15.05.2023 Aufrufe

contact Büromagazin #36

Der Weg vom klassischen Büro zum New Work Office ist zur brandheißen Herausforderung geworden. Tradierte Denkmuster zu Organisation und Führung sind Schnee von gestern. Gemeinsam mit dem Architekten Martin Thörnblom, einem erfahrenen Spezialisten für innovative Bürokonzepte, haben wir eine Entdeckungsreise nach New Work gebucht und die wertvollen Reiseerfahrungen zur Titelstory gemacht.

Der Weg vom klassischen Büro zum New Work Office ist zur brandheißen Herausforderung geworden. Tradierte Denkmuster zu Organisation und Führung sind Schnee von gestern. Gemeinsam mit dem Architekten Martin Thörnblom, einem erfahrenen Spezialisten für innovative Bürokonzepte, haben wir eine Entdeckungsreise nach New Work gebucht und die wertvollen Reiseerfahrungen zur Titelstory gemacht.

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Ausgabe 36<br />

Auf nach New Work!<br />

Kreative Raumszenarien.<br />

Bürodekoration – ästhetischer Horror<br />

oder emotionale Notwendigkeit?<br />

Colour your Office:<br />

Farben und Trends.


Wo geht’s hier bitte<br />

nach New Work?<br />

– Einfach weiterblättern! Der Weg vom klassischen Büro zum<br />

New Work Office ist zur brandheißen Herausforderung geworden.<br />

Tradierte Denkmuster zu Organisation und Führung sind Schnee von<br />

gestern. Gemeinsam mit dem Architekten Martin Thörnblom, einem<br />

erfahrenen Spezialisten für innovative Bürokonzepte, haben wir eine<br />

Entdeckungsreise nach New Work gebucht und die wertvollen Reiseerfahrungen<br />

zur Titelstory gemacht.<br />

Anschließend folgt eine Liebeserklärung an ein ganz spezielles<br />

Dingsbums. Gemeint sind die kleinen Handschriften, mit denen<br />

Büroangestellte versuchen, auch in Zukunft gegen die Uniformität<br />

ihrer Arbeitsplätze anzukämpfen. Wojciech Czaja liefert uns dazu<br />

eine fantastische Story über ästhetischen Horror und emotionale<br />

Notwendigkeiten.<br />

Dann geht,s rauf in das neu konzipierte 16. Stockwerk des Uniqa<br />

Towers am Wiener Donaukanal. Ein smartes Zonenkonzept liefert<br />

hier – neben einem grandiosen Ausblick – einen inspirierenden<br />

Einblick in die Zukunft des Arbeitens.<br />

Wieder unten angelangt, laden wir Sie zum Waldspaziergang auf einem<br />

halben Quadratmeter ein, verraten Ihnen die Farbe des Jahres 2023<br />

und perfektionieren das Lichtmanagement in Ihren Büros.<br />

Abschließend reisen wir noch in die Mitte des indischen Füllhorns.<br />

Das Büro eines Möbelherstellers in Mumbai schöpft aus dem Vollen<br />

und ist an Üppigkeit nicht zu überbieten: besser und komplizierter<br />

geht,s nicht. Falls Sie Minimalist beziehungsweise Asket sind, können<br />

Sie diese Seiten aber auch überblättern.<br />

In diesem Sinne, viel Vergnügen beim Lesen.<br />

Laura und Markus Wiesner


Eine Orientierung auf dem Weg zum modernen Büro .....04<br />

Kreative Raumszenarien für New-Work-Büros ................07<br />

Bürodeko: Eine Liebeserklärung an das Dingsbums. ........10<br />

Referenzstory: Uniqa Tower Wien ....................................12<br />

Trendwatching: Nützliches für den Büroalltag .................15<br />

Farben und Trends in der Bürogestaltung ........................16<br />

Lichtmanagement im Büro ..............................................18<br />

Büros aus aller Welt: OFFICE @63, Indien .......................20<br />

What‘s on your desk, Simon Andreas Güntner? ..............23<br />

Erfolgsfaktor Community Management ..........................24<br />

Showroom: Circular Economy .........................................26<br />

Herausgeber: Wiesner-Hager Möbel GmbH, Linzer Straße 22, A-4950 Altheim, T +43/(0)7723/460-0, altheim@wiesner-hager.com, www.wiesner-hager.com,<br />

thinknewwork.com; Konzept / Redaktion: Wiesner-Hager, Mintmind Communication GmbH; Layout: Mintmind Communication GmbH, mintmind.at;<br />

Gastautor: Wojciech Czaja; Satz- & Druckfehler vorbehalten; 05/2023.<br />

<strong>contact</strong> 3


Office Concepts<br />

Auf nach New Work!<br />

Eine Orientierung auf dem Weg<br />

zum modernen Büro.<br />

Folgende Situation kommt Ihnen vielleicht bekannt vor: Sie wissen, es muss sich etwas<br />

verändern. In großem Umfang. Nachhaltig. Über einen längeren Zeitraum. Kurz gesagt:<br />

Ein ziemlich großes Projekt steht vor der Tür. So umfangreich und vielschichtig, dass allein<br />

der Start sehr viele Fragen aufwirft. Vor genau so einem Projekt stehen derzeit viele Unternehmen:<br />

