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contact Büromagazin #33

Cool und smooth sollen sie sein unsere Büros, oder? Was bis vor kurzem noch der vorherrschende Trend in der modernen Office-Architektur war, wird immer mehr von einer neuen Sehnsucht abgelöst: Die Wiederentdeckung der grünen Liebe. Lesen Sie in unserer Coverstory, wie Biohpilic Design Büros belebt. Passend dazu zeigen wir Ihnen, wie aus einem 600 Jahre alten Gebäude ein Ort mit zukunftsträchtigem Konzept wurde. Apropos Zukunft: Wir haben bei Horst Steinbacher, CEO von officeMedia, nachgefragt, wie Digitalisierung das Gesicht des Büros verändern wird. Außerdem treten wir den Beweis an, dass das räumliche Umfeld die Lernfähigkeit unterstützen kann, und liefern Ihnen mit dem Corporate Campus ein Beispiel dafür. Tipps, wie Sie bei Videokonferenzen eine gute Figur machen, gibt es obendrauf. Zu guter Letzt werfen wir noch einen Blick auf den Schreibtisch von Manuelle Gautrand, einer der bekanntesten Architektinnen Frankreichs und stellen Ihnen ein paar ganz relaxte Remote-Arbeits-Möglichkeiten abseits des Büro-Mainstreams vor.

Cool und smooth sollen sie sein unsere Büros, oder? Was bis vor kurzem noch der vorherrschende Trend in der modernen Office-Architektur war, wird immer mehr von einer neuen Sehnsucht abgelöst: Die Wiederentdeckung der grünen Liebe. Lesen Sie in unserer Coverstory, wie Biohpilic Design Büros belebt. Passend dazu zeigen wir Ihnen, wie aus einem 600 Jahre alten Gebäude ein Ort mit zukunftsträchtigem Konzept wurde. Apropos Zukunft: Wir haben bei Horst Steinbacher, CEO von officeMedia, nachgefragt, wie Digitalisierung das Gesicht des Büros verändern wird. Außerdem treten wir den Beweis an, dass das räumliche Umfeld die Lernfähigkeit unterstützen kann, und liefern Ihnen mit dem Corporate Campus ein Beispiel dafür. Tipps, wie Sie bei Videokonferenzen eine gute Figur machen, gibt es obendrauf. Zu guter Letzt werfen wir noch einen Blick auf den Schreibtisch von
Manuelle Gautrand, einer der bekanntesten Architektinnen Frankreichs und stellen Ihnen ein paar ganz relaxte Remote-Arbeits-Möglichkeiten abseits des Büro-Mainstreams vor.

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Ausgabe 33<br />

Biophilic Design<br />

in der Büroarchitektur.<br />

Referenzstory:<br />

Haus der Nachhaltigkeit.<br />

© www.greenovergrey.com<br />

What’s on your desk,<br />

Manuelle Gautrand?


Von der Wiederentdeckung<br />

der grünen Liebe.<br />

Cool und smooth sollen sie sein unsere Büros, oder? Was bis vor kurzem<br />

noch der vorherrschende Trend in der modernen Office-Architektur war,<br />

wird immer mehr von einer neuen Sehnsucht abgelöst: Die Wiederentdeckung<br />

der grünen Liebe. Lesen Sie in unserer Coverstory, wie Biohpilic<br />

Design Büros belebt. Passend dazu zeigen wir Ihnen, wie aus einem 600<br />

Jahre alten Gebäude ein Ort mit zukunftsträchtigem Konzept wurde.<br />

Apropos Zukunft: Wir haben bei Horst Steinbacher, CEO von<br />

officeMedia, nachgefragt, wie Digitalisierung das Gesicht des Büros<br />

verändern wird.<br />

Außerdem treten wir den Beweis an, dass das räumliche Umfeld die<br />

Lernfähigkeit unterstützen kann, und liefern Ihnen mit dem Corporate<br />

Campus ein Beispiel dafür. Tipps, wie Sie bei Videokonferenzen eine<br />

gute Figur machen, gibt es obendrauf.<br />

Zu guter Letzt werfen wir noch einen Blick auf den Schreibtisch von<br />

Manuelle Gautrand, einer der bekanntesten Architektinnen Frankreichs<br />

und stellen Ihnen ein paar ganz relaxte Remote-Arbeits-Möglichkeiten<br />

abseits des Büro-Mainstreams vor.<br />

In diesem Sinne: Lehnen Sie sich entspannt zurück und genießen Sie<br />

die nächsten Seiten.<br />

Laura und Markus Wiesner


Biophilic Design in der Büroarchitektur ............................................ .04<br />

Interview Horst Steinbacher, CEO officeMedia .................................. 08<br />

Referenzstory: Haus der Nachhaltigkeit ............................................ 10<br />

Corporate Campus. Uni-Flair im Büro ................................................ 14<br />

Wie man bei Videokonferenzen eine gute Figur macht ..................... 16<br />

Nützliches für den Büro-Alltag .......................................................... 18<br />

Jobsharing ......................................................................................... 19<br />

Büros aus aller Welt: SPERBANK Headquarters in Moskau................ 20<br />

What’s on your desk, Manuelle Gautrand? ....................................... 23<br />

Remote-Arbeit abseits von Home-Office & Büro ............................... 24<br />

Showroom ......................................................................................... 26<br />

Herausgeber: Wiesner-Hager Möbel GmbH, Linzer Straße 22, A-4950 Altheim, T +43/(0)7723/460-0, altheim@wiesner-hager.com, www.wiesner-hager.com,<br />

thinknewwork.com; Konzept / Redaktion: Wiesner-Hager, Mintmind Communication GmbH; Layout: Mintmind Communication GmbH, mintmind.at;<br />

