Wissenschaft und Technik im Islam II - Ibttm.org
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Einleitung<br />
Astronomie, auf Arabisch ‘ilm al-hai’a oder ‘ilm<br />
al-falak, zählt zu den mathematischen <strong>Wissenschaft</strong>en<br />
(al-‘ul‚m ar-riy®¥¬ya) <strong>und</strong> wird von der<br />
Astrologie, ‘ilm aΩk®m an-nu‚m oder ◊in®‘at<br />
aΩk®m an-nu‚m (<strong>Wissenschaft</strong> oder Kunst von<br />
den Geboten der Sterne), unterschieden. Die Araber<br />
hatten vor dem <strong>Islam</strong> keine wissenschaftliche<br />
Astronomie, jedoch eine reiche Kenntnis von den<br />
Sternen. 1 Diese Kenntnisse werden <strong>im</strong> allgemeinen<br />
als Abkömmling der chaldäischen Sternkunst betrachtet.<br />
2 In der altarabischen <strong>und</strong> frühislamischarabischen<br />
Poesie werden mehr als 300 Sterne namentlich<br />
erwähnt. 3 Die Ansicht von Hommel<br />
scheint zuzutreffen, daß einige der Namen bis auf<br />
das Akkadische <strong>und</strong> Sumerische zurückgehen. 4 Es<br />
scheint auch festzustehen, daß die Tierkreiszeichen<br />
den Arabern <strong>im</strong> 1./7. Jahrh<strong>und</strong>ert bekannt waren, 5<br />
wobei nicht auszuschließen ist, daß diese Kenntnis<br />
auf die vorislamische Zeit zurückgeht.<br />
In diesem Zusammenhang ist das Caldarium <strong>im</strong><br />
Badetrakt des Schlößchens Qu◊air ‘Amra 6 (östlich<br />
von ‘Amm®n <strong>im</strong> heutigen Jordanien) höchst beachtenswert,<br />
in dessen Kuppel das Fresko eines<br />
H<strong>im</strong>melsatlas erhalten ist. Auf die astronomiegeschichtliche<br />
Bedeutung dieser Sternkarte in dem<br />
seit 1902 von Alois Musil in Aufsätzen <strong>und</strong> Monographien<br />
behandelten Umaiyadenpalast aus der<br />
Zeit 711-715 haben Fritz Saxl <strong>und</strong> Arthur Beer 7<br />
aufmerksam gemacht. Sie enthält etwa 400 Sterne,<br />
Sternbilder <strong>und</strong> die Zeichen des Tierkreises mit<br />
ihren H<strong>im</strong>melskoordinaten. Ohne hier die Frage<br />
nach der Vorlage oder Quelle dieser Darstellung<br />
diskutieren zu wollen sei gesagt, daß ihre Verfertiger<br />
eine H<strong>im</strong>melskarte erstellt haben, deren Sinn<br />
1 s. J. Henninger, Über Sternk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Sternkult in Nord- <strong>und</strong><br />
Zentralarabien, in: Zeitschrift für Ethnologie (Braunschweig)<br />
79/1954/82-117.<br />
2 Fr. Hommel, Über den Ursprung <strong>und</strong> das Alter der arabischen<br />
Sternnamen <strong>und</strong> insbesondere der Mondstationen, in:<br />
Zeitschrift der Deutschen M<strong>org</strong>enländischen Gesellschaft<br />
(Leipzig) 45/1891/592-619 (Nachdr. in: <strong>Islam</strong>ic Mathematics<br />
and Astronomy Bd. 72, Frankfurt 1998, S. 8-35); F. Sezgin,<br />
Geschichte des arabischen Schrifttums Bd. 6, S. 8.<br />
3 P. Kunitzsch, Untersuchungen zur Sternnomenklatur der<br />
Araber, Wiesbaden 1961, S. 30, s. F. Sezgin, a.a.O. Bd. 6, S. 9.<br />
4 Fr. Hommel, a.a.O. S. 599 (Nachdr., a.a.O. S. 15); F. Sezgin,<br />
a.a.O. Bd. 6, S. 9.<br />
Ansicht von Qu◊air ‘Amra von Süden (Photo: K.O. Franke).<br />
Plan von Qu◊air ‘Amra<br />
(aus Encyclopaedia of <strong>Islam</strong>, New Edition,<br />
Bd. 1, S. 612); das Caldarium ist markiert.<br />
5 s. C.A. Nallino, ‘Ilm al-falak, Rom 1911, S. 110-111; P.<br />
Kunitzsch, a.a.O. S. 21; F. Sezgin, a.a.O. Bd. 6, S. 9-10.<br />
6 s. darüber Alois Musil, ƒu◊ejr ‘Amra. Mit einem Vorwort von<br />
David Heinrich Müller. 2 B de . Wien 1907 (zu den Rezensionen<br />
s. Bibliographie der deutschsprachigen Arabistik <strong>und</strong> <strong>Islam</strong>k<strong>und</strong>e,<br />
Bd. 6, Frankfurt 1991, S. 234).<br />
7 The Zodiac of Qu◊ayr ‘Amra by Fritz Saxl. The Astronomical<br />
Significance of the Zodiac of Qu◊ayr ‘Amra by Arthur Beer, in:<br />
K.A.C. Creswell, Early Musl<strong>im</strong> Architecture, Bd. 1, Oxford<br />
1932, S. 289-303; A. Beer, Astronomical Dating of Works of<br />
Art, in: Vistas in Astronomy (Oxford) 9/1967/177-223, bes. S.<br />
177-187.