GL 4/2005 - der Lorber-Gesellschaft eV
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Bericht eines Jenseitigen<br />
Wie sich <strong>der</strong> Herr mitteilt<br />
Jarah und ihre große Liebe<br />
Himmlische und irdische Liebe<br />
Er wird kommen zu richten<br />
Über die Todesfurcht<br />
Über das Segnen<br />
Heilkraft aus <strong>der</strong> Sonne<br />
Himmel und Hölle im Menschen
INHALT<br />
Otto Hillig Das Kind S. 2<br />
Klaus W. Kardelke Editorial S. 3<br />
Jakob <strong>Lorber</strong> Bericht eines Jenseitigen S. 5<br />
Gisela Fräntzki Wie sich <strong>der</strong> Herr mitteilt S. 12<br />
Jakob <strong>Lorber</strong> Der vergangene, zukünftige und<br />
gegenwärtige Christus S. 20<br />
Hans-Gerd Fischer Jarah und ihre große Liebe - Schluss S. 22<br />
Jakob <strong>Lorber</strong> Himmlische und irdische Liebe S. 31<br />
Jochen Stübner Er wird kommen zu richten ... S. 33<br />
Sebastian Franck Christus in uns S. 39<br />
Thomas von Kempen Christus spricht im Innern zur gläubigen Seele S. 40<br />
Christoph Blumhardt Die Selbstprüfung vor Gott S. 40<br />
Georg Riehle Des Vaters Sehnen nach Seinen Kin<strong>der</strong>n S. 41<br />
Schrifttexterklärung Über die Todesfurcht S. 42<br />
Ellen Paetsch Über das Segnen S. 45<br />
Maja Daum Heilkraft aus <strong>der</strong> Sonne S. 48<br />
Jakob <strong>Lorber</strong> Himmel und Hölle im Menschen S. 53<br />
Weisheitsgeschichten S. 54<br />
Jakob <strong>Lorber</strong> In die Ruhe des Geistes eingehen S. 58<br />
Max Ehrmann Desi<strong>der</strong>ata S. 59<br />
Verschiedenes S. 60<br />
Mit Namen des Verfassers versehene Beiträge müssen nicht mit <strong>der</strong> Auffassung<br />
<strong>der</strong> Schriftleitung übereinstimmen.<br />
Die Zeitschrift erscheint zweimonatlich auf freiwilliger Spendenbasis.<br />
Beiträge richten Sie bitte an die Schriftleitung.<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber: <strong>Lorber</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> e.V.<br />
Verwaltungsanschrift: Postfach 114<br />
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Schriftleitung: Klaus W. Kardelke<br />
Redaktion: Hans-Gerd Fischer, Angelika Penkin,<br />
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- Zeitschrift im Geiste christlicher Mystik -<br />
Jahrgang 25 <strong>2005</strong> Heft 4<br />
„Wahrlich ich sage euch:<br />
Es sei denn, dass ihr umkehret und werdet wie die Kin<strong>der</strong>,<br />
so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.“<br />
(Matth. 18,3)<br />
„Im Himmel wird nur <strong>der</strong> <strong>der</strong> Erste und Größte sein,<br />
<strong>der</strong> sich <strong>der</strong> Geringste und Kleinste dünken wird;<br />
denn das werde euer Ruhm, dass ihr alle den Kindlein<br />
gleich werdet in eurem Gemüte!<br />
Wer in seinem Gemüte nicht wird wie die Kin<strong>der</strong>,<br />
<strong>der</strong> wird ins Reich Gottes nicht eingehen können.“<br />
(Gr.Ev.Joh. Bd. 6 Kap. 236,11)
2 Das Kind<br />
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />
Das Kind<br />
1. Kindlich will ich Dir vertrauen,<br />
bin ich doch, o Herr, Dein Kind!<br />
Kindlich, Vater, auf Dich schauen<br />
dort, wo leis die Träne rinnt.<br />
Im Tal <strong>der</strong> Leiden<br />
find ew'ge Freuden<br />
ich durch Dein Wort.<br />
Dein Wort hat mir gegeben die<br />
Kraft, dass ich kann leben in<br />
Deinem Geist - mein Jesus!<br />
2. Wun<strong>der</strong>bar hat sich enthüllet,<br />
was mir Deine Liebe gab,<br />
die sich uns auch oft verhüllet<br />
von <strong>der</strong> Wiege bis zum Grab.<br />
Ich schaute Keime<br />
im Lebenshaine,<br />
im Herzen mein.<br />
Du, Herr, hast sie gegeben<br />
fürs wahrhaft ew'ge Leben<br />
in Deiner Gnad' - mein Jesus!<br />
Otto Hillig<br />
3. Flehend hab ich Dich gebeten,<br />
trat an mich heran die Not,<br />
bis ich, Vater, Dich hört' reden:<br />
„Kind! Du trägst in dir ,Mein Wort'.<br />
Ich will Dich führen,<br />
bist du wirst spüren<br />
in dir die Kraft!<br />
Die ewig dich soll speisen,<br />
dann wirst du dankend preisen<br />
Mich, deinen Vater Jesus.“<br />
4. Liebend hast Du mir enthüllet,<br />
was Du in Dein Kind gelegt,<br />
oft hat Dich schon Schmerz erfüllet,<br />
eh' er noch mein Herz bewegt.<br />
Du lächelst weise<br />
und weinst doch leise -<br />
kein Auge schaut's.<br />
Die Träne fließt nach innen,<br />
Dein Kind nur sieht sie rinnen -<br />
in Lieb' zu Dir - mein Jesus!
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Editorial<br />
3<br />
Editorial<br />
Leicht neigen wir bei den heutigen, immer schlechter werdenden<br />
Verhältnissen dazu, in den Chor <strong>der</strong> Klagenden mit einzustimmen. Wenn<br />
wir unser Vertrauen nicht in Gott setzen, son<strong>der</strong>n in die Welt und ihrem<br />
scheinbaren Glück, geben wir <strong>der</strong> Hoffnungslosigkeit in unserem Herzen<br />
Raum und klagen und jammern über die schlechten Zeiten.<br />
Und so „sind allerlei Klagen unter den Menschen. Dem einen sind die<br />
Zeiten zu schlecht; es wird alles teurer und dabei auch schlechter. Wie<strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>e haben eine förmliche Wut auf die Regierungen und wälzen alle<br />
Schuld auf sie. Ein je<strong>der</strong> sucht den Grund des Übels dieser Zeit bald bei<br />
einem, bald im an<strong>der</strong>n; aber dass sich einer von all diesen Klägern bei <strong>der</strong><br />
eigenen Nase nähme und sich fragen möchte, ob nicht etwa auch er irgend<br />
zur Verschlimmerung solcher Zeit irgendwann beigetragen habe und<br />
vielleicht noch beiträgt, das fällt keinem ein! Ein je<strong>der</strong> empfindet das<br />
Übel nur von außen; aber in sich selbst erschaut er es nicht.“ (Erde 64,01)<br />
Dabei warnt uns schon die Heilige Schrift die Untugend des Klagens<br />
und Murrens abzulegen. „Was murren denn die Leute im Leben? Ein je<strong>der</strong><br />
murre wie<strong>der</strong> seine Sünde.“ (Klagelie<strong>der</strong> 3,39)<br />
„Die Gottlosen murren und klagen mit ihrem Geschick, aber wandeln<br />
dabei nach ihren Lüsten.“ (Judas 16)<br />
Im Klagen und Murren wohnt kein Vertrauen und keine Liebe, <strong>der</strong><br />
Klagende und Murrende entfernt sich von sich selbst und von Gott, er<br />
wandelt seine Wege in Angst und Furcht vor dem Kommenden und fühlt<br />
sich als Opfer <strong>der</strong> Umstände, nicht ahnend, dass er dessen Herr sein sollte.<br />
„Wer da ungeduldig wird und über dies und jenes, das er doch nicht<br />
än<strong>der</strong>n kann, murrt und oft sogar in seinem gemeinen Grimme<br />
Lästerungen über die ihn widrig vorkommenden Erscheinungen in dieser<br />
Welt denkt und offen ausspricht, <strong>der</strong> eignet sich die Liebe Gottes nicht an,<br />
son<strong>der</strong>n entfernt sich nur mehr und mehr von ihr, und das gibt keinem<br />
Menschen we<strong>der</strong> eine irdische und noch weniger eine jenseitige Ruhe und<br />
Glückseligkeit.“ (Gr.Ev.Joh. Bd. 8 Kap. 140, 4-7)<br />
Paulus rät uns: „Murret auch nicht, gleichwie jener etliche murrten und<br />
wurden umgebracht durch den Ver<strong>der</strong>ber.“ (l. Kor. 10,10) und „Tut alles ohne<br />
Murren und Zweifel, auf dass ihr seid ohne Tadel und lauter und Gottes<br />
Kin<strong>der</strong>.“ (Philli.2,14-15)<br />
Murren und Klagen sind destruktive zerstörende Emotionen. Wir<br />
zerstören mit diesen nicht nur uns selbst, unser Selbstwertgefühl, son<strong>der</strong>n<br />
verletzen auch unsere Mitmenschen und tragen zu einer geistigen<br />
Umweltverschmutzung bei. Negative Gefühle verschließen unser Herz<br />
und Gemüt vor Gott und dem Nächsten und führen letztendlich in die
4 Editorial<br />
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />
Hoffnungs- und Sinnlosigkeit, in Unglauben und Sünden. Und somit<br />
geben wir den schlechten Umständen weitere Nahrung und tragen unseren<br />
Anteil an <strong>der</strong> Verschlimmerung bei, die wir in unserem Inneren durch<br />
unsere negativen Gefühle mit hervorgerufen haben.<br />
Als Nachfolger Christi sind wir jedoch aufgerufen diese Gefühle des<br />
Klagens und Anklagens zu bekämpfen, uns darin selbst zu verleugnen und<br />
den Geist Christi in unseren Herzen wie<strong>der</strong> Raum zu geben,<br />
Eine Möglichkeit, um unsere negativen Gefühle wie<strong>der</strong> in Harmonie zu<br />
bringen ist die Dankbarkeit. Entwickeln wir ein Gefühl <strong>der</strong> Dankbarkeit<br />
für die vielen guten Dinge und Freunde, die wir haben. Richten wir unsere<br />
Aufmerksamkeit nicht auf unseren Mangel und unsere Mängel, son<strong>der</strong>n<br />
auf das, was Gott uns gegeben und mitgegeben hat, und wir werden bald<br />
wie<strong>der</strong> feststellen, wie gesegnet wir trotz alledem sind.<br />
Dankbarkeit öffnet das Herz wie<strong>der</strong> weit für den göttlichen Einstrom<br />
und die Freude im Herrn. Denn in einem heiteren und munteren und<br />
dadurch auch dankbaren Herzen wohnen Liebe, Hoffnung und<br />
ungezweifelte Zuversicht. So erleben wir, dass die Dankbarkeit ein Gefühl<br />
<strong>der</strong> Freude gebiert und die Freude wie<strong>der</strong>um die Dankbarkeit.<br />
Paulus erkannte die große Macht des Frohsinns und <strong>der</strong> Dankbarkeit,<br />
wenn er uns rät: „Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar<br />
in allen Dingen, denn das ist <strong>der</strong> Wille Gottes in Christus Jesus an<br />
euch.“ (1. Thess. 5,16-18) und „Saget Dank allezeit für alles, Gott, dem<br />
Vater, in dem Namen unseres Herrn Jesus Christus.“ (Eph. 5,20)<br />
Für alles, was uns im Leben begegnet, sollten wir ein Gefühl <strong>der</strong><br />
Dankbarkeit in unseren Herzen entwickeln, denn auch Leid und Krankheit,<br />
sowie die schweren Zeiten im Leben lassen sich mit einem dankbar<br />
vertrauendem Herzen wesentlich leichter tragen und erst dann erkennen<br />
wir den Segen in ihnen.<br />
Denn denjenigen, die Gott lieben, dient ja alles zum Besten, denn<br />
„alles geschieht ja nur durch die Liebe Gottes zum wahren Wohle des<br />
Menschen. Erkennt <strong>der</strong> Mensch das dankbar in seinem Gemüte an, so<br />
nähert er sich auch stets <strong>der</strong> Liebe und <strong>der</strong> Ordnung Gottes und geht dann<br />
bald und leicht ganz in dieselbe über und wird dadurch selbst weise und<br />
mächtig.“ (Gr.Ev.Joh. Bd. 8; Kap. 140, 4-7)<br />
Wir haben die Möglichkeit unsere Welt durch gläubige Gedanken und<br />
Gefühle <strong>der</strong> Dankbarkeit und des Vertrauens zu erhellen und somit unser<br />
Licht scheinen zu lassen.<br />
Ihr Klaus W. Kardelke
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Bericht eines Jenseitigen<br />
5<br />
Bericht eines Jenseitigen<br />
(Der Herr:) „Siehe aber, Ich habe als ein wahrer Herr des Lebens die<br />
Gabe, dich in dein Inneres zurückzuführen und auf einige Momente deine<br />
innere Sehe zu stärken, und du wirst dich dann alsogleich überzeugen, was<br />
es mit dem Fortbestehen <strong>der</strong> Seele nach ihres Leibes Tod für eine<br />
Bewandtnis hat!<br />
Sage Mir, wen aus deiner früheren Zeit du nun sehen und sprechen<br />
willst, und er wird im Augenblick kommen und dir Rede und Antwort<br />
geben, und du wirst ihn auch als den erkennen, als den du ihn bei seinen<br />
Lebzeiten gekannt hast!“<br />
Und <strong>der</strong> Oberstadtrichter sagte: „So lasse mich meinen Vater sehen und<br />
sprechen, <strong>der</strong> schon vor zwölf Jahren verstorben ist und ich um ihn auch<br />
sehr viel getrauert habe, weil er mir ein überaus lieber und bie<strong>der</strong>er Vater<br />
war!“<br />
Sagte Ich zum Oberstadtrichter: „Dir geschehe nach deinem Wunsche!“<br />
Und siehe da, in demselben Augenblick stand <strong>der</strong> Vater des<br />
Oberstadtrichters, allen Anwesenden sichtbar, im Gastzimmer.<br />
Und <strong>der</strong> Sohn erkannte ihn auch alsogleich und sagte zu ihm: „Also<br />
lebst du wirklich nach dem Tode deines Leibes fort?“<br />
Sagte <strong>der</strong> Vater: „Du glaubst wohl nun, weil ich dir also zu erscheinen<br />
durch die Macht Dessen, <strong>der</strong> bei dir ist, genötigt worden bin, und du siehst<br />
mich nun, weil dir Dieser deine innere Sehe eröffnet hat; warum glaubtest<br />
denn du deiner noch lebenden Mutter und deinen drei Geschwistern nicht,<br />
die mich bald nach meinem Hintritt gesehen und gesprochen haben und ich<br />
ihnen mit kurzen Worten eröffnete, dass es mit dem Leben <strong>der</strong> Seele nach<br />
dem Tode des Leibes ganz an<strong>der</strong>s aussieht, als die Menschen in diesem<br />
kurzen Erdenleben davon, so o<strong>der</strong> so, urteilen?<br />
Am übelsten für diese kurze Lebenszeit sind diejenigen daran, die an<br />
ein Fortleben <strong>der</strong> Seele nach dem Abfalle des Leibes gar nicht glauben;<br />
denn sie behalten den Glauben, den sie von hier mitgenommen haben,<br />
jenseits noch lange fort und erwarten noch immer die ewige Vernichtung,<br />
die aber nimmer erfolgen kann und will.<br />
Und infolge solch ihres Irrglaubens sind sie auch faul und träge, für ihr<br />
jenseitiges Weiterkommen etwas zu unternehmen, und so leben sie jenseits<br />
noch – wie ich solches schon erfahren habe – oft ein paar tausend Jahre<br />
hindurch und lassen sich von ihrem unsinnigen Glauben selbst durch die<br />
lichtesten Geister nicht abwendig machen. Siehe daher du, mein Sohn, zu,<br />
dass du nicht in einem solchen Irrglauben aus <strong>der</strong> Welt scheidest!“<br />
Hierauf sagte <strong>der</strong> Oberstadtrichter: „Wahrlich, Vater, du bist es! Denn
6 Bericht eines Jenseitigen<br />
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />
du hast nun dieselben Worte zu mir gesprochen, welche du zu <strong>der</strong> Mutter<br />
und meinen Geschwistern gesprochen hast, die ich mir denn auch<br />
aufgezeichnet habe und noch als ein Heiligtum bei mir aufbewahre,<br />
obschon ich an sie bis jetzt nur einen kleinen Glauben hatte. Ich wollte<br />
dich auch selbst sehen und sprechen; aber mir wollte dieses Glück nicht<br />
zuteil werden.“<br />
Darauf sagte zu ihm <strong>der</strong> Vater: „Wie hätte denn dieses auch geschehen<br />
können? Denn wie oft ich auch zu dir kam, warst du nie zu Hause und<br />
hattest immer zu tun in <strong>der</strong> Außenwelt und ihrem Lichte, und da ist es für<br />
uns unmöglich, jemandem zu erscheinen und ihn zu belehren; denn wir<br />
sind nun in unserem Sein nicht mehr die Erscheinung, bewirkt durch eine<br />
an<strong>der</strong>e Kraft, und sind demnach die Kraft selbst, die innerlich in allen<br />
Elementen wirkt, die <strong>der</strong> sinnliche Mensch wohl erschauen kann, – aber<br />
die wirkende Kraft, als das eigentliche, wahre Sein in sich selbst, kann ein<br />
äußerer, dir gleicher Weltmensch ebenso wenig erschauen wie jede an<strong>der</strong>e<br />
in <strong>der</strong> materiellen Welt wirkende Kraft, – er müsste denn nur in sein<br />
wahres Sein in sich zurückkehren, dadurch seine innere Sehe erschließen,<br />
und er würde dann auch des wahren Seins <strong>der</strong> wirkenden Kräfte gewahr<br />
werden, sie in ihrem wahren Sein beschauen und sich mit ihnen auch in<br />
Verkehr setzen können!“<br />
Hierauf fragte <strong>der</strong> Oberstadtrichter den Vater: „Wo ist denn <strong>der</strong> Ort, wo<br />
du dich aufhältst, und wie sieht er aus?“<br />
Sagte <strong>der</strong> Vater: „In unserem Reiche gibt es gar keinen Ort, von dem<br />
man sagen könnte: ,Siehe hier, o<strong>der</strong> dort ist er, und so sieht er aus, und so<br />
ist er beschaffen!‘; denn bei uns ist ein je<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ort, den er bewohnt, für<br />
sich selbst, und das Aussehen und die Beschaffenheit des Ortes<br />
entspricht in allem und jedem <strong>der</strong> inneren Beschaffenheit des<br />
Menschen.<br />
Ich bin nun nach irdischer Rechnung doch schon eine solche Zeit<br />
drüben, in <strong>der</strong> man doch etwas Beson<strong>der</strong>es sehen und erfahren kann; aber<br />
ich habe bis jetzt noch nichts gesehen, was dem irgend gleichkäme, was<br />
man in dieser Welt vom Jenseits geglaubt, gemeint und gefabelt hat. Ich<br />
suchte den Fluss Styx und seinen Schiffer Charon und fand keines von<br />
beiden. Ich hatte schon eine Weile Tartarusangst vor einer Furie o<strong>der</strong> vor<br />
den drei unerbittlichen Richtern Minos, Äakus und Rhadamantus – allein,<br />
nichts von allem dem! Ich wollte das Elysium aufsuchen, ging weit und<br />
breit wie in einer großen Sandsteppe umher, und siehe, es wollte sich auch<br />
kein Elysium finden lassen, – kurz, ich sah und fand außer mir nichts und<br />
niemanden außer mich selbst und den sehr lockeren Boden, auf dem ich<br />
mich befand.
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Bericht eines Jenseitigen<br />
7<br />
Etwa nach ein paar Jahren meines Suchens – nach diesirdischer<br />
Zeitrechnung –, in welcher Zeit ich noch immer diese endlose Sandsteppe<br />
nach allen Richtungen hin durchzog, entdeckte ich in einer ziemlich<br />
bedeutenden Ferne endlich doch jemanden, <strong>der</strong> sich ganz in demselben<br />
Zustande zu befinden schien, in dem ich mich befand. Ich ging schnellen<br />
Schrittes auf diesen Jemand zu und war bald vollends bei ihm.<br />
Als ich zu ihm kam, fragte ich ihn sogleich, sagend: ,Du scheinst dich<br />
eben auch in einem mir ähnlichen Zustande zu befinden! Unter den Füßen<br />
nichts als eine unendlich fortzudauern scheinende Fläche Sandes, über<br />
dem Haupte ein mehr dunkel- als lichtgraues Genebel, und man sieht sonst<br />
nichts als sich selbst und seine in den Sand eingedrückten Tritte. Es geht<br />
auch kein Wind, und von einem Wasser o<strong>der</strong> einem an<strong>der</strong>n Objekte ist gar<br />
keine Rede. Bei zwei Jahre irdischer Rechnung irre ich in dieser<br />
Sandwüste umher und finde auch nichts, davon man sich sättigen und<br />
einen allfälligen Durst stillen könnte. Ich weiß, dass ich das Zeitliche<br />
verlassen habe und als eine wahrlich arme Seele in dieser Wüste<br />
umherwan<strong>der</strong>e, was mir schon wirklich im höchsten Grade unangenehm<br />
ist. Ich habe mir die größte Mühe gegeben, hier in dieser sein sollenden<br />
Geister- o<strong>der</strong> Seelenwelt alles das aufzusuchen und aufzufinden, an das ich<br />
in <strong>der</strong> Welt so halbwegs geglaubt habe, aber nichts von allem - - -.<br />
Du bist nun nach zwei Jahren die erste mir ähnliche Erscheinung.<br />
Weißt du mir vielleicht zu sagen, was man hier tun und anfangen soll, um<br />
denn doch endlich einmal einen Ort zu finden, in welchem so halbwegs zu<br />
bestehen wäre? Denn ich bin des Suchens in dieser weiten Sandsteppe<br />
schon müde geworden und habe wahrlich keine Lust mehr, weitere<br />
Schritte vor- und rückwärts zu machen!‘<br />
Darauf sagte <strong>der</strong> mir ähnlich Scheinende und sich in gleichen<br />
Zuständen Befindende: ,Ja, mein Freund, wie dir, so geht es gar zahllos<br />
vielen in diesem Reiche, die das, was du suchst, schon viele Jahrhun<strong>der</strong>te<br />
lang suchen! Wenn du hier etwas finden willst, so musst du es nicht so<br />
anstellen, wie auf <strong>der</strong> materiellen Welt, in <strong>der</strong> man alles nur außer sich<br />
sucht. Wer hier das tut, <strong>der</strong> findet ewig nichts! Denn hier gibt es außer ihm<br />
keinen Ort und keine Gegend mehr, und würde er diese auch auf allen<br />
Punkten des unendlichen Raumes irgend finden wollen.<br />
Du musst also mit deinen Sinnen, mit deinem Trachten und Wollen<br />
in dich selbst zurückgehen und in dir selbst zu suchen, zu denken und zu<br />
formen anfangen, dann erst wirst du einen Ort finden, <strong>der</strong> deinem<br />
Denken, Formen, Wollen und deiner Liebe entsprechen wird! Daher tue,<br />
als sähest du diese Sandsteppe nicht, wie auch nicht das Graugenebel über<br />
dir, son<strong>der</strong>n begib dich in die Phantasie deines inneren Gemütes, so wird
8 Bericht eines Jenseitigen<br />
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />
sich vor dir bald alles an<strong>der</strong>s gestalten! Ich habe mich darum von dir<br />
finden lassen, um dir solches zu verkünden.‘<br />
Auf diese Worte verließ mich <strong>der</strong> Jemand plötzlich wie<strong>der</strong> und ließ<br />
mich auf meiner Sandsteppe stehen. Ich beherzigte seine Worte und fing<br />
an, in mich zu gehen und so recht lebhaft zu denken, und zeichnete mir<br />
in meiner Phantasie so gut es ging eine Gegend und einen Ort, – und<br />
siehe da, es währte gar nicht lange und ich ersah bald meine Phantasie<br />
vor mir tatsächlich ausgebreitet.<br />
Sie bestand in einem Tal, das von einem Bache durchfurcht war. Links<br />
und rechts befanden sich Wiesen und auch Bäume und Sträucher, und in<br />
einiger Entfernung entdeckte ich auch einen Ort, bestehend aus niedrigen<br />
Bauernhütten, worauf es mir vorkam, dass ich diesem Orte näher kommen<br />
sollte.<br />
Ich dachte mir aber: ,So ich wie<strong>der</strong> werde zu gehen anfangen, da werde<br />
ich am Ende alles wie<strong>der</strong> verlieren, was ich mir mühsam geschaffen habe!<br />
Ich werde dafür versuchen, mir in meiner nächsten Nähe nur eine solche<br />
Hütte zu formen, – diese will ich dann recht gern für immer bewohnen und<br />
behalten!‘<br />
Ich dachte mir so etwas, und die Hütte stand auch bald da, umgeben mit<br />
einem Garten voller Obstbäume, womit ich vollkommen zufrieden war.<br />
Ich ging denn in die Hütte, um gewisserart in mir selbst zu erfahren,<br />
was sich da weiterhin ergeben werde. Als ich in die Hütte kam, fand ich<br />
sie vollkommen leer und fing wie<strong>der</strong> an, noch tiefer in mich zu gehen und<br />
zu denken, worauf bald aller Art Gerätschaften in dieser Hütte sich mir<br />
darzustellen anfingen: Stühle, Bänke, Tische und auch ein Ruhebett, ganz<br />
so, wie ich es mir gedacht hatte.<br />
Und ich dachte weiter: ,Der Tisch wäre nun da; aber es gibt auf ihm<br />
noch kein Brot und keinen Wein und sonstige Speisen!‘<br />
Wie ich daran lebhaft zu denken anfing, da befand sich auch bald des<br />
Brotes und Weines zur Genüge auf dem Tisch, und ich machte bei diesem<br />
Anblick nicht viel Säumens, griff bald nach dem Brote und so auch nach<br />
dem Weine, denn ich war schon sehr hungrig und durstig, – und siehe, ich<br />
fand mich bald darauf sehr gestärkt, und mit meinem Denken und<br />
Phantasieren fing es an, viel lebhafter und kräftiger zu gehen!“<br />
(Der Vater): „Ich trat darauf wie<strong>der</strong> aus meiner Hütte und fand alles<br />
noch so wie früher. Da dachte ich mir aber: ,Es wäre alles recht also; aber<br />
ich bin und bleibe dennoch allein! Wenn ich nur jenen früheren Freund mir<br />
jetzt herbeiwünschen könnte, damit ich ihm meinen Dank abstatten könnte<br />
für seinen mir gegebenen guten Rat!‘ – und sah bei diesem Wunsche nach<br />
jenem schon vorher erwähnten entfernten Orte hin, und sah, wie sich bald
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Bericht eines Jenseitigen<br />
9<br />
darauf von jenem Ort mehrere Menschen in <strong>der</strong> Richtung zu mir zu<br />
bewegen anfingen.<br />
Sie kamen bald in meine Nähe, und unter ihnen erkannte ich auch bald<br />
jenen Freund, <strong>der</strong> mir in <strong>der</strong> früheren Sandwüste den guten Rat erteilt<br />
hatte, und er sagte zu mir: ,Nun erwecke du in dir recht lebendig das<br />
Gefühl <strong>der</strong> Liebe, des Mitleids, <strong>der</strong> Erbarmung und des Wohltuns, und es<br />
werden bald mehrere zu dir kommen, denen es jetzt noch so geht, wie es<br />
dir ergangen ist! Teile dann mit ihnen dein Lebensbrot und deinen<br />
Lebenswein, und sie werden bald darauf deine glücklicheren Nachbarn<br />
werden! Die aber von dir nichts annehmen werden wollen, die lasse du<br />
nach ihrem Willen wie<strong>der</strong> weiterziehen und einen Ort und ein<br />
Unterkommen suchen, und es wird ihnen für<strong>der</strong> geradeso ergehen, wie es<br />
dir ergangen ist bei deinem Suchen! Du aber bleibe von nun an<br />
fortwährend wachsend in <strong>der</strong> Liebe, in <strong>der</strong> Erbarmung und in <strong>der</strong><br />