Gastautor: Wojciech Czaja; Satz- & Druckfehler vorbehalten; 10/2021.<br />

<strong>contact</strong> 3


Die Wiedere<br />

der grünen<br />

Innenarchitektur<br />

© www.greenovergrey.com<br />

4 <strong>contact</strong>


ntdeckung<br />

Liebe.<br />

In den letzten Jahren wurden Büros immer<br />

cooler und smoother. Doch diese Zeit scheint<br />

nun vorbei. Dank jüngsten Entwicklungen in<br />

der Digitalisierung und Corona-Bürokultur<br />

sehnen sich immer mehr Menschen nach Grün,<br />

natürlichen Werkstoffen und einem stärkeren<br />

Bezug zu Mutter Natur. Eine Liebeserklärung<br />

an Biophilic Design.<br />

Steve Mitrione von der University of Minnesota<br />

beobachtete, dass bei Patienten, die auf eine grüne<br />

Hecke blicken, mehr Alpha-Aktivität zu verzeichnen<br />

ist. Sprich: Sie empfinden Entspannung. Bei Patienten<br />

hingegen, die auf eine Betonwand schauen, nimmt die<br />

Beta-Aktivität zu. Sie haben Stress.<br />

Roger S. Ulrich, Architekturprofessor am Center for<br />

Healthcare Building Research an der Technischen<br />

Hochschule Chalmers in Göteborg, stellte fest, dass<br />

Patienten mit Aussicht in den Garten schneller gesund<br />

werden als solche, die auf eine Ziegelwand blicken<br />

müssen. Der Aufenthalt im Krankenhaus werde<br />

dadurch verkürzt.<br />

Und Clare Cooper Marcus, emeritierte Professorin für<br />

Landschaftsarchitektur an der University of California<br />

in Berkeley, erkannte, dass Patienten in grüner Umgebung<br />

weitaus weniger Schmerzmittel benötigen und<br />

im Schnitt um ein paar Tage früher das Krankenhaus<br />

verlassen als Patienten ohne natürliche Umgebung.<br />

Im Krankenhausbau finden die wissenschaftlichen<br />

Studien der 1990er- und 2000er-Jahre seit geraumer<br />

Zeit Anklang. Die Planung von Spitälern wäre ohne<br />

die Leitlinien der sogenannten Biophilic Architecture<br />

heute undenkbar, deren Betrieb weitaus ineffizienter<br />

und somit auch kostspieliger, denn jedes unnötig belegte<br />

Bett verschlingt volkswirtschaftliches Vermögen<br />

– in Österreich kostet ein Krankenbett aktuell 682<br />

Euro pro Tag.<br />

Die Vorteile biophiler Innenraumgestaltung lassen<br />

sich auch auf den Office-Bereich übertragen, denn<br />

schlecht gestaltete Arbeitsplätze schlagen sich in<br />

Unzufriedenheit, ungutem Arbeitsklima, gesundheitlichen<br />

Beschwerden, steigenden Krankenstandstagen<br />

und letztendlich auch in einer entsprechend niedrigen<br />

Arbeitseffizienz nieder. Oder, wie Andreas Gnesda,<br />

Geschäftsführer von teamgnesda, erklärt: „Seit zwei<br />

Millionen Jahren gibt es Menschen, seit 12.000 Jahren<br />

leben wir in Häusern, und erst in den letzten Jahrzehnten<br />

haben wir damit begonnen, vielen Menschen<br />

am Arbeitsplatz den Bezug zur Natur zu nehmen. Wie<br />

können wir ernsthaft davon ausgehen, dass das ohne<br />

Konsequenzen bleiben kann?“<br />

Nach vielen Jahren zunehmender Digitalisierung<br />

und Virtualisierung sowie immer cooler werdender,<br />

marketinggetriebener Office-Gestaltung, in der schöne,<br />

medial reproduzierbare Bilder im Vordergrund<br />

standen, so Gnesda, steige wieder die Sehnsucht nach<br />

einer gewissen Natürlichkeit am Arbeitsplatz. „Die<br />

fotogene Bespaßung der Informationsgesellschaft ist<br />

zu Ende. Die Menschen wollen endlich wieder mehr<br />

Bezug zur Natur. Sie wollen ins Grüne hinausschauen<br />

können, sie wollen Kontakt zu natürlichen, authentischen<br />

Materialien, und sie wollen wieder olfaktorisch<br />

stimuliert werden, ohne dabei nur Lacke, Klebstoffe<br />

und Weichmacher zu riechen.“<br />

Eine besonders wichtige Rolle spielen Pflanzen, die<br />

Nähe zu Wasser, Lichtgestaltung, natürliche Baustoffe<br />

sowie unregelmäßige, dynamische, sich über den Tag<br />

verändernde Sinnesreize, was etwa Licht, Aussicht und<br />

Temperatur betrifft. Die wichtigsten Elemente wurden<br />

vom US-Beratungsunternehmen Terrapin Bright<br />

Green und einer Forschungsgruppe rund um Christopher<br />

Alexander, Judith Heerwagen, Stephen Keller<br />

und Roger S. Ulrich (ja genau, dem Herrn der Krankenhausstudien)<br />

in den sogenannten „14 Patterns of<br />

Biophilic Design“ festgehalten. Vielen Unternehmen<br />

dienen die 14 Leitthesen bereits als Grundlage für die<br />

Gestaltung ihrer Bürogebäude.<br />

„Eines der subtilsten, aber konsequentesten Beispiele<br />

für Biophilic Design ist die Möblierung der weltweiten<br />

Apple-Shops“, erklärt Christian Prasser, der sich<br />

<strong>contact</strong> 5


Innenarchitektur<br />

© www.greenovergrey.com<br />

mit seinem Büro CP Architektur<br />

unter anderem auf die Interior-Gestaltung<br />

von Büros, Shops, Hotels<br />

und Gastronomie spezialisiert hat.<br />

„Die hochmodernen Apple-Produkte<br />

werden dabei inmitten von<br />

Zimmerpflanzen und warmer<br />

Lichtchoreografie auf ziemlich<br />

massiven Holztischen präsentiert.<br />

Das natürlich belassene Eichenholz<br />

mit seiner starken Maserung bildet<br />

dabei den perfekten Kontrast zu den<br />

hochtechnischen Produkten. Auf<br />

weißen, cleanen, charakterlosen Oberflächen würden<br />

die iPhones, iPads und MacBooks atmosphärisch<br />

komplett untergehen.“<br />

Aus genau diesen Gründen, so Prasser, müsse man<br />

auch in der Bürogestaltung umdenken. Habe man<br />

zum analogen Arbeiten noch glatte und helle Oberflächen<br />

benötigt, so sei dies im Zeitalter von digitalen<br />

Arbeitsprozessen und immer besser beleuchteten Devices<br />

eher hinderlich. „Slicke Büroeinrichtungen und<br />

perfekte, minimalistische Lobbys, wie wir sie aus den<br />

2000er-Jahren kennen, als namhafte Konzerne mit<br />

ihrer reduzierten Architektursprache zu weltweiten<br />

Trendsettern wurden, sind heute undenkbar. Mit der<br />

zunehmenden Digitalisierung, den immer besseren<br />

High-Tech-Produkten und dem absoluten Überdruss<br />

virtuellen Corona-Arbeitens sehnen wir uns heute<br />

wieder nach dem Natürlichen und Unperfekten.“<br />

Wie genau das aussehen kann? „Linoleum statt<br />

Resopal, Holzfurnier statt Holzimitat, viele verschiedene<br />

Farben statt monochromer CI-Farbpalette“,<br />

sagt Prasser. Und betont vor allem auch den Einsatz<br />

Pflanzen im<br />

Bürobereich<br />

sorgen für<br />

Frische und<br />

Leichtigkeit, sie<br />

erden und<br />

beruhigen uns,<br />

und sie sind<br />

regelrecht perfekte<br />

Symbole für<br />

Individualität.<br />

von Flora: „Pflanzen im Bürobereich<br />

sorgen für Frische und Leichtigkeit,<br />

sie erden und beruhigen uns, und sie<br />

sind regelrecht perfekte Symbole für<br />

Individualität, denn sie konterkarieren<br />

das Serielle und zelebrieren das<br />

Unperfekte. Nichts in der Natur ist<br />

ausnahmslos perfekt. Und auch der<br />

Mensch als Teil einer größeren Organisation<br />

ist alles andere als perfekt.<br />

Das gilt es in der Bürogestaltung zu<br />

respektieren und ins Design subtil<br />

miteinzubeziehen.“<br />

Doch die von vielen Experten zitierten und herbeigesehnten<br />

Biophilic Design Offices bergen auch Gefahren.<br />

„Nicht alles, was natürlich ist, ist auch wirklich<br />

gut für den Menschen“, sagt die Wiener Architektin<br />

Ursula Schneider, Geschäftsführerin bei POS Architecture.<br />

„Manche Hölzer beinhalten Formaldehyd,<br />

und auch Inhaltsstoffe wie etwa Leime und eingesetzte<br />

Chemikalien zur Erhöhung der Langlebigkeit sind<br />

nicht zu unterschätzen. Tatsächlich ist es so, dass<br />

einige künstlich hergestellte Werkstoffe und Oberflächenmaterialien<br />

weitaus niedrigere Emissionen haben<br />

und für den Einsatz im Innenraum daher auch besser<br />

geeignet sind.“<br />

Will man auf Nummer sicher gehen, rät Schneider, in<br />

der Planungs- und Bauphase ein umfassendes Produkt-<br />

Management durchzuführen – ganz gleich, ob man<br />

Lehmputz, Kalkputz, natürliche Farben, Öl, Wachs<br />

oder natürliche Möbelmaterialien wie etwa Holz,<br />

Linoleum oder Textilien einsetzt. Absolute Sicherheit<br />

erhält man durch die Überprüfung der sogenannten<br />

VOC-Werte. Die Volatile Organic Compounds<br />

6 <strong>contact</strong>


geben Auskunft über das Emissionsverhalten unterschiedlicher<br />

Produkte. Schneider: „Wenn ein neu fertiggestelltes Gebäude so<br />

neu riecht, wie man das auch von neuen Autos kennt, dann ist<br />

das schon verdächtig.“<br />

Für Bernhard Kern, Geschäftsführer der Roomware Consulting<br />

GmbH, stecken Biophilic Design, der Einsatz von Recycling-<br />

Materialien und die Selbstverständlichkeit kreislaufwirtschaftlichen<br />

Denkens noch in den Kinderschuhen. „In der Theorie<br />

sind wir schon sehr weit, denn sowohl die Industrie als auch die<br />

Fachmedien stellen Biophilic Design als unverzichtbaren Bestandteil<br />

heutiger Bürokultur dar, doch in der Praxis hinken wir<br />

noch ein wenig hinterher.“ Ist also alles nur eine Bubble? „Nein,<br />

