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ANDREAS-HOSPIZ<br />
In der Wohnküche kann gemeinsam geklönt, gelebt, gelacht, aber auch getrauert werden<br />
„Menschen mit einer schweren Erkrankung in ihrer letzten Lebensphase<br />
zu begleiten und ihnen einen Abschied in Würde zu ermöglichen – das<br />
ist unsere Aufgabe“, sagt Till Neumann. Der 43-Jährige, der dem Hospizgedanken<br />
bereits seit vielen Jahren eng verbunden ist, leitet in Horn-Lehe<br />
das Andreas-Hospiz der mission:lebenshaus gGmbH, einer Tochtergesellschaft<br />
des Bremer Vereins für Innere Mission.<br />
Zurzeit betreibt die mission:lebenshaus gGmbH vier stationäre Hospize<br />
in Niedersachen – drei für Erwachsene, eines für Kinder, Jugendliche und<br />
junge Erwachsene. Dabei sind die Hospize nicht nur Orte oder örtlich begrenzte<br />
Angebote, sondern eine bestimmte Art und Weise, mit der sich<br />
das Team den Menschen in ihrer letzten Lebenszeit zuwendet. Ihre<br />
Würde, Selbstbestimmung und Einzigartigkeit stehen im Mittelpunkt<br />
einer ganzheitlichen Betreuung. Sie werden in den stationären Hospizen<br />
in einer Atmosphäre der Ruhe und Geborgenheit gepflegt und begleitet.<br />
„Wir setzen uns mit aller Kraft dafür ein, dass Menschen, die eine hospizliche-palliative<br />
Versorgung benötigen, diese auch erhalten“, erläutert<br />
Karen Wauschkuhn, Fachreferentin für Hospizarbeit die hospizliche Haltung<br />
des Trägers. „Dabei orientieren wir uns an den christlichen Grundwerten<br />
und begegnen Menschen offen ungeachtet ihres Glaubens und<br />
ihrer Herkunft und tragen die Themen Sterben, Tod und Trauer in die<br />
Gesellschaft.“<br />
„Es ist wichtig, dass wir unsere Arbeit aufnehmen.“<br />
Till Neumann, der in den vergangenen Monaten viele Gespräche mit BewerberInnen,<br />
Netzwerkpartnern, UnterstützerInnen, Behörden und Gewerken<br />
geführt hat und mehrmals in der Woche auf der Baustelle war,<br />
freut sich sehr auf seine Arbeit. „Die Umbauarbeiten und die Ausstattung<br />
sind weitestgehend abgeschlossen, das Team ist startklar und wir konnten<br />
erste Ehrenamtliche gewinnen“, sagt der Leiter des Hospizes, das sich im<br />
ehemaligen Gemeindehaus der Andreas-Gemeinde befindet. „Es nehmen<br />
immer mehr Menschen Kontakt zu uns auf, die einen Hospizplatz suchen“,<br />
sagt Till Neumann. „Von daher wird uns immer wieder vor Augen<br />
geführt, wie wichtig es ist, dass wir starten.“ Derzeit findet sich das Team<br />
und gestaltet gemeinsam mit Till Neumann die Zukunft des Hospizes.<br />
Hierzu gehört z. B. auch die Entwicklung von gelebten Ritualen als tragende<br />
Elemente und Ausdruck der verbindenden Haltung. „Die Rituale,<br />
wenn z. B. ein Gast verstirbt, möchte ich nicht vorgeben. So etwas muss<br />
vom Team getragen und daher auch zusammen entwickelt werden“, so<br />
Till Neumann.<br />
Jedem, der zukünftigen acht Hospizgäste, steht ein eigenes Zimmer mit<br />
Bad und Terrasse / Balkon zur Verfügung. Für Familien, bei denen Mutter<br />
oder Vater nur noch eine begrenzte Lebenszeit haben, wurde ein Familienappartement<br />
mit zwei Zimmern eingeplant. Konzeptioneller<br />
Bestandteil des Raumprogramms ist auch eine Wohnküche als zentraler<br />
Treffpunkt, an dem sich Gäste, ihre Angehörigen sowie haupt- und ehrenamtliche<br />
MitarbeiterInnen begegnen. Hier kann gemeinsam geklönt,<br />
gelebt, gelacht, aber auch getrauert werden. Ein weiterer zentraler Ort des<br />
Hauses ist der Raum der Stille, der für Gespräche, aber auch als Rückzugsort<br />
gedacht ist.<br />
Synergieeffekte und Netzwerkarbeit nutzen und fördern<br />
Die Begleitung der Gäste erfolgt durch ein multiprofessionelles Team aus<br />
Haupt- und Ehrenamtlichen. „Dabei tauschen wir uns regelmäßig aus und<br />
nutzen und fördern bewusst die Synergieeffekte innerhalb des gesamten<br />
Trägers“, so Neumann weiter.<br />
Doch auch die netzwerkbildende Arbeit, das Mitwirken in verschiedenen<br />
Fachverbänden und Gremien sowie gelebte Kooperationen sind fester<br />
Bestandteil der Arbeit der mission:lebenshaus gGmbH. „Ein Grundprinzip<br />
der Hospizbewegung ist ihre netzwerkbildende Haltung, dies wissen<br />
wir aus unserer Arbeit“, ergänzt Karen Wauschkuhn. „Sich in einem Netzwerk<br />
eingebunden zu wissen, stellt für die Betroffenen eine hilfreiche Erfahrung<br />
dar – und das ist, was zählt!“<br />
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<strong>HORNER</strong> <strong>Magazin</strong> | <strong>November</strong> - <strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>