lebendigen Sehnsucht, den armen Blinden nach Möglichkeit Gutes zu<br />
erweisen; dadurch wirst du selbst fort und fort reicher und dadurch auch<br />
glücklicher werden!‘<br />
Darauf kehrten die mich in meiner Einsamkeit Besuchenden wie<strong>der</strong><br />
zurück, und ich befolgte abermals meines noch unbekannten Freundes<br />
weiteren Rat. Und siehe, es kam bald darauf eine recht große Menge<br />
dürftiger Seelen zu mir, und ich fragte sie, ob sie etwas sähen und<br />
wahrnähmen.<br />
Und sie antworteten: ,Bis jetzt noch nichts als unter unseren Füßen eine<br />
endlose Sandsteppe und über uns ein graues Genebel!‘<br />
Ich aber ging in meine Hütte und brachte ihnen Brot und Wein.<br />
Einige von ihnen ersahen alsbald das Brot und den Wein, als ich zu<br />
ihnen sagte: ,Da habt ihr Brot und Wein, und stärket euch!‘<br />
Viele an<strong>der</strong>e aber merkten es nicht, da sie in sich <strong>der</strong> Meinung waren,<br />
ich treibe mit ihnen etwa einen mutwilligen Scherz, und zogen wie<strong>der</strong><br />
weiter.<br />
Die aber Brot und Wein nahmen, ersahen auch alsbald meine Hütte und<br />
die ganze schöne Landschaft und blieben bei mir, und ich unterwies sie in<br />
<strong>der</strong> Weise, wie ich selbst unterwiesen worden war, und bald ward meine<br />
früher einsame Hütte mit einer Menge an<strong>der</strong>er wohleingerichteter Hütten<br />
umgeben, und ich fand und kam dadurch zu meinem ersten Orte und zu<br />
meiner ersten <strong>Gesellschaft</strong> und blieb so lange daselbst, bis ich mein<br />
Inneres durch die Liebe zu meinem Nächsten stets mehr und mehr<br />
erweitert hatte.<br />
Nach solcher Erweiterung erweiterte sich auch bald die Gegend, wurde<br />
lebhafter und schöner und ich in ihr stets glücklicher und erleuchteter; und
10 Bericht eines Jenseitigen<br />
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />
je mehr sich das innere Licht in mir ausbreitete und mir etwas vorstellte, so<br />
war es auch schon bald da.<br />
In solchem Zustande fing ich auch an, meiner in <strong>der</strong> Welt<br />
zurückgelassenen Angehörigen zu gedenken und mich ihnen mitzuteilen,<br />
dass es nach dem Abfalle des Leibes ein unverwüstbares Fortleben <strong>der</strong><br />
Seele gibt.<br />
Und siehe, bald darauf kamen deine Mutter und etliche Geschwister zu<br />
mir, und ich konnte mich ihnen ebenso mitteilen, wie nun dir! Sie glaubten<br />
meinen Worten, teilten dir solches auch mit, was aber bei dir bis jetzt<br />
keinen Glauben fand, indem du zu sehr mit allem deinem Denken, Lieben<br />
und Wollen dich in die starre und tote Außenwelt begeben hast.<br />
Schließlich mache ich dir noch diese Bemerkung, dass eben <strong>der</strong>jenige<br />
gute Freund, <strong>der</strong> mir in <strong>der</strong> Wüste zuerst den guten Rat erteilte, diesem<br />
Herrn, an dessen Seite du sitzest, in <strong>der</strong> Physiognomie sehr ähnlich sieht,<br />
und ich in mir bei Seinem ersten Anblick eine lichte Idee entstehen sah,<br />
dass Er <strong>der</strong> Herr von dieser und auch von unserer Welt sei. Ich rede zwar<br />
nun mit dir, – aber nicht als in einem an<strong>der</strong>n Ort, son<strong>der</strong>n nur in dem, den<br />
ich bewohne, und du kannst daraus für dich den Schluss machen, dass ich<br />
es nicht notwendig habe, um mit jemandem in dieser Welt zu verkehren,<br />
meinen Ort zu verlassen, – son<strong>der</strong>n wo ich bin und rede, da ist auch <strong>der</strong><br />
Ort mit mir.<br />
Übrigens mache ich dich nun noch darauf aufmerksam, dass du auf <strong>der</strong><br />
Außenwelt, deiner Seele nach, nun auch auf lauter Sand einherwandelst<br />
und über dir, das heißt in deinem Verstande, nichts hast als dunkelgraues<br />
Genebel.<br />
Diese Erde aber, und was du auf ihr und über ihr siehst, ist auch nur ein<br />
von einem allerhöchsten Geiste aus geschaffener Ort, geradeso, wie im<br />
kleinen Maßstabe mein kleiner Ort von mir aus geschaffen ist.<br />
Die Liebe des großen Geistes, Seine überaus hellen Lichtgedanken,<br />
Sein allmächtiges Wollen und Seine große Barmherzigkeit sind die<br />
Urelemente, aus denen Er solche wun<strong>der</strong>baren Orte herstellt und sie auch<br />
erhält, solange Er will. Du siehst demnach in dieser Welt nichts an<strong>der</strong>es als<br />
einen solchen Ort, <strong>der</strong> aus dem großen Geiste in einer gewissen Ordnung<br />
ins Dasein gesetzt wurde; für deine Seele aber bleibt er nur so lange<br />
ersichtlich und ein Etwas, solange deine Seele noch mit einer Materie<br />
umhülst ist.<br />
Wird dir diese Umhülsung genommen, dann bist du ohne Ort, ohne<br />
irgendeinen festen Boden und ohne ein bestimmtes Licht über dir, – außer<br />
du hast schon in dieser Welt den Weg in dein Inneres gefunden. Dann<br />
geht es jenseits freilich an<strong>der</strong>s; denn da kommt alles, <strong>der</strong> Ort und was dir
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Bericht eines Jenseitigen<br />
11<br />
nötig ist, schon mit dir herüber, und du brauchst da nicht erst jenseits durch<br />
einen Freund zu erfahren, wie man jenseits bei uns zu einem Wohnorte<br />
und zu einer <strong>Gesellschaft</strong> gelangt. – Das merke dir, du mein Sohn!“<br />
Hier wollte <strong>der</strong> Sohn noch weiter mit seinem Vater sprechen.<br />
Dieser aber sagte noch im Scheiden (<strong>der</strong> Vater): „Um alles an<strong>der</strong>e, um<br />
was du noch weiter wissen willst, wende dich im Herzen an Den, <strong>der</strong><br />
neben dir sitzt; denn Ihm sind alle Dinge bekannt, auf dieser Welt und in<br />
<strong>der</strong> unsrigen!“ Auf diese Worte verschwand <strong>der</strong> Geist.<br />
(Gr. Ev. Joh. Bd. 10 Kap. 172,12-175,19)<br />
„O Freunde, die ihr noch in euren Leibern wandelt auf <strong>der</strong> harten Erde,<br />
fasset, fasset das Leben in seinem Grunde! Es ist unendlich, und seine<br />
Fülle ist unermesslich! Der Grund des Lebens ist die Liebe des Vaters in<br />
Christo in uns! Diesen unendlichen Grund fasset allertiefst in euren<br />
Herzen, so werdet ihr in euch dasselbe finden, was ihr in meiner Sphäre<br />
gefunden habt. Was ihr geschaut habt, war einfach nur; aber in dem<br />
Grunde des Lebens liegt Unendliches über Unendliches!<br />
Es sind noch kaum fünfzig Erdjahre verflossen, da ich gleich euch als<br />
ein Bürger des harten Lebens auf <strong>der</strong> Erde herumwandelte. Oft hat mich<br />
<strong>der</strong> Gedanke an den einstigen Tod des Leibes erschüttert! Doch glaubt es<br />
mir, meine Furcht war eitel und leer, denn da <strong>der</strong> Tod über meinen Leib<br />
kam, und ich <strong>der</strong> Meinung war, für ewig zugrunde zu gehen und zunichte<br />
zu werden, da erst erwachte ich wie aus einem tiefen Traume und ging<br />
alsogleich erst in dieses wahre und vollkommene Leben über.<br />
Habe ich bis jetzt auch des eigentlichsten Lebens Vollendung bei<br />
weitem noch nicht erreicht, so bin ich aber doch <strong>der</strong> stets klarer und klarer<br />
werdenden Vollendung desselben näher. Wie groß und wie herrlich diese<br />
sein muss, kann ich euch noch nicht zeigen; nur kann ich aus <strong>der</strong> Fülle<br />
meiner inneren Anschauung wohl schließen, dass des Lebens Vollendung<br />
im Vater durch die reine Liebe zu Ihm etwas sein muss, was kein Geist in<br />
dieser meiner Sphäre nur im unendlich kleinsten Teile zu fassen vermag!<br />
Wohl demjenigen, ja unendlichmal wohl, <strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Erde sich die<br />
Liebe zum Herrn zum einzigen Bedürfnisse gemacht hat; denn <strong>der</strong> hat<br />
zu solcher Vollendung des Lebens den kürzesten Weg eingeschlagen!<br />
Denn, glaubet es mir, meine lieben irdischen Brü<strong>der</strong> und Freunde! Wer in<br />
sich auf <strong>der</strong> Erde die Liebe zum Herrn trägt, <strong>der</strong> trägt auch die Vollendung<br />
des Lebens in sich; denn er hat dasjenige allerheiligste und allerwun<strong>der</strong>größt-vollkommenste<br />
Ziel in sich und bei sich, zu dem ich erst<br />
langen und weiten Weges bin.“ (Geistige Sonne Bd. 1 Kap. 7,11-14)
12 Wie sich <strong>der</strong> Herr mitteilt<br />
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />
Wie sich <strong>der</strong> Herr mitteilt<br />
Gisela Fräntzki<br />
Nach <strong>der</strong> Lektüre <strong>der</strong> Abhandlung „Jakob <strong>Lorber</strong> und die<br />
Entsprechungskunde“ (Geistiges Leben 3/05) mit den vielen Belegstellen<br />
aus den Texten des <strong>Lorber</strong>werkes war ich von dem Nachweis <strong>der</strong> von<br />
dem Autor aufgestellten These, dass Gott nur in <strong>der</strong> Sprache <strong>der</strong><br />
Entsprechung zu Seinen Geschöpfen spricht, so sehr beeindruckt, dass ich<br />
zunächst schier sprachlos war und mir dazu noch viele an<strong>der</strong>e Textstellen<br />
durch den Kopf gingen (z. B. Gr.Ev.Joh. Bd. 4; 43-45), wo die Menschen<br />
murrten, als Jesus davon sprach, ihnen sein Fleisch und Blut zur Speise<br />
und zum Tranke geben zu wollen und viele sich deshalb verärgert von<br />
Ihm abwandten. Jesus erklärte den Jüngern später den Sinn Seiner Rede,<br />
(Gr.Ev.Joh. Bd. 9 Kap. 72,14ff), worauf ein Jünger sich wun<strong>der</strong>te und<br />
bemerkte: „Herr und Meister, diese Deine Belehrung an uns ist wohl<br />
verständlich, - aber als Du einmal in Kapernaum eine ähnliche<br />
Lehre.... geredet hast, da war das offenbar eine harte Lehre,<br />
beson<strong>der</strong>s für jene Menschen..., die Dein Wort nicht so verstanden haben,<br />
wie es dem wahren Sinne nach zu verstehen war.“ Weiter fiel mir ein, dass<br />
Jesus oftmals über den Unverstand Seiner Jünger klagte, wenn sie nicht<br />
verstanden, dass Er von geistigen Vorgängen sprach (Gr.Ev.Joh. Bd. 3;<br />
184,8).<br />
So muss ich mich an die Seite dieser Jünger stellen und auch klagen:<br />
„Herr, ich verstehe Dich nicht. Ich habe keinen Zugang zu dieser<br />
Entsprechungslehre. Ich vernehme die Erklärungen in <strong>der</strong> Schrift, wäre<br />
aber selbständig nicht dahinter gekommen.“ Ich entnehme <strong>der</strong> vorliegenden<br />
Abhandlung auch, dass ich wohl mit dieser Not nicht alleine dastehe. Ferner<br />
bedrückt mich die Erkenntnis, dass es sich mit dem Erlernen <strong>der</strong><br />
Entsprechungswissenschaft so schwer tut, dass ich gewiss nicht zu<br />
den Begnadeten zähle, die über diesen Weg sich mit <strong>der</strong> Gottheit<br />
austauschen. Was also tun?<br />
Nehme ich die Werke Swedenborgs zur Hand und versuche mit<br />
seiner Entsprechungslehre die Texte von den Auslegungen her<br />
aufzuschlüsseln, komme ich mir vor, wie sich wohl ein Hund fühlen wird,<br />
wenn er an einem leeren Knochen nagt und dabei nicht satt wird. Es bleibt<br />
mir nur resigniert festzustellen, dass ich so meinen Schöpfer und Herrn<br />
gewiss nicht verstehen kann und dass ich mit meinen Bemühungen auf<br />
diese Weise wohl am Ende bin. Daher muss ich mich in die Reihe <strong>der</strong><br />
Menschen stellen, die we<strong>der</strong> Moses noch Elias verstanden, die die Texte<br />
von den Schriftgelehrten ausgelegt bekamen, und über die doch Jesus sagte,
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Wie sich <strong>der</strong> Herr mitteilt<br />
13<br />
dass sie von allem nichts verstehen.<br />
Diesem vernichtenden Resultat und meiner gefühlsmäßigen Abneigung<br />
gegen die Auslegung <strong>der</strong> Schrift durch die Entsprechungslehre steht aber<br />
zum Glück eine ganz an<strong>der</strong>e Lebenserfahrung gegenüber.<br />
Als ich nach langen Wegen, Umwegen und Irrwegen endlich auf das<br />
<strong>Lorber</strong>werk stieß, und hier speziell auf „Das große Evangelium Johannis“,<br />
nahm mich in diesem Werk Jesus Christus ganz persönlich an Seine Hand<br />
und ich durfte Ihn, meinen Schöpfer, von Seiner irdischen Geburt bis zu<br />
Seiner Auferstehung und Himmelfahrt begleiten und Ihn in Seiner Lehre,<br />
Seinen Worten und Werken, Seiner Liebe zu Seinen Kin<strong>der</strong>n schätzen und<br />
lieben lernen. Entflammte doch mein Herz in Liebe zu Ihm und wie<br />
wohltuend empfand ich Seine Lehre und Seine Erklärungen, die mir<br />
Antwort gaben auf viele Fragen, die ich mir in meinem Leben gestellt hatte<br />
und die mir niemand bisher beantwortet hatte. Wie oft dachte ich, wenn ich<br />
an mir bekannte Bibelstellen erinnert wurde: „Ach, so ist das zu<br />
verstehen.“ Wie befreiend und erhebend wirkte das auf mich. Mit den<br />
Jesus begleitenden Menschen konnte ich mit leiden, mit verstehen, mit<br />
lieben, mit fragen auch mit ha<strong>der</strong>n und manche Belehrung und Erfahrung<br />
drang so tief in mich ein, dass ich von nun an nach dieser neuen<br />
Erkenntnis leben wollte. Jesus lehrte Seine Jünger und damit auch mich,<br />
den inneren Kontakt und die Zwiesprache im Herzen mit dem Gottgeist<br />
im Inneren des Herzens zu pflegen. Immer wie<strong>der</strong> ermutigte er die<br />
Jünger weniger in <strong>der</strong> äußeren Sprache, als vielmehr durch die<br />
Herzenssprache mit Ihm zu sprechen (Gr.Ev.Joh. Bd. 8; 158,5; 16-18. Hi. 184).<br />
Auch machte Jesus immer wie<strong>der</strong> Seinen Jüngern klar, dass sie die<br />
Dinge des Geistes <strong>der</strong>zeit noch nicht in <strong>der</strong> Fülle verstehen konnten bis zu<br />
<strong>der</strong> Zeit, da Er den Geist <strong>der</strong> Erkenntnis über alle Menschen guten<br />
Willens ausgießen würde. „Wenn Ich Selbst aber jüngst wie<strong>der</strong> diese<br />
Erde persönlich werde verlassen haben, dann werde Ich den heiligen Geist<br />
aller Wahrheit über alle meine getreuen Jünger und Brü<strong>der</strong> ausgießen.<br />
Dieser wird sie dann in alle Wahrheit, Weisheit, Macht und Kraft lenken,<br />
leiten, führen und erheben und wird eure Seelen mit dem jenseitigen<br />
Geiste <strong>der</strong> Liebe aus Gott einen und also die Wie<strong>der</strong>geburt des Geistes in<br />
euch zustande bringen, ohne die es kein wahres und freies, ewiges Leben<br />
geben kann, son<strong>der</strong>n nur ein gebundenes und gerichtetes, das dem wahren<br />
freiesten Leben des Geistes gegenüber ein wahrer Tod ist.“ (Gr.Ev.Joh. Bd.<br />
6 ; 142,8)<br />
Um den Jüngern zu zeigen, dass die Liebe zu Gott die Weisheit nach<br />
sich zieht, macht Er sie des öfteren auf die große Liebe einzelner<br />
Menschen, die Ihm begegnen aufmerksam o<strong>der</strong> auf <strong>der</strong>en schlichten,
14 Wie sich <strong>der</strong> Herr mitteilt<br />
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />
selbständigen Glauben. So steht bei den Kleinen die Liebe und <strong>der</strong> Glaube<br />
vor dem Verstehen. (Gr.Ev.Joh. Bd. 5; 246,3).<br />
Betrachten wir aus mehreren Beispielen die Jarah. Als Jesus wünschte,<br />
die Kin<strong>der</strong> herbeizubringen, kam das jüngste Mädchen „setzte sich flugs<br />
zu Mir (Jesus) hin und fing an, Mich zu kosen und zu herzen.“ Ihr Vater<br />
verwies ihr das als Unart. Darauf spricht Jesus: „Freund, lass ihr das; denn<br />
sie hat sich schon den allerbesten Teil erwählt! Ich sage es dir und euch<br />
allen: Wer nicht zu Mir kommt wie dies Mägdlein, wird den Weg ins Reich<br />
Gottes nicht finden! Dieses aber hat ihn bereits gefunden! - Mit Liebe,<br />
und das mit heißester Liebe, müsst ihr zu Mir kommen, so ihr das ewige<br />
Leben ernten wollet! Dies Mägdlein beweist es in <strong>der</strong> Tat, was es im<br />
Herzen fühlt; ihr aber machet kluge Reden und haltet kühl euer Herz! ...<br />
Sie hat euch den Mut gemacht, Mich zu lieben! Oh, dies Mägdlein ist<br />
denn aber auch Mir überaus lieb! Es hat schon, was ihr noch zu suchen<br />
habt und nicht so bald finden werdet! Bestrebet euch aber <strong>der</strong> wahren,<br />
lebendigen Liebe zu Gott und dem Nächsten, so werdet ihr <strong>der</strong> Gnade<br />
und des Segens in Fülle haben! ... Sehet sie nur an, ob sie nicht förmlich<br />
glüht vor Liebe zu Mir! ... Siehe, die Jarah liebt - und fragt nicht, ob sie<br />
wie<strong>der</strong>geliebt wird! Freund und Feind sind ihr gleich; sie ist ganz<br />
glückselig, dass sie nur alles mit Liebe umfassen kann. Daran zu denken<br />
nur, ob auch sie geliebt werde, ist noch nie in ihren Sinn gekommen; sie<br />
liebt dich und alle ihre Geschwister sowie ihre Eltern mehr, als sie von allen<br />
geliebt wird! Sie steht in eurer Liebe aber als die Letzte, was sie noch nie<br />
in ihrer großen Liebe zu euch beirrt hat! Siehe, das heißt wahrhaft lieben! ...<br />
Aus dem Grunde aber darf sie Mich denn nun auch lieben, was nur immer<br />
ihr Herz vermag!! Denn allein dieser zuliebe kam Ich hierher, und ihr<br />
zuliebe werde Ich noch etliche Tage hier verweilen.... Bestrebet euch<br />
darum, so zu sein, wie da ist die liebe Jarah.“ (Gr.Ev.Joh. Bd. 2; 112 u. 113).<br />
Jarah übertrifft in ihrer großen Liebe zu Jesus aber auch alle an<strong>der</strong>en<br />
Dabeiseienden in <strong>der</strong> Weisheit, was die folgenden Kapitel aufweisen,<br />
wovon wir nur das Urteil Jesu hier zitieren mit dem Er Jarah versichert,<br />
dass sie Ihn nie mehr verlieren kann: „Nein, nein, du Mein Herz! Dich<br />
verlasse Ich ewig nimmer und sage dir auch, dass du den Tod we<strong>der</strong> sehen<br />
noch fühlen wirst; Meine Engel werden dich von dieser Welt <strong>der</strong>einst<br />
holen und werden dich bringen zu Mir, deinem Vater von Ewigkeit!<br />
Denn sieh, du Meine allerliebste Jarah, zu dem du um Meine Hierherkunft<br />
gar so herzlich gebetet hast, Der sitzt nun in Meiner Person bei dir und liebt<br />
dich mit all <strong>der</strong> rein göttlichsten Flamme aller Himmel, und du hattest<br />
Recht zu sagen, dass du seliger bist denn die vollkommensten Engel<br />
aller Himmel!“ (Gr.Ev.Joh. Bd. 2; 114,11)
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Wie sich <strong>der</strong> Herr mitteilt<br />
15<br />
Die Liebe zu Gott in Jesus ist also <strong>der</strong> direkte Weg zum Herzen Gottes<br />
und damit auch <strong>der</strong> Weg in die Weisheit, denn wer Gott hat, dem ist auch<br />
alles an<strong>der</strong>e dazugegeben.<br />
Richtig ist, dass <strong>der</strong> Mensch mit dem Geiste Gottes nicht unmittelbar<br />
verkehren konnte. Bei Moses heißt es: „Gott kann niemand sehen und<br />
leben.“ (2.Mose 33,20) Daher bedurfte es auch, wie wir in <strong>der</strong> „Haushaltung<br />
Gottes“ hören, im Umgang Gottes mit den „Hohen Vätern“ einer<br />
Vermittlung in Gestalt des „Hohen Abedam“, einem hohen Engel, durch<br />
den <strong>der</strong> Geist Gottes sich ihnen mitteilte. In Jesus aber erhielt die<br />
Zuwendung Gottes zu Seinen Kin<strong>der</strong>n eine gänzlich an<strong>der</strong>e Qualität.<br />
Er lässt Sein Hernie<strong>der</strong>kommen zu uns Menschen durch Mathael<br />
folgen<strong>der</strong>maßen begründen: „Um für uns Menschen dieser Erde, für<br />
euch Engel aller Himmel und für alle Geschöpfe <strong>der</strong> ganzen Unendlichkeit<br />
eine desto größere Seligkeit zu bereiten, kam Er Selbst als ein Mensch zu<br />
uns auf diese Erde, um Sich und förmlich als Selbst Mensch mit Fleisch und<br />
Blut wie ein Mensch dem an<strong>der</strong>n zu offenbaren. ...das tut <strong>der</strong> Herr nicht nur<br />
unsertwegen, das tut Er auch Seinetwegen; denn Er müsste mit den<br />
Zeiten vor Langeweile vergehen, so Er mit Seiner Allwissenheit denn<br />
doch in Sich höchst klar gewahren müsste, dass Er als eine im höchsten<br />
Grade formlose, ewige, wenn auch vollendetste Intelligenz von Seinen<br />
Geschöpfen nie geschaut und noch weniger angesprochen werden könnte<br />
und somit auch unerkannt bleiben müsste!<br />
Wäre es denn nicht im höchsten Grade traurig für einen irdischen<br />
Vater, so er zum Beispiel zwanzig Kin<strong>der</strong> von großer Lieblichkeit hätte,<br />
alle aber wären Blinde und Taube, mit denen <strong>der</strong> liebevollste Vater nie ein<br />
Wort reden und sich ihnen auch als Mensch nicht zeigen könnte?! ...Frage:<br />
Würde solch ein Vater nicht die größten Summen darauf verwenden, um<br />
seine sonst gar so lieben Kindlein hörend und sehend zu machen?!<br />
Welche Trauer aber wird er empfinden, so es dafür in <strong>der</strong> ganzen Welt<br />
kein Mittel gäbe, um seine Kin<strong>der</strong> hörend und sehend zu machen?! Nun, wir<br />
Menschen sind zwar hörend und sehend für uns gegenseitig und finden<br />
aneinan<strong>der</strong> ein großes Vergnügen - manchmal sogar mehr als nötig - , dass<br />
wir sogar darüber des Schöpfers vergessen können; aber <strong>der</strong> heilig gute<br />
Schöpfer, <strong>der</strong> allweiseste Vater, müsste dieses seligsten Vergnügens für<br />
immer völlig entbehren, von Seinen Kin<strong>der</strong>n je erkannt, gehört und<br />
gesehen zu werden! Das ginge für einen ewigen Vater voll <strong>der</strong> höchsten und<br />
reinsten Liebe zu Seinen Kin<strong>der</strong>n gar nicht an! In Ihm ist sicher die<br />
größere Sehnsucht, uns, Seine Kin<strong>der</strong>, in dem Stande zu ersehen, <strong>der</strong><br />
nach Seiner Ordnung uns fähig macht, Ihn zu sehen, persönlich zu<br />
lieben und sich Ihm mitzuteilen ohne Schaden für unsere Existenz, - als
16 Wie sich <strong>der</strong> Herr mitteilt<br />
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />
in uns Kin<strong>der</strong> zu sehen, die wir noch keinen Begriff vom eigentlichen<br />
Grundsein des ewigen Vaters haben.... so sage ich: Der Herr hat nicht<br />
unsertwegen allein, son<strong>der</strong>n auch Seinetwegen Fleisch und Blut<br />
angezogen und Sich also begeben auf diese Erde zu uns, Seinen noch<br />
freilich stark ungehobelten Kin<strong>der</strong>n! Er hatte dieses schon Ewigkeiten<br />
vorausgesehen, was Er tun werde; wir aber sind nun Zeugen <strong>der</strong><br />
Ausführung des ewig großen Planes!“ (Gr.Ev.Joh. Bd. 3; 238,7ff.)<br />
Unser Gott wurde also in Jesus für alle Zeiten und für die ganze<br />
Schöpfung ein schaubarer Gott, um mit Seinen Kin<strong>der</strong>n umgehen zu<br />
können wie ein Vater mit seinen Kin<strong>der</strong>n, ein Bru<strong>der</strong> mit seinen<br />
Geschwistern, und spricht mit Seiner Familie und Seinen Jüngern von<br />
Mensch zu Mensch.<br />
Das Transferieren geistiger Vorgänge und Erscheinungen aber,<br />
muss Er dem Verstehen Seiner Zuhörer anpassen. In Seiner Lehre aber<br />
versucht Er den Menschen beizubringen, dass er auf seinem irdischen<br />
Lebensweg sich nicht ausschließlich <strong>der</strong> Materie zuwenden soll, son<strong>der</strong>n<br />
seine eigentliche Aufgabe darin erkennen soll, sich dem Gottesgeist, <strong>der</strong> die<br />
Liebe und das Leben im Menschen ist, im eigenen Herzen zuzuwenden.<br />
Denn im Menschen lebt ein unbestechlicher Ratgeber (Gewissen), dessen<br />
Urteil <strong>der</strong> Mensch sich nicht entziehen kann. Folgt <strong>der</strong> Mensch <strong>der</strong> Lehre<br />
Jesu und berät sich mit Gott in seinem Herzen, so geschieht durch diese<br />
Umkehr ins Innere des Menschen Gotteserfahrung. Diese besteht<br />
zunächst darin, dass <strong>der</strong> Mensch sein eigenes Tun als nichtig Gott<br />
gegenüber erfährt. In innerer Demütigung vor Gott legt er sein ganzes<br />
bisheriges Denken und Meinen zu Füßen des Vaters nie<strong>der</strong>, erhebt<br />
Hände und Herz und bittet: „Vater, fülle Du meine Leere aus.“ Diesen<br />
Vorgang <strong>der</strong> Umkehr, nennen wir auch Buße. In dieser Haltung sollte <strong>der</strong><br />
Mensch bleiben o<strong>der</strong> immer wie<strong>der</strong> in sie zurückkehren, bis sie ihm<br />
dauerhaft zueigen ist, denn alles anerzogene, gesellschaftlich materielle<br />
Wissen und Handeln gehört dem Tode an und ist nichtig.<br />
Deshalb sagt Jesus: „So ihr saget: ‚Wir haben dieses o<strong>der</strong> jenes Gute<br />
gewirkt!’, da lüget ihr erstens euch selbst, dann Gott und auch eure<br />
Nächsten an, weil kein Mensch aus sich etwas Gutes zu wirken vermag,<br />
und das darum, weil erstens schon sein Naturleben nur ein von Gott ihm<br />
gegebenes ist - und zweitens aber auch die Lehre, nach <strong>der</strong> er zu leben<br />
und zu handeln hat. Wenn ein Mensch das nicht einsieht und begreift, so<br />
