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Wissenschaft und Technik im Islam II - Ibttm.org

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Einfall der Sonnenstrahlen gelassen war, um den<br />

Lauf der Sonne täglich verfolgen zu können.<br />

Nicht länger als sechs Jahre nach der Gründung der<br />

zweiten Sternwarte in Bagdad kam Fa¿raddaula<br />

Abu l-ºasan ‘Al¬ b. Ruknaddaula, ein weiterer<br />

B‚yide (reg. 366/976-387/997), dem Wunsch des<br />

Astronomen º®mid b. al-øi¥r al-øuand¬ nach <strong>und</strong><br />

ließ <strong>im</strong> Jahre 384/994 in Raiy (<strong>im</strong> Süden des heutigen<br />

Teheran) eine spezielle Sternwarte bauen.<br />

Der darin eingebaute Sextant mit einem Radius von<br />

ca. 20 m sollte mit seiner Teilung nach Minuten<br />

<strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>en eine äußerst genaue Messung des<br />

Sonnenstandes ermöglichen, um so zu ermitteln, ob<br />

die Schiefe der Ekliptik konstant ist, abn<strong>im</strong>mt oder<br />

zun<strong>im</strong>mt 13 (s.u.S. 25).<br />

Etwa ein Vierteljahrh<strong>und</strong>ert danach wurde, allem<br />

Anschein nach von ‘Al®’addaula b. K®k‚y®, einem<br />

lokalen Herrscher der Provinzen I◊fah®n, Hama‰®n<br />

<strong>und</strong> Yazd (reg. 398/1007-434/1041), eine Sternwarte<br />

in Hama‰®n gegründet. Der mit ihm befre<strong>und</strong>ete<br />

Ab‚ ‘Al¬ Ibn S¬n® soll ihm geklagt haben, daß<br />

die herkömmlichen Ephemeriden, die auf der Basis<br />

veralteter astronomischer Beobachtungen gemacht<br />

würden, fehlerhaft seien. Daraufhin habe der Am¬r<br />

‘Al®’addaula den Auftrag erteilt, sich mit dem Problem<br />

der Beobachtung genauer zu befassen <strong>und</strong> die<br />

erforderlichen finanziellen Mittel zur Verfügung<br />

gestellt. Ibn S¬n® habe den Auftrag übernommen,<br />

<strong>und</strong> sein Schüler Ab‚ ‘Ubaid al-©‚za®n¬ habe<br />

sich um die Herstellung der erforderlichen Instrumente<br />

gekümmert. Die Beobachtungen seien zwar<br />

durch Reisen (mit ‘Al®’addaula) <strong>und</strong> andere Hindernisse<br />

öfter unterbrochen worden, doch habe Ibn<br />

S¬n® die Ergebnisse jedenfalls in seinem Kit®b al-<br />

‘Al®’¬ niedergelegt. 14 Über den Bau der Sternwarte<br />

erfahren wir nichts Genaueres, doch erlaubt der<br />

Inhalt des kurzen Berichtes anzunehmen, daß es<br />

sich dabei um einen sachdienlichen Zweckbau gehandelt<br />

hat, in dem die Beobachtungen v<strong>org</strong>enommen<br />

wurden. Ein weiterer Bericht 15 , aus dem herv<strong>org</strong>eht,<br />

daß auch bis dahin unbekannte Instrumente<br />

zu diesem Zweck entwickelt wurden, bestätigt<br />

diese Annahme. Auch das von Ibn S¬n® selbst in<br />

einem speziellen Traktat beschriebene Beobach-<br />

13<br />

s. A. Sayılı, a.a.O. S. 118-121; F. Sezgin, a.a.O. Bd. 6,<br />

S. 220-221.<br />

14<br />

¯ah¬radd¬n ‘Al¬ b. Abi l-Q®s<strong>im</strong> al-Baihaq¬, Tat<strong>im</strong>mat<br />

—iw®n al-Ωikma, Lahore 1935, S. 52.<br />

15<br />

Ibn al-Qiffl¬, Ta’r¬¿ al-Ωukam®’ S. 422; A. Sayılı, a.a.O.<br />

S. 156-157.<br />

O B S E R V A T O R I E N<br />

21<br />

tungsinstrument mit seinen großen D<strong>im</strong>ensionen<br />

(s.u.S. 26) ist nur <strong>im</strong> Rahmen einer Sternwarte vorstellbar.<br />

