24.12.2012 Aufrufe

uni.kurier.aktuell 61/mai.2006 Aus dem - Universität Erlangen ...

uni.kurier.aktuell 61/mai.2006 Aus dem - Universität Erlangen ...

uni.kurier.aktuell 61/mai.2006 Aus dem - Universität Erlangen ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

FORSCHUNG UND LEHRE<br />

Erlanger Forscher leiten die Entwicklung eines riesigen Neutrino-Teleskops<br />

Weltraumforschung in der Tiefsee<br />

Während die meisten Astronomen<br />

ihre Teleskope gen Himmel<br />

richten, um mehr über das Weltall<br />

und seine Geheimnisse zu erfahren,<br />

blickt eine internationale<br />

Forschergruppe unter Leitung<br />

des Erlanger Physikers<br />

Prof. Dr. Ulrich Katz in die genau<br />

entgegengesetzte Richtung:<br />

Katz, Inhaber des Lehrstuhls<br />

für Experimentalphysik,<br />

und sein Team planen ein riesiges<br />

Neutrino-Teleskop, das auf<br />

<strong>dem</strong> Grund des Mittelmeers<br />

verankert werden soll.<br />

Die vorbereitende Design-Studie<br />

für das Teleskop KM3NeT<br />

wird mit 20 Millionen Euro gefördert,<br />

neun Millionen davon<br />

kommen von der EU. In <strong>dem</strong> auf<br />

drei Jahre angelegten Projekt<br />

erarbeiten insgesamt 36 Forschungsinstitute<br />

aus Astroteilchenphysik,<br />

Teilchenphysik,<br />

Astrophysik sowie Meeresforschung<br />

und Tiefseetechnologie<br />

die genauen technischen Spezifikationen<br />

des Neutrino-Teleskops.<br />

Neutrinojagd auf <strong>dem</strong><br />

Meeresgrund<br />

Mit Hilfe des Teleskops wollen<br />

die Forscher versuchen, eines<br />

der größten Rätsel der Astrophysik<br />

zu lösen: die Frage nach<br />

der Herkunft der hochenergetischenkosmischen<br />

Strahlung. Diese<br />

Strahlung besteht aus<br />

Protonen und schwereren<br />

Atomkernen, die<br />

aus <strong>dem</strong> All kommend<br />

ständig die Atmosphäre<br />

der Erde bombardieren.<br />

Trotz jahrzehntelanger<br />

Anstrengungen ist es<br />

der Wissenschaft bis<br />

heute nicht gelungen, sicher<br />

zu sagen, woher<br />

die Teilchen kommen<br />

und wie die kosmischen<br />

Teilchenbeschle<strong>uni</strong>ger<br />

funktionieren.<br />

Von Neutrinos - winzigen<br />

Elementarteilchen - erhoffen<br />

sich die Wissenschaftler nun<br />

neue Hinweise. Die Neutrinos<br />

entstehen dort, so vermuten<br />

die Forscher, wo auch die kosmische<br />

Strahlung ihre Quelle<br />

hat. Neutrinos können zum Beispiel<br />

produziert werden, wenn<br />

ein schwarzes Loch und ein Begleitstern<br />

sich sehr eng umeinander<br />

drehen. Eine andere<br />

mögliche Quelle könnte in so<br />

genannter kalter „dunkler Materie“<br />

bestehen, die im Urknall<br />

produziert wurde. Die Teilchen<br />

der dunklen Materie stoßen zusammen<br />

und erzeugen dabei<br />

Neutrinos.<br />

Auf ihrem Weg zur Erde werden<br />

die Neutrinos von magnetischen<br />

oder elektrischen Feldern<br />

nicht abgelenkt, so dass<br />

man von ihrer Bewegungsrichtung<br />

auf ihren Herkunftsort<br />

schließen kann. Erreichen sie<br />

dann unseren Planeten, durchdringen<br />

die Neutrinos - anders<br />

als andere kosmische Teilchen<br />

- die Erde nahezu ungehindert.<br />

Denn Neutrinos gehen äußerst<br />

selten Reaktionen mit anderen<br />

Elementarteilchen ein. Dieses<br />

Phänomen wollen sich die<br />

Wissenschaftler zu Nutze machen:<br />

Um die Neutrinos nachzuweisen,<br />

setzen sie die Erde<br />

als Abschirmung gegen andere<br />

Teilchensorten ein und richten<br />

ihre Detektoren nach unten.<br />

Das Antares-Teleskop - der kleine Bruder von<br />

KM3NeT - wird bald vor der Küste von Marseille<br />

Neutrinos aufsprüren. Bild: Antares-Kollaboration<br />

Die Reaktionsunlust der Neutrinos<br />

stellt die Experimentalphysiker<br />

aber gleichzeitig vor ei-<br />

<strong>uni</strong>.<strong>kurier</strong>.<strong>aktuell</strong> <strong>61</strong>/<strong>mai.2006</strong><br />

