerkennung nicht. Ein Satz, der mich<br />
lange beschäftigt hat – vielleicht sogar bis heute. «<br />
Urologie ist noch immer ein von Männern dominiertes Fachgebiet:<br />
Es gibt in Deutschland ca. 6.500 berufstätige Urologen,<br />
davon sind gerade mal 20 Prozent weiblich. Warum ist das so?<br />
Zum einen ist die Urologie ein chirurgisches Fach. Diese<br />
Fächer haben schon seit jeher einen größeren Zulauf an<br />
männlichen Kollegen. Chirurgie bedeutet stundenlang<br />
im OP zu stehen, mit dem Umgangston im Saal umgehen<br />
zu können. Es ist schwierig, in Teilzeit zu arbeiten, da<br />
man ja nicht um 14 Uhr das Skalpell fallen lassen kann,<br />
um seine Kinder abzuholen. Schwangerschaft legt einen<br />
auch längere Zeit lahm, da Operieren in diesen Monaten<br />
immer noch nicht überall zugelassen wird.<br />
Zum anderen denkt man bei Urologie ja auch zunächst<br />
an Männermedizin. Da ergibt es auf den ersten<br />
Blick Sinn, dies als Mann zu machen. Dass die Männermedizin<br />
aber bei Weitem nicht alles ist, was wir Urologen<br />
können, sieht man erst auf den zweiten Blick. Darum ist<br />
es wichtig, die Urologie nicht nur für Ärztinnen zugänglicher<br />
zu machen, sondern auch für Patientinnen.<br />
Warum haben Sie sich ausgerechnet für Urologie entschieden?<br />
Weil in meinem zweiten klinischen Semester ein Urologe<br />
um die Ecke kam und eine unglaublich lustige Vorlesung<br />
gehalten hat. [lacht] Ich besuchte sein Seminar und begriff:<br />
Das wird’s. Urologie ist ein kleines Fach, aber nicht<br />
unkompliziert, es ist spannend und ebenso vielfältig. Wir<br />
haben Patienten aller Altersgruppen und Geschlechter,<br />
Infekte, Inkontinenzbeschwerden, Vorsorge, Prostatakrebs,<br />
Nierentumor. Es ist operativ, ich kann was mit<br />
den Händen machen. Alle Aspekte der Medizin sind auf<br />
dieses Thema komprimiert. Ich liebe meinen Beruf.<br />
Macht es für Patientinnen wirklich einen Unterschied, wenn<br />
sie von einer Ärztin behandelt werden?<br />
Ja, ich sehe schon, dass sie bei mir entspannter über Beschwerden<br />
reden können, die ihnen oft peinlich sind. Bei<br />
uns in der Praxis habe ich sogar eine extra Frauensprechstunde<br />
eingerichtet, in der sie unter sich sind. Für eine<br />
Wohlfühlatmosphäre tausche ich dann auch die Autobilder<br />
im Wartebereich gegen Landschaftsaufnahmen.<br />
Das kommt wirklich gut an. Und bevor Sie weiterfragen:<br />
Ja, auch Männer akzeptieren mich. In meiner zwölfjährigen<br />
Facharzttätigkeit ist es mir nur zweimal passiert,<br />
dass ich abgelehnt wurde.<br />
Apropos Männer in der Urologie. Sie haben noch während<br />
Ihrer Facharztausbildung am Weender Krankenhaus Ihre<br />
drei Kinder bekommen. War das für Sie von Nachteil?<br />
[überlegt kurz] Jein. Chefs sind nun mal nicht begeistert,<br />
wenn man schwanger wird. Bei meiner Facharztprüfung<br />
vor fünf Jahren war ich hochschwanger mit<br />
meinem dritten Kind. Die Elternzeit haben mein Mann<br />
und ich dann hälftig geteilt, wie bei den älteren Zwillingen<br />
auch. Ja, ich hatte schon das Gefühl, dass es<br />
mich im Hinblick auf meine Förderung – nicht als Person<br />
– zurückgeworfen hat. Mir hatte mal ein Oberarzt<br />
gesagt, er verstünde den unstillbaren Durst mancher<br />
Frauen nach Erfolg und Anerkennung nicht. Ein Satz,<br />
der mich lange beschäftigt hat – vielleicht sogar bis<br />
heute. Na ja, Urologie ist eben ein unglaublich männlich<br />
geprägter Beruf.<br />
Was war für Sie persönlich wichtig, um Familie und<br />
Beruf vereinbaren zu können?<br />
Mein Mann hat als Anästhesist am Weender Krankenhaus<br />
ebenfalls eine 80-Prozent-Stelle, und wir haben jemanden,<br />
der unsere Kinder bedarfsweise betreut. Schon<br />
bei der Familiengründung waren wir uns einig, dass wir<br />
gemeinsam Verantwortung übernehmen und dass nicht<br />
ich das hauptsächlich ,wuppe‘. Dabei hat jeder von uns<br />
seine Nische: Ich weiß die Schuhgrößen unserer Kinder.<br />
Aber wenn unsere Kinder etwas wollen, neigen sie dazu,<br />
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wissen<br />
zuerst Papa zu rufen. [lacht] Bei uns ist alles klar geregelt<br />
– anders wäre es schwer zu handhaben.<br />
Stand es für Sie immer außer Frage, Kinder zu bekommen?<br />
Es ging tatsächlich verhältnismäßig schnell, dass mein<br />
Mann und ich uns entschieden haben, Kinder zu bekommen.<br />
Und es war klar, dass eher ich es sein werde, die<br />
medizinisch weiterkommen will, ehrgeiziger ist. Mein<br />
Mann macht seine Narkosen, liebt seinen Job und ich<br />
liebe seine Gemütlichkeit.<br />
Hand aufs Herz: Haben Sie die letzten Fragen geärgert?<br />
Na ja, ich finde sie schon ungerecht. Schließlich kenne ich<br />
viele männliche Kollegen mit großer Familie, die nicht danach<br />
gefragt werden. Tatsächlich müssen wir Frauen, um<br />
in den Beruf so viel Zeit zu investieren wie Männer, sehr<br />
kreativ sein, out-of-the-box denken und Lösungen finden.<br />
Wir müssen uns reinknien und Müdigkeit aushalten können,<br />
gerade wenn die Kinder klein sind. Doch ich kann<br />
nur sagen: Es ist absolut lohnenswert!<br />
Sie haben sich also trotz aller Vorurteile und Hürden nie<br />
abschrecken lassen und Ihre Karriere 2017 mit einer<br />
Bewerbung als Fachärztin an der Uniklinik weiterverfolgt.<br />
Richtig, obwohl ganz viele Leute mir gesagt haben: „Mit<br />
drei Kindern an die Uniklinik gehen, das geht nicht. Das<br />
kannst du nicht machen.“ Geht halt doch! Es war zugegebenermaßen<br />
eine eher ungewöhnliche Entscheidung,<br />
in einen zeitintensiveren Beruf zu wechseln, schließlich<br />
war unser Jüngster erst ein knappes Jahr alt. Doch mein<br />
Chef war absolut offen, und ich bin sehr froh, dass er<br />
mir die Chance gegeben hat. Schließlich habe ich durch<br />
den Wechsel vom Grund- zum Maximalversorger die<br />
Urologie nochmals anders kennengelernt.<br />
Wie genau hat sich Ihr Blick an der Uniklinik geändert?<br />
Dass man – wenn man die wirklich schwerwiegenden<br />
Krankheitsbilder mal außer Acht lässt – Dinge auch mal<br />
anders denken kann. Dass nur, weil man das hier so<br />
macht und dort anders, nicht eines davon falsch ist.<br />
Durch beide Sichtweisen habe ich viel besser die Chance,<br />
mich für ,meine‘ Meinung zu entscheiden. Das hat mich<br />
sehr geprägt. Und noch etwas anderes durfte ich dort<br />
kennenlernen, was mich enorm weitergebracht hat: das<br />
Margaret- Maltby- Mentoring-Programm zur Förderung<br />
von Frauen in der Wissenschaft.<br />
Inwiefern war das Mentoring für Sie wertvoll?<br />
Ich war überrascht, dass es mir guttut, weil ich mich eigentlich<br />
immer für selbstbewusst genug gehalten hatte.<br />
Doch in den Seminaren habe ich viel über Resilienz, Gesprächsführung<br />
und Konfliktmanagement gelernt. Das<br />
war faszinierend. Auch an den Mentorinnen zu sehen,<br />
dass es Frauen gibt, die genau das machen, was ich<br />
möchte. Ich lernte, Forderungen zu stellen, mich absichtlich<br />
in den Vordergrund zu bringen, ohne zu denken:<br />
„Das gehört sich aber nicht.“ Leider brauchen wir Frauen<br />
noch viel zu oft einen Schubser, sonst kommen wir<br />
nicht ans Ziel. Doch wir müssen nicht immer ,everybodys<br />
darling‘ sein, sondern können laut sagen: „Ich<br />
will das jetzt!“ Und es ist auch ok, dass mein Lachen laut<br />
ist ... [lacht] Wissen Sie, es ist anstrengend und schwierig,<br />
aber in jedem Fall so wert, seinen beruflichen Werdegang<br />
nach sich selbst auszurichten und nicht danach, ob<br />
man Kinder haben möchte oder nicht.<br />
Welches Ziel peilen Sie als nächstes an?<br />
Ich möchte nach Corona endlich mehr Themen, die ich<br />
gelernt habe, hier ins Team einbringen. Beispielsweise<br />
Resilienz, die auch den Mitarbeitenden hilft, besser mit<br />
Stress umzugehen. Und wenn ich nächstes Jahr meine<br />
Fortbildungen an der Uniklinik abgeschlossen habe –<br />
medikamentöse Tumortherapie und psychosomatische<br />
Grundversorgung – komme ich zu 100 Prozent in die<br />
Praxis. Mir gefällt hier die stärkere Identifikation mit<br />
den Patienten und die Arbeit mit einem festen Team. Darauf<br />
freue ich mich sehr!<br />
Viel Erfolg dabei und danke für das Gespräch.<br />
Zur Person<br />
Anna-Maria Kahrs wurde 1983 in Bremen geboren und<br />
studierte Medizin an der Berliner Charité, wo sie 2007 die<br />
Nachwuchsförderung ,Die Besten für die Urologie‘ erhielt.<br />
Ihre Facharztausbildung begann sie 2009 am Weender<br />
Krankenhaus in Göttingen und wechselte nach dem Abschluss<br />
2017 an die Klinik für Urologie (UMG). Seit 2019<br />
arbeitet sie zusätzlich in der Urologischen Gemeinschaftspraxis<br />
Dres. Bode, Scheidweiler, Köbrich, Bauer (halber<br />
Versorgungsauftrag). Kahrs ist verheiratet, hat drei Kinder<br />
und liebt schnelle Autos. In ihrer Freizeit frönt sie den<br />
Hobbys Kochen und Garten und hält sich mit Joggen fit.<br />
www.urologie-am-groner-tor.de<br />
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wissen<br />
Eine wahre Geschichte<br />
66 2 | <strong>2021</strong><br />
Laut Robert-Koch-Institut erkranken in Deutschland pro Jahr knapp 69.000 Frauen an<br />
Brustkrebs, dem häufigsten bösartigen Tumor bei Frauen. Im Schnitt erhält jede<br />
8.(!) Frau im Laufe ihres Lebens diese Diagnose. Fast immer eine emotionale<br />
Achterbahnfahrt, auf die sich frau – wenn auch nur schwer – vorbereiten kann.<br />
TEXT MARGARETA VOGEL ILLUSTRATION STOCK.ADOBE.COM
wissen<br />
LESEZEIT: 2 MINUTEN<br />
Laura L. ist 32 Jahre jung, sie ist seit vier Jahren verheiratet. Das<br />
Paar hat einen zweijährigen Sohn. Sie fühlen sich in ihrer<br />
Wohnung am Stadtrand und mit ihrer gesamten Lebenssituation<br />
sehr wohl. Eines Morgens tastet Laura in ihrer linken<br />
Brust eine Verhärtung. Aus der Zeit, als sie noch gestillt hat,<br />
kennt sie verhärtete Areale, die sich jedoch immer wieder zurückgebildet<br />
haben. Sie beschließt, die nächste Regel abzuwarten. Doch auch<br />
in den nächsten Wochen verschwindet die Verhärtung nicht. Ängste steigen<br />
in der jungen Frau auf. Zwar hat niemand in ihrer Familie je einen Brusttumor<br />
gehabt, aber wenn sie nun doch ...<br />
Laura holt sich einen Termin bei ihrer Gynäkologin, die eine Ultraschalluntersuchung<br />
durchführt. „Unklarer Tumor, der weiter abgeklärt werden<br />
muss“, lautet das Ergebnis. Es folgt eine Gewebeentnahme aus der Verhärtung.<br />
Die Wartezeit, bis das Ergebnis da ist, ist für Laura kaum zu ertragen.<br />
Und dann am nächsten Tag die Bewahrheitung ihrer schlimmsten<br />
Befürchtungen. Ja, es ist Brustkrebs. Eine besonders aggressive Form sogar.<br />
3,4 Zentimeter groß. Für Laura bricht eine Welt zusammen.<br />
IN DEUTSCHLAND ERKRANKEN jährlich etwa 70.000 Frauen an Brustkrebs.<br />
Damit stellt diese Tumorform den häufigsten bösartigen Tumor der<br />
Frauen in der westlichen Welt dar. Der Altersgipfel von Brustkrebs liegt zwischen<br />
dem 60. und 65. Lebensjahr. Aber: Es gibt auch schon wesentlich früher<br />
– bei Frauen zwischen dem 35. und 40. Lebensjahr – eine erste auffällige<br />
Häufung von Brustkrebs. Dies betrifft sogenannte ,Genträgerinnen‘, bei denen<br />
ein Defekt in bestimmten Genabschnitten vorliegt. Die häufigsten hiervon<br />
sind als BRCA1 und BRCA2 bekannt, wobei BR für Brust und CA für<br />
Cancer, also Krebs, steht. Diese Gendefekte werden autosomal dominant<br />
vererbt. Das Risiko, einen solchen Defekt von Mutter oder Vater vererbt zu<br />
bekommen, beträgt daher 50 Prozent – ja, auch Väter können einen entsprechenden<br />
Gendefekt weitergeben. Von Frauen, bei denen ein solcher Gendefekt<br />
vorliegt, erkranken 60 bis 80 Prozent in ihrem Leben an Brustkrebs.<br />
Und auch das Risiko für Eierstockkrebs ist deutlich erhöht.<br />
Neben der Tatsache, dass die BRCA-Trägerinnen sehr jung erkranken,<br />
kommen noch weitere Besonderheiten beim genetisch vererbten Brustkrebs<br />
hinzu: Wie bei Laura geschehen kann es sein, dass bei Mutter oder Großmüttern<br />
bisher kein Brustkrebs auftrat und der Gendefekt offensichtlich spontan<br />
auftritt. Bei den meisten Frauen ist allerdings eine Häufung an Brust- und/<br />
oder Eierstockkrebs in der Familie bekannt. Typischerweise sind die Betroffenen<br />
ebenfalls jeweils sehr jung erkrankt. Brustkrebs bei BRCA-Trägerinnen<br />
ist oft aggressiv, schnellwachsend und gegenüber einzelnen Medikamenten<br />
resistent. Die Behandlung schließt daher neben einer Operation und Bestrahlung<br />
eine Chemotherapie ein.<br />
Hierbei geht es dann darum, das persönliche Erkrankungsrisiko<br />
für Brustkrebs zu kalkulieren. Liegt das Lebenszeitrisiko<br />
über 30 Prozent, so liegt bei der entsprechenden<br />
Frau ein definiertes Hochrisikoprofil vor. Eine<br />
Testung auf einen BRCA1- oder BRCA2-Gendefekt kann<br />
dann sinnvoll sein.<br />
Liegt eine Hochrisikokonstellation vor, wird der beratende<br />
Arzt nach nationaler Leitlinie über folgende Vorgehensweisen<br />
aufklären: Es besteht die Möglichkeit einer<br />
beidseitigen Brustentfernung mit anschließendem<br />
Wiederaufbau der Brust (primäre Prävention). Und auch<br />
die beidseitige Eierstockentfernung ist zu besprechen.<br />
Diese Vorgehensweise führt zu einer Senkung des Brustkrebsrisikos<br />
auf drei bis fünf Prozent. Diese Behandlungsoption<br />
kommt allerdings nur für einen Teil der Betroffenen<br />
in Betracht. Hier spielen das eigene Alter,<br />
Zweierbeziehung, Kinderwunsch und sehr viele andere<br />
Aspekte eine große Rolle. Die Alternative zur operativen<br />
Vorgehensweise ist die sogenannte ,Intensivierte Brustkrebsfrüherkennung‘,<br />
bei der bereits ab dem 25. Lebensjahr<br />
regelmäßige bildgebende Untersuchungen der Brust<br />
erfolgen (sekundäre Prävention). Zahlreiche Studien hierzu<br />
belegen, dass im Rahmen der intensivierten Diagnostik<br />
der jährliche Einsatz der Mamma-MRT ein entscheidender<br />
Stellenwert zukommt, da allein mit diesem Verfahren<br />
über 95 Prozent der Karzinome früh erkannt werden.<br />
Abtasten und Ultraschall spielen für die Früh erkennung<br />
indes keine Rolle. Bleibt noch die Röntgenmammographie,<br />
die jedoch bei jungen Frauen unter 40 und<br />
insbesondere bei Gendefektträgerinnen primär nicht<br />
eingesetzt werden sollte.<br />
UND LAURA? Sie hat die Chemotherapie einigermaßen<br />
gut überstanden. Nächste Woche folgt die OP, danach<br />
die Bestrahlungsbehandlung. Es wird noch viele Monate<br />
dauern, bis sich auch für sie wieder so etwas wie Normalität<br />
einspielt. Drücken wir ihr hierfür die Daumen. ƒ<br />
DOCH WIE BEKOMMT FRAU HERAUS, ob bei ihr eine Hochrisikokonstellation<br />
für die Entstehung von Brust- oder Eierstockkrebs vorliegt? Eine entsprechende<br />
Beratung ist immer dann sinnvoll, wenn im eigenen familiären<br />
Stammbaum auffällig viele Personen in jungem Alter an Brust- oder Eierstockkrebs<br />
erkrankt sind. Dann kann eine Beratung im sogenannten ,Deutschen<br />
Konsortium. Familiärer Brust- und Eierstockkrebs‘ erfolgen. Oder<br />
auch in Praxen, die schwerpunktmäßig auf Brustkrebs ausgerichtet sind.<br />
Weitere Infos und Beratung zum Thema Brustkrebs:<br />
Diagnostisches Brustzentrum Göttingen<br />
Tel. 0551 820740<br />
www.brustzentrum-goettingen.de<br />
www.konsortium-familiaerer-brustkrebs.de<br />
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wissen<br />
Starke Frauen<br />
im Handwerk<br />
Eine neue Broschüre erzählt die Erfolgsgeschichten von zehn Handwerkerinnen aus Südniedersachsen<br />
– welche Hürden sie überwinden mussten und wie sie heute tatkräftig ihren Weg meistern.<br />
INTERVIEW CAROLIN SCHÄUFELE FOTOGRAFIE LUKA GORJUP<br />
LESEZEIT: 6 MINUTEN<br />
Wenn ein Handwerksmeister sich zur Ruhe setzt, dann geht<br />
der Betrieb an den Sohn. Gibt es keinen Sohn, heiratet die<br />
Tochter den passenden Handwerker – oder der Betrieb wird<br />
geschlossen. Dieses Klischee geisterte bis vor einigen Jahren<br />
wohl noch durch so manche Köpfe. Doch die Welt hat sich<br />
gewandelt. In vielen Handwerksberufen sind Frauen inzwischen<br />
fest etabliert. Jeder fünfte Handwerksbetrieb wird<br />
mittlerweile von einer Frau geführt. Doch es fehlt an neuen<br />
Interessentinnen. Gründe für die geringe Anzahl von Frauen<br />
im Handwerk gibt es viele: sei es die Scheu vor körperlicher<br />
Arbeit oder fehlende Informationen zu den Berufen.<br />
Um das zu ändern, haben Natalia Hefele, Leiterin der Koordinierungsstelle<br />
,Frauen & Wirtschaft‘ der Stadt Göttingen,<br />
und Dorothee Hemme, Kulturwissenschaftlerin und Gründerin<br />
des Start-ups Handwert, die Initiative ,Frauen im Handwerk<br />
von hier!‘ ins Leben gerufen. Für den Porträtkatalog, der in<br />
einem ersten Schritt entstand, hat Hemme zehn erfolgreiche<br />
Handwerker innen aus der Region interviewt und ihre Berufsbiografien<br />
beleuchtet.<br />
Frau Hefele, warum stärken Frauen das Handwerk?<br />
Natalia Hefele: Sie bringen ihre ganze Leidenschaft ein.<br />
Wenn Frauen im Handwerk qualifiziert sind und diese<br />
Qualifikation in ihren Beruf einbringen, dann bringen<br />
sie diese zu 100 Prozent ein. Sie sind motiviert, brechen<br />
selten ab und machen weiter, bis sie bestimmte Ergebnisse<br />
beziehungsweise gute Ergebnisse erzielt haben. Das<br />
habe ich während der Arbeit an der Broschüre erfahren<br />
und war davon wirklich fasziniert.<br />
Wie sind Sie auf die Idee der Broschüre gekommen?<br />
Hefele: Die Koordinierungsstelle Frauen und Wirtschaft<br />
unterstützt und berät Frauen, die sich selbstständig<br />
machen oder sich beruflich neu- oder umorientieren<br />
möchten. Ich arbeite mit Unternehmen zusammen, um<br />
