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DOSSIER - e-LISA academy

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© e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong><br />

www.e-<strong>LISA</strong>-<strong>academy</strong>.at<br />

Ein Service von EDUCATION HIGHWAY<br />

Wien 2006


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Impressum<br />

e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> - ein Service von EDUCATION HIGHWAY<br />

e-Learning-Netzwerk für Lehrerinnen und Lehrer<br />

Schulerstraße 1-3/49b, 1010 Wien<br />

Tel.: +43 1 5122422<br />

Fax.: +43 732 788078-88<br />

E-Mail: info@e-<strong>LISA</strong>-<strong>academy</strong>.at<br />

www.e-<strong>LISA</strong>-<strong>academy</strong>.at<br />

Medieninhaber<br />

EDUCATION HIGHWAY<br />

Innovationszentrum für Schule und Neue Technologie GmbH<br />

Autorinnen und Autoren<br />

Thomas, Nárosy, MAS (nat)<br />

Mag. a Angela Kohl (koa)<br />

Mag. Alfred Peherstorfer (pea)


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort.................................................................................................................................. 5<br />

<strong>DOSSIER</strong>: Computerhauptschule Wieselburg<br />

Newsletter Oktober 2005 .......................................................................................................... 6<br />

Computerhauptschule Wieselburg: „Der Computer ist Werkzeug, niemals Selbstzweck“ ...... 6<br />

„Wir wollen’s uns auch leisten!“ ............................................................................................. 9<br />

Konzept der Computer-Hauptschule Wieselburg..................................................................10<br />

LSI Rötzer: „Wieselburg ist Chance und Vorbild für lebendige Autonomie“...........................11<br />

<strong>DOSSIER</strong>: SbX<br />

Newsletter November 2005......................................................................................................13<br />

SbX-Wissen .........................................................................................................................13<br />

Schulbuch & SbX: Im Kombipack günstiger..........................................................................17<br />

SbX: Das ist neu im Schuljahr 2006/07 ................................................................................20<br />

<strong>DOSSIER</strong>: eLSA<br />

Newsletter Dezember 2005......................................................................................................21<br />

eLSA: Ein Meilenstein in Österreich. Und möglicherweise auch in Europa...........................21<br />

eLSA – Erste Zwischenergebnisse der Abschlussevaluation................................................24<br />

E-Learning macht „unersättlich“: eLSA-Schülerinnen und -Schüler wollen jetzt auch<br />

Laptop-Klassen! Stationen eines Projekterfolgs ...................................................................33<br />

<strong>DOSSIER</strong>: Schulportrait BG/BRG Zell am See<br />

Newsletter Jänner 2006...........................................................................................................41<br />

Über die selbstverständliche Unabdingbarkeit von E-Learning.<br />

Schulportrait BG/BRG Zell am See.......................................................................................41<br />

Mehr als nur eine Rechtschreibhilfe ... Ein Gespräch mit der Laptopklasse 8a<br />

des BG/BRG Zell am See.....................................................................................................46<br />

Learning Gateway am BG/BRG Zell am See: A Splendid Idea for Blended Learning ...........48<br />

<strong>DOSSIER</strong>: Die eLC-Story<br />

Newsletter März 2006..............................................................................................................53<br />

Die eLC-Story. Oder: Wenn Sie nicht wissen, was E-Learning bringt, fragen Sie<br />

einfach Ihre Schüler ….........................................................................................................53<br />

Was es wiegt, das hat’s........................................................................................................58<br />

<strong>DOSSIER</strong>: Open Source in der Schule<br />

Newsletter April 2006 ..............................................................................................................62


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Freie Software in der Schule ................................................................................................62<br />

(Windows-)Software für Linux...............................................................................................69<br />

Die OSCON 2006 – bewegt sich was bei „Open Source“ in Österreich? ..............................73<br />

<strong>DOSSIER</strong>: VS Zöblen – Unterricht an einer einklassigen Volksschule<br />

Newsletter Mai 2006................................................................................................................76<br />

Schulportrait: Volksschule Zöblen<br />

Wie der Unterricht in einer einklassigen Volksschule aussehen kann ..................................76<br />

Denn Kinder sollen nicht bereits mit 6 Jahren pendeln müssen ...........................................80<br />

Der Computer als ein Lehrmittel neben anderen.<br />

Über den gezielten Einsatz von Computer und Internet im Unterricht...................................83<br />

<strong>DOSSIER</strong>: Kinder und Jugendliche im Internet<br />

Newsletter Juni 2006...............................................................................................................89<br />

Kinder und Jugendliche im Internet ......................................................................................89<br />

Internet im Zusammenhang mit jugendlicher Identitätssuche ...............................................95<br />

Interview mit Schülerinnen und Schülern der 5A –<br />

Maturaklasse Hotel- und Tourismusschule Modul ................................................................99<br />

Jugendliche und Internet in Guatemala – Interview mit Mag. Gerhard Sihorsch .................101<br />

<strong>DOSSIER</strong>: moodle<br />

Newsletter September 2006 ...................................................................................................111<br />

moodle – die trendige Lernplattform ...................................................................................111<br />

moodle für alle Lehrenden in Österreich gratis ...................................................................113<br />

moodle Einführungsdidaktik – Ein Interview mit Mike Baselt ..............................................115<br />

Moodle4schools – die moodle Tauschbörse –<br />

Ein Interview mit Günter Nimmerfall, Europahauptschule Hall in Tirol ................................116<br />

moodle im Deutschunterricht –<br />

Ein Interview mit Mag. a Julia Steiner, Islamisches Gymnasium, Wien ................................119<br />

Unterricht mit moodle –<br />

Ein Interview mit Mag. Dietmar Hanz, BG/BRG Ramsauerstraße, Linz ..............................122


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Vorwort<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

E-Learning und computergestützter Unterricht sind aus der österreichischen Schullandschaft<br />

nicht mehr wegzudenken. Viele Kolleginnen und Kollegen sind davon überzeugt, dass IKT<br />

und E-Learning einen Mehrwert für den Unterricht bieten und nicht selten als Katalysatoren<br />

für die Verbesserung von Schule generell wirken. Es ist bereits sehr viel E-Learning-Knowhow<br />

an österreichischen Schulen vorhanden, allerdings übers ganze Land verstreut.<br />

Im <strong>DOSSIER</strong> des e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> Newsletters widmen wir, das Team von e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong>,<br />

uns monatlich herausragenden E-Learning Initiativen, Projekten und Best-Practice<br />

Beispielen aus ganz Österreich. Wir berichten über neueste Entwicklungen im Bereich Open<br />

Source und Schule, über die Internet-Gewohnheiten österreichischer Jugendlicher, darüber,<br />

wie es so ist, an einer einklassigen Volksschule in Tirol IKT-unterstützt zu unterrichten, oder<br />

über die derzeit angesagte Lernplattform moodle, um nur einige Themen zu nennen.<br />

Die <strong>DOSSIER</strong>s des e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> Newsletters geben einen fundierten Überblick über die<br />

österreichische E-Learning Landschaft, und halten Sie up to Date über die neuesten<br />

Entwicklungen an der Schnittstellte zwischen IKT und Bildung in Österreich.<br />

Wir wünschen Ihnen bei der Lektüre dieses Readers anregende und informative Momente<br />

und vor allem viel Freude und spannende Unterhaltung.<br />

Liegt Ihnen ein Thema aus dem Bereich E-Learning und Schule besonders am Herz und wir<br />

haben in unseren <strong>DOSSIER</strong>s (noch) nicht darüber berichtet? Oder möchten Sie einen<br />

spannenden Input aus dem Spannungsfeld Technologie und Bildung liefern? Wenden Sie<br />

sich bitte unter info@e-lisa-<strong>academy</strong>.at an uns – für Ideen und Anregungen haben wir immer<br />

ein offenes Ohr!<br />

Ihr e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> Team<br />

5


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

<strong>DOSSIER</strong>: Computerhauptschule Wieselburg<br />

Newsletter Oktober 2005<br />

Das Konzept der CHS<br />

Wieselburg ist genialeinfach.<br />

Direktor Karl<br />

Fahrnberger (re.): "Das<br />

Team ist das wichtigste."<br />

Der Computer wird in<br />

allen Gegenständen<br />

verwendet.<br />

Computerhauptschule Wieselburg: „Der Computer<br />

ist Werkzeug, niemals Selbstzweck“<br />

Das waren die ersten Worte, mit denen Gerhard Brandhofer, Lehrer<br />

an der Computerhauptschule (CHS) Wieselburg, in einem<br />

Vorgespräch die Rolle des Computers an seiner Schule<br />

charakterisierte: „Werkzeug, niemals Selbstzweck.“<br />

(nat) Das Konzept der CHS Wieselburg ist so einfach, dass man es<br />

schon wieder als genial bezeichnen muss. Wiewohl man weiß: Gerade<br />

die einfachen und selbstverständlichen Entwicklungen brauchen das<br />

meiste „Hirnschmalz“ in der Entwicklung. Die Herausforderungen für die<br />

(damals noch „HS“ ohne „C“ vorneweg) Wieselburg Ende der 90er Jahre<br />

waren: ein unbefriedigender EDV-Unterricht, überlastete Lehrkräfte,<br />

unterschiedliche Interessen und fachliche Niveaus, dazu der<br />

zunehmende Druck der Stundenkürzungen.<br />

Nicht mehr und nicht weniger als die Quadratur des Kreises scheint der<br />

Schule vor etwas mehr als sechs Jahren, wesentlich initiiert durch den<br />

späteren Schulobmann Walter Schrittwieser (damals noch Lehrer an der<br />

Hauptschule), gelungen zu sein: Statt zusätzlicher EDV-Stunden einfach<br />

existierende Unterrichtsstunden im Rahmen der Schulautonomie nützen<br />

und umwidmen.<br />

Statt den Computer unverbunden neben den normalen Schulalltag zu<br />

setzen die Informations- und Kommunikationstechnologie als Werkzeug<br />

in Mathematik, in Deutsch, in Geometrisches Zeichnen und in die<br />

Bildnerische Erziehung einführen. So genial und so einfach. Und<br />

obendrein höchst wirksam, wie die äußerst positiven Reaktionen auf die<br />

erste Homepage der Computerhauptschule im Schuljahr 1999/2000<br />

zeigten.<br />

„Ohne das entsprechende Team, ohne die engagierten Leute geht gar<br />

nichts. Das Team ist das wichtigste.“ Direktor Karl Fahrnberger weiß,<br />

was er an seinen Lehrerinnen und Lehrern hat. Und die Schülerinnen<br />

und Schüler wissen auch, was sie an ihren Lehrerinnen und Lehrern<br />

haben. Grinsend sitzen sie im Chemieunterricht (der – no na – ebenfalls<br />

teilweise im EDV-Raum stattfindet) und arbeiten an den Übungen, die<br />

ihnen von Helga Moosbauer, der Chemielehrerin, aufgegeben worden<br />

sind. „Wissen Sie“, sagt sie uns, während sie hinten im EDV-Raum sitzt<br />

und ihre Schüler dabei beobachtet, wie diese – teils alleine, teils zu zweit<br />

– konzentriert, aber gleichzeitig ganz entspannt an den ihnen gestellten<br />

Aufgaben arbeiten, „wissen Sie, genau darum ging es mir, als ich<br />

6


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Helga Moosbauer:<br />

"Wissen Sie, genau<br />

darum ging es mir, als<br />

ich damals meinen<br />

Unterricht umgestellt<br />

habe: Jetzt habe ich<br />

endlich Zeit für<br />

diejenigen, die meine<br />

Hilfe wirklich brauchen.<br />

Und die anderen<br />

fadisieren sich nicht."<br />

Das Kernteam der CHS<br />

Wieselburg. Von links:<br />

Moosbauer, Tutschek<br />

(schon wieder im<br />

Unterricht),<br />

Fahrenberger,<br />

Brandhofer, Haslinger,<br />

Hörhahn, (Nárosy:<br />

interviewt), Koch,<br />

(Peherstorfer:<br />

fotografiert).<br />

damals meinen Unterricht umgestellt habe: Jetzt habe ich endlich Zeit für<br />

diejenigen, die meine Hilfe mehr brauchen. Und die G’scheiteren haben<br />

endlich die Möglichkeit, auch zu zeigen, was alles in ihnen steckt, und<br />

fadisieren sich nicht.“<br />

Grafikwerkstatt, Rechenwerkstatt, Schreibwerkstatt und CAD-Werkstatt<br />

bilden das im Rahmen der schulautonomen Stundentafel feststehende<br />

Rückgrat der EDV-Integration an der Computerhauptschule Wieselburg.<br />

Nomen est omen: In den diversen „Werkstätten“ wird der Computer<br />

einfach als „Werkzeug“ für die Mathematik, für Deutsch, für das<br />

künstlerische, bildnerische Gestalten, für das geometrische Zeichnen<br />

verwendet. „Einfach“. Nun ja. Im Gespräch mit Alfred Koch, Ilse Hörhan,<br />

Egon Haslinger, Kurt Tutschek, Helga Moosbauer und Gerhard<br />

Brandhofer, dem Kernteam, das die Computerhauptschule Wieselburg<br />

erst tatsächlich zur CHS macht, wird deutlich, dass viel, viel Arbeit und<br />

Engagement notwendig war, um so weit zu kommen, wie man jetzt ist.<br />

„Am Anfang haben wir uns für unsere Besprechungen immer im<br />

Gasthaus getroffen. Uns war wichtig, dass wir uns – bei all der<br />

Anstrengung – immer in einer gemütlichen Atmosphäre getroffen haben.<br />

Es sollte Freude machen!“ Dieses Team hat es tatsächlich geschafft,<br />

aus unterschiedlichen Interessen und Stärken das Bestmögliche zu<br />

machen. Eben keinen EDV-Einheitsbrei, sondern spezielle Angebote,<br />

wie sie nur ein Künstler oder ein überzeugter Deutschlehrer, eine<br />

kompetente Mathematikerin usw. sich ausdenken können. Und dieses<br />

Spezielle wurde dann durch das Gemeinsame des Werkzeuges<br />

Computers verklammert.<br />

Was sich seit dem Beginn Ende der 90er Jahre in der Schule verändert<br />

hat? Das Kollegium arbeitet in ununterbrochener Vernetzung, in<br />

ständigem Austausch und nützt ganz gezielt und absichtlich<br />

Synergieeffekte. Und man hat auch gelernt, einander auf Fehler<br />

hinzuweisen, lässt sich also von den anderen etwas sagen. Nicht alleskönnen-müssende<br />

Einzelkämpfer, sondern Expertinnen und Experten in<br />

ihrem Bereich, die genau wissen, dass sie auch auf die Expertise der<br />

anderen angewiesen sind und erst im Team rundum zu<br />

Höchstleistungen für ihre Schülerinnen und Schüler auflaufen können.<br />

Der Alltag hat sich im Laufe der Zeit eingespielt und komplettiert. Die<br />

diversen Werkstätten sind durch ein breites Angebot an unverbindlichen<br />

Übungen ergänzt worden. Beispielsweise durch die Surfschule, in deren<br />

Rahmen Schülerinnen und Schüler der ersten Klasse im ersten Halbjahr<br />

kompakt die Grundlagen des Surfens im Internet lernen. Nicht nur, was<br />

das „Handwerkliche“ betrifft, sondern auch hinsichtlich des<br />

Verständnisses für das Medium, seine Chancen, aber auch seine<br />

Gefahren. Beispielsweise durch das Erlebniskochen (ja, auch hier spielt<br />

der PC seine wohl überlegte Rolle!), den PowerPointProfi oder den PC-<br />

Picasso. Und natürlich auch den ECDL: Der Erwerb dieses Zertifikates<br />

ist ohne Zweifel eine großer Kristallisationskern für die Motivation der<br />

Schülerinnen und Schüler. Und die Summe der erworbenen Zertifikate<br />

7


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Angelunterricht in der<br />

Surfschule: wie die<br />

Dinge im Internet verlinkt<br />

sind.<br />

Ein Besuch in der<br />

Grafikwerkstatt: Eine<br />

Orange wird Pixel für<br />

Pixel orange gefärbt.<br />

Alfred Koch: „Es ist eine<br />

unserer größten<br />

Erfahrungen, dass die<br />

Kinder nicht mehr<br />

erwarten, dass der<br />

Computer sie unterhält,<br />

sondern dass sie ihn als<br />

faszinierendes<br />

Werkzeug entdecken.“<br />

spricht Bände.<br />

Ja, es ist eine nie enden wollende Arbeit. So die Antwort auf die Frage<br />

nach dem Aufwand, der für die Computerhauptschule zu leisten ist. Aber<br />

es zahlt sich allemal aus. Und es hat – gerade den Älteren im Team –<br />

auch wirklich Spaß gemacht, im Lehrerleben eine neue Herausforderung<br />

anzunehmen, etwas Neues anzugehen. Der PC ist ein so faszinierendes<br />

und motivierendes Werkzeug, dass alles allein deshalb schon Spaß<br />

macht, weil es den Schülerinnen und Schülern so viel Spaß macht.<br />

Natürlich war es auch viel Arbeit, all die Materialien und ausgetüftelten<br />

Unterlagen, die mittlerweile für den Unterricht bereitstehen, herzustellen.<br />

Aber das bringt dann auch wieder Entlastung, wenn es einmal läuft – der<br />

Aufwand amortisiert sich. Amortisation und Entlastung – und das wird<br />

von allen betont – aber nicht nur hinsichtlich des Vorbereitungsaufwands:<br />

Gleichschritt im Lernen „nervt“ die Kinder. Es ist viel schöner,<br />

wenn jeder in seinem eigenen Tempo lernen kann und man aus einer<br />

Fülle von Material schöpfen kann. Wenn es kein Problem mehr macht,<br />

wenn man einmal gefehlt hat, da man auf Grund der vorbereiteten<br />

Materialien und Übungen einfach nachlernen kann. Und wenn man,<br />

sollte man Hilfe brauchen, Lehrer hat, die Zeit für individuelle<br />

Hilfestellungen haben. Auch umgekehrt für die Lehrkräfte: Schüler zu<br />

coachen macht einfach mehr Spaß als immer und ewig der „Vorbeter“<br />

sein zu müssen.<br />

Szenenwechsel: Ein Besuch in der Grafikwerkstatt. Die Kinder lernen<br />

von Kurt Tutschek, der auch der Webmaster an der CHS ist, mit einem<br />

eigenen Programm Icons zu designen. Neben der gestalterischen<br />

Herausforderung werden gleichzeitig die Grundlagen der<br />

Bildbearbeitung vermittelt. Pixel. Farben. Farbmischung. Spannend, den<br />

Schülerinnen und Schülern dabei über die Schultern sehen zu können,<br />

wie sie an der Aufgabe tüfteln, eine orange Orange darzustellen. Das<br />

Problem: Sie haben gar keine orange Farbe dafür in ihrer Farbpalette<br />

am Bildschirm – wie stell’ ich’s nur an? Die Köpfe rauchen. Und die<br />

Freude über die gefundene Lösung ist umso größer.<br />

Die Computerhauptschule leistet auch ein gutes Stück Medienerziehung.<br />

Gerade durch die intensive Nutzung des PCs wird dieser gleichzeitig<br />

entmystifiziert und auf seinen Werkzeugcharakter reduziert. „Es ist eine<br />

unserer größten Erfahrungen, dass die Kinder nicht mehr erwarten, dass<br />

der Computer sie unterhält, sondern dass sie ihn als faszinierendes<br />

Werkzeug entdecken“, fasst Alfred Koch, Kunsterzieher und nebstbei<br />

auch Schöpfer des Logos der Computerhauptschule, das zusammen.<br />

Wie soll’s weitergehen? Was wünscht sich das Team für die Zukunft?<br />

Ein Notebook für jeden Schüler. Verstärkung im Team. Als Nächstes<br />

führen wir Lernplattformen für die Unterstützung der Lern- und<br />

Unterrichtsorganisation ein. Bitte KEINE Stundenkürzungen mehr – man<br />

kann einfach nicht überall einsparen und dabei gleichzeitig „Die neue<br />

Schule“ plakatieren. Und ohne Vereinnahmung, ohne ein X ein U<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Das Rathaus in<br />

Wieselburg: die<br />

Arbeitsstätte von<br />

Stadtamtsdirektorin<br />

Gudrun Lasselsberger.<br />

nennen zu müssen, den eigenen Weg weitergehen können.<br />

Was passieren würde, wenn man der CHS Wieselburg ihre Computer<br />

wieder wegnehmen würde? Wer das versuchte, der hätte ein<br />

WIRKLICHES Problem mit 300 Schülern und 30 Lehrkräften. Oder, wie<br />

ein Kollege halb scherzhaft, halb drohend so schön sagte: „Probier’s!“<br />

Computerhauptschule Wieselburg: http://www.hswieselburg.ac.at<br />

„Wir wollen’s uns auch leisten!“<br />

Mit diesen Worten fasst die Stadtamtsdirektorin von Wieselburg,<br />

Gudrun Lasselsberger, die Frage, warum Wieselburg eine<br />

Computerhauptschule und ihre EDV-Ausstattung finanziert,<br />

zusammen. Bildung ist für die Stadtgemeinde eben extrem wichtig<br />

und etwas, wovon die Menschen einfach profitieren sollen.<br />

(nat) Natürlich, so Lasselsberger, sei es kein Nachteil, wenn der<br />

Bürgermeister selber Lehrer ist. Aber so lange sie sich erinnern könne,<br />

war den Wieselburgern Bildung immer schon wichtig. So hat<br />

beispielsweise die Stadtgemeinde selbst den Bau eines Gymnasiums<br />

finanziert, obwohl das normalerweise Sache des Bundes ist. Und seit<br />

kurzem hat Wieselburg auch eine eigene Fachhochschule. Ein Lehrgang<br />

der Fachhochschule Wiener Neustadt hat sich in einem sehenswerten<br />

modernen Holzbau am Stadtrand niedergelassen.<br />

Es hinge halt einfach von den Personen ab, die handelten. Und hier in<br />

Wieselburg verbinde – quer über alle politischen Ansichten – die<br />

verantwortlichen Personen der Konsens, dass Bildung der Gemeinde<br />

etwas wert sein müsse. „Wir sind in der glücklichen Lage, es uns leisten<br />

zu können. Und wir wollen’s uns auch leisten!“, so Lasselsberger.<br />

Die Stadtamtsdirektorin ist unter anderem für die Fragen zuständig, wie<br />

denn die notwendigen Investitionen nun konkret getätigt, wo denn das<br />

Geld tatsächlich aufgetrieben werden kann. Hier hat Wieselburg mit<br />

einer Leasingfinanzierung bereits vor einigen Jahren einen im<br />

Schulbereich damals noch nicht alltäglichen Weg beschritten. Der große<br />

Vorteil dieser Lösung liegt, abgesehen von inkludierter Wartung und<br />

Garantie und damit kalkulierbaren Fixkosten, in der, wenn man so will:<br />

„Budgetpsychologie“. Statt alle drei bis vier Jahre hart um große Brocken<br />

kämpfen zu müssen, braucht es jährlich nur „kleine Häppchen“. Und die<br />

immer nur über definierte Zeiträume hinweg mit – wenn notwendig -<br />

Exitszenarien. Und die Gemeinde hat von all dem ja auch einen<br />

zusätzlichen Nutzen über die Schule hinaus: Man denke nur an die<br />

vielen Kurse der Volkshochschule sowie weitere Kurse für Erwachsene,<br />

9


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Lasselsberger: "Die<br />

Schulgemeinden<br />

müssen sich der<br />

Verantwortung bewusst<br />

sein, profunde Ausbildungen<br />

anzubieten<br />

und dadurch auf Dauer<br />

die Gemeinde, die<br />

Region als Lebensraum<br />

lebenswert zu erhalten."<br />

Ilse Hörhan zur<br />

Gründung der CHS<br />

Wieselburg.<br />

die in den Räumlichkeiten der Schule mit den dort befindlichen Geräten<br />

stattfinden.<br />

Mit den Fragen der Bildung sei man natürlich nie an einem Ende<br />

angekommen. Einerseits nehme sie, Lasselsberger, eine immer größere<br />

finanzielle Belastung der Gemeinden und Eltern in<br />

Schulangelegenheiten wahr, andererseits würden die Anforderungen in<br />

der Zukunft auch vor zusätzliche neue Aufgaben stellen. Stichwort:<br />

Nachmittagsbetreuung. Die Nahtstelle zwischen der eigenen<br />

Hauptschule und beispielsweise der HTL in Ybbs, deren bewusste<br />

Gestaltung für viele in der Region eine besonders zukunftsträchtige<br />

Ausbildungsabfolge ermöglichen würde. Und ganz generell immer<br />

wieder das Anliegen gebetsmühlenartig zu wiederholen: Die<br />

Schulgemeinden müssen sich der Verantwortung bewusst sein,<br />

profunde Ausbildungen anzubieten und dadurch auf Dauer die<br />

Gemeinde, die Region als Lebensraum lebenswert zu erhalten.<br />

Was sich die Stadtamtsdirektorin von einer guten Fee für all diese<br />

Aufgaben und Herausforderungen wünschen würde? „Dass sich alle gut<br />

vertragen.“<br />

Stadtgemeinde Wieselburg: http://www.wieselburg.at/<br />

Konzept der Computer-Hauptschule Wieselburg<br />

Schon bald nach Einführung des Freifaches Informatik an der<br />

Hauptschule Wieselburg im Jahr 1998 wurde klar, dass die<br />

Ressourcen nicht ausreichen würden, allen Schülerinnen und<br />

Schülern den Besuch dieses beliebten Faches zu ermöglichen.<br />

(pea) Aus dieser unbefriedigenden Situation sowie der Unzufriedenheit<br />

mit dem traditionellen EDV-Unterricht wurde die Computer-Hauptschule<br />

Wieselburg gegründet.<br />

Nun wird Informatik-Unterricht in jeder Schulstufe und für alle<br />

Schülerinnen und Schüler angeboten. In Verbindung mit bereits<br />

vorhandenen Unterrichtsfächern kommt es zu einer Grundausbildung in<br />

allen modernen „Kulturtechniken“, wie Grafikbearbeitung,<br />

Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, ... Diese Fächer nennen sich<br />

dann auch Grafik-, Schreib- oder Rechenwerkstatt.<br />

Ein reichhaltiges Angebot an unverbindlichen Übungen ermöglicht den<br />

Schülerinnen und Schülern sich weiter in Themen des IT-Bereichs zu<br />

vertiefen. So werden in der „Surfschule“ für Schülerinnen und Schüler<br />

der ersten Klasse die Grundkenntnisse des Internets vermittelt, in der<br />

10


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Die Grafikwerkstatt:<br />

Bildnerische Erziehung<br />

mit Hilfe des Computers.<br />

Alfred Koch im Gespräch<br />

LSR Leopold Rötzer im<br />

Interview mit Thomas<br />

Nárosy.<br />

Übung „pc-picasso“ werden Schülerinnen und Schüler der 7. Schulstufe<br />

angeregt kreativ am PC Animationen zu gestalten. Ansehen kann man<br />

sich einige dieser Werke natürlich auf der Schulwebsite. Weiters gibt es<br />

noch zahlreiche andere Übungen wie „PowerPointProfi“, „IT-Grundlagen“<br />

oder „Programmieren“.<br />

Das autonome Schulmodell wurde gleichzeitig in allen Schulstufen<br />

eingeführt. Die konventionelle Spaltung der Schule in „reguläre HS-<br />

Klassen“ und „Computerklassen“ wurde ebenfalls vermieden.<br />

Dass die Schule damit auf dem richtigen Weg ist, zeigen nicht nur<br />

Auszeichnungen (z.B. e-schola austria award) und das positive Image<br />

der Schule in der Umgebung, sondern vor allem die Freude und Lust am<br />

Lernen bei den Schülerinnen und Schülern sowie die gestiegene<br />

Motivation der Lehrerinnen und Lehrer.<br />

Website der Computer-Hauptschule Wieselburg:<br />

http://www.hswieselburg.ac.at/<br />

LSI Rötzer: „Wieselburg ist Chance und Vorbild für<br />

lebendige Autonomie“<br />

Als zuständiger Landesschulinspektor betont Leopold Rötzer, dass<br />

Schulen wie die Computerhauptschule Wieselburg Chance und<br />

Vorbild für lebendig umgesetzte Schulautonomie und für den<br />

selbstverständlichen Einsatz des Computers in fast allen<br />

Unterrichtsgegenständen sind.<br />

(nat) St. Pölten, Landesschulrat für Niederösterreich. Uns gegenüber<br />

sitzen Landesschulinspektor Leopold Rötzer, Anton Schrott, ebenfalls<br />

LSR NÖ, und Karl Schoder, PI Baden. Uns geht es um die<br />

Rahmenbedingungen, die den Kontext für Entwicklungen wie zum<br />

Beispiel in Wieselburg bestimmen. Und wir wollen wissen, was denn die<br />

Schulbehörde über Schulen wie die in Wieselburg denkt.<br />

Eine Schule wie die CHS Wieselburg zieht natürlich nicht nur regional<br />

ihre Kreise, sondern ist wichtig für ein ganzes Bundesland. Und<br />

umgekehrt hat sie auch Wurzeln in überregionalen, landesweiten<br />

Entwicklungen und entsteht nicht einfach aus dem Nichts.<br />

Beispielsweise hat Niederösterreich ein hervorragendes Netz an so<br />

genannten IT-Betreuerinnen und -Betreuern ins Leben gerufen. Dieses<br />

Netzwerk ist betreut durch Toni Schrott und unterstützend tätig in allen<br />

niederösterreichischen Schulbezirken. Und beispielsweise hat die<br />

Pflichtschulabteilung des PI-Niederösterreich in Karl Schoder einen<br />

besonders rührigen Informatik-Verantwortlichen, der vor wenigen<br />

Wochen einen eigenen Akademielehrgang „eLearning/eTeaching-<br />

11


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Karl Schoder und Anton<br />

Schrott koordinieren und<br />

fördern den Informatikunterricht<br />

sowie die<br />

Informatik-Schwerpunkthauptschulen<br />

in<br />

Niederösterreich.<br />

Basiswissen“ gestartet hat. Beide, Schoder und Schrott, koordinieren<br />

und fördern in ständiger Absprache mit LSI Rötzer die Informatik und die<br />

Informatik-Schwerpunkthauptschulen in Niederösterreich und sind so<br />

Motoren und Förderer von Entwicklungen, durch die dann auch Schulen<br />

wie beispielsweise die CHS Wieselburg profitiert. So gesehen ist es kein<br />

Zufall, dass der EDV-Kustode der Computerhauptschule gleichzeitig<br />

auch als IT-Betreuer im Bezirk tätig ist.<br />

Natürlich sei die Konkurrenzsituation zu den AHS oft kein unwesentlicher<br />

Motor, warum eine Schule beschließt, sich ein Profil zu geben, einen<br />

Schwerpunkt zu setzen, so LSI Rötzer. Die Möglichkeiten dafür gibt<br />

jedenfalls die Schulautonomie, die an der Computerhauptschule<br />

Wieselburg vorbildlich und lebendig umgesetzt wird.<br />

Wobei Rötzer auch gleich betont, dass Schulautonomie am jeweiligen<br />

Standort sich natürlich an den jeweils gegebenen Realitäten und den<br />

individuellen Stärken der vor Ort handelnden Personen orientieren muss.<br />

Was den einen ihre Computerhauptschule, das ist den anderen ihr<br />

musikalischer oder sportlicher Schwerpunkt. Tatsache ist jedenfalls,<br />

dass der Computer, die Informations- und Kommunikationstechnologie<br />

mittlerweile Teil unseres täglichen Lebens geworden ist. Mit der CHS<br />

Wieselburg gibt es da jetzt auch ein Vorbild für die daraus folgende,<br />

selbstverständliche Integration des Computers als Werkzeug in<br />

möglichst allen Gegenständen.<br />

Die Website der IT-Betreuer in NÖ:<br />

http://it.asn-noe.ac.at/<br />

Landesschulrat für Niederösterreich:<br />

http://www.lsr-noe.gv.at/<br />

Pädagogisches Institut Baden:<br />

http://www.pinoe-bn.ac.at/<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

<strong>DOSSIER</strong>: SbX<br />

Newsletter November 2005<br />

SbX - SchulbuchExtra<br />

SbX-Wissen<br />

Was ist SbX?<br />

SbX steht für SchulbuchExtra. SbX bringt digitale Inhalte, die auf ein<br />

konkretes Schulbuch bezogen sind, via Internet zu den Lernenden und<br />

Lehrenden.<br />

Wer steht hinter SbX?<br />

Als Zugangsplattform für Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte dient das<br />

Portal www.sbx.at/, das vom bm:bwk betrieben wird. Die SbX-Inhalte<br />

werden<br />

• von Schulbuchverlagen produziert,<br />

• von den Gutachter-Kommissionen des bm:bwk approbiert und<br />

• vom BMSG aus den Mitteln der Schulbuchaktion finanziert.<br />

Was muss getan werden, um SbX nutzen zu können?<br />

SbX-Inhalte müssen bestellt werden:<br />

Im Rahmen der Schulbuchaktion werden SbX-Inhalte genauso wie<br />

Bücher und andere Lehrmittel unter „Schulbuchaktion-Online“<br />

(www.schulbuchaktion.at) bestellt. Nachbestellungen für das aktuelle<br />

Schuljahr sind bis Mai möglich. Nach der Freigabe durch die<br />

Schulbuchreferentin bzw. den Schulbuchreferenten wird die Bestellung<br />

ans SbX-Portal weitergeleitet, ab dem nächsten Tag können die<br />

Schülerinnen und Schüler der betreffenden Klasse die Inhalte aufrufen.<br />

Anders als bei Büchern werden SbX-Rechnungen nur zweimal im Jahr<br />

erstellt und an die Schulbuchhandlungen weitergeleitet, einmal nach<br />

Schulbeginn (November) und einmal gegen Schuljahresende (Mai).<br />

Jede Schule braucht einen SbX-Admin:<br />

Jede Schule hat zu Beginn des Schuljahres 2004/05 einen SbX-Admin-<br />

Zugang per Post vom bm:bwk erhalten. In diesem SbX-Admin-Zugang<br />

sind Benutzername und Passwort vorgegeben. Wenn das SbX-Admin-<br />

Ticket nicht mehr auffindbar ist, kann bei der SbX-Hotline jederzeit ein<br />

neues angefordert werden. (Bitte schriftlich anfordern und<br />

Schulkennzahl angeben!)<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

E-Mail: hotline@bmbwk.gv.at; Tel.: (01) 53120 / 2222 (Mo–Fr: 7–18 Uhr)<br />

Das hat der SbX-Admin zu tun:<br />

Die Arbeit des SbX-Admins umfasst fünf Schritte:·<br />

1. Ins SbX-Portal einsteigen·<br />

2. Schuldaten überprüfen und SbX-Admin-Daten ergänzen·<br />

3. Schuldaten und SbX-Admin-Daten bestätigen·<br />

4. Namen von Lehrerinnen und Lehrern eingeben bzw. korrigieren·<br />

5. SbX-Tickets für Lehrkräfte ausdrucken und verteilen<br />

Alle weiteren Schritte kann je Klasse auch eine Lehrerin oder ein Lehrer<br />

übernehmen, die/der SbX mit der Klasse verwenden möchte. Der<br />

wichtigste weitere Schritt ist das Ausdrucken individueller<br />

Zugangstickets für Schülerinnen und Schüler.<br />

Individuelle Zugänge sind notwendig:<br />

Individuelle Zugänge sind die rechtliche und finanzielle Voraussetzung<br />

für die Einbindung von SbX in die Schulbuchaktion. Daher müssen für<br />

alle Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler, die SbX verwenden<br />

wollen, jeweils individuelle SbX-Tickets mit individuellen Zugangsdaten<br />

ausgedruckt werden. ACHTUNG: Steigen mehrere Personen<br />

gleichzeitig mit denselben Zugangsdaten ins SbX-Portal ein, wird der<br />

erste Zugang automatisch geschlossen!<br />

Wie werden SbX-Inhalte im laufenden Schuljahr finanziert?<br />

Für SbX gibt es im Schuljahr 2005/06 ein eigenes, zweckgebundenes<br />

SbX-Budget. Dieses verfällt, wenn man es nicht in Anspruch nimmt. Das<br />

Budget ist je nach Schulart unterschiedlich. Genaue Informationen dazu<br />

sind unter www.bmbwk.gv.at/schulen/service/sbuch/<br />

Schulbuchlisten_2005_2006.xml zu finden.<br />

Welche Neuerungen beim SbX-Zugang gibt es im Schuljahr<br />

2005/06?<br />

Das SbX-Portal des bm:bwk (www.sbx.at/) ist loginpflichtig, d.h., die<br />

Vollversionen der approbierten Online-Inhalte für 2005/06 sind nur mit<br />

jeweils individuellem Benutzernamen und Passwort abrufbar.<br />

• Die Zugangsdaten des Vorjahres sind unverändert gültig.<br />

• Für Schülerlisten gibt es ein praktisches Klassenarchiv, aus dem<br />

die Namen je Klasse des Schuljahres 2004/05 exportiert werden<br />

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können, sodass diese Vorjahres-Listen in die jeweils aktuellen<br />

Klassen für 2005/06 eingespielt werden können. Die Basis dafür<br />

sind CSV-Dateien, die als XLS geöffnet und bearbeitet werden<br />

können, anschließend als CSV abgespeichert, können sie wieder<br />

ins Portal importiert werden.<br />

• Neu ist auch der Info-Corner, mit dessen Hilfe innerhalb des<br />

SbX-Portals Nachrichten an eine Klasse versendet werden<br />

können.<br />

Welche Rechte haben SbX-Admins?<br />

SbX-Admins haben weit gehende Rechte in der Administration des<br />

Portals, ihr Zugang darf daher keinesfalls „in falsche Hände“ geraten.<br />

SbX-Admins müssen:<br />

• Ins SbX-Portal einsteigen<br />

• Schuldaten überprüfen und SbX-Admin-Daten ergänzen<br />

• Schuldaten und SbX-Admin-Daten bestätigen<br />

• Namen von Lehrerinnen und Lehrern eintragen und speichern<br />

• SbX-Tickets für Lehrerinnen und Lehrer ausdrucken<br />

SbX-Admins können:<br />

• SbX-Bestellungen je Klasse einsehen<br />

• SbX-Schüler-Zugänge einrichten<br />

• SbX-Tickets für Schülerinnen und Schüler ausdrucken<br />

• Listen mit Benutzernamen und Passwörtern ausdrucken<br />

• Info-Corner verwenden<br />

• Passwörter von Lehrerinnen und Lehrern zurücksetzen<br />

SbX-Admins haben aus Sicherheitsgründen keinen Zugang zu den<br />

Inhalten, sie können sich aber selbstverständlich ein Lehrer-Ticket<br />

ausdrucken und mit diesen Zugangsdaten auf die Inhalte zugreifen.<br />

Welche Rechte haben SbX-Lehrerinnen und -lehrer?<br />

Lehrkräfte können:<br />

• SbX-Tickets für Schülerinnen und Schüler ausdrucken<br />

• einen SbX-Klassenraum öffnen<br />

• Info-Corner verwenden<br />

• Passwort einer Schülerin bzw. eines Schülers zurücksetzen<br />

• alle SbX-Inhalte, die für die Schule bestellt wurden, einsehen. So<br />

sind Supplierstunden kein Problem.<br />

• für einen beschränkten Zeitraum auch SbX-Inhalte einsehen, die<br />

nicht für die Schule bestellt wurden – sie können so genannte<br />

„SbX-Prüfexemplare" laden.<br />

Welche Rechte haben SbX-Schülerinnen und -Schüler?<br />

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Schülerinnen und Schüler haben mit ihrem jeweils individuellen<br />

Benutzernamen und Passwort Zugang zu den für ihre Klasse bestellten<br />

Inhalten.<br />

Kann SbX auch außerhalb der Schulbuchaktion genutzt werden?<br />

Wenn Sie ein SbX privat erwerben möchten, wenden Sie sich bitte an<br />

den Verlag, der das von Ihnen gewünschte SbX produziert. Die<br />

Ansprechpartner der Verlage finden Sie unter www.sbx.at =>SbX-<br />

Kontakt.<br />

Ab wann können SbX-Demos für 2006/07 eingesehen werden?<br />

Die SbX-Titel für das kommende Schuljahr 2006/07 werden ab ca.<br />

Dezember 2005 unter www.sbx.at =>SbX-Vorschau 2006/07 abrufbar<br />

sein.<br />

Welche Neuerungen gibt es bei SbX im Schuljahr 2006/07?<br />

• Das bisher zweckgewidmete SbX-Budget wird ab dem<br />

kommenden Schuljahr dem Schulbuchbudget zugeschlagen.<br />

Damit können Schulen selbstständig entscheiden, ob mehr<br />

Bücher oder mehr SbX um dieses Geld bestellt werden sollen.<br />

• Durch die geänderte Budgetsituation entfällt auch der separate<br />

Selbstbehalt für SbX.<br />

• Die Berechnung des Limits – und damit dessen Einhaltung – wird<br />

durch die geänderte Budgetregelung auch vereinfacht.<br />

• Neu sind die so genannten „SbX-Kombis“, das heißt, Buch und<br />

SbX können gemeinsam (mit einer Schulbuchnummer) bestellt<br />

werden. Diese SbX-Kombis sind billiger als die jeweils<br />

gesonderte Bestellung von Buch und SbX (mit zwei<br />

Schulbuchnummern). Die SbX-Kombis sind im Hauptteil der<br />

Schulbuchliste zu finden.<br />

• Die SbX können auch weiterhin gesondert, also ohne Buch,<br />

bestellt werden. In diesem Fall gelten sie als „Unterrichtsmittel<br />

eigener Wahl“.<br />

SbX-Budget für 2006/07<br />

Die genauen Bestellmodalitäten für das Schuljahr 2006/07 werden<br />

rechtzeitig vor Beginn der Bestellmöglichkeit (Feb. 2006) auf der<br />

Website des bm:bwk bzw. unter http://www.schulbuchaktion.at/ bekannt<br />

gegeben.<br />

An wen kann man sich bei Fragen rund um SbX wenden?<br />

Bei Schwierigkeiten bei der Bestellung hilft die Hotline des BRZ:<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Mag. Manfred Christl,<br />

Geschäftsführer des<br />

Veritas-Verlages im<br />

Interview<br />

per Telefon (01) 711 23 / 3050 oder per E-Mail: sba-online@brz.gv.at<br />

Für Fragen rund um den Zugang zu SbX-Inhalten ist die Hotline des<br />

bm:bwk für Sie da:<br />

Telefon: (01) 531 20 / 2222, E-Mail: hotline@bmbwk.gv.at (Mo–Fr 7.00–<br />

18.00 Uhr)<br />

Wenn Sie etwas über einen konkreten SbX-Inhalt wissen möchten,<br />

wenden Sie sich bitte an die Ansprechperson des jeweiligen Verlags,<br />

Sie finden sie unter http://www.sbx.at/ =>Kontakt.<br />

Schulbuch & SbX: Im Kombipack günstiger<br />

Im kommenden Frühjahr wird es bereits zum vierten Mal möglich<br />

sein, SbX im Rahmen der Schulbuchaktion zu bestellen. Grund<br />

genug, uns in einem ausführlichen Interview mit Mag. Manfred<br />

Christl, dem Geschäftsführer des Veritas-Verlages und gleichzeitig<br />

Vertreter der österreichischen Schulbuchverleger, alles Neue rund<br />

um SbX vorstellen zu lassen. Und nicht nur das …<br />

e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong>: SbX gibt es jetzt bereits das dritte Schuljahr –<br />

im kommenden Winter wird SbX zum vierten Mal im Rahmen der<br />

Schulbuchaktion zu bestellen sein. Bleibt alles beim Alten? Oder<br />

gibt es Neuigkeiten, die man kennen sollte?<br />

Manfred Christl: Es gibt heuer ein paar sehr wesentliche Neuigkeiten:<br />

1. Das bisher zweckgewidmete SbX-Budget wird dem<br />

Schulbuchbudget der jeweiligen Schulart zugeschlagen. Das<br />

heißt, dass die Schulen völlig autonom entscheiden, für welche<br />

Lehrmittel sie sich entscheiden: Sollen um den höheren Betrag<br />

mehr Bücher oder soll SbX bestellt werden. Schulen, die kein<br />

SbX verwenden möchten, profitieren von dieser Regelung<br />

ebenso wie jene, die mehr SbX als bisher bestellen möchten.<br />

Denn diese Schulen können zu Gunsten von SbX ab heuer<br />

leichter Geld umschichten als bisher.<br />

2. Dadurch entfällt außerdem der separate Selbstbehalt für SbX,<br />

und bei der Bestellung wird die Limit-Einhaltung vereinfacht.<br />

3. SbX kann heuer nicht nur "solo", also nur das SbX, bestellt<br />

werden, sondern es gibt auch – wieder! – Medienpakete aus<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Die SbX Kombis sind<br />

Medienpakete aus<br />

Schulbuch + SbX<br />

„Der große Erfolg von<br />

SbX hat unsere<br />

Erwartungen<br />

übertroffen!“<br />

Buch + SbX, die so genannten "SbX-Kombis" mit einer eigenen<br />

Schulbuchnummer. Die SbX-Kombis sind deutlich preisgünstiger<br />

gegenüber der jeweils einzelnen Bestellung von Buch und SbX.<br />

Die SbX-Kombis können außerdem über die Hauptliste bestellt<br />

werden, während die Solo-SbX als Unterrichtsmittel eigener<br />

Wahl bestellt werden.<br />

e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong>: SbX – SchulbuchExtra: Das sind<br />

