Natürlich! Nasheed Al Amal Hoor <strong>Arabische</strong>s <strong>Vol</strong>lblut *01.02.2010, Schimmel Vater: Hafez Al Ahd Hoor (Hengstlinie: Jamil el Kebir über Anter) Mutter: Aneedah EAO (Stutenlinie: Saklawi Gidran) Gestüt Hoor Al Oyoun, Philippe Paraskevas, Besichtigung: Feb. 2019 / Nov. 2019, Abflug Kairo: 19. April <strong>2021</strong>, Ankunft Marbach: 19. April <strong>2021</strong> Haupt- und Landgestüt Marbach mit Landesreit- und Landesfahrschule – das älteste staatliche Gestüt Deutschlands 72532 Gomadingen-Marbach | Tel. (073 85) 96 95-0 | www.gestuet-marbach.de
Editorial Unfortunately, this is only the case on paper, because nature plays Der Kulturaraber Wir Araberfreunde schwärmen ja immer gerne von den <strong>Pferde</strong>n der Beduinen, und wie die harte Umwelt und die Züchtungskunst dieser Nomadenstämme diese <strong>Pferde</strong> zu dem gemacht haben, was sie (heute) sind. Und obendrein glaubt so mancher, wenn wir nur die Blutlinien rein erhalten, dann behalten wir auch das authentische Beduinenpferd, wie es vor 200, 500 oder 1000 Jahren war. Leider ist dem nur auf dem Papier so, denn die Natur spielt dem Züchter allerhand Streiche. Da gehen Genvarianten verloren, andere bilden sich durch Mutationen neu. Wenn dann die Umweltbedingungen andere sind als in der Wüste, wenn die Selektionskriterien andere sind als die der Beduinen und wenn wir eine ganz andere Nutzung der <strong>Pferde</strong> anstreben, als es die Beduinen taten, dann wird sich das Pferd über kurz oder lang in seiner Erscheinungsform, in seinem Interieur, aber auch in seinem Metabolismus verändern. Es hilft nichts, wir züchten heute „Kulturaraber“ und keine Wüstenpferde mehr! Wenn wir diesem Diskurs bis hierher gefolgt sind, können wir uns die Frage stellen: Was macht den Araber russischer Blutlinien aus, was den Araber ägyptischer Linien? In meinen Augen sind es die angewandte züchterische Selektion und die Umweltbedingungen. Bei den Russen waren dies Rennen, die vor allem als Gesundheits- und Funktionalitäts-Check dienten. Dadurch wollte man gesunde, athletische <strong>Pferde</strong> erhalten. Die Rennbahn war sozusagen der Ersatz für die Raubzüge der Beduinen. Nicht sehr „beduinisch“ ist das Klima im Nordkaukasus, wobei es im Sommer durchaus trocken und heiß sein kann. „Unbeduinisch“ ist auch die Zucht in großen Herden, die extensive Aufzucht mit viel Bewegung, aber ohne die allzu enge Bindung an den Menschen. Das schafft einen ganz eigenen <strong>Pferde</strong>typus, den wir uns dann nach Hause holen – zum Beispiel nach Deutschland. Hier werden diese „Russen“ zwar in einem ähnlichen Klima gehalten, aber vielleicht mit mehr Stallhaltung und weniger Auslauf, mit mehr Menschennähe, aber gehaltvollerem Futter, ohne Rennbahn, dafür mit Spaziergängen. Denken wir zwei, drei Generationen in die Zukunft – wird das Produkt noch ein „russisches Pferd“ sein? Vielleicht auf dem Papier, weil es durchgehend russische Vorfahren hat. Aber ohne die gleichen Selektionsbedingungen werden die Härte, Ausdauer und Athletik verloren gehen, wenn diese Kriterien nicht mehr abgefragt werden und anderen Eigenschaften werden die Oberhand gewinnen. Ähnliches gilt für die Ägypter – hier hatten schon die ägyptischen Paschas vor 150 Jahren die Haltungsbedingungen gravierend geändert: Das Beduinenpferd, importiert aus Saudi Arabien, Syrien oder Bahrain, wurde plötzlich in Ställen gehalten, und wenn man den zeitgenössischen Berichten folgt, standen die Beduinenstuten nun bis zum Bauch in ihrem eigenen Mist, hatten keinen Auslauf und wurden von Parasiten geplagt. Man stellte europäische Gestütsmanager ein, die natürlich europäisches Gestütsmanagement und Zuchtmethoden einführten, beides weit entfernt von Beduinentraditionen. Lediglich das Klima ist in Ägypten noch etwas „arabischer“ als in Europa. Auf dem Papier sind diese <strong>Pferde</strong> „Ägypter“, aber