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GL 4/2005 - der Lorber-Gesellschaft eV

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Bericht eines Jenseitigen<br />

Wie sich <strong>der</strong> Herr mitteilt<br />

Jarah und ihre große Liebe<br />

Himmlische und irdische Liebe<br />

Er wird kommen zu richten<br />

Über die Todesfurcht<br />

Über das Segnen<br />

Heilkraft aus <strong>der</strong> Sonne<br />

Himmel und Hölle im Menschen


INHALT<br />

Otto Hillig Das Kind S. 2<br />

Klaus W. Kardelke Editorial S. 3<br />

Jakob <strong>Lorber</strong> Bericht eines Jenseitigen S. 5<br />

Gisela Fräntzki Wie sich <strong>der</strong> Herr mitteilt S. 12<br />

Jakob <strong>Lorber</strong> Der vergangene, zukünftige und<br />

gegenwärtige Christus S. 20<br />

Hans-Gerd Fischer Jarah und ihre große Liebe - Schluss S. 22<br />

Jakob <strong>Lorber</strong> Himmlische und irdische Liebe S. 31<br />

Jochen Stübner Er wird kommen zu richten ... S. 33<br />

Sebastian Franck Christus in uns S. 39<br />

Thomas von Kempen Christus spricht im Innern zur gläubigen Seele S. 40<br />

Christoph Blumhardt Die Selbstprüfung vor Gott S. 40<br />

Georg Riehle Des Vaters Sehnen nach Seinen Kin<strong>der</strong>n S. 41<br />

Schrifttexterklärung Über die Todesfurcht S. 42<br />

Ellen Paetsch Über das Segnen S. 45<br />

Maja Daum Heilkraft aus <strong>der</strong> Sonne S. 48<br />

Jakob <strong>Lorber</strong> Himmel und Hölle im Menschen S. 53<br />

Weisheitsgeschichten S. 54<br />

Jakob <strong>Lorber</strong> In die Ruhe des Geistes eingehen S. 58<br />

Max Ehrmann Desi<strong>der</strong>ata S. 59<br />

Verschiedenes S. 60<br />

Mit Namen des Verfassers versehene Beiträge müssen nicht mit <strong>der</strong> Auffassung<br />

<strong>der</strong> Schriftleitung übereinstimmen.<br />

Die Zeitschrift erscheint zweimonatlich auf freiwilliger Spendenbasis.<br />

Beiträge richten Sie bitte an die Schriftleitung.<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber: <strong>Lorber</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> e.V.<br />

Verwaltungsanschrift: Postfach 114<br />

83731 Hausham / Deutschland<br />

Tel.: 08026-8624 / Fax: 08026-3294<br />

E-Mail-Anschrift: <strong>Lorber</strong>-<strong>Gesellschaft</strong>@web.de<br />

Schriftleitung: Klaus W. Kardelke<br />

Redaktion: Hans-Gerd Fischer, Angelika Penkin,<br />

Michael Nolten<br />

SPENDENKONTEN<br />

Baden-Württemb. Bank AG Bietigheim-Bissingen<br />

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Postscheckkonto Basel (CH) Kto. 80-50414-3


- Zeitschrift im Geiste christlicher Mystik -<br />

Jahrgang 25 <strong>2005</strong> Heft 4<br />

„Wahrlich ich sage euch:<br />

Es sei denn, dass ihr umkehret und werdet wie die Kin<strong>der</strong>,<br />

so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.“<br />

(Matth. 18,3)<br />

„Im Himmel wird nur <strong>der</strong> <strong>der</strong> Erste und Größte sein,<br />

<strong>der</strong> sich <strong>der</strong> Geringste und Kleinste dünken wird;<br />

denn das werde euer Ruhm, dass ihr alle den Kindlein<br />

gleich werdet in eurem Gemüte!<br />

Wer in seinem Gemüte nicht wird wie die Kin<strong>der</strong>,<br />

<strong>der</strong> wird ins Reich Gottes nicht eingehen können.“<br />

(Gr.Ev.Joh. Bd. 6 Kap. 236,11)


2 Das Kind<br />

<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />

Das Kind<br />

1. Kindlich will ich Dir vertrauen,<br />

bin ich doch, o Herr, Dein Kind!<br />

Kindlich, Vater, auf Dich schauen<br />

dort, wo leis die Träne rinnt.<br />

Im Tal <strong>der</strong> Leiden<br />

find ew'ge Freuden<br />

ich durch Dein Wort.<br />

Dein Wort hat mir gegeben die<br />

Kraft, dass ich kann leben in<br />

Deinem Geist - mein Jesus!<br />

2. Wun<strong>der</strong>bar hat sich enthüllet,<br />

was mir Deine Liebe gab,<br />

die sich uns auch oft verhüllet<br />

von <strong>der</strong> Wiege bis zum Grab.<br />

Ich schaute Keime<br />

im Lebenshaine,<br />

im Herzen mein.<br />

Du, Herr, hast sie gegeben<br />

fürs wahrhaft ew'ge Leben<br />

in Deiner Gnad' - mein Jesus!<br />

Otto Hillig<br />

3. Flehend hab ich Dich gebeten,<br />

trat an mich heran die Not,<br />

bis ich, Vater, Dich hört' reden:<br />

„Kind! Du trägst in dir ,Mein Wort'.<br />

Ich will Dich führen,<br />

bist du wirst spüren<br />

in dir die Kraft!<br />

Die ewig dich soll speisen,<br />

dann wirst du dankend preisen<br />

Mich, deinen Vater Jesus.“<br />

4. Liebend hast Du mir enthüllet,<br />

was Du in Dein Kind gelegt,<br />

oft hat Dich schon Schmerz erfüllet,<br />

eh' er noch mein Herz bewegt.<br />

Du lächelst weise<br />

und weinst doch leise -<br />

kein Auge schaut's.<br />

Die Träne fließt nach innen,<br />

Dein Kind nur sieht sie rinnen -<br />

in Lieb' zu Dir - mein Jesus!


<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Editorial<br />

3<br />

Editorial<br />

Leicht neigen wir bei den heutigen, immer schlechter werdenden<br />

Verhältnissen dazu, in den Chor <strong>der</strong> Klagenden mit einzustimmen. Wenn<br />

wir unser Vertrauen nicht in Gott setzen, son<strong>der</strong>n in die Welt und ihrem<br />

scheinbaren Glück, geben wir <strong>der</strong> Hoffnungslosigkeit in unserem Herzen<br />

Raum und klagen und jammern über die schlechten Zeiten.<br />

Und so „sind allerlei Klagen unter den Menschen. Dem einen sind die<br />

Zeiten zu schlecht; es wird alles teurer und dabei auch schlechter. Wie<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e haben eine förmliche Wut auf die Regierungen und wälzen alle<br />

Schuld auf sie. Ein je<strong>der</strong> sucht den Grund des Übels dieser Zeit bald bei<br />

einem, bald im an<strong>der</strong>n; aber dass sich einer von all diesen Klägern bei <strong>der</strong><br />

eigenen Nase nähme und sich fragen möchte, ob nicht etwa auch er irgend<br />

zur Verschlimmerung solcher Zeit irgendwann beigetragen habe und<br />

vielleicht noch beiträgt, das fällt keinem ein! Ein je<strong>der</strong> empfindet das<br />

Übel nur von außen; aber in sich selbst erschaut er es nicht.“ (Erde 64,01)<br />

Dabei warnt uns schon die Heilige Schrift die Untugend des Klagens<br />

und Murrens abzulegen. „Was murren denn die Leute im Leben? Ein je<strong>der</strong><br />

murre wie<strong>der</strong> seine Sünde.“ (Klagelie<strong>der</strong> 3,39)<br />

„Die Gottlosen murren und klagen mit ihrem Geschick, aber wandeln<br />

dabei nach ihren Lüsten.“ (Judas 16)<br />

Im Klagen und Murren wohnt kein Vertrauen und keine Liebe, <strong>der</strong><br />

Klagende und Murrende entfernt sich von sich selbst und von Gott, er<br />

wandelt seine Wege in Angst und Furcht vor dem Kommenden und fühlt<br />

sich als Opfer <strong>der</strong> Umstände, nicht ahnend, dass er dessen Herr sein sollte.<br />

„Wer da ungeduldig wird und über dies und jenes, das er doch nicht<br />

än<strong>der</strong>n kann, murrt und oft sogar in seinem gemeinen Grimme<br />

Lästerungen über die ihn widrig vorkommenden Erscheinungen in dieser<br />

Welt denkt und offen ausspricht, <strong>der</strong> eignet sich die Liebe Gottes nicht an,<br />

son<strong>der</strong>n entfernt sich nur mehr und mehr von ihr, und das gibt keinem<br />

Menschen we<strong>der</strong> eine irdische und noch weniger eine jenseitige Ruhe und<br />

Glückseligkeit.“ (Gr.Ev.Joh. Bd. 8 Kap. 140, 4-7)<br />

Paulus rät uns: „Murret auch nicht, gleichwie jener etliche murrten und<br />

wurden umgebracht durch den Ver<strong>der</strong>ber.“ (l. Kor. 10,10) und „Tut alles ohne<br />

Murren und Zweifel, auf dass ihr seid ohne Tadel und lauter und Gottes<br />

Kin<strong>der</strong>.“ (Philli.2,14-15)<br />

Murren und Klagen sind destruktive zerstörende Emotionen. Wir<br />

zerstören mit diesen nicht nur uns selbst, unser Selbstwertgefühl, son<strong>der</strong>n<br />

verletzen auch unsere Mitmenschen und tragen zu einer geistigen<br />

Umweltverschmutzung bei. Negative Gefühle verschließen unser Herz<br />

und Gemüt vor Gott und dem Nächsten und führen letztendlich in die


4 Editorial<br />

<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />

Hoffnungs- und Sinnlosigkeit, in Unglauben und Sünden. Und somit<br />

geben wir den schlechten Umständen weitere Nahrung und tragen unseren<br />

Anteil an <strong>der</strong> Verschlimmerung bei, die wir in unserem Inneren durch<br />

unsere negativen Gefühle mit hervorgerufen haben.<br />

Als Nachfolger Christi sind wir jedoch aufgerufen diese Gefühle des<br />

Klagens und Anklagens zu bekämpfen, uns darin selbst zu verleugnen und<br />

den Geist Christi in unseren Herzen wie<strong>der</strong> Raum zu geben,<br />

Eine Möglichkeit, um unsere negativen Gefühle wie<strong>der</strong> in Harmonie zu<br />

bringen ist die Dankbarkeit. Entwickeln wir ein Gefühl <strong>der</strong> Dankbarkeit<br />

für die vielen guten Dinge und Freunde, die wir haben. Richten wir unsere<br />

Aufmerksamkeit nicht auf unseren Mangel und unsere Mängel, son<strong>der</strong>n<br />

auf das, was Gott uns gegeben und mitgegeben hat, und wir werden bald<br />

wie<strong>der</strong> feststellen, wie gesegnet wir trotz alledem sind.<br />

Dankbarkeit öffnet das Herz wie<strong>der</strong> weit für den göttlichen Einstrom<br />

und die Freude im Herrn. Denn in einem heiteren und munteren und<br />

dadurch auch dankbaren Herzen wohnen Liebe, Hoffnung und<br />

ungezweifelte Zuversicht. So erleben wir, dass die Dankbarkeit ein Gefühl<br />

<strong>der</strong> Freude gebiert und die Freude wie<strong>der</strong>um die Dankbarkeit.<br />

Paulus erkannte die große Macht des Frohsinns und <strong>der</strong> Dankbarkeit,<br />

wenn er uns rät: „Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar<br />

in allen Dingen, denn das ist <strong>der</strong> Wille Gottes in Christus Jesus an<br />

euch.“ (1. Thess. 5,16-18) und „Saget Dank allezeit für alles, Gott, dem<br />

Vater, in dem Namen unseres Herrn Jesus Christus.“ (Eph. 5,20)<br />

Für alles, was uns im Leben begegnet, sollten wir ein Gefühl <strong>der</strong><br />

Dankbarkeit in unseren Herzen entwickeln, denn auch Leid und Krankheit,<br />

sowie die schweren Zeiten im Leben lassen sich mit einem dankbar<br />

vertrauendem Herzen wesentlich leichter tragen und erst dann erkennen<br />

wir den Segen in ihnen.<br />

Denn denjenigen, die Gott lieben, dient ja alles zum Besten, denn<br />

„alles geschieht ja nur durch die Liebe Gottes zum wahren Wohle des<br />

Menschen. Erkennt <strong>der</strong> Mensch das dankbar in seinem Gemüte an, so<br />

nähert er sich auch stets <strong>der</strong> Liebe und <strong>der</strong> Ordnung Gottes und geht dann<br />

bald und leicht ganz in dieselbe über und wird dadurch selbst weise und<br />

mächtig.“ (Gr.Ev.Joh. Bd. 8; Kap. 140, 4-7)<br />

Wir haben die Möglichkeit unsere Welt durch gläubige Gedanken und<br />

Gefühle <strong>der</strong> Dankbarkeit und des Vertrauens zu erhellen und somit unser<br />

Licht scheinen zu lassen.<br />

Ihr Klaus W. Kardelke


<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Bericht eines Jenseitigen<br />

5<br />

Bericht eines Jenseitigen<br />

(Der Herr:) „Siehe aber, Ich habe als ein wahrer Herr des Lebens die<br />

Gabe, dich in dein Inneres zurückzuführen und auf einige Momente deine<br />

innere Sehe zu stärken, und du wirst dich dann alsogleich überzeugen, was<br />

es mit dem Fortbestehen <strong>der</strong> Seele nach ihres Leibes Tod für eine<br />

Bewandtnis hat!<br />

Sage Mir, wen aus deiner früheren Zeit du nun sehen und sprechen<br />

willst, und er wird im Augenblick kommen und dir Rede und Antwort<br />

geben, und du wirst ihn auch als den erkennen, als den du ihn bei seinen<br />

Lebzeiten gekannt hast!“<br />

Und <strong>der</strong> Oberstadtrichter sagte: „So lasse mich meinen Vater sehen und<br />

sprechen, <strong>der</strong> schon vor zwölf Jahren verstorben ist und ich um ihn auch<br />

sehr viel getrauert habe, weil er mir ein überaus lieber und bie<strong>der</strong>er Vater<br />

war!“<br />

Sagte Ich zum Oberstadtrichter: „Dir geschehe nach deinem Wunsche!“<br />

Und siehe da, in demselben Augenblick stand <strong>der</strong> Vater des<br />

Oberstadtrichters, allen Anwesenden sichtbar, im Gastzimmer.<br />

Und <strong>der</strong> Sohn erkannte ihn auch alsogleich und sagte zu ihm: „Also<br />

lebst du wirklich nach dem Tode deines Leibes fort?“<br />

Sagte <strong>der</strong> Vater: „Du glaubst wohl nun, weil ich dir also zu erscheinen<br />

durch die Macht Dessen, <strong>der</strong> bei dir ist, genötigt worden bin, und du siehst<br />

mich nun, weil dir Dieser deine innere Sehe eröffnet hat; warum glaubtest<br />

denn du deiner noch lebenden Mutter und deinen drei Geschwistern nicht,<br />

die mich bald nach meinem Hintritt gesehen und gesprochen haben und ich<br />

ihnen mit kurzen Worten eröffnete, dass es mit dem Leben <strong>der</strong> Seele nach<br />

dem Tode des Leibes ganz an<strong>der</strong>s aussieht, als die Menschen in diesem<br />

kurzen Erdenleben davon, so o<strong>der</strong> so, urteilen?<br />

Am übelsten für diese kurze Lebenszeit sind diejenigen daran, die an<br />

ein Fortleben <strong>der</strong> Seele nach dem Abfalle des Leibes gar nicht glauben;<br />

denn sie behalten den Glauben, den sie von hier mitgenommen haben,<br />

jenseits noch lange fort und erwarten noch immer die ewige Vernichtung,<br />

die aber nimmer erfolgen kann und will.<br />

Und infolge solch ihres Irrglaubens sind sie auch faul und träge, für ihr<br />

jenseitiges Weiterkommen etwas zu unternehmen, und so leben sie jenseits<br />

noch – wie ich solches schon erfahren habe – oft ein paar tausend Jahre<br />

hindurch und lassen sich von ihrem unsinnigen Glauben selbst durch die<br />

lichtesten Geister nicht abwendig machen. Siehe daher du, mein Sohn, zu,<br />

dass du nicht in einem solchen Irrglauben aus <strong>der</strong> Welt scheidest!“<br />

Hierauf sagte <strong>der</strong> Oberstadtrichter: „Wahrlich, Vater, du bist es! Denn


6 Bericht eines Jenseitigen<br />

<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />

du hast nun dieselben Worte zu mir gesprochen, welche du zu <strong>der</strong> Mutter<br />

und meinen Geschwistern gesprochen hast, die ich mir denn auch<br />

aufgezeichnet habe und noch als ein Heiligtum bei mir aufbewahre,<br />

obschon ich an sie bis jetzt nur einen kleinen Glauben hatte. Ich wollte<br />

dich auch selbst sehen und sprechen; aber mir wollte dieses Glück nicht<br />

zuteil werden.“<br />

Darauf sagte zu ihm <strong>der</strong> Vater: „Wie hätte denn dieses auch geschehen<br />

können? Denn wie oft ich auch zu dir kam, warst du nie zu Hause und<br />

hattest immer zu tun in <strong>der</strong> Außenwelt und ihrem Lichte, und da ist es für<br />

uns unmöglich, jemandem zu erscheinen und ihn zu belehren; denn wir<br />

sind nun in unserem Sein nicht mehr die Erscheinung, bewirkt durch eine<br />

an<strong>der</strong>e Kraft, und sind demnach die Kraft selbst, die innerlich in allen<br />

Elementen wirkt, die <strong>der</strong> sinnliche Mensch wohl erschauen kann, – aber<br />

die wirkende Kraft, als das eigentliche, wahre Sein in sich selbst, kann ein<br />

äußerer, dir gleicher Weltmensch ebenso wenig erschauen wie jede an<strong>der</strong>e<br />

in <strong>der</strong> materiellen Welt wirkende Kraft, – er müsste denn nur in sein<br />

wahres Sein in sich zurückkehren, dadurch seine innere Sehe erschließen,<br />

und er würde dann auch des wahren Seins <strong>der</strong> wirkenden Kräfte gewahr<br />

werden, sie in ihrem wahren Sein beschauen und sich mit ihnen auch in<br />

Verkehr setzen können!“<br />

Hierauf fragte <strong>der</strong> Oberstadtrichter den Vater: „Wo ist denn <strong>der</strong> Ort, wo<br />

du dich aufhältst, und wie sieht er aus?“<br />

Sagte <strong>der</strong> Vater: „In unserem Reiche gibt es gar keinen Ort, von dem<br />

man sagen könnte: ,Siehe hier, o<strong>der</strong> dort ist er, und so sieht er aus, und so<br />

ist er beschaffen!‘; denn bei uns ist ein je<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ort, den er bewohnt, für<br />

sich selbst, und das Aussehen und die Beschaffenheit des Ortes<br />

entspricht in allem und jedem <strong>der</strong> inneren Beschaffenheit des<br />

Menschen.<br />

Ich bin nun nach irdischer Rechnung doch schon eine solche Zeit<br />

drüben, in <strong>der</strong> man doch etwas Beson<strong>der</strong>es sehen und erfahren kann; aber<br />

ich habe bis jetzt noch nichts gesehen, was dem irgend gleichkäme, was<br />

man in dieser Welt vom Jenseits geglaubt, gemeint und gefabelt hat. Ich<br />

suchte den Fluss Styx und seinen Schiffer Charon und fand keines von<br />

beiden. Ich hatte schon eine Weile Tartarusangst vor einer Furie o<strong>der</strong> vor<br />

den drei unerbittlichen Richtern Minos, Äakus und Rhadamantus – allein,<br />

nichts von allem dem! Ich wollte das Elysium aufsuchen, ging weit und<br />

breit wie in einer großen Sandsteppe umher, und siehe, es wollte sich auch<br />

kein Elysium finden lassen, – kurz, ich sah und fand außer mir nichts und<br />

niemanden außer mich selbst und den sehr lockeren Boden, auf dem ich<br />

mich befand.


<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Bericht eines Jenseitigen<br />

7<br />

Etwa nach ein paar Jahren meines Suchens – nach diesirdischer<br />

Zeitrechnung –, in welcher Zeit ich noch immer diese endlose Sandsteppe<br />

nach allen Richtungen hin durchzog, entdeckte ich in einer ziemlich<br />

bedeutenden Ferne endlich doch jemanden, <strong>der</strong> sich ganz in demselben<br />

Zustande zu befinden schien, in dem ich mich befand. Ich ging schnellen<br />

Schrittes auf diesen Jemand zu und war bald vollends bei ihm.<br />

Als ich zu ihm kam, fragte ich ihn sogleich, sagend: ,Du scheinst dich<br />

eben auch in einem mir ähnlichen Zustande zu befinden! Unter den Füßen<br />

nichts als eine unendlich fortzudauern scheinende Fläche Sandes, über<br />

dem Haupte ein mehr dunkel- als lichtgraues Genebel, und man sieht sonst<br />

nichts als sich selbst und seine in den Sand eingedrückten Tritte. Es geht<br />

auch kein Wind, und von einem Wasser o<strong>der</strong> einem an<strong>der</strong>n Objekte ist gar<br />

keine Rede. Bei zwei Jahre irdischer Rechnung irre ich in dieser<br />

Sandwüste umher und finde auch nichts, davon man sich sättigen und<br />

einen allfälligen Durst stillen könnte. Ich weiß, dass ich das Zeitliche<br />

verlassen habe und als eine wahrlich arme Seele in dieser Wüste<br />

umherwan<strong>der</strong>e, was mir schon wirklich im höchsten Grade unangenehm<br />

ist. Ich habe mir die größte Mühe gegeben, hier in dieser sein sollenden<br />

Geister- o<strong>der</strong> Seelenwelt alles das aufzusuchen und aufzufinden, an das ich<br />

in <strong>der</strong> Welt so halbwegs geglaubt habe, aber nichts von allem - - -.<br />

Du bist nun nach zwei Jahren die erste mir ähnliche Erscheinung.<br />

Weißt du mir vielleicht zu sagen, was man hier tun und anfangen soll, um<br />

denn doch endlich einmal einen Ort zu finden, in welchem so halbwegs zu<br />

bestehen wäre? Denn ich bin des Suchens in dieser weiten Sandsteppe<br />

schon müde geworden und habe wahrlich keine Lust mehr, weitere<br />

Schritte vor- und rückwärts zu machen!‘<br />

Darauf sagte <strong>der</strong> mir ähnlich Scheinende und sich in gleichen<br />

Zuständen Befindende: ,Ja, mein Freund, wie dir, so geht es gar zahllos<br />

vielen in diesem Reiche, die das, was du suchst, schon viele Jahrhun<strong>der</strong>te<br />

lang suchen! Wenn du hier etwas finden willst, so musst du es nicht so<br />

anstellen, wie auf <strong>der</strong> materiellen Welt, in <strong>der</strong> man alles nur außer sich<br />

sucht. Wer hier das tut, <strong>der</strong> findet ewig nichts! Denn hier gibt es außer ihm<br />

keinen Ort und keine Gegend mehr, und würde er diese auch auf allen<br />

Punkten des unendlichen Raumes irgend finden wollen.<br />

Du musst also mit deinen Sinnen, mit deinem Trachten und Wollen<br />

in dich selbst zurückgehen und in dir selbst zu suchen, zu denken und zu<br />

formen anfangen, dann erst wirst du einen Ort finden, <strong>der</strong> deinem<br />

Denken, Formen, Wollen und deiner Liebe entsprechen wird! Daher tue,<br />

als sähest du diese Sandsteppe nicht, wie auch nicht das Graugenebel über<br />

dir, son<strong>der</strong>n begib dich in die Phantasie deines inneren Gemütes, so wird


8 Bericht eines Jenseitigen<br />

<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />

sich vor dir bald alles an<strong>der</strong>s gestalten! Ich habe mich darum von dir<br />

finden lassen, um dir solches zu verkünden.‘<br />

Auf diese Worte verließ mich <strong>der</strong> Jemand plötzlich wie<strong>der</strong> und ließ<br />

mich auf meiner Sandsteppe stehen. Ich beherzigte seine Worte und fing<br />

an, in mich zu gehen und so recht lebhaft zu denken, und zeichnete mir<br />

in meiner Phantasie so gut es ging eine Gegend und einen Ort, – und<br />

siehe da, es währte gar nicht lange und ich ersah bald meine Phantasie<br />

vor mir tatsächlich ausgebreitet.<br />

Sie bestand in einem Tal, das von einem Bache durchfurcht war. Links<br />

und rechts befanden sich Wiesen und auch Bäume und Sträucher, und in<br />

einiger Entfernung entdeckte ich auch einen Ort, bestehend aus niedrigen<br />

Bauernhütten, worauf es mir vorkam, dass ich diesem Orte näher kommen<br />

sollte.<br />

Ich dachte mir aber: ,So ich wie<strong>der</strong> werde zu gehen anfangen, da werde<br />

ich am Ende alles wie<strong>der</strong> verlieren, was ich mir mühsam geschaffen habe!<br />

Ich werde dafür versuchen, mir in meiner nächsten Nähe nur eine solche<br />

Hütte zu formen, – diese will ich dann recht gern für immer bewohnen und<br />

behalten!‘<br />

Ich dachte mir so etwas, und die Hütte stand auch bald da, umgeben mit<br />

einem Garten voller Obstbäume, womit ich vollkommen zufrieden war.<br />

Ich ging denn in die Hütte, um gewisserart in mir selbst zu erfahren,<br />

was sich da weiterhin ergeben werde. Als ich in die Hütte kam, fand ich<br />

sie vollkommen leer und fing wie<strong>der</strong> an, noch tiefer in mich zu gehen und<br />

zu denken, worauf bald aller Art Gerätschaften in dieser Hütte sich mir<br />

darzustellen anfingen: Stühle, Bänke, Tische und auch ein Ruhebett, ganz<br />

so, wie ich es mir gedacht hatte.<br />

Und ich dachte weiter: ,Der Tisch wäre nun da; aber es gibt auf ihm<br />

noch kein Brot und keinen Wein und sonstige Speisen!‘<br />

Wie ich daran lebhaft zu denken anfing, da befand sich auch bald des<br />

Brotes und Weines zur Genüge auf dem Tisch, und ich machte bei diesem<br />

Anblick nicht viel Säumens, griff bald nach dem Brote und so auch nach<br />

dem Weine, denn ich war schon sehr hungrig und durstig, – und siehe, ich<br />

fand mich bald darauf sehr gestärkt, und mit meinem Denken und<br />

Phantasieren fing es an, viel lebhafter und kräftiger zu gehen!“<br />

(Der Vater): „Ich trat darauf wie<strong>der</strong> aus meiner Hütte und fand alles<br />

noch so wie früher. Da dachte ich mir aber: ,Es wäre alles recht also; aber<br />

ich bin und bleibe dennoch allein! Wenn ich nur jenen früheren Freund mir<br />

jetzt herbeiwünschen könnte, damit ich ihm meinen Dank abstatten könnte<br />

für seinen mir gegebenen guten Rat!‘ – und sah bei diesem Wunsche nach<br />

jenem schon vorher erwähnten entfernten Orte hin, und sah, wie sich bald


<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Bericht eines Jenseitigen<br />

