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Arabische Pferde IN THE FOCUS 2/2021 (Vol. 26) - public

Zeitschrift für Liebhaber und Züchter arabischer Pferde. Haupt- und Landgestüt Marbach - Die neuen Ägypter sind da! Amurath Sahib - Der "Dampfross" unter den Arabern Denkanstöße - Der Schauring und seine Rolle für das Arabische Pferd ZSAA-Körung 2021 - "Yes, we can!" Körung in Pandemiezeiten Helden der Geschichte - Homage an Tibor Pettkó-Szandtner II Von Kunst und Künstlern - Victor Adam und die Pferde aus den Ställen des Königs Distanzreiter-WM - Guter Sport in San Rossore

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Haupt- und Landgestüt Marbach - Die neuen Ägypter sind da!
Amurath Sahib - Der "Dampfross" unter den Arabern
Denkanstöße - Der Schauring und seine Rolle für das Arabische Pferd
ZSAA-Körung 2021 - "Yes, we can!" Körung in Pandemiezeiten
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Zucht<br />

gab mit ihm immer noch ein brauchbares<br />

Fohlen. Brachten Stuten mit anderen Hengsten<br />

kein vernünftiges Produkt, dann gingen<br />

sie zu Amurath Sahib und das Fohlen war gut.<br />

Besonders bei den Jugoslawenstuten erzielte<br />

man mit ihm beste Erfolge. Seine Fohlen<br />

von Kaduna, En Nasira IX, Marzouk II, Kadina<br />

XX, Lava und Hamdani IX gehörten zu den<br />

besten. Zwei erstklassige Stutfohlen brachte<br />

auch Laleczka Ewuni. Eine entzückende,<br />

hochedle Schimmelstute brachte auch die<br />

rein gezogene Araberhalbblutstute Izyda.<br />

Leider hatte dieses Fohlen anfangs starken<br />

Muskelschwund in der Hinterhand. Ein<br />

Klassepferd versprach die Tochter der arabischen<br />

Halbblutstute Stateczna zu werden.<br />

Das war das erste gute Fohlen dieser hervorragenden<br />

Stute, die mit Efendi nur schlechte<br />

Produkte gab. Die angloarabische Halbblüterin<br />

Imatra brachte 2 sehr starke, großrahmige<br />

Hengste und 1 Stutfohlen, das leider<br />

an Lähme einging. Der ältere namens Edelmarder<br />

war stark und schwer und gehörte<br />

zu den besten seines Jahrganges. Der andere,<br />

der ein Jahr jüngere Felsztyn, zeigte noch<br />

bessere Qualität als sein Bruder. Ein Hengstfohlen<br />

mit Hauptbeschälerqualität war der<br />

1946 geborene Wilgasohn. Ein noch besseres<br />

Hengstfohlen brachte im selben Jahr die<br />

angloarabische Halbblüterin Calabria (Proch<br />

xx a.d. Igraszka von 428 Amurath), die schon<br />

wegen Typlosigkeit ausgemustert werden<br />

sollte. Ihr Fuchshengst von Amurath Sahib<br />

war das weitaus beste Fohlen des Jahrganges<br />

1946. An Wucht, Knochenstärke, Rahmen,<br />

Korrektheit, Adel und Ausdruck kaum<br />

zu übertreffen. Sogar die schlechte, eckige,<br />

unharmonische, ausdruckslose Stolnik-Tochter<br />

Christine (a.d. Wladczyni) brachte ein<br />

erstklassiges Amurath Sahib-Fohlen mit viel<br />

Ausdruck und beachtlicher Knochenstärke,<br />

das ein sehr guter Landbeschäler zu werden<br />

versprach. Die kleine unschöne Bajeczka<br />

hinterliess eine hochedle, bildschöne Stute<br />

namens Ekbatana, die, obwohl Halbblüterin,<br />

ganz im Typ des edelsten <strong>Vol</strong>lblutarabers<br />

stand. Sehr gute Erfolge erzielte man bei der<br />

Paarung von Efendi-Töchtern mit Amurath<br />

Sahib.<br />

1946 brachten Circe, Cartagena, Caluga,<br />

Cremona tadellose Fohlen von ihm. Das beste<br />

von diesen war die Schimmelstute von Circe,<br />

bei der sich die gewaltige Tiefe und Breite<br />

Efendis mit dem Rahmen und der Eleganz<br />

Amurath Sahibs zu einem harmonischen Ganzen<br />

vereinigte. Die ersten Erfolge in der angloarabischen<br />

<strong>Vol</strong>lblutzucht wurden erst durch<br />

Amurath Sahib herbeigeführt. Die weitaus<br />

besten Fohlen von ihm brachte Ugmuza x. Ihr<br />

Sohn Filar x war bereits einjährig zum späteren<br />

Hauptbeschäler ausersehen. Er stellte die<br />

beste Vereinigung arabischen und englischen<br />

Blutes dar, die ich bisher gesehen habe. Wenn<br />

alle angloarabischen <strong>Vol</strong>lblüter so wären wie<br />

dieser Schimmel, dann würde ihre Zucht<br />

Berechtigung haben. Filar x hatte von jeder<br />

Seite wirklich nur das Gute geerbt. Er war ein<br />

Musterbeispiel für Korrektheit, Trockenheit,<br />

Rahmen, Linie, Harmonie, Knochenstärke,<br />

Adel und Ausdruck. Seine rechte Schwester<br />

Galeria x war ebenfalls sehr gut, jedoch nicht<br />

ganz so harmonisch wie er. Auch Pogon x und<br />

Beguinet brachten sehr gute Fohlen von ihm.<br />