Frauen mit diesen Unternehmen zusammenzubringen.<br />
Im Rahmen dieser Tätigkeit war es mir wichtig, Frauen<br />
in unterschiedlichen Wirtschaftsbranchen als Vorbilder<br />
zu zeigen. Im ersten Projekt unter diesem Motto ging es<br />
über Frauen im Handwerk von hier. Die gleichnamige<br />
Broschüre entstand aus der Zusammenarbeit mit dem<br />
Start-up Handwert und dort persönlich mit Dorothee<br />
Hemme, in der ich genau die richtige Mitstreiterin für<br />
das Projekt gefunden habe.<br />
Können Sie sich erklären, warum Frauen im Handwerk<br />
immer noch so in der Minderheit sind?<br />
Hefele: Zum einen rührt das sicher daher, dass das<br />
Handwerk in die körperlich schweren Berufen eingeordnet<br />
wird. Zum anderen ist es wohl die Tradition, dass<br />
Mädchen, wenn sie sich für handwerkliche Berufe interessieren,<br />
eher typische Mädchen- und Frauenhandwerksberufe<br />
ergreifen. Es ist immer noch eine Seltenheit, wenn<br />
Mädchen sich für sogenannte Männerberufe entscheiden.<br />
Der Berufswunsch entsteht oft aus Familientraditionen<br />
heraus. Eine bewusste Entscheidung für solche handwerklichen<br />
Berufe ist noch die Ausnahme.<br />
Dorothee Hemme: Bestrebungen nach mehr Unabhängigkeit<br />
von Frauen in den letzten Jahrzehnten haben<br />
68 2 | <strong>2021</strong>
wissen<br />
Hand in Hand Natalia Hefele (l.) und Dorothee Hemme wollen gemeinsam Frauen im Handwerk fördern.<br />
auch die Idee befördert, dass akademische Karrieren da<br />
nützlicher sind als handwerkliche. Dabei zeigen die Gespräche<br />
mit Handwerkerinnen, die ich in den letzten<br />
Jahren geführt habe, dass es in den über 130 Ausbildungsberufen<br />
des Handwerks vielfältigste berufliche<br />
Entfaltungsmöglichkeiten gibt – auch für Frauen.<br />
In der öffentlichen Wahrnehmung ist das nicht so präsent,<br />
da hören und reden wir in Bezug auf Handwerk<br />
eher von Herausforderungen durch Digitalisierung,<br />
Industrialisierung oder Fachkräftemangel. Über Stärken<br />
reden wir selten. Der Blick in die Werkstätten und Betriebe<br />
zeigt jedoch, dass Frauen, die diesen Weg gegangen<br />
sind, ihn als lohnend empfinden.<br />
In welchen Branchen findet man am wenigsten Frauen?<br />
Hefele: Das sind vor allem die Berufe des Dachdeckers<br />
oder Bauberufe – abgesehen von Schornsteinfegerinnen,<br />
wo es durchaus auch Frauen gibt. In Metzgereien oder<br />
im Metallbereich sind es aktuell zwischen 10 und 12<br />
Prozent der Stellen, die von Frauen besetzt werden.<br />
Warum ist es Ihrer Meinung nach noch immer keine Selbstverständlichkeit,<br />
dass Frauen in Handwerksberufe gehen?<br />
Dorothee Hemme: Es gibt ja durchaus Frauen im Handwerk.<br />
Fast jede fünfte erfolgreiche Meisterprüfung wurde<br />
2019 von einer Frau absolviert. Und Tischlerin und/<br />
oder Kraftfahrzeugmechatronikerin gehörten 2019 zu<br />
den beliebtesten handwerklichen Ausbildungsberufen unter<br />
Mädchen. Aber ich glaube, dass nach wie vor viel<br />
Aufklärungs arbeit nötig ist, um noch mehr Frauen und<br />
Mädchen für handwerkliche Berufe zu interessieren.<br />
In unserer Gesellschaft wird theoretisches Wissen immer<br />
noch höher bewertet als praktisches, und ein Studium<br />
ist für Eltern oft ein selbstverständlicher Wunsch<br />
für ihre Kinder. Das Handwerk wird dabei oft vergessen.<br />
Völlig zu Unrecht, wie zum Beispiel mein Projekt<br />
,Handwerksstolz‘ gezeigt hat. Denn die Zufriedenheit<br />
von Menschen, die im Handwerk arbeiten, ist durchaus<br />
hoch.<br />
Hefele: Es gibt nach wie vor noch wenig Aufklärung und<br />
Berufsorientierung, was die Handwerksberufe im Einzelnen<br />
betrifft: Das Handwerk wird nicht ausreichend<br />
erklärt, es wird Frauen und Mädchen nicht nähergebracht.<br />
Wenn ich junge Mädchen nach ihrer Vorstellung<br />
von Handwerksberufen frage, bekomme ich als Antwort<br />
die Berufe Friseurin, Kosmetikerin, Schneiderin und vielleicht<br />
noch Malerin genannt.<br />
Wie sieht es an der Spitze aus? Sind die Frauen eher<br />
Angestellte oder Chefinnen?<br />
2 |<strong>2021</strong> 69
wissen<br />
Hefele: Viele Frauen, die den Betrieb von ihrem Vater<br />
übernommen haben, arbeiten im Hintergrund, im Office<br />
oder Backoffice. Was übrigens auch eine traditionelle<br />
Vorstellung ist.<br />
Diese Tatsache ändert sich oder hat sich seit einigen<br />
Jahren geändert. Denn jedes fünfte Handwerksunternehmen<br />
in Niedersachsen wird von Frauen geführt. Und<br />
dazu zählen nicht die Unternehmen, die von den Frauen<br />
gemeinsam mit ihren Männern geführt werden. Trotzdem<br />
bleibt die Konstellation, dass der Mann als Geschäftsführer<br />
oder in leitender Funktion tätig ist, bestehen<br />
und entspricht nicht nur der Tradition, sondern bedingt<br />
die vorherrschenden Klischees.<br />
Liegt es an den festgefahrenen Vorurteilen oder an den<br />
Frauen selbst? Und was muss sich ändern? Die Einstellung<br />
der Männer, die Frauen oder das Handwerk selbst?<br />
Hefele: Alle drei. Das Handwerk muss sich umstellen<br />
und sich mehr für Frauen öffnen, Kinderbetreuungen regeln<br />
und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf voranbringen.<br />
Dann sollten mehr Frauen in verantwortliche<br />
Gremien gehen. Man sollte sie bewusst darauf ansprechen,<br />
hier mitzumachen. Viele Gremien im Handwerk<br />
sind nach wie vor männerbesetzte Domänen, die etwas<br />
zu sagen haben. Es liegt aber auch ein Stück an den<br />
Frauen selbst, die in den Betrieben so viel Arbeit leisten<br />
und sich manchmal trotzdem hinter den Männern verstecken.<br />
Wie kommt man da raus?<br />
Hemme: Wir müssen aufklären, Vorbilder zeigen und<br />
Frauen zu Wort kommen lassen, die den Weg gegangen<br />
sind. Das fand ich beispielsweise in unserem Projekt so<br />
faszinierend. Wir haben erfahren, wie unterschiedlich<br />
die Wege sind, wie die Frauen zu ihrem Handwerk gekommen<br />
sind. Unsere Schornsteinfegerin ist zum Beispiel<br />
über eine Frozzelei auf einer Geburtstagsparty zu ihrem<br />
Handwerk gekommen. Weil sie schwarze Kleidung getragen<br />
hat, hat jemand zu ihr gesagt: „Du willst wohl<br />
Schornsteinfegerin werden.“ Darauf hat sie geantwortet:<br />
„Ja, will ich.“ Dann hat sie ein Praktikum gemacht, war<br />
sehr zufrieden damit und ist dabei geblieben. Man muss<br />
Geschichten von Menschen erzählen, die diese Wege erfolgreich<br />
gegangen sind, damit man Orientierung schaffen<br />
kann.<br />
Hefele: Unser Projekt kann genau hier ein kleines<br />
Schrittchen nach vorn bedeuten! Mit der Broschüre und<br />
der anschließenden Ausstellung, deren Auftakt für Anfang<br />
Dezember geplant ist, machen wir die Frauen im<br />
Handwerk sichtbarer und zeigen, wie Frauen führen<br />
können. Sie sind Profis und vielseitig hoch qualifiziert.<br />
Sprich, wir brauchen ,Role Models‘?<br />
Hemme: Ja, das ist bestimmt ein Weg. Es gibt coole<br />
Frauen im Handwerk. Die muss man zeigen und Zugänge<br />
schaffen. Ein anderer Zugang ist, über die Zufriedenheit<br />
zu berichten, die entsteht, wenn man mit seinen Händen<br />
arbeitet und Können stetig wächst. Das ist eine große<br />
Bereicherung. Und das sollte man auch an die Bildungspolitik<br />
adressieren. Das fehlt in den Schulen.<br />
Und was kommt jetzt nach der Publikation der Broschüre?<br />
Hefele: Als Nächstes wird es die bereits erwähnte Ausstellung<br />
geben. Damit wollen wir ein breiteres Publikum<br />
erreichen und auf das Thema aufmerksam machen. Zu<br />
diesem Zweck wird es eine weitere Talkrunde mit den<br />
Handwerksunternehmerinnen geben.<br />
Es gibt auch noch viele andere Ideen, die aber alle noch<br />
nicht spruchreif sind. Aber unsere Arbeit hat uns klar<br />
aufgezeigt, dass wir hier ein wichtiges Thema aufgegriffen<br />
und angestoßen haben.<br />
Was raten Sie Frauen ganz praktisch, die sich für einen Beruf<br />
im Handwerk interessieren? Haben Sie noch einen Tipp?<br />
Hefele: Wer sich für einen Beruf im Handwerk interessiert,<br />
sollte sich auf jeden Fall erst einmal darüber informieren,<br />
wie das jeweilige Handwerk oder das Handwerk<br />
allgemein funktioniert. Vielleicht auch einfach mal den<br />
Mut haben, einzelne Handwerksunternehmen direkt anzusprechen<br />
und einen Schnuppertag oder ein Praktikum<br />
zu vereinbaren. Das wäre ein Weg.<br />
Ein anderer ist, die Arbeitskreise UnternehmerFrauen<br />
im Handwerk oder die Kreishandwerkerschaft zu kontaktieren<br />
und sich dort zu informieren. Einfach mutig<br />
sein und einen Anfang wagen. Es lohnt sich!<br />
Vielen Dank für das Gespräch!<br />
Zur Broschüre<br />
Mit dem Titel ,Frauen im Handwerk von hier!‘ hat die<br />
Leiterin der Koordinierungsstelle ,Frauen & Wirtschaft‘<br />
Dr. Natalia Hefele eine Broschüre herausgebracht, in der<br />
zehn Handwerksunternehmerinnen aus der Region porträtiert<br />
sind. Sie erzählen in Interviews mit Dr. Dorothee Hemme<br />
von ihrem Werdegang und ihrer Begeisterung für ihr eigenes<br />
Handwerk. Das Projekt wurde vom Landesnetzwerk<br />
UnternehmerFrauen im Handwerk Niedersachsen e. V.,<br />
den Gleichstellungsbeauftragen der Stadt und des<br />
Landkreises Göttingen unterstützt.<br />
Die Broschüre zum Download gibt es unter:<br />
www.frauen-wirtschaft.de/<strong>2021</strong>/06/02/broschuerefrauen-im-handwerk-von-hier<br />
70 2 | <strong>2021</strong>
So geht Steuerberatung<br />
im Handwerk<br />
Als moderne, innovative und erfahrene Steuerberatungskanzlei mit<br />
hohem Digitalisierungsgrad ist es unser Anspruch, Ihnen mit unserem<br />
Fach- und Branchenwissen ums Handwerk hilfreich zur Seite zu<br />
stehen. So erleichtern wir Ihren Alltag mit passenden und individuellen<br />
Lösungen – und immer mit Herz, Stärke und Partnerschaft.<br />
Flexibel.<br />
Praktisch.<br />
Sicher.<br />
Unsere Möglichkeiten – Ihre Vorteile<br />
digitale Finanzbuchhaltung, die an Ihre Vorgaben<br />
und unternehmerischen Anforderungen<br />
angepasst ist<br />
digitale Lohn- und Gehaltsabrechnungen<br />
monatliche Auswertungen, individuell nach<br />
Ihren Vorstellungen<br />
regelmässiger Controlling-Report (graphische<br />
Übersichten zur Entwicklung Ihres<br />
Unternehmens)<br />
Übermittlung aller Belege per Scan oder per<br />
Foto über eine App<br />
Potentialanalyse und Branchenvergleich<br />
Kostenrechnung sowie Bewertung laufender<br />
Aufträge<br />
Übernahme von Zahlungsverkehr und<br />
Mahnwesen nach Ihren Vorgaben und Anforderungen<br />
Anbindung Ihrer Branchensoftware<br />
Entwicklung von Planzahlen für die Bank<br />
technische Unterstützung bei der Einrichtung<br />
von buchhaltungsrelevanten Werkzeugen<br />
regelmäßige Besprechung Ihrer aktuellen<br />
Zahlen, persönlich oder per Video-Meeting<br />
Sprechen Sie uns an. Wir freuen uns auf Sie.<br />
www.hsp-steuer.de/goettingen
Schwarmintelligenz<br />
Moderne Medizin braucht Neugier, Forschergene, Teamgeist.<br />
Wo viele denken, kommt viel heraus.<br />
Universitäre Medizin in Göttingen ist innovativ.<br />
Hightech-Medizin, modernste Labore, genaueste Bildgebung,<br />
internationale Forschungsverbünde.<br />
Und Menschen, die das alles können.<br />
Dafür sind wir da.<br />
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität<br />
Robert-Koch-Straße 40, 37075 Göttingen, Telefon 05 51 / 39 - 0<br />
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präsentiert:<br />
Top-Frauen<br />
der Region
PROFIL<br />
TOP-FRAUEN<br />
Kollegiales Organisationsprinzip<br />
Mit eigenen Ideen und einem hohen Maß an Eigenverantwortung wird bei<br />
Arineo das Unternehmen gemeinsam gestaltet.<br />
„Der Anteil an weiblichen<br />
Fachkräften in der IT-Branche<br />
ist niedrig, bei uns liegt er<br />
bei etwa 25 Prozent. Daher<br />
machen wir zum Beispiel mit<br />
Online-Vorträgen an Schulen<br />
auf Jobs in der IT aufmerksam.“<br />
WIBKE JELLINGHAUS<br />
Das Göttinger IT-Unternehmen Arineo ist als<br />
Employee-Owned Company aufgebaut. Das<br />
bedeutet, dass das Unternehmen in Mitarbeitendenhand<br />
liegt. Statt auf eine starke<br />
Hierarchie setzt der Dienstleister auf kollegiale<br />
Organisation und ein hohes Maß an<br />
Mit bestimmung der Mitarbeiter*innen bei der<br />
Gestaltung ihres Unternehmens. Wir haben<br />
Wibke Jellinghaus, Projektleiterin und Vorsitzende<br />
des Aufsichtsrats bei Arineo, und ihre<br />
Stellvertreterin Dr. Astrid Selke, Personal- und<br />
Organisationsentwicklerin bei Arineo, zu ihrer<br />
Arbeit befragt.<br />
Hallo Wibke und Astrid! Ihr steht beide dem<br />
Aufsichtsrat von Arineo vor. Was beinhaltet<br />
eure Tätigkeit dabei?<br />
Wibke Jellinghaus: Es gibt bestimmte Geschäfte,<br />
die die Zustimmung des Aufsichtsrats<br />
benötigen. Der Aufsichtsrat besteht aus<br />
fünf Personen und wird regelmäßig neu gewählt.<br />
So ändert sich die Zusammensetzung<br />
jedes Jahr, und andere Kolleg*innen können<br />
neue Impulse einbringen. Das bringt neue<br />
Perspektiven und Ideen in die Diskussion.<br />
Dr. Astrid Selke: Wir nehmen jeden Monat<br />
am Gremienmeeting mit der Geschäftsführung<br />
teil und haben so die Möglichkeit, bei<br />
vielen Dingen Einfluss zu nehmen und neue<br />
Ideen einzubringen. Die Zusammenarbeit<br />
ist ein offenes, kollegiales Miteinander auf<br />
Augenhöhe.<br />
Ihr könnt über den Aufsichtsrat das Unternehmen<br />
mitgestalten. Habt ihr Beispiele?<br />
Jellinghaus: Wir haben gerade in der Corona<br />
Zeit das Glück, von zu Hause arbeiten<br />
zu können. Aber es kann schwierig sein,<br />
Kinderbetreuung, Job-Anforderungen und<br />
die eigenen Bedürfnisse miteinander zu<br />
vereinbaren. Wir möchten, dass keine*r den<br />
Anschluss verliert oder sich im Stich gelassen<br />
fühlt. Wir wollen außerdem mehr Frauen für<br />
die Arbeit bei Arineo begeistern. Der Anteil<br />
an weiblichen Fachkräften in der IT-Branche<br />
ist niedrig, bei uns liegt er bei etwa 25 Prozent.<br />
Daher machen wir zum Beispiel mit<br />
Online-Vorträgen an Schulen auf Jobs in der<br />
IT aufmerksam.<br />
Selke: Wir bringen auch immer wieder<br />
Themen zur Unternehmenskultur ein, etwa,<br />
wie wir dabei unterstützen können, wenn<br />
unsere Kolleg*innen eine starke Überlast<br />
haben – nicht nur coronabedingt, sondern<br />
auch mit einer starken Auslastung in ihren<br />
Projekten. Ein anderes Beispiel wäre: Wir<br />
fördern, dass bei Arineo jede*r Verantwortung<br />
übernimmt. Unser Unternehmen liegt<br />
in Mitarbeiter*innen hand, da trägt jede*r von<br />
uns seinen Teil zum Erfolg von Arineo bei.<br />
Gibt es für die Arineo-Mitarbeiter*innen auch<br />
die Möglichkeit, sich im Unternehmen und<br />
der Ausgestaltung seiner Kultur und Prozesse<br />
einzubringen?<br />
Selke: Na klar! Wir haben ein Projekt, das<br />
sich mit der kollegialen Organisation<br />
beschäftigt. Außerdem haben wir unsere<br />
Werte mit der gesamten Belegschaft erarbeitet.<br />
Es gibt auch verschiedene Kreise wie<br />
Mentor*innen und Projektleiter*innen, die<br />
stetig im Austausch sind. Im Prinzip kann<br />
jede*r seine Ideen einbringen.<br />
Jellinghaus: Jede*r kann zum Beispiel auf uns<br />
als Aufsichtsrat zugehen, um ein Problem<br />
anzusprechen. Es ist für Arineo besonders
PROFIL<br />
Astrid Selke<br />
Wibke Jellinghaus<br />
wichtig, dass sich viele daran beteiligen, das<br />
Unternehmen zu gestalten. Wir wollen die<br />
Vielfalt unter unseren Mitarbeiter*innen nutzen,<br />
um neue Geschäftsideen zu entwickeln<br />
und uns kontinuierlich zu verbessern.<br />
Das beinhaltet ein hohes Maß an Eigenverantwortung<br />
bei den Mitarbeiter*innen.<br />
Funktioniert das?<br />
Selke: Voraussetzung für Eigenverantwortung<br />
ist meines Erachtens gegenseitiges Vertrauen<br />
ineinander. Wir haben tolle Kolleg*innen, die<br />
sich stark mit Arineo identifizieren und Lust<br />
haben, sich mit ihren jeweiligen Fähigkeiten<br />
einzubringen. Freiräume bei der Gestaltung<br />
der Arbeit, zum Beispiel unser Arbeitszeitkonto<br />
oder die freie Arbeitsortswahl, tragen dazu bei.<br />
Jellinghaus: Vielleicht hat nicht jede*r direkt<br />
Lust, viel Eigenverantwortung zu übernehmen.<br />
Aber wenn man dann die Ergebnisse<br />
sieht, die aus den eigenen Ideen entstanden<br />
sind, ist das sehr motivierend.<br />
Astrid, hast du das Gefühl, dass bei Arineo<br />
Beruf und Familie gut unter einen Hut zu<br />
bringen sind?<br />
Selke: Ja, von Anfang an war es überhaupt<br />
kein Problem, in Teilzeit zu arbeiten und je<br />
nach Projektlage die Termine so zu legen, wie<br />
es passt. Bei Arineo sind Kinder – falls es mit<br />
der Betreuung nicht klappt – immer wieder<br />
gern gesehene Gäste im Büro. Arbeitszeit ist<br />
Teil der Lebenszeit und je besser man das in<br />
Einklang mit weiteren Interessen und Anforderungen<br />
bringen kann, desto entspannter<br />
ist es und desto besser ist unterm Strich<br />
auch das Arbeitsergebnis.<br />
Als Projektleiterin bist du, Wibke, normalerweise<br />
viel beruflich unterwegs. Kannst du Beruf<br />
und Freizeit gut miteinander vereinbaren?<br />
Jellinghaus: Klar ist das manchmal schwierig,<br />
aber meistens funktioniert es sehr gut. Reisezeit<br />
ist bei Arineo Arbeitszeit, d. h. es kann<br />
sein, dass ich in einer Woche durch Termine<br />
bei Kunden und die Fahrt dorthin viele<br />
Überstunden aufbaue. Durch das Arbeitszeitkonto<br />
kann ich die Überstunden dann wieder<br />
abbauen, mal früher Feierabend machen oder<br />
ganze Tage freinehmen.<br />
Gibt es zu guter Letzt noch etwas, das ihr<br />
gerne mitteilen wollt?<br />
Jellinghaus: Wir freuen uns, dass wir unseren<br />
Firmensitz in Göttingen haben, und hoffen,<br />
bald bei einem Neubauprojekt im Göttinger<br />
Zentrum mit dabei zu sein. Dann haben<br />
