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Handverlesen - im Land der 1000 Hügel

Magazin // Ein Reisebegleiter zu Wein & Genuss

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Hörst Du<br />

das auch!<br />

Johannes Hucke<br />

„D`Schwoba dent, ha jo, gern bruddle,<br />

moinet´s aber net so bös;<br />

Schwoba send wie saure Kuttle –<br />

bloß mir selber möget des!“<br />

Selbstironie <strong>im</strong> Gewande des Dialekts? Das ist aber<br />

selten! Viele verbinden den Volkston eher mit Provinzialität,<br />

selbstzufriedenen Leuten, die einen gerne<br />

belehren, dass es nur hier – und ein Dorf weiter<br />

schon nicht mehr – am schönsten sei auf <strong>der</strong> Welt.<br />

He<strong>im</strong>atliebe kann auch weitherzig sein; die verspielten<br />

Verse des „Wendlin Überzwerch“, Pseudonym<br />

des Memmingers Karl Wilhelm Fuß, signalisieren ein<br />

schmunzelndes Einverständnis; niemand muss sich<br />

schämen, wenn er keine Kutteln mag. Gleichwohl<br />

verpasst er was!<br />

Unzählige Spielarten des Schwäbischen und Badischen<br />

darf belauschen, wer <strong>im</strong> Kraichgau und<br />

Stromberg in die Dorfgasthäuser einkehrt. Wenn die<br />

Einhe<strong>im</strong>ischen beisammensitzen, stellt sich für den<br />

Gast eine Situation wie<strong>der</strong> her, die er aus Novellen<br />

des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts kennt. Dass Pfarrer, Lehrer,<br />

Bürgermeister be<strong>im</strong> Stammtisch längst auch in weiblicher<br />

Form vorkommen, entspannt die Sache zusätzlich.<br />

Das Bindemittel für das temperamentvolle und<br />

anekdotenreiche Geschwirr mundartlich gefärbter<br />

Erzählungen ist <strong>der</strong> Humor; den Rhythmus gibt das<br />

Gelächter vor, in Abständen aufbrandend ... und man<br />

lächelt unwillkürlich mit, auch wenn man kein Wort<br />

verstanden hat.<br />

Eine <strong>der</strong> Dorfwirtschaften <strong>im</strong> Rund, wo He<strong>im</strong>atkultur<br />

in je<strong>der</strong> Weise gepflegt wird, ist <strong>der</strong> „Grüne Baum“<br />

zu Erlighe<strong>im</strong>. „Horschd und Uschi“ heißen hier die<br />

Wirtsleute, und ihre Gastfreundschaft ist legendär.<br />

„Roschtbrate mit Spätzle“, „Mauldäschle und<br />

Kartoffel salat“, das gehört so selbstverständlich<br />

dazu wie die he<strong>im</strong>ischen Weine. „Das Bricklebrit e.V. –<br />

1. Mundart-, Lie<strong>der</strong>- und Geschichtenhaus“ hat <strong>im</strong><br />

Grünen Baum seine He<strong>im</strong>at gefunden. Zahllose<br />

Veranstaltungen bereichern das Dorf leben über<br />

das Jahr. Engagement für das Überleben <strong>der</strong> echten<br />

<strong>Land</strong>gasthäuser lohnt sich! Es beginnt durchaus<br />

schon be<strong>im</strong> Verzehr von Rehbraten mit Weckknödeln<br />

und Blaukraut.<br />

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