ist er für sich auch so viel wie nichts, und es ist bei ihm von einer<br />
Selbständigkeit noch lange keine Rede, weil er zwischen seinem eigenen<br />
Wirken und dem Wirken Gottes in ihm und durch ihn noch nicht<br />
unterscheiden und beides als ein und dasselbe fühlt und betrachtet; nur
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Wie sich <strong>der</strong> Herr mitteilt<br />
17<br />
dann erst tritt <strong>der</strong> Mensch in den Kreis <strong>der</strong> Lebensselbständigkeit, so<br />
er es wahrnimmt, dass sein eigenes Lebenswirken ein eitel nichtiges ist<br />
und nur das göttliche Wirken in ihm allein gut ist.<br />
Sieht <strong>der</strong> Mensch das ein, so wird er sich auch sicher stets mehr und<br />
mehr bestreben, sein eigenes Wirken mit dem wohlerkannten göttlichen zu<br />
vereinen und sich so nach und nach völlig mit <strong>der</strong> Lebenskraft Gottes in ihm<br />
zu einen, durch welches Einen dann <strong>der</strong> Mensch erst zur wahren<br />
Lebensselbständigkeit gelangt, da er dann weiß und klar einsieht, dass das<br />
göttliche, früher wie ein fremdes Wirken also nun zu seinem eigenen<br />
geworden ist durch die Demut vor Gott und durch die rechte Liebe zu Gott.<br />
Und darin liegt <strong>der</strong> eigentliche Grund, warum Ich vorhin zu euch gesagt habe:<br />
Und so ihr auch alles getan habt, so saget und bekennet dennoch: „Herr, nur<br />
Du hast das alles getan; wir aber waren aus unserm Selbstischen nur faule<br />
und unnütze Knechte!“<br />
So ihr das in euch selbst wohlerkenntlich saget, dann wird euch die<br />
Gotteskraft unter die Arme greifen und wird euch vollenden; wenn ihr das<br />
aber nicht wohleinsichtlich in euch selbst bekennet und dafür nur euch selbst<br />
auf den Altar <strong>der</strong> Ehre erhebet, da ihr euch als selbst stark fühlet, dann wird<br />
euch die Kraft Gottes nicht unter die Arme greifen und eure höchst mühsame<br />
Lebensvollendung euch selbst anheim stellen, und es wird sich dann bald<br />
zeigen, wieweit ihr mit eurer eigenen Kraft ausreichen werdet. Und darum<br />
sagte Ich euch denn auch, dass ihr ohne Mich nichts Verdienstliches und<br />
Endzweckliches tun könnet.“ (Gr.Ev.Joh. Bd. 6; 144,4-6)<br />
Bei einer an<strong>der</strong>en Gelegenheit for<strong>der</strong>t Jesus Seine Jünger auf, vom eigenen<br />
Guten abzulassen: „Wer in seinem Herzen Gott verlässt und Seiner wenig o<strong>der</strong><br />
oft gar nicht achtet, sich selbst ein Herr zu sein dünkt und nach seinem<br />
Weltverstande handelt, und so ihm etwas gelungen ist, sich nur dafür ehren lässt<br />
und von seiner Klugheit und von seinen edlen Taten spricht, <strong>der</strong> belohnt sich<br />
auch selbst und hat von Gott keinen Lohn zu erwarten.“ (Gr.Ev.Joh. Bd. 9; 159,4)<br />
Sein Wort (Impuls) aber sollen wir im Herzen erlauschen, um dann Seinen<br />
Willen in Wort und Tat in <strong>der</strong> Welt zu leben. Auf diese Weise geschieht die<br />
Rückbindung des „verlorenen Sohnes“ an den Geist Gottes in einem<br />
kontinuierlichen Wachstumsprozess, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>geburt des Geistes<br />
seine Vollendung findet. Dann erst ist die Trennung von Gott durch den Sturz<br />
aus <strong>der</strong> Geistwelt in die materielle Finsternis rückgängig gemacht. Die Umkehr<br />
und die Heimkehr aber müssen wir mit großer Entschiedenheit antreten, steht<br />
doch Alles für uns auf dem Spiel. Durch Gott in Jesus wurde <strong>der</strong> Weg geebnet,<br />
gehen müssen wir ihn mit Seiner Hilfe selbst.<br />
Das Ablegen des eigenen Denkens und Wollens zugunsten des Vernehmens<br />
des Gotteswillens lässt die Eigenliebe absterben. Diesen Raum ergreift dann
18 Wie sich <strong>der</strong> Herr mitteilt<br />
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />
die Ewige Liebe und entzündet mit Ihrem Feuer den ganzen Menschen und<br />
nimmt so dauerhaft Wohnung in ihm. Dann geht das Wort Jesu in Erfüllung:<br />
„Wer Meine Gebote hält. Der ist's, <strong>der</strong> Mich liebt; wer aber Mich liebt, <strong>der</strong><br />
liebt auch Den, <strong>der</strong> Mich gesandt hat, nämlich den heiligen Vater, und Wir<br />
werden zu ihm kommen und Wohnung nehmen bei ihm und Uns ihm selbst<br />
offenbaren!“ (Weg zur Wie<strong>der</strong>geburt S. 95)<br />
Die vornehmste Aufgabe des Menschen ist daher, diesen Prozess im<br />
Inneren des eigenen Herzens Tag für Tag zu beför<strong>der</strong>n und die Gnade Jesu in<br />
unserem Herzen wirken zu lassen, damit wir wachsen und <strong>der</strong> Vollendung<br />
Tag für Tag mehr entgegengehen. Erst mit <strong>der</strong> Herabkunft des heiligen<br />
Geistes, in <strong>der</strong> Durchflutung unseres ganzen Wesens, werden wir durch<br />
diesen Geist in alle Wahrheit und Weisheit eingeführt.<br />
Grundvoraussetzungen für dieses Ereignis aber sind: Die<br />
Abtötung unseres Eigenwillens; das Entflammen <strong>der</strong> Liebe zu unserem<br />
Gott und Heiland Jesus Christus, in <strong>der</strong> demütigen Annahme dessen, was<br />
Er mit uns will; im sehnsüchtigen Erwarten Seines Kommens zu uns, wann<br />
es Seiner Liebe und Gnade gefällt, um in <strong>der</strong> Unio Mystika uns wie<strong>der</strong> für<br />
immer mit Ihm eins werden zu lassen. Seien wir also stets darauf<br />
bedacht, dass <strong>der</strong> Herr uns zu Hause antrifft, in <strong>der</strong> Hütte <strong>der</strong> Purista<br />
(eigenes Herz), wo die heilige Flamme <strong>der</strong> Liebe zu Gott auf unserem<br />
Herde brennt, gespeist von unserer Liebe zu Gott und den Menschen. Dann<br />
kann <strong>der</strong> Herr kommen, wie ein Dieb in <strong>der</strong> Nacht und wird die Braut<br />
wachend und betend und liebeentbrannt vorfinden und sie werden sich auf<br />
ewig einen. Dazu spricht <strong>der</strong> Herr: „In dieser Liebe wird es Licht im<br />
Menschen, da die Weisheit des Vaters nie getrennt ist von dessen Liebe:<br />
so wird dann auch <strong>der</strong> Mensch wie voll Liebe, voll Weisheit und Macht,<br />
und dadurch nun völlig wie<strong>der</strong>geboren in aller Liebe und Weisheit.<br />
Sehet nun, welche Mühe, Langmut und große Geduld es Mich allezeit<br />
kostet, aus Tausenden kaum einen erlösen zu können. Wie oft werden<br />
selbst von einem solchen Meine Bemühungen verkannt, verachtet,<br />
geflucht und mit Füßen getreten; - und sehet, doch lasse Ich nie ab, euch<br />
beständig zuzurufen: „Kommet alle zu Mir, die ihr Mühselig und Beladen<br />
seid, Ich will euch erquicken!“ (Weg zur Wie<strong>der</strong>geburt S.84. )<br />
Die Liebe bringt also die Weisheit mit sich, denn Liebe und Weisheit<br />
ergänzen einan<strong>der</strong>. Die Liebe ist die Wärme und <strong>der</strong> Quell <strong>der</strong> Weisheit,<br />
die Weisheit aber ist das Licht <strong>der</strong> Liebe.<br />
Zu welcher Größe aber sich unsere Liebe aufschwingen sollte,<br />
vernehmen wir beispielhaft von Pura:<br />
„O Du ewige, unendliche Liebe und Weisheit, welch ein endlos tiefer<br />
Sinn liegt doch in jeglichem dieser Worte! O Du heiliges Leben alles
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Wie sich <strong>der</strong> Herr mitteilt<br />
19<br />
Lebens, Du endlos heiliger Urgrund alles Seins, wer kann fassen Deiner<br />
Weisheit Tiefe und wer erforschen den Rat Deiner Liebe?! O mein Gott,<br />
mein Gott - wie groß und erhaben bist Du doch! Jehova! Du, <strong>der</strong> sich vom<br />
schwachen Menschen sogar ‚Vater‘ nennen lässt, ja - nicht nur nennen,<br />
son<strong>der</strong>n will, dass Er im Herzen eines jeden Menschen im vollsten<br />
kindlichen Liebeernste als solcher treulichst und wahrhaftigst bekannt<br />
werde, - wie soll ich, ein allerpurstes Nichts vor Dir, Dich denn nun<br />
loben und preisen, wie Dir danken für diese Deine übergroße Erbarmung<br />
und Gnade?! Denn einen solchen Trost hast Du jetzt in mein Herz gleich<br />
einem übergroßen Lichtstrome gegossen, dass ich mir nun vor lauter<br />
überhimmlischer Entzückung nicht zu helfen weiß. O ihr größeren Freunde<br />
dieses überheilig guten Vaters, helfet doch, helfet mir Schwachen tragen die<br />
übergroße Wonnebürde, und lobet mit einer Stimme Den, <strong>der</strong> dahier unter<br />
uns weilt, so heilig, so gut und so liebevollst gnädig und barmherzig! O Du<br />
mein Jehova, welche Seligkeit ist es, bei Dir zu sein; welche lebendige<br />
Nahrung fürs schwache, liebehungrige Herz, so es gesättigt wird von<br />
Deiner unendlichen Vatermilde! O lasse Dich lieben von mir, lasse mich<br />
sterben vor Liebe zu Dir! O wie süß müsste <strong>der</strong> Tod sein, Dir zu sterben<br />
aus Liebe! Jehova, Gott, Vater! Bis jetzt habe ich mein Herz<br />
zurückgehalten vor zu großer heiliger Scheu vor Dir; allein nun vermag<br />
ich‘s nicht mehr! So lass Dich denn von mir umfassen und Dich also stark<br />
lieben, dass mich das Feuer meiner Liebe zu Dir auflösen und verzehren<br />
soll wie einen dürren Strohhalm! Denn siehe, nun ist alle Scheu von mir<br />
entwichen, - auch habe ich keine Angst und Furcht mehr vor Dir! O Du,<br />
mein unaussprechlich liebesüßester Jehova!“<br />
Hier warf sie ihre Hände mit großer Hast um den Abedam, presste Ihn<br />
förmlich an ihr ganzes Wesen mit aller ihrer Kraft und machte mit<br />
einer Hand oft eine Bewegung an die Seite ihres Herzens, als wollte sie<br />
sich's aus dem Leibe reißen und dann hindrücken an die Brust des<br />
Allerhöchsten. In solcher Liebe aber wurde auch bald ihr ganzes Wesen<br />
also lieblich leuchtend wie da <strong>der</strong> Sonne Licht, wenn es gesänftet ein<br />
allerherrlichstes Rosenblättchen durchleuchtet. ...<br />
Die Väter aber bekennen: „Ja, ja wahrlich, die ist uns gesetzt zu<br />
einem großen Lehrer; denn jetzt erst ist uns allen ein Maßstab <strong>der</strong> Liebe<br />
gegeben, nach dem wir die hinfällige Schwäche unseres Herzens gar<br />
wohl bemessen können!“ (Haushaltung Gottes Bd. 2 Kap. 122,2)<br />
„Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren!“<br />
(Luk 11,28)
20 Der vergangene, zukünftige und gegenwärtige Christus<br />
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />
Der vergangene, zukünftige und<br />
gegenwärtige Christus<br />
„Siehe, du hast wohl einen recht festen Glauben; aber deine Liebe in<br />
deinem Herzen ist noch bei weitem nicht so fest wie dein Glaube - und das<br />
darum, weil du noch stets deine Liebe an Meine sichtbare Persönlichkeit<br />
hängst und suchest Mich irgend zu vernehmen und zu erschauen. Und erst<br />
so du Mich irgend erschautest o<strong>der</strong> wenigstens vernähmest, da würde dann<br />
auch dein Herz für Mich vollkräftig entflammen.<br />
Und siehe, gerade also steht es auch mit deiner Familie! Ihr liebt alle<br />
den Christus, <strong>der</strong> einst lehrte auf <strong>der</strong> Welt o<strong>der</strong> <strong>der</strong> da wie<strong>der</strong>kommen<br />
möchte, zu richten die Welt - also den vergangenen o<strong>der</strong> den zukünftigen<br />
Christus liebet ihr nur!<br />
Aber das ist gefehlt! Denn bei solcher Verfassung kann Ich Mich euch<br />
nicht nahen als euer Vater in <strong>der</strong> Gegenwart, son<strong>der</strong>n nur als <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Vergangenheit o<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>der</strong> Zukunft, und kann euch nicht kräftigen, weil<br />
ihr Mich nur in eurer Erinnerung ehret, aber nicht in eurem Herzen<br />
lebendig liebet!<br />
Wie aber die Erinnerung ihre Gegenstände bald recht lebhaft erfasst<br />
und bald wie<strong>der</strong> ganz fallen lässt, also ist es auch bei euch mit Mir <strong>der</strong><br />
Fall! - Leset ihr gerade etwas Erbauliches von Mir, dann seid ihr wie voll<br />
Liebe zu Mir - aber das ist nicht Liebe, son<strong>der</strong>n nur eine zeitweilige<br />
Aufregung eures Erinnerungsvermögens. - Sobald ihr euch umkehret<br />
und etwas an<strong>der</strong>es erschauet, da schließt sich eure Erinnerungskammer<br />
im Kopfe, und Ich bin draußen, als wäre Ich kaum je darin gewesen.<br />
Ihr könnt dann Besuche machen, mit <strong>der</strong> Welt verkehren, euch<br />
belustigen mit weltlichen Dingen, allerlei Zeug plau<strong>der</strong>n, euren Leib<br />
zierlich bekleiden. Und so irgendein Freund o<strong>der</strong> eine Freundin euch<br />
besucht, da könnet ihr mehr Freude haben, als je irgend in <strong>der</strong> kurz<br />
dauernden Erinnerung an Mich!<br />
Denn an alledem hin<strong>der</strong>t euch <strong>der</strong> vergangene wie <strong>der</strong> zukünftige<br />
Christus nicht, <strong>der</strong> wohl in euerer Erinnerung, aber nicht in euren Herzen<br />
wohnet! - Ich aber sage dir und deiner Familie und euch allen: Der<br />
vergangene und <strong>der</strong> zukünftige Christus wird euch wenig nützen, so ihr<br />
nicht den gegenwärtigen lebendig in euren Herzen traget!<br />
Ihr freuet euch nun wohl allezeit, wenn ihr von Mir etwas vernehmet.<br />
Aber eure Freude ist nicht bleibend, weil sie mit eurer Erinnerung gleichen<br />
Schritt geht. Und ihr freut euch dann bald darnach auf irgendein<br />
vorhabendes weltliches Vergnügen mehr als auf Mich und machet Pläne,
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Der vergangene, zukünftige und gegenwärtige Christus<br />
21<br />
was ihr tun werdet, ohne zu bedenken, dass ihr ohne Mich nie etwas tun<br />
könnet und noch viel weniger tun sollet.<br />
Und so Ich euch daran hin<strong>der</strong>n möchte, dann könnet ihr darob sogar<br />
traurig werden und sagen: Aber dürfen wir denn gar keine Freude haben?!<br />
Ich aber sage: Ihr sollet ja Freude haben, und nimmer soll die Freude<br />
von euch genommen werden - aber Ich sollte stets eure größte Freude<br />
sein!<br />
Fraget euch selbst: Was bietet euch wohl eure eigengemachte Freude?<br />
Wie lange dauert sie? - Wenige Stunden habt ihr wie<strong>der</strong> unnütz mit <strong>der</strong><br />
dummen Welt vergeudet, dumm verplau<strong>der</strong>t und verlacht. Dann steht ihr<br />
wie<strong>der</strong> am alten Flecke! Und nur Meiner endlosen Liebe und Geduld habt<br />
ihr es zu verdanken, dass ihr nach einer jeden weltlichen Freude nicht<br />
zurück, also dem Tode näher gekommen seid!<br />
Bei solchen Verhältnissen ist von einem merklichen Fortschritte zu Mir<br />
noch lange keine Rede, und Ich bleibe stets noch euer „vergangener“ o<strong>der</strong><br />
„zukünftiger“ Christus.<br />
Du kennst die Wege zu Mir. Willst du aus dem vergangenen o<strong>der</strong><br />
zukünftigen Christus dir einen gegenwärtigen, lebendigen Christus<br />
bereiten, so musst du vollernstlich auf diesen Wegen wandeln und dein<br />
Haus mit dir! - So wirst du Mich von deiner Erinnerung in dein Herz<br />
bringen und wirst dann erst jene Freude überkommen, die dir keine Welt<br />
und keine Ewigkeit mehr wird nehmen können auch nur auf einen<br />
allerkürzesten Augenblick!<br />
Diese endlose Freude aber wirst du nicht eher überkommen, als bis du<br />
mit Paulus wirst sagen können: „Nun lebe nicht mehr ich, son<strong>der</strong>n Christus<br />
lebet in mir!“<br />
Siehe, alle Welt ist Mein Feind; wie aber kann jemand sagen, dass er<br />
Mich liebe, so er an<strong>der</strong>erseits dennoch <strong>der</strong> Welt die Hand zum Gruße<br />
bietet?!<br />
Beachte daher diese Meine neue Belehrung und Vermahnung, so wirst<br />
du bald zu jener Freude gelangen, die niemand mehr von dir nehmen<br />
wird!“ (Himmelsgaben Bd. 2; 44.04.21,03-19)<br />
„Jesus Christus gestern und heute<br />
und <strong>der</strong>selbe auch in Ewigkeit.“<br />
(Hebr. 13,8)
22 Jarah und ihre große Liebe<br />
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />
Menschen auf dem Wege zu Jesus<br />
Jarah und ihre große Liebe<br />
Hans-Gerd Fischer<br />
Fortsetzung und Schluss<br />
In Kapitel 127 des Gr. Ev. Joh. Bd. 2 kommt Jesus von rückwärts still<br />
zur Jarah, hebt sie vom Boden auf und sagt: „Aber du Mein allerliebstes<br />
Kindchen, wie wirst du Mich wohl halten können? Siehe, Ich bin ja viel<br />
stärker denn du!“<br />
Sagt die Kleine, als Er sie wie<strong>der</strong> auf den Boden stellt: „Das weiß ich<br />
wohl, dass Du endlos stärker bist als ich, kaum ein Mücklein vor Dir; denn<br />
Du trägst mit Deiner allmächtigen Willenskraft Himmel und Erde und<br />
hältst das Meer in seiner Tiefe; wie sollte ich mich in <strong>der</strong> Stärke mit Dir<br />
messen wollen?! Aber das meine ich, dass Du, weil ich Dich gar so<br />
unbeschreiblich lieb habe, meiner Liebe zu Dir zulieb Dich wirst ein wenig<br />
über die Zeit halten lassen!“<br />
Sagt Jesus: „Ja, da hast du wie<strong>der</strong> recht; denn mit <strong>der</strong> Liebe richtet man<br />
bei Mir alles aus! Die Liebe zu euch Menschen zog Mich ja auf diese<br />
Erde! Wer aber Liebe hat wie du, <strong>der</strong> kann mit Mir dann freilich schon<br />
machen, was er will! Denn solche Liebe ist ja eben Mein Geist in dem<br />
Herzen des Menschen. Und was solche Liebe verlangt und will, das geht<br />
aus aller Tiefe <strong>der</strong> göttlichen Ordnung, und du kannst Mich deshalb mit<br />
deinem Herzen schon so hübsch festhalten, und Ich werde Mich von<br />
deinem Herzen ewig nimmer trennen! Jedoch an Meiner erscheinlichen<br />
Person liegt nichts, son<strong>der</strong>n allein nur an Meinem Geiste! Was Ich tue,<br />
siehe, das tut nicht Meine Person, son<strong>der</strong>n allein nur Mein Geist; aber dir<br />
zuliebe werde Ich dennoch ein paar Tage hier verweilen, - denn morgen ist<br />
Sabbat und übermorgen ein Nachsabbat! Diese beiden Tage werde Ich<br />
noch hier verweilen, dann aber werde Ich weiterziehen, und zwar nach<br />
Sidon und Tyrus, - werde aber dann schon wie<strong>der</strong> kommen und vielleicht<br />
den halben Winter bei euch zubringen.“<br />
Sagt ganz entzückt die Kleine: „Oh, Gott dem heiligen Vater alles Lob<br />
darum! Nun bin ich schon zufrieden!“<br />
In <strong>der</strong> Folge erlebt nun unsere liebe Jarah eine Bergbesteigung<br />
beson<strong>der</strong>er Art. Wer war eher reisefertig als unsere Jarah?<br />
Das Mägdlein war, wie wir ab Kapitel 130 lesen, gehüllt in ein blaues<br />
Faltenkleid; die Füße mit leichten Schnürschuhen beschuht und das Haupt<br />
mit einem aus Stroh recht kunstvoll geflochtenen Hute bedeckt. Sie ergriff
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Jarah und ihre große Liebe<br />
23<br />
die Hand Jesu und sagte, weil Jesus ihr auf die erste Rede die Antwort<br />
nicht gar zu geschwinde gegeben hatte: „Aber Herr, Du mein Leben, ich<br />
bitte Dich, sage mir doch, ob ich Dir so genehm bin?“<br />
Sagte Jesus: „Das siehst du ja, Meine allerliebste Jarah! Du bist Mir ja<br />
über alles angenehm! O wären Mir alle Menschen so angenehm wie du,<br />
dann wäre es schon gut und recht; aber es gibt in <strong>der</strong> Welt gar viele<br />
Tausende und abermals so viele tausendmal Tausende, die Mir nicht so<br />
angenehm sind wie du! Aber das sind die puren Weltmenschen, und du<br />
bist ein Engel! Aber nun heißt es gehen; denn es ist bereits um des Tages<br />
dritten Teil!“<br />
Es würde den Rahmen unserer kleinen Liebesbetrachtung sprengen,<br />
wollten wir hier alles aufzeigen, was die liebe Jarah auf <strong>der</strong> Bergkuppe<br />
des Morgenkopfes erlebt hat. Während die ganze <strong>Gesellschaft</strong> schlief<br />
erlebte sie durch ihre wirklich große Liebe zu Jesus an Seiner Seite tiefste<br />
Einblicke in Seine Schöpfung, Seine Liebe und Seine Führung <strong>der</strong><br />
Menschen, wobei <strong>der</strong> Engel Raphael sie führte und unterwies.<br />
Gegen Morgen wurden die Jünger und darauf die an<strong>der</strong>en Anwesenden<br />
geweckt, und unsere Jarah umklammerte die Füße Jesu und weinte vor<br />
übergroßer Freude und Seligkeit! Als sie bei einer halben Stunde zu Seinen<br />
Füßen vor Seligkeit geweint und die Jünger ihren Morgengruß beendet<br />
hatten, da richtete sich die Kleine auf und sagte mit einer bedeutungsvollen<br />
Stimme: „O Erde, wann, wann wirst du wie<strong>der</strong> so glücklich sein, von<br />
diesen Füßen betreten zu werden? Fühlst du stumme Mutter <strong>der</strong> Laster<br />
wohl, wer Der ist, <strong>der</strong> dich nun betritt? Nein, nein, du fühlst es nicht, du<br />
kannst es nicht fühlen; denn du bist zu tot und zu klein! Wie solltest du das<br />
fassen, was für den unendlichen Raum und für alle die zahllosen Myriaden<br />
Wesen in ihm zu undenkbar groß und heilig ist!? Wo soll ich anfangen und<br />
wo enden, um Seine Herrlichkeit nur in einem Tautropfen zu besingen?<br />
Denn Er, Gott <strong>der</strong> Ewige, ist es ja, <strong>der</strong> den Tautropfen so gut wie jene<br />
endlos großen Lichtwelten schuf! O Herr, o mein Gott, vernichte mich<br />
doch; denn nimmer erträgt mein Herz die zu glühende Liebe zu Dir!<br />
Als ich Deine Herrlichkeit noch nicht kannte, da liebte ich Dich wie<br />
einen vollkommensten Menschen. Ich ahnte in Dir wohl den reingöttlichen<br />
Geist, und mein Herz liebte diesen heiligsten Geist in Dir unaussprechlich;<br />
aber dennoch dachte ich mir Dich als einen Sohn des Allerhöchsten! Aber<br />
nun hat alles eine an<strong>der</strong>e Gestaltung angenommen! Du bist <strong>der</strong><br />
Allerhöchste Selbst! Außer Dir gibt es keinen mehr! Vergib daher mir<br />
kleinstem Würmchen des Staubes, das da in seiner angestammten<br />
Blindheit gewagt hatte, Dich zu lieben wie einen Menschen!“<br />
Sagt darauf Jesus: „Mein Kindchen, da gibt es nichts zu vergeben;
24 Jarah und ihre große Liebe<br />
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />
bleibe du bei dieser Liebe! Denn Ich sage es nun euch allen: Wer Mich<br />
nicht liebt, wie du, Meine allerliebste Jarah, Mich geliebt hast und noch<br />
liebst, dessen Liebe wird von Mir als gar keine angesehen!<br />
Wer Gott nicht liebt als den vollkommensten Menschen, <strong>der</strong> kann um<br />
desto weniger seinen Nächsten lieben, <strong>der</strong> ein noch höchst<br />
unvollkommener Mensch ist! So es aber geschrieben steht, dass Gott den<br />
Menschen nach Seinem Ebenmaße geschaffen hat, was sollte dann Gott<br />
an<strong>der</strong>es sein - so <strong>der</strong> Mensch Sein Ebenmaß ist - als eben auch ein, aber<br />
ganz natürlich vollkommenster Mensch!? O<strong>der</strong> sehe Ich nun an<strong>der</strong>s aus<br />
denn ein Mensch, weil du, Mein Kindchen, von Meiner Herrlichkeit ein<br />
paar kleinste Tröpfchen gesehen hast?“<br />
Sagt die Jarah: „O nein, Du siehst noch immer gleich aus, und in<br />
meinem Herzen ist es auch nicht an<strong>der</strong>s geworden! Ja, ich möchte Dich<br />
schon lieber ganz im Herzen haben vor lauter Liebesdrang! Ich möchte<br />
Dich so kräftig umarmen, dass mir die A<strong>der</strong>n zerreißen könnten, und Dich<br />
dann nimmer auslassen; ja, ich möchte Dein Angesicht mit zahllosen<br />
Küssen bedecken und gar nimmer aufhören, Dich zu küssen! Kurz, ich<br />
weiß gar nicht auszusprechen, was ich aus purer Liebe zu Dir alles tun<br />
möchte! Aber Du bist nun das allerheiligste, allerhöchste Gottwesen, und<br />
ich denke mir denn also in meinem Herzen, dass ich viel zu unwürdig bin,<br />
Dich also zu lieben, als wärest Du ein Mensch; aber ich kann mir nun<br />
schon denken, was ich kann und mag, so nimmt mein Herz darauf dennoch<br />
keine Rücksicht und liebt Dich nur noch heftiger denn zuvor!“<br />
Sagt Jesus: „Das ist schon recht also! Es folge deine Seele nur allzeit<br />
dem lautern Zuge des Herzens und fache darin eine rechte helle Flamme<br />
an, so wird es in <strong>der</strong> ganzen Seele bald helle werden, und <strong>der</strong> Geist<br />
Gottes wird in ihr aufgehen wie eine Sonne, und in seinem Lichte und in<br />
seiner Lebenswärme wird erst die Saat Gottes aufgehen und die Seele<br />
versehen mit den Früchten des Lebens für die Ewigkeit!<br />
Aber es kann <strong>der</strong> Geist Gottes im Menschen nicht geweckt werden<br />
an<strong>der</strong>s denn durch die Liebe zu Gott, und aus solcher Liebe heraus in<br />
<strong>der</strong> Liebe zum Nächsten. Darum bleibe du nur gleichfort in deiner<br />
Liebe; denn diese ist mehr wert für Mich und dich als alle<br />