Onlineergänzungen zu Schulbüchern im Rahmen der<br />

österreichischen Schulbuchaktion. Lerninhalte im Internet gibt es<br />

ja nicht wenige: Warum bieten die Schulbuchverlage dann noch<br />

zusätzlich – und kostenpflichtig – SbX an?<br />

Manfred Christl: Einerseits sind SbX-Inhalte ja approbierte<br />

Onlineergänzungen, d.h., wer SbX verwendet, kann sich von vornherein<br />

darauf verlassen, qualitätsgeprüfte Inhalte vorzufinden, die zum<br />

Lehrplan passen. Andererseits ist natürlich die optimale Abstimmung auf<br />

die Inhalte des verwendeten Schulbuchs praktisch. Da kann sich eine<br />

Schülerin, ein Schüler mit vertrautem Layout innerhalb von bekannten<br />

Kapiteln und Übungen und mit Seitenverweisen auf das Schulbuch<br />

bewegen – die einfache Wiedererkennung und Orientierung ist ein<br />

enormer Vorteil. Und es vereinfacht die Vorbereitung, denn: Seien wir<br />

ehrlich, es gibt zwar massenhaft Online-Inhalte, aber das Suchen,<br />

Überprüfen und Neu-Zusammenstellen für den Unterricht kostet enorm<br />

viel Zeit. Darüber hinaus sind die SbX-Inhalte in hohem Maße<br />

didaktisiert.<br />

Das SbX-Portal als Zugangsportal ist für die Schülerinnen und Schüler<br />

auch ein großer Vorteil, weil sie sich für die Inhalte verschiedenster<br />

Anbieter nur drei Dinge merken (bzw. aufschreiben) müssen:<br />

http://www.sbx.at/, Benutzername und Passwort. Mittelfristig ist hier ja<br />

auch die Verwendung der Schüler-Card für die Identifizierung und<br />

Berechtigungsverwaltung vorgesehen.<br />

Dass das Produzieren hochwertiger Inhalte Geld kostet, versteht sich<br />

von selbst – man denke z.B. nur an die Rechtekosten. Bei vielen<br />

Lerninhalten im Internet werden diese derzeit noch sträflich<br />

vernachlässigt. Die Einbettung in die Schulbuchaktion ermöglicht aber<br />

ein Finanzierungsmodell, das allen Schülerinnen und Schülern den<br />

Zugang zu qualitativ hochwertigen, optisch ansprechenden und rechtlich<br />

einwandfreien Online-Inhalten ermöglicht.<br />

e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong>: Wie sind Sie denn bislang mit dem Erfolg von<br />

SbX zufrieden?<br />

Manfred Christl: Der große Erfolg von SbX hat unsere Erwartungen<br />

eigentlich sogar übertroffen. Als SbX zum ersten Mal bestellbar war<br />

(freilich noch kostenlos und frei zugänglich), haben 50% der Schulen<br />

SbX bestellt. Auf Grund der Limitbeschränkung und durch den<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

administrativen Aufwand, den SbX vor allem bei der ersten Verwendung<br />

verursacht, sind die Bestellungszahlen zwar zurückgegangen, aber die<br />

Rückmeldungen der Verwenderinnen und Verwender zeugen von der<br />

Zufriedenheit mit dem Angebot. Vermehrt verzeichnen wir auch<br />

Bestellungen und Anfragen von Eltern, die für ihre Kinder SbX privat<br />

bestellen, weil in der Schule das Budget dafür nicht ausgereicht hat.<br />

e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong>: Unlängst war in den Medien zu hören, dass<br />

Amazon ab 2006 Bücher auch seitenweise im Internet als<br />

Dateien verkaufen wird. Könnte es nicht sein, dass in Zukunft<br />

keine Schulbücher aus Papier, sondern nur mehr Dateien<br />

verkauft werden?<br />

Manfred Christl: Das Ende des Buches wurde schon oft prophezeit und<br />

dennoch werden heute mehr Bücher denn je verkauft. Virtuelle Inhalte<br />

sind einfach nicht immer praktisch, ein Buch lässt sich recht<br />

unkompliziert aufschlagen, auch bei Stromausfall, auch in der<br />

Straßenbahn. Und ausgedruckte Dateien können mit der haptischen<br />

Qualität eines Buches nicht mit. Print on demand wird aber sicher ein<br />

Thema werden, d.h. dass bestimmte Lerninhalte aktiv ausgewählt<br />

werden und das Buch dann mit diesen Lerninhalten gedruckt wird.<br />

Interessanterweise zeigen aber auch Untersuchungen in sehr gut mit<br />

Computern ausgestatteten Schulen in den USA, dass diese Schulen<br />

auch überdurchschnittlich mit Büchern ausgestattet sind.<br />

e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong>: Die Schulbuchaktion ist nun schon über 30<br />

Jahre alt – Menschen aus meiner Generation (und jünger)<br />

können sich eine „Schule ohne Schulbuchaktion“ gar nicht<br />

vorstellen. Was würde denn ohne Schulbuchaktion aus heutiger<br />

Sicht fehlen?<br />

Manfred Christl: Nur als erstes Beispiel: Eine Entwicklung von SbX in<br />

dieser jetzt vorhandenen Ausprägung wäre ohne Schulbuchaktion<br />

schwer möglich gewesen. Darüber hinaus denke ich an die rasche<br />

Umstellung der Schulbuchinhalte nach Veränderungen wie der €-<br />

Einführung, der neuen Rechtschreibung, und doch relativ häufig<br />

stattfindenden Lehrplanveränderungen oder überhaupt neuen<br />

Lehrplänen – das wäre etwa in Deutschland unmöglich. Da wurde<br />

kürzlich ein Jubiläum bekannt: Der Sohn fand in seinem Schulbuch aus<br />

der Ausleihe unter den Eintragungen der Vorbenutzer (das wird jährlich<br />

penibel eingetragen) den Namen seines Vaters und seines Onkels!<br />

Qualität, ständige Evaluierung, auch eine gewisse Sicherheit in der<br />

Entwicklung von Schulbüchern sind möglich, weil es die<br />

Schulbuchaktion gibt. Nicht umsonst werden österreichische<br />

Schulbücher zu den besten der Welt gezählt.<br />

Last but not least wird diese Qualität auch durch die Konkurrenz<br />

zwischen mehr als 80 österreichischen Schulbuchverlagen garantiert,<br />

denn jedes Schulbuch muss einerseits die Hürde der Approbation als<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

SbX Neuerungen im<br />

Schuljahr 2006/07<br />

ein Qualitätskriterium überspringen, andererseits sich jährlich wieder auf<br />

dem Markt durchsetzen.<br />

e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong>: Hr. Mag. Christl, danke für das Gespräch!<br />

Das Gespräch führte Thomas Nárosy.<br />

SbX: Das ist neu im Schuljahr 2006/07<br />

• Das bisher zweckgewidmete SbX-Budget wird ab dem<br />

kommenden Schuljahr dem Schulbuchbudget zugeschlagen.<br />

Damit können Schulen selbstständig entscheiden, ob mehr<br />

Bücher oder mehr SbX um dieses Geld bestellt werden sollen.<br />

• Durch die geänderte Budgetsituation entfällt auch der separate<br />

Selbstbehalt für SbX.<br />

• Die Berechnung des Limits – und damit dessen Einhaltung – wird<br />

durch die geänderte Budgetregelung auch vereinfacht.<br />

• Neu sind die so genannten „SbX-Kombis“, das heißt, Buch und<br />

SbX können gemeinsam (mit einer Schulbuchnummer) bestellt<br />

werden. Diese SbX-Kombis sind billiger als die jeweils<br />

gesonderte Bestellung von Buch und SbX (mit zwei<br />

Schulbuchnummern). Die SbX-Kombis sind im Hauptteil der<br />

Schulbuchliste zu finden.<br />

• Die SbX können auch weiterhin gesondert, also ohne Buch,<br />

bestellt werden. In diesem Fall gelten sie als „Unterrichtsmittel<br />

eigener Wahl“.<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

<strong>DOSSIER</strong>: eLSA<br />

Newsletter Dezember 2005<br />

Mag. Helmut Stemmer<br />

im Interview<br />

eLSA: Ein Meilenstein in Österreich. Und<br />

möglicherweise auch in Europa<br />

Das Projekt eLSA wurde im Jahr 2002 von Mag. Helmut Stemmer,<br />

BMBWK, ins Leben gerufen. Die eLSA-Tagung in Seggauberg vom<br />

28. zum 30. September 2005 bot reichlich Gelegenheit, Bilanz nach<br />

drei Jahren Projektgeschehen zu ziehen. Eine sehr positive Bilanz!<br />

Wir haben Helmut Stemmer interviewt und wollten seine ganz<br />

persönliche Sicht auf das Projekt eLSA – eLearning im Schulalltag<br />

– kennen lernen.<br />

e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong>: Herr Mag. Stemmer: Man kann Sie mit Fug<br />

und Recht als den „Vater“ von eLSA bezeichnen. Bei der eLSA-<br />

Tagung hier in Seggau geht es nicht nur um die Geschichte von<br />

eLSA, sondern auch um Geschichten rund um eLSA: Was ist<br />

Ihre „best-of-eLSA“-Geschichte?<br />

Helmut Stemmer: Das „best-of-eLSA“ zeichnet sich im Tun aus. Das<br />

heißt, es wird spürbar, im Klima, in der Atmosphäre der Schule. Es wird<br />

sichtbar in den leuchtenden Augen der Schülerinnen und Schüler, wenn<br />

sie erzählen, wie gerne sie E-Learning im Unterricht einsetzen. Wie sie<br />

auch Prüfungen, Tests über dieses Medium lieber machen als auf die<br />

herkömmliche Art und Weise. Wie sie oft fordernd gegenüber dem<br />

Lehrer sind, doch mehr zu probieren, sich mehr zu trauen, auch ihnen<br />

selber mehr zuzutrauen. Und best-of-eLSA ist natürlich auch, wie es<br />

gelungen ist, Wissen und Erfahrungen von den Informatikern, die das<br />

Projekt am Anfang so stark getragen haben, auf den „Normallehrer“ zu<br />

übertragen. So dass sich auch ein Religionslehrer traut, IKT im<br />

Unterricht einzusetzen. Wir hatten zwei ganz tolle Projekte, und das ist<br />

typisch für best-of-eLSA, von denen Religionslehrer – im IKT sehr<br />

unerfahren, sozusagen „schüchtern“ – dann voller Stolz über ihre<br />

Schüler berichtet haben und ganz stolz darüber waren, was da möglich<br />

war. Das ist eines der Geheimnisse von eLSA, dass Lehrer diese<br />

Strategie, diese Philosophie zu ihrer eigenen machen; dass sie<br />

eigentlich ihr eigenes Potential erweitern können, erkennen können. Und<br />

dass sie mit den Schülern neue Teams bilden. Wenn wir sagen, wir<br />

brauchen Kommunikations- und Teamfähigkeit in unserem Schulsystem,<br />

dann ist eLSA ein sichtbares Zeichen dafür. Innerhalb der Schüler, der<br />

Lehrer und über die Schule hinweg. Klassen werden offener,<br />

transparenter. Und damit offen für Kooperationen.<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Am Anfang stand man<br />

vor vielen Fragen ...<br />

Das belebt den Schulunterricht, ist aber eine gewaltige Herausforderung<br />

für die Lehrkräfte, die ja so eine Methode nie im eigenen Schulalltag<br />

kennen gelernt haben. So wie sie 10, 20, 30 Jahre lang unterrichten …<br />

Jetzt soll auf einmal alles anders sein. Daher brauchen wir sehr<br />

neugierige Lehrer. Lehrerinnen und Lehrer, die in der Lage sind, ein<br />

Risiko einzugehen. Es ist so wie „going west“. Wir haben unsere<br />

Rahmenbedingungen. Aber wo wir letztendlich landen werden, wissen<br />

wir nicht. Letztlich ist vor allem die Begeisterung der Schüler für E-<br />

Learning – das ist ganz klar herausgekommen – ein Ansporn für die<br />

Lehrer, sich auf dieses „adventure game“ einzulassen. Das führt zu<br />

einer ganz neuen Art von Dynamik. Schule kann sich mittels eines<br />

gezielten und gut eingesetzten IKT-Unterrichtes ganz neu positionieren.<br />

Und eine neue Vermittlungsphilosophie Lehren-Lernen übernehmen.<br />

Und das ist eine starke Herausforderung. Ich bin sehr stolz, dass wir mit<br />

diesem Projekt einen Meilenstein in Österreich – und möglicherweise<br />

auch in Europa gesetzt haben.<br />

Wir haben 2002 begonnen. Am Anfang war dieses Projekt geprägt von<br />

unheimlich vielen Fragen. Und die beteiligten Lehrerinnen und Lehrer<br />

wollten auf alles eine perfekte Antwort haben. Aber eigentlich hat<br />

niemand diese Antwort gewusst. Und hier begreiflich zu machen, dass<br />

das jetzt ein Projekt für Pioniere ist, die die Straßen durch unwegsames<br />

Gelände legen. Und dass sie, diese Pioniere, jetzt die Verantwortung<br />

dafür übernehmen, dass diese Straßen so gut sind, dass die<br />

nächstfolgenden dahinter nachkommen können. Das war keine leichte<br />

Aufgabe.<br />

e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong>: Stichworte: Lehrerinnen und Lehrer auf dem<br />

Weg nach Westen. Abenteuer eLSA. Sie kennen jetzt viele, viele<br />

Lehrkräfte in ganz Österreich, die diesen Weg schon seit<br />

mehreren Jahren gehen, die sich – teilweise wahrscheinlich aus<br />

ganz unterschiedlichen Gründen – auf dieses Abenteuer<br />

eingelassen haben. Was ist Ihrer Erfahrung nach die<br />

nachhaltigste Motivation? Was motiviert, was treibt, was gibt über<br />

viele Jahre hinweg Energie, diesen Weg zu gehen?<br />

Helmut Stemmer: Es gibt wie immer die „early adopters“, die<br />

unabhängig von strategischen Konzepten versuchen, neue Wege zu<br />

gehen. Und diese beziehen ihre Energie aus dem Erfolg ihres Tuns. Die<br />

Energie für einen stetigen Wandel kann man meiner Meinung nach nur<br />

schöpfen, wenn man den Erfolg des eigenen Handelns durch die<br />

Reaktion der Schüler, durch deren Kommentare ein, zwei, drei Jahre<br />

später zurückgespielt bekommt. So nach dem Motto: „Das war eine tolle<br />

Geschichte, die Sie uns damals angeboten haben.“ Das ist für<br />

Lehrkräfte das Wichtigste, dieses Feed-back zu bekommen; von<br />

Schülerinnen und Schülern vermittelt zu bekommen: Das hat sich<br />

bewährt. Da habe ich Dinge gelernt, die ich in der Arbeit, im Studium voll<br />

brauchen konnte.<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Das Projekt kann nur<br />

gelingen, wenn<br />

Vereinbarungen<br />

eingehalten werden.<br />

Das Zweite: Tue Gutes und rede darüber! Man muss sich „wappnen“,<br />

das eigene Tun offiziell anderen anzubieten. Das bedeutet, dass man<br />

aufmachen muss. Also nicht nur offene Klassen alleine: Offener<br />

Unterricht bedeutet: Ich öffne meine Version, mein Bild, wie Unterricht<br />

stattfinden soll, auch anderen. Nicht im Sinne von: Ich bin der Beste.<br />

Sondern: Jeder von uns hat exzellente Ideen. Und dieses Teilen von<br />

Ideen, das Hereinnehmen von anderen Elementen von Ideen, gehört zu<br />

den Grundelementen des Lehrens. Motivierte Lehrer sind jene, die<br />

wirklich spüren, dass ihr Tun einen Sinn hat; die Spuren hinterlassen.<br />

Spuren, die es ihren Schülern ermöglichen, in dieser Gesellschaft zu<br />

bestehen und eine wichtige Rolle zu übernehmen. Diese Feed-back-<br />

Schleifen brauchen wir permanent. Wir ermutigen die Lehrkräfte, über<br />

diese Erfahrungen zu reden, diese zu dokumentieren. In vielen, vielen<br />

kleinen Zirkeln passiert das immer wieder. Und wir versuchen, diese<br />

kleinen Zirkel ein wenig aufzudehnen um diesen tollen Erfahrungsschatz<br />

einfach aufzumachen für andere, die – verunsichert – noch immer auf<br />

der Rampe stehen und überlegen, soll ich oder soll ich nicht …<br />

e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong>: Hat es Zeiten gegeben, wo sie Angst gehabt<br />

haben um den Erfolg dieses Projekts?<br />

Helmut Stemmer: Es hat so eine kritische Phase gegeben etwa ein<br />

halbes Jahr nach Projektstart, in der es den Anschein hatte, als ob mehr<br />

oder weniger alle Projektvereinbarungen nicht eingehalten werden<br />

würden. Man hat kein Feed-back bekommen. Man wusste nicht: Wie<br />

geht’s den Leuten. Egal was man gemacht hat: Man hat nichts<br />

zurückbekommen. In dieser relativ kritischen Phase habe ich persönlich<br />

gesagt, dass das Projekt nur gelingen kann, wenn Vereinbarungen auch<br />

ernst genommen und eingehalten werden. Das war eine Lernphase für<br />

uns alle, die sich ein Jahr später dann in ähnlicher Art und Weise sogar<br />

nochmals wiederholt hat. Nicht den Glauben an das Projekt zu verlieren<br />

– das war damals wichtig.<br />

e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong>: Abschließend: eLSA – drei Wünsche an die<br />

gute Fee?<br />

Helmut Stemmer: Ich denke, eLSA hat das Potential, in der Unterstufe<br />

den Schülern ein enorm wichtiges Rüstzeug für diese Gesellschaft, für<br />

die Oberstufe, für ein späteres Studium, für die Kommunikations- und<br />

Teamfähigkeit zu geben. Und was ich mir wünsche, ist, dass die Lehrer<br />

dieses Potential erkennen und aus diesem Potential etwas machen.<br />

Der zweite Wunsch wäre, den Lehrern ein Maximum an Unterstützung in<br />

der Begleitung in dieser Herausforderung zu geben. So dass sie sich<br />

eingebettet fühlen in den gesellschaftlichen Kontext, der sagt: Das was<br />

du machst, lieber Lehrer, ist toll. Und wir stehen hinter dir. Tu weiter!<br />

Das wünsche ich mir auch in der Resonanz in allen öffentlichen Medien.<br />

Und ein dritter Wunsch ist, dass die Bildungspolitik die Dynamik, die<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

eLSA – die ersten<br />

Zwischenergebnisse der<br />

Abschlussevaluation<br />

hinter dieser neuen Form des Lehrens und Lernens stecken kann,<br />

bewusst wahrnimmt, bewusst strategisch umsetzt und langfristig und<br />

nachhaltig sichert. Ich glaube, mehr kann man sich in diesem Umfeld<br />

nicht wünschen.<br />

Die Fragen stellte Thomas Nárosy.<br />

eLSA – Erste Zwischenergebnisse der<br />

Abschlussevaluation<br />

Ein Bericht von Prof. Mag. Kurt Leitl<br />

Die hier angeführten ersten Zwischenergebnisse der<br />

Abschlussevaluation des Projektes eLSA wurden auf der eLSA-<br />

Tagung 2005 in Seggauberg von Univ. Prof. Dr. Michael Schratz<br />

und Prof. Mag. Kurt Leitl vorgestellt. Sie zeigen sehr deutlich, wie<br />

positiv das Projekt sowohl von den Lehrenden als auch von den<br />

Schülerinnen und Schülern gesehen und bewertet wurde.<br />

eLSA – E-Learning im Schulalltag – ist ein österreichweites Projekt, das<br />

zeigen soll, wie E-Learning/Blended Learning in der Unterstufe<br />

erfolgreich eingeführt werden kann. Eine Grundforderung des Projektes<br />

war, dass alle Schülerinnen und Schüler der eLSA-Schulen in der<br />

Unterstufe in allen Fächern mit E-Learning konfrontiert werden. Weiters<br />

sollte erprobt werden, unter welchen Rahmenbedingungen E-Learning<br />

im Schulalltag zu einer neuen Form des Lehrens und Lernens führen<br />

und erfolgreich zur Schulentwicklung beitragen kann und ob einzelne<br />

Lehrkräfte bzw. Teams zu Autoren für E-Learning-Sequenzen<br />

ausgebildet werden können.<br />

Am Beginn des Projektes, dessen erste Phase auf die Dauer von drei<br />

Schuljahren angelegt war, wurden acht Ziele festgelegt, die die<br />

teilnehmenden Schulen in dieser Zeit erreichen sollten.<br />

Zielvereinbarungen und …<br />

1. Jede/r Schüler/in konnte "E-Learning-Sequenzen" im Unterricht<br />

ausprobieren.<br />

2. Alle Lehrenden haben Erfahrungen mit E-Learning-Sequenzen<br />

im eigenen Fach gesammelt und diese Erfahrungen allen<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Kolleginnen und Kollegen zur Verfügung gestellt.<br />

3. Die Fachgruppen- und Klassenlehrerteams erproben gemeinsam<br />

und aufeinander abgestimmt die Chancen, Möglichkeiten und<br />

Grenzen von E-Learning im Unterricht.<br />

4. Die Modellschulen entwickeln miteinander konkrete Modelle zur<br />

Erprobung von E-Learning-Sequenzen im Unterricht und stellen<br />

ihre Erfahrungen allen zur Verfügung.<br />

5. Das Schulprogramm (kurz- und mittelfristige Schulziele und<br />

Umsetzungsmaßnahmen) bezieht die Erkenntnisse über E-<br />

Learning laufend in die Gestaltung des Schulalltags ein.<br />

6. Der Schulleitung ist die Erprobung von E-Learning im Unterricht<br />

ein wichtiges Anliegen. Das Projekt hat hohe Priorität im<br />

Schulalltag.<br />

7. Es gibt eine Steuerungsgruppe, die die E-Learning-<br />

Contententwicklungen und Erprobungen im Unterricht koordiniert<br />

und aufeinander abstimmt und für den Projektfortschritt sorgt.<br />

8. Mindestens ein Angebot von zusätzlichen freiwillig erreichbaren<br />

Abschlüssen/Zertifikaten mit externer Qualifikation im IT- oder E-<br />

Learning-Bereich (beispielsweise ECDL-Advanced; CCNA,<br />

CCNP, MCP, MCSE, SAP-Anwender, LINUX-Power User, JAVA-<br />

Programmer, nachweisbare Kenntnisse mit einer Lernplattform<br />

oder andere).<br />

Im ersten Jahr (2002/03) waren vier Schulen (BRG Landeck, BRG<br />

Purkersdorf, Akademisches Gymnasium Wien, Privatgymnasium<br />

Baumgartenberg) am Projekt beteiligt, ab dem zweiten Schuljahr<br />

(2003/04) waren es neun Schulen (hinzu kamen: Bischöfliches<br />

Gymnasium Eisenstadt, BRG Seekirchen, Keplergymnasium Graz, BRG<br />

Blumengasse, Bregenz, und Peraugymnasium Villach), in jedem<br />

Bundesland also eine Schule.<br />

… Evaluation<br />

Parallel zum Projekt wurde das Institut für Lehrer/innenbildung und<br />

Schulforschung der Universität Innsbruck (Vorstand: Univ. Prof. Dr.<br />

Michael SCHRATZ) mit einer begleitenden und einer summativen<br />

Evaluation des Projektes beauftragt. Die begleitende Evaluation soll<br />

dabei den Lehrkräften während des Projektes immer wieder<br />

Hilfestellungen geben und Auskunft über den momentanen Stand des<br />

Projektes an die Steuergruppe weiterleiten. Die Evaluation führten Univ.<br />

Prof. Dr. Michael SCHRATZ und Prof. Mag. Kurt LEITL durch.<br />

Methodisch hieß das: Interviews mit Direktoren und Direktorinnen,<br />

Lehrenden und Lernenden der eLSA-Schulen, Fragebogen-<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

untersuchungen am Beginn, während des Verlaufs („Windstille“ ) und<br />

nach dem Projekt, Feldstudien an den Schulstandorten nach den ersten<br />

drei Monaten, Analyse der Aktivitäten auf der Lernplattform („Die Top<br />

Ten“ ) und Fallstudien an fünf Schulstandorten über die gemachten<br />

Erfahrungen.<br />

Die Abschlussbefragung war im Vergleich zur Startevaluation wortident<br />

und sollte die stattgefundene Entwicklung aufzeigen. Befragt wurden die<br />

Direktorinnen und Direktoren der eLSA-Schulen, die Lehrkräfte der<br />

eLSA-Klassen und die Schülerinnen und Schüler der eLSA-Klassen.<br />

Die vorläufigen Evaluationsergebnisse<br />

Die Abschlussevaluation ergab folgendes Zwischenergebnis, die<br />

endgültigen Ergebnisse liegen noch nicht vor:<br />

Lehrkräfte:<br />

Von den 108 ausgesandten Fragebögen wurden 81 (= 75%) retourniert.<br />

Frage: Die Lehrer/innen nutzten das Fortbildungsangebot im Bereich E-<br />

Learning?<br />

Eine deutliche Mehrheit der Unterrichtenden gab an, dass das<br />

Fortbildungsangebot genutzt wurde. Das bedeutet, dass die<br />

Qualifikation der Lehrkräfte im Bereich Methodik/Didaktik erhöht wurde<br />

und dass damit auch die Kompetenz der Lehrerinnen und Lehrer<br />

gesteigert wurde.<br />

Frage: Die Teilnahme am eLSA-Projekt wurde von den beteiligten<br />

Lehrer/innen als zusätzliche Belastung empfunden?<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Auch hier sind die Antworten eindeutig. eLSA war eine zusätzliche<br />

Belastung für die Lehrenden, eLSA war mit einem deutlichen<br />

Mehraufwand an Arbeit gekoppelt.<br />

Frage: Die Teilnahme am eLSA-Projekt wurde von den beteiligten<br />

Lehrer/innen als Bereicherung des Unterrichts empfunden?<br />

Obwohl eLSA mit Mehrarbeit verbunden war, wurde die Teilnahme am<br />

Projekt als eine Bereicherung empfunden. Die Mehrarbeit und der<br />

vermehrte Aufwand wurden also als positiv empfunden. Dies zeigt sich<br />

auch in den Antworten auf die nächste Frage.<br />

Frage: Die Teilnahme am eLSA-Projekt wurde von den beteiligten<br />

Lehrer/innen als persönliche Bereicherung ihrer Berufsrolle empfunden?<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Der Schwerpunkt der Antworten liegt eindeutig im positiven Bereich und<br />

geht konform mit den Antworten auf die vorhergehende Frage.<br />

Aus den Antworten der Lehrkräfte insgesamt geht eindeutig hervor, dass<br />

die Methode E-Learning zwar arbeitsintensiver ist, als es andere<br />

Methoden sind, dass aber der Unterrichtserfolg und damit die<br />

Zufriedenheit mit dem eigenen Unterricht höher ist. Es gilt gerade diesen<br />

Aspekt in den entsprechenden Fortbildungen und Vorträgen zu betonen!<br />

Frage: Die Lehrer/innen fühlen sich für diese neue Form des Lehrens<br />

und Lernens didaktisch kompetent?<br />

Aus den Antworten der Lehrerinnen und Lehrer geht eindeutig hervor,<br />

dass im Bereich der Fortbildung zum Thema E-Learning/Blended<br />

Learning noch viel getan werden muss. Diese Aufgabe kommt vermehrt<br />

den Pädagogischen Instituten, aber auch den Universitäten zu, die die<br />

Erstausbildung der Lehramtsstudierenden durchführen. Es kann heute<br />

nicht mehr sein, dass Studierende ohne Kenntnisse im Bereich E-<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Learning/Blended Learning nach der Lehramtsprüfung in das<br />

Unterrichtspraktikum einsteigen.<br />

Schülerinnen und Schüler<br />

Es wurden 216 Fragebögen ausgesandt, 207 (= 95,8 %) kamen zurück.<br />

Dies ist eine sehr hohe Rücklaufquote. Die Fragen betrafen die<br />

Computerausstattung zu Hause, die Nutzung des Computers zu Hause<br />

und die Einschätzung bezüglich des Einflusses des Computereinsatzes<br />

im Unterricht.<br />

Frage: Wie häufig wird der Computer von dir zu Hause genützt?<br />

Über 90 % der Schülerinnen und Schüler gaben demnach an, den<br />

Computer mehr oder weniger häufig daheim zu nutzen. In diesem<br />

Zusammenhang kommt der nächsten Frage eine große Bedeutung zu.<br />

Frage: Wenn du mit dem Computer arbeitest, dann kann es zum Spaß<br />

(z. B. Spielen) sein oder um Arbeiten für die Schule zu erledigen. Die<br />

persönliche Einschätzung der Schülerin/des Schülers sollte in eine<br />

Skala von 0 (nur zum Spaß) bis 9 (nur zum Arbeiten) eingetragen<br />

werden.<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Aus dieser Grafik kann entnommen werden, dass die Schülerinnen und<br />

Schüler sehr wohl genau ihr Verhalten am Computer einschätzen. Für<br />

die Jugendlichen ist der Computer ein normaler Alltagsgegenstand, der<br />

je nach Laune, aber auch je nach Arbeitsaufträgen genutzt wird.<br />

Die nächsten Fragen beziehen sich auf den Einfluss des Computers im<br />

Unterricht, auf das Lernen und auf die soziale Komponente in der<br />

Klasse.<br />

Grafik 1<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Grafik 2<br />

Die Grafiken 1 und 2 sind dem Referat von Univ. Prof. Michael Schratz<br />

bei der eLSA-Tagung 2005 in Seggauberg entnommen. Die komplette<br />

Präsentation kann unter http://elsa.schule.at/ heruntergeladen werden.<br />

Den Antworten der Schülerinnen und Schüler auf diese Fragen kann<br />

entnommen werden, dass sie einen positiven Einfluss des Computers<br />

auf ihr Lernen und ihr Arbeiten in der Schule sehen. In den Tabellen sind<br />

jeweils die Grenzen (1 und 5) und der Mittelwert, der sich aus den<br />

Antworten ergibt, eingetragen. Um die Aufmerksamkeit zu erhöhen,<br />

wurde nicht immer dem Wert 1 die positive und dem Wert 5 die negative<br />

Antwortmöglichkeit zugeordnet.<br />

Im folgenden Fragenkomplex ging es darum, dass die Schülerinnen und<br />

Schüler ihre Meinung dazu angeben, was mit Unterstützung des<br />

Computers erlernt werden soll. Sie sollten dabei den einzelnen Themen<br />

einen Wert zwischen 1 (sehr wichtig) und 5 (unwichtig) zuordnen. In der<br />

Grafik sind die Mittelwerte, die aus den Antworten ermittelt wurden,<br />

dargestellt.<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Das Diagramm zeigt, dass die Schülerinnen und Schüler dem Computer<br />

eine hohe Bedeutung für ihre persönliche Entwicklung beimessen.<br />

Selbstverständlich erscheint, dass „Umgang mit dem Computer“ am<br />

besten abschneidet, aber auch die restlichen Themen werden als sehr<br />

wichtig erachtet.<br />

Unterm Strich: Eine Anstrengung, die sich auszahlt<br />

eLSA hat sowohl die Schulentwicklung der beteiligten Schulen massiv<br />

beeinflusst als auch die persönliche Entwicklung der teilnehmenden<br />

Lehrkräfte positiv gefördert. Es fand an den beteiligten Schulen<br />

Personalentwicklung statt, die nur positive Auswirkungen auf Lehrende,<br />

Lernende und auch auf die Schule selber haben kann. Außerdem haben<br />

die Lehrkräfte das Angebot zur Fortbildung freiwillig angenommen, was<br />

die Effizienz deutlich steigerte.<br />

eLSA hat aber auch eindrucksvoll demonstriert, dass E-Learning /<br />

Blended Learning auch in der Unterstufe (inklusive der ersten Klasse)<br />

seine Berechtigung hat und dort zu einer Verbesserung des<br />

Methodenmix geführt hat. Die Schülerinnen und Schüler hatten keine<br />

Probleme mit dem Arbeiten mit einer Lernplattform, obwohl Blackboard<br />

nur in der englischen Version vorgelegen hat. Auch war die Ausstattung<br />

zu Hause eigentlich kein Thema, da die Schulen die notwendige<br />

Infrastruktur bereitgestellt hatten.<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Seggauberg in der<br />

Südsteiermark - der<br />

Rahmen der eLSA-<br />

Tagung vom 28. bis zum<br />

30.9.2005<br />

Nach den Umfragen kam eLSA sehr gut bei Lehrenden, Lernenden und<br />

Eltern an, eine Ausweitung des Projektes auf die Oberstufe und eine<br />

Ausweitung, was die Anzahl der teilnehmenden Schulen betrifft, scheint<br />

daher mehr als gerechtfertigt. Das Projekt eLSA II wurde im Herbst 2005<br />

gestartet und wird an den Schulen mit großem Engagement betrieben.<br />

E-Learning macht „unersättlich“: eLSA-Schülerinnen<br />

und -Schüler wollen jetzt auch Laptop-Klassen!<br />

Stationen eines Projekterfolgs<br />

Erstens Laptop-Klassen in der Oberstufe. Zweitens, dass es<br />

möglichst vielen anderen gleichaltrigen Schülerinnen und Schülern<br />

vergönnt sei, ebenfalls in einer eLSA-Klasse zu sitzen und so den<br />

selbstverständlichen Umgang mit dem Computer schon von der<br />

Sekundarstufe I aus mitzubekommen. Wenn man Schülerinnen und<br />

Schüler aus eLSA-Klassen („eLSA“ steht für „eLearning im Schul-<br />

Alltag“) fragt, was sie sich denn – ganz allgemein – rund um ihre<br />

eLSA-Erfahrungen wünschen würden, dann stehen diese zwei<br />

Aussagen vor allen anderen.<br />

(nat) 28. bis 30. September 2005, Seggauberg, Südsteiermark. Das im<br />

Schloss untergebrachte Bildungshaus bietet den gebührenden Rahmen<br />

für die eLSA-Tagung, in deren Verlauf die Bilanz aus drei Jahren<br />

Projektgeschichte gezogen und die Projekterfahrung an die neu<br />

einsteigenden eLSA-Schulen aus ganz Österreich weitergegeben wird.<br />

Eine Bilanz, auf die alle Beteiligten zu Recht stolz sein können und es<br />

auch sind. Stolz, von Schülern erzählen zu können, die jetzt „lieber<br />

lernen“ als vorher. Zufrieden, die nicht zu knapp bemessenen<br />

Schwierigkeiten am Weg gemeistert zu haben. Glücklich, auf neue,<br />

spannende Herausforderungen im Lehrerleben gestoßen zu sein, die im<br />

wahrsten Sinn des Wortes als horizonterweiternd zu bezeichnen sind.<br />

Und – wie gesagt – zu Recht zufrieden, dass dieses Projekt in so kurzer<br />

Zeit so weite Kreise gezogen hat. Helmut Stemmer vom BMBWK, der<br />

Initiator und geistige „Vater“ von eLSA: „Man muss es einfach erleben!“<br />

Begonnen hat es im Jahr 2002 mit vier Schulen, die sich dazu<br />

verpflichtet hatten, E-Learning verpflichtend in den Schulalltag ihrer 10-<br />

bis 14-jährigen Schülerinnen und Schüler zu integrieren. Ein Jahr später<br />

waren es neun Schulen. Und nun – im Herbst 2005 – sind es bereits<br />

über 40 Schulen in ganz Österreich, die sich das E-Learning im<br />

Schulalltag auf ihre Fahnen geheftet haben. In den Jahren zuvor<br />

ausschließlich AHS-Standorte mit ihren Unterstufenklassen, jetzt<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Letzte Vorbesprechung<br />

vor der Tagung –<br />

Spannung: Wie wird’s<br />

werden?<br />

zunehmend auch Hauptschulen, die sich dieser zukunftsweisenden<br />

Methodik im Schulalltag widmen. Bis Ende 2007 sollen ca. 100 AHS und<br />

Hauptschulen Teil des eLSA-Netzwerks sein.<br />

E-Learning: Nach zwei bis drei Jahren Investition …<br />

Genau genommen hat alles natürlich nicht mit vier Schulen, sondern mit<br />

einer Idee begonnen, die es auszuprobieren galt. Lernplattformen im<br />

universitären Bereich, Notebook-Klassen in Oberstufenklassen, das gab<br />

es bereits seit längerem. Aber wäre es nicht sinnvoll, die systematische<br />

Integration von Computer, Internet & Co. schon früher in der<br />

Bildungslaufbahn einsetzen zu lassen? Beispielsweise in den<br />

Schulstufen 5 bis 8? Eine sehr „fruchtbare“ Frage, wie sich herausstellen<br />

sollte. Gut geeignet, viele, viele weitere Fragen zu „gebären“, auf die es<br />

in der Anfangsphase erst einmal keine bzw. keine einfachen und<br />

unkomplexen Antworten gab.<br />

Es ist nicht zu viel verraten, wenn man das erste Projektjahr als „dürr“<br />

und „karg“ bezeichnet. Wenn man – rückblickend auf diese Pionierphase<br />

– in der Erinnerung das Commitment, die Verpflichtung gegenüber den<br />

vereinbarten Projektgrundsätzen und -zielen betont, kommt das nicht<br />

von ungefähr. „Pioniere“ erreichen ihre Ziele eben selten ohne die<br />

Durchquerung von unbekannten, manchmal auch unwirtlichen,<br />

verunsichernden Terrains. Und schon gar nicht, wenn sie bei der ersten<br />

Schwierigkeit aufgeben. Oder bei der zweiten und dritten …<br />

Stichwort Schwierigkeiten: Nehmen die Mühen denn überhaupt jemals<br />

ein Ende? Lässt man sich mit dem E-Learning im Schulalltag auf ein<br />

Fass ohne Boden, auf eine Reise in die Überlastung ohne Wiederkehr,<br />

auf eine Sisyphos-Arbeit ein? Die sehr gute Nachricht: Nein, nein und<br />

nochmals nein. Ein kurzer Blick ins Jahr drei von eLSA, also ins Jahr<br />

2005, lehrt: Keine Spur von Sisyphos. Anstrengend: ja. Investition:<br />

durchaus. Aber eine Arbeit, die sich lohnt und nach ein bis drei Jahren –<br />

je nachdem, von welchem Niveau aus man „loslegte“ – wieder in ein<br />

normales Arbeitsausmaß einpendelt. Mit dem Unterschied, dass die<br />

neue Normalität sich doch erheblich von der früher vertrauten<br />

unterscheidet. Den Schülerinnen und Schülern macht es mehr Spaß in<br />

der Schule.<br />

Als Lehrkraft hat man sich zum Coach und Lernorganisator, zum<br />

kommunizierenden Teamworker weiterentwickelt. Vielleicht hat man sich<br />

auch mehr oder weniger laut geäußerte Vorwürfe von Kollegenseite<br />

„eingehandelt“, die sich jetzt unter Zugzwang sieht, ihre eigene<br />

Unterrichtspraxis ob des großen Erfolges von eLSA auch umstellen zu<br />

sollen. Soll sein. Noch deutlicher? Bitte sehr: Hier die Gegenprobe in<br />

Sachen E-Learning im Schulalltag. Gefragt, was passieren würde, wenn<br />

man Lehrkräften und Schülern wieder die Computer aus dem<br />

Schulalltag wegnehmen würde, bekommt man klare Antworten. Sehr<br />

klare Antworten: „Na probier’s!“, „Schnapsidee!“, „Nie im Leben!“<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Drei Jahre eLSA:<br />

Viel zu besprechen im<br />

Plenum ...<br />

Ohne Umstellung der<br />

eigenen (Unterrichts-)<br />

Gewohnheiten geht gar<br />

nichts ...<br />

… kann man ernten: Besserer Unterricht mit gleichem Zeitaufwand<br />

wie früher<br />

Zurück zur Frage, was denn E-Learning im Schulalltag nun bedeutet und<br />

insbesondere, wie man sich die Sache mit den Lernplattformen denn<br />

vorstellen kann. Für den Anfang ist wesentlich zu verstehen, dass beim<br />

E-Learning im Schulalltag WEDER der Klassenverband aufgelöst und<br />

die Lehrkräfte abgeschafft NOCH Unterricht nur mehr mit Computer und<br />

Internet stattfindet. E-Learning (im schulischen Kontext könnte man<br />

auch fachterminologisch korrekt von „blended learning“ sprechen) ist in<br />

seinem Wesen nicht mehr und nicht weniger als eine neue didaktische<br />

Methode, ein neues didaktisches Werkzeug im schon bisher reich<br />

gefüllten Werkzeugkoffer der Lehrkräfte. Aber dieses Werkzeug hat es<br />

in sich. Am Beipackzettel steht groß und deutlich: WARNUNG DES<br />

BILDUNGSMINISTERIUMS: E-LEARNING IM SCHULALLTAG KANN<br />

IHRE GEWOHNHEITEN EINSCHNEIDEND ZUM BESSEREN<br />

VERÄNDERN!<br />

Eine Lernplattform kann man sich zunächst wie ein digitales Notiz- und<br />

Unterrichtsvorbereitungsheft (oder besser: einen „Ort“?) vorstellen, das<br />

– im Unterschied zu seinen papierenen Vorläufern – vieles „sowohl als<br />

auch“ kann. Sowohl Unterrichtsplanung der Lehrkraft als auch<br />

Arbeitsblatt bzw. Schularbeitsstoff-Mitteilung bzw. Projektaufgabensammlung<br />

für die Schüler. Sowohl Materialsammlung als auch<br />

Materialverleih. Sowohl „schwarzes Brett“ als auch „Kino“. Sowohl die<br />

Möglichkeit, seine persönlichen Notizen in Ordnern strukturiert<br />

aufzubewahren, als auch eine technische Unterstützung, Aufgaben bzw.<br />

Hausübungen abzugeben bzw. Dokumente zur gemeinsamen<br />

Weiterbearbeitung zur Verfügung stellen zu können. Sowohl eine<br />

Möglichkeit, Tests im Übungs- und Prüfungsmodus den Schülern<br />

anzubieten, als auch diese Tests automatisch auswerten zu lassen.<br />

Sowohl eine Möglichkeit, strukturierte Lernanweisungen anzubieten als<br />

auch ein Ort kreativen, projektorientierten Schülerschaffens. Sowohl ein<br />

Kommunikations- als auch ein Organisationswerkzeug. Sowohl eine<br />

Hilfe zur individuellen Unterrichtsvorbereitung als auch eine<br />

Unterstützung zur Zusammenarbeit und Materialweitergabe an die<br />

Kolleginnen und Kollegen.<br />

Allerdings: Ohne Umstellung der eigenen Gewohnheiten geht es<br />

nicht<br />

Die Nutzungsbreite von Lernplattformen, einmal eingeführt und<br />

hinlänglich vertraut damit, geht weit über den Unterricht hinaus bis zur<br />

regelmäßigen Kommunikation mit den Eltern der Schülerinnen und<br />

Schüler. Das folgende Beispiel macht aber deutlich, wie ein Einstieg<br />

aussehen könnte. Otto Siegele, einer der eLSA-Pioniere aus dem<br />

BRG/BORG Landeck, nützte beispielsweise eine einwöchige<br />

Abwesenheit von der Schule dazu, seine erste E-Learning-Sequenz in<br />

Mathematik zu konzipieren und durchzuführen. Fein säuberlich über die<br />

Lernplattform Blackboard (mittlerweile an fast allen Standorten von der<br />

Lernplattform Moodle abgelöst) zugänglich gemacht, fanden die<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Schülerinnen und Schüler hier jede Menge an Wiederholungs- und<br />