Sie sind auf dem Weg vom klassischen Büro zum New Work Office.<br />

4 <strong>contact</strong>


Zwei Jahre Pandemie haben die Arbeitswelt<br />

nachhaltig verändert. Unternehmen<br />

müssen umdenken, um das Büro als<br />

Ort der (Zusammen-)Arbeit wieder<br />

zu attraktivieren. Doch, wie sieht ein<br />

modernes Office aus? Wer unterstützt<br />

bei der Konzeption? Und wie soll ein<br />

derartiges Projekt angegangen werden?<br />

Architekt Martin Thörnblom, Gründer<br />

und Geschäftsführer des Architekturbüros<br />

Studio Thörnblom, begleitet<br />

Unternehmen schon seit Jahren bei der<br />

Neugestaltung ihrer Büros. Wir haben<br />

uns mit ihm gemeinsam auf die Suche<br />

nach Antworten gemacht.<br />

New Work: Von der Theorie<br />

zur Praxis.<br />

Für Architekt Martin Thörnblom steht<br />

außer Frage, dass ein modernes Büro<br />

Produktivität und Zufriedenheit fördert:<br />

„Der Einfluss der Office-Architektur ist<br />

enorm und darf keinesfalls unterschätzt<br />

werden. Im Bestfall ist der Mitarbeiter<br />

stolz auf seinen Arbeitsplatz, fühlt sich<br />

wohl und kommt gerne ins Büro. Das<br />

fördert ihn auch in seiner täglichen<br />

Arbeit. Natürlich muss der Arbeitgeber<br />

in die Bürogestaltung investieren und<br />

ein anregendes Ambiente schaffen, um<br />

diesen Zustand zu erreichen.“<br />

Wie startet man ein Projekt dieser Größenordnung?<br />

Am besten, man beginnt<br />

mit den Basics. Zunächst gilt es, sich mit dem Begriff<br />

New Work intensiv auseinanderzusetzen. Neues<br />

Arbeiten stellt drei Themenbereiche in den Fokus:<br />

Mensch, Raum und Technik.<br />

Der Mensch steht nicht nur im Mittelpunkt, sondern<br />

im Spannungsfeld von Führung, Organisation und<br />

Unternehmenskultur. Die Zielsetzung liegt darin,<br />

optimale Voraussetzungen für die Zusammenarbeit<br />

zu schaffen. Es gilt dabei, die Anforderungen der<br />

Organisation mit den unterschiedlichen Bedürfnissen<br />

und Arbeitsweisen aller Stakeholder in Einklang zu<br />

bringen. „Tradierte Denkmuster zu Organisation und<br />

Führung funktionieren in der New-Work-Welt nicht<br />

mehr. Haupttreiber der Veränderung ist die Digitalisierung.<br />

Sie schreibt die Spielregeln, wie und wo wir<br />

© studio thörnblom<br />

Mag. Martin Thörnblom ist<br />

Präsident des ECIA. Der<br />

European Council of Interior<br />

Architects ist das repräsentative<br />

Gremium für die europäischen<br />

Berufsverbände für Innenarchitektur<br />

und Interior Design.<br />

Der 1992 gegründete ECIA<br />

vertritt derzeit 16 nationale<br />

Mitgliedsorganisationen mit<br />

über 14.000 professionellen<br />

Innenarchitevkten. 2003 gründete<br />

Martin Thörnblom in<br />

Wien sein eigenes Büro für<br />

Innenarchitektur – Studio<br />

Thörnblom. Studio Thörnblom<br />

bietet das gesamte Spektrum<br />

der Innenarchitekturplanung<br />

an – von Machbarkeitsstudien<br />

über Beratung und Planung,<br />

Behördengenehmigung und<br />

Projektabwicklung bis hin<br />

zur Übergabe.<br />

studio-thoernblom.at<br />

arbeiten, und auf welche Weise wir<br />

miteinander kommunizieren, völlig<br />

neu”, skizziert Thörnblom die notwendige<br />

Bereitschaft zur Weiterentwicklung.<br />

Arbeitsformen, -modelle<br />

und -orte unterliegen einem starken<br />

Flexibilisierungstrend. Eingebettet<br />

in die richtige Immobilie und ausgestattet<br />

mit maßgeschneiderter<br />

Inneneinrichtung, werden Räume<br />

zu Orten, an denen Kreativität,<br />

Innovation und Zusammenarbeit<br />

entstehen und gefördert werden.<br />

Die eigene Kultur im Fokus.<br />

Vorsicht: Wer jetzt glaubt, alles<br />

umkrempeln zu müssen, sollte sich<br />

zuvor gründlich mit seiner Identität<br />

und Unternehmenskultur auseinandersetzen.<br />

Denn, ebenso wichtig<br />

wie die Analyse der Grundlagen des<br />

neuen Arbeitens ist die Auseinandersetzung<br />

mit den eigenen Werten<br />

und Einstellungen. Dabei wird auch<br />

die Führungskultur genau unter die<br />

Lupe genommen:<br />

Passt die Unternehmens-Positionierung<br />

zum Konzept des neuen<br />

Arbeitens?<br />

Ist die Bereitschaft zur organisatorischen<br />

Veränderung gegeben?<br />

Sind Home-Office und Remote<br />

Work bereits etabliert, oder wird<br />

noch ein starres Präsenzmodell<br />

gelebt?<br />

Ermöglichen die bestehenden Hierarchien agiles<br />

Arbeiten, oder behindern sie es?<br />

Das trendigste New Work Office hat keinen Mehrwert,<br />

solange die Unternehmenskultur nicht mit dem neuen<br />

Arbeiten kompatibel ist. „Wir als Planer legen die Latte<br />

gerne hoch an und würden jedes Büro am liebsten zum<br />

hippen Coworking Hub umplanen. Fakt ist aber, man<br />

muss sich individuell auf das jeweilige Unternehmen<br />

und dessen Kultur einstellen. Im ersten Schritt holen<br />

wir daher Feedback ein und versuchen, die Wünsche<br />

der beteiligten Personen in unsere Planung einfließen<br />

zu lassen. Am Ende des Tages muss sich der einzelne<br />

Mitarbeiter wohlfühlen und den Eindruck haben,<br />

seinen Teil beigetragen zu haben“, betont Thörnblom.<br />

<strong>contact</strong> 5


Office Concepts<br />

Die neue Bedeutung<br />

des Büroraumes.<br />

Egal ob Neubau oder Umbau – es geht vor allem<br />

darum, eine neue Denkweise in die Konzeption von<br />

Büros einfließen zu lassen. Zukünftig wird nicht mehr<br />

in fixen Arbeitsplätzen gedacht, stattdessen werden<br />

räumliche Arbeitsmöglichkeiten geschaffen. Dabei<br />

sollen auch die Büroflächen neu interpretiert und<br />

strukturiert werden: „In der Praxis sieht man, dass sich<br />

der Flächenbedarf für klassische Büroarbeitsplätze<br />

deutlich reduziert hat. Im Schnitt sprechen wir hier<br />

von einem Drittel der Gesamtfläche. Das liegt daran,<br />

dass seit der Pandemie vermehrt remote gearbeitet<br />

wird“, ergänzt Innenarchitekt Thörnblom.<br />

Nachdem Organisation und Kultur sowie der Ist-<br />

Stand des verfügbaren Büroraumes und der Digitalisierung<br />

analysiert wurden, geht es an die Erarbeitung<br />

eines passenden Konzeptes. In dieser Phase ist es<br />

empfehlenswert, sich professionelle Unterstützung zu<br />

organisieren. Spezialisierte Architekturbüros und<br />

Office-Consulting-Unternehmen helfen bei der<br />

Ausarbeitung des maßgeschneiderten New-Work-<br />

Konzepts. Dabei werden noch einmal die Nutzungsanforderungen<br />

und der Flächenbedarf gemeinsam<br />

definiert und eine moderne Bürostruktur wird<br />

passend zur eigenen Identität und Kultur gestaltet.<br />

Aktuelle Trends fördern die Kreativität.<br />

Auch wenn die Büroraumplanung ein individueller<br />

Prozess ist, lassen sich einige Trends festmachen. Diese<br />

können Unternehmen, welche vor dem Projekt New<br />

Work Office stehen, eine erste Orientierung<br />

bieten. „Bereits vor der Pandemie hatten wir vorwiegend<br />

Open-Space-Büros. Dieser Trend setzt sich nach<br />

dem kurzfristigen Kapitel des Social Distancing fort<br />

– allerdings in Form von Open Units“, beschreibt der<br />

Innenarchitekt die Entwicklung. Mit dem altbekann-<br />

6 <strong>contact</strong>


Zeit für Inspiration!<br />

Kreative Raumszenarien<br />

für New-Work-Büros.<br />

Bei der Planung eines modernen Büros ist Umdenken<br />

angesagt: Statt in fixen Arbeitsplätzen<br />

zu denken ist es notwendig, räumliche Möglichkeiten<br />

zu schaffen. Denn jede Aufgabe ist anders<br />

und benötigt ein eigenes unterstützendes Ambiente.<br />

Gemeinsam mit Roomware Consulting<br />

präsentieren wir sieben mögliche New-Work-<br />

Raumszenarien.<br />

ten Großraumbüro<br />

hat das aber nichts<br />

mehr zu tun. „Ganz<br />

typisch sind kleinstrukturierte,<br />

zonierte Bereiche, sowie<br />

abgeschirmte Flächen für Besprechungen<br />

und Videocalls, die in den Open-<br />

Space-Bereich integriert werden. Ich empfehle<br />

meinen Kunden auch, zwischendurch freie Flächen zu<br />

ermöglichen. Nicht jeder Quadratmeter muss möbliert<br />

sein, das schafft Luft. Mitarbeiter erfinden dann die<br />

Nutzung dieser leeren Fläche selbst, was wiederum die<br />

Kreativität fördert“, nennt Thörnblom einige Beispiele.<br />

Bei der Raumgestaltung wird gerne zwischen Fokusarbeit<br />

und Kollaboration unterschieden, danach richtet<br />

sich in vielen Fällen auch die Planung. „Diese Trennung<br />

lässt sich schwer pauschalieren und ist je nach<br />

Abteilung und Aufgabengebiet ganz unterschiedlich.<br />

Grundsätzlich kann man jedoch sagen, dass in einem<br />

modernen Office die Kommunikations- und Kollaborationsbereiche<br />

an Bedeutung gewinnen. Die Arbeit<br />

findet oft remote statt, deswegen werden Arbeitsplätze<br />

häufig als Shared Desks mit Buchungssystem<br />

angeboten. Büros müssen so konzipiert sein, dass der<br />

Austausch in den Teams unkompliziert möglich ist.<br />

Wichtig ist dabei, Treffpunkte und Kommunikationsbereiche<br />

zu schaffen, wo Besprechungen, aber auch<br />

spontane und zufällige Gespräche stattfinden können“,<br />

erklärt Martin Thörnblom.<br />

Für unsere folgenden Planungsbeispiele<br />

definieren wir zunächst vier Grundbereiche:<br />

Focused Work:<br />

An Orten für konzentrierte Denkarbeit und ungestörte<br />

Remote-Gespräche abseits des oft hektischen Büroalltags<br />

stehen Rückzug und Fokus im Mittelpunkt.<br />

Coworking:<br />

Open Units und Coworking Landscapes für Team- und<br />

Projektarbeit sowie kreative Ideenentwicklung: Sie bieten<br />

Platz für Kollaboration und Innovation und verwandeln<br />

das Herzstück des Büros in einen attraktiven Arbeitsort.<br />

Collaboration & Communication:<br />

Büros der Zukunft fördern vor allem die Zusammenarbeit.<br />

Die Kommunikation der Zukunft ist hybrid:<br />

Kreativ- und Meetingräume müssen über die nötige<br />

Ausstattung verfügen, um virtuelle Teilnehmer jederzeit<br />

nahtlos in Besprechungen und Konferenzen integrieren<br />

zu können.<br />

Healthy Community:<br />

Ein positives Arbeitsumfeld entsteht aus vielen einzelnen<br />

Faktoren. Eine gesunde Unternehmenskultur unterstützt<br />

die Bildung einer starken Office-Gemeinschaft, die letztendlich<br />

auch ein unschlagbares Business-Team ist.<br />

<strong>contact</strong> 7


8 <strong>contact</strong><br />

Office Concepts


Grundtypologien der Büroarbeit.<br />

Innerhalb dieser vier Grundtypologien der Büroarbeit lassen sich unterschiedliche Raumideen verwirklichen, die auf verschiedene<br />