Herrlichkeiten, die du mit deinen Augen geschaut hast!“ ( Kap.144)<br />
Unsere Jarah verbringt mit Jesus und den an<strong>der</strong>en Anwesenden noch<br />
den Morgen auf dem herrlichen Berg, wobei sich bei allen Anwesenden<br />
durch das Erlebte die Liebe zu Jesus immer mehr vertieft. Nach einer Zeit<br />
begeben sich nun alle wie<strong>der</strong> in die Stadt zurück in das Haus des Ebahls.<br />
Jesus verweilte noch einen Tag bei Ebahl, heilte weiter Kranke und<br />
unterrichtete alle in vielen das Herz bewegenden Dingen. Er legte mit
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Jarah und ihre große Liebe<br />
25<br />
Seinen Jüngern für die Jarah einen kleinen Küchengarten an, bepflanzte<br />
ihn mit allerlei nützlichen Pflanzen, Kräutern und Wurzelgewächsen und<br />
empfahl ihr, diesen Garten recht sorgsam zu pflegen. Sie versprach dies<br />
auch unter vielen Freudentränen, und wenn Jesus jüngst wie<strong>der</strong>käme, so<br />
solle Er den Garten schon in dem blühendsten Zustande antreffen. (Kap.<br />
167,02)<br />
Dieser kleine Garten spielt auch im Gespräch mit Raphael eine<br />
bedeutende Rolle. Im weiteren Verlauf erklärt <strong>der</strong> Raphael <strong>der</strong> Jarah die<br />
Pflege des menschlichen Herzens mit folgenden Worten: „Weißt du, meine<br />
lieblichste Jungfrau Jarah, als <strong>der</strong> Herr in Genezareth Sich aufhielt, da<br />
unterwies Er Selbst dich in allerlei Gartenkultur! Er lehrte dich allerlei<br />
nützliche Pflanzen kennen, zeigte dir, wie sie zu bearbeiten sind und wie<br />
zu gebrauchen. Er legte für dich einen kleinen Garten an und bepflanzte<br />
ihn mit allerlei nützlichen Pflanzen und sagte dir von einer jeden<br />
insbeson<strong>der</strong>e, welche Gestalt sie haben werde, wie sie wachse, wann und<br />
wie sie blühe, welche Früchte sie zum Vorscheine bringen werde, wozu<br />
diese gut seien, wie man sie genießen und wie man von ihnen eine reichere<br />
Ernte aufbewahren könne, dass sie nicht ver<strong>der</strong>be. Kurz, <strong>der</strong> Herr Selbst<br />
gab dir den nötigen Unterricht in allem, wie dein Gärtchen zu bestellen sei.<br />
Nun, du hattest darob eine überaus große Freude! Wäre es aber mit <strong>der</strong><br />
Freude allein schon abgetan?! Hätte dir das Gärtchen des Segens Früchte<br />
getragen ohne die tatsächliche fleißige Bearbeitung?! Wegen deines<br />
großen Wohlgefallens und wegen deiner Freude an solcher Lehre aus dem<br />
Munde des Herrn wäre in deinem Gärtchen dennoch nichts gewachsen -<br />
außer einiges Unkraut! Dieweil du aber fleißig Hand anlegtest nach <strong>der</strong><br />
Lehre, so erblühte dein Gärtchen bald zu einem kleinen irdischen<br />
Paradiese, und du hast die sichere Aussicht, eine recht reiche Ernte aus<br />
dem Gärtchen zu machen!<br />
Und sieh nun! Eben also ist auch des Menschen Herz ein zwar kleines<br />
Gärtchen; wenn man es aber nach <strong>der</strong> Lehre aus dem Munde des Herrn<br />
recht fleißig bearbeitet und keine Mühe scheut, alles, was man vernommen<br />
hat, in die Tat zu verkehren, so wird man auch ehest so viel alles Segens<br />
und aller Gnade aus den Himmeln im eigenen Herzen besitzen, dass man<br />
am Ende für Seele und Geist schon ganz aus eigenen Mitteln wird leben<br />
können und wird nicht stets unseres Rates und unserer Hilfe benötigen!<br />
Denn das eben will ja <strong>der</strong> Herr mit dem Menschen bezwecken, dass er<br />
ein ganz selbständiger Bürger <strong>der</strong> Himmel werde nach <strong>der</strong> ewig<br />
unwandelbaren Ordnung Gottes; wer das erreicht hat, <strong>der</strong> hat dann aber<br />
auch schon alles erreicht.<br />
Dem Mathael sagte sie später einmal in einem Gespräch: ,,Wer Gott
26 Jarah und ihre große Liebe<br />
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />
den Herrn über alles liebt, <strong>der</strong> wird bald und leicht erweckt; wer Ihn<br />
aber mit dem Verstande sucht, um Ihn zu lieben, wenn er Ihn mit dem<br />
Verstande erst so recht kernfest gefunden hat, <strong>der</strong> hat sich eine große<br />
und sehr vergebliche Arbeit vorgenommen, mit <strong>der</strong> er nimmer zum<br />
erwünschten Ziele auf dieser Welt gelangen wird.<br />
Und über ihre Gebetspraxis sagt sie: ,,Ich versetze mich mit allen<br />
meinen Gedanken und Gefühlen in die tiefste Tiefe meines Herzens, worin<br />
die Liebe zu Gott zu Hause ist. Dadurch bekommt diese heilige Liebe eben<br />
also Nahrung, als wenn Du auf eine stille Glut, die nicht mehr flammt,<br />
gutes, dürres und sehr leicht brennbares Holz legst. Das Holz wird die<br />
stille Glut gar bald dahin erwecken, dass sie über sich ganz kleine<br />
Flämmchen wird zu treiben anfangen; diese Flämmchen werden dann<br />
alsbald das Holz ergreifen, und es wird darauf dasselbe ganz in die hellsten<br />
Flammen übergehen. Ebenso wird's dann überlicht und vollends<br />
lebenswarm auch werden im Herzen; und darauf erst spricht <strong>der</strong> dadurch<br />
im selben erweckte gottähnliche Geist.<br />
,O Du mein heiliger Vater in den Himmeln! Dein Name werde<br />
geheiligt! Zu uns armen tot- und nachtvollen Sün<strong>der</strong>n komme Deine<br />
Vaterliebe! Dein allein heiliger Wille geschehe hier auf dieser Deiner Erde<br />
wie in allen Deinen Himmeln! Haben wir gesündigt wi<strong>der</strong> Deine ewige,<br />
heilige Ordnung, so vergib uns solche Torheit und habe Geduld und<br />
Nachsicht mit uns, wie auch wir mit denen Geduld und Nachsicht haben,<br />
die sich gegen uns irgend versündigt haben! Lass es ja nicht zu, dass wir in<br />
unserer fleischlichen Schwachheit irgend über unsere Kraft von <strong>der</strong> Welt<br />
und vom Teufel versucht werden, son<strong>der</strong>n erlöse Du uns durch Deine<br />
große Gnade, Liebe und Erbarmung von den tausen<strong>der</strong>lei Übeln, durch die<br />
unsere Liebe zu Dir, o heiliger, großer, lieber Vater, getrübt und<br />
geschwächt werden könnte! Wenn es uns aber hungert und dürstet, geistig<br />
und leiblich, dann gib uns, Du guter, lieber Vater, nach Deinem heiligen<br />
Ermessen, was wir täglich vonnöten haben! Dir allein alle meine Liebe,<br />
alle Ehre und alles Lob ewig, ewig!'<br />
„Sieh, das heiße ich beten, welches Beten aber vor Gott erst offenbar<br />
nur dann etwas gilt, wenn zuvor in aller Tiefe des Herzens auf die<br />
vorbeschriebene Art und Weise die Liebe zu Gott in die lichten und heißen<br />
Flammen übergeschlagen hatte durch die Einigung aller Gedanken und<br />
Gefühle im göttlichen Zentrum des Herzens; fehlet dieser Voraktus, so ist<br />
jedes Gebet mit bloßen noch so schönen Worten vor Gott ein Gräuel und<br />
wird nicht angesehen und nicht angehört. Denn Gott in Sich ist ein Geist<br />
und muss darum im Geiste <strong>der</strong> Liebe und im flammenhellsten Lichte <strong>der</strong><br />
Wahrheit angebetet werden. - Verstehst Du nun, was da <strong>der</strong> vollsten
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Jarah und ihre große Liebe<br />
27<br />
Wahrheit nach Beten heißt nach meinem Sinne und nach meinem<br />
Verstande?“ (Gr.Ev.Joh. Bd. 3; 123)<br />
Hier sei noch eine kleine, aber wichtige Begebenheit aufgeführt, die im<br />
Bd. 3 Kap. 120,13 beginnt und sich dann bis Kap. 131 fortsetzt. Jesus<br />
macht darauf aufmerksam, dass alle sich auf den morgigen Tag wohl<br />
vorbereiten sollen, da es ein heißer Tag werde. Er verabschiedet sich von<br />
<strong>der</strong> <strong>Gesellschaft</strong> mit den Worten: „Wer aber einen Schlaf hat, <strong>der</strong> schlafe;<br />
Ich aber muss wachen und beten.“ Mit diesen Worten verließ Jesus die<br />
<strong>Gesellschaft</strong> und ging auf dem Berge fürbass, um allein zu sein und um<br />
Sein ganzes Wesen mit Seinem ewigen Vatergeist inniger zu vereinen.<br />
In den folgenden Kapiteln sprechen die Zurückgebliebenen ausgiebig<br />
über das Wesen Jesu, über Engel und an<strong>der</strong>e sie bewegenden Fragen<br />
wobei die Jarah viel Weisheit zeigt. Am Ende des Kapitel 130 macht<br />
Raphael darauf aufmerksam, dass nun Jesus mit dem nahenden<br />
Sonnenaufgang zurück kommt. Springt die Jarah eiligst auf und fragt mit<br />
einer leidenschaftlich liebevollsten Heftigkeit: „Von wo, von wo kommt<br />
Er, die Liebe aller Liebe!? Meine Augen sehen noch nichts!“<br />
Sagt Raphael lächelnd: „Macht nichts; wenn nur dein Herz Ihn sieht,<br />
so werden bald darauf deine Augen auch nicht zu kurz kommen! Er wird<br />
mit dem vollen Aufgange hier sein!“<br />
Sagt Helena, die auch wach blieb: „Jarah, eilen wir Ihm entgegen! Oh,<br />
welch eine Seligkeit, Ihm entgegenzugehen!“<br />
Sagt Jarah: „Ja, ja, Freundin, gehe du nur fein mit! Oh, welch eine<br />
Freude wird das sein, wenn wir Ihn schon irgend von weitem her werden<br />
auf uns zugehend erblicken!“<br />
Darauf eilen die beiden flugs gegen den Wald gen Westen zu und<br />
verlieren sich bald in demselben, wobei <strong>der</strong> Vater <strong>der</strong> Helena sich Sorgen<br />
macht, ob sie sich wohl im Wald verirren, und Raphael ihn beruhigt.<br />
In Kapitel 133 kommt nun Jesus alleine aus dem Wald auf die<br />
Wartenden zu, und Ebahl fragt Jesus ängstlich wo denn seine Jarah sei.<br />
Sagt darauf Jesus: „Warum sorget ihr euch denn um diese, die Mich<br />
suchen? Meinet ihr denn, dass Ich jemanden nur dann vor Gefahren<br />
beschützen kann, so Ich leiblich in seiner Nähe bin? Als du, Ouran, in<br />
großer Gefahr warst, wer sagte es Mir denn, dass Ich dich ansah und<br />
rettete? Weiß Ich etwa nicht, wo die beiden nun sind und Mich suchen?<br />
Lasset sie nur, sie werden schon wie<strong>der</strong>kommen!<br />
Die beiden haben Mich auch gefunden in ihren Herzen, was da ein<br />
leichtes ist für je<strong>der</strong>mann. Wer aber Mich äußerlich suchen geht,<br />
obgleich er weiß, dass Ich nur innerlich zu suchen bin, <strong>der</strong> muss auch<br />
diese Lektion bekommen, hier freilich beispielsweise nur die, dass ihn
28 Jarah und ihre große Liebe<br />
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />
ein bloß äußeres Suchen und Mir-Entgegengehen nicht in den Stand<br />
setzt, Mir näher zu kommen, son<strong>der</strong>n Mich nur mehr und mehr zu<br />
verlieren! Das könnt ihr als am Morgen des Sabbats euch recht wohl zu<br />
Gemüte nehmen! - Im übrigen sind die beiden Mir doch auf die Spur<br />
gekommen und werden nun bald da sein.“<br />
Im Gr..Ev.Joh. Bd. 5 ab Kap. 7 befindet sich Jesus mit Cyrenius in<br />
einem Gespräch über die Verhältnisse in Rom und Jerusalem. Alle<br />
Anwesenden lauschen seinen Vorhersagen für diese beiden Städte, und<br />
einige machten ein paar Einwendungen, die die Jarah vorlaut zurückwies,<br />
wobei sie von den Vortragenden ermahnt wurde und sich bei Jesus darüber<br />
beklagte.<br />
Jesus geht liebevoll auf sie ein und gibt ihr eine sehr wichtige Lehre<br />
über das richtige Verhalten einer liebevollen Frau.<br />
Um nun nicht unsere lieben Schwestern hier zu verprellen gebe ich nur<br />
die genaue Quellenangabe zum nachlesen an. Das Kapitel 10 des 5.<br />
Bandes trägt die Überschrift: Ein Evangelium für das weibliche<br />
Geschlecht.<br />
Jesus spricht mit Jarah über ihre Zukunft und erklärt ihr: „.....denn dich<br />
trug Mein Engel sichtlich auf seinen Händen, und du machtest<br />
Erfahrungen, die bis jetzt noch kein Mensch gemacht hat. Und dazu hattest<br />
du wohl die größte und mächtigste Liebe zu Mir, in <strong>der</strong> wohl auch stets das<br />
größte Vertrauen waltet. Darum wun<strong>der</strong>e dich darob nicht zu sehr, dieweil<br />
dein Vertrauen zu Mir stärker ist denn das <strong>der</strong> übrigen Menschen; denn das<br />
gibt dir deine große Liebe!<br />
Aber, wie Ich dir schon in Genezareth bemerkt habe, so werden in<br />
etlichen Jahren auch über dich noch so manche Versuchungen kommen,<br />
mit denen du trotz des größten Vertrauens zu Mir zu kämpfen haben wirst.<br />
Aber durch die Kraft und Macht Meines Namens wirst du alle<br />
Versuchungen zu Boden schlagen und wirst von da an erst frei wandeln<br />
in Meinem Lichte.<br />
Denn was ein Mensch aus Mir für sich frei haben will, das muss er sich<br />
durch die eigene Kraft erkämpfen! Du, Mein liebstes Töchterchen, hast bis<br />
jetzt keinen eigentlichen Kampf bestanden, und es war dazu die eigentliche<br />
Zeit und die wahre Gelegenheit nicht da; das alles wird jedem Menschen<br />
erst werden, so Mein Tagewerk auf dieser Erde vollendet sein wird.<br />
Ich bin nun nur Sämann und lege das gute Weizenkorn in den<br />
lebendigen Acker eurer Herzen. Der Same wird da erst keimen und dann<br />
zur segensreichsten Fruchtbringung aufgehen; dann erst werdet ihr für<br />
euch selbst die Frucht auf eurem eigenen Lebensboden zu pflegen haben<br />
mit mancher Mühe und Selbstverleugnung! Wohl dem, <strong>der</strong> die Frucht, die
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Jarah und ihre große Liebe<br />
29<br />
Ich in sein Herz gesät habe, rein und reichlichst in die von Mir in ihm<br />
errichteten Scheuern Meines Geistes bringen wird! Wahrlich, den wird es<br />
für<strong>der</strong> ewig we<strong>der</strong> hungern noch dürsten!<br />
Also, was du, Meine liebste Jarah, nun hast, ist nur <strong>der</strong> von Mir in dein<br />
Herz gelegte Same. Nach etlichen Jahren wird er als ein wogendes Saatfeld<br />
dastehen und allerlei Stürmen ausgesetzt sein; aber da heißt es dann<br />
kräftigst und volltrauigst durch Meinen Namen und durch große, sich selbst<br />
ganz verleugnende Liebe zu Mir das wogende Saatfeld vor den drohenden<br />
Stürmen bewahren, dass sie nicht zum ver<strong>der</strong>blichen Ausbruche kommen<br />
und zugrunde richten das herrliche Saatfeld, das Ich Selbst bestens bebaut<br />
habe! Denn ist über ein solches Feld einmal ein verheeren<strong>der</strong> Sturm<br />
ausgebrochen, da ist es nahe unmöglich, ihm einen Einhalt zu tun.<br />
Du wirst dich wohl noch auf die etlichen Wochen rückerinnern, wie Ich<br />
dir in Genezareth ein Gärtchen angelegt habe und habe es bestellt mit<br />
allerlei nützlichen Pflanzen!? Die Pflanzen wachsen gut und sehr üppig;<br />
aber das Gärtchen und die Pflanzen müssen gepflegt, das Unkraut, so es<br />
irgend aufschießt, muss ausgerottet werden, und so es sehr heiß und trocken<br />
wird, darf die Gießkanne nicht außer acht gelassen werden.<br />
Und siehe, ein ähnliches Gärtchen habe Ich auch in deinem Herzen<br />
angelegt und habe es reichlichst bestellt mit allerlei nützlichen Gewächsen;<br />
die Wartung und weitere Pflege dieses Gärtchens ist nun schon dir allein<br />
anheimgestellt. Habe alle Aufmerksamkeit und allen Fleiß auf die Wartung<br />
und Pflege dieses Gärtchens, so wirst du jüngst aus ihm eine reiche Ernte<br />
machen! - Verstehst du wohl dieses Bild?“ (Gr.Ev.Joh. Bd. 3; 210)<br />
Sagt die Jarah: „Ja, Herr, Du meine alleinige Liebe, ich verstehe es<br />
ganz, möchte aber darob wohl etwas traurig werden, weil ich noch so<br />
manche Stürme bis zur Ernte soll zu bestehen haben! Aber ich hoffe und<br />
glaube: Du wirst Deine arme Magd nicht zugrunde gehen lassen, so sie in<br />
einer Not zu Dir um Hilfe rufen wird; denn Du hast ja mein Flehen gehört<br />
und erhört, als ich Dich nicht gesehen und erkannt habe wie nun!“<br />
Sagte Jesus: „Alle, die Mich erkennen und anrufen im Herzen und<br />
vertrauen auf die Macht Meines Namens, werden ewig nie zu Schanden<br />
und Schaden kommen; des kannst du vollauf versichert sein!<br />
Im 38 Kap. des 7. Bandes nehmen wir Abschied von unserer<br />
Liebesperle. Jesus ist im Dialog mit <strong>der</strong> Helias, einer schönen jungen Jüdin<br />
armer Eltern. In <strong>der</strong> Herberge auf dem Ölberge erkennt sie den Herrn und<br />
erhält samt ihrer Familie große Wohltaten. Sie möchte gerne Jesus nach<br />
draußen begleiten, was aber Jesus ihr verwehrt.<br />
Sagt nun die Helias mit einer etwas trüben Stimme: „O Herr und<br />
Meister, warum darf denn ich nun nicht mit hinaus ins Freie? Und ich
30 Jarah und ihre große Liebe<br />
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />
möchte doch gar so sehnlichst gerne immer in Deiner nächsten Nähe sein!“<br />
Sagt Jesus: „Das ist wahrlich gar sehr löblich von dir; aber du kannst<br />
auch ohne Meine Persönlichkeit stets in Meiner nächsten Nähe sein,<br />
wenn du Mir nur im Herzen nahe bist! Siehe, in Genezareth befindet sich<br />
auch ein gar liebliches Mägdlein, dessen Namen Jarah ist; die hat Meine<br />
Person schon beinahe ein ganzes Jahr lang nicht mehr gesehen, und<br />
dennoch ist sie Mir in ihrem Herzen noch um ein bedeutendes näher als du<br />
nun! Ich kann Mich in jedem Augenblick mit ihr besprechen, und sie<br />
vernimmt jedes Meiner Worte genaust in ihrem Herzen und richtet sich<br />
strenge danach. Tue du desgleichen, so wirst auch du gleich jener Jarah<br />
dich stets in Meiner nächsten Nähe befinden, und das auch dann, wenn Ich<br />
nicht mehr in diesem Leib und Fleisch auf dieser Erde umherwandeln<br />
werde! Verstehe solches und richte dein Leben danach ein, so wirst du das<br />
ewige Leben haben in dir!“<br />
Lasst uns dieses Liebesevangelium immer wie<strong>der</strong> in unseren Herzen<br />
bewegen, dann werden auch wir Jesus sehr nahe sein.<br />
Der Herr unter uns<br />
„Siehe, es war auf <strong>der</strong> Erde einmal ein großer und mächtiger Herr und<br />
Gebieter. Da es ihm darum zu tun war, seine Untertanen persönlich<br />
kennen zu lernen, verkleidete er sich oft zu einem ganz gewöhnlichen<br />
Menschen und besuchte sogar öfters als Bettler die Häuser beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong><br />
Reichen, die mit <strong>der</strong> Obsorge für die Armen von ihm aus betraut waren.<br />
Wohl denen, die er als Unerkannter in <strong>der</strong> von ihm gegebenen gesetzlichen<br />
Ordnung traf! Jedem aber war ein starkes Wehe vorbehalten, den er nicht<br />
in dieser Ordnung fand.<br />
Und siehe, <strong>der</strong> Herr des Himmels und aller Welten scheint ein<br />
Ähnliches zu tun. Freilich nicht in <strong>der</strong> Absicht, um Seine Menschen zu<br />
prüfen und daraus erst zu ersehen, wie sie beschaffen sind, son<strong>der</strong>n um<br />
ihnen Gelegenheit zu geben, sich selbst zu prüfen, wozu Er ihnen durch<br />
Seine Liebe und Weisheit handgreiflich Gelegenheit gibt.<br />
Aber ich möchte beinahe auch hier sagen: Wehe jenen, die durch ihren<br />
Eigensinn, durch ihre absichtliche Blindheit und Stumpfheit Ihn bezüglich<br />
Seiner Langmut auf eine zu empfindliche Probe stellen!“<br />
(Jakob <strong>Lorber</strong> - Von <strong>der</strong> Hölle bis zum Himmel Bd. 1 Kap. 147,10)
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Himmlische und irdische Liebe<br />
31<br />
Himmlische und irdische Liebe<br />
„Die erste Bedingung alles Seins ist und bleibt ewig die Liebe – aber<br />
wohlgemerkt, die rechte Liebe nur, wie Ich, als die Ewige Liebe Selbst, sie<br />
alle Menschen gelehrt und uranfänglich jedem Menschen für sich selbst in<br />
das Herz gelegt habe. So jemand diese wahre Liebe in seinem Herzen<br />
auszubilden sucht nach Meiner Lehre, dann wandelt er den vollkommen<br />
rechten Weg zur wahren Wie<strong>der</strong>geburt seines Geistes.<br />
Hat jemand diese erreicht, so hat er auch das eigentliche, wahre Ziel<br />
seines Lebens erreicht. – Um aber dieses allerwichtigste Ziel zu erreichen,<br />
muss man auf dem Bildungswege seines Herzens recht sehr behutsam sein<br />
und muss sich bei je<strong>der</strong> Neigung seines Herzens fragen, ob in solch einer<br />
Neigung nicht irgend etwas vom bösen Samen <strong>der</strong> Eigenliebe neben <strong>der</strong><br />
rechten Liebe enthalten ist.<br />
Rechte Liebe ist durchgehends leidenschaftslos. Sie ergreift wohl alles<br />
mit <strong>der</strong> größten Macht und Kraft und lässt, was sie einmal ergriffen, ewig<br />
nimmer aus. Aber dessen ungeachtet ist solcher wahren Liebe Wirken<br />
durchgehends ein überaus sanftes, begleitet von <strong>der</strong> größten Duldsamkeit.<br />
Das Wirken <strong>der</strong> Eigenliebe, obschon an und für sich höchst<br />
ohnmächtig, tritt aber nur zu bald als ein Handeln auf, dass da sogleich<br />
alles zerstören möchte, was ihm ungünstig in den selbstsüchtigen Weg<br />
treten möchte. Und dieses Benehmen ist eben die Leidenschaftlichkeit, die<br />
da in <strong>der</strong> Eigenliebe zuhause ist.<br />
Daher, wie gesagt, muss je<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Bildung seines Herzens sehr<br />
behutsam sein, ob dasselbe wohl mit wahrer Liebe o<strong>der</strong> ob mitunter auch<br />
mit kleinen Portionen von Eigenliebe genährt wird. – Und eben darauf<br />
musst auch du recht sehr bedacht sein, so du ehestens den wahren<br />
Geburtstag deines Geistes erleben willst.<br />
Siehe, Menschenliebe ist wohl gut und recht, wenn man die Menschen<br />
liebt, weil sie Menschen sind, und nicht Unterschiede macht – außer<br />
insofern, ob jemand zufolge seines geistigen Standpunktes Mir näher o<strong>der</strong><br />
ferner ist. Denn da ist ein Unterschied gerecht. Es kann ja niemand zwei<br />
Herren dienen, d.h. einem guten und einem schlechten zugleich! – Aber<br />
irgendwie aus weltlichen Gründen entstandene Bevorzugung wegen<br />
gewisser weltlicher Würden und Werte des Menschen ist schon<br />
Eigenliebe, weil das Herz darin am Ende, wenn schon ganz heimlich, aber<br />
dennoch sicher seine eigene Erhöhung sucht. Und wo ein solches<br />
Bestreben, wenn auch noch so leise, sich kundgibt, da ist schon nicht mehr<br />
die Demut, son<strong>der</strong>n ein in solcher Liebe versteckter Hochmut die<br />
Triebfe<strong>der</strong> <strong>der</strong> sittlichen Bewegung des Herzens.<br />
Wenn daher dein Herz etwas ergreift, so frage du allezeit, ob damit
32 Himmlische und irdische Liebe<br />
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />
nicht dein irdisches, <strong>der</strong> so genannten höheren Welt untergeordnetes<br />
Ehrgefühl in Anspruch genommen wird. Findet dieses bei einem<br />
Unternehmen deines Herzens seine Sättigung, so ist das schon ein<br />
Zeichen <strong>der</strong> Eigenliebe, die sich auf dem Bildungswege deines Herzens<br />
wie ein arger Buschklepper hinter einem Dickichte gelagert hat und mit<br />
<strong>der</strong> Weile als ein geheimer Abgesandter <strong>der</strong> Hölle alles Edle ver<strong>der</strong>ben<br />
will.<br />
Denn die Eigenliebe ist selbst in ihren unscheinbarsten Vorkommnissen<br />
nichts als ein böser Same, den <strong>der</strong> Feind des Lebens unter den edlen<br />
Weizen streut, damit dieser in seinem Emporkeimen verkümmert o<strong>der</strong><br />
womöglich wohl auch ganz und gar vernichtet werde.<br />
Daher muss man bei <strong>der</strong> Liebe <strong>der</strong> Menschen sorgfältig prüfen und das<br />
Herz in einem fort fragen: Warum liebst du diesen und jenen, diese und<br />
jene, o<strong>der</strong> auch (bei Sachen) dieses und jenes?<br />
Wird dabei das Herz aus <strong>der</strong> Demut antworten, dann ist die Liebe recht<br />
und führt dich <strong>der</strong> geistigen Vollendung zu. – Antwortet das Herz aber aus<br />
einer angestammten weltlichen Eitelkeit heraus, dann ist die Liebe nicht<br />
mehr Liebe, son<strong>der</strong>n eitle Selbstsucht nur, die wohl zum Scheine mit dem<br />
Lämmergewande <strong>der</strong> Liebe angetan, inwendig aber nur ein reißen<strong>der</strong> Wolf<br />
ist, <strong>der</strong> am Ende alles Edle im Herzen zerreißt und den Geist, wo möglich,<br />
zu erdrücken strebt.<br />
Ich gebe dir diese kleine, aber dabei dennoch überaus wichtige Lehre<br />
und wahre Lebensregel als dein überaus guter Vater wie einen guten<br />
Zehrpfennig auf deiner irdischen Lebensreise, auf dass du mit sorglicher<br />
Benützung desselben gar leicht das eigentliche und wahre Ziel deiner<br />
irdischen Lebensreise erreichen kannst.<br />
Hast du dieses erreicht, dann erst wirst du in aller Fülle einsehen, wie<br />
endlos gut Der ist, <strong>der</strong> dir nun dieses Wörtlein zu deinem leiblichen<br />
Geburtstage gibt, auf dass du desto eher den Geburtstag deines Geistes<br />
erreichen möchtest.<br />
Liebe Mich über alles, wie Ich dich über alles liebe, und lass dein<br />
