MuM 1_2022
Hypnose - hilfreich in der Zahnmeidizn
Hypnose - hilfreich in der Zahnmeidizn
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Mensch & Mund
bis 10 (sehr angenehm) im Durchschnitt
mit 8,2. Rund 82% stellten eine leichte
oder gar deutliche Verbesserung ihrer
Zahnbehandlungsphobie fest. Kein Patient
hatte mehr Angst als vorher.
Auf einer Skala von 0 bis 10 zur Messung
der Angst während der Behandlung betrug
der Mittelwert der Hypnosepatienten
2,7, der Mittelwert der Patienten
ohne Hypnose dagegen 3,6. Eine Hypnosebehandlung
führt also zu einer signifikanten
Reduktion der individuellen
Angstzustände während der Behandlung.
Zu ähnlichen Ergebnissen kam
auch eine Studie von Glaesmer et al.
Diesen Effekten liegen neurologische
Veränderungen zugrunde, die während
der Hypnose entstehen, wie eine Studie
der Universität Freiburg zeigte. So rief
die Präsentation von Angst einflößenden
Reizen starke Amygdala-Reaktionen
im Gehirn hervor. Nach der Hypnosebehandlung
ließ sich diese Reaktion
nicht mehr feststellen. Anmerkung: Die
Amygdala ist als Teil des limbischen Systems
maßgeblich an der Entstehung von
Angst beteiligt.
Wie bewirkt Hypnose
diese Effekte?
Hypnose ist als ein Zustand intensiver
Aufmerksamkeit definiert, der mit einer
erhöhten Reaktionsfähigkeit auf Bilder
und Vorstellungen einhergeht. Die
Patient*innen befinden sich dabei in
einem schlafähnlichen Zustand, der so
genannten Trance. Dieser Zustand lässt
sich positiv besetzen, indem mentale
„Entspannungsorte“ angeboten werden.
Wenn sich Patient*innen darauf einlassen,
können sie sich in Gedanken in
diese Entspannungsorte begeben und
fühlen sich dort gut aufgehoben – mit
positiven Effekten auf das Emotionsleben
und sogar die Physiologie.
Breit gefächerter
Anwendungsbereich
Das Anwendungsspektrum reicht von
der Kinderzahnbehandlung bis zur Betreuung
von Angstpatienten. Je nach Praxis
sind es vielleicht die Kinder, die am
meisten ängstlich erscheinen – aber auch
viele Erwachsene haben aus den unterschiedlichsten
Gründen Angst vor einer
Zahnbehandlung: Ihnen allen kann eine
Behandlung mit zahnärztlicher Hypnose
helfen, indem sie die Behandlung erleichtert
bzw. angenehmer gestaltet.
Häufig findet die zahnärztliche Behandlung
eines Angstpatienten unter Vollnarkose,
unter einer Sedierung oder unter
Lachgas statt. Diese Verfahren ermöglichen
zwar den Eingriff, beseitigen aber
nicht die zugrunde liegende Angst. Deshalb
betont die Deutsche Gesellschaft
für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
(DGZMK) in ihrer wissenschaftlichen
Stellungnahme die Überlegenheit
nichtmedikamentöser Therapien in der
Angstpatientenbehandlung – so wie es
die Hypnose leisten kann.
Weitere wichtige Anwendungsgebiete
sind die Behandlung von Würgereizpatienten,
die Möglichkeit, Zähne ohne
Anästhesie schmerzfrei zu ziehen, oder
Operationen ohne lokale Betäubung.
Eignet sich
Hypnose für mich?
Ob Sie hypnotisierbar sind, hängt zunächst
davon ab, wie leicht Sie sich
auf ein Thema konzentrieren und in
Trance gehen können.
Wenn Sie zum Beispiel gerne lesen
und dabei das Gefühl entwickeln,
mitten im Geschehen zu sein, spricht
vieles dafür, dass sie empfänglich für
hypnotische Suggestionen sind.
Ähnliches gilt für intensive Fernsehoder
Event-Erlebnisse.
Allgemein gilt: 10% aller Menschen
sind sehr gut hypnotisierbar, 80% gut
und nur 10% schwer.
Mit anderen Worten:
Die Wahrscheinlichkeit, dass auch
Sie einen Nutzen aus zahnärztlicher
Hypnose ziehen können, ist
sehr groß!
Mensch und Mund · 10. Jahrgang 1/2022 3