natürlich nicht, aber tatsächlich beobachte ich, dass viele Firmen<br />

auf Biophilic Design setzen, weil sie gute Werte und möglichst<br />

viele Klima-aktiv-Punkte benötigen. Am Ende geht es vor allem<br />

ums richtige Zertifikat.“<br />

Die ersten Ideen, Impulse und Initiativen keimen bereits, keine<br />

Frage. Innovative Pionierunternehmen in der Privatwirtschaft gehen<br />

– wie so oft – mit gutem Beispiel voran. Bis Biophilic Design<br />

aber in der breiten Masse angekommen ist und von Unternehmen<br />

mit so einer Überzeugung eingesetzt wird, wie das heute schon in<br />

der Planung und Innenraumgestaltung von Krankenhäusern der<br />

Fall ist, werden wohl noch einige Jahre vergehen. Dabei liegen<br />

die entsprechenden, zur Asset-Klasse passenden Untersuchungen<br />

und Benefits schon längst am Tisch.<br />

Cary Cooper, Professor für Organisationspsychologie und Gesundheit<br />

an der Lancaster University, stellte fest, dass Leistung,<br />

Kreativität und kognitive Aktivität steigen, wenn der Arbeitsplatz<br />

mit natürlichen Mustern und Stoffen gestaltet ist. Der<br />

Fußbodenproduzent Interface fand heraus, dass Mitarbeiter<br />

mit Blick auf Bäume im Durchschnitt<br />

weniger freie Tage nehmen als<br />

Mitarbeiter mit Straßenblick oder<br />

gar ohne visuellen Außenbezug.<br />

Und die Studie „Creating<br />

Positive Spaces“ von Oliver<br />

Heath und Well Building<br />

Standard kommt zum<br />

Schluss, dass der Einsatz von<br />

Vegetation im Bürokontext<br />

zu einem schnelleren Return<br />

of Investment kommt.<br />

Biophilie: Wie kann man<br />

bei diesen Zahlen die<br />

Natur nicht lieben?<br />

© Ema Peter<br />

Wojciech Czaja<br />

Living walls designed by Gustavson Wylie Architects<br />

(www.gwa.ca) in Zusammenarbeit mit<br />

Green over Grey (www.greenovergrey.com)<br />

<strong>contact</strong> 7


Interview<br />

Digitale<br />

Büros als<br />

Game<br />

Changer.<br />

Wie viel Technik brauchen Büros? Welche Anforderungen<br />

gibt es für moderne Arbeitsstätten?<br />

Und wird die Technologie irgendwann<br />

unsere Arbeit übernehmen? Horst Steinbacher<br />

ist CEO von officeMEDIA und bietet mit<br />

seinem Unternehmen digitale Bürokonzepte<br />

an. Er gibt Antworten zur digitalen Zukunft<br />

des Büros.<br />

Wie sieht ein modernes digitales Bürokonzept aus?<br />

Es braucht in jedem Fall einen gesamtheitlichen – wie<br />

wir sagen holistischen – Blick. Dafür müssen sich alle<br />

Experten zu den Themen Human, Space & Technology<br />

an einen Tisch setzen. Heute wollen Unternehmen<br />

die Arbeits- und Besprechungs- sowie Sozial- und<br />

Teamräume an die Mitarbeiter anpassen, und nicht<br />

umgekehrt. Wir nennen das People Centric Design.<br />

Ein Problem, das sich dabei ergibt, ist, dass viele<br />

Unternehmen immer noch in den vergangenen, sehr<br />

hierarchischen oder ausschließlich prozessorientierten<br />

Strukturen denken. Das behindert enorm und verhindert,<br />

dass sich das volle Potential entfalten kann.<br />

Zudem verstärkt sich der gesellschaftliche Wandel mit<br />

den zukünftigen Generationen. Daher empfehlen wir,<br />

sich im Rahmen einer User Journey Map die gesamte<br />

Organisation anzusehen und alles offen und auf Augenhöhe<br />

zu diskutieren. Unterstützend werden dabei<br />

agile und kreative Prozess- & Collaboration-Tools, wie<br />

zum Beispiel Miro.com, eingesetzt.<br />

Erst am Ende dieser Workspace-Strategie kommt<br />

dann die Technik! Bevor wir nicht herausfinden, was<br />

die Mitarbeiter, Kunden und Partner brauchen, können<br />

wir von officeMEDIA keine passgenaue digitale<br />

Umgebung bauen.<br />

Wie wirkt sich vermehrtes Remote Working auf<br />

die Bürokonzeption aus?<br />

Die Pandemie hat die Unternehmen dazu gezwungen,<br />

remote zu arbeiten. Für uns war die Entwicklung des<br />

Remote Working jedoch bereits im Vorfeld abzusehen<br />

und es hat sich mittlerweile ja auch in der Arbeitswelt<br />

etabliert. Insgesamt sehen wir, dass die Ausstattung zukünftiger<br />

Activity-based-Zonen noch qualitativ hochwertiger<br />

sein wird. Standardarbeitsplätze, also ein fixer<br />

Schreibtisch pro Mitarbeiter, werden stark reduziert.<br />

Die Zonen im Büro bieten mehr Wahlmöglichkeiten<br />

und Flexibilität, während sich die Gesamtfläche reduziert.<br />

Stark im Trend liegen Kommunikationsflächen<br />

wie Team- oder Meetingräume, Kreativräume, Räume<br />

und Orte für sozialen Austausch und Veranstaltungszonen<br />

im Büro.<br />

Welche digitale Ausstattung braucht es im<br />

Home-Office?<br />

Es braucht dieselben technischen und ergonomischen<br />

Bedingungen wie im hybriden Office und die Unterstützung<br />

der hauseigenen IT-Services. Die IT-Abteilungen<br />

unserer Kunden haben bereits den Helpdesk in<br />

8 <strong>contact</strong>


Fragen der Kommunikationstechnik<br />

am Arbeitsplatz auf das<br />

Home-Office ihrer Mitarbeiter<br />

erweitert. Das bedeutet, dass jeder<br />

Mitarbeiter exakt dieselben<br />

Servicebedingungen für Notebook,<br />

Videokonferenz und Co.<br />

auch bei der Heimarbeit vorfindet.<br />

Bei der Ausstattung wird<br />

es etwas komplexer. Wir gehen<br />

davon aus, dass 2022 mehr als<br />

80 Prozent aller Office Worker<br />

ein Notebook für Arbeit<br />

und Kommunikation nutzen<br />

werden. Schwieriger wird es<br />

bei der Auswahl geeigneter<br />

Tools für Videokonferenzen<br />

oder Collaboration. Hier ist<br />

das Angebot umfangreich, aber<br />

nur wenige Tools sind auch<br />

langzeittauglich. Wir empfehlen<br />

unter anderem den globalen<br />

Marktführer poly.com in<br />

Verbindung mit MS-Teams-Anwendungen. Apropos<br />

Microsoft Teams: Da über 90 Prozent der heimischen<br />

Unternehmen Microsoft als Office-Lösung nutzen, ist<br />

es naheliegend, dass auch das Videokonferenz- oder<br />

Collaboration-Tool von poly.com eng vernetzt und<br />

medienbruchfrei mit MS-Teams-Applikationen zusammenarbeitet.<br />

Dazu haben sich Microsoft und<br />

poly.com zu einer Allianz zusammengeschlossen, die<br />

den Datenaustausch perfekt und harmonisch abbildet.<br />

Easy to use.<br />

© officeMedia<br />

Horst Steinbacher ist CEO<br />

von officeMEDIA in Wien und<br />

München. Er ist Innovation<br />

Driver und Scientist, wenn es<br />

um Technologien in einer zunehmend<br />

hybriden Arbeits- und<br />

Lernwelt geht. officeMEDIA ist<br />

als Beratungs- und Planungsunternehmen<br />

bei Mittelstandund<br />

ATX-Unternehmen bestens<br />

vertreten. www.officemedia.at<br />

aber intelligente Technologien<br />

sind heute bereits in der Lage,<br />

uns teils lästige Routinen abzunehmen<br />

und uns zu assistieren.<br />

Das finden wir von officeME-<br />

DIA ziemlich cool. Daher testen<br />

wir derartige Helferlein auch in<br />

unseren eigenen Arbeitsumgebungen<br />

in Wien und München,<br />

um daraus für unsere Kunden<br />

wertvolle Hinweise zu erhalten.<br />

Stellen Sie sich abschließend<br />

folgendes vor: Marie aus der<br />

Generation Y arbeitet in einem<br />

modernen Büro-Campus. Über<br />

ihre MS-Teams-App ist sie<br />

mit ihren Kollegen weltweit<br />

verbunden und kann ortsunabhängig<br />

arbeiten. Heute kann sie<br />

erst später zu ihren Kollegen ins<br />

Meeting kommen. Daher nimmt<br />

sie schon am Weg zur Arbeit an<br />

der Besprechung via MS Teams teil. Erreicht Marie<br />

schließlich den Campus, sorgt die Software für einen<br />

nahtlosen Übergang in das physische Meeting.<br />

Welche digitalen Entwicklungen stehen Büros<br />

zukünftig bevor?<br />

Künstliche Intelligenz (KI), Augmented Reality<br />

(AR) und die virtuelle Abbildung (VR) ganzer Büro-,<br />

Konferenz- und Meeting-Räume, zusammen mit einer<br />

hohen digitalen Erlebnis-Erwartung der neuen Mitarbeiter-Generationen,<br />

prägen die rasant fortschreitende<br />

Entwicklung der Technologie am Arbeitsplatz.<br />

Wer sich nicht mit hybriden Arbeitsformen in Symbiose<br />

mit attraktiven digital-collaborativen Technologien<br />

beschäftigt, wird es als Unternehmen verdammt<br />

schwer haben, in Zukunft überhaupt Interesse bei den<br />

potentiellen Mitarbeitern zu wecken. Die optimale digitale<br />

Umgebung wird zum absoluten Game Changer.<br />

Roboter werden unsere Arbeit zwar nicht ersetzen,<br />

Insgesamt sehen<br />

wir, dass die Ausstattung<br />

zukünftiger<br />

Activity-based-<br />

Zonen noch<br />

qualitativ<br />

hochwertiger<br />

sein wird.<br />

<strong>contact</strong> 9


Referenzstory<br />

Haus der Nachhaltigkeit:<br />

Zukunftsträchtiges Konzept<br />

in historischer Schale.<br />

Schon von außen besticht das im 15. Jahrhundert erbaute Hofmann-Haus, eine ehemalige<br />

Zinngießerei im oberösterreichischen Ried im Innkreis, mit historischem Charme. Betritt<br />

man die Gießerei, wie sie auch heute noch genannt wird, erwartet einen eine Kombination<br />

aus modernem und vor allem nachhaltigem Design, eingebettet in alte Mauern.<br />

