Spektakuläre Spiele im Amphitheater
Spektakuläre Spiele im Amphitheater
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1. Thema und Materialzugriff<br />
ter“ schien für eine exemplarische Bild-Text-Arbeit besonders<br />
geeignet, da hier zum einen das auf Film, Fernsehen und Eigenlektüre<br />
beruhende Vorwissen der Schüler abgerufen und kritisch<br />
hinterfragt werden konnte (am bekanntesten die vielfach in Schulbüchern<br />
1 und Medien (z.B. Ridley Scotts Film „Gladiator“) kolportierte<br />
Fehlinformation des „Daumen nach oben“ als Zeichen<br />
der Begnadigung, s.u. 5.4.); zum anderen sollten die Schüler unter<br />
Berücksichtigung verschiedener Arbeits- und Rezeptionsformen<br />
zur differenzierten Auseinandersetzung mit dieser antiken Unterhaltungsform<br />
motiviert werden.<br />
Zumal Monumentalfilme wie „Spartacus“, „Quo vadis“ und<br />
„Gladiator“ haben den (Fehl)eindruck von einer blutrünstigen,<br />
monströsen und dekadenten Gesellschaft und dem Fanatismus<br />
der Masse festgeschrieben, die nur auf das sinnlose Gemetzel an<br />
unschuldigen Opfern gierte. Dieser extrem einseitigen Perspektive<br />
sollte mit einem kultur- und mentalitätsgeschichtlichen Zugriff<br />
entgegengesteuert werden, der die psychologische, gesellschaftliche<br />
und politische Funktion ins Zentrum stellt und kritisch nach<br />
den Gründen der Faszination von amphitheatralischen <strong>Spiele</strong>n<br />
fragt. 2 So hat gerade die jüngere Forschung 3 gezeigt, dass nicht<br />
nur hingerichtete Verbrecher, venatores und Gladiatoren die Akteure<br />
in der römischen Arena sind; mindestens ebenso prominent<br />
sind der <strong>Spiele</strong>geber und die Zuschauer selbst, denen <strong>im</strong> <strong>Amphitheater</strong><br />
nicht nur die Interaktion mit dem Kaiser, sondern auch die<br />
zeitweilige Teilhabe an der Macht ermöglicht wird. Insofern dient<br />
das <strong>Amphitheater</strong> ganz zentral als ein Instrument der nobilitären<br />
bzw. kaiserlichen Herrschaftslegit<strong>im</strong>ierung und gesellschaftlichen<br />
Selbstvergewisserung.<br />
1 Z.B. Siewert, W. u.a., Ostia, Stuttgart 1985, 124, Übersetzungstext; Fink, G.,<br />
Cursus Continuus Ausgabe A, Bamberg 1997, 35, Info-Text.<br />
2 Eine differenzierte Einführung in das Phänomen der Gladiatur unter Diskussion<br />
moderner Teilanalogien (Schwerathletik, Turnier und Duell, Stierkampf, Sadomasochismus<br />
und Voyeurismus, Hinrichtungen und Gewalt in den Medien)<br />
bietet Junkelmann (2000), 12-18.<br />
3 In erster Linie sind hier zu nennen: Clavel-Lévèque (1984); Coleman (1990);<br />
(1993); (1998); (2000); Flaig (1992); Wiedemann (1992); Edmondson (1996); Junkelmann<br />
(2000); Krasser (2005).