Anforderungen abgestimmt sind. Diese sechs Beispiele dienen als Inspiration für moderne Arbeitswelten:<br />

Library<br />

Nein, es geht nicht (nur) um Bücher!<br />

Obwohl die meisten Unternehmen<br />

im digitalen Zeitalter die klassische<br />

Funktion der Library nicht mehr<br />

benötigen, lieben wir dennoch den<br />

Vintage-Charme der Bibliotheken.<br />

Sie bilden einen idealen Rückzugsort<br />

– abseits der dynamischen und<br />

mitunter hektischen Bürowelt. Die<br />

gestalterischen Möglichkeiten lassen<br />

einen breiten Spielraum zu: Gemütliche<br />

Ohrensessel kommen genauso<br />

zum Einsatz wie moderne Cafeteria-<br />

Möbel. Und natürlich dürfen die<br />

für Bibliotheken charakteristischen<br />

Bücherregale nicht fehlen.<br />

Coworking<br />

Landscape<br />

Mehr noch als ums konzentrierte<br />

Arbeiten geht es bei Coworking-<br />

Zonen darum, dass Menschen<br />

aus unterschiedlichen Büros<br />

und Abteilungen miteinander<br />

interagieren und Reibungsflächen<br />

für Kooperation ausloten.<br />

In puncto Interior Design bieten<br />

Coworking Spaces viele Freiheiten:<br />

Industrial Style oder Wohnzimmer,<br />

Lounge oder Open Space,<br />

Biophilic Environment oder<br />

urbaner Marktplatz.<br />

Open Units<br />

Open Units sind integrativer<br />

Bestandteil eines offenen Raumkonzepts,<br />

aber in kleinere räumliche<br />

Einheiten gegliedert und – je nach<br />

Zweck – mehr oder weniger stark<br />

visuell und akustisch abgeschirmt.<br />

Der Unit-Gedanke, wie man ihn<br />

aus der Organisationslehre kennt,<br />

wird auch räumlich umgesetzt. Der<br />

Hauptzweck dieser organisatorischen<br />

Einheiten besteht darin, die Kollaboration<br />

zu unterstützen. Bei kreativen<br />

und innovativen Prozessen fördern<br />

die Units einerseits die Offenheit des<br />

Denkens und bieten andererseits die<br />

notwendige Abgeschirmtheit, um<br />

konzentrierte Team- und Projektarbeit<br />

zu ermöglichen.<br />

Scrum & Design<br />

Thinking<br />

Das Umfeld wird bei der Projektmanagement-Methode<br />

Scrum und der<br />

Problemlösungs-Strategie des Design<br />

Thinking quasi zu einem agilen Projektbüro.<br />

Dieses Konzept erfordert<br />

einen sehr flexiblen und mobilen<br />

räumlichen Aufbau, denn in jeder<br />

Sprint- und Projektphase arbeiten<br />

verschiedene Team-Mitglieder<br />

enger zusammen. Neben den offenen<br />

Raumstrukturen sind großzügige<br />

Tools zur Visualisierung wie<br />

Flatscreens oder Whiteboards<br />

typisch für Scrum-Räume.<br />

Lean Coffee<br />

Wichtige Themen in ungezwungener<br />

Kaffeehaus-Atmosphäre offen diskutieren<br />

– so lässt sich das Grundprinzip<br />

von Lean Coffee, einem ganz<br />

eigenen Format für Treffen, zusammenfassen.<br />

Das optimale Raumangebot<br />

verfügt daher über flexibles Mobiliar,<br />

vor allem für Besprechungen im<br />

Stehen. Wichtig ist natürlich auch<br />

Kommunikations- und Präsentations-<br />

Equipment wie Whiteboards (immer<br />

häufiger digital) und Flipcharts. Und<br />

natürlich: eine Kaffeemaschine.<br />

Marktplatz/<br />

Community Space<br />

Ein schneller Kaffee mit Kollegen,<br />

ein informelles Gespräch oder ein<br />

lockeres Meeting. – Der Marktplatz<br />

ist der zentrale Treffpunkt im Büro.<br />

Charakteristisch für diesen Bereich<br />

sind die unterschiedlichen Ebenen<br />

der Möblierung: Vom Stehtisch über<br />

Barbereiche bis hin zur komfortablen<br />

Lounge sind der Ausstattung keine<br />

Grenzen gesetzt. Hier heißt es Pause<br />

machen, sich treffen und unterhalten,<br />

aber auch arbeiten – und damit eine<br />

öffentliche Zone mit informellem<br />

Charakter zu schaffen.<br />

<strong>contact</strong> 9


Office Life<br />

Eine Liebeserklärung<br />

an das Dingsbums.<br />

Bürodekoration – ästhetischer Horror oder<br />

emotionale Notwendigkeit? Unser Autor<br />

Wojciech Czaja hat sich an seine eigenen<br />

Jahre im Großraumbüro erinnert und hat<br />

zum Kitsch am eigenen Arbeitsplatz eine<br />

ganz klare Meinung. Denn: Ein schönes Herz<br />

schafft sich selbst seine Bürowelt.<br />

Ein ehemaliger Kollege und Großraumbüroschreibtischnachbar<br />

von mir, nennen wir ihn einfach Markus,<br />

ist ein Hansdampf in allen Gassen – und vor allem<br />

auf allen Tagungen und Konferenzen. Als Fachjournalist<br />

jettet er um die Welt und lauscht einschlägigen<br />

Vorträgen und Diskussionen zu den Themen<br />

Logistik, Technologie und Digital Solutions. Als<br />

Souvenir nimmt er die bunten Badges und folierten,<br />

eingeschweißten Namensschilder mit nach Wien und<br />

hängt sie seiner Tischleuchte um den Lampenkopf.<br />

Nach einigen Jahren war es um uns geschehen. Des<br />

Kollegen Reisen – und vor allem seine Rückkehren –<br />

haben uns zunehmend animiert und belustigt, denn<br />

mit jedem weiteren importierten Konferenz-Badge<br />

wurde die Statik und Federmechanik seiner silbergrauen<br />

Schreibtischleuchte um ein paar weitere Dekagramm<br />

gechallenged, bis sie schließlich – am Ende<br />

ihrer Leuchtkraft und Tragfähigkeit angelangt – mehr<br />

Schatten als Licht spendete und unter der Last der<br />

umgehängten Souvenirs das Gleichgewicht verlor und<br />

mit einem Mal zu Boden krachte.<br />

Keine Sorge, die alten Badges verschwanden zwar in<br />

der Schublade, aber Markus ließ sich seine Jagd- und<br />

Sammelleidenschaft nicht nehmen. Er beschloss,<br />

bei Null anzufangen und seine Leuchte – dasselbe<br />

Produkt, eine kleine Delle im Schirm – von Neuem<br />

zu garnieren. Wann auch immer ich auch heute noch<br />

auf Konferenzen gehe und beim Check-in ein knallig<br />

buntes Dingsbums überreicht bekomme, um es mir<br />

um den Hals zu hängen, muss ich an meine alten<br />

Großraumbürozeiten und an das urplötzliche Lampenkrachbumm<br />

zurückdenken.<br />

Markus ist nicht der Einzige, der einen Hang zu<br />

Bürodekoration hat – wenngleich sein Faible weitaus<br />

raffinierter ist als all die Katzenbilder, Urlaubsansichtskarten<br />

und Copyshop-Kaffeebecher mit „Alltagsheld“-Aufdruck,<br />

die man üblicherweise vorfindet.<br />

Es sind kleine Handschriften, mit denen Büroangestellte<br />

versuchen, gegen die Uniformität ihrer Arbeitsplätze<br />

anzukämpfen – mit dem Ziel, dem mausgrauen,<br />

uninspirierten Einheitsbrei zu entkommen und dem<br />

eigenen Topos einen Hauch Individualität zu verleihen.<br />

Man kann es niemandem verübeln.<br />

„Ein schönes Herz hat bald sich heimgefunden, es<br />

schafft sich selbst, still wirkend, seine Welt“, hatte Friedrich<br />

Schiller in seinem Drama „Die Huldigung der<br />

Künste“ einst geschrieben. Genau genommen hatte er<br />

diese Worte seinem Protagonisten Genius in den Mund<br />

gelegt. Und Genius weiß, wovon er spricht. Bis heute<br />

ist die Schaffung der eigenen Welt ein Grundbedürfnis<br />

des Menschen – ob das nun im Wohnen, in der Arbeit<br />

oder in der freizeitlichen Betätigung ist. Umso wichtiger<br />

ist es, dass auch Arbeitgeber diesen Wunsch, diesen<br />

Drang anerkennen und der notwendigen Selbstverwirklichung<br />

entsprechenden Spielraum einräumen.<br />

Was im klassischen Büro vielleicht nicht immer<br />

gewünscht, so doch meistens still geduldet wurde,<br />

stellt die Bürogestalter*innen in Zeiten flexiblen und<br />

dezentralen Arbeitens vor gänzlich neue Herausfor-<br />

10 <strong>contact</strong>


© Florian Albert<br />

Wojciech Czaja (44) ist<br />

Journalist, Buchautor und<br />

Moderator im Bereich<br />

Architektur und Stadtkultur.<br />

Er unterrichtet Kommunikation<br />

und Urbanistik an der<br />

Universität für angewandte<br />

Kunst Wien sowie an der<br />

Kunstuniversität Linz.<br />

derungen: Wie kann man einem Ort eine persönliche<br />

Handschrift verleihen, wenn man ihn täglich wechselt,<br />

täglich nur für wenige Stunden bevölkert, bevor<br />

man wieder ins Home-Office entschwindet oder im<br />

digitalen Äther untertaucht und sich jede materielle<br />

Besetzung auf Knopfdruck entmaterialisiert?<br />

Die gute Nachricht: Es geht. Vielleicht nicht mit<br />

Urlaubsfotos, Ansichtskarten und Konferenz-Badges,<br />

dafür aber mit individualisierten, angepassten Applikationen<br />

auf der Hardware- und Software-Ebene.<br />

So wie auch unsere iPhones bunte Silikonhüllen und<br />

farbige Ladekabel tragen und mit ausgewählten Sperrbildschirmen<br />

und Hintergrundbildern personalisiert<br />

werden, so können auch Arbeitsinseln entsprechend<br />

individualisiert und auf persönliche Bedürfnisse abgestimmt<br />

werden.<br />

Wenn Adolf Loos in seinem Werk „Ornament und<br />

Verbrechen“ ein Gleichnis schafft, das die Architekturgeschichte<br />

des 20. und 21. Jahrhunderts maßgeblich<br />

© freepik<br />

geprägt hat, dann muss man diesem Glaubenssatz im<br />

Zeitalter von Digitalisierung und neuer Arbeitskultur<br />

aufs Heftigste widersprechen. Büros brauchen – neben<br />

den selbstverständlichen Aspekten von Komfort, Konzentration<br />

und Corporate Identity – auch Schönheit,<br />

Dekoration und vielleicht sogar ein bisschen Kitsch und<br />

Katzenkrimskrams, ob das nun auf der Pinnwand, am<br />

Bürotrolley oder am Desktop ist.<br />

Es gibt nichts Schlimmeres als ein von oben verordnetes<br />

Dekorationsverbot. Und wenn Ihre Mitarbeiter*innen<br />

für ihre persönlichen Gadgets kämpfen und aus lauter<br />

Verzweiflung ihre alten Omama-Topfpflanzen mit<br />

Hydrokultur-Kugerln ins Büro mitnehmen, dann<br />

sollten Sie, lieber Arbeitgeber, nicht das Symptom<br />

bekämpfen, sondern sich auf die Suche nach<br />

der Ursache begeben. Mein Markus, der<br />

sammelt noch immer. Einfach genial.<br />

Wojciech Czaja<br />

© freepik<br />

<strong>contact</strong> 11


Referenzstory<br />

UNIQA Tower:<br />

Attraktives Büro mit<br />

smartem Zonenkonzept.<br />

Direkt am Wiener Donaukanal befindet sich der UNIQA Tower. Bei einer Höhe<br />

von 75 Metern ist der Turm in 20 Geschoße eingeteilt, wo die mehr als tausend<br />

UNIQA-Mitarbeiter ihrer Arbeit nachgehen. Um genau diesen Arbeitsplatz noch<br />

attraktiver und zeitgemäßer zu gestalten, wurde das 16. Stockwerk des Towers<br />