9<br />

darauf von jenem Ort mehrere Menschen in <strong>der</strong> Richtung zu mir zu<br />

bewegen anfingen.<br />

Sie kamen bald in meine Nähe, und unter ihnen erkannte ich auch bald<br />

jenen Freund, <strong>der</strong> mir in <strong>der</strong> früheren Sandwüste den guten Rat erteilt<br />

hatte, und er sagte zu mir: ,Nun erwecke du in dir recht lebendig das<br />

Gefühl <strong>der</strong> Liebe, des Mitleids, <strong>der</strong> Erbarmung und des Wohltuns, und es<br />

werden bald mehrere zu dir kommen, denen es jetzt noch so geht, wie es<br />

dir ergangen ist! Teile dann mit ihnen dein Lebensbrot und deinen<br />

Lebenswein, und sie werden bald darauf deine glücklicheren Nachbarn<br />

werden! Die aber von dir nichts annehmen werden wollen, die lasse du<br />

nach ihrem Willen wie<strong>der</strong> weiterziehen und einen Ort und ein<br />

Unterkommen suchen, und es wird ihnen für<strong>der</strong> geradeso ergehen, wie es<br />

dir ergangen ist bei deinem Suchen! Du aber bleibe von nun an<br />

fortwährend wachsend in <strong>der</strong> Liebe, in <strong>der</strong> Erbarmung und in <strong>der</strong><br />

lebendigen Sehnsucht, den armen Blinden nach Möglichkeit Gutes zu<br />

erweisen; dadurch wirst du selbst fort und fort reicher und dadurch auch<br />

glücklicher werden!‘<br />

Darauf kehrten die mich in meiner Einsamkeit Besuchenden wie<strong>der</strong><br />

zurück, und ich befolgte abermals meines noch unbekannten Freundes<br />

weiteren Rat. Und siehe, es kam bald darauf eine recht große Menge<br />

dürftiger Seelen zu mir, und ich fragte sie, ob sie etwas sähen und<br />

wahrnähmen.<br />

Und sie antworteten: ,Bis jetzt noch nichts als unter unseren Füßen eine<br />

endlose Sandsteppe und über uns ein graues Genebel!‘<br />

Ich aber ging in meine Hütte und brachte ihnen Brot und Wein.<br />

Einige von ihnen ersahen alsbald das Brot und den Wein, als ich zu<br />

ihnen sagte: ,Da habt ihr Brot und Wein, und stärket euch!‘<br />

Viele an<strong>der</strong>e aber merkten es nicht, da sie in sich <strong>der</strong> Meinung waren,<br />

ich treibe mit ihnen etwa einen mutwilligen Scherz, und zogen wie<strong>der</strong><br />

weiter.<br />

Die aber Brot und Wein nahmen, ersahen auch alsbald meine Hütte und<br />

die ganze schöne Landschaft und blieben bei mir, und ich unterwies sie in<br />

<strong>der</strong> Weise, wie ich selbst unterwiesen worden war, und bald ward meine<br />

früher einsame Hütte mit einer Menge an<strong>der</strong>er wohleingerichteter Hütten<br />

umgeben, und ich fand und kam dadurch zu meinem ersten Orte und zu<br />

meiner ersten <strong>Gesellschaft</strong> und blieb so lange daselbst, bis ich mein<br />

Inneres durch die Liebe zu meinem Nächsten stets mehr und mehr<br />

erweitert hatte.<br />

Nach solcher Erweiterung erweiterte sich auch bald die Gegend, wurde<br />

lebhafter und schöner und ich in ihr stets glücklicher und erleuchteter; und


10 Bericht eines Jenseitigen<br />

<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />

je mehr sich das innere Licht in mir ausbreitete und mir etwas vorstellte, so<br />

war es auch schon bald da.<br />

In solchem Zustande fing ich auch an, meiner in <strong>der</strong> Welt<br />

zurückgelassenen Angehörigen zu gedenken und mich ihnen mitzuteilen,<br />

dass es nach dem Abfalle des Leibes ein unverwüstbares Fortleben <strong>der</strong><br />

Seele gibt.<br />

Und siehe, bald darauf kamen deine Mutter und etliche Geschwister zu<br />

mir, und ich konnte mich ihnen ebenso mitteilen, wie nun dir! Sie glaubten<br />

meinen Worten, teilten dir solches auch mit, was aber bei dir bis jetzt<br />

keinen Glauben fand, indem du zu sehr mit allem deinem Denken, Lieben<br />

und Wollen dich in die starre und tote Außenwelt begeben hast.<br />

Schließlich mache ich dir noch diese Bemerkung, dass eben <strong>der</strong>jenige<br />

gute Freund, <strong>der</strong> mir in <strong>der</strong> Wüste zuerst den guten Rat erteilte, diesem<br />

Herrn, an dessen Seite du sitzest, in <strong>der</strong> Physiognomie sehr ähnlich sieht,<br />

und ich in mir bei Seinem ersten Anblick eine lichte Idee entstehen sah,<br />

dass Er <strong>der</strong> Herr von dieser und auch von unserer Welt sei. Ich rede zwar<br />

nun mit dir, – aber nicht als in einem an<strong>der</strong>n Ort, son<strong>der</strong>n nur in dem, den<br />

ich bewohne, und du kannst daraus für dich den Schluss machen, dass ich<br />

es nicht notwendig habe, um mit jemandem in dieser Welt zu verkehren,<br />

meinen Ort zu verlassen, – son<strong>der</strong>n wo ich bin und rede, da ist auch <strong>der</strong><br />

Ort mit mir.<br />

Übrigens mache ich dich nun noch darauf aufmerksam, dass du auf <strong>der</strong><br />

Außenwelt, deiner Seele nach, nun auch auf lauter Sand einherwandelst<br />

und über dir, das heißt in deinem Verstande, nichts hast als dunkelgraues<br />

Genebel.<br />

Diese Erde aber, und was du auf ihr und über ihr siehst, ist auch nur ein<br />

von einem allerhöchsten Geiste aus geschaffener Ort, geradeso, wie im<br />

kleinen Maßstabe mein kleiner Ort von mir aus geschaffen ist.<br />

Die Liebe des großen Geistes, Seine überaus hellen Lichtgedanken,<br />

Sein allmächtiges Wollen und Seine große Barmherzigkeit sind die<br />

Urelemente, aus denen Er solche wun<strong>der</strong>baren Orte herstellt und sie auch<br />

erhält, solange Er will. Du siehst demnach in dieser Welt nichts an<strong>der</strong>es als<br />

einen solchen Ort, <strong>der</strong> aus dem großen Geiste in einer gewissen Ordnung<br />

ins Dasein gesetzt wurde; für deine Seele aber bleibt er nur so lange<br />

ersichtlich und ein Etwas, solange deine Seele noch mit einer Materie<br />

umhülst ist.<br />

Wird dir diese Umhülsung genommen, dann bist du ohne Ort, ohne<br />

irgendeinen festen Boden und ohne ein bestimmtes Licht über dir, – außer<br />

du hast schon in dieser Welt den Weg in dein Inneres gefunden. Dann<br />

geht es jenseits freilich an<strong>der</strong>s; denn da kommt alles, <strong>der</strong> Ort und was dir


<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Bericht eines Jenseitigen<br />

11<br />

nötig ist, schon mit dir herüber, und du brauchst da nicht erst jenseits durch<br />

einen Freund zu erfahren, wie man jenseits bei uns zu einem Wohnorte<br />

und zu einer <strong>Gesellschaft</strong> gelangt. – Das merke dir, du mein Sohn!“<br />

Hier wollte <strong>der</strong> Sohn noch weiter mit seinem Vater sprechen.<br />

Dieser aber sagte noch im Scheiden (<strong>der</strong> Vater): „Um alles an<strong>der</strong>e, um<br />

was du noch weiter wissen willst, wende dich im Herzen an Den, <strong>der</strong><br />

neben dir sitzt; denn Ihm sind alle Dinge bekannt, auf dieser Welt und in<br />

<strong>der</strong> unsrigen!“ Auf diese Worte verschwand <strong>der</strong> Geist.<br />

(Gr. Ev. Joh. Bd. 10 Kap. 172,12-175,19)<br />

„O Freunde, die ihr noch in euren Leibern wandelt auf <strong>der</strong> harten Erde,<br />

fasset, fasset das Leben in seinem Grunde! Es ist unendlich, und seine<br />

Fülle ist unermesslich! Der Grund des Lebens ist die Liebe des Vaters in<br />

Christo in uns! Diesen unendlichen Grund fasset allertiefst in euren<br />

Herzen, so werdet ihr in euch dasselbe finden, was ihr in meiner Sphäre<br />

gefunden habt. Was ihr geschaut habt, war einfach nur; aber in dem<br />

Grunde des Lebens liegt Unendliches über Unendliches!<br />

Es sind noch kaum fünfzig Erdjahre verflossen, da ich gleich euch als<br />

ein Bürger des harten Lebens auf <strong>der</strong> Erde herumwandelte. Oft hat mich<br />

<strong>der</strong> Gedanke an den einstigen Tod des Leibes erschüttert! Doch glaubt es<br />

mir, meine Furcht war eitel und leer, denn da <strong>der</strong> Tod über meinen Leib<br />

kam, und ich <strong>der</strong> Meinung war, für ewig zugrunde zu gehen und zunichte<br />

zu werden, da erst erwachte ich wie aus einem tiefen Traume und ging<br />

alsogleich erst in dieses wahre und vollkommene Leben über.<br />

Habe ich bis jetzt auch des eigentlichsten Lebens Vollendung bei<br />

weitem noch nicht erreicht, so bin ich aber doch <strong>der</strong> stets klarer und klarer<br />

werdenden Vollendung desselben näher. Wie groß und wie herrlich diese<br />

sein muss, kann ich euch noch nicht zeigen; nur kann ich aus <strong>der</strong> Fülle<br />

meiner inneren Anschauung wohl schließen, dass des Lebens Vollendung<br />

im Vater durch die reine Liebe zu Ihm etwas sein muss, was kein Geist in<br />

dieser meiner Sphäre nur im unendlich kleinsten Teile zu fassen vermag!<br />

Wohl demjenigen, ja unendlichmal wohl, <strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Erde sich die<br />

Liebe zum Herrn zum einzigen Bedürfnisse gemacht hat; denn <strong>der</strong> hat<br />

zu solcher Vollendung des Lebens den kürzesten Weg eingeschlagen!<br />

Denn, glaubet es mir, meine lieben irdischen Brü<strong>der</strong> und Freunde! Wer in<br />

sich auf <strong>der</strong> Erde die Liebe zum Herrn trägt, <strong>der</strong> trägt auch die Vollendung<br />

des Lebens in sich; denn er hat dasjenige allerheiligste und allerwun<strong>der</strong>größt-vollkommenste<br />

Ziel in sich und bei sich, zu dem ich erst<br />

langen und weiten Weges bin.“ (Geistige Sonne Bd. 1 Kap. 7,11-14)


12 Wie sich <strong>der</strong> Herr mitteilt<br />

<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />

Wie sich <strong>der</strong> Herr mitteilt<br />

Gisela Fräntzki<br />

Nach <strong>der</strong> Lektüre <strong>der</strong> Abhandlung „Jakob <strong>Lorber</strong> und die<br />

Entsprechungskunde“ (Geistiges Leben 3/05) mit den vielen Belegstellen<br />

aus den Texten des <strong>Lorber</strong>werkes war ich von dem Nachweis <strong>der</strong> von<br />

dem Autor aufgestellten These, dass Gott nur in <strong>der</strong> Sprache <strong>der</strong><br />

Entsprechung zu Seinen Geschöpfen spricht, so sehr beeindruckt, dass ich<br />

zunächst schier sprachlos war und mir dazu noch viele an<strong>der</strong>e Textstellen<br />

durch den Kopf gingen (z. B. Gr.Ev.Joh. Bd. 4; 43-45), wo die Menschen<br />

murrten, als Jesus davon sprach, ihnen sein Fleisch und Blut zur Speise<br />

und zum Tranke geben zu wollen und viele sich deshalb verärgert von<br />

Ihm abwandten. Jesus erklärte den Jüngern später den Sinn Seiner Rede,<br />

(Gr.Ev.Joh. Bd. 9 Kap. 72,14ff), worauf ein Jünger sich wun<strong>der</strong>te und<br />

bemerkte: „Herr und Meister, diese Deine Belehrung an uns ist wohl<br />

verständlich, - aber als Du einmal in Kapernaum eine ähnliche<br />

Lehre.... geredet hast, da war das offenbar eine harte Lehre,<br />

beson<strong>der</strong>s für jene Menschen..., die Dein Wort nicht so verstanden haben,<br />

wie es dem wahren Sinne nach zu verstehen war.“ Weiter fiel mir ein, dass<br />

Jesus oftmals über den Unverstand Seiner Jünger klagte, wenn sie nicht<br />

verstanden, dass Er von geistigen Vorgängen sprach (Gr.Ev.Joh. Bd. 3;<br />

184,8).<br />

So muss ich mich an die Seite dieser Jünger stellen und auch klagen:<br />

„Herr, ich verstehe Dich nicht. Ich habe keinen Zugang zu dieser<br />

Entsprechungslehre. Ich vernehme die Erklärungen in <strong>der</strong> Schrift, wäre<br />

aber selbständig nicht dahinter gekommen.“ Ich entnehme <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Abhandlung auch, dass ich wohl mit dieser Not nicht alleine dastehe. Ferner<br />

bedrückt mich die Erkenntnis, dass es sich mit dem Erlernen <strong>der</strong><br />

Entsprechungswissenschaft so schwer tut, dass ich gewiss nicht zu<br />

den Begnadeten zähle, die über diesen Weg sich mit <strong>der</strong> Gottheit<br />

austauschen. Was also tun?<br />

Nehme ich die Werke Swedenborgs zur Hand und versuche mit<br />

seiner Entsprechungslehre die Texte von den Auslegungen her<br />

aufzuschlüsseln, komme ich mir vor, wie sich wohl ein Hund fühlen wird,<br />

wenn er an einem leeren Knochen nagt und dabei nicht satt wird. Es bleibt<br />

mir nur resigniert festzustellen, dass ich so meinen Schöpfer und Herrn<br />

gewiss nicht verstehen kann und dass ich mit meinen Bemühungen auf<br />

diese Weise wohl am Ende bin. Daher muss ich mich in die Reihe <strong>der</strong><br />

Menschen stellen, die we<strong>der</strong> Moses noch Elias verstanden, die die Texte<br />

von den Schriftgelehrten ausgelegt bekamen, und über die doch Jesus sagte,


<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Wie sich <strong>der</strong> Herr mitteilt<br />

13<br />

dass sie von allem nichts verstehen.<br />

Diesem vernichtenden Resultat und meiner gefühlsmäßigen Abneigung<br />

gegen die Auslegung <strong>der</strong> Schrift durch die Entsprechungslehre steht aber<br />

zum Glück eine ganz an<strong>der</strong>e Lebenserfahrung gegenüber.<br />

Als ich nach langen Wegen, Umwegen und Irrwegen endlich auf das<br />

<strong>Lorber</strong>werk stieß, und hier speziell auf „Das große Evangelium Johannis“,<br />

nahm mich in diesem Werk Jesus Christus ganz persönlich an Seine Hand<br />

und ich durfte Ihn, meinen Schöpfer, von Seiner irdischen Geburt bis zu<br />

Seiner Auferstehung und Himmelfahrt begleiten und Ihn in Seiner Lehre,<br />

Seinen Worten und Werken, Seiner Liebe zu Seinen Kin<strong>der</strong>n schätzen und<br />

lieben lernen. Entflammte doch mein Herz in Liebe zu Ihm und wie<br />

wohltuend empfand ich Seine Lehre und Seine Erklärungen, die mir<br />

Antwort gaben auf viele Fragen, die ich mir in meinem Leben gestellt hatte<br />

und die mir niemand bisher beantwortet hatte. Wie oft dachte ich, wenn ich<br />

an mir bekannte Bibelstellen erinnert wurde: „Ach, so ist das zu<br />

verstehen.“ Wie befreiend und erhebend wirkte das auf mich. Mit den<br />

Jesus begleitenden Menschen konnte ich mit leiden, mit verstehen, mit<br />

lieben, mit fragen auch mit ha<strong>der</strong>n und manche Belehrung und Erfahrung<br />

drang so tief in mich ein, dass ich von nun an nach dieser neuen<br />

Erkenntnis leben wollte. Jesus lehrte Seine Jünger und damit auch mich,<br />

den inneren Kontakt und die Zwiesprache im Herzen mit dem Gottgeist<br />

im Inneren des Herzens zu pflegen. Immer wie<strong>der</strong> ermutigte er die<br />

Jünger weniger in <strong>der</strong> äußeren Sprache, als vielmehr durch die<br />

Herzenssprache mit Ihm zu sprechen (Gr.Ev.Joh. Bd. 8; 158,5; 16-18. Hi. 184).<br />

Auch machte Jesus immer wie<strong>der</strong> Seinen Jüngern klar, dass sie die<br />

Dinge des Geistes <strong>der</strong>zeit noch nicht in <strong>der</strong> Fülle verstehen konnten bis zu<br />

<strong>der</strong> Zeit, da Er den Geist <strong>der</strong> Erkenntnis über alle Menschen guten<br />

Willens ausgießen würde. „Wenn Ich Selbst aber jüngst wie<strong>der</strong> diese<br />

Erde persönlich werde verlassen haben, dann werde Ich den heiligen Geist<br />

aller Wahrheit über alle meine getreuen Jünger und Brü<strong>der</strong> ausgießen.<br />

Dieser wird sie dann in alle Wahrheit, Weisheit, Macht und Kraft lenken,<br />

leiten, führen und erheben und wird eure Seelen mit dem jenseitigen<br />

Geiste <strong>der</strong> Liebe aus Gott einen und also die Wie<strong>der</strong>geburt des Geistes in<br />

euch zustande bringen, ohne die es kein wahres und freies, ewiges Leben<br />

geben kann, son<strong>der</strong>n nur ein gebundenes und gerichtetes, das dem wahren<br />

freiesten Leben des Geistes gegenüber ein wahrer Tod ist.“ (Gr.Ev.Joh. Bd.<br />

6 ; 142,8)<br />

Um den Jüngern zu zeigen, dass die Liebe zu Gott die Weisheit nach<br />

sich zieht, macht Er sie des öfteren auf die große Liebe einzelner<br />

Menschen, die Ihm begegnen aufmerksam o<strong>der</strong> auf <strong>der</strong>en schlichten,


14 Wie sich <strong>der</strong> Herr mitteilt<br />

<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />

selbständigen Glauben. So steht bei den Kleinen die Liebe und <strong>der</strong> Glaube<br />

vor dem Verstehen. (Gr.Ev.Joh. Bd. 5; 246,3).<br />

Betrachten wir aus mehreren Beispielen die Jarah. Als Jesus wünschte,<br />

die Kin<strong>der</strong> herbeizubringen, kam das jüngste Mädchen „setzte sich flugs<br />

zu Mir (Jesus) hin und fing an, Mich zu kosen und zu herzen.“ Ihr Vater<br />

verwies ihr das als Unart. Darauf spricht Jesus: „Freund, lass ihr das; denn<br />

sie hat sich schon den allerbesten Teil erwählt! Ich sage es dir und euch<br />

allen: Wer nicht zu Mir kommt wie dies Mägdlein, wird den Weg ins Reich<br />

Gottes nicht finden! Dieses aber hat ihn bereits gefunden! - Mit Liebe,<br />

und das mit heißester Liebe, müsst ihr zu Mir kommen, so ihr das ewige<br />

Leben ernten wollet! Dies Mägdlein beweist es in <strong>der</strong> Tat, was es im<br />

Herzen fühlt; ihr aber machet kluge Reden und haltet kühl euer Herz! ...<br />

Sie hat euch den Mut gemacht, Mich zu lieben! Oh, dies Mägdlein ist<br />

denn aber auch Mir überaus lieb! Es hat schon, was ihr noch zu suchen<br />

habt und nicht so bald finden werdet! Bestrebet euch aber <strong>der</strong> wahren,<br />

lebendigen Liebe zu Gott und dem Nächsten, so werdet ihr <strong>der</strong> Gnade<br />

und des Segens in Fülle haben! ... Sehet sie nur an, ob sie nicht förmlich<br />

glüht vor Liebe zu Mir! ... Siehe, die Jarah liebt - und fragt nicht, ob sie<br />

wie<strong>der</strong>geliebt wird! Freund und Feind sind ihr gleich; sie ist ganz<br />

glückselig, dass sie nur alles mit Liebe umfassen kann. Daran zu denken<br />

nur, ob auch sie geliebt werde, ist noch nie in ihren Sinn gekommen; sie<br />

liebt dich und alle ihre Geschwister sowie ihre Eltern mehr, als sie von allen<br />

geliebt wird! Sie steht in eurer Liebe aber als die Letzte, was sie noch nie<br />

in ihrer großen Liebe zu euch beirrt hat! Siehe, das heißt wahrhaft lieben! ...<br />

Aus dem Grunde aber darf sie Mich denn nun auch lieben, was nur immer<br />

ihr Herz vermag!! Denn allein dieser zuliebe kam Ich hierher, und ihr<br />

zuliebe werde Ich noch etliche Tage hier verweilen.... Bestrebet euch<br />

darum, so zu sein, wie da ist die liebe Jarah.“ (Gr.Ev.Joh. Bd. 2; 112 u. 113).<br />

Jarah übertrifft in ihrer großen Liebe zu Jesus aber auch alle an<strong>der</strong>en<br />

Dabeiseienden in <strong>der</strong> Weisheit, was die folgenden Kapitel aufweisen,<br />

wovon wir nur das Urteil Jesu hier zitieren mit dem Er Jarah versichert,<br />

dass sie Ihn nie mehr verlieren kann: „Nein, nein, du Mein Herz! Dich<br />

verlasse Ich ewig nimmer und sage dir auch, dass du den Tod we<strong>der</strong> sehen<br />

noch fühlen wirst; Meine Engel werden dich von dieser Welt <strong>der</strong>einst<br />

holen und werden dich bringen zu Mir, deinem Vater von Ewigkeit!<br />

Denn sieh, du Meine allerliebste Jarah, zu dem du um Meine Hierherkunft<br />

gar so herzlich gebetet hast, Der sitzt nun in Meiner Person bei dir und liebt<br />

dich mit all <strong>der</strong> rein göttlichsten Flamme aller Himmel, und du hattest<br />

Recht zu sagen, dass du seliger bist denn die vollkommensten Engel<br />

aller Himmel!“ (Gr.Ev.Joh. Bd. 2; 114,11)


<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Wie sich <strong>der</strong> Herr mitteilt<br />

15<br />

Die Liebe zu Gott in Jesus ist also <strong>der</strong> direkte Weg zum Herzen Gottes<br />

und damit auch <strong>der</strong> Weg in die Weisheit, denn wer Gott hat, dem ist auch<br />

alles an<strong>der</strong>e dazugegeben.<br />

Richtig ist, dass <strong>der</strong> Mensch mit dem Geiste Gottes nicht unmittelbar<br />

verkehren konnte. Bei Moses heißt es: „Gott kann niemand sehen und<br />

leben.“ (2.Mose 33,20) Daher bedurfte es auch, wie wir in <strong>der</strong> „Haushaltung<br />

Gottes“ hören, im Umgang Gottes mit den „Hohen Vätern“ einer<br />

Vermittlung in Gestalt des „Hohen Abedam“, einem hohen Engel, durch<br />

den <strong>der</strong> Geist Gottes sich ihnen mitteilte. In Jesus aber erhielt die<br />

Zuwendung Gottes zu Seinen Kin<strong>der</strong>n eine gänzlich an<strong>der</strong>e Qualität.<br />

Er lässt Sein Hernie<strong>der</strong>kommen zu uns Menschen durch Mathael<br />

folgen<strong>der</strong>maßen begründen: „Um für uns Menschen dieser Erde, für<br />

euch Engel aller Himmel und für alle Geschöpfe <strong>der</strong> ganzen Unendlichkeit<br />

eine desto größere Seligkeit zu bereiten, kam Er Selbst als ein Mensch zu<br />

uns auf diese Erde, um Sich und förmlich als Selbst Mensch mit Fleisch und<br />

Blut wie ein Mensch dem an<strong>der</strong>n zu offenbaren. ...das tut <strong>der</strong> Herr nicht nur<br />

unsertwegen, das tut Er auch Seinetwegen; denn Er müsste mit den<br />

Zeiten vor Langeweile vergehen, so Er mit Seiner Allwissenheit denn<br />

doch in Sich höchst klar gewahren müsste, dass Er als eine im höchsten<br />

Grade formlose, ewige, wenn auch vollendetste Intelligenz von Seinen<br />

Geschöpfen nie geschaut und noch weniger angesprochen werden könnte<br />

und somit auch unerkannt bleiben müsste!<br />

Wäre es denn nicht im höchsten Grade traurig für einen irdischen<br />

Vater, so er zum Beispiel zwanzig Kin<strong>der</strong> von großer Lieblichkeit hätte,<br />

alle aber wären Blinde und Taube, mit denen <strong>der</strong> liebevollste Vater nie ein<br />

Wort reden und sich ihnen auch als Mensch nicht zeigen könnte?! ...Frage:<br />

Würde solch ein Vater nicht die größten Summen darauf verwenden, um<br />

seine sonst gar so lieben Kindlein hörend und sehend zu machen?!<br />

Welche Trauer aber wird er empfinden, so es dafür in <strong>der</strong> ganzen Welt<br />

kein Mittel gäbe, um seine Kin<strong>der</strong> hörend und sehend zu machen?! Nun, wir<br />

Menschen sind zwar hörend und sehend für uns gegenseitig und finden<br />

aneinan<strong>der</strong> ein großes Vergnügen - manchmal sogar mehr als nötig - , dass<br />

wir sogar darüber des Schöpfers vergessen können; aber <strong>der</strong> heilig gute<br />

Schöpfer, <strong>der</strong> allweiseste Vater, müsste dieses seligsten Vergnügens für<br />

immer völlig entbehren, von Seinen Kin<strong>der</strong>n je erkannt, gehört und<br />

gesehen zu werden! Das ginge für einen ewigen Vater voll <strong>der</strong> höchsten und<br />

reinsten Liebe zu Seinen Kin<strong>der</strong>n gar nicht an! In Ihm ist sicher die<br />

größere Sehnsucht, uns, Seine Kin<strong>der</strong>, in dem Stande zu ersehen, <strong>der</strong><br />

nach Seiner Ordnung uns fähig macht, Ihn zu sehen, persönlich zu<br />

lieben und sich Ihm mitzuteilen ohne Schaden für unsere Existenz, - als


16 Wie sich <strong>der</strong> Herr mitteilt<br />

<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />

in uns Kin<strong>der</strong> zu sehen, die wir noch keinen Begriff vom eigentlichen<br />

Grundsein des ewigen Vaters haben.... so sage ich: Der Herr hat nicht<br />

unsertwegen allein, son<strong>der</strong>n auch Seinetwegen Fleisch und Blut<br />

angezogen und Sich also begeben auf diese Erde zu uns, Seinen noch<br />

freilich stark ungehobelten Kin<strong>der</strong>n! Er hatte dieses schon Ewigkeiten<br />

vorausgesehen, was Er tun werde; wir aber sind nun Zeugen <strong>der</strong><br />

Ausführung des ewig großen Planes!“ (Gr.Ev.Joh. Bd. 3; 238,7ff.)<br />

Unser Gott wurde also in Jesus für alle Zeiten und für die ganze<br />

Schöpfung ein schaubarer Gott, um mit Seinen Kin<strong>der</strong>n umgehen zu<br />

können wie ein Vater mit seinen Kin<strong>der</strong>n, ein Bru<strong>der</strong> mit seinen<br />