Herz nicht verblenden von <strong>der</strong> Welt, so wirst du einen leichten und sanften<br />
Weg zu wandeln haben! Das sage dir Ich, dein guter Vater! Amen.<br />
(Himmelsgaben Bd. 2, 48.03.12,1-14)<br />
„Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe<br />
treibt nicht Mutwillen, sie blähet sich nicht, sie stellet sich nicht<br />
ungebärdig, sie suchet nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie<br />
rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht <strong>der</strong> Ungerechtigkeit, sie<br />
freut sich aber <strong>der</strong> Wahrheit; 7 sie verträgt alles, sie glaubet alles, sie<br />
hoffet alles, sie duldet alles.“ (1. Kor. 13,5-7)
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> ER wird kommen, zu richten<br />
33<br />
„ER wird kommen, zu richten<br />
die Lebenden und die Toten“<br />
Jochen Stübner<br />
Diese Worte aus dem apostolischen Glaubensbekenntnis werden in<br />
je<strong>der</strong> christlichen Kirche und in jedem ihrer Gottesdienste gebetet, obwohl<br />
<strong>der</strong> Glaube daran sich im Laufe <strong>der</strong> vergangenen fast 2000 Jahre sehr<br />
verän<strong>der</strong>t hat. Die Christen <strong>der</strong> ersten Zeit rechneten fest damit, dass sie es<br />
selbst erleben würden, wie Paulus es auch bekennt: „Er wird<br />
wie<strong>der</strong>kommen vom Himmel, danach wir, die wir leben und übrig bleiben,<br />
werden zugleich mit ihnen hingerückt werden.“ (1. Thess. 4,16f) Hatte Jesus<br />
ihnen doch versprochen: „Nur eine kurze Zeit, so werdet ihr mich<br />
sehen.“ (Joh. 16,16)<br />
Nun ist die früher so heiß ersehnte Ankunftserwartung mehr und mehr<br />
verblasst. Der Glaube daran ist weitgehend von Aufklärung und historisch<br />
kritischer Exegese entmythologisiert. Bei nicht wenigen Priestern, nicht<br />
nur <strong>der</strong> Juden, die ihren Messias noch immer erwarten, gibt es zunehmend<br />
solche, die darüber lächeln und etwas murmeln, was nach Mythos und<br />
alten Geschichten klingt. Sie weisen darauf hin, dass <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne Mensch<br />
sich auf den Boden <strong>der</strong> Wirklichkeit stellen müsse und keinen Phantasien<br />
nachlaufen dürfe - und schizophren deklamieren sie nach wie vor ihr<br />
apostolisches Glaubensbekenntnis.<br />
Aber was wäre, wenn ER tatsächlich käme? Ich bin sicher, die<br />
nichtchristlichen Kirchen und die weltlichen Herrscher würden alles tun<br />
ihn zu hin<strong>der</strong>n.<br />
Und unsere christlichen Kirchen? Was würden sie wohl tun? Ob sie ihn<br />
überhaupt erkennen wollten und ihn willkommen hießen, wenn er<br />
tatsächlich käme?<br />
Die Geschichte vom Großinquisitor fiel mir ein. Der russische Dichter<br />
Fjodor Michailowitsch Dostojewskij schrieb sie in seinem Roman: „Die<br />
Brü<strong>der</strong> Karamasoff“ nie<strong>der</strong>. Nun nehme ich an, dass im Zeitalter von<br />
Rundfunk und Fernsehen kaum noch jemand Lust verspürt, die über<br />
tausend Seiten dieses großartigen Werkes zu studieren. So habe ich die<br />
betreffenden Passagen herausgezogen. Ich übernahm den Text ganz<br />
unverän<strong>der</strong>t, nur etwas gekürzt. Selbst setzte ich lediglich eine kleine<br />
Einführung voran und am Schluss ein Nachwort.<br />
Einführung: In <strong>der</strong> folgenden Betrachtung geht es um zwei Söhne des<br />
Karamasoff, Alexan<strong>der</strong>, liebevoll Alescha genannt, und Ivan, den etwa<br />
drei Jahre älteren Bru<strong>der</strong>. Beide sind gerade erst erwachsen, so um die 20<br />
bis 25 Jahre, aber es gibt kaum einen größeren Gegensatz. Alescha lebt aus
34 ER wird kommen, zu richten<br />
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />
<strong>der</strong> Seele, feinfühlig, sanftmütig, allem in Liebe, und <strong>der</strong> Kirche so<br />
bedingungslos ergeben, dass er als Mönch ins Kloster ging. Ivan dagegen<br />
ist, wie wir heute sagen würden, ein Macho, dem sinnlichen Leben<br />
zugeneigt, sehr intelligent, betonter Atheist, doch im Innern voller, nach<br />
außen hin geleugneter Zweifel. Beide sind sich weit über das bei Brü<strong>der</strong>n<br />
übliche Maß hinaus zugetan. Bei ihren Gesprächen provoziert oft schon<br />
die Kutte des Mönchs, dass Gott und als Gegensatz die Welt, ihre<br />
bevorzugten Themen sind. Dies musste ich vorausschicken, weil es dazu<br />
führt, dass <strong>der</strong> Gottesleugner Ivan eine von ihm erfundene Geschichte,<br />
eben die vom Großinquisitor erzählt:<br />
„Die Handlung spielt im sechzehnten Jahrhun<strong>der</strong>t, zur Zeit <strong>der</strong><br />
Inquisition und <strong>der</strong> Ketzerverbrennungen. Fünfzehn Jahrhun<strong>der</strong>te sind<br />
schon vergangen, da Er, Jesus, die Verheißung gab, und seit sein Prophet<br />
von Ihm schrieb, Er werde wie<strong>der</strong>kommen.<br />
Die Menschheit erwartet Ihn mit <strong>der</strong>selben Sehnsucht wie vordem,<br />
sogar mit noch innigerem Glauben, denn fünfzehn Jahrhun<strong>der</strong>te sind es<br />
auch seit eben jener Zeit, dass <strong>der</strong> Himmel aufhörte, den Menschen<br />
sichtbare Unterpfande zu geben.<br />
In Ivans Geschichte war Sein Wie<strong>der</strong>kommen natürlich nicht jenes<br />
Herabsteigen am Ende aller Zeiten in seinem ganzen himmlischen Ruhm,<br />
wie ein Blitz, <strong>der</strong> leuchtet vom Osten zum Westen. Nein, hier wird<br />
geschil<strong>der</strong>t, dass es Ihn verlangte, wenn auch nur für einen Augenblick,<br />
Seine Kin<strong>der</strong> zu besuchen, und eben dort, wo gerade die Scheiterhaufen<br />
<strong>der</strong> Ketzer prasselten. In Seinem maßlosen Mitleid kommt er noch einmal<br />
zu dem Volke in <strong>der</strong>selben menschlichen Gestalt, in <strong>der</strong> Er vor<br />
fünfzehnhun<strong>der</strong>t Jahren dreiunddreißig Jahre lang unter den Leuten<br />
wandelte. Er schreitet hinab zu den heißesten Plätzen <strong>der</strong> südlichen Stadt<br />
Sevilla, in <strong>der</strong> gerade erst tags vorher auf einen herrlichen Autodafe in<br />
Gegenwart des Königs, des Hofs, <strong>der</strong> Ritter, Kardinäle und <strong>der</strong><br />
lieblichsten Damen vom Hofe, in Gegenwart von zahllosen Bewohnern<br />
Sevillas durch den Kardinal-Großinquisitor fast ein ganzes Hun<strong>der</strong>t<br />
Ketzer auf einmal verbrannt worden war, - ad majorem gloriam Dei -.<br />
Er kam still daher, unbemerkt - und seltsam: alle erkennen Ihn! Mit<br />
unwi<strong>der</strong>stehlicher Gewalt drängt sich das Volk zu Ihm, es wächst um Ihn<br />
herum und folgt seinen Schritten. Schweigend wandelt Er unter ihnen mit<br />
dem stillen Lächeln unendlichen Mitgefühls. Die Sonne <strong>der</strong> Liebe brennt<br />
in Seinem Herzen, Strahlen von Licht und Kraft fließen aus Seinen Augen,<br />
strömen über die Masse hin und entzünden aller Herzen in Gegenliebe. Er<br />
streckt die Hände nach ihnen aus. Er segnet sie, und von Seiner<br />
Berührung, ja vom Saume Seines Gewandes geht heilende Kraft aus.
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> ER wird kommen, zu richten<br />
35<br />
Und siehe! In <strong>der</strong> Menge ein Greis, blind von Kindestagen an, ruft Ihm<br />
zu: „Herr, heile mich, und auch ich werde Dich schauen!“ Da fällt es dem<br />
Blinden wie Schuppen von den Augen und er sieht Ihn. Das Volk weint und<br />
küsst die Erde, über welche Er schreitet. Sie jauchzen Ihm zu: ‚Hosianna!<br />
Das ist Er! Das ist Er selber! Das muss Er sein, das ist niemand an<strong>der</strong>s<br />
als Er!‘<br />
An <strong>der</strong> Pforte des Domes bleibt Er stehen, gerade in dem Augenblick,<br />
als unter Weinen und Klagen ein offener, kleiner, weißer Kin<strong>der</strong>sarg<br />
herein getragen wird. In ihm liegt ein siebenjähriges Mädchen, das einzige<br />
Töchterchen eines angesehenen Bürgers. Das tote Kind ist ganz in Blumen<br />
gebettet.<br />
„Er wird dein Kind erwecken!“, so ruft man aus <strong>der</strong> Menge <strong>der</strong> Mutter<br />
zu. Der Geistliche, <strong>der</strong> dem Sarg entgegen schreitet, bleibt stehen und<br />
blickt ratlos umher. Da wirft sich die Mutter des toten Kindes schluchzend<br />
Ihm zu Füßen:<br />
‚Wenn Du es bist, so erwecke mein Kind!‘ so ruft sie aus und erhebt<br />
bittend die Hände zu Ihm. Der Zug hält an, <strong>der</strong> Sarg wird in <strong>der</strong> Vorhalle<br />
nie<strong>der</strong> gestellt zu Seinen Füßen. Er schaut in Mitleid auf das Kind und<br />
Seine Lippen sprechen leise: „Talithe kumi! Stehe auf, meine Tochter!“<br />
Das Mädchen erhebt sich im Sarge, es setzt sich aufrecht und blickt<br />
lächelnd umher aus weit geöffneten, erstaunten Äuglein. In seinen Händen<br />
hält es den Strauß weißer Rosen, mit dem es im Sarge lag.<br />
Und das Volk steht bestürzt und schreit und schluchzt - und da, gerade<br />
in diesem Augenblick, schreitet über den Platz an <strong>der</strong> Kathedrale vorüber<br />
<strong>der</strong> Kardinal-Großinquisitor. Ein fast neunzigjähriger Greis, groß und<br />
aufrecht, mit vertrocknetem Gesicht und tief liegenden Augen, daraus<br />
immer noch Funken sprühen. Nicht im prächtigen Kardinalsgewand<br />
kommt er gegangen, wie gestern, da man die Feinde des römischen<br />
Glaubens verbrannte vor allem Volke - nein, heute umhüllt ihn seine grobe<br />
Mönchskutte. Ihm folgen in einiger Entfernung seine finsteren Gehilfen,<br />
seine Diener und die ‚heilige Hermandad’ (Bru<strong>der</strong>schaft). Er bleibt vor<br />
<strong>der</strong> Masse stehen und beobachtet von ferne. Er sah alles, sah, wie man den<br />
Sarg Ihm zu Füßen stellte, sah, wie das Mägdlein erwachte und sein<br />
Gesicht verfinsterte sich. Er verzieht die buschigen Brauen. Unheilvoll<br />
leuchtet sein Blick. Er streckt den Finger aus und gebietet <strong>der</strong> Wache, Ihn<br />
festzunehmen.<br />
Und so groß ist seine Macht, so unterwürfig und angstvoll gehorsam<br />
das Volk, das die Menge unverzüglich auseinan<strong>der</strong>weicht vor den<br />
Häschern. Und die legen unter plötzlicher Grabesstille Hand an Ihn und<br />
führen Ihn ab.
36 ER wird kommen, zu richten<br />
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />
Und sogleich beugt sich die Menge wie ein Mann mit dem Haupte zur<br />
Erde vor dem greisen Inquisitor. Der segnet schweigend das Volk und geht<br />
vorüber. Die Wache führt den Gefangenen in ein enges, finsteres<br />
Gefängnisgewölbe im alten Bau des Heiligen Gerichts und schließt Ihn<br />
dort ein. Der Tag verrinnt, die finstere, heiße leblose Nacht von Sevilla<br />
bricht herein.<br />
Da - im tiefen Dunkel - öffnet sich plötzlich die Eisenpforte des<br />
Kerkers, und mit einem Lichte in <strong>der</strong> Hand tritt langsam <strong>der</strong> greise<br />
Großinquisitor hinein. Er ist allein. Die Tür fällt hinter ihm ins Schloss. An<br />
<strong>der</strong> Schwelle bleibt er stehen und blickt lange - eine Minute o<strong>der</strong> zwei -<br />
Ihm ins Gesicht. Endlich tritt er leise hinzu, stellt die Kerze auf den Tisch<br />
und spricht zu Ihm:<br />
„Das bist Du? Du?“ und da er keine Antwort erhält, so fügt er rasch<br />
hinzu: „Antworte nicht! Schweige! Ja, und was könntest Du auch<br />
antworten? Ich weiß nur zu gut, was Du sagen wirst. Auch hast Du gar<br />
kein Recht, irgendetwas dem zuzufügen, was Du damals sagtest! Weshalb<br />
bist Du gekommen uns zu stören? Denn Du bist gekommen uns zu stören.<br />
Das weißt Du selber. Aber weißt Du auch, was morgen sein wird?<br />
Ich weiß nicht, wer Du bist, und will das gar nicht wissen. Ob Du es<br />
aber selber bist o<strong>der</strong> nur ein Doppelgänger von Ihm. Morgen werde ich<br />
Dich verurteilen, und ich werde Dich auf dem Scheiterhaufen verbrennen<br />
wie den schlimmsten Ketzer.<br />
Und dasselbe Volk, das heute Dir die Füße küsste, wird morgen auf<br />
einen Wink von mir herbeistürzen und Kohlen zusammenscharren für<br />
Deinen Scheiterhaufen, weißt Du das? Ja, Du weißt das vielleicht!“ fügte<br />
er hinzu in tiefem Nachdenken, unverwandt den Blick auf seinen<br />
Gefangenen gerichtet.<br />
Aber dieser schweigt. Er blickt auf Ihn und spricht kein einziges Wort.<br />
Der Greis sagt Ihm, dass er auch gar kein Recht habe, irgendetwas<br />
dem zuzufügen, was Er schon vorher verkündet habe:<br />
„Alles ist von Dir dem Papste übergeben worden und alles ist demnach<br />
jetzt beim Papste, Du aber komme überhaupt nicht mehr, störe wenigstens<br />
nicht vor <strong>der</strong> Zeit!<br />
Nein, Du hast kein Recht dazu. Du darfst nichts hinzufügen dem, was<br />
schon früher gesagt wurde. Du würdest sonst den Menschen die Freiheit<br />
rauben, für die Du so eintratest damals, als Du noch auf Erden wandeltest.<br />
Alles was Du neu verkünden würdest, müsste ja wie ein Wun<strong>der</strong><br />
erscheinen und wäre darum ein Attentat auf die Glaubensfreiheit <strong>der</strong><br />
Menschen; die aber war Dir teurer als alles an<strong>der</strong>e. Schon damals, vor<br />
eineinhalbtausend Jahren, - hast Du nicht damals oft gesprochen: ‚Ich will
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> ER wird kommen, zu richten<br />
37<br />
euch frei machen!‘ Aber jetzt hast Du diese freien Menschen gesehen!“ -<br />
spricht <strong>der</strong> Greis nachdenklich lächelnd und fährt dann fort mit einem<br />
strengen Blick auf Ihn: „Ja, das ist uns teuer zu stehen gekommen! Wir<br />
haben es aber dennoch zu Ende geführt und in Deinem Namen.<br />
Fünfzehn Jahrhun<strong>der</strong>te quälten wir uns mit dieser Deiner Freiheit, jetzt<br />
aber ist es aus damit, aus für immer! Du glaubst das nicht? Du blickst<br />
freundlich auf mich und würdigst mich nicht einmal deines Unwillens?<br />
So wisse denn, jetzt und eben jetzt sind diese Menschen mehr als je<br />
davon überzeugt, dass sie völlige Freiheit genießen. Und dabei haben sie<br />
uns selber ihre Freiheit ergeben zu Füßen gelegt.<br />
Du gabst uns das Recht, zu binden und zu lösen, und Du kannst schon<br />
gar nicht mehr daran denken, uns dieses Recht wie<strong>der</strong> zu nehmen. Wozu<br />
bist Du dann aber gekommen, uns zu stören?<br />
Und wir werden ihnen sagen, dass sie Dir gehorchen, und werden in<br />
Deinem Namen herrschen über sie, und so wird es sein: Unser Reich wird<br />
kommen. Morgen noch wirst Du sehen, wie diese gehorsame Herde auf<br />
einen Wink von mir herbeistürzen wird, Kohlen zu schaufeln für den<br />
Scheiterhaufen, auf dem ich Dich verbrennen werde, weil Du gekommen<br />
bist, uns zu stören. Denn wer verdient wohl eher den Scheiterhaufen von<br />
unserer Hand als Du? Morgen werde ich Dich verbrennen! Dixi!“<br />
Als <strong>der</strong> Inquisitor geendet hatte, wartete er eine Weile, was sein<br />
Gefangener ihm antworten werde. Dessen Schweigen lastete auf ihm. Der<br />
Gefangene hatte ihn die ganze Zeit über angehört, durchdringend und still<br />
ihm gerade in die Augen schauend und offenbar ohne jedes Verlangen,<br />
irgendetwas zu entgegnen.<br />
Der Greis aber hätte gewünscht, Er möchte ihm etwas sagen, sei es<br />
auch etwas Bitteres, etwas Furchtbares. Er aber nähert sich dem Greise<br />
und küsst ihn schweigend auf die blutlosen neunzigjährigen Lippen. Der<br />
Greis erzittert. Irgendetwas regt sich in seinen Mundwinkeln. Er geht zur<br />
Türe, öffnet sie und spricht zu Ihm: „Geh! und komm nicht wie<strong>der</strong>, komm<br />
überhaupt nicht mehr, niemals, niemals!“<br />
Und er lässt Ihn hinaus in die dunklen Gassen <strong>der</strong> Stadt. Der<br />
Gefangene geht. Sein Kuss aber brennt im Herzen des Greises - und doch<br />
blieb er bei dem, was er gesagt hatte.“<br />
Nachwort: Was ich bis hierher dem Roman Dostojewskijs entnommen<br />
habe, das ist, stark gekürzt, die Geschichte, die <strong>der</strong> Atheist dem Mönch<br />
erzählte. Im Buch steht vieles mehr von dem dramatischen Monolog in<br />
temperamentvoll-spannen<strong>der</strong> Rede, in <strong>der</strong> sowohl <strong>der</strong> Erzähler, als auch<br />
<strong>der</strong> Inquisitor zwischen den Zeilen erkennen lassen, dass es ja keine<br />
Lästerung, im Gegenteil ein Lobgesang auf Jesus ist.
38 ER wird kommen, zu richten<br />
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />
Worauf ich hinaus will, ist <strong>der</strong> Gegensatz zwischen dem ‚Beharren auf<br />
dem, was gesagt war‘ einerseits und dem ‚Geh und komm niemals wie<strong>der</strong>‘<br />
an<strong>der</strong>erseits. Es geht mir hier ergänzend noch um etwas an<strong>der</strong>es, nämlich<br />
um die Behauptung, die damals wie heute eine ebenso beharrliche<br />
Aussage <strong>der</strong> Kirche bestimmt: ‚Gott schweigt‘.<br />
Fünfzehn Jahrhun<strong>der</strong>te sind vergangen, seit <strong>der</strong> Himmel aufhörte, den<br />
Menschen sichtbare Unterpfand zu geben. So, wie Iwan dies sagte, so ist<br />
es nach Ansicht <strong>der</strong> Kirche noch heute, inzwischen schon seit fast zwanzig<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ten. Es ist wie ein beherrschen<strong>der</strong> Lehrsatz. Wie an<strong>der</strong>s sollten<br />
Briefe verstanden werden, die ich unter an<strong>der</strong>en von sehr einflussreichen<br />
evangelischen Kirchenmännern vorliegen habe, wo sie es fast wörtlich<br />
übereinstimmend sagen : ‚...dass es einer Offenbarung nicht bedarf, da wir<br />
die Offenbarung Gottes in Christus als ein für allemal gültige Offenbarung<br />
haben... o<strong>der</strong> ...Ich bin <strong>der</strong> Überzeugung, dass ich Neuoffenbarungen aller<br />
Art im Hinblick auf die Aussage <strong>der</strong> Bibel sehr skeptisch sehen muss.<br />
Nach meiner Ansicht hat sich Gott in Jesus Christus vollkommen offenbart<br />
- und weitere Offenbarungen sind demnach nicht nötig.‘<br />
Christus wurde von <strong>der</strong> herrschenden Kirche gekreuzigt, die Propheten<br />
wurden erschlagen. Heute herrscht die Kirche nicht mehr, kann also nicht<br />
mehr kreuzigen, nicht erschlagen und nicht verbrennen. Dennoch hat sie<br />
Mittel und Wege, das Wort am Wirken zu hin<strong>der</strong>n. Namen werden<br />
achtungsvoll genannt: Hildegard von Bingen (1098-1179), Mechthild von<br />
Magdeburg, (1212-1280), Meister Eckhart (1260-1327) und seine Schüler<br />
Heinrich Seuse (1295-1366) und Johannes Tauler (1300-1361), Jakob<br />
Böhme (1572-1624), Emanuel Swedenborg (1688-1772). Sie verschwinden<br />
im Bücherschrank, Fatima wird ängstlich verdrängt, Jakob <strong>Lorber</strong><br />
(1800-1864) gar nicht erst zur Kenntnis genommen.<br />
Darf ich es so sehen: „Ich will gar nicht wissen, ob Du es bist. Geh und<br />
komme niemals wie<strong>der</strong>, niemals.“<br />
„So wachet nun,<br />
da ihr nicht wisset, zu welcher Stunde euer Herr kommt!<br />
Darum seid auch ihr bereit!<br />
Denn des Menschen Sohn kommt zu <strong>der</strong> Stunde,<br />
da ihr es nicht meinet.“<br />
(Mt. 24,42+44)
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Christus in uns<br />
39<br />
Christus in uns<br />
Sebastian Franck (1499-1542)<br />
Christus ist nicht, weil er außer uns ist und von ferne angebetet wird,<br />
gerühmt. Er muss in unserem Herzen lebendig werden und muss in uns<br />
mit unserer Seele vereint werden, damit er in uns herrschen und das<br />
Wort in uns wie in ihm Fleisch werden kann. Dann erst ist Christus in<br />
uns geboren, dann erst ist er das Wort in uns, ist er unser Leben.<br />
Christus im Fleische außer uns, ja Gott selbst außer uns ist nichts nütz.<br />
Die Arznei muss, wenn sie heilen soll, eingenommen werden, außer uns<br />
wirkt sie nicht. Ein gleiches gilt von Christus, von Gott und vom Reiche<br />
Gottes. Das Wort muss in uns lebendig werden, auf dass wir eins und ein<br />
Christus mit ihm werden, <strong>der</strong> darum unser Fleisch geworden ist, dass er's<br />
vergeistige und in sich ziehe, auf dass wir sein Fleisch und Blut würden.<br />
Das nennt die Schrift: Christum in unsere Seele nehmen im Glauben und<br />
Geist, in ihn versetzt und verwandelt werden.<br />
Das Reich Christi besteht durchaus nicht in äußerlichem Wesen,<br />
Zeremonien, Pomp und Titeln, we<strong>der</strong> im Raum noch in <strong>der</strong> Zeit, son<strong>der</strong>n<br />
frei im Geiste und Glauben in uns und nicht außer uns, wie Christus<br />
spricht: „Das Reich Gottes ist inwendig in euch!“<br />
Wahres Christentum ist darum Cristustum: Reinheit des Herzens,<br />
gotterfülltes Leben, Gerechtigkeit, schrankenlose Liebe und<br />
unerschütterliche Gläubigkeit und Gottgewissheit. Daher hatten die ersten<br />
Christen keine Tempel, weil sie Christum in sich trugen. Erst als <strong>der</strong><br />
Glaube verfiel, entstanden Tempel, Zeremonien und Bekenntnisse.<br />
Gott, <strong>der</strong> ein Geist ist, achtet <strong>der</strong> äußerlichen Übungen nicht, son<strong>der</strong>n<br />
sieht allein auf ein gelassenes, ihm hingegebenes Herz. Christus lehrt uns,<br />
wie wir zu ihm kommen sollen. Und auch <strong>der</strong> heilige Cato lehrt: Ist Gott<br />
Geist, so ehrt ihn mit dem Geiste, mit dem, was er ist. Wer auf das innere<br />
Wort Gottes in seinem Herzen acht hat und auf das Licht, das in ihm<br />
entzündet ist, <strong>der</strong> wird vor Freude und Seligkeit in seinem Herzen<br />
entbrennen und durch sein Sein und Tun vom Christus in ihm und von<br />
Gott zeugen, dass es selbst ein Gottloser nicht übersehen kann.<br />
Eben darum nennt Christus sich selbst und die Seinen nicht Lehrer und<br />
Meister, son<strong>der</strong>n Zeugen, die von <strong>der</strong> Gegenwart Gottes und <strong>der</strong> Wahrheit,<br />
die Gott im gelassenen Menschen und durch ihn kündet, Zeugnis geben -<br />
und eben dadurch überzeugen.<br />
„Der, <strong>der</strong> in euch ist, ist größer als <strong>der</strong>, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Welt ist.“<br />
(1. Joh. 4,4)
40 Christus spricht im Innern<br />
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />
Christus spricht im Innern zur gläubigen Seele<br />
Thomas von Kempen (1380-1471)<br />
„Ich will hören, was Gott, <strong>der</strong> Herr, in mir spricht“ (Ps. 85,9).<br />
Selig die Seele, die Gottes Stimme in sich vernimmt und aus seinem<br />
Munde ein Wort des Trostes empfängt.<br />
Selig die Ohren, die offen sind „für das leise göttliche Flüstern“ (vgl.<br />
Hiob 4,12), von den Geräuschen dieser Welt aber nichts auffangen.<br />
Ja, selig die Ohren, die sich <strong>der</strong> Stimme von draußen nicht öffnen,<br />
dafür aber nach innen lauschen, wo die Wahrheit lehrt.<br />
Selig die Augen, die, dem Äußeren verschlossen, ihre Blicke nach<br />
innen richten.<br />
Selig, die da eindringen in die innere Welt und täglich in<br />
wachsendem Eifer bemüht sind, die himmlischen Geheimnisse zu<br />
erfassen, indem sie sich durch Übungen dazu bereiten.<br />
Selig, die alles, was sie an die Welt fesselt, abschütteln, um sich dann<br />
ganz Gott hinzugeben.<br />
Bedenke das, meine Seele, und schließe die Tore deiner Sinne, damit<br />
du zu hören vermagst, was <strong>der</strong> Herr, dein Gott, in dir spricht.<br />
Dein Geliebter spricht: „Dein Heil bin ich“ (Ps. 35,3), dein Friede und<br />
dein Leben. Halte dich an mich, und du wirst Frieden finden. Lass alles<br />
Vergängliche, suche das Ewige!<br />
Was sind alle zeitlichen Dinge an<strong>der</strong>s als eine Verführung? Und was<br />
nützen alle Geschöpfe, wenn du vom Schöpfer verlassen bist?<br />
Lös dich also von allem los, und schenke dich willig und treu deinem<br />
Schöpfer, und du wirst imstande sein, zur wahren Glückseligkeit zu<br />
gelangen. (Von <strong>der</strong> Nachfolge Christi, Buch 3 Kap. 1)<br />
Die Selbstprüfung vor Gott<br />
Christoph Blumhardt (1842-1919)<br />
„Das Gebet ist kein Zwangsmittel, mit dem wir den lieben Gott<br />
zwingen können, uns zu bedienen. Wir sollten vielmehr schüchtern werden<br />
im Gebet, als unartige Kin<strong>der</strong>; denn was hat <strong>der</strong> liebe Gott an uns?<br />
Viele meinen, <strong>der</strong> liebe Gott müsse noch froh sein, wenn sie ihn<br />
überhaupt zur Hilfe haben wollen in ihren Wünschen, und wenige<br />
besinnen sich, ob sie auch das Recht haben, alles nur geschwind von Gott<br />
zu erwarten für sich.
