Taxi Times DACH - 4. Quartal 2021
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KRANKENFAHRTEN<br />
DAK-PATIENTEN WERDEN<br />
ZU SELBSTZAHLERN<br />
Krankenfahrten zu Dumpingpreisen – unter diesem Motto agierte in diesem Jahr<br />
vor allen Dingen die DAK. In Mecklenburg-Vorpommern ziehen die <strong>Taxi</strong>- und<br />
Mietwagenunternehmer jetzt die Notbremse.<br />
Immer wieder gibt es Krankenkassen,<br />
die im Alleingang ihre Ausgaben für<br />
Krankenfahrten reduzieren wollen.<br />
Aktuell hat nun im nordöstlichsten Bundesland<br />
die DAK Ende Juli ihre Mitgliedschaft<br />
im VdeK (Verband der Krankenkassen)<br />
gekündigt, um nun selbst gemäß ihrer<br />
Verpflichtung nach Paragraf 127 SGB<br />
(Sozialgesetzbuch) eigene Tarife mit den<br />
Beförderungsunternehmen auszuhandeln.<br />
So weit, so gut, denn dies ist natürlich ihr<br />
gutes Recht.<br />
Das Angebot der Krankenkasse schockierte<br />
dann aber die regionale <strong>Taxi</strong>- und<br />
Mietwagenbranche, denn trotz stark steigender<br />
Mindestlöhne, Adblue- und Treibstoffkosten<br />
bot die Krankenkasse statt des<br />
bisherigen Kilometersatzes von 1,55 Euro<br />
pro Besetztkilometer nunmehr 1,30 Euro<br />
pro Besetztkilometer an. Das entspricht<br />
einer Reduzierung um 16 Prozent. Im<br />
begleiteten Personentransport soll die<br />
Grundpauschale sogar um 34 Prozent abgesenkt<br />
werden. Diese Preise sollten dann<br />
zunächst unbefristet ab dem 1. Januar 2022<br />
für alle DAK-Fahrten im Gelegenheitsverkehr<br />
gültig sein.<br />
Ronny Bohun, <strong>Taxi</strong>unternehmer aus<br />
Stralsund, berichtet gegenüber <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong>,<br />
dass die Kasse ihre Offensive mit einer<br />
vermeintlich möglichen Mischkalkulation<br />
begründet habe. Nach Krankenkassenunterlagen<br />
stünden im nordöstlichsten<br />
Bundesland 200 Unternehmen für die<br />
gewerbliche Fahrgastbeförderung zur Verfügung.<br />
„Man hat uns <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenunternehmern<br />
gesagt, dass die DAK<br />
genug Partner habe, die für 1,30 Euro pro<br />
Besetztkilometer fahren würden. In Stralsund<br />
wäre das ein Unternehmen mit einem<br />
Auto, welches allerdings die Auftragslage<br />
der DAK nicht abfedern kann“, gibt Ronny<br />
Bohun zu bedenken.<br />
Ausgepresst: Mit<br />
Kilometertarifen von<br />
1,30 Euro lässt sich<br />
weder wirtschaftlich<br />
noch rechtskonform<br />
arbeiten.<br />
VORKASSE DURCH VERSICHERTE<br />
Aktuell formiert sich zwischen den 130<br />
organisierten <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenunternehmen<br />
im Bundesland eine starke Solidarität<br />
und man will konsequenterweise ab<br />
Januar 2022 landesweit keine Krankenverordnungsfahrten<br />
(Transportscheinfahrten)<br />
mehr für die DAK durchführen.<br />
Die Versicherten müssen dann ab dem<br />
1. Januar 2022 in Vorkasse gehen und die<br />
DAK um Kostenerstattung bitten. Als<br />
Grundlage für den Fahrpreis gilt dann die<br />
Tarifordnung des jeweiligen Landkreises.<br />
Bohun hofft, dass hier sowohl <strong>Taxi</strong>- als<br />
auch Mietwagenunternehmer an einem<br />
Strang ziehen, was dann – und nur dann! –<br />
tatsächlich Wirkung gegenüber einer so<br />
mächtigen Krankenkasse zeigen könnte.<br />
Wie immer wären dann die Versicherten<br />
die Leidtragenden, die so zunächst den<br />
<strong>Taxi</strong>tarif entrichten müssten, um dann den<br />
mühsamen Weg des Erstattungsantrages<br />
an ihre Krankenkasse zu gehen. rw<br />
MIT ERSATZKASSEN GILT EIN RAHMENVERTRAG<br />
Ronny Bohun aus<br />
Stralsund will auf<br />
keinen Fall für<br />
nur 1,30 Euro pro<br />
Besetztkilometer<br />
fahren.<br />
Viele Mecklenburger <strong>Taxi</strong>unternehmen<br />
sind im Landesverband für das <strong>Taxi</strong>und<br />
Mietwagengewerbe Mecklenburg-<br />
Vorpommern e. V. organisiert, der als<br />
Verhandlungspartner gegenüber dem<br />
regionalen VdeK auftritt. Vertragsgrundlage<br />
ist ein Grundpreis von<br />
minimal 12,30 Euro pro Fahrt inklusive<br />
maximal 5,8 Fahrgastkilometern,<br />
bevor dann ein Bruttokilometerpreis<br />
von 1,55 Euro pro Besetztkilometer<br />
zum Tragen kommt. Die Unternehmen<br />
erachteten vor allem aufgrund der<br />
anstehenden Mindestlohnerhöhungen<br />
und der aktuellen Explosion der<br />
Treibstoffkosten auch für diesen Tarif<br />
für das kommende Jahr schon eine<br />
dringende Notwendigkeit zu Nachverhandlungen,<br />
zumal im Flächenland<br />
Mecklenburg-Vorpommern regelmäßig<br />
weite An- und Abfahrten vor allem zu<br />
den Krankenhäusern notwendig sind.rw<br />
FOTOS: Witte, Bohun<br />
18 <strong>4.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong> TAXI