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moneyeditorial EDITORIAL Finanzielle Vorsätze für das neue Jahr FRANK MERTGEN stellv. Chefredakteur <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> Das neue Jahr ist erst wenige Tage alt. Jetzt sollten die meisten Vorsätze, die man gefasst hat, noch halten. Abnehmen, gesünder leben scheint hier immer ein wichtiges Thema zu sein. Eher selten hört man von finanziellen Vorsätzen. Dafür ist es auch nach der Neujahrsnacht nicht zu spät. Mark Haefele, Chief Investment Officer des Global Wealth Managements der UBS, hat sich zehn populäre Vorsätze vorgenommen und so interpretiert, dass sie das Portfolio <strong>2<strong>02</strong>2</strong> auf Kurs halten können. Konzentriere dich auf die Zukunft: Nehmen Sie eine langfristige Perspektive ein und schauen Sie durch kurzfristige Ängste hindurch, so der Rat. Warum sich das auszahlt, zeigt die Angst vor Omikron, die Ende November/Anfang Dezember zu einem kleinen Sell-off geführt hat. Den grundlegenden Trend, eine starke Erholung der Weltwirtschaft, hat Omikron vielleicht erneut verzögert, aber nicht entgleisen lassen. Die US-Indizes notieren längst wieder auf neuen Rekordständen. Wer durchhielt, steht heute besser da – und musste nicht nach einem Verkauf über den Wiedereinstieg nachdenken. Organisiere dich besser: Überprüfen Sie Ihren Finanzplan zu Jahresbeginn, so die Empfehlung, im Hinblick auf Liquidität, Langlebigkeit, Vermächtnis. Das heißt: genug Liquidität für die nächsten zwei bis fünf Jahre einplanen, um mit dem Rest der Assets, regional und nach Anlageklassen gut diversifiziert, dauerhaft verdienen zu können. Eine Strategie für die Assets, die über die Bedürfnisse der eigenen Lebensspanne hinausgehen (zum Beispiel vererbt werden sollen), eröffnet dafür die Chancen eines besonders langfristigen Ansatzes. Verliere etwas Gewicht: Typischerweise halten Anleger zu viel Cash, gerade in Deutschland, wie die Statistiken beweisen. Das gilt erst recht, wenn Cash angesichts von fünf Prozent Inflation dramatisch an Kaufkraft verliert. Also: Das Bare, das über die Liquiditätsbedürfnisse weit hinausgeht, lieber am Kapitalmarkt arbeiten lassen. Erweitere deinen Horizont: Die Vorliebe für Aktien des eigenen Landes („Home Bias“) reduziert Ertragschancen. Derzeit erscheinen der UBS besonders die zyklischen Aktienmärkte Japans und der Euro-Zone aussichtsreich, um von der Erholung der Weltwirtschaft zu profitieren. Lebe gesünder: Anleger sollten mehr im Healthcare-Sektor investieren, so der Rat. Pharma-Aktien sähen besonders günstig aus, sie werden mit einem 16-prozentigen Abschlag gegenüber dem umfassenden Welt-Aktien-Index MCSI-All-Country-World gehandelt (gemessen am KGV; Basis: der in zwölf Monaten erwartete Gewinn). Probiere etwas Neues aus: Diversifizieren und auch in alternative Assets gehen, lautet der Rat an dieser Stelle. Dahinter steht die Beobachtung, dass Anleihen immer schlechter als Stoßdämpfer im Depot einsetzbar sind, oft sogar gleichzeitig mit den Aktien fallen. Die UBS empfiehlt hier Hedge-Fonds – die sind allerdings vermutlich nicht jedermanns Sache. Sei unkonventionell: Die UBS erwartet, dass die Zinsen nahe den historischen Tiefständen verharren werden, und sieht kaum Gelegenheiten bei klassischen Anleihen. Ein Weg zu mehr Rendite: Dividendenaktien. Gerade in der Euro-Zone liegen die Dividendenrenditen weit über den Renditen der Staatsanleihen. Spare ein paar Dollar mehr: Da die Bank davon ausgeht, dass der Dollar weiter aufwerten wird, zieht sie die US-Währung Euro, Yen und auch Schweizer Franken vor. Das liegt daran, dass die US- Notenbank Fed von den großen Zentralbanken wohl die härteste Zinspolitik fahren wird. Lerne eine neue Sprache: Gemeint ist nicht Spanisch oder Chinesisch, sondern das ABC der Technologie. Das ABC steht für die Tech-Sektoren mit dem höchsten erwarteten Wachstum: Artificial Intelligence (KI), Big Data und Cybersecurity. Der Markt der künstlichen Intelligenz wird bis 2<strong>02</strong>5 um 20 Prozent jährlich auf 90 Milliarden US-Dollar wachsen, schätzen die UBS-Experten. Das globale Datenvolumen soll sich von 2<strong>02</strong>0 bis 2030 auf 660 Zettabyte verzehnfachen – als ob jeder einzelne Erdenbürger 610 iPhones mit 128 Gigabyte besäße –, da gibt es reichlich Daten zu analysieren. Die Chancen von Cybersecurity leuchten sowieso jedermann ein. Sei umweltbewusster: Dahinter verbirgt sich die Empfehlung, das Portfolio auf die allerorten verfolgte künftige Klimaneutralität auszurichten. Das Ziel der Null-Emissionen eröffnet den Zugang zu „einigen der besten Wachstumschancen der kommenden Dekade“, schreibt Haefele. Schon bis 2<strong>02</strong>6 dürfte die Kapazität an erneuerbaren Energien weltweit um 60 Prozent ausgebaut werden, prognostiziert die Internationale Energieagentur. Wie auch immer Ihre finanziellen Vorsätze für <strong>2<strong>02</strong>2</strong> aussehen – ich wünsche Ihnen, dass Sie diese einhalten und durchhalten können. Wie schwer das ist, hat vermutlich jeder schon einmal selbst erfahren. Ihr <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> 2/<strong>2<strong>02</strong>2</strong> Foto: S. Ugurlu/<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> Composing: <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> 3