Übungsmaterialien, Einzel- und Gruppenaufgaben. Und Otto Siegele,<br />

der Mathematiklehrer, war über die Lernplattform und per E-Mail darüber<br />

hinaus „immer“ erreichbar, sah sich wie gewohnt Hausübungen an,<br />

stand mit Rat und Tat zur Seite und hatte – ebenfalls mit Hilfe der<br />

Lernplattform – immer den Überblick, was sich tat. Besser: wer sich mit<br />

dem Lernen „wie tat“. Also statt einer verlorenen Woche<br />

Lehrerabwesenheit eine gewonnene, intensive Selbstlern-, Festigungs-<br />

und Übungswoche.<br />

„Über die Lernplattform und per E-Mail ‚immer’ erreichbar“. Der Halbsatz<br />

fordert an dieser Stelle einerseits die Antwort auf eine Frage, die sich<br />

gerade in der Anfangsphase von eLSA sehr viele Lehrkräfte gestellt<br />

haben, und andererseits die Weitergabe einer Erfahrung, die im Laufe<br />

des eLSA-Projekts immer und immer wieder gemacht und teils mit<br />

Staunen, aber immer mit Freude zur Kenntnis genommen worden ist.<br />

- Die Frage „Muss ich jetzt rund um die Uhr für meine<br />

Schülerinnen und Schüler zur Verfügung stehen – habe ich jetzt<br />

gar keine Freizeit mehr?“ hat schon viele Diskussionen bei<br />

Lehrkräften ausgelöst und wird, da es auf diese Frage nur<br />

individuelle Antworten geben kann, auch weiterhin niemanden<br />

kalt lassen. Tatsache ist: Man muss von einer Zeitdisziplin „ante“<br />

zu einer neuen Zeitdisziplin „post“ E-Learning finden. Tatsächlich<br />

nützen die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, ihren<br />

Lehrkräften auch am Wochenende Nachrichten zukommen zu<br />

lassen. Und tatsächlich ist der Motivationsschub, auch einmal<br />

samstagmorgens oder Sonntag in der Nacht von der Lehrerin<br />

Feed-back zu bekommen, nicht unbeträchtlich. Es gibt aber kein<br />

Naturgesetz, das einen dazu zwingt, eingegangene E-Mails bzw.<br />

Postings in Foren innerhalb der jeweils nächsten Stunde zu<br />

beantworten. Feed-back muss sein, aber die Rhythmen sind<br />

Vereinbarungssache.<br />

- Die Erfahrung: Während im „herkömmlichen“ Unterricht meist nur<br />

sehr wenige Schülerinnen und Schüler – schon allein aus<br />

Zeitgründen – sich aktiv beteiligen können, führt das Lernen mit<br />

Lernplattformen dazu, dass nun ALLE sich beteiligen müssen<br />

bzw. die Chance zur Beteiligung haben. Das führt dann zu<br />

allerhand Überraschungen: Bei manchen „Schätzen“, die im<br />

unterrichtlichen Frage-Antwort-Spiel zu glänzen wissen, geht<br />

etwas der Lack ab. Andererseits – und das ist der häufigere Fall<br />

– bekommen nun auch die „Ruhigeren“ die Chance, ihr Können<br />

und Wissen der Lehrkaft darstellen zu können. Eine Eigenschaft<br />

des E-Learnings, die beispielsweise Walter Hermann aus dem<br />

Gymnasium der Diözese Eisenstadt nicht müde wird zu betonen:<br />

E-Learning gibt vor allem die Chance, den „schwächeren“<br />

Schülerinnen und Schülern seine fördernde Aufmerksamkeit<br />

angedeihen zu lassen, ohne dass die „guten“ dabei zu kurz<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Evelyn Stepancik und<br />

Otto Siegele berichten<br />

von ihren Erfahrungen<br />

mit E-Learning und<br />

Lernplattformern<br />

kommen.<br />

Stichwort „Staunen“: In den eLSA-Schulen wir Fachdidaktik wieder zum<br />

Thema an den Konferenzzimmer-„Stammtischen“. Ein Faktum, das<br />

Franz Riegler, BRG Keplerstraße in Graz hervorhob. Wobei das<br />

Staunen bei ihm eigentlich daher kam, dass diese schulische<br />

„Kernkompetenz“ vor dem eLSA-Projekt so gar nicht Thema gewesen<br />

sei …<br />

Insbesondere die Gewohnheit des „Rechthabens“ erfährt einen<br />

Wandel<br />

Wie so oft im Leben ist es mit Lernplattformen wie mit dem Schwimmen.<br />

Man kann Artikel und Bücher darüber lesen und Filme darüber sehen.<br />

Aber letztlich muss man stets selbst schwimmen. „Schwimmen“ kann<br />

man hier ruhig im doppelten Wortsinn verstehen: Bevor man zum<br />

routinierten Genuss- oder Leistungsschwimmer wird, muss man eine<br />

Phase hinter sich bringen, in der man manchmal ordentlich „schwimmt“,<br />

ja „nach Luft schnappt“. Gerade für Lehrkräfte ist das oft nicht leicht,<br />

erfordert die Alltagsarbeit entlang von Lehrplänen doch geradezu das<br />

professionelle „Rechthaben“ und „Eh-schon-Wissen“.<br />

E-Learning ist für alle Lehrkräfte, die sich auf das Abenteuer eLSA<br />

eingelassen haben, in der Regel eine neue Aufgabe gewesen. So neu,<br />

dass die tabubrechende Frage „Kannst du mir da bitte weiterhelfen?“<br />

nahe lag, manchmal vielleicht als das kleinere Übel angesichts der<br />

übergroßen Herausforderung erschien. Und plötzlich taten sich<br />

Konferenzzimmertüren auf, wie Evelyn Stepancik aus dem BG/BRG<br />

Purkersdorf in Niederösterreich es ausdrückte, oft auch über<br />

Schulgrenzen hinweg. Insbesondere aber kam es auf die Öffnung der<br />

metaphorischen Türen zwischen den Lehrkräften an. Eine Öffnung, die<br />

die Erfahrung erlaubte, dass gegenseitige Hilfe und ein bewusstes<br />

Nützen der Stärken jedes Einzelnen das gesamte Team und auch jeden<br />

Einzelnen weiterbrachte. Ganz besonders mutig, aber auch ganz<br />

besonders erfolgreich war hier das Gymnasium der Diözese Eisenstadt.<br />

In dieser schwierigen Anfangsphase setzte man hier nämlich nicht nur<br />

auf die gegenseitige kollegiale Hilfe der Lehrkräfte, sondern band auch<br />

kompetente Schülerinnen und Schüler in die Weiterbildung des<br />

Lehrkörpers ein. Ein Schritt, der ernsthaft hin zur „lernenden<br />

Organisation“ führte.<br />

Noch ein letztes Stichwort zum Thema „Grenzen überwinden“: Wie<br />

kommt man mit so einer neuen, „anstrengenden“ Sache wie E-Learning<br />

tatsächlich an alle Lehrkräfte einer Schule heran? Direktor Röck aus<br />

Landeck – und während er das sagte, umspielte ein leises Lächeln seine<br />

Lippen – weiß es: „... und über die Schüler kann man alle Lehrer<br />

erreichen.“ Die subversive Kraft von PCs mit Internet-Zugang in jeder<br />

Klasse als Zusatz zu den E-Learning-„Exposituren“ in den EDV-Räumen<br />

trägt ihr Scherflein dazu bei …<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Thomas Nárosy im<br />

Gespräch mit eLSA<br />

Schülerinnen und<br />

Schülern<br />

Kleine Schritte – aber diese konsequent und planvoll<br />

Womit wir bei der wesentlichen, ja entscheidenden Unterstützung des<br />

Projekts eLSA durch die jeweiligen Schulleiterinnen und Schulleiter<br />

wären. Ganz ohne Zweifel: Gegen deren Willen und ohne deren<br />

Unterstützung geht so gut wie nichts. Mit deren Unterstützung hingegen<br />

mittel- und langfristig fast alles. Und auf kurze Sicht vieles leichter.<br />

Gerade die Wertschätzung von Direktoren gegenüber den „Pionieren“ ist<br />

wichtig. Eine Wertschätzung, die auch kleine Weiterentwicklungen<br />

wahrnimmt und manchmal auch vor überfordernden, zu großen<br />

Schritten schützen muss. Und nicht ohne mittelfristiges bzw.<br />

langfristiges Konzept arbeiten. Kein Seiltanz ohne Netz, sondern im<br />

Gegenteil: Begleitende Netze für die Entwicklung des jeweiligen<br />

Schulstandortes nützen. eLSA-Schulen haben beispielsweise die<br />

Möglichkeit, ihre Fortbildung mitzubestimmen bzw. sich von den PIs<br />

maßgeschneiderte Seminare anbieten zu lassen. Insbesondere aber<br />

das Balancieren der gesamten Schule – E-Learning ist ja gerade in der<br />

Anfangsphase nur eine Aufgabe einer Minderheit, und das „ganz<br />

normale“ Schulleben muss ja sowieso auch weitergehen – ist Aufgabe<br />

der Schulleitung. Eine Aufgabe, die eine gehörige Kraftanstrengung sein<br />

kann.<br />

Das Projekt eLSA hat nicht nur vorgeführt, welche Aufgaben die<br />

einzelnen Akteure bei so einem „Change-Prozess“ wahrnehmen<br />

müssen. Das Projekt hat auch deutlich gemacht, dass bei den<br />

entsprechenden Ausbildungsgängen Aufhol- und Veränderungsbedarf<br />

gegeben ist. Veränderungsbedarf beispielsweise bei der<br />

Schulmanagement-Ausbildung, die die Schulleiter bislang noch<br />

überhaupt nicht auf die neuen Aufgaben mit einem E-Learning-<br />

Schulalltag vorbereitet. Veränderungsbedarf aber insbesondere<br />

hinsichtlich der Ausbildung der zukünftigen Lehrkräfte.<br />

„Aus den Antworten der Lehrer/innen geht eindeutig hervor, dass im<br />

Bereich der Fortbildung zum Thema E-Learning/Blended Learning noch<br />

viel getan werden muss. Diese Aufgabe kommt vermehrt den<br />

Pädagogischen Instituten, aber auch den Universitäten zu, die die<br />

Erstausbildung der Lehramtsstudent/innen durchführen. Es kann heute<br />

nicht mehr sein, dass Student/innen ohne Kenntnisse im Bereich E-<br />

Learning/Blended Learning nach der Lehramtsprüfung in das<br />

Unterrichtspraktikum einsteigen.“ So formuliert Kurt Leitl, Evaluator von<br />

eLSA, eines der Schlüsselergebnisse der eLSA-Begleitevaluation, die<br />

vom Institut für Lehrer/innenbildung und Schulforschung der Universität<br />

Innsbruck (Vorstand: Univ. Prof. Michael Schratz) durchgeführt wird.<br />

Das Endergebnis liegt noch nicht vor. Aber schon das Zwischenergebnis<br />

kann sich sehen lassen. Signifikante, feststellbare Erfolge, wohin man<br />

sieht. Überraschend vielleicht insbesondere die folgenden Erkenntnisse:<br />

- “Nebenfächer” werden aufgewertet. Paradox: Der virtuelle Raum<br />

macht ihre Arbeit sichtbar und präsent.<br />

38


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Abschied - Freude -<br />

Entspannung: E-<br />

Learning im Schulalltag<br />

funktioniert. Und wir<br />

haben tolle Arbeit<br />

geleistet!<br />

- Fachschaften werden als “schlafende Riesen” geweckt: Die<br />

Fachvertreterinnen und -vertreter sind gegenseitig mehr<br />

aufeinander angewiesen und schaffen Synergien.<br />

- Schulentwicklung “on the run”. eLSA erfordert den Schritt vom<br />

“Ich und meine Klasse” zum “Wir und unsere Schule”.<br />

- Maria Montessori goes eLSA: “Hilf mir es selbst zu tun.“<br />

Informelle kollegiale Unterstützung war die erfolgreichste Form<br />

der Weiterbildung im eLSA-Projekt.<br />

Von sozialer Kompetenz und geschlachteten heiligen Kühen<br />

eLSA zieht also seine Kreise. E-Learning im Schulalltag funktioniert.<br />

Und einmal auf diesen Zug aufgesprungen, möchte ihn keiner mehr<br />

verlassen. Weder Lehrkräfte noch Schülerinnen und Schüler, deren<br />

Selbstverständlichkeit im Umgang mit den Werkzeugen PC, Internet und<br />

Lernplattform, mit der Methode E-Learning schon wieder geradezu<br />

atemberaubend ist. Besonders erfreulich und ob seiner<br />

selbstverständlichen Qualität eine spezielle Hervorhebung wert ist die<br />

Tatsache, dass soziale Kompetenz und E-Learning sich nicht indirekt<br />

proportional verhalten. Also nicht: Je mehr PC, desto unsozialer. Im<br />

Gegenteil: Zusammenarbeit – auch über die Lehrer-Schüler-Grenze<br />

hinweg – wird selbstverständlicher und täglich eingeübt. Und der<br />

selbstlose Wunsch vieler „Kids“, dass die positiven, eigenen<br />

Erfahrungen auch möglichst vielen anderen Schülerinnen und Schülern<br />

vergönnt seien, setzt dem noch ein kleines „Schlagobershäublein“ auf.<br />

Auf dem Weg geblieben sind viele geschlachtete heilige Kühe. Aber<br />

ganz im Ernst: Sollte man dem lehrkörperlichen „Einzelkämpfertum“,<br />

dem „My-classroom-is-my-castle-Denken“, der wohlgehüteten Lehrer-<br />

Schüler-Wissensgrenze wirklich eine Träne nachweinen? Veränderung<br />

ist allemal anstrengend. Aber die zum E-Learning im Schulalltag zahlt<br />

sich gewiss aus, so viel lässt sich sagen. Ob die These zu gewagt ist,<br />

dass nämlich E-Learning im Schulalltag seit der Integration von<br />

behinderten Schülerinnen und Schülern in den Achtzigern des<br />

vergangenen Jahrhunderts das wichtigste Stück Schulreform ist?<br />

PS: Noch ein kleiner Auszug aus einem schulübergreifenden Projektchat<br />

– zum Mitschmunzeln ;-)<br />

Wolfgang: Hallo Samuel, woher bist du? lg aus Purkersdorf<br />

Samuel: HALLO WOLFGANG! Ich heisse samuel und komme<br />

aus eisenstadt. Ich gehe ins gym. der diözese eisenstadt und bin<br />

13. wie alt bist du?<br />

Wolfgang: bald 44, unterrichte im bg purkersdorf reli,mathe und<br />

info, so ähnlich wie eure frau professor.<br />

39


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Alle Fakten, Kontaktdaten, die Adressen und Ansprechpersonen der<br />

eLSA-Schulen sowie ausführliche Projektdokumente zu eLSA findet<br />

man auf der Projektwebsite http://elsa.schule.at.<br />

40


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

<strong>DOSSIER</strong>: Schulportrait BG/BRG Zell am See<br />

Newsletter Jänner 2006<br />

Mitten drin: Gabi Jauck<br />

erläutert e-<strong>LISA</strong><br />

<strong>academy</strong> den<br />

Lernplattformeinsatz am<br />

BG/BRG Zell am See<br />

Über die selbstverständliche Unabdingbarkeit von E-<br />

Learning. Schulportrait BG/BRG Zell am See<br />

„Und deshalb sind wir es den Kindern einfach schuldig, ihnen den<br />

kompetenten Umgang mit PC und Internet beizubringen.“ Einfach<br />

weil die Informationstechnologien im zukünftigen beruflichen und<br />

privaten Alltag der heutigen (und künftigen) Schülergeneration<br />

Tatsache seien, so Direktor Rainer Hochold vom BG und BRG Zell<br />

am See.<br />

(nat) Die Schule habe sich schon immer für Technik interessiert. So sei<br />

man beispielsweise schon in den 1980er Jahren bei einem der Urahnen<br />

des Internets, dem BTX-Angebot der Post, mit dabei gewesen. Und<br />

Informatikunterricht sei natürlich schon seit Jahrzehnten<br />

selbstverständlich. Wirklich losgegangen sei es dann aber mit der<br />

Notebookklassen- und E-Learning-Cluster-Initiative des<br />

Bildungsministeriums so knapp nach der Jahrtausendwende. Neben den<br />

ersten Notebookklassen wurde auch die Lernplattform Blackboard<br />

eingesetzt, die dann aber rasch durch den Microsoft ClassServer ersetzt<br />

wurde – Moodle, der „rising star“ unter den Lernplattformen während der<br />

letzten beiden Jahre, sei damals noch kein Thema gewesen. Außerdem<br />

habe die einfache, praxisorientierte Anwendbarkeit des Microsoft-<br />

Produkts überzeugt.<br />

Das Engagement habe auch bald nach außen sichtbare Früchte<br />

getragen, so Direktor Hochhold weiter. Im Jahr 1999/2000:<br />

Landessieger Salzburg beim Cyberschool-Wettbewerb mit dem Projekt<br />

„Cyberbook“. Zwei Mal beste Schulhomepage beim Schulhomepage-<br />

Award des BMBWK – unter http://www.gymzell.at kann man sich von<br />

der Qualität und dem Umfang der Website selbst überzeugen. In<br />

Sachen ClassServer-Einsatz stelle das BG/BRG Zell am See die<br />

Expertinnen und Experten in Österreich schlechthin. Und mit dem<br />

Learning Gateway (unter http://info.e-education.at kann man sich dieses<br />

mit einem Gastuser-Zugang selbst ansehen) sei man technologisch<br />

überhaupt führend in Österreich. Allerdings, so müsse man erkennen,<br />

wären die Ressourcen einer Schule mit dem sich ständig ausweitenden<br />

technischen Aufwand zusehends überfordert und es sei an der Zeit,<br />

starke Partner mit ins Boot zu nehmen. Aber schließlich sei es ja auch<br />

nicht die Aufgabe einer Schule, als technischer Experte und<br />

professioneller Provider zu agieren. Viel wichtiger sei, dass es gelungen<br />

ist, den Computer als seriöses und selbstverständliches<br />

41


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Vom Nutzen und<br />

Nachteil des Notebooks<br />

im Unterricht: Diskussion<br />

mit der 8A über ihre<br />

dreijährigen Erfahrungen<br />

als Notebookklasse<br />

Arbeitswerkzeug bei den Schülerinnen und Schülern zu etablieren.<br />

Der Mehrwert von E-Learning …<br />

Gabi Jauck weiß, was das heißt. Als E-Learning-Koordinatorin und<br />

Betreuerin des ClassServers und des Learning Gateways sowie als<br />

engagierte Mathematik- und Informatiklehrerin hat sie die letzten Jahre<br />

intensiv dem Thema E-Learning gewidmet. Auch wenn sie das Wort<br />

„Mehrwert“ im Zusammenhang mit E-Learning und Lernplattformen<br />

schon gar nicht mehr hören könne: So sei es nun einmal. Und erläutert<br />

mit vielen konkreten Beispielen die Erfahrungen der Lehrkräfte des<br />

Gymnasiums. Ganz wesentlich seien die Stichworte Individualisierung<br />

und Differenzierung. Das Arbeiten mit einer Lernplattform, unverzichtbar<br />

fürs E-Learning im Schulalltag, stelle sich für alle Schülerinnen und<br />

Schüler gleichermaßen als sinnvoll und nützlich dar. Manchmal genüge<br />

schon die Unterstützung der Lernplattformen beim Ordnunghalten:<br />

Arbeitsblätter, Aufgaben, Hausübungen, Vorbereitungsunterlagen für die<br />

Matura nicht mehr verschmeißen können – das ersticke oft<br />

Problempotential schon im Keim.<br />

Genauso wichtig wie ein individuelles Wiederholen und Üben sei aber<br />

auch die Möglichkeit, dass begabte Schülerinnen und Schüler<br />

selbstständig mehr und vertiefter lernen könnten und ihre Energien nicht<br />

in weniger produktive „Maßnahmen“ gegen Unterrichts-Fadesse stecken<br />

müssten. Lernplattformen hätten mit ihrem Nutzen auch ab und zu<br />

schon überrascht: Beispielsweise seien Elternbeschwerden, dass man<br />

vor einer Schularbeit nicht geübt hätte, so quasi „auf dem Bildschirm“<br />

widerlegt worden. In vielerlei Hinsicht leichter falle jetzt auch der<br />

Nachweis von Schülerleistungen, da diese mit Hilfe der Lernplattform<br />

permanent mitdokumentiert seien. Der Mehrwert – jetzt also doch noch<br />

einmal dieses Vokabel – sei aber nicht ohne entsprechendes Know-how<br />

und intelligenten Einsatz des Werkzeugs durch die Lehrkräfte zu haben.<br />

Das beginne mit der räumlichen Situation in der Klasse: Man müsse<br />

einfach die Möglichkeit haben, jederzeit auch mit dem Blick auf die<br />

Bildschirme der Schülerinnen und Schüler – also „von hinten“ – zu<br />

unterrichten. Und wenn man beispielsweise als Lehrkraft unadäquate<br />

Fragen stelle, brauche man sich nicht zu wundern, wenn die Schüler bei<br />

Google unreflektiert Texte suchen und herauskopieren würden.<br />

In Zukunft würde sie Notebookklassen übrigens nur mehr mit WLAN –<br />

also einem Funknetzwerk – ausrüsten, wobei ihrer Meinung nach der<br />

einzige Unterschied zwischen Notebookklassen und Klassen, die „nur“<br />

mit einer Lernplattform auf den Rechnern im EDV-Saal bzw. zu Hause<br />

arbeiten, die permanente Verfügbarkeit des Werkzeugs sei.<br />

… erschließt sich in den einzelnen Gegenständen ganz<br />

unterschiedlich<br />

Wer solche grundlegenden Erfahrungen ernst nimmt, dem erschließt<br />

sich eine Fülle konkreter neuer Anwendungsmöglichkeiten – je nach<br />

Unterrichtsgegenstand durchaus unterschiedlich.<br />

42


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Anne-Valérie Monteiller:<br />

Die Lernplattform gibt<br />

gerade denjenigen, die's<br />

brauchen, die Chance,<br />

ihre Scheu zu<br />

überwinden, persönlich<br />

aktiv zu werden.<br />

Andreas Deschka (Latein, Deutsch) ermöglicht die Lernplattform<br />

beispielsweise das Zusammenstellen und Übermitteln von individuellen<br />

Informationspaketen im Literaturunterricht als Basis für Referate. Diese<br />

Aufgabe wäre früher nur durch das Verteilen von Papier zentnerweise –<br />

theoretisch, also de facto gar nicht – bewältigbar gewesen. Der Einsatz<br />

einer Lernplattform zeigt, wie alleine schon durch die Bewältigung<br />

großer Informationsmengen Quantität in neue Qualität umschlagen<br />

kann. Gewonnene Recherchezeit kann in vermehrte Redezeit der<br />

Schülerinnen und Schüler investiert werden.<br />

Carmen Greiner (Geschichte, Psychologie/Philosophie): „Ich schwör’<br />

drauf. Absolut!“ Offene Lernformen haben sie immer schon begeistert.<br />

Aber mit der Lernplattform sei das jetzt noch einfacher zu organisieren.<br />

Und ganz ohne Zettelwirtschaft würde ihr das E-Learning jetzt<br />

Möglichkeiten zu individuellem Feed-back geben, das vorher schlicht<br />

undenkbar gewesen wäre. Interessanterweise würde das Medium sie –<br />

und nicht nur sie, diese Erfahrung teilt sie mit vielen Lehrkräften – auch<br />

dazu animieren, ihre individuellen Kommentare ausführlicher als früher<br />

zu verfassen.<br />

Anne-Valérie Monteiller (Französisch, Deutsch), die die Liebe von<br />

Frankreich nach Zell am See gebracht hat, produzierte Audiofiles (genau<br />

genommen nicht nur sie; gleich ihre gesamte Familie hat sie dafür<br />

eingespannt, erzählte sie mit einem Lächeln). In Kombination mit der<br />

Lernplattform seien auch individuelle Rückfragen ohne Blamage vor der<br />

ganzen Klasse möglich, was vielen tatsächlich große Ängste nimmt. Als<br />

Nächstes möchte sie die Technik für das Aufnehmen von gesprochenen<br />

Texten durch die Schülerinnen und Schüler nützen, um so dem die<br />

Schüler-Sprechzeit so limitierenden Schulstundenkorsett zu entkommen.<br />

Von solchen Aktivitäten profitieren nicht nur die Klassen von Anne-<br />

Valérie Monteiller, sondern auch andere Lehrkräfte und deren<br />

Schülerinnen und Schüler, wie beispielsweise Sonja Herzog<br />

(Französisch, Geschichte). Auch ihren Lernenden ermöglichen nun<br />

diese Audiodateien Hörübungen in individuellem Tempo. Man könne<br />

sich eine Sequenz eben auch zehn Mal anhören, wenn das für das<br />

Ausfüllen des begleitenden Lückentextes notwendig sei. Und wer<br />

schneller ist, der macht einfach mehr Übungen.<br />

Gernot Seiler (Sport, Psychologie/Philosophie) und Peter Graf (Physik,<br />

Mathematik, Geometrisch Zeichnen) haben die PCs zu einem<br />

aufwändigen, fächerübergreifenden Projekt genützt, in dessen Rahmen<br />

sportwissenschaftliche Methoden mit Video- und Computeranalyse<br />

vermittelt und erlebbar gemacht wurden. Eine begleitende Exkursion<br />

habe die Lehrkräfte und die beteiligten Schüler sogar zum Trainer von<br />

Hermann Maier geführt.<br />

Karin Mosbacher (Bildnerische Erziehung, Textiles Werken) wiederum<br />

43


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Sepp Ebner: Ohne<br />

Echtdaten aus dem<br />

Internet geht in der<br />

Geografie sowieso<br />

nichts.<br />

hat lange gezögert, in der wenigen für die Kunsterziehung vorhandenen<br />

Zeit auch noch einen Computer einzusetzen. In der Kunstgeschichte-<br />

Vermittlung hat sie sich jetzt doch dazu durchgerungen. Und macht die<br />

Erfahrung, dass in der knappen verfügbaren Zeit mehr vermittelbar ist.<br />

Den Schülerinnen und Schülern bleibe einfach mehr individuelle<br />

Arbeitszeit – unterm Strich bleibe mehr hängen.<br />

Und für Josef Ebner (Geografie, Sport) geht ohne Internet sowieso gar<br />

nichts. Er unterrichtet unter anderem Geografie in Englisch als<br />

Arbeitssprache (auch schon in der Unterstufe: Er habe als Nicht-<br />

Sprachlehrer, so seine Vermutung, eine entsprechende Respektlosigkeit<br />

davor, auch einmal den gleichen sprachlichen Schnitzer wie die Schüler<br />

zu machen – und diese Ungeniertheit im Sprachgebrauch färbe auch auf<br />

diese ab …) und meint, dass ohne Echtdaten aus dem Internet in der<br />

Geografie sowieso nichts gehe. Egal ob man ein Börsespiel mit den<br />

Echtzeit-Wertpapierkursen von der Wallstreet oder ein Projekt über<br />

Tourismus und regionale Disparitäten durchführe. Schulbuch brauche er<br />

dagegen eher keines. Die sind ihm zu akademisch und hätten zu<br />

schlechte Abbildungen im Vergleich zu dem, was man insbesondere auf<br />

amerikanischen Websites an animierten Darstellungen geboten<br />

bekomme.<br />

Blended Learning: ein Mix „alter“ und „neuer“ Methoden<br />

Gabi Jauck selbst nützt die Lernplattform für individuelle<br />

Schularbeitsverbesserungen genauso wie als Ausgangspunkt zum<br />

Aufruf der verschiedensten Mathematik- oder GZ-Anwendungen und …<br />

eigentlich überhaupt für alles. Zwei von vier Mathematikstunden<br />

verbringt sie mit ihrer dritten Klasse im EDV-Raum. Das bedeutet aber<br />

auch, dass zwei Mathematikstunden ganz „traditionell“ in der Klasse<br />

stattfinden. Was wiederum zeigt, dass E-Learning in der Schule immer<br />

Blended Learning sein muss. Also ein Mix alter und neuer Methoden, bei<br />

dem das Lineal, der Bleistift, das Heft, die Freihandskizze genauso ihren<br />

Platz haben wie der Beamer und die Präsentation mit PowerPoint-<br />

Einsatz. Am Anfang sei man mit dem PC-Einsatz da etwas übers Ziel<br />

hinaus geschossen, was durchaus auch die Schülerinnen und Schüler<br />

bemängelt hätten. Mittlerweile habe sich in diesen Klassen der Laptop-<br />

Einsatz bei ca. 30% der Unterrichtszeit eingependelt, ein Maß, das im<br />

Schnitt für gut befunden wird, wie eine schulinterne Evaluation ergeben<br />

hat.<br />

Diese Evaluation – die Ergebnisse kann man auf der Homepage<br />

http://www.gymzell.at beim Unterpunkt E des Menüpunktes „Schule von<br />

A bis Z“ im Detail nachlesen – ergab auch, dass der Weg zum<br />

selbstverständlichen E-Learning im Schulalltag keineswegs schon für<br />

alle abgeschlossen ist. „Jedem Menschen recht getan …“ ist da zu<br />

lesen. Über 50% beim E-Learning involvierte Lehrkräfte am BG/BRG<br />

Zell am See bedeutet eben auch, dass mehr als ein Drittel des<br />

Lehrkörpers noch nicht so weit ist. Und auch wenn die Schülerinnen und<br />

Schüler sehr wohl die Vorteile des E-Learnings kennen und nicht mehr<br />

44


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Schulleiter Rainer<br />

Hochhold: Schulleiterinnen<br />

und<br />

Schulleiter müssen<br />

einfach PC-kompetent<br />

sein.<br />

missen wollen (der Nutzen reicht hier von der Rechtschreibhilfe in Word<br />

über die Lesbarkeit und Geschwindigkeit der eigenen Mitschrift bis zur<br />

vereinfachten Maturavorbereitung): zu viel Computer ist auch schlecht.<br />

Auf das richtige Maß kommt es eben an. Und das ist nur durch Versuch,<br />

Irrtum und die nötige Geduld und Ausdauer zu ermitteln.<br />

Der zeitliche Aufwand ist natürlich nicht unbeträchtlich und hat die<br />

Schule auch zeitweise vor interne Krisen gestellt. Mittlerweile hat sich<br />

die Situation aber wieder entspannt. Einerseits wird vieles Routine. Und<br />

andererseits werden bestimmte (zeitliche) Ressourcen ganz bewusst<br />

eingesetzt. Gabi Jauck beispielsweise steht jeden Freitag im Rahmen<br />

einiger dafür reservierter Werteinheiten ihren Kolleginnen und Kollegen<br />

zur Verfügung: für individuelle Beratung, für technische Schulungen,<br />

zum Lösen kleiner oder größerer Probleme. Um technisch am Ball zu<br />

bleiben. Oder auch dafür, anderen Schulen die Erfahrungen des<br />

BG/BRG Zell am See weiterzugeben – beispielsweise in einem<br />

österreichweit laufenden, aus ESF-Mitteln finanzierten E-Learning-<br />

Lehrgang rund um den Einsatz von Lernplattformen im Unterricht.<br />

Schulleiterinnen und Schulleiter müssen unbedingt PC-Kompetenz<br />

haben<br />

„Werteinheiten, wir brauchen mehr Werteinheiten“ – dieses Ceterum<br />

censeo bekommt das Bildungsministerium von allen Direktorinnen und<br />

Direktoren zu Recht immer wieder zu hören. Mehr als Finanzmittel<br />

brauche man Werteinheiten, um den Entwicklungs- und<br />

Veränderungsaufwand gut bewältigen zu können. Wobei hier nicht der<br />

Eindruck entstehen soll, dass das BG/BRG Zell am See nicht auch Geld<br />

brauche. Jede Schule braucht immer Geld. Aber was die Akquisition von<br />

Projektmitteln betrifft, ist Rainer Hochhold erfahren und erfolgreich. Eine<br />

Eigenschaft, die Schulleiterinnen und Schulleiter heutzutage aber ganz<br />

selbstverständlich mitbringen müssten, ist er überzeugt. Es genüge<br />

keinesfalls mehr, auf Aufträge oder Geldmittel „von oben“ zu warten.<br />

Schulmanagement heute bedeute – ganz im Sinne der Autonomie –<br />

unternehmerisch zu denken und zu handeln.<br />

Die Rolle der Schulleiterin bzw. des Schulleiters sei bei der Integration<br />

von E-Learning sowieso nicht zu unterschätzen. „Ermöglichen statt<br />

verhindern.“ Damit stehe und falle alles. Möglichkeiten eröffnen, das<br />

kreative und technische Potenzial der Lehrkräfte an der Schule sich<br />

entfalten zu lassen. Jedenfalls brauche der Schulleiter aber auch selbst<br />

PC-Kompetenz. Kommunikation mit Hilfe von E-Mail & Co. (was<br />

übrigens auch die Dokumentation der eigenen Tätigkeit erleichtern<br />

könne), eine gute Schulhomepage, das selbstverständliche Präsentieren<br />

mit Hilfe von PowerPoint und Beamer im Rahmen von Konferenzen und<br />

Besprechungen: das gehöre einfach dazu. Einfach dazu gehöre auch<br />

die selbstverständliche Erreichbarkeit jeder Lehrkraft per E-Mail, da<br />

dürfe es keine Ausrede und keine Ausnahme geben. Und wichtig sei das<br />

alles beispielsweise für das standortbezogene Förderkonzept, das in<br />

Zukunft jede AHS erarbeiten müsse. Sein organisatorischer Wunsch:<br />

45


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Ende eines Schultags:<br />

Das BG/BRG Zell am<br />

See hat seinen Ruf nicht<br />

umsonst ...<br />

Die Schülerinnen und<br />

Schüler der 8a berichten<br />

über ihre Erfahrungen<br />

mit computergestütztem<br />

Unterricht.<br />

eine Aufteilung der Agenden eines Schulleiters auf eine pädagogische<br />

und eine administrative Leitung. Die derzeitige Fülle an Tätigkeiten lasse<br />

im Rahmen seiner zeitlichen Ressourcen einfach nicht mehr individuelle<br />

Betreuungszeit für die Lehrkräfte an der Schule zu. Und das sei schade,<br />

denn hier liege noch viel Potenzial brach.<br />

Derzeit auch noch nicht voll entfaltet ist das Potenzial, das sich über die<br />

Eltern erschließen könnte. Gleich vorneweg: Die Eltern sind vom<br />

Learning Gateway und der Lernplattform begeistert. Sie wissen jetzt<br />

besser und mehr, was in der Schule los ist. Sie können ihren Kindern<br />

besser beim Lernen helfen und schätzen überaus die individuelle<br />

Förderung und Forderung, die mit Hilfe der Lernplattform vermittelt wird:<br />

einfach – praktikabel – übersichtlich. Dazu gehören beispielsweise<br />

Aufgaben, die beliebig oft geübt und wiederholt werden können. Früher<br />

konnte man Arbeitsblätter oder Seiten in einem Arbeitsbuch nur einmal<br />

ausfüllen (oder es musste vor dem Ausfüllen viele Male kopiert werden –<br />

und wer hat schon einen Kopierer zu Hause). Jetzt reicht ein Mausklick,<br />

und man kann so lange lernen und üben, wie es eben notwendig ist.<br />

Einer der Pläne der Schule in Sachen Eltern für die Zukunft: Im Frühjahr<br />

werden diesen die Elternkurse von e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> angeboten werden.<br />

Das BG/BRG Zell am See nützt natürlich auch ein Schulabo von e-<strong>LISA</strong><br />

<strong>academy</strong> und hat daher diese kostenlose Möglichkeit der Verteilung von<br />

Elternabos.<br />

Mehr als nur eine Rechtschreibhilfe ...<br />

Ein Gespräch mit der Laptopklasse 8a des BG/BRG<br />

Zell am See<br />

Die Schülerinnen und Schüler der 8a am BG/BRG Zell am See, einer<br />

Laptopklasse, berichten über ihre Erfahrungen mit<br />

computergestütztem Unterricht und darüber, warum sie ihre<br />

Laptops um keinen Preis wieder hergeben würden (es sei denn für<br />

ein Ersatzgerät ...).<br />

(koa) „Was würde euch fehlen, wenn ihr plötzlich keinen Laptop mehr im<br />

Unterricht verwenden dürftet?“ – „Die Rechtschreibhilfe in Word!“, kam<br />

es wie aus der Pistole geschossen. „Ist das alles?“, fragen wir leise nach<br />

...<br />

Nach kurzer Überlegzeit meldet sich eine Schülerin zu Wort und meint,<br />

dass es ihr mit Hilfe des Computers viel leichter falle, Ordnung in ihren<br />

Unterlagen zu halten. Kopfnickend stimmen ihr die meisten<br />

Mitschülerinnen und Mitschüler zu. In Anbetracht der bevorstehenden<br />

46


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Mit Hilfe des Laptops sei<br />

es viel einfacher,<br />

Ordnung in den<br />

Unterlagen zu halten,<br />

meint eine Schülerin.<br />

PC-Kompetenz, das<br />

Beherrschen von<br />

Präsentationstechniken<br />

und Strategien im<br />

Umgang von<br />

Informationsaufnahme<br />

und -beurteilung zählen<br />

die Schüler zu ihren<br />

Stärken.<br />

Matura sei es schon sehr praktisch, alle Unterlagen „beieinander“ zu<br />

haben. Über den Class Server, die Lernplattform, mit der die Klasse<br />

arbeitet, sei es auch für die Lehrerinnen und Lehrer sehr einfach, die<br />

Lernenden mit Zusatzmaterialien, Übungen und Arbeitsblättern zu<br />

versorgen.<br />

Das Arbeiten mit dem Class Server, berichten die Schülerinnen und<br />

Schüler, sei zwar anfänglich etwas gewöhnungsbedürftig gewesen, vor<br />

allem Kommunikationsprobleme zwischen den Lehrkräften und der<br />

Klasse haben das Arbeiten mit der Plattform ein wenig getrübt. Die<br />

Lernenden wussten nicht, wie oft sie den Class Server besuchen sollten,<br />

und verpassten so unangekündigte Arbeitsaufträge der Unterrichtenden.<br />

Mittlerweile sei dieses Problem aber aus der Welt und die Schülerinnen<br />

und Schüler genießen vor allem die Erleichterungen, die die Plattform<br />

hinsichtlich Informationsaustausch und interner Kommunikation mit sich<br />

bringt.<br />

Austauschen und Weitergeben von Informationen, die selbstständig<br />

erarbeitet und aufbereitet worden sind, sind für die Schülerinnen und<br />

Schüler bereits zu völlig selbstverständlichen Arbeitsschritten geworden.<br />

Besonders stolz sind die Lernenden auf ihre Fähigkeit, aus der<br />

Informationsflut, auf die sie bei ihren Internetrecherchen stoßen, die für<br />

sie relevanten Infos filtern zu können und den Wahrheitsgehalt der<br />

vielen verschiedenen Beiträge intuitiv beurteilen zu können. Sich von<br />

überflüssigen oder inkorrekten Informationen – die ja nicht unbedingt<br />

uninteressant sein müssen – nicht zu lange aufhalten zu lassen,<br />

erfordert jedoch vor allem sehr viel Selbstdisziplin. Der Grad der<br />

Ablenkung durch das Arbeitsgerät Laptop und alles drum herum sei ein<br />

nicht zu unterschätzender. Wie groß ist nicht die Verlockung, während<br />

des Lehrervortrags kurz seine E-Mails abzurufen oder mit einer<br />

Klassenkollegin via ICQ oder einem anderen Instant-Messaging-<br />

Programm zu plaudern. Während des ersten Semesters in der<br />

Laptopklasse sei die große Ablenkung durch den Computer wirklich ein<br />

Problem gewesen, erzählt uns ein Schüler, mittlerweile habe die Klasse<br />

aber erkannt, dass es sich schlichtweg nicht lohne, Unterrichtszeit zu<br />

vergeuden, da dies Mehrarbeit zu Hause bedeute. Sehr vernünftig und<br />

reif, die Schülerinnen und Schüler der 8a – da könnte sich so mancher<br />

Erwachsene durchaus ein Scheibchen abschneiden ...<br />

„Lernt man in einer Laptopklasse etwa mehr als im herkömmlichen<br />

Unterricht?“ Die Schülerinnen und Schüler überlegen und einigen sich<br />

schließlich darauf, dass sie nicht unbedingt mehr lernen, aber auf jeden<br />

Fall anders lernen, als sie es in der Unterstufe gewohnt waren. In<br />

Sachen PC-Kompetenz, der Verwendung verschiedenster Programme<br />

oder dem Abhalten von Präsentationen mit Hilfe eines Beamers – einer<br />

Fähigkeit, die die Klasse für das zukünftige Berufsleben für äußert<br />

wichtig hält – ist die Klasse auf jeden Fall ganz vorne mit dabei.<br />

Die Schüler bemerken jedoch Mängel in ihrer Rechtschreibung oder<br />

47


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Der Tipp der 8a an die<br />

nächsten Laptopklassen-Generationen:<br />

„Spart nicht an den<br />

Geräten!“<br />

Das BG/BRG Zell am<br />

See<br />

Arbeiten mit dem PC ist<br />

mehr als nur der Einsatz<br />

von Drill- and Practice-<br />

Beispielen.<br />

Schwächen beim Kopfrechnen, die sie auf den häufigen PC-Einsatz im<br />

Unterricht zurückführen. Daher meint Gabi Jauck, Klassenvorstand der<br />

8a, auch, dass es ab und zu sehr wichtig sei, den Laptop ganz bewusst<br />

beiseite zu schieben. 30% des Unterrichts computergestützt abzuhalten,<br />

reiche ihrer Meinung nach vollkommen, um die Schülerinnen und<br />

Schüler nicht zu überfordern, sondern sie in ihrem Lernfortschritt zu<br />

fördern.<br />

„Was möchtet ihr den nächsten Generationen an Laptopklassen mit auf<br />

den Weg geben?“ – „Spart nicht bei den Geräten!“ Die Schülerinnen und<br />

Schüler der 8a mussten nämlich die Erfahrung machen, dass<br />

kostengünstige Laptops leider auch sehr fehleranfällig sind. So gut wie<br />

alle Geräte der Klasse waren in den letzten drei Jahren bereits in<br />

Reparatur. Und die Vorstellung, ihren Laptop bald wieder entbehren zu<br />

müssen, gefällt den Schülerinnen und Schülern gar nicht.<br />

Learning Gateway am BG/BRG Zell am See: A<br />

Splendid Idea for Blended Learning<br />

Nur eine innovative Idee – oder doch schon eine reelle Lösung?<br />

Seit nun schon mehr als 20 Jahren wird am Gymnasium Zell am<br />

See Informatik unterrichtet und fast genauso lange währen die<br />

Bemühungen, den Unterricht auch in anderen Fächern durch den<br />

Einsatz von Computern und später auch durch das Internet<br />

innovativ zu gestalten.<br />

Also schon lange bevor E-Learning zum Modewort wurde, hatten einige<br />

Lehrkräfte die Vision, wie moderne Technologien und Medien sie<br />

unterstützen könnten, vor allem bei der<br />

• Förderung der Eigenständigkeit und Persönlichkeitsentwicklung<br />

der Lernenden;<br />

• Förderung schwacher und benachteiligter Schülerinnen und<br />

Schüler;<br />

• Steigerung der Lern- und Schulmotivation;<br />

• Entwicklung und Umsetzung neuer Lehr- und Lernmethoden.<br />

Waren es in den Anfängen allein stehende PCs, auf denen einfache<br />

Drill- and Practice-Übungen die Schülerinnen und Schüler motivierten,<br />

dann die Möglichkeit beim GLOBE-Projekt mit Schulen aus Amerika<br />

kommunizieren und Daten austauschen zu können oder die Erstellung<br />

eines geographischen „Cyberbooks“ am BG/BRG Zell am See, das als<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Gabi Jauck und ihre<br />

Schülerinnen beim<br />

Mathematikunterricht im<br />

Computerraum.<br />

Sind die Lernressourcen<br />

an die Bedürfnisse der<br />

Schülerinnen und<br />

Schüler angepasst,<br />

macht das Lernen mit<br />

dem Computer gleich<br />

viel mehr Spaß.<br />

Landessieger im Cyberschool-Wettbewerb hervorging. Durch die<br />

Anfänge des World Wide Webs mit der Fülle der darin zu findenden<br />

Informationen, wo stundenlanges Surfen schon das Highlight an sich<br />

war, wurde allen aber bald auch folgendes Dilemma schmerzlich<br />

bewusst: Im Internet zu surfen, dort oft nur Anhaltspunkte für<br />

vermeintliche Informationen zu finden, diese Fundstücke ungeachtet der<br />

Quelle auszudrucken und meist ungelesen abzuheften, bedeutet eben<br />

nicht verstehend und strukturierend lernend voranzukommen, sondern in<br />

der Logik einer Maschine Zusammenhangloses aufzuhäufen [Raimond<br />

Schmahl, Leverkusen, http://bildung.twoday.net/stories/250015].<br />

Mit der zunehmenden Vielfalt der Möglichkeiten ergaben sich auch neue<br />

Bedürfnisse im Schulalltag. Die zur Zeit herrschende Euphorie über E-<br />

Learning und der Ruf nach Content lassen viele Kurse entstehen, die für<br />

den Schuleinsatz konzipiert und meist didaktisch gut durchdacht und<br />

kindgerecht gestaltet sind. Dennoch finden sie nicht die gewünschte<br />

Verbreitung. Vielleicht, weil die Beschreibung und Katalogisierung der<br />

Metadaten und somit das leichte Auffinden dieser Lernsequenzen noch<br />

nicht ausreichend realisiert wurden? Oder weil die Angst vor „fixfertigen“<br />

Unterrichtssequenzen besteht, die die Lernenden stundenlang<br />

selbstständig durcharbeiten müssen, während die Lehrkraft Tutor sein<br />

soll und die Schülerinnen und Schüler auf einem Weg, der so gar nicht<br />

dem eigenen Unterrichtsstil entspricht, begleiten muss? Sollten somit<br />

anerkannte Faktoren der Lernmotivation wie persönliche<br />

Kommunikation, Interaktion, soziale Kontrolle innerhalb der Klasse nicht<br />

mehr gegeben sein?<br />

Viele Lehrende verwirklichen inzwischen ihre eigenen Ideen von E-<br />

Learning und finden die für sie persönlich akzeptabel bis ideal<br />

erscheinende Lösung. Sie erstellen teilweise eigene,<br />

passwortgeschützte Websites, richten Communities bei den<br />

verschiedensten Anbietern ein und führen virtuelle Klassen auf öffentlich<br />

zugänglichen (Übungs-)Lernplattformen. So kommen manche<br />

Schülerinnen und Schüler schon mit langen Listen in den EDV-Raum mit<br />

Adressen, Loginnamen und Kennwörtern. Aber je komplizierter und<br />

vielfältiger diese Unterrichtsvorgaben sind, desto geringer wird die<br />

Motivation, überhaupt damit zu arbeiten, und umso schwieriger wird es,<br />

den Schülerinnen und Schülern Kerninformationen zukommen zu<br />

lassen. Denn die Häufigkeit der Besuche der jeweiligen Seiten nimmt<br />

rapide ab.<br />

Um die gewünschte Hilfe bei der Organisation des Lernens, der<br />

Vereinfachung der Verteilung von Dateien, der Aufgabenstellung und<br />

der Abgabe von Schülerarbeiten und der erstrebten Kommunikation zu<br />

erhalten, muss ein Lernmanagementsystem folgende Ansprüche<br />

befriedigen:<br />

• Autorenwerkzeuge zum einfachen Erstellen, Importieren und<br />

Bearbeiten von Lernmodulen;<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Ein Teil des E-Learning-<br />