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Des Vaters Sehnen nach Seinen Kin<strong>der</strong><br />
41<br />
Es wäre aber ein viel besseres Gebet, wenn man sich besinnen würde,<br />
warum wir in so viel Not stecken bleiben. Wir haben die Schuld, und nicht<br />
Gott. Und nicht am Beten fehlt's, son<strong>der</strong>n an <strong>der</strong> rechten Haltung zu<br />
Gott.<br />
Wir tun immer, als ob alles in Ordnung wäre, wenn wir nur beten. Aber<br />
nach unserem Beten fragt Gott nichts, wenn wir nicht an<strong>der</strong>e Leute werden<br />
wollen. Wo das Reich Gottes hinreicht, da ist Gottes Hilfe; stehen wir aber<br />
draußen, so haben wir nichts zu erwarten.“<br />
Des Vaters Sehnen nach Seinen Kin<strong>der</strong>n<br />
Georg Riehle (1872-1962)<br />
Ich schaute vor Jahren einmal ein Bild, da waren die höchsten<br />
himmlischen Würdenträger versammelt. Da sah ich, wie unser guter<br />
herrlicher Vater so bitterlich weinte. Sein Angesicht war ganz zerflossen.<br />
Da sprachen die Erzengel: „Vater, liebster, bester Vater, warum weinst<br />
Du so bitterlich?“<br />
Und Er zeigte zur Erde: „Was soll Ich nun noch tun? Alles habe Ich<br />
schon getan. Ich sandte Meine Engel auf die Erde, dass sie Meine Kin<strong>der</strong><br />
zur Umkehr bewegen sollten. Ich ging Selbst zur Erde, Ich verließ alle<br />
Herrlichkeiten, um bei Meinen Kin<strong>der</strong>n zu sein. Ich zeigte ihnen den Weg<br />
<strong>der</strong> Liebe durch Meinen Lebenswandel. Ich ließ allen das Evangelium<br />
verkünden und heute haben sie Mich fast alle verlassen, was soll Ich noch<br />
tun?“<br />
Da sprachen die hohen Würdenträger: „O Vater, du liebster, guter,<br />
bester Vater, o erfülle uns unsere Bitte, o lass uns zur Erde gehen. Wenn<br />
wir auf <strong>der</strong> Erde sind, da soll die Erde in Liebe zu Dir in Flammen stehen.“<br />
Und <strong>der</strong> Vater gewährte ihnen diese Bitte, und heute, liebe<br />
Geschwister, stehen sie im Kampf gegen den Weltsinn. Von <strong>der</strong> großen<br />
Liebesflamme ist aber nur noch ein kleiner Schein übrig geblieben. Wie<strong>der</strong><br />
ist unser heiliger Vater allein.<br />
Er spricht jetzt in meinem Herzen: „Würde Ich nur ein Atom Meiner<br />
Allmacht benutzen, so würde wohl alles zurückkehren; aber Ich hätte keine<br />
Kin<strong>der</strong> mehr. Was soll Ich nun noch beginnen? Ich will noch warten,<br />
vielleicht finden Meine Kin<strong>der</strong> doch noch heim zu ihrem heiligen Vater.<br />
O Kin<strong>der</strong> Meiner Liebe, kehret wie<strong>der</strong>; auf euch liegt Mein ganzes<br />
Hoffen. Amen.“ (Bahnbrecher <strong>der</strong> göttlichen Liebe, S.36)
42 Über die Todesfurcht<br />
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />
Über die Todesfurcht<br />
Text des Neuen Testamentes<br />
„So fürchtet euch nun nicht vor ihnen! Denn es ist nichts verdeckt, das<br />
nicht aufgedeckt werden wird, und nichts verborgen, das man nicht<br />
erfahren wird. Was ich euch im Finstern sage, das redet am Licht, und was<br />
ihr ins Ohr höret, das prediget auf den Dächern. Und fürchtet euch nicht<br />
vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht zu töten vermögen,<br />
fürchtet vielmehr den, welcher Seele und Leib ver<strong>der</strong>ben kann in <strong>der</strong><br />
Hölle. Verkauft man nicht zwei Sperlinge um einen Pfennig? Und doch<br />
fällt keiner <strong>der</strong>selben auf die Erde ohne euren Vater. Bei euch aber sind<br />
auch die Haare des Hauptes alle gezählt. Darum fürchtet euch nicht! Ihr<br />
seid mehr wert als viele Sperlinge. Je<strong>der</strong> nun, <strong>der</strong> mich bekennt vor den<br />
Menschen, den will auch ich bekennen vor meinem himmlischen Vater;<br />
wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will auch ich verleugnen<br />
vor meinem himmlischen Vater.“ (Mt 10,26-33)<br />
Offenbarungstext<br />
(Der Herr:) „Glaubet es Mir, dass einer, <strong>der</strong> wahrhaft ein Herr seiner<br />
selbst geworden ist, auch gar leicht ein Herr über ein ganzes Volk werden<br />
kann; und niemand wird zu ihm sagen: ,Freund, wie magst du solches<br />
tun?‘ Denn die Menschen werden ihn selbst dazu machen, indem sie<br />
scharenweise zu ihm hineilen werden und werden sich Rates erholen. Was<br />
ist aber ein weiser Ratgeber an<strong>der</strong>es als ein weiser Gesetzgeber? Wer aber<br />
Gesetze gibt, <strong>der</strong> wird doch ein Herr sein über die, die von ihm die Gesetze<br />
überkommen haben! O<strong>der</strong> sind Ouran, Mathael, hier Mein edler Freund<br />
Cyrenius, Kornelius, Faustus und Julius nicht Machthaber und Gebieter<br />
und haben dennoch Gesetze von Mir angenommen und nennen Mich ihren<br />
Herrn? Warum taten sie denn das? Weil sie die Wahrheit und ihre Kraft<br />
und Macht an Mir mehr denn zur Genüge haben ganz hellst kennengelernt!<br />
Was Ich aber nun rede und tue, das und noch ein Mehreres und Größeres<br />
werdet auch ihr in jüngster Zeit schon tun und werdet somit auch auf <strong>der</strong><br />
ganzen lieben Erde ganz dieselben Wirkungen hervorbringen müssen.<br />
Freilich gehört dazu auch jener entschiedene Mut, <strong>der</strong> sich vor dem Tode<br />
des Leibes nicht fürchtet; wie aber sollte sich <strong>der</strong> davor auch fürchten, <strong>der</strong><br />
in <strong>der</strong> höchsten Klarheit das ewige Leben in sich trägt und ganz<br />
vollkommenst ein Herr des Lebens in sich selbst geworden ist und gar<br />
wohl wissen muß, dass erstens diejenigen, die wohl den Leib töten können,<br />
<strong>der</strong> Seele und ihrem ewigen Lebensgeiste durchaus keinen Schaden mehr<br />
zuzufügen vermögen, und dass zweitens die Seele mit dem Wegfalle des
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Über die Todesfurcht<br />
43<br />
schweren Leibes für ewig einen nie aussprechbaren Gewinn macht, den alle<br />
Schätze dieser Erde ewig nimmer aufzuwiegen irgend imstande wären!<br />
Wer aber solches in sich selbst in höchster und tiefster Lebensgrundklarheit<br />
erschaut, nun, <strong>der</strong> wird dann ja doch etwa keine Furcht vor dem<br />
Tode des Leibes haben?! Und hätte er dann noch welche, so gliche er ja<br />
doch offenbar einem Toren, <strong>der</strong> darum weinen möchte, dass man ihn von<br />
<strong>der</strong> Zwangsjacke befreie und ihn an Stelle <strong>der</strong>selben bekleide mit dem<br />
Kleide <strong>der</strong> höchsten und ungezwungensten Freiheit und Klarheit des<br />
ewigen Lebens! Das aber ist nicht denkbar möglich, daher es euch auch zur<br />
rechten Zeit am erfor<strong>der</strong>lichen Mute sicherst nicht gebrechen wird.<br />
Sehet also vor allem vollkommen Herren über euch selbst zu werden, so<br />
werdet ihr auch Herren sein über alle Gesetze und über alles Gericht und<br />
fern von jedem Fluche irgendeines dummen Weltgesetzes!“<br />
(Gr.Ev.Joh. Bd. 5; 133,6-9; vgl. auch Bd. 6 Kap. 196,8f)<br />
Kommentar: Das Wort Jesu von <strong>der</strong> – eigentlich nicht erfor<strong>der</strong>lichen –<br />
Furcht vor dem Leibestod findet sich im Matthäusevangelium – und auch<br />
im Lukasevangelium (vgl. Lk 12,4-12). - im Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />
Auffor<strong>der</strong>ung zum furchtlosen Bekenntnis. Nachdem <strong>der</strong> Herr die zwölf<br />
Apostel ausgewählt und sie für die anstehende Mission zugerüstet hat,<br />
offenbart Er ihnen klar und unmissverständlich auch die Gefahren ihrer<br />
Sendung: Verfolgung, Hass und schließlich sogar <strong>der</strong> Leibestod können die<br />
Konsequenzen <strong>der</strong> Verkündigung des Evangeliums sein, das von den<br />
Menschen oftmals nicht nur nicht angenommen, son<strong>der</strong>n aus verschiedenen<br />
Gründen sogar strikt abgelehnt und zurückgewiesen wird. Gerade bei aller<br />
Schonungslosigkeit und Härte, die ein solcher Weg im Äußeren mit sich<br />
bringen kann, darf <strong>der</strong> Jünger aber den Blick auf den Herrn nicht aus den<br />
Augen verlieren. Auch wenn er vielleicht im Extremfall sein äußerliches<br />
Leben verlieren wird, aber er weiß sich letztlich doch in <strong>der</strong> liebenden<br />
Hand Gottes geborgen: Wer sich zum Herrn bekennt, kann von Ihm nicht<br />
getrennt werden. „Was kann uns scheiden von <strong>der</strong> Liebe Christi?“ fragt <strong>der</strong><br />
Apostel Paulus aus eigener Erfahrung heraus (vgl. Röm 8,35) und kommt zu<br />
<strong>der</strong> sicheren Überzeugung, dass nichts, aber auch gar nichts<br />
(eingeschlossen <strong>der</strong> leibliche Tod) den wirklichen Christen von <strong>der</strong> Liebe<br />
Gottes in Jesus Christus trennen kann (vgl. Röm. 8,38f)<br />
Auch im „Großen Evangelium“ spricht Jesus von <strong>der</strong> möglichen<br />
Todesfurcht <strong>der</strong> Menschen, die dem leiblichen Leben eine sehr hohe<br />
Bedeutung zumessen und an diesem entsprechend stark hängen (vgl.<br />
Gr.Ev.Joh. Bd. 7; 140,09). Immer wie<strong>der</strong> aber weist Er darauf hin, dass es<br />
vielmehr darauf ankommt, den zu fürchten, <strong>der</strong> Herr über Leib und Seele
44 Über die Todesfurcht<br />
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />
ist (vgl. Gr.Ev.Joh. Bd. 7;184,14. Bd. 9;101,09. u. 148,10. Bd. 10; 110,06)<br />
Der oben zitierte Offenbarungstext ist ein Ausschnitt aus einem Gespräch,<br />
das <strong>der</strong> Herr mit dem Griechen Roklus über die politischen Staatsgesetze<br />
führte. Die Ausführungen des Herrn machen ein Mehrfaches deutlich:<br />
Zunächst einmal ist Er <strong>der</strong> Herr <strong>der</strong> Lebens, <strong>der</strong> während Seines<br />
Erdenwandels auch von bestimmten irdischen Machthabern anerkannt<br />
wurde, und zwar deshalb, weil sie durch Sein Auftreten und Seine (Voll-)<br />
Macht von Ihm überzeugt wurden. Zum an<strong>der</strong>en weist <strong>der</strong> Herr darauf hin,<br />
dass in den Jüngern die gleiche Lebenskraft wie bei Ihm wachsen kann. Bei<br />
wem das geschehen ist, <strong>der</strong> hat das – geistige und unzerstörbare – Leben in<br />
sich gesammelt und gewonnen. Dieses bedingt schließlich, dass <strong>der</strong><br />
mögliche Leibestod keine Furcht mehr auslöst: Vielmehr spürt <strong>der</strong> Jünger<br />
in sich eine so deutliche und starke Sicherheit und Zuversicht, dass er die<br />
leibliche Umhüllung eher als eine Belastung denn als etwas für immer zu<br />
Bewahrendes empfindet.<br />
Auch wenn wir zumeist wohl kein Martyrium zu befürchten haben, so<br />
werden uns doch oftmals die Grenzen unseres Leibeslebens aufgewiesen:<br />
Krankheitserfahrungen und Alterungsprozesse lassen uns nicht selten die<br />
Gebrechlichkeit unseres Körpers spüren. Von daher kommt es auch bei uns<br />
auf das geistige Wachstum <strong>der</strong> Seele an, das Stabilität und Sicherheit<br />
verleiht und schließlich sogar dem (leiblichen) Tod den Stachel und die<br />
Bedrohung nimmt. (M.N.)<br />
„Viel Wissen macht den Kopf schwer und das Erdenleben<br />
unbehaglich!<br />
Aber viel Liebe im Herzen zu Gott und deinen Brü<strong>der</strong>n macht das<br />
Erdenleben angenehm und benimmt alle Furcht vor dem Tode!<br />
Denn diese Liebe ist ja in sich selbst das ewige Leben; wer aber das<br />
hat, <strong>der</strong> wird <strong>der</strong>einst auch zu schauen bekommen alle Schöpfung!<br />
Denn die wahren Liebhaber Gottes werden anschauen Sein<br />
Angesicht! –<br />
Das aber ist das Angesicht Gottes, was Er erschaffen hat durch Seine<br />
Weisheit und durch Seine ewige Allmacht!<br />
Denn die Weisheit und die Allmacht ist das Angesicht Gottes, also<br />
wie die Liebe Sein Grundwesen ist von Ewigkeit!“<br />
(Jugend Jesu 174,13-17)
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Über das Segnen<br />
45<br />
Über das Segnen<br />
Ellen Paetsch<br />
„Segnet, weil ihr dazu berufen seid, dass ihr den Segen ererbet.“<br />
(1. Petr. 3,9)<br />
Ja, wir dürfen segnen und nicht nur um Segen bitten. In <strong>der</strong> Bibel heißt es:<br />
„Segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen!“ (Mt. 5,44).<br />
Dies hat eine wun<strong>der</strong>bare Wirkung. Zum einen werden wir selber den Ärger<br />
schneller los und zum an<strong>der</strong>en erreichen wir damit die Seele des an<strong>der</strong>en.<br />
Ich habe mir vorgenommen, - alle, über die ich mich ärgere, zu segnen.<br />
Manchmal passierte es mir schon, wenn einer im Straßenverkehr so<br />
rücksichtslos verkehrt fuhr, dass ich voll Ärger ausrief: „Du Kaffer!“<br />
Da hörte ich die Stimme meines Engels: „Aber, Ellen!“ - Ich sagte dann:<br />
„Ich segne dich, - du Kaffer.“ Aber damit war er nicht zufrieden, bis ich in<br />
Gedanken sagen konnte: „Ich segne dich - ohne Kaffer.“ Und damit war<br />
mein ganzer Ärger verflogen.<br />
So leicht ist es nicht immer, oh nein: Wenn uns ein Mensch tief verletzt<br />
hat, von dem wir annehmen, dass er unser Freund ist, o<strong>der</strong> den man liebt und<br />
von dem man sich geliebt glaubte, dann fällt es beson<strong>der</strong>s schwer.<br />
Als wir nach einer Meditationswoche auf dem Bahnhof auf den Zug<br />
warteten, <strong>der</strong> uns heimbringen sollte, hörte ich neben mir ein Gespräch: „Es<br />
war eine so schöne Woche und nun muss ich wie<strong>der</strong> ins Büro, wo ein<br />
Vorgesetzter ist, <strong>der</strong> mich nicht leiden kann. Ich bekomme jetzt schon<br />
Herzklopfen, wenn ich nur daran denke.“<br />
Ich drehte mich zu dem jungen Mädchen um und sagte: „Da gibt es ein<br />
ganz einfaches Rezept: Immer, wenn Sie diesen Menschen sehen o<strong>der</strong> an<br />
ihn denken, segnen Sie ihn in Gedanken mit den Worten: Ich segne dich,<br />
du liebes Menschenkind, im Namen Jesu Christi.“ Sie sah mich etwas<br />
ungläubig an und meinte: „Ich will es versuchen.“ -<br />
Im Jahr darauf kam dieses Mädchen auf mich zu, um sich für den Rat zu<br />
bedanken. Es sei nicht zu fassen, aber es habe wun<strong>der</strong>bar geholfen. Sie<br />
habe keinerlei Schwierigkeiten mehr.<br />
Einer Freundin riet ich es, <strong>der</strong>en Schwiegertochter sich öfter vor sie<br />
stellte und sie beschimpfte. Sie meinte: „Das hilft doch bei <strong>der</strong> nicht!“<br />
Aber ich blieb dabei: „Versuch es doch!“ - Als es wie<strong>der</strong> einmal so weit<br />
gewesen war, rief sie mich an und erzählte, sie habe die junge Frau nur<br />
lieb angeschaut und in Gedanken gesagt: „Ich segne dich, du liebes<br />
Menschenkind, im Namen Jesu Christi.“ Da habe sie plötzlich mitten im<br />
Satz aufgehört, sei ihr weinend um den Hals gefallen und habe sie um<br />
Verzeihung gebeten.“ Was war geschehen? Meine Freundin hatte ihr aus
46 Über das Segnen<br />
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />
ihrem Herzen ein tiefes Mitgefühl, eine Liebesstrahlung, zugesandt,<br />
welches das Herz <strong>der</strong> Schimpfenden erreicht hat.<br />
Wenn es auch nicht gleich hilft, es wird eine Wandlung eintreten.<br />
Geduld tut oft not. Haben wir die nicht alle nötig? Das ist es, was die Bibel<br />
meint mit: „Haltet an im Gebet!“ Gebt nicht auf, auch nicht, wenn es so<br />
aussieht, als sei es vergeblich!<br />
Wie oft erlebe ich bei meinen Patienten, dass die Ursache ihrer<br />
Krankheit eine schwere seelische Verletzung ist, die sie nicht vergeben<br />
können. Manchmal ist es ihnen nicht einmal bewusst. Auch Hass, den<br />
jemand in sich trägt, vergiftet die Körperzellen und kann Krebs auslösen.<br />
Einer Kranken, die ihren Mann hasste, riet ich, ihn zu segnen, worauf sie<br />
empört aufsprang und schrie: „Was, den soll ich auch noch segnen, <strong>der</strong> mir<br />
das alles angetan hat?“ Ich bat sie liebevoll, es doch zu versuchen, es<br />
einfach erst einmal so daherzuplappern: „Ich segne Dich, Du liebes<br />
Menschenkind, im Namen Jesu Christi!“ Immer wie<strong>der</strong>, immer wie<strong>der</strong> ... -<br />
Nach ein paar Wochen rief sie mich an und erzählte: „Ich habe Ihnen<br />
zuliebe diesen Segen erst mal nur so dahergeplappert, weil Sie sich doch so<br />
viele Mühe mit mir gegeben haben und ich Sie nicht enttäuschen wollte.<br />
Und dann habe ich gemerkt, dass es immer leichter ging und immer ein<br />
bisschen mehr Herz mit hineinkam. Und nun kann ich es aus tiefstem<br />
Herzen sagen. - Mein Mann hat sich sehr gewandelt; es ist alles leichter<br />
geworden.“<br />
Früher hatte das Wort an sich eine magische Kraft, die lei<strong>der</strong> verloren<br />
gegangen ist. An zwei Sätzen können wir diese auch heute noch erkennen,<br />
an dem: „Ich verfluche Dich“ und „Ich segne Dich.“ Ein Fluch wird auch einen<br />
Ungläubigen heute noch hart treffen. Und ein „Ich segne Dich“ kann einen<br />
Menschen beglücken, ihn einhüllen in einen Mantel aus Liebe.<br />
Wie schön war es doch früher, wenn junge Menschen ins Leben<br />
entlassen wurden mit dem Segen ihrer Eltern! Über dem allem werden wir<br />
nicht vergessen, unseren lieben Vater im Himmel zu bitten, uns die Kraft zu<br />
geben für diese schwere Aufgabe, Vergebung und Frieden zu stiften. Er wird<br />
uns dabei bestimmt helfen und seinen Segen hinzutun, ohne den unser Vorhaben<br />
nicht gelingen kann.<br />
Aber wir müssen auch selbst etwas dazu tun, etwas aus uns herausgeben,<br />
das einem Opfer gleichkommt. Es wäre ja leichter zu sagen: „Herr, segne<br />
Du diesen, unseren Feind, - - Du wirst es schon machen, dass er sich<br />
än<strong>der</strong>t.“ Wenn unsere Liebe nicht dahinter steht und unser<br />
Vergebenwollen, dann wird auch Gott seinen Segen nicht dazugeben.<br />
Was mich am Leben immer wie<strong>der</strong> so fasziniert, ist, dass wir an jedem<br />
Morgen die Gelegenheit bekommen, neu zu beginnen, dass wir jeden Tag
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Über das Segnen<br />
47<br />
einen Blankoscheck bekommen, den wir selbst ausfüllen dürfen, dass wir die<br />
Fehler, die wir gemacht haben, nicht wie<strong>der</strong> zu machen brauchen, dass wir<br />
die Verheißung haben: „Das Alte ist vergangen; siehe, ich mache alles neu.“<br />
So wollen wir in die Stille gehen und all den Menschen vergeben, die uns<br />
verletzt haben, und sie aus <strong>der</strong> Tiefe unseres Herzens segnen mit den<br />
Worten: „Ich segne Dich, Du liebes Menschenkind, im Namen Jesu<br />
Christi.“<br />
Lieber Vater, Du bist <strong>der</strong> größte Vergeber. Wir sollten es von Dir<br />
gelernt haben. Du hast noch denen vergeben, die Dich am Kreuz<br />
gemartert haben. Du hast Dich zu uns herabgeneigt, um uns Vergebung zu<br />
schenken für all unsere Lieblosigkeit, die wir begehen. Hilf uns, alle unsere<br />
guten Vorsätze zu erfüllen und mehr zu lieben. Wir bitten Dich um Frieden<br />
in <strong>der</strong> Welt, um Frieden in den Herzen aller Menschen, um Frieden für<br />
dieses Haus, für alle, die darin wohnen und ein- und ausgehen. Wir bitten<br />
Dich für alle Kranken, Verzweifelten und Sterbenden, sende Du ihnen Deine<br />
Engel des Trostes, <strong>der</strong> Hoffnung und des Lichtes. Lass Dein Segenszelt auch<br />
weiterhin über uns als Schutz ausgebreitet sein. Amen.<br />
Altchristliches Segensgebet<br />
Der Herr sei vor dir,<br />
um dir den rechten Weg zu zeigen.<br />
Der Herr sei neben dir,<br />
um dich in die Arme zu schließen und dich zu beschützen.<br />
Der Herr sei hinter dir,<br />
um dich zu bewahren vor <strong>der</strong> Heimtücke böser Menschen.<br />
Der Herr sei unter dir,<br />
um dich aufzufangen, wenn du fällst,<br />
und dich aus <strong>der</strong> Schlinge zu ziehen.<br />
Der Herr sei in dir,<br />
um dich zu trösten, wenn du traurig bist.<br />
Der Herr sei um dich herum,<br />
um dich zu verteidigen, wenn an<strong>der</strong>e über dich herfallen.<br />
Der Herr sei über dir, um dich zu segnen.<br />
So segne dich <strong>der</strong> gütige Gott.