Geschwistern, und spricht mit Seiner Familie und Seinen Jüngern von<br />

Mensch zu Mensch.<br />

Das Transferieren geistiger Vorgänge und Erscheinungen aber,<br />

muss Er dem Verstehen Seiner Zuhörer anpassen. In Seiner Lehre aber<br />

versucht Er den Menschen beizubringen, dass er auf seinem irdischen<br />

Lebensweg sich nicht ausschließlich <strong>der</strong> Materie zuwenden soll, son<strong>der</strong>n<br />

seine eigentliche Aufgabe darin erkennen soll, sich dem Gottesgeist, <strong>der</strong> die<br />

Liebe und das Leben im Menschen ist, im eigenen Herzen zuzuwenden.<br />

Denn im Menschen lebt ein unbestechlicher Ratgeber (Gewissen), dessen<br />

Urteil <strong>der</strong> Mensch sich nicht entziehen kann. Folgt <strong>der</strong> Mensch <strong>der</strong> Lehre<br />

Jesu und berät sich mit Gott in seinem Herzen, so geschieht durch diese<br />

Umkehr ins Innere des Menschen Gotteserfahrung. Diese besteht<br />

zunächst darin, dass <strong>der</strong> Mensch sein eigenes Tun als nichtig Gott<br />

gegenüber erfährt. In innerer Demütigung vor Gott legt er sein ganzes<br />

bisheriges Denken und Meinen zu Füßen des Vaters nie<strong>der</strong>, erhebt<br />

Hände und Herz und bittet: „Vater, fülle Du meine Leere aus.“ Diesen<br />

Vorgang <strong>der</strong> Umkehr, nennen wir auch Buße. In dieser Haltung sollte <strong>der</strong><br />

Mensch bleiben o<strong>der</strong> immer wie<strong>der</strong> in sie zurückkehren, bis sie ihm<br />

dauerhaft zueigen ist, denn alles anerzogene, gesellschaftlich materielle<br />

Wissen und Handeln gehört dem Tode an und ist nichtig.<br />

Deshalb sagt Jesus: „So ihr saget: ‚Wir haben dieses o<strong>der</strong> jenes Gute<br />

gewirkt!’, da lüget ihr erstens euch selbst, dann Gott und auch eure<br />

Nächsten an, weil kein Mensch aus sich etwas Gutes zu wirken vermag,<br />

und das darum, weil erstens schon sein Naturleben nur ein von Gott ihm<br />

gegebenes ist - und zweitens aber auch die Lehre, nach <strong>der</strong> er zu leben<br />

und zu handeln hat. Wenn ein Mensch das nicht einsieht und begreift, so<br />

ist er für sich auch so viel wie nichts, und es ist bei ihm von einer<br />

Selbständigkeit noch lange keine Rede, weil er zwischen seinem eigenen<br />

Wirken und dem Wirken Gottes in ihm und durch ihn noch nicht<br />

unterscheiden und beides als ein und dasselbe fühlt und betrachtet; nur


<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Wie sich <strong>der</strong> Herr mitteilt<br />

17<br />

dann erst tritt <strong>der</strong> Mensch in den Kreis <strong>der</strong> Lebensselbständigkeit, so<br />

er es wahrnimmt, dass sein eigenes Lebenswirken ein eitel nichtiges ist<br />

und nur das göttliche Wirken in ihm allein gut ist.<br />

Sieht <strong>der</strong> Mensch das ein, so wird er sich auch sicher stets mehr und<br />

mehr bestreben, sein eigenes Wirken mit dem wohlerkannten göttlichen zu<br />

vereinen und sich so nach und nach völlig mit <strong>der</strong> Lebenskraft Gottes in ihm<br />

zu einen, durch welches Einen dann <strong>der</strong> Mensch erst zur wahren<br />

Lebensselbständigkeit gelangt, da er dann weiß und klar einsieht, dass das<br />

göttliche, früher wie ein fremdes Wirken also nun zu seinem eigenen<br />

geworden ist durch die Demut vor Gott und durch die rechte Liebe zu Gott.<br />

Und darin liegt <strong>der</strong> eigentliche Grund, warum Ich vorhin zu euch gesagt habe:<br />

Und so ihr auch alles getan habt, so saget und bekennet dennoch: „Herr, nur<br />

Du hast das alles getan; wir aber waren aus unserm Selbstischen nur faule<br />

und unnütze Knechte!“<br />

So ihr das in euch selbst wohlerkenntlich saget, dann wird euch die<br />

Gotteskraft unter die Arme greifen und wird euch vollenden; wenn ihr das<br />

aber nicht wohleinsichtlich in euch selbst bekennet und dafür nur euch selbst<br />

auf den Altar <strong>der</strong> Ehre erhebet, da ihr euch als selbst stark fühlet, dann wird<br />

euch die Kraft Gottes nicht unter die Arme greifen und eure höchst mühsame<br />

Lebensvollendung euch selbst anheim stellen, und es wird sich dann bald<br />

zeigen, wieweit ihr mit eurer eigenen Kraft ausreichen werdet. Und darum<br />

sagte Ich euch denn auch, dass ihr ohne Mich nichts Verdienstliches und<br />

Endzweckliches tun könnet.“ (Gr.Ev.Joh. Bd. 6; 144,4-6)<br />

Bei einer an<strong>der</strong>en Gelegenheit for<strong>der</strong>t Jesus Seine Jünger auf, vom eigenen<br />

Guten abzulassen: „Wer in seinem Herzen Gott verlässt und Seiner wenig o<strong>der</strong><br />

oft gar nicht achtet, sich selbst ein Herr zu sein dünkt und nach seinem<br />

Weltverstande handelt, und so ihm etwas gelungen ist, sich nur dafür ehren lässt<br />

und von seiner Klugheit und von seinen edlen Taten spricht, <strong>der</strong> belohnt sich<br />

auch selbst und hat von Gott keinen Lohn zu erwarten.“ (Gr.Ev.Joh. Bd. 9; 159,4)<br />

Sein Wort (Impuls) aber sollen wir im Herzen erlauschen, um dann Seinen<br />

Willen in Wort und Tat in <strong>der</strong> Welt zu leben. Auf diese Weise geschieht die<br />

Rückbindung des „verlorenen Sohnes“ an den Geist Gottes in einem<br />

kontinuierlichen Wachstumsprozess, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>geburt des Geistes<br />

seine Vollendung findet. Dann erst ist die Trennung von Gott durch den Sturz<br />

aus <strong>der</strong> Geistwelt in die materielle Finsternis rückgängig gemacht. Die Umkehr<br />

und die Heimkehr aber müssen wir mit großer Entschiedenheit antreten, steht<br />

doch Alles für uns auf dem Spiel. Durch Gott in Jesus wurde <strong>der</strong> Weg geebnet,<br />

gehen müssen wir ihn mit Seiner Hilfe selbst.<br />

Das Ablegen des eigenen Denkens und Wollens zugunsten des Vernehmens<br />

des Gotteswillens lässt die Eigenliebe absterben. Diesen Raum ergreift dann


18 Wie sich <strong>der</strong> Herr mitteilt<br />

<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />

die Ewige Liebe und entzündet mit Ihrem Feuer den ganzen Menschen und<br />

nimmt so dauerhaft Wohnung in ihm. Dann geht das Wort Jesu in Erfüllung:<br />

„Wer Meine Gebote hält. Der ist's, <strong>der</strong> Mich liebt; wer aber Mich liebt, <strong>der</strong><br />

liebt auch Den, <strong>der</strong> Mich gesandt hat, nämlich den heiligen Vater, und Wir<br />

werden zu ihm kommen und Wohnung nehmen bei ihm und Uns ihm selbst<br />

offenbaren!“ (Weg zur Wie<strong>der</strong>geburt S. 95)<br />

Die vornehmste Aufgabe des Menschen ist daher, diesen Prozess im<br />

Inneren des eigenen Herzens Tag für Tag zu beför<strong>der</strong>n und die Gnade Jesu in<br />

unserem Herzen wirken zu lassen, damit wir wachsen und <strong>der</strong> Vollendung<br />

Tag für Tag mehr entgegengehen. Erst mit <strong>der</strong> Herabkunft des heiligen<br />

Geistes, in <strong>der</strong> Durchflutung unseres ganzen Wesens, werden wir durch<br />

diesen Geist in alle Wahrheit und Weisheit eingeführt.<br />

Grundvoraussetzungen für dieses Ereignis aber sind: Die<br />

Abtötung unseres Eigenwillens; das Entflammen <strong>der</strong> Liebe zu unserem<br />

Gott und Heiland Jesus Christus, in <strong>der</strong> demütigen Annahme dessen, was<br />

Er mit uns will; im sehnsüchtigen Erwarten Seines Kommens zu uns, wann<br />

es Seiner Liebe und Gnade gefällt, um in <strong>der</strong> Unio Mystika uns wie<strong>der</strong> für<br />

immer mit Ihm eins werden zu lassen. Seien wir also stets darauf<br />

bedacht, dass <strong>der</strong> Herr uns zu Hause antrifft, in <strong>der</strong> Hütte <strong>der</strong> Purista<br />

(eigenes Herz), wo die heilige Flamme <strong>der</strong> Liebe zu Gott auf unserem<br />

Herde brennt, gespeist von unserer Liebe zu Gott und den Menschen. Dann<br />

kann <strong>der</strong> Herr kommen, wie ein Dieb in <strong>der</strong> Nacht und wird die Braut<br />

wachend und betend und liebeentbrannt vorfinden und sie werden sich auf<br />

ewig einen. Dazu spricht <strong>der</strong> Herr: „In dieser Liebe wird es Licht im<br />

Menschen, da die Weisheit des Vaters nie getrennt ist von dessen Liebe:<br />

so wird dann auch <strong>der</strong> Mensch wie voll Liebe, voll Weisheit und Macht,<br />

und dadurch nun völlig wie<strong>der</strong>geboren in aller Liebe und Weisheit.<br />

Sehet nun, welche Mühe, Langmut und große Geduld es Mich allezeit<br />

kostet, aus Tausenden kaum einen erlösen zu können. Wie oft werden<br />

selbst von einem solchen Meine Bemühungen verkannt, verachtet,<br />

geflucht und mit Füßen getreten; - und sehet, doch lasse Ich nie ab, euch<br />

beständig zuzurufen: „Kommet alle zu Mir, die ihr Mühselig und Beladen<br />

seid, Ich will euch erquicken!“ (Weg zur Wie<strong>der</strong>geburt S.84. )<br />

Die Liebe bringt also die Weisheit mit sich, denn Liebe und Weisheit<br />

ergänzen einan<strong>der</strong>. Die Liebe ist die Wärme und <strong>der</strong> Quell <strong>der</strong> Weisheit,<br />

die Weisheit aber ist das Licht <strong>der</strong> Liebe.<br />

Zu welcher Größe aber sich unsere Liebe aufschwingen sollte,<br />

vernehmen wir beispielhaft von Pura:<br />

„O Du ewige, unendliche Liebe und Weisheit, welch ein endlos tiefer<br />

Sinn liegt doch in jeglichem dieser Worte! O Du heiliges Leben alles


<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Wie sich <strong>der</strong> Herr mitteilt<br />

19<br />

Lebens, Du endlos heiliger Urgrund alles Seins, wer kann fassen Deiner<br />

Weisheit Tiefe und wer erforschen den Rat Deiner Liebe?! O mein Gott,<br />

mein Gott - wie groß und erhaben bist Du doch! Jehova! Du, <strong>der</strong> sich vom<br />

schwachen Menschen sogar ‚Vater‘ nennen lässt, ja - nicht nur nennen,<br />

son<strong>der</strong>n will, dass Er im Herzen eines jeden Menschen im vollsten<br />

kindlichen Liebeernste als solcher treulichst und wahrhaftigst bekannt<br />

werde, - wie soll ich, ein allerpurstes Nichts vor Dir, Dich denn nun<br />

loben und preisen, wie Dir danken für diese Deine übergroße Erbarmung<br />

und Gnade?! Denn einen solchen Trost hast Du jetzt in mein Herz gleich<br />

einem übergroßen Lichtstrome gegossen, dass ich mir nun vor lauter<br />

überhimmlischer Entzückung nicht zu helfen weiß. O ihr größeren Freunde<br />

dieses überheilig guten Vaters, helfet doch, helfet mir Schwachen tragen die<br />

übergroße Wonnebürde, und lobet mit einer Stimme Den, <strong>der</strong> dahier unter<br />

uns weilt, so heilig, so gut und so liebevollst gnädig und barmherzig! O Du<br />

mein Jehova, welche Seligkeit ist es, bei Dir zu sein; welche lebendige<br />

Nahrung fürs schwache, liebehungrige Herz, so es gesättigt wird von<br />

Deiner unendlichen Vatermilde! O lasse Dich lieben von mir, lasse mich<br />

sterben vor Liebe zu Dir! O wie süß müsste <strong>der</strong> Tod sein, Dir zu sterben<br />

aus Liebe! Jehova, Gott, Vater! Bis jetzt habe ich mein Herz<br />

zurückgehalten vor zu großer heiliger Scheu vor Dir; allein nun vermag<br />

ich‘s nicht mehr! So lass Dich denn von mir umfassen und Dich also stark<br />

lieben, dass mich das Feuer meiner Liebe zu Dir auflösen und verzehren<br />

soll wie einen dürren Strohhalm! Denn siehe, nun ist alle Scheu von mir<br />

entwichen, - auch habe ich keine Angst und Furcht mehr vor Dir! O Du,<br />

mein unaussprechlich liebesüßester Jehova!“<br />

Hier warf sie ihre Hände mit großer Hast um den Abedam, presste Ihn<br />

förmlich an ihr ganzes Wesen mit aller ihrer Kraft und machte mit<br />

einer Hand oft eine Bewegung an die Seite ihres Herzens, als wollte sie<br />

sich's aus dem Leibe reißen und dann hindrücken an die Brust des<br />

Allerhöchsten. In solcher Liebe aber wurde auch bald ihr ganzes Wesen<br />

also lieblich leuchtend wie da <strong>der</strong> Sonne Licht, wenn es gesänftet ein<br />

allerherrlichstes Rosenblättchen durchleuchtet. ...<br />

Die Väter aber bekennen: „Ja, ja wahrlich, die ist uns gesetzt zu<br />

einem großen Lehrer; denn jetzt erst ist uns allen ein Maßstab <strong>der</strong> Liebe<br />

gegeben, nach dem wir die hinfällige Schwäche unseres Herzens gar<br />

wohl bemessen können!“ (Haushaltung Gottes Bd. 2 Kap. 122,2)<br />

„Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren!“<br />

(Luk 11,28)


20 Der vergangene, zukünftige und gegenwärtige Christus<br />

<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />

Der vergangene, zukünftige und<br />

gegenwärtige Christus<br />

„Siehe, du hast wohl einen recht festen Glauben; aber deine Liebe in<br />

deinem Herzen ist noch bei weitem nicht so fest wie dein Glaube - und das<br />

darum, weil du noch stets deine Liebe an Meine sichtbare Persönlichkeit<br />

hängst und suchest Mich irgend zu vernehmen und zu erschauen. Und erst<br />

so du Mich irgend erschautest o<strong>der</strong> wenigstens vernähmest, da würde dann<br />

auch dein Herz für Mich vollkräftig entflammen.<br />

Und siehe, gerade also steht es auch mit deiner Familie! Ihr liebt alle<br />

den Christus, <strong>der</strong> einst lehrte auf <strong>der</strong> Welt o<strong>der</strong> <strong>der</strong> da wie<strong>der</strong>kommen<br />

möchte, zu richten die Welt - also den vergangenen o<strong>der</strong> den zukünftigen<br />

Christus liebet ihr nur!<br />

Aber das ist gefehlt! Denn bei solcher Verfassung kann Ich Mich euch<br />

nicht nahen als euer Vater in <strong>der</strong> Gegenwart, son<strong>der</strong>n nur als <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Vergangenheit o<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>der</strong> Zukunft, und kann euch nicht kräftigen, weil<br />

ihr Mich nur in eurer Erinnerung ehret, aber nicht in eurem Herzen<br />

lebendig liebet!<br />

Wie aber die Erinnerung ihre Gegenstände bald recht lebhaft erfasst<br />

und bald wie<strong>der</strong> ganz fallen lässt, also ist es auch bei euch mit Mir <strong>der</strong><br />

Fall! - Leset ihr gerade etwas Erbauliches von Mir, dann seid ihr wie voll<br />

Liebe zu Mir - aber das ist nicht Liebe, son<strong>der</strong>n nur eine zeitweilige<br />

Aufregung eures Erinnerungsvermögens. - Sobald ihr euch umkehret<br />

und etwas an<strong>der</strong>es erschauet, da schließt sich eure Erinnerungskammer<br />

im Kopfe, und Ich bin draußen, als wäre Ich kaum je darin gewesen.<br />

Ihr könnt dann Besuche machen, mit <strong>der</strong> Welt verkehren, euch<br />

belustigen mit weltlichen Dingen, allerlei Zeug plau<strong>der</strong>n, euren Leib<br />

zierlich bekleiden. Und so irgendein Freund o<strong>der</strong> eine Freundin euch<br />

besucht, da könnet ihr mehr Freude haben, als je irgend in <strong>der</strong> kurz<br />

dauernden Erinnerung an Mich!<br />

Denn an alledem hin<strong>der</strong>t euch <strong>der</strong> vergangene wie <strong>der</strong> zukünftige<br />

Christus nicht, <strong>der</strong> wohl in euerer Erinnerung, aber nicht in euren Herzen<br />

wohnet! - Ich aber sage dir und deiner Familie und euch allen: Der<br />

vergangene und <strong>der</strong> zukünftige Christus wird euch wenig nützen, so ihr<br />

nicht den gegenwärtigen lebendig in euren Herzen traget!<br />

Ihr freuet euch nun wohl allezeit, wenn ihr von Mir etwas vernehmet.<br />

Aber eure Freude ist nicht bleibend, weil sie mit eurer Erinnerung gleichen<br />

Schritt geht. Und ihr freut euch dann bald darnach auf irgendein<br />

vorhabendes weltliches Vergnügen mehr als auf Mich und machet Pläne,


<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Der vergangene, zukünftige und gegenwärtige Christus<br />

21<br />

was ihr tun werdet, ohne zu bedenken, dass ihr ohne Mich nie etwas tun<br />

könnet und noch viel weniger tun sollet.<br />

Und so Ich euch daran hin<strong>der</strong>n möchte, dann könnet ihr darob sogar<br />

traurig werden und sagen: Aber dürfen wir denn gar keine Freude haben?!<br />

Ich aber sage: Ihr sollet ja Freude haben, und nimmer soll die Freude<br />

von euch genommen werden - aber Ich sollte stets eure größte Freude<br />

sein!<br />

Fraget euch selbst: Was bietet euch wohl eure eigengemachte Freude?<br />

Wie lange dauert sie? - Wenige Stunden habt ihr wie<strong>der</strong> unnütz mit <strong>der</strong><br />

dummen Welt vergeudet, dumm verplau<strong>der</strong>t und verlacht. Dann steht ihr<br />

wie<strong>der</strong> am alten Flecke! Und nur Meiner endlosen Liebe und Geduld habt<br />

ihr es zu verdanken, dass ihr nach einer jeden weltlichen Freude nicht<br />

zurück, also dem Tode näher gekommen seid!<br />

Bei solchen Verhältnissen ist von einem merklichen Fortschritte zu Mir<br />

noch lange keine Rede, und Ich bleibe stets noch euer „vergangener“ o<strong>der</strong><br />

„zukünftiger“ Christus.<br />

Du kennst die Wege zu Mir. Willst du aus dem vergangenen o<strong>der</strong><br />

zukünftigen Christus dir einen gegenwärtigen, lebendigen Christus<br />

bereiten, so musst du vollernstlich auf diesen Wegen wandeln und dein<br />

Haus mit dir! - So wirst du Mich von deiner Erinnerung in dein Herz<br />

bringen und wirst dann erst jene Freude überkommen, die dir keine Welt<br />

und keine Ewigkeit mehr wird nehmen können auch nur auf einen<br />

allerkürzesten Augenblick!<br />

Diese endlose Freude aber wirst du nicht eher überkommen, als bis du<br />

mit Paulus wirst sagen können: „Nun lebe nicht mehr ich, son<strong>der</strong>n Christus<br />

lebet in mir!“<br />

Siehe, alle Welt ist Mein Feind; wie aber kann jemand sagen, dass er<br />

Mich liebe, so er an<strong>der</strong>erseits dennoch <strong>der</strong> Welt die Hand zum Gruße<br />

bietet?!<br />

Beachte daher diese Meine neue Belehrung und Vermahnung, so wirst<br />

du bald zu jener Freude gelangen, die niemand mehr von dir nehmen<br />

wird!“ (Himmelsgaben Bd. 2; 44.04.21,03-19)<br />

„Jesus Christus gestern und heute<br />

und <strong>der</strong>selbe auch in Ewigkeit.“<br />

(Hebr. 13,8)


22 Jarah und ihre große Liebe<br />

<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />

Menschen auf dem Wege zu Jesus<br />

Jarah und ihre große Liebe<br />

Hans-Gerd Fischer<br />

Fortsetzung und Schluss<br />

In Kapitel 127 des Gr. Ev. Joh. Bd. 2 kommt Jesus von rückwärts still<br />

zur Jarah, hebt sie vom Boden auf und sagt: „Aber du Mein allerliebstes<br />

Kindchen, wie wirst du Mich wohl halten können? Siehe, Ich bin ja viel<br />

stärker denn du!“<br />

Sagt die Kleine, als Er sie wie<strong>der</strong> auf den Boden stellt: „Das weiß ich<br />

wohl, dass Du endlos stärker bist als ich, kaum ein Mücklein vor Dir; denn<br />

Du trägst mit Deiner allmächtigen Willenskraft Himmel und Erde und<br />

hältst das Meer in seiner Tiefe; wie sollte ich mich in <strong>der</strong> Stärke mit Dir<br />

messen wollen?! Aber das meine ich, dass Du, weil ich Dich gar so<br />

unbeschreiblich lieb habe, meiner Liebe zu Dir zulieb Dich wirst ein wenig<br />

über die Zeit halten lassen!“<br />

Sagt Jesus: „Ja, da hast du wie<strong>der</strong> recht; denn mit <strong>der</strong> Liebe richtet man<br />

bei Mir alles aus! Die Liebe zu euch Menschen zog Mich ja auf diese<br />

Erde! Wer aber Liebe hat wie du, <strong>der</strong> kann mit Mir dann freilich schon<br />

machen, was er will! Denn solche Liebe ist ja eben Mein Geist in dem<br />

Herzen des Menschen. Und was solche Liebe verlangt und will, das geht<br />

aus aller Tiefe <strong>der</strong> göttlichen Ordnung, und du kannst Mich deshalb mit<br />

deinem Herzen schon so hübsch festhalten, und Ich werde Mich von<br />

deinem Herzen ewig nimmer trennen! Jedoch an Meiner erscheinlichen<br />

Person liegt nichts, son<strong>der</strong>n allein nur an Meinem Geiste! Was Ich tue,<br />

siehe, das tut nicht Meine Person, son<strong>der</strong>n allein nur Mein Geist; aber dir<br />

zuliebe werde Ich dennoch ein paar Tage hier verweilen, - denn morgen ist<br />

Sabbat und übermorgen ein Nachsabbat! Diese beiden Tage werde Ich<br />

noch hier verweilen, dann aber werde Ich weiterziehen, und zwar nach<br />

Sidon und Tyrus, - werde aber dann schon wie<strong>der</strong> kommen und vielleicht<br />

den halben Winter bei euch zubringen.“<br />

Sagt ganz entzückt die Kleine: „Oh, Gott dem heiligen Vater alles Lob<br />

darum! Nun bin ich schon zufrieden!“<br />

In <strong>der</strong> Folge erlebt nun unsere liebe Jarah eine Bergbesteigung<br />

beson<strong>der</strong>er Art. Wer war eher reisefertig als unsere Jarah?<br />

Das Mägdlein war, wie wir ab Kapitel 130 lesen, gehüllt in ein blaues<br />

Faltenkleid; die Füße mit leichten Schnürschuhen beschuht und das Haupt<br />

mit einem aus Stroh recht kunstvoll geflochtenen Hute bedeckt. Sie ergriff


<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Jarah und ihre große Liebe<br />

23<br />

die Hand Jesu und sagte, weil Jesus ihr auf die erste Rede die Antwort<br />

nicht gar zu geschwinde gegeben hatte: „Aber Herr, Du mein Leben, ich<br />

bitte Dich, sage mir doch, ob ich Dir so genehm bin?“<br />

Sagte Jesus: „Das siehst du ja, Meine allerliebste Jarah! Du bist Mir ja<br />

über alles angenehm! O wären Mir alle Menschen so angenehm wie du,<br />

dann wäre es schon gut und recht; aber es gibt in <strong>der</strong> Welt gar viele<br />

Tausende und abermals so viele tausendmal Tausende, die Mir nicht so<br />

angenehm sind wie du! Aber das sind die puren Weltmenschen, und du<br />

bist ein Engel! Aber nun heißt es gehen; denn es ist bereits um des Tages<br />

dritten Teil!“<br />

Es würde den Rahmen unserer kleinen Liebesbetrachtung sprengen,<br />

wollten wir hier alles aufzeigen, was die liebe Jarah auf <strong>der</strong> Bergkuppe<br />

des Morgenkopfes erlebt hat. Während die ganze <strong>Gesellschaft</strong> schlief<br />

erlebte sie durch ihre wirklich große Liebe zu Jesus an Seiner Seite tiefste<br />

Einblicke in Seine Schöpfung, Seine Liebe und Seine Führung <strong>der</strong><br />

Menschen, wobei <strong>der</strong> Engel Raphael sie führte und unterwies.<br />

Gegen Morgen wurden die Jünger und darauf die an<strong>der</strong>en Anwesenden<br />

geweckt, und unsere Jarah umklammerte die Füße Jesu und weinte vor<br />

übergroßer Freude und Seligkeit! Als sie bei einer halben Stunde zu Seinen<br />

Füßen vor Seligkeit geweint und die Jünger ihren Morgengruß beendet<br />

hatten, da richtete sich die Kleine auf und sagte mit einer bedeutungsvollen<br />

Stimme: „O Erde, wann, wann wirst du wie<strong>der</strong> so glücklich sein, von<br />

diesen Füßen betreten zu werden? Fühlst du stumme Mutter <strong>der</strong> Laster<br />

wohl, wer Der ist, <strong>der</strong> dich nun betritt? Nein, nein, du fühlst es nicht, du<br />

kannst es nicht fühlen; denn du bist zu tot und zu klein! Wie solltest du das<br />

fassen, was für den unendlichen Raum und für alle die zahllosen Myriaden<br />

Wesen in ihm zu undenkbar groß und heilig ist!? Wo soll ich anfangen und<br />

wo enden, um Seine Herrlichkeit nur in einem Tautropfen zu besingen?<br />

Denn Er, Gott <strong>der</strong> Ewige, ist es ja, <strong>der</strong> den Tautropfen so gut wie jene<br />

endlos großen Lichtwelten schuf! O Herr, o mein Gott, vernichte mich<br />

doch; denn nimmer erträgt mein Herz die zu glühende Liebe zu Dir!<br />

Als ich Deine Herrlichkeit noch nicht kannte, da liebte ich Dich wie<br />

einen vollkommensten Menschen. Ich ahnte in Dir wohl den reingöttlichen<br />

Geist, und mein Herz liebte diesen heiligsten Geist in Dir unaussprechlich;<br />

aber dennoch dachte ich mir Dich als einen Sohn des Allerhöchsten! Aber<br />

nun hat alles eine an<strong>der</strong>e Gestaltung angenommen! Du bist <strong>der</strong><br />

