HLZ-03-2022-blätterbar
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TITELTHEMA
HLZ 3/2022
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Das Fundament stärken
Aktiv vor Ort: Die GEW vor Ort erlebbar machen
Zeichnung: Dieter Tonn
In einer idealen GEW-Welt lernen junge Menschen schon im
Unterricht etwas über die Rolle und Bedeutung von Gewerkschaften.
Sie treffen als Studierende an den Universitäten auf
hilfreiche gewerkschaftliche Infostände und auf eine aktive
GEW-Studi-Gruppe. Im Referendariat kommen Kolleginnen
und Kollegen im Studienseminar und an der jeweiligen Ausbildungsschule
auf sie zu und stellen sich als GEW-Vertrauenspersonen
vor. Es gibt eine aktive GEW-Schulgruppe, die
sich immer wieder mal zum Austausch trifft, die Ansprechpersonen
und Veranstaltungen auf Kreisebene sind durch Aushänge
am GEW-Brett bekannt. Ganz traumhaft wird es, wenn
dann sogar die Schulleitung beim Gespräch fragt: „Na, noch
nicht GEW-Mitglied? Dann wird´s aber Zeit.“
Das alles soll es in unterschiedlichen Ausprägungen gegeben
haben, die Regel ist es heute ganz sicher nicht mehr. Und
so kommt es zu der Problematik, dass es für junge Kolleginnen
und Kollegen, die Ansprechbarkeit signalisieren und für
die GEW aktivierbar wären, an einer konkreten und wiederholten
Ansprache vor Ort fehlt, wie Befragungen der jungen GEW
nachweisen. Diese fehlende persönliche Ansprache kann durch
externe oder digitale Angebote kaum kompensiert werden.
Prädestiniert für die direkte Ansprache in Schule und Betrieb
waren und sind die GEW-Vertrauensleute in den Einrichtungen.
Dankenswerterweise gibt es immer noch viele
Kolleginnen und Kollegen, die für Informationsaustausch
und direkte Ansprache sorgen, Schulgruppen am Leben halten
und das Gesicht der GEW vor Ort sind. Dennoch muss
man konstatieren, dass die Zahl der Vertrauenspersonen - und
mit ihnen die der aktiven Schulgruppen – abnimmt. Auch
aus den Kreisvorständen ist zu hören, dass es immer schwieriger
wird, mit den Vertrauensleuten in direktem Austausch
zu bleiben und sie für gemeinsame Aktionen zu gewinnen.
Aktive Vertrauensleute berichten, dass sie es bei bestem Willen
kaum noch schaffen, mehr zu tun, als die Materialien der
Schulversände in Empfang zu nehmen und zu verteilen oder
auszuhängen. Zeit und Kraft zur aktiven Ansprache von Kolleginnen
und Kollegen, zur Organisation von Schulgruppentreffen,
auf denen etwa die nächste Gesamtkonferenz vorbereitet
wird, oder von gemeinsamen Aktionen zur nächsten
Tarifrunde sind kaum noch vorhanden. Denn gegenüber den
„traumhaften Zeiten“ hat sich viel verändert: Die Arbeitsbelastung
ist enorm gestiegen, disponible Zeiten am Nachmittag
werden angesichts der Ganztagsschule und vielfältiger
Zusatzaufgaben weiter eingeengt. Aber auch der Zeitgeist
hat sich geändert und die anhaltende pandemische Gesamtsituation
tut ihr Übriges dazu.
Ein Baustein, mit dem die GEW Hessen auf diese Situation
reagiert, war und ist die Kampagne „Aktiv vor Ort“. Sie
gibt vor allem den Kreisverbänden Ideen, Material und Knowhow
an die Hand, um bisherige Vertrauensleute zu halten und
neue zu gewinnen und die Gewerkschaftsarbeit an der Basis
wiederzubeleben oder voranzubringen. Wie man „aktiv
vor Ort“ werden kann, bestimmt sich nicht mehr nach überholten
Richtlinien für die Vertrauensleutearbeit, sondern ist
Sache der individuellen Ideen, Schwerpunkte und Spielräume.
Die Kampagne setzt vor allem auf das persönliche Gespräch.
Der Vorschlag, dass Mitglieder der GEW-Kreisverbände
und der Gesamtpersonalräte „auf einen Kaffee“ in der
Schule vorbeikommen, um Kontakte herzustellen oder wiederzubeleben,
wurde naturgemäß durch die Pandemie ausgebremst
und sollte bald wiederbelebt werden.
Alles Wissenswerte über die Kampagne findet man auf der
Homepage der GEW Hessen: www.gew-hessen.de > Mitmachen
> Aktive vor Ort
Der GEW-Bezirksverband Südhessen hat in Ergänzung eine
„Koordinierungsstelle Basisarbeit“ eingerichtet, die Kreisverbände,
Schulgruppen, Vertrauensleute und Personalräte
mit Materialien, Schulungen und Vorträgen zu unterschiedlichen
Themen unterstützen soll: vom Arbeits- und Gesundheitsschutz
über Fragen des Dienst- und Schulrechts und der
Personalratsarbeit bis zu pädagogischen und allgemeinpolitischen
Themen. Sie hilft – auch in Zusammenarbeit mit
lea bildungsgesellschaft – bei der Planung und Durchführung
von Veranstaltungen in den Kreisverbänden, bei der
Aktivierung von Vertrauensleuten und bei der Vorstellung
der GEW in den Studienseminaren und vermittelt Kontakte
zu GEW-Expert:innen auf verschiedenen Gebieten. Virtuell
oder „live“ in der GEW-Geschäftsstelle in Darmstadt werden
themenoffene Sprechstunden angeboten.
Weitere Informationen findet man unter www.gew-suedhessen.de
> Koordinierungsstelle Basisarbeit.
Tony C. Schwarz
Tony C. Schwarz ist Mitglied des Kreisvorstands und Rechtsberater
im GEW-Kreisverband Bergstraße sowie Vorsitzender des Gesamtpersonalrats
Bergstraße-Odenwald. Er hat die Kampagne „Aktiv vor
Ort“ in seiner Zeit als stellvertretender Landesvorsitzender der GEW
federführend entwickelt und vorangetrieben.