3<br />

ne schwere Aufgabe. Um die<br />

Teilchen aufzuspüren und ihren<br />

Herkunftsort zu bestimmen,<br />

müssen sie riesige Detektoren<br />

bauen, in denen wenigstens einige<br />

der ankommenden Neutrinos<br />

eine Reaktion eingehen.<br />

Wenn die Neutrinos dann reagieren,<br />

erzeugen sie sekundäre,<br />

geladene Teilchen - so genannte<br />

Myonen. Die Myonen<br />

fliegen entlang der ursprünglichen<br />

Richtung des Neutrinos<br />

und strahlen dabei ein bläuliches<br />

Licht ab. Das Lichtsignal<br />

wird von einer Anordnung von<br />

bis zu mehreren Tausend hochempfindlicherPhotosensoren<br />

registriert und genau vermessen.<br />

<strong>Aus</strong> den so gewonnenen<br />

Daten lässt sich dann die<br />

Herkunft der Neutrinos rekonstruieren.<br />

Um mögliche<br />

Störungen durch das Tageslicht<br />

und durch von oben kommende<br />

Teilchen der kosmischen<br />

Strahlung auszuschalten,<br />

müssen die Detektoren unter<br />

Wasser in mehreren Kilometern<br />

Tiefe installiert werden.<br />

Den Südhimmel im Blick<br />

Erste Erfolge bei der Neutrinojagd<br />

konnte die Wissenschaft<br />

schon mit Teleskopen im Baikal-See<br />

und am Südpol erzielen.<br />

Im Mittelmeer sind<br />

weitere drei im Aufbau,<br />

darunter - mit starker Erlanger<br />

Beteiligung - das<br />

Antares-Teleskop, das<br />

etwa 0,03 Kubikkilometer<br />

groß ist. Die neuesten<br />

Detektoren sind noch<br />

deutlich größer und umfassen<br />

einen Kubikkilometer<br />

und mehr. So entsteht<br />

am Südpol das Teleskop<br />

IceCube, das<br />

den Nordhimmel beob-<br />

achten wird. KM3NeT<br />

soll ähnlich groß werden<br />

und den Südhimmel,<br />

insbesondere die zentrale<br />

Region unserer<br />

Galaxis, beobachten. Dort<br />

werden intensive Neutrino-<br />

Quellen vermutet.<br />

Gleichstellungspreis 2006<br />

Jetzt bewerben<br />

Parfüm analysieren, Fruchtsaftkonzentrate<br />

herstellen oder<br />

den Computer vor Eindringlingen<br />

schützen: Das Mädchen+<br />

Technik-Praktikum ist nicht das<br />

einzige Projekt der Technischen<br />

Fakultät, das Mädchen mit<br />

spannenden Angeboten an die<br />

sonst eher männerdominierten<br />

Natur- und Technikwissenschaften<br />

heranführen möchte.<br />

Auch der Girls’ Day und das<br />

Mentoring-Programm Ariadne<br />

sollen Mädchen für ein technikwissenschaftliches<br />

Studium<br />

begeistern oder die Karriereplanung<br />

erleichtern. Für dieses<br />

Engagement wurde der Technischen<br />

Fakultät vergangenen<br />

November der Gleichstellungspreis<br />

der Uni <strong>Erlangen</strong>-Nürnberg<br />

verliehen. Die <strong>Aus</strong>zeichnung,<br />

die mit 10.000 Euro dotiert<br />

ist, soll nun jährlich an ein<br />

besonders gelungenes Projekt<br />

zur Gleichstellung von Frauen<br />

und Männern an der <strong>Universität</strong><br />

vergeben werden. Mit <strong>dem</strong><br />

Preisgeld können bestehende<br />

Aktivitäten fortgeführt oder<br />

neue ins Leben gerufen werden.<br />

Das nächste Mal wird der<br />

Gleichstellungspreis zum Dies<br />

aca<strong>dem</strong>icus, am 4. November<br />

2006, verliehen. Dafür bewerben<br />

können sich Mitglieder<br />

oder Einrichtungen der <strong>Universität</strong>.<br />

Vorschläge oder Selbstbewerbungen<br />

sind bis zum 30.<br />

J<strong>uni</strong> 2006 an die Hochschulleitung<br />

der Friedrich-Alexander-<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Erlangen</strong>-Nürnberg,<br />

Schlossplatz 4, 91054 <strong>Erlangen</strong><br />

zu richten. Über die Vergabe<br />

des Preises entscheidet<br />

die Hochschulleitung auf der<br />

Grundlage der Empfehlung der<br />

AG Chancengleichheit.<br />

<strong>Aus</strong>führliche Informationen<br />

zum Gleichstellungspreis der<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Erlangen</strong>-Nürnberg<br />

gibt es im Internet, auf der Webseite<br />

der Frauenbeauftragten<br />

unter:<br />

www.frauenbeauftragte.<br />

<strong>uni</strong>-erlangen.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!