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KARDIOLOGIE<br />
Eine andere große Herausforderung sei das Long-Covid-Syndrom,<br />
erklärt Prof. Dr. Ralf Köster, Chefarzt<br />
der Kardiologie im Asklepios Westklinikum: „Dieses<br />
neue Krankheitsbild kann auch nach mehreren Monaten<br />
noch zu Symptomen wie Müdigkeit, Luftnot<br />
und Brustbeschwerden führen.“ Bei vielen Betroffenen<br />
komme es dabei zu einer Beteiligung des Herzkreislaufsystems,<br />
die oft eine ambulante kardiologische<br />
Weiterbetreuung sowie eine enge Vernetzung<br />
zwischen stationärer und ambulanter Behandlung<br />
erfordere. „Bei der ambulanten Vorstellung können<br />
wir mit einem Herzultraschall eine Einschränkung der<br />
Herzleistung als Folge von COVID-19 ausschließen<br />
und bei einer bedeutsamen Herzbeteiligung die medikamentöse<br />
Behandlung und bei Bedarf eine weitere<br />
Abklärung einleiten. Oft ist auch eine Behandlung<br />
der psychischen Folgen der Erkrankung erforderlich.“<br />
Besonderes Augenmerk müssten die Kardiologen<br />
in der Pandemie auf die kardiologische Versorgung<br />
betagter Patientinnen und Patienten legen, betont<br />
Priv.-Doz. Dr. Tudor Pörner, Chefarzt der Kardiologie<br />
und Pneumologie in der Asklepios Klinik Wandsbek:<br />
„Vor allem in Seniorenheimen haben sie viel weniger<br />
Unterstützung durch Angehörige und vor einer Krankenhausbehandlung<br />
müssen sie sich, außer im Notfall,<br />
auf SARS-CoV-2 testen lassen. Das schreckt viele<br />
Ältere mit eingeschränkter Mobilität ab, obwohl alle<br />
Patienten vor einer Behandlung ohnehin bei uns vor<br />
Ort getestet werden. Diese Verunsicherung beeinträchtigt<br />
letztlich ihre medizinische Versorgung.“ So<br />
kämen zum Beispiel ältere Betroffene mit einer Herzschwäche<br />
erst deutlich später ins Krankenhaus, als es<br />
ratsam wäre.<br />
Wissenschaftliche Begleitung<br />
Neben der medizinischen Versorgung der Patientinnen<br />
und Patienten engagieren sich die Asklepios-Experten<br />
auch in der Forschung. „Wissenschaftlich<br />
beschäftigen wir uns unter anderem mit der Frage,<br />
inwieweit COVID-19 das Herzkreislaufsystem betrifft.<br />
Hier konnten wir im Rahmen einer Studie zeigen, dass<br />
es bei einem relevanten Anteil der Patienten, nämlich<br />
bei 22 % aller stationären COVID-19-Patienten, zu<br />
Ereignissen wie Herzrhythmusstörungen, Lungenembolien,<br />
Herzinfarkten, Schlaganfällen, Herzmuskelentzündungen<br />
oder gar kardiogenen Schocks kam“,<br />
berichtet Prof. Dr. Stephan Willems, Chefarzt der Kardiologie<br />
in der Asklepios Klinik St. Georg. Weitere<br />
Studien liefen zur Entwicklung der Herzinfarktrate in<br />
der Pandemie und anderen Fragestellungen, so Willems.<br />
Auch an der Entwicklung von Therapieverfahren<br />
sind Asklepios-Kardiologen beteiligt. „Wir nutzen<br />
für die Therapie schwerkranker COVID-Patienten zum<br />
Beispiel Antikörper, die wir anfangs aus dem Blut von<br />
Genesenen gewonnen haben“, erklärt Prof. Dr. Martin<br />
Bergmann aus der Asklepios Klinik Altona. Damit<br />
lasse sich der Verlauf der Erkrankung in den ersten<br />
sieben Tagen mit Antikörpern positiv beeinflussen.<br />
„Inzwischen gibt es auch pharmazeutisch hergestellte<br />
spezifische Antikörper.“<br />
Engagement für die Impfung<br />
„Schon früh haben wir gemerkt, dass auch unsere<br />
kardiologischen Patienten zur Covid-Hochrisikogruppe<br />
gehören“, erinnert sich Priv.-Doz. Dr. Gerian<br />
Grönefeld aus der Asklepios Klinik Barmbek.<br />
„Mit aktiver Ansprache und ruhiger Aufklärung<br />
konnten wir daher unsere Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter von der Impfung überzeugen, haben<br />
auch selbst mitgeimpft. Dabei haben wir festgestellt,<br />
dass es ganz selten auch nach Impfung, zu<br />
einer milden Entzündungsreaktion des Herzens<br />
kommen kann, allerdings deutlich weniger als bei<br />
COVID-19, und sie ist hier in allen Fällen schnell<br />
und folgenlos abgeklungen.“<br />
Bei allen Fortschritten in der Behandlung von COVID-<br />
19 bietet aber letztlich nur die Impfung einen Ausweg<br />
aus der Pandemie. Deshalb unterstützen die Kardiologen,<br />
gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen<br />
anderer Fachgebiete, auch die öffentliche Impfkampagne<br />
der Asklepios Kliniken, um den Schutz der Bevölkerung<br />
spürbar voranzubringen.<br />
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