wir als Top-Arbeitgeber auch bald einen<br />
Top-Standort.<br />
Selke: Schön, dass wir die Gelegenheit haben,<br />
uns und unsere Arbeit bei Arineo hier vorstellen<br />
zu können.<br />
Danke für eure Zeit und eure Antworten!<br />
KONTAKT<br />
Arineo GmbH<br />
Paulinerstr. 12<br />
37073 Göttingen<br />
Tel. 0551 521380<br />
info@arineo.com<br />
www.arineo.com
PROFIL<br />
TOP-FRAUEN<br />
Modern, offen, zukunftsorientiert<br />
Vorstandsvorsitzende Ute Assmann gibt der Kreis-Sparkasse Northeim neue Impulse.<br />
Wie müssen wir uns verändern, um<br />
so bleiben zu können, wie wir sind“,<br />
fragt Ute Assmann, die seit März<br />
2018 an der Spitze der Kreis-Sparkasse Northeim<br />
agiert. Mit einer Bilanzsumme von<br />
1,6 Mrd. Euro und einer überdurchschnittlichen<br />
Rentabilität sei das Institut gut aufgestellt,<br />
doch für innovative Geschäftsmodelle<br />
abseits des Zinses brauche es neue Impulse,<br />
betont die 53-Jährige. Deshalb bindet sie das<br />
KSN-Team mit ein, bildet überdurchschnittlich<br />
aus und hat mit der TOPAS-Zertifizierung die<br />
Kreis-Sparkasse als attraktiven Arbeit geber<br />
positioniert, denn „offene Gespräche und<br />
transparente Entscheidungen sind für gemeinsamen<br />
Erfolg essenziell.“<br />
EINE KOMMUNIKATION ohne Hemmschwellen<br />
und Offenheit für neue und frische Impulse<br />
sind ihr wichtig. Das symbolisiert auch ihr modernisiertes<br />
Büro in Leuchtendweiß mit roten<br />
Akzenten und einem schwungvollen Graffiti.<br />
Genauso zukunftsorientiert forcierte die Vorstandsvorsitzende<br />
die betriebswirtschaftliche<br />
Entscheidung, das Vorstandsteam auf zwei<br />
Mitglieder zu verschlanken. „Gerade in puncto<br />
Kostenoptimierung und Effizienz will ich ein<br />
76 2 |<strong>2021</strong><br />
Vorbild sein, denn ich kann nur das verlangen,<br />
was ich zu geben bereit bin.“<br />
UTE ASSMANN sagt das als „Sparkassenkind“,<br />
das alle Stationen durchlaufen hat: Ihre<br />
Karriere begann sie 1988 mit einer Ausbildung<br />
bei der Sparkasse in Meschede, anschließend<br />
studierte sie an der Management-Akademie<br />
der Sparkassen-Finanzgruppe in Bonn. Als<br />
Dipl.-Sparkassenbetriebswirtin ging sie 2001<br />
zur Groß-Sparkasse Münsterland Ost und<br />
wechselte 2014 in den Vorstand der Stadtsparkasse<br />
Burgdorf. Als sich die Möglichkeit bot,<br />
den Vorstandsvorsitz bei der Kreis-Sparkasse<br />
Northeim zu übernehmen „warf sie ihren Hut<br />
in den Ring“. Denn für sie ist es der perfekte<br />
Ort, ihre Erfahrungen aus traditioneller und<br />
moderner Struktur zu kombinieren: „Hier<br />
habe ich als Vorstandsvorsitzende maximale<br />
Möglichkeiten, wegweisende Änderungen umzusetzen.<br />
Das ist mehr als spannend.“<br />
Assmann liebt diese Herausforderung,<br />
denkt strategisch und handelt konsequent. Sie<br />
möchte gerne Sparringspartnerin der Unternehmen<br />
vor Ort sein und gleichfalls als Unternehmerin<br />
die politischen Akteure mit dem Auftrag<br />
„Wir sind gut für die Region“ unterstützen.<br />
Zudem ist sie stolz darauf, den Landkreis als<br />
‚Botschafterin der Region‘ zu repräsentieren.<br />
Ute Assmann, die nach dem Motto lebt: „Love<br />
it, leave it or change it“ hat Northeim zu ihrer<br />
neuen Heimat auserkoren. „Ich war immer zur<br />
richtigen Zeit am richtigen Ort. Doch hier fühle<br />
ich mich nun endgültig wohl und angekommen“,<br />
sagt die gebürtige Sauerländerin, die in<br />
ihrer Freizeit gerne Golf spielt und Mountainbike<br />
fährt.<br />
KONTAKT<br />
Kreis-Sparkasse Northeim<br />
Ute Assmann<br />
Vorsitzende des Vorstandes<br />
Am Münster 29<br />
37154 Northeim<br />
Tel. 05551 709-0<br />
KSN@KSN-Northeim.de<br />
www.KSN-Northeim.de<br />
TEXT: CLAUDIA KLAFT
PROFIL<br />
Geschäftsführerin Katrin Schlick und<br />
Teamleiterinnen Büro Maria Schulze Schleppinghoff<br />
und Steffi Heidenreich<br />
Nachhaltiges Wachstum als Bio-Betrieb<br />
Neue Strukturen, viel Kommunikation und gemeinsame Ziele: wie LOTTA KAROTTA<br />
auf nachhaltige Entwicklung setzt und sich fit macht für die Zukunft<br />
Wachstum lässt sich nur bis zu einem<br />
gewissen Grad planen. Der<br />
1999 gegründete Bio-Lieferservice<br />
LOTTA KAROTTA ist seit 2019 mit Fridays for<br />
Future und im Folgejahr mit Corona innerhalb<br />
weniger Monate von 25 auf 45 Mitarbeitende<br />
gewachsen. Eine große Herausforderung für<br />
einen regionalen Fami lienbetrieb, der sich<br />
Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben hat.<br />
Der Bio-Lieferservice des Ehepaares Katrin<br />
Schlick und Andreas Backfisch lebte bislang<br />
durch seine flache Hierarchie: Jede*r kennt<br />
jede*n, man frühstückte gemeinsam und konnte<br />
über kurze Wege kommunizieren. Durch das<br />
Anwachsen der Belegschaft wurde schnell klar,<br />
dass es neue Strukturen braucht, um weiterhin<br />
mit allen auf Augenhöhe in Kontakt zu bleiben.<br />
Neue Struktur, mehr Kommunikation<br />
Anfang des Jahres wurde für die Bereiche Büro,<br />
Packen und Fahren in Form von Teamleitungen<br />
eine mittlere Führungsebene eingeführt.<br />
Parallel dazu suchte sich die Geschäftsleitung<br />
für diesen Prozess eine externe Beratung sowie<br />
für das junge Führungsteam ein Coaching.<br />
Strategische Entscheidungen werden nicht<br />
mehr nur als Paar, sondern im Leitungsteam<br />
gemeinsam gefällt. Das Team besteht jeweils<br />
zur Hälfte aus Frauen und Männern. Gute Voraussetzungen,<br />
um Entscheidungen weiterhin<br />
unkompliziert, praxistauglich und mit einer<br />
wohlabgestimmten Note Feingefühl zu treffen.<br />
Wenn sich etwas ändert, sortiert sich das<br />
System neu. Wenn es dann ,ruckelt‘, braucht<br />
es oft nur ein offenes Ohr, manchmal kann<br />
aber auch Hilfe von außen nötig sein. Das ist<br />
für alle Beteiligten ein spannender Lernprozess.<br />
„Wir merken an einigen Punkten, dass<br />
unsere bisherigen Methoden nicht immer das<br />
Mittel der Wahl unserer Teamleitungen sind“,<br />
so Katrin Schlick. „Als Gründer geben wir Verantwortung<br />
und Führung in gute Hände – und<br />
konzentrieren uns verstärkt auf übergeordnete<br />
Ziele“, ergänzt Andreas Backfisch. „Wir sehen<br />
das als wichtigen Schritt für die Zukunft!“<br />
Aufstellung zum nachhaltig attraktiven Arbeitgeber<br />
in der Region<br />
Was macht LOTTA KAROTTA für Arbeitnehmer*innen<br />
so attraktiv? Als Bio-Betrieb liegen<br />
die Löhne eher im unteren Mittelfeld. Vielmehr<br />
ist es eine gemeinsame Haltung: der wertschätzende<br />
Umgang miteinander und mit der<br />
Umwelt sowie die Liebe zu LEBENSmitteln.<br />
Aber auch handfeste Benefits wie Rabatte und<br />
gemeinsame Events sind wichtig. Neu im Angebot:<br />
Bikeleasing und ein Fahrradkilometerbonus.<br />
Geschätzt werden transparente Strukturen,<br />
ebenso werden individuelle Stärken der<br />
Mitarbeitenden begrüßt und gefördert. Diese<br />
wertschätzende Haltung schafft eine auffällig<br />
positive Arbeitsatmosphäre, die von allen Mitarbeitenden<br />
gelebt und getragen wird.<br />
KONTAKT<br />
LOTTA KAROTTA Bio-Lieferservice<br />
Gartestraße 50a<br />
37130 Gleichen - Rittmarshausen<br />
Tel. 05508 979419-0<br />
service@lotta-karotta.de<br />
www.lotta-karotta.de<br />
2 |<strong>2021</strong> 77
PROFIL<br />
TOP-FRAUEN<br />
Starke Frauen am<br />
Evangelischen Krankenhaus<br />
Göttingen-Weende<br />
Dr. Kristin Kotzerke, Chefärztin der Abteilung für Spezielle Schmerztherapie, und<br />
Prof. Dr. Marija Djukic, Leitende Oberärztin der Abteilung für Geriatrie, sind<br />
Expertinnen auf ihrem Gebiet.<br />
Schmerztherapeutin Dr. Kristin Kotzerke –<br />
mit Einfühlsamkeit und Nachdruck ans Ziel<br />
In Deutschland leiden nach aktuellen Informationen<br />
rund sechs Millionen Menschen an<br />
solch starken chronischen Schmerzen, dass<br />
die Betroffenen Alltag und Berufsleben nur<br />
unter großen Beeinträchtigungen meistern<br />
können. „Wir haben Patienten mit Lebensgeschichten,<br />
bei denen jeder chronische Schmerzen<br />
hätte, wenn er diese durchleben müsste“,<br />
so Chefärztin Dr. Kristin Kotzerke.<br />
Ist ein Mensch länger als drei bis sechs Monate<br />
dauerhaft beeinträchtigt, sollte er einen<br />
Schmerzmediziner aufsuchen. Die Schmerzen<br />
können dabei vielfältig und durch körperliche<br />
und/oder seelische Erlebnisse begründet sein.<br />
„Manche Patienten“, so die gläubige Christin,<br />
„leiden an schweren körperlichen Erkrankungen<br />
und seelischen Traumata.“<br />
IHRE ABTEILUNG setze bei dem etwa dreiwöchigen<br />
stationären Aufenthalt auf eine<br />
Therapie, die auf drei Säulen beruhe, erzählt<br />
Kotzerke. Dies seien die Psycho- sowie die<br />
Physiotherapie, die an der inneren und äußeren<br />
Haltung des Patienten arbeiten, sowie die<br />
medikamentöse Behandlung. Dieses Gesamtpaket,<br />
gepaart mit einer Atmosphäre, in der<br />
sich die Betroffenen geborgen fühlen und Vertrauen<br />
aufbauen können, soll helfen, die Lebensqualität<br />
auch langfristig im Alltag zu verbessern.<br />
Daher sei es Ziel, dass die erlernten<br />
Übungen auch nach dem Aufenthalt Eingang<br />
in die tägliche Routine der Patienten finden.<br />
Wenn dies gelänge und sie später ihre Patienten<br />
auf dem Weg der Besserung sehe, bereite<br />
ihr das große Freude, resümiert die Chefärztin.<br />
78 2 |<strong>2021</strong><br />
Geriaterin Prof. Dr. Marija Djukic –<br />
engagiert für die Medizin des alten Menschen<br />
Im Zuge des demografischen Wandels werden<br />
alte Menschen künftig einen großen Teil unserer<br />
Gesellschaft bilden. Dies hat Auswirkungen<br />
auf den medizinischen Versorgungs bedarf.<br />
Das Weender Krankenhaus ist mit seiner geriatrischen<br />
Abteilung eines der führenden Häuser<br />
in Deutschland und damit bestens dafür<br />
gerüstet. „Um die Patientengruppe, deren<br />
Selbstständigkeit im Alter durch chronische<br />
Krankheiten gefährdet ist, kümmern wir Geriater<br />
uns“, so Prof. Dr. Marija Djukic, Leitende<br />
Oberärztin der Geriatrie am Weender Krankenhaus.<br />
„Unsere Stärke ist dabei der ganzheitliche<br />
medizinische Ansatz.“ Dieser sei auch<br />
zwingend notwendig, denn häufig müssten<br />
aufgrund von vielschichtigen Erkrankungen in<br />
die komplexe Behandlung mehrere Fachrichtungen<br />
mit einbezogen werden.<br />
DIE ABTEILUNG, unter deren Dach sich<br />
neben der geriatrischen Akutklinik mit Frührehabilitation<br />
auch eine Rehabilitationsklinik<br />
befindet, verfügt über mehr als einhundert<br />
Plätze. „Durch unsere interdisziplinär zusammengesetzten<br />
Teams aus Physio- und Ergotherapeuten,<br />
Logopäden, Sozialarbeitern, Neuropsychologen,<br />
Pflegern und Ärzten ist es uns<br />
möglich, das optimale Behandlungsergebnis<br />
für unsere Patienten zu erzielen“, sagt die Neurologin,<br />
die ihre Disziplin und Ausdauer dem<br />
Umstand zuschreibt, dass sie als Jugendliche in<br />
der jugoslawischen Volleyball-Nationalmannschaft<br />
gespielt hat. Infolgedessen „ist es für<br />
mich eine Selbstverständlichkeit, auch im Beruf<br />
meine gesamte Kraft und Ausdauer einzusetzen<br />
und diese dem Wohl der alten Menschen<br />
zukommen zu lassen“, sagt die zweifache Mutter,<br />
die mit 18 Jahren vor dem Bürgerkrieg im<br />
einstigen Jugoslawien fliehen musste.<br />
Dr. Kristin Kotzerke<br />
Prof. Dr. Marija Djukic<br />
KONTAKT<br />
Ev. Krankenhaus Göttingen-Weende<br />
An der Lutter 24<br />
37075 Göttingen<br />
Tel. 0551 5034-0<br />
kontakt@ekweende.de<br />
www.ekweende.de
PROFIL<br />
Die Kaffeemeisterinnen aus Northeim<br />
Drei kaffeebegeisterte Frauen übernehmen den Vertrieb<br />
für mehr Genuss im Büro.<br />
Rosemarie Adamek, Sandra Junge und Ines Berke<br />
Wer hätte das gedacht: Kaffee ist<br />
das meist konsumierte Getränk in<br />
Deutschland. Damit rangieren Latte<br />
Macchiato, Café Crema und Espresso noch vor<br />
Bier und Mineralwasser. Dennoch verzichten<br />
viele kleine und mittelständische Unternehmen<br />
auf guten Kaffee im Büro.<br />
„SEIT JUNI DIESES JAHRES sind wir zertifizierter<br />
Vertriebspartner von ‚Die Kaffeemeister‘<br />
und bieten einen Rundum-sorglos-<br />
Kaffee genuss mit Kaffeemaschinen-Leasing,<br />
inklusive Kaffeelieferungen und dem Duft von<br />
frischem Kaffee im Büro“, sagt Ines Berke,<br />
Geschäftsführerin von bueroboss.de/ kassebeer<br />
und Vertriebsleiterin des Frauen-Vertriebsteams<br />
der ‚Kaffeemeister‘. Gemeinsam mit<br />
Rosemarie Adamek und Sandra Junge hat sie<br />
Barista Seminare besucht und sich durch<br />
unzählige Tassen Kaffee getrunken, um nun<br />
ihren Kunden die Welt des Kaffees zu eröffnen.<br />
WÄHREND DIE FRAUEN für den Genuss<br />
zuständig sind, steht für den technischen<br />
Support die Kompetenz des Systemhauses<br />
für Büro- und Informationsmanagement<br />
bueroboss.de/kassebeer hinter ihnen. „Eine<br />
Kombination und ein Angebot, das in der<br />
Region einmalig ist – ebenso wie unsere Begeisterung“,<br />
sagt Ines Berke mit Vorfreude auf<br />
künftige Kundengespräche.<br />
KONTAKT<br />
DIE KAFFEEMEISTER<br />
Ines Berke<br />
Wilh. F. Kassebeer GmbH & Co. KG<br />
Matthias-Grünewald-Straße 42<br />
37154 Northeim<br />
Tel. 05551 963-150<br />
Ines.Berke@bueroboss.de<br />
Von der Kinderkrankenschwester<br />
zur Oberin<br />
DRK-Schwesternschaft Georgia-Augusta e. V.: Nicole Zimmer engagiert sich<br />
seit Jahrzehnten für kranke Kinder und Jugendliche.<br />
Das Wohl des Menschen im Blick:<br />
Nicole Zimmer, Oberin der DRK-Schwesternschaft<br />
Georgia-Augusta e. V.<br />
FOTO: MAREN IBEN / DRK-SCHWESTERNSCHAFT<br />
Seit über 30 Jahren ist Nicole Zimmer im<br />
Gesundheitswesen tätig, das Wohl ihrer<br />
Mitmenschen stets im Blick. Als Oberin<br />
der Göttinger DRK-Schwesternschaft Georgia-Augusta<br />
e. V. ist die gelernte Kinderkrankenschwester<br />
und studierte Gesundheits ökonomin<br />
für die rund 200 Göttinger Rotkreuz schwestern<br />
verantwortlich, von denen ein Großteil in der<br />
Kinderklinik der Universitätsmedizin Göttingen<br />
(UMG) tätig ist. Nicole Zimmer war 19<br />
Jahre auf der Kinder-Intensivstation der UMG<br />
tätig und baute im Jahr 2013 auch die Sozialmedizinische<br />
Nachsorge Einrichtung ,FAZIT‘<br />
(,Familie, Zukunft, Inte gration, Toleranz‘) in<br />
der Trägerschaft der Göttinger DRK-Schwesternschaft<br />
auf, die im Jahr etwa 120 Familien<br />
mit einem (schwer-)kranken Kind im Übergang<br />
von der Klinik nach Hause begleitet.<br />
Und das nächste große Projekt steht schon in<br />
den Startlöchern: Mit der engagierten Unterstützung<br />
eines Fördervereins, in dem Oberin<br />
Zimmer zweite Vorsitzende ist, arbeitet die<br />
DRK-Schwesternschaft Georgia-Augusta e. V.<br />
am Aufbau des Kinder- und Jugendhospizes<br />
Sternenlichter, das im Göttinger Ortsteil Grone<br />
entsteht, mit.<br />
KONTAKT<br />
DRK-Schwesternschaft Georgia-Augusta e. V.<br />
Helvesanger 12<br />
37081 Göttingen<br />
Tel. 0551 58842<br />
schwesternschaft@drk-georgia-augusta.de<br />
www.drk-georgia-augusta.de<br />
2 |<strong>2021</strong> 79
PROFIL<br />
TOP-FRAUEN<br />
Die Zukunft im Blick<br />
Die Energieagentur Region Göttingen widmet sich vielen Klimaschutzthemen:<br />
Energieeffizienz, erneuerbare Energien, Konsum, Quartierskonzepte<br />
FOTO: LUKA GORJUP<br />
Geschäftsführerin Doreen Fragel<br />
Seit ihrer Gründung berät die Energieagentur<br />
Region Göttingen e. V. Bürger,<br />
Kommunen und Unternehmen. Sie<br />
erhal ten unabhängige und anbieterneutrale<br />
Energie- und Fördermittelberatungen, Fortbildungen<br />
und Unterstützung bei der Umsetzung<br />
von Klimaschutzprojekten.<br />
DER GEMEINNÜTZIGE VEREIN unterstützt<br />
Hauseigentümer beratend – beim energetischen<br />
Bauen und Sanieren, bei der Umstellung der<br />
Heizung und beim Bau einer Solaranlage. Einkommensschwache<br />
Haushalte bekommen eine<br />
kostenlose Beratung und Stromsparhilfen. Im<br />
kommunalen Netzwerk hilft die Energieagentur,<br />
die Energieeffizienz der Gebäude zu verbessern,<br />
hat ein Energiemanagementsystem aufgebaut<br />
und betreut dieses. Bereits mit vier Gemeinden<br />
hat der Verein ein sog. energetisches<br />
Quartierskonzept zur CO 2 -Reduktion erstellt.<br />
Bisher hat die Energieagentur 50 Unternehmen<br />
der Region bei der Umsetzung von Energieeffizienzprojekten<br />
unterstützt.<br />
Es ist Kernaufgabe der Energieagentur, mit<br />
ihrer Geschäftsführerin Doreen Fragel, die<br />
massive CO 2 -Reduktion vor Ort voranzubringen.<br />
Dafür entwickelt die Agentur kontinuierlich<br />
neue Konzepte und Projekte.<br />
KONTAKT<br />
Energieagentur Region Göttingen e. V.<br />
Berliner Straße 4<br />
37073 Göttingen<br />
Tel. 0551 38 42 13 11<br />
info@energieagentur-goettingen.de<br />
www.energieagentur-goettingen.de<br />
Von der Glückssuche zu den<br />
Positive Mind Solutions<br />
Der Weg hin zu Glück und Zufriedenheit<br />
Lange war Vanessa Freitag auf der Suche<br />
nach Glück und Zufriedenheit. Nach<br />
ihrem abgeschlossenen Studium der Sozialwissenschaften<br />
und einem Master in BWL<br />
machte sie in einer Unternehmensberatung<br />
Karriere und war sehr unglücklich.<br />
80 2 |<strong>2021</strong><br />
2013 TRAF SIE DANN glücklicherweise den<br />
Zen-Meister Hinnerk Polenski und ließ sich<br />
im Daishin-Zen-Kloster im Allgäu drei Jahre<br />
zur Zen-Meditationstrainerin ausbilden. Dort<br />
fing sie schnell an, Seminare für Unternehmen<br />
sowie Coachings zu geben. Weil Zen jedoch<br />
ein sehr spezieller Weg ist, schloss sie<br />
zusätzlich ein Studium des Glücks auf Basis<br />
der Positiven Psychologie an der ALH Akademie<br />
in Köln ab, wo sie auch anfing, die Themen<br />
