Sektionsheft DAV Dortmund 2022
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Bergtouren
Transalpin 2021 –
Alpenüberquerung der BTG
Die Alpen von Nord nach Süd queren, aber nicht auf dem überlaufenen E5, sondern auf einer
westlicheren Route, das war die Idee von Hildegard im Herbst 2019. Ich habe sie dann geplant
und gebucht für August 2020. Leider kam die Coronapandemie dazwischen und so mussten wir
unsere schon gebuchten Hütten absagen und die ganze Woche verschieben.
In diesem Jahr war es dann so weit und wir sind gestartet am
28.8. mit der DB-Fahrt bis Oberstdorf und per Linienbus zur JH.
Natürlich war für die Nordseite der Alpen wieder mal Regen
angesagt, der uns die ersten zwei, drei Tage begleitete. Wandern
mit Regenschirm oder Plastiktüte liefert aber auch wunderbare
Bilder von wabernden Wolken und Wasserfällen.
Per Walserbus fuhren wir bis kurz vor Baad und stiegen im
Gemsteltal aufwärts bis zur urigen Obergemstelalpe,
wo ein kleiner Holzofen nur wenig Wärme erzeugen konnte
während unserer Pause mit Kuchen und Getränken.
Über den Koblatpass gings dann auf der anderen Seite hinunter
ins Lechtal. Ein Dienst-Linienbus sah uns im Regen an der Straße
stehen und nahm uns mit bis zu einer Haltestelle in Steeg.
Die Wartezeit auf den nächsten regulären Bus verkürzten wir
uns mit Eis und Kaffee in einem Eiscafé. Ausgestiegen in Bach,
hatten wir noch 2 ½ h Aufstieg vor uns bis zur ersten Herberge,
dem Gasthaus Hermine in Madau.
Natürlich war das Wetter nicht besser am nächsten Morgen –
im Gegenteil, die Bergspitzen rundum waren verzuckert. Nach
einer langen schönen Taldurchwanderung erstiegen wir das
Flarschjoch (2464 m) bei Nebel, leichtem Regen und erstem
Neuschnee und erreichten nach kurzem Abstieg die Ansbacher
Hütte. In der Gaststube bullerte ein Holzofen, aber sonst war
kein Raum geheizt. Unsere mitgenommenen Schlafsäcke – die
Wolldecken waren in allen Hütten aus Coronaschutzgründen
weggesperrt – konnten uns nur wenig in der Nacht wärmen.
Aber am nächsten Morgen zeigte sich eine erste Wetterbesserung,
die dafür sorgte, dass wir ohne Probleme die 1200 m Abstieg
durch die Schnanner Klamm bewältigten – nur die Oberschenkel
brannten. Mit dem Linienbus fuhren wir im Stanzertal
nach Westen bis St. Anton und weiter mit einem Taxi hoch ins
Moostal zum Kartellspeicher. Beim Aufstieg zum Seßlachjöchli
(2749 m) begleitete uns wiedereinsetzender Regen, der in
leichten Schneefall überging. Nach schwierigem Abstieg durch
Schnee und Geröll erreichten wir dann bei sich bessernden Wetterverhältnissen
die Niederelbehütte, die sehr gut geheizt war
und eine großartige, nette Gastfreundschaft bot.
Am nächsten Morgen, wieder bei blauem Himmel, ging es durch
eine schöne Gebirgslandschaft mit Bächen und Seen (das Wollgras
blühte) hoch zum verschneiten Kronenjoch. Vom Kronenjoch
aus gings nochmal 100 m höher auf etwa 3030 m. Dort
erreichten wir die größte Höhe bei unserer Alpenüberquerung
mit einer Gratwanderung auf dem verschneiten österr.-schweiz.
Grenzkamm zum Futschölpass mit grandiosen Ausblicken. Nach
1000 m Abstieg durch das wunderschöne Tasnantal mit Almwiesen
haben wir dann ab der Alp Valmala (1979 m) die restlichen
15 km per Taxi bis zur JH Scuol/CH zurückgelegt, in der
uns ein leckeres Buffet erwartete.
Nach einer frühen Ortsdurchquerung und der 2-stündigen Wanderung
entlang des noch jungen Inn, gings dann nach Süden ins
Uinatal: Erst eine enge waldige Schlucht mit rauschendem, reißendem
Bach, dann bei einer Talweitung wieder grüne Almen
und als Höhepunkt der 1000 m lange zu Anfang des 20. Jahrhunderts
in den Kalkstein gesprengte Weg, zum Schluss wieder
eine breite Hochalm mit Moor. Die Schweizer Landschaftsarchitekten
haben es einfach drauf!
Nach einer Nacht in der Sesvennahütte sind wir ins Vinschgau
abgestiegen und per gebuchtem Bus (der fast täglich ab Meran
fährt – bestimmt für die vielen E5-Alpen-Überquerer) zurück
nach Oberstdorf gefahren.
Und dort hätten wir drei (Martin hatte sich schon in Burgeis/
Etschtal verabschiedet und wollte noch einige Tage im Meraner
Gebiet urlauben) wegen des Lokführerstreiks eigentlich festgesessen,
wenn uns nicht eine freundliche Bergkollegin eine Mitfahrgelegenheit
bis zu ihrem Heimatort Ulm angeboten hätte.
Dort erwischten wir mit viel Glück noch einen ICE, der uns (mit
freien Sitzplätzen, welch Glück!) in gut 4 Stunden nach Dortmund
brachte.
Nach dieser Nacht hatten wir nur noch beste Wetterverhältnisse
und konnten unseren Schirm und das Regenzeug tief im Rucksack
verstauen.
Nach einem wunderschönen 1000 m-Abstieg ins Paznauntal
nahmen wir wieder den Linienbus für die 15 km bis Ischgl
(ziemlich öde), genehmigten uns dort einen Kaffee und stiegen
dann stundenlang aufwärts im Fimbachtal durch schöne
Almwiesen bis zur Heidelberger Hütte (2262 m), die schon auf
Schweizer Gebiet liegt.
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