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18 Praxismarketing<br />
Gruselzahnarzt &<br />
Schockerpraxis –<br />
Das Grauen<br />
findet seinen<br />
Höhepunkt<br />
© f<strong>re</strong>epik / wayhomestudio<br />
Na, hättet Ihr am Anfang der Serie gedacht, dass man an einem einzigen Termin über so viele<br />
Dinge stolpern kann, wie wir es bisher getan haben? Sicherlich nicht. Und auch im heutigen Teil<br />
ist der Termin alles ande<strong>re</strong> als „rund“. Was mir heute alles widerfährt, das lest Ihr jetzt. Viel Spaß.<br />
Text Susanne Axmann<br />
Der Arzt betritt das Zimmer. Die Tür lässt er halb offen stehen, die Handschuhe<br />
hat er schon angezogen oder noch an, das kann ich nicht sagen.<br />
F<strong>re</strong>undlich möchte er mir die Hand geben, was ich nicht möchte. Ich überspiele<br />
dies, indem ich ihn anstrahle und ein fröhliches „Guten Tag“ entgegne.<br />
Er beginnt mit der Befragung, was mich in die Praxis führt. Ein ande<strong>re</strong>r<br />
Patient kommt wäh<strong>re</strong>nd dieser Befragung durch die halb offene Tür<br />
ins Zimmer, stockt und zieht sich, eine Entschuldigung murmelnd, wieder<br />
aus dem Raum zurück: "Ups, falsche Tür.“ Für den Arzt und das Personal<br />
scheint das nichts Neues zu sein, da sie beide nicht großartig <strong>re</strong>agie<strong>re</strong>n.<br />
Dann schaut mir der Arzt in den Mund. Nachdem er mit beiden Händen<br />
in meinem Mund gewesen ist, fällt ihm die Sonde aus der Hand. Er flucht<br />
ein leises: „Ach Scheiße!“ und öffnet eine Schublade. Er g<strong>re</strong>ift nach einem<br />
neuen Instrument und stupst die Schublade an, damit sie sich schließt.<br />
Macht sie zwar nicht, inte<strong>re</strong>ssiert aber niemanden. Danach befasst er sich<br />
wieder mit meinen Zähnen. Auf einmal muss er niesen was er vorbildlich<br />
in seine Ellenbeuge macht, d<strong>re</strong>ht sich aber leider nicht weg. Danach behandelt<br />
er ruhig weiter. „Ach so", sagt er und schaut seine Angestellte an<br />
„Wir müssen gleich noch wegen der Bestellung gucken. Erinnern sie mich<br />
dran. Wir haben kaum mehr Handschuhe.“<br />
Nach getaner Arbeit verabschiedet sich der Arzt, indem er mir auf die<br />
Schulter klopft. Ich sch<strong>re</strong>cke hoch: „Huch, wo bin ich?“ Der Arzt, genauer<br />
gesagt mein Arzt, schaut mich lächelnd an, ich sei vor der Behandlung<br />
eingeschlafen. Ebenfalls entschuldigt er sich, dass ich so lange warten<br />
musste. Nun erzähle ich ihm sehr verwirrt, was ich grade vermeintlich erlebt<br />
habe und ich kann Euch sagen, ich bin heilfroh, dass ich das heute nicht<br />
alles erlebt habe. Tatsächlich habe ich scheinbar aus vielen verschiedenen<br />
Erlebnissen, die ich über die Jah<strong>re</strong> hatte, ein einzelnes Erlebnis gemacht.<br />
Nun geht die eigentliche Behandlung bei meinem Arzt los. Natürlich läuft<br />
zum Glück alles tadellos und nach den neuesten hygienischen Standards.<br />
Nach der Behandlung bekomme ich noch einen Termin für die nächste<br />
Vorsorge und verlasse zufrieden die Praxis. Glaubt mir: Ich bin sehr erleichtert,<br />
dass dieser Albtraum vorbei ist. Vor dem nächsten Termin beim<br />
Arzt gehe ich früher ins Bett und genehmige mir einen starken Kaffee,<br />
damit ich wach bleibe.<br />
Trotzdem möchte ich noch mit Euch über die Dinge <strong>re</strong>den, von denen ich<br />
in diesem Teil der Serie erzählt habe: Heutzutage ist es kein Fauxpas mehr,<br />
wenn man dem Patienten nicht die Hand zur Begrüßung gibt. Gerade<br />
jetzt, wo Covid-19 grassiert, sollte man auf den Handschlag verzichten.<br />
Wenn man aber darauf besteht, dass das zum guten Ton gehört, darf<br />
man keine Handschuhe tragen. Das sagt schon Knigge. Gerade wenn<br />
Ihr dabei auch noch die Handschuhe tragt, die Ihr schon beim vorigen<br />
Patienten im Mund hattet, was sowieso ein No-Go darstellt. Auch bei<br />
sonstiger Schutzbekleidung solltet Ihr auf Frische und Reinlichkeit achten.<br />
Gene<strong>re</strong>ll gilt: Ihr müsst die Handschuhe bei jedem Patienten wechseln.<br />
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