Glück und Zufriedenheit von Mitarbeitern<br />
im Unternehmenskontext zu erforschen.<br />
Daraufhin entwickelte sie die ,Positive Mind<br />
Solutions‘, die heute von vielen Unternehmen<br />
– zum Beispiel vom WDR – gebucht werden.<br />
Zu ihren Produkten zählt unter anderem ein<br />
einzigartiges ,Happy@Work‘-Seminarformat,<br />
das nicht nur dazu beiträgt, dass Mitarbeiter<br />
an ihrem Arbeitsplatz glücklicher und zufriedener<br />
sind, sondern den Unternehmen auch<br />
– als positivem Nebeneffekt – zu mehr Erfolg<br />
verhilft.<br />
AUSSERDEM GIBT VANESSA ihr Wissen<br />
als Dozentin an der Georg-August-Universität<br />
Göttingen in Vorträgen und individuellen<br />
Coachings weiter.<br />
Vanessa Freitag, Trainerin und Coach<br />
für Positive Psychologie<br />
KONTAKT<br />
Vanessa Freitag – Positive Psychologie<br />
Training & Coaching<br />
Charlottenburger Str. 6<br />
37085 Göttingen<br />
info@positive-mind.solutions<br />
www.positive-mind.solutions
PROFIL<br />
Einfach anders. Einfach besser.<br />
Es gibt Immobilienmakler …<br />
und es gibt Baum Beyer Immobilien.<br />
Durch positive Erfahrungen und Mundpropaganda<br />
hat sich in Göttingen<br />
und Umgebung verbreitet, dass<br />
Gesa Baum-Beyer auf dem Immobiliensektor<br />
einen außergewöhnlichen, sehr persönlichen<br />
und individuellen Rundum Wohlfühlservice<br />
anbietet. Jetzt, in ungewöhnlichen Zeiten, in<br />
einem sich stets verändernden Immobilienmarkt,<br />
zahlt es sich für die Kunden aus, eine<br />
erfahrene, etwas andere Maklerin an ihrer Seite<br />
zu wissen. Denn seit über 16 Jahren lebt Gesa<br />
Baum-Beyer eine ,menschliche Immobilienkompetenz‘.<br />
Fürsorge, Humor, Vertrauen, Seriosität,<br />
Verlässlichkeit, Freude, Verschwiegenheit<br />
und eine freundlich-offene Persönlichkeit<br />
sind Charaktereigenschaften und Werte, auf<br />
denen der Erfolg dieser Immobilienmaklerin<br />
aufbaut. Sie ist das vermittelnde Bindeglied<br />
zwischen Käufer und Verkäufer oder Mieter<br />
und Vermieter. Ihr besonderes Netzwerk abseits<br />
vom Mainstream und ihre individuelle<br />
Professionalität mit Herz und Sachverstand<br />
machen sie zur Garantin für den Immobilienerfolg<br />
ihrer Auftraggeber.<br />
Gesa Baum-Beyer<br />
KONTAKT<br />
Kauf • Verkauf • Miete • Vermietung • Wertermittlung<br />
Baum Beyer Immobilien<br />
Tel. 0551 205 25 75<br />
www.baum-beyer.de<br />
Wohlfühlservice und Immobiliengutachten<br />
DEKRA-zertifizierte Sachverständige für Immobilienbewertung D1<br />
Riedels Ketchup-Manufaktur<br />
– kreative handgemachte Ketchupsorten aus Südniedersachsen<br />
Anika Riedel<br />
Nach meinem Studium an der HAWK<br />
in Holzminden arbeitete ich in Berlin.<br />
Vor zwölf Jahren zog ich zurück in die<br />
Heimat und habe die Stärken unserer landwirtschaftlichen<br />
Region schätzen gelernt. Das ist es<br />
auch, was unsere Manufaktur ausmacht: Heimatverbundenheit“,<br />
erzählt Anika Riedel, Geschäftsführerin<br />
der Riedels Ketchup-Manufaktur.<br />
„WIR ARBEITEN REGIONAL und familiär und<br />
kochen voller Leidenschaft unsere kreativen<br />
bunten Ketchupkreationen.“ Die Region bedeutet<br />
für die 41-Jährige aber auch, auf ein gutes<br />
Netzwerk zurückgreifen zu können. So hat<br />
sie im vergangenen Jahr zusammen mit Ebi<br />
Prunzel-Ulrich den Vorstand des Regionalen<br />
Erzeugerverbandes Südniedersachsen übernommen.<br />
„Mein Geheimrezept, wenn mal wieder<br />
alles drunter und drüber geht: durchatmen<br />
und sacken lassen“, sagt Riedel. „Aus der Situation<br />
rausgehen und auf eine sachliche Ebene<br />
wechseln, um dann nach Lösungen zu schauen.“<br />
Wichtig sei für die junge Unternehmerin,<br />
mit Mut, Vertrauen und Intuition auf ihrem<br />
Weg zu bleiben. Die Energie hierfür holt sie<br />
sich, indem sie Zeit in der Natur verbringt und<br />
reflektiert. „Natürlich gibt mir aber auch das<br />
kreative Schaffen und das Arbeiten mit Menschen<br />
sehr viel Kraft zurück. All dies spiegelt<br />
sich in unseren Produkten wider.“<br />
KONTAKT<br />
Riedels Ketchup-Manufaktur<br />
Breslauer Str. 69<br />
37639 Bevern<br />
Tel. 05531 1273158<br />
anika.riedel@riedels-ketchup.de<br />
www.riedels-ketchup.de<br />
www.facebook.com/riedelsketchup<br />
www.instagram.com/riedelsketchupmanufaktur<br />
2 |<strong>2021</strong> 81
PROFIL<br />
TOP-FRAUEN<br />
Die Zahnärztin mit Zukunft<br />
Fünf Jahre zukunftsorientiertes Wachstum in freundlicher und immer<br />
moderner werdender Atmosphäre<br />
Ihr Team im Kauf Park<br />
Erfahren und jung – das passt nicht<br />
zusammen? Doch! Dr. Sarah Diab<br />
beweist es. Die promovierte Zahnärztin<br />
verfügt bereits über 15 Jahre<br />
Berufserfahrung – davon fünf Jahre in ihrer<br />
jetzigen Praxisgemeinschaft im Göttinger<br />
Kauf Park. Auf 200 Quadratmetern und in vier<br />
Behandlungsräumen setzen Sarah Diab, ihr<br />
Praxispartner, ihre Assistenzzahnärztin Jennifer<br />
Herzig und ihr zahnmedizinisches Fachpersonal<br />
auf Wohlbefinden, gute Beratung<br />
und die Zufriedenheit ihrer Patienten aller<br />
Altersgruppen.<br />
„Dank regelmäßiger Fortbildung aller Mitarbeitenden,<br />
Auszubildenden und Ärzten sind wir<br />
für die Behandlung in den Bereichen ästhetische<br />
und kosmetische Zahnheilkunde, hochwertiger<br />
Zahnersatz und Prophylaxe optimal<br />
ausgebildet“, sagt Sarah Diab. Das gesamte<br />
Team engagiert sich stets mit dem Ziel, die Praxis<br />
und das eigene Können weiterzuentwickeln.<br />
In familienfreundlicher Atmosphäre arbeiten<br />
alle an dem Ziel, jeden Tag noch ein bisschen<br />
besser zu werden. So ist ,Mein Zahnarzt im<br />
Kauf Park‘ für die Herausforderungen der Zukunft<br />
perfekt aufgestellt.<br />
KONTAKT<br />
Mein Zahnarzt im Kauf Park<br />
Dr. Sarah Diab<br />
Am Kauf Park 2<br />
37079 Göttingen<br />
Tel. 0551 900 3577<br />
email@zahnarzt-kaufpark.de<br />
www.zahnarzt-kaufpark.de<br />
PersonalBeratung:<br />
mehr als Personalvermittlung<br />
Über 30 Jahre für Unternehmen der Region<br />
FOTO: PAAVO BLÅFIELD<br />
Frau Dr. Heidemarie Krüger<br />
Als 1989 Dr. Heidemarie Krüger von<br />
der bundesweit agierenden Personalberatung<br />
Steinbach & Partner die Frage<br />
gestellt bekam, ob sie für die Beratung das siebte<br />
Büro in der Zonenrandlage für Südniedersachsen<br />
und Nordhessen von Null aufbauen<br />
wollte, sagte sie Ja – und es gelang. Sie startete<br />
mit zusätzlichem Engagement in der IHK Kassel<br />
und errichtete ein Netzwerk, das bis heute<br />
die Basis ihrer Bekanntheit ist. Zu den ersten<br />
und langjährig betreuten Kunden gehörten<br />
drei Unternehmen aus Südniedersachsen<br />
(Hann. Münden, Moringen, Katlenburg).<br />
82 2 |<strong>2021</strong><br />
Heute leistet sie mit zwei Kollegen und einem<br />
Team von langjährig erfahre nen Mitarbeitern<br />
(m/w) immer im Auftrag der Unternehmen den<br />
Service der gezielten Suche und Beurteilung von<br />
Spezialisten und Führungskräften. Den Kunden<br />
mit seinen immer ganz speziellen Anforderungen<br />
der Branche und der zu besetzenden Stelle<br />
zu verstehen und dann den geeigneten (den<br />
,richtigen‘ gibt es nicht) Kandidaten zu finden,<br />
ist gerade in Corona Zeiten eine noch größere<br />
Leistung, die nur mit unermüdlichem Einsatz<br />
und auch Geduld erbracht werden kann. Erfahrung<br />
ist die Basis.<br />
KONTAKT<br />
Dr. Krüger | Executive Consultants<br />
Personalberatungsunternehmen<br />
Wilhelmsstraße 15<br />
34117 Kassel<br />
Tel. 0561 709 19-0<br />
www.krueger-personalberatung.de<br />
kassel@krueger-personalberatung.de
PROFIL<br />
Finanzen sind Frauensache<br />
Friederike Fuchs Finanzberatung<br />
Erfolgreich in Finanzen<br />
Finanzielle Unabhängigkeit bedeutet Gestaltungsfreiheit<br />
und Sicherheit. Insbesondere für<br />
Frauen heißt das, ausreichend finanzielle Mittel<br />
zu haben, um nicht in die Altersarmutsfalle<br />
zu tappen.<br />
Frauen schieben die Geldanlage gern vor sich<br />
her und setzen eher auf Sicherheit. Dabei ist<br />
es für Frauen wichtig, renditestark anzulegen,<br />
um durch Erwerbsbiografien entstandene<br />
Finanzlücken zu füllen. Nullzinsen und Inflation<br />
,zwingen‘ dazu, sich mit Alternativen zu<br />
beschäftigen. MUT ZUM INVESTIEREN STATT<br />
SPAREN – Aktien oder Aktienfonds können<br />
Bausteine für den langfristigen Vermögensaufbau<br />
sein.<br />
Nachhaltige Geldanlage – Geld gibt Macht<br />
Wie wollen wir morgen leben und wie erhalten<br />
wir kommenden Generationen die Lebensgrundlagen?<br />
Wie verbinden wir Wohlstand<br />
und Wirtschaftswachstum mit Ökologie? Die<br />
Idee: Die ,Macht‘ des Geldes nutzen! Geldströme<br />
lenken, um Einfluss auf Unternehmen zu<br />
nehmen, nachhaltiger zu wirtschaften. Genau<br />
damit beschäftigt sich die nachhaltige Geldanlage.<br />
Neben den klassischen Anlagezielen<br />
Rendite oder Sicherheit, werden ökologische,<br />
ethische und soziale Kriterien einbezogen.<br />
Einfach machen – Geldanlage kann Lösungen<br />
bieten, kleine und große Vorstellungen zu verwirklichen.<br />
Wichtig ist, anzufangen. Verlieren Sie<br />
keine Zeit, damit das Geld für Sie arbeiten kann.<br />
Finanzexpertin Friederike Fuchs<br />
KONTAKT<br />
Friederike Fuchs<br />
Finanzberatung im Netzwerk FRAU-INVEST Anlageberatung<br />
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mensch<br />
84 2 |<strong>2021</strong>
mensch<br />
Start mit<br />
Perspektive<br />
In einer männerdominierten Branche sorgt eine Frau an der<br />
Spitze noch immer für Schlagzeilen. So wie Romina Weis.<br />
Die 27-Jährige übernimmt das Göttinger Umzugsunternehmen<br />
Haberland und hat dabei erfrischende Ideen im Gepäck.<br />
TEXT ANJA DANISEWITSCH<br />
FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
2 |<strong>2021</strong> 85
mensch<br />
LESEZEIT: 11 MINUTEN<br />
Eine kleine, zierliche, junge Frau sitzt<br />
hinter einem großen massiven Holzschreibtisch,<br />
der vermutlich schon so<br />
lange an diesem Platz steht wie das<br />
Unternehmen selbst: 50 Jahre. Unzählige<br />
Geschäftsabschlüsse wurden<br />
an ihm besiegelt, viel Papier von<br />
rechts nach links geschoben, abgeheftet<br />
und geprüft. Die Frau hingegen ist erst seit wenigen<br />
Monaten in diesem Büro. Romina Weis ist 27 Jahre<br />
alt und seit November des vergangenen Jahres offiziell<br />
die neue Geschäftsführerin der Haberland Möbelspedition<br />
in Göttingen. Sie begrüßt uns mit offener Freundlichkeit<br />
und fester Stimme. „Der Schreibtisch wird bleiben“,<br />
sagt Weis bestimmt, „auch wenn sich sonst vieles<br />
ändern wird.“ Der erste Eindruck: Auch sie ist gekommen,<br />
um zu bleiben, und hier genau am richtigen Ort.<br />
DOCH DREHEN WIR DAS RAD DER GESCHICHTE noch<br />
einmal um zwei Jahre zurück. Der Inhaber Andreas<br />
Bubner leitet seit rund 30 Jahren eine der mittlerweile<br />
größten Möbelspeditionen der Region Südniedersachsen<br />
– die LKWs mit dem roten Schriftzug Haberland<br />
sind vielerorts zu sehen. Um auch die Zukunft des erfolgreichen<br />
Unternehmens zu sichern, entscheidet sich<br />
der damals 58-Jährige weitsichtig dafür, rechtzeitig mit<br />
der Nachfolgeregelung für seinen Betrieb zu beginnen.<br />
Interessenten gab es laut Bubner einige, sowohl aus der<br />
Branche als auch branchenfremde. Aber so richtig passen<br />
wollte es nicht. Die Chemie sollte stimmen. Und das<br />
tat sie dann schließlich auch: zwischen ihm und der damals<br />
gerade einmal 26-jährigen Romina Weis.<br />
Zugegeben, Da schleicht sich beim kritischen Betrachter<br />
zunächst schon ein wenig Skepsis ein, ob diese Entscheidung<br />
von beiden Seiten gut durchdacht war. Immerhin<br />
geht es hier um ein gestandenes Unternehmen mit<br />
einer großen Aufgabe: Bei Haberland werden pro Jahr<br />
zwischen 400 und 500 Umzüge von 16 Mitarbeitern, einer<br />
Mit arbeiterin und einem Auszubildenden gestemmt –<br />
je nachdem, wie groß der Auftrag ist. Die größten gewerblichen<br />
Umzüge mit über 20 LKW-Ladungen dauern<br />
im Durchschnitt zwischen drei und vier Wochen, private<br />
hingegen werden mit Küchenaufbau meist an zwei Tagen<br />
erledigt. Neben Haushalts- und Büroumzügen können<br />
am Standort am Göttinger Salinenweg Möbel, Erbschaften<br />
und dergleichen in Containern eingelagert werden.<br />
Für ein paar Monate oder für die Ewigkeit. „Der<br />
schwerste Gegenstand, der jemals durch Haberland –<br />
mit einem Kran – umgezogen wurde, war übrigens ein<br />
500-Kilo- Tresor. Auch das machen wir möglich“, berichtet<br />
die frischgebackene Geschäftsführerin Weis nicht<br />
ohne Stolz, während sie gelassen in ihrem Chef sessel<br />
sitzt. „Das Unternehmen floriert, mit einem Jahresumsatz<br />
von über einer Million Euro geht es Haberland<br />
selbst während der Corona-Zeit sehr gut. Denn umgezogen<br />
wird immer.“ Ein neuer Job in einer anderen Stadt,<br />
eine neue Liebe ..., und schnell werden aus zwei Wohnungen<br />
eine, oder es steht als Familie mit Kindern ein Umzug<br />
ins eigene Haus an. Unser Leben ist ständig in Bewegung,<br />
und jeder Deutsche, so die Statistik, zieht im<br />
Durchschnitt 4,5-mal um.<br />
Weis tritt selbstbewusst und entschlossen auf. Dennoch:<br />
Sie besitzt keinerlei Branchenerfahrung oder Geschäftsführerqualitäten.<br />
Und darüber hinaus ist sie eine<br />
Frau in einem männerdominierten Umfeld, wo der Ton<br />
auch schon mal etwas rauer ausfallen kann. Kann das<br />
gutgehen? „Ich habe im Leben immer wieder meinen<br />
Weg gefunden“, erzählt die gebürtige Eschwegerin in lockerem<br />
Ton, die vor der großen Aufgabe keine Angst zu<br />
spüren scheint. Mit einem Seitenblick über die Schulter<br />
sieht sie einen Speditionswagen auf den Hof fahren, geht<br />
zum geöffneten Fenster und ruft dem Fahrer in beinahe<br />
kumpelhaften Ton eine knappe, aber präzise Anweisung<br />
zu. Eine spaßige Retourkutsche, beide lachen. Sie gibt<br />
hier den Ton vor, ohne von oben herab zu agieren.<br />
FREUNDLICH SEIN, ABER GLEICHZEITIG CHEFIN. Vorgesetzte<br />
im Business-Blazer, ohne dass sie auf ihre Weiblichkeit<br />
verzichten muss. „Bevor ich hier angefangen<br />
habe, hatte ich schon ein wenig die Befürchtung, dass ich<br />
nicht ganz auf Augenhöhe empfangen werde“, sagt sie.<br />
„Umso mehr hat es mich gefreut, als ich auf das absolute<br />
Gegenteil stieß: eine offene Unternehmenskultur und<br />
viel Herzlichkeit.“ Gelassen nimmt sie wieder an ihrem<br />
großen Schreibtisch Platz und lächelt zufrieden. Es<br />
scheint, als hätte sie mehr Lebenserfahrung, als ihr junges<br />
Alter es vermuten lässt. Und in der Tat lernte sie früh,<br />
auf eigenen Beinen zu stehen.<br />
86 2 | <strong>2021</strong><br />
» Erst dachte ich: Das ist doch eine Schnapsidee,<br />
dass ich das Unternehmen übernehme.<br />
Aber dann dachte ich: Ja, aber eine gute. «
mensch<br />
2 |<strong>2021</strong> 87
mensch<br />
»Das hier soll mein Lebenswerk sein,<br />
denn ich habe den Vertrag nicht nur für<br />
ein paar Jahre unterschrieben.<br />
Weitere 50 Jahre werden folgen! «<br />
BEVOR SIE DEN SCHRITT in die Selbstständigkeit wagte,<br />
machte Weis eine Ausbildung zur Kauffrau für Versicherung<br />
und Finanzen, wobei sie schnell erkannte, dass<br />
sie sich in dieser Branche nie zu Hause fühlen würde.<br />
Durch einen Freund kam sie zum Göttinger Tageblatt<br />
und arbeitete dort drei Jahre als Mediaberaterin im direkten<br />
Kundenkontakt. Andreas Bubner war dort einer<br />
ihrer besten Kunden. „So kamen wir auch ins Gespräch,<br />
als er mir von seiner Nachfolgesuche berichtete und zunächst<br />
mit einem Augenzwinkern sagte: ,Eigentlich suche<br />
ich genau jemanden wie Sie.‘“, erzählt Weis. „Erst<br />
dachte ich: Das ist doch eine Schnapsidee, dass ich das<br />
Unternehmen übernehme. Aber dann dachte ich: Ja,<br />
aber eine gute.“ Sympathisch ist sie, wie sie lacht und<br />
plaudert und sich nicht hinter einer gespielten Abgeklärtheit<br />
versteckt. Verantwortung für sich zu übernehmen<br />
und eigene Entscheidungen zu treffen, war ihr auch<br />
vor dieser Position nicht fremd. Bereits mit 17 Jahren<br />
zog sie zu Hause aus, machte ihr Abitur und wusste,<br />
dass sie nicht studieren gehen würde. Sie wollte Geld<br />
verdienen und etwas Praktisches machen. Und irgendwie<br />
suchte der Wunsch nach Selbstständigkeit bereits<br />
damals in ihr nach Resonanz.<br />
INZWISCHEN SIND DIE WÜRFEL GEFALLEN. Im November<br />
vergangenen Jahres war der Notartermin, an<br />
dem der neue Gesellschaftervertrag von Weis unterzeichnet<br />
wurde. Seit diesem Tag trägt sie für das Unternehmen<br />
die volle wirtschaftliche Verantwortung. Bubner<br />
wird noch bis Ende 2022 als angestellter Geschäftsführer<br />
für eine saubere Übergabe sorgen. „Ein paar<br />
schlaf lose Nächte hat es mich schon gekostet“, sagt<br />
Weis ganz offen heraus. „Das hier soll mein Lebenswerk<br />
sein, denn ich habe den Vertrag nicht nur für ein paar<br />
Jahre unterschrieben. Weitere 50 Jahre werden folgen!“<br />
27 Jahre alt und Inhaberin einer Möbelspedition,<br />
ohne, dass sie als Erbnachfolge in diese Position hineingeboren<br />
worden wäre. Dass eine Frau in dieser Branche<br />
eine solche Position übernimmt, kommt nicht allzu oft<br />
vor. „Es stimmt. Wenn Frauen in Speditionsunternehmen<br />
Chefin werden, dann meist als Familienangehörige“, sagt<br />
Weis und weiß, wovon sie spricht. Denn die junge Unternehmerin<br />
hat sich bereits in Vorfeld intensiv mit ihrer<br />
neuen Rolle auseinandergesetzt. Überhaupt überlässt sie<br />
nicht gern viel dem Zufall.<br />
ERST WENIGE MONATE AN BORD, steckt Romina Weis<br />