48 Heilkraft aus <strong>der</strong> Sonne<br />
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />
Heilkraft aus <strong>der</strong> Sonne<br />
Maja Daum<br />
Jakob <strong>Lorber</strong> war, wie Hildegard von Bingen, ein inspirierter Theosoph<br />
und Mystiker. Er beschrieb im Jahre 1851, neben vielen an<strong>der</strong>en<br />
Eingebungen, in seinem Werk „Die Heilkraft des Sonnenlichts“ anhand<br />
mehrerer Heilmittelrezepte, wie das heilsame Spektrum des Sonnelichts an<br />
materielle Trägersubstanzen gebunden werden kann. Nach <strong>Lorber</strong> handelt<br />
es sich um eine Art von „Sonnenhomöopathie“, die er auch mit dem<br />
Begriff „Heliopathie“ bezeichnet. Die Heliopathie bildet die Brücke<br />
zwischen <strong>der</strong> Homöopathie mit ihren hun<strong>der</strong>ten von Mitteln und<br />
verschiedenen Potenzen und dem Heilmagnetismus, <strong>der</strong> ganz ohne<br />
stoffliches Mittel über die Hände, Aura und Willenskraft des Behandlers<br />
ausgeführt wird. Die vielen Mittel <strong>der</strong> Homöopathie werden bei <strong>der</strong><br />
Heliopathie auf etwa 15 reduziert, wovon <strong>der</strong>zeit 9 hergestellt werden, die<br />
bei den unterschiedlichsten Krankheiten seit 20 Jahren mit Erfolg<br />
eingesetzt werden. Wie kann Heilen mit dem Sonnenlicht funktionieren?<br />
Klingt das nicht wie Übertreibung o<strong>der</strong> gar Humbug?<br />
Der Wissenschaftler Dr. Fritz Albert Popp behauptet, er habe einen<br />
Schlüssel gefunden, <strong>der</strong> den elementaren Code des Lebens – die<br />
Kommunikation zwischen allen Lebewesen – erklären kann. Und dieser<br />
Schlüssel heißt ganz einfach: Licht. Zur Darstellung dieses<br />
„Lebenslichtes“ haben Popp und seine Mitarbeiter eine Art<br />
Energieverstärker entwickelt: „Mit diesem Gerät kann ich die winzigste<br />
Energie sichtbar machen, die in jedem Lebewesen vorhanden ist“, erklärt<br />
<strong>der</strong> Biophysiker. Dieses Licht leben<strong>der</strong> Zellen, das mittlerweile weltweit<br />
von vielen Forschergruppen nachgewiesen wurde, ist so schwach, dass es<br />
erst seit <strong>der</strong> Erfindung hochempfindlicher Geräte (Fotodetektoren)<br />
gemessen werden kann. Popps Apparat reagiert <strong>der</strong>art sensibel, dass er ein<br />
Glühwürmchen in zehn Kilometer Entfernung registrieren könnte. Was <strong>der</strong><br />
Forscher messen kann, sind die Lichtquanten <strong>der</strong> Strahlung leben<strong>der</strong><br />
Zellen. Popp nennt sie „Biophotonen“ (griechisch bios = Leben). Seiner<br />
Meinung nach stammt dieses Licht aus den Genen, aus <strong>der</strong> DNS. Und weil<br />
alle Lebewesen identische DNS-Anteile besitzen, könnten auch alle<br />
Lebewesen miteinan<strong>der</strong> Informationen austauschen. „Je<strong>der</strong> Organismus<br />
sendet Licht aus. Und Licht ist die geschickteste Weise, Informationen zu<br />
übertragen. Es gibt nichts Besseres“, so <strong>der</strong> Wissenschaftler Popp. Als<br />
Beweis führt er einen spannenden Versuch an: Zwei Gläser mit frischem<br />
Schweineblut werden nebeneinan<strong>der</strong> gestellt. In das eine Glas träufelt er<br />
einen Erreger, das Blut reagiert mit <strong>der</strong> Bildung von Antikörpern. Soweit
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Heilkraft aus <strong>der</strong> Sonne<br />
49<br />
ist alles ganz normal. Doch dann kann man im Labor beobachten, dass<br />
auch das Blut im zweiten Glas Antikörper produziert – obwohl keine<br />
Erreger hinzugefügt wurden. Wie ist das möglich? Antwort: Das Blut in<br />
den Gläsern hat Informationen ausgetauscht. Der Informationsträger ist<br />
Licht! Beweis: Wenn man eine lichtundurchlässige Wand zwischen die<br />
Gläser stellt, wird die Information, Antikörper zu bilden, nicht übertragen.<br />
„Jede Krankheit ist auf einen Lichtmangel in den Zellen zurückzuführen“,<br />
so die Worte Dr. Fritz Albert Popps.<br />
Auch <strong>der</strong> britische Biologe Dr. Rupert Sheldrake vermutet als<br />
Hintergrund „entgleister“ Zellfunktionen mangelnde Lichtenergie im<br />
Zellkörper. Der Schweizer Biochemiker Dr. Hugo Niggli wies in seinen<br />
Studien am <strong>der</strong>matologischen Institut des Universitätsspitals Lausanne<br />
nach, dass mit jedem Krebs massive Energieverluste (er sprach vom<br />
„Versiegen des Zellenlichtes!“) einhergehen. Die Zelle verliert also Licht,<br />
wenn sie außer Kontrolle gerät. Das internationale Institut für Biophysik in<br />
Kaiserslautern unter <strong>der</strong> Leitung von Dr. Fritz Albert Popp untersuchte<br />
besonnte Zuckerkügelchen (Globuli) nach <strong>Lorber</strong> und konnte starke<br />
Biophotonen-Anreicherungen (im Gegensatz zu unbesonnten Globuli)<br />
feststellen. Heliopathie wirkt genauso wie Bachblüten, Homöopathie und<br />
Spagyrik auf den verdichteten Teil des aus reiner Energie bestehenden<br />
Seelenkörpers. Egal, ob Asthma, Ekzem, Tumor, Erbkrankheit, Depression<br />
o<strong>der</strong> eine Erkältung, fast immer ist die Ursache <strong>der</strong> Krankheit zuerst ein<br />
Seelen-Thema und jedes körperliche Symptom eine unweigerliche<br />
Konsequenz daraus.<br />
Jakob <strong>Lorber</strong> beschrieb, dass lang anhaltende Energiemängel die Seele<br />
dazu nötigen, die mangelnde ätherähnliche Substanz aus dem ihr<br />
verwandten Nervenfluidum (ätherischer Teil <strong>der</strong> Nervensubstanz)<br />
„herauszuziehen“. Das Nervenfluidum wie<strong>der</strong>um „ersetzt“ sich seinen<br />
Mangel aus dem Nervenstoff und dieser entzieht das Fehlende dem Blut<br />
(schlechte Blutwerte usw.), was in <strong>der</strong> Folge zu Stoffwechsel- und<br />
Organerkrankungen führen kann. „Die Sonne hat die Kraft und Fähigkeit,<br />
alle Störungen auszugleichen und, wo ein Mangel ist, das Fehlende zu<br />
ersetzen. Und ebendeswegen ist die Sonnenkur (Heliopathie) eine <strong>der</strong><br />
einfachsten, aber auch wirksamsten, weil sie, wie die Homöopathie, mit<br />
einfachen geistigen Schöpfungselementen <strong>der</strong> Seele wie<strong>der</strong>gibt, was diese<br />
durch Verirrungen eingebüßt hatte.“ (Gottfried Mayerhofer, 1873).<br />
Der englische Arzt Dr. Edward Bach war ebenfalls <strong>der</strong> Überzeugung,<br />
dass durch die Kraft <strong>der</strong> Sonne Heilinformationen übertragen werden<br />
können, in seinem Falle von Pflanzen auf Wasser (Bachblüten!). Er<br />
schrieb dazu. „Lasst euch nicht von <strong>der</strong> Einfachheit <strong>der</strong> Methode von
50 Heilkraft aus <strong>der</strong> Sonne<br />
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />
ihrem Gebrauch abhalten. In <strong>der</strong> Einfachheit liegt das Geheimnis jeden<br />
Erfolgs.“<br />
Sämtliche Grundsubstanzen, welche zur Herstellung <strong>der</strong><br />
heliopathischen Mittel verwendet werden, stammen aus biologischem<br />
Anbau o<strong>der</strong> werden wildwachsend geerntet. Die Heilmittelherstellung wird<br />
ausschließlich von Menschenhänden getätigt. Sie folgt damit einem<br />
Urprinzip <strong>der</strong> alten Medizinlehre, wonach nicht nur <strong>der</strong> Wirkstoff einer<br />
Substanz, son<strong>der</strong>n vor allem auch die Energie des Menschen, <strong>der</strong> die<br />
Substanz selbst herstellt, eine im positiven Fall heilsame Wirkung ausübt.<br />
Die Grundsubstanzen (Öl, Zucker, Salz, Rhabarber, Wachol<strong>der</strong>, Kampfer<br />
usw.) werden in speziellen violetten Schalen o<strong>der</strong> auf großen violetten<br />
Glasplatten über einige Wochen dem Sonnenlicht ausgesetzt. In dieser Zeit<br />
wird das heilende Licht, begünstigt durch das violette Glas, von den<br />
materiellen Trägersubstanzen aufgenommen und kann durch die spätere<br />
innere o<strong>der</strong> äußere Anwendung seine heilende Wirkung entfalten. Die<br />
Trägersubstanz wird dann über Nacht luftdicht abgeschlossen, kühl<br />
aufbewahrt und am nächsten Sonnentag wie<strong>der</strong> dem Licht ausgesetzt.<br />
Nach Beendigung dieser mehrwöchigen Besonnungsarbeit werden die<br />
besonnten Mittel in speziellen violetten o<strong>der</strong> kobaltblauen Gläsern<br />
aufbewahrt. Die spezielle blauviolette Tönung <strong>der</strong> Ausstellgefäße und<br />
Flaschen spielt (mit Ausnahme <strong>der</strong> flüssigen Mittel) bei <strong>Lorber</strong> eine<br />
wichtige Rolle. Seit den Anfängen <strong>der</strong> Glasherstellung (3500 v. Chr.)<br />
wurden zur Konservierung edler Salben, Öle, Essenzen und Heilmittel<br />
nicht braune, grüne o<strong>der</strong> weiße, son<strong>der</strong>n ausschließlich violette, blaue o<strong>der</strong><br />
goldene Behälter eingesetzt. Schon damals wusste man, dass kein an<strong>der</strong>er<br />
Spektralbereich außerhalb des Violetts Leben (Energie) besser erhalten<br />
lässt. Dieses Glas hat die Eigenschaften, die inne liegenden Substanzen zu<br />
konservieren, zu veredeln und vor äußeren Einflüssen zu schützen – dies<br />
über viele Jahre hinweg! So wurde festgestellt, dass Zwetschgenholz-<br />
Zahncreme und Mohnblütenöl (beides ohne jegliche Zusatz- o<strong>der</strong><br />
Konservierungsstoffe!) in diesem Glas nach 5 Jahren noch in absolut<br />
frischem Zustand waren. Auch Wasser, das zum Testen über 3 Jahre im<br />
Violettglas aufbewahrt wurde, war so frisch wie am Tag <strong>der</strong> Einfüllung.<br />
Salatkeimlinge, die im Kühlschrank in weißen Gefäßen schon nach einer<br />
Woche verfault waren, behielten in den violetten Gefäßen selbst nach 3<br />
Wochen noch ihre Frische. Violettglas wird aus diesen Gründen bereits<br />
auch von vielen an<strong>der</strong>en Firmen eingesetzt, die ihre natürlichen Produkte,<br />
wie etwa Spirulina, ohne Konservierungsstoffe und Energieverluste<br />
anbieten wollen. Massive Energieverluste und damit eine<br />
Qualitätsmin<strong>der</strong>ung aller Produkte treten bei Aufbewahrung in
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Heilkraft aus <strong>der</strong> Sonne<br />
51<br />
Braungläsern schon eindeutig nach vier Wochen Lagerung auf (dies<br />
beweisen Elektrografieuntersuchungen nach Dr. Dieter Knapp).<br />
Die Sonnenglobuli sind eines <strong>der</strong> Hauptmittel <strong>der</strong> Sonnenmedizin. Sie<br />
haben als einziges Mittel <strong>der</strong> gesamten Palette die Fähigkeit, alle sieben<br />
Spektralfarben aus dem Sonnenlicht zu gleichen Anteilen aufzunehmen.<br />
Die Globuli bestehen aus Zucker (Saccharose), die über 30 Sonnentage in<br />
speziellen, violetten Glasschalen intensiv dem Sonnenlicht ausgesetzt<br />
werden. Über Nacht werden die Globuli mit einem hermetisch<br />
abschließenden, violetten Glasdeckel abgedeckt, damit die gespeicherten<br />
Biophotonen bei ihrer Trägersubstanz, dem Zucker, bleiben und nicht<br />
entweichen. Nach 30 Sonnentagen hat <strong>der</strong> Zucker die Sonnenenergie aus<br />
allen sieben Licht-Spektren aufgenommen und die Globuli werden in<br />
dunkelviolette Spezial-Gläser abgefüllt. Erfahrungsgemäß ist die Wirkung<br />
beson<strong>der</strong>s gut bei: Depressionen, hyperaktiven Kin<strong>der</strong>n (ADS),<br />
Angstzuständen je<strong>der</strong> Art, in <strong>der</strong> Schwangerschaft, während Geburten, vor<br />
und nach Operationen, bei allen Formen von Entzündungen, sowie bei<br />
Sterbenden, um den Übergang zu erleichtern. Sie können bei je<strong>der</strong><br />
psychischen o<strong>der</strong> körperlichen Krankheit unterstützend eingesetzt werden!<br />
Es kann zu Erstreaktionen mit leichtem Magen- und Kopfdruck o<strong>der</strong><br />
Durchfall kommen. Dies sind erwünschte Entgiftungsreaktionen. Sie<br />
wirken, wie alle Sonnenkonzentrate auch hervorragend bei psychisch o<strong>der</strong><br />
körperlich erkrankten Tieren, insbeson<strong>der</strong>e bei Katzen, Hunden und<br />
Pferden.<br />
Sehr beliebt ist aber auch das Mohnblütenöl. In naturbelassenem<br />
Walnussöl o<strong>der</strong> Olivenöl werden frisch gesammelte wild wachsende<br />
Mohnblüten eingelegt und etwa drei Wochen in uv-durchlässigen 2-Liter-<br />
Flaschen an <strong>der</strong> Sonne 5x täglich geschüttelt. Dadurch entsteht ein<br />
Matzerat aus dem Öl und den Mohnblüten. Die Sonnenlichtenergieteilchen<br />
(Biophotonen) werden durch die Dauer <strong>der</strong> Besonnung und das<br />
rhythmische Schütteln in dem Mohnblütenöl eingespeichert.. Die Wirkung<br />
ist schmerzstillend, harmonisierend und sanft wärmend bei je<strong>der</strong> Form von<br />
Gelenk- und Muskelschmerzen wie etwa bei entzündlichen Prozessen des<br />
Muskelgewebes, bei Gelenkschwellungen, rheumatischen, gichtigen und<br />
arthritischen Erkrankungen. Unterstützend bei allen Wirbelsäuletherapien<br />
und schmerzlin<strong>der</strong>nd bei Knochenbrüchen, lösend bei Wadenkrämpfen,<br />
lin<strong>der</strong>nd bei Hämorrhoiden, leichten Verbrennungen, Geschwüre,<br />
Seitenstechen, Venenentzündung, bei schmerzenden Dornwarzen. Mit<br />
großem Nutzen wird das Mohnblütenöl bei Heil-, Organ- und<br />
Fußreflexzonenmassagen angewendet, mit Erfolg bei Kleinkin<strong>der</strong>n mit<br />
Haltungsschäden und in <strong>der</strong> Schwangerschaft zur Vermeidung von
52 Heilkraft aus <strong>der</strong> Sonne<br />
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />
Schwangerschaftsstreifen. Bei Säuglingen mit Verdauungsstörungen<br />
(Verstopfung!) haben sich Einreibungen von Bauch- und Sonnengeflecht<br />
bewährt. Es eignet sich hervorragend zur Dekubitusprophylaxe<br />
(Wundliegen) sowie zur Behebung von Narbenstörungen. Wichtig zu<br />
beachten ist, dass die Wirkung des Mohnblütenöles verstärkt wird, wenn<br />
es nicht nur eingerieben wird, son<strong>der</strong>n mit möglichst besonnten weißen<br />
Leinentüchern als Umschlag aufgelegt wird. Jakob <strong>Lorber</strong> weist im<br />
Zusammenhang mit <strong>der</strong> Heliopathie auf zwei wichtige Bedingungen hin,<br />
damit eine optimalen Heilwirkung <strong>der</strong> Mittel erreicht werden kann: Erstens<br />
sollte <strong>der</strong> Behandler selbst so weit als möglich heil sein, weil eine<br />
Genesung sehr viel mit dem Aspekt des Glaubens und Vertrauens zu tun<br />
hat. Es werden z. Bsp. in <strong>der</strong> Krebsklinik in Greiz anstatt <strong>der</strong><br />
Chemotherapien Gebetstherapien eingesetzt, kombiniert mit<br />
Naturheilmethoden und das mit herausragenden Erfolgen!<br />
Die Energie und spirituelle Ausrichtung des Arztes, Therapeuten o<strong>der</strong><br />
Helfers spielt eine wichtige Rolle. Das zweite ist das Thema <strong>der</strong><br />
Entgiftung. Hier wird die Wichtigkeit einer Diät erwähnt, vor allem<br />
Verzicht auf: Bohnenkaffee, Bier, scharfe und saure Speisen, alle<br />
denaturierte, genmanipulierte Kost, wie Weißzucker- und<br />
Weißmehlprodukte usw. Es ist in <strong>der</strong> Naturheilkunde hinlänglich bekannt,<br />
dass Feinstoffmedizin seine Heilwirkung in einem übersäuerten und<br />
verschlackten Organismus nur schwer entfalten kann.<br />
Die Mittel, sowie das Buch „Heilkraft aus <strong>der</strong> Sonne und Solamias<br />
Weg ins Licht“ mit weiteren Details zu den einzelnen Mitteln, wie<br />
Herstellung, Wirkung, Anwendung, Diät und geistige Hintergründe sind<br />
erhältlich bei:<br />
SONNENOASE MARYAM, Maja Daum, Schulstrasse 6, 86825 Bad Wörishofen,<br />
Tel. 08247-998388, Fax: 08247 998344 e-mail: maryam-sonnenheilmittel@web.de<br />
(auch im Buchhandel erhältlich unter: ISBN: 3-8334-2733-7)<br />
„In den ältesten Zeiten, in denen schon Menschen diese Erde<br />
bewohnt haben, benützten eben diese Menschen, so sie irgendein<br />
Unbehagen in ihrem Leibe verspürten, die Sonne, das heißt ihr Licht<br />
und ihre Wärme als das einzige Heilmittel zur Wie<strong>der</strong>herstellung ihrer<br />
Gesundheit.“<br />
(Die Heilkraft des Sonnenlichts 1,4)
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Weisheitsgeschichten<br />
53<br />
Himmel und Hölle im Menschen<br />
„Siehe, in einem Hause wohnen zwei Menschen. Der eine ist mit allem<br />
zufrieden, was er im Schweiße seines Angesichtes unter dem Segen Gottes<br />
dem Erdboden entlockt. Zufrieden und heiter genießt er den spärlichen<br />
Ertrag seines Fleißes, und seine größte Freude ist es, mit den noch ärmeren<br />
Brü<strong>der</strong>n seinen mühsam erworbenen Vorrat zu teilen. So ein Hungriger zu<br />
ihm kommt, da hat er eine Freude, ihn sättigen zu können, und fragt ihn<br />
nie mit ärgerlichem Gemüte um den Grund seiner Armut und verbietet ihm<br />
nicht, dass er wie<strong>der</strong>kommen dürfe, so es ihn etwa wie<strong>der</strong> hungern sollte.<br />
Er murret nicht über irdische Staatseinrichtungen und sagt, so ihm<br />
irgendeine Steuer abgenommen wird, allzeit mit Hiob: ,Herr! Du hast es<br />
mir gegeben; Dein ist alles! Was Du gabst, kannst Du allzeit wie<strong>der</strong><br />
nehmen; Dein allzeit allein heiliger Wille geschehe!‘<br />
Kurz, diesen Menschen kann nichts in seiner Heiterkeit sowohl als auch<br />
in seiner Liebe und in seinem Vertrauen zu Gott, sowie daraus in <strong>der</strong> Liebe<br />
zu seinen irdischen Brü<strong>der</strong>n, stören; Zorn, Neid, Ha<strong>der</strong>, Hass und<br />
Hochmut sind für ihn fremde Begriffe.<br />
Aber sein Bru<strong>der</strong> ist dafür <strong>der</strong> unzufriedenste Mensch. Er glaubt an<br />
keinen Gott und sagt: ,Gott ist ein leerer Begriff, durch den die Menschen<br />
den höchsten Grad <strong>der</strong> diesirdischen Helden bezeichnen. In <strong>der</strong> Dürftigkeit<br />
kann nur ein dümmster Mensch glücklich sein, gleichwie auch die<br />
vernunft- und verstandlosen Tiere glücklich sind, wenn sie nur das spärlich<br />
erhalten, was ihr stummer und stumpfer Naturtrieb verlangt. Ein Mensch<br />
aber, <strong>der</strong> sich mit seinem Verstande weit übers Tierische emporgehoben<br />
hat, <strong>der</strong> muss sich nicht mehr mit <strong>der</strong> gemeinen Schweinskost begnügen,<br />
muss nicht mit den eigenen, zu etwas Besserem bestimmten Händen in <strong>der</strong><br />
Erde herumwühlen – was sich nur für Tiere und Sklaven geziemt –,<br />
son<strong>der</strong>n man muss das Schwert ergreifen, sich zum mächtigen Feldherrn<br />
emporschwingen und durch Triumphpforten in die großen Weltstädte<br />
einziehen, die man erobert hat. Die Erde muss erbeben unter den Huftritten<br />
des Rosses, das von Gold und Edelsteinen strotzend stolz den Herrn <strong>der</strong><br />
mächtigen Heerscharen trägt.‘<br />
Mit solchen Gesinnungen verwünscht dann ein solcher Mensch sein<br />
ärmliches Sein, verflucht die Armut in seinem Herzen und sinnt auf Mittel,<br />
wie er sich große Schätze und Reichtümer verschafft, um mit ihrer Hilfe<br />
seine herrschsüchtigen Ideen zu realisieren.<br />
Seinen zufriedenen Bru<strong>der</strong> verachtet er, und je<strong>der</strong> noch Ärmere ist ihm<br />
ein Gräuel. Von <strong>der</strong> Barmherzigkeit ist bei ihm gar keine Spur; bei ihm gilt<br />
sie als lächerliche Eigenschaft feiger Sklaven und <strong>der</strong> <strong>Gesellschaft</strong>saffen.
54 Weisheitsgeschichten<br />
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />
Dem Menschen gezieme nur Großmut, – aber diese so selten wie möglich!<br />
Kommt ein Armer zu ihm, so fährt er ihn an mit allerlei Scheltworten und<br />
sagt: ,Weiche von mir, du faule Bestie, du gefräßiges Ungeheuer mit <strong>der</strong><br />
zerlumpten Larve eines Menschen! Arbeite, Tier, so du einen Fraß haben<br />
willst! Gehe zum ungeratenen Bru<strong>der</strong> meines Leibes, aber nimmer meines<br />
erhabenen Geistes; dieser, als selbst ein gemeines Lasttier, arbeitet für<br />
seinesgleichen und ist barmherzig wie ein <strong>Gesellschaft</strong>saffe! Ich bin nur<br />
großmütig – und schenke dir diesmal noch dein gemeinstes Erdwurmleben.‘<br />
Siehe nun, diese beiden Brü<strong>der</strong>, Kin<strong>der</strong> eines Vaters und einer Mutter,<br />
leben in einem Hause beisammen. Der erste ist ein Engel, <strong>der</strong> zweite nahe<br />
ein vollendeter Teufel. Dem ersten ist die ärmliche Hütte ein Himmel, dem<br />
zweiten dieselbe Hütte ohne irgendeine Verän<strong>der</strong>ung eine allerbarste Hölle<br />
voll <strong>der</strong> bittersten Qual. Siehst du nun, wie Himmel und Hölle auf einem<br />
Flecke beisammen sein können?!“ (Gr.Ev.Joh. Bd.2; Kap. 9,2-8)<br />
Der Messias ist unter Euch<br />
Ein in seiner Klause meditieren<strong>der</strong> weiser Einsiedler öffnete die Augen<br />
und erblickte einen unerwarteten Besucher - den Abt eines wohlbekannten<br />
Klosters.<br />
„Was sucht ihr“, fragte <strong>der</strong> Weise.<br />
Der Abt erzählte eine leidvolle Geschichte. Sein Kloster war einst in<br />
<strong>der</strong> ganzen westlichen Welt berühmt. Junge Aspiranten füllten die Zellen<br />
und seine Kirche hallte wi<strong>der</strong> vom Gesang <strong>der</strong> Mönche. Aber das Kloster<br />
hatte schwere Zeiten durchzumachen. Die Menschen strömten nicht mehr<br />
herbei um geistige Nahrung aufzunehmen, <strong>der</strong> Zustrom junger Aspiranten<br />
war versiegt, in <strong>der</strong> Kirche war es still geworden. Nur ein paar Mönche<br />
waren geblieben, und sie gingen schweren Herzens ihren Aufgaben nach.<br />
Der Abt wollte nun wissen: „Ist das Kloster um unserer Sünde willen in<br />
einen solchen Zustand verfallen?“<br />
„Ja“, sagte <strong>der</strong> Einsiedler, „die Sünde <strong>der</strong> Ahnungslosigkeit.“<br />
„Und was ist das für eine Sünde?“<br />
„Einer von euch ist <strong>der</strong> Messias - verkleidet - und ihr merkt es nicht.“<br />
Nachdem er das gesagt hatte, schloss <strong>der</strong> Einsiedler die Augen und<br />
versank wie<strong>der</strong> in Meditation.<br />
Während <strong>der</strong> beschwerlichen Rückreise zum Kloster schlug das Herz<br />
des Abtes bei dem Gedanken, dass <strong>der</strong> Messias - <strong>der</strong> Messias in Person -<br />
auf die Erde zurückgekehrt war und sich in seinem Kloster befand. War es<br />
möglich, dass er ihn nicht erkannt hatte? Und wer konnte es sein?
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Weisheitsgeschichten<br />
55<br />
Der Bru<strong>der</strong> Koch? Der Bru<strong>der</strong> Sakristan? Der Bru<strong>der</strong> Verwalter? Der<br />
Bru<strong>der</strong> Prior? Nein, er hatte lei<strong>der</strong> zu viele Fehler.<br />
Aber <strong>der</strong> Meister hatte doch gesagt, <strong>der</strong> Messias wäre da in<br />
Verkleidung. Konnten gerade diese Fehler seine Verkleidung sein? Bei<br />
genauerer Überlegung hatte je<strong>der</strong> im Kloster seine Fehler. Und einer von<br />
ihnen musste <strong>der</strong> Messias sein.<br />
Als er wie<strong>der</strong> im Kloster war, versammelte er die Mönche und sagte<br />
ihnen, was er gehört hatte. Der Messias? Hier? Unglaublich! Wenn es nun<br />
<strong>der</strong> und <strong>der</strong> wäre? O<strong>der</strong> <strong>der</strong> dort drüben? O<strong>der</strong> …<br />
Eine Sache war sicher: wenn <strong>der</strong> Messias sich hier verkleidet befand,<br />
war es nicht wahrscheinlich, dass sie ihn erkennen würden. Also ließen sie<br />
es sich angelegen sein, jeden respektvoll und mit Rücksicht zu behandeln.<br />
„Man kann nie wissen“; sagten sie sich, wenn sie miteinan<strong>der</strong> zu tun<br />
hatten, „Vielleicht ist es gerade <strong>der</strong>.“<br />
Die Folge war, dass im Kloster eine ansteckend fröhliche Stimmung<br />
herrschte. Aspiranten bemühten sich bald wie<strong>der</strong> um Aufnahme in den<br />
Orden und erneut hallte die Kirche wi<strong>der</strong> von dem frommen und<br />
frohgemuten Gesang <strong>der</strong> Mönche, die vom Geist <strong>der</strong> Liebe beseelt waren.<br />
Wer ist <strong>der</strong> Blinde!<br />
Ein junger Mann, blind von Geburt, verliebte sich in ein Mädchen.<br />
Alles ging gut, bis ihm ein Freund sagte, dass das Mädchen nicht sehr<br />
hübsch war. Von da an verlor er jedes Interesse an ihr. Schlimm genug!<br />
Er hatte sie richtig „gesehen“, <strong>der</strong> Freund war blind gewesen.<br />
An uns liegt es<br />
Ein Wan<strong>der</strong>er: „Wie wird das Wetter heute?“<br />
Der Schäfer: „So, wie ich es gerne habe.“<br />
„Woher wisst Ihr, dass das Wetter so sein wird, wie Ihr es liebt?“<br />
„Ich habe die Erfahrung gemacht, mein Freund, dass ich nicht immer<br />
das bekommen kann, was ich gerne möchte. Also habe ich gelernt,<br />
immer das zu mögen, was ich bekomme.<br />
Deshalb bin ich ganz sicher: das Wetter wird heute so sein, wie ich es<br />
mag.“<br />
Was immer geschieht, an uns liegt es, Glück o<strong>der</strong> Unglück darin zu sehen.
