MuM 1_2022
Hypnose - hilfreich in der Zahnmeidizn
Hypnose - hilfreich in der Zahnmeidizn
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Mensch & Mund
Was bei Kindern wichtig ist
Wenn Kinder Angst vor dem Zahnarztbesuch
haben, ist besondere Umsicht
gefragt. Der Erfolg der Behandlung steht
und fällt mit dem Vertrauen des Kindes
– und der Eltern. Der begleitende Elternteil
– meist ist das die Mutter – spielt
eine entscheidende Rolle beim Aufbau
des Vertrauensverhältnisses. Fällt die
Mutter angesichts des Zahnarztstuhls
in alte Angstmuster aus ihrer eigenen
Kindheit zurück (und bei über 70% aller
Erwachsenen ist das der Fall), überträgt
sich das sofort auf ihr Kind. Sätze
wie: „Es tut nicht weh. Keine Angst, du
brauchst dich nicht zu fürchten.“ sind
absolut kontraproduktiv.
Hier sind behutsame Anweisungen
wie „Wir sind jetzt alle ganz ruhig“ nötig.
Überhaupt zeigt die Praxis, dass
es ratsam ist, indirekt mit dem Kind
zu sprechen, denn dann hat die kleine
Patient*in keine Veranlassung zu Verweigerung.
Weil Kinder von Natur aus gerne spielen,
sollten alle Möglichkeiten genutzt werden,
die Behandlung spielerisch aufzuladen.
Das fängt mit einer Umbenennung
der Instrumente an. Wenn der Bohrer
zum Schaufelbagger wird, der Luftstrahler
zum Zischer, das Wasser zur Dusche
und der Sauger zum Wasserwegzischer,
dann verlieren sie ihre unterschwellige
Bedrohlichkeit und bekommen etwas
fast schon Niedliches. Selbst Erwachsene
müssen nach dem ersten Erstaunen
schmunzeln, wenn die Punktanästhesie
vor der eigentlichen Spritze als Schlafgelee
bezeichnet wird – und wer innerlich
schmunzelt, hat keine Angst.
Hypnose ist für Kinder ein großes Wort,
umfasst aber viele kleine Elemente. Zum
Beispiel kann man die Instrumente auch
personalisieren. Dann kann der Spiegel
sprechen. Das ist fast wie im Märchen,
und das macht es für Kinder interessant.
Auf die Frage „Spieglein, was siehst
Du?“ könnte die Antwort lauten: „Einen
Zahn, der schöner werden will.“ Und
schon geht es nicht um Karies, Löcher
und Füllungen, sondern um Szenarien
wie im Märchen – das Kind ist nicht
mehr auf dem Zahnarztstuhl, sondern
an einem Entspannungsort.
Wertvolle Fortbildung
Zahnärzt*innen mit einem guten Draht zu
Kindern können sich solche Dinge selbst
ausdenken – besser ist natürlich die professionelle
Fortbildung. Allerdings ist die
Hypnoseausbildung zeitaufwändig. In der
einjährigen Lernphase steht die Übung
der achtsamen Wahrnehmung aller Reaktionen
der Patient*innen im Vordergrund,
die Empathie-Fähigkeit nimmt zu.
Hypnosezahnärzt*innen zeichnen sich
durch ein hohes Interesse an psychologischem
Einfühlen und sanfter Behandlung
aus. Sie werden auch auf Fragen in Bezug
auf Materialverträglichkeit und Behandlungsalternativen
eingehen und sich besonders
viel Zeit für die Beratung nehmen.
In diesem Sinn sind sie ganzheitliche
Zahnmediziner*innen im besten Sinn des
Wortes. Und die besondere Wertschätzung
ihrer Patient*innen gibt ihnen recht.
Was bei Kindern wichtig ist
Die Deutsche Gesellschaft für Zahnärztliche
Hypnose e.V. (DGZH) bietet auf ihrer
Website Listen von entsprechend geschulten
Zahnärzt*innnen zum Download an;
dort finden sich auch weitere Informationen
und Tipps, worauf Sie achten können
und sollten.
Dazu gehören übrigens auch die Kosten,
denn die Gesetzlichen Krankenversicherungen
erstatten Hypnosebehandlungen
im Rahmen ihrer Regelleistungen nicht.
Auch Privatpatient*innen sollten vor der
Behandlung mit ihrer Versicherung abklären,
ob diese die Kosten übernimmt oder
ob sie aus eigener Tasche gezahlt werden
müssen. Letztlich ist es die persönliche
Abwägung, was einem eine angstfreie und
angenehme Behandlung wert ist.
In jedem Fall ist es sehr tröstlich, dass
dank der Hypnose Mittel und Wege zur
Verfügung stehen, an die man im ersten
Moment oft gar nicht denkt und die doch
in jedem Einzelfall so hilfreich sein können.
6 Mensch und Mund · 10. Jahrgang 1/2022