neu konzipiert – als Paradebeispiel für neues Arbeiten.<br />

© Martin Zorn Photography<br />

12 <strong>contact</strong>


Im UNIQA Office stehen kreative<br />

Kollaboration, Begegnung<br />

und die persönliche Entwicklung<br />

der Mitarbeiter im Fokus. Mit<br />

der Umgestaltung des Büros zu<br />

einem Ort für neues Arbeiten<br />

will UNIQA sich als fortschrittlicher<br />

und attraktiver Arbeitgeber<br />

positionieren. Die Büroraumplanung<br />

stammt von Roomware<br />

Consulting. Bei der Möblierung<br />

setzte UNIQA auf kreative,<br />

komfortable und ergonomische<br />

Produkte von Wiesner-Hager.<br />

Kreatives Zonenkonzept.<br />

Bei der Flächenaufteilung wird ein praktisches Zonenkonzept<br />

mit zwei Grundbereichen verfolgt: einer<br />

öffentlichen Zone und einer Homebase-Zone.<br />

In die öffentliche Zone ist eine sogenannte Collaboration<br />

Area für größere Besprechungen, Brainstormings<br />

oder informelle Zusammenkünfte inkludiert. Hier<br />

trifft ein großer Stehtisch mit Barstühlen und praktischer<br />

Bildschirmanbindung für die Integration digitaler<br />

Inhalte auf einen gemütlichen und agilen Bereich<br />

Die Mitarbeiter<br />

haben die<br />

Möglichkeit zu<br />

situativem Arbeiten,<br />

bei dem die jeweilige<br />

Aufgabe durch das<br />

passende Ambiente<br />

unterstützt<br />

wird.<br />

mit Couch und Sitzwürfeln.<br />

Alles ist in einem frischen Grün<br />

gehalten, ergänzt durch die Corporate<br />

Colour von UNIQA, das<br />

bekannte Blau. Die öffentliche<br />

Zone bietet außerdem kleinere<br />

Räume, die unterschiedlich<br />

möbliert sind. Sie eignen sich somit<br />

für verschiedene Arten von<br />

Besprechungen und Teamarbeit,<br />

aber auch für stille Fokusarbeit,<br />

Remote-Gespräche oder kreative<br />

Ideenfindung. Von der klassischen<br />

Konferenztisch-Situation<br />

bis hin zu bequemen Polstermöbeln<br />

ist für jede Anforderung das optimale Setting<br />

dabei. „Die Mitarbeiter haben somit die Möglichkeit<br />

zu situativem Arbeiten, bei dem die jeweilige Aufgabe<br />

durch das passende Ambiente unterstützt wird. Insgesamt<br />

wurde die Anzahl an Räumen für Besprechungen<br />

und Zusammenarbeit deutlich erhöht“, beschreibt<br />

Bernhard Kern, Geschäftsführer von Roomware<br />

Consulting, das Konzept, das besonders dem Trend<br />

zu Activity Based Working entgegenkommt. Statt fix<br />

zugeteilter Schreibtische gibt es ein breites Angebot<br />

an unterschiedlich gestalteten Bereichen.<br />

<strong>contact</strong> 13


Referenzstory<br />

wichtig. In der dynamischen und mitunter<br />

hektischen Bürowelt braucht es<br />

auch Rückzugsorte für konzentriertes<br />

Arbeiten“, betont Kern.<br />

Die Homebase-Zone konzentriert sich auf die einzelnen<br />

Arbeitsplätze. Sie enthält unter anderem einen<br />

eigenen Fokusbereich für Mitarbeiter, die nicht die<br />

Möglichkeit haben, im Home-Office zu arbeiten. Die<br />

Schreibtische sind höhenverstellbar und ermöglichen<br />

so ergonomisches Arbeiten im Stehen. Auf Ergonomie<br />

wurde auch bei der Bestuhlung großer Wert gelegt:<br />

Die Drehstuhlmodelle sorgen für dynamisches Sitzen<br />

mit hohem Komfort. „Fokusbereiche zu schaffen ist<br />

Fokus auf Nachhaltigkeit.<br />

Bei der Bürogestaltung wurde das<br />

Hauptaugenmerk auf Nachhaltigkeit<br />

gerichtet. Die Locker wurden beispielsweise mit den<br />

bereits vorhandenen Schließfach-Türen ausgestattet.<br />

Auch die Platten der Schreibtische wurden wiederverwendet:<br />

Nach der Montage eines Gestells mit<br />

elektrischer Höhenverstellung bekamen sie ein<br />

zweites Leben.<br />

Umrahmt wird das New Work Office von einem<br />

Panoramablick über Wien, den Mitarbeiter und Gäste<br />

dank der durchgehenden Fensterfront von fast allen<br />

Räumen aus genießen können.<br />

Projektdaten:<br />

Bauherr: UNIQA Insurance Group AG<br />

Bürokonzept & Innenarchitektur:<br />

Roomware Consulting<br />

Möblierung: Wiesner-Hager<br />

Gesamtfläche: ca. 15.000 m²<br />

Lust auf einen virtuellen Rundgang<br />

durch das neue UNIQA Office?<br />

Hier geht’s zum Video:<br />

14 <strong>contact</strong>


Trendwatching<br />

Nützliches für<br />

den Büroalltag.<br />

Schreiben leicht gemacht.<br />

Nie wieder Schreibblockaden mit Rytr, dem KI-<br />

Schreibassistent. Rytr konzentriert sich auf die<br />

Erstellung von Inhalten speziell für Marketingoder<br />

Geschäftsanforderungen. Erstellen Sie in<br />

nur wenigen Sekunden automatisch einprägsame,<br />

originelle Inhalte. Wählen Sie einfach einen<br />

Anwendungsfall aus, geben Sie einen<br />

Kontext ein und zack – ist Ihre Kopie<br />

fertig! Somit hilft Rytr dem User, Zeit<br />

und Kosten zu sparen.<br />

www.rytr.me<br />

© aeris<br />

© rytr<br />

Dein Waldspaziergang auf einem halben<br />

Quadratmeter.<br />

Das Stehen auf harten Böden bedeutet für den Körper<br />

schon nach kurzer Zeit Schwerstarbeit. Um das Arbeiten<br />

im Stehen angenehmer zu machen, hat Aeris die<br />

Muvmat entwickelt. Diese spezielle Anti-Ermüdungsmatte<br />

ist die perfekte Ergänzung zu einem höhenverstellbaren<br />

Schreibtisch, aber auch für alle anderen<br />

Arbeitsplätze, an denen man lange stehen muss. Die<br />

topografische 3D-Struktur in der Stehmatte aktiviert<br />

die Fußreflexzonen, entspannt die Muskeln und hält<br />

den Körper in Bewegung: wie bei einem Spaziergang<br />

auf Waldboden.<br />

www.aeris.de<br />

Parrot Stehleuchte.<br />

Die Parrot Stehleuchte des Herstellers Grau<br />

ist eine Leuchte mit hoher Funktionalität.<br />

Aufgeladen per innovativem Ladestein, lässt<br />

sie sich dank ihres stabilen aber leichten<br />