Teams des BG/BRG Zell<br />

am See bei einer<br />

Besprechung.<br />

Die Klassen arbeiten mit<br />

dem ClassServer sowohl<br />

im Unterricht als auch zu<br />

Hause.<br />

• Darstellung der Lerninhalte in einem Standardbrowser; für die<br />

Lernenden darf keine spezielle Software erforderlich sein;<br />

• Möglichkeiten zur manuellen oder automatischen Bewertung und<br />

zur Erstellung von Berichten;<br />

• Kommunikationswerkzeuge für Lernende, Eltern, Lehrende und<br />

Administration, von einfachen Diskussionsforen bis zu Video<br />

Conferencing oder Shared Desktop;<br />

• Benutzerverwaltung über die schon vorhandenen Einträge im<br />

Active Directory, Datensicherheit und Datensicherung.<br />

Um aktuelle, der jeweiligen Klassensituation angepasste Lernressourcen<br />

erstellen zu können, muss das Werkzeug dazu einfach sein. Eine<br />

mehrere Stunden dauernde Vorbereitung für jede zu haltende Stunde ist<br />

nicht nur unrealistisch, sondern auch vom Zeitbudget her völlig<br />

unmöglich. Ein Import von Lernressourcen aus verschiedensten Quellen<br />

und deren Bearbeitung muss möglich, die entsprechenden Standards<br />

müssen also erfüllt sein (SCORM, IMS).<br />

Automatische Bewertungsmöglichkeiten von Übungen sollen vor allem<br />

die Lehrkraft entlasten, aber auch den Schülerinnen und Schülern<br />

möglichst rasche Rückmeldung über den Lernerfolg geben und die<br />

Selbstevaluation fördern. Eine Zusammenfassung der Schülerleistungen<br />

in übersichtlichen Berichten hilft bei der Vorbereitung von Konferenzen<br />

und Elterngesprächen.<br />

Das E-Learning-Team des BG/BRG Zell am See beschäftigt sich seit<br />

mehreren Jahren intensiv mit allen Innovationen rund um<br />

Lernplattformen. Nachdem mehrere Plattformen intern evaluiert und<br />

auch in der Unterrichtspraxis eingesetzt wurden, fiel die Entscheidung<br />

am BG/BRG Zell am See auf den MS ClassServer, der alle o.a.<br />

Forderungen erfüllte. Wesentlichen Einfluss auf die<br />

Entscheidungsfindung nahmen dabei:<br />

• die leichte Erlernbarkeit – auch Kolleginnen und Kollegen ohne<br />

Erfahrungen im IKT-Bereich sind innerhalb kürzester Zeit in der<br />

Lage, die Grundfunktionen zu nutzen, Lernressourcen zu<br />

erstellen und den Schülerinnen und Schülern in Form von<br />

Aufgaben zuzuweisen,<br />

• Direktimport von MS-Word-Dateien und Möglichkeit der weiteren<br />

Bearbeitung im ClassServer, wie z.B. das Einfügen von Fragen<br />

und Antwortfeldern<br />

• Import- und Exportmöglichkeiten der Lernressourcen und<br />

Austauschbarkeit auch mit anderen Lernplattformen. Ein<br />

Direktimport von allen Encarta-Artikeln und deren Umwandlung<br />

in Lernressourcen ist möglich.<br />

• Benutzerverwaltung über die schon vorhandenen Strukturen im<br />

Active Directory, aber auch die Möglichkeit einer<br />

Authentifizierung direkt im ClassServer<br />

• Auf Wunsch eigenes Login für Eltern, um die Aufgaben und die<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Auch die Eltern der<br />

Lernenden können auf<br />

den ClassServer<br />

zugreifen und sich über<br />

die Lernerfolge ihrer<br />

Kinder informieren.<br />

Erfolge der (natürlich nur) eigenen Kinder mitzuverfolgen.<br />

• Client zur Offline-Bearbeitung und Bewertung der Aufgaben.<br />

Nach ersten Erfahrungen in drei Klassen arbeiten nun alle Schülerinnen<br />

und Schüler des BG/BRG Zell am See mit dem ClassServer, der<br />

einerseits im Unterricht eingesetzt wird, andererseits auch von zu Hause<br />

aus erreichbar ist. Inzwischen werden Partnerschulen am BG/BRG Zell<br />

am See serverseitig gehostet und im Rahmen des E-Learning-Clusters<br />

Salzburg mit Lernmanagementsystemen anderer Schulen verlinkt. Es<br />

erscheint daher nahe liegend, dieses Know-how mit erweiterten<br />

Kooperationspartnern zu einem in dieser Form in Österreich noch nicht<br />

verfügbaren Projekt zusammenzuführen.<br />

In Zusammenarbeit mit Microsoft Österreich wurde nun ein Pilotprojekt<br />

initiiert, das die Ausweitung des Salzburger Bildungsnetzes durch ein<br />

schulartenübergreifendes Learning Gateway vorsieht. Im Schuljahr<br />

2005/06 werden in einer Pilotphase mit ausgewählten Schulen<br />

Erfahrungen gesammelt und technische, inhaltliche und pädagogische<br />

Erfordernisse erprobt.<br />

Über das Learning Gateway können in Zukunft Lehrende und Lernende<br />

unterschiedlicher Schulen und Einrichtungen der Erwachsenenbildung<br />

nicht nur alle Vorteile einer Lernplattform nutzen, sondern auch<br />

überregional kommunizieren und zusammenarbeiten. Lerninhalte und<br />

Konzeptionen (z.B. Förderungsmaßnahmen) können leicht erstellt, in<br />

Form eines Contentpools ausgetauscht und gemeinsam weiterentwickelt<br />

werden.<br />

Das Learning Gateway bietet öffentlich zugängliche Informationsseiten<br />

für alle Interessierten. Nach erfolgter Anmeldung erhält jeder Benutzer<br />

eine personalisierte Oberfläche, wo alle für ihn relevanten Informationen<br />

zusammengefasst sind. Im Terminkalender sieht jeder die Termine, die<br />

allgemeine Gültigkeit haben (z.B. Ferien, landesweite Veranstaltungen),<br />

die Termine, die von der eigenen Schule eingetragen wurden (z.B.<br />

Elternsprechtag, Schulveranstaltungen), die Termine der eigenen Klasse<br />

(z.B. Schularbeiten, Tests) und alle Termine, die der jeweilige Benutzer<br />

selbst eingetragen hat. Er sieht also alle für ihn gültigen Daten, nicht<br />

jedoch die der Parallelklasse oder der Nachbarschule. Auch alle<br />

Newselemente, die zur Verfügung gestellten Hyperlinks und/oder die<br />

Diskussionsforen werden in einer persönlichen Ansicht dargestellt und<br />

nur den jeweils berechtigten Benutzern angezeigt.<br />

Schülerinnen und Schüler sehen alle Aufgaben, die im ClassServer zur<br />

Bearbeitung bereitstehen, sowohl auf ihrer Startseite als auch zum<br />

Abgabetermin in ihrem Kalender. Eltern können sich auf einer Seite über<br />

die Lernerfolge aller ihrer Kinder informieren, auch wenn diese<br />

verschiedene Schulen besuchen. Lehrende haben die Möglichkeit, sich<br />

genau jene Lernressourcen anzeigen zu lassen, die für das Fach und<br />

die Schulstufe geeignet sind. Per Mausklick können diese den eigenen<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Schülerinnen und Schülern zugewiesen werden.<br />

Gabi Jauck und Rainer Hochhold<br />

BG/BRG Zell am See<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

<strong>DOSSIER</strong>: Die eLC-Story<br />

Newsletter März 2006<br />

Dr. Dorninger beim<br />

eContent-DIALOG im<br />

November 2005 in Linz<br />

Die eLC-Story. Oder: Wenn Sie nicht wissen, was E-<br />

Learning bringt, fragen Sie einfach Ihre Schüler …<br />

Wer sich in Österreich für die Entwicklung des E-Learnings,<br />

insbesondere der Notebookklassen und der eLearning-Cluster<br />

(eLC) in der Schule interessiert, bekommt früher oder später (eher<br />

früher ;-) mit Dr. Christian Dorninger, dem Leiter der Abteilung für<br />

Schulentwicklung und IT-Angelegenheiten in der Sektion II des<br />

Bildungsministeriums, zuständig für das Berufsbildende<br />

Schulwesen, zu tun. Im Rahmen eines ausführlichen Interviews mit<br />

Dr. Dorninger entstand die folgende Bilanz dieses Teils der<br />

österreichischen eFit-Initiative.<br />

(nat) 62 Standorte umfasst der so genannte „eLearning-Cluster“, die E-<br />

Learning-Initiative der österreichischen Oberstufenschulen im ganzen<br />

Bundesgebiet. Zwischen fünf und zehn Schulen haben die regionalen<br />

Cluster-Koordinatorinnen und Koordinatoren damit pro Bundesland zu<br />

betreuen. Den eLearning-Cluster könnte man, wenn man so will, als<br />

„den großen Bruder“ von eLSA, der E-Learning-Initiative der<br />

Sekundarstufe I, bezeichnen, über die wir in unserem Dezember-<br />

Newsletter ausführlich berichtet haben. Ein Blick auf die Community-<br />

Homepage des eLearning-Clusters, www.e-teaching-austria.at, zeigt auf<br />

den ersten Blick, dass eLC und Notebook-Klassen viel miteinander zu<br />

tun haben, ja ohne die „Option Notebookklasse“, von der Ostern 1999 im<br />

BMBWK zum ersten Mal ausdrücklich die Rede war,<br />

höchstwahrscheinlich gar nicht entstanden wäre.<br />

Einer der vielen kalten Wintertage in Wien; Minoritenplatz 5;<br />

Bildungsministerium; 4. Stock; 08:00 Uhr morgens; die Zeit, die sich<br />

erfahrungsgemäß am besten für ein Interview mit unserem<br />

Gesprächspartner empfiehlt. Ein guter Moment auch hinsichtlich eines<br />

Rückblicks auf die Arbeit, die Geschichte, die Erfolge des eLearning-<br />

Clusters, insofern Dr. Dorninger in Zukunft den Schwerpunkt seiner<br />

Tätigkeit wieder auf andere Bereiche des berufsbildenden Schulwesens<br />

legen wird.<br />

Die erste Frage wendet sich genau der Notebookklassen-„Pionierzeit“<br />

am Ende des ausgehenden Jahrtausends zu. Was denn für Dr.<br />

Dorninger das ausschlaggebende Erlebnis bzw. die Ursache, sich so in<br />

Sachen E-Learning zu engagieren, gewesen sei, wollen wir wissen.<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Notebooktagung vom<br />

11. bis 12. November<br />

2005 in der Christiani<br />

Realschule Lüneburg.<br />

Mag. Christian Schrack,<br />

eLearning-Experte und<br />

„E-Learning-Pionier“ in<br />

Österreich, trägt zum<br />

Thema Schulqualität und<br />

zur Umsetzung eines<br />

Notebookprojekts vor.<br />

E-Learning in Österreich: Am Anfang standen Schulinitiativen<br />

Drei Handelsakademien (Rohrbach, Steyr und Wiener Neustadt) hätten<br />

im Schuljahr 98/99 das BMBWK auf den Weg in Richtung<br />

Notebookklassen gebracht. Diese Initiative „von unten“, bald als<br />

Diskussion in der IT-Lenkungsgruppe, damals unter der Leitung von<br />

Sektionschef Mahringer �, aufgenommen, fand ihren Niederschlag 1999<br />

in der so genannten „Option Notebookklasse“, die von da an rasch<br />

begann, ihre Kreise zu ziehen. Mittlerweile sind es mehr als 300<br />

Schulen, die eine oder mehrere Notebookklassen führen. Mittlerweile<br />

gibt es mehrjährige Erfahrungen im Unterrichten in Notebookklassen,<br />

aber auch hinsichtlich der dafür notwendigen Schulorganisation und -<br />

entwicklung. Mittlerweile gibt es anerkannte, wissenschaftliche<br />

Evaluationsergebnisse zu den Notebookklassen. Und mittlerweile gibt es<br />

so viele positive Erfahrungen mit E-Learning allgemein und Notebooks<br />

im Speziellen, dass ein Schulwesen ohne diese mittlerweile<br />

selbstverständlichen Werkzeuge nicht mehr vorstellbar ist.<br />

Österreichisches Know-how rund um E-Learning, Notebookklassen und<br />

Lernplattformen hat inzwischen seinen fixen Platz im Rahmen<br />

internationaler Veranstaltungen und österreichische Experten werden<br />

häufig als Referenten eingeladen.<br />

Das war nicht immer so. Die Entwicklungen am Ende des ausgehenden<br />

Jahrtausends rund um den neuen IT-Lehrplan, die Fachhochschulen,<br />

die Aufbruchsstimmung rund um das In-ternet sowie die positiven<br />

Erfahrungen vieler Lehrkräfte damit im Unterricht ergaben damals die<br />

positive Hintergrundstimmung, vor der Dr. Dorninger und damit die<br />

Sektion II für das ge-samte österreichische Schulwesen die Initiative in<br />

Sachen E-Learning und Notebookklassen übernahm und die Sache<br />

voranzutreiben begann. Der persönliche, seit 1986 im Rahmen der<br />

Fernuniversität Hagen gepflegte Bezug zur „Fernlehre“ sei diesem<br />

Engagement sicherlich förderlich gewesen, wobei, so Dorninger sofort<br />

differenzierend, es in der Schule nie um Open-&-Distance-Learning,<br />

sondern immer um eine Weiterentwicklung des Präsenzunterrichts<br />

gegangen wäre. Auch wenn diesbezügliche, missverständliche<br />

Befürchtungen sogar heute noch nicht ganz verstummt sind.<br />

Wissen aus der Wirtschaft für die Veränderung von Schule: Von<br />

Visionen …<br />

Im Jahr 2002, genau genommen ab Mai jenes Jahres, habe das eLC-<br />

Projekt dann konkret seinen Anfang genommen. Charakterisiert durch<br />

die Clusteridee und die Idee der Community, der Vernetzung, geführt<br />

nach einem straff durchgezogenen „Management by Objectives“, also<br />

einem aus der Wirtschaft kommenden Zielvereinbarungskonzept,<br />

geleitet von einem Team schulinterner Expertinnen und Experten und<br />

begleitet von Mag. Katharina Cortolezis-Schlager (mittlerweile ÖVP-<br />

Stadträtin in Wien) und Dr. Karin Schubert (Innovate, PIB Wien) als<br />

ausgewiesenen Unternehmensberaterinnen und Expertinnen für<br />

Veränderungsprozesse.<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Neue Wege der<br />

Fortbildung im Rahmen<br />

von eLC:<br />

Österreichische<br />

Lehrkräfte, geleitet von<br />

Mag. Ulrike Wiedersich,<br />

holen sich Tipps im<br />

Rahmen eines<br />

Leonardo-Projekts in<br />

Norwegen. Mehr<br />

Informationen:<br />

http://www.bgbab.ac.at/~elc-noe<br />

Change Management, Know-how aus der Wirtschaft für die Schule<br />

nutzbar machen ist ein nahe liegender, wenngleich im schulischen<br />

Bereich eher ungewöhnlicher Schritt: Was hat den Ausschlag dafür<br />

gegeben? Und wie hat sich dieses „schulfremde“ Wissen bewährt,<br />

wollen wir wissen. Wie so oft sind es die Zufälle, die ja die Regie bei<br />

vielen Entwicklungen führen, die auch in Sachen E-Learning die<br />

Möglichkeit für entscheidende Weiterentwicklungen eröffnet haben. Im<br />

Jahr 2002, nach etwa drei Jahren der konkreten Erfahrung mit<br />

Notebookklassen also und ausgestattet mit einem gewissen<br />

Erfahrungsschatz, wie sich die Entwicklung am Schulstandort über die<br />

technischen Aspekte Schritt für Schritt zu den organisatorischen und<br />

pädagogischen Fragen hinbewegt, tat sich die Möglichkeit auf, durch<br />

externe Beratung Erfahrungen aus der wirtschaftlichen<br />

Organisationsentwicklung für die E-Learning-Schulen systematisch<br />

nutzbar zu machen. Und so wurde das eLearning-Cluster-Projekt mit 20<br />

Schulen – über ganz Österreich verteilt – gestartet. Zielvereinbarung<br />

und Verpflichtung auf diese Ziele, aber auch zusätzliche finanzielle Mittel<br />

und mehr Autonomie in allen Belangen waren die Rahmenbedingungen,<br />

unter denen man sich gemeinsam auf den Weg machte. Insbesondere<br />

die Erfahrung der Arbeit mit Lernplattformen habe einiges ausgelöst;<br />

und zwar insbesondere hinsichtlich eines produktiven und freundlichen<br />

Klimas der Zusammenarbeit in jeglicher Hinsicht. Demgegenüber stehe<br />

aber – hinderlich! – die Verfasstheit des Schulwesens mit all seinen<br />

Charakteristika und Limitierungen, wie es nun einmal sei, und die<br />

Tatsache, dass „Speerspitze der Schulentwicklung“ zu sein eher ein<br />

Minderheitenprogramm sei, vermutet Dorninger.<br />

… und ihren Grenzen<br />

Abgesehen von finanziellen Ressourcen, von denen man ja kaum genug<br />

haben kann: Welche Managementmöglichkeiten wären hilfreich, um<br />

Change-Prozesse wie die der eLC-Schulen zu gestalten, möchten wir<br />

gerne im Anschluss an diese Beschreibung der schulischen „Höhen und<br />

Tiefen“ wissen.<br />

Das eLC-Projekt, so Dorninger, habe in der Lehrkräftefortbildung zu<br />

einem Paradigmenwechsel geführt: Mehr Fortbildung. Und zwar vor Ort<br />

in der Schule. Gemeinsam im Team. Insbesondere der „Druck“ der<br />

Schülerinnen und Schüler, für die der Vorteil des Lernens mit dem<br />

Notebook evident sei, ja die manchmal so weit gingen, sich einfach aus<br />

eigener Initiative ein Notebook zu kaufen, ohne in einer Notebookklasse<br />

zu sitzen, habe da viel bewegt. Auf der anderen Seite sei die<br />

Fortbildungssituation, insbesondere deren wenig verpflichtender<br />

Charakter, noch lange nicht befriedigend. Und die Widerstände gegen<br />

die neuen Rahmenbedingungen des Unterrichtens, die zumindest in der<br />

Anfangsphase zu deutlichen Mehrbelastungen bei den Lehrkräften<br />

führen, oft nicht unbeträchtlich. E-Teaching bedeute sicherlich nicht<br />

Arbeit rund um die Uhr. Aber sicherlich auch nicht Arbeit „nine to five“.<br />

Leider würde der Kampf hier meist mit unqualifizierter Stimmungsmache<br />

statt mit Argumenten geführt. Nicht zuletzt deshalb, weil die Argumente,<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

eLC – Dr. Dorninger<br />

zieht positive Bilanz<br />

wenn überhaupt stichhaltig, meist sehr dünn sind. Hilfreich wären<br />

letztlich auch schon länger in Schulentwicklungskreisen diskutierte<br />

Ansätze wie „mittleres Management im Schulbereich“ – wieder etwas,<br />

was man sich von der Wirtschaft „abschauen“ bzw. für die Schule<br />

adaptieren könnte. Und für die Schulleiterinnen und Schulleiter sollte<br />

man ohnehin viel mehr machen. Dieser Personenkreis hat bei<br />

Transformationsprozessen, wie sie im Rahmen des eLC-Projekts vor<br />

sich gingen, eine Schlüsselposition „sine qua non“.<br />

Mit der Unterstützung durch die Schulaufsicht zeigt sich Dorninger sehr<br />

zufrieden. Diese würde die neue, in den eLC-Schulen etablierte<br />

Lernkultur anerkennen, auch wenn die Systematik des IKT-Einsatzes im<br />

Unterricht manchmal noch zu wünschen übrig lasse. Aber solche<br />

Prozesse kosteten eben Zeit und Geld.<br />

eLC: Gelungene Schulentwicklung, weil gelebte Praxis<br />

Was denn nun die persönliche Bilanz nach drei Jahren eLC-Projekt sei<br />

und wie seine persönliche „Lernkurve“ verlaufen wäre, möchten wir nun<br />

von Dr. Dorninger wissen.<br />

Der eLearning-Cluster sei gerade als Schulentwicklungsprojekt wichtig<br />

gewesen. Und zwar deshalb, weil hier konkrete, didaktische Umsetzung<br />

im Unterricht erfolgt sei, die auch nachhaltige Veränderung im Verhalten<br />

von Lehrkräften bewirkt habe. Und das mache für ihn, Dorninger, die<br />

Bilanz eindeutig positiv. Weiters: Das Notebook habe sich als Profi-<br />

Werkzeug für den Unterricht, speziell das E-Learning, bewährt und<br />

damit vorgeführt, dass die persönliche, elektronische Lernumgebung<br />

unverzichtbar sei und auch nicht durch noch so viele Beamer und<br />

Smartboards an einer Schule ersetzt werden könne.<br />

Auf der Negativseite müsse angemerkt werden, dass der Mainstream<br />

der Lehrkräfte noch nicht auf diesen sinnvollen und produktiven Weg<br />

des Unterrichtens eingeschwenkt sei. Auch dafür seien die Gründe nicht<br />

zuletzt in der Schulorganisation zu suchen, die, was Personalführung<br />

und Kompetenzentwicklung betreffe, eben nicht mit einer Firma mit ihren<br />

„stärkeren“ und „schnelleren“ Managementmöglichkeiten vergleichbar<br />

ist. Was das E-Learning jedenfalls nach wie vor brauche, seien<br />

„Schutzpatrone“, die sich „vorne“ hinstellen und die notwendige,<br />

andauernde Überzeugungsarbeit leisten. Etwas „abzuschießen“ sei<br />

eben immer vergleichsweise leicht, aber etwas gut zu machen schwer<br />

…<br />

Warum E-Learning? Einfach die Schüler fragen, die wissen es<br />

genau …<br />

Und die persönliche Lernkurve betreffend: Es habe auch einige<br />

euphorische Phasen gegeben, die nun einer sachlichen Nüchternheit<br />

gewichen seien. Unbestreitbar habe sich aber der Mehrwert von E-<br />

Learning immer und immer wieder unter Beweis gestellt. Je länger, je<br />

ungezwungener, je konkreter. Am deutlichsten sei das an den vielen<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Schülerinnen und<br />

Schüler zeigen, was sie<br />

können und was E-<br />

Learning für sie bedeutet<br />

Schülerpräsentationen zu sehen, die jetzt im laufenden Schuljahr<br />

2005/06 quasi als Zwischenbilanz des eLC-Projekts stattgefunden<br />

hätten. Wenn man sich diese Präsentationen, diese klaren Erwägungen<br />

von Vor- und Nachteilen von Seiten der Schülerinnen und Schüler<br />

anschaue, dann sei eigentlich alles klar … Und die Schülerinnen und<br />

Schüler als „die Eingeborenen“ der digitalen Welt, die sie nun einmal<br />

seien, brächten den Nutzen und Mehrwert von E-Learning oft pointierter<br />

und treffender auf den Punkt als ihre Lehrkräfte selbst.<br />

Unsere abschließende Frage: Was wünscht Dr. Dorninger den eLC-<br />

Schulen für ihre weitere Entwicklung? Und woraus besteht – kurz<br />

zusammengefasst – der bleibende Beitrag der eLC-Schulen zur<br />

Schulentwicklung?<br />

Zuerst zum zweiten Teil der Frage: Wesentlich sind Dorninger drei<br />

Aspekte:<br />

1. Schülerinnen und Schüler mit ihren Meinungen ernst nehmen, zu<br />

Gehör bringen und generell als Akteure des (E-)Lernens in den<br />

Mittelpunkt stellen.<br />

2. Die impliziten und expliziten Beiträge, die das eLC-Projekt zu<br />

einem der kommenden Zukunftsthemen in der Schule, dem<br />

ePortfolio, geleistet hat und leistet.<br />

3. Die Beiträge zur Diskussion und Entwicklung der<br />

Bildungsstandards.<br />

Die abschließenden Wünsche: Das Modell des eLearning-Clusters sollte<br />

erhalten bleiben, denn die Strukturen seien gut und – beispielsweise – in<br />

der Reflexion des europäischen e-twinning-Projekts sähe man, welches<br />

Potenzial in der Initiative läge. Vielleicht ein Arbeitsgebiet für die<br />

zukünftigen Pädagogischen Hochschulen? Dorninger weiter: Die Anzahl<br />

der Clusterschulen sollte sich von knapp über 60 auf 300 bis 400<br />

erhöhen. Der Einsatz von Lernplattformen ab der Sekundarstufe 1<br />

müsse obligatorisch werden. Und die „Notebookklasse“ sei weiterhin<br />

eine wichtige Option. Je günstiger die Notebooks bzw. vergleichbare<br />

Endgeräte würden, desto mehr.<br />

Die Fragen stellte Thomas Nárosy<br />

PS: Im Sommer 2005 ist übrigens eine ausführliche Publikation des<br />

Bildungsministeriums zum eLearning-Cluster unter dem Titel eLearning<br />

Cluster – Blended Learning im Unterrichtsalltag erschienen, für dessen<br />

Inhalt Dr. Dorninger verantwortlich zeichnet. In diesem Bericht wird<br />

ausführlich Rechenschaft über die Jahre 2002 bis 2005 abgelegt.<br />

PPS: Weitere und detaillierte Informationen zum eLearning-Cluster<br />

finden Sie unter http://www.e-teaching-austria.at/eLC/index.html; einen<br />

Trailer zum eLC-Projekt gibt es unter http://www.e-teachingaustria.at/eLC/trailer/index.html.<br />

Und – die pädagogischen Hochschulen<br />

werfen ihren Schatten voraus: Auch erste Einblicke in die Zukunft der<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Bei der Präsentationsvorbereitung<br />

nächsten fünf Jahre tun sich auf: http://www.e-teachingaustria.at/artikel/artikel114.html<br />

Was es wiegt, das hat’s<br />

„Die Mehrwertdiskussion haben wir lange geführt. Worin liegt der<br />

Mehrwert von E-Learning?“ Wenn auch Sie sich diese Frage<br />

stellen, sollten Sie hier weiterlesen. Und von den gesammelten<br />

Erfahrungen und Argumenten der eLC-Community profitieren. Und<br />

wenn Sie bereits eine Antwort gefunden haben, sollten Sie<br />

ebenfalls weiterlesen. Und sich Bestätigung und vielleicht das eine<br />

oder andere neue Argument für die Arbeit holen. Die Fotos zum<br />

Artikel entstanden während der Schülerpräsentationen im Rahmen<br />

von Clustertreffen in ganz Österreich. Einige der Präsentationen<br />

und weitere Originaldokumente finden Sie am Ende des Beitrags.<br />

Was "bringt" E-Learning im Schulalltag? Zahlt es sich aus?<br />

DAS MEINEN LEHRKRÄFTE:<br />

(nat) Im Schulalltag scheint mir wichtig: E-Learning macht die<br />

Binnendifferenzierung einfacher. Leistungsschwache können – ohne<br />

sich vor der Klassenöffentlichkeit zu blamieren – Fehler machen,<br />

wiederholen und wiederholen, bis sie auch positive Rückmeldungen<br />

bekommen.<br />

• Nachhaltigkeit der Lehre: Auch wenn die Schulstunde vorüber<br />

ist, sind die Materialien in der Plattform noch verfügbar. So kann<br />

z.B. im Sprachunterricht das Hörbeispiel zu Hause noch einmal<br />

angehört werden und vielleicht im Tapescript mitgelesen werden.<br />

• Das unmittelbare Feedback bei interaktiven Übungen zeigt, in<br />

welchem Ausmaß der neue Stoff beherrscht wird.<br />

• Die Lehrenden finden aktuelle, authentische Materialien im<br />

Internet, die das Schulbuch schnell alt aussehen lassen.<br />

• Das Web und die Bildungsportale bieten auch interessantes<br />

Printmaterial für die Lehrenden.<br />

• Sound und Video, Podcasts und Streaming Media mit<br />

authentischem Sprechermaterial: per Mausklick verfügbar.<br />

• E-Learning im Schulalltag ermöglicht vor allem<br />

o Recherche im Internet und ein Bewerten gefundener<br />

Inhalte,<br />

o systematische Ordnung von Daten auf engstem Raum<br />

(elektronische Wissensbasis),<br />

o Veranschaulichung/Simulation von komplexen Inhalten,<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Einleitende Worte des<br />

Schulleiters – ab jetzt<br />

haben nur mehr die<br />

Schülerinnen und<br />

Schüler das Wort.<br />

Schüler berichten über<br />

ihre Erfahrungen mit E-<br />

Learning im Schulalltag<br />

o synchrone und asynchrone Kommunikation,<br />

o Sichtbarmachen von Prozessabläufen,<br />

o Individualisierung des Unterrichts,<br />

o selbsttätige, arbeitsteilige Problemlösung,<br />

o elektronisches Publizieren und Präsentieren<br />

• Schwächere Schülerinnen und Schüler können durch Einsatz<br />

von Lernmaterialien selbstständig wiederholen, bessere können<br />

Zusatzmaterial bekommen.<br />

• Durch den Einsatz von Lernplattformen (z.B. moodle) erfolgt eine<br />

stärkere Kommunikation und die Schülerinnen und Schüler<br />

werden zur Termintreue erzogen.<br />

• Neue Trends wie Wikis, Blogs und ePortfolios können sofort<br />

umgesetzt werden.<br />

• Die Aktualität der Informationen aus dem Internet ist wichtig.<br />

• Und es zahlt sich absolut aus. Die Wirtschaft stattet ihre<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit PCs und Notebooks aus. Auf<br />

den Universitäten und Fachhochschulen gibt es Internet und<br />

Lernplattformen. Unsere Absolventinnen und Absolventen<br />

brauchen dieses Wissen und das Handling um wettbewerbsfähig<br />

zu bleiben.<br />

DAS MEINEN SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER:<br />

• mehr Wissen,<br />

• schnelleres Mitschreiben,<br />

• Kopieren des Textes vom Internet,<br />

• aufschlussreicher, interessanter Unterricht,<br />

• bessere Ordnung der Unterlagen, besserer Überblick,<br />

• schnelleres Lernen, ständiger Zugriff auf Medien ermöglicht<br />

Lernen in kürzerer Zeit,<br />

• leichteres Lernen, praxisbezogener Unterricht,<br />

• leichtere Bereitstellung der Unterlagen und Finden von<br />

Informationen,<br />

• bessere Unterrichtsrecherchen,<br />

• schnelle Kommunikation bei Teamarbeit,<br />

• viel Projektarbeit und dadurch Vorbereitung auf das Berufsleben,<br />

• Selbsteinteilung der Arbeitsaufträge und selbstständiges<br />

Arbeiten,<br />

• Alle für den Unterricht relevanten Dokumente befinden sich am<br />

Laptop und man hat immer alles mit, was man benötigt, ohne<br />

schwere Schultaschen schleppen zu müssen.<br />

• Durch den Zugang zum Internet hat man weiters die Möglichkeit,<br />

selbst Themen zu erarbeiten und auch aktuelle Informationen zu<br />

Themen zu recherchieren.<br />

• leichtere Beschaffungsmöglichkeit von versäumtem Stoff,<br />

• schnelleres Mitschreiben möglich, besser zu lesen.<br />

59


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Lehrkräfte und<br />

Schülerinnen können<br />

sich Unterricht ohne PC<br />

und Internet kaum noch<br />

vorstellen.<br />

Angenommen, der Unterricht wäre wieder so wie früher: Was<br />

würde fehlen?<br />

DAS MEINEN LEHRKRÄFTE:<br />

• In der Fremdsprache aktuelles, authentisches Material in der<br />

Verfügbarkeit und Fülle, wie wir es heute kennen.<br />

• Fehlen würden besonders<br />

o die vernetzten Computer als Informationsquelle und die<br />

elektronische Wissensbasis,<br />

o die zeit- und ortsunabhängige Übungsmöglichkeit mit<br />

sofortiger Rückmeldung,<br />

o die kommunikativen Möglichkeiten.<br />

• Die Unterlagen müssten mühsam kopiert und verteilt werden<br />

(Kosten).<br />

• Händische Mitschriften der Schülerinnen und Schüler wären<br />

schwerer lesbar.<br />

• Präsentationen mit dem Beamer, keine Online-Recherchen.<br />

DAS MEINEN SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER:<br />

• Zusatzinformationen, die man sich beschaffen kann,<br />

• Möglichkeiten, mit Multimedia-Einsatz zu präsentieren,<br />

• der Computer, das Abspeichern und Wiederfinden von Dateien;<br />

Es wäre mühsam, wieder alles mit der Hand zu schreiben und<br />

10.000 Zettel mit sich herumzuführen.<br />

• An vielen Schulen wird Präsentationstechnik unterrichtet. Ohne<br />

Notebooks und E-Learning wäre dies fast unmöglich.<br />

• Wird einmal ein Schüler krank, können ihm seine Mitschüler die<br />

Hausübungen nach Hause schicken. Ohne E-Learning völlig<br />

undenkbar. Weiters veranschaulichen Grafiken und Videos viele<br />

komplexe Themen im Unterricht – eine große Hilfe.<br />

E-Learning im Schulalltag: Wie lautet Ihr diesbezüglicher Wunsch<br />

für die Zukunft?<br />

DAS MEINEN LEHRKRÄFTE:<br />

• In jeder Klasse ein Beamer und ein PC mit Lautsprecher oder<br />

zumindest eine Dockingstation für das Lehrernotebook mit<br />

Internetanschluss,<br />

• Breitband-Internetzugang für alle Schülerinnen und Schüler,<br />

• SbX oder ähnliche Lerninhalte, die rasch gesichtet werden<br />

können,<br />

• flexibler Blockunterricht,<br />

• Telekonferenzen,<br />

• alle Klassen (Oberstufe) sollten Notebookklassen werden,<br />

• E-Learning im Schulalltag sollte selbstverständlich sein,<br />

• die Lernplattformen sollten zentral, zumindest pro Bundesland,<br />

gehostet werden<br />

• und einen Online-Fragenpool für alle Fächer sollte es auch<br />

60


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Wünsche für die<br />

Zukunft: Klassenräume<br />

mit guter technischer<br />

Ausstattung<br />

geben.<br />

DAS MEINEN SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER:<br />

• Mehr Abwechslung, man sollte öfters auch auf den Laptop<br />

verzichten,<br />

• bei Erhalt des Laptops bessere Informationen zur Bedienung und<br />

"Tipps", wie man den Laptop optimal nutzen kann,<br />

• verstärkter Einsatz der Laptops bei Tests; Online-Plattform für<br />

Aufgaben etc.; Netzlaufwerk (Public) im Internet;<br />

• Es wäre wünschenswert, das Internet stärker in den Unterricht<br />

mit einzubeziehen. Dadurch wäre es möglich, verschiedene<br />

Meinungen über Themen einzuholen und viele zusätzliche<br />

Informationen zu beschaffen. Leider wird diese Möglichkeit von<br />

den Lehrern zu selten genützt.<br />

Herzlichen Dank für die Hilfe bei der Recherche allen Lehrkräften,<br />

Schülerinnen und Schülern des eLearning-Clusters, insbesondere<br />

Wilfried Nagl, Christian Schrack, Walter Steinkogler, Ulrike Wiedersich,<br />

Reinhard Kattnig und Hermann Binder!<br />

61


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

<strong>DOSSIER</strong>: Open Source in der Schule<br />

Newsletter April 2006<br />

Open-Source – eine<br />

Alternative zu Standard-<br />

Software – auch in der<br />

Schule<br />

Freie Software in der Schule<br />

Stellen Sie sich vor, Sie lebten in einer Welt, in der es nur eine<br />

einzige Automarke gibt. Oder in einer Welt, in der Sie den<br />

Führerschein nur für eine spezielle Automarke machen können.<br />

Eigentlich unvorstellbar. In einem der mittlerweile wichtigsten<br />

Lebensbereiche verhält es sich aber so: in der Welt der Bits und<br />

Bytes, in der Welt der Computer. Dabei gibt es auch hier eine große<br />

Zahl verschiedener Marken, viele kostenlose Alternativen zu<br />

Standard-Software wie Windows, MS Office, Photoshop, Internet<br />

Explorer ...<br />

(pea) Diese Alternativen sind Open-Source-Programme, die von einer<br />

inspirierten und nicht müde werdenden Community in aller Welt meist<br />

unentgeltlich programmiert werden. Der Programmcode wird anderen<br />

zur Verfügung gestellt, um diesen verändern und verbessern zu können.<br />

Einige schillernde Namen dieser Szene sind unter anderem das<br />

Betriebssystem Linux, das Bildbearbeitungsprogramm Gimp oder das<br />

Softwarepaket Open Office.<br />

Neben technischen und finanziellen Aspekten gibt es auch eine wichtige<br />

pädagogische Komponente zum Einsatz freier Software im Unterricht.<br />

Es sollte nämlich das Konzept einer Software gelehrt werden, also: Was<br />

ist eine Datei, wie funktioniert ein Dateisystem, wieso kann ich nicht mit<br />

jeder Anwendung jede Datei öffnen, wie strukturiere ich Dokumente?<br />

Die Grundlagen im Umgang mit Software sollten den Schülerinnen und<br />

Schülern beigebracht werden und nicht nur der Umgang mit z.B. MS<br />

Word: „Wenn du eine Seite formatierst, musst du nicht bei Format<br />

klicken, sondern bei Datei.“ – „Wieso?“ – „Das ist nun mal weltweit<br />

Standard.“ Ein Unterrichtsdialog, der sich vermeiden lässt, wenn<br />

Struktur und Aufbau von Software erläutert werden. Das Ziel wäre, sich<br />

in der grundlegenden Anwenderumgebung zurechtzufinden. Damit wird<br />

man auch einer Empfehlung des bm:bwk gerecht, welche als Strategie<br />

ausgibt, dass sich künftig Schülerinnen und Schüler in zwei EDV-Welten<br />

zurechtfinden sollten.<br />

Die eine Welt ist hinlänglich bekannt: die der proprietären<br />

(kommerziellen) Software. Die Welt der freien Software erschließt sich<br />

einem stetig wachsenden Kreis auch an Lehrerinnen und Lehrern<br />

österreichischer Schulen.<br />

62


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Linux ist der „Star“ unter<br />

der Freien Software.<br />

Quelle: www.linux.de<br />

Was ist freie Software?<br />

Der Begriff Open Source (offener Quellcode) wird meist gleichbedeutend<br />

mit „freier“ Software verwendet. Tatsächlich berechtigt die Kenntnis des<br />

Quellcodes jedoch noch zu nichts. Dieser muss vorher unter einer<br />

bestimmten Lizenz (meist unter der GPL) publiziert werden.<br />

Normalerweise ist Software durch das Urheberrecht geschützt. Somit<br />

hat der Ersteller, der Zeit in die Software investiert hat, die Chance, für<br />

seine Mühe mittels Lizenzgebühren oder Verkauf der Software<br />

entschädigt zu werden. Das geht mit dem grundsätzlichen Gedanken<br />

unseres Wirtschaftssystems einher, dass jeder für seine Leistung<br />

honoriert werden soll und niemand die Leistung eines anderen einfach<br />

beanspruchen darf. Wobei es hier zu beachten gilt, dass gewisse Dinge,<br />

vor allem wissenschaftliche Erkenntnisse, nicht monopolisierbar sind.<br />

Der Patentschutz hat den Zweck, schöpferische Leistungen Einzelner –<br />

Firmen wie Einzelpersonen – zu schützen und dem Erfinder die<br />

Möglichkeit zu geben, für eine bestimmte Zeit die evtl. Erträge aus der<br />

Erfindung zu erzielen. Ein weiterer Zweck des Patentwesens ist die<br />

Veröffentlichung von technischem Wissen, denn jede Patentschrift wird<br />

offen aufgelegt und kann von jedem eingesehen werden. Ein Vorteil<br />

dieser Handhabe ist, dass dadurch doppelte Entwicklungen vermieden<br />

werden und der Erfinder seine Erkenntnisse nicht geheimhalten muss,<br />

da er für eine gewisse Zeit das alleinige Nutzungsrecht hat. So liegen in<br />

Datenbanken sämtliche Patente zur öffentlichen Recherche auf. Zum<br />

Beispiel: http://www.patentamt.at/Home/index.html<br />

Erfindungen, die lange Zeit nur von einem benutzt werden, halten den<br />

technischen Fortschritt auf, und so hat der Gesetzgeber versucht, einen<br />

Kompromiss zwischen dem berechtigten Interesse des Erfinders und<br />

dem Interesse der Gemeinschaft zu finden. Wissenschaftliche<br />

Entdeckungen, wissenschaftliche Theorien und mathematische<br />

Methoden sind vom Patentschutz ausgenommen. Der technische und<br />

wissenschaftliche Fortschrittsaspekt überwiegt hier vor dem<br />

Schutzinteresse des Entdeckers.<br />

Das Urheberrecht ist im Gegensatz zum Patenrecht ein wenig anders<br />

gestaltet. Ab einer gewissen Schöpfungshöhe genießt ein Werk<br />

automatisch Schutz, und zwar bis 70 Jahre nach dem Tod des<br />

Urhebers. Bezogen auf Software gilt nur die konkrete Ausformung des<br />

Programms als schutzwürdig, nicht jedoch der Algorithmus selbst. Wenn<br />

ich mir also ein Programm ansehe und einem anderen schildere, wie es<br />

mit welchem Ergebnis auf welche Eingabe reagiert, und dieser schreibt<br />

ein äquivalentes Programm, so unterliegt dieses Programm nicht mehr<br />

dem Urheberrecht des ursprünglichen Autors. Man spricht hier von der<br />

so genannten Clean-room-Entwicklung.<br />

Der Schutz von Software reicht also weiter als bei anderen Erfindungen<br />

63


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Logo des GNU-Pojekts:<br />

http://www.gnu.org/<br />

und ist auch leichter zu erreichen, obwohl die Softwareentwicklung<br />

eigentlich näher an einer nicht schützbaren mathematischen Methode<br />

liegt als zum Beispiel ein neues Uhrwerk. Durch ein weitgehendes<br />

Verbot von reverse-engineering ist es beispielsweise auch nicht erlaubt,<br />

selbst Verbesserungen an der Software vorzunehmen. Mit einem<br />

Uhrwerk könnte man ja zu jedem Uhrmacher gehen und etwa Zeiger mit<br />

größerer Leuchtkraft für die Nacht montieren lassen. Ein Austausch von<br />

Icons bei einer Standard-Software ist hingegen nicht erlaubt. Der private<br />

Nachbau von Patenten ist im Gegensatz zu proprietärer Software<br />

ebenfalls erlaubt. So gibt sich der Nutzer von Software völlig in die Hand<br />

des Herstellers.<br />

Ein immer wieder auftauchendes Argument ist das der freien Regelung<br />

des Marktes. Wenn genügend Leute für eine zusätzliche Funktion<br />

bezahlen wollen, so wird dieses neue Feature auch in der Software<br />

auftauchen – das Problem jedoch ist, wenn es nur eine kleine Minderheit<br />

will, wenn es dringend gebraucht wird oder der Hersteller der Software<br />

keine Lust hat, die Veränderung vorzunehmen. Softwarehersteller,<br />

deren Produkte weltweit Verwendung finden, können natürlich leicht auf<br />

gewisse Usergruppen verzichten. Die Möglichkeiten und Chancen freier<br />

Software sind hier gegeben. Bei freier Software liegt der Quellcode<br />

offen, und somit kann jeder die Software verbessern oder nach seinen<br />

Vorstellungen verändern. Mittels freier Software wird das Wissen, das in<br />

der Software steckt, zur Gänze an den Nutzer weitergegeben. Der<br />

Nutzer freier Software erhält alle Rechte an der Software, mit der<br />

einzigen Auflage, diese Rechte ebenfalls weiterzugeben, sollte er das<br />

Programm modifizieren oder unverändert weitergeben. Die<br />

Wissensweitergabe ist wesentlich, da sie zum allgemeinen Fortschritt<br />

beiträgt.<br />

Der Unterschied zwischen freier Software und Open Source liegt nun in<br />

der Wissensweitergabe: Bei Open Source ist der Quellcode offen, er<br />

darf jedoch nicht verändert werden. Änderungsvorschläge müssen an<br />

den Hersteller geschickt werden, der entscheidet, ob die Änderungen<br />

umgesetzt werden oder nicht. Will der Hersteller die Änderungen nicht<br />

einbauen, so kann man eine eigene Version herausbringen, oder<br />

jemand anders sammelt Verbesserungswünsche und baut daraus eine<br />

neue Version des Programms.<br />

Lizenzen der freien Software<br />

Als „frei“ wird Software bezeichnet, deren Lizenz mindestens folgende<br />

Rechte beinhaltet:<br />

• Die Freiheit, das Programm zu jedem Zweck (kostenlos)<br />

auszuführen. Diese Freiheit dürfte für viele die Hauptmotivation<br />

zum Einsatz derartiger Software sein, weil sie anders gedeutet<br />

die Freiheit von Lizenzkosten meint.<br />

64


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Richard Stallman; Kopf<br />