Allerhöchste Selbst! Außer Dir gibt es keinen mehr! Vergib daher mir<br />

kleinstem Würmchen des Staubes, das da in seiner angestammten<br />

Blindheit gewagt hatte, Dich zu lieben wie einen Menschen!“<br />

Sagt darauf Jesus: „Mein Kindchen, da gibt es nichts zu vergeben;


24 Jarah und ihre große Liebe<br />

<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />

bleibe du bei dieser Liebe! Denn Ich sage es nun euch allen: Wer Mich<br />

nicht liebt, wie du, Meine allerliebste Jarah, Mich geliebt hast und noch<br />

liebst, dessen Liebe wird von Mir als gar keine angesehen!<br />

Wer Gott nicht liebt als den vollkommensten Menschen, <strong>der</strong> kann um<br />

desto weniger seinen Nächsten lieben, <strong>der</strong> ein noch höchst<br />

unvollkommener Mensch ist! So es aber geschrieben steht, dass Gott den<br />

Menschen nach Seinem Ebenmaße geschaffen hat, was sollte dann Gott<br />

an<strong>der</strong>es sein - so <strong>der</strong> Mensch Sein Ebenmaß ist - als eben auch ein, aber<br />

ganz natürlich vollkommenster Mensch!? O<strong>der</strong> sehe Ich nun an<strong>der</strong>s aus<br />

denn ein Mensch, weil du, Mein Kindchen, von Meiner Herrlichkeit ein<br />

paar kleinste Tröpfchen gesehen hast?“<br />

Sagt die Jarah: „O nein, Du siehst noch immer gleich aus, und in<br />

meinem Herzen ist es auch nicht an<strong>der</strong>s geworden! Ja, ich möchte Dich<br />

schon lieber ganz im Herzen haben vor lauter Liebesdrang! Ich möchte<br />

Dich so kräftig umarmen, dass mir die A<strong>der</strong>n zerreißen könnten, und Dich<br />

dann nimmer auslassen; ja, ich möchte Dein Angesicht mit zahllosen<br />

Küssen bedecken und gar nimmer aufhören, Dich zu küssen! Kurz, ich<br />

weiß gar nicht auszusprechen, was ich aus purer Liebe zu Dir alles tun<br />

möchte! Aber Du bist nun das allerheiligste, allerhöchste Gottwesen, und<br />

ich denke mir denn also in meinem Herzen, dass ich viel zu unwürdig bin,<br />

Dich also zu lieben, als wärest Du ein Mensch; aber ich kann mir nun<br />

schon denken, was ich kann und mag, so nimmt mein Herz darauf dennoch<br />

keine Rücksicht und liebt Dich nur noch heftiger denn zuvor!“<br />

Sagt Jesus: „Das ist schon recht also! Es folge deine Seele nur allzeit<br />

dem lautern Zuge des Herzens und fache darin eine rechte helle Flamme<br />

an, so wird es in <strong>der</strong> ganzen Seele bald helle werden, und <strong>der</strong> Geist<br />

Gottes wird in ihr aufgehen wie eine Sonne, und in seinem Lichte und in<br />

seiner Lebenswärme wird erst die Saat Gottes aufgehen und die Seele<br />

versehen mit den Früchten des Lebens für die Ewigkeit!<br />

Aber es kann <strong>der</strong> Geist Gottes im Menschen nicht geweckt werden<br />

an<strong>der</strong>s denn durch die Liebe zu Gott, und aus solcher Liebe heraus in<br />

<strong>der</strong> Liebe zum Nächsten. Darum bleibe du nur gleichfort in deiner<br />

Liebe; denn diese ist mehr wert für Mich und dich als alle<br />

Herrlichkeiten, die du mit deinen Augen geschaut hast!“ ( Kap.144)<br />

Unsere Jarah verbringt mit Jesus und den an<strong>der</strong>en Anwesenden noch<br />

den Morgen auf dem herrlichen Berg, wobei sich bei allen Anwesenden<br />

durch das Erlebte die Liebe zu Jesus immer mehr vertieft. Nach einer Zeit<br />

begeben sich nun alle wie<strong>der</strong> in die Stadt zurück in das Haus des Ebahls.<br />

Jesus verweilte noch einen Tag bei Ebahl, heilte weiter Kranke und<br />

unterrichtete alle in vielen das Herz bewegenden Dingen. Er legte mit


<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Jarah und ihre große Liebe<br />

25<br />

Seinen Jüngern für die Jarah einen kleinen Küchengarten an, bepflanzte<br />

ihn mit allerlei nützlichen Pflanzen, Kräutern und Wurzelgewächsen und<br />

empfahl ihr, diesen Garten recht sorgsam zu pflegen. Sie versprach dies<br />

auch unter vielen Freudentränen, und wenn Jesus jüngst wie<strong>der</strong>käme, so<br />

solle Er den Garten schon in dem blühendsten Zustande antreffen. (Kap.<br />

167,02)<br />

Dieser kleine Garten spielt auch im Gespräch mit Raphael eine<br />

bedeutende Rolle. Im weiteren Verlauf erklärt <strong>der</strong> Raphael <strong>der</strong> Jarah die<br />

Pflege des menschlichen Herzens mit folgenden Worten: „Weißt du, meine<br />

lieblichste Jungfrau Jarah, als <strong>der</strong> Herr in Genezareth Sich aufhielt, da<br />

unterwies Er Selbst dich in allerlei Gartenkultur! Er lehrte dich allerlei<br />

nützliche Pflanzen kennen, zeigte dir, wie sie zu bearbeiten sind und wie<br />

zu gebrauchen. Er legte für dich einen kleinen Garten an und bepflanzte<br />

ihn mit allerlei nützlichen Pflanzen und sagte dir von einer jeden<br />

insbeson<strong>der</strong>e, welche Gestalt sie haben werde, wie sie wachse, wann und<br />

wie sie blühe, welche Früchte sie zum Vorscheine bringen werde, wozu<br />

diese gut seien, wie man sie genießen und wie man von ihnen eine reichere<br />

Ernte aufbewahren könne, dass sie nicht ver<strong>der</strong>be. Kurz, <strong>der</strong> Herr Selbst<br />

gab dir den nötigen Unterricht in allem, wie dein Gärtchen zu bestellen sei.<br />

Nun, du hattest darob eine überaus große Freude! Wäre es aber mit <strong>der</strong><br />

Freude allein schon abgetan?! Hätte dir das Gärtchen des Segens Früchte<br />

getragen ohne die tatsächliche fleißige Bearbeitung?! Wegen deines<br />

großen Wohlgefallens und wegen deiner Freude an solcher Lehre aus dem<br />

Munde des Herrn wäre in deinem Gärtchen dennoch nichts gewachsen -<br />

außer einiges Unkraut! Dieweil du aber fleißig Hand anlegtest nach <strong>der</strong><br />

Lehre, so erblühte dein Gärtchen bald zu einem kleinen irdischen<br />

Paradiese, und du hast die sichere Aussicht, eine recht reiche Ernte aus<br />

dem Gärtchen zu machen!<br />

Und sieh nun! Eben also ist auch des Menschen Herz ein zwar kleines<br />

Gärtchen; wenn man es aber nach <strong>der</strong> Lehre aus dem Munde des Herrn<br />

recht fleißig bearbeitet und keine Mühe scheut, alles, was man vernommen<br />

hat, in die Tat zu verkehren, so wird man auch ehest so viel alles Segens<br />

und aller Gnade aus den Himmeln im eigenen Herzen besitzen, dass man<br />

am Ende für Seele und Geist schon ganz aus eigenen Mitteln wird leben<br />

können und wird nicht stets unseres Rates und unserer Hilfe benötigen!<br />

Denn das eben will ja <strong>der</strong> Herr mit dem Menschen bezwecken, dass er<br />

ein ganz selbständiger Bürger <strong>der</strong> Himmel werde nach <strong>der</strong> ewig<br />

unwandelbaren Ordnung Gottes; wer das erreicht hat, <strong>der</strong> hat dann aber<br />

auch schon alles erreicht.<br />

Dem Mathael sagte sie später einmal in einem Gespräch: ,,Wer Gott


26 Jarah und ihre große Liebe<br />

<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />

den Herrn über alles liebt, <strong>der</strong> wird bald und leicht erweckt; wer Ihn<br />

aber mit dem Verstande sucht, um Ihn zu lieben, wenn er Ihn mit dem<br />

Verstande erst so recht kernfest gefunden hat, <strong>der</strong> hat sich eine große<br />

und sehr vergebliche Arbeit vorgenommen, mit <strong>der</strong> er nimmer zum<br />

erwünschten Ziele auf dieser Welt gelangen wird.<br />

Und über ihre Gebetspraxis sagt sie: ,,Ich versetze mich mit allen<br />

meinen Gedanken und Gefühlen in die tiefste Tiefe meines Herzens, worin<br />

die Liebe zu Gott zu Hause ist. Dadurch bekommt diese heilige Liebe eben<br />

also Nahrung, als wenn Du auf eine stille Glut, die nicht mehr flammt,<br />

gutes, dürres und sehr leicht brennbares Holz legst. Das Holz wird die<br />

stille Glut gar bald dahin erwecken, dass sie über sich ganz kleine<br />

Flämmchen wird zu treiben anfangen; diese Flämmchen werden dann<br />

alsbald das Holz ergreifen, und es wird darauf dasselbe ganz in die hellsten<br />

Flammen übergehen. Ebenso wird's dann überlicht und vollends<br />

lebenswarm auch werden im Herzen; und darauf erst spricht <strong>der</strong> dadurch<br />

im selben erweckte gottähnliche Geist.<br />

,O Du mein heiliger Vater in den Himmeln! Dein Name werde<br />

geheiligt! Zu uns armen tot- und nachtvollen Sün<strong>der</strong>n komme Deine<br />

Vaterliebe! Dein allein heiliger Wille geschehe hier auf dieser Deiner Erde<br />

wie in allen Deinen Himmeln! Haben wir gesündigt wi<strong>der</strong> Deine ewige,<br />

heilige Ordnung, so vergib uns solche Torheit und habe Geduld und<br />

Nachsicht mit uns, wie auch wir mit denen Geduld und Nachsicht haben,<br />

die sich gegen uns irgend versündigt haben! Lass es ja nicht zu, dass wir in<br />

unserer fleischlichen Schwachheit irgend über unsere Kraft von <strong>der</strong> Welt<br />

und vom Teufel versucht werden, son<strong>der</strong>n erlöse Du uns durch Deine<br />

große Gnade, Liebe und Erbarmung von den tausen<strong>der</strong>lei Übeln, durch die<br />

unsere Liebe zu Dir, o heiliger, großer, lieber Vater, getrübt und<br />

geschwächt werden könnte! Wenn es uns aber hungert und dürstet, geistig<br />

und leiblich, dann gib uns, Du guter, lieber Vater, nach Deinem heiligen<br />

Ermessen, was wir täglich vonnöten haben! Dir allein alle meine Liebe,<br />

alle Ehre und alles Lob ewig, ewig!'<br />

„Sieh, das heiße ich beten, welches Beten aber vor Gott erst offenbar<br />

nur dann etwas gilt, wenn zuvor in aller Tiefe des Herzens auf die<br />

vorbeschriebene Art und Weise die Liebe zu Gott in die lichten und heißen<br />

Flammen übergeschlagen hatte durch die Einigung aller Gedanken und<br />

Gefühle im göttlichen Zentrum des Herzens; fehlet dieser Voraktus, so ist<br />

jedes Gebet mit bloßen noch so schönen Worten vor Gott ein Gräuel und<br />

wird nicht angesehen und nicht angehört. Denn Gott in Sich ist ein Geist<br />

und muss darum im Geiste <strong>der</strong> Liebe und im flammenhellsten Lichte <strong>der</strong><br />

Wahrheit angebetet werden. - Verstehst Du nun, was da <strong>der</strong> vollsten


<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Jarah und ihre große Liebe<br />

27<br />

Wahrheit nach Beten heißt nach meinem Sinne und nach meinem<br />

Verstande?“ (Gr.Ev.Joh. Bd. 3; 123)<br />

Hier sei noch eine kleine, aber wichtige Begebenheit aufgeführt, die im<br />

Bd. 3 Kap. 120,13 beginnt und sich dann bis Kap. 131 fortsetzt. Jesus<br />

macht darauf aufmerksam, dass alle sich auf den morgigen Tag wohl<br />

vorbereiten sollen, da es ein heißer Tag werde. Er verabschiedet sich von<br />

<strong>der</strong> <strong>Gesellschaft</strong> mit den Worten: „Wer aber einen Schlaf hat, <strong>der</strong> schlafe;<br />

Ich aber muss wachen und beten.“ Mit diesen Worten verließ Jesus die<br />

<strong>Gesellschaft</strong> und ging auf dem Berge fürbass, um allein zu sein und um<br />

Sein ganzes Wesen mit Seinem ewigen Vatergeist inniger zu vereinen.<br />

In den folgenden Kapiteln sprechen die Zurückgebliebenen ausgiebig<br />

über das Wesen Jesu, über Engel und an<strong>der</strong>e sie bewegenden Fragen<br />

wobei die Jarah viel Weisheit zeigt. Am Ende des Kapitel 130 macht<br />

Raphael darauf aufmerksam, dass nun Jesus mit dem nahenden<br />

Sonnenaufgang zurück kommt. Springt die Jarah eiligst auf und fragt mit<br />

einer leidenschaftlich liebevollsten Heftigkeit: „Von wo, von wo kommt<br />

Er, die Liebe aller Liebe!? Meine Augen sehen noch nichts!“<br />

Sagt Raphael lächelnd: „Macht nichts; wenn nur dein Herz Ihn sieht,<br />

so werden bald darauf deine Augen auch nicht zu kurz kommen! Er wird<br />

mit dem vollen Aufgange hier sein!“<br />

Sagt Helena, die auch wach blieb: „Jarah, eilen wir Ihm entgegen! Oh,<br />

welch eine Seligkeit, Ihm entgegenzugehen!“<br />

Sagt Jarah: „Ja, ja, Freundin, gehe du nur fein mit! Oh, welch eine<br />

Freude wird das sein, wenn wir Ihn schon irgend von weitem her werden<br />

auf uns zugehend erblicken!“<br />

Darauf eilen die beiden flugs gegen den Wald gen Westen zu und<br />

verlieren sich bald in demselben, wobei <strong>der</strong> Vater <strong>der</strong> Helena sich Sorgen<br />

macht, ob sie sich wohl im Wald verirren, und Raphael ihn beruhigt.<br />

In Kapitel 133 kommt nun Jesus alleine aus dem Wald auf die<br />

Wartenden zu, und Ebahl fragt Jesus ängstlich wo denn seine Jarah sei.<br />

Sagt darauf Jesus: „Warum sorget ihr euch denn um diese, die Mich<br />

suchen? Meinet ihr denn, dass Ich jemanden nur dann vor Gefahren<br />

beschützen kann, so Ich leiblich in seiner Nähe bin? Als du, Ouran, in<br />

großer Gefahr warst, wer sagte es Mir denn, dass Ich dich ansah und<br />

rettete? Weiß Ich etwa nicht, wo die beiden nun sind und Mich suchen?<br />

Lasset sie nur, sie werden schon wie<strong>der</strong>kommen!<br />

Die beiden haben Mich auch gefunden in ihren Herzen, was da ein<br />

leichtes ist für je<strong>der</strong>mann. Wer aber Mich äußerlich suchen geht,<br />

obgleich er weiß, dass Ich nur innerlich zu suchen bin, <strong>der</strong> muss auch<br />

diese Lektion bekommen, hier freilich beispielsweise nur die, dass ihn


28 Jarah und ihre große Liebe<br />

<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />

ein bloß äußeres Suchen und Mir-Entgegengehen nicht in den Stand<br />

setzt, Mir näher zu kommen, son<strong>der</strong>n Mich nur mehr und mehr zu<br />

verlieren! Das könnt ihr als am Morgen des Sabbats euch recht wohl zu<br />

Gemüte nehmen! - Im übrigen sind die beiden Mir doch auf die Spur<br />

gekommen und werden nun bald da sein.“<br />

Im Gr..Ev.Joh. Bd. 5 ab Kap. 7 befindet sich Jesus mit Cyrenius in<br />

einem Gespräch über die Verhältnisse in Rom und Jerusalem. Alle<br />

Anwesenden lauschen seinen Vorhersagen für diese beiden Städte, und<br />

einige machten ein paar Einwendungen, die die Jarah vorlaut zurückwies,<br />

wobei sie von den Vortragenden ermahnt wurde und sich bei Jesus darüber<br />

beklagte.<br />

Jesus geht liebevoll auf sie ein und gibt ihr eine sehr wichtige Lehre<br />

über das richtige Verhalten einer liebevollen Frau.<br />

Um nun nicht unsere lieben Schwestern hier zu verprellen gebe ich nur<br />

die genaue Quellenangabe zum nachlesen an. Das Kapitel 10 des 5.<br />

Bandes trägt die Überschrift: Ein Evangelium für das weibliche<br />

Geschlecht.<br />

Jesus spricht mit Jarah über ihre Zukunft und erklärt ihr: „.....denn dich<br />

trug Mein Engel sichtlich auf seinen Händen, und du machtest<br />

Erfahrungen, die bis jetzt noch kein Mensch gemacht hat. Und dazu hattest<br />

du wohl die größte und mächtigste Liebe zu Mir, in <strong>der</strong> wohl auch stets das<br />

größte Vertrauen waltet. Darum wun<strong>der</strong>e dich darob nicht zu sehr, dieweil<br />

dein Vertrauen zu Mir stärker ist denn das <strong>der</strong> übrigen Menschen; denn das<br />

gibt dir deine große Liebe!<br />

Aber, wie Ich dir schon in Genezareth bemerkt habe, so werden in<br />

etlichen Jahren auch über dich noch so manche Versuchungen kommen,<br />

mit denen du trotz des größten Vertrauens zu Mir zu kämpfen haben wirst.<br />

Aber durch die Kraft und Macht Meines Namens wirst du alle<br />

Versuchungen zu Boden schlagen und wirst von da an erst frei wandeln<br />

in Meinem Lichte.<br />

Denn was ein Mensch aus Mir für sich frei haben will, das muss er sich<br />

durch die eigene Kraft erkämpfen! Du, Mein liebstes Töchterchen, hast bis<br />

jetzt keinen eigentlichen Kampf bestanden, und es war dazu die eigentliche<br />

Zeit und die wahre Gelegenheit nicht da; das alles wird jedem Menschen<br />

erst werden, so Mein Tagewerk auf dieser Erde vollendet sein wird.<br />

Ich bin nun nur Sämann und lege das gute Weizenkorn in den<br />

lebendigen Acker eurer Herzen. Der Same wird da erst keimen und dann<br />

zur segensreichsten Fruchtbringung aufgehen; dann erst werdet ihr für<br />

euch selbst die Frucht auf eurem eigenen Lebensboden zu pflegen haben<br />

mit mancher Mühe und Selbstverleugnung! Wohl dem, <strong>der</strong> die Frucht, die


<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Jarah und ihre große Liebe<br />

29<br />

Ich in sein Herz gesät habe, rein und reichlichst in die von Mir in ihm<br />

errichteten Scheuern Meines Geistes bringen wird! Wahrlich, den wird es<br />

für<strong>der</strong> ewig we<strong>der</strong> hungern noch dürsten!<br />

Also, was du, Meine liebste Jarah, nun hast, ist nur <strong>der</strong> von Mir in dein<br />

Herz gelegte Same. Nach etlichen Jahren wird er als ein wogendes Saatfeld<br />

dastehen und allerlei Stürmen ausgesetzt sein; aber da heißt es dann<br />

kräftigst und volltrauigst durch Meinen Namen und durch große, sich selbst<br />

ganz verleugnende Liebe zu Mir das wogende Saatfeld vor den drohenden<br />

Stürmen bewahren, dass sie nicht zum ver<strong>der</strong>blichen Ausbruche kommen<br />

und zugrunde richten das herrliche Saatfeld, das Ich Selbst bestens bebaut<br />

habe! Denn ist über ein solches Feld einmal ein verheeren<strong>der</strong> Sturm<br />

ausgebrochen, da ist es nahe unmöglich, ihm einen Einhalt zu tun.<br />

Du wirst dich wohl noch auf die etlichen Wochen rückerinnern, wie Ich<br />

dir in Genezareth ein Gärtchen angelegt habe und habe es bestellt mit<br />

allerlei nützlichen Pflanzen!? Die Pflanzen wachsen gut und sehr üppig;<br />

aber das Gärtchen und die Pflanzen müssen gepflegt, das Unkraut, so es<br />

irgend aufschießt, muss ausgerottet werden, und so es sehr heiß und trocken<br />

wird, darf die Gießkanne nicht außer acht gelassen werden.<br />

Und siehe, ein ähnliches Gärtchen habe Ich auch in deinem Herzen<br />

angelegt und habe es reichlichst bestellt mit allerlei nützlichen Gewächsen;<br />

die Wartung und weitere Pflege dieses Gärtchens ist nun schon dir allein<br />

anheimgestellt. Habe alle Aufmerksamkeit und allen Fleiß auf die Wartung<br />

und Pflege dieses Gärtchens, so wirst du jüngst aus ihm eine reiche Ernte<br />

machen! - Verstehst du wohl dieses Bild?“ (Gr.Ev.Joh. Bd. 3; 210)<br />

Sagt die Jarah: „Ja, Herr, Du meine alleinige Liebe, ich verstehe es<br />

ganz, möchte aber darob wohl etwas traurig werden, weil ich noch so<br />

manche Stürme bis zur Ernte soll zu bestehen haben! Aber ich hoffe und<br />

glaube: Du wirst Deine arme Magd nicht zugrunde gehen lassen, so sie in<br />

einer Not zu Dir um Hilfe rufen wird; denn Du hast ja mein Flehen gehört<br />

und erhört, als ich Dich nicht gesehen und erkannt habe wie nun!“<br />

Sagte Jesus: „Alle, die Mich erkennen und anrufen im Herzen und<br />

vertrauen auf die Macht Meines Namens, werden ewig nie zu Schanden<br />

und Schaden kommen; des kannst du vollauf versichert sein!<br />

Im 38 Kap. des 7. Bandes nehmen wir Abschied von unserer<br />

Liebesperle. Jesus ist im Dialog mit <strong>der</strong> Helias, einer schönen jungen Jüdin<br />

armer Eltern. In <strong>der</strong> Herberge auf dem Ölberge erkennt sie den Herrn und<br />

erhält samt ihrer Familie große Wohltaten. Sie möchte gerne Jesus nach<br />

draußen begleiten, was aber Jesus ihr verwehrt.<br />

Sagt nun die Helias mit einer etwas trüben Stimme: „O Herr und<br />

Meister, warum darf denn ich nun nicht mit hinaus ins Freie? Und ich


30 Jarah und ihre große Liebe<br />

<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />

möchte doch gar so sehnlichst gerne immer in Deiner nächsten Nähe sein!“<br />

Sagt Jesus: „Das ist wahrlich gar sehr löblich von dir; aber du kannst<br />

auch ohne Meine Persönlichkeit stets in Meiner nächsten Nähe sein,<br />

wenn du Mir nur im Herzen nahe bist! Siehe, in Genezareth befindet sich<br />

auch ein gar liebliches Mägdlein, dessen Namen Jarah ist; die hat Meine<br />

Person schon beinahe ein ganzes Jahr lang nicht mehr gesehen, und<br />

dennoch ist sie Mir in ihrem Herzen noch um ein bedeutendes näher als du<br />

nun! Ich kann Mich in jedem Augenblick mit ihr besprechen, und sie<br />

vernimmt jedes Meiner Worte genaust in ihrem Herzen und richtet sich<br />

strenge danach. Tue du desgleichen, so wirst auch du gleich jener Jarah<br />

dich stets in Meiner nächsten Nähe befinden, und das auch dann, wenn Ich<br />

nicht mehr in diesem Leib und Fleisch auf dieser Erde umherwandeln<br />

werde! Verstehe solches und richte dein Leben danach ein, so wirst du das<br />

ewige Leben haben in dir!“<br />

Lasst uns dieses Liebesevangelium immer wie<strong>der</strong> in unseren Herzen<br />

bewegen, dann werden auch wir Jesus sehr nahe sein.<br />

Der Herr unter uns<br />

„Siehe, es war auf <strong>der</strong> Erde einmal ein großer und mächtiger Herr und<br />

Gebieter. Da es ihm darum zu tun war, seine Untertanen persönlich<br />

kennen zu lernen, verkleidete er sich oft zu einem ganz gewöhnlichen<br />

Menschen und besuchte sogar öfters als Bettler die Häuser beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong><br />

Reichen, die mit <strong>der</strong> Obsorge für die Armen von ihm aus betraut waren.<br />

Wohl denen, die er als Unerkannter in <strong>der</strong> von ihm gegebenen gesetzlichen<br />

Ordnung traf! Jedem aber war ein starkes Wehe vorbehalten, den er nicht<br />

in dieser Ordnung fand.<br />

Und siehe, <strong>der</strong> Herr des Himmels und aller Welten scheint ein<br />

Ähnliches zu tun. Freilich nicht in <strong>der</strong> Absicht, um Seine Menschen zu<br />

prüfen und daraus erst zu ersehen, wie sie beschaffen sind, son<strong>der</strong>n um<br />

ihnen Gelegenheit zu geben, sich selbst zu prüfen, wozu Er ihnen durch<br />

Seine Liebe und Weisheit handgreiflich Gelegenheit gibt.<br />

Aber ich möchte beinahe auch hier sagen: Wehe jenen, die durch ihren<br />

Eigensinn, durch ihre absichtliche Blindheit und Stumpfheit Ihn bezüglich<br />

Seiner Langmut auf eine zu empfindliche Probe stellen!“<br />

(Jakob <strong>Lorber</strong> - Von <strong>der</strong> Hölle bis zum Himmel Bd. 1 Kap. 147,10)


<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Himmlische und irdische Liebe<br />

31<br />

Himmlische und irdische Liebe<br />

„Die erste Bedingung alles Seins ist und bleibt ewig die Liebe – aber<br />

wohlgemerkt, die rechte Liebe nur, wie Ich, als die Ewige Liebe Selbst, sie<br />

alle Menschen gelehrt und uranfänglich jedem Menschen für sich selbst in<br />

das Herz gelegt habe. So jemand diese wahre Liebe in seinem Herzen<br />

auszubilden sucht nach Meiner Lehre, dann wandelt er den vollkommen<br />

rechten Weg zur wahren Wie<strong>der</strong>geburt seines Geistes.<br />

Hat jemand diese erreicht, so hat er auch das eigentliche, wahre Ziel<br />

seines Lebens erreicht. – Um aber dieses allerwichtigste Ziel zu erreichen,<br />

muss man auf dem Bildungswege seines Herzens recht sehr behutsam sein<br />

und muss sich bei je<strong>der</strong> Neigung seines Herzens fragen, ob in solch einer<br />

Neigung nicht irgend etwas vom bösen Samen <strong>der</strong> Eigenliebe neben <strong>der</strong><br />

rechten Liebe enthalten ist.<br />

Rechte Liebe ist durchgehends leidenschaftslos. Sie ergreift wohl alles<br />

mit <strong>der</strong> größten Macht und Kraft und lässt, was sie einmal ergriffen, ewig<br />

nimmer aus. Aber dessen ungeachtet ist solcher wahren Liebe Wirken<br />

durchgehends ein überaus sanftes, begleitet von <strong>der</strong> größten Duldsamkeit.<br />

