(Saison 2012/2013): Füchse Berlin - Rhein-Neckar Löwen
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INTERVIEW LÖWENGEBRÜLL � 09<br />
LG // Was erwartet euch gegen <strong>Berlin</strong>?<br />
PETERSSON // Ein unangenehmer Gegner,<br />
das habe ich schon erlebt, als ich noch mit Flensburg<br />
gegen die <strong>Füchse</strong> gespielt habe und die große<br />
Handball-Welle noch nicht durch die Hauptstadt<br />
geschwappt war. Trainer Dagur Sigurdsson<br />
ist ein glänzender Analytiker, er liest die Taktik jedes<br />
Gegner sehr gut und stellt seine Mannschaft<br />
darauf ein. Es kommt selten vor, dass er falsch<br />
liegt. Uns erwartet eine richtig schwere Aufgabe,<br />
aber wir müssen uns nicht verstecken. Denn wir<br />
haben einen guten Lauf und spielen in unserer SAP<br />
Arena. Ich freue mich einfach riesig auf dieses<br />
Spiel und hoffe, dass wir gewinnen. Denn dann<br />
fällt es mir nach dem Schlusspfiff leichter, mit den<br />
ehemaligen Kollegen noch zu plaudern.<br />
LG // Freust Du Dich auf das Wiedersehen mit<br />
Iker Romero?<br />
PETERSSON // Ja, auf jeden Fall. Iker ist ein besonderer<br />
Typ, solch einen Menschen hatte ich in<br />
meiner Karriere zuvor noch nicht kennengelernt. Er<br />
kam im Sommer 2011 als großer Star von Barcelona<br />
nach <strong>Berlin</strong>, hat das aber nie raushängen lassen.<br />
Er war stets freundlich, hilfsbereit und überhaupt<br />
nicht arrogant. Iker war von Beginn an darum<br />
bemüht, zu allen ein gutes Verhältnis zu haben.<br />
Wir waren in der vergangenen <strong>Saison</strong> bei den<br />
Auswärtsreisen Zimmerkollegen und hatten richtig<br />
viel Spaß zusammen. Gerade am Anfang war es<br />
zwar ein wenig schwierig mit der Kommunikation,<br />
wir haben uns mit einem Mix aus Englisch und<br />
Deutsch miteinander verständigt. Aber das war<br />
sehr lustig. Und Iker hat immer versucht, etwas<br />
Neues dazuzulernen.<br />
LG // Du wurdest in Lettland geboren, hast aber<br />
auch die isländische Staatsbürgerschaft angenommen.<br />
Als was fühlst Du Dich?<br />
PETERSSON // Island gehört mein Handball-Herz.<br />
Diesem Land habe ich meine Karriere zu verdanken.<br />
Als ich nach Island kam, konnte ich nur<br />
schnell rennen und hart werfen. Meine Technik,<br />
das taktische Verständnis, die Athletik – all das<br />
habe ich dort gelernt. Meine Heimat bleibt jedoch<br />
Lettland. Dort leben meine Familie und Freunde.<br />
Ich vergesse meine Wurzeln nicht.<br />
„Da ging ein richtiger Traum<br />
in Erfüllung. Aber ich habe schnell<br />
gemerkt, dass mir nicht die Welt<br />
zu Füßen liegt.“<br />
LG // Du bist als 18-Jähriger nach Island gewechselt,<br />
bekamst einen Vertrag bei Grotta KR. Mit<br />
welchen Gefühlen hast Du damals Deine Heimat<br />
verlassen?<br />
PETERSSON // Das war ein richtiges Abenteuer.<br />
Als ich den Vertrag unterschrieben hatte, dachte<br />
ich: Wow, jetzt bin ich Profi. Da ging ein richtiger<br />
Traum in Erfüllung. Aber ich habe schnell gemerkt,<br />
dass mir nicht die Welt zu Füßen liegt. Ich wohnte<br />
bei einer Familie, konnte die Sprache nicht und irgendwie<br />
war es nicht so, wie ich mir das vorgestellt<br />
hatte. Auch das Klima mit der Dunkelheit,<br />
dem Regen und dem Wind machte mir zu schaffen.<br />
Das erste Jahr war nicht einfach, aber ganz viele<br />
Leute wollten mir helfen. Das werde ich nie vergessen.<br />
Und als ich dann meine spätere Ehefrau Eivor<br />
getroffen hatte, wurde vieles einfacher.<br />
LG // Die isländische Handball-Nationalmannschaft<br />
gewann 2008 Olympiasilber und 2010<br />
EM-Bronze mit der Goldenen Generation um<br />
Ólafur Stefánsson, Gudjon Valur Sigurdsson,<br />
Snorri Gudjónsson, Róbert Gunnarsson und Dir.<br />
Sind solch einzigartige Erfolge für ein kleines<br />
Land wie Island wiederholbar?<br />
PETERSSON // Das hoffe ich, aber unserer Nationalmannschaft<br />
steht sicherlich irgendwann ein<br />
kleiner Umbruch bevor. Wir spielen seit sieben,<br />
acht Jahren in dieser Konstellation zusammen.<br />
Ólafur hat jedoch schon seinen Rücktritt aus dem<br />
Nationalteam erklärt und die anderen werden vermutlich<br />
noch drei, vier Jahre zusammen spielen<br />
können. Bis dahin wollen wir mit dieser Mannschaft<br />
auf jeden Fall etwas erreichen.<br />
LG // Dein <strong>Löwen</strong>-Trainer Gudmundur Gudmundsson<br />
betreut nicht mehr die Nationalmann-<br />
„Gudmundsson steckt seine ganze<br />
Kraft in den Handball. Wie er alles<br />
unter einen Hut bekommen hat, nötigt<br />
mir den allergrößten Respekt ab.“<br />
schaft und konzentriert sich auf seinen Klub.<br />
Bist Du traurig darüber oder hast Du Verständnis?<br />
PETERSSON // Ich verstehe seine Entscheidung,<br />
weil ich genau weiß, wie er arbeitet. Er steckt seine<br />
ganze Kraft in den Handball. Wie Gudmundur das<br />
alles unter einen Hut bekommen hat, sich gleichzeitig<br />
so hundertprozentig auf die <strong>Löwen</strong> und die<br />
Nationalmannschaft zu konzentrieren, nötigt mir<br />
den allergrößten Respekt ab. Jetzt hat er ein wenig<br />
mehr Ruhe, und das tut ihm glaube ich auch ganz<br />
gut. ■<br />
Alexander Petersson (geboren am 4. Juli 1980 in Riga) ist zwar in Lettland<br />
geboren, hat aber die isländische Staatsbürgerschaft. Mit dem Nationalteam gewann er<br />
bei den Olympischen Spielen 2008 sensationell die Silbermedaille und wurde bei der Europameisterschaft<br />
2010 Dritter. Der 1,86 Meter große Rückraumspieler wechselte im<br />
Sommer von den <strong>Füchse</strong>n <strong>Berlin</strong> zu den <strong>Löwen</strong>. Zuvor war er in der Bundesliga bereits für<br />
die SG Flensburg-Handewitt (2007 – 2010), den TV Großwallstadt (2005 – 2007) und die<br />
HSG Düsseldorf (2003 – 2005) aktiv.<br />
ZUR PERSON