der Freien-Software-<br />

Bewegung“.<br />

Quelle:<br />

http://de.wikipedia.org/<br />

• Die Freiheit, die Funktionsweise des Programms zu studieren<br />

und es seinen Bedürfnissen anzupassen. Voraussetzung dafür<br />

ist der Zugang zum Quellcode (Source Code). Für Entwickler<br />

und Programmierer ist diese Freiheit wichtig, da sie die<br />

Grundlage für die Vielfalt und Anpassbarkeit freier Software<br />

darstellt.<br />

• Die Freiheiten, Kopien des Programms anzufertigen und zu<br />

verbreiten. Für den Schulbereich ist das – gemeinsam mit dem<br />

ersten Punkt – eine wichtige Freiheit. Somit kann freie Software<br />

von Schülerinnen und Schülern kopiert und zur Verfügung<br />

gestellt werden.<br />

• Die Freiheit, das Programm zu verändern und das modifizierte<br />

Programm weiterzugeben. Diese Freiheit ermöglicht erst die<br />

schnelle Entwicklung derartiger Programme durch eine große<br />

unabhängige Entwicklergemeinschaft.<br />

Für freie Software wurden nun im Laufe der Jahre verschiedene<br />

Lizenzen entwickelt, die sich nach obigen Vorgaben richten. Diese<br />

Lizenzen umgehen nicht das Urheberrecht, sondern unterstützen den<br />

offenen, kooperativen Prozess der Weiterentwicklung und Erstellung von<br />

Software.<br />

Die verbreitetste und bekannteste ist die General Public License (GPL) –<br />

ein Großteil der Linuxkomponenten und viele bekannte Open-Source-<br />

Programme werden unter der GPL verbreitet. Eine genaue Darstellung<br />

der GPL und anderer Lizenzmodelle finden Sie in unserem März-<br />

Newsletter unter folgendem Link: http://www.e-lisa<strong>academy</strong>.at/index.php?PHPSESSIONID=&design=elisawp&url=commun<br />

ity&cid=7849&modul=10&folder=57936&<br />

Es gibt noch andere Formen von Software, die für Endanwender gratis,<br />

aber keine freie oder Open-Source-Software sind. „Freeware“ ist zwar<br />

gratis, der Quellcode darf jedoch nicht geändert werden. Bei<br />

„Shareware“ gibt es zum einen die Möglichkeit der kostenlosen Nutzung<br />

eines Teils des Programms (Vollversion ist zu zahlen), oder die<br />

Vollversion ist für eine bestimmte Zeitdauer kostenlos nutzbar<br />

(Demoversion).<br />

Wie kam es dazu?<br />

Ab den 50-iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde Hardware<br />

produziert und verkauft. Die Software dazu war gratis. Mit der<br />

Entwicklung des PCs erlangte auch die kommerzielle Verbreitung von<br />

Software zunehmend an Bedeutung. Zwischen 1960 und 1970<br />

entwickelte sich vor allem an akademischen Einrichtungen in den USA<br />

eine „Hacker-Kultur“. (Das Wort „Hacker“ war damals noch ausnahmslos<br />

positiv besetzt!). Softwareverbesserungen wurden mit anderen<br />

65


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Programmierern durchgeführt, zu diesem Zweck wurden nach und nach<br />

die verschiedenen Lizenzmodelle entwickelt.<br />

In den 80er Jahren wurde der Personal Computer Standard, die<br />

„Hacker“-Kultur brach zusammen: Alle wollten Software für den PC<br />

verkaufen. Für die Fortführung und Stärkung der Freien-Software-<br />

Bewegung sorgte Richard Stallman. Als kommerzielle Interessen mehr<br />

und mehr für das verstärkte Aufkommen von proprietärer Software<br />

sorgten, formte er eine philosophische Sicht, dass Software frei sein<br />

sollte, und gründete dazu die FSF (Freie Software Foundation). 1989<br />

begann Linus Torvald ein eigenes Betriebssystem (eigentlich den Kernel<br />

für das System GNU) zu entwickeln, und der wohl bis heute<br />

berühmteste Vertreter der freien Software, Linux, war geboren. Seither<br />

erhielt die Open-Source-Community auch medial immer mehr<br />

Aufmerksamkeit.<br />

Freie Software in der Schule<br />

Nicht nur aufgrund oben erwähnter Empfehlung des bm:bwk macht es<br />

Sinn, freie Software in der Schule einzusetzen. Auch die prinzipielle<br />

Auseinandersetzung mit den dahinter stehenden Gedanken der Open-<br />

Source-Community ist im Sinne einer humanistischen Ausbildung<br />

zielführend. Bei der internationalen Zusammenarbeit der Open-Source-<br />

Community spielt es keine Rolle, woher jemand kommt, welchem<br />

Geschlecht, welcher Altersgruppe oder Rasse er angehört – jeder trägt<br />

das bei, was er kann und ist sich der Anerkennung aller Beteiligten<br />

sicher.<br />

Die Machtkonzentration im Bereich der Software wäre in anderen<br />

Wirtschaftsbereichen unzulässig. Man stelle sich nur vor, der gesamte<br />

Energiehaushalt wäre von einer Firma abhängig. Auch die Europäische<br />

Union empfiehlt, bei allen EDV-Investitionen auf<br />

Plattformunabhängigkeit zu achten. Es geht hierbei nicht um die<br />

Entscheidung gegen ein Betriebssystem oder Produkt, sondern um die<br />

Erhaltung der Unabhängigkeit und Wahlfreiheit auch für die Zukunft.<br />

Jugendliche sollten wissen, dass es auch Alternativen zu kommerzieller<br />

Software gibt.<br />

Eine Aufgabe der Schule ist es auch, nicht (kurzlebiges) Spezialwissen<br />

über ein spezielles Produkt zu vermitteln, sondern die allen Produkten<br />

weithin ähnlichen prinzipiellen Vorgangsweisen und Methoden zu<br />

lehren. Das heißt, es soll nicht „Word“, sondern Textverarbeitung<br />

unterrichtet werden, nicht „Excel“, sondern Tabellenkalkulation –<br />

unabhängig davon, mit welchem Programm das geschieht.<br />

Für den konkreten Einsatz gibt es viele Varianten: Vom Anbieten freier<br />

Software innerhalb des Windows-Betriebssystems (z.B. neben MS Word<br />

auch Open Office anbieten) bis zu einem kompletten Wechsel zu Linux<br />

ist alles möglich.<br />

66


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

OpenOffice.org: eine<br />

Alternative zu MS Office.<br />

Quelle:<br />

http://www.openoffice.or<br />

g/<br />

Freie Software eignet sich auch hervorragend für projektorientierten<br />

Unterricht. Im Fach Informatik könnte der Source Code analysiert und<br />

gegebenenfalls verbessert werden, in BE die Icons entworfen und im<br />

Fach Englisch die zum Programm gehörige Dokumentation erstellt<br />

werden. So könnte eine Arbeitsweise simuliert werden, die in der Open-<br />

Source-Community gang und gäbe ist. Hier ließe sich die Forderung<br />

nach interdisziplinärem Arbeiten im Bereich der Zukunftstechnologie gut<br />

umsetzen.<br />

Inwieweit wird bereits freie Software in der Schule eingesetzt? Dieser<br />

Frage gingen MAS Gerhard Schwed et al. von der Donau-Universität<br />

Krems in der Studie „Linux in der Schule“ im Auftrag des BMBWK nach.<br />

Dazu wurden von Oktober 2003 bis Frühjahr 2005 12% aller<br />

österreichischen Schulen befragt. Die Studie ist noch unveröffentlicht.<br />

Der Wartungsaufwand bei Linux wird nur von 11% aller<br />

Lehrerinnen und Lehrer höher eingestuft als bei Windows.<br />

Die Ausgangssituation 2003 sah folgendermaßen aus: 3% aller<br />

österreichischen Schul-PCs liefen mit dem Betriebssystem Linux, 97%<br />

mit Microsoft. Bis zum Frühjahr 2005 hatten immerhin schon knapp 30%<br />

der Schulen Erfahrungen mit Linux gesammelt. Insgesamt ist ein<br />

langsamer, aber beständiger Anstieg zu konstatieren. Die<br />

Hauptargumente der Lehrerinnen und Lehrer für den Einsatz von<br />

Linux/Open- Source-Software in der Schule sind folgende (gereiht nach<br />

Zustimmung):<br />

• Kostenreduktion durch Wegfall von Softwarelizenzen<br />

• Wegfall von Raubkopien aufgrund des freien Wiedergaberechts<br />

• Vielfalt in der Ausbildung<br />

• Verlässlichkeit und Stabilität<br />

Die Sorge, von einem Monopol beherrscht zu werden, ist weit verbreitet.<br />

Eine beherrschende Marke könnte in Zukunft den Preis bestimmen. So<br />

wäre es möglich, im Schulbereich mit Programmen zu arbeiten, die sich<br />

die Schülerinnen und Schüler für den privaten Gebrauch gar nicht<br />

leisten können. Eine marktbeherrschende Marke kann auch die<br />

67


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Richtung bestimmen, in die die Programmierung in Zukunft gehen wird.<br />

Somit werden die Art der Programme, ihr Aufbau und ihre Zwecke<br />

bestimmt. Damit ist eine gewaltige Form der Manipulation unserer<br />

Gesellschaft verbunden.<br />

Die wichtigsten Probleme und Gegenargumente, die in der Studie<br />

erhoben wurden, sind:<br />

• Widerstand im Lehrkörper<br />

• Aufwand und Risiko einer Umstellung<br />

• Serviceprobleme<br />

• Windows ist Standard, und die Wirtschaft verlangt dies<br />

Gerade das letzte Argument ist ein typisches Henne-Ei-Problem: Die<br />

Schule sagt, man muss die Schülerinnen und Schüler für die Wirtschaft<br />

ausbilden, und diese verlangt nun einmal Kenntnisse in Windows-<br />

Programmen, während die Wirtschaft argumentiert, dass Absolventinnen<br />

und Absolventen andere Programme nicht beherrschen und deswegen<br />

kommerzielle Software (Standard) eingesetzt wird. Dass aber auch auf<br />

Seiten der Wirtschaft langsam ein Umdenken stattfindet, sieht man an<br />

Konferenzen der Open-Source-Gesellschaft, wie z.B. der „OSCON“<br />

Anfang April in Wien. Unter anderem stellten hier Unternehmen Projekte<br />

mit Open-Source-Lösungen vor. Auch in der öffentlichen Verwaltung<br />

entwickelt sich ein Umdenken. So wurde vor längerem die gesamte<br />

Verwaltung der Stadt München auf Linux-Basis umgestellt, und kürzlich<br />

auch die Verwaltung der Stadt Wien. Freie Software wird mittlerweile<br />

auch bei der Erstellung von Kinofilmen herangezogen. So feierte der<br />

Film „Elephants Dream“ am 24. März 2006 in Amsterdam Premiere.<br />

Dieser wird als “world's first Open Movie” angepriesen und wurde mit<br />

der Open Source Software „Blender“ erstellt:<br />

http://www.blender.org/cms/Home.2.0.html<br />

Die Welten werden ähnlicher<br />

Freie Software ist für Anwender mittlerweile nicht schlechter oder besser<br />

als kommerzielle Software. Weitere ehemals wichtige<br />

Unterscheidungskriterien verlieren zunehmend an Bedeutung:<br />

• Windows wurde sicherer gegenüber früher.<br />

• Die Gesamtkosten bei Linux sind vergleichbar mit Windows.<br />

(Hier machen die Softwarekosten nur einen kleinen Teil der<br />

Gesamtkosten aus. Das meiste Geld muss für Schulungen etc.<br />

verwendet werden.)<br />

• Multimedia benötigt unter Linux ebensoviel Hardware wie<br />

Windows.<br />

• Die Bedienung ist ähnlich.<br />

Somit wird es für Endanwender zunehmend egal, welches<br />

Betriebssystem oder Office-Programm verwendet wird.<br />

68


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Freie Software für Windows<br />

Freie Software gibt es nicht nur für Linux. Ein erster Einstieg ist es, sich<br />

einmal mit Windowsprogrammen unter freier Lizenz auseinander zu<br />

setzen (die meist auch unter Linux und anderen Betriebssystemen<br />

laufen, also plattformunabhängig sind). Bei einer geplanten Migration ist<br />

die Verwendung solcher Software als erster Schritt anzuraten, weil damit<br />

nicht Betriebssystem und alle Anwendungen gleichzeitig gewechselt<br />

werden müssen und somit ein Umstieg in kleinen Schritten möglich ist.<br />

Im ersten Schritt könnten/sollten OpenOffice.org, Firefox und<br />

Thunderbird unter Windows parallel zu vorhandenen Lösungen installiert<br />

werden, um den Anwendern Zeit und Gelegenheit zum langsamen<br />

Kennen lernen zu geben.<br />

Die auf den kommenden Seiten folgende Auflistung von Gerhard<br />

Schwed, MAS gibt einen sehr guten Überblick.<br />

Diese Seiten sind für vertiefende Recherchen zum Thema Linux / OSS<br />

im Unterricht zu empfehlen:<br />

http://www.informatikserver.at/<br />

http://fsub.schule.de/<br />

(Windows-)Software für Linux<br />

Ein Beitrag von Gerhard Schwed, MAS, Donau Uni Krems<br />

Technisch gibt es drei Möglichkeiten, mit unter Windows gewohnten<br />

Programmen auch unter Linux zu arbeiten.<br />

1. Plattformunabhängige bzw. für mehrere Betriebssysteme<br />

verfügbare Software<br />

Plattformunabhängige Software wird vom Hersteller für mehrere<br />

Betriebssysteme in gleicher Weise und Qualität angeboten. Das<br />

ist für die Anwender am besten, da kaum mehr ein Unterschied<br />

besteht, ob mit Windows oder Linux gearbeitet wird.<br />

Bei einer geplanten Migration ist die Verwendung solcher<br />

Software als erster Schritt anzuraten, weil damit nicht<br />

Betriebssystem und alle Anwendungen gleichzeitig gewechselt<br />

werden müssen und somit ein Umstieg in kleinen Schritten<br />

möglich ist. Im ersten Schritt könnten/sollten OpenOffice.org,<br />

Firefox und Thunderbird unter Windows parallel zu vorhandenen<br />

69


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Beispiele:<br />

Lösungen installiert werden, um den Anwendern Zeit und<br />

Gelegenheit zum langsamen Kennen lernen zu geben.<br />

• OpenOffice.org: Ver. 2.0 seit Mitte Oktober mit Datenbank;<br />

entspricht MS-OfficeXP (in machen Punkten besser, in anderen<br />

schlechter; zu ca. 98% kompatibel); www.openoffice.org (gratis)<br />

• StarOffice: kommerzielle Variante von OpenOffice<br />

• Thunderbird: E-Mail-Client; entspricht MS-Outlook-Express,<br />

bietet aber mehr Features und ist eindeutig besser;<br />

PortableThunderbird läuft ohne Installation auch vom USB-Stick<br />

(oder beliebigem Netzwerkordner) und ermöglicht es somit, auf<br />

dem USB-Stick die Anwendung + sämtliche Daten und<br />

Einstellungen mitzunehmen;<br />

Import / Export von Adressbuch und Kontoeinstellungen aus /<br />

nach Outlook-Express; Parallelbetrieb mit Outlook-Express<br />

problemlos möglich www.mozilla.org (gratis)<br />

• Firefox: Webbrowser; entspricht Internet-Explorer; zahlreiche<br />

Plugins, Themes und Erweiterungen verfügbar; www.mozilla.org<br />

(gratis)<br />

• Acrobat Reader: Anzeige von PDF-Dokumenten;<br />

http://www.adobe.de/products/acrobat/readstep2_allversions.htm<br />

l (Anm.: die Erstellung von PDFs ist mit OpenOffice.org auf<br />

Knopfdruck möglich. (gratis))<br />

• Audacity: Audiobearbeitung: Aufnahme, Bearbeitung,<br />

Wiedergabe, Encodierung; einfach zu bedienen; sehr<br />

empfehlenswert, http://audacity.sourceforge.net/ (gratis)<br />

• Skype: Internet-Telefonie; www.skype.com (gratis)<br />

Diese Programme sollten zum Standardumfang auf allen<br />

Rechnern gehören. Sie vertragen sich auch problemlos mit<br />

anderen (reinen) Windowsanwendungen wie MS-Office, Outlook,<br />

etc.<br />

• RealPlayer: www.real.com/linux (gratis)<br />

• Macromedia Flash Player:<br />

http://www.macromedia.com/de/shockwave/download/alternates/<br />

(gratis)<br />

• VideoLAN: DVD- und Videoplayer für nahezu alle Formate, incl.<br />

Konvertierungs- und Streamingfunktionen; nicht so schön wie der<br />

MS-Mediaplayer, kommt aber mit wenig Ressourcen aus;<br />

www.videolan.org (gratis)<br />

70


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

• GAIM: Instant Messenger; entspricht ICQ, MSN u. a.; versteht im<br />

Gegensatz zu den eben genannten aber mehrere Protokolle und<br />

fungiert damit auch als Universalmessenger;<br />

http://gaim.sourceforge.net (gratis)<br />

• Gnome-Meeting; entspricht MS-Netmeeting, kommt aber noch<br />

nicht ans Original heran; www.gnomemeeting.org (gratis)<br />

• VNC: (Virtual Network Computing); = Remote Control;<br />

Fernsteuerung von entfernten Computern; www.realvnc.com<br />

(gratis)<br />

• MainActor: prof. Videoschnitt; Demo gratis (in Suse ab 9.3<br />

enthalten), Vollversion: € 199,-; www.mainconcept.de<br />

• Maya: prof. 3D-Renderingprogramm;<br />

http://www.alias.com/glb/eng/productsservices/family_details.jsp?familyId=3900009<br />

• IBM WebSphere Application Server<br />

• Novell Groupwise: entspricht MS-Outlook;<br />

• ... es gibt noch viel mehr.<br />

2. Vergleichbare Anwendungen anderer Hersteller<br />

Zu vielen Programmen gibt es gleichwertige Alternativen -<br />

manchmal schlechter, manchmal besser, manchmal einfach nur<br />

„anders“. Z.B. ist Adobe Photoshop nicht für Linux verfügbar. Als<br />

alternatives Bildbearbeitungsprogramm wird unter Linux meist<br />

GIMP verwendet. Dieses ist nicht gleichwertig, reicht aber für<br />

privaten und schulischen Gebrauch (abgesehen von Schulen mit<br />

speziellem grafischen Schwerpunkt).<br />

Es gibt für Linux mittlerweile eine unübersehbare Fülle an freier<br />

Software. So sind bei www.sourceforge.net alleine für den<br />

Grafikbereich mehr als 4000 Programme gelistet. Leider sind bei<br />

Downloadseiten und Listen im Internet nur sehr selten gute<br />

Beschreibungen und Bewertungen vorhanden. Das erschwert die<br />

Suche nach wirklich guten Programmen und deren<br />

Vergleichbarkeit.<br />

Übersichten (teils mit Bewertung bzw. Empfehlungen) gibt es im<br />

Internet unter:<br />

• The table of equivalents / replacements / analogs of<br />

Windows software in Linux. http://www.linuxrsp.ru/win-linsoft/table-eng.html<br />

Umfangreiche Tabelle mit zwei Spalten, in denen parallel<br />

71


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Windowsprogramme und entsprechende Linux-Alternativen<br />

gelistet sind.<br />

• Materialseite des FSUB (Freie Software und Bildung, D); enthält<br />

neben Standardprogrammen auch viele Links zu spezieller<br />

Schulsoftware nach Fächern geordnet.<br />

http://fsub.schule.de/lernen/op/1op-index.htm<br />

• Bei Suse Linux sind bereits hunderte Programme<br />

unterschiedlicher Anwendungsbereiche auf den<br />

Installationsmedien enthalten. Beschreibungen und<br />

Informationen im Handbuch bzw. bei der Softwareauswahl<br />

verfügbar. Der Vorteil gegenüber der Suche im Internet liegt<br />

darin, dass diese Programme bereits getestet und in die<br />

Umgebung integriert sind, sie müssen nur mehr bei der<br />

Installation ausgewählt werden.<br />

• http://www.apps4linux.org nach Kategorien geordnete<br />

Datenbank, mit Suchfunktionen<br />

• Unter www.linux4school.at wurde von einer Studentengruppe der<br />

Donau-Uni eine Datenbank für freie Schulsoftware eingerichtet.<br />

Leider fehlen derzeit Zeit und Geld, das Projekt fortzuführen.<br />

Idee: Lehrerinnen und Lehrer tragen getestete Programme in die<br />

Datenbank ein bzw. bewerten sie aufgrund der eigenen<br />

praktischen Erfahrungen. So könnte im Laufe der Zeit eine<br />

umfangreiche und passende Übersicht entstehen. Bei Interesse<br />

und Verfügbarkeit von Ressourcen kann das Projekt jederzeit<br />

fortgesetzt werden.<br />

3. Original Windowsprogramme unter Linux im Windows-<br />

Emulator (WINE)<br />

Mittels Windows-Emulation (in der Regel wird WINE verwendet)<br />

können sehr viele Windowsprogramme auch unter Linux<br />

ausgeführt werden. Diese Emulation gelingt bei manchen<br />

Programmen sehr gut, bei anderen gar nicht. Das hängt<br />

hauptsächlich davon ab, wie sehr das Programm mit dem<br />

Betriebssystem (Windows) verzahnt ist, und ob es direkt auf die<br />

Hardware zugreift. In jedem Fall läuft das Programm langsamer<br />

als unter Windows bzw. langsamer als echte Linuxprogramme.<br />

WINE ist gratis und in Suse Linux und Knoppix enthalten.<br />

Hauptproblem: beinahe jedes Programm benötigt eine eigene<br />

Konfiguration für WINE. Hinweise, welche Einstellungen am<br />

besten sind, sind spärlich. Die Installation von<br />

Windowsprogrammen in WINE hat somit oft experimentellen<br />

Charakter. Neben WINE gibt es auch kostenpflichtige Varianten,<br />

die deutlich besser sind, z.B. CrossoverOffice von<br />

www.codeweavers.com (Damit lässt sich z.B. auch MS-Office<br />

problemlos unter Linux betreiben. )<br />

72


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Die OSCON 2006<br />

Übersichten und Datenbanken zu unter WINE lauffähigen<br />

Programmen:<br />

• http://linux-wine.de; leider kaum Beschreibungen oder<br />

Kommentare; viele alte Einträge; aber ein erster Überblick<br />

• http://frankscorner.org – übersichtlich gestaltete Seite; zu den<br />

meisten Programmen finden sich Hinweise zur Konfiguration von<br />

WINE (ein großes Plus). Getestet sind z.B.: GoLive,<br />

Dreamweaver, InDesign, Photoshop, QuarkExpress, AutoCAD<br />

2000 LT, u.a.v.m.; leider oft nicht die neuesten Versionen<br />

• www.codeweavers.com/compatibilit – große Datenbank mit<br />

Bewertungen und Kommentaren; leider beziehen sich die<br />

Bewertungen nur auf die Funktionalität unter dem<br />

kostenpflichtigen Codeweaver-Emulator<br />

Gerhard Schwed, MAS<br />

Donau-Universität Krems<br />

Die OSCON 2006 – bewegt sich was bei „Open<br />

Source“ in Österreich?<br />

Ein Beitrag von MR Dr. Christian Dorninger, BMBWK<br />

Die zweite Open Source Business Konferenz in der<br />

Wirtschaftskammer Wien fand am 10. April 2006 statt<br />

(www.oscon.at). Von den „Open Source Experts“ betreut, einer<br />

Gruppe junger Wirtschaftstreibender aus der österreichischen IT-<br />

Branche, war sie engagiert geführt und verbreitete, manchmal auch<br />

etwas krampfhaft, viel Zuversicht, auch in Österreich das<br />

Pflänzchen der Softwareentwicklung nach offenen Standards zu<br />

fördern.<br />

Natürlich: Es war ein Montag in der Karwoche, viele Gesichter kannte<br />

man von der ersten Konferenz im Jänner 2005 und der Besucherandrang<br />

hielt sich in Grenzen. Das zweite Mal imponierte aber das<br />

freundlich beschwingte Klima der Konferenz, bei der die Vertreter<br />

einander immer wieder versicherten, dass die großen Zeiten der offenen<br />

Quellen und offenen Standards in der Softwareentwicklung erst noch<br />

kommen werden.<br />

73


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Open Source ist immerhin ein europäisches Phänomen, wie WKO-<br />

Vizepräsident Hans Jörg Schelling erklärte, wo es auch gelte, die<br />

Lissabonziele der EU (dynamischster Wirtschaftsraum Europa, nicht<br />

zuletzt durch eine Bündelung der nationalen IT-Strategien) täglich neu<br />

zu schaffen. In Zeiten von ansteigenden Wirtschaftswachstumsdaten<br />

und Exporterfolgen der österreichischen Wirtschaft (denen die<br />

Binnennachfrage noch nicht so folgen kann) soll sich auch eine kleine<br />

und feine Softwareindustrie herausbilden, die mit Open-Source-<br />

Produkten – womit sonst – zunehmend konkurrenzfähig wird.<br />

Das Internet hat den Durchbruch gebracht, doch die Ursprünge von<br />

Free-/Open-Source-Software (FOSS) reichen deutlich weiter zurück als<br />

bis zum Beginn der neunziger Jahre, so Robert Gehring, TU-Berlin, in<br />

seiner Keynote. Und längst schon hat der Open-Source-Gedanke auch<br />

in anderen Gesellschaftsbereichen Fuß gefasst. Europa mit seiner<br />

vergleichsweise kleinteiligen Wirtschaftsstruktur hat im FOSS-Bereich<br />

eine Vorreiterrolle übernommen. Kein Wunder, stärkt der dezentrale<br />

Ansatz von FOSS doch die Position von KMUs gegenüber den großen,<br />

global agierenden Konzernen: Kostenvorteile, Kundennähe, Kenntnis<br />

lokaler Gegebenheiten – nicht zuletzt der jeweiligen Landessprache(n) –<br />

und das volkswirtschaftlich gewichtige Argument des Verzichts auf<br />

Lizenzzahlungen sind wichtige Argumente.<br />

Sollen die im globalen Vergleich vorhandenen Wettbewerbsvorteile der<br />

europäischen FOSS-Akteure nachhaltig genutzt werden, ist die<br />

europäische Politik gefragt. Der Aufbau der Informationsgesellschaft<br />

verlangt nach einer belastbaren und finanzierbaren IT-Infrastruktur für<br />

Communities. Offene Standards, offene Datenformate, offene<br />

Innovation, offener Zugang zu Netzwerken und Basisdaten können<br />

zusammen mit FOSS die Grundlage für eine solche Infrastruktur bilden.<br />

Der nationalen und europäischen Politik kommt die Aufgabe zu, die<br />

entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen, bestehende<br />

Hindernisse aus dem Weg zu räumen und keine neuen zu errichten.<br />

Den FOSS-Akteuren aus der Wirtschaft kommt die Rolle zu, über die<br />

Möglichkeiten von OSS zu informieren, sich zu vernetzen und ihre<br />

Interessen auf der europäischen Bühne fokussiert zu vertreten.<br />

Johannes Zeitelberger zeichnet ein pointiert anderes Bild: Open Source<br />

lebt von einer Art Community-Verständnis einer desillusionierten<br />

Softwareproduktion, wo der sinnstiftende Wert der Codezeilenproduktion<br />

nicht mehr erkannt werde. Open Source wird daher vom<br />

Marktgeschehen weggezogen hin zur wärmenden (weltweiten)<br />

Community – und hat dort mehr Überlebenschance? Hat das mit<br />

Softwareproduktion überhaupt noch etwas zu tun?<br />

In den Arbeitskreisen, die in vier Schienen (Open Source und Recht,<br />

Open Source Solutions, Open Source im öffentlichen Interesse, OS<br />

Frameworks) abgehandelt wurden, war viel Optimismus und eine sehr<br />

korrekte Open-Source-Politik zu spüren. So wurde im öffentlichen<br />

74


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Bereich im Rahmen einer OSS-Plattform das Thema OSS diskutiert und<br />

es wurden entsprechende Ergebnisse erarbeitet. Im EU-Umfeld wurde<br />

die Bedeutung der OSS im öffentlichen Bereich erkannt, und<br />

unterschiedliche Initiativen beschäftigen sich derzeit damit. Auch das<br />

Bundesrechenzentrum verwendet OSS auf unterschiedlichen Ebenen.<br />

Erfahrungen mit Linux, aber auch OSS auf Applikationsebene (z.B.<br />

www.help.gv.at) liegen vor, führen aber noch nicht zu großflächigen<br />

Einsatzbereichen.<br />

Ein sehr interessantes Projekt stellte Markus Hadek vom Hauptverband<br />

der Sozialversicherungsträger vor: Die strategische Ausrichtung war es,<br />

die bestehenden Systemlandschaften durch eine moderne, offene und –<br />

soweit sinnvoll auf Open-Source-Komponenten beruhende – neue,<br />

webzentrierte technische Architektur zu ergänzen. Der Einsatz von<br />

Open Source in der Sozialversicherung wurde im Projekt "eSV –<br />

Elektronische Sozialversicherung im Internet" erfolgreich umgesetzt. Die<br />

e-Card ist der zentrale Schlüssel zu den Leistungen der österreichischen<br />

Sozialversicherung und des Gesundheitswesens. Sie ist bereits für den<br />

Einsatz als Bürgerkarte vorbereitet. Das Konzept Bürgerkarte wurde<br />

erfolgreich mit Open-Source-Komponenten umgesetzt. Nach Aktivierung<br />

der Bürgerkartenfunktion bekommt jeder Kunde sicheren Zugang zu den<br />

elektronischen Dienstleistungen der Sozialversicherung. Mit der<br />

Bürgerkarte kann die Kommunikation mit Behörden und Unternehmen<br />

sicher, rasch und bequem abgewickelt werden. Österreich hat in der EU<br />

immerhin den zweiten Platz im eAdministration-Bereich (fälschlich oft als<br />

eGovernment bezeichnet) zu verteidigen.<br />

Im Schulbereich wachsen einzelne Open-Source-Inseln langsam<br />

zusammen, die Anzahl der Arbeitsplätze mit Open-Source-<br />

Betriebssystemen und -Applikationen wird allmählich größer. Dabei geht<br />

es um die Propagierung von zwei IT-Welten im Oberstufenschulwesen,<br />

nicht unbedingt um ein Ausspielen von „Systemen“ in einer Konkurrenz.<br />

In Summe bleibt das Gefühl einer wachen, engagierten, aber noch<br />

immer kleinen Open-Source-Community, die um ihre Bedeutung ringt.<br />

Die Strategien werden sachlicher, einige sind mit Desktop-Systemen<br />

schon auf die Nase gefallen und bewegen sich in zwei EDV-Welten, der<br />

Drang zu messianischer Bekehrung geht zurück. Gute Chancen, mit<br />

balancierten Konzepten und nüchterner Betrachtungsweise echte<br />

Problemlösungen zu entwickeln, die nicht nur gut sind, weil Open<br />

Source.<br />

Literatur: B. Lutterbeck, M. Bärwolff, R. Gehring, Open Source Jahrbuch<br />

2006, Lehmanns Media, TU-Berlin, 2006 (www.opensourcejahrbuch.de).<br />

MR Dr. Christian Dorninger, BMBWK<br />

75


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

<strong>DOSSIER</strong>: VS Zöblen – Unterricht an einer<br />

einklassigen Volksschule<br />

Newsletter Mai 2006<br />

Das Schulgebäude der<br />

VS Zöblen<br />

Der Ort Zöblen im<br />

Tannheimer Tal, Bezirk<br />

Reutte<br />

Kinder aus 4<br />

Schulstufen werden in<br />

einer Klasse unterrichtet<br />

Schulportrait: Volksschule Zöblen<br />

Wie der Unterricht in einer einklassigen Volksschule<br />

aussehen kann ...<br />

Zehn Schülerinnen und Schüler auf vier verschiedenen Schulstufen<br />

in einer Klasse zu unterrichten ist im Tiroler Bezirk Reutte (auch<br />

Außerfern genannt) nicht ungewöhnlich. 19 der insgesamt 41<br />

Volksschulen im Tiroler Außerfern sind hauptsächlich aufgrund der<br />

geografischen Lage und der ungünstigen<br />

Bevölkerungsentwicklung einklassig. Wie der Unterricht in einer<br />

einklassigen Volksschule aussehen kann, vor allem, welche Rolle<br />

dort Computer und Internet spielen können, möchten wir Ihnen in<br />

diesem Dossier anhand eines Schulporträts der Volksschule<br />

Zöblen zeigen.<br />

(koa) Die Volksschule Zöblen befindet sich im Tannheimer Tal,<br />

einer Talschaft des Bezirkes Reutte in Tirol. Zöblen hat 243<br />

Einwohner, einige der Kinder, die die VS in Zöblen besuchen,<br />

haben einen nicht ganz ungefährlichen Schulweg, teils müssen sie<br />

die Umfahrungsstraße überqueren bzw. ist ihr Schulweg mitunter<br />

ganz schön steil, im Winter eisig. In einem Mehrzweckgebäude<br />

direkt im Zentrum des Dorfes ist neben dem Gemeindeamt, der<br />

öffentlichen Bücherei, dem Tourismusverband, der Feuerwehr, dem<br />

Probelokal der Musikkapelle, dem Bauhof und drei Wohnungen die<br />

einklassige Volksschule untergebracht. Bereits seit 1787 gibt es<br />

eine Volksschule in der Gemeinde und seit 1978 ist Zöblen stolz auf<br />

das Mehrzweckgebäude, in dem die Schule drei Räume einnimmt,<br />

das Klassenzimmer, die Direktion und den Gymnastikraum im<br />

Keller.<br />

Derzeit besuchen zehn Schülerinnen und Schüler die Volksschule in<br />

Zöblen. Die Kinder im Alter von 6 - 10 Jahren werden gemeinsam in<br />

einer Klasse von Dipl.-Päd. Monika Bilgeri, der Direktorin der Schule,<br />

Dipl.-Päd. Viktoria Hammerle und Dipl.-Päd. Elisabeth Ruetz<br />

unterrichtet. Einmal pro Woche kommt Dipl.-Päd. Christa Koch als<br />

Sprachheillehrerin an die Schule. Sprachheillehrerinnen und -lehrer<br />

arbeiten gezielt mit sprech- und sprachbeeinträchtigten Kindern in der<br />

Pflichtschule.<br />

Monika Bilgeri hat sich freundlicherweise bereit erklärt, e-<strong>LISA</strong><br />

76


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Die Kinder bei ihren<br />

verschiedenen Aufgaben<br />

Auch der Direktionsrechner<br />

steht den<br />

Kindern meistens zur<br />

Verfügung<br />

Eine Schülerin arbeitet<br />

mit einem Wimmelbild<br />

Ein Schüler arbeitet am<br />

Laptop während sich<br />

Frau Bilgeri einem<br />

anderen Kind widmet<br />

<strong>academy</strong> in die Räumlichkeiten der Schule und in das<br />

Unterrichtsgeschehen schnuppern zu lassen. Für die freundliche<br />

Aufnahme und Unterstützung möchten wir uns gleich an dieser<br />

Stelle ganz herzlich bedanken! Einen Unterrichtsvormittag lang<br />

gemeinsam mit den Zöblener Schülerinnen und Schülern die<br />

Schulbank drücken zu dürfen, finden wir sehr spannend, interessiert<br />

e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> ja vor allem die Frage, wie der Unterricht in einer<br />

einklassigen Volksschule konkret in der Praxis aussieht.<br />

Stellvertretend für das e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong>-Team klopfe ich, Angela<br />

Kohl, also am 16. Mai um 9:00 Uhr Früh, gemeinsam mit RegR<br />

Mag. Peter Friedle, dem Bezirksschulinspektor für den Bezirk<br />

Reutte, an die Türe des Klassenzimmers der VS Zöblen. Die<br />

Schülerinnen und Schüler begrüßen uns herzlich mit einem Lied<br />

über die Tiere auf der Wiese, dem heutigen Unterrichtsthema.<br />

Anschließend schwirren die Kinder aus zu ihren jeweiligen<br />

Arbeitsstationen – gibt es doch viele Arbeitsaufträge, die in dieser<br />

Unterrichtsstunde erfüllt werden müssen.<br />

Beeindruckt von der Selbstverständlichkeit, mit der die Kinder an<br />

ihre Aufgaben herangehen, sehe ich mich ein wenig im<br />

Klassenzimmer der VS Zöblen um. Auf den ersten Blick wirken die<br />

Räumlichkeiten wie die einer ganz normalen Schulklasse. Auf den<br />

zweiten Blick fallen jedoch die Anordnung der Tische zu kleinen<br />

Tischgruppen, an denen die Kinder in Kleingruppen an ihren<br />

Aufgaben arbeiten, und die vielen PC-Stationen an der hinteren<br />

Wand des Klassenzimmers auf.<br />

Die Verwendung des Computers im Unterricht ist für die<br />

Schülerinnen und Schüler der VS Zöblen nämlich so normal wie<br />

das Schreiben im Schulübungsheft. Den Kindern stehen 5 bzw. 6<br />

Rechner (ein Kind darf meistens auch Frau Bilgeris<br />

Direktionsrechner verwenden) und ausnahmsweise auch ein Laptop<br />

zur Verfügung. Die Geräte sind zwar nicht die allerneuesten, ist das<br />

Schulbudget doch etwas knapp, leisten aber abgesehen von<br />

kleinen Macken einen durchaus zufrieden stellenden Dienst in der<br />

Volksschulklasse. Seit Mai 2003 verfügt die Schule über eine<br />

Standleitung, die neben der Verwendung diverser Lernsoftware<br />

auch die Einbindung von Inhalten aus dem Internet in das<br />

Unterrichtsgeschehen ermöglicht.<br />

Das heutige Unterrichtsthema „Tiere auf der Wiese“ wird von den<br />

Schülerinnen und Schülern der verschiedenen Schulstufen in Form<br />

von unterschiedlichen Aufgaben bearbeitet. Die beiden Erstklassler<br />

suchen und malen Tiere in einem Wimmelbild an, das Frau Bilgeri<br />

als Einstieg in das SU Thema für die Jüngsten und als<br />

Zusatzaufgabe für die älteren Kinder von der Seite<br />

http://www.zoo4kids.at/tierwebs/wiesenweb/ herunter geladen hat.<br />

Anschließend sollen sie Wortkärtchen ausschneiden und diese zu<br />

77


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Die Kinder sind schon<br />

sehr geübt im Umgang<br />

mit dem Computer<br />

Eine Schülerin bei der<br />

Recherche über den<br />

Maulwurf<br />

Kinder und Dipl.-Päd.<br />

Hammerle vor dem PC<br />

„Old McDonald has a<br />

farm“ zum Anhören und<br />

-sehen<br />

einem sinnvollen Satz geordnet genau in einen vorgegebenen<br />

Raster einkleben. Die Kinder der zweiten Schulstufe grübeln über<br />

Satzkärtchen, die ausgeschnitten, in die richtige Reihenfolge<br />

gebracht und dann ins SU Heft geschrieben und geklebt werden<br />

sollen. Die Schülerinnen und Schüler der 3. und 4 Schulstufe<br />

arbeiten an den PCs und recherchieren auf<br />

http://www.zoo4kids.at/tierwebs/wiesenweb/ zu verschiedenen<br />

Wiesentieren, über die anschließend Sachtexte geschrieben<br />

werden sollen (zuerst handschriftlich und dann am PC). Ein weiterer<br />

Teil der Rechercheaufgabe ist das Ankreuzen von richtigen<br />

Antworten auf einem Arbeitsblatt, das die Partnerschule VS<br />

Schattwald zum Thema „Tiere auf der Wiese“ erstellt hat (die<br />

Schulen tauschen oft Materialien aus).<br />

Sobald die jüngeren Schülerinnen und Schüler die durcheinander<br />

geratenen Wörter (1. Schulstufe) bzw. Sätze (2. Schulstufe) richtig<br />

geordnet haben, setzen auch sie sich an die PCs und schreiben die<br />

Sätze in Word – wenn auch manchmal im „Adlerflugsystem“, aber<br />

abgesehen davon bereits sehr geübt im Umgang mit dem Computer<br />

und vor allem sehr motiviert. Texte färbig zu gestalten oder Grafiken<br />

einzufügen bereitet den Kindern überhaupt keine Schwierigkeiten.<br />

Die Kinder speichern ihre Arbeiten in ihren jeweiligen persönlichen<br />

Ordnern, die Frau Bilgeri für sie angelegt hat, ab und widmen sich<br />

der nächsten Aufgabe. Manchmal darf, nachdem alle Aufgaben<br />

erledigt worden sind, auf den PCs auch gespielt werden, das ist<br />

jedoch eher die Ausnahme als die Regel, betont die<br />

Klassenlehrerin. Lachend fügt sie hinzu, dass sie den Computer<br />

ganz einfach als ein Unterrichtsmittel neben anderen sieht, mit dem<br />

es sich mitunter anstellen lässt, den Kindern mehr Aufgaben<br />

„unterzujubeln“ als in Form eines Arbeitsblattes beispielsweise.<br />

Einem Kind, erzählt die Lehrerin, ist letztens gar nicht aufgefallen,<br />

dass es bereits 90 Rechenaufgaben gelöst hat, weil in dem<br />

Programm, das es verwendet hat, immer eine Aufgabe nach der<br />

anderen ins Fenster geflitzt ist. Auch die Angst, sich zu verrechnen,<br />

ist beim Üben am PC geringer, da die Kinder das Beispiel einfach<br />

noch einmal probieren können und PCs erfreulicherweise nie<br />

aufstöhnen oder sich leicht genervt zeigen, erzählt Frau Bilgeri mit<br />

einem Augenzwinkern.<br />

In der dritten Unterrichtsstunde übernimmt Frau Hammerle den<br />

Unterricht. Die Kinder beenden ihre Aufgaben an den Stationen und<br />

nehmen ihre regulären Sitzplätze ein, Englisch steht auf dem<br />

Programm. Nachdem gesungen worden ist, mit selbst erstellten<br />

Begriffskärtchen neue Vokabeln zu verschiedenen Tieren erarbeitet<br />

worden sind, dreht auch Frau Hammerle einen der Rechner auf und<br />

steuert die Seite http://www.britishcouncil.org/kids-songs-oldmacdonald.htm<br />

an. Das Lied „Old McDonald has a farm“ kann dort,<br />

gesungen von verschiedenen Tieren, angesehen und -gehört<br />

werden. Zweiteres gestaltet sich jedoch als Problem, als plötzlich<br />

78


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Englischunterricht mit<br />