Das Wirken <strong>der</strong> Eigenliebe, obschon an und für sich höchst<br />

ohnmächtig, tritt aber nur zu bald als ein Handeln auf, dass da sogleich<br />

alles zerstören möchte, was ihm ungünstig in den selbstsüchtigen Weg<br />

treten möchte. Und dieses Benehmen ist eben die Leidenschaftlichkeit, die<br />

da in <strong>der</strong> Eigenliebe zuhause ist.<br />

Daher, wie gesagt, muss je<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Bildung seines Herzens sehr<br />

behutsam sein, ob dasselbe wohl mit wahrer Liebe o<strong>der</strong> ob mitunter auch<br />

mit kleinen Portionen von Eigenliebe genährt wird. – Und eben darauf<br />

musst auch du recht sehr bedacht sein, so du ehestens den wahren<br />

Geburtstag deines Geistes erleben willst.<br />

Siehe, Menschenliebe ist wohl gut und recht, wenn man die Menschen<br />

liebt, weil sie Menschen sind, und nicht Unterschiede macht – außer<br />

insofern, ob jemand zufolge seines geistigen Standpunktes Mir näher o<strong>der</strong><br />

ferner ist. Denn da ist ein Unterschied gerecht. Es kann ja niemand zwei<br />

Herren dienen, d.h. einem guten und einem schlechten zugleich! – Aber<br />

irgendwie aus weltlichen Gründen entstandene Bevorzugung wegen<br />

gewisser weltlicher Würden und Werte des Menschen ist schon<br />

Eigenliebe, weil das Herz darin am Ende, wenn schon ganz heimlich, aber<br />

dennoch sicher seine eigene Erhöhung sucht. Und wo ein solches<br />

Bestreben, wenn auch noch so leise, sich kundgibt, da ist schon nicht mehr<br />

die Demut, son<strong>der</strong>n ein in solcher Liebe versteckter Hochmut die<br />

Triebfe<strong>der</strong> <strong>der</strong> sittlichen Bewegung des Herzens.<br />

Wenn daher dein Herz etwas ergreift, so frage du allezeit, ob damit


32 Himmlische und irdische Liebe<br />

<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />

nicht dein irdisches, <strong>der</strong> so genannten höheren Welt untergeordnetes<br />

Ehrgefühl in Anspruch genommen wird. Findet dieses bei einem<br />

Unternehmen deines Herzens seine Sättigung, so ist das schon ein<br />

Zeichen <strong>der</strong> Eigenliebe, die sich auf dem Bildungswege deines Herzens<br />

wie ein arger Buschklepper hinter einem Dickichte gelagert hat und mit<br />

<strong>der</strong> Weile als ein geheimer Abgesandter <strong>der</strong> Hölle alles Edle ver<strong>der</strong>ben<br />

will.<br />

Denn die Eigenliebe ist selbst in ihren unscheinbarsten Vorkommnissen<br />

nichts als ein böser Same, den <strong>der</strong> Feind des Lebens unter den edlen<br />

Weizen streut, damit dieser in seinem Emporkeimen verkümmert o<strong>der</strong><br />

womöglich wohl auch ganz und gar vernichtet werde.<br />

Daher muss man bei <strong>der</strong> Liebe <strong>der</strong> Menschen sorgfältig prüfen und das<br />

Herz in einem fort fragen: Warum liebst du diesen und jenen, diese und<br />

jene, o<strong>der</strong> auch (bei Sachen) dieses und jenes?<br />

Wird dabei das Herz aus <strong>der</strong> Demut antworten, dann ist die Liebe recht<br />

und führt dich <strong>der</strong> geistigen Vollendung zu. – Antwortet das Herz aber aus<br />

einer angestammten weltlichen Eitelkeit heraus, dann ist die Liebe nicht<br />

mehr Liebe, son<strong>der</strong>n eitle Selbstsucht nur, die wohl zum Scheine mit dem<br />

Lämmergewande <strong>der</strong> Liebe angetan, inwendig aber nur ein reißen<strong>der</strong> Wolf<br />

ist, <strong>der</strong> am Ende alles Edle im Herzen zerreißt und den Geist, wo möglich,<br />

zu erdrücken strebt.<br />

Ich gebe dir diese kleine, aber dabei dennoch überaus wichtige Lehre<br />

und wahre Lebensregel als dein überaus guter Vater wie einen guten<br />

Zehrpfennig auf deiner irdischen Lebensreise, auf dass du mit sorglicher<br />

Benützung desselben gar leicht das eigentliche und wahre Ziel deiner<br />

irdischen Lebensreise erreichen kannst.<br />

Hast du dieses erreicht, dann erst wirst du in aller Fülle einsehen, wie<br />

endlos gut Der ist, <strong>der</strong> dir nun dieses Wörtlein zu deinem leiblichen<br />

Geburtstage gibt, auf dass du desto eher den Geburtstag deines Geistes<br />

erreichen möchtest.<br />

Liebe Mich über alles, wie Ich dich über alles liebe, und lass dein<br />

Herz nicht verblenden von <strong>der</strong> Welt, so wirst du einen leichten und sanften<br />

Weg zu wandeln haben! Das sage dir Ich, dein guter Vater! Amen.<br />

(Himmelsgaben Bd. 2, 48.03.12,1-14)<br />

„Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe<br />

treibt nicht Mutwillen, sie blähet sich nicht, sie stellet sich nicht<br />

ungebärdig, sie suchet nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie<br />

rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht <strong>der</strong> Ungerechtigkeit, sie<br />

freut sich aber <strong>der</strong> Wahrheit; 7 sie verträgt alles, sie glaubet alles, sie<br />

hoffet alles, sie duldet alles.“ (1. Kor. 13,5-7)


<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> ER wird kommen, zu richten<br />

33<br />

„ER wird kommen, zu richten<br />

die Lebenden und die Toten“<br />

Jochen Stübner<br />

Diese Worte aus dem apostolischen Glaubensbekenntnis werden in<br />

je<strong>der</strong> christlichen Kirche und in jedem ihrer Gottesdienste gebetet, obwohl<br />

<strong>der</strong> Glaube daran sich im Laufe <strong>der</strong> vergangenen fast 2000 Jahre sehr<br />

verän<strong>der</strong>t hat. Die Christen <strong>der</strong> ersten Zeit rechneten fest damit, dass sie es<br />

selbst erleben würden, wie Paulus es auch bekennt: „Er wird<br />

wie<strong>der</strong>kommen vom Himmel, danach wir, die wir leben und übrig bleiben,<br />

werden zugleich mit ihnen hingerückt werden.“ (1. Thess. 4,16f) Hatte Jesus<br />

ihnen doch versprochen: „Nur eine kurze Zeit, so werdet ihr mich<br />

sehen.“ (Joh. 16,16)<br />

Nun ist die früher so heiß ersehnte Ankunftserwartung mehr und mehr<br />

verblasst. Der Glaube daran ist weitgehend von Aufklärung und historisch<br />

kritischer Exegese entmythologisiert. Bei nicht wenigen Priestern, nicht<br />

nur <strong>der</strong> Juden, die ihren Messias noch immer erwarten, gibt es zunehmend<br />

solche, die darüber lächeln und etwas murmeln, was nach Mythos und<br />

alten Geschichten klingt. Sie weisen darauf hin, dass <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne Mensch<br />

sich auf den Boden <strong>der</strong> Wirklichkeit stellen müsse und keinen Phantasien<br />

nachlaufen dürfe - und schizophren deklamieren sie nach wie vor ihr<br />

apostolisches Glaubensbekenntnis.<br />

Aber was wäre, wenn ER tatsächlich käme? Ich bin sicher, die<br />

nichtchristlichen Kirchen und die weltlichen Herrscher würden alles tun<br />

ihn zu hin<strong>der</strong>n.<br />

Und unsere christlichen Kirchen? Was würden sie wohl tun? Ob sie ihn<br />

überhaupt erkennen wollten und ihn willkommen hießen, wenn er<br />

tatsächlich käme?<br />

Die Geschichte vom Großinquisitor fiel mir ein. Der russische Dichter<br />

Fjodor Michailowitsch Dostojewskij schrieb sie in seinem Roman: „Die<br />

Brü<strong>der</strong> Karamasoff“ nie<strong>der</strong>. Nun nehme ich an, dass im Zeitalter von<br />

Rundfunk und Fernsehen kaum noch jemand Lust verspürt, die über<br />

tausend Seiten dieses großartigen Werkes zu studieren. So habe ich die<br />

betreffenden Passagen herausgezogen. Ich übernahm den Text ganz<br />

unverän<strong>der</strong>t, nur etwas gekürzt. Selbst setzte ich lediglich eine kleine<br />

Einführung voran und am Schluss ein Nachwort.<br />

Einführung: In <strong>der</strong> folgenden Betrachtung geht es um zwei Söhne des<br />

Karamasoff, Alexan<strong>der</strong>, liebevoll Alescha genannt, und Ivan, den etwa<br />

drei Jahre älteren Bru<strong>der</strong>. Beide sind gerade erst erwachsen, so um die 20<br />

bis 25 Jahre, aber es gibt kaum einen größeren Gegensatz. Alescha lebt aus


34 ER wird kommen, zu richten<br />

<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />

<strong>der</strong> Seele, feinfühlig, sanftmütig, allem in Liebe, und <strong>der</strong> Kirche so<br />

bedingungslos ergeben, dass er als Mönch ins Kloster ging. Ivan dagegen<br />

ist, wie wir heute sagen würden, ein Macho, dem sinnlichen Leben<br />

zugeneigt, sehr intelligent, betonter Atheist, doch im Innern voller, nach<br />

außen hin geleugneter Zweifel. Beide sind sich weit über das bei Brü<strong>der</strong>n<br />

übliche Maß hinaus zugetan. Bei ihren Gesprächen provoziert oft schon<br />

die Kutte des Mönchs, dass Gott und als Gegensatz die Welt, ihre<br />

bevorzugten Themen sind. Dies musste ich vorausschicken, weil es dazu<br />

führt, dass <strong>der</strong> Gottesleugner Ivan eine von ihm erfundene Geschichte,<br />

eben die vom Großinquisitor erzählt:<br />

„Die Handlung spielt im sechzehnten Jahrhun<strong>der</strong>t, zur Zeit <strong>der</strong><br />

Inquisition und <strong>der</strong> Ketzerverbrennungen. Fünfzehn Jahrhun<strong>der</strong>te sind<br />

schon vergangen, da Er, Jesus, die Verheißung gab, und seit sein Prophet<br />

von Ihm schrieb, Er werde wie<strong>der</strong>kommen.<br />

Die Menschheit erwartet Ihn mit <strong>der</strong>selben Sehnsucht wie vordem,<br />

sogar mit noch innigerem Glauben, denn fünfzehn Jahrhun<strong>der</strong>te sind es<br />

auch seit eben jener Zeit, dass <strong>der</strong> Himmel aufhörte, den Menschen<br />

sichtbare Unterpfande zu geben.<br />

In Ivans Geschichte war Sein Wie<strong>der</strong>kommen natürlich nicht jenes<br />

Herabsteigen am Ende aller Zeiten in seinem ganzen himmlischen Ruhm,<br />

wie ein Blitz, <strong>der</strong> leuchtet vom Osten zum Westen. Nein, hier wird<br />

geschil<strong>der</strong>t, dass es Ihn verlangte, wenn auch nur für einen Augenblick,<br />

Seine Kin<strong>der</strong> zu besuchen, und eben dort, wo gerade die Scheiterhaufen<br />

<strong>der</strong> Ketzer prasselten. In Seinem maßlosen Mitleid kommt er noch einmal<br />

zu dem Volke in <strong>der</strong>selben menschlichen Gestalt, in <strong>der</strong> Er vor<br />

fünfzehnhun<strong>der</strong>t Jahren dreiunddreißig Jahre lang unter den Leuten<br />

wandelte. Er schreitet hinab zu den heißesten Plätzen <strong>der</strong> südlichen Stadt<br />

Sevilla, in <strong>der</strong> gerade erst tags vorher auf einen herrlichen Autodafe in<br />

Gegenwart des Königs, des Hofs, <strong>der</strong> Ritter, Kardinäle und <strong>der</strong><br />

lieblichsten Damen vom Hofe, in Gegenwart von zahllosen Bewohnern<br />

Sevillas durch den Kardinal-Großinquisitor fast ein ganzes Hun<strong>der</strong>t<br />

Ketzer auf einmal verbrannt worden war, - ad majorem gloriam Dei -.<br />

Er kam still daher, unbemerkt - und seltsam: alle erkennen Ihn! Mit<br />

unwi<strong>der</strong>stehlicher Gewalt drängt sich das Volk zu Ihm, es wächst um Ihn<br />

herum und folgt seinen Schritten. Schweigend wandelt Er unter ihnen mit<br />

dem stillen Lächeln unendlichen Mitgefühls. Die Sonne <strong>der</strong> Liebe brennt<br />

in Seinem Herzen, Strahlen von Licht und Kraft fließen aus Seinen Augen,<br />

strömen über die Masse hin und entzünden aller Herzen in Gegenliebe. Er<br />

streckt die Hände nach ihnen aus. Er segnet sie, und von Seiner<br />

Berührung, ja vom Saume Seines Gewandes geht heilende Kraft aus.


<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> ER wird kommen, zu richten<br />

35<br />

Und siehe! In <strong>der</strong> Menge ein Greis, blind von Kindestagen an, ruft Ihm<br />

zu: „Herr, heile mich, und auch ich werde Dich schauen!“ Da fällt es dem<br />

Blinden wie Schuppen von den Augen und er sieht Ihn. Das Volk weint und<br />

küsst die Erde, über welche Er schreitet. Sie jauchzen Ihm zu: ‚Hosianna!<br />

Das ist Er! Das ist Er selber! Das muss Er sein, das ist niemand an<strong>der</strong>s<br />

als Er!‘<br />

An <strong>der</strong> Pforte des Domes bleibt Er stehen, gerade in dem Augenblick,<br />

als unter Weinen und Klagen ein offener, kleiner, weißer Kin<strong>der</strong>sarg<br />

herein getragen wird. In ihm liegt ein siebenjähriges Mädchen, das einzige<br />

Töchterchen eines angesehenen Bürgers. Das tote Kind ist ganz in Blumen<br />

gebettet.<br />

„Er wird dein Kind erwecken!“, so ruft man aus <strong>der</strong> Menge <strong>der</strong> Mutter<br />

zu. Der Geistliche, <strong>der</strong> dem Sarg entgegen schreitet, bleibt stehen und<br />

blickt ratlos umher. Da wirft sich die Mutter des toten Kindes schluchzend<br />

Ihm zu Füßen:<br />

‚Wenn Du es bist, so erwecke mein Kind!‘ so ruft sie aus und erhebt<br />

bittend die Hände zu Ihm. Der Zug hält an, <strong>der</strong> Sarg wird in <strong>der</strong> Vorhalle<br />

nie<strong>der</strong> gestellt zu Seinen Füßen. Er schaut in Mitleid auf das Kind und<br />

Seine Lippen sprechen leise: „Talithe kumi! Stehe auf, meine Tochter!“<br />

Das Mädchen erhebt sich im Sarge, es setzt sich aufrecht und blickt<br />

lächelnd umher aus weit geöffneten, erstaunten Äuglein. In seinen Händen<br />

hält es den Strauß weißer Rosen, mit dem es im Sarge lag.<br />

Und das Volk steht bestürzt und schreit und schluchzt - und da, gerade<br />

in diesem Augenblick, schreitet über den Platz an <strong>der</strong> Kathedrale vorüber<br />

<strong>der</strong> Kardinal-Großinquisitor. Ein fast neunzigjähriger Greis, groß und<br />

aufrecht, mit vertrocknetem Gesicht und tief liegenden Augen, daraus<br />

immer noch Funken sprühen. Nicht im prächtigen Kardinalsgewand<br />

kommt er gegangen, wie gestern, da man die Feinde des römischen<br />

Glaubens verbrannte vor allem Volke - nein, heute umhüllt ihn seine grobe<br />

Mönchskutte. Ihm folgen in einiger Entfernung seine finsteren Gehilfen,<br />

seine Diener und die ‚heilige Hermandad’ (Bru<strong>der</strong>schaft). Er bleibt vor<br />

<strong>der</strong> Masse stehen und beobachtet von ferne. Er sah alles, sah, wie man den<br />

Sarg Ihm zu Füßen stellte, sah, wie das Mägdlein erwachte und sein<br />

Gesicht verfinsterte sich. Er verzieht die buschigen Brauen. Unheilvoll<br />

leuchtet sein Blick. Er streckt den Finger aus und gebietet <strong>der</strong> Wache, Ihn<br />

festzunehmen.<br />

Und so groß ist seine Macht, so unterwürfig und angstvoll gehorsam<br />

das Volk, das die Menge unverzüglich auseinan<strong>der</strong>weicht vor den<br />

Häschern. Und die legen unter plötzlicher Grabesstille Hand an Ihn und<br />

führen Ihn ab.


36 ER wird kommen, zu richten<br />

<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />

Und sogleich beugt sich die Menge wie ein Mann mit dem Haupte zur<br />

Erde vor dem greisen Inquisitor. Der segnet schweigend das Volk und geht<br />

vorüber. Die Wache führt den Gefangenen in ein enges, finsteres<br />

Gefängnisgewölbe im alten Bau des Heiligen Gerichts und schließt Ihn<br />

dort ein. Der Tag verrinnt, die finstere, heiße leblose Nacht von Sevilla<br />

bricht herein.<br />

Da - im tiefen Dunkel - öffnet sich plötzlich die Eisenpforte des<br />

Kerkers, und mit einem Lichte in <strong>der</strong> Hand tritt langsam <strong>der</strong> greise<br />

Großinquisitor hinein. Er ist allein. Die Tür fällt hinter ihm ins Schloss. An<br />

<strong>der</strong> Schwelle bleibt er stehen und blickt lange - eine Minute o<strong>der</strong> zwei -<br />

Ihm ins Gesicht. Endlich tritt er leise hinzu, stellt die Kerze auf den Tisch<br />

und spricht zu Ihm:<br />

„Das bist Du? Du?“ und da er keine Antwort erhält, so fügt er rasch<br />

hinzu: „Antworte nicht! Schweige! Ja, und was könntest Du auch<br />

antworten? Ich weiß nur zu gut, was Du sagen wirst. Auch hast Du gar<br />

kein Recht, irgendetwas dem zuzufügen, was Du damals sagtest! Weshalb<br />

bist Du gekommen uns zu stören? Denn Du bist gekommen uns zu stören.<br />

Das weißt Du selber. Aber weißt Du auch, was morgen sein wird?<br />

Ich weiß nicht, wer Du bist, und will das gar nicht wissen. Ob Du es<br />

aber selber bist o<strong>der</strong> nur ein Doppelgänger von Ihm. Morgen werde ich<br />

Dich verurteilen, und ich werde Dich auf dem Scheiterhaufen verbrennen<br />

wie den schlimmsten Ketzer.<br />

Und dasselbe Volk, das heute Dir die Füße küsste, wird morgen auf<br />

einen Wink von mir herbeistürzen und Kohlen zusammenscharren für<br />

Deinen Scheiterhaufen, weißt Du das? Ja, Du weißt das vielleicht!“ fügte<br />

er hinzu in tiefem Nachdenken, unverwandt den Blick auf seinen<br />

Gefangenen gerichtet.<br />

Aber dieser schweigt. Er blickt auf Ihn und spricht kein einziges Wort.<br />

Der Greis sagt Ihm, dass er auch gar kein Recht habe, irgendetwas<br />

dem zuzufügen, was Er schon vorher verkündet habe:<br />

„Alles ist von Dir dem Papste übergeben worden und alles ist demnach<br />

jetzt beim Papste, Du aber komme überhaupt nicht mehr, störe wenigstens<br />

nicht vor <strong>der</strong> Zeit!<br />

Nein, Du hast kein Recht dazu. Du darfst nichts hinzufügen dem, was<br />

schon früher gesagt wurde. Du würdest sonst den Menschen die Freiheit<br />

rauben, für die Du so eintratest damals, als Du noch auf Erden wandeltest.<br />

Alles was Du neu verkünden würdest, müsste ja wie ein Wun<strong>der</strong><br />

erscheinen und wäre darum ein Attentat auf die Glaubensfreiheit <strong>der</strong><br />

Menschen; die aber war Dir teurer als alles an<strong>der</strong>e. Schon damals, vor<br />

eineinhalbtausend Jahren, - hast Du nicht damals oft gesprochen: ‚Ich will


<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> ER wird kommen, zu richten<br />

37<br />

euch frei machen!‘ Aber jetzt hast Du diese freien Menschen gesehen!“ -<br />

spricht <strong>der</strong> Greis nachdenklich lächelnd und fährt dann fort mit einem<br />

strengen Blick auf Ihn: „Ja, das ist uns teuer zu stehen gekommen! Wir<br />

haben es aber dennoch zu Ende geführt und in Deinem Namen.<br />

Fünfzehn Jahrhun<strong>der</strong>te quälten wir uns mit dieser Deiner Freiheit, jetzt<br />

aber ist es aus damit, aus für immer! Du glaubst das nicht? Du blickst<br />

freundlich auf mich und würdigst mich nicht einmal deines Unwillens?<br />

So wisse denn, jetzt und eben jetzt sind diese Menschen mehr als je<br />

davon überzeugt, dass sie völlige Freiheit genießen. Und dabei haben sie<br />

uns selber ihre Freiheit ergeben zu Füßen gelegt.<br />

Du gabst uns das Recht, zu binden und zu lösen, und Du kannst schon<br />

gar nicht mehr daran denken, uns dieses Recht wie<strong>der</strong> zu nehmen. Wozu<br />

bist Du dann aber gekommen, uns zu stören?<br />

Und wir werden ihnen sagen, dass sie Dir gehorchen, und werden in<br />

Deinem Namen herrschen über sie, und so wird es sein: Unser Reich wird<br />

kommen. Morgen noch wirst Du sehen, wie diese gehorsame Herde auf<br />

einen Wink von mir herbeistürzen wird, Kohlen zu schaufeln für den<br />

Scheiterhaufen, auf dem ich Dich verbrennen werde, weil Du gekommen<br />

bist, uns zu stören. Denn wer verdient wohl eher den Scheiterhaufen von<br />

unserer Hand als Du? Morgen werde ich Dich verbrennen! Dixi!“<br />

Als <strong>der</strong> Inquisitor geendet hatte, wartete er eine Weile, was sein<br />

Gefangener ihm antworten werde. Dessen Schweigen lastete auf ihm. Der<br />

Gefangene hatte ihn die ganze Zeit über angehört, durchdringend und still<br />

ihm gerade in die Augen schauend und offenbar ohne jedes Verlangen,<br />

irgendetwas zu entgegnen.<br />

Der Greis aber hätte gewünscht, Er möchte ihm etwas sagen, sei es<br />

auch etwas Bitteres, etwas Furchtbares. Er aber nähert sich dem Greise<br />

und küsst ihn schweigend auf die blutlosen neunzigjährigen Lippen. Der<br />

Greis erzittert. Irgendetwas regt sich in seinen Mundwinkeln. Er geht zur<br />

Türe, öffnet sie und spricht zu Ihm: „Geh! und komm nicht wie<strong>der</strong>, komm<br />

überhaupt nicht mehr, niemals, niemals!“<br />

Und er lässt Ihn hinaus in die dunklen Gassen <strong>der</strong> Stadt. Der<br />

Gefangene geht. Sein Kuss aber brennt im Herzen des Greises - und doch<br />

blieb er bei dem, was er gesagt hatte.“<br />

Nachwort: Was ich bis hierher dem Roman Dostojewskijs entnommen<br />

habe, das ist, stark gekürzt, die Geschichte, die <strong>der</strong> Atheist dem Mönch<br />

erzählte. Im Buch steht vieles mehr von dem dramatischen Monolog in<br />

temperamentvoll-spannen<strong>der</strong> Rede, in <strong>der</strong> sowohl <strong>der</strong> Erzähler, als auch<br />

<strong>der</strong> Inquisitor zwischen den Zeilen erkennen lassen, dass es ja keine<br />

Lästerung, im Gegenteil ein Lobgesang auf Jesus ist.