noch mitten im Prozess, sich in die Unternehmenskultur<br />
zu finden und gleichzeitig ihren eigenen Führungsstil zu<br />
entwickeln. „Es ist mir wichtig, dass ich hier meine Vorstellungen<br />
integriere und mich von dem, wie es bisher<br />
lief – wenn ich mich nicht damit identifizieren kann –<br />
auch teilweise abgrenze “, sagt sie, schaut ab und an auf<br />
ihre Notizen, welche die ehrgeizige Perfektionistin für<br />
das heutige Interview vorbereitet hat. Wie das Umzugsunternehmen<br />
der Zukunft aussehen kann? „Das wird<br />
sich zeigen“, so Weis. „Vieles hängt davon ab, wie Menschen<br />
in den nächsten zehn oder zwanzig Jahren leben<br />
werden.“ Wie viele Möbel, wie viele Bücher, CDs oder<br />
‚Kleinkram‘ wird die Wohnung der Zukunft füllen?<br />
Reicht uns ein E-Book-Reader anstatt meterlanger Bücherregale?<br />
Werden wir weiterhin für jeden Job umziehen<br />
müssen? Die Veränderungen durch Corona haben<br />
gezeigt, dass ganz viel Arbeit von daheim erledigt werden<br />
kann. Vielleicht werden wir mehr Dinge, von denen<br />
wir uns nicht trennen wollen, einfach einlagern und sie<br />
so ein Leben lang behalten? Vielleicht werden Umzüge<br />
rund um die Welt zur Normalität? Die längsten Umzüge<br />
von Haberland gingen bisher von Göttingen nach<br />
Mallor ca, Madrid, Sevilla, Alicante, Schottland, Oslo,<br />
Italien und einige nach Paris. Werden die Menschen<br />
dank der Globalisierung vielleicht in Zukunft sogar<br />
noch mehr, noch weiter umziehen? Wir werden sehen.<br />
EINES IST ABER BEREITS HEUTE SICHER: Die Digitalisierung<br />
schreitet überall voran – auch in der Speditionsbranche.<br />
Am Standort wird sie in den nächsten Jahren in einigen<br />
Bereichen wie der Planung und der 3D- Erfassung von<br />
Umzügen, bei der Dokumentation von Transporten und<br />
im Büroalltag mehr und mehr integriert werden. „Und<br />
gleichzeitig ist dies ein Job, bei dem der Mensch auch in<br />
Zukunft nicht komplett durch Roboter ersetzt werden<br />
kann“, sagt die junge Chefin bestimmt. Moderner soll ihr<br />
Unternehmen werden – ohne das zu verlieren, wofür es<br />
sich in der Vergangenheit einen Namen gemacht hat: Zuverlässigkeit<br />
und Vertrauen. Darin musste die ‚Geschäftsführer-Azubine‘,<br />
wie sich Romina Weis selbst mit einem<br />
Augenzwinkern nennt, schon ein paar Lehrstunden bei<br />
den erfahrenen Kollegen nehmen. „Ich erinnere mich an<br />
eine Umzugsbesichtigung, bei der ich völlig euphorisch<br />
mit meinem iPad die Digitalisierung einleiten wollte. Aber<br />
schnell merkte ich, darum kann es hier nicht gehen. Der<br />
Mensch bleibt bei aller neuen Technik der Mittelpunkt –<br />
es ist wichtig, im Gespräch zu sein.“<br />
Und das kann sie. Denn was sie an ihren bisherigen<br />
Jobs am meisten mochte, war der Kontakt mit Menschen<br />
und das Netzwerken in der Region. Dazu gehört<br />
natürlich auch der tägliche Gang über das Gelände.<br />
88 2 | <strong>2021</strong>
Selbst die Stärksten<br />
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Blackbit
mensch<br />
Auf dem Weg zu den Einlagerungscontainern führt uns<br />
Weis über den Hof, redet kurz mit ihren ‚Jungs‘ über<br />
Organisatorisches – ihre Position füllt sie bereits gut aus.<br />
Noch liegen hier und da Altlasten wie ein ausgedienter<br />
LKW und ein Container herum. Umweltschutzgerechte<br />
Entsorgung und Nachhaltigkeit werden Themen für die<br />
Zukunft sein. „Ich könnte mir beispielsweise vorstellen,<br />
bei Umzügen auch mit gemeinnützigen Organisationen<br />
zusammenzuarbeiten und so vielen Möbeln – statt dem<br />
Weg zum Sperrmüll – noch ein zweites Leben zu bieten“,<br />
sagt sie und blickt dabei zufrieden über ihr Areal.<br />
HANDFESTE PLÄNE FÜR DIE ,NEUE‘ ZUKUNFT bei<br />
Haberland stehen jedoch noch aus. „Ja, ich bin sehr<br />
perfektionistisch und werde zunächst einmal genau analysieren,<br />
wie es im Unternehmen aussieht. Wo unsere<br />
Stärken und Schwächen liegen, in welchen Bereichen<br />
konkreter Handlungsbedarf besteht und – vor allem –<br />
wie es den Mitarbeitern geht und was ihnen guttut“, erklärt<br />
die Jungunternehmerin, deren erste Wochen beinahe<br />
ausschließlich mit persönlichen Einzelgesprächen mit<br />
sämtlichen neuen Kollegen gefüllt waren. Zufriedenheit<br />
im Team ist für sie die Grundlage für Erfolg. Wie sie das<br />
erreichen will? Indem sie authentisch ist und bestimmt<br />
im Handeln. Als neue Chefin sei es für sie daher wichtig,<br />
sich ständig selbst zu reflektieren, unvoreingenommen,<br />
authentisch und verbindlich zu sein. „Wenn ich ein Versprechen<br />
an die Mitarbeiter gebe, dann muss ich dies<br />
auch einhalten“, sagt Weis bestimmt. Eine Frau, ein Wort.<br />
„Als Geschäftsführerin in einer Männerbranche sehe ich<br />
zudem meinen Vorteil darin, dass ich einen völlig neuen<br />
Blickwinkel miteinbringe – damit wäre ich auch gern<br />
Vorbild für andere Frauen und möchte Mut machen, den<br />
Schritt zu wagen.“<br />
Und bei all diesen Aufgaben, die sich metaphorisch<br />
auf ihren großen alten Schreibtisch legen, ist es nicht immer<br />
einfach, den Überblick zu behalten. Schnell musste<br />
Weis lernen, sich gut zu strukturieren und Grenzen zu<br />
ziehen. „Wenn ich so weitermachen würde wie in den<br />
letzten Monaten, dann werde ich früh alt“, sagt sie lachend.<br />
Daher sollen zukünftig die Wochenenden auch<br />
wieder Wochenenden werden. Gemeinsam mit Freunden<br />
und ihrem Partner, mit dem sie im nahe gelegenen Groß<br />
Schneen lebt, einfach raus in die Natur – um zu wandern<br />
und einfach mal nur zu entspannen. Wenn sie sich nicht<br />
gerade beim Crossfit auspowert. Die anfängliche Skepsis<br />
ob ihres Alters und der Position im Unternehmen ist gewichen.<br />
Geblieben ist eine Neugier, wie es weitergehen<br />
wird, mit Haberland und mit ihr. ƒ<br />
Sympathisch, doch bestimmt Romina Weis packt selbstbewusst die Dinge an und<br />
weiß auch als junge Chefin, den richtigen Ton anzugeben.<br />
ZUR PERSON<br />
Romina Weis ist seit Anfang des Jahres die neue<br />
Geschäftsführerin der Haberland Möbelspedition. Sie ist<br />
1994 in Eschwege geboren und lebt heute mit ihrem<br />
Lebens gefährten in Groß Schneen. Nach dem Abitur machte<br />
sie eine Ausbildung zur Kauffrau für Versicherung und<br />
Finanzen und arbeitete danach als Mediaberaterin beim<br />
Göttinger Tageblatt. Dass sie eines Tages Unternehmerin<br />
sein würde, war aus ihrem beruflichen Werdegang nicht<br />
vorhersehbar. Die ehrgeizige 27-Jährige ist bereits in den<br />
wenigen Monaten in ihre neue Position hineingewachsen.<br />
Ausgleich findet sie vor allem in der Natur und beim Sport.<br />
ZUM UNTERNEHMEN<br />
Die Haberland Möbelspedition wurde Ende 1970 von<br />
Anne und Peter Haberland gegründet. Im Jahr 1992 übernahm<br />
Andreas Bubner das Unternehmen und behielt den<br />
ursprünglichen Namen bei. Als Full-Service-Umzugsunternehmen<br />
übernehmen heute die 17 Mitarbeiter und ein<br />
Auszubildender alle Aufgaben – vom Ein- und Auspacken,<br />
Ab- und Aufbauen und Transportieren über Tischlerarbeiten<br />
und Elektroinstallationen bis hin zu Sondertransporten<br />
anspruchsvoller Umzugsgüter wie eines Tresors, Konzertflügeln<br />
oder Klavieren. Mit der Möglichkeit der Ein lagerung<br />
von Möbeln und anderen Gegenständen in anmietbaren<br />
Überseecontainern besitzt das Unternehmen ein echtes<br />
Alleinstellungsmerkmal in und um Göttingen.<br />
www.haberland-umzuege.de<br />
90 2 | <strong>2021</strong>
Rechtssichere Archivierung<br />
E-Mails richtig und sicher speichern.<br />
Das verlangt der Gesetzgeber: Vollständigkeit • Manipulationssicherheit • maschinelle<br />
Auswertbarkeit • ständige Verfügbarkeit.<br />
Jegliche Korrespondenz, durch die ein Geschäft vorbereitet, abgewickelt, abgeschlossen oder rückgängig<br />
gemacht wird, muss urschriftlich aufbewahrt werden. Beispiele sind Rechnungen, Aufträge,<br />
Reklamationsschreiben, Zahlungsbelege und Verträge. Dies gilt auch dann, wenn diese per E-Mail<br />
versendet werden.<br />
Was ist zu tun?<br />
Eine rechtssichere Lösung für die<br />
E-Mail-Archivierung muss vorhanden<br />
sein – in Abstimmung mit den betrieblichen<br />
Anforderungen, dem Datenschutz<br />
und einem eventuellen Betriebsrat<br />
– und sie muss im Fall einer<br />
behördlichen Prüfung zuverlässig<br />
funktionieren.<br />
Benötigte Speichermengen sind zu<br />
planen und doppelte Datenhaltung<br />
zu vermeiden.<br />
SerNet empfiehlt MailStore<br />
Mit einem sehr gutem Preis-Leistungs-<br />
Verhältnis von 10 bis 10.000 Lizenzen<br />
unterstützt MailStore Unternehmen aller<br />
Größen und alle im Markt verfügbaren<br />
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mensch<br />
92 2 | <strong>2021</strong>
mensch<br />
Was bleibt,<br />
ist die<br />
Veränderung<br />
Erstmals wurde eine Frau zur Chefin der<br />
Göttinger Polizei ernannt – als eine von zwei<br />
Präsidentinnen niedersachsenweit. <strong>faktor</strong> sprach<br />
mit Gwendolin von der Osten über ihr großes Ziel<br />
der Akzeptanz von Frauen bei der Polizei, den<br />
Kampf gegen Rassismus und darüber, warum sie<br />
sich mit einer Bahncard 100 ihren Kindheitstraum<br />
verwirklichte.<br />
TEXT CAROLIN SCHÄUFELE FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
2 |<strong>2021</strong> 93
mensch<br />
» Vor uns liegt noch ein langer<br />
steiniger Weg. «<br />
T<br />
LESEZEIT: 6 MINUTEN<br />
rifft man auf Gwendolin von der Osten,<br />
steht man einer dynamischen, fokussierten<br />
und sportlichen Frau gegenüber.<br />
Der erste Eindruck: Führungspersönlichkeit.<br />
Eine Frau, mit klarem<br />
Ziel vor Augen. Dabei war ihr Weg zur<br />
Polizei eher zufällig. Sie studierte Jura<br />
aus dem Gedanken heraus: „Damit<br />
kann man bestimmt was machen.“ Verwaltungs-, Verfassungs-<br />
und Strafrecht lagen ihr, Zivilrecht eher nicht:<br />
„Das muss ich jetzt einfach mal so sagen“, erzählt die<br />
heute 50-Jährige lachend, die im Februar dieses Jahres<br />
zur Polizeipräsidentin in Göttingen ernannt wurde – die<br />
erste in der Leine stadt und eine von zwei Präsidentinnen<br />
niedersachsenweit.<br />
Während ihres Referendariats absolvierte von der Osten<br />
eine Station im Innenministerium und wurde dabei<br />
auf die seltene Gelegenheit aufmerksam, als Volljuristin<br />
in den höheren Polizeidienst einzusteigen. „Das hat mich<br />
gereizt, da ich die Polizei bereits damals als extrem<br />
handlungs orientiert empfand“, erzählt sie – etwas, was<br />
ihr bis heute sehr liegt. „Juristen denken erst lange nach,<br />
bevor sie handeln. Die Polizei handelt, sie muss handeln.“<br />
Auch die Möglichkeit, eine Führungsposition zu<br />
übernehmen, war für sie bei ihren Entscheidungen immer<br />
schon ein wichtiger Punkt: „Ich arbeite gern mit<br />
Menschen, und ich habe diesen Weg gewählt, auch um<br />
meine Ideale und Ziele einzubringen.“<br />
ES HABE SICH JEDOCH auch viel gewandelt, seit sie sich<br />
vor 18 Jahren für den Polizeidienst entschieden hat. „Eigentlich<br />
ändert es sich die ganze Zeit“, sagt von der Osten.<br />
Noch immer ist diese Institution von dem typischen Bild<br />
der Männlichkeitskultur geprägt. „Doch vor allem in<br />
den letzten Jahren haben wir es geschafft, viele Stereotype<br />
zu überwinden“, erzählt die Polizeipräsidentin. „Wir<br />
leben heute Diversität, das ist eins unserer, eins meiner<br />
Ziele“, erklärt die frischgebackene Chefin bestimmt, die<br />
sich von Beginn an verstärkt für die Besetzung von Stellen<br />
mit Frauen einsetzt. Die Akzeptanz von Frauen in der<br />
Polizei sei gut und die Entwicklung schreite voran, betont<br />
sie ausdrücklich. „Wir sind bei knapp 30 Prozent.<br />
Nicht schlecht, aber vor uns liegt noch ein langer steiniger<br />
Weg.“ Es sei wichtig, die Unterschiedlichkeiten der<br />
Mitarbeitenden und Kollegen zu betonen – und zuzulassen,<br />
sagt von der Osten, die bereits zuvor viele verschiedene<br />
Führungspositionen bekleidet hat, zuletzt als Referatsleiterin<br />
Einsatz und Verkehr im Ministerium für Inneres<br />
und Sport.<br />
Dabei bringt sie ein durchaus kritisches Verständnis<br />
für den Job mit. Denn ihrer Ansicht nach muss sich die<br />
Polizei als Staatsgewalt immer und immer wieder überprüfen,<br />
sie trägt eine große Verantwortung. Deshalb ist<br />
ihr ein vertrauensvolles Auftreten ihrer Kollegen den<br />
Bürgern gegenüber ungemein wichtig.<br />
DIE GEBÜRTIGE BRAUNSCHWEIGERIN wuchs mit einem<br />
Theologieprofessor als Vater und einer Psychologin als<br />
Mutter auf. Keine klassische Polizeifamilie also, die den<br />
beruflichen Werdegang vorgezeichnet hätte. Auch ihre<br />
eigenen Kinder haben bislang noch keine Ambitionen<br />
gezeigt, es ihrer Mutter beruflich nachzutun. „Grundsätzlich<br />
bin ich aber für das Verständnis meiner Kinder<br />
sehr dankbar: Sie sind stolz auf mich und meine Arbeit.<br />
Und das berührt mich sehr.“ Zu Hause werde zudem viel<br />
diskutiert. „Zwei meiner drei Kinder haben bereits ihren<br />
Weg gefunden und studieren – alle sind in einem Alter, in<br />
dem der Staat auch kritisch gesehen wird.“ Etwas, was<br />
sie durchaus positiv sieht, denn die Gespräche mit der<br />
jüngeren Generation geben ihr wichtige Impulse für ihre<br />
Tätigkeit. In ihrer Leitungsposition ist es von der Osten<br />
immens wichtig, dass vor allem auch junge Leute die Arbeit<br />
der Polizei verstehen können. „Es sollte von außen<br />
nachvollziehbar sein, warum wir welche Entscheidung<br />
treffen“, sagt die Präsidentin. Nur so könne es gegenseitiges<br />
Vertrauen geben.<br />
94 2 | <strong>2021</strong>
mensch<br />
OB SIE ES BEDAUERT, dass ihre Kinder andere Wege<br />
einschlagen? „Ich bin mir nicht sicher. Ich habe einen<br />
riesigen Respekt vor der Tätigkeit der Beamtinnen und<br />
Beamten, sie sehen täglich so viel Leid und Elend, und<br />
das prägt doch sehr.“ Eine besondere Fürsorgepflicht<br />
den Mitarbeitenden gegenüber sei deshalb wichtig.<br />
Schon allein vor dem Hintergrund, dass das Klima in der<br />
Gesellschaft den Polizisten gegenüber rauer geworden<br />
sei und es deutlich mehr Übergriffe als früher gebe. Es<br />
sei schwer zu erklären, wie es zu diesem Phänomen<br />
kommt. „Möglicherweise hängt es damit zusammen,<br />
dass die Polizei als Staats organ betrachtet wird und sich<br />
die Wut über die Politik an ihr entlädt, dass die Einsatzkräfte<br />
Maßnahmen ergreifen, mit denen die Betroffenen<br />
nicht einverstanden sind“, sagt von der Osten ernst,<br />
„und dass insgesamt die Hemmschwelle sinkt, das Recht<br />
auf körperliche Unversehrtheit der Beamtinnen und Beamten<br />
zu respektieren.“ Aus diesem Grund möchte die<br />
neue Chefin ihre Leute auch künftig noch besser schützen.<br />
Ein Punkt sei dabei eine bessere Ausrüstung. Daran<br />
dürfe es nicht hapern, ebenso wenig an konsequenter<br />
Fortbildung und Training.<br />
Ein weiterer Aspekt, der im Zusammenhang mit dem<br />
rauen Klima gegenüber den Polizisten steht: In den vergangenen<br />
Monaten wurden verschiedene Polizeibehörden<br />
in Deutschland von Fällen betroffen, in denen es um<br />
rechtsextremes Gedankengut unter Polizeibeamten ging.<br />
In Göttingen ist bislang kein Fall bekannt. „Und darüber<br />
bin ich sehr froh“, erklärt die Präsidentin. „Wir als Polizei<br />
gehen offen mit diesem Thema um und reagieren dort<br />
konsequent disziplinarrechtlich, wo es den Verdacht des<br />
Rassismus oder der Diskriminierung gibt.“ Das sei auch<br />
zwingend nötig: „Täten wir es nicht, würden die Menschen<br />
das Vertrauen in uns verlieren. Dabei dürfen wir<br />
als Führungskräfte allerdings keine Kultur des Misstrauens<br />
einziehen lassen. Ich habe grundsätzlich sehr großes<br />
Vertrauen in alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“<br />
MENSCHEN UND STRUKTUREN KENNENZULERNEN,<br />
ist von der Osten wichtig – Netzwerken habe eine hohe<br />
Priorität. „Zuallererst hat mich der Vizepräsident Gerd<br />
Lewin durchs Haus geführt und ich habe versucht, mir<br />
die Struktur einzuprägen“, berichtet sie und lacht, denn<br />
ganz erschlossen habe sie sich das große Gebäude an der<br />
Groner Landstraße noch immer nicht. Durch die spontane<br />
Veränderung in der Führung hat von der Osten einen<br />
Weg gesucht, mit ihrer Ankunft nicht gleich alles auf den<br />
Kopf zu stellen. Ihre erste Amtshandlung: mit den Kollegen<br />
in den Führungspositionen das Gespräch suchen,<br />
um Vertrauen aufzubauen. Kommunikation sei für sie<br />
von großer Bedeutung. Sowohl intern als auch mit den<br />
Bürgern ,draußen‘. „Durch unsere verstärkte Präsenz in<br />
den sozialen Medien und unsere andauernde Einladung,<br />
sich die Polizei auch mal von innen anzusehen, wollen<br />
wir zeigen, dass wir nichts zu verbergen haben.“ Gerade<br />
bei Außen einsätzen müsse der verbale Austausch zwischen<br />
Beamten und Bürgern sensibel ablaufen, die Kommunikation<br />
muss stimmen. Was als nettes Kompliment<br />
gedacht sei, könne beim Gegenüber vielleicht ganz anders<br />
ankommen, beschreibt die Chefin. Mit ihrem Ziel, hier zu<br />
schulen, käme sie gut an.<br />
Überhaupt verlief der Start in Göttingen ihrer Einschätzung<br />
nach gut. Die Verabschiedung ihres Vorgängers<br />
war zwar nicht vorhersehbar, viele Kollegen von<br />
der Entscheidung betroffen – trotzdem haben die Mitarbeitenden<br />
sie bei sich willkommen geheißen.<br />
ALS SIE DIE POSITION der Polizeipräsidentin angeboten<br />
bekam, musste sie die Entscheidung Knall auf Fall<br />
treffen. Göttingen kannte sie schon ein wenig aus der<br />
Zeit, als sie in Hann. Münden tätig war. Von dort aus<br />