© raumpixel<br />

Seit kurzem trägt die Gießerei nun den Namen „Haus<br />

der Nachhaltigkeit und Regionalität“. Daher sind<br />

auch ihre Nutzer nachhaltig orientierte Unternehmen.<br />

Neben verschiedenen Shops und Dienstleistern finden<br />

sich auch ein Coworking Space, sowie Raum für Veranstaltungen<br />

und Workshops wieder. Wiesner-Hager<br />

lieferte einen Großteil der Möblierung. Besonders<br />

im Café setzte man auf den kreativen Holzstuhl font,<br />

sowie auf nooi Barstühle und m.zone Tische. Hinter<br />

dem Gesamtprojekt steckt der Verein TRAFOS,<br />

welcher sich die Förderung nachhaltiger Lebensstile in<br />

der Region zur Aufgabe gemacht hat.<br />

Umweltbewusste Sanierung.<br />

Das Haus der Nachhaltigkeit ist ein Vorzeigeprojekt,<br />

wenn es um gelungene und umweltbewusste<br />

Sanierung geht. „Das Haus wurde von den meisten<br />

Immobilien-Entwicklern und Bauexperten als abbruchreif<br />

eingestuft. Weder die Raumhöhe noch die<br />

Elektro- und Sanitärausstattung entsprach auch nur<br />

annähernd gängigen Normen. Trotz dieser Fakten hat<br />

sich die Planungsgruppe nach längerem Überlegen<br />

unter Einbeziehung von Prämissen der Nachhaltigkeit<br />

und Erhaltung des baukulturellen Erbes dazu entschlossen,<br />

das bestehende Gebäude zu sanieren und<br />

10 <strong>contact</strong>


Eine<br />

Besonderheit<br />

ist das Ineinanderfließen<br />

der<br />

Nutzungsbereiche<br />

und -konzepte wie<br />

Gastro und Shop.<br />

eine gute Kombination aus traditioneller Bausubstanz<br />

und modernem Ausbau zu realisieren“, erklärt Karl<br />

Weilhartner, Obmann-Stellvertreter der TRAFOS.<br />

Für die innenarchitektonische Umsetzung waren<br />

Verena Waidmann und Lukas Gstöttner vom Designstudio<br />

bonpart zuständig. „Da die Gießerei als ‚Haus<br />

der Nachhaltigkeit‘ geplant war, sollte die Einrichtung<br />

bestenfalls – über das Zeitgenössische hinaus – eine<br />

zukunftsweisende Interpretation des Themas sein. Ein<br />

plakativer Öko-Look hätte das Thema in eine Nische<br />

gedrängt, in die es längst nicht mehr gehört. Daher<br />

haben wir bei der Gestaltung auf Modernität, Hochwertigkeit<br />

und Gemütlichkeit gesetzt, um möglichst<br />

viele Menschen anzusprechen und für das Thema zu<br />

begeistern“, so die beiden Innenarchitekten.<br />

© raumpixel<br />

© bonpart<br />

Alt trifft Neu.<br />

Ein besonderes Highlight ist das Café im ersten Stock<br />

des Gebäudes. Die historischen Dachbalken verleihen<br />

dem Raum einen besonderen Charme. Sitzt man an<br />

einem der kleinen Rundfenster, kann man den Blick<br />

über die Gassen der Innenstadt schweifen lassen. Die<br />

dunklen Holzstühle mit ihrer runden und verspielten<br />

Form vermitteln Gemütlichkeit. Moderne Barhocker<br />

mit Stehtischen bilden den erfrischenden und<br />

ungezwungenen Kontrapunkt. Direkt an das Café angrenzend<br />

befindet sich ein kleiner Shop mit regionalen<br />

Köstlichkeiten und nachhaltigen Produkten. „Eine<br />

Besonderheit ist das Ineinanderfließen der Nutzungs-<br />

<strong>contact</strong> 11


Referenzstory<br />

© raumpixel<br />

© raumpixel<br />

bereiche und -konzepte wie Gastro und Shop.<br />

Im Zuge der Planung haben wir darauf geachtet,<br />

dass sich die Bereiche positiv ergänzen und es<br />

nicht zu Konflikten der verschiedenen Bedürfnisse<br />

kommt“, betont Waidmann.<br />

Verlässt man den Café-Bereich und steigt die Holztreppe,<br />

hergestellt aus einer regionalen Esche, hoch,<br />

erreicht man das Dachgeschoß, in welchem sich<br />

Coworking-Plätze und ein Bereich für Veranstaltungen<br />

und Tagungen befinden. „Der Coworking-<br />

Bereich ist wirklich toll eingebettet unter dem historischen<br />

Dachstuhl. Gestalterisch ist hier die Fusion<br />

aus den modernen, hellen Wiesner-Hager-Arbeitsplätzen<br />

und dem jahrhundertealten Gebälk tonangebend.<br />

Die architektonischen Elemente wie der neue,<br />

gewachste Betonboden und die Holzbalken, die im<br />

Zuge der Sanierung auf Metallsteher gestützt wurden,<br />

sorgen für eine besondere Atmosphäre zwischen<br />

gemütlich und luftig. Der Raum teilt sich durch eine<br />

Glaswand mit Schiebetüren in Coworking und Veranstaltungsbereich.<br />

Prägend für dieses Stockwerk sind<br />

auch die beiden Atrien mit Glasbrüstung und eine<br />

schwebende, organisch geformte Lichtskulptur im<br />

Dachstuhl“, erklärt Waidmann.<br />

„Bei der japanischen Reparaturtechnik ‚Kintsugi‘ wird<br />

nicht versucht, die Schadstellen zu verdecken und zu<br />

12 <strong>contact</strong>


Zugespitzt könnte man sagen, es war<br />

uns ein Anliegen, über die erwartbaren<br />

Öko-Klischees hinaus aufzuzeigen, was<br />

in dem Thema alles drinsteckt. Durch unsere<br />

Eindrücke als Produktdesigner in der<br />

internationalen Industriedesign-Szene<br />

sehen wir einen eindeutigen Trend, der uns<br />

Mut macht: In Zukunft werden immer mehr<br />

Dinge existieren, denen man die inneren<br />

Werte, ihre Nachhaltigkeit, nicht mehr auf<br />

den ersten Blick ansieht. Es wird normaler<br />

werden, der neue ökologische Standard,<br />

wenn man so will. Nachhaltigkeit ist gerade<br />

dabei, sich endgültig von einem<br />

Nischenthema wegzubewegen.<br />

verstecken, sondern sie gekonnt mit edlen Materialien<br />

zu reparieren. So kann man auch das Vorgehen in der<br />

Gießerei zusammenfassen. Der Geist und die Schönheit<br />

des mehrere Jahrhunderte alten Gebäudes wurde,<br />

soweit es möglich war, belassen und mit modernen,<br />

formschönen und funktionellen Materialien ergänzt.<br />

Dies war unter anderem nur möglich, weil rund 70<br />

Vereinsmitglieder und Genossenschafter tausende<br />

Arbeitsstunden kostenlos zur Verfügung gestellt<br />

haben“, so Weilhartner abschließend.<br />

© bonpart<br />

© Lothar Prokop<br />

Projektdaten<br />

Gesamtfläche: 716,51 m²<br />

Bauherr und Betreiber: TRAFOS<br />

Innenarchitektur: Studio bonpart Design<br />

Möblierung:<br />

Wiesner-Hager<br />

bonpart, Lukas Gstöttner & Verena Waidmann<br />

<strong>contact</strong> 13


Office Concepts<br />

© Studio Perspektiv, Prague<br />

Corporate Campus.<br />

Uni-Flair im Büro.<br />

Die Managementliteratur strotzt vor Titeln, die sich mit der lernenden Organisation auseinandersetzen.<br />

Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, wie sich Organisationen entwickeln müssen, damit<br />

ihnen die Fähigkeit zu lernen zugeschrieben werden kann. Ein Aspekt kommt dabei häufig zu kurz:<br />

Das räumliche Umfeld und seine unterschätzte Bedeutung, die Lernfähigkeit zu unterstützen. Der<br />

Corporate Campus ist ein neues innenarchitektonisches Gestaltungskonzept, welches die kreative<br />