Beduinenpferde sind es nicht mehr. Und wenn sie nach Europa kommen, umso weniger, weil hier weder das Klima noch die Ernährung an die arabische Halbinsel erinnern. Wir müssen uns damit abfinden: Wir können hier keine „Beduinenpferde“ züchten, wir züchten Kulturaraber. Wenn wir so weit gekommen sind, stellt sich die Frage – ob denn dann die „Reinheit“ noch eine so große Rolle spielt? Diese Frage darf jeder für sich selbst beantworten. The Cultural Arabian As Arabian horse afficionados, we always like to rave about the horses of the Bedouins, and how the harsh environment and the breeding skills of these nomadic tribes have made these horses what they are (today). And on top of that, some believe that if we only keep the bloodlines pure, then we will also keep the authentic Bedouin horse as it was 200, 500 or 1000 years ago. all sorts of tricks on the breeder. Gene variants are lost, others are formed anew through mutations. If the environmental conditions are then different from those in the desert, if the applied selection criteria are different from those of the Bedouins and if we strive for a completely different use of the horses than the Bedouins did, then sooner or later the horse will change its appearance, change in its interior, but also in its metabolism. It doesn't help, today we breed “cultural Arabians” and no more desert horses! If we have followed this discourse this far, we can ask ourselves the question: what makes the Arabian of Russian bloodlines, what makes the Arabians of Egyptian lines? In my opinion it is the applied breeding selection and the environmental conditions. For the Russians, these were races, which mainly served as a health and functionality check. The aim was to maintain healthy, athletic horses. The racetrack was, so to speak, the substitute for the Bedouin raids. The climate in the North Caucasus is not very "Bedouin-like", although it can be dry and hot in summer. "Non- Bedouin" is also breeding in large herds, extensive rearing with a lot of exercise but without a very close connection to humans. This creates a very special type of horse that we then bring home - for example to Germany. Here these “Russians” are kept in a similar climate, but perhaps with more stable time and less exercise, with closer proximity to people, but more substantial feed, without a racetrack, but with walks. Let's think two or three generations into the future - will the product still be a “Russian horse”? Maybe on paper because it has Russian ancestry throughout. But without the same selection conditions, the toughness, endurance and athleticism will be lost because these criteria are no longer queried and other characteristics gain the upper hand. The same applies to the Egyptians - here the Egyptian Pashas had already drastically changed the keeping conditions 150 years ago: The Bedouin horse, imported from Saudi Arabia, Syria or Bahrain, was suddenly kept in stables, and if you follow contemporary reports, the Bedouin mares were now standing up to their stomach in their own menure, had no paddock time and were plagued by parasites. European stud managers were hired, who of course introduced European stud management and breeding methods, both of which were far removed from Bedouin traditions. Only the climate in Egypt is a little more “Arab” than in Europe. On paper these horses are “Egyptians”, but Bedouin horses they are no longer. And when they come to Europe, all the less, because neither the climate nor the food here are reminiscent of the Arabian Peninsula. We have to come to terms with this: we cannot breed “Bedouin horses” here, we breed cultural Arabians. When we have come this far, the question arises - whether "purity" still plays such a big role? Everyone can answer this question for themselves. Editorial 2/<strong>2021</strong> - www.in-the-focus.com Gudrun Waiditschka Chefredakteurin / Chief Editor 3