habe sie bereits Stippvisiten in die Universitätsstadt<br />
unter nommen. Doch gab es eine Bedingung der Familie:<br />
Der Wohnort bleibt Hannover. Und so hat sich von der<br />
Osten schließlich einen Kindheitstraum erfüllt: eine<br />
Bahncard 100. „Auf der Fahrt morgens nach Göttingen<br />
lese ich die Zeitung und arbeite mich in die aktuellen<br />
Aufgaben ein“, erzählt die Pendlerin mit einem Lächeln<br />
und hängt dann kurz noch ihren Gedanken nach. „Auf<br />
der Rückfahrt entspanne ich, schaue in die Landschaft<br />
oder lese tatsächlich auch mal ein Buch.“ Wenn sie dann<br />
zu Hause ankommt, sei sie schon halbwegs im Feierabend.<br />
„Und dann koche ich.“<br />
Entspannen kann die Präsidentin auch im eigenen<br />
Garten – zumindest prinzipiell. „Wir haben Rasen gesät.<br />
Der braucht viel Pflege und vor allem viel Geduld. Das<br />
ist nicht so meins, ich bin ja eher ungeduldig“, sagt von<br />
der Osten augenzwinkernd – und verabschiedet sich:<br />
Die nächste Aufgabe warte bereits. ƒ<br />
Zur Person<br />
Gwendolin von der Osten ist seit Februar Präsidentin der<br />
Polizeidirektion Göttingen. Sie ist Volljuristin und seit<br />
2003 bei der niedersächsischen Polizei in verschiedenen<br />
Führungspositionen tätig. 2016 wurde sie schließlich<br />
Leiterin der Polizeiinspektion Hannover-Mitte, bevor sie<br />
im Oktober 2019 als Leiterin des Referats 24 (Einsatz<br />
und Verkehr) ins niedersächsische Ministerium für<br />
Inneres und Sport wechselte. Von der Osten ist 1971 in<br />
Braunschweig geboren, verheiratet und hat drei Kinder.<br />
Gemeinsam mit ihrer Familie lebt sie in Hannover.<br />
2 |<strong>2021</strong> 95
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Ihre Teams –<br />
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FOTOGRAF: CHRISTOPH MISCHKE<br />
PROFIL<br />
Die Bandbreite möglicher Tätig keitsfelder<br />
und Spezialisierungen, die ein Campus- oder<br />
Fernstudium der Psycholo gie an der PFH eröffnen,<br />
ist groß.<br />
Das Psychologiestudium – aktuell wie nie<br />
Welche Berufsmöglichkeiten sich Absolventen mit einem Psychologiestudium bieten,<br />
erklärt Prof. Dr. Anja Lepach-Engelhardt von der PFH Private Hochschule Göttingen.<br />
Frau Prof. Lepach-Engelhardt, immer<br />
mehr junge Menschen wollen Psychologie<br />
studieren. Sie sind an der PFH für das<br />
Bachelor- Programm im Campusstudium<br />
verantwortlich. Was macht die Faszination<br />
des Psychologiestudiums aus?<br />
Prof. Lepach-Engelhardt: Wer Psychologie studiert,<br />
möchte verstehen und erforschen, wie<br />
Menschen denken und fühlen, was sie bewegt<br />
und wie sie handeln. Interessant machen das<br />
Studium seine Vielfältigkeit und die Möglichkeiten,<br />
die sich Absolventinnen und Absolventen<br />
in Bezug auf einen späteren Arbeitsplatz<br />
bieten. Und der Bedarf an psychologischen<br />
Fachkräften wird immer größer, auch in der<br />
Wirtschaft.<br />
Neben klinisch-therapeutischen Tätigkeiten ...<br />
In welchen Bereichen arbeiten Psychologen?<br />
Man findet Psychologinnen und Psychologen<br />
in vielfältigen Bereichen wie beispielsweise in<br />
der Prävention und Gesundheitsförderung,<br />
im Betrieblichen Gesundheitsmanagement<br />
oder im Personal- und Organisationsmanagement.<br />
Auch neuere Bereiche der Psychologie<br />
wie Geronto- oder Umweltpsychologie bieten<br />
spannende berufliche Perspektiven.<br />
Und wo steigt der Bedarf?<br />
Immer mehr Unternehmen holen sich Psychologinnen<br />
und Psychologen ins Team, die<br />
bei den Themen Personalauswahl, Motivation<br />
der Mitarbeitenden sowie bei organisationsinternen<br />
Prozessen und Nachhaltigkeitsthemen<br />
unterstützen, aber auch, um die Arbeitsbelastung<br />
und Ängste vor Veränderungen im<br />
Arbeitsumfeld zu begleiten. Und es gibt noch<br />
viele weitere, spannende Tätigkeitsfelder für<br />
Psychologen. Die PFH hat dazu eine Broschüre<br />
erstellt, die die Bandbreite möglicher Tätigkeitsfelder<br />
und Spezialisierungen aufzeigt, die<br />
ein Campus- oder Fernstudium der Psychologie<br />
eröffnen.<br />
Das Psychologiestudium landet regelmäßig<br />
unter den Top Ten der beliebtesten Studienfächer<br />
in Deutschland – mit entsprechend<br />
hohen Zugangshürden. Welche Chancen<br />
haben Studieninteressierte an der PFH?<br />
Als private Hochschule haben wir einen größeren<br />
Spielraum als staatliche Hochschulen.<br />
Wir nehmen uns die Zeit, Bewerberinnen und<br />
Bewerber in einem zweistufigen, persönlichen<br />
Auswahlverfahren kennenzulernen. In diesem<br />
Verfahren wird die Studieneignung festgestellt.<br />
Sind die formalen Voraussetzungen erfüllt,<br />
so kann die PFH die Bewerber zum Studium<br />
zulassen. Man kann Psychologie bei uns übrigens<br />
nicht nur am Campus studieren – darüber<br />
hinaus ermöglicht ein berufsbegleitendes<br />
Fernstudium all jenen, die sich für Psychologie<br />
interessieren, verschiedene Möglichkeiten,<br />
sich parallel zur Berufstätigkeit auf einen Teilbereich<br />
der Psychologie zu spezialisieren und<br />
so neue berufliche Schwerpunkte zu setzen.<br />
KONTAKT<br />
PFH Private Hochschule Göttingen<br />
Weender Landstraße 3–7<br />
37073 Göttingen<br />
Tel. 0551 54700-0<br />
info@pfh.de<br />
www.pfh.de
leben<br />
Kappa-Geschäftsführer Johannes Overhues testet für <strong>faktor</strong> den ersten<br />
Elektro-Sportwagen von Audi. Auf der rasanten Fahrt verrät der Ingenieur,<br />
was die Kameraexperten aus Gleichen mit ihrer Leidenschaft für<br />
hochtechnologische Geräte mit dem RS e-tron GT verbindet.<br />
TEXT CHRISTIAN VOGELBEIN FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
98 2 | <strong>2021</strong>
leben<br />
Visionäre unter sich<br />
LESEZEIT: 10 MINUTEN<br />
Wer einen Blitz beobachten will, muss<br />
weder Geduld noch Zeit mitbringen.<br />
Nur Blinzeln ist verboten, denn<br />
nach einer Zehntelsekunde ist alles<br />
vorbei. Innerhalb dieser kurzen Zeit<br />
wird enorm viel Energie in Form<br />
von Licht und Wärme freigesetzt – ein kleines Naturwunder.<br />
Kaum eine andere Kraft der Natur ist so faszinierend<br />
und furchteinflößend zugleich. Mit dem neuen<br />
RS e-tron GT, der seit Mai bei den Händlern einrollt,<br />
versucht Audi jetzt, eben diese Naturgewalt nachzuahmen.<br />
Der erste Elektro-Sportwagen aus Ingolstadt ist<br />
kraftvoll, faszinierend schnell und hat – glaubt man<br />
dem Hersteller – den Blitz im Tank. Zusammen mit<br />
Johannes Overhues, seit gut einem Jahr Geschäftsführer<br />
von Kappa Optronics in Klein Lengden in der Gemeinde<br />
Gleichen, hat <strong>faktor</strong> Audis neuesten Wurf getestet –<br />
und Interessantes beobachtet.<br />
2 |<strong>2021</strong> 99
leben<br />
BEREITS SEIT ÜBER 40 JAHREN ist Kappa Experte auf<br />
dem Gebiet der Entwicklung und Fertigung von Kameras<br />
und Vision-Systemen – ,für alles, was fährt und fliegt‘, so<br />
der Slogan. Damit ist Overhues der ideale Testfahrer für<br />
den RS e-tron GT. Und tatsächlich achtet der Ingenieur<br />
von Beginn an auf jedes Detail. Seine Erwartungen sind<br />
groß: „Trägt der Audi das Rallye-Sportabzeichen verdient<br />
oder geht dem Sportler gleich der Saft aus?“ Wer in<br />
einem Audi sitzt, hat sich für ein Wohnzimmer entschieden,<br />
das die 200 km/h locker schafft. Stehen dann noch<br />
die beiden Buchstaben R und S neben der linken Rückleuchte,<br />
sind auch die 300 km/h problemlos möglich.<br />
Bisher waren dazu sechs oder acht röhrende Zylinder<br />
und jede Menge Benzin notwendig – mehr als 400 Kilometer<br />
schafft kaum ein Audi RS mit einer Tankfüllung.<br />
Der neue RS e-tron GT jedoch will mit fast allen dieser<br />
,Traditionen‘ brechen. Schneller, weiter und sparsamer<br />
will er sein, ohne aber auch nur einen Hauch von Emotion<br />
zu verlieren.<br />
Im ,Audi Zentrum Göttingen‘ gibt es in der Auslieferungshalle<br />
eine kurze Einführung: vier Räder, Lenkrad,<br />
Gas und Bremse. Bis hierhin alles so, wie es jeder Autofahrer<br />
erwartet. Danach aber wird vieles neu – und fast<br />
alles anders. „Optisch ist Audi schon mal ein eleganter<br />
Sportwagen mit eigener Note gelungen“, sagt Johannes<br />
Overhues, sein Blick schweift dabei kritisch über das<br />
Neue. Der RS e-tron GT ist kein Raumschiff aus der Zukunft,<br />
trotzdem ist die hecklastige Linienführung des<br />
Coupés für die Ingolstädter Designer neu. Unter seinem<br />
Kleid versteckt der e-tron jede Menge Elektrotechnik:<br />
Motoren, Batterien und Sensoren. Es sieht zwar noch<br />
aus wie ein Auto, dabei steht – und fährt – hier eigentlich<br />
ein Supercomputer.<br />
„Aufgeräumt und gleichzeitig modern, die Qualität ist<br />
unmissverständlich“, sagt Overhues, während er im<br />
dunklen Sportsitz Platz nimmt. Der Innenraum umarmt<br />
den 51-Jährigen und versorgt ihn über mehrere Displays<br />
statt über althergebrachte Gerätschaften mit allen Informationen.<br />
Nur die fehlende Tankanzeige erinnert daran,<br />
dass nicht acht Zylinder, sondern zwei Elektromotoren<br />
für den Antrieb sorgen. Grüne Balken im Display zeigen<br />
zehntelsekündlich – also blitzschnell – die Restreichweite<br />
an. Und hier wird es zum ersten Mal RS-untypisch,<br />
denn Audi wirbt vollgeladen mit 456 Kilometern Reichweite.<br />
Innerhalb von 20 Minuten an der Schnellladesäule<br />
sind 80 Prozent der Reichweite wiederhergestellt.<br />
BEVOR ES MIT DEM SPITZENSPORTLER auf die Autobahn<br />
geht, testen wir die kleinen Göttinger Nebenstraßen.<br />
„Ich kenne mich hier nicht so gut aus“, sagt Overhues,<br />
» Es ist die Technologie, die uns in der Firma<br />
alle motiviert – auch mich persönlich. «<br />
100 2 | <strong>2021</strong>
leben<br />
dreht in einer Sackgasse – und wählt per Sprachsteuerungsknopf<br />
am Lenkrad das nächste Ziel im Navigationssystem<br />
aus. So modern wie das Antriebssystem ist<br />
auch der Rest des RS e-tron GT. Mehrere große Displays<br />
mit Touchfunktion machen den Fahrer zum Herrn der<br />
automobilen Zukunft. Trotzdem lenkt nur wenig vom<br />
eigentlichen Fahrspaß ab, auf den sich Overhues konzentriert.<br />
Dabei gelingt Audi auch mit dem Elektro-Sportler<br />
der Spagat zwischen Jogginghose und Businessschuh.<br />
Elegant lässt sich das fünf Meter lange Fahrzeug<br />
durch Göttingens Stadtverkehr steuern. Das sportliche<br />
Fahrwerk verzeiht jedes unbemerkte Schlagloch,<br />
meldet bei hohem Tempo aber sportwagentypisch jeden<br />
Bodenkontakt an den Fahrer weiter.<br />
Doch wie es sich für ein deutsches Auto gehört, ist es<br />
für die Landstraße und die Autobahn gemacht. Das<br />
Navi wird uns am Ende zum Kappa-Hauptquartier nach<br />
Klein Lengden führen. Auf dem Weg dorthin erwarten<br />
uns – na klar – die schnellen Straßen. Overhues‘ eleganter<br />
Lederschuh testet die Beschleunigung, die A7 erlaubt<br />
an diesem Tag freie Fahrt. Der Ingenieur aus dem<br />
Schwarzwald ist sensibel und hoch konzentriert, schaut<br />
und hört und fühlt ganz genau hin. Beim dritten Anfahren<br />
unter Vollstrom bemerkt der Kappa-Geschäftsführer<br />
den zweiten Elektromotor, der sich erst bei absolutem<br />
Spitzentempo hinzuschaltet. Erst zusammen bringen sie<br />
diese enorme Leistung von 646 PS auf die Straße. Diese<br />
Spontanität, diese Elektrik, gefällt dem Manager. Kennt<br />
er sie doch von seinem eigenen Unternehmen. Als Spezialist<br />
sieht sich Kappa vor allem in der Nische zu Hause,<br />
sagt Overhues. „Dort müssen wir schnell sein und adaptieren,<br />
um die nächsten Chancen zu entdecken und aufzunehmen.“<br />
Heißt übersetzt: Overhues und Kappa suchen<br />
stets den besonderen Moment, das Außergewöhnliche –<br />
und bieten anschließend Lösungen. Noch nie hat also<br />
ein Autotest so gut zu seinem Fahrer gepasst wie heute.<br />
IM RS E-TRON GT FINDET SICH außer dem heutigen<br />
Fahrer kein weiteres Kappa-Zubehör wieder – und doch<br />
haben die Experten aus Gleichen in der Vergangenheit<br />
schon erfolgreich mit der VW AG, zu der auch Audi<br />
gehört, zusammengearbeitet. Vor einigen Jahren brachte<br />
VW mit dem XL1 ein Auto in kleiner Serie heraus, das<br />
nur einen Liter Treibstoff auf 100 Kilometern Strecke<br />
verbrauchen sollte. Das gelang durch zwei Kunstgriffe.<br />
Der erste waren zwei Motoren, einer davon elektrisch.<br />
2 |<strong>2021</strong> 101
leben<br />
»Wenn man sieht, wie die Welt<br />
woanders aussieht, hilft einem<br />
das bei der Betrachtung eines<br />
globalen Marktes enorm weiter. «<br />
Der zweite wurde mathematisch berechnet und sollte<br />
dafür sorgen, dass sich so wenig Auto wie möglich gegen<br />
den Fahrwind stellt. Die Wolfsburger Ingenieure strichen<br />
alles weg, was auch nur ein paar Zentimeter rausragte.<br />
Dazu gehörten auch die Seitenspiegel. Hier kam<br />
Kappa ins Spiel, denn die sonst bei jedem Auto typischen<br />
Ohren wurden durch kleine Kameras ersetzt. Das Bild<br />
nach hinten lieferten kleine Monitore im Innenraum.<br />
Die gesamte Technik hierzu kam von Kappa.<br />
DER VW XL1 WAR EIN EXPERIMENT, der Weg in ein neues<br />
Zeitalter und damit ein Projekt, das Kappa besonders<br />
gut zu Gesicht steht. Die Kappa-Kameras finden sich<br />
heute in fast allen Hypercars und Supercars – in allen<br />
Bereichen herausragende Fahrzeuge und Supersportwagen<br />
– sowie demnächst auch in vielen Rennautos. Zudem<br />
sind sie schon seit Jahrzehnten in Flugzeugen, im<br />
militärischen Bereich und in der Raumfahrt zu finden.<br />
„Also überall dort, wo eine Visualisierung stattfindet, die<br />
das menschliche Auge dazu befähigt, die richtigen Entscheidungen<br />
schnell und sicher zu treffen“, erklärt Overhues.<br />
Viele Entscheidungen muss der Geschäftsführer im<br />
RS e-tron GT nicht treffen, während die Landschaft in<br />
hohem Tempo an seinen Augen vorbeizieht. Der Elektro-<br />
Blitz liegt auch bei hoher Geschwindigkeit wie das<br />
sprichwörtliche Brett auf der Straße, zur Not unterstützen<br />
Spurhalteassistent und Notbremsassistent sofort.<br />
„Es ist die Technologie, die uns in der Firma alle motiviert<br />
– auch mich persönlich.“ Und begeistert. Mit den<br />
richtigen Fragen öffnen sich bei Johannes Overhues ganze<br />
Geschichtsbücher und Bauanleitungen von Technologien<br />
und Branchen, die heute schon das Morgen beschreiben.<br />
So hell wie die Bits und Bytes in den Simulationscomputern<br />
der Hightech-Branche leuchten dann<br />
auch die Augen des Kappa-Chefs, für einen Moment<br />
vergisst der top organisierte Spitzenmanager die Zeit<br />
und schwärmt von hochempfindlicher Messtechnik,<br />
rausch- und ruckelfreien Digitalbildern und der Magie<br />
hinter Alltagstechnik. Es sind Geschichten, bei denen<br />
links und rechts noch ein paar Drähte herausragen, die<br />
aber Zukunft bedeuten.<br />
OVERHUES IST CHEF EINES UNTERNEHMENS, dessen<br />
Wurzeln und Basis er kennt. Als Diplomingenieur gehört<br />
er zu denen, die selbst gern basteln und ergründen. Egal<br />
ob als junger Mann am ersten Auto – natürlich ein Käfer<br />
– oder heute an präzisen Apparaten für die Hightechindustrie<br />
dieser Welt. Mit drei Fremdsprachen im Gepäck<br />
hat er eben diese schon bereist und beobachtet,<br />
unter anderem in Spanien, Frankreich und den USA,<br />
aber auch in Asien. „Wenn man sieht, wie die Welt woanders<br />
aussieht, hilft einem das bei der Betrachtung eines<br />
globalen Marktes enorm weiter“, sagt er weitsichtig.<br />
Kappa schafft diese besonderen Momente durch das eigene<br />
Tun. Auch deshalb fühlt er sich hier so wohl, sagt er.<br />
Denn Mentalität ist eine Weltsprache. Vor genau einem<br />
Jahr hat er den Posten übernommen. Davor war er Geschäftsführer<br />
einer Messtechnikfirma in Remscheid. Doch<br />
durch sein Engagement als Geschäftsleiter im Vertrieb von<br />
Mahr vor sechs Jahren ist ihm Göttingen nicht neu.<br />
Nun baut er mit Kappa optronics unter anderem<br />
Kameras, damit Piloten ihre Flugzeuge auch in der Luft<br />
sicher tanken können. Es sind die schwierigsten und zugleich<br />
spektakulärsten Manöver der Luftfahrt, dabei<br />
braucht es absolute Präzision. „Die Piloten müssen sich<br />
auf das, was sie sehen, verlassen können. Und wir verantworten<br />
das, was sie sehen“, erklärt Overhues. Der Trick:<br />
Livebilder ganz ohne Verzögerung, hochaufgelöst und<br />
knackescharf. Das funktioniert bisher gut – doch die Zukunft<br />
wird schon in den Büros in Klein Lengden vorbereitet,<br />
aus deren Fenstern die ersten Mit arbeiter neugierig<br />
auf den Parkplatz schauen, auf den der Chef gerade mit<br />
dem E-Flitzer einbiegt. „Der nächste Schritt lässt dreidimensionale<br />
Blicke zu. So wird die Steue rung noch genauer<br />
und der Tankvorgang noch effektiver“, schwärmt<br />
der Geschäftsführer. Wie sehr ihn das fasziniert, zeigen<br />
kurz darauf Modelle und Miniaturen, Bilder und Zeichnungen<br />
dieser Flugzeuge in seinem Büro. Geschenke und<br />
Briefe von Vertriebskunden aus der ganzen Welt beweisen:<br />
Diese Faszination ist ansteckend.<br />
DER RS E-TRON GT braucht zum Tanken im Zweifel nur<br />
eine Steckdose. Vor allem hier sieht Overhues das größte<br />
Problem der Elektromobilität: die Infrastruktur. Es<br />
braucht eine schnelle Ladestation, um auch kurzfristig<br />
wieder Reichweite aufzubauen. Johannes Overhues als<br />
Pendler und Vielfahrer sucht bereits fleißig ein Zuhause<br />
in Göttingen. Noch wohnt er hier nur unter der Woche,<br />
am Wochenende zieht es ihn zu seiner Familie zurück in<br />
den Schwarzwald. Im Falle eines endgültigen Standortwechsels<br />
in Form einer eigenen Wohnung wird es mit<br />
einer privaten, festinstallierten Ladesäule schwierig. Öffentliche<br />