Aluminiumkörpers mühelos umstellen.<br />

Sie macht sich am Schreibtisch nützlich<br />

oder präsentiert sich einfach im Raum. Die<br />

Lichtscheibe des Leuchtenkopfes ist mit<br />

einer leistungsstarken 10 Watt LED-Einheit<br />

ausgestattet. Über ein Touch-Panel kann die<br />

Stehleuchte gedimmt werden.<br />

Weitere Vorzüge: Die gesamte Leuchte kann<br />

42 cm in der Höhe verstellt werden, während<br />

ihr Leuchtenkopf um 30° neigbar ist und<br />

sich um 310° drehen lässt.<br />

www.grau.art/products/parrot<br />

© grau<br />

<strong>contact</strong> 15


Innenarchitektur<br />

Design: Schönstil<br />

© PhilippLipiarski<br />

Colour your Office:<br />

Trendfarben<br />

im Büro.<br />

Design: Schönstil © Lorin Canaj<br />

16 <strong>contact</strong>


Den Farbton Viva Magenta hat das Pantone Farbinstitut zur Farbe des Jahres 2023 gekürt.<br />

Das kräftige Rot mit einem Schuss Magenta ist besonders aufmerksamkeitsstark und wirft<br />

die Frage über die Integration von (Trend-)Farben in die Office-Gestaltung auf.<br />

Ing. Yvonne Meindl-Cavar ist Gründerin und Geschäftsführerin<br />

des Ingenieurbüros für Innenarchitektur<br />

und Interior Design Schönstil in Wien. Sie designt<br />

unter anderem Arbeitswelten und bedient sich hierbei<br />

gerne verschiedener Farben. Daher weiß sie genau:<br />

„Mit Farben lassen sich gezielt Stimmungswelten<br />

erzeugen, die je nach Bedarf beruhigen oder anregen.<br />

Voraussetzung dafür ist, dass man sich mit der<br />

Wirkung der unterschiedlichen Farben auseinandersetzt.“<br />

Blau und Grün zum Beispiel entspannen und<br />

beruhigen, Schwarz wirkt im richtigen Maß vornehm,<br />

kann aber bei zu großzügiger Verwendung schwer und<br />

negativ anmuten. Gelb erzeugt ein optimistisches und<br />

anregendes Klima, während größere Flächen in Rot<br />

Aggressivität suggerieren. Gekonnt eingesetzte rote<br />

Farbtupfer können jedoch wiederum die Aktivität<br />

steigern. Weiß als Nicht-<br />

Farbe lenkt den Fokus und<br />

die Konzentration auf die<br />

eigentliche Tätigkeit, sollte<br />

aber nicht zu großflächig<br />

eingesetzt werden, weil<br />

Weiß schnell steril und ungemütlich<br />

wirkt.<br />

Übertragen auf die<br />

Bürogestaltung heißt das<br />

konkret, dass nicht nur die<br />

Wirkung der einzelnen Farben ausschlaggebend ist,<br />

sondern auch die Kombination und die Dosierung.<br />

Arbeitet man beispielsweise ganztägig am Bildschirm,<br />

sollte die Farbe der Schreibtischplatte hell sein, damit<br />

der Kontrast zum Bildschirm für die Augen nicht zu<br />

anstrengend wird. Im erweiterten Büroumfeld ist vor<br />

allem die richtige Mischung der Farben wichtig. Am<br />

besten beschränkt man sich auf drei bis vier Farbtöne,<br />

die in unterschiedlichen Anteilen eingesetzt werden.<br />

„Ich nutze Farben, um Abgrenzungen zu schaffen –<br />

beispielsweise zwischen Kommunikationszonen und<br />

Arbeitsbereichen, und um die Corporate Identity des<br />

Unternehmens im Sinne eines stimmigen Gesamtkonzepts<br />

im Design aufzugreifen. Dabei setze ich<br />

meist auf gedeckte Farben, derer man nicht so schnell<br />

überdrüssig wird“, erklärt Meindl-Cavar.<br />

Mit Farben lassen sich gezielt<br />

Stimmungswelten erzeugen,<br />

die je nach Bedarf beruhigen<br />

oder anregen.<br />

Trendy! Aber auch sinnvoll?<br />

So weit ist die Farbenlehre klar. Doch<br />

kommen wir zurück zur diesjährigen<br />

Trendfarbe Viva Magenta. Sie führt uns<br />

zur Frage, ob es Sinn macht, die Bürogestaltung<br />

auf (kurzfristige) Trends abzustimmen.<br />

Wie integriert man Trendfarben, ohne sich<br />

ständig neu an die Mode anpassen zu müssen? „Ich<br />

empfinde alle Farben als zeitlos, die sich in gedämpfter<br />

Form und in großen Mengen in der Natur wiederfinden.<br />

Etwa gewisse Blautöne, Grün, Beige oder<br />

Braun. Diese Farben kommen nie aus der Mode und<br />

man sieht sich daran nicht so schnell satt. Deswegen<br />

würde ich auch davon abraten, Trendfarben blindlings<br />

zu übernehmen. Farben sollten immer einen Bezug<br />

zum Unternehmen haben oder bewusst dafür genutzt<br />

werden, ein gewisses Bild<br />

zu kreieren. Grundsätzlich<br />

sollte man jedoch die<br />

Angst vor Farbe verlieren.<br />

Eine Wand lässt sich meist<br />

schnell und mit wenig<br />

Aufwand neu streichen.<br />

Dieser steht nicht in<br />

Relation zu den enormen<br />

Effekten, die man mit Farbe<br />

erzielen kann“, betont<br />

die Interior Designerin.<br />

Viva Magenta ist besonders kräftig und intensiv. Die<br />

Scheu vor auffälligen Farben ist gerade im Büroumfeld<br />

groß. „Grundsätzlich gibt es keine Farbe, die zu<br />

intensiv ist. Es geht vielmehr darum, wie sie eingesetzt<br />

wird. Schließlich soll die Farbgestaltung von einer<br />

Vielzahl von Menschen als angenehm wahrgenommen<br />

werden. Erst dann fühlt man sich auch wohl, und<br />

darauf kommt es schließlich an. Lebt das Corporate<br />

Design des Unternehmens von einer kräftigen Farbe,<br />

kann man diese subtil mit Farbakzenten in das Design<br />

einfließen lassen. Wer viele Wände streichen möchte,<br />

sollte dann eher auf eine gedecktere Version der Farbe<br />

zurückgreifen, um nicht in die Überstimulation zu<br />

geraten“, beschreibt Meindl-Cavar abschließend die<br />

Erfahrungen aus ihrer täglichen Arbeit.<br />

© freepik<br />

<strong>contact</strong> 17


Innenarchitektur<br />

Flexibel. Agil. Smart.<br />

Lichtmanagement<br />

im Büro.<br />

Zu hell, zu dunkel, blendend. Die optimale Beleuchtung für produktives Arbeiten zu<br />

finden und agile Arbeitsplätze zu unterstützen erfordert Know-how und Planung.<br />