Collaboration – und damit das voneinander Lernen – fördert.<br />

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is zur vollwertigen Eventlocation. Gestalterisch ist<br />

erlaubt, was gefällt: Besonders beliebt sind treppenartige<br />

Aufbauten, die zum Verweilen einladen, aber<br />

auch ideal für Präsentationen, Vorträge oder Briefings<br />

genutzt werden können. Polstermöbel, Lounge-Sessel,<br />

Cafeteria-Stühle, Bistro-Tische, Sofas – die Liste<br />

an Möglichkeiten, in ungezwungener Atmosphäre zu<br />

verweilen, ist lang. Die gestalterische Freiheit ist dabei<br />

kein Selbstzweck. Sie dient dem Perspektivenwechsel<br />

abseits des Schreibtischdenkens und soll Kreativität<br />

und Innovation anstoßen.<br />

Wer eine Abwechslung zum Schreibtischarbeitsplatz<br />

sucht, findet im Campus Platz, sich für die Arbeit<br />

zwischendurch zurückzuziehen. Natürlich eignet<br />

sich der Campus auch zur aktiven Pausengestaltung<br />

und für die soziale Interaktion. Je nach Lage wird er<br />

sowohl zum zufälligen Treffpunkt als auch zum Ort<br />

für Kaffeepause und Co. Charakteristisch ist daher die<br />

Lebendigkeit dieser Mittelzone.<br />

Während in Zukunft Routineaufgaben mehr<br />

und mehr automatisiert werden, kommt<br />

den kreativen Prozessen eine viel stärkere<br />

Bedeutung zu. Im Zentrum steht dabei die<br />

Innovationskraft lernender Organisationen,<br />

die agile Strukturen aufweisen und sich<br />

ständig in Bewegung befinden. Dazu braucht<br />

es auch unkonventionellere Begegnungsorte<br />

abseits des klassischen Schreibtisches. Ins<br />

Spiel kommen dabei Bereiche und Raumzonen im Bürogebäude,<br />

die bisher kaum beachtet wurden: unterbelichtete<br />

Mittel- oder Randzonen, Treppenhäuser,<br />

Eingangsbereiche oder Crossways. Eine kreative Form,<br />

Mittelzonen zu gestalten, ist der Corporate Campus.<br />

Gestalterisch entstehen hier Assoziationen zu einem<br />

Universitäts-Campus: Orte, die Lernen, Arbeit,<br />

Privatsphäre und Öffentlichkeit in sich vereinen. Ganz<br />

im Uni-Stil werden ungenutzte Raumzonen zu Orten<br />

der kreativen Collaboration, aber auch der entspannten<br />

Kommunikation, umfunktioniert. Das Campus-<br />

Flair nimmt diesen Begegnungsorten den manchmal<br />

hemmenden Charakter formeller Besprechungs- und<br />

Konferenzräume. Der Campus wird so zu einem zentralen<br />

Treffpunkt – vom informellen Zweiergespräch<br />

In der Praxis haben Arbeitgeber aber häufig noch<br />

Angst vor zu viel Gemütlichkeit, räumlicher Freiheit<br />

und zu wenig Effizienz. Studien über Activity Based<br />

Working belegen jedoch das Gegenteil: Attraktiv<br />

gestaltete Begegnungszonen sind ein Gewinn für alle.<br />

Innovationskraft und Kreativität profitieren, wenn<br />

Mitarbeiter viele gute Gelegenheiten für spontane<br />

Begegnungen und Gespräche haben. Gut gestaltete<br />

Crossways und Meetingpoints können erfolgversprechender<br />

sein als so manch aufwändige Teambuilding-Maßnahme.<br />

Wichtig ist aber, dass die jeweilige<br />

Gestaltung zur Unternehmensphilosophie passt. Der<br />

Corporate Campus wird so zu einem zentralen Bestandteil<br />

moderner Büros, denn hier kann sich Neues<br />

Arbeiten so richtig entfalten.<br />

© raumpixel<br />

<strong>contact</strong> 15


Office Life<br />

Wie man bei<br />

Videokonferenzen eine<br />

gute Figur macht.<br />

© shutterstock<br />

Seit vielen Jahren schon propagieren Organisationsberater die Remote-Kommunikation via Video-<br />

Conferencing. Unbestritten sind die Vorteile – sowohl was die Zeit- und Kostenersparnis durch die<br />

Verringerung der Reisetätigkeit angeht als auch den Umweltschutz: So verursachen bereits zwei<br />

Flüge von Wien nach London mehr CO 2<br />

als eine komplette Konferenzraum-Ausstattung über den<br />

gesamten Lebenszyklus hinweg. Dennoch musste erst eine Pandemie ins Land ziehen, um das Thema<br />

Remote Meeting aus dem Dornröschenschlaf zu wecken und schlagartig ins Rampenlicht zu rücken.<br />

Apropos Rampenlicht: Nicht jeder ist sich bewusst, dass für seinen Online-Auftritt genauso bestimme<br />

Qualitätskriterien gelten wie bei physischen Face-to-Face-Gesprächen. Nachfolgend finden Sie einige<br />