Lade- und Parkplätze sind immer ein paar hundert<br />
Meter entfernt. Statt in Akkus sieht der Ingenieur<br />
die Zukunft im Wasserstoff. Entweder als Energiespender<br />
einer Brennstoffzelle für Elektromotoren oder als<br />
Treibstoff für angepasste Verbrennungsmotoren. „Da<br />
erwartet uns noch vieles, was wir jetzt noch gar nicht<br />
auf dem Zettel haben.“<br />
102 2 | <strong>2021</strong>
– Seit 2004 –<br />
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UND DANN IST DA NOCH EIN PROBLEM mit dem<br />
Sportwagen. Der ist zwar schnell und genügt dank Audi-<br />
Ingenieurskunst höchsten Ansprüchen, doch wenn auch<br />
der Fahrer Sportler ist – Overhues liebt das Kitesurfen –<br />
dann fehlt eindeutig Platz im Kofferraum. „Für mich<br />
muss ein Auto vor allem bequem und nützlich sein. Als<br />
Berufspendler fahre ich viele Kilometer im Jahr. Ein<br />
gutes Auto ist da wichtig“, sagt er. Doch Pragmatismus<br />
alleine sei für die Kaufentscheidung nicht immer maßgebend.<br />
Manchmal zähle auch das Außergewöhnliche<br />
vor dem absolut Nützlichen. Am Ende hat der RS e-tron<br />
GT also doch sein Herz erobert, wenngleich nicht für<br />
jeden Tag. „Da steckt sehr viel Leidenschaft drin, und<br />
das merkt man auch. Audi hat sich wirklich Gedanken<br />
gemacht“, sagt Overhues als Test fazit. „Eine wunderbar<br />
ausgewogene Abstimmung zwischen Alltagsfahrzeug<br />
und Spaß<strong>faktor</strong> – dank hoher Beschleunigung. Leidenschaft<br />
pur.“ ƒ<br />
digital+<br />
Möchten Sie auch mal einen Blick auf den<br />
neuen Audi RS e-tron GT werfen und<br />
Kappa Geschäftsführer Johannes Overhues<br />
bei der Fahrt über die Schulter schauen?<br />
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Verfahrens- und Umwelttechnik<br />
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CEO bzw. Vertriebsleiter u.a.<br />
bei GEA Group, MKS Instruments,<br />
Lumasense Technologies<br />
(jetzt Advanced Energy)<br />
und Mahr in Göttingen<br />
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Als ein solides und starkes Unternehmen, welches immer schon nachhaltig wirtschaftet und<br />
vorausschauend agiert, wurde nun GOLDBECK zum zweiten Mal in Folge als<br />
,Top nationaler Arbeitgeber <strong>2021</strong>‘ auf Platz 1 in der Baubranche gewählt.<br />
„GOLDBECK greift auf die<br />
Kreativität und Erfahrung von<br />
über 1.200 eigenen Architekten<br />
zurück und kann somit<br />
auch individuellen<br />
Kundenwünschen und<br />
-ansprüchen gerecht werden.“<br />
Erweiterung des Portfolios<br />
Menschen bezahlbaren und lebenswerten<br />
Raum zum Wohnen geben – eine Forderung,<br />
die in der politischen Debatte parteiübergreifend<br />
immer lauter vorgetragen wird. Ein Anliegen,<br />
mit dem sich auch GODLBECK beschäftigt<br />
hat. Eine entsprechende Lösung wurde<br />
gefunden, die insbesondere für den sozialen<br />
Wohnungsbau kostengünstiges Bauen und<br />
kurze Bauzeiten mit einer ansprechenden Architektur<br />
und hoher Qualität in Einklang bringt.<br />
„GOLDBECK greift auf die Kreativität und<br />
Erfahrung von über 1.200 eigenen Architekten<br />
zurück und kann somit auch individuellen Kundenwünschen<br />
und -ansprüchen gerecht werden“,<br />
sagt Steffen zur Linde, Niederlassungsleiter<br />
über das neue Produkt ,Wohnen‘.<br />
Der serielle Wohnungsbau von GOLDBECK<br />
basiert auf industriell vorgefertigten Systemelementen<br />
aus Stahl und Beton, die bei Qualität<br />
und Bauprozessen auch Maßstäbe für<br />
den klassischen Wohnungsbau setzen. Von<br />
der förderfähigen Standardvariante bis zur individuellen<br />
Lösung gibt es zahlreiche Umsetzungsmöglichkeiten.<br />
Diese stehen natürlich<br />
auch bei den Ausstattungsdetails offen. So<br />
treffen lichtdurchflutete Räume auf attraktive<br />
und strapazierfähige Materialien.<br />
Effektiver Schallschutz und eine umfangreiche<br />
Elektro- und Medienausstattung gehören<br />
wie eine Fußbodenheizung und eine integrierte<br />
Lüftungstechnik zum Standard.<br />
Das durchdachte Planungsprinzip, die bereits<br />
berücksichtigte Förderfähigkeit sowie die<br />
systematisierte Bauweise ermöglichen schnelle<br />
Genehmigungsverfahren und eine zeit nahe<br />
Projektrealisierung. So schafft GOLDBECK<br />
Wohnraum in Serie, der zugleich wirtschaftlich<br />
und wohnlich ist. Mit diesem zukunftsweisenden<br />
Wohngebäudekonzept ist GOLDBECK Rahmenvertragspartner<br />
des Bundesverbands der<br />
Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V.<br />
(GdW).<br />
In Göttingen gibt es ein neues Parkhaus<br />
Seit einigen Wochen ist es fertiggestellt: Am<br />
Finanzamt in Göttingen steht wieder ein<br />
Parkhaus zur Verfügung. Das bisherige Park<br />
Einfahrt zum neuen<br />
Parkhaus am Finanzamt in Göttingen
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GOLDBECK-Wohngebäude. Sie verbinden kostengünstiges<br />
Bauen und kurze Bauzeiten mit einer<br />
ansprechenden Architektur und hoher Qualität.<br />
deck war baufällig und musste durch den<br />
Neubau ersetzt werden, der innerhalb von<br />
acht Monaten errichtet wurde. Durch die<br />
GOLDBECK-typische Bauweise konnte während<br />
der Wintermonate gebaut werden, und<br />
auch die Coronakrise hatte auf die Bauzeit<br />
keine Auswirkungen. So wurde das Parkhaus<br />
mit 200 Stellplätzen sogar früher als geplant<br />
fertiggestellt und in nur acht Monaten gebaut.<br />
Es wurde nicht nur der Zeitplan vorzeitig eingehalten,<br />
sondern auch der Kostenrahmen<br />
von vier Millionen Euro.<br />
Eine klare Wegeführung über zwei Rampenanlagen<br />
verhindert Gegenverkehr und ermöglicht<br />
so eine flüssige Ein- und Ausfahrt aus<br />
dem Gebäude. An den Stirnseiten des Gebäudes<br />
befinden sich die beiden großzügig<br />
verglasten Treppenhäuser aus Sichtbeton.<br />
Außerdem wurden „dunkle Ecken“ bewusst<br />
vermieden, weshalb der Neubau auch für<br />
die Nutzer eine spürbare Verbesserung ihres<br />
Sicherheitsgefühls bietet.<br />
Alles aus einer Hand<br />
Das Angebotsspektrum von GOLDBECK umfasst<br />
aber nicht nur die individuelle Planung<br />
und das schlüsselfertige Bauen für eine sofortige<br />
Nutzung, sondern die komplette Begleitung<br />
bei jedem erforderlichen Schritt sowie<br />
die langfristige Betreuung eines Objektes<br />
nach der Fertigstellung. „GOLDBECK bietet<br />
das Rundum-Sorglos-Paket. Von der Planung<br />
bis zur Fertigstellung kümmert sich ein kompetentes<br />
und sympathisches Team um alle Belange“,<br />
sagt Bengt Wilken, Verkaufs ingenieur<br />
für das Gebiet Göttingen, zusammenfassend.<br />
Vor einem maßgeschneiderten Konzept für<br />
ein komplettes Bauvorhaben stehen jedoch<br />
un zählige Details, derer sich die Experten<br />
von GOLDBECK annehmen. Bei der Grundstücksauswahl,<br />
kundenspezifischen Objektplanungen,<br />
Erweiterungsplanungen und der<br />
Betrachtung der Kosten über den gesamten<br />
Lebenszyklus des Gebäudes stehen die Fachleute<br />
mit Rat und Tat zur Seite. Sämtliche Überlegungen<br />
für eine nutzerorientierte Planung<br />
stehen unter den Maximen der Wirtschaftlichkeit,<br />
Qualität und Schnelligkeit. Die Planer und<br />
Ingenieure bei GOLDBECK können dabei nicht<br />
nur auf ihr Entwicklungs-Know-how, sondern<br />
auch auf vielfach bewährte Verfahren und erprobte<br />
Bauteile zurückgreifen.<br />
Wird dann mit dem Bau begonnen, ist er<br />
im Handumdrehen auch schon wieder abgeschlossen,<br />
denn die Bauzeiten sind mit<br />
GOLDBECK derart kurz, dass sie – je nach<br />
Größe des jeweiligen Objekts – nur wenige<br />
Monate in Anspruch nehmen.<br />
KONTAKT<br />
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34123 Kassel<br />
Tel. 0561 589 02-21<br />
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leben<br />
FOTOS: WWW.NATURFOTOKOCH.DE<br />
Vom Grunzen der Wildschweine, dem Ruf eines Kuckucks oder dem Rascheln im<br />
Unterholz geweckt zu werden – was vor wenigen Generationen noch zum Alltag<br />
gehörte, ist heute schon ein echtes Abenteuer: das Übernachten mitten in der<br />
Natur. Wer aber auf ein Minimum an Abstand zur ,Wildnis‘ nicht verzichten möchte,<br />
für den sind Baumhäuser eine gute Möglichkeit – die vor allem Großstädter gern in<br />
Anspruch nehmen: mal so richtig ,raus‘ kommen, entschleunigen und durchatmen. Und<br />
für viele Menschen gehört es auch einfach zu den (oftmals unerfüllten) Kindheitsträumen,<br />
einmal in einem Baumhaus zu übernachten.<br />
Vor 16 Jahren eröffnete bei Görlitz in Sachsen das erste Baumhaushotel Deutschlands.<br />
Damit wurde innerhalb kürzester Zeit ein beliebter Trend losgetreten, der bis<br />
heute anhält und auch in unserer Region Einzug hielt. Kein Wunder: In kaum einer<br />
Unterkunft wird die Sehnsucht nach dem Ursprünglichen so konsequent bedient – sollte<br />
man meinen. Doch manche dieser rustikalen Herbergen warten inzwischen schon mit<br />
erstaunlichem Komfort auf, der vom Flachbildfernseher über den Whirlpool bis hin zur<br />
Fußboden heizung reicht.<br />
108 2 |<strong>2021</strong>
leben<br />
Traum vom Baum<br />
Urlaub in der Heimat? Nicht erst in den letzten Monaten ist dies zu einer gefragten<br />
Alternative geworden. Seit einigen Jahren bieten Baumhäuser für echte Naturfans eine Auszeit<br />
mitten im Grünen an. <strong>faktor</strong> stellt die regionalen Hotels in luftiger Höhe vor.<br />
TEXT STEFAN LIEBIG<br />
Resina Arts Suites, Osterode<br />
2 |<strong>2021</strong> 109
leben<br />
Baumhaushotel Solling<br />
In der Loh<br />
37170 Uslar<br />
Tel. 05571 919305<br />
info@baumhaushotel-solling.de<br />
www.baumhaushotel-solling.de<br />
110 2 |<strong>2021</strong>
leben<br />
▴ Schlafen wie auf Wolken: In schwebenden Baumzelten<br />
lässt sich der Natur noch ein wenig näherkommen.<br />
◂ Nur für Schwindelfreie: Das Baumhaus ,Baumtraum‘,<br />
das in sieben Meter Höhe ohne Stützpfeiler zwischen zwei<br />
großen Buchen hängt, ist nichts für Angsthasen – denn<br />
der einzige Zugang ist eine Hängebrücke.<br />
Mitten im ErlebnisWald<br />
Baumhaushotel im Solling<br />
Deutschlandweit zu den ersten Anbietern gehörte das<br />
Baumhaushotel Solling in Uslar. Durch einen Bericht in<br />
der Tagespresse aufmerksam geworden, überzeugte das<br />
neuartige Konzept auch die Gründer Jörg Brill und seinen<br />
Bruder Stefan sowie Detlef Reimelt. Gemeinsam errichteten<br />
sie 2008 mitten im Herzen des EXPO-Erlebnis-<br />
Walds Schönhagen vier Baumhäuser mit Blick über den<br />
Solling. „Das Medien echo war gigantisch: Fernsehen, Zeitungen,<br />
Agenturen – alle wollten Interviews und Bilder“,<br />
erzählt Stefan Brill. Inzwischen habe der Medien rummel<br />
zwar nachgelassen, dennoch ist die Anlage auf insgesamt<br />
neun Baumhäuser mit zwei bis sechs Schlafplätzen angewachsen:<br />
jeweils mit kleiner (Kompost-)Toilette, einem<br />
Balkon mit Sitzgelegenheit, WC und Duschen in der<br />
Nähe. Die Wipfelherbergen – gebaut aus unbehandelten<br />
heimischen Hölzern, hauptsächlich Lärche – sind gedämmt<br />
und beheizt. So ist das Übernachten ganzjährig<br />
möglich. Eine Sonnenterrasse lädt zum Frühstück und<br />
Grillen ein. Eine Feuerstelle, einen Natur badesee und einen<br />
Spielplatz gibt es außerdem.<br />
Besonderheiten: Neben dem urigen Baumhaus ,Baumtraum‘<br />
mit waghalsiger Hängebrücke (Foto) und einem<br />
,Wohlwagen für Duscherlebnisse‘ gesellten sich vor einigen<br />
Jahren noch einige Baumzelte hinzu, die jeweils zwischen<br />
drei Bäumen gespannt in ca. 1,5 Metern Höhe<br />
über dem Waldboden schweben. Viel näher kann man<br />
der Natur im Schlaf kaum kommen.<br />
Preis im Baumhaus: ab 150 Euro/Nacht<br />
Preis im Baumzelt: ab 75 Euro/Nacht<br />
2 |<strong>2021</strong> 111
leben<br />
FOTO: FARUK PINJO<br />
112 2 |<strong>2021</strong>
leben<br />
Wie der König im Walde<br />
Robins Nest am Schloss Berlepsch<br />
Baumhaus-Puristen werden sich von Robins Nest angesprochen<br />
fühlen. „Ein Baumhaus ist ein Baumhaus,<br />
wenn der Baum das Fundament ist“, sagt Peter Becker,<br />
Gründer der 2015 eröffneten Anlage, die direkt neben<br />
dem Schloss Berlepsch in Witzenhausen liegt. Mit Ausblick<br />
über das herrschaftliche mittelalterliche Anwesen<br />
sind hier inzwischen mehrere verschiedene Ausführungen<br />
buchbar: drei Baumhäuser, ein Chalet-Stelzenhaus,<br />
eine Baumhauskugel und mehrere Baumzelte, darunter<br />
auch ein (fast) frei schwebendes Zelt. Sanitäre Einrichtungen<br />
sind im angeschlossenen Waldbar-Restaurant zu<br />
finden. Geboren im benachbarten Gertenbach und aufgewachsen<br />
in Berlin, ist Becker in den letzten Jahren viel<br />
gereist, gewandert und verweilt, und nun wieder zu seinen<br />
Wurzeln zurückgekehrt. Nachhaltig mit hochwertigem<br />
Holz sowie recycelten Materialien gebaut, setzt er in Robins<br />
Nest Visionen und Ökologie aktiv um. „Mit meinem<br />
Konzept möchte ich die Verbindung zur Natur betonen.<br />
Ästhetik, Design und Liebe zum Detail ist mir<br />
wichtig“, erklärt der Geschäftsführer, der darum auch<br />
viel in Eigenregie designt und gebaut hat. Besonderheit:<br />
Den Gästen steht eine holzbefeuerte Bio- Sauna mit Quellwasserdusche<br />
kostenlos zur Verfügung.<br />
Preis für ein Baumhaus: ab 119 Euro/Nacht<br />
Preis für ein Baumzelt: ab 30 Euro/Nacht<br />
Baumhaushotel Robins Nest<br />
Berlepsch 1<br />
37218 Witzenhausen<br />
Tel. 05542 5055056<br />
Brieftaube@robins-nest.de<br />
www.robins-nest.de<br />
2 |<strong>2021</strong> 113<br />
FOTO: ULRICH FOTO: ANNA IGNANT
leben<br />
Gehobene Häuser<br />
Sonnenresort Ettershaus in Bad Harzburg<br />
Mitten in der idyllischen Umgebung des Nationalparks<br />
Harz, im alten Baumbestand Sonnenresort Ettershaus,<br />
kann man sie entdecken: zehn ganz individuelle, hochwertig<br />
eingerichtete Baumhäuser, die mit Flat-TV,<br />
Kaffee maschine und Minibar bis hin zum integrierten<br />
eigenen Bad kaum von klassischen Hotelzimmern abzuweichen<br />
scheinen – mit Ausnahme der Aussicht. „Unsere<br />
Häuser lassen Kindheitsträume wahr werden“, sagt der<br />
Direktor des 2018 eröffneten Hotels Henning Förster,<br />
der sich selbst aber lieber Gastgeber nennt. Denn er habe<br />
den Gästen einiges zu geben: Die Baumhäuser in individuellen<br />
Größen und kreativen Ausführungen vom ,Elvis<br />
mit Tolle‘ (Foto) bis zum ,donutförmigen Oktagon‘ gehören<br />
zum Bad Harzburger Sonnenresort Ettershaus,<br />
das wiederum Teil der deutschlandweit elf Sonnenhotels<br />
ist. Somit steht das gesamte Angebot des Hotels auch<br />
den Baumhausgästen zur Verfügung: mit Golfanlage,<br />
exklusiven Wellness- Angeboten sowie einer Auswahl an<br />
verschiedenen Restaurants – vom Imbiss bis zu gehobener<br />
Gastronomie.<br />
Preis: ab 169 Euro (ab 2 Nächten)<br />
Sonnenresort Ettershaus<br />
Nordhäuser Straße 1<br />
38667 Bad Harzburg<br />
Tel. 05321 685540<br />
zentralreservierung@sonnenhotels.de<br />
www.sonnenhotels.de/hotels-resorts/ettershaus/hotel/baumhaeuser<br />
114 2 |<strong>2021</strong>
leben<br />
FOTOS: WWW.NATURFOTOKOCH.DE<br />
Nachhaltig mit Aussicht<br />
Resina arts suites in Osterode<br />
Dem Gast das Thema ,Back to Nature‘ als Urlaubserfahrung<br />
weit weg von Arbeitsstress und dem hektischen<br />
Stadtleben näher zu bringen, das ist das Ziel der Familie<br />
Schmidt. Die Inhaber haben 2019 mit den Resina Art<br />
Suites, die etwas versteckt in den Hang gebaut liegen,<br />
mitten in der Natur eine Wohlfühloase geschaffen. „Wir<br />
bieten Wellness und Nachhaltigkeit in einem“, erzählt<br />
der 36-jährige Inhaber Hendrik Schmidt, der selbst auf<br />
dem Gelände aufgewachsen ist, und betont den besonderen<br />
Charakter der Anlage. Die nach neuseeländischem<br />
Vorbild gebauten Häuser haben begrünte Dächer, eine<br />
ökologische Fußbodenheizung und eine Regenwassernutzungsanlage.<br />
Den Blick ins weit reichende Lerbacher<br />
Tal können die Gäste also guten Gewissens genießen.<br />
Jede Unterkunft trägt die gleiche Designhandschrift aus<br />
dem Zusammenspiel von hellem Holz und schwarzweißen<br />
Wohn elementen und hat dabei doch seinen ganz<br />
individuellen Stil und je eine Besonderheit – zum Beispiel<br />
eine frei stehende Badewanne, einen Whirlpool oder ein<br />
Dachfenster im Badezimmer: Ein Blick nach oben und<br />
man denkt, man duscht direkt unter den Bäumen.<br />
Preis: ab 180 Euro/Nacht<br />
Resina Arts Suites<br />
Am Kuhkolk 4<br />
Osterode am Harz – Lerbach<br />
Tel. 05522 7070535<br />
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2 |<strong>2021</strong> 115
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Offizielle Angaben zu Stromverbrauch und elektrischer Reichweite wurden nach dem vorgeschriebenen Messverfahren ermittelt und entsprechen<br />
der VO (EU) 715/2007 in der jeweils geltenden Fassung. Aufgeführte NEFZ-Werte wurden ggf. auf Basis des neuen WLTP-Messverfahrens<br />
ermittelt und zur Vergleichbarkeit auf das NEFZ-Messverfahren zurückgerechnet. Weitere Informationen zu den Messverfahren WLTP und NEFZ<br />
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Immer geradeheraus<br />
Digitalisierung ,ohne huttutu und hattata‘<br />
FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
PROFIL<br />
Dipl.-Ing. Uwe Schulze<br />
Mehr denn je sind Digitalisierung,<br />
Vertrieb und Veränderungsprozesse<br />
die angesagten Herausforderungen<br />
unserer Zeit. Wer gut damit umgehen kann,<br />
ist klar im Vorteil. Doch wie steht es mit dem<br />
notwendigen Know-how und den personellen<br />
Ressourcen im Unternehmen, sich diesen bedeutenden<br />
Themen zu stellen?<br />
Niemand muss diesen Weg allein bewältigen.<br />
