25.01.2022 Aufrufe

RAL 1015 taxi news - Heft 05-2021

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kommentar

Minister Scheuer, Diener zweier Herren

Nach seiner Kooperation mit

Gesundheitsminister Jens

Spahn (CDU) – zusammen

fungierten beide als Taskforce-Chefs

der Corona-Testlogistik,

von der allerdings niemand etwas

bemerkt hat – stürzt sich Andreas Scheuer

(CSU), seines Zeichens Bundesminister für

Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI),

in atemberaubendem Tempo auf zwei neue

Vorhaben.

Ende April verkündete er auf dem 7. Nationalen

Radverkehrskongress in Hamburg,

den Nationalen Radverkehrsplan NRVP 3.0,

mit dem er Deutschland bis zum Jahr 2030

zum Land der Radfahrer machen will. Dann

spätestens sollten die Bürger 180 statt nur

wie heute 120 Wege pro Jahr auf einem

Drahtesel zurücklegen, und zwar jeweils

sechs statt 3,7 Kilometer pro Fahrt.

Nur einen Tag später bläst Scheuer zur

„Wasserstoffoffensive des BMVI“. Auf

einer gemeinsamen Pressekonferenz mit

der Wirtschaftsweisen Veronika Grimm,

die auch Vorstandsmitglied des Wasserstoffzentrums

Bayern ist, bekräftigte der

Minister: „Deutschland wird Wasserstoffland.“

Die Brennstoffzellentechnologie in

Deutschland zu fördern sei Antrieb bei der

Schaffung eines Innovations- und Technologiezentrums

Wasserstofftechnologie (ITZ).

Es solle sich auf die Wertschöpfungskette

der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik

im Mobilitätsbereich konzentrieren

und kleineren und mittelständischen

Unternehmen sowie Start-ups die benötigte

Entwicklungsumgebung bieten.

So weit so gut. Schon Anfang April zitierte

das Hamburger „Manager Magazin“

die Wasserstoffexpertin Grimm mit der

Bemerkung: „Es ist utopisch zu glauben,

dass die batteriegestützte Elektromobilität

die alleinige Lösung sein wird“ – kurz

nachdem einige Autohersteller gemeldet

hatten, auf Wasserstoff als Antriebsart der

Zukunft weniger intensiv setzen zu wollen.

Ziel müsse sein, so fuhr das Blatt fort, ein

Tankstellennetz für Wasserstofffahrzeuge

zu errichten, von dem später auch der

Pkw-Verkehr profitieren könne. Ist das womöglich

ein längst fälliger Durchbruch?

Seit wann sich auch der Minister dieser

Auffassung angeschlossen hat, liegt im

Dunkeln. Immerhin war bislang gängige

Kabinettsmeinung – vielleicht mit Ausnahme

von Forschungsministerin Anja

Karliczek (CDU) – dem Brennstoffzellen-

Antrieb allenfalls im Güterfern-, Schienen-,

Luft- und Schiffsverkehr eine Chance zu

geben. Das Mantra für die Elektromobilität

per Pkw heißt dagegen Batterie, Batterie,

Batterie.

So scheint Andreas Scheuer zurzeit

politisch zweigleisig unterwegs und Diener

zweier Herren beziehungsweise Damen

zu sein. Was den Nationalen Radverkehrsplan

angeht, so folgt er gehorsam den

Spuren seines Parteichefs Markus Söder,

der sich seit seiner Niederlage im Kampf

um die Kanzlerkandidatur gegen Armin

Laschet eindeutig als Sympathisant bei der

Grünen Annalena Baerbock anbiedert. Und

Scheuers milliardenschwerer Investitionsplan

für Fahrradwege ist nichts anderes als

ein Friedensangebot an Grüne, den Bund

für Umwelt und Naturschutz BUND, den

Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club ADFC

und ähnliche automobilskeptische Vereinigungen.

Die Wasserstoff-Förderung hingegen

könnte dieses Angebot neutralisieren.

Denn erklärtes Ziel von Bündnis 90/Die

Grünen ist und bleibt batterieelektrische

Fort bewegung als umweltfreundliches

Non-Plus-Ultra.

Karl May hätte in seinen Indianerromanen

vor 150 Jahren geschrieben: „Der Minister

redet mit gespaltener Zunge.“

Quelle: (ampnet/hrr)

information

Wortklauberei: Uralt mit Garantie

Fossilien gehören ins Museum. So

manches Zeugnis der Erdgeschichte

findet sich aber – legal

oder nicht – in privaten Sammlungen

wieder. Das ist ärgerlich,

besonders in den Fällen, in denen

wesentlich Forschungsergebnisse so

verunmöglicht werden. Ein solcher Skandal

wurde jetzt beim Parteitag von Bündnis

90/Die Grünen an das politische Tageslicht

gezerrt: der fossile Verbrennungsmotor. Die

Erfindung des Rades, heute meist als Fahr-

oder Lastenrad bekannt, konnten unsere

Historiker einordnen. Die Fossilie eines

vorgeschichtlichen Verbrennungsmotors

blieb ihnen leider vorenthalten. So lernen

wir vermutlich erst viel zu spät, warum der

Verbrennungs motor mit fossilen Kraftstoffen

betrieben wird. Hätten wir das vorher

erkannt, hätten wir moderne Treibstoffe

entwickeln können.

Die weiteren Aussagen zu Klima und

Verkehr verblassen neben dieser wissenschaftlichen

Sensation. Alles beim Alten,

alles geprägt von dem schönen Bild, wie

der Mensch die Stadt erobert mit Standards

für Erreichbarkeit und Erschließung, erweiterten

Angeboten an öffentlicher Mobilität

in ländlichen Räumenn und mit Radwegen.

Im Wahlprogramm heißt das „Mobilitätsgarantie“.

Mal sehen, über welche Garantiefristen

wir uns freuen können. Spitze sind

zur Zeit sieben Jahre.

Quelle: ampnet/Sm

22 RAL 1015 taxinews · 5/2021

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!