Kunstbulletin April 2022

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

Stilleben, JF + M, 1970, Öl auf Leinwand, gerahmt, 200 x 390 cm, Courtesy Margret Rufener, Ausstellungsansicht Kunsthalle Bern. Foto: Gunnar Meier 40 Kunstbulletin 4/2022
wenn wir das einmal so ausstellen, müsste man vielleicht etwas machen, denn es ist ja schon ein wenig diebstahlgefährdet.» Fest steht, die Installation wirkt monumental durch die Inszenierung und Anhäufung der Kreuze, wobei solche in Schnyders Arbeit wiederholt auftauchen. Trotzdem sollten den Arbeiten nicht vorschnell Deutungen übergestülpt werden, womit ihnen ihre Autonomie als Kunstwerke, ihr Gemachtsein als Gegenstände zur offenen Betrachtung streitig gemacht würde. Ähnlich verhält es sich bei Schnyders Werken aus übriggebliebenem Material. Die über die Jahre angesammelten Schnitzabfälle der Kruzifixe presste er zu 100 teilweise intarsienartigen Bildobjekten, die gleichsam in umgekehrter Reihenfolge mit dem Titel ‹das Eine›, 2014–2021, den Eingang zum Hauptsaal flankieren. Analog dazu rahmte er zahlreiche bunt verfärbte Mallappen der letzten Jahre in einfachen Kartonrahmen als ‹Billige Bilder›, 2000–2019, und behängte damit einen kompletten Raum im Untergeschoss. Sie erinnern an sein grosses Maltuch ‹Hudel›, 1983–2004, wofür er die Lappen grossflächig zusammennähte und als solche letztmals 2021 in der Ausstellung ‹Stop Painting› in der Fondazione Prada in Venedig ausbreitete. Von der Anordnung zu ‹Dos and Don’ts› Klarheit, Symmetrie und Regelmässigkeit bestimmen im Kunstmuseum wie in der Kunsthalle die Hängung und Platzierung der meisten Arbeiten. Gleichzeitig dringt Schnyder mit seiner Kunst und deren Präsentation bewusst in Grenzbereiche vor: Während beispielsweise die grösseren Objekte auf schlichten, weissen Podesten platziert sind, ruhen die kleineren auf simplen Wandregalen, wie sie im Baumarkt erhältlich sind. Hierin zeigt sich gleichsam Schnyders Ausloten ästhetischer Konventionen der Kunst. Was sind ‹Dos and Don’ts›, was wäre ‹comme-il-faut›? Schliesslich eröffnet die Schau in der Kunsthalle auch Blickachsen zwischen den Räumen und lässt uns den Bogen früherer Arbeiten in die Gegenwart spannen. Und umgekehrt: So stehen wir in der Eingangshalle mit Sicht auf die neuste Installation beim Blick zurück gleichsam unter dem ersten gemalten Bild Schnyders, seinem grossformatigen ‹Stilleben, JF + M›, 1970. Mit dem besonderen Ausdruck einer noch etwas ungelenken Malerei und einer Ästhetik, die an Vorbilder der naiven Malerei, des Surrealismus oder der Neuen Sachlichkeit erinnert, entlässt uns das Bild wie die Ausstellungen an sich mit einem wachen wie mit einem lachenden, erfreuten Auge. Wenn nicht anders erwähnt, stammen die Zitate vom Medienrundgang mit Jean-Frédéric Schnyder am 23.2.2022 anlässlich seiner Ausstellung in der Kunsthalle Bern. Marc Munter ist Kunsthistoriker, lebt und arbeitet in Bern, m_munter@hotmail.com → ‹Jean-Frédéric Schnyder›, Kunstmuseum Bern, bis 29.5. ↗ www.kunstmuseumbern.ch → ‹Jean-Frédéric Schnyder›, Kunsthalle Bern, bis 15.5. ↗ kunsthalle-bern.ch → ‹Jean-Frédéric Schnyder – Apocalypso›, Bündner Kunstmuseum, bis 29.5. ↗ kunstmuseum.gr.ch FOKUS // JEAN-FRÉDÉRIC SCHNYDER 41
Seite 1 und 2: April 2022 Fr. 10.- / € 8.-
Seite 3 und 4: FOKUS 24 Irena Haiduk — Ökonomie
Seite 5: Editorial — Konspiratives Treffen
Seite 8 und 9: MUSÉE CANTONAL DES BEAUX-ARTS LAUS
Seite 10 und 11: Igshaan Adams Kicking Dust 05.02.-2
Seite 12 und 13: Liebe Grüsse Museum Langmatt Stift
Seite 14 und 15: VARLIN 8.4. − 25.9. 2022 EXZESSIV
Seite 16 und 17: Ruedi Bechtler Zeitreise auf dem Ko
Seite 18 und 19: Party for öyvind 16.2.-1.5.22 öö
Seite 20 und 21: ietberg.ch Unterstützt durch die S