Empfehlungen, wie Sie auch bei Videogesprächen eine gute Figur machen.<br />

16 <strong>contact</strong>


Moderne Collaboration-Technik als<br />

Grundvoraussetzung.<br />

Peinlich, wenn im Online-Verkaufsgespräch das Bild<br />

ruckelt, der Ton aussetzt oder das Meeting überhaupt<br />

erst nach 15-minütiger Verspätung beginnt, weil die<br />

Einwahl nicht funktioniert. Das muss aber nicht sein,<br />

denn die Technologie-Firmen haben in den vergangenen<br />

Jahren und Monaten in puncto Conferencing<br />

Hard- & Software sehr gute Arbeit geleistet. Sie bieten<br />

mittlerweile ausgereifte, einfach zu handhabende<br />

Produkte mit hoher Video- und Audioqualität an.<br />

Die Preise sind speziell im professionellen Bereich<br />

deutlich niedriger als noch vor zehn Jahren. Bleibt<br />

noch das Thema der Internet-Verbindung: Stabile<br />

Leitungen und ausreichend Bandbreite sind Grundvoraussetzung<br />

für qualitative Online-Gespräche. Wie<br />

hoch die Übertragungsrate sein soll, lässt sich nicht<br />

verallgemeinern, weil sie stark von der Art der Arbeit<br />

und den Anwendungen abhängt. Wer auf Nummer<br />

sicher gehen möchte, lässt sich von seinem Provider<br />

die höchste – dann allerdings teuerste – Bandbreite<br />

garantieren.<br />

Positive Grundstimmung durch<br />

gestalterischen Rahmen.<br />

Der erste Eindruck zählt – auch online: Dieser erste<br />

Eindruck beginnt zunächst mal bei einem selbst, denn<br />

mehr als 50 Prozent der Kommunikation finden nonverbal<br />

statt. Wenn Sie zum Beispiel Ihr Videomeeting<br />

aus dem Home-Office im Pyjama bestreiten, mag<br />

das vielleicht bei der Teambesprechung mit Kollegen<br />

gut ankommen (oder auch nicht). Bei formelleren<br />

Meetings sollte man auf adäquate Kleidung achten.<br />

Das Outfit hat, ebenso wie die Gestaltung der Hintergründe,<br />

einen erheblichen Einfluss auf die visuelle<br />

Stimmung und die Übertragungsqualität. Starke<br />

Kontraste – wie ein schwarzes Kleidungsoberteil vor<br />

weißem Hintergrund – sind zu vermeiden. Stattdessen<br />

sollten freundliche, nicht zu kräftige Flächenfarben<br />

verwendet werden. Der Hintergrund kann dabei<br />

leicht strukturiert gestaltet sein. Auch der eine oder<br />

andere kreative Akzent – wie Bilder oder Image-Visuals<br />

– sorgt für erhöhte Aufmerksamkeit und dient oft<br />

als Eisbrecher für das Gespräch. Insgesamt sollte aber<br />

ein möglichst ruhiger Raumeindruck entstehen. Das<br />

gilt auch für Möbel im Sichtbereich, wie Tisch- oder<br />

Stauraumoberflächen.<br />

Das richtige Raumsetting bei<br />

hybriden Meetings.<br />

Bei hybriden Konferenzen in Meetingräumen mit<br />

physisch anwesenden und virtuellen Teilnehmern ist<br />

die Anordnung der Tisch-Konfiguration so zu wählen,<br />

dass die Face-to-Face-Kommunikation zwischen den<br />

Gesprächspartnern visuell unterstützt wird. Einfach<br />

formuliert: Dass alle Teilnehmer gut im Bild<br />

sichtbar sind. Dies gilt sowohl für kleinere als auch<br />

größere Gruppenräume. Auch wenn sich moderne<br />

Conferencing-Kameras nach der Sprecherquelle<br />

ausrichten lassen, sollte das ständige Schwenken der<br />

Kamera vermieden werden, da es häufig als störend<br />

empfunden wird und auch die Bildqualität beeinträchtigen<br />

kann. Für die Aufstellung bedeutet das: Zu<br />

breite Tischanordnungen vermeiden und bei langen<br />

Konfigurationen beziehungsweise größeren Räumen<br />

weitere Mikros platzieren. Und last, but not least:<br />

Die Kamera nicht direkt auf helle Lichtquellen und<br />

Fenster richten.<br />

Typische, aber nicht idealtypische Aufstellung<br />

in einem Meetingraum für hybride Kommunikation:<br />

Der Abstand des ersten (genutzten)<br />

Stuhles zur Kamera sollte zwei bis drei Meter<br />

betragen, damit die Kamera nicht schwenken<br />

muss.<br />

Die Raumkamera sollte auf einer Höhe von ca.<br />

120 bis 140 Zentimetern – am besten unterhalb<br />

des Displays – positioniert sein, um ein<br />

Gespräch auf Augenhöhe zu ermöglichen.<br />

<strong>contact</strong> 17


Trendwatching<br />

Nützliches für<br />

den Büroalltag.<br />

© bose<br />

© Trello<br />

Damit das Chaos ein Ende hat :-)<br />

Trello ist ein unkompliziertes, flexibles und visuelles Tool,<br />

mit dem man Projekte verwalten und organisieren kann.<br />

Trello genießt das Vertrauen von Millionen Nutzern auf<br />

der ganzen Welt. Die Kosten liegen zwischen 0,– Dollar<br />

in der „Free“-Version und 10,– Dollar pro Benutzer und<br />

Monat in der „Premium“-Version.<br />

www.trello.com<br />

Früher ein LKW,<br />

heute eine Laptoptasche!<br />

Die Laptop Bags von „Freitag“ basieren<br />

auf einer genialen Idee. Ausgediente<br />

LKW-Planen werden in hochfunktionale<br />

Taschenunikate verwandelt.<br />

Die Idee ist zwar nicht mehr<br />

neu (der erste Prototyp wurde<br />

1993 erstellt), aber immer noch<br />

genial. Jede Tasche ist ein Unikat.<br />

Modell F304 MOSS, speziell entwickelt<br />

für das mobile Equipment.<br />

Erhältlich in allen FREITAG Stores,<br />

bei ausgewählten Wiederverkäufern<br />

und auf freitag.ch.<br />

Wireless Kopfhörer<br />

neu erleben.<br />

Die QuietComfort Earbuds überzeugen in jeder Hinsicht.<br />

Ein hocheffizienter Premium-Treiber sorgt für ein<br />

überragendes Sounderlebnis. Mikrofone an der Innenund<br />

Außenseite der Earbuds erfassen alle Geräusche,<br />

reagieren unmittelbar darauf und erzeugen ein entsprechendes<br />

Gegensignal für effektivste Lärmreduzierung.<br />

Die QC Earbuds sind in den Farben Triple Black,<br />

Soapstone sowie zwei limitierten Editionen, Sandstone<br />

und Stone Blue, erhältlich und bieten eine Akkulaufzeit<br />

von bis zu 18 Stunden.<br />

© Bruno Alder<br />

18 <strong>contact</strong>


Office Life<br />

Job Sharing:<br />

Geteilte Arbeit<br />

ist ganze Arbeit.<br />

Vollzeit oder Teilzeit? Die Möglichkeiten sind<br />

heute vielfältiger denn je. Mit neuen Modellen<br />

wie dem sogenannten Job Sharing lassen sich<br />

temporäre oder dauerhafte Arbeitszeit-Konstrukte<br />

integrieren, von denen sowohl Arbeitgeber<br />

als auch Arbeitnehmer profitieren können.<br />

Beim Job Sharing wird eine Vollzeitstelle inhaltlich<br />

und physisch auf zwei Personen aufgeteilt. Meist<br />

handelt es sich um eine sehr anspruchsvolle Stelle mit<br />

umfassendem Kompetenz-Portfolio. Im Gegensatz zur<br />

klassischen Teilzeitstelle werden die Aufgaben in den<br />

meisten Fällen gemeinsam erfüllt.<br />

Vom Pairing zum Splitting.<br />

Job Sharing kann jedoch in verschiedenen Ausprägungen<br />

auftreten. Beim Job Pairing tragen zwei<br />

Personen gleichzeitig die Verantwortung für alle Aufgaben<br />

einer Vollzeitstelle. Darüber hinaus gibt es noch<br />

das Job Splitting. Hier wird die Stelle exakt aufgeteilt.<br />

Jeder Partner hat genau zugewiesene Aufgabenbereiche.<br />

Vom Top Sharing spricht man, wenn die Arbeit<br />

der Führungsebene im Team bewältigt wird.<br />

Die klassische Aufteilung einer 100-Prozent-Stelle ist<br />

50/50 für jeden der beiden Arbeitnehmer. In der Praxis<br />

finden sich aber auch weitere Formen, die Arbeit<br />

zu splitten, wie 40/60. Die genaue Teilung muss<br />

individuell auf die jeweilige Situation angepasst sein.<br />

Oft wird Job Sharing nur temporär eingesetzt, um ein<br />

wichtiges Projekt abzuschließen oder den Nachfolger<br />

auf die Übernahme einer Position vorzubereiten.<br />

Wichtig ist, die genauen Bedingungen des Job-<br />

Sharing-Modells im Arbeitsvertrag festzuhalten.<br />

Die Vorteile für den Arbeitgeber reichen von doppeltem<br />

Know-how bis hin zu mehr Effizienz. Arbeitnehmer<br />

profitieren von flexibler Zeitaufteilung und dem<br />

Erfahrungsaustausch mit dem Job-Partner. Auch zur<br />

Reintegration von Eltern nach der Karenzzeit eignet<br />

sich das Modell gut.<br />

Natürlich hat Job Sharing nicht nur Vorteile, sondern<br />

ist mit einem erhöhten Organisationsaufwand verbunden.<br />

Die Kommunikation zwischen den Partnern<br />

muss funktionieren, daher ist schon bei der Auswahl<br />

des Teams wichtig, dass Harmonie und Sympathie im<br />

Tandem gegeben sind.<br />

Raumanforderungen für Job Sharer.<br />

Viele Job Sharer teilen sich neben den Aufgaben auch<br />

den Arbeitsplatz oder verrichten ihre Arbeit im selben<br />

Büro. Job Splitter können durch die Aufteilung ihrer<br />

Tätigkeitsbereiche Desk Sharing betreiben und einen<br />

gemeinsamen Schreibtisch nutzen. Voraussetzung dabei<br />

ist, dass beide Partner Anwesenheitszeiten vereinbart<br />

haben. Top Sharer oder Job Pairer benötigen im<br />

Büroraum Zonen zur Kommunikation oder Collaboration,<br />

da sie ihre Arbeit und die damit einhergehenden<br />

Entscheidungen gemeinsam bewältigen. Geschickt<br />

genutzte Mittelzonen, kollaborative Bereiche in Teambüros,<br />

temporäre Silent Rooms als Rückzugsort für<br />

ungestörtes Arbeiten oder eigene Kreativräume eignen<br />

sich besonders gut, um das Job Sharing so unkompliziert<br />

und effizient wie möglich zu gestalten.<br />

<strong>contact</strong> 19


Büros aus aller Welt<br />

Von der Ruine<br />

zum Diamanten.<br />

© Sergey Melnikoff / Sberbank<br />

13 Jahre lang stand das Bürohaus als niemals vollendeter Rohbau im Moskauer Finanzviertel.<br />

Die russische Sberbank nahm sich der Ruine an und schuf darin eine frech-fröhliche<br />

Bürowelt. Herzstück ist ein Konferenzsaal, der wie ein geschliffener Diamant auf 20 Stahlseilen<br />