Gerade heraus und ,ohne huttutu und hattata‘<br />
hilft hier Dipl.-Ing. Uwe Schulze. „Ein<br />
Blick von außen reflektiert, ist loyal und hilft,<br />
die Sicht auf das Wesentliche auszurichten.<br />
Changemanagement ist zwar eine Herausforderung,<br />
aber letztendlich auch die einzige<br />
Chance für Wachstum“ – davon ist der ehemalige<br />
Bankberater und heute auf Digitalisierung,<br />
Vertrieb und Change spezialisierte Unternehmensberater,<br />
Coach, Trainer und Mediator fest<br />
überzeugt.<br />
Die Kunden von Uwe Schulze sind begeistert,<br />
wenn er mit ihnen direkt vor Ort, online<br />
oder gern auch in der nahe gelegenen Natur<br />
tätig ist. Möchten Sie auch einmal in anderer<br />
Umgebung neue Ideen produzieren? Wie wär’s<br />
mit einem Team-Seminar im Wald oder einem<br />
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KONTAKT<br />
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Mobil 0171 9373984<br />
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Letzte Meile<br />
Angeregte Diskussionen bei der LogistikTAGUNG<br />
Göttingen | Jetzt digital! von GWG und L|MC<br />
Live übertagen aus einem Studio auf dem<br />
Sartorius Campus Göttingen standen bei<br />
der 6. LogistikTAGUNG Göttingen <strong>2021</strong> neue Kon <br />
zepte für die ,letzte Meile‘ im Fokus. Die bundesweit<br />
zugeschalteten Referenten und Teilneh mer<br />
erhielten Impulse, innovative Ideen und Ansätze<br />
für praktikable Lösungen in der Citylogistik.<br />
Es zeigte sich, dass der boomende Onlinehandel<br />
und die damit verbundene steigende Anzahl<br />
an Paketen nicht erst seit Pandemiebeginn sowohl<br />
Kommunen wie auch Akteure vor wachsende<br />
Anforderungen stellt. Die ,letzte Meile‘<br />
ist eine komplexe Herausforderung für Zusteller.<br />
Denn die Lieferprozesse sollen zugleich<br />
klimaneutral, nachhaltig, effizient und möglichst<br />
hochdigitalisiert sein. Als ,Ermöglicher‘<br />
spielen dabei Verwaltung und Politik eine wichtige<br />
Rolle. Sie sind gefragt, um bei der Steuerung<br />
des städtischen Güterverkehrs geeignete Rahmenbedingungen<br />
zu setzen.<br />
DIE REGE DISKUSSION mündete in dem<br />
Wunsch nach Initiierung von Göttinger Projekten.<br />
Die GWG Gesellschaft für Wirtschaftsförderung<br />
und Stadtentwicklung Göttingen mbH begrüßt<br />
mit ihrem Branchennetzwerk L|MC Logistik<br />
und MobilitätsCluster Göttingen | Südniedersachsen<br />
diese Entwicklungen.<br />
LogistikTAGUNG <strong>2021</strong> in der Online-Version<br />
KONTAKT<br />
GWG Gesellschaft für Wirtschaftsförderung<br />
und Stadtentwicklung Göttingen mbH<br />
L|MC Logistik und MobilitätsCluster<br />
Göttingen | Südniedersachsen<br />
Bahnhofsallee 1b, 37081 Göttingen<br />
Tel. 0551 547430<br />
www.gwg-online.de, www.lmc-goettingen.de<br />
2 |<strong>2021</strong> 117
leben<br />
118 2 | <strong>2021</strong>
leben<br />
Er ist jung, sportlich und ein freier Geist – und vermutlich<br />
kurz davor, mit seinen Werken durch die Decke zu gehen.<br />
<strong>faktor</strong> traf Sebastian Merk in seiner Studentenwohnung<br />
und sprach mit ihm über die neue ‚Art‘ –<br />
Kunst in Zeiten von Social Media.<br />
TEXT ANJA DANISEWITSCH FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
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leben<br />
LESEZEIT: 7 MINUTEN<br />
er glaubt, sich mit dem Kopf gen Himmel gerichtet<br />
durch die Welt zu bewegen, sei die einzige Möglichkeit<br />
vorwärtszukommen, der irrt. „Seit ich Parkour mache,<br />
gehe ich mit einem ganz anderen Blick durch die Straßen<br />
meiner Stadt“, erzählt Sebastian Merk. Bereits vor über<br />
zehn Jahren hat der Göttinger diese kreative Sportart für<br />
sich entdeckt, bei der er Hindernisse sucht, anstatt sie zu<br />
umgehen. Seitdem bewegt er sich am liebsten mit Sprüngen,<br />
Salti und gekonnten Drehungen fort – so scheint es.<br />
„Plötzlich sah ich einen Fahrradständer nicht mehr als<br />
Fahrradständer, sondern überlegte, wie ich mich an und<br />
mit dem Objekt bewegen kann“, sagt der 25-Jährige mit<br />
einem zaghaften Lächeln, aber mit strahlenden Augen.<br />
DOCH ZUM INTERVIEW MIT IHM sind wir nicht verabredet,<br />
um über Parkour zu sprechen, sondern aus einem<br />
ganz anderen Grund: Sebastian Merk ist ein junger, aufstrebender<br />
Künstler, der in seinem ,eigentlichen‘ Leben<br />
kurz vor dem Masterabschluss seines Studiums der Geowissenschaften<br />
an der Uni Göttingen steht. Er hat uns zu<br />
sich nach Hause eingeladen. Denn noch ist seine Studentenwohnung<br />
gleichzeitig sein Atelier. Bereits beim Eintreten<br />
ins kleine lichtdurchflutete Wohnzimmer wird<br />
klar, welch kreativer Geist uns hier empfängt. Bilder, Bilder<br />
und noch mehr Bilder – an den Wänden aufgehängt,<br />
auf dem Boden stehend und liegend verteilt. Gleich nebenan<br />
geht es in ein kleines Hinterzimmer mit Staffelei –<br />
auch hier Farbtuben, wohin man sieht. Bemalte Leinwände<br />
stehen dicht gedrängt in allen Größen und Formen. An<br />
das klassische Studentenleben hingegen erinnert wenig.<br />
„Als ich mit dem Studium begann, tat ich dies noch mit<br />
einer klaren Überzeugung“, erzählt Merk und lacht.<br />
„Um einmal als Geologe oder Geochemiker in Festanstellung<br />
in einem Labor zu arbeiten und ein geregeltes<br />
Leben zu führen – wie man so schön sagt.“ Inzwischen<br />
hat ihm sein Leben jedoch gezeigt, dass es andere Pläne<br />
mit ihm hat.<br />
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leben<br />
Dynamisch durchs Leben Der freiheitliche Geist des Parkour-Sports findet sich auch in Merks Bildern wieder.<br />
DENN HEUTE, nicht einmal vier Jahre, nachdem er sich<br />
mit seinem ersten Bild auf Leinwand versuchte, finanziert<br />
Merk durch den Verkauf seiner Werke nicht mehr<br />
nur allein sein Studentendasein. „Die Kunst hat mein<br />
Leben in so kurzer Zeit total verändert – ein wenig hat<br />
es mich sogar überrollt, denn ich bin eher überraschend<br />
zur Kunst gekommen“, erzählt der junge Maler, der seine<br />
Bilder mittlerweile weltweit verkauft: Europa, Amerika,<br />
Hongkong, Dubai – rund um den Globus hängen<br />
echte ,Merks‘ in den Wohnzimmern und Lofts seiner<br />
Kunstsammler. Und nicht nur dort. Seine Werke waren<br />
in den vergangenen drei Jahren bereits auf verschiedenen<br />
Ausstellungen zu sehen, unter anderem in Hamburger<br />
Galerien sowie auf der Arte Wiesbaden 2020. Und<br />
vor wenigen Monaten folgte eine weitere große Adelung<br />
seiner Arbeit, als die Londoner Galerie NoonPowell<br />
Fine Art anrief und bestätigte, dass sie vier seiner Werke<br />
für ein Jahr in die englische Kunstmetropole holt und im<br />
Juli auf der Affordable Art Fair London präsentiert.<br />
Doch wie konnte gerade ihm das passieren? Auf dem<br />
Gymnasium in seiner Heimatstadt Oberursel hatte Merk<br />
das Fach Kunst sogar abgewählt. An der Malerei hatte er<br />
damals überhaupt kein Interesse. Vor vier Jahren jedoch<br />
fand der damals 21-Jährige eines Abends zufällig die<br />
Malsachen seines Vaters wieder. In Rumänien geboren,<br />
wurde dieser in seiner Jugend – nachdem er seinen Abschluss<br />
auf dem Kunstgymnasium erhielt – an der Kunsthochschule<br />
abgelehnt. Als Sebastian Merks Vater dann<br />
Jahre später zusammen mit seiner Ehefrau nach Deutschland<br />
kam, hatte er seinen Traum als Künstler bereits aufgegeben,<br />
seine Werke vernichtet. Stattdessen arbeitete er<br />
nach seinem Studium der Chemie in einem Labor: Letztlich<br />
hatte er einem Leben in Deutschland und einem geregelten<br />
Einkommen für seine kleine Familie den Vorrang<br />
gegeben.<br />
SEINEM SOHN, JUNG, FREI und in Deutschland geboren<br />
und aufgewachsen stehen nun, vier Jahrzehnte später,<br />
alle Möglichkeiten offen. Und so holte Sebastian eines<br />
Tages die alten Farbpinsel und -tuben aus der Vergangenheit<br />
hervor und machte zaghaft und unsicher erste<br />
künstlerische Gehversuche in der Landschaftsmalerei.<br />
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„Mir gefiel aber nicht, dass ich dabei so viel planen<br />
musste, die Perspektive, die Schatten, den Bildaufbau …<br />
– dabei fehlte mir der intuitive, expressive Prozess“, erzählt<br />
Merk heute rückblickend. Die Freiheit, in einem<br />
Bild einer Emotion oder Intuition zu folgen, ist hingegen<br />
das, was seiner Natur entspricht. Im Leben. Im Sport. In<br />
der Kunst – hier kann er ganz bei sich sein. Er probierte<br />
vieles aus, versuchte neue Techniken, bei denen das Gegenständliche<br />
immer mehr dem Abstrakten wich. Nun<br />
fühlte er, dass er mehr und mehr in der Kunst ein neues<br />
Zuhause finden würde. Er wurde ein Künstler. Seine ersten<br />
Bilder zeigte er im Freundeskreis herum und bekam<br />
prompt mehr Anerkennung als erwartet – und so verkaufte<br />
er sein erstes Werk für 40 Euro.<br />
„Wenn ich heute vor meinen Leinwänden stehe, dann<br />
fliegen mir unzählige Gedanken durch den Kopf. Mein<br />
Leben bekam durch die Malerei regelrecht eine neue Bedeutung<br />
und Tiefe“, erzählt Merk und berichtet davon,<br />
wie er plötzlich anfing, sich zu hinterfragen und sich<br />
selbst durch seine Kunst zu betrachten: „Denn was sagt<br />
diese über mich eigentlich aus? Seitdem ich male, denke<br />
ich so viel über mich nach und darüber, was mir wirklich<br />
wichtig ist. Das war früher nicht so – die Malerei<br />
war ein richtiger Wendepunkt in meinem Leben.“<br />
EINE PERSÖNLICHE ENTWICKLUNG, die sich auch entlang<br />
seiner Bilder abzeichnet. So ist sein Instagram-<br />
Account @sebastian.merk.art wie eine kleine Zeitreise<br />
bis zurück ins Jahr 2018. Eindrucksvoll zeigt sie, wie<br />
sich seine Technik über die Jahre verfeinert hat, die Farben<br />
gezielter eine Komposition bildeten und sich mehr<br />
und mehr der Merk-Style festigt: bunt und dynamisch.<br />
Seinen Stil prägen Farbverläufe und seine spezielle Technik,<br />
Acrylfarben, Acryl-Tinten und Schwarzlicht-UVreaktive<br />
Farben, die er mit Spachtel, Pinsel und sogar<br />
mit seinen Händen aufträgt. Im Wechsel zwischen sichtbarem<br />
und UV-Licht enthüllt er unsichtbare Welten jenseits<br />
der alltäglichen Wahrnehmung.<br />
Sebastian Merk verbindet in seinen Bildern das Interesse<br />
der Impressionisten für das Licht, die Faszination<br />
der Surrealisten für Traumwelten und die Erforschung<br />
der Emotionen der Expressionisten. Wie ein Musiker<br />
oder Komponist geht es ihm vor allem um den Ausdruck<br />
intensiver Emotionen. „Meine dynamischen und abstrakten<br />
Leinwände komponieren einen explosiven Einsatz<br />
von Farben und sind sowohl Kontemplation über die<br />
Idee der Freiheit als auch eine leidenschaftliche Reaktion<br />
auf die Geschichten und Erfahrungen meines Lebens“,<br />
sagt der Künstler und versucht damit, sein impulsives<br />
Schaffen in Worte zu fassen.<br />
Seinen Werken gibt er, wenn er sie für vollendet erachtet,<br />
einen Namen. Doch wie findet man Namen für Abstraktes?<br />
„Die Namen kommen zu den Bildern“, erklärt<br />
» Wenn ich heute vor meinen Leinwänden<br />
stehe, dann fliegen mir unzählige<br />
Gedanken durch den Kopf. Mein Leben<br />
bekam durch die Malerei regelrecht<br />
eine neue Bedeutung und Tiefe. «<br />
Merk. „Ich lasse sie manchmal wochenlang stehen.<br />
Schaue sie mir immer wieder an, und dann weiß ich es.“<br />
Er verweist beispielhaft auf ein Bild an seiner Wand mit<br />
dem Titel ‚Better World‘ – und während er darüber<br />
spricht, zeigen sich auch uns viele kleine Details, eigene<br />
Welten, in die man eintauchen kann – Orte, an die man<br />
in seiner Fantasie geht.<br />
ES IST EIN VERGNÜGLICHER und kurzweiliger Nachmittag<br />
an dem wir uns auf die Reise durch die Welt seiner<br />
Bilder begeben. „Emotionen und Gedanken begleiten<br />
uns im Alltag, egal, wohin wir auch gehen. Oft werden<br />
sie als Kontrast verstanden und dargestellt, dabei<br />
sind sie untrennbar miteinander verwoben“, sagt Merk.<br />
Seine abstrakten Werke fangen eben dieses Zusammenspiel<br />
visueller und kognitiver Prozesse menschlichen Erfahrens<br />
ein. Abwechslungsreich und immer farbenfroh<br />
in der Farbwahl ziehen die Bilder das Auge des Betrachters<br />
in die kontrastreichen Kompositionen aus gestischen<br />
Pinselstrichen, flächendeckenden Farbverläufen<br />
und dynamischen Spuren. Dabei entsteht eine Mischwelt<br />
energiereicher Charakteristik, welcher die Fähigkeit innewohnt,<br />
neben exzentrischem Chaos endlose Introversion<br />
zu transportieren.<br />
„Aufgrund dieser lebhaften Dynamik wird der Blick<br />
fokussiert und gleichzeitig ein meditativer Zustand induziert“,<br />
erklärt der Experte. Der Blick wandert umher,<br />
sucht und findet etwas. Gedanken, Gefühle, Inspiration.<br />
Neues wird entdeckt. Unvorhergesehenes – wie die Geschichte<br />
eines jungen Mannes, zu dem ganz unverhofft<br />
die Kunst kam. Und damit schließt sich der Kreis. Plötzlich<br />
wird deutlich, wie selbst die dynamischen Bewegungen<br />
des Parkour sich in der Dynamik von Merks Bildern<br />
widerspiegeln. „Man erkennt den freiheitlichen Geist<br />
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leben<br />
A Better World, 120x140 cm, Acryl, Tinte, Marker auf Leinwand, 2020<br />
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leben<br />
meiner Sportart in meinen Bildern wieder – Linien, Farbverläufe<br />
und Spuren, zwischen denen der Blick hin und<br />
herspringt.“<br />
So entstand Bild für Bild. Und der Erfolg kam mit dem<br />
Tun. Der Künstler nutzte wie selbstverständlich das Internet,<br />
um seinen Prozess zu dokumentieren. Und das<br />
aus gutem Grund. Kunst in Zeiten von Social Media<br />
funktioniert anders. „Wo früher vor allem Galerien für<br />
die Bekanntheit eines Künstlers sorgten, stehen heute<br />
viele digitale Formate“, erklärt Merk. Online-Galerien<br />
und digitale Auktionen, die es vor allem noch unbekannten<br />
Künstlern leichter machen, sogar weltweit Erfolg zu<br />
haben. Merk ist ein da gutes Beispiel. Von Anfang an<br />
nahm er seine Kunst-Community mit auf seine Reise,<br />
teilte seine Gedanken und Ideen. Auf Instagram wurde<br />
seine Kunst groß. Über 32.000 Follower weltweit und<br />
fast tägliche Posts haben zu einer Fangemeinde geführt,<br />
die nicht nur Fotos von seinen Werken liked.<br />
ZU DER ARBEIT ALS KÜNSTLER gehört schon längst<br />
nicht mehr nur der kreative Part. Seine Kunst zu vermarkten,<br />
ist nichts, was nebenbei geschieht. Gut zwei<br />
Drittel seiner Zeit widmet Sebastian Merk dem Marketing.<br />
Er plant und perfektioniert. Instagram ist dabei nur<br />
ein Zweig in seinem Marketing-Mix. Gezielt schreibt er<br />
Galerien und Veranstalter an, macht sich in der Kunstszene<br />
bekannt und inszeniert sich und sein Schaffen in<br />
Fotos und Videos. Er weiß, was er will, und geht seinen<br />
Weg. Ein Start-up arbeitet aktuell mit ihm zusammen,<br />
um eine Auktionsplattform für junge Kunst zu erschaffen.<br />
Dabei werden seine Werke in Zusammenarbeit mit<br />
einem renommierten Auktionshaus in München an<br />
junge Käufer versteigert. Und das wird noch lange nicht<br />
das Ende sein. Sein größter Traum? „Ich glaub, das ist<br />
der Traum aller Künstler: irgendwann einmal in einem<br />
Museum hängen.“ Man darf gespannt sein.<br />
„ES IST SCHON VERRÜCKT, wenn ich heute in meinem<br />
kleinen Wohnzimmer sitze und mir auf einmal bewusst<br />
wird, was ich da gerade mache: etwa eine Holzkiste zimmere,<br />
in der ich mein Bild nach Hongkong oder anderswohin<br />
in die Welt schicke“, sagt Merk. Er wirkt in sich<br />
gekehrt, wenn er dies erzählt, und gleichzeitig ist ihm<br />
eine Stärke anzumerken, die aus seinem Schaffen erwächst.<br />
Lange her scheinen die Zeiten zu sein, als er 40<br />
Euro für ein Bild nahm. Lernprozesse. Man muss wissen,<br />
was die eigene Arbeit wert ist – auch und vor allem in der<br />
Kunst. Vielleicht können sich heutige Käufer glücklich<br />
schätzen, einen ,echten Merk‘ für aktuell noch 4.000<br />
Euro erstanden zu haben? ƒ<br />
FOTO: SEBASTIAN MERK<br />
Zum Künstler<br />
Emotionen und Gedanken begleiten uns im Alltag und<br />
sind untrennbar mitein ander verwoben. Sebastian Merks<br />
abstrakte Werke fangen eben dieses Zusammenspiel<br />
zwischen verschiedenen Aspekten visueller und kognitiver<br />
Prozesse menschlichen Erfahrens ein. Seine dynamischen,<br />
abstrakten Unikate entstehen mit einem explosiven Einsatz<br />
von Farben und wurden bereits in London, Hamburg,<br />
Frankfurt und weiteren Metropolen ausgestellt und sind<br />
weltweit in privaten Sammlungen, etwa in Hongkong,<br />
Dubai, New York und anderen inter nationalen Städten, zu<br />
finden. Merk wurde 1996 in Bad Homburg geboren und<br />
lebt, studiert und arbeitet derzeit in Göttingen.<br />
Instagram: @sebastian.merk.art<br />
www.sebastianmerkart.de<br />
Ausstellungen<br />
<strong>2021</strong> Affordable Art Fair Battersea,<br />
NoonPowell Fine Art Gallery, London<br />
<strong>2021</strong> Affordable Online Art Fair London,<br />
NoonPowell Fine Art Gallery, London<br />
<strong>2021</strong> Online Ausstellung ,The Era of Change‘,<br />
Visionary Projects, New York<br />
2020 Kunstmesse, Arte Wiesbaden, Wiesbaden<br />
2019 Gruppenausstellung ,Lass Ma Cornern‘,<br />
Heliumcowboy Artspace Hamburg<br />
2019 Gruppenausstellung ,Timeless Impact‘,<br />
Grace Denker Gallery, Hamburg<br />
2019 Kunstmarkt, Frankfurt am Main<br />
2019 Gruppenausstellung ,Frühlingserwachen‘,<br />
Kun:st Quartier, Leonberg<br />
2018 Einzelausstellung Moxy Hotel, Frankfurt am Main,<br />
Eschborn<br />
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