© shutterstock<br />

18 <strong>contact</strong>


Im richtigen Licht.<br />

Ist ein Arbeitsplatz schlecht beleuchtet, kann dies zu<br />

Müdigkeit und Kopfschmerzen führen. Zu viel Licht<br />

oder direkte Sonneneinstrahlung hingegen verursachen<br />

Blendungen und können gerade bei Bildschirmarbeit<br />

Konzentrationsschwierigkeiten auslösen.<br />

Grundsätzlich lässt sich daher sagen: Sofern es hell<br />

genug ist, sollte das Tageslicht genutzt werden. Das ist<br />

jedoch nicht immer möglich, daher müssen künstliche<br />

Lichtquellen eingesetzt werden.<br />

Für die direkte Beleuchtung des Arbeitsplatzes empfehlen<br />

Experten eine Stärke von etwa 300 bis 500 Lux.<br />

Die Basisbeleuchtung eines Raumes liegt im Bestfall<br />

bei 100 Lux. Um negative Effekte zu vermeiden,<br />

sollten mögliche Reflexionsflächen abgedeckt und<br />

Lampen so positioniert werden, dass sie die Augen<br />

des Mitarbeiters nicht direkt anstrahlen oder blenden.<br />

Eine Kombination aus Deckenleuchten und Stehbeziehungsweise<br />

Arbeitsplatzleuchten ist von Vorteil.<br />

Die Ausrichtung des Arbeitstisches parallel zum<br />

Fenster vermeidet Blendungen und Reflexionen.<br />

Wichtig ist laut Experten der CRI-<br />

Wert, also die Farbwirkung eines Objekts,<br />

wenn es von einem Leuchtmittel<br />

angestrahlt wird. Weisen Lampen<br />

einen hohen CRI-Wert auf,<br />

unterstützen sie die natürliche<br />

Farbwahrnehmung im<br />

Raum. Das bedeutet,<br />

die Farben werden<br />

natürlich und<br />

unverfälscht<br />

empfunden.<br />

Unterschieden wird auch zwischen indirekter und direkter<br />

Beleuchtung. Stehleuchten oder Wandstrahler<br />

strahlen vom Schreibtisch weg blendungsfrei in den<br />

Raum, während beispielsweise Deckenleuchten den<br />

Raum von oben direkt ausleuchten.<br />

Variable Lösungen für agiles Arbeiten.<br />

Die Digitalisierung und die Modernisierung der<br />

Arbeitswelt erfordern auch eine Anpassung der Beleuchtung<br />

an die zunehmend agile Arbeitsweise. Viele<br />

Räume sind modular und werden für unterschiedlichste<br />

Aufgaben genutzt. Smart Lightning passt sich<br />

an genau diese Flexibilität an. Ausgestattet mit sensibler<br />

Sensorik, stellen sich die Leuchtmittel auf ihre<br />

Umgebung ein und spenden genau so viel Licht, wie<br />

in der jeweiligen Situation erforderlich ist. Ein- und<br />

Ausschalten ist nicht mehr notwendig: Verlassen die<br />

Mitarbeiter den Raum, fährt die Leuchte automatisch<br />

herunter. Über zentral gesteuerte Kontrollpunkte<br />

erfolgt zudem das Lichtmanagement für die gesamten<br />

Büroräume.<br />

Gerade in Meetingräumen ist eine besonders anpassungsfähige<br />

Lösung gefragt. Während einer Präsentation<br />

muss die Medienwand dunkel genug sein, um die<br />

visualisierten Inhalte optimal sehen zu können, aber<br />

auch ausreichend hell, um Ermüdung zu vermeiden.<br />

Dimmbare Leuchten und getrennt schaltbare Lösungen<br />

schaffen individuelle Einstellmöglichkeiten.<br />

Eine flexible Variante sind auch Akku-Leuchten, die<br />

unkompliziert transportiert werden können. Durch<br />

den Wegfall der Kabel sind sie ungebunden und als<br />

Tisch- oder Stehleuchte jederzeit genau dort einsetzbar,<br />

wo sie gerade benötigt werden.<br />

Maßgeschneiderte Lichtplanung.<br />

Aber, wo sollte nun welches Licht installiert werden?<br />

Lieber Hängeleuchten oder Spots? Dimmbar oder<br />

mit manueller Schaltung? – Im Zuge der Büroraumplanung<br />

ist das Thema Beleuchtung essenziell. Für die<br />

optimale Lösung empfiehlt sich, dass Büroraumplaner<br />

und Lichtmanagement-Experten einen maßgeschneiderten<br />

Plan für die jeweiligen Räume und<br />

Anforderungen ausarbeiten.<br />

<strong>contact</strong> 19


Büros aus aller Welt<br />

In der Mitte des<br />

indischen Füllhorns.<br />

© Vinesh Gandhi<br />

In Navi Mumbai ist ein Büro für den Möbelproduzenten<br />

Narsi & Associates entstanden.<br />

Architekt Sanjay Puri griff ins Volle und schuf<br />

einen üppigen, ja fast schon barocken Showroom,<br />

der die technische Kompetenz seines<br />

Bauherrn anschaulich und angreifbar macht.<br />

Nichts für Asketen und Minimalisten!<br />

20 <strong>contact</strong><br />

Es blinkt und blitzt und glitzert und funkelt und<br />

wuselt wie auf einem riesigen, niemals endenden<br />

Wimmelbild. Am Boden hochglänzender Marmor<br />

Grigio Armani aus Italien, an den Wänden ein Zusammenspiel<br />

aus Beton, Cortenstahl, Walnussfurnier,<br />

quadratischen Ausstellungsnischen und CNC-gefrästen<br />

Lichtpaneelen, an der Decke schließlich eine<br />

pixelige Collage aus Akustikplatten, expressiven,<br />

kubistisch gekanteten Aluminiumkassetten und<br />

hunderten Messingrohren, die in unterschiedlichen<br />

© Vinesh Gandhi


© Vinesh Gandhi<br />

Längen hinabhängen und eine ondulierende Untersicht<br />

offenbaren, als würde man hinabtauchen in<br />

einen Indischen Ozean aus Cognac und über sich eine<br />

sanft wogende Meeresbrandung entdecken.<br />

„Da tut sich schon viel, oder?“ Sanjay Puri lacht,<br />

scheint Spaß zu haben am barocken Füllhorn des von<br />

ihm geplanten Bürogebäudes in Navi Mumbai, einer<br />

neuen, modernen Stadterweiterung im Norden der<br />

indischen Megametropole. „Aber die Fülle und Heterogenität<br />

in diesem Projekt sind pure Absicht, denn<br />

sie machen sichtbar, worin die Kompetenz unseres<br />

Bauherrn liegt.“ Narsi & Associates nämlich wurde vor<br />

etwa 40 Jahren gegründet, startete als kleines Tischlereiunternehmen<br />