im Atrium hängt. Gewagt!<br />

20 <strong>contact</strong>


© Sergey Melnikoff / Sberbank<br />

Wie bunte Fernseher schieben sich die polygonalen<br />

Auskragungen in den kalten, schnörkellosen Innenhof.<br />

In den expressiven Stahlboxen, sechs Stück an der<br />

Zahl, befinden sich die internen Besprechungsräume<br />

der einzelnen Abteilungen. „Im Gegensatz zur sonst<br />

kühlen Architektur des Atriums haben wir uns entschieden,<br />

die Meeting-Räume mit Leben und Energie<br />

zu füllen“, sagt Tanya Ruegg, Creative Director im<br />

Zürcher Planungsbüro Evolution Design, „und zwar<br />

nicht nur beim Mobiliar, sondern auch an Boden,<br />

Wand und Decke.“ Es sind warme, gemütliche Höhlen<br />

an der Schnittstelle zwischen der Intimität des konzentrierten<br />

Arbeitens und der exponierten Schauseite<br />

der Öffentlichkeit.<br />

Das Headquarter der Sberbank, des größten Geldinstituts<br />

Russlands und Osteuropas, befindet sich nicht<br />

etwa in einem Neubau wie die Hauptquartiere der<br />

Konkurrenz, die meisten davon auf der gegenüberliegenden<br />

Flussseite im futuristischen Wolkenkratzerviertel<br />

Moscow City, sondern in einem unscheinbaren<br />

Bestandsgebäude, das bereits 2007 errichtet, aber<br />

niemals fertiggestellt wurde. Jahrelang stand der unvollendete<br />

Rohbau am Kutusowski Prospekt am Ufer<br />

der Moskwa, ehe sich die Sberbank entschied, auf eine<br />

Neubebauung zu verzichten und aus ressourcentechnischen<br />

Gründen die Ruine zu sanieren und mit einem<br />

zeitgenössischen Bürokonzept auszubauen.<br />

„Die Struktur des Gebäudes war also vorgegeben“, so<br />

Ruegg. „Unsere Aufgabe war es, innerhalb dieser strengen<br />

Bestandsmatrix eine möglichst offene, einladende<br />

Bürowelt für agiles und aktivitätsbasiertes Arbeiten<br />

zu schaffen.“ Auf den Büroetagen dominieren grauer<br />

Teppich, cremefarbene Linolböden, helle, freundliche<br />

Hölzer und ringförmige Deckenleuchten. In diese<br />

sehr neutrale Struktur schieben sich immer wieder<br />

bunt möblierte Arbeitscluster, amorphe Glaskisten<br />

mit unterschiedlichen Ornamenten an den Scheiben<br />

sowie ein Wechselspiel aus Open Spaces und leicht abgesetzten,<br />

mit geschwungenen Paravents abgetrennten<br />

Regenerationsflächen.<br />

„Gerade in der Bankwirtschaft findet man meist<br />

neutrale, ruhig gestaltete Bürowelten, doch unsere<br />

Idee war, in den Räumen die fluide und agile Unternehmenskultur<br />

abzubilden. Daher gibt es im ganzen<br />

Haus auch kaum orthogonale Räume, sondern in<br />

erster Linie gekurvte und dreieckige beziehungsweise<br />

vieleckige Raumflüsse. Wir wollten den Räumen<br />

eine gewisse Bewegung verleihen.“ Das spiegelt sich<br />

© Sergey Melnikoff / Sberbank<br />

<strong>contact</strong> 21


Büros aus aller Welt<br />

auch in den flexiblen Workstations beziehungsweise<br />

in der generell sehr vielfältig nutzbaren Bürostruktur<br />

wider. Jede Etage verfügt zudem über einen eigenen<br />

Empfangsbereich und kann bei Bedarf vom restlichen<br />

Gebäude entkoppelt und autonom betrieben werden.<br />

Unverkennbares Herzstück des gesamten Hauses<br />

jedoch ist der zentrale Meeting Room für zwölf bis 14<br />

Personen. Wie ein polierter, geschliffener Diamant aus<br />

Glas und Edelstahl schwebt die waghalsige Konstruktion<br />

im Nichts und wird – gleichsam einem riesigen<br />

© Sergey Melnikoff / Sberbank<br />

Spinnennetz – von insgesamt 20 Zugseilen in der Luft<br />

gehalten.<br />

„Einen hängenden Raum in dieser Größe“, sagt Polina<br />

Voevodina, Projektleiterin im zuständigen Moskauer<br />

Partnerbüro T+T Architects, das sich vor allem um<br />

die technische Umsetzung auf behördlicher Seite<br />

kümmerte, „wird man in Europa kein zweites Mal finden.“<br />

Hinter der scheinbaren Leichtigkeit verbirgt sich<br />

eine aufwändige Monitoring-Technik: Jedes einzelne<br />

Stahlkabel ist mit einem Spannungssensor ausgestattet<br />

und wird rund um die Uhr überwacht. Bei der<br />

kleinsten Unregelmäßigkeit wird sofort ein Signal an<br />

die Technikzentrale weitergeleitet.<br />

Grünes Detail am Rande: Zwar folgten die Planer von<br />

Evolution Design und T+T Architects in der Auswahl<br />

der Produkte und Baustoffe den strengen Kriterien<br />

von LEED und breeam, zertifiziert wurde das Gebäude<br />

allerdings nicht. Tanya Ruegg: „Wir hatten<br />

ehrlich gesagt keine Zeit dafür. Wir waren mit einer<br />

Supergeschwindigkeit unterwegs. Vom Entwurf bis<br />

zur Schlüsselübergabe vergingen genau 20 Monate.“<br />

Wojciech Czaja<br />

© Sergey Melnikoff / Sberbank<br />

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What’s on your desk?<br />

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What’s on your desk,<br />

Manuelle Gautrand?<br />

Boulevard de la Bastille, direkt am Canal Saint-Martin, nur wenige<br />

Schritte von der Opéra Bastille entfernt. Genau hier hat Manuelle<br />

Gautrand, eine der bekanntesten Architektinnen Frankreichs, seit<br />

rund 15 Jahren ihr Büro. „Ich liebe dieses Gebäude“, sagt die Frau mit<br />

dem Dauerlächeln. „Das ist ein schlichter, aber wunderschöner Industriebau<br />

aus den 1920er-Jahren, ein industrieller Stahlbeton-Skelettbau<br />

mit Ziegelwänden und langen Fensterbändern. Und wie damals sind<br />

hier auch heute noch einige produzierende Gewerbefirmen eingemietet<br />

– Druckereien, Spielzeughersteller und kleine Schmuckwerkstätten,<br />

die hier sogar ihre eigenen Schmelzöfen betreiben. Und dann<br />

gibt’s auch uns Kreative – Architekturbüros, Designstudios, Start-ups,<br />

Coworking-Spaces und Business-Inkubatoren. Es ist eine gute, wilde<br />

Mischung.“<br />

Manuelle Gautrands Studio befindet sich im vierten Stock, 300<br />

Quadratmeter in Summe. Schon einige Male hat sie das Büro, das sie<br />

selbst als Experimentallabor ihrer eigenen Architektursprache nutzt,<br />

umgestaltet und umgebaut. Ihr eigener Arbeitsraum, den sie allerdings<br />

nur für vertrauliche Gespräche und Zoom-Konferenzen nutzt, ist mit<br />

Sperrholz- und Glaswänden vom Großraumbüro ihrer Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter getrennt. Das passe zum industriellen Charme<br />

des gesamten Gebäudes, sagt sie. Und es passe zu ihrer Firmenphilosophie<br />

des Unkomplizierten, Transparenten und Egalitären. Wir haben<br />

die Pariser Architektin besucht und sie zur Gestaltung ihres Arbeitsplatzes<br />

befragt.<br />

Wojciech Czaja<br />

© Studio Gaudin Ramet<br />

© Manuelle Gautrand Architecture<br />

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Ich mag die rohe Ästhetik und die warme Haptik von Sperrholz.<br />

Das ist ein billiges und zugleich sehr sinnliches Material, das sich<br />

wunderbar dem industriellen Geist der hier verwendeten Stahlbetonskelettstruktur<br />

fügt.<br />

Ein Foto unseres Refurbishment-Projekts in der Gaité Lyrique in<br />

Paris, das wir 2011 fertiggestellt haben. Zu sehen ist ein knalliger,<br />

pinker Raum mit großen, mobilen Sitzskulpturen.<br />

Ich kann ohne Papier nicht arbeiten. Und ohne ein gewisses Chaos<br />

auch nicht. Manchmal schaue ich mir alte Konzeptbroschüren nach<br />

Jahren noch einmal an, um zu überprüfen, was aus den Plänen<br />

und Konzepten geworden ist und wie sich ein Gebäude nach<br />

Fertigstellung tatsächlich weiterentwickelt hat.<br />

Wir arbeiten viel mit Modellen, vor allem aus Holz, Gips und<br />

Karton. Manche Modelle baue ich selbst, um das Projekt besser<br />

kennenzulernen.<br />

Ich liebe Pflanzen. Und vor allem Kakteen! Vor vier Jahren war<br />

ich das erste Mal auf Urlaub in Mexiko, seit damals habe ich eine<br />

Kaktus-Leidenschaft. Außerdem haben wir im Büro eine riesige<br />

Kletterpflanze, die sich an Stahlbetonträgern, Kabelkanälen und<br />

Akustikplatten festklammert und von Jahr zu Jahr weiterwächst.<br />

Mein Eero-Saarinen-Tisch: Ich mag Marmor in allen Formen und<br />

Arten. Und der Tisch ist für mich die perfekte Symbiose aus Geometrie<br />

und Sinnlichkeit.<br />

Dazu passend weiße Panton-Chairs.<br />

Eine Handtasche mit Bambi? Warum nicht! Als Architektin verbringt<br />

man einen Teil der Zeit mit dem Träumen. Dazu gehört auch,<br />

dass man ganz tief drinnen Kind bleiben darf.<br />

Wir haben viele Bücher und Zeitschriften im Büro. In meinem<br />

eigenen Arbeitsraum habe ich vor allem Kunstkataloge, Stadtplanungsbücher,<br />

architekturtheoretische Schriften und Publikationen<br />

zu Natur, Landschaft und Gartengestaltung.<br />

Das ist ein 3D-gedrucktes Kunststoffmodell eines Concept Stores<br />

mit einem radialen, zirkulären Konstruktionsgitter, das wir für<br />

Kairo entworfen haben. Das Projekt wurde leider nicht realisiert.<br />

Das Träumen und Nichtbauen ist Teil meines Berufs.<br />

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Office Life<br />

Camping, Garten<br />

und Café.<br />

Remote-Arbeit abseits<br />

von Home-Office und Büro.<br />

© shutterstock<br />

Remote Work, also ortsunabhängiges Arbeiten, wird oft mit Home-<br />

Office gleichgesetzt. Dabei gibt es unzählige Plätze, die sich für<br />

mobiles Arbeiten eignen. Wir stellen Ihnen ein paar Möglichkeiten<br />

abseits des Büro-Mainstreams vor.<br />

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Outdoor: Der Arbeitsplatz<br />

