Wissenschaft und Technik im Islam II - Ibttm.org
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O B S E R V A T O R I E N<br />
Abb. bei Wiedemann. Abb. bei Ibn S¬n®<br />
Höhen <strong>und</strong> so genau wie möglich ermittelt werden.<br />
Seine langen Schenkel ermöglichen ein Beobachtungsergebnis,<br />
das nicht nur nach Graden,<br />
sondern nach Minuten <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>en abgelesen<br />
werden kann. Zu diesem Zweck wählte Ibn S¬n®<br />
eine Schenkellänge von ca. 7 m.<br />
«Auf dem oberen Schenkel sind zwei Aufsätze<br />
befestigt, wz <strong>und</strong> a f, beide sind von genau gleicher<br />
Größe <strong>und</strong> Gestalt. Die Figur <strong>im</strong> Text zeichnet sie<br />
irrig verschieden. Beide bestehen aus einem senkrechten<br />
Stück, an das seitlich je zwei Stücke<br />
angesetzt sind. Der obere Aufsatz muß unten so<br />
ausgeschnitten sein, daß er sich rittlings auf den<br />
Schenkel setzt <strong>und</strong> sich so streng auf ihm verschiebt,<br />
daß er gar nicht <strong>im</strong> geringsten wackelt.<br />
Bei dem oberen Aufsatz ist noch besonders dafür<br />
S<strong>org</strong>e zu tragen, daß er stets senkrecht steht, also<br />
nicht kippt. Die Enden der Ansätze Ωfl <strong>und</strong> ◊Δ bilden<br />
Spitzen; in die Flächen der Ansätze sind die<br />
bekannten Löcher der Absehen gebohrt. Die beiden<br />
Spitzen bzw. die beiden Löcher jedes Aufsatzes<br />
müssen genau übereinander liegen <strong>und</strong> bei beiden<br />
Aufsätzen genau in der gleichen Höhe über<br />
der Oberfläche des Schenkels sich befinden. Lichtschwache<br />
Gegenstände wird man allgemein <strong>und</strong><br />
lichtstarke zur Orientierung über die beiden<br />
Spitzen avisieren; sie vertreten gleichsam das<br />
Sucherfernrohr, das mit unseren großen Fernrohren<br />
verb<strong>und</strong>en ist. Zur feineren Messung dienen<br />
dann die Löcher. Die so an den senkrechten Platten,<br />
die den Absehen entsprechen, angebrachten<br />
seitlichen Ansätze finden sich bei keinem anderen<br />
mir bekannten Instrument.»<br />
27<br />
«Ein Vorteil dieser Anordnung ist, daß man den<br />
Kopf bei der Beobachtung nicht über das Instrument<br />
zu beugen braucht, was sehr unbequem sein<br />
kann. Man blickt vielmehr seitlich längs des oberen<br />
Schenkels parallel zu ihm nach dem Gegenstand<br />
... Zwischen den beiden Schenkeln verschiebt<br />
sich dann die Vorrichtung mn.» 3<br />
Den zu best<strong>im</strong>menden Winkel, der aus der Höhe<br />
des beobachteten H<strong>im</strong>melskörpers besteht, ermittelt<br />
man durch die trigonometrische Relation der<br />
mit Skalen versehenen beiden Schenkel. Das Instrument<br />
wird nicht einfach auf den Boden gestellt,<br />
sondern ist mit dem Scheitel auf einem r<strong>und</strong>en<br />
Pfeiler <strong>im</strong> Mittelpunkt einer horizontalen,<br />
zylinderförmigen Mauer beweglich angebracht.<br />
So dient die Vorrichtung auch zur Best<strong>im</strong>mung<br />
des Az<strong>im</strong>uts, eine Funktion, die Ibn S¬n® ebenfalls<br />
deutlich beschreibt. 4<br />
Er weist schließlich darauf hin, daß der Untergr<strong>und</strong><br />
des Gerätes unbedingt horizontal sein muß.<br />
Zur Nivellierung schlägt er die Verwendung eines<br />
mit gefärbtem Wasser gefüllten Beckens vor<br />
(s.u. <strong>II</strong>I, 141).<br />
3 E. Wiedemann, Über ein von Ibn Sînâ (Avicenna) hergestelltes<br />
Beobachtungsinstrument, a.a.O. S. 272-273 (Gesammelte<br />
Schriften Bd. 2, S. 1113-1114).<br />
4 E. Wiedemann, Avicennas Schrift über ein von ihm ersonnenes<br />
Beobachtungsinstrument, a.a.O. S. 115-116 (Gesammelte<br />
Schriften Bd. 2, S. 1151-1152).