38 ER wird kommen, zu richten<br />

<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />

Worauf ich hinaus will, ist <strong>der</strong> Gegensatz zwischen dem ‚Beharren auf<br />

dem, was gesagt war‘ einerseits und dem ‚Geh und komm niemals wie<strong>der</strong>‘<br />

an<strong>der</strong>erseits. Es geht mir hier ergänzend noch um etwas an<strong>der</strong>es, nämlich<br />

um die Behauptung, die damals wie heute eine ebenso beharrliche<br />

Aussage <strong>der</strong> Kirche bestimmt: ‚Gott schweigt‘.<br />

Fünfzehn Jahrhun<strong>der</strong>te sind vergangen, seit <strong>der</strong> Himmel aufhörte, den<br />

Menschen sichtbare Unterpfand zu geben. So, wie Iwan dies sagte, so ist<br />

es nach Ansicht <strong>der</strong> Kirche noch heute, inzwischen schon seit fast zwanzig<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ten. Es ist wie ein beherrschen<strong>der</strong> Lehrsatz. Wie an<strong>der</strong>s sollten<br />

Briefe verstanden werden, die ich unter an<strong>der</strong>en von sehr einflussreichen<br />

evangelischen Kirchenmännern vorliegen habe, wo sie es fast wörtlich<br />

übereinstimmend sagen : ‚...dass es einer Offenbarung nicht bedarf, da wir<br />

die Offenbarung Gottes in Christus als ein für allemal gültige Offenbarung<br />

haben... o<strong>der</strong> ...Ich bin <strong>der</strong> Überzeugung, dass ich Neuoffenbarungen aller<br />

Art im Hinblick auf die Aussage <strong>der</strong> Bibel sehr skeptisch sehen muss.<br />

Nach meiner Ansicht hat sich Gott in Jesus Christus vollkommen offenbart<br />

- und weitere Offenbarungen sind demnach nicht nötig.‘<br />

Christus wurde von <strong>der</strong> herrschenden Kirche gekreuzigt, die Propheten<br />

wurden erschlagen. Heute herrscht die Kirche nicht mehr, kann also nicht<br />

mehr kreuzigen, nicht erschlagen und nicht verbrennen. Dennoch hat sie<br />

Mittel und Wege, das Wort am Wirken zu hin<strong>der</strong>n. Namen werden<br />

achtungsvoll genannt: Hildegard von Bingen (1098-1179), Mechthild von<br />

Magdeburg, (1212-1280), Meister Eckhart (1260-1327) und seine Schüler<br />

Heinrich Seuse (1295-1366) und Johannes Tauler (1300-1361), Jakob<br />

Böhme (1572-1624), Emanuel Swedenborg (1688-1772). Sie verschwinden<br />

im Bücherschrank, Fatima wird ängstlich verdrängt, Jakob <strong>Lorber</strong><br />

(1800-1864) gar nicht erst zur Kenntnis genommen.<br />

Darf ich es so sehen: „Ich will gar nicht wissen, ob Du es bist. Geh und<br />

komme niemals wie<strong>der</strong>, niemals.“<br />

„So wachet nun,<br />

da ihr nicht wisset, zu welcher Stunde euer Herr kommt!<br />

Darum seid auch ihr bereit!<br />

Denn des Menschen Sohn kommt zu <strong>der</strong> Stunde,<br />

da ihr es nicht meinet.“<br />

(Mt. 24,42+44)


<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Christus in uns<br />

39<br />

Christus in uns<br />

Sebastian Franck (1499-1542)<br />

Christus ist nicht, weil er außer uns ist und von ferne angebetet wird,<br />

gerühmt. Er muss in unserem Herzen lebendig werden und muss in uns<br />

mit unserer Seele vereint werden, damit er in uns herrschen und das<br />

Wort in uns wie in ihm Fleisch werden kann. Dann erst ist Christus in<br />

uns geboren, dann erst ist er das Wort in uns, ist er unser Leben.<br />

Christus im Fleische außer uns, ja Gott selbst außer uns ist nichts nütz.<br />

Die Arznei muss, wenn sie heilen soll, eingenommen werden, außer uns<br />

wirkt sie nicht. Ein gleiches gilt von Christus, von Gott und vom Reiche<br />

Gottes. Das Wort muss in uns lebendig werden, auf dass wir eins und ein<br />

Christus mit ihm werden, <strong>der</strong> darum unser Fleisch geworden ist, dass er's<br />

vergeistige und in sich ziehe, auf dass wir sein Fleisch und Blut würden.<br />

Das nennt die Schrift: Christum in unsere Seele nehmen im Glauben und<br />

Geist, in ihn versetzt und verwandelt werden.<br />

Das Reich Christi besteht durchaus nicht in äußerlichem Wesen,<br />

Zeremonien, Pomp und Titeln, we<strong>der</strong> im Raum noch in <strong>der</strong> Zeit, son<strong>der</strong>n<br />

frei im Geiste und Glauben in uns und nicht außer uns, wie Christus<br />

spricht: „Das Reich Gottes ist inwendig in euch!“<br />

Wahres Christentum ist darum Cristustum: Reinheit des Herzens,<br />

gotterfülltes Leben, Gerechtigkeit, schrankenlose Liebe und<br />

unerschütterliche Gläubigkeit und Gottgewissheit. Daher hatten die ersten<br />

Christen keine Tempel, weil sie Christum in sich trugen. Erst als <strong>der</strong><br />

Glaube verfiel, entstanden Tempel, Zeremonien und Bekenntnisse.<br />

Gott, <strong>der</strong> ein Geist ist, achtet <strong>der</strong> äußerlichen Übungen nicht, son<strong>der</strong>n<br />

sieht allein auf ein gelassenes, ihm hingegebenes Herz. Christus lehrt uns,<br />

wie wir zu ihm kommen sollen. Und auch <strong>der</strong> heilige Cato lehrt: Ist Gott<br />

Geist, so ehrt ihn mit dem Geiste, mit dem, was er ist. Wer auf das innere<br />

Wort Gottes in seinem Herzen acht hat und auf das Licht, das in ihm<br />

entzündet ist, <strong>der</strong> wird vor Freude und Seligkeit in seinem Herzen<br />

entbrennen und durch sein Sein und Tun vom Christus in ihm und von<br />

Gott zeugen, dass es selbst ein Gottloser nicht übersehen kann.<br />

Eben darum nennt Christus sich selbst und die Seinen nicht Lehrer und<br />

Meister, son<strong>der</strong>n Zeugen, die von <strong>der</strong> Gegenwart Gottes und <strong>der</strong> Wahrheit,<br />

die Gott im gelassenen Menschen und durch ihn kündet, Zeugnis geben -<br />

und eben dadurch überzeugen.<br />

„Der, <strong>der</strong> in euch ist, ist größer als <strong>der</strong>, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Welt ist.“<br />

(1. Joh. 4,4)


40 Christus spricht im Innern<br />

<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />

Christus spricht im Innern zur gläubigen Seele<br />

Thomas von Kempen (1380-1471)<br />

„Ich will hören, was Gott, <strong>der</strong> Herr, in mir spricht“ (Ps. 85,9).<br />

Selig die Seele, die Gottes Stimme in sich vernimmt und aus seinem<br />

Munde ein Wort des Trostes empfängt.<br />

Selig die Ohren, die offen sind „für das leise göttliche Flüstern“ (vgl.<br />

Hiob 4,12), von den Geräuschen dieser Welt aber nichts auffangen.<br />

Ja, selig die Ohren, die sich <strong>der</strong> Stimme von draußen nicht öffnen,<br />

dafür aber nach innen lauschen, wo die Wahrheit lehrt.<br />

Selig die Augen, die, dem Äußeren verschlossen, ihre Blicke nach<br />

innen richten.<br />

Selig, die da eindringen in die innere Welt und täglich in<br />

wachsendem Eifer bemüht sind, die himmlischen Geheimnisse zu<br />

erfassen, indem sie sich durch Übungen dazu bereiten.<br />

Selig, die alles, was sie an die Welt fesselt, abschütteln, um sich dann<br />

ganz Gott hinzugeben.<br />

Bedenke das, meine Seele, und schließe die Tore deiner Sinne, damit<br />

du zu hören vermagst, was <strong>der</strong> Herr, dein Gott, in dir spricht.<br />

Dein Geliebter spricht: „Dein Heil bin ich“ (Ps. 35,3), dein Friede und<br />

dein Leben. Halte dich an mich, und du wirst Frieden finden. Lass alles<br />

Vergängliche, suche das Ewige!<br />

Was sind alle zeitlichen Dinge an<strong>der</strong>s als eine Verführung? Und was<br />

nützen alle Geschöpfe, wenn du vom Schöpfer verlassen bist?<br />

Lös dich also von allem los, und schenke dich willig und treu deinem<br />

Schöpfer, und du wirst imstande sein, zur wahren Glückseligkeit zu<br />

gelangen. (Von <strong>der</strong> Nachfolge Christi, Buch 3 Kap. 1)<br />

Die Selbstprüfung vor Gott<br />

Christoph Blumhardt (1842-1919)<br />

„Das Gebet ist kein Zwangsmittel, mit dem wir den lieben Gott<br />

zwingen können, uns zu bedienen. Wir sollten vielmehr schüchtern werden<br />

im Gebet, als unartige Kin<strong>der</strong>; denn was hat <strong>der</strong> liebe Gott an uns?<br />

Viele meinen, <strong>der</strong> liebe Gott müsse noch froh sein, wenn sie ihn<br />

überhaupt zur Hilfe haben wollen in ihren Wünschen, und wenige<br />

besinnen sich, ob sie auch das Recht haben, alles nur geschwind von Gott<br />

zu erwarten für sich.


<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Des Vaters Sehnen nach Seinen Kin<strong>der</strong><br />

41<br />

Es wäre aber ein viel besseres Gebet, wenn man sich besinnen würde,<br />

warum wir in so viel Not stecken bleiben. Wir haben die Schuld, und nicht<br />

Gott. Und nicht am Beten fehlt's, son<strong>der</strong>n an <strong>der</strong> rechten Haltung zu<br />

Gott.<br />

Wir tun immer, als ob alles in Ordnung wäre, wenn wir nur beten. Aber<br />

nach unserem Beten fragt Gott nichts, wenn wir nicht an<strong>der</strong>e Leute werden<br />

wollen. Wo das Reich Gottes hinreicht, da ist Gottes Hilfe; stehen wir aber<br />

draußen, so haben wir nichts zu erwarten.“<br />

Des Vaters Sehnen nach Seinen Kin<strong>der</strong>n<br />

Georg Riehle (1872-1962)<br />

Ich schaute vor Jahren einmal ein Bild, da waren die höchsten<br />

himmlischen Würdenträger versammelt. Da sah ich, wie unser guter<br />

herrlicher Vater so bitterlich weinte. Sein Angesicht war ganz zerflossen.<br />

Da sprachen die Erzengel: „Vater, liebster, bester Vater, warum weinst<br />

Du so bitterlich?“<br />

Und Er zeigte zur Erde: „Was soll Ich nun noch tun? Alles habe Ich<br />

schon getan. Ich sandte Meine Engel auf die Erde, dass sie Meine Kin<strong>der</strong><br />

zur Umkehr bewegen sollten. Ich ging Selbst zur Erde, Ich verließ alle<br />

Herrlichkeiten, um bei Meinen Kin<strong>der</strong>n zu sein. Ich zeigte ihnen den Weg<br />

<strong>der</strong> Liebe durch Meinen Lebenswandel. Ich ließ allen das Evangelium<br />

verkünden und heute haben sie Mich fast alle verlassen, was soll Ich noch<br />

tun?“<br />

Da sprachen die hohen Würdenträger: „O Vater, du liebster, guter,<br />

bester Vater, o erfülle uns unsere Bitte, o lass uns zur Erde gehen. Wenn<br />

wir auf <strong>der</strong> Erde sind, da soll die Erde in Liebe zu Dir in Flammen stehen.“<br />

Und <strong>der</strong> Vater gewährte ihnen diese Bitte, und heute, liebe<br />

Geschwister, stehen sie im Kampf gegen den Weltsinn. Von <strong>der</strong> großen<br />

Liebesflamme ist aber nur noch ein kleiner Schein übrig geblieben. Wie<strong>der</strong><br />

ist unser heiliger Vater allein.<br />

Er spricht jetzt in meinem Herzen: „Würde Ich nur ein Atom Meiner<br />

Allmacht benutzen, so würde wohl alles zurückkehren; aber Ich hätte keine<br />

Kin<strong>der</strong> mehr. Was soll Ich nun noch beginnen? Ich will noch warten,<br />

vielleicht finden Meine Kin<strong>der</strong> doch noch heim zu ihrem heiligen Vater.<br />

O Kin<strong>der</strong> Meiner Liebe, kehret wie<strong>der</strong>; auf euch liegt Mein ganzes<br />

Hoffen. Amen.“ (Bahnbrecher <strong>der</strong> göttlichen Liebe, S.36)


42 Über die Todesfurcht<br />

<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />

Über die Todesfurcht<br />

Text des Neuen Testamentes<br />

„So fürchtet euch nun nicht vor ihnen! Denn es ist nichts verdeckt, das<br />

nicht aufgedeckt werden wird, und nichts verborgen, das man nicht<br />

erfahren wird. Was ich euch im Finstern sage, das redet am Licht, und was<br />

ihr ins Ohr höret, das prediget auf den Dächern. Und fürchtet euch nicht<br />

vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht zu töten vermögen,<br />

fürchtet vielmehr den, welcher Seele und Leib ver<strong>der</strong>ben kann in <strong>der</strong><br />

Hölle. Verkauft man nicht zwei Sperlinge um einen Pfennig? Und doch<br />

fällt keiner <strong>der</strong>selben auf die Erde ohne euren Vater. Bei euch aber sind<br />

auch die Haare des Hauptes alle gezählt. Darum fürchtet euch nicht! Ihr<br />

seid mehr wert als viele Sperlinge. Je<strong>der</strong> nun, <strong>der</strong> mich bekennt vor den<br />

Menschen, den will auch ich bekennen vor meinem himmlischen Vater;<br />

wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will auch ich verleugnen<br />

vor meinem himmlischen Vater.“ (Mt 10,26-33)<br />

Offenbarungstext<br />

(Der Herr:) „Glaubet es Mir, dass einer, <strong>der</strong> wahrhaft ein Herr seiner<br />

selbst geworden ist, auch gar leicht ein Herr über ein ganzes Volk werden<br />

kann; und niemand wird zu ihm sagen: ,Freund, wie magst du solches<br />

tun?‘ Denn die Menschen werden ihn selbst dazu machen, indem sie<br />

scharenweise zu ihm hineilen werden und werden sich Rates erholen. Was<br />

ist aber ein weiser Ratgeber an<strong>der</strong>es als ein weiser Gesetzgeber? Wer aber<br />

Gesetze gibt, <strong>der</strong> wird doch ein Herr sein über die, die von ihm die Gesetze<br />

überkommen haben! O<strong>der</strong> sind Ouran, Mathael, hier Mein edler Freund<br />

Cyrenius, Kornelius, Faustus und Julius nicht Machthaber und Gebieter<br />

und haben dennoch Gesetze von Mir angenommen und nennen Mich ihren<br />

Herrn? Warum taten sie denn das? Weil sie die Wahrheit und ihre Kraft<br />

und Macht an Mir mehr denn zur Genüge haben ganz hellst kennengelernt!<br />

Was Ich aber nun rede und tue, das und noch ein Mehreres und Größeres<br />

werdet auch ihr in jüngster Zeit schon tun und werdet somit auch auf <strong>der</strong><br />

ganzen lieben Erde ganz dieselben Wirkungen hervorbringen müssen.<br />

Freilich gehört dazu auch jener entschiedene Mut, <strong>der</strong> sich vor dem Tode<br />

des Leibes nicht fürchtet; wie aber sollte sich <strong>der</strong> davor auch fürchten, <strong>der</strong><br />

in <strong>der</strong> höchsten Klarheit das ewige Leben in sich trägt und ganz<br />

vollkommenst ein Herr des Lebens in sich selbst geworden ist und gar<br />

wohl wissen muß, dass erstens diejenigen, die wohl den Leib töten können,<br />

<strong>der</strong> Seele und ihrem ewigen Lebensgeiste durchaus keinen Schaden mehr<br />

zuzufügen vermögen, und dass zweitens die Seele mit dem Wegfalle des


<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Über die Todesfurcht<br />

43<br />

schweren Leibes für ewig einen nie aussprechbaren Gewinn macht, den alle<br />

Schätze dieser Erde ewig nimmer aufzuwiegen irgend imstande wären!<br />

Wer aber solches in sich selbst in höchster und tiefster Lebensgrundklarheit<br />

erschaut, nun, <strong>der</strong> wird dann ja doch etwa keine Furcht vor dem<br />

Tode des Leibes haben?! Und hätte er dann noch welche, so gliche er ja<br />

doch offenbar einem Toren, <strong>der</strong> darum weinen möchte, dass man ihn von<br />

<strong>der</strong> Zwangsjacke befreie und ihn an Stelle <strong>der</strong>selben bekleide mit dem<br />

Kleide <strong>der</strong> höchsten und ungezwungensten Freiheit und Klarheit des<br />

ewigen Lebens! Das aber ist nicht denkbar möglich, daher es euch auch zur<br />

rechten Zeit am erfor<strong>der</strong>lichen Mute sicherst nicht gebrechen wird.<br />

Sehet also vor allem vollkommen Herren über euch selbst zu werden, so<br />

werdet ihr auch Herren sein über alle Gesetze und über alles Gericht und<br />

fern von jedem Fluche irgendeines dummen Weltgesetzes!“<br />

(Gr.Ev.Joh. Bd. 5; 133,6-9; vgl. auch Bd. 6 Kap. 196,8f)<br />

Kommentar: Das Wort Jesu von <strong>der</strong> – eigentlich nicht erfor<strong>der</strong>lichen –<br />

Furcht vor dem Leibestod findet sich im Matthäusevangelium – und auch<br />

im Lukasevangelium (vgl. Lk 12,4-12). - im Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />

Auffor<strong>der</strong>ung zum furchtlosen Bekenntnis. Nachdem <strong>der</strong> Herr die zwölf<br />

Apostel ausgewählt und sie für die anstehende Mission zugerüstet hat,<br />

offenbart Er ihnen klar und unmissverständlich auch die Gefahren ihrer<br />

Sendung: Verfolgung, Hass und schließlich sogar <strong>der</strong> Leibestod können die<br />

Konsequenzen <strong>der</strong> Verkündigung des Evangeliums sein, das von den<br />

Menschen oftmals nicht nur nicht angenommen, son<strong>der</strong>n aus verschiedenen<br />

Gründen sogar strikt abgelehnt und zurückgewiesen wird. Gerade bei aller<br />

Schonungslosigkeit und Härte, die ein solcher Weg im Äußeren mit sich<br />

bringen kann, darf <strong>der</strong> Jünger aber den Blick auf den Herrn nicht aus den<br />

Augen verlieren. Auch wenn er vielleicht im Extremfall sein äußerliches<br />

Leben verlieren wird, aber er weiß sich letztlich doch in <strong>der</strong> liebenden<br />

Hand Gottes geborgen: Wer sich zum Herrn bekennt, kann von Ihm nicht<br />

getrennt werden. „Was kann uns scheiden von <strong>der</strong> Liebe Christi?“ fragt <strong>der</strong><br />

Apostel Paulus aus eigener Erfahrung heraus (vgl. Röm 8,35) und kommt zu<br />

<strong>der</strong> sicheren Überzeugung, dass nichts, aber auch gar nichts<br />

(eingeschlossen <strong>der</strong> leibliche Tod) den wirklichen Christen von <strong>der</strong> Liebe<br />

Gottes in Jesus Christus trennen kann (vgl. Röm. 8,38f)<br />

Auch im „Großen Evangelium“ spricht Jesus von <strong>der</strong> möglichen<br />

Todesfurcht <strong>der</strong> Menschen, die dem leiblichen Leben eine sehr hohe<br />

Bedeutung zumessen und an diesem entsprechend stark hängen (vgl.<br />

Gr.Ev.Joh. Bd. 7; 140,09). Immer wie<strong>der</strong> aber weist Er darauf hin, dass es<br />

vielmehr darauf ankommt, den zu fürchten, <strong>der</strong> Herr über Leib und Seele


44 Über die Todesfurcht<br />

<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />

ist (vgl. Gr.Ev.Joh. Bd. 7;184,14. Bd. 9;101,09. u. 148,10. Bd. 10; 110,06)<br />

Der oben zitierte Offenbarungstext ist ein Ausschnitt aus einem Gespräch,<br />

das <strong>der</strong> Herr mit dem Griechen Roklus über die politischen Staatsgesetze<br />

führte. Die Ausführungen des Herrn machen ein Mehrfaches deutlich:<br />

Zunächst einmal ist Er <strong>der</strong> Herr <strong>der</strong> Lebens, <strong>der</strong> während Seines<br />

Erdenwandels auch von bestimmten irdischen Machthabern anerkannt<br />

wurde, und zwar deshalb, weil sie durch Sein Auftreten und Seine (Voll-)<br />

Macht von Ihm überzeugt wurden. Zum an<strong>der</strong>en weist <strong>der</strong> Herr darauf hin,<br />

dass in den Jüngern die gleiche Lebenskraft wie bei Ihm wachsen kann. Bei<br />

wem das geschehen ist, <strong>der</strong> hat das – geistige und unzerstörbare – Leben in<br />

sich gesammelt und gewonnen. Dieses bedingt schließlich, dass <strong>der</strong><br />

mögliche Leibestod keine Furcht mehr auslöst: Vielmehr spürt <strong>der</strong> Jünger<br />

in sich eine so deutliche und starke Sicherheit und Zuversicht, dass er die<br />

leibliche Umhüllung eher als eine Belastung denn als etwas für immer zu<br />

Bewahrendes empfindet.<br />

Auch wenn wir zumeist wohl kein Martyrium zu befürchten haben, so<br />

werden uns doch oftmals die Grenzen unseres Leibeslebens aufgewiesen:<br />

Krankheitserfahrungen und Alterungsprozesse lassen uns nicht selten die<br />

Gebrechlichkeit unseres Körpers spüren. Von daher kommt es auch bei uns<br />

auf das geistige Wachstum <strong>der</strong> Seele an, das Stabilität und Sicherheit<br />

verleiht und schließlich sogar dem (leiblichen) Tod den Stachel und die<br />

Bedrohung nimmt. (M.N.)<br />

„Viel Wissen macht den Kopf schwer und das Erdenleben<br />

unbehaglich!<br />

Aber viel Liebe im Herzen zu Gott und deinen Brü<strong>der</strong>n macht das<br />

Erdenleben angenehm und benimmt alle Furcht vor dem Tode!<br />

Denn diese Liebe ist ja in sich selbst das ewige Leben; wer aber das<br />

hat, <strong>der</strong> wird <strong>der</strong>einst auch zu schauen bekommen alle Schöpfung!<br />

Denn die wahren Liebhaber Gottes werden anschauen Sein<br />

Angesicht! –<br />

Das aber ist das Angesicht Gottes, was Er erschaffen hat durch Seine<br />

Weisheit und durch Seine ewige Allmacht!<br />

Denn die Weisheit und die Allmacht ist das Angesicht Gottes, also<br />

wie die Liebe Sein Grundwesen ist von Ewigkeit!“<br />

(Jugend Jesu 174,13-17)


<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Über das Segnen<br />

45<br />

Über das Segnen<br />

Ellen Paetsch<br />

„Segnet, weil ihr dazu berufen seid, dass ihr den Segen ererbet.“<br />

(1. Petr. 3,9)<br />

Ja, wir dürfen segnen und nicht nur um Segen bitten. In <strong>der</strong> Bibel heißt es:<br />

„Segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen!“ (Mt. 5,44).<br />

Dies hat eine wun<strong>der</strong>bare Wirkung. Zum einen werden wir selber den Ärger<br />

schneller los und zum an<strong>der</strong>en erreichen wir damit die Seele des an<strong>der</strong>en.<br />

Ich habe mir vorgenommen, - alle, über die ich mich ärgere, zu segnen.<br />

Manchmal passierte es mir schon, wenn einer im Straßenverkehr so<br />

rücksichtslos verkehrt fuhr, dass ich voll Ärger ausrief: „Du Kaffer!“<br />

Da hörte ich die Stimme meines Engels: „Aber, Ellen!“ - Ich sagte dann:<br />

„Ich segne dich, - du Kaffer.“ Aber damit war er nicht zufrieden, bis ich in<br />

Gedanken sagen konnte: „Ich segne dich - ohne Kaffer.“ Und damit war<br />

mein ganzer Ärger verflogen.<br />

So leicht ist es nicht immer, oh nein: Wenn uns ein Mensch tief verletzt<br />

hat, von dem wir annehmen, dass er unser Freund ist, o<strong>der</strong> den man liebt und<br />

von dem man sich geliebt glaubte, dann fällt es beson<strong>der</strong>s schwer.<br />

Als wir nach einer Meditationswoche auf dem Bahnhof auf den Zug<br />

warteten, <strong>der</strong> uns heimbringen sollte, hörte ich neben mir ein Gespräch: „Es<br />

war eine so schöne Woche und nun muss ich wie<strong>der</strong> ins Büro, wo ein<br />

Vorgesetzter ist, <strong>der</strong> mich nicht leiden kann. Ich bekomme jetzt schon<br />

Herzklopfen, wenn ich nur daran denke.“<br />

Ich drehte mich zu dem jungen Mädchen um und sagte: „Da gibt es ein<br />

ganz einfaches Rezept: Immer, wenn Sie diesen Menschen sehen o<strong>der</strong> an<br />

ihn denken, segnen Sie ihn in Gedanken mit den Worten: Ich segne dich,<br />

du liebes Menschenkind, im Namen Jesu Christi.“ Sie sah mich etwas<br />

ungläubig an und meinte: „Ich will es versuchen.“ -<br />

Im Jahr darauf kam dieses Mädchen auf mich zu, um sich für den Rat zu<br />

bedanken. Es sei nicht zu fassen, aber es habe wun<strong>der</strong>bar geholfen. Sie<br />

habe keinerlei Schwierigkeiten mehr.<br />

Einer Freundin riet ich es, <strong>der</strong>en Schwiegertochter sich öfter vor sie<br />

stellte und sie beschimpfte. Sie meinte: „Das hilft doch bei <strong>der</strong> nicht!“<br />

Aber ich blieb dabei: „Versuch es doch!“ - Als es wie<strong>der</strong> einmal so weit<br />

gewesen war, rief sie mich an und erzählte, sie habe die junge Frau nur<br />

lieb angeschaut und in Gedanken gesagt: „Ich segne dich, du liebes<br />

Menschenkind, im Namen Jesu Christi.“ Da habe sie plötzlich mitten im<br />

Satz aufgehört, sei ihr weinend um den Hals gefallen und habe sie um<br />

Verzeihung gebeten.“ Was war geschehen? Meine Freundin hatte ihr aus


46 Über das Segnen<br />

<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />

ihrem Herzen ein tiefes Mitgefühl, eine Liebesstrahlung, zugesandt,<br />

welches das Herz <strong>der</strong> Schimpfenden erreicht hat.<br />

Wenn es auch nicht gleich hilft, es wird eine Wandlung eintreten.<br />

Geduld tut oft not. Haben wir die nicht alle nötig? Das ist es, was die Bibel<br />

meint mit: „Haltet an im Gebet!“ Gebt nicht auf, auch nicht, wenn es so<br />

aussieht, als sei es vergeblich!<br />

Wie oft erlebe ich bei meinen Patienten, dass die Ursache ihrer<br />

Krankheit eine schwere seelische Verletzung ist, die sie nicht vergeben<br />

können. Manchmal ist es ihnen nicht einmal bewusst. Auch Hass, den<br />

jemand in sich trägt, vergiftet die Körperzellen und kann Krebs auslösen.<br />

Einer Kranken, die ihren Mann hasste, riet ich, ihn zu segnen, worauf sie<br />

empört aufsprang und schrie: „Was, den soll ich auch noch segnen, <strong>der</strong> mir<br />

das alles angetan hat?“ Ich bat sie liebevoll, es doch zu versuchen, es<br />

einfach erst einmal so daherzuplappern: „Ich segne Dich, Du liebes<br />

Menschenkind, im Namen Jesu Christi!“ Immer wie<strong>der</strong>, immer wie<strong>der</strong> ... -<br />

Nach ein paar Wochen rief sie mich an und erzählte: „Ich habe Ihnen<br />

zuliebe diesen Segen erst mal nur so dahergeplappert, weil Sie sich doch so<br />

viele Mühe mit mir gegeben haben und ich Sie nicht enttäuschen wollte.<br />

Und dann habe ich gemerkt, dass es immer leichter ging und immer ein<br />

bisschen mehr Herz mit hineinkam. Und nun kann ich es aus tiefstem<br />

Herzen sagen. - Mein Mann hat sich sehr gewandelt; es ist alles leichter<br />

geworden.“<br />

Früher hatte das Wort an sich eine magische Kraft, die lei<strong>der</strong> verloren<br />

gegangen ist. An zwei Sätzen können wir diese auch heute noch erkennen,<br />

an dem: „Ich verfluche Dich“ und „Ich segne Dich.“ Ein Fluch wird auch einen<br />

Ungläubigen heute noch hart treffen. Und ein „Ich segne Dich“ kann einen<br />

Menschen beglücken, ihn einhüllen in einen Mantel aus Liebe.<br />

Wie schön war es doch früher, wenn junge Menschen ins Leben<br />

entlassen wurden mit dem Segen ihrer Eltern! Über dem allem werden wir<br />

nicht vergessen, unseren lieben Vater im Himmel zu bitten, uns die Kraft zu<br />

geben für diese schwere Aufgabe, Vergebung und Frieden zu stiften. Er wird<br />

uns dabei bestimmt helfen und seinen Segen hinzutun, ohne den unser Vorhaben<br />

nicht gelingen kann.<br />

Aber wir müssen auch selbst etwas dazu tun, etwas aus uns herausgeben,<br />

das einem Opfer gleichkommt. Es wäre ja leichter zu sagen: „Herr, segne<br />

Du diesen, unseren Feind, - - Du wirst es schon machen, dass er sich<br />

än<strong>der</strong>t.“ Wenn unsere Liebe nicht dahinter steht und unser<br />

Vergebenwollen, dann wird auch Gott seinen Segen nicht dazugeben.<br />

Was mich am Leben immer wie<strong>der</strong> so fasziniert, ist, dass wir an jedem<br />

Morgen die Gelegenheit bekommen, neu zu beginnen, dass wir jeden Tag


<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Über das Segnen<br />

47<br />

einen Blankoscheck bekommen, den wir selbst ausfüllen dürfen, dass wir die<br />

Fehler, die wir gemacht haben, nicht wie<strong>der</strong> zu machen brauchen, dass wir<br />

die Verheißung haben: „Das Alte ist vergangen; siehe, ich mache alles neu.“<br />

So wollen wir in die Stille gehen und all den Menschen vergeben, die uns<br />

verletzt haben, und sie aus <strong>der</strong> Tiefe unseres Herzens segnen mit den<br />

Worten: „Ich segne Dich, Du liebes Menschenkind, im Namen Jesu<br />

Christi.“<br />

Lieber Vater, Du bist <strong>der</strong> größte Vergeber. Wir sollten es von Dir<br />

gelernt haben. Du hast noch denen vergeben, die Dich am Kreuz<br />

gemartert haben. Du hast Dich zu uns herabgeneigt, um uns Vergebung zu<br />

schenken für all unsere Lieblosigkeit, die wir begehen. Hilf uns, alle unsere<br />

guten Vorsätze zu erfüllen und mehr zu lieben. Wir bitten Dich um Frieden<br />

in <strong>der</strong> Welt, um Frieden in den Herzen aller Menschen, um Frieden für<br />

dieses Haus, für alle, die darin wohnen und ein- und ausgehen. Wir bitten<br />

Dich für alle Kranken, Verzweifelten und Sterbenden, sende Du ihnen Deine<br />

Engel des Trostes, <strong>der</strong> Hoffnung und des Lichtes. Lass Dein Segenszelt auch<br />

weiterhin über uns als Schutz ausgebreitet sein. Amen.<br />

Altchristliches Segensgebet<br />

Der Herr sei vor dir,<br />

um dir den rechten Weg zu zeigen.<br />

Der Herr sei neben dir,<br />

um dich in die Arme zu schließen und dich zu beschützen.<br />

Der Herr sei hinter dir,<br />

um dich zu bewahren vor <strong>der</strong> Heimtücke böser Menschen.<br />

Der Herr sei unter dir,<br />

um dich aufzufangen, wenn du fällst,<br />

und dich aus <strong>der</strong> Schlinge zu ziehen.<br />

Der Herr sei in dir,<br />

um dich zu trösten, wenn du traurig bist.<br />

Der Herr sei um dich herum,<br />

um dich zu verteidigen, wenn an<strong>der</strong>e über dich herfallen.<br />

Der Herr sei über dir, um dich zu segnen.<br />

So segne dich <strong>der</strong> gütige Gott.