selbst erstellten Memory<br />

Kärtchen<br />

Kinder und Lehrerin<br />

beim Tanzen<br />

der Ton am Rechner nicht funktioniert. Die Kinder, die im<br />

Sesselkreis rund um den Computer sitzen, bleiben jedoch ruhig,<br />

nehmen es gelassen und singen kurzerhand das Lied zum Video<br />

selber. Die Lehrerinnen, die zuerst mit vereinten Kräften versuchen,<br />

das Problem zu beheben, entscheiden sich, um die Kinder nicht<br />

länger warten lassen zu müssen, für Plan B, Englisch-Übungen mit<br />

verschiedenen Legematerialien. Später stellt sich heraus, dass das<br />

technische Problem mit den Einstellungen der Firewall<br />

zusammenhing, die nun optimiert sind. Beim nächsten Mal wird es<br />

klappen!<br />

Flexibilität wird in der einklassigen Volksschulklasse groß<br />

geschrieben, sowohl auf Lehrerinnenseite als auch auf Seiten der<br />

Kinder. In der altersheterogenen Kleingruppe kommt es oft ein klein<br />

wenig anders als geplant (wie wahrscheinlich auch in homogenen<br />

Klassengemeinschaften). Die Kinder an der VS Zöblen sind jedoch<br />

an selbst gesteuertes, eigenständiges Lernen gewöhnt, helfen sich<br />

gegenseitig und profitieren so umso mehr von den Vorzügen der<br />

Kleingruppe.<br />

Natürlich hat die Einklassengemeinschaft nicht nur ihre Vorteile, so<br />

fehlen den Kindern doch manchmal die Vergleichswerte mit<br />

Gleichaltrigen oder sind manche Spiele im Turnunterrricht zu zehnt<br />

nicht so spannend, wie sie es in einer größeren Gruppe wären.<br />

Schulpartnerschaften, vor allem die enge Zusammenarbeit mit<br />

anderen Kleinschulen aus der Region, sind jedoch eine Möglichkeit,<br />

die Nachteile der kleinen Klasse zu kompensieren. Computer und<br />

Internet spielen auch in diesem Bereich eine wichtige Rolle. EU-<br />

Projekte mit Schulen in Wien und Deutschland ermöglichen den<br />

Kindern, über die Grenzen des Tannheimer Tals hinauszublicken,<br />

andere Gegebenheiten kennen zu lernen, mit Gleichaltrigen<br />

zusammenzuarbeiten und sich auszutauschen.<br />

Mein Vormittag an der VS Zöblen neigt sich dem Ende zu, der<br />

Abschied von Kindern und Lehrkräften fällt sehr herzlich aus. Die<br />

Direktorin fragt mich, ob ich wohl einiges mitnehmen konnte. Daran<br />

besteht wohl kein Zweifel! Viele Beispiele von Unterrichtsmethoden,<br />

die in einklassigen Volksschulklassen eingesetzt werden können,<br />

Eindrücke von Möglichkeiten, den Computer gezielt und<br />

ausgewogen im Unterricht einzusetzen, kurz gesagt, eine Idee, wie<br />

Unterricht in einer einklassigen Volksschule wirklich gut<br />

funktionieren kann.<br />

79


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

BSI RegR Mag. Peter<br />

Friedle<br />

Mag. Friedle auf Besuch<br />

in der VS Zöblen<br />

Das Mehrzweckgebäude,<br />

in dem die VS<br />

Zöblen untergebracht ist<br />

Denn Kinder sollen nicht bereits mit 6 Jahren<br />

pendeln müssen ...<br />

BSI RegR Mag. Peter Friedle im Interview über die pädagogischen<br />

und sozio-kulturellen Funktionen von Kleinschulen, über E-<br />

Learning im VS-Bereich und über die Chancen, die das Internet vor<br />

allem in ländlichen Regionen bietet.<br />

Mag. Angela Kohl: Herr Inspektor, der Bezirk Reutte ist einer der<br />

Bezirke mit den meisten Kleinschulen in Tirol. Wie sieht die<br />

historische Entwicklung aus? Welche Funktionen hat eine<br />

Kleinschule in einer Gemeinde?<br />

BSI RegR Mag. Peter Friedle: Nach dem Krieg in den 40er 50er Jahren<br />

gab es 60 Kleinschulen im Bezirk. Diese sind aber sukzessive reduziert<br />

worden. Derzeit haben wir 19 einklassige Volksschulen, die zwischen 3<br />

und 21 Kinder haben. Bei 22 Kindern wird in Tirol eine Klasse geteilt. Bei<br />

den einklassigen Kleinschulen ist immer die Gefahr da – vor allem, wenn<br />

in einer Gemeinde mehrere solcher Kleinschulen sind –, dass Schulen<br />

geschlossen werden. Es ist zu befürchten, dass auch im kommenden<br />

Jahr Kleinschulen zusammengelegt werden, aber nur innerhalb einer<br />

Gemeinde. Und hier komme ich schon zu den wichtigen Funktionen<br />

einer Kleinschule in einer Gemeinde. Das Feiern von Festen, eigentlich<br />

der ganze Jahresablauf wird durch die Schule und durch die Kinder<br />

gestaltet und unterstützt. Damit ist auch später eine Bindung der Kinder<br />

an die Gemeinde gegeben. Und das möchte ich weiterhin fördern.<br />

In dem Schulgebäude der VS Zöblen sind auch die Gemeinde, die<br />

Feuerwehr, der Bauhof, Wohnungen und der Proberaum der<br />

Musikkapelle untergebracht. Ist das ein klassischer Fall, dass sich<br />

die Schule ein Haus mit anderen Einrichtungen teilt?<br />

Nein, da gibt es nur wenige Fälle. Natürlich ist es zu bevorzugen, dass<br />

die Schule ein eigenes Schulgebäude hat, weil dann weniger Störungen<br />

gegeben sind und die Schule ein bisschen mehr Eigenleben haben<br />

kann, aber wir können uns das leider nicht aussuchen, weil wir viele<br />

relativ finanzschwache Gemeinden haben.<br />

Warum ist es so wichtig, dass jede Gemeinde eine eigene Schule<br />

hat?<br />

Ich bin nicht dafür, dass die Kinder schon mit 6 Jahren zu Pendlern<br />

degradiert werden. Ich glaube, dadurch, dass sie im Dorf integriert sind,<br />

können sie das Gemeindeleben mittragen und sind Teil der Gemeinde.<br />

Vom Pädagogischen her finde ich vor allem das Helfersystem an<br />

Kleinschulen gut, denn Kinder können von Kindern Dinge anders<br />

annehmen als von Erwachsenen. Auch die Redundanz, Gelerntes<br />

immer wieder zu hören, ist unbedingt von Vorteil. Zum Beispiel in der<br />

Grundstufe 1 ist der Übergang viel fließender. Kinder müssen nicht<br />

80


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Eine Lehrkraft an einer<br />

einklassigen VS hat<br />

viele Funktionen inne<br />

abgestuft werden, sondern man kann zuwarten und jedem Kind die<br />

Entwicklung zugestehen, die es braucht.<br />

Welche Rahmenbedingungen gibt es für einklassige Volksschulen?<br />

Es hat jedes Bundesland in Österreich eine eigene Regelung. Tirol ist in<br />

diesem Bereich sehr großzügig. Bei 15 Schülern wird in Deutsch und<br />

Mathematik schon geteilt, da ist dann für 11 Stunden ein zweiter Lehrer<br />

da. Ansonsten haben wir im Bezirk wenig Spielraum, es sind ein paar<br />

wenige unverbindliche Übungen möglich. Kinder mit nicht-deutscher<br />

Muttersprache haben die Möglichkeit, besondere Sprachförderung zu<br />

erhalten. Ein Angebot, das wir Kleinstschulen gemacht haben, ist die<br />

Stundenreduzierung für die Kinder. 90 Stunden innerhalb von vier<br />

Jahren können auf 88 Stunden reduziert werden. Der Lehrer hat<br />

dadurch die Möglichkeit, diese beiden Stunden mit den Kindern im<br />

Rahmen von Projekten oder Begabungsförderung zu verbringen.<br />

Werden die Lehrkräfte an Kleinschulen besonders gefördert? Sie<br />

haben ja sehr viele Funktionen inne?<br />

Grundsätzlich gibt es für die Kleinschulen eine eigene<br />

Lehrerarbeitsgemeinschaft. Und auch für die Volksschulen gibt es<br />

eigene Lehrerarbeitsgemeinschaften, zum Beispiel die LAG für<br />

Informationstechnologie für Volksschulen, die Monika Bilgeri leitet. Dort<br />

kann man sich im Bereich IT schulen lassen.<br />

Der Austausch und die Vernetzung von Lehrkräften an<br />

Kleinschulen ist also gegeben?<br />

Er wäre gegeben, wenn er angenommen würde von allen. Die<br />

Strukturen sind da. Unsere Volksschullehrer sind sehr engagiert und sie<br />

absolvieren weit mehr als die 15 geforderten Stunden Fortbildung. Es<br />

gibt eine sehr positive Einstellung. Noch eine Institution, die mir einfällt,<br />

ist die Lehrerlernwerkstatt in Reutte, an die sich Lehrer mit Problemen<br />

wenden können. Man kann sich dort aber auch selber einbringen, wenn<br />

man Materialien erstellt hat oder Unterlagen zur Verfügung stellen<br />

möchte.<br />

Wir müssen einfach schauen, dass der Austausch da ist. Eine Gefahr ist<br />

nämlich die Vereinsamung der Lehrer an Kleinschulen. Es haben sich<br />

aber auch informell kleine Zusammenschlüsse zwischen Schulen<br />

gebildet. Schulen machen sehr viel gemeinsam, damit weder bei den<br />

Kindern noch bei den Lehrer die Vereinsamung da ist. Man ist zwar<br />

auch einsam, wenn man vor dem PC sitzt, aber dort gibt es ja auch<br />

verschiedene Foren oder Ähnliches, wo man sich austauschen kann.<br />

Wo sehen Sie die Einsatzmöglichkeiten von E-Learning im<br />

Unterricht?<br />

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E-Learning: Vor allem in<br />

ländlichen Regionen<br />

eine große Chance<br />

Mag. Friedle wünscht<br />

sich zusätzliche<br />

Ressourcen für<br />

Kleinschulen<br />

Ich glaube, gerade im ländlichen Bereich ist das die große Chance,<br />

Zugriff zum World Wide Web zu haben. Einsatz im Unterricht – Sie<br />

haben ja vorhin im Unterricht selber gesehen, wie die Kinder die PCs<br />

verwenden. Ich bin ein Befürworter von Computern im Unterricht und<br />

hab mich auch dafür stark gemacht, dass alle Schulen ausgestattet und<br />

vernetzt werden. Das soll natürlich aber nicht heißen, dass die Schüler<br />

nur am PC arbeiten sollen. Der PC ist jedoch ein ganz wichtiges Mittel,<br />

um lernen zu können, um üben zu können, sich neue Informationen aus<br />

dem Internet zu beschaffen. Ich finde den Computer wirklich<br />

unentbehrlich.<br />

VD Dipl.-Päd. Monika Bilgeri ergänzt: Es gibt aber auch Tage, an<br />

denen wir die Computer gar nicht einschalten. Der PC ist einfach ein<br />

Unterrichtsmittel neben anderen.<br />

BSI RegR Mag. Friedle: Ich wäre natürlich froh, wenn alle Lehrer damit<br />

arbeiten würden. Es soll Kollegen geben, ganz versteckt irgendwo, die<br />

nach wie vor Bedenken haben, mit dem Gerät zu arbeiten. Es gibt<br />

Leute, die sagen: „Das tu’ ich mir jetzt nicht mehr an!“ Manche Lehrer in<br />

meinem Alter haben Bedenken, dass wenn sie etwas falsch machen,<br />

der Rauch aufgeht, dass etwas nicht funktioniert.<br />

Bilgeri: Es ist aber auch als Lehrer die Angst vor dem Rollenwechsel<br />

da. Als Lehrer ist man immer derjenige, der viel weiß, alles bestimmt<br />

nicht. Und beim PC wissen die Kinder mitunter mehr.<br />

Friedle: Und das ist die große Chance, dass Lehrer einmal von den<br />

Kindern lernen. Viele Lehrer haben Hemmungen, manchmal zugestehen<br />

zu müssen, dass sie etwas nicht können. Es ist ihnen auch peinlich,<br />

wenn etwas zu lange dauert. Eine Zeitlang haben wir Computer-<br />

Fortbildungen angeboten. Nach einiger Zeit wurden die Fortbildungen<br />

jedoch nicht mehr besucht und man hatte das Gefühl, jetzt dürfte der<br />

Bedarf gesättigt sein. Das hat aber nicht gestimmt, es sind parallel<br />

Fortbildungen angeboten worden einer Lehrervereinigung, dem KTLV<br />

(Katholischer Tiroler Lehrerverband), daran konnten die Lehrer anonym<br />

teilnehmen. Diese Veranstaltungen waren überlaufen. Es wollte<br />

niemand nach außen hin zugeben, er macht den Kurs. In der<br />

Anonymität haben sich die Lehrer wohl gefühlt. Die Lehrer sind dann<br />

aber zu weiterführenden Fortbildungen gekommen, sobald sie die<br />

Grundkenntnisse beherrscht haben.<br />

Ich finde, im VS-Bereich funktioniert der Einsatz des Computers im<br />

Unterricht bereits recht gut, anders ist es in der Hauptschule. Dort muss<br />

man das aber auch fächerbezogen sehen. An Hauptschulen stehen die<br />

Geräte in einem eigenen Raum und man muss sich in eine Liste<br />

eintragen, wenn man sie verwenden möchte. Da ist es einfacher, wenn<br />

– wie in manchen Volksschulen – die Geräte in der Klasse stehen. Es ist<br />

aber oft auch eine Platzfrage und eine Lärmfrage. Weil, wenn alle fünf<br />

PCs laufen, dann ist es sehr laut.<br />

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VD Dipl.-Päd. Monika<br />

Bilgeri<br />

Wie sieht die Vernetzung von Kleinschulen in der Praxis aus?<br />

Es gibt zum Beispiel schulübergreifende Projekte, gemeinsame Aktionen<br />

wie eine Innsbruck-Fahrt – schon allein wegen der Gruppentarife –, ein<br />

gemeinsames Filmprojekt, Sporttage, usw. Aber das ist natürlich auch<br />

nur zu bestimmten Jahreszeiten möglich, vor allem im Herbst und im<br />

Frühjahr.<br />

Was sind Ihre Wünsche für die LAG für Kleinschulen?<br />

In erster Linie, dass wir die Kleinschulen erhalten können und dass wir<br />

in jeder Gemeinde die Kleinschule unterstützen können. Meine<br />

Wünsche wären natürlich auch zusätzliche Ressourcen für die<br />

Kleinschulen, dass die Schulen alle mit guten Geräten ausgestattet<br />

werden und auch alle einen IT Betreuer haben können.<br />

Der Computer als ein Lehrmittel neben anderen.<br />

Über den gezielten Einsatz von Computer und<br />

Internet im Unterricht.<br />

VD Dipl.-Päd. Monika Bilgeri im Interview über ihren Unterricht an<br />

der einklassigen VS Zöblen, Unterrichtsmethoden, Lernen in<br />

altersheterogenen Gruppen sowie ihre Erfahrungen mit der<br />

Verwendung von PCs im Unterricht.<br />

Mag. Angela Kohl: Wie läuft der Unterricht in einer einklassigen<br />

Volksschule ab? Wie kann man sich das vorstellen?<br />

VD Dipl.-Päd. Monika Bilgeri: Manchmal chaotisch. Wenn die<br />

Aufmerksamkeit nachlässt, so wie jetzt in der dritten Stunde, dann wird<br />

immer mehr gefragt und dann funktioniert das selbständige Arbeiten<br />

weniger gut.<br />

Wichtig ist es, dass ich den Unterrichtsstoff aufeinander abstimme. Es<br />

geht nicht, dass in einer Unterrichtsstunde 2 Schulstufen etwas Neues,<br />

das die volle Aufmerksamkeit des Lehrers erfordert, zu erarbeiten<br />

haben, also ich kann nicht die 10er Überschreitung mit neu zu<br />

erarbeitender Division oder Multiplikation kombinieren. Man hat jedoch<br />

die Möglichkeit Sachunterricht und Mathematik oder Deutsch zu<br />

kombinieren, so dass ein Teil der Kinder still beschäftigt ist und ich mich<br />

einer Schulstufe besonders widmen kann.<br />

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Gelebtes kooperatives<br />

Lernen an der VS<br />

Zöblen<br />

In (fast) jedem<br />

Unterrichtsfach kann<br />

sich Frau Bilgeri den PC<br />

Einsatz vorstellen<br />

Welche Unterrichtsmethoden setzen Sie ein?<br />

Quer durch. Von Frontalunterricht bis hin zu gesteuertem Freiarbeiten,<br />

bei dem ich aber auch genau wissen muss: Wer macht wo, wann, was?<br />

Ich halte es nicht aus, wenn es einen großen Wochenplan gibt und jeder<br />

macht irgendwann das, auf das er gerade Lust hat. Ich will immer<br />

wissen, was los ist. Ich arbeite mit kurzen Einheiten pro Tag, in denen<br />

die Kinder frei arbeiten können. Aber dann weiß ich jedes Mal, was<br />

genau gemacht wird.<br />

Wie gut funktioniert das kooperative Lernen in Ihrer<br />

altersheterogenen Gruppe?<br />

Es ist ein großer Vorteil, dass sich die Kinder gegenseitig helfen können.<br />

Es nimmt mir am Schulanfang zum Beispiel irrsinnig viel Arbeit ab, dass<br />

die Kinder aus den höheren Schulstufen den Erstklasslern erklären, wie<br />

der Tagesablauf an der Schule aussieht. Da brauch ich mich überhaupt<br />

nicht darum zu kümmern. Oder wenn die Großen schneller fertig sind,<br />

zum Beispiel in Mathematik, dann ist es für die Großen das größte<br />

Vergnügen, mit den Kleinen das Arbeitsblatt noch einmal<br />

durchzuschauen und zu kontrollieren oder auch hinzuschreiben: „Das<br />

hast du gut gemacht!“ Oder sie sagen: „Schau, da stimmt was nicht!“<br />

Manchmal haben die Kinder auch untereinander einen besseren<br />

Zugang, etwas zu erklären, das funktioniert unter Mitschülern zum Teil<br />

besser als von Erwachsenen zum Kind, weil der Mitschüler vielleicht<br />

einmal mit dem gleichen Problem gekämpft hat. Die Kinder profitieren<br />

daraus, zu sehen, was die Schüler aus den anderen Schulstufen<br />

machen. Und die Schüler aus den niedrigeren Schulstufen können den<br />

Lehrstoff oft verknüpfen und sagen manchmal: „Ah, das ist das Gleiche,<br />

was wir machen, nur haben die anderen ein paar Nullen mehr dran!“<br />

Den Überblick zu bekommen, grad in Mathematik, ist sehr fein für die<br />

Kinder.<br />

Wie binden Sie den PC in den Unterricht ein? Finden Sie, dass sich<br />

der Einsatz von PC und Internet für jedes Unterrichtsfach in der VS<br />

eignet?<br />

Ich könnt’ mir jetzt nicht vorstellen, wo ich nicht irgendwo was finde<br />

(lacht). Naja, eine Turnstunde vor dem PC abzusitzen … aber auch da<br />

gibt es so ein Programm, das dem Lehrer hilft, die Turngeräte<br />

aufzuzeichnen. Aber eine Turnstunde könnt ich mir jetzt eigentlich<br />

weniger vorstellen.<br />

Ich kann aber in Musik Mozart hören, Webs zu Mozart machen, ich kann<br />

in Zeichnen zum Maler Henri Matisse verschiedene Bilder anschauen,<br />

die hab ich sonst in der Klasse nicht zur Verfügung. Und ich hab in der<br />

Klasse auch nicht die Nachschlagewerke, in denen ich nachschauen<br />

kann. Ich kann mir also durchs Web Informationen beschaffen, die wir<br />

aus finanziellen Gründen in Buchform nicht haben.<br />

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Frau Bilgeri mit selbst<br />

erstellten Unterrichtsmaterialien<br />

Tolle Unterrichtsmaterialien<br />

können mit<br />

Word & Co erstellt<br />

werden<br />

Aber auch Informationen über unsere Partnerschule in Klein Berßen und<br />

über die Gegend, in der die Schule liegt, haben wir uns übers Internet<br />

beschafft.<br />

Können die Kinder etwa schon eigenständig recherchieren?<br />

Es braucht mitunter schon einen gezielten Tipp, also als Lehrkraft muss<br />

man sich vorher unbedingt anschauen: Was will ich mit den Kindern<br />

machen, wo will ich sie hinbringen? Wenn ich sie etwas suchen lassen,<br />

dann hab ich einen Ausgangspunkt und ein Ziel. Und da versuche ich<br />

sie hinzulenken. Es steht auf dem Aufgabenzettel: Öffne die Seite X,<br />

klicke dort auf diesen Link, such diese Informationen …<br />

Wenn Sie Bilanz ziehen, Unterricht vorher – nachher. Welchen<br />

Unterschied macht der PC im Unterricht?<br />

Er bringt auf der einen Seite Abwechslung. Also beispielsweise in den<br />

Unterrichtsmaterialien bietet er mir Möglichkeiten, die ich vorher in dem<br />

Maß nicht hatte, zum Beispiel Hörübungen zum Buch „Frohes Lernen“,<br />

bei denen das Kind anschließend etwas anklicken muss. Da übergebe<br />

ich an den PC und habe somit Freiraum. Auf der anderen Seite ist es<br />

aber genauso wichtig, dass ich mit dem Kind selbst arbeite und direkt<br />

mit ihm in Kontakt stehe. Der Unterricht wird bunter, ich habe die<br />

Möglichkeit, mich mit anderen Schulen in Verbindung zu setzen, mich<br />

auszutauschen, trotzdem aber auch zu schreiben, zu rechnen und zu<br />

lesen. Es ist aber unbedingt auch wichtig, dass ein Kind schreibt,<br />

bestimmte Formeinheiten lernt, sich auf einem karierten Blatt orientiert<br />

und nicht immer nur auf vorgefertigten Arbeitsblättern. Es ist für mich<br />

also sehr wichtig, dass ein Kind auch mal mit der Hand schreibt und<br />

dass auch auf der Tafel geschrieben wird. Für mich ist der Computer<br />

eine Arbeitserleichterung, aber die Tafelschrift des Lehrers gehört nach<br />

wie vor dazu, die würde ich nie weglassen. Und seit PC und<br />

Kopierapparat zum Leben erwacht sind, nimmt leider Gottes die<br />

Zettelflut ziemlich überhand ...<br />

Sehen Sie den Computer als Entlastung?<br />

Ja, in manchen Bereichen ist er eine Entlastung. Zum Beispiel bei<br />

Hörübungen oder bei Links-Rechts Übungen, da gibt es ganz tolle<br />

Sachen von Clic oder es gibt Materialien für den Vorschulbereich, wo ich<br />

gar nicht die Zeit hätte, so etwas selbst herzustellen und auch nicht das<br />

Geld, sie zu kaufen. Und dann kommt noch was dazu: Wenn ich einem<br />

Kind einen Zettel mit 100 Aufgaben zu „Zahlennachbarn“ gebe, dann<br />

macht das Kind 5 und sagt: „Frau Lehrerin, das ist viel zu viel! Das<br />

schaff ich nie!“ Und letzte Woche hat ein Kind 100 Rechnungen am PC<br />

gemacht. Bei Rechnung 95 ist es gekommen um hat gefragt: „Wie viele<br />

muss ich noch machen?“ Ich hab gesagt: „Jetzt machst du noch die 100<br />

voll und dann warst du mehr als fleißig!“ Ich kann den Kindern also<br />

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Es ist wichtig, zu<br />

erfahren, mit welchen<br />

Seiten sich die Kinder im<br />

Internet auseinander<br />

setzen<br />

manches Mal mehr „unterjubeln“. Bei Budenberg (http://budenberg.de/)<br />

sieht man immer nur eine Aufgabe, das geht schneller und der PC ist<br />

geduldiger. Wenn mir nach dem 5. Fehler die Geduld langsam ausgeht<br />

und mein Ton – ich sag jetzt mal – schon ein bisschen genervter klingt,<br />

dann hat der PC konstant immer die gleiche Meldung. Und für Kinder,<br />

die eine schlampige Schrift haben (und auch die Lehrer) ist er ein<br />

willkommenes Arbeitsgerät. Der Text sieht immer schön aus, es ist<br />

immer eine schöne, leserliche Schrift.<br />

Sind die Kinder motiviert, am PC zu arbeiten?<br />

Nicht alle gleich, aber manche sehr. Für manche hat der PC überhaupt<br />

keinen Anreiz, da muss man dann eher sagen „Du solltest wieder einmal<br />

...“, weil sie wissen, dass das, was ich ihnen am PC aussuche, meistens<br />

Arbeit bedeutet, nicht nur spielen. Es kommt schon auch einmal ein<br />

Memory oder so etwas vor, aber das, was sie zu Hause spielen, spielen<br />

sie mit Sicherheit nicht in der Schule. Ich lass’ es mir ab und zu mal<br />

zeigen, auf welchen Seiten die Kinder gerne sind, um ein bisschen einen<br />

Einblick zu kriegen, was sie da eigentlich tun und wie viel sie können. Im<br />

Gespräch sieht man auch, mit welchen Sachen sie sich auseinander<br />

setzen, die nicht für sie geeignet sind. Es kommen auch VS-Kinder mit<br />

Pornoseiten in Kontakt und sie haben da ganz irre Vorstellungen davon,<br />

wofür diese Seiten da sind und das bedarf einfach der Aufarbeitung. Da<br />

komm ich aber nur drauf, wenn ich mich erkundige und mit den Kindern<br />

rede und auch mal frage „Zeig mir das, wie funktioniert denn das? Was<br />

hast du denn da für eine tolle Seite?“ und mich dafür interessiere, was<br />

sie machen.<br />

Kann man so gegen Gefahren, die das Internet birgt, ansteuern?<br />

Kann man schon. Zum Beispiel, dass sie ihren Namen und ihre Daten<br />

niemals ohne Rücksprache eintragen. Letztens haben die Kinder eine<br />

Spieleseite aufgerufen, wo eine Mailadresse notwendig war. Die Kinder<br />

hätten ihre eigene Adresse hingesetzt. Sie müssen aber lernen, dass<br />

man nicht jedem im Internet vertrauen kann und nicht alles, was im<br />

Internet so daherflattert, unkommentiert oder ohne zu hinterfragen<br />

hernehmen darf.<br />

Haben Sie am Anfang gemeinsam mit der Klasse Computer- oder<br />

Surfregeln aufgestellt? Oder gehen Sie von Fall zu Fall auf die<br />

Probleme ein?<br />

Das richtet sich ganz nach dem Wissensstand der Kinder. Bei dieser<br />

Klasse braucht es keine eigenen Regeln, die fragen immer „Darf ich<br />

das?“ und „Was passiert, wenn?“, aber ich hatte auch schon<br />

Computerfreaks. Von Benutzer verändern, Passwort verändern, alles<br />

verstellen, was nur möglich war, war schon alles da. Bei 10-Jährigen<br />

und noch Jüngeren! Da muss ich dann harte Bandagen anlegen und<br />

sehr wohl sagen „Das geht und das geht nicht. Und wenn ihr euch nicht<br />

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Frau Bilgeri nützt die<br />

Sommerferien unter<br />

anderem für ihre<br />

Fortbildung<br />

Die Schulwebsite der VS<br />

Zöblen<br />

daran haltet, dann gibt es diese Konsequenz. Dann gibt es eben kein<br />

Arbeiten am PC mehr. Dann wird einfach anders gearbeitet.“<br />

Wo haben Sie gelernt, wie man den PC im Unterricht einsetzen<br />

kann.<br />

Mit den e-<strong>LISA</strong> Kursen habe ich unwahrscheinlich viel gelernt, weil es da<br />

sehr gute Tipps, grandiose Linklisten, ganz viele Informationen, die<br />

brauchbar, umsetzbar und anwendbar für die Schule sind, gibt. Da gibt<br />

es sehr gute Materialien, die von Praktikern erstellt worden sind, und wo<br />

man viel lernen kann. Das Feine an den e-<strong>LISA</strong> Kursen ist, dass man sie<br />

jederzeit machen kann, bei Schönwetter, bei Schlechtwetter, um<br />

Mitternacht, egal, wann ich eingeloggt bin. Und ich kann sie so oft<br />

machen, wie ich will und niemand – naja, vielleicht der Rechner in Wien<br />

– zählt mit, wie oft ich die Seite X aufgerufen habe. Aber die Kurse<br />

durchzugehen ist natürlich auch ein Zeitaufwand. Ich kann auch diese<br />

Leute verstehen, die im Sommer sagen „Ich geh wandern, ich geh<br />

schwimmen, ich reise.“<br />

Besonders toll ist auch die Schulwebsite der VS Zöblen<br />

(http://www.vs-zoeblen.tsn.at/), die Sie ja selber erstellen und<br />

betreuen. Welche Funktionen hat die Schulwebsite und wen soll sie<br />

aller ansprechen?<br />

Ein wichtiger Bereich, der leider noch zu wenig ausgebaut ist, ist der Teil<br />

mit den Unterrichtsmaterialien, der hat mir persönlich bereits vieles Hin-<br />

und Hertransportieren erspart. Die Materialien online bieten auch eine<br />

Übungsmöglichkeit für die Kinder zu Hause.<br />

Ein Bereich, den ich gerne noch weiter ausbauen möchte, ist der, wo<br />

Kinder ihre erstellten Materialien hinaufstellen können. Da die Website<br />

aber mit Frontpage erstellt ist und wir an der Schule das Programm nicht<br />

haben, müssen mir derzeit die Kinder ihre Zettel mitgeben und ich stelle<br />

die Beiträge für sie auf die Website. Am liebsten wäre mir, wenn die<br />

Kinder die Seiten selber administrieren könnten, eine Art Content<br />

Management System für Kinder, das ganz einfach zu administrieren ist.<br />

Das wäre vor allem bei Schulpartnerschaften besonders wichtig, bei<br />

Sokrates, Comenius oder eTwinning.<br />

Eine weitere wichtige Funktion der Website ist die der Dokumentation:<br />

Was passiert an der Schule, was machen wir. Wichtig sind auch die<br />

Informationen für die Eltern. Gerne würde ich noch einen geschlossenen<br />

Bereich für Eltern und Schüler einrichten, wo miteinander kommuniziert<br />

werden kann.<br />

Wenn die gute Fee kommen würde, wir sähen Ihre Wünsche für die<br />

Zukunft aus?<br />

Die gute Fee sollte uns neue Geräte bringen. Wir haben ganz alte<br />

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Geräte und ich kenn’ mich nur relativ wenig aus. Ich habe einen<br />

Rechner sehr mühsam zusammengebaut und aufgesetzt und beim<br />

dritten Mal einschalten war alles finster und die Grafikkarte kaputt. Es<br />

waren also 20 Stunden Arbeit umsonst. Und für dieses alte Gerät gibt es<br />

auch nur wieder alte Grafikkarten, da muss man wieder suchen, wo man<br />

so etwas herbekommt. Also bei ganz alten Geräten ist einfach die<br />

Störungsanfälligkeit mehr gegeben. Es können natürlich auch neue PCs<br />

Mucken haben, aber so ein, zwei neue Rechner wären fein! Also, das<br />

wäre einer der Wünsche, um bei den PCs zu bleiben …<br />

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<strong>DOSSIER</strong>: Kinder und Jugendliche im Internet<br />

Newsletter Juni 2006<br />

Kinder und Jugendliche<br />

suchen im Netz<br />

dasselbe wie im<br />

wirklichen Leben<br />

Kinder und Jugendliche im Internet<br />

Wie verwenden eigentlich Kinder und Jugendliche das Internet?<br />

Welche Chancen und welche Risiken ergeben sich dadurch? Wie<br />

häufig wird das Internet zur Freizeitgestaltung genützt? Gibt es das<br />

Phänomen Internetsucht? Und wie begegnet man als Elternteil oder<br />

Lehrkraft diesen Entwicklungen? Wir haben uns in unserem<br />

Dossier mit dieser Thematik auseinander gesetzt.<br />

(pea) Kinder und Jugendliche suchen im Netz dasselbe wie im wirklichen<br />

Leben, nur können sie sich auf andere Weise ausprobieren. Diese<br />

Tatsache kann sowohl Chance als auch Risiko sein, und ein<br />

medienkompetenter Umgang mit dem Internet will daher gelernt sein.<br />

Menschen begeben sich in die virtuelle Welt mit den gleichen<br />

Wünschen, Bedürfnissen und Abgründen wie in die reale. Jugendliche<br />

sind im Internet ebenso auf der Suche nach Identität, Information, nach<br />

Gleichgesinnten, nach Anerkennung und Engagement wie in der Schule,<br />

bei Freunden oder im Freizeitverein.<br />

Wie häufig wird das Internet in der Freizeit genutzt?<br />

Eine der größten Medienstudien Deutschlands – die KIM-Studie (Kinder-<br />

und Medien) – untersucht seit 1999 jährlich das Medienverhalten der 6–<br />

13-Jährigen in Deutschland. Für die Studie 2005 wurden etwa 1200<br />

Kinder und deren Haupterzieher befragt. Wie in den Jahren zuvor ist die<br />

am häufigsten ausgeübte Freizeitaktivität Fernsehen (97%), was fast<br />

jeden Tag geschieht, gefolgt von Hausaufgabenmachen, Treffen mit<br />

Freunden und Spielen. Nach dem Fernsehen ist bei Kindern die Nutzung<br />

von CDs oder anderen Musikdatenträgern die am weitesten verbreitete<br />

Medienbeschäftigung (79%).<br />

Die Beschäftigung mit dem Computer steht mit 63% etwas vor der<br />

Nutzung des Radios (60%). Das Lesen von Büchern, wobei Schulbücher<br />

hier nicht dazuzählen, wird mit 58% und das Lesen von Zeitschriften mit<br />

55% angegeben. Interessant bei dieser Studie ist die Divergenz<br />

zwischen der realen und der gewünschten Art der Freizeitgestaltung. Die<br />

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Die Beschäftigung mit<br />

dem Computer liegt bei<br />

63%<br />

Antwort auf die Frage, welche Freizeitaktivitäten sich die Kinder<br />

wünschen, war nicht etwa Fernsehen, sondern zuallererst das Spielen<br />

im Freien, gefolgt vom Freundetreffen. Fernsehen steht an dritter Stelle,<br />

die Beschäftigung mit dem Computer an sechster. Während das Treffen<br />

mit Freunden, Computer und Sport mit zunehmendem Alter an<br />

Bedeutung gewinnen, nimmt das Interesse am Spielen deutlich ab. Das<br />

Fernsehen bleibt jedoch für alle Altersgruppen gleich attraktiv.<br />

Dezidierter auf die Internetnutzung österreichischer Jugendlicher geht<br />

der Bericht des AIM, des Austrian Internet Monitor, ein. Laut dieser<br />

Studie verfügten Ende 2005 66% der Österreicherinnen und<br />

Österreicher über 14 Jahren einen Zugang zum Internet, welcher von<br />

50% mehrmals wöchentlich genutzt wurde. Die prozentmäßig stärkste<br />

Gruppe der Nutzer sind dabei die 14–19-Jährigen, von denen 93% auf<br />

das Internet zugreifen. Betrachtet man die Häufigkeit der Internetnutzung<br />

über einen längeren Zeitraum, so erkennt man, dass drei Viertel der<br />

österreichischen Jugendlichen zumindest mehrmals pro Monat auf das<br />

Internet zugreifen.<br />

Die hohe Dichte an Computern in Privathaushalten (75–80%) verstärkt<br />

die markante Zunahme der Attraktivität des Internets für Jugendliche im<br />

Vergleich zu früheren Studien.<br />

Die Jugendlichen nutzen das Internet als Teil ihrer jugendlichen<br />

Gebrauchs- und Alltagskultur, gehen damit nicht unbedingt euphorisch<br />

um, sondern betrachten es mehr als Werkzeug. Vor allem für 14–19-<br />

Jährige stellt das Internet ein multifunktionales Medium dar, das sie für<br />

Recherchen genauso wie als Kommunikationsplattform nutzen.<br />

Laut einer andere Studie (Jugendradar 2003) stehen Spaß und<br />

Information als Anreiz für die Beschäftigung mit dem Internet und seinen<br />

Diensten gleichwertig an vorderer Stelle. So werden Chatten (inklusive<br />

Newsgroups und Foren), Musikhören und Spielen von 40% der<br />

Jugendlichen als Nutzungszweck angegeben. Das gezielte Suchen nach<br />

Informationen (auch für schulische Zwecke) sowie das Zugreifen auf<br />

Zeitungs-, Zeitschrifteninhalte erhielten in dieser Studie ebenfalls hohe<br />

Werte.<br />

Das Einkaufen und Bestellen von Produkten, welches in der<br />

„Erwachsenenwelt“ des Netzes neben E-Mail die größte Bedeutung hat,<br />

ist für Jugendliche noch nebensächlich. Wichtig ist Kommunikation auf<br />

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uboot – eine beliebte<br />

Kommunikations-<br />

plattform bei<br />

Jugendlichen<br />

Aus den Webseiten der<br />

Jugendlichen lassen sich<br />

Szenenzugehörigkeit<br />

und kommunikative<br />

Bedürfnisse herauslesen<br />

allen technischen Ebenen: Neben E-Mail, welches noch immer die<br />

größte Rolle spielt, sind vor allem diverse Kommunikationsplattformen<br />

wie www.uboot.com oder www.myspace.com beliebte Treffpunkte von<br />

Jugendlichen.<br />

Virtuelle Kommunikationsräume werden zunehmend Bestandteil<br />

der Jugendkultur<br />

Die Jugendzeit ist eine Zeit der verstärkten Identitätssuche und<br />

Auseinandersetzung mit sich selbst und mit den Anforderungen, den<br />

Erwartungen und den Werten der Gesellschaft. Internet-Communities,<br />

virtuelle Räume sind zunehmend Bestandteile der persönlichen<br />

Lebenswelt Jugendlicher, auch weil sie stärker als Erwachsene Medien<br />

bevorzugen, die wechselseitige Kommunikation zulassen oder diese<br />

herstellen.<br />

Somit ist klar, dass die Beschäftigung mit dem Internet sich auf die<br />

Identitätsbildung von Jugendlichen auswirken kann, wie auch die<br />

allgemeine Beschäftigung mit Medien. Wobei hier auch auf die<br />

schwindende Bedeutung von Sozialisationsinstanzen wie Familie oder<br />

Schule hingewiesen werden muss.<br />

Ingrid Francisca Reichmayr untersucht unter anderem die<br />

Selbstdarstellung und die Verwendung des Internets zur Identitätsarbeit<br />

von Jugendlichen (ein Interview mit ihr finden Sie im Rahmen des<br />

Dossiers). Eine der Studien auf diesem Gebiet beschäftigte sich mit der<br />

Präsentation von Jugendlichen auf Europas größter mobiler Jugend-<br />

Community, nämlich www.uboot.com. Als Mitglied dieser Community<br />

erhält man etwas Webspace zur Gestaltung des eigenen Profils, eine Art<br />

Visitenkarte, auch Nickpage genannt. Aus diesen Seiten lässt sich sehr<br />

viel über die jeweilige Person und ihre Präsentations-Intentionen wie z.B.<br />

Szenezugehörigkeit oder kommunikative Bedürfnisse herauslesen.<br />

Reichmayr kommt zu dem Schluss, dass Webseiten dieser Art ideale<br />

Orte für Selbstbeschreibungsprozesse und das Entwickeln<br />

entsprechender Fähigkeiten und Fertigkeiten sind. Einen<br />

selbstverständlichen Umgang mit den verschiedenen Aspekten des<br />

Mediums zeigt die Mehrzahl der beobachteten Seiten. Was sich<br />

wiederum mit diversen Studien deckt, die besagen, dass das Internet zu<br />

einem alltäglichen Werkzeug der Jugendkultur geworden ist (s.o.).<br />

So selbstverständlich der Umgang mit dem Medium ist: Gerade in dieser<br />

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Anonymität in<br />

Chatrooms –<br />

Jugendliche können zu<br />

Wunschpersönlichkeiten<br />

werden<br />

Selbstverständlichkeit lauern Gefahren. Eine Sonderausgabe der<br />

Zeitschrift „Developmental Psychology“ hat eine Reihe von Artikeln<br />

darüber veröffentlicht, wie Kinder und Jugendliche von der<br />

Internetnutzung zum einen profitieren, zum anderen aber auch Schaden<br />

nehmen können.<br />

Eine wichtige Verheißung des Internets ist die Anonymität: In Chats,<br />

Foren etc. können Kinder und Jugendliche ihr Wunschalter und fiktive<br />

Namen wählen, zu Wunschpersönlichkeiten werden. Dadurch können<br />

sie offener und unbefangener sein – auch andere gesellschaftliche<br />

Codes, wie Kleidung oder Aussehen, spielen natürlich keine Rolle.<br />

Ein Team um Janis Whitlock von der Cornell University untersuchte<br />

Foren, in denen sich alles um das Thema Selbstverletzung dreht. Zum<br />

einen sind diese Foren hilfreich für den Ausstieg, zum anderen können<br />

sie die selbstzerstörerischen Leidenschaften bestärken. So reden viele –<br />

ermutigt durch die Anonymität – erstmals über ihre Sucht. Eine weitere<br />

Gefahr dieser Foren ist, dass sich Erwachsene mit weniger gut<br />

gemeinten Zielen als Helfer ausgeben.<br />

Die Studie zeigt, dass die Anonymität des Netzes sich hier als Segen<br />

wie auch als Fluch für die Betroffenen auswirken kann.<br />

Das Phänomen Internetsucht<br />

Inwiefern die mitunter zeitintensive Computernutzung von Kindern und<br />

Jugendlichen als bedenklich einzustufen ist, kann pauschal nicht<br />

beantwortet werden. Auch die Frage, ob genutzte Websites als<br />

altersgerecht einzuschätzen sind – sowohl thematisch als auch<br />

strukturell – ist nicht generalisierbar. Somit kann wohl auch nicht<br />

beantwortet werden, ab wann jemand internetsüchtig oder zumindest<br />

gefährdet ist.<br />

Insgesamt streitet sich die Wissenschaft darüber, ob es eine spezifische<br />

Internetsucht gibt oder nicht, und der Begriff wird unterschiedlich<br />

interpretiert. Oft wird sie mit Symptomen der Spielsucht verglichen. Es<br />

gibt auch keinen eindeutigen Konsens über Merkmale, an denen eine<br />

Verhaltensstörung im Zusammenhang mit Internet erkennbar ist. Es<br />

lassen sich jedoch fünf abstrakte Suchtmerkmale bestimmen, welche<br />

sich in allen Arbeiten zur Internetsucht finden lassen, und zwar:<br />

• Einengung des Verhaltensraums<br />

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Internetsucht wird oft mit<br />

Symptomen der<br />

Spielsucht verglichen<br />

Über eine längere Zeitspanne wird der größte Teil der<br />

verfügbaren Zeit mit Internetnutzung verbracht.<br />

• Kontrollverlust<br />

Eine Person hat die Kontrolle über die Internetnutzung<br />

weitgehend verloren, und ihre Versuche das Ausmaß zu<br />

reduzieren oder zu unterbrechen bleiben erfolglos.<br />

• Toleranzentwicklung<br />

Zum Erreichen einer gewollten positiven Stimmungslage muss<br />

die Dosis der Internetnutzung gesteigert werden.<br />

• Entzugserscheinungen<br />

Das psychische Verlangen nach Internetnutzung wächst und<br />

psychische Befindlichkeitsstörungen wie Nervosität, Unruhe,<br />

Gereiztheit oder Aggressivität treten auf, wenn die<br />

Internetnutzung zeitweise unterbrochen wird.<br />

• Negative soziale Konsequenzen<br />

Soziale Beziehungen im privaten und beruflichen Alttag nehmen<br />

Schaden wegen des exzessiven Internetgebrauchs.<br />

Da es im Internet ja unterschiedliche Anwendungen gibt, kann nicht vom<br />

„Internet“ selbst als Gefährdungspotenzial gesprochen werden – in<br />

verschiedenen Onlinediensten sind unterschiedliche<br />

Nutzungsgewohnheiten zu beobachten. Hohes „Suchtpotenzial“ besteht<br />

auf jeden Fall bei den folgenden:<br />

• Kommunikationssysteme (Chats, Foren, Newsgroups)<br />

So beschränken sich z.B. bei internetsüchtigen Mädchen unter<br />

20 Jahren die Internetaktivitäten fast ausschließlich auf die<br />

Nutzung von Chats.<br />

• Musik<br />

Die Suche und der Austausch von Musik wird von ca. 15% der<br />

Internetsüchtigen genutzt, wobei hier vor allem männliche<br />

Jugendliche vertreten sind. So viel Musik wie möglich auf der<br />

Festplatte zu haben (ohne diese eigentlich hören zu können), gilt<br />

hier als Statussymbol<br />

• Onlinespiele<br />

93


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Hohes Suchtpotential bei<br />