und entwickelte sich im Laufe der<br />

Zeit zum landesweit größten B2B-Möbelproduzenten<br />

für den Office- und Objektbereich. Zu den Kunden<br />

von Narsi zählen etwa Google, Amazon, Deloitte,<br />

Unilever und der indische Automobilkonzern Tata.<br />

„Narsi baut, entwickelt und produziert Möbel im<br />

XXL-Bereich in Kleinserien“, erklärt Sanjay Puri,<br />

„und die Aufgabe lautete, ein Büro zu planen, das<br />

© Vinesh Gandhi<br />

direkt neben der Fabrik liegt und den Kundinnen und<br />

Kunden zugleich als Showroom dient. Und es war ein<br />

ausdrücklicher Wunsch des Bauherrn, das Design in<br />

räumlicher, geometrischer, materieller, konstruktiver<br />

und bautechnischer Hinsicht möglichst komplex zu<br />

gestalten, denn er hat all das, was wir hier geplant haben,<br />

selbst produziert. Das Büro dient ihm sozusagen<br />

als Show-off und als der ultimative Beweis, dass nichts<br />

unmöglich ist.“ Kurze Pause. Ein tiefes Ausatmen. Ein<br />

Lächeln, wie von Glück gezeichnet. „Ein Bauherr, der<br />

es teuer und kompliziert will. Für mich als Architekt<br />

das Paradies!“<br />

Betreten wird das außergewöhnliche Bürohaus mit<br />

dem ominösen Projekttitel „Office @63“, benannt<br />

nach der Parzelle Nummer 63 im Gewerbepark Navi<br />

Mumbai, über eine Lobby mit elf Metern Raumhöhe.<br />

Schon auf den ersten Schritten sollen die Besucher<br />

umgarnt und umworben werden: Über kleine Holz-<br />

<strong>contact</strong> 21


Büros aus aller Welt<br />

stege gelangt man zu zwei Wartebereichen, die wie<br />

kreisrunde, hölzerne Inseln in einem kleinen Wassersee<br />

zu schwimmen scheinen. Eine Wendeltreppe, die<br />

als organische, freitragende Skulptur, in den Raum<br />

hineinragt und die drei Büroetagen miteinander<br />

verbindet, soll den visuellen Wow-Effekt zusätzlich<br />

verstärken. Auf der anderen Seite der Lobby gibt es<br />

eine Arena mit Sitztribünen für Events und größere<br />

Besuchergruppen.<br />

© Vinesh Gandhi<br />

Die Büros und Besprechungsräume liegen wie prismatische<br />

Amöben in einem organischen Korridorsystem,<br />

frei angeordnet ohne jegliche erkennbare Ordnung.<br />

Akustisch abgetrennt sind diese mit raumhohen,<br />

gewölbten Glasscheiben sowie mit hinterleuchteten<br />

Sperrholzwänden mit CNC-gefräster Perforation.<br />

Obwohl die Matrix aus Kreisen, Dreiecken und Sechsecken<br />

den Anschein erweckt, Resultat algorithmischer<br />

Prozesse oder künstlicher Intelligenz zu sein, wurden<br />

sie vom Architekten eigenhändig entworfen. „Man<br />

kann nicht alles auslagern“, sagt Puri. „Vor allem, wenn<br />

es um Poesie, Eleganz und menschliches Wohlbefinden<br />

geht, kann man die Gestaltung nicht Maschinen<br />

überlassen.“<br />

Das Office @63 ist ein Hort der Schönheit, keine Frage,<br />

und es scheint, seinen rund 120 Büroangestellten ein<br />

breites Spektrum an respektvollen, überaus hochwertigen<br />

Arbeitsmöglichkeiten zu bieten. Es ist aber<br />

auch Zeuge eines turbokapitalistischen, wirtschaftlich<br />

Besser und<br />

komplizierter<br />

hätten wir es nicht<br />

machen können.<br />

erstarkenden Tigerstaates, der Großes in die Hand<br />

nimmt und nicht davor zurückscheut zu klotzen.<br />

„Stein, Beton, Stahl, Bronze, Messing und das Spiel<br />

mit Licht und Dunkelheit: Es gab einen Moment,<br />

da habe ich kurz gezweifelt, ob das alles in Summe<br />

nicht zu viel sein wird“, erinnert sich Sanjay Puri.<br />

„Aber nein, es passt. Es ist unserem Bauherrn und<br />

seinem Business-Modell sogar buchstäblich auf den<br />

Körper geschneidert. Besser und komplizierter hätten<br />

wir es nicht machen können.“ Das Projekt wurde mit<br />

dem Architect’s Awards 2022 ausgezeichnet.<br />

© Vinesh Gandhi<br />

Wojciech Czaja<br />

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What’s on your desk?<br />

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What’s on your desk,<br />

Simon Andreas Güntner?<br />

Welche Schnittstelle haben Arbeit, Bürogestaltung und Raumsoziologie?<br />

„Im Home-Office am Höhepunkt der Corona-Pandemie haben wir gesehen,<br />

wie sehr diese Themen miteinander verbunden sind“, sagt Simon<br />

Andreas Güntner, Professor an der TU Wien und Leiter des Forschungsbereichs<br />

Soziologie. „Aber auch in einem lauten und hektischen Großraumbüro<br />

merken wir, wenn man nicht auf äußere Ordnungsprinzipien<br />

zurückgreifen kann, wie die soziale Umgebung uns zwingt, uns selbst zu<br />

strukturieren. Manche machen das mit Kopfhörern, andere mit Katzenfotos,<br />

wiederum andere mit einem sehr präzisen Arbeits- und Pausenrhythmus.“<br />

Güntner selbst braucht das nicht zu tun. Sein Institut befindet sich in<br />

einer Seitengasse hinter der TU Wien, in einem schönen gründerzeitlichen<br />

Wohnhaus. Vor langer Zeit war hier vermutlich ein Schlafzimmer.<br />

„Ich komme hier gut zur Ruhe und kann mich in diesem Raum wunderbar<br />

konzentrieren.“ Aktuell liest er sich durch einen Haufen Bücher, neue<br />

Publikationen zur Soziologie, die soeben erschienen sind. Und Diplomarbeiten.<br />

Und Dissertationen.<br />

Beim Arbeiten, sagt Güntner, muss das Fenster die ganze Zeit offenstehen.<br />

Frischluft, Vogelgezwitscher, menschliche Stimmen. Nur manchmal<br />

schließt er es und zieht sich, während er seine Texte verfasst, Punk und<br />

Neo Jazz rein, je lauter, desto besser.<br />

Wojciech Czaja<br />

© TU Wien<br />

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Ich habe keine sonderlich emotionale Beziehung zu meinem<br />