48 Heilkraft aus <strong>der</strong> Sonne<br />

<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />

Heilkraft aus <strong>der</strong> Sonne<br />

Maja Daum<br />

Jakob <strong>Lorber</strong> war, wie Hildegard von Bingen, ein inspirierter Theosoph<br />

und Mystiker. Er beschrieb im Jahre 1851, neben vielen an<strong>der</strong>en<br />

Eingebungen, in seinem Werk „Die Heilkraft des Sonnenlichts“ anhand<br />

mehrerer Heilmittelrezepte, wie das heilsame Spektrum des Sonnelichts an<br />

materielle Trägersubstanzen gebunden werden kann. Nach <strong>Lorber</strong> handelt<br />

es sich um eine Art von „Sonnenhomöopathie“, die er auch mit dem<br />

Begriff „Heliopathie“ bezeichnet. Die Heliopathie bildet die Brücke<br />

zwischen <strong>der</strong> Homöopathie mit ihren hun<strong>der</strong>ten von Mitteln und<br />

verschiedenen Potenzen und dem Heilmagnetismus, <strong>der</strong> ganz ohne<br />

stoffliches Mittel über die Hände, Aura und Willenskraft des Behandlers<br />

ausgeführt wird. Die vielen Mittel <strong>der</strong> Homöopathie werden bei <strong>der</strong><br />

Heliopathie auf etwa 15 reduziert, wovon <strong>der</strong>zeit 9 hergestellt werden, die<br />

bei den unterschiedlichsten Krankheiten seit 20 Jahren mit Erfolg<br />

eingesetzt werden. Wie kann Heilen mit dem Sonnenlicht funktionieren?<br />

Klingt das nicht wie Übertreibung o<strong>der</strong> gar Humbug?<br />

Der Wissenschaftler Dr. Fritz Albert Popp behauptet, er habe einen<br />

Schlüssel gefunden, <strong>der</strong> den elementaren Code des Lebens – die<br />

Kommunikation zwischen allen Lebewesen – erklären kann. Und dieser<br />

Schlüssel heißt ganz einfach: Licht. Zur Darstellung dieses<br />

„Lebenslichtes“ haben Popp und seine Mitarbeiter eine Art<br />

Energieverstärker entwickelt: „Mit diesem Gerät kann ich die winzigste<br />

Energie sichtbar machen, die in jedem Lebewesen vorhanden ist“, erklärt<br />

<strong>der</strong> Biophysiker. Dieses Licht leben<strong>der</strong> Zellen, das mittlerweile weltweit<br />

von vielen Forschergruppen nachgewiesen wurde, ist so schwach, dass es<br />

erst seit <strong>der</strong> Erfindung hochempfindlicher Geräte (Fotodetektoren)<br />

gemessen werden kann. Popps Apparat reagiert <strong>der</strong>art sensibel, dass er ein<br />

Glühwürmchen in zehn Kilometer Entfernung registrieren könnte. Was <strong>der</strong><br />

Forscher messen kann, sind die Lichtquanten <strong>der</strong> Strahlung leben<strong>der</strong><br />

Zellen. Popp nennt sie „Biophotonen“ (griechisch bios = Leben). Seiner<br />

Meinung nach stammt dieses Licht aus den Genen, aus <strong>der</strong> DNS. Und weil<br />

alle Lebewesen identische DNS-Anteile besitzen, könnten auch alle<br />

Lebewesen miteinan<strong>der</strong> Informationen austauschen. „Je<strong>der</strong> Organismus<br />

sendet Licht aus. Und Licht ist die geschickteste Weise, Informationen zu<br />

übertragen. Es gibt nichts Besseres“, so <strong>der</strong> Wissenschaftler Popp. Als<br />

Beweis führt er einen spannenden Versuch an: Zwei Gläser mit frischem<br />

Schweineblut werden nebeneinan<strong>der</strong> gestellt. In das eine Glas träufelt er<br />

einen Erreger, das Blut reagiert mit <strong>der</strong> Bildung von Antikörpern. Soweit


<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Heilkraft aus <strong>der</strong> Sonne<br />

49<br />

ist alles ganz normal. Doch dann kann man im Labor beobachten, dass<br />

auch das Blut im zweiten Glas Antikörper produziert – obwohl keine<br />

Erreger hinzugefügt wurden. Wie ist das möglich? Antwort: Das Blut in<br />

den Gläsern hat Informationen ausgetauscht. Der Informationsträger ist<br />

Licht! Beweis: Wenn man eine lichtundurchlässige Wand zwischen die<br />

Gläser stellt, wird die Information, Antikörper zu bilden, nicht übertragen.<br />

„Jede Krankheit ist auf einen Lichtmangel in den Zellen zurückzuführen“,<br />

so die Worte Dr. Fritz Albert Popps.<br />

Auch <strong>der</strong> britische Biologe Dr. Rupert Sheldrake vermutet als<br />

Hintergrund „entgleister“ Zellfunktionen mangelnde Lichtenergie im<br />

Zellkörper. Der Schweizer Biochemiker Dr. Hugo Niggli wies in seinen<br />

Studien am <strong>der</strong>matologischen Institut des Universitätsspitals Lausanne<br />

nach, dass mit jedem Krebs massive Energieverluste (er sprach vom<br />

„Versiegen des Zellenlichtes!“) einhergehen. Die Zelle verliert also Licht,<br />

wenn sie außer Kontrolle gerät. Das internationale Institut für Biophysik in<br />

Kaiserslautern unter <strong>der</strong> Leitung von Dr. Fritz Albert Popp untersuchte<br />

besonnte Zuckerkügelchen (Globuli) nach <strong>Lorber</strong> und konnte starke<br />

Biophotonen-Anreicherungen (im Gegensatz zu unbesonnten Globuli)<br />

feststellen. Heliopathie wirkt genauso wie Bachblüten, Homöopathie und<br />

Spagyrik auf den verdichteten Teil des aus reiner Energie bestehenden<br />

Seelenkörpers. Egal, ob Asthma, Ekzem, Tumor, Erbkrankheit, Depression<br />

o<strong>der</strong> eine Erkältung, fast immer ist die Ursache <strong>der</strong> Krankheit zuerst ein<br />

Seelen-Thema und jedes körperliche Symptom eine unweigerliche<br />

Konsequenz daraus.<br />

Jakob <strong>Lorber</strong> beschrieb, dass lang anhaltende Energiemängel die Seele<br />

dazu nötigen, die mangelnde ätherähnliche Substanz aus dem ihr<br />

verwandten Nervenfluidum (ätherischer Teil <strong>der</strong> Nervensubstanz)<br />

„herauszuziehen“. Das Nervenfluidum wie<strong>der</strong>um „ersetzt“ sich seinen<br />

Mangel aus dem Nervenstoff und dieser entzieht das Fehlende dem Blut<br />

(schlechte Blutwerte usw.), was in <strong>der</strong> Folge zu Stoffwechsel- und<br />

Organerkrankungen führen kann. „Die Sonne hat die Kraft und Fähigkeit,<br />

alle Störungen auszugleichen und, wo ein Mangel ist, das Fehlende zu<br />

ersetzen. Und ebendeswegen ist die Sonnenkur (Heliopathie) eine <strong>der</strong><br />

einfachsten, aber auch wirksamsten, weil sie, wie die Homöopathie, mit<br />

einfachen geistigen Schöpfungselementen <strong>der</strong> Seele wie<strong>der</strong>gibt, was diese<br />

durch Verirrungen eingebüßt hatte.“ (Gottfried Mayerhofer, 1873).<br />

Der englische Arzt Dr. Edward Bach war ebenfalls <strong>der</strong> Überzeugung,<br />

dass durch die Kraft <strong>der</strong> Sonne Heilinformationen übertragen werden<br />

können, in seinem Falle von Pflanzen auf Wasser (Bachblüten!). Er<br />

schrieb dazu. „Lasst euch nicht von <strong>der</strong> Einfachheit <strong>der</strong> Methode von


50 Heilkraft aus <strong>der</strong> Sonne<br />

<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />

ihrem Gebrauch abhalten. In <strong>der</strong> Einfachheit liegt das Geheimnis jeden<br />

Erfolgs.“<br />

Sämtliche Grundsubstanzen, welche zur Herstellung <strong>der</strong><br />

heliopathischen Mittel verwendet werden, stammen aus biologischem<br />

Anbau o<strong>der</strong> werden wildwachsend geerntet. Die Heilmittelherstellung wird<br />

ausschließlich von Menschenhänden getätigt. Sie folgt damit einem<br />

Urprinzip <strong>der</strong> alten Medizinlehre, wonach nicht nur <strong>der</strong> Wirkstoff einer<br />

Substanz, son<strong>der</strong>n vor allem auch die Energie des Menschen, <strong>der</strong> die<br />

Substanz selbst herstellt, eine im positiven Fall heilsame Wirkung ausübt.<br />

Die Grundsubstanzen (Öl, Zucker, Salz, Rhabarber, Wachol<strong>der</strong>, Kampfer<br />

usw.) werden in speziellen violetten Schalen o<strong>der</strong> auf großen violetten<br />

Glasplatten über einige Wochen dem Sonnenlicht ausgesetzt. In dieser Zeit<br />

wird das heilende Licht, begünstigt durch das violette Glas, von den<br />

materiellen Trägersubstanzen aufgenommen und kann durch die spätere<br />

innere o<strong>der</strong> äußere Anwendung seine heilende Wirkung entfalten. Die<br />

Trägersubstanz wird dann über Nacht luftdicht abgeschlossen, kühl<br />

aufbewahrt und am nächsten Sonnentag wie<strong>der</strong> dem Licht ausgesetzt.<br />

Nach Beendigung dieser mehrwöchigen Besonnungsarbeit werden die<br />

besonnten Mittel in speziellen violetten o<strong>der</strong> kobaltblauen Gläsern<br />

aufbewahrt. Die spezielle blauviolette Tönung <strong>der</strong> Ausstellgefäße und<br />

Flaschen spielt (mit Ausnahme <strong>der</strong> flüssigen Mittel) bei <strong>Lorber</strong> eine<br />

wichtige Rolle. Seit den Anfängen <strong>der</strong> Glasherstellung (3500 v. Chr.)<br />

wurden zur Konservierung edler Salben, Öle, Essenzen und Heilmittel<br />

nicht braune, grüne o<strong>der</strong> weiße, son<strong>der</strong>n ausschließlich violette, blaue o<strong>der</strong><br />

goldene Behälter eingesetzt. Schon damals wusste man, dass kein an<strong>der</strong>er<br />

Spektralbereich außerhalb des Violetts Leben (Energie) besser erhalten<br />

lässt. Dieses Glas hat die Eigenschaften, die inne liegenden Substanzen zu<br />

konservieren, zu veredeln und vor äußeren Einflüssen zu schützen – dies<br />

über viele Jahre hinweg! So wurde festgestellt, dass Zwetschgenholz-<br />

Zahncreme und Mohnblütenöl (beides ohne jegliche Zusatz- o<strong>der</strong><br />

Konservierungsstoffe!) in diesem Glas nach 5 Jahren noch in absolut<br />

frischem Zustand waren. Auch Wasser, das zum Testen über 3 Jahre im<br />

Violettglas aufbewahrt wurde, war so frisch wie am Tag <strong>der</strong> Einfüllung.<br />

Salatkeimlinge, die im Kühlschrank in weißen Gefäßen schon nach einer<br />

Woche verfault waren, behielten in den violetten Gefäßen selbst nach 3<br />

Wochen noch ihre Frische. Violettglas wird aus diesen Gründen bereits<br />

auch von vielen an<strong>der</strong>en Firmen eingesetzt, die ihre natürlichen Produkte,<br />

wie etwa Spirulina, ohne Konservierungsstoffe und Energieverluste<br />

anbieten wollen. Massive Energieverluste und damit eine<br />

Qualitätsmin<strong>der</strong>ung aller Produkte treten bei Aufbewahrung in


<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Heilkraft aus <strong>der</strong> Sonne<br />

51<br />

Braungläsern schon eindeutig nach vier Wochen Lagerung auf (dies<br />

beweisen Elektrografieuntersuchungen nach Dr. Dieter Knapp).<br />

Die Sonnenglobuli sind eines <strong>der</strong> Hauptmittel <strong>der</strong> Sonnenmedizin. Sie<br />

haben als einziges Mittel <strong>der</strong> gesamten Palette die Fähigkeit, alle sieben<br />

Spektralfarben aus dem Sonnenlicht zu gleichen Anteilen aufzunehmen.<br />

Die Globuli bestehen aus Zucker (Saccharose), die über 30 Sonnentage in<br />

speziellen, violetten Glasschalen intensiv dem Sonnenlicht ausgesetzt<br />

werden. Über Nacht werden die Globuli mit einem hermetisch<br />

abschließenden, violetten Glasdeckel abgedeckt, damit die gespeicherten<br />

Biophotonen bei ihrer Trägersubstanz, dem Zucker, bleiben und nicht<br />

entweichen. Nach 30 Sonnentagen hat <strong>der</strong> Zucker die Sonnenenergie aus<br />

allen sieben Licht-Spektren aufgenommen und die Globuli werden in<br />

dunkelviolette Spezial-Gläser abgefüllt. Erfahrungsgemäß ist die Wirkung<br />

beson<strong>der</strong>s gut bei: Depressionen, hyperaktiven Kin<strong>der</strong>n (ADS),<br />

Angstzuständen je<strong>der</strong> Art, in <strong>der</strong> Schwangerschaft, während Geburten, vor<br />

und nach Operationen, bei allen Formen von Entzündungen, sowie bei<br />

Sterbenden, um den Übergang zu erleichtern. Sie können bei je<strong>der</strong><br />

psychischen o<strong>der</strong> körperlichen Krankheit unterstützend eingesetzt werden!<br />

Es kann zu Erstreaktionen mit leichtem Magen- und Kopfdruck o<strong>der</strong><br />

Durchfall kommen. Dies sind erwünschte Entgiftungsreaktionen. Sie<br />

wirken, wie alle Sonnenkonzentrate auch hervorragend bei psychisch o<strong>der</strong><br />

körperlich erkrankten Tieren, insbeson<strong>der</strong>e bei Katzen, Hunden und<br />

Pferden.<br />

Sehr beliebt ist aber auch das Mohnblütenöl. In naturbelassenem<br />

Walnussöl o<strong>der</strong> Olivenöl werden frisch gesammelte wild wachsende<br />

Mohnblüten eingelegt und etwa drei Wochen in uv-durchlässigen 2-Liter-<br />

Flaschen an <strong>der</strong> Sonne 5x täglich geschüttelt. Dadurch entsteht ein<br />

Matzerat aus dem Öl und den Mohnblüten. Die Sonnenlichtenergieteilchen<br />

(Biophotonen) werden durch die Dauer <strong>der</strong> Besonnung und das<br />

rhythmische Schütteln in dem Mohnblütenöl eingespeichert.. Die Wirkung<br />

ist schmerzstillend, harmonisierend und sanft wärmend bei je<strong>der</strong> Form von<br />

Gelenk- und Muskelschmerzen wie etwa bei entzündlichen Prozessen des<br />

Muskelgewebes, bei Gelenkschwellungen, rheumatischen, gichtigen und<br />

arthritischen Erkrankungen. Unterstützend bei allen Wirbelsäuletherapien<br />

und schmerzlin<strong>der</strong>nd bei Knochenbrüchen, lösend bei Wadenkrämpfen,<br />

lin<strong>der</strong>nd bei Hämorrhoiden, leichten Verbrennungen, Geschwüre,<br />

Seitenstechen, Venenentzündung, bei schmerzenden Dornwarzen. Mit<br />

großem Nutzen wird das Mohnblütenöl bei Heil-, Organ- und<br />

Fußreflexzonenmassagen angewendet, mit Erfolg bei Kleinkin<strong>der</strong>n mit<br />

Haltungsschäden und in <strong>der</strong> Schwangerschaft zur Vermeidung von


52 Heilkraft aus <strong>der</strong> Sonne<br />

<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />

Schwangerschaftsstreifen. Bei Säuglingen mit Verdauungsstörungen<br />

(Verstopfung!) haben sich Einreibungen von Bauch- und Sonnengeflecht<br />

bewährt. Es eignet sich hervorragend zur Dekubitusprophylaxe<br />

(Wundliegen) sowie zur Behebung von Narbenstörungen. Wichtig zu<br />

beachten ist, dass die Wirkung des Mohnblütenöles verstärkt wird, wenn<br />

es nicht nur eingerieben wird, son<strong>der</strong>n mit möglichst besonnten weißen<br />

Leinentüchern als Umschlag aufgelegt wird. Jakob <strong>Lorber</strong> weist im<br />

Zusammenhang mit <strong>der</strong> Heliopathie auf zwei wichtige Bedingungen hin,<br />

damit eine optimalen Heilwirkung <strong>der</strong> Mittel erreicht werden kann: Erstens<br />

sollte <strong>der</strong> Behandler selbst so weit als möglich heil sein, weil eine<br />

Genesung sehr viel mit dem Aspekt des Glaubens und Vertrauens zu tun<br />

hat. Es werden z. Bsp. in <strong>der</strong> Krebsklinik in Greiz anstatt <strong>der</strong><br />

Chemotherapien Gebetstherapien eingesetzt, kombiniert mit<br />

Naturheilmethoden und das mit herausragenden Erfolgen!<br />

Die Energie und spirituelle Ausrichtung des Arztes, Therapeuten o<strong>der</strong><br />

Helfers spielt eine wichtige Rolle. Das zweite ist das Thema <strong>der</strong><br />

Entgiftung. Hier wird die Wichtigkeit einer Diät erwähnt, vor allem<br />

Verzicht auf: Bohnenkaffee, Bier, scharfe und saure Speisen, alle<br />

denaturierte, genmanipulierte Kost, wie Weißzucker- und<br />

Weißmehlprodukte usw. Es ist in <strong>der</strong> Naturheilkunde hinlänglich bekannt,<br />

dass Feinstoffmedizin seine Heilwirkung in einem übersäuerten und<br />

verschlackten Organismus nur schwer entfalten kann.<br />

Die Mittel, sowie das Buch „Heilkraft aus <strong>der</strong> Sonne und Solamias<br />

Weg ins Licht“ mit weiteren Details zu den einzelnen Mitteln, wie<br />

Herstellung, Wirkung, Anwendung, Diät und geistige Hintergründe sind<br />

erhältlich bei:<br />

SONNENOASE MARYAM, Maja Daum, Schulstrasse 6, 86825 Bad Wörishofen,<br />

Tel. 08247-998388, Fax: 08247 998344 e-mail: maryam-sonnenheilmittel@web.de<br />

(auch im Buchhandel erhältlich unter: ISBN: 3-8334-2733-7)<br />

„In den ältesten Zeiten, in denen schon Menschen diese Erde<br />

bewohnt haben, benützten eben diese Menschen, so sie irgendein<br />

Unbehagen in ihrem Leibe verspürten, die Sonne, das heißt ihr Licht<br />

und ihre Wärme als das einzige Heilmittel zur Wie<strong>der</strong>herstellung ihrer<br />

Gesundheit.“<br />

(Die Heilkraft des Sonnenlichts 1,4)


<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Weisheitsgeschichten<br />

53<br />

Himmel und Hölle im Menschen<br />

„Siehe, in einem Hause wohnen zwei Menschen. Der eine ist mit allem<br />

zufrieden, was er im Schweiße seines Angesichtes unter dem Segen Gottes<br />

dem Erdboden entlockt. Zufrieden und heiter genießt er den spärlichen<br />

Ertrag seines Fleißes, und seine größte Freude ist es, mit den noch ärmeren<br />

Brü<strong>der</strong>n seinen mühsam erworbenen Vorrat zu teilen. So ein Hungriger zu<br />

ihm kommt, da hat er eine Freude, ihn sättigen zu können, und fragt ihn<br />

nie mit ärgerlichem Gemüte um den Grund seiner Armut und verbietet ihm<br />

nicht, dass er wie<strong>der</strong>kommen dürfe, so es ihn etwa wie<strong>der</strong> hungern sollte.<br />

Er murret nicht über irdische Staatseinrichtungen und sagt, so ihm<br />

irgendeine Steuer abgenommen wird, allzeit mit Hiob: ,Herr! Du hast es<br />

mir gegeben; Dein ist alles! Was Du gabst, kannst Du allzeit wie<strong>der</strong><br />

nehmen; Dein allzeit allein heiliger Wille geschehe!‘<br />

Kurz, diesen Menschen kann nichts in seiner Heiterkeit sowohl als auch<br />

in seiner Liebe und in seinem Vertrauen zu Gott, sowie daraus in <strong>der</strong> Liebe<br />

zu seinen irdischen Brü<strong>der</strong>n, stören; Zorn, Neid, Ha<strong>der</strong>, Hass und<br />

Hochmut sind für ihn fremde Begriffe.<br />

Aber sein Bru<strong>der</strong> ist dafür <strong>der</strong> unzufriedenste Mensch. Er glaubt an<br />

keinen Gott und sagt: ,Gott ist ein leerer Begriff, durch den die Menschen<br />

den höchsten Grad <strong>der</strong> diesirdischen Helden bezeichnen. In <strong>der</strong> Dürftigkeit<br />

kann nur ein dümmster Mensch glücklich sein, gleichwie auch die<br />

vernunft- und verstandlosen Tiere glücklich sind, wenn sie nur das spärlich<br />

erhalten, was ihr stummer und stumpfer Naturtrieb verlangt. Ein Mensch<br />

aber, <strong>der</strong> sich mit seinem Verstande weit übers Tierische emporgehoben<br />

hat, <strong>der</strong> muss sich nicht mehr mit <strong>der</strong> gemeinen Schweinskost begnügen,<br />

muss nicht mit den eigenen, zu etwas Besserem bestimmten Händen in <strong>der</strong><br />

Erde herumwühlen – was sich nur für Tiere und Sklaven geziemt –,<br />

son<strong>der</strong>n man muss das Schwert ergreifen, sich zum mächtigen Feldherrn<br />

emporschwingen und durch Triumphpforten in die großen Weltstädte<br />

einziehen, die man erobert hat. Die Erde muss erbeben unter den Huftritten<br />

des Rosses, das von Gold und Edelsteinen strotzend stolz den Herrn <strong>der</strong><br />

mächtigen Heerscharen trägt.‘<br />

Mit solchen Gesinnungen verwünscht dann ein solcher Mensch sein<br />

ärmliches Sein, verflucht die Armut in seinem Herzen und sinnt auf Mittel,<br />

wie er sich große Schätze und Reichtümer verschafft, um mit ihrer Hilfe<br />

seine herrschsüchtigen Ideen zu realisieren.<br />

Seinen zufriedenen Bru<strong>der</strong> verachtet er, und je<strong>der</strong> noch Ärmere ist ihm<br />

ein Gräuel. Von <strong>der</strong> Barmherzigkeit ist bei ihm gar keine Spur; bei ihm gilt<br />

sie als lächerliche Eigenschaft feiger Sklaven und <strong>der</strong> <strong>Gesellschaft</strong>saffen.


54 Weisheitsgeschichten<br />

<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />

Dem Menschen gezieme nur Großmut, – aber diese so selten wie möglich!<br />

Kommt ein Armer zu ihm, so fährt er ihn an mit allerlei Scheltworten und<br />

sagt: ,Weiche von mir, du faule Bestie, du gefräßiges Ungeheuer mit <strong>der</strong><br />

zerlumpten Larve eines Menschen! Arbeite, Tier, so du einen Fraß haben<br />

willst! Gehe zum ungeratenen Bru<strong>der</strong> meines Leibes, aber nimmer meines<br />

erhabenen Geistes; dieser, als selbst ein gemeines Lasttier, arbeitet für<br />

seinesgleichen und ist barmherzig wie ein <strong>Gesellschaft</strong>saffe! Ich bin nur<br />

großmütig – und schenke dir diesmal noch dein gemeinstes Erdwurmleben.‘<br />

Siehe nun, diese beiden Brü<strong>der</strong>, Kin<strong>der</strong> eines Vaters und einer Mutter,<br />

leben in einem Hause beisammen. Der erste ist ein Engel, <strong>der</strong> zweite nahe<br />

ein vollendeter Teufel. Dem ersten ist die ärmliche Hütte ein Himmel, dem<br />

zweiten dieselbe Hütte ohne irgendeine Verän<strong>der</strong>ung eine allerbarste Hölle<br />

voll <strong>der</strong> bittersten Qual. Siehst du nun, wie Himmel und Hölle auf einem<br />

Flecke beisammen sein können?!“ (Gr.Ev.Joh. Bd.2; Kap. 9,2-8)<br />

Der Messias ist unter Euch<br />

Ein in seiner Klause meditieren<strong>der</strong> weiser Einsiedler öffnete die Augen<br />

und erblickte einen unerwarteten Besucher - den Abt eines wohlbekannten<br />

Klosters.<br />

„Was sucht ihr“, fragte <strong>der</strong> Weise.<br />

Der Abt erzählte eine leidvolle Geschichte. Sein Kloster war einst in<br />

<strong>der</strong> ganzen westlichen Welt berühmt. Junge Aspiranten füllten die Zellen<br />

und seine Kirche hallte wi<strong>der</strong> vom Gesang <strong>der</strong> Mönche. Aber das Kloster<br />

hatte schwere Zeiten durchzumachen. Die Menschen strömten nicht mehr<br />

herbei um geistige Nahrung aufzunehmen, <strong>der</strong> Zustrom junger Aspiranten<br />

war versiegt, in <strong>der</strong> Kirche war es still geworden. Nur ein paar Mönche<br />

waren geblieben, und sie gingen schweren Herzens ihren Aufgaben nach.<br />

Der Abt wollte nun wissen: „Ist das Kloster um unserer Sünde willen in<br />

einen solchen Zustand verfallen?“<br />

„Ja“, sagte <strong>der</strong> Einsiedler, „die Sünde <strong>der</strong> Ahnungslosigkeit.“<br />

„Und was ist das für eine Sünde?“<br />

„Einer von euch ist <strong>der</strong> Messias - verkleidet - und ihr merkt es nicht.“<br />

Nachdem er das gesagt hatte, schloss <strong>der</strong> Einsiedler die Augen und<br />

versank wie<strong>der</strong> in Meditation.<br />

Während <strong>der</strong> beschwerlichen Rückreise zum Kloster schlug das Herz<br />

des Abtes bei dem Gedanken, dass <strong>der</strong> Messias - <strong>der</strong> Messias in Person -<br />

auf die Erde zurückgekehrt war und sich in seinem Kloster befand. War es<br />

möglich, dass er ihn nicht erkannt hatte? Und wer konnte es sein?