Computerspielen<br />

Der Umgang der Eltern<br />

mit den Medien<br />

beeinflusst die<br />

Jugendlichen stark<br />

Onlinespiele werden bei Jugendlichen fast ausschließlich von<br />

männlichen Internetsüchtigen genutzt, wobei dieser Bereich mit<br />

zunehmenden Alter abnimmt.<br />

Unabhängig davon, ob es Internetsucht gibt oder nicht – die<br />

Begleitumstände und negativen Folgen exzessiver Mediennutzung<br />

können nicht übersehen werden. In unserer von Medien durchdrungenen<br />

Welt wird es immer wichtiger, kompetent mit Medien umgehen zu<br />

können. Somit ist die Förderung der individuellen Medienkompetenz eine<br />

wichtige Aufgabe für Eltern und Schule. In der Erziehung der Kinder und<br />

Jugendlichen sollte mehr denn je ein realistisches Bild der Funktionalität<br />

des Internets deutlich gemacht werden und ein kompetenter, kritischer<br />

und angemessener Umgang mit dem Medium geschult werden. Kinder<br />

und Jugendliche müssen lernen, dass man für unterschiedliche<br />

Bedürfnisse unterschiedliche Medien nutzen kann, und sie müssen<br />

lernen, Medienangebote gezielt und bewusst auszuwählen, um diese<br />

bewerten zu können.<br />

Deshalb ist es wichtig, die Mündigkeit und Eigenverantwortlichkeit der<br />

Internetnutzer/innen zu stärken. Kinder sollten bei der Mediennutzung<br />

Eigenverantwortung haben, um selbstständig mit ihnen umgehen zu<br />

lernen. Das beste Vorbild ist klarerweise der Umgang der Eltern mit<br />

Medien. Hier lernen die Kinder am Modell. Somit sollten Eltern den<br />

eigenen Medienkonsum kritisch betrachten und eventuell ändern. Es<br />

können Vereinbarungen darüber getroffen werden, wie viel Zeit mit dem<br />

Computer wie auch mit dem Fernseher verbracht werden darf, wobei<br />

diese Mediennutzung gemeinsam geplant wird.<br />

Somit ist Medienkompetenz auch ein Schlüsselfaktor zur Vermeidung<br />

von Internet-Abhängigkeitssyndromen.<br />

Gerade im Internet finden sich zahlreiche Hilfestellungen zur Förderung<br />

der Medienkompetenz Jugendlicher.<br />

Hier einige Linktipps:<br />

http://www.saferinternet.at/tipps/lehrer.php<br />

http://www.saferinternet.at/tipps/eltern.php<br />

http://familienundmedien.de<br />

http://www.schauhin.info<br />

http://www.mekonet.de<br />

94


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Mag. Dr. Ingrid<br />

Francisca Reichmayr<br />

Jugendliche gestalten<br />

gerne Videos und<br />

veröffentlichen diese auf<br />

der Plattform YouTube<br />

Auch zum Thema Internetsucht kann man im Internet einiges finden:<br />

http://www.netaddiction.com<br />

http://www.psychiater.org<br />

http://www.onlinesucht.de<br />

http://www.internetsucht.de<br />

Internet im Zusammenhang mit jugendlicher<br />

Identitätssuche<br />

Die Jugendzeit ist – mehr als andere Lebensphasen – eine Zeit<br />

verstärkter Identitätssuche und Auseinandersetzung – mit sich<br />

selbst, mit anderen, mit Werten der Kultur, den Realitäten, den<br />

Anforderungen und Erwartungen der Gesellschaft. Wir sprachen<br />

mit der Expertin Mag. Dr. Ingrid Francisca Reichmayr über die<br />

Chancen und Risiken der Entwicklung Jugendlicher im<br />

Zusammenhang mit der Verwendung des Internets.<br />

Mag. Alfred Peherstorfer: Frau Dr. Reichmayr, welche Chancen zur<br />

Identitätsentwicklung Jugendlicher bietet das Internet?<br />

Mag. Dr. Ingrid Francisca Reichmayr: Praktisch alle Aktivitäten, die<br />

Jugendliche im Internet verfolgen, sind identitätsbezogen. Jugendliche<br />

nehmen den virtuellen Raum als sozialen Raum wahr, den sie funktionell<br />

nutzen. Sie recherchieren über Suchmaschinen, sie besuchen Foren für<br />

Spezialinteressen, sie unterhalten sich über Instant Messaging mit ihren<br />

Freunden, sie chatten, sie gestalten Weblogs, Podcasts oder Videos, sie<br />

laden Musik herunter – je nach Zeit, Situation oder Laune. Dabei laufen<br />

kognitive, soziale und emotionale Lernprozesse ab. Wenn man es<br />

geschafft hat, ein Video auf YouTube zu stellen, hat man nicht nur<br />

allerhand gelernt, das steigert auch das Selbstwertgefühl.<br />

Die Suche nach Identität steht im Zusammenhang damit, sich selbst<br />

vermitteln zu können. Aus Untersuchungen von Weblogs Jugendlicher<br />

weiß man, dass dort viel reflektiert wird: über den schulischen Alltag,<br />

Beziehungen, Probleme mit Eltern, dass da aber auch äußerst kreativ<br />

mit Sprache und Design gespielt und gearbeitet wird. Vor allem<br />

95


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Jugendliche gehen oft<br />

sehr unbekümmert mit<br />

persönlichen Daten um<br />

Mädchen erweisen sich als Expertinnen für anspruchsvolles Blog-<br />

Design. Mit Freunden und Gleichaltrigen, aber auch in Abgrenzung zu<br />

ihnen werden Rollen und Werthaltungen ausprobiert und Kommentare<br />

erwartet. Jugendcommunities wie sms.at, uboot oder Myspace sind<br />

deshalb so erfolgreich, weil sie den Jugendlichen erlauben, sich digital<br />

zu präsentieren – eingebettet in weitere kommunikative Möglichkeiten<br />

wie Weblogs, Spiele, Fotos, Klingeltöne und natürlich Musik – zum<br />

Stimmungsmanagement.<br />

Welche Risiken gibt es im Internet?<br />

Risiken gibt es natürlich auch: Spamming, „Abzocke“, Gewalt- und<br />

Suizidseiten, Rechtsradikalismus, Pornografie und mehr. Gerade<br />

Myspace war wiederholt in den Medien, da Kontaktaufnahmen von<br />

Pädophilen zu Minderjährigen über diese Plattform erfolgten.<br />

Wie „gefährlich“ ist das Internet für Jugendliche allgemein?<br />

Gefährlich ist vor allem das mangelnde Risikobewusstsein. Viele<br />

Jugendliche gehen sehr unbekümmert mit ihren persönlichen Daten um.<br />

Sie stellen ihre Fotos, manchmal in offenherzigen Posen, ins Netz,<br />

geben Adressen und Handynummern bekannt.<br />

Wie wichtig ist daher Medienerziehung / Erlangung von<br />

Medienkompetenz?<br />

Medienkompetenz umfasst die gesamte Palette des Umgangs mit<br />

Medien und zählt zu den Schlüsselkompetenzen. Viele Jugendliche<br />

haben eine große Anwendungskompetenz, können mit Medien gut<br />

umgehen. Analytisches oder kritisches Wissen wie Informationen über<br />

Medienkonzentration, Citizenjournalismus, ethische und<br />

Sicherheitsfragen kommen aber oft zu kurz. Dies sollte noch viel mehr<br />

Eingang in Schulen finden. Eine immer stärker beobachtbare<br />

Problematik ist auch der „Digital Divide“, das Auseinanderklaffen in der<br />

Internetnutzung zwischen Jugendlichen mit höherem und solchen mit<br />

niedrigerem Bildungshintergrund. Hier ist auch die Bildungspolitik<br />

gefragt.<br />

Was können Eltern / Lehrer dahin gehend tun?<br />

Eltern und Lehrer können eine ganze Menge tun. Zur Sicherheit: Eltern<br />

96


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Es ist wichtig, dass ein<br />

realistisches Bild über<br />

die Nutzungs-<br />

möglichkeiten des<br />

Mediums Internet<br />

entwickelt wird<br />

sollten mit jüngeren Kindern gemeinsam surfen (wie auch fernsehen),<br />

die Nutzung altersgerecht adaptieren und Verhaltensregeln vereinbaren,<br />

wie z.B. „welche Daten darf ich wann bekannt geben“, oder<br />

„Herunterladen mit Zustimmung der Eltern“. Sie sollten auch versuchen<br />

zu verstehen, was Kindern an bestimmten Seiten gefällt, und sie vor<br />

allem dabei begleiten. Bei Jugendlichen muss man respektieren, dass<br />

sie das Internet autonom erkunden und online Räume schaffen wollen,<br />

die ihnen allein gehören. In der Schule kann man mittels Fragebögen die<br />

Sicherheitskompetenz der Schüler und Schülerinnen erheben und darauf<br />

aufbauend Projekte oder Unterrichtseinheiten erstellen. Es gibt dazu<br />

schon sehr brauchbares Material im Internet. Die Jugendlichen sollen<br />

Risiken verstehen lernen und Strategien entwickeln, wie man damit<br />

umgeht. Sicherheitsleitfäden können formuliert werden.<br />

Stichwort „Internetsucht“: Gibt es sie überhaupt?<br />

Der Begriff ist umstritten. Man spricht davon, wenn jemand über einen<br />

längeren Zeitraum, also täglich viele Stunden, im Internet ist,<br />

Entzugserscheinungen zeigt, wenn er nicht ins Netz kann, und die<br />

sozialen Kontakte bzw. den Beruf vernachlässigt oder aufgibt. Das trifft<br />

aber nur auf einen kleinen Teil der Bevölkerung zu, Experten sprechen<br />

von zwei bis acht Prozent. Natürlich muss man das trotzdem ernst<br />

nehmen.<br />

Wo und wann sind Jugendliche hier gefährdet?<br />

Männliche Jugendliche und junge Erwachsene gelten als Risikogruppen.<br />

Risikofaktoren sind weiters Arbeitslosigkeit, fehlender Schulabschluss,<br />

keine Partnerschaft. Es gibt allerdings auch Untersuchungen, die zeigen,<br />

dass Extremnutzung, wie Online-Spiele, phasenweise auftritt und mit<br />

zunehmendem Alter wieder aufhört.<br />

Was kann dagegen unternommen werden?<br />

Süchte gibt es in unserer Gesellschaft viele – man ist sich nicht einig,<br />

was das Spezifische der Internetabhängigkeit im Gegensatz zu anderen<br />

Abhängigkeiten ausmacht. Wenn jemand 20 Stunden täglich surft oder<br />

exzessiv raucht, gibt es Gründe, die individuell sind und auch individuell<br />

bearbeitet werden müssen. Generell geht es wieder um<br />

Medienkompetenz, darum, dass man ein realistisches Bild über<br />

Funktionen und Nutzungsmöglichkeiten des Mediums entwickelt – und<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

um Selbstreflexion: Wie weit habe ich die Kontrolle über meine<br />

Aktivitäten im Griff?<br />

Die positiven Aspekte des Internets zur Entwicklung von Identität und<br />

verschiedenster Kompetenzen überwiegen aber bei weitem. Schulen<br />

können beispielsweise Potenziale und pädagogische Möglichkeiten von<br />

Social Software wie Weblogs, Wikis oder Podcasts nutzen, da diese den<br />

Kommunikationsweisen von Jugendlichen sehr entgegenkommen.<br />

Vielen Dank für das Interview!<br />

Mag. Dr. Ingrid Francisca Reichmayr<br />

Studium der Anglistik, Publizistik und Kommunikationswissenschaften<br />

Berufsschullehrerin in Wien und freie Kommunikationswissenschaftlerin<br />

Ausgewählte Publikationen:<br />

Weblogs von Jugendlichen: Gestaltung des Ich als interaktives Spiel mit Sprache und Design.<br />

Medienimpulse 54/2005, Wien.<br />

Weblogs von Jugendlichen als Bühnen des Identitätsmanagements. Eine explorative Untersuchung.<br />

In: Kommunikation @ Gesellschaft. Sonderausgabe: Erkundungen des Bloggens.<br />

Sozialwissenschaftliche Ansätze und Perspektiven der Weblogforschung, Jg. 6/2005.<br />

I. F. Reichmayr/M. Reichmayr: Weblogs von Jugendlichen und jungen Erwachsenen: Reflexive,<br />

kreative und interaktive Präsentation des Ich in sozialen Netzen. Unveröffentlichter<br />

Forschungsbericht, Wien 2005.<br />

Corporate Blogging – neue Formen der Öffentlichkeitsarbeit in Zeiten gesteigerter Interaktivität.<br />

Medienimpulse 52/2005, Wien.<br />

Wikis, Blikis, Blogs, Vlogs, Moblogs oder Wie internetbasierte Kommunikationsgemeinschaften die<br />

Massenmedien beeinflussen können. Medienimpulse 51/2005, Wien.<br />

U ©aNnØT ®eÅLl¥ KnoW Wh¤ I @m: Stilisierung und Identitätskonstruktion in Homepages von<br />

Jugendlichen. Medienimpulse 47/2004, Wien.<br />

Roboter, Spinnen, Ameisen und andere Kriechtiere in den Tiefen des Netzes: Auf der Suche im<br />

Internet. Medienimpulse 44/03.<br />

Unser tägliches Blog gib uns heute. Jäger, Sammler, Zurschausteller, Freaks: die Weblogger.<br />

Medienimpulse 41/2002.<br />

Preparing for Democracy - Media Education. Media Online. South East European Media Journal.<br />

Bosnia 2002.<br />

Abends im Netz - Gemeinschaft, Orientierung und Sinn in imaginären Räumen. Medienimpulse<br />

98


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

40/2002.<br />

Da kann man endlos drüber reden und sich aufregen. Lehrlinge und Reality Soaps. Medienimpulse<br />

35/2001.<br />

An Essay: A Case for Media Education. South East European Media Journal, Bosnia 2001.<br />

Seifenopern im Internet. Medienimpulse 33/2000.<br />

Das System Medienpädagogik. Eine funktionale Analyse zur Erforschung medienpädagogischer<br />

Möglichkeiten im Schulsystem. Dissertation, Wien 2000.<br />

Die Bedeutung von Computer und Internet im Alltag von Wiener Lehrlingen und SchülerInnen. Eine<br />

qualitative Untersuchung. DA, Wien 1997.<br />

Interview mit Schülerinnen und Schülern der 5A –<br />

Maturaklasse Hotel- und Tourismusschule Modul<br />

In der renommierten Hotel- und Tourismusschule Modul im 18.<br />

Wiener Gemeindebezirk werden pro Jahr 800 Studentinnen und<br />

Studenten sowie Schülerinnen und Schüler auf die Berufspraxis<br />

vorbereitet. Schulerhalter ist die Wirtschaftskammer Wien, somit<br />

fungiert das Ausbildungszentrum Modul als Privatschule mit<br />

Öffentlichkeitsrecht. Obwohl sie kurz vor der Matura stehen, haben<br />

sich Stefanie Dürstein, Lyvia Huber und Lukas Kaltenegger (jeweils<br />

18) Zeit genommen, um über ihr Internet-Verhalten sowie die<br />

Chancen und Risiken des Internets zu sprechen.<br />

(pea) Die drei verwenden das Internet täglich, sind zwischen ein und<br />

zwei Stunden online, und gerade während der Matura verbringen sie<br />

noch mehr Zeit im Internet, da das Internet zur Maturavorbereitung<br />

herangezogen wird. Ansonsten verbringen sie ihre Freizeit mit<br />

Fernsehen, Fortgehen (Freunde treffen) und Sport. Während der Matura<br />

verfügen sie über mehr Freizeit als sonst, da der Unterricht im Modul<br />

normalerweise erst um 18 Uhr endet.<br />

Das Internet wird von ihnen hauptsächlich zur Recherche für Freizeit und<br />

Schule sowie zur Kommunikation herangezogen. E-Mail, Musik,<br />

Kinoprogramm, Up-to-date-Sein (Abendgestaltung), Schule – das sind<br />

die spontan genannten ersten Schlagworte auf die Frage, zu welchem<br />

99


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Kommunikationsdienste<br />

wie Skype & Co. sind<br />

beliebt unter<br />

Jugendlichen<br />

Zweck das Internet meistens verwendet wird.<br />

Zur Kommunikation werden aber auch Instant-Messenger (ICQ, MSN<br />

Messenger) sowie Voice over IP (Skype) verwendet. Vom Chatten<br />

halten die drei wenig. Diese Art der Onlinekommunikation empfinden sie<br />

als nervig, haben Chat-Tools früher ausprobiert, diese jedoch bald als<br />

unnötig empfunden und bleiben gelassen. Einzig Lukas hält sich öfter in<br />

Fachchats auf. Er programmiert Webseiten und kann in Fachchats oft<br />

schnell die benötigte Information erhalten.<br />

Die drei sind quasi mit dem Internet aufgewachsen, alle haben während<br />

der Volksschulzeit den ersten privaten Internetanschluss erhalten, wobei<br />

die Beschäftigung mit diesem Medium anfangs nicht so interessant war.<br />

Das Interesse hat dann mit den Jahren kontinuierlich zugenommen. Die<br />

Regeln der Eltern bezüglich der Verwendung des Internets empfinden<br />

alle rückblickend als sehr gut, denn sie sehen auch eine Gefahr darin,<br />

wenn zu viel Zeit vor dem Computer verbracht wird. Diese Personen<br />

laufen Gefahr, nur mehr ein virtuelles Leben zu führen und dadurch<br />

normale Sozialkontakte zu verlieren, im engeren Freundeskreis kennen<br />

sie jedoch keine solchen „Fälle“.<br />

Insgesamt haben die drei eine sehr positive Grundeinstellung zum<br />

Internet und halten den kompetenten Umgang damit für äußerst wichtig<br />

für ihr künftiges Berufsleben. Fein wäre es, wenn die<br />

Internetanbindungen noch schneller wären. Ein weiterer Wunsch an die<br />

Schule: Wireless LAN im Schulgebäude.<br />

Somit danken wir Stefanie Dürstein, Lyvia Huber und Lukas Kaltenegger<br />

für ihre Zeit und wünschen noch alles Gute für die Matura!<br />

Schulwebsite: www.modul.at<br />

100


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Mag. Gerhard Sihorsch<br />

Das Areal der<br />

Österreichischen Schule<br />

in Guatemala<br />

Jugendliche und Internet in Guatemala<br />

Interview mit Mag. Gerhard Sihorsch<br />

(pea) Mag. Gerhard Sihorsch unterrichtet seit sechs Jahren<br />

Englisch an der Österreichischen Schule in Guatemala und setzt<br />

dazu intensiv auf die Verwendung von Computer und Internet. Wie<br />

Jugendliche in Guatemala mit dem Internet umgehen, wie die<br />

schulische Situation generell aussieht und vieles mehr erfahren wir<br />

im folgenden Interview.<br />

Mag. Alfred Peherstorfer: Lieber Herr Mag. Sihorsch, können Sie<br />

uns einmal die Grundsituation Ihrer Lehrertätigkeit in Guatemala<br />

schildern?<br />

Mag. Gerhard Sihorsch: In Guatemala selbst ist es aufgrund der<br />

geografischen und sozialen Struktur so, dass Internet grundsätzlich nur<br />

für die Mittelschicht und aufwärts verwendbar und zugänglich ist. Das<br />

hängt von vielen Faktoren ab: beginnend mit der Stromversorgung über<br />

die hohe Analphabetenrate bis hin zu Sprachschwierigkeiten.<br />

Landessprache ist Spanisch; die Indigenas, der einheimische<br />

Bevölkerungsanteil, stellt immerhin 50-60 % der Bevölkerung welche 24<br />

verschiedene Sprachen sprechen, wobei das wirklich individuell<br />

verschiedene Sprache sind und keine Dialekte. Das sind Probleme die<br />

das ganze nicht erleichtern.<br />

Der Kundenkreis der Österreichischen Schule ist städtischer, da wir in<br />

der Hauptstadt sind, und setzt sich aus Schülerinnen und Schülern der<br />

Mittelschicht und der gehobenen Mittelschicht zusammen. Die extrem<br />

Reichen, die Oberschicht, ist eigentlich nicht bei uns, die besuchen<br />

andere internationale oder ausländischen Schulen, wo man sozusagen<br />

mit dem Schulgeld auch gleich eine indirekte Garantie des<br />

Durchkommens erwirkt. Aber das ist bei uns nicht der Fall, wir sind auch<br />

wesentlich billiger.<br />

Innerhalb der Schülerinnen und Schüler und ihrer Familien gibt es einen<br />

relativ hohen Computer- und Internetanteil zuhause, der sich bei 90–<br />

100% bewegt. Es gibt Klassen, wo 100 Prozent der Schüler daheim<br />

Zugang zum Internet haben. Somit kann man auf dieser Ebene mit den<br />

Schülerinnen und Schülern arbeiten und kommunizieren. Ein kurzes<br />

Beispiel: Gestern erhalte ich von einer Schülerin ein E-Mail mit der Bitte<br />

um Hilfestellung bei der Vorbereitung eines Referats. Ich habe ihr ein<br />

paar Keywords genannt, unter welchen sie in Google fündig werden<br />

101


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Ein Klassenzimmer der<br />

„Secundaria“<br />

könnte, und das hat dann geklappt. Sie hat mir dann mitgeteilt, dass sie<br />

nun an dem Referat weiterarbeiten kann.<br />

In der Schule selbst haben wir Kabelanbindung, einen schuleigenen<br />

Server, am gesamten Schulgelände verfügen wir über offenes Wireless-<br />

LAN. Jeder, der mit einem Laptop kommt, kann ins Internet einsteigen.<br />

Das erlaubt viele Dinge, wie z.B. in der Unterstufe offenes Lernen. Wenn<br />

ich offenes Lernen mit Papiermaterial durchführe, habe ich Stationen mit<br />

Laptop dabei und manchmal auch Übungen aus dem Internet. Da nimmt<br />

man dann einfach ein paar Laptops in die Klasse und es funktioniert.<br />

Haben Schüler selber Laptops? Gibt es so etwas wie<br />

Laptopklassen?<br />

Laptopklassen gibt es keine bei uns. Wir haben insgesamt 30–35<br />

Laptops und zwei Computersäle mit je 26 Standgeräten, welche am<br />

Kabel hängen. Es gibt auch noch eine Schülerbibliothek, die ebenfalls<br />

über 10 Festgeräte verfügt. Dort kann man Laptops ausborgen und<br />

damit arbeiten. Wegnehmen oder Wegtragen darf der Schüler den<br />

Laptop nicht, das ist nur unter Lehreraufsicht möglich.<br />

Wie können Klassen mit Laptops arbeiten?<br />

Das wird von der Lehrperson organisiert. In der Praxis sieht das so aus:<br />

Wenn ein Schüler Referat hat, dann bestellt er für die Stunde Beamer<br />

und Laptop, gibt den Lehrernamen an und kann dann selbstständig<br />

Beamer und Laptop abholen und zurückbringen, der Lehrer übernimmt<br />

dafür die Verantwortung. Die Schüler haben eine sehr hohe<br />

Eigenverantwortlichkeit: Ich mache das jetzt das zweite Jahr und habe<br />

noch keine einzige Beschwerde gehabt. Das funktioniert gut ab der 3.<br />

Klasse Gymnasium und perfekt ab der 4. Klasse. Die Laptops und<br />

Festgeräte (bzw. Computerräume) sind für Lehrer frei verfügbar, wenn<br />

sie nicht vom EDV-Unterricht belegt sind – mit einem Stundenplan, wo<br />

man sich einträgt und damit den Saal reserviert. Für die Schüler sind die<br />

Säle nicht offen zugänglich, dafür gibt es ja die Bibliothek.<br />

Gibt es Schüler, die eigene Laptops in die Schule mitnehmen?<br />

Nein, es gibt dafür einen einfachen, aber traurigen Grund: Die hohe<br />

Kriminalität. Diese ist in Guatemala sehr hoch, und die die Familien der<br />

Schüler haben Bedenken, so teure Geräte wie z.B. einen Laptop jeden<br />

102


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Das amerikanische<br />

Locker-System wird<br />

auch an der<br />

Österreichischen Schule<br />

in Guatemala verwendet<br />

Ab der Volksschule wird<br />

Deutsch unterrichtet<br />

Tag mitzugeben. Man versucht jedes Risiko zu minimieren, damit man<br />

nicht Ziel eines Raubüberfalls oder eines Diebstahls wird, und das sehe<br />

ich als Hauptgrund, warum Schülerinnen und Schüler ihre Laptops nicht<br />

mitnehmen.<br />

In welcher Sprache wird unterrichtet?<br />

Die Unterrichtssprache ist Deutsch. Die Schule ist so strukturiert, dass<br />

wir mit dem Kindergarten beginnen, dann folgen Vorschule, Volksschule,<br />

Unterstufe, Oberstufe, und Abschluss ist dann die Matura.<br />

Das heißt, die Schüler können ab dem Kindergarten Deutsch?<br />

Nein, sie kommen im Kindergarten mit Deutsch in Kontakt, ab der<br />

Volksschule wird Deutsch unterrichtet. Wir sind insgesamt 25<br />

Österreicher, die unterrichten: 24 Lehrer und ein Direktor. Die<br />

österreichischen Subventionslehrer beginnen mit der 1. Klasse<br />

Volksschule zu unterrichten und enden mit der Maturaklasse. Der<br />

Kindergarten wird von Einheimischen betreut, die oft Absolventinnen der<br />

Schule sind, d.h., sie sprechen teilweise sehr gutes Deutsch.<br />

Als Quellen und Ressourcen für internetbezogenen Unterricht werden<br />

deutschsprachige, österreichische Webseiten verwendet.<br />

Wie setzen Sie generell Internet / Computer im Unterricht ein?<br />

Konkret setze ich Internet im Englischunterricht für folgende Dinge ein:<br />

als Ressource für Referate, Präsentationen, im Zusammenhang mit<br />

offenem Lernen, wobei die Schüler im Stationsbetrieb arbeiten und an<br />

mehreren Stationen Laptops bzw. Übungen aus dem Internet<br />

verwenden. Das Spektrum reicht von Webquests bis hin zu Projekten.<br />

Ein Beispiel: das Projekt Forrest Gump. Anhand des Films wurde die<br />

jüngere amerikanische und Weltgeschichte aufgearbeitet. Das Projekt<br />

habe ich mit einer Kollegin aus der Parallelklasse organisiert. Dafür habe<br />

wir uns einen Tag Zeit genommen.<br />

Am Vormittag mussten die Gruppen aus dem Internet Material holen,<br />

wobei dieses immer mit Szenen in Zusammenhang zu stehen hatte, die<br />

im Film auftauchten. Daraus musste eine Präsentation über die<br />

amerikamische Geschichte entstehen. Die Ergebnisse waren teils<br />

ausgezeichnet. Wir zwei Englischkollegen haben hauptsächlich darauf<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Im Chemieraum der<br />

Schule<br />

geachtet, dass der Zeitrahmen eingehalten wird, d.h., es war ein<br />

gewisser Zeitdruck gegeben, die Schüler konnten sich frei bewegen;<br />

begünstigt durch wireless LAN konnten sie z.B. auch im Freien arbeiten.<br />

Insgesamt waren das zwei 7. Klassen Gymnasium, wobei pro Gruppe<br />

zwei Laptops vorhanden waren. Die Gruppenstärke betrug vier<br />

Personen, somit gab es Laptops in Reserve für eventuelle technische<br />

Probleme.<br />

Die Präsentation wurde mit PowerPoint durchgeführt?<br />

Ja, und teilweise auch mit filmisch gestalteten PowerPoint-<br />

Präsentationen, die wirklich sehr gut geworden sind.<br />

Vor mehreren Jahren habe ich mithilfe des Internets den Liedtext zu „In<br />

the Year 2525“ von Zager & Evans aufgearbeitet. In diesem Lied wird ja<br />

der technische Fortschritt über die Jahre behandelt, und die<br />

Arbeitsvorgabe war nun, Bilder für eine PowerPoint-Präsentation aus<br />

dem Internet zu suchen und diese entsprechend auf den Liedtext<br />

abzustimmen. Die Präsentation im Rahmen einer Schulveranstaltung<br />

kam sehr gut an.<br />

Auch mit Webquests arbeiten wir sehr viel: Wir lesen u.a. „Of Mice and<br />

Men“ von John Steinbeck und „To Kill a Mockingbird“ von Harper Lee.<br />

Bei der konkreten Arbeit mit diesen Büchern setzen wir immer das<br />

Internet ein, da es dazu Webquests gibt, und die Themenstellung kann<br />

gut mit dem Internet aufgearbeitet werden, weil es eine Menge über<br />

Rassismus („To Kill a Mockingbird“) und zu „Mice and Men“ über<br />

wirtschaftliche und sozialpolitische Hintergründe gibt.<br />

So lesen die Schüler das Buch, sehen sich den Film an und bearbeiten<br />

dazu Webquests. Mithilfe eines solchen Webquests haben wir uns den<br />

Schlussprozess in „Of Mice and Men“ erarbeitet. Hierzu wurde der<br />

Prozess mittels Webquest vorbereitet, danach Rollen verteilt und ein<br />

echter Prozess nachgestellt. Er wurde gefilmt, gemeinsam angesehen<br />

und dann reflektiert.<br />

Gibt es konkrete Arbeitsanweisungen für Hausarbeiten mit dem<br />

Internet?<br />

Haben wir auch, ja. Wenn es sich durch die Themenstellung im<br />

Lehrbuch ergibt. Wir achten darauf, dass wir bei den Themen des<br />

Lehrbuchs bleiben, im Internet verzettelt man sich sonst. Teilweise gibt<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Das Schwimmbecken<br />

gehört zur Sportanlage<br />

der Schule<br />

es über die Ferien auf freiwilliger Basis Arbeitsanweisungen, wobei<br />

mindestens die Hälfte der Schüler den Arbeitsauftrag erledigt. Die<br />

Anweisungen sind in den unteren Klassen etwas detaillierter, mit einer<br />

Linkliste; je höher die Klasse, desto weniger detailliert sind die<br />

Vorgaben, somit wird das Finden eigener Quellen zu einem<br />

wesentlichen Bestandteil der Arbeit. Der Arbeitsauftrag wird in Form<br />

einer Gruppenarbeit in der Klasse reflektiert.<br />

Haben Sie über die Ferienzeiten die Möglichkeit, mit den Schülern<br />

in Kontakt zu stehen?<br />

Ja, alle Lehrer haben eine E-Mail-Adresse auf dem Schulserver. Die<br />

Adresse benütze ich auch für alle Kontakte, sämtliche Schülerpost geht<br />

über diese Mailadresse. Die Schüler wissen, dass sie nach maximal drei<br />

Tagen eine Antwort von mir erhalten. Keine Antwort wäre für die Schüler<br />

demotivierend, dann machen sie die Arbeit auch nicht mehr, wenn ich<br />

mein Angebot in den Ferien nicht wahrnehme.<br />

Verwenden Sie Foren?<br />

Die Möglichkeit eines Schülerforums gibt es im Rahmen unserer<br />

Website, was aber nicht stark genützt wird. Ich vermute grundsätzlich,<br />

dass jedes Forum von seiner Aktualität lebt, und wenn länger nichts<br />

passiert, dann schaut man nicht mehr hinein. Auch die Betreuung des<br />

Forums durch unsere Webmasterin verlangt von ihr zu viel<br />

administrative Zeit.<br />

Aus dem gleichen Grund mache ich kein Forum: Der administrative und<br />

auch zeitliche Aufwand ist einfach zu hoch. Wir haben alle eine volle<br />

Lehrverpflichtung, dazu soziale Projekte ... Ich betreue auch einen<br />

eigenen Bereich für Englisch auf der Schulwebsite, insgesamt wäre da<br />

eine Forumbetreuung nicht mehr möglich.<br />

Inwieweit wird die Erziehung zur Medienkompetenz im Unterricht<br />

berücksichtigt und auch auf die Gefahren und Risiken des Internets<br />

eingegangen?<br />

Der Einstieg der Schüler, in welchem sie auf den Umgang mit dem<br />

Internet vorbereitet werden, beginnt schon im VS-Bereich, wo wir einen<br />

sehr aktiven Kollegen haben, der den Bereich auf unserer Website<br />

betreut. Da gibt es Spiele, Kommunikations-Plattformen für die Kleinen,<br />

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e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Manchmal wird der<br />

Unterricht nach draußen<br />

verlegt<br />

Zeichenprogramme etc.<br />

In der 2. Klasse Gymnasium wird dann konkret mit dem EDV-Unterricht<br />

begonnen, in welchem die ersten technischen Schritte vorbereitet<br />

werden, denn viele Kinder können mit dem Computer umgehen, jedoch<br />

sehr ungezielt. Die Aufgabe der Kollegen ist es hier, ihnen einen<br />

vernünftigen Umgang mit Basissoftware beizubringen.<br />

In der 3. Klasse Gymnasium wird dann von mir in meiner Funktion als<br />

Englisch-Koordinator sowie meinen beiden Kollegen – Deutsch- und<br />

Naturwissenschaftskoordinator – ein fächerbezogener EDV-Unterricht<br />

durchgeführt. Zielsetzung dieses projektorientierten Unterrichts, der aber<br />

ein Pflichtfach darstellt, ist: Wie verwende ich als Lernender den<br />

Computer im Fachunterricht?<br />

Was wird hier gemacht?<br />

Alle lernen einmal das grundsätzliche Arbeiten mit Word und Excel. In<br />

den Naturwissenschaften kommen noch das Mathematikprogramm<br />

Derive und einfache Bildbearbeitungsprogramme zum Einsatz. Im<br />

Sprachbereich beschäftigen wir uns mit der Gestaltung von Briefen, dem<br />

Layout, Rechtschreibhilfen etc. Weiters beschäftigen wir uns auch mit<br />

Recherche-Aufgaben wie z.B. Vokabelhilfen aus dem Internet. Allgemein<br />

wird das Fachvokabular in Englisch, Spanisch und Deutsch vermittelt.<br />

Wie finde ich Übungsmaterial auf unserer Schulwebsite und auch im<br />

Internet? Was kann ich als Schüler selbst machen und wozu brauche ich<br />

den Lehrer, die Lehrerin? Auf konsequentes Verweisen auf Quellen und<br />

Zitieren in einfachster Form wird ebenso eingegangen wie auf<br />

Präsentationstechniken.<br />

Die Akzeptanz von Internet und Computer in der Schule ist sehr<br />

hoch bei Ihnen? Bei den Kollegen wie bei den Schülern?<br />

Die Akzeptanz ist sehr hoch, sowohl im Kollegium als auch bei den<br />

Schülern und Familien. Manche Kollegen, wie ich, arbeiten viel damit,<br />

andere, aufgrund eigener Vorbehalte und weil sie es sich technisch noch<br />

nicht zutrauen, weniger. Daher arbeiten wir auch in der Lehrerfortbildung<br />

viel in diese Richtung, so hat unsere Schule schon das zweite Jahr das<br />

e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong>-Schulabo. Wir haben in diesem Frühjahr auch mit<br />

einem Zyklus schulinterner Lehrerfortbildung begonnen, die auf das<br />

106


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Die Schüler werden<br />

entweder von den Eltern<br />

chauffiert oder sie fahren<br />

mit den Schulbussen<br />

Arbeiten mit dem Computer abgestimmt ist.<br />

Entwickeln Sie dafür auch selbst Materialien?<br />

Ja, dafür entwickeln wir teilweise selbst Materialien. Ich habe da viel aus<br />

den Kursen von e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> gelernt, bringe aber auch<br />

Standardsoftware wie z.B. HotPotatoes im Sprachbereich zum Einsatz.<br />

Ist die Freizeitgestaltung der Schüler in Guatemala eng mit dem<br />

Internet verknüpft?<br />

Der Hauptunterschied zur Freizeitgestaltung in Österreich ist<br />

sozialpolitisch bedingt. Aufgrund der hohen Kriminalität ist die<br />

Bewegungsfreiheit schwer eingeschränkt. In der Praxis werden die<br />

Kinder immer von den Eltern chauffiert. So sind öffentliche<br />

Verkehrsmittel in der Stadt kaum benützbar und die Eltern lassen die<br />

Kinder auch nicht mit diesen fahren. So fährt bei unseren Schulbussen<br />

auch immer eine erwachsene Begleitperson neben dem Buschauffeur<br />

mit. Diese Fakten muss man im Hintergrund haben, wenn man über<br />

Freizeitgestaltung spricht. Freizeit außerhalb, im Freien, spielt sich in<br />

Sportclubs, Freizeitclubs, in abgegrenzten Siedlungseinheiten ab, die<br />

nach außen hin abgesichert sind, wo es keinen Verkehr gibt, und in den<br />

Ferienhäusern, die sie haben, d.h., die Kinder sind in ihrer<br />

Freizeitgestaltung sehr eingeschränkt auf zuhause und verwenden dann<br />

schon sehr oft den Computer. Sie kommunzieren miteinander per E-Mail<br />

oder Chat und haben Plattformen wie www.hi5.com. Computerspiele<br />

sind ebenfalls weit verbreitet.<br />

Man darf auch nicht vergessen: Die Schüler kommen teilweise erst um<br />

18 oder 19 Uhr heim, und dann bleibt wenig Zeit, da sie früh aufstehen<br />

müssen. Unsere erste Stunde beginnt um 7:20 Uhr. Teils stehen die<br />

Schüler schon um 4:30 Uhr auf, das sind zwar Extremfälle, aber im<br />

Schnitt sind die Schüler schon eine Dreiviertelstunde bis eine Stunde mit<br />

dem Bus unterwegs. Manche bis zu eineinhalb Stunden. Da bleibt neben<br />

Hausübungen und Sport sehr wenig Zeit.<br />

Mich überrascht auch immer, wie wenig die Schüler fernsehen, in der<br />

Woche eventuell 5–6 Stunden. Das kommt mir wenig vor. Wie<br />

verlässlich die Auskunft ist, ist eine andere Frage, ich kann mir das aber<br />

vorstellen. Das hängt vielleicht damit zusammen, dass das<br />

Familienleben in Guatemala einen höheren Stellenwert genießt und<br />

107


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Die überdachten<br />

„Ranchas“ werden in<br />

den Pausen, aber auch<br />

zum Lernen genutzt<br />

damit auch mehr Zeit in Anspruch nimmt. So haben die meisten Familien<br />

ein gemeinsames Abendessen, am Wochenende stehen häufig Besuche<br />

auf dem Programm.<br />

Unsere Schüler haben eigentlich keinen Kontakt zur einheimischen<br />

Bevölkerung. So gibt es in unserer Schule keine Indigenas. Die<br />

Indigenas und die Landbevölkerung sind die sozial und wirtschaftlich<br />

niedrigere Schicht. Als Stadtschule haben wir in erster Linie natürlich<br />

Stadtpublikum, sind aber sozial sehr engagiert. So gibt es Schülerheime<br />

für ärmere Schüler aus ländlichen Gegenden, die auch Stipendien<br />

erhalten. Als großes, langfristiges Projekt gibt es die so genannten<br />

AMIGO-Schulen: sechs Landschulen, die Anfang der 90er-Jahre<br />

gegründet wurden, mit dem Hintergedanken, Schulen in diese<br />

Gegenden zu bringen und zweitens der indigenen Bevölkerung einen<br />

zweisprachigen Unterricht zu ermöglichen. So werden sie nicht nur in<br />

Spanisch, sondern auch in der jeweiligen indigenen Sprache<br />

unterrichtet. Diese Schulen werden von uns betreut und regelmäßig<br />

besucht. Dazu gibt es den AMIGO-Verein, in dem österreichische Lehrer<br />

als Privatpersonen tätig sind. Die einheimischen Lehrer der AMIGO-<br />

Schulen erhalten von uns an Wochenenden oder in Ferienzeiten<br />

Fortbildung und laufend Hilfestellungen zur Unterrichtsgestaltung. Die<br />

Schulen bekommen von uns auch ausrangierte Computer, mit denen sie<br />

dann zum einen administrative Tätigkeiten erledigen, zum anderen<br />

stehen diese Computer zentral in den Schulen und sind somit auch für<br />

Schüler zugänglich. Das ist erst ein Anfang, jedoch kommen diese<br />

Schulen, diese Gegenden sonst zu keinen vernünftigen Geräten.<br />

Ist der Digital Gap in Guatemala sehr groß?<br />

Ja, dieser Gap ist unglaublich tief und breit. Der Versuch, dem ein wenig<br />

zu begegnen, ist dieses AMIGO-Projekt, ein erster Schritt, die Leute auf<br />

die „Digital-Site“ herüberzuholen.<br />

Wie ist Ihre Meinung zum 100$-Laptop?<br />

Der 100$-Laptop würde auf jeden Fall etwas bringen. Die generelle<br />

Problematik, der man sich hier stellen muss, sehe ich aber in der Frage<br />

der Notwendigkeit. Die Frage „Warum brauche ich Internet?“ ist eine<br />

allgemeine Frage, die es zu beantworten gilt, aber vor allem: Warum<br />

brauchen diese Menschen, für die der 100$-Laptop gedacht ist, Internet?<br />

– Wozu benötige ich im Gebirge von Guatemala, im Regenwald oder im<br />

108


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Schüler beim<br />

Maibaumaufstellen im<br />

Rahmen des Maifestes<br />

der Schule<br />

Dschungelgebiet von Afrika einen Computer und die Möglichkeiten des<br />

Internets?<br />

Wenn dieses Basisfrage geklärt ist und man eine positive Antwort findet,<br />

so wäre das natürlich ein unglaublicher Fortschritt für dieses Land.<br />

Zielabklärungen und Zieldefinitionen sind überhaupt äußerst wichtig, das<br />

habe ich auch für meinen Unterricht entdeckt und ein eigenes Logo dafür<br />

entwickelt: Target Teaching.<br />

Irgendwann im Laufe meiner Arbeit, auch konkret mit dem Computer,<br />

habe ich mir überlegt: Warum mache ich das, was ist eigentlich meine<br />

Zielsetzung? Wenn man sich darüber nicht im Klaren ist, braucht man<br />

damit gar nicht zu starten. Wesentlich wäre also für den 100$-Laptop<br />

vorweg eine Zielabklärung.<br />

Was machen Absolventen Ihrer Schule?<br />

Die Absolventen unserer Schule machen den üblichen<br />

guatemaltekischen Abschluss – zusätzlich ist die österreichische Matura<br />

für alle verpflichtend. Schüler mit diesem Zeugnis können nach<br />

Österreich kommen und es an den Evidenzstellen nostrifizieren lassen,<br />

um in Österreich studieren zu können.<br />

Von ca. 44 Maturanten gingen letztes Jahr 7 nach Österreich, wobei das<br />

natürlich immer sehr stark mit der Klassengesellschaft zusammenhängt.<br />

Letztes Jahr hatten wir in dieser Klasse einen österreichischen Schüler –<br />

aufgrund seines Einflusses und seiner Erzählungen haben sich<br />

daraufhin auch andere entschlossen, nach Österreich zu gehen. Der<br />

Großteil bleibt in Guatemala; Absolventen, die ins Ausland studieren<br />

gehen, wählen hauptsächlich die USA, danach kommt aber gleich<br />

Österreich.<br />

Fast alle Absolventen, die in Österreich studiert haben, kommen wieder<br />

nach Guatemala zurück – das halte ich für einen wesentlichen und<br />

positiven Aspekt, da dadurch die österreichische Bildungskultur, der<br />

österreichische Wissensstand einen großen Einfluss hat. Ich sehe darin<br />

einen wesentlichen Sinn der österreichischen Schule in Guatemala: Wir<br />

bringen damit potenzielle Mitarbeiter für österreichische<br />

Wirtschaftsbetriebe, die sich in Lateinamerika engagieren wollen.<br />

Eine Schülerin von mir studiert momentan an der UMIT in Hall in Tirol.<br />

109


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Beim Sportfest der<br />

Schule<br />

Ihre Zielsetzung ist, wieder nach Guatemala zurückzukehren, um dort<br />

aktiv am Aufbau des Sozial- und Krankensystems mitzuwirken. Das ist<br />

schon oft sehr befriedigend, wenn man merkt, dass das, was wir in<br />

Österreich erreicht haben, etwas wert ist, dass sich das bewährt hat und<br />

man dieses Know-how auch woanders einsetzen kann.<br />

Wie kamen Sie dazu, in Guatemala zu unterrichten?<br />

Von 1991 bis 1999 war ich an der österreichischen Schule in Istanbul.<br />

Meine Stammschule in Österreich ist das Stiftsgymnasium Admont in der<br />

Steiermark. Nachdem Reisen mein großes Hobby war und ist und ich<br />

auf diese Ausschreibung gestoßen bin, bin ich zufällig nach Istanbul<br />

gekommen. Aufgrund meiner Erfahrungen in Istanbul wollte ich wieder<br />

an einer österreichischen Schule im Ausland tätig sein, und da sind<br />

meine Frau und ich auf Guatemala gekommen, haben uns das Land<br />

auch im Urlaub angesehen, und nun bin ich seit sechs Jahren dort.<br />

Ein Auslandseinsatz ist immer auf acht Jahre beschränkt – ich möchte<br />

auch für die Zukunft sehen, ob sich noch ein solcher Einsatz ergibt. Es<br />

ist einfach sehr motivierend zu sehen, dass man für die Entwicklung<br />

eines Landes einen Beitrag leisten kann, in einem Land, in dem der<br />

Bedarf an Bildung so hoch ist. Es ist aber auch eine große<br />

Herausforderung an die eigene Flexibilität, Anpassungsfähigkeit,<br />

Problembewältigung und das Selbstmanagement. Alles in allem ein<br />

Schatz an persönlichen Erfahrungen, den man anders wohl nicht<br />

bekommt.<br />

Vielen Dank für das Interview!<br />

Österreichische Schule in Guatemala<br />

http://www.iagcovi.edu.gt/<br />

110


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

<strong>DOSSIER</strong>: moodle<br />

Newsletter September 2006<br />

www.moodle.org<br />

Der „Nürnberger<br />

Trichter“ ist Schnee von<br />

Gestern<br />

moodle – die trendige Lernplattform<br />

Die Lernplattform moodle wird an Österreichs Schulen immer<br />

beliebter. Nicht nur aufgrund der relativ einfachen und leicht zu<br />

erlernenden Handhabung und der zahlreichen Möglichkeiten, die<br />

die Software bietet: Mit moodle kann der Unterricht flexibel und<br />

abwechslungsreich gestaltet werden und fördert gleichzeitig die<br />

Kompetenz in neuen Medien.<br />

(pea) moodle ist ein freies und kostenloses Software-Paket (unter der<br />

GNU Public License), mit dem internetbasierte Kurse und Webseiten<br />

produziert werden können. Aufgrund des Open-Software-Gedankens<br />

kann in den Programmcode von moodle eingegriffen werden, was<br />

jederzeit eine Anpassung an die eigenen Bedürfnisse erlaubt.<br />

Das Akronym Moodle stand eigentlich für Modulare dynamische<br />

objektorientierte Schulungsumgebung (Modular Object-Oriented<br />

Dynamic Learning Environment), ist jedoch mittlerweile auch zu einem<br />

Begriff für eine einfache Lerntechnik, das Kennenlernen neuer<br />

Lernmethoden, die die Kreativität des Benutzers fördern, geworden.<br />

moodle steht für eine aktive Lernmethode, für angewandtes Lernen, bei<br />

dem die intuitive Beschäftigung mit Dingen neue Einsichten und<br />

Gedanken hervorbringt. Die Lernplattform bietet Kursräume, die von<br />

Trainern, Dozenten und Lehrenden mit eigenen Lerninhalten gefüllt<br />

werden können.<br />

moodle wird zu den Produkten des Web 2.0 gerechnet, da auf dieser<br />

Lernplattform viele Werkzeuge der neuen Internetgeneration, wie z.B.<br />

Wikis oder Weblogs, als einbaubare Module vertreten sind. Martin<br />

Dougiamas, der Erfinder von moodle, spricht bereits über die<br />

Entwicklung von moodle 2.0 (die aktuelle Version ist moodle 1.6), wobei<br />

die verschiedenen moodle-Instanzen weltweit die Möglichkeit haben<br />

werden, sich untereinander zu verknüpfen und auszutauschen. Dieser<br />

Communitygedanke ist für Web 2.0-Anwendungen entscheidend.<br />

Tauschen sich jetzt schon tausende User in den einzelnen Instanzen<br />

untereinander aus, so steht die Vision einer weltweiten, untereinander<br />

verknüpften Lerngemeinschaft kurz vor der Realisierung.<br />

Eine neue Lernkultur?<br />

Die Zeiten des „Nürnberger Trichters“ als akzeptierte Lernphilosophie<br />

und Grundlage für Lernprozesse sind vorbei und werden, auch in den<br />

Schulen, immer mehr vom konstruktivistischen Lernansatz ersetzt.<br />

111


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Martin Dougiamas, der<br />

„Erfinder“ von moodle<br />

Lernen erfolgt in einem aktiven Aneignungsprozess mit einem immer<br />

wiederkehrenden Abgleich zwischen vorhandenen Erfahrungen und<br />

neuen Informationen. Jeder Lernvorgang baut zudem auf vorhandenem<br />

Wissen und Lernerfahrungen auf. Alles, was man mit den Sinnen<br />

wahrnimmt, wird mit früherem Wissen verglichen und in die<br />

Vorstellungen und Erklärungen der Welt eingebaut.<br />

„Wenn Sie diese Seite mehrere Male lesen, werden Sie bis morgen<br />

schon wieder einiges vergessen haben. Wenn Sie aber versuchen, die<br />

hier formulierten Ideen, einem anderen mit eigenen Worten zu erklären<br />

oder eine Präsentation darüber zu erstellen, dann kann ich ganz sicher<br />

sein, das Sie ein besseres Verständnis dieser Ideen entwickelt haben.<br />

Dies ist übrigens auch der Grund, aus dem Menschen sich während z.B.<br />

Übungen Notizen machen, selbst wenn sie diese später nicht wieder<br />

lesen.“ (Ralf Hilgenstock, deutscher moodle-Pionier)<br />

moodle unterstützt dieses Modell optimal, bietet es doch aufgrund seiner<br />

zahlreichen Module viele Möglichkeiten des praxisorientierten,<br />

angewandten Lernens. Vor allem die Bearbeitung von Aufgaben, die<br />

umfangreichen Kommunikationsmöglichkeiten und die Unterstützung<br />

von Gruppenarbeiten stellen einen wesentlichen Kernbeitrag von moodle<br />

zum konstruktivistischen Lerngedanken dar. Natürlich kann moodle auch<br />

im Sinne des „Nürnberger Trichters“ verwendet werden: Ein Skriptum<br />

ohne jegliche interaktiven Elemente kann natürlich zum<br />

Auswendiglernen zur Verfügung gestellt werden, doch wird man schnell<br />

erkennen, dass es schade wäre, die zahlreichen Module von moodle für<br />

einen konstruktivistischen Lernansatz nicht zu nutzen.<br />

Wenn man sich nun den konstruktivistischen Ansatz auf eine Gruppe<br />

übertragen vorstellt, die sich eine Kultur gemeinsam geteilten Wissens<br />

und gemeinsamer Bedeutungszusammenhänge erarbeitet, sind wir beim<br />

Schlagwort des „Sozialen Konstruktivismus“. Wenn Gruppen in<br />

Onlinekursen arbeiten, so entwickelt der Kurs selbst eine Dynamik, aus<br />

der die Kursteilnehmer Wissen schöpfen können. Durch gegenseitige<br />

Interaktion kann eine gemeinsame Wissensbasis erarbeitet werden.<br />

Die Entwicklung der neuen Lernkultur zeichnet sich dadurch aus, dass<br />

die Lernenden aktiver werden; interkulturelles sowie kollaboratives,<br />

informelles, vernetztes und lebensbegleitendes Lernen wird gefördert.<br />

Social Software bezeichnet soziokognitive Strukturierungswerkzeuge,<br />

deren Einsatz das Umdenken zu einer neuen Lernkultur fordert.<br />

Jede/r moodelt<br />

moodle wird mittlerweile auf dem gesamten Bildungssektor eingesetzt.<br />

Von Unternehmensfortbildung über Schulen bis hin zu Universitäten und<br />

Hochschulen wird die Plattform lernbegleitend verwendet. Seit 1999 wird<br />

moodle vom Australier Martin Dougiamas entwickelt und ist mittlerweile<br />

mit weltweit mehreren tausend dokumentierten Einsätzen (die<br />

112


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

www.edumoodle.at<br />

Dokumentation eines Einsatzes ist freiwillig) das meistgenutzte<br />

Lernmanagement-System. moodle kann (noch) nicht alles – Features<br />

wie Audio-, Videokonferenz oder Whiteboard-Funktionen sind nicht<br />

integriert, eventuell wird es diese Module in der Version 2.0 geben.<br />

Evaluation<br />

Das bm:bwk hat im Rahmen einer Studie ca. 400 im europäischen Raum<br />

erhältliche Lernplattformen getestet und anhand einer Kriterienliste mit<br />

Mindestanforderungen bewertet und spricht die Empfehlung für den<br />

Einsatz und die Verwendung von moodle aus (vor allem auch unter<br />

Berücksichtigung des Preis-Leistungs-Verhältnisses). Bei der Fülle an<br />

Lernplattformen wird es immer wichtiger, internationale E-Learning-<br />

Standards einzuhalten, damit z.B. Kursinhalte zwischen den einzelnen<br />

Plattformen ausgetauscht werden können. Diese so genannte SCORM-<br />

Kompatibilität wird von moodle bereits teilweise unterstützt. Somit steht<br />

einer barrierefreien, internationalen Lerncommunity bald nichts mehr im<br />

Weg.<br />

In den folgenden Artikeln des Dossiers erfahren Sie interessante<br />

Aspekte zu verschiedenen moodle-Projekten und deren<br />

Einsatzszenarien.<br />

Wichtige weiterführende Links zu moodle:<br />

www.moodle.org, www.moodle.at, www.moodle.de<br />

Evaluationsbericht des bm:bwk:<br />

http://moodle.de/mod/resource/view.php?id=706<br />

moodle für alle Lehrenden in Österreich gratis<br />

Das bm:bwk bietet im Zuge der eFit-Strategie die Lernplattform<br />

moodle als zentrales Service für schulische Einrichtungen und<br />

Institutionen zur Aus- und Fortbildung von Lehrkräften an. Schulen,<br />

die über keine Lernplattform verfügen, können mittels edumoodle<br />

eine solche kostenlos einrichten. Dazu kommen Services wie der<br />

edumoodle-Support und die Einbindung von Expertinnen und<br />

Experten.<br />

(pea) Die Projekte des bm:bwk wie eLSA (eLearning im Schulalltag)<br />

oder eLC (eLearning Cluster) haben gezeigt, wie wichtig E-Learning im<br />

113


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Schulalltag ist und welchen Nutzen und Mehrwert es für die Schule hat.<br />

