geht los! das Magazin für Berufsstarter*Innen im Norden - I 2022
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So <strong>geht</strong>'s als<br />
Dänischer Azubi in Deutschland<br />
ZERTIFIKAT IM SCHNITZELBRATEN<br />
Christoffer Mitteldorf absolvierte ohne deutsche Sprachkenntnisse eine Ausbildung zum Koch und will Dank seiner<br />
Erfahrungen nun den Dänen <strong>das</strong> Schnitzelbraten beibringen.<br />
Dr. Ulrich Hoffmeister, Leiter<br />
des IHK-Geschäftsbereichs<br />
Aus- und Weiterbildung,<br />
Christoffer Mitteldorf, IHK-<br />
Projektkoordinatorinnen<br />
Anne Oleischeck und Paula<br />
Kühnau, Hoteldirektorin<br />
Landhaus Carstens (v. l.)<br />
„Die Zeit ist megaschnell vergangen. Ich habe nicht <strong>das</strong> Gefühl, <strong>das</strong>s es<br />
schon vier Jahre her ist, als ich mein Praktikum hier begonnen habe“,<br />
sagt Christoffer Mitteldorf. Diese Zeit hat er genutzt und erfolgreich<br />
zwei Berufsabschlüsse erworben, in Deutschland und in Dänemark.<br />
Vor vier Jahren schnupperte er in der Orangerie des Marit<strong>im</strong> Seehotels<br />
in T<strong>im</strong>mendorfer Strand in den Beruf hinein. Obwohl der junge Mann<br />
aus dem dänischen Nakskov damals kein Deutsch sprach, überzeugte<br />
er in dem Haus und sch<strong>los</strong>s eine Ausbildung zum Koch an. Für die<br />
theoretische Berufsausbildung besuchte er die dänische Berufsschule<br />
CELF in Nykøbing Falster. Dort sch<strong>los</strong>s er 2020 seine Ausbildung mit<br />
Bestnoten und höchster Auszeichnung ab. Nun erhielt er zusätzlich<br />
ein deutsches Anerkennungszertifikat von der IHK zu Lübeck.<br />
DEUTSCHER ABSCHLUSS ALS GÜTESIEGEL<br />
Mit zwei Abschlüssen in der Tasche <strong>geht</strong> Christoffer zurück nach<br />
Lolland, um in seinem Beruf zu arbeiten. „Es ist schade, <strong>das</strong>s Sie<br />
Deutschland verlassen“, sagte Dr. Ulrich Hoffmeister, Leiter des IHK-<br />
Geschäftsbereichs Aus- und Weiterbildung. „Aber Sie können jederzeit<br />
wiederkommen. Jetzt steht Ihnen die Welt offen.“ Er zollte dem<br />
jungen Dänen großen Respekt. „Es ist ein toller Schritt, in ein anderes<br />
Land und dort auch noch in die Sterne-Gastronomie zu gehen. Auf<br />
dem Niveau zu lernen, und zu arbeiten, ist stressig, aber Sie haben<br />
etwas <strong>für</strong>s Leben gelernt und sind mit Leidenschaft dabei.“ Nach dem<br />
Abschluss seiner Ausbildung wechselte Christoffer in <strong>das</strong> benachbarte<br />
Landhaus Carstens. Auch dort schätzen ihn die Kollegen wegen<br />
seiner Begeisterung <strong>für</strong> den Beruf und seines Talents. Hoteldirektorin<br />
Paula Kühnau freut sich <strong>für</strong> Christoffer: Einen besseren Abschluss als<br />
den deutschen gebe es nicht. Dieser werde ihm bei jeder Bewerbung<br />
weltweit helfen, einen guten Job zu finden.<br />
KOOPERATION ZWEIER LÄNDER<br />
Das in der IHK und der Handwerkskammer Lübeck angesiedelte „Fehmarnbelt-Ausbildungsbüro“<br />
unterstützte Christoffer von Anfang an.<br />
Es ist <strong>im</strong> Zusammenhang mit der Idee des Baus der festen Fehmarnbelt-Querung<br />
entstanden und erhält maßgebliche Unterstützung aus<br />
Dänemark. „Wir wollen in Deutschland und in Dänemark auf <strong>das</strong> Zusammenwachsen<br />
der Region vorbereitet sein“, erläuterte Hoffmeister.<br />
Eine besondere Rolle komme Auszubildenden wie Christoffer zu.<br />
„Diese jungen Leute sind Botschafter auf beiden Seiten, und durch sie<br />
bauen auch die Unternehmen in beiden Ländern Kontakte zueinander<br />
auf“ Damit <strong>das</strong> funktioniert, vermitteln die Projektkoordinatorinnen<br />
Anne Oleischeck (IHK) und Nina Bahlo (Handwerkskammer) junge<br />
Praktikanten aus Dänemark an deutsche Unternehmen. „Der Höhepunkt<br />
unseres Engagements ist die Verleihung eines gleichwertigen<br />
Abschlusses an die Auszubildenden“, sagte Hoffmeister.<br />
EIN MEHRWERT FÜR DÄNEMARK<br />
Der Weg dorthin sei allein wegen der Sprachbarriere nicht einfach gewesen,<br />
habe sich aber gelohnt, sagte Christoffer. „Es gibt so viele coole<br />
Leute in der Gastronomie. Das Lernen macht daher viel Spaß.“ Ohne<br />
zu wissen, was ihn erwartet, habe er sich auf die Sterne-Küche <strong>im</strong> Marit<strong>im</strong><br />
Seehotel eingelassen. „Das Besondere an dieser Ausbildung ist,<br />
<strong>das</strong>s ich alles ausprobieren konnte.“ Mit großer Begeisterung habe er<br />
Soßen gekocht. „Ich bin gern früher zur Arbeit gekommen, um Zeit <strong>für</strong><br />
<strong>das</strong> Zubereiten zu haben.“ In den vergangenen vier Jahren hat er viel<br />
über <strong>das</strong> Kochen auf beiden Seiten des Fehmarnbelts gelernt. Sobald<br />
er zurück in seiner He<strong>im</strong>at ist, will er <strong>das</strong> Beste aus beiden Kulturen<br />
anwenden. „Vor allem werde ich den Dänen zeigen, wie die Deutschen<br />
ein Schnitzel soufflieren. Das kennen wir in Dänemark nicht.“<br />
Foto: IHK/Özren<br />
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