56 Weisheitsgeschichten<br />
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />
Nicht alles auf einmal<br />
Ein Prediger kam in einen Saal, um zu sprechen. Der Saal war leer, bis<br />
auf einen jungen Stallmeister, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> ersten Reihe saß.<br />
Der Prediger überlegte sich: „Soll ich sprechen o<strong>der</strong> es lieber bleiben<br />
lassen?“<br />
Schließlich fragte er den Stallmeister: „Es ist niemand außer dir da, soll<br />
ich deiner Meinung nach sprechen o<strong>der</strong> nicht?“<br />
Der Stallmeister antwortete: „Herr, ich bin ein einfacher Mann, davon<br />
verstehe ich nichts. Aber wenn ich in einen Stall komme und sehe, dass<br />
alle Pferde weggelaufen sind und nur ein einziges dageblieben ist, werde<br />
ich es trotzdem füttern.“<br />
Der Prediger nahm sich das zu Herzen und begann seine Predigt. Er<br />
sprach über zwei Stunden lang. Danach fühlte er sich sehr erleichtert und<br />
glücklich und wollte durch den Zuhörer bestätigt wissen, wie gut seine<br />
Rede war.<br />
Er fragte: „Wie hat dir meine Predigt gefallen?“<br />
Der Stallmeister antwortete: „Ich habe bereits gesagt, dass ich ein einfacher<br />
Mann bin und von so etwas nicht viel verstehe. Aber wenn ich in<br />
einen Stall komme und sehe, dass alle Pferde außer einem weggelaufen<br />
sind, werde ich es trotzdem füttern. Ich würde ihm aber nicht das ganze<br />
Futter geben, das für alle Pferde gedacht war.“<br />
Wie man mit dem Herzen betet<br />
Wie man mit dem Herzen betet, zeigt dieses beeindruckende Beispiel<br />
eines einfachen Clochard aus Paris, wie es in einer Pariser Lokalzeitung<br />
abgedruckt wurde:<br />
„Paul verbrachte die meiste Zeit im Freien. Er hatte eine große Vorliebe<br />
für die Kirche St. Jakob in Paris, an <strong>der</strong>en Eingangstor er um Almosen<br />
bettelte. Die Weinflasche war ihm eine treue Begleiterin, und die<br />
Leberzirrhose und an<strong>der</strong>e Krankheiten fraßen an ihm. Seine Gesichtsfarbe<br />
ließ nichts Gutes ahnen, und die Leute dieses Wohnviertels warteten nur<br />
noch darauf, dass er von heute auf morgen nicht mehr da wäre, ohne sich<br />
jedoch beson<strong>der</strong>s für ihn zu interessieren.<br />
Doch da war eine gute Seele in <strong>der</strong> Gemeinde, Frau N. Sie war sehr<br />
traurig darüber, ihn so schrecklich allein zu sehen und sprach daher öfter<br />
mit ihm. Sie hatte bemerkt, dass Paul am Morgen seinen Stammplatz am
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Weisheitsgeschichten<br />
57<br />
Eingangsportal eine Zeitlang verließ und in die Kirche ging. Dort setzte er<br />
sich auf einen Stuhl in <strong>der</strong> ersten Reihe, direkt vor dem Tabernakel.<br />
Einfach so ... scheinbar, ohne etwas zu tun. Eines Tages fragte ihn Frau N.:<br />
„Ich habe gesehen, dass du oft in die Kirche gehst. Was machst du denn,<br />
wenn du eine Stunde dort sitzt, einfach so, ohne etwas zu tun? Du hast<br />
we<strong>der</strong> einen Rosenkranz noch ein Gebetbuch, und manchmal nickst du nur<br />
ein bisschen ein. Was machst du da? Betest du?“<br />
„Wie soll ich denn beten können! Seit <strong>der</strong> Zeit, als ich noch klein war<br />
und in den Religionsunterricht ging, habe ich alle Gebete vergessen. Ich<br />
kann keines mehr! Was ich da mache? Das ist ganz einfach: Ich gehe zum<br />
Tabernakel, dort wo Jesus ganz allein in Seinem Häuschen wohnt, und sage<br />
zu ihm: „Jesus, ich bin’s, Paul! Ich komme Dich besuchen!“, und dann<br />
bleibe ich noch ein bisschen, damit halt jemand da ist.“<br />
Frau N. bringt keinen Ton heraus. Sie vergisst nicht, was sie gerade<br />
gehört hat. Die Tage vergehen, einer gleicht dem an<strong>der</strong>en. Aber, was<br />
kommen musste, kam: Eines Tages ist Paul vom Eingangsportal<br />
verschwunden. War er krank? Vielleicht gestorben? Sie erkundigt sich und<br />
findet seine Spur im Krankenhaus wie<strong>der</strong>. Sie geht ihn besuchen. Dem<br />
armen Paul geht es sehr schlecht, er hängt an vielen Schläuchen und hat<br />
diese für Sterbende typische graue Gesichtsfarbe. Die ärztliche Prognose<br />
könnte nicht schlechter sein. Am nächsten Tag kommt Frau N. wie<strong>der</strong> und<br />
ist schon darauf gefasst, die traurige Nachricht zu bekommen.<br />
Aber nein! Paul sitzt ganz aufrecht in seinem Bett, ist frisch rasiert, hat<br />
einen lebendigen Blick und sieht völlig verwandelt aus! Ein Ausdruck<br />
unbeschreiblichen Glücks strahlt aus seinem leuchtendem Gesicht.<br />
Madame N. reibt sich die Augen ... Doch, er ist es wirklich!<br />
„Paul, das ist unglaublich, du bist ja auferstanden! Du bist nicht mehr<br />
<strong>der</strong>selbe, was ist nur mit dir passiert?“<br />
„Na, ja, es war heute morgen, da ging es mir gar nicht gut; dann habe<br />
ich plötzlich jemand hier am Fußende meine Bettes stehen sehen. Er war<br />
schön, unbeschreiblich schön ... Das kannst du dir gar nicht vorstellen!<br />
Er lächelte mich an und sagte: „Paul! Ich bin’s, Jesus! Ich komme<br />
dich besuchen!“<br />
„Wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden;<br />
denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viel Worte machen.<br />
Darum sollt ihr euch ihnen nicht gleichstellen.<br />
Euer Vater weiß, was ihr bedürfet, ehe ihr ihn bittet.“<br />
(Mt. 6,7-8)
58 In die Ruhe des Geistes eingehen<br />
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />
In die Ruhe des Geistes eingehen<br />
„Also muss ja notwendig ein je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> in das Leben seines Geistes<br />
eingehen will, sich tagtäglich auf eine Zeitlang in die vollkommene<br />
Ruhe seines Geistes begeben und muss in dieser nicht etwa mit allerlei<br />
Gedanken umherschweifen, son<strong>der</strong>n er muss einen Gedanken nur fassen<br />
und diesen als ein bestimmtes Objekt unverwandt betrachten.<br />
Der beste Gedanke ist hier freilich <strong>der</strong> Herr. Und wenn jemand<br />
solches mit Eifer und aller möglichen Selbstverleugnung fort und fort tun<br />
wird, so wird dadurch die Sehe wie das Gehör seines Geistes stets mehr<br />
und mehr an innerer Schärfe gewinnen, und nach einer eben nicht zu<br />
langen Zeit werden diese beiden Sinneswerkzeuge des Geistes so sehr<br />
erhöht werden, dass er mit <strong>der</strong> größten Leichtigkeit dort geistige Formen<br />
von <strong>der</strong> wun<strong>der</strong>barsten Art erblicken wird, wo er vorher nichts als eine<br />
formlose Leere zu erschauen wähnte. Und so wird er auch mit eben <strong>der</strong><br />
Leichtigkeit Töne und Worte vernehmen, wo ihm ehedem eine ewige<br />
Stille zu sein schien.<br />
Ist denn nicht ein einziger Gedanke an Jesum hinreichend, um das<br />
Herz für Ihn überhell aufflammen zu machen? – O Brü<strong>der</strong> und Freunde!<br />
Könntet ihr es fassen, was dieser Name aller Namen besagt, was er ist,<br />
und welch eine Wirkung in Ihm, ihr müsstet ja augenblicklich in eine so<br />
mächtige Liebe zu Jesu übergehen, <strong>der</strong>en Feuer hinreichend wäre, ein<br />
ganzes Heer von Sonnen zu entzünden, dass sie darob noch ums<br />
Tausendfache heller flammen möchten in ihren endlos weiten<br />
Raumgebieten, als solches bis jetzt <strong>der</strong> Fall ist.<br />
Ich sage euch: Jesus ist etwas so ungeheuer Großes, dass, so dieser<br />
Name ausgesprochen wird, die ganze Unendlichkeit von zu großer<br />
Ehrfurcht erbebt.<br />
Daher genügt zur Erweckung unserer Liebe zu Jesu ja doch sicher<br />
schon ein einziger Gedanke – nur Sein Name in unseren Herzen<br />
ausgesprochen sollte ewig genug sein, um in aller Liebe für Ihn zu<br />
erbrennen! Daher sprechet auch ihr in euren Herzen diesen Namen<br />
würdig aus, und ihr werdet es selbst erschauen, in welcher Fülle das Feuer<br />
<strong>der</strong> Liebe aus euren Herzen hervorbrechen wird, zu entzünden das Holz<br />
des Lebens.<br />
Ihr brauchet nur in eurem Herzen „Vater“ zu rufen, und ihr habt genug<br />
getan! Und <strong>der</strong> Vater wird euer Herz allezeit, insoweit es Not tut, sättigen<br />
und kräftigen mit Seiner Liebe.<br />
Ihr brauchet nicht einmal ein Bild, son<strong>der</strong>n nur die Erkenntnis in eurem<br />
Herzen von Gott, und ihr habt genug <strong>der</strong> Liebe.“<br />
(Geistige Sonne Bd. 2 Kap. 44,16-17;13,1-2,16; 50,17-18)
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Desi<strong>der</strong>ata<br />
59<br />
ei ruhig inmitten Lärm<br />
und Hast und bedenke,<br />
welch ein Segen in <strong>der</strong> Stille liegen<br />
kann. Steh' auf gutem Fuß mit allen<br />
Menschen, ohne Dir selbst Gewalt<br />
anzutun. Sag' Deine Wahrheit ruhig<br />
und deutlich. Höre Deine Mitmenschen<br />
an. Auch sie erzählen ihre Geschichte.<br />
Meide lärmende und aggressive<br />
Menschen, sie belasten den Geist.<br />
ergleichst Du Dich mit<br />
an<strong>der</strong>en, könntest Du eitel<br />
und verbittert werden.<br />
Denn es wird immer<br />
kleinere und größere Menschen geben<br />
als Dich. Freue Dich Deiner eigenen<br />
Leistungen wie auch Deiner Pläne.<br />
Hüte Dich vor Selbstgerechtigkeit.<br />
Habe Interesse für Deine Arbeit, wie<br />
niedrig sie auch sein möge; sie ist ein<br />
echter Besitz im verän<strong>der</strong>lichen Glück<br />
<strong>der</strong> Zeiten. Verhalte Dich vorsichtig<br />
bei Geschäften, denn die Welt ist<br />
voller Betrug. Aber dies soll Dich nicht<br />
blind machen gegen vorhandene<br />
Rechtschaffenheit. Viele Menschen<br />
streben höheren Idealen nach, und die<br />
Welt ist voller Eiferer - sei Du selbst.<br />
Heuchle vor allem keine Zuneigung,<br />
noch sei zynisch, was die Liebe<br />
betrifft; denn bei aller<br />
Unzufriedenheit und Leere ist die<br />
Liebe ewig wie das Gras.<br />
Folg' dem Lauf <strong>der</strong> Jahre anmutig,<br />
verlang' nicht nach einer Zeit, die<br />
hinter Dir liegt. Stärke die Kraft des<br />
Geistes, damit sie Dich in plötzlich<br />
hereinbrechendem Unglück<br />
schütze. Aber verdrieß' Dich nicht<br />
mit Spukbil<strong>der</strong>n. Viele Ängste<br />
werden aus Müdigkeit und<br />
Einsamkeit geboten. Leg' Dir eine<br />
gesunde Disziplin auf, aber sei<br />
dabei lieb zu Dir selbst.<br />
u bist ein Kind des<br />
Universums, nicht weniger<br />
als die Bäume und Sterne.<br />
Du hast das Recht, hier zu<br />
sein. Und ist es Dir klar o<strong>der</strong><br />
nicht, das Universum entfaltet<br />
sich doch so, wie es sich entfaltet<br />
- und es ist gut so. Habe darum<br />
Frieden mit Gott, wie Du auch<br />
denkst, dass er sein möge. Was<br />
Deine Umgebungen und Deine<br />
Arbeit auch sein mögen, halte<br />
Frieden mit Deiner Seele in <strong>der</strong><br />
lärmenden Verwirrung des<br />
Lebens. Trotz all ihrem<br />
Flittergold, ihrer Düsterheit und<br />
den verflogenen Träumen, ist<br />
diese Welt doch wun<strong>der</strong>schön.<br />
Sei behutsam.<br />
Strebe danach, glücklich zu sein!<br />
Max Ehrmann
60 Verschiedenes<br />
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />
Inseratenwerbung <strong>der</strong> Werke Jakob <strong>Lorber</strong>s<br />
Geistesbru<strong>der</strong> Helmut Betsch inseriert aus eigener Initiative seit Jahren<br />
in Zeitungen und Zeitschriften für die Werke Jakob <strong>Lorber</strong>s.<br />
Die erfolgreiche Zeitschriftenwerbung im letzten Jahr, bei <strong>der</strong> fast 1200<br />
neue Interessenten für das Schriftwerk gewonnen werden konnten,<br />
bestätigt diese segensvolle Arbeit. Um diese auch zukünftig<br />
weiterführen zu können, ist er auf unsere finanzielle Unterstützung<br />
angewiesen.<br />
Wer diese segensvolle Arbeit finanziell unterstützen möchte, kann<br />
seinen Beitrag auf untenstehendes Konto überweisen.<br />
Helmut Betsch, Postbank-Konto-Nr. 237410-705, BLZ 60010070<br />
<strong>Lorber</strong>-Heilpraktiker im Raum Saarbrücken gesucht<br />
Ich suche im Raum Saarbrücken einen Heilpraktiker, <strong>der</strong> die Heil- und<br />
Gesundheitshinweise des <strong>Lorber</strong>-Schriftwerkes berücksichtigt.<br />
Kontaktadresse: Brigitte Thier, Pfählerstr. 48, 66125 Saarbrücken<br />
Geistesbru<strong>der</strong> sucht Briefkontakt<br />
Mittelloser und einsamer Bru<strong>der</strong> (57 Jahre), <strong>der</strong> die Werke Jakob <strong>Lorber</strong>s<br />
durch Inserate erst jetzt kennen lernen durfte, sucht geistigen Austausch<br />
durch Briefkontakt zu Glaubensgeschwistern.<br />
Kontaktadresse: Paul Terlutter, Züricherstr. 40, 28325 Bremen<br />
<strong>Lorber</strong>-Freundin sucht Gleichgesinnte<br />
<strong>Lorber</strong>-Freundin aus Künzelsau sucht Geistesfreunde im Gebiet Schwäbisch-Hall<br />
/ Bad Mergentheim.<br />
Kontakt: Ursel Wickert, Telefon-Nr. 0 79 40/93 9979<br />
Alte Schrift gesucht<br />
Ich suche eine alte Schrift aus den 30er bzw. 40er Jahren mit dem Titel:<br />
„Geisteskampf um Jesus Christus“. Wer kann mir darüber Auskunft geben?<br />
Marga Kittelmann Tel.: 08841-8344<br />
Vortrags-Kassetten-Dienst<br />
Tonbandkassetten <strong>der</strong> Vorträge <strong>der</strong> <strong>Lorber</strong>-Tagungen können bestellt<br />
werden beim: Kassettendienst Lothar Schuller,<br />
Anton-Beilhackstr. 11, D-83278 Traunstein
<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Tagung <strong>der</strong> Schweizer <strong>Lorber</strong>freunde<br />
61<br />
Herbst-Tagung <strong>der</strong> Schweizer <strong>Lorber</strong>freunde<br />
im Bildungszentrum Matt, CH 6103 Schwarzenberg<br />
Tel.: +41 (0) 499 70 99<br />
vom 29. Sept. bis 2. Oktober <strong>2005</strong><br />
Wir konnten uns für diese Tagung wie<strong>der</strong>um in das schöne und ruhig<br />
gelegene Haus am Schwarzenberg einmieten. Das Bildungszentrum liegt<br />
auf 850 Meter Höhe in voralpiner Landschaft, ca. 20 Kilometer von<br />
Luzern entfernt mit Blick auf die Berge des Pilatusgebiets.<br />
Geplante Vorträge:<br />
Gisela Fräntzki - Jakob Böhme, Lebens-Not-wendig für dich und mich<br />
Dr. Walter Meili - Besessenheit, Umsessenheit<br />
Franz Schny<strong>der</strong> - Das Weltall, ein Laufgitter<br />
Karl Ulrich - Islam, Mohammed, Jesus<br />
Dr. Clemens Bartscht - Das Wesen des Menschen<br />
Rita Steinemann - Die Unendlichkeit <strong>der</strong> Klänge<br />
Anreise mit dem Auto: Autobahn Luzern Ri. Bern, Ausfahrt Emmen<br />
Süd / Malters / Schwarzenberg<br />
Öffentl. Verkehrsmittel: ab Bahnhof Luzern mit SBB nach Malters, dann<br />
mit dem Postauto nach Schwarzenberg, Haltestelle direkt vor dem Haus.<br />
Anmeldung bis 10. September <strong>2005</strong> und Auskunft:<br />
Maria Tanner, Am Sientalweg 8<br />
CH-6343 Rotkreuz ZG<br />
Tel.: (0041) (0) 41 311 16 42
Anmeldebogen zur<br />
Tagung <strong>der</strong> Schweizer <strong>Lorber</strong>freunde<br />
vom 29.09. - 2.10.<strong>2005</strong> im Bildungszentrum Matt<br />
Anreisetag: Donnerstag, den 29. Sept. <strong>2005</strong> (nachmittags)<br />
Abreisetag: Sonntag, den 2. Okt. <strong>2005</strong> (nach dem Mittagessen)<br />
Hiermit melde(n) ich mich / wir uns verbindlich zur obigen Veranstaltung an:<br />
Ich / wir reisen an am: ……………...…und reisen ab am: …..……………..…<br />
Vorname, Name: ............................................................................................<br />
Straße, Nr., PLZ, Ort: .......................................................................................<br />
Telefon-Nr. .....................................................................................................<br />
Zimmerpreise pro Person und Tag inkl. Vollpension<br />
Einzelzimmer Dusche / WC 133,- Fr. 84,20 €<br />
Einzelzimmer WC/Etagendusche 118,- Fr. 74,70 €<br />
Doppelzimmer Dusche / WC 108,- Fr. 68,35 €<br />
Doppelzimmer WC/Etagendusche 93,- Fr. 58,90 €<br />
Appartement ab<br />
3 Pers.<br />
Bad / WC 93,- Fr. 58,90 €<br />
Vollpension vegetarisch<br />
Zutreffendes bitte ankreuzen<br />
Die Hotelrechnung ist vor <strong>der</strong> Abreise direkt dem Bildungshaus zu entrichten.<br />
Die Reservierungen werden nach Eingang <strong>der</strong> schriftlichen Anmeldung und Einzahlung <strong>der</strong><br />
Tagungskosten berücksichtigt.<br />
Die schriftliche Anmeldung gilt als verbindlich und wird nicht extra bestätigt.<br />
Abmeldungen müssen mindestens 5 Tage vor Tagungsbeginn erfolgen, ansonsten muss<br />
lei<strong>der</strong> 75% des Hotelpreises in Rechnung gestellt werden.<br />
Datum / Unterschrift: ......................................................................................................................<br />
Anmeldung bis 10. September <strong>2005</strong> und Auskunft:<br />
Maria Tanner, Am Sientalweg 8<br />
CH-6343 Rotkreuz ZG<br />
Tel.: (0041) (0) 41 311 16 42
Tagung <strong>der</strong> <strong>Lorber</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />
Tagung <strong>der</strong> <strong>Lorber</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> e.V.<br />
im Bildungshaus Mariatrost<br />
Kirchbergstrasse 18<br />
in A-8044 Graz / Österreich<br />
vom 18. bis 23. September <strong>2005</strong><br />
Das Bildungshaus Mariatrost - das offene Forum für Weiterbildung und<br />
Dialog <strong>der</strong> Diözese Graz-Seckau - steht uns während <strong>der</strong> Tagung mit<br />
seinen 63 Betten, einem Speisesaal für 100 Personen, einem<br />
Vortragssaal für 150 Personen und sieben Gruppenräumen zur freien<br />
Verfügung. Weitere Unterbringungsmöglichkeiten gibt es in den<br />
verschiedenen Pensionen und Hotels in unmittelbarer Nähe <strong>der</strong><br />
Tagungsstätte.<br />
Weitere Informationen über das Bildungshaus Mariatrost sind auch über<br />
das Internet abrufbar unter: http://www.mariatrost.at<br />
Das Anmeldeformular befindet sich umseitig (bitte ausschneiden o<strong>der</strong><br />
kopieren, ausfüllen und einsenden).<br />
Anmeldungen über<br />
<strong>Lorber</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> e.V.<br />
Anita Strattner<br />
Pfarrhofstr. 7<br />
D-83132 Pittenhart<br />
Tel./Fax: 08624-4114
Anmeldebogen zur<br />
Tagung <strong>der</strong> <strong>Lorber</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> e.V.<br />
vom 18.09. - 23.09.<strong>2005</strong> im Bildungshaus Mariatrost / Graz<br />
Anreisetag: Sonntag, den 18. Sept. <strong>2005</strong> (nachmittags)<br />
Abreisetag: Freitag, den 23. Sept. <strong>2005</strong> (nach dem Frühstück)<br />
Hiermit melde(n) ich mich / wir uns verbindlich zur obigen Veranstaltung an:<br />
Ich / wir reisen an am: ……………Sept. und reisen ab am: …..………Sept.<br />
1. Vorname, Name: ............................................................................................<br />
Straße, Nr., PLZ, Ort: .......................................................................................<br />
Telefon-Nr. .....................................................................................................<br />
2. Vorname, Name: ............................................................................................<br />
Straße, Nr., PLZ, Ort: .......................................................................................<br />
3. Kin<strong>der</strong>, Name, Alter: .......................................................................<br />
Ich bin bereit, bei Platzmangel mit einer/m an<strong>der</strong>en Teilnehmer/in<br />
mein Zimmer zu teilen.<br />
Ich bin Tagesgast ohne Übernachtung am So Mo Di Mi Do Fr<br />
Tagungskosten 275,- € pro Person für die gesamte Tagung<br />
inkl. Übernachtung und Vollpension,<br />
sowie Raumpauschale und Tagungsgebühr<br />
(Die Kosten für das Mittagessen am Ausflugtag sind separat zu bezahlen.)<br />
Die Tagungskosten sind im voraus auf das Konto <strong>der</strong> <strong>Lorber</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> e.V. zu<br />
überweisen. Benutzen Sie hierfür bitte die Überweisungsträger in <strong>der</strong> Heftmitte und<br />
vermerken als Überweisungszweck: Tagung Graz<br />
Die Anmeldung wird erst durch den Eingang <strong>der</strong> Tagungskosten wirksam.<br />
Teilnehmer, die nicht die ganze Tagung bleiben, werden bei Überbelegung außerhalb des<br />
Hauses untergebracht. Tagesgäste mögen sich für eine evtl. Verpflegung (Mi. 8,50 € / Ab.<br />
5,80 €) bei <strong>der</strong> Verwaltung des Seminarhauses melden. Die Tagungsgebühr für<br />
Tagesgäste von 5,- € / Pers. u. Tag erbitten wir in Form einer Spende.<br />
Datum / Unterschrift: ......................................................................................................................<br />
Anmeldung: <strong>Lorber</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> e.V.<br />
Anita Strattner, Pfarrhofstr. 7<br />
D-83132 Pittenhart, Tel./Fax: 08624-4114
Die Hauptwerke des Mystikers Jakob <strong>Lorber</strong> (1800-1864)<br />
Das große Evangelium Johannes (10 Bände, je 450 Seiten) - In diesem großen und<br />
herrlichen Offenbarungswerk erhalten wir nach <strong>der</strong> Verheißung Joh. 14,26 eine genaue,<br />
eingehende und tief gedankenvolle Schil<strong>der</strong>ung alles dessen, was Jesus in den drei Jahren<br />
Seiner irdischen Lehrtätigkeit getan und gesprochen hat. Von <strong>der</strong> Fülle des in Joh.<br />
21,25 Angedeuteten hat die Liebe und Gnade des Himmlischen Vaters hier den Menschen<br />
zu ihrer Erleuchtung und Rettung endlos Großes geoffenbart.<br />
Die Haushaltung Gottes (3 Bände, je 450 Seiten) - Dieses Werk entrollt in machtvoller<br />
Sprache ein gewaltiges Bild des göttlichen Weltplanes, <strong>der</strong> Schöpfungsgeschichte und<br />
<strong>der</strong> Urgeschichte <strong>der</strong> Menschheit von <strong>der</strong> Erschaffung Adams bis zur Sündflut.<br />
Die Jugend Jesu (420 Seiten) - Dies ist die Wie<strong>der</strong>gabe <strong>der</strong> verschollenen, von Jakobus,<br />
dem Stiefbru<strong>der</strong> des Herrn, verfassten Jugendgeschichte Jesu, des sog. Jakobus-<br />
Evangeliums. Enthaltend die wun<strong>der</strong>bare Schil<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kindheit Jesu, gibt sie uns<br />
auch zugleich ein helles Licht über das Rätsel von Gott und Mensch in <strong>der</strong> Person Jesu.<br />
Die geistige Sonne (2 Bände, je 500 Seiten) - Grundsätzliche Belehrung über die Zustände<br />
im Jenseits und die dortige Weiterentwicklung <strong>der</strong> Seelen. Ein hoch bedeutendes<br />
Werk für Fortgeschrittene.<br />
Bischof Martin (500 Seiten) - Entwicklungswege eines in menschlicher Unvollkommenheit<br />
abgeschiedenen Bischofs im Jenseits bis zu seiner Vollendung.<br />
Von <strong>der</strong> Hölle bis zum Himmel (Robert Blum) (2 Bände, je 500 Seiten) - Erfahrungen<br />
und Erlebnisse des 1848 erschossenen Revolutionärs Robert Blum im Jenseits. Dieses<br />
Werk gibt ein überaus lebendiges, vielseitig aufgeklärtes Bild <strong>der</strong> jenseitigen Weiterentwicklung<br />
dieser politischen Persönlichkeit zum Gotteskind.<br />
Erde und Mond (250 Seiten) - Wichtiges Hauptwerk über die geistige Welterklärung.<br />
Umfassende Darstellung des Baues und <strong>der</strong> Bedeutung von Erde und Mond.<br />
Die natürliche Sonne (1 Band, 320 Seiten) - Mehr als die Werke <strong>der</strong> gelehrten Sternkunde<br />
enthüllt uns dieses Buch die Schöpfungen unseres Sonnensystems. Die Hauptsache<br />
aber dieser Sonnen- und Sternenkunde führt uns zu Gott und zum Leben aus Gott.<br />
Schrifttexterklärungen (112 Seiten) - Lichtvolle, aufschlussreiche Erklärung wichtiger<br />
Bibelstellen.<br />
Die drei Tage im Tempel (96 Seiten) - Der zwölfjährige Jesus im Tempel zu Jerusalem.<br />
Briefwechsel Jesu mit Abgarus (40 Seiten) - Wie<strong>der</strong>gabe des einzigen, echten Briefwechsels<br />
Jesu, von welchem das Geschichtswerk des Kirchenvaters Eusebius Kunde<br />
gibt.<br />
Der Großglockner (80 Seiten) - Ein Evangelium <strong>der</strong> Berge, behandelnd die natürliche<br />
und geistige Bedeutung <strong>der</strong> Gebirge und das Wesen und Walten <strong>der</strong> Naturgeister in <strong>der</strong><br />
Bergwelt.<br />
Heilung und Gesundheitspflege (240 Seiten) – Zusammenstellung von Ratschlägen für<br />
die Heilung und Gesun<strong>der</strong>haltung von Leib und Seele.<br />
Kurt Eggenstein – Der unbekannte Prophet Jakob <strong>Lorber</strong>. Ein Einführungsbüchlein.<br />
Gesamtprospekt und Bücher sind zu beziehen durch den LORBER-Verlag<br />
Postfach 1851, 74308 Bietigheim, Deutschland<br />
E-Mail: info@lorber-verlag.de<br />
http://www.lorber-verlag.de
Besinnliche Texte zur Meditation<br />
„Wir wissen aber auch, dass jedes Ding in <strong>der</strong> Welt<br />
entsprechend gut o<strong>der</strong> schlecht sein kann, und dazu<br />
wird es von <strong>der</strong> Liebe (des Menschen) gemacht. Ist die<br />
Liebe nach <strong>der</strong> Ordnung Gottes, so wird durch sie<br />
alles gut; ist diese gegen die Ordnung Gottes, so wird<br />
durch sie alles schlecht.<br />
Auf diese Weise entwickelt dann ein je<strong>der</strong> Mensch in<br />
sich entwe<strong>der</strong> den Himmel o<strong>der</strong> die Hölle.<br />
Aus dem aber geht hervor, dass ein je<strong>der</strong> Mensch durch die Art<br />
seiner Liebe <strong>der</strong> Schöpfer seiner eigenen inneren Welt wird, und<br />
dass er nie in irgendeinen Himmel o<strong>der</strong> in irgendeine Hölle kommen<br />
kann, son<strong>der</strong>n nur in das Werk seiner Liebe.“ (GS II 119,10+13)<br />
Jakob <strong>Lorber</strong> (1800-1864)<br />
Was dein Auge an an<strong>der</strong>n sah,<br />
Wird an<strong>der</strong>n nicht an dir entgehen,<br />
Wir stehen uns selber viel zu nah,<br />
um unsere Fehler selbst zu sehen.<br />
Christoph August Tiedge (1752-1841)<br />
„Einem gelang es - er hob den Schleier <strong>der</strong> Göttin<br />
zu Sais. - Aber was sah er? -<br />
Es sah - Wun<strong>der</strong> des Wun<strong>der</strong>s, sich selbst.“<br />
„Hast du dich selbst lieb, so hast du alle Menschen<br />
lieb wie dich selbst. Solange du einen einzigen<br />
Menschen weniger lieb hast als dich selbst, so hast<br />
du dich selbst nie wahrhaft lieb gewonnen.“<br />
Meister Eckhart (1260 – 1328)<br />
Novalis (1772-1801)<br />
„Die Seele hat einen Funken, einen Grund in sich,<br />
dessen Durst Gott, <strong>der</strong> doch alle Dinge vermag, mit<br />
nichts an<strong>der</strong>em zu löschen vermag als mit sich selber.“<br />
Johannes Tauler (1300-1361)