im Grünen.<br />

Schon als Kind hieß es: Raus an die<br />

frische Luft! Heute sitzen wir jedoch<br />

bis zu neun Stunden täglich im Büroraum.<br />

Für alle Remote Worker bietet sich die Möglichkeit,<br />

ihren Arbeitsplatz temporär nach draußen zu<br />

verlagern. Die schlechte Nachricht: Direktes Sonnetanken<br />

lässt sich leider nicht mit der Bildschirmarbeit<br />

vereinbaren. Suchen Sie daher ein ruhiges Plätzchen,<br />

wie zum Beispiel Parks oder (Gast-)Gärten mit genügend<br />

Schatten, damit Sie auch erkennen, was Sie<br />

gerade in Ihr Notebook klopfen und Ihr Gerät Sie<br />

nicht aufgrund von Überhitzung im Stich lässt.<br />

Kreuzfahrtschiff:<br />

Mit dem Schreibtisch<br />

auf hohe See.<br />

Wo wir gerade bei mobilem<br />

Arbeiten sind: Wie wäre es mit einer Kreuzfahrt? Die<br />

tagelange Fahrt über das Meer bietet nicht sehr viel<br />

landschaftliche Abwechslung – perfekte Bedingungen,<br />

um entspannt und ohne Ablenkung zu arbeiten. Aber<br />

Achtung: Auch hier ist der Platz in der eigenen Kabine<br />

nicht gerade üppig. Klären Sie daher unbedingt<br />

vorher ab, wo am Schiff Sie Ihr Büro aufschlagen<br />

können. Auch die Internetverbindung könnte zum<br />

Problem werden. Ach ja, und werden Sie eigentlich<br />

leicht seekrank?<br />

Kaffeehaus: Produktiv mit<br />

Cappuccino und Kuchen.<br />

Schon seit jeher gilt das Kaffeehaus<br />

als inspirierender Ort, der bereits so<br />

manchem Schriftsteller als Rahmen<br />

für seine Arbeit gedient hat. Grund genug, den Laptop<br />

zu packen und sich bei Kaffee und Kuchen auf die<br />

Arbeit zu stürzen. Zugegeben, ganz so einfach funktioniert<br />

die Arbeit an diesem Remote Space nicht. Um<br />

im Kaffeehaus zu arbeiten, bedarf es einiger Vorbereitungen.<br />

Zunächst müssen Sie das passende Lokal für<br />

das kulinarische Arbeitserlebnis finden. Dabei ist auf<br />

Internetverbindung, Steckdosen, genügend Sitzplätze,<br />

sowie einen geringen Geräuschpegel zu achten.<br />

Sollten Sie vorhaben, Ihren temporären Arbeitsplatz<br />

länger zu beanspruchen, vergessen Sie nicht, circa im<br />

Abstand von eineinhalb Stunden eine Kleinigkeit zu<br />

bestellen – schließlich sollte der Lokalbesitzer nicht<br />

leer ausgehen. Haben Sie schließlich Ihren place to<br />

be geortet, vergessen Sie nicht, neben Schlüssel und<br />

Geldbörse auch Notebook-Ladekabel, Kopfhörer und<br />

Ihre Arbeitsunterlagen einzupacken.<br />

Zug: Der Weg ist das Ziel.<br />

Sie sind beruflich viel unterwegs und<br />

ärgern sich über die unproduktiven<br />

Stunden im Auto? Dann kann die Fahrt<br />

mit dem Zug eine Lösung sein, um<br />

wichtige Arbeiten während der Reise zu erledigen.<br />

Die meisten Züge sind bereits mit WLAN und<br />

Steckdosen ausgestattet. Eine Sitzplatz-Reservierung<br />

garantiert Ihnen Ihren mobilen Schreibtisch. Zum<br />

Klimahelden werden Sie obendrein.<br />

Campingmobil:<br />

Work and Travel.<br />

Sie wollen jeden Tag eine andere<br />

Aussicht von Ihrem Büro haben?<br />

Dann eignet sich ein Trip im Campingmobil, um<br />

Tapetenwechsel in den Arbeitsalltag zu bringen –<br />

mobiles Arbeiten im wahrsten Sinne des Wortes. Was<br />

zunächst aufregend klingt, erfordert besonders viel<br />

Planung. Um Ihre Arbeit gut ausführen zu können,<br />

benötigen Sie auf jeden Fall stabiles Internet. Reisen<br />

Sie daher nicht an abgelegene Plätze.Außerdem ist das<br />

Raumangebot im Camper begrenzt, was den Arbeitsplatz<br />

einengt und die Erledigung der Aufgaben an sich<br />

erschweren kann.<br />

Workation: Ab in den Süden.<br />

Mit dem Laptop unter Palmen. Diese Bilder<br />

kennen wir alle. Es klingt verlockend, ist jedoch<br />

nur halb so romantisch wie suggeriert<br />

wird. Dass Bildschirm und pralle Sonne<br />

keine Freunde sind, ist bereits bekannt. Aus diesem<br />

Grund sind Sie bei Ihrem Workation-Aufenthalt an<br />

Innenräume gefesselt (was auch an den meist hohen<br />

Temperaturen liegt). Nach Feierabend und am Wochenende<br />

können Sie jedoch Urlauber spielen und das<br />

Meer genießen. Zu weit sollte es Sie dabei nicht in die<br />

Ferne ziehen, denn eine mögliche Zeitverschiebung<br />

erschwert die Zusammenarbeit mit den Kollegen.<br />

<strong>contact</strong> 25


Showroom<br />

m.zone –<br />

Bausteine für das<br />

Neue Arbeiten.<br />

Open Units, Mittelzonen oder Entspannungsoasen:<br />

Um den Anforderungen moderner<br />

Arbeitswelten gerecht zu werden, hat Wiesner-Hager<br />

mit m.zone flexible Bausteine für<br />

New Work Offices geschaffen.<br />

Zukünftige Büros stellen Mitarbeitern differenzierte,<br />

wechselnde Arbeitsumgebungen bereit, die je nach<br />

Aufgabe ein unterstützendes Ambiente bieten. Starre<br />

Raumstrukturen lösen sich auf. Die Anforderungen<br />

richten sich stärker nach den Tätigkeiten. „Activity<br />

Based Working“ (ABW) lautet das Gebot der Stunde.<br />

Mit m.zone hat Wiesner-Hager ein völlig neues Einrichtungskonzept<br />

für Büros entwickelt, welches sich perfekt<br />

in die Organisation agiler Unternehmen integrieren<br />

lässt. m.zone besteht aus einzelnen Elementen wie Paravents,<br />

Kombinations- und freistehende Möbel. Aus diesen<br />

modularen Möbeln lassen sich neue Arbeitswelten<br />

kreieren – ganz nach den individuellen Vorstellungen<br />

des Kunden. Die Einsatzbereiche in der Office-Architektur<br />

sind breit gestreut: m.zone findet sich in Open-<br />

Space-Büros, in Mittelzonen, Crossways und Lounges<br />

ebenso wie in Empfangs- und Wartezonen.<br />

m.zone unterstützt die Philosophie des Activity Based<br />

Working. Woran wird gerade gearbeitet? Wie viel<br />

Raum wird dafür benötigt? Und wie sieht der beste<br />

26 <strong>contact</strong>


Ort für diese Tätigkeiten aus? Im Gegensatz zum klassischen<br />

Desk Sharing liegt der Fokus bei ABW auf der Wahl<br />

des zum jeweiligen Tätigkeitsprofil am besten passenden<br />

Arbeitsortes.<br />

In modernen Büros steht vor allem für Collaboration immer<br />

mehr Platz zur Verfügung. Das Büro wird zunehmend<br />

zum Ort der Begegnung. Neue Raumtypen sorgen dafür,<br />

dass Arbeiten auch abseits des klassischen Schreibtisches ermöglicht<br />

wird. Offene, aber kleinstrukturierte Coworking<br />

Units sind für Team- und Projektarbeit, sowie die kreative<br />

Ideenentwicklung bestens geeignet.<br />

Um diese Auswahl an Arbeitsbereichen bereitzustellen,<br />

bietet m.zone drei verschiedene Kategorien an Bausteinen<br />

für das Neue Arbeiten an:<br />

work.<br />

Für das konzentrierte, temporäre Arbeiten,<br />

inspiriert von einem klassischen Sekretär,<br />

bieten die work-Bausteine – je nach Kombination<br />

– mehr oder weniger abgeschirmte<br />

Einzelarbeitsplätze für das Arbeiten<br />

zwischendurch.<br />

meet.<br />

Raumzonen für Collaboration und Kommunikation:<br />

Variabel verkettete Paravents bilden die Basis für<br />

flexible (Team-)Meetings, informelle Gespräche oder<br />

Workshops zur Ideenfindung. Die Möblierung ist<br />

dabei – je nach Nutzung – sehr individuell wählbar.<br />

relax.<br />

Ruhezonen und Rückzugsinseln:<br />

Aus komfortablen Sitzmöbeln und<br />

abschirmenden Paravents entsteht eine<br />

entspannte Atmosphäre für Pausen,<br />

informelle Gespräche und die zwischenmenschliche<br />

Kommunikation.<br />

<strong>contact</strong> 27


Rethink your Office.<br />

Sieben Szenarien für die<br />

Büroraumplanung nach Corona.<br />

Auf dem Weg zur Normalität in der Arbeitswelt gilt es nicht nur (kurzfristige) gesundheitspolitische<br />

Hürden zu überwinden, sondern auch nachhaltige Entwicklungen in der Bürokonzeption neu zu denken.<br />

Denn während wir derzeit vor allem mit Maßnahmen zum Physical Distancing im Büro beschäftigt sind,<br />

stehen den Unternehmen auch nach Corona langfristig viele Veränderungen ins Haus. Sieben Szenarien<br />

für die Büro-Arbeitswelt sind dabei von besonderer Bedeutung.<br />

Hier geht’s zum<br />

Download unseres<br />

ausführlichen<br />

Whitepapers.

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