16<br />

Etwa vierzig Jahre nach dem Bauwerk von ‘Al®’addaula<br />

entstand eine weitere Sternwarte in Persien,<br />

diesmal <strong>im</strong> Auftrag des Seldschuken Malik·®h b.<br />

Alparslan (reg. 465/1072-485/1092). Wie der<br />

Historiker Ibn al-A˚¬r 17 berichtet, soll die Gründung<br />

bereits <strong>im</strong> Jahre 467/1075 erfolgt sein, <strong>und</strong> einige<br />

der bedeutenden Astronomen der Zeit, wie ‘Umar<br />

b. Ibr®h¬m al-øaiy®m, Abu l-Mu˙affar al-Isfiz®r¬<br />

oder Ma<strong>im</strong>‚n b. an-Na¬b al-W®sifl¬, sollen darin<br />

gearbeitet haben. Der Ort der Sternwarte wird nicht<br />

erwähnt. Nach Vermutung heutiger Forscher könnte<br />

es Isfahan, Nischapur oder Raiy gewesen sein.<br />

Vermutlich wurde die vom Gründer angeordnete<br />

Beobachtung des H<strong>im</strong>mels nach seinem Tod weitergeführt.<br />

Nach einer Angabe soll die Sternwarte<br />

noch etwa dreißig Jahre in Betrieb gewesen sein. 18<br />

Nach unserer Kenntnis geht die erste in Nordafrika<br />

gebaute Sternwarte auf das frühe 6./12. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

zurück. Sie wurde in Ägypten unter dem<br />

Fat<strong>im</strong>iden al-§mir bi-aΩk®mill®h Ab‚ ‘Al¬ al-Man-<br />

◊‚r (reg. 495/1101-524/1130) gegründet. Der<br />

Initiator war der Wezir al-Af¥al Abu l-Q®s<strong>im</strong><br />

∞®hin·®h b. Am¬r al-uy‚· Badr (gest. 515/1121),<br />

vollendet wurde sie von dessen Nachfolger Ab‚<br />

‘Abdall®h al-Ma’m‚n al-Bafl®’iΩ¬ (gest. 519/1125).<br />

Über die komplizierte <strong>und</strong> unglückliche Geschichte<br />

dieser Sternwarte berichtet der Historiker Taq¬yadd¬n<br />

al-Maqr¬z¬ (gest. 849/1441) in seinen al-øiflafl 19<br />

aus einem anonymen Buch über den Bau (Kit®b<br />

‘Amal ar-ra◊ad). Zu der Entscheidung, in Kairo<br />

eine Sternwarte zu gründen, soll der Wezir al-Af-<br />

¥al dadurch bewogen worden sein, daß man ihm<br />

aus Syrien etwa 100 Ephemeriden für die Jahre<br />

16 E. Wiedemann, Über ein von Ibn Sînâ (Avicenna) hergestelltes<br />

Beobachtungsinstrument, in: Zeitschrift für Instrumentenk<strong>und</strong>e<br />

(Braunschweig) 45/1925/269-275 (Nachdruck in:<br />

E. Wiedemann, Gesammelte Schriften Bd. 2, S. 1110-1116<br />

<strong>und</strong> in: <strong>Islam</strong>ic Mathematics and Astronomy, Bd. 92,<br />

Frankfurt 1998, S. 129-135).<br />

17 ‘Izzadd¬n ‘Al¬ b. MuΩammad Ibn al-A˚¬r, al-K®mil<br />

fi t-ta’r¬¿, Bd. 10, Beirut 1966, S. 98.<br />

18 s. A. Sayılı, a.a.O. S. 160-166, bes. S. 166.<br />

19 Kit®b al-Maw®‘i˙ wa-l-i‘tib®r bi-‰ikr al-¿iflafl wa-l-®˚®r,<br />

Bd. 1, Kairo 1270/1854, S. 125-128, deutsche Zusammenfassung<br />

von E. Wiedemann, Zur islamischen Astronomie, in:<br />

Sirius (Leipzig) 52/1919/122-127 (Nachdr. in: Gesammelte<br />

Schriften, Bd. 2, S. 905-911 <strong>und</strong> <strong>Islam</strong>ic Mathematics and<br />

Astronomy, Bd. 92, Frankfurt 1998, S. 77-83).

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