Kunstbulletin April 2022
Unsere April Ausgabe für 2022 mit Beiträgen zu Irena Haiduk, Jean-Frédéric Schnyder, Kunsthochschulen ZHdK, Sammlung Migros Museum, uvm.
Unsere April Ausgabe für 2022 mit Beiträgen zu Irena Haiduk, Jean-Frédéric Schnyder, Kunsthochschulen ZHdK, Sammlung Migros Museum, uvm.
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Mit je einer Ausstellung widmen das Kunstmuseum und die<br />
Kunsthalle Jean-Frédéric Schnyder die bisher grösste Werkschau<br />
in Bern. Die Bilder und Objekte überzeugen durch einen versierten<br />
Umgang mit dem Alltäglichen und vermögen stets von Neuem<br />
zu überraschen mit ihrem Wechsel zwischen Ernst und Humor,<br />
liebevoller Zuwendung und Skurrilität. Marc Munter<br />
Schon früh wurde dem autodidaktischen Künstler Jean-Frédéric Schnyder internationale<br />
Beachtung zuteil mit Beteiligungen an namhaften Ausstellungen, angefangen<br />
bei ‹When Attitudes Become Form› in der Kunsthalle Bern 1969 bis hin zu seinen Autobahnbildern<br />
im Schweizer Pavillon an der Biennale Venedig 1993. Nach Anfängen<br />
in der Konzeptkunst und der Pop-Art war er in den 1980ern endgültig bei der Malerei<br />
und parallel dazu bei der Objektkunst angekommen. Aus dieser Zeit stammt auch der<br />
Grossteil der Werke in den beiden aktuellen Berner Ausstellungen.<br />
Für seine Kunst hält sich Jean-Frédéric Schnyder stets an Gewohntes und Vertrautes,<br />
an Umliegendes, mitunter Übriggebliebenes, das ihm ebenso als Material<br />
dient. Häufig arbeitet er in Werkgruppen und möchte erklärtermassen nicht mehr<br />
und nicht weniger, als etwas Schönes schaffen und das Publikum erfreuen. Doch natürlich<br />
macht er es weder sich noch uns nur einfach. Und selbst wenn es ihm die<br />
Nähe zum Alltäglichen, weil allgemein Verständlichen, erlaubt, keine grossen Worte<br />
darüber zu verlieren: Was er schafft, hat einiges zu sagen, und was er darüber erzählt,<br />
mag aufs Wesentliche beschränkt sein, doch mangelt es ihm ebenso wenig an<br />
Hintersinn und Humor wie seiner Kunst.<br />
Von der Kooperation zu den Ausstellungen<br />
Aus der Zusammenarbeit der Kuratorinnen Kathleen Bühler und Valérie Knoll<br />
vom Kunstmuseum und der Kunsthalle Bern gingen von Jean-Frédéric Schnyder je<br />
eigens konzipierte Ausstellungen hervor, die sich in mancher Hinsicht ergänzen. So<br />
kamen im Museum 68 Werke zusammen, vornehmlich aus der Sammlung Toni Gerber,<br />
dem ersten Galeristen Schnyders in Bern. Die kabinettartige Schau im Untergeschoss<br />
wird dominiert von Bildern der Jahre 1973 bis 2019, wobei sich der Kreis<br />
im letzten Raum der Kunsthalle mit Bildern aus den 1980er-Jahren bis in die Gegenwart<br />
schliesst. Unter den Werken im Museum sind auch mehrere von Schnyders<br />
expressiven, mit dem Malspachtel bunt und pastos aufgetragenen Bildern aus der<br />
Serie der ‹Berner Veduten›, 1982/83, zu sehen; einer Zeit, als der Künstler ohne Atelier<br />
mit Rennrad und Staffelei auf dem Rücken beinahe täglich Ausblicke rund um<br />
Bern festhielt. Weiter eine Gruppe von Bildern der ersten Stunde, als sich Schnyder<br />
und seine Frau Margret Rufener mithilfe von Broschüren des amerikanischen<br />
Kunstlehrers Walter T. Foster das Malen beibrachten. Eine selten gezeigte Serie von<br />
besonderem Reiz zwischen Populärkultur und eigenem künstlerischen Dreh, der<br />
sich in der Zusammenstellung und nicht zuletzt in den Konservendosendeckeln ma-<br />
36 <strong>Kunstbulletin</strong> 4/<strong>2022</strong>