Seite 22 und 23: Caroline Achaintre, Alberich (Detai
Seite 25 und 26: Körperschriften - 170 x 220 cm alf
Seite 27 und 28: Spinal Discipline: Julia Allnoch, I
Seite 29 und 30: Ein aus der Dunkelheit aufglühende
Seite 31 und 32: Remaster, Variety Theater Working,
Seite 33 und 34: funktioniert dies mit ‹Dream Stat
Seite 35 und 36: gewohnt Ungewohntes FOKUS // JEAN-F
Seite 37 und 38: FOKUS // JEAN-FRÉDÉRIC SCHNYDER 3
Seite 39 und 40: Billige Bilder, 2000-2019, Öl auf
Seite 41: Jean-Frédéric Schnyder (*1945, Ba
Seite 45 und 46: Die Suffragetten griffen Anfang des
Seite 47 und 48: FOKUS // KUNSTHOCHSCHULEN 45
Seite 49 und 50: Moderne, ist das in Zürich für di
Seite 51 und 52: ZHdK-Ausbildungsangebote Departemen
Seite 53 und 54: Aus den Fugen - Momente der Störun
Seite 55 und 56: Bernardi: Werden im Migros Museum a
Seite 57 und 58: Laura Lima · Bar Restaurant, 2010,
Seite 59 und 60: Schneider Willen: Das ist ein Aspek
Seite 61 und 62: Installé dans l’élégante archi
Seite 63 und 64: partir de données issues de plus d
Seite 65 und 66: Il Museo Comunale d’Arte Moderna
Seite 67 und 68: Öyvid Fahlström Basel — Auf der
Seite 69 und 70: Anne-Dominique Hubert Basel — Im
Seite 71 und 72: taumelnden Rückzugsschritten oder
Seite 73 und 74: mit Wasserfarben, kreiert Fotocolla
Seite 75 und 76: nik Stauch wiederum gibt noch eins
Seite 77 und 78: Evan Ifekoya Zürich — Klänge f
Seite 79 und 80: Igshaan Adams Zürich — Handwerkl
Seite 81 und 82: Anna Altmeier Zürich — Alle Rän
Seite 83 und 84: Nicole Eisenman · Hamlet, 2007, Ö
Seite 85 und 86: Carmen Perrin, Andrea Wolfensberger
Seite 87 und 88: Marc Lee, Birgit Kempker & Shervin
Seite 89 und 90: Louise Bourgeois · Extreme tension
Seite 91 und 92: Markus Müller · Im Umbau, 2022, H
Seite 93 und 94:
Ruedi Bechtler · Wasserfall, 2002/
Seite 95 und 96:
Banu Cennetoğlu, Thomas Hirschhorn
Seite 97 und 98:
Kathrin Affentranger · (Don’t) P
Seite 99 und 100:
Bernard Voïta · Camera VIII, 2003
Seite 101 und 102:
René Myrha · Atelier III, 1997, A
Seite 103 und 104:
Walter Swennen · Untitled (1569-19
Seite 105 und 106:
Frida Orupabo · Batwoman, 2021, Co
Seite 107 und 108:
Sylvie Fleury · Ausstellungsansich
Seite 109 und 110:
Astrid Klein · Untitled, 2010, iri
Seite 111 und 112:
Aussenansicht Zollikerstrasse 249/2
Seite 113 und 114:
anderem sind auch die Zürcher Gale
Seite 115 und 116:
von der Stiftung Plateforme 10, auc
Seite 117 und 118:
ziplinen geht in die nächste Runde
Seite 119 und 120:
Dada2025 — Podcast Online/Zürich
Seite 121 und 122:
AGENDA Schweiz *0041 Aarau Aargauer
Seite 123 und 124:
Basel/Muttenz — Anne-Lise Coste,
Seite 125 und 126:
Combremontle-Petit Davos Galerie Me
Seite 127 und 128:
Lugano — James Barnor, MASI © Ja
Seite 129 und 130:
Sigriswil — Franz Gertsch, Paradi
Seite 131 und 132:
Sursee — Jeremias Bucher, Museum
Seite 133 und 134:
Spring 2022 30.3.-28.5. Beletage Ar
Seite 135 und 136:
Bergisch Gladbach Berlin Kunstmuseu
Seite 137 und 138:
KIT - Kunst im Tunnel, Mannesmannuf
Seite 139 und 140:
Spatial Affairs - Worlding -ı 30.8
Seite 141 und 142:
Gemischtes Doppel -ı 26.2. Sindelf
Seite 143 und 144:
Pontault- Combault ICI Léon, 19, r
Seite 145 und 146:
A.B.O. Theatron - L’arte o la vit
Seite 147 und 148:
Spanien *0034 Badajoz Meiac Timoteo
Seite 149 und 150:
Santiago de Compostela Segovia Sevi
Seite 151 und 152:
Vereinigte Staaten *0001 Aspen Aspe
Seite 153 und 154:
Kunstraum Baden Lea Fröhlicher Mir
Seite 155 und 156:
HEMAUER/ KELLER Über den menschgem
Seite 157 und 158:
Heinrich Gebert Kulturstiftung JUDI
Seite 159 und 160:
Ausschreibung SCHWYZERWERKBEITRÄGE
Seite 161 und 162:
Neufrankengasse 4, CH-8004 Zürich
Seite 163:
Martin Ziegelmüller Überholungen
Alle anzeigen

Kunstbulletin April 2022

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?