RE-SOLUT 1/2022
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Ausbildung
Karl May war der einzige Sohn
einer armen Weberfamilie (nur
fünf seiner vierzehn Geschwister
überlebten). Er besuchte die
Volksschule in Ernstthal. Der
ehrgeizige Vater Heinrich August
May wollte seinem Sohn
bessere Chancen verschaffen, als
er selbst gehabt hatte. Er zwang
ihn, ganze Bücher abzuschreiben
und wissenschaftliche Werke zu
studieren. May wurde aber auch
vom Ernstthaler Kantor Samuel
Friedrich Strauch gefördert.
Nach einem Studium am Lehrerseminar in
Waldenburg und einem Weiterstudium am
Lehrerseminar Plauen bestand er die
Abschlussprüfung im September 1861 mit der
Gesamtnote gut.
Zunächst war er Hilfslehrer an der Armenschule
in Glauchau und dann als
Lehrer an einer Fabrikschule in
Altchemnitz. Sowohl sein Studium
als auch seine Lehrerlaufbahn
wurden unterbrochen
oder endeten wegen kleiner
Diebstähle.
Als Vorbestrafter wurde er aus
der Liste der Lehramtskandidaten
gestrichen.
Streben nach bürgerlicher Existenz
und innere Wandlung
In den beiden folgenden Jahren
bemühte sich May, seinen Lebensunterhalt
auf legale Weise zu
verdienen: Er gab in seinem Heimatort
Privatunterricht, komponierte
und trug kunstvoll dichterische
Texte vor. Existenzsichernd war dies
nicht.
Er wurde 1865 wegen Diebstahls, Betrugs
und Hochstapelei zu vier Jahren Arbeitshaus
verurteilt. Wegen guter Führung wurde er
„besonderer Schreiber“ des Gefängnisinspektors
Alexander Krell, dem er für
Fachaufsätze zuarbeitete.
Alle Versuche Mays, eine bürgerliche
Existenz aufzubauen, scheiterten. Von 1870
bis 1874 saß er im Zuchthaus Waldheim ein.
Seine innere Wandlung verdankte
er wohl dem Anstaltskatecheten
Johannes Kochta.
Endlich gesichert
Aus dem Zuchthaus entlassen
kehrte May zu seinen Eltern nach
Ernstthal zurück und begann zu
schreiben. Der Dresdner Verleger
Heinrich Gotthold Münchmeyer
stellte ihn als Redakteur in seinem
Verlag ein. Damit hatte May zum
ersten Mal einen gesicherten
Lebensunterhalt.
1879 erhielt er vom Deutschen
Hausschatz, einer katholischen
Wochenzeitung aus Regensburg, das Angebot,
seine Erzählungen dort anzubieten:
1880 begann May mit dem Orientzyklus, den
er bis 1888 fortsetzte. Parallel schrieb er noch
für andere Zeitschriften und verwendete dabei
verschiedene Pseudonyme und Titel, um sich
seine Texte mehrfach honorieren
zu lassen. So wurden bis zu
seinem Tode über einhundert
Erzählungen in diversen Zeitschriften
veröffentlicht. Der
entscheidende Durchbruch aber
kam für May mit dem Kontakt zu
Friedrich Ernst Fehsenfeld, der
ihm anbot, die Hausschatz-Erzählungen
in Buchform herauszubringen.
Mit dem Erfolg der
1892 begonnenen Reihe „Carl
May’s Gesammelte Reiseromane“
gewann er finanzielle
Sicherheit und Ruhm.
Die Legende von „Old
Shatterhand“
Karl May
Mehr und mehr behauptete er, selbst
(1907)
Old Shatterhand zu sein und die Inhalte
der Erzählungen tatsächlich erlebt zu haben.
Von einem Büchsenmacher ließ er die
legendären Gewehre anfertigen, die heute im
Karl-May-Museum Radebeul zu sehen sind –
den „Bärentöter“, die „Silberbüchse“ und den
„Henrystutzen“.
Seine Verleger und Redakteure unterstützten
die Legende, indem sie Leserbriefe
entsprechend beantworteten.
Seit etwa 1875 führte Karl May einen
Doktorgrad, ohne je promoviert oder auch nur