Vor allem die Individualisierung und Differenzierung des Unterrichts im<br />

Interesse der Schülerinnen und Schüler ist hervorzuheben, aber auch<br />

positive Wirkungen auf die Schulentwicklung, auf den Know-how-<br />

Transfer und die Wissensvernetzung quer über die österreichische<br />

Schullandschaft sind festzustellen. So wurde infolge der letzten PISA-<br />

Studie auch der positive Ertrag eines vernünftigen, d.h. auch maßvollen<br />

IKT-Einsatzes auf den Lernerfolg empirisch aufgezeigt.<br />

Schon seit Jahren sind dem bm:bwk Lernplattformen im Unterricht ein<br />

Anliegen – so wurde im eLSA-Pilotprojekt die Lernplattform BlackBoard<br />

eingesetzt, und in Vorarlberg wird mit Unterstützung des bm:bwk die<br />

Lernplattform ILIAS verwendet. Hier stellt das edumoodle-Projekt eine<br />

Ergänzung zu den bestehenden Angeboten und Dienstleistungen dar.<br />

Der wachsenden Beliebtheit, der sich moodle in den letzten Jahren in<br />

Schulen, aber auch in der Lehrerfortbildung erfreut, stehen jedoch die<br />

Grenzen der schulischen IKT-Struktur und auch der administrativen<br />

Möglichkeiten gegenüber. Mit edumoodle soll insbesondere mittleren<br />

und kleineren Schulen geholfen werden, die immer vielfältigere und<br />

ausgereiftere Technologie zu nutzen.<br />

edumoodle bedeutet, dass Schulen moodle nutzen können, ohne<br />

einen eigenen moodle-Server betreiben zu müssen.<br />

Die technischen Voraussetzungen beschränken sich daher auf eine<br />

ausreichende Breitband-Internetanbindung. Die Anmeldung für eine<br />

moodle-Instanz ist denkbar einfach unter www.edumoodle.at<br />

durchzuführen, und die Freischaltung erfolgt üblicherweise binnen 24<br />

Stunden.<br />

Das Service wird ergänzt durch einen moodle-Selbstlernkurs, der<br />

multimedial – mit Audio- und Video-Unterstützung sowie downloadbarem<br />

PDF-Skriptum – in moodle einführt und moodle Schritt für Schritt erklärt.<br />

Begleitet wird das Projekt durch die Erfahrung von moodle-Expertinnen<br />

und -Experten aus ganz Österreich, durch Öffentlichkeitsarbeit, durch<br />

Vernetzung und Schulungen. Mit anderen Lernplattform-Initiativen in<br />

Österreich wird ein reger Austausch gepflegt. So trägt edumoodle dazu<br />

bei, im Miteinander der Lernplattform-Initiativen wichtige Erfahrungen für<br />

die Planung und den Betrieb der zukünftigen IKT-Infrastruktur in<br />

Österreich zu sammeln.<br />

Die begleitenden Maßnahmen sind seitens des bm:bwk bis 2007<br />

gesichert, an Strategien für 2008 wird aber schon gearbeitet. Oberstes<br />

Ziel ist jedoch, die von Schulen und Pädagoginnen und Pädagogen<br />

geleistete Arbeit dauerhaft zu sichern.<br />

edumoodle stellt allen interessierten Lehrkräften in Österreich eine<br />

114


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Mike Baselt leitet<br />

moodle-Schulungen<br />

Lernplattform für schulisches E-Learning und Blended Learning auf<br />

unbürokratische und unkomplizierte Weise zur Verfügung. Dass das<br />

regen Zuspruch findet und bei den Userinnen und Usern gut ankommt,<br />

zeigen die Feedbacks, die wir regelmäßig erhalten: „Zu dieser Idee kann<br />

man nur gratulieren“ oder „Wir sind mit edumoodle sehr zufrieden, es<br />

wird von Lehrern und Schülern äußerst positiv aufgenommen“.<br />

Unter www.edumoodle.at erhalten Sie sämtliche Informationen sowie<br />

das Anmeldeformular für eine moodle-Instanz.<br />

moodle Einführungsdidaktik –<br />

Ein Interview mit Mike Baselt<br />

Mike Baselt leitet moodle-Einführungsveranstaltungen für deutsche<br />

Lehrkräfte. Auf der moodle-Konferenz in Hagenberg stellte er<br />

gemeinsam mit seinem Kollegen Marc Lachmann im Workshop<br />

„Pizzabacken in der Moodle-Schule“ die Ingredienzien ihrer<br />

Workshop-Didaktik vor.<br />

Angela Kohl: Viele Lehrkräfte, die noch nicht so häufig mit<br />

Lernplattformen gearbeitet haben, sind dem Einsatz von moodle im<br />

Unterricht gegenüber skeptisch. Worauf führen Sie diese Zweifel<br />

zurück?<br />

Mike Baselt: Die Zweifel lassen sich oft auf die eigene Unerfahrenheit<br />

im Bereich der Technik zurückführen. Viele Kolleginnen und Kollegen<br />

sind auch skeptisch gegenüber den neuen Medien und deren Einsatz im<br />

Unterricht.<br />

Wie kann man noch skeptische KollegInnen vom Einsatz von<br />

moodle im Unterricht überzeugen? Was spricht für moodle im<br />

Unterricht?<br />

Ein großer Vorteil von moodle ist, dass jeder selbst entscheiden kann,<br />

wann er die Lernplattform wie einsetzt. Man kann am Anfang auf moodle<br />

nur eine Materialsammlung zur Verfügung stellen oder nur eine<br />

Abstimmung oder ein Quiz. Jeder entscheidet für sich, womit er<br />

anfangen möchte, und sieht sich an, wie die Schüler damit<br />

zurechtkommen. Man fängt am besten mit kleinen Paketen an, die man<br />

dann nach und nach vergrößern kann. Diese Flexibilität ist aus meiner<br />

Sicht ein großer Vorteil.<br />

Worauf muss man bei einer moodle-Einführung besonders achten?<br />

Wie bringe ich Kolleginnen und Kollegen, die moodle bisher noch<br />

115


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Günter Nimmerfall,<br />

Initiator von<br />

ww.moodle4schools.at<br />

nicht verwendet haben, die Lernplattform näher?<br />

Wichtig ist, den Kolleginnen und Kollegen zu vermitteln, dass das, was<br />

sie bereits können – ein Textverarbeitungsprogramm verwenden und im<br />

Internet surfen –, ausreicht, um mit moodle arbeiten zu können. Im<br />

Vordergrund sollte eher die Überlegung stehen, wie man die<br />

Unterrichtsinhalte für die Schüler auf moodle neu aufbereiten kann.<br />

Anknüpfend an Ihren Workshop „Pizzabacken in der Moodle-<br />

Schule“ drängt sich die Frage auf: Was haben moodle und eine<br />

Pizza gemeinsam?<br />

Sie schmecken und machen Spaß! Und durch die unterschiedlichen<br />

Zutaten werden jede Pizza und auch jeder Moodlekurs neu und anders.<br />

Moodle4schools – die moodle Tauschbörse –<br />

Ein Interview mit Günter Nimmerfall,<br />

Europahauptschule Hall in Tirol<br />

Günter Nimmerfall ist der Initiator von www.moodle4schools.at,<br />

einer Tauschbörse für moodle-Kurse. Im Interview spricht er über<br />

die Philosophie, die hinter dieser Initiative steckt und darüber, wie<br />

man als Lehrkraft moodle4schools konkret verwenden kann.<br />

Angela Kohl: Herr Nimmerfall, Sie stehen hinter der Initiative<br />

moodle4schools. Das ist eine Tauschbörse für moodle-Kurse.<br />

Welche Philosophie steckt hinter dieser Idee? Wie sind Sie selber<br />

zum „Moodler“ geworden? Was hat Sie dazu bewogen, diese<br />

Tauschbörse zu starten?<br />

Günter Nimmerfall: Ich habe vor zwei Jahren an der Universität in<br />

Klagenfurt ein moodle-Seminar besucht und habe danach sofort an<br />

meiner Schule moodle installiert und in meinem Unterricht verwendet.<br />

Ich habe im Rahmen von diversen Tagungen und Seminaren das<br />

System anderen Lehrkräften vorgestellt und bin eigentlich immer auf<br />

große Begeisterung gestoßen. Nur wenn man dann mit den Leuten in<br />

Kontakt geblieben ist, hat sich oft herausgestellt, dass die Arbeit, selbst<br />

einen Kurs auf moodle zu erstellen, recht aufwändig ist und die moodle-<br />

Betreuung sehr oft an ein bis zwei Personen im Lehrkörper hängen<br />

bleibt. Dadurch ist der anfängliche Enthusiasmus meist sehr rasch<br />

wieder verebbt und es gibt viele moodle-Plattformen, die nur ein halbes<br />

Jahr oder noch kürzer in Verwendung waren. Ich hab’ mir gedacht, dass<br />

es eigentlich schon sehr viele Schulen gibt, die moodle verwenden, und<br />

116


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

es eigentlich auch schon sehr viele Kurse geben müsste. Da stellte sich<br />

mir die Frage: Warum kann man nicht untereinander bestehende Kurse<br />

tauschen? Das Export- und Import-System ist in moodle bereits sehr gut<br />

integriert und bereitet keinen großen Arbeitsaufwand.<br />

Warum ist das Tauschen von Online-Inhalten unter Lehrkräften<br />

noch nicht gang und gäbe?<br />

Ich glaube, dass der Tausch von Unterrichtsmaterial innerhalb einer<br />

Schule bereits ganz gut funktioniert, weil sich die Lehrkräfte an einer<br />

Schule gut kennen und ihre Materialien, ob digital oder auf Papier, gerne<br />

weitergeben. Geht es darum, Unterrichtsmaterialien unbekannten<br />

Kolleginnen und Kollegen zur Verfügung zu stellen, haben Lehrkräfte oft<br />

die Befürchtung, ihre Materialien würden auf Fehler hin untersucht<br />

werden und wären womöglich nicht gut genug. Natürlich kommt auch ein<br />

wenig die Mentalität dazu „Ich hab das selber machen müssen, warum<br />

sollen es die anderen jetzt einfach so bekommen?“.<br />

Bei digitalen Materialien spielt auch das Thema Urheberrecht eine nicht<br />

zu unterschätzende Rolle: Die Lehrkräfte sind sich nicht sicher, ob sie<br />

die in den Materialien verwendeten Bilder wirklich verwenden dürfen und<br />

so weiter. Da die Urheberrechtsbestimmungen im Schulbereich ein<br />

ziemlich schwammiges Thema sind, obwohl es diverse Erlässe dazu<br />

gibt, muss man den Lehrkräften einfach Schnittstellen oder Links zur<br />

Verfügung stellen, wo sie lizenzfreies Material, seien es Bilder, Videos<br />

oder Audiodateien, beziehen können. Ich werde in nächster Zeit aber<br />

auch auf jeden Fall auf meiner Plattform einen Quellennachweis<br />

einführen. Die Quellen der verwendeten Bilder etc. müssen in den<br />

Materialien angegeben werden.<br />

Wie kann eine Lehrkraft einen auf www.moodle4schools.at zum<br />

Download angebotenen Kurs in ihren Unterricht einbinden?<br />

Es gibt zwei Möglichkeiten, wie man einen moodle-Kurs in sein System<br />

importieren kann: Entweder man importiert den gesamten moodle-Kurs,<br />

den man dann natürlich beliebig verändern kann. Man kann Inhalte<br />

löschen oder ausblenden oder neue hinzufügen. Die zweite Möglichkeit<br />

ist, SCORM-Files zu importieren. Da hängt es jedoch davon ab, mit<br />

welcher Software die Files generiert wurden, und es ist mitunter nicht so<br />

einfach, Inhalte zu löschen.<br />

Können Sie Lehrkräften, die mit dem Import und Export von<br />

moodle-Kursen noch nicht so erfahren sind, eine Website bzw. eine<br />

E-Mail-Kontaktadresse empfehlen?<br />

Auf der Seite www.moodle4schools.at finden Sie ein Screen-Video über<br />

den Import eines Kurses, der bei moodle4schools heruntergeladen<br />

wurde. Wichtig für den Import von Kursen ist, dass der betreffende<br />

Lehrer auf seinem moodle-Server Administrationsrechte hat, ansonsten<br />

117


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

„Weniger ist mehr!“ – oft<br />

ist Kollegen schon mit<br />

einer guten Link-<br />

sammlung geholfen<br />

kann er keine Kurse einspielen. Mit der neuen moodle-Version 1.7 wird<br />

das einfacher werden, weil man Rechte vergeben kann und dann nicht<br />

mehr nur die Administratoren Kurse importieren können.<br />

Gibt es Kriterien, die erfüllt sein müssen, um einen moodle-Kurs<br />

auf Ihrer Plattform zum Tausch anbieten zu dürfen?<br />

Das ist ein heikles Thema, denn was gut ist, ist immer eine sehr<br />

subjektive Einschätzung ... Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass mir<br />

manchmal eine gute Linkliste im Unterricht bereits sehr weiterhelfen<br />

kann. Meine Devise lautet „Weniger ist mehr“! Es muss nicht immer ein<br />

umfangreicher Kurs sein, oft reicht es, sich auf das Wesentliche zu<br />

beschränken, weil das auch oft für die Schüler am besten annehmbar<br />

und aufnehmbar ist. Ich bin der Meinung, dass wenn man die Materialien<br />

bereits in seinem Unterricht verwendet hat und der Unterricht gut<br />

verlaufen ist, die Materialien auch für andere brauchbar sind.<br />

Sie bieten auf moodle4schools zwei Foren an. Wie können diese<br />

Foren genutzt werden?<br />

Es gibt ein technisches und ein pädagogisches Forum. Das technische<br />

Forum ist in erster Linie für Installationsprobleme da oder für technische<br />

Probleme während des Einsatzes von moodle. Im pädagogischen Forum<br />

geht es darum, wie ich moodle im Unterricht einsetzen kann. Demnächst<br />

werde ich auch noch eine Kategorie „Suche – Finde“ einbauen. Ich<br />

suche einen Kurs zu folgendem Thema ... bzw. ich biete einen Kurs zu<br />

folgendem Thema an ... Denn vielleicht sind die Kolleginnen und<br />

Kollegen bei persönlichem Kontakt eher dazu bereit, einen Kurs<br />

weiterzugeben, als völlig anonym.<br />

Was sind Ihre Visionen und Wünsche für die Zukunft in Sachen<br />

moodle und moodle4schools?<br />

Mein Wunsch ist, dass Lehrerinnen und Lehrer weniger Angst davor<br />

haben, sich in die Karten schauen zu lassen, denn Tipps und Feedback<br />

von anderen Lehrkräften können sehr hilfreich sein, wenn es darum<br />

geht, seinen Unterricht verbessern zu wollen. Man könnte voneinander<br />

sehr viel lernen, wenn man weniger Angst davor hätte, ab und zu mal<br />

vielleicht einen Fehler zugeben zu müssen. Meine Vision ist, dass<br />

moodle in Österreich einmal den Stellenwert bekommt, den es haben<br />

sollte, und nicht immer mit anderen Plattformen verglichen wird. moodle<br />

sollte eine gewisse Vormachtstellung bekommen, dann würden viele<br />

Dinge von allein passieren. Es sollte auch eingeführt werden, dass<br />

Lehrkräfte, die intensiv moodlen, in irgendeiner Form vom Dienstgeber<br />

dafür belohnt werden. Ob das jetzt eine Abschlagstunde oder eine<br />

Zusatzzahlung ist – es geht einfach darum, zu sehen, dass der<br />

persönliche Einsatz nicht reiner Fanatismus ist, sondern anerkannt wird.<br />

Danke für das Interview!<br />

118


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Mag.a Julia Steiner<br />

unterrichtet Deutsch am<br />

Islamischen Gymnasium<br />

Wien<br />

Die Lernenden arbeiten<br />

gerne mit Wikis<br />

(Bildquelle:<br />

wikipedia.org)<br />

moodle im Deutschunterricht –<br />

Ein Interview mit Mag. a Julia Steiner, Islamisches<br />

Gymnasium, Wien<br />

Mag.a Julia Steiner unterrichtet Deutsch am Islamischen<br />

Gymnasium, Wien. Im Interview spricht Sie über Ihre Erfahrungen,<br />

die Sie beim Einsatz von moodle im Deutschunterricht, vor allem<br />

auch beim Arbeiten mit fremdsprachigen Schülerinnen und<br />

Schülern, gemacht hat.<br />

Angela Kohl: Frau Steiner, Sie unterrichten Deutsch am<br />

Islamischen Gymnasium in Wien. Welche Einsatzmöglichkeiten von<br />

moodle gibt es im Deutschunterricht?<br />

Julia Steiner: Meiner Erfahrung nach lässt sich moodle besonders gut<br />

im Literaturunterricht anwenden, zum Beispiel können in der Oberstufe<br />

bestimmte literarische Epochen auf der Lernplattform bearbeitet werden,<br />

in der Unterstufe kann ein allgemeiner Überblick über die<br />

Literaturgeschichte versucht werden.<br />

Einige best practice-Beispiele zum Einsatz von moodle in Ihrem<br />

Unterricht würden uns jetzt natürlich besonders interessieren ...<br />

Meist plane ich für den Einsatz von moodle einen Zeitraum von drei<br />

Wochen. Die Schüler erhalten am Anfang jeder Woche drei bis vier<br />

Arbeitsaufgaben, die sie zunächst in Eigenregie erfüllen. Im<br />

Präsenzunterricht werden in erster Linie literarische Texte gelesen. Auf<br />

der Lernplattform finden die Lernenden E-Tivities - auf der Plattform zu<br />

erledigende Aktivitäten - ein Glossar zum Beispiel, in dem verschiedene<br />

literaturgeschichtliche Begriffe erklärt werden. Sehr gut kommen bei den<br />

Schülern auch Kettenpostings im Forum an. Positive Erfahrungen konnte<br />

ich außerdem mit Wikis machen. In einem Barock- Projekt beschrieben<br />

die Schüler dort gemeinsam sämtliche rhetorische Figuren.<br />

Gerne erfüllen die Schüler aller Altersgruppen auch Aufgaben mit<br />

Rätselcharakter, Fragen zu einem Skriptum können beispielsweise<br />

folgendermaßen gestellt werden: Ein Schüler postet eine Frage im<br />

Forum, ein anderer beantwortet sie und stellt die nächste Frage. Für<br />

jede richtige Antwort erhält man einen Smiley. Das Sammeln von<br />

Smileys bietet tatsächlich einen großen Anreiz für die Schüler, jeder<br />

möchte die meisten Smileys haben, und zwar nicht nur die Jüngeren.<br />

Diese Bewertungsform funktioniert auch durchwegs bei älteren Schülern<br />

(lacht).<br />

In einer 4. Klasse beschäftigten sich die Kinder mit der Beschreibung<br />

verschiedener literarischer Figuren. Ich bin dabei so vorgegangen: Der<br />

erste Schritt war die Beschreibung der eigenen Person aus der<br />

Perspektive einer anderen Person oder eines Gegenstandes. In weiterer<br />

119


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Es ist wichtig, darauf zu<br />

achten, dass alle<br />

Lernenden Zugang zu<br />

PCs haben – zu Hause<br />

oder in der Schule<br />

Folge übernehmen die Kinder dann die Rolle einer literarischen Figur,<br />

die sie für die Dauer des gesamten Projekts behalten. Am Ende erzählen<br />

sie in einem Forum „aus dem Leben“ dieser Figur, die Klassenkollegen<br />

kommentieren und geben Feedback. Rückblickend betrachtet handelte<br />

es sich dabei um eine konstruktivistische Herangehensweise, verbunden<br />

mit kooperativem Lernen.<br />

Wie sieht die Arbeit mit moodle konkret aus? Arbeiten die<br />

Lernenden in Teams, in der Schule oder zu Hause ...?<br />

Die Schüler arbeiten üblicherweise alleine zu Hause am PC, auf der<br />

Lernplattform kooperieren sie natürlich. Die Kinder, denen zu Hause<br />

weder Computer noch Internetzugang zur Verfügung stehen, können<br />

den Computerraum an der Schule benutzen, das ist meist relativ einfach<br />

zu organisieren. Der Nachteil für diese Kinder ist aber, dass sie am<br />

Geschehen auf der Plattform weniger zeitintensiv teilnehmen können,<br />

sowohl an den Diskussionen in den Foren als auch an der Erfüllung der<br />

Arbeitsaufgaben im Allgemeinen. So ergibt sich für mich dann auch ein<br />

Problem bei der Endbewertung, da ich Kinder ohne privaten<br />

Internetzugang keinesfalls benachteiligen möchte.<br />

Gemeinsam mit der ganzen Klasse wird der EDV-Raum der Schule nur<br />

am Beginn der Woche besucht um die zu erledigenden Arbeitsaufgaben<br />

zu besprechen. Die Schüler entscheiden übrigens selbst, wann im Laufe<br />

der Woche sie die einzelnen Arbeitsaufgaben erfüllen möchten, was sich<br />

meist positiv auf die Eigenständigkeit im Lernprozess auswirkt. Nach der<br />

wöchentlichen Abgabefrist wird die Aufgabe offline geschaltet und erst<br />

dann werden die Punkte vergeben.<br />

Wie reagieren die Schülerinnen und Schüler auf den Einsatz von<br />

moodle im Unterricht?<br />

Die Schüler mit eigenem Internetzugang reagieren mit Begeisterung, ich<br />

habe selten Schüler erlebt, die gemeint hätten, dass das Arbeiten mit der<br />

Plattform keinen Spaß gemacht hätte. Vor allem Schüler, die<br />

normalerweise im Deutschunterricht nicht so engagiert, eher<br />

zurückhaltend, sind, blühen teilweise bei der Arbeit mit moodle<br />

richtiggehend auf. Zum Teil, weil sie die Möglichkeit haben, sich dem<br />

Klassenforum schriftlich mitzuteilen. Dabei arbeiten sie selbstbestimmt,<br />

ohne den Druck von Mitschüler- oder Lehrerseite. Das selbstständige –<br />

das heißt nach persönlichem Zeitplan - und auch das spielerische und<br />

kooperative Lernen empfinden die Schüler als durchaus positiv. Auch<br />

ältere Schüler mögen zum Beispiel Rätsel sehr gerne, ebenso das<br />

gemeinschaftliche Arbeiten.<br />

In Ihrer Klasse sind viele fremdsprachige Schülerinnen und<br />

Schüler. Ergeben sich für diese Kinder aus der Arbeit mit der<br />

Lernplattform besondere Vorteile?<br />

120


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Ein Vorteil ist sicher, dass die Schüler während der Lernphasen mit<br />

moodle viel mehr schreiben als im regulären Unterricht, und das wirkt<br />

sich – nicht nur bei fremdsprachigen Kindern – positiv auf ihre<br />

schriftliche Ausdrucksfähigkeit aus. Nichtdeutschsprachigen Schülern<br />

kann moodle ein Forum bieten, ihre vielleicht unterschiedliche<br />

Lebensrealität den Klassenkameraden näher zu bringen, indem sie in<br />

den Diskussionsforen aus ihrem Alltag berichten. (Es gibt während des<br />

Projektes immer ein Diskussionsforum, ein „Klassencafé“, das für die<br />

Kommunikation zwischen den Schülern gedacht ist.) Oft werden von<br />

meinen Schülern am Islamischen Gymnasium auch Themen<br />

aufgegriffen, die für Schüler aus einem nichtislamischen Umfeld<br />

vermutlich weniger relevant sind, wie zum Beispiel Bekleidungsfragen<br />

oder Rollenverhalten Mann-Frau. moodle kann somit auch einen Beitrag<br />

zum besseren Verständnis zwischen Unterrichtenden und Lernenden<br />

leisten.<br />

Findet in den Foren quasi ein interkultureller Austausch statt?<br />

Ich glaube, dass die Foren den Schülern viele gute Möglichkeiten bieten<br />

können, verschiedene Meinungen innerhalb der Klasse intensiv zu<br />

diskutieren und somit auch die Klassenkollegen besser kennen zu<br />

lernen. Treffen dabei unterschiedliche Kulturen aufeinander, findet<br />

automatisch interkultureller Austausch statt, das Interesse bzw. die<br />

Sensibilität der Schüler für das Andere, das „Fremde“ werden größer.<br />

Welche Probleme können beim Einsatz von moodle im Unterricht<br />

auftreten?<br />

Ein sehr wichtiges Thema, das ich auch anderen Kolleginnen und<br />

Kollegen ans Herz legen möchte, ist das Zeitmanagement beim Arbeiten<br />

mit der Lernplattform. Die Faszination ist am Anfang sehr groß, man<br />

möchte gerne sofort alles lesen, was die Kinder geschrieben und<br />

erarbeitet haben, und es passiert sehr leicht, dass man Stunden auf der<br />

Lernplattform verbringt. Auch die Bewertung und das Kursdesign<br />

nehmen vor allem am Anfang viel Zeit in Anspruch. Daher ist es am<br />

besten, sich selbst einzuschränken und sich eine gewisse Zeit pro Tag<br />

für das Arbeiten auf der Plattform vorzunehmen, eine halbe Stunde zum<br />

Beispiel, und dann wirklich konsequent online zu arbeiten.<br />

Organisatorisch muss man darauf achten, dass wirklich alle Kinder<br />

Zugang zum Internet haben, da sich ansonsten Schüler, die zu Hause<br />

keinen Internetzugang haben, ausgegrenzt fühlen könnten. Ein Tipp für<br />

moodle-Neueinsteiger ist auf jeden Fall, sich am Anfang von erfahrenen<br />

Kollegen unterstützen zu lassen. moodle ganz allein zu erschließen ist<br />

sicher sehr zeitintensiv.<br />

Hat sich für Sie durch den Einsatz der Lernplattform eine neue<br />

Lehrerrolle ergeben?<br />

Für mich persönlich hat sich die Lehrerrolle nicht verändert, weil ich die<br />

121


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Mag. Dietmar Hanz<br />

unterrichtet Mathematik<br />

und Physik am BG/BRG<br />

Ramsauerstraße, linz<br />

traditionelle Lehrerrolle, so wie ich sie erlebt habe, immer schon in Frage<br />

gestellt habe. Für mich bietet die Lernplattform eher die Möglichkeit,<br />

kooperatives und eigenverantwortliches Lernen zu forcieren. Viele<br />

Jugendliche verfügen beispielsweise über ausgezeichnete EDV-<br />

Kenntnisse. Ich habe als Lehrerin keine Angst davor, die Rollen zu<br />

tauschen und auf diesem Gebiet von meinen Schülern zu lernen.<br />

Besonders engagierte Schüler bitte ich auch, in den Foren als Co-<br />

Moderatoren zu agieren. Auf diese Weise kann ich sehr viel<br />

Verantwortung an die Jugendlichen abgeben. Ich finde es sehr<br />

angenehm, dass ich bei moodle als Lehrerin nicht so im Mittelpunkt<br />

stehe, sondern – ganz im Gegenteil – Lernbegleiterin oder, moderner<br />

gesagt, Coach bin. Mit dieser Rolle kann ich mich viel eher anfreunden.<br />

moodle hat also nicht unbedingt meine Lehrerrolle verändert, es ist aber<br />

eine Unterrichtsform, mit der ich mich als Lehrerin sehr gut identifizieren<br />

kann.<br />

Vielen Dank für das Interview!<br />

Unterricht mit moodle –<br />

Ein Interview mit Mag. Dietmar Hanz, BG/BRG<br />

Ramsauerstraße, Linz<br />

Mag. Hanz unterrichtet Mathematik und Physik am BG/BRG<br />

Ramsauerstraße. Im Interview erzählt er von der Einführung der<br />

Lernplattform moodle an seiner Schule, davon wie moodle auf<br />

Lehrer- und Schülerseite „angekommen“ ist und von seinen<br />

persönlichen Erfahrungen, die er beim Unterrichten mit moodle<br />

gemacht hat.<br />

Angela Kohl: Herr Mag. Hanz, Sie unterrichten am BG/BRG<br />

Ramsauerstraße, Linz. Seit wann wird an Ihrer Schule mit moodle<br />

im Unterricht gearbeitet?<br />

Seit 1997 wird E-Learning am BG/BRG Ramsauerstraße praktiziert.<br />

moodle wurde vor zwei Jahren eingeführt. Zuerst haben wir mit WeLearn<br />

gearbeitet und dann sind wir mehr oder weniger durch Zufall auf moodle<br />

gestoßen. Ich sollte eine Laptopklasse übernehmen und habe als<br />

Vorbereitung dafür einen Akademielehrgang (eDidaktik) absolviert. Um<br />

den Lehrgang erfolgreich abzuschließen, musste ich gemeinsam mit<br />

einem Kollegen eine schulinterne Lehrerfortbildung (SCHILF) zum<br />

Thema E-Learning organisieren, die wir über die Plattform WeLearn<br />

abwickeln wollten. Wir entschieden uns aber spontan für moodle, weil<br />

die Oberfläche dieser Plattform einfach intuitiver und<br />

122


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Dietmar Hanz im<br />

Interview mit Angela<br />

Kohl<br />

benutzerfreundlicher ist. Im Zuge dieser SCHILF haben unsere<br />

Kolleginnen und Kollegen dabei gleich auch moodle kennen gelernt.<br />

Ich habe daraufhin in meiner 5. Klasse „beinhart“ moodle verwendet,<br />

„beinhart“ deswegen, weil ich immer wieder in Sackgassen geraten bin,<br />

aber als Laptop-Lehrer und auch als Koordinator für Network-Belange ist<br />

mir eigentlich nichts anderes übrig geblieben, ich musste einfach<br />

voranschreiten. Ein Kollege hat im vorigen Schuljahr moodle auch in<br />

seiner Klasse eingeführt und die Plattform auch einigen Kolleginnen und<br />

Kollegen sehr gut erklärt. Und so kam das ins Laufen. Die moodle-<br />

Kenntnisse werden innerhalb des Lehrkörpers weitergegeben. Aber<br />

auch die Angebote eBuddy, eTutor und eTrainer wurden recht gut<br />

angenommen. Ich persönlich verwende moodle in all meinen Klassen, in<br />

denen ich Mathematik und Physik unterrichte.<br />

Wie ist moodle in Ihrer Schule „angekommen“ – sowohl auf Lehrer-<br />

als auch auf Schülerseite?<br />

Bei den Schülerinnen und Schülern ist es sehr gut angekommen. Ich<br />

habe in meiner Klasse eine Abstimmung durchgeführt: „Wollt ihr<br />

weitermoodlen, auf eine andere Plattform umsteigen oder die bisherigen<br />

Archive verwenden?“, und da haben die Schüler sich für moodle<br />

entschieden. Restlos begeistert waren sie natürlich nicht, das muss ich<br />

auch zugeben, einfach aus dem Grund, weil die Anwender noch nicht so<br />

fit waren. Wir Lehrer, die moodle eingeführt haben, waren alle<br />

Autodidakten, wir mussten vieles einfach ausprobieren und konnten es<br />

erst dann an Kollegen weitergeben.<br />

In welchen Unterrichtsfächern wird an Ihrer Schule mit moodle<br />

gearbeitet?<br />

Soweit ich weiß, in jedem Fach, außer vielleicht in Turnen. Unsere<br />

Schule ist eLSA (eLearning im Schul Alltag)-Schule, und an diesem<br />

„Etikett“ liegt auch unserem Direktor, Dr. Norbert Schaller, viel und wir<br />

haben seine vollste Unterstützung. Wir möchten unseren Schülerinnen<br />

und Schülern gut aufbereitete Inhalte bieten und neue<br />

Unterrichtsmethoden einsetzen. Das wird auch von den Eltern verlangt<br />

und sorgt dafür, dass unsere Schule gut besucht ist.<br />

Wird moodle also in erster Linie in Notebookklassen eingesetzt?<br />

Es wird an unserer Schule in den beiden Notebookklassen in allen<br />

Gegenständen mit moodle gearbeitet und in meiner Klasse, in der ich<br />

moodle eingeführt habe, in Mathematik, Spanisch und in Chemie über<br />

die Plattform unterrichtet. Das machen die Kolleginnen und Kollegen<br />

jedoch aus eigenem Antrieb.<br />

Ersetzt die Lernplattform die Hefte?<br />

123


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Das Arbeiten mit moodle<br />

im Unterricht erfordert<br />

eine sorgfältige Planung<br />

Ich kann jetzt nur von meinem Unterricht sprechen: Ich habe die Hefte<br />

nicht abgeschafft, da ich der Meinung bin, dass man zum Beispiel in<br />

Mathematik auch viel mit dem Kopf und mit der Hand machen muss. Ich<br />

möchte nicht, dass die traditionellen Werte wie Kopfrechnen und etwas<br />

mit der Hand entwickeln verloren gehen. Erst wenn es langweilig wird,<br />

die Formeln mit der Hand zu verwenden, verwenden wir das Werkzeug<br />

Computer. Der PC eignet sich aber sehr gut zum Erfassen der Inhalte<br />

und dafür, aus einer anderen Sichtweise an die Dinge heranzugehen,<br />

vor allem in der Geometrie. Die mathematischen Objekte werden auf<br />

einmal Gegenstand des Handelns, sprich, ich kann mir einen Körper von<br />

verschiedenen Seiten ansehen. So kann man Aufgaben ganz anders<br />

aufziehen als im herkömmlichen Unterricht.<br />

Hat sich der Unterricht seit dem Einsatz einer Lernplattform<br />

verändert?<br />

Der Unterricht hat sich so verändert, wie er sich meines Erachtens<br />

verändern muss, wenn man E-Learning betreibt. Wer versucht, den<br />

Unterricht mit den E-Learning-Werkzeugen so zu gestalten wie bisher,<br />

wird scheitern und wird das E-Learning verfluchen. Es ist bereits ein<br />

Paradigmenwechsel weg vom Lehren hin zum Lernen geschehen. Der<br />

Lehrer muss jetzt – noch mehr als früher – Experte des Lernens werden.<br />

Das Lehren gibt es zwar auch noch, in Form des Instruierens und<br />

Organisierens, das nenne ich dann aber eher Lehrer-Info. Der<br />

Frontalunterricht muss aber auf jeden Fall sehr stark zurückgenommen<br />

werden.<br />

Ist der Unterricht durch die Verwendung der Lernplattform moodle<br />

„besser“ geworden?<br />

moodle bietet mit seinen Modulen sehr viele Werkzeuge, die den<br />

Unterricht positiv beeinflussen können. Der Einsatz neuer Methoden, wie<br />

zum Beispiel des kooperativen Lernens, wird den Lehrkräften mit moodle<br />

nahe gelegt. Man kann präziser unterrichten, und der Unterricht wird<br />

besser dokumentiert. Man kann sehr einfach Ordnung in seine<br />

Materialien bringen und diese auch den Schülern näher bringen.<br />

Natürlich erfordert das Arbeiten mit moodle auch eine genauere Planung<br />

des Unterrichts, weil ich vorher genau wissen muss, wozu ich die<br />

Plattform verwenden möchte. Der alleinige Einsatz der Plattform macht<br />

keinen guten Unterricht aus.<br />

Wie wirkt sich das computergestützte Lernen auf den Lernerfolg<br />

der Schülerinnen und Schüler aus?<br />

Um diese Frage beantworten zu können, habe ich bisher noch zu wenig<br />

evaluiert. Wenn man alle didaktischen Theorien für bare Münze nimmt,<br />

dann sollte sich der Einsatz von E-Learning positiv auf den Lernerfolg<br />

auswirken. Die Schüler sind grundsätzlich mit mehr Freude bei der<br />

Sache, aber ich denke, dass das in erster Linie auf die<br />

124


e-<strong>LISA</strong> <strong>academy</strong> <strong>DOSSIER</strong>-Reader<br />

Aufgabenstellungen zurückzuführen ist und nicht auf den Computer.<br />

Man kann nicht sagen, dass die Schüler besser lernen, nur weil man E-<br />

Learning betreibt. Guter Unterricht steht und fällt mit der Person, die für<br />

die Klasse verantwortlich ist.<br />

Wie gestalten Sie die Beurteilung der Arbeit auf der Lernplattform?<br />

Mein Problem am Ende jedes Schuljahres war die gerechte<br />

Notenfindung. Die Schüler haben sich mit ihren Arbeiten immer bis zum<br />

Schluss Zeit gelassen und oft wurde um die Note gefeilscht, bzw. in<br />

allerletzter Minute wurde noch versucht, die Note zu verbessern. Früher<br />

dominierten bei mir die Schularbeiten bei der Notengebung,<br />

Hausübungen und Mitarbeit waren eher sekundär.<br />

Heute ist das Lernen anders, der Schüleranteil im Unterricht ist mehr<br />

geworden, die Kinder lernen auch im Unterricht und geben Lernprodukte<br />

ab, kurzum, es gibt heute viel mehr zu beurteilen. Über die Aufgaben in<br />

moodle kann man auch sehr gut benoten. Ich habe die<br />

Leistungsbeurteilung aufgeteilt nach Hausübung, Schulübung,<br />

eigenständige Mitarbeit, Teamarbeit, ... Die Gewichtung der einzelnen<br />

Elemente (Kategorien in Moodle) wurde und wird am Anfang des<br />

Schuljahres in der Klasse besprochen und diskutiert. Auf abgegebene<br />

Aufgaben werden dann Punkte vergeben, und die Schüler können<br />

jederzeit – auch während des Schuljahres – sehen, wo sie stehen, und<br />

können entscheiden, ob sie mit ihrer Note schon zufrieden sind oder ob<br />

sie sich in einem Bereich noch verbessern möchten. Dieses System ist<br />

sehr transparent und funktioniert in der Regel sehr gut. Das<br />

unangenehme „Notenfinden“ ist jetzt für mich weggefallen.<br />

Was möchten Sie moodle-Einsteigerinnen und -Einsteigern<br />

besonders an Herz legen?<br />

Der Unterricht mit moodle erfordert eine sehr sorgfältige Planung im<br />

Voraus. Es funktioniert nicht, dass ich in eine Klasse eintrete und mir<br />

spontan etwas einfallen lasse. Empfehlen würde ich den Kolleginnen<br />

und Kollegen auch, sich schrittweise mit der Plattform vertraut zu<br />

machen und sich an einen eBuddy zu wenden, damit man bei den ersten<br />

Versuchen nicht alleine ist. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es<br />

sich auszahlt, am Anfang Zeit in moodle zu investieren, weil man einmal<br />

erstellte Vorbereitungen ganz einfach wieder verändern und adaptieren<br />

kann – kein Vergleich mit einer schriftlichen Vorbereitung (von Hand)!<br />

Ansonsten würde ich sagen: Einfach darauf einlassen! Denn erst, wenn<br />

man sich in die Materie vertieft hat, kann man sagen, ob sie gut oder<br />

schlecht ist. Ein guter Vergleich ist folgender Satz: „Die Güte eines<br />

Apfels erkennt man erst, wenn man hineinbeißt und schluckt!“ (Zitat<br />

eines Kollegen bei der Vorstellung der Standards)<br />

Vielen Dank für das Interview!<br />

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