Sektionsheft DAV Dortmund 2022
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Bergtouren
Hüttentour
„Einmal um den Königssee“
Ihr erinnert Euch noch an den Sommer 2021? Erst im Juni erwachte das Leben in Deutschland
wieder und es war an eine Tour zu denken. Über das vorausgegangene Reservierungspuzzle für
eine Hüttentour unter erschwerten Bedingungen will ich erst gar nicht schreiben. Ein Durchhalten
lohnte sich bei allem optimistischen Bangen – wie schon 2020 – erneut.
Einziger Wermutstropfen: Bei vier Personen einschließlich Leitung
war eine ganz praktische Grenze des Beherbergungsregel-
Hin-und-Hers.
Wasser gefällt bei Hitze
Am Nachmittag in Berchtesgaden angekommen, ersparten wir
uns den steilen Aufstieg in der nachmittäglichen Juli-Hitze.
Zack, mit dem Bus zur Seilbahn und hoch ging’s ohne Schweiß
auf den Jenner. Ein herrlicher Blick auf den Watzmann und Königssee!
Später durften wir erfahren, dass eine junge Alpendurchquererin
das Hitzeproblem alternativ gelöst hatte: Sie war
einfach in voller Montur ins Seewasser gesprungen und oben
an der Hütte war sie wieder trocken gelaufen.
Schon bald verließen wir die touristische Pilgerstätte auf’m
Jenner und machten uns auf zur ersten Hütte, dem Schneibsteinhaus.
Zuvor aber statteten wir dem nahe gelegenen Carlvon-Stahl-Haus
einen Besuch ab, um mit Durchschreiten des
Hüttentors behaupten zu dürfen „ja, in Österreich sind wir auch
gewesen“.
Wasser gefällt auch kalt
Der erste richtige Wandertag führte uns zunächst durch den
Wald bergab Richtung Königssee, dann über Almgelände und
einen vergleichsweise leichten Steig zur Gotzenalm mit erneut
imposantem Ausblick tief runter zum See begrenzt vom steil hinausragenden
Watzmann. Den Tag drauf nutzten wir für eine
zuweilen steinige Rundtour übers Hochgschirr mit überaus erfrischendem
Bad im Seeleinsee auf 1.800 Metern Höhe – O-Ton
eines Teilnehmers: „brbrbrbrbrrrr, kaahhaalt“. Auch den zweiten
Abend genossen wir auf der weitläufigen Gotzenalm inmitten
Horden junger Rinder.
Wasseralm über Wasserfall
Mit der Wasseralm erwartete uns nach einem eher grünen
Wandertag die abgelegenste Hütte Deutschlands. Sie ist ein
Schmuckstück weit oberhalb des Röthfalls, der uns schon von
weitem mit seinem Rauschen begrüßte. Zuvor durften wir letzte
Blicke auf die Ausläufer des Königssees tief im Tal erhaschen,
was zähe Wolken am – eigentlich idyllischen Ausblick „Halköpfel“
- tags darauf zu verhindern wusste.
Der weitere Weg führte uns bei aufkommender Nässe zum
Kärlingerhaus am Funtensee – dem mitunter kältesten Ort
Deutschlands und für zwei Tage unsere Herberge. Der nächste
Tag blieb wettermäßig zunächst solide und stand somit für kleine
Touren in der Umgebung zur freien Verfügung.
Wasser wird fallen
Tags darauf wagten wir – dem angekündigten, ergiebigen Regen
in sicherem Abstand zuvorkommend - die Tour übers Steinerne
Meer mit leichten Klettereien (Spaß hat’s gemacht) und
das Hundstodgatterl. Der Regen war okay, Schnee fiel diesmal
keiner und die Gämse waren zuweilen erstaunlich nah. Der Abstieg
führte uns ins Wimbachgries zur gleichnamigen Hütte der
Naturfreunde als letzte Bleibe unserer Tour.
Erst abends wurde dann plötzlich klar, was mit den angekündigten
Regenfällen gemeint war: „Tja morgen haben wir hier Katastrophenalarm,
den ganzen Tag.“ Mehr war in der Funkenklave
zunächst schwer in Erfahrung zu bringen. Also: Nach einer halb
durchwachten Nacht um 5 Uhr morgens zum „Aufbruch“ gerufen.
Schon vor Mittag waren wir am Bahnhof Berchtesgaden
und alle sicher auf der Rückreise. Wenige Stunden später wäre
für uns kein Durchkommen mehr gewesen: Was vorher noch
idyllische Bergbäche waren, das wurde zu wuchtigen Strömen,
die Brücken und Straßen mitrissen.
Was sehr fehlte
Es gibt viele tolle und hilfreiche Wetter-Dienste, es gibt zumeist
ordentliche Wetter-Aushänge auf den Hütten und es gibt auch
hilfreiche Wirte. Dazu gibt es für mich seit dieser Tour einen
Grund mehr für KatWarn, Nina, den guten alten DWD und eine
gesunde Prise Vorsicht in den Bergen.
Ausblick
Die nächste Hüttentour in 2022 mit mäßigen Gehzeiten bei
moderatem Tempo soll sich an ähnlich Bergbegeisterte richten:
Alle, die einen (Wieder-)Einstieg in die Königsdisziplin des
Bergwanderns suchen und schon erste Bergerfahrung haben.
Die Tour wird voraussichtlich Mitte September stattfinden. Bitte
schaut bei Interesse im Online-Kalender.
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