<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Weisheitsgeschichten<br />

55<br />

Der Bru<strong>der</strong> Koch? Der Bru<strong>der</strong> Sakristan? Der Bru<strong>der</strong> Verwalter? Der<br />

Bru<strong>der</strong> Prior? Nein, er hatte lei<strong>der</strong> zu viele Fehler.<br />

Aber <strong>der</strong> Meister hatte doch gesagt, <strong>der</strong> Messias wäre da in<br />

Verkleidung. Konnten gerade diese Fehler seine Verkleidung sein? Bei<br />

genauerer Überlegung hatte je<strong>der</strong> im Kloster seine Fehler. Und einer von<br />

ihnen musste <strong>der</strong> Messias sein.<br />

Als er wie<strong>der</strong> im Kloster war, versammelte er die Mönche und sagte<br />

ihnen, was er gehört hatte. Der Messias? Hier? Unglaublich! Wenn es nun<br />

<strong>der</strong> und <strong>der</strong> wäre? O<strong>der</strong> <strong>der</strong> dort drüben? O<strong>der</strong> …<br />

Eine Sache war sicher: wenn <strong>der</strong> Messias sich hier verkleidet befand,<br />

war es nicht wahrscheinlich, dass sie ihn erkennen würden. Also ließen sie<br />

es sich angelegen sein, jeden respektvoll und mit Rücksicht zu behandeln.<br />

„Man kann nie wissen“; sagten sie sich, wenn sie miteinan<strong>der</strong> zu tun<br />

hatten, „Vielleicht ist es gerade <strong>der</strong>.“<br />

Die Folge war, dass im Kloster eine ansteckend fröhliche Stimmung<br />

herrschte. Aspiranten bemühten sich bald wie<strong>der</strong> um Aufnahme in den<br />

Orden und erneut hallte die Kirche wi<strong>der</strong> von dem frommen und<br />

frohgemuten Gesang <strong>der</strong> Mönche, die vom Geist <strong>der</strong> Liebe beseelt waren.<br />

Wer ist <strong>der</strong> Blinde!<br />

Ein junger Mann, blind von Geburt, verliebte sich in ein Mädchen.<br />

Alles ging gut, bis ihm ein Freund sagte, dass das Mädchen nicht sehr<br />

hübsch war. Von da an verlor er jedes Interesse an ihr. Schlimm genug!<br />

Er hatte sie richtig „gesehen“, <strong>der</strong> Freund war blind gewesen.<br />

An uns liegt es<br />

Ein Wan<strong>der</strong>er: „Wie wird das Wetter heute?“<br />

Der Schäfer: „So, wie ich es gerne habe.“<br />

„Woher wisst Ihr, dass das Wetter so sein wird, wie Ihr es liebt?“<br />

„Ich habe die Erfahrung gemacht, mein Freund, dass ich nicht immer<br />

das bekommen kann, was ich gerne möchte. Also habe ich gelernt,<br />

immer das zu mögen, was ich bekomme.<br />

Deshalb bin ich ganz sicher: das Wetter wird heute so sein, wie ich es<br />

mag.“<br />

Was immer geschieht, an uns liegt es, Glück o<strong>der</strong> Unglück darin zu sehen.


56 Weisheitsgeschichten<br />

<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />

Nicht alles auf einmal<br />

Ein Prediger kam in einen Saal, um zu sprechen. Der Saal war leer, bis<br />

auf einen jungen Stallmeister, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> ersten Reihe saß.<br />

Der Prediger überlegte sich: „Soll ich sprechen o<strong>der</strong> es lieber bleiben<br />

lassen?“<br />

Schließlich fragte er den Stallmeister: „Es ist niemand außer dir da, soll<br />

ich deiner Meinung nach sprechen o<strong>der</strong> nicht?“<br />

Der Stallmeister antwortete: „Herr, ich bin ein einfacher Mann, davon<br />

verstehe ich nichts. Aber wenn ich in einen Stall komme und sehe, dass<br />

alle Pferde weggelaufen sind und nur ein einziges dageblieben ist, werde<br />

ich es trotzdem füttern.“<br />

Der Prediger nahm sich das zu Herzen und begann seine Predigt. Er<br />

sprach über zwei Stunden lang. Danach fühlte er sich sehr erleichtert und<br />

glücklich und wollte durch den Zuhörer bestätigt wissen, wie gut seine<br />

Rede war.<br />

Er fragte: „Wie hat dir meine Predigt gefallen?“<br />

Der Stallmeister antwortete: „Ich habe bereits gesagt, dass ich ein einfacher<br />

Mann bin und von so etwas nicht viel verstehe. Aber wenn ich in<br />

einen Stall komme und sehe, dass alle Pferde außer einem weggelaufen<br />

sind, werde ich es trotzdem füttern. Ich würde ihm aber nicht das ganze<br />

Futter geben, das für alle Pferde gedacht war.“<br />

Wie man mit dem Herzen betet<br />

Wie man mit dem Herzen betet, zeigt dieses beeindruckende Beispiel<br />

eines einfachen Clochard aus Paris, wie es in einer Pariser Lokalzeitung<br />

abgedruckt wurde:<br />

„Paul verbrachte die meiste Zeit im Freien. Er hatte eine große Vorliebe<br />

für die Kirche St. Jakob in Paris, an <strong>der</strong>en Eingangstor er um Almosen<br />

bettelte. Die Weinflasche war ihm eine treue Begleiterin, und die<br />

Leberzirrhose und an<strong>der</strong>e Krankheiten fraßen an ihm. Seine Gesichtsfarbe<br />

ließ nichts Gutes ahnen, und die Leute dieses Wohnviertels warteten nur<br />

noch darauf, dass er von heute auf morgen nicht mehr da wäre, ohne sich<br />

jedoch beson<strong>der</strong>s für ihn zu interessieren.<br />

Doch da war eine gute Seele in <strong>der</strong> Gemeinde, Frau N. Sie war sehr<br />

traurig darüber, ihn so schrecklich allein zu sehen und sprach daher öfter<br />

mit ihm. Sie hatte bemerkt, dass Paul am Morgen seinen Stammplatz am


<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Weisheitsgeschichten<br />

57<br />

Eingangsportal eine Zeitlang verließ und in die Kirche ging. Dort setzte er<br />

sich auf einen Stuhl in <strong>der</strong> ersten Reihe, direkt vor dem Tabernakel.<br />

Einfach so ... scheinbar, ohne etwas zu tun. Eines Tages fragte ihn Frau N.:<br />

„Ich habe gesehen, dass du oft in die Kirche gehst. Was machst du denn,<br />

wenn du eine Stunde dort sitzt, einfach so, ohne etwas zu tun? Du hast<br />

we<strong>der</strong> einen Rosenkranz noch ein Gebetbuch, und manchmal nickst du nur<br />

ein bisschen ein. Was machst du da? Betest du?“<br />

„Wie soll ich denn beten können! Seit <strong>der</strong> Zeit, als ich noch klein war<br />

und in den Religionsunterricht ging, habe ich alle Gebete vergessen. Ich<br />

kann keines mehr! Was ich da mache? Das ist ganz einfach: Ich gehe zum<br />

Tabernakel, dort wo Jesus ganz allein in Seinem Häuschen wohnt, und sage<br />

zu ihm: „Jesus, ich bin’s, Paul! Ich komme Dich besuchen!“, und dann<br />

bleibe ich noch ein bisschen, damit halt jemand da ist.“<br />

Frau N. bringt keinen Ton heraus. Sie vergisst nicht, was sie gerade<br />

gehört hat. Die Tage vergehen, einer gleicht dem an<strong>der</strong>en. Aber, was<br />

kommen musste, kam: Eines Tages ist Paul vom Eingangsportal<br />

verschwunden. War er krank? Vielleicht gestorben? Sie erkundigt sich und<br />

findet seine Spur im Krankenhaus wie<strong>der</strong>. Sie geht ihn besuchen. Dem<br />

armen Paul geht es sehr schlecht, er hängt an vielen Schläuchen und hat<br />

diese für Sterbende typische graue Gesichtsfarbe. Die ärztliche Prognose<br />

könnte nicht schlechter sein. Am nächsten Tag kommt Frau N. wie<strong>der</strong> und<br />

ist schon darauf gefasst, die traurige Nachricht zu bekommen.<br />

Aber nein! Paul sitzt ganz aufrecht in seinem Bett, ist frisch rasiert, hat<br />

einen lebendigen Blick und sieht völlig verwandelt aus! Ein Ausdruck<br />

unbeschreiblichen Glücks strahlt aus seinem leuchtendem Gesicht.<br />

Madame N. reibt sich die Augen ... Doch, er ist es wirklich!<br />

„Paul, das ist unglaublich, du bist ja auferstanden! Du bist nicht mehr<br />

<strong>der</strong>selbe, was ist nur mit dir passiert?“<br />

„Na, ja, es war heute morgen, da ging es mir gar nicht gut; dann habe<br />

ich plötzlich jemand hier am Fußende meine Bettes stehen sehen. Er war<br />

schön, unbeschreiblich schön ... Das kannst du dir gar nicht vorstellen!<br />

Er lächelte mich an und sagte: „Paul! Ich bin’s, Jesus! Ich komme<br />

dich besuchen!“<br />

„Wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden;<br />

denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viel Worte machen.<br />

Darum sollt ihr euch ihnen nicht gleichstellen.<br />

Euer Vater weiß, was ihr bedürfet, ehe ihr ihn bittet.“<br />

(Mt. 6,7-8)


58 In die Ruhe des Geistes eingehen<br />

<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />

In die Ruhe des Geistes eingehen<br />

„Also muss ja notwendig ein je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> in das Leben seines Geistes<br />

eingehen will, sich tagtäglich auf eine Zeitlang in die vollkommene<br />

Ruhe seines Geistes begeben und muss in dieser nicht etwa mit allerlei<br />

Gedanken umherschweifen, son<strong>der</strong>n er muss einen Gedanken nur fassen<br />

und diesen als ein bestimmtes Objekt unverwandt betrachten.<br />

Der beste Gedanke ist hier freilich <strong>der</strong> Herr. Und wenn jemand<br />

solches mit Eifer und aller möglichen Selbstverleugnung fort und fort tun<br />

wird, so wird dadurch die Sehe wie das Gehör seines Geistes stets mehr<br />

und mehr an innerer Schärfe gewinnen, und nach einer eben nicht zu<br />

langen Zeit werden diese beiden Sinneswerkzeuge des Geistes so sehr<br />

erhöht werden, dass er mit <strong>der</strong> größten Leichtigkeit dort geistige Formen<br />

von <strong>der</strong> wun<strong>der</strong>barsten Art erblicken wird, wo er vorher nichts als eine<br />

formlose Leere zu erschauen wähnte. Und so wird er auch mit eben <strong>der</strong><br />

Leichtigkeit Töne und Worte vernehmen, wo ihm ehedem eine ewige<br />

Stille zu sein schien.<br />

Ist denn nicht ein einziger Gedanke an Jesum hinreichend, um das<br />

Herz für Ihn überhell aufflammen zu machen? – O Brü<strong>der</strong> und Freunde!<br />

Könntet ihr es fassen, was dieser Name aller Namen besagt, was er ist,<br />

und welch eine Wirkung in Ihm, ihr müsstet ja augenblicklich in eine so<br />

mächtige Liebe zu Jesu übergehen, <strong>der</strong>en Feuer hinreichend wäre, ein<br />

ganzes Heer von Sonnen zu entzünden, dass sie darob noch ums<br />

Tausendfache heller flammen möchten in ihren endlos weiten<br />

Raumgebieten, als solches bis jetzt <strong>der</strong> Fall ist.<br />

Ich sage euch: Jesus ist etwas so ungeheuer Großes, dass, so dieser<br />

Name ausgesprochen wird, die ganze Unendlichkeit von zu großer<br />

Ehrfurcht erbebt.<br />

Daher genügt zur Erweckung unserer Liebe zu Jesu ja doch sicher<br />

schon ein einziger Gedanke – nur Sein Name in unseren Herzen<br />

ausgesprochen sollte ewig genug sein, um in aller Liebe für Ihn zu<br />

erbrennen! Daher sprechet auch ihr in euren Herzen diesen Namen<br />

würdig aus, und ihr werdet es selbst erschauen, in welcher Fülle das Feuer<br />

<strong>der</strong> Liebe aus euren Herzen hervorbrechen wird, zu entzünden das Holz<br />

des Lebens.<br />

Ihr brauchet nur in eurem Herzen „Vater“ zu rufen, und ihr habt genug<br />

getan! Und <strong>der</strong> Vater wird euer Herz allezeit, insoweit es Not tut, sättigen<br />

und kräftigen mit Seiner Liebe.<br />

Ihr brauchet nicht einmal ein Bild, son<strong>der</strong>n nur die Erkenntnis in eurem<br />

Herzen von Gott, und ihr habt genug <strong>der</strong> Liebe.“<br />

(Geistige Sonne Bd. 2 Kap. 44,16-17;13,1-2,16; 50,17-18)


<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Desi<strong>der</strong>ata<br />

59<br />

ei ruhig inmitten Lärm<br />

und Hast und bedenke,<br />

welch ein Segen in <strong>der</strong> Stille liegen<br />

kann. Steh' auf gutem Fuß mit allen<br />

Menschen, ohne Dir selbst Gewalt<br />

anzutun. Sag' Deine Wahrheit ruhig<br />

und deutlich. Höre Deine Mitmenschen<br />

an. Auch sie erzählen ihre Geschichte.<br />

Meide lärmende und aggressive<br />

Menschen, sie belasten den Geist.<br />

ergleichst Du Dich mit<br />

an<strong>der</strong>en, könntest Du eitel<br />

und verbittert werden.<br />

Denn es wird immer<br />

kleinere und größere Menschen geben<br />

als Dich. Freue Dich Deiner eigenen<br />

Leistungen wie auch Deiner Pläne.<br />

Hüte Dich vor Selbstgerechtigkeit.<br />

Habe Interesse für Deine Arbeit, wie<br />

niedrig sie auch sein möge; sie ist ein<br />

echter Besitz im verän<strong>der</strong>lichen Glück<br />

<strong>der</strong> Zeiten. Verhalte Dich vorsichtig<br />

bei Geschäften, denn die Welt ist<br />

voller Betrug. Aber dies soll Dich nicht<br />

blind machen gegen vorhandene<br />

Rechtschaffenheit. Viele Menschen<br />

streben höheren Idealen nach, und die<br />

Welt ist voller Eiferer - sei Du selbst.<br />

Heuchle vor allem keine Zuneigung,<br />

noch sei zynisch, was die Liebe<br />

betrifft; denn bei aller<br />

Unzufriedenheit und Leere ist die<br />

Liebe ewig wie das Gras.<br />

Folg' dem Lauf <strong>der</strong> Jahre anmutig,<br />

verlang' nicht nach einer Zeit, die<br />

hinter Dir liegt. Stärke die Kraft des<br />

Geistes, damit sie Dich in plötzlich<br />

hereinbrechendem Unglück<br />

schütze. Aber verdrieß' Dich nicht<br />

mit Spukbil<strong>der</strong>n. Viele Ängste<br />

werden aus Müdigkeit und<br />

Einsamkeit geboten. Leg' Dir eine<br />

gesunde Disziplin auf, aber sei<br />

dabei lieb zu Dir selbst.<br />

u bist ein Kind des<br />

Universums, nicht weniger<br />

als die Bäume und Sterne.<br />

Du hast das Recht, hier zu<br />

sein. Und ist es Dir klar o<strong>der</strong><br />

nicht, das Universum entfaltet<br />

sich doch so, wie es sich entfaltet<br />

- und es ist gut so. Habe darum<br />

Frieden mit Gott, wie Du auch<br />

denkst, dass er sein möge. Was<br />

Deine Umgebungen und Deine<br />

Arbeit auch sein mögen, halte<br />

Frieden mit Deiner Seele in <strong>der</strong><br />

lärmenden Verwirrung des<br />

Lebens. Trotz all ihrem<br />

Flittergold, ihrer Düsterheit und<br />

den verflogenen Träumen, ist<br />

diese Welt doch wun<strong>der</strong>schön.<br />

Sei behutsam.<br />

Strebe danach, glücklich zu sein!<br />

Max Ehrmann


60 Verschiedenes<br />

<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong><br />

Inseratenwerbung <strong>der</strong> Werke Jakob <strong>Lorber</strong>s<br />

Geistesbru<strong>der</strong> Helmut Betsch inseriert aus eigener Initiative seit Jahren<br />

in Zeitungen und Zeitschriften für die Werke Jakob <strong>Lorber</strong>s.<br />

Die erfolgreiche Zeitschriftenwerbung im letzten Jahr, bei <strong>der</strong> fast 1200<br />

neue Interessenten für das Schriftwerk gewonnen werden konnten,<br />

bestätigt diese segensvolle Arbeit. Um diese auch zukünftig<br />

weiterführen zu können, ist er auf unsere finanzielle Unterstützung<br />

angewiesen.<br />

Wer diese segensvolle Arbeit finanziell unterstützen möchte, kann<br />

seinen Beitrag auf untenstehendes Konto überweisen.<br />

Helmut Betsch, Postbank-Konto-Nr. 237410-705, BLZ 60010070<br />

<strong>Lorber</strong>-Heilpraktiker im Raum Saarbrücken gesucht<br />

Ich suche im Raum Saarbrücken einen Heilpraktiker, <strong>der</strong> die Heil- und<br />

Gesundheitshinweise des <strong>Lorber</strong>-Schriftwerkes berücksichtigt.<br />

Kontaktadresse: Brigitte Thier, Pfählerstr. 48, 66125 Saarbrücken<br />

Geistesbru<strong>der</strong> sucht Briefkontakt<br />

Mittelloser und einsamer Bru<strong>der</strong> (57 Jahre), <strong>der</strong> die Werke Jakob <strong>Lorber</strong>s<br />

durch Inserate erst jetzt kennen lernen durfte, sucht geistigen Austausch<br />

durch Briefkontakt zu Glaubensgeschwistern.<br />

Kontaktadresse: Paul Terlutter, Züricherstr. 40, 28325 Bremen<br />

<strong>Lorber</strong>-Freundin sucht Gleichgesinnte<br />

<strong>Lorber</strong>-Freundin aus Künzelsau sucht Geistesfreunde im Gebiet Schwäbisch-Hall<br />

/ Bad Mergentheim.<br />

Kontakt: Ursel Wickert, Telefon-Nr. 0 79 40/93 9979<br />

Alte Schrift gesucht<br />

Ich suche eine alte Schrift aus den 30er bzw. 40er Jahren mit dem Titel:<br />

„Geisteskampf um Jesus Christus“. Wer kann mir darüber Auskunft geben?<br />

Marga Kittelmann Tel.: 08841-8344<br />

Vortrags-Kassetten-Dienst<br />

Tonbandkassetten <strong>der</strong> Vorträge <strong>der</strong> <strong>Lorber</strong>-Tagungen können bestellt<br />

werden beim: Kassettendienst Lothar Schuller,<br />

Anton-Beilhackstr. 11, D-83278 Traunstein


<strong>GL</strong> 4/<strong>2005</strong> Tagung <strong>der</strong> Schweizer <strong>Lorber</strong>freunde<br />

61<br />

Herbst-Tagung <strong>der</strong> Schweizer <strong>Lorber</strong>freunde<br />

im Bildungszentrum Matt, CH 6103 Schwarzenberg<br />

Tel.: +41 (0) 499 70 99<br />

vom 29. Sept. bis 2. Oktober <strong>2005</strong><br />

Wir konnten uns für diese Tagung wie<strong>der</strong>um in das schöne und ruhig<br />

gelegene Haus am Schwarzenberg einmieten. Das Bildungszentrum liegt<br />

auf 850 Meter Höhe in voralpiner Landschaft, ca. 20 Kilometer von<br />

Luzern entfernt mit Blick auf die Berge des Pilatusgebiets.<br />

Geplante Vorträge:<br />

Gisela Fräntzki - Jakob Böhme, Lebens-Not-wendig für dich und mich<br />

Dr. Walter Meili - Besessenheit, Umsessenheit<br />

Franz Schny<strong>der</strong> - Das Weltall, ein Laufgitter<br />

Karl Ulrich - Islam, Mohammed, Jesus<br />

Dr. Clemens Bartscht - Das Wesen des Menschen<br />

Rita Steinemann - Die Unendlichkeit <strong>der</strong> Klänge<br />

Anreise mit dem Auto: Autobahn Luzern Ri. Bern, Ausfahrt Emmen<br />

Süd / Malters / Schwarzenberg<br />

Öffentl. Verkehrsmittel: ab Bahnhof Luzern mit SBB nach Malters, dann<br />

mit dem Postauto nach Schwarzenberg, Haltestelle direkt vor dem Haus.<br />

Anmeldung bis 10. September <strong>2005</strong> und Auskunft:<br />

Maria Tanner, Am Sientalweg 8<br />

CH-6343 Rotkreuz ZG<br />

Tel.: (0041) (0) 41 311 16 42


Anmeldebogen zur<br />

Tagung <strong>der</strong> Schweizer <strong>Lorber</strong>freunde<br />

vom 29.09. - 2.10.<strong>2005</strong> im Bildungszentrum Matt<br />

Anreisetag: Donnerstag, den 29. Sept. <strong>2005</strong> (nachmittags)<br />

Abreisetag: Sonntag, den 2. Okt. <strong>2005</strong> (nach dem Mittagessen)<br />

Hiermit melde(n) ich mich / wir uns verbindlich zur obigen Veranstaltung an:<br />

Ich / wir reisen an am: ……………...…und reisen ab am: …..……………..…<br />

Vorname, Name: ............................................................................................<br />

Straße, Nr., PLZ, Ort: .......................................................................................<br />

Telefon-Nr. .....................................................................................................<br />

Zimmerpreise pro Person und Tag inkl. Vollpension<br />

Einzelzimmer Dusche / WC 133,- Fr. 84,20 €<br />

Einzelzimmer WC/Etagendusche 118,- Fr. 74,70 €<br />

Doppelzimmer Dusche / WC 108,- Fr. 68,35 €<br />

Doppelzimmer WC/Etagendusche 93,- Fr. 58,90 €<br />

Appartement ab<br />

3 Pers.<br />

Bad / WC 93,- Fr. 58,90 €<br />

Vollpension vegetarisch<br />

Zutreffendes bitte ankreuzen<br />

Die Hotelrechnung ist vor <strong>der</strong> Abreise direkt dem Bildungshaus zu entrichten.<br />

Die Reservierungen werden nach Eingang <strong>der</strong> schriftlichen Anmeldung und Einzahlung <strong>der</strong><br />

Tagungskosten berücksichtigt.<br />

Die schriftliche Anmeldung gilt als verbindlich und wird nicht extra bestätigt.<br />

Abmeldungen müssen mindestens 5 Tage vor Tagungsbeginn erfolgen, ansonsten muss<br />

lei<strong>der</strong> 75% des Hotelpreises in Rechnung gestellt werden.<br />

Datum / Unterschrift: ......................................................................................................................<br />

Anmeldung bis 10. September <strong>2005</strong> und Auskunft:<br />

Maria Tanner, Am Sientalweg 8<br />

CH-6343 Rotkreuz ZG<br />

Tel.: (0041) (0) 41 311 16 42


Tagung <strong>der</strong> <strong>Lorber</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />

Tagung <strong>der</strong> <strong>Lorber</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> e.V.<br />

im Bildungshaus Mariatrost<br />

Kirchbergstrasse 18<br />

in A-8044 Graz / Österreich<br />

vom 18. bis 23. September <strong>2005</strong><br />

Das Bildungshaus Mariatrost - das offene Forum für Weiterbildung und<br />

Dialog <strong>der</strong> Diözese Graz-Seckau - steht uns während <strong>der</strong> Tagung mit<br />

seinen 63 Betten, einem Speisesaal für 100 Personen, einem<br />

Vortragssaal für 150 Personen und sieben Gruppenräumen zur freien<br />

Verfügung. Weitere Unterbringungsmöglichkeiten gibt es in den<br />

verschiedenen Pensionen und Hotels in unmittelbarer Nähe <strong>der</strong><br />

Tagungsstätte.<br />

Weitere Informationen über das Bildungshaus Mariatrost sind auch über<br />

das Internet abrufbar unter: http://www.mariatrost.at<br />

Das Anmeldeformular befindet sich umseitig (bitte ausschneiden o<strong>der</strong><br />

kopieren, ausfüllen und einsenden).<br />

Anmeldungen über<br />

<strong>Lorber</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> e.V.<br />

Anita Strattner<br />

Pfarrhofstr. 7<br />

D-83132 Pittenhart<br />

Tel./Fax: 08624-4114


Anmeldebogen zur<br />

Tagung <strong>der</strong> <strong>Lorber</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> e.V.<br />

vom 18.09. - 23.09.<strong>2005</strong> im Bildungshaus Mariatrost / Graz<br />

Anreisetag: Sonntag, den 18. Sept. <strong>2005</strong> (nachmittags)<br />

Abreisetag: Freitag, den 23. Sept. <strong>2005</strong> (nach dem Frühstück)<br />

Hiermit melde(n) ich mich / wir uns verbindlich zur obigen Veranstaltung an:<br />

Ich / wir reisen an am: ……………Sept. und reisen ab am: …..………Sept.<br />

1. Vorname, Name: ............................................................................................<br />

Straße, Nr., PLZ, Ort: .......................................................................................<br />

Telefon-Nr. .....................................................................................................<br />

2. Vorname, Name: ............................................................................................<br />

Straße, Nr., PLZ, Ort: .......................................................................................<br />

3. Kin<strong>der</strong>, Name, Alter: .......................................................................<br />

Ich bin bereit, bei Platzmangel mit einer/m an<strong>der</strong>en Teilnehmer/in<br />

mein Zimmer zu teilen.<br />

Ich bin Tagesgast ohne Übernachtung am So Mo Di Mi Do Fr<br />

Tagungskosten 275,- € pro Person für die gesamte Tagung<br />

inkl. Übernachtung und Vollpension,<br />

sowie Raumpauschale und Tagungsgebühr<br />

(Die Kosten für das Mittagessen am Ausflugtag sind separat zu bezahlen.)<br />

Die Tagungskosten sind im voraus auf das Konto <strong>der</strong> <strong>Lorber</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> e.V. zu<br />

überweisen. Benutzen Sie hierfür bitte die Überweisungsträger in <strong>der</strong> Heftmitte und<br />

vermerken als Überweisungszweