Natur - Stadt Filderstadt
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Bemerkungen zur<br />
Pflanzenwelt der Streuobstwiese<br />
Dr. Manfred Schacke, Biotopkartiergruppe <strong>Filderstadt</strong><br />
1. Über den Begriff „Streuobstwiese“<br />
Als Kind verstand ich unter einer Streuobstwiese eine Wiese, auf der<br />
das Obst umhergestreut liegt, also Streuobst-Wiese. In den Jahren<br />
steigenden Wohlstands verfestigte sich diese Auffassung noch, da<br />
immer mehr Obst umhergestreut liegen blieb.<br />
Später ließ ich noch eine andere These zu: Streu bezieht sich auf die Art der<br />
Wiesennutzung, nämlich als Streuwiese. Dabei wird das Mähgut als<br />
Stalleinstreu verwendet, wobei den Obstbäumen eine willkommene<br />
Nebenrolle zukam. Demgemäß müsste es eigentlich Obst-Streuwiese<br />
heißen. Jedenfalls handelt es sich um eine historisch gewachsene<br />
Kombination aus Wiese und Bäumen.<br />
In früheren Zeiten wurden die gemeindeeigenen Grundstücke, die so<br />
genannten Allmenden, als Weide genutzt und im Herbst für das Stalleinstreu<br />
gemäht. Diese Allmenden lagen meist ringförmig um die Ortschaft und<br />
wurden auch auf Wunsch der Obrigkeit mit Obstbäumen bepflanzt. Auf diese<br />
Weise entstanden die für Süddeutschland typischen Streuobstgürtel um die<br />
Ortschaften herum. Aufgrund des enormen Wachstums der Filderdörfer sind<br />
diese Gürtel bei uns nur noch in Resten erhalten.<br />
Eine ähnliche Funktion kam den Flächen zu, wo aufgrund der<br />
Bodenverhältnisse kein Ackerbau lohnend erschien. Sie dienten ebenfalls als<br />
Weiden oder Triften und wurden mit Obstbäumen bepflanzt. Im Gebiet<br />
<strong>Filderstadt</strong>s wurden auf diese Weise vor allem die Hanglagen im Süden<br />
genutzt, wie z. B. der Bechtenrain, St. Vinzenz, der (spätere) Uhlberg und der<br />
Sandbühl.<br />
Mit 11,4 Millionen Obstbäumen hat Baden-Württemberg bundesweit die<br />
größte Dichte an Streuobstwiesen und damit nationale Verantwortung für<br />
diesen Lebensraum. Streuobstbestände gibt es nicht überall im Ländle,<br />
sondern regional gehäuft, z. B. am Fuß der Schwäbischen Alb oder am<br />
Schönbuchrand. Aus diesem Grund hat <strong>Filderstadt</strong> eine überregionale<br />
Verantwortung für den Erhalt seiner ursprünglichen Streuobstwiesen.<br />
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