Besprechungstisch. Ich hatte die Wahl zwischen ein paar wenigen<br />

Modellen aus dem Universitätskatalog und habe mich für die<br />

ganz weiße Variante entschieden.<br />

Plastikstühle kommen für mich nicht infrage. Im Archiv der TU<br />

Wien gab es noch ein paar schwarze Holzstühle.<br />

Ein Papierkorb mit meinem Namen drauf. Schon ein bisschen<br />

eigenartig, oder?<br />

Den kleinen Rollkoffer benütze ich, um Bücher ins Home-Office<br />

zu transportieren.<br />

Der Blick auf die Kunst beglückt mich jeden Tag aufs Neue:<br />

„Nevada“ (2017) von Irina Eden und Stijn Lernout, ein wunderschönes<br />

Panoramagemälde mit drei Meter Breite!<br />

Ehrlich gesagt: Keine Ahnung, was das für eine Pflanze ist. Jedenfalls<br />

hat sie im alten Büro auf mich gewartet und gesagt: „Nimm<br />

mich mit!“<br />

Das Fenster steht eigentlich das ganze Jahr über offen, Sommer<br />

wie Winter. Ich brauche die Frischluft und das Gefühl, das Leben<br />

zu hören.<br />

Ich bin hier vor zwei Jahren eingezogen. Noch immer stapeln<br />

sich die Umzugskartons im Eck. Ich glaube, Ankommen ist ein<br />

jahrelanger Prozess.<br />

Erfreulicherweise sind viele Soziologiebücher – vor allem jene im<br />

Suhrkamp Verlag – schön bunt. Das kommt mit sehr entgegen!<br />

Die Tasse habe ich vom Creative Bureaucracy Festival. Ein tolles<br />

Veranstaltungsformat!<br />

„Cubed. A Secret History of the Workplace“, eine wirklich lustige<br />

Pflichtlektüre für alle, die Büroarbeitsplätze planen.<br />

<strong>contact</strong> 23


Office Life<br />

Alles im Griff!<br />

Erfolgsfaktor Community Management.<br />

Was in Coworking Spaces bereits zum Standard gehört, wird nun<br />

auch in immer mehr Unternehmen gängige Praxis: Der Job des Community<br />

Managers, oft auch Feel Good Manager genannt, wird geschaffen.<br />

Was diese Stelle genau beinhaltet und warum sie Zusammenarbeit<br />

und Erfolg fördern kann, haben wir für Sie recherchiert.<br />

24 <strong>contact</strong>


Community? Feel Good? Happiness?<br />

Viele Begriffe – eine Bedeutung. Ein Community Manager<br />

ist in erster Linie Ansprechpartner für verschiedenste<br />

Belange und koordiniert die Anliegen aller<br />

Mitarbeiter im Büro. Vorrangige Ziele<br />

sind eine gelebte positive gemeinsame<br />

Unternehmenskultur, die Unterstützung<br />

und Hilfe bei Konflikten,<br />

sowie die Kontrolle der Einhaltung<br />

der Office Policy. Außerdem planen<br />

Community Manager interne Events,<br />

Vorträge und After-Work-Aktivitäten.<br />

Je nach Größe des Unternehmens ist ein<br />

Feel Good Manager entweder Vollzeit beschäftigt,<br />

oder er übt diesen Job neben seiner<br />

Hauptaufgabe aus. Für Community<br />

Management gibt<br />

es noch keine konkrete<br />

Ausbildung, es werden<br />

jedoch Kurse und<br />

Schulungen angeboten.<br />

Wichtig für diese Tätigkeit<br />

sind in erster Linie Soft Skills wie ein<br />

kommunikatives Wesen, selbstständiges<br />

und organisiertes Arbeiten, sowie<br />

Empathie.<br />

Schwerpunkt Coworking.<br />

Eine bedeutende Rolle spielt der Community<br />

Manager in Coworking Spaces. Wenn<br />

viele verschiedene Personen zwar nicht<br />

unmittelbar zusammenarbeiten, aber<br />

einen gemeinsamen Workspace nutzen,<br />

sind gewisse Richtlinien unumgänglich.<br />

Zu den gängigen Inhalten der Office Policy<br />

zählen gemeinsame Regeln zu Themen wie Sauberkeit,<br />

Lärm, Gerüche und Umgangsformen, aber auch<br />

ein Verhaltenskodex für gemeinsam genutzte Räume<br />

und Technik, und eine Vereinbarung über eine Clean<br />

Desk Policy. Letztere ist gerade in Coworking Spaces<br />

besonders wichtig, um ein sauberes und aufgeräumtes<br />

Erscheinungsbild zu wahren. Es bedarf also einer<br />

zentralen Person, welche die Einhaltung dieser Regeln<br />

überprüft und als Ansprechpartner für die gesamte<br />

Coworking Community fungiert.<br />

Neben zwischenmenschlichen Themen müssen Community<br />

Manager im Coworking-Büro auch einiges<br />

an organisatorischen Tasks erledigen. Beispielsweise<br />

sind sie dafür verantwortlich, dass jeder Arbeitsplatz<br />

die nötige Ausstattung bekommt.<br />

Sie organisieren Büromöbel,<br />

technische Hardware sowie<br />

funktionierende Internetanschlüsse.<br />

Außerdem liegt die Verwaltung der<br />

Mietverträge sowie die Budgetierung<br />

der gesamten Office-Infrastruktur in<br />

der Verantwortung des Community<br />

Managers. Eine kontinuierliche Aufgabe ist<br />

auch die Sicherung der Qualität: Feedback-<br />

Runden mit allen Teilnehmern, sowie das<br />

Managen der Außenwirkung inklusive<br />

Öffentlichkeitsarbeit laufen in der<br />

zentralen Stelle des Community<br />

Managers zusammen.<br />

Neben der ständigen Weiterentwicklung und<br />

Verbesserung der Büro-Infrastruktur gilt es<br />

laufend Vorträge, Barcamps und Workshops,<br />

Onboarding-Events und After-Work-Aktivitäten<br />

zu organisieren.<br />

Schließlich ist das Kapital des Coworking Space die<br />

Summe aus Raum und Gemeinschaft. Eine einwandfreie<br />

Ausstattung, Büroräume, die Aktivitäten<br />

basiertes Arbeiten ermöglichen, sowie eine lebendige<br />

und inspirierende Gemeinschaft binden die Mieter an<br />

ihre Coworking Community.<br />

Fazit:<br />

Community Manager sind eine<br />

zentrale Anlaufstelle in Büros und allen voran<br />

in Coworking Spaces. Wird der Job gewissenhaft<br />

ausgeübt, garantiert er zufriedenere Mitarbeiter,<br />

mehr Struktur, einen reibungslosen Ablauf in<br />

der Zusammenarbeit und trägt somit<br />

maßgeblich zum Erfolg eines<br />

Unternehmens bei.<br />

© shutterstock<br />

<strong>contact</strong> 25


Showroom<br />

Design trifft<br />

Zu Beginn schon ans Ende denken? Wenn es<br />

um eine verantwortungsbewusste Investition<br />

in Möbel geht, dann auf jeden Fall. Die Frage,<br />

die sich dabei stellt: Ist es nachhaltig, wenn<br />

Produkte am Ende ihrer Lebensdauer im Müll<br />

landen, geschreddert und dann bestenfalls<br />

noch recycelt werden?<br />

Wer Bürokultur im Sinne des New-Work-Gedankens<br />

lebt, muss zukunftsweisend agieren. Daher setzt<br />

sich Wiesner-Hager mit dem Refurbishment von<br />

ausgedientem Mobiliar das Ziel, den Verbrauch von<br />

Materialressourcen und den CO 2 -Ausstoß signifikant<br />

zu reduzieren. Im Zuge der Kreislaufwirtschaft sollten<br />

möglichst viele Komponenten eines Möbelstücks<br />

wiederverwendet werden.<br />

Für die zukünftige Circular Economy Strategie werden<br />

bereits bei der Produktentwicklung ökologische<br />

Designkriterien festgelegt, um eine spätere Wiederverwendung<br />

der Möbel zu ermöglichen. Nach einer<br />

gewissen Nutzungsdauer können gebrauchte Produkte<br />

zurückgenommen werden. Diese werden anschließend<br />

zerlegt und nur die unbrauchbaren Teile recycelt<br />

und ersetzt. Die wiederverwendbaren Komponenten<br />

müssen geprüft, gereinigt und aufbereitet werden.<br />

Nach dem Zusammenbau sind die Möbel wieder in<br />

gewohnter Weise einsatzbereit und eine nachhaltige<br />

Alternative zu Neuprodukten – mit hohem Qualitätsfaktor.<br />

Die Bilanz kann sich sehen lassen: Durch<br />

die Wiederverwendung verringert Wiesner-Hager die<br />

CO 2 -Emissionen und den Materialeinsatz jeweils um<br />

bis zu 80 Prozent.<br />

26 <strong>contact</strong>


Kreislaufwirtschaft.<br />

furniloop:<br />

Office Culture meets Circular Economy.<br />

Der neue Ansatz der Circular-Economy-Strategie<br />

wird bereits bei einem der diesjährigen Wiesner-Hager<br />

Neuprodukte umgesetzt. Schon der Name des Bürotischprogrammes<br />

furniloop steht für den Kreislauf des<br />

Produktes beziehungsweise seiner Komponenten.<br />

Das Schreibtischprogramm besteht aus vier verschiedenen<br />

Gestelltypen: symmetrisches und asymmetrisches<br />

Gestell, wahlweise elektrisch und mechanisch<br />

höhenverstellbar. Die elektrisch höhenverstellbare<br />

Variante kommt dem Bedürfnis nach ergonomischen<br />

Arbeitsplätzen entgegen. Denn der häufige Positionswechsel<br />

zwischen dynamischem Sitzen und Stehen<br />

entlastet die Wirbelsäule und entspannt die Rückenmuskulatur.<br />

Eine besondere Bedeutung kommt auch der Abschirmung<br />

zu. Das stoffbespannte, pinnfähige Sichtschutz-Paneel<br />

wird in zwei unterschiedlichen Höhen<br />

angeboten und umschließt den Arbeitsbereich an drei<br />

Seiten. Das schafft Ruhe und Privatsphäre, zumal das<br />

Paneel aus recycelten Polyesterfasern hervorragend<br />

schalldämmend wirkt. Neben den rein funktionalen<br />

Aspekten ist der Screen auch ein prägendes Design-<br />

Element, das dem Tisch Ausdruck verleiht. Der<br />

Screen lässt sich außerdem nach hinten verschieben,<br />

was ein einfaches und unauffälliges Verlegen der Kabel<br />

zwischen Plattenrückseite und Sichtschutz-Paneel<br />

ermöglicht.<br />

Während Materialien wie Kunststoffe vermieden werden,<br />

weil sie die Kriterien für eine mögliche Wiederverwendung<br />

nicht erfüllen, eröffnet die Option einer<br />

Tischplatte aus massivem Eichenholz einen nachhaltigen,<br />

emissionsfreien und qualitätvollen Weg.<br />

Design: neunzig° design<br />

<strong>contact</strong> 27


office<br />

culture<br />

meets<br />

circular<br />

economy<br />

Product News<br />

Vom ergonomischen Büroarbeitsplatz bis zu Produktlösungen für Kreativbereiche<br />

und Events: Unsere innovativen Neuprodukte überzeugen durch<br />

smarte Features, kreatives Design und höchste Qualität.<br />

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