In der <strong>Vol</strong>lblutaraberzucht gab man trotz der<br />

drei guten Amurath-Sahib-Töchter Balalaika,<br />

Lala und Amneris doch Witraz den Vorzug.<br />

Dieser war wohl schwerer anzupaaren, gab<br />

dafür aber <strong>Pferde</strong> im reinen Wüstentyp, was<br />

bei den Amurath Sahib-Kindern nicht immer<br />

der Fall war. Sie waren bereits mehr Kulturaraber.<br />

Trotzdem brachten Wilga und Pieszczota<br />

sehr gute Fohlen von ihm.“<br />

Der Stutenmacher<br />

Wie es bereits bei Fellgiebel anklingt, war<br />

Amurath Sahib - wie viele Hengste aus der<br />

Bairaktar-Linie - ein „Stutenmacher“. Seine<br />

besten Produkte waren Lala, Amneris und<br />

Balalajka, die in den Jahren seiner Landbeschälerzeit<br />

in Privatgestüten geboren wurden.<br />

Insbesondere Balalajka setzte sich mit<br />

Bandola und Bask ein Denkmal. Dann Arwila,<br />

Adis Abeba, Darda, Daribba, Estokada, Gwadiana<br />

und Epigona aus seiner Hauptbeschälerzeit<br />

in Janow Podlaski und später in Klemensow.<br />

Hier ist insbesondere Estokada zu<br />

nennen, die die Begründerin der berühmten<br />

E-Linie im Gestüt Michalow wurde, welche<br />

<strong>Pferde</strong> wie Emigracja und Emandoria hervorbrachte.<br />

Und dann war da noch das Stutfohlen<br />

aus der Blaga [ex 211 Kuhaylan Zaid],<br />

das in utero nach Ungarn exportiert wurde,<br />

als die ehemals Babolnaer Stute nach dem<br />

Krieg 1952 wieder an Ungarn zurückgegeben<br />

wurde. Dieses Stutfohlen wurde als 25 Amurath-Sahib<br />

bekannt, und es ist eine Kapriole<br />

der Geschichte, dass die letzte „asile“ Stute<br />

aus der alten Bábolnaer Zucht ausgerechnet<br />

aus Polen kam.<br />

Unter Amurath Sahibs Söhnen sind in erster<br />

Linie Gwarny und Arax zu nennen, die diese<br />

Linie in die Zukunft führten, der eine – Gwarny<br />

– in Polen, der andere – Arax – in Russland.<br />

Gwarny war derjenige, der seinem Vater am<br />

nächsten kam und ihm am ähnlichsten sah,<br />

während Arax wohl eher nach seiner mütterlichen<br />

Linie geriet. Direktor Andrzej Krzysztalowicz<br />

erinnerte sich an Gwarny als „sehr<br />

korrekt gebaut, mit besonders guten, trockenen<br />

Beinen, obwohl sie etwas Kötenbehang<br />

hatten. Er hatte einen langen Hals, einen etwas<br />

schweren Kopf, der nicht sehr vorteilhaft<br />

im Übergang zum Hals angesetzt ist. Seine<br />

Bewegungen sind korrekt, aber etwas durchschnittlich.“<br />

Arax hingegen war von brauner Farbe und<br />

stand im Kuhaylan-Typ, beides nicht typisch<br />

für die Bairaktar-Linie, auch wenn „die drei<br />

Tajars“ in Weil aus dieser Linie ebenfalls die<br />

braune Farbe hatten. Arax wurde spärlich in<br />

Polen zur Zucht eingesetzt und 1958 nach<br />

Russland verkauft. Dort wurde er mehr geschätzt<br />

und gründete seine eigene Dynastie<br />

mit Nabeg als dem wichtigsten Vertreter. Dieser<br />

wiederum brachte zwei Söhne, Tallin und<br />

Menes, wobei Tallin die Leistungslinie verkörperte<br />

und 1984 zurück nach Polen verkauft<br />

wurde. Dies ermöglichte <strong>Pferde</strong> wie Wojslaw<br />

und Druid, Emanor, Werbum und Sabat, allesamt<br />

<strong>Pferde</strong>, die sich auf der Rennbahn bewährten.<br />

Die Menes-Nachkommen hingegen<br />

machten sich einen Namen im Schauring,<br />

man denke nur an Balaton.<br />

Wie auch der Trakehnerhengst Dampfroß<br />

aus der Privatzucht kam und die Staatszucht<br />

maßgeblich beeinflußte, so gelang dies auch<br />

Amurath Sahib in der polnischen Araberzucht,<br />

wo er sich insbesondere als Muttervater<br />

einen Namen gemacht hat. Nur schade,<br />

dass es für solche Hengste naturgemäß<br />

schwierig ist, eine (Hengst-)Linie zu erhalten.<br />

Aber die Linie hing bereits bei Amurath Sahib<br />

und seinem Vater 35 Amurath II an einem<br />

seidenen Faden, und so bleibt zu hoffen, dass<br />

sein Erbe auch in männlicher Linie für die Zukunft<br />

erhalten bleibt.<br />

Gudrun Waiditschka<br />

Amurath Sahib (zweiter von rechts) beim<br />

Ausritt in Nettelau, wohin die Janower <strong>Pferde</strong><br />

während des Zweiten Weltkriegs evakuiert<br />

wurden.<br />

Amurath Sahib (second from right) hacking<br />

out in Nettelau, where the Janow horses were<br />

evacuated during the Second World War.<br />

photo: Archiv T. Andrzejewskiego<br />

18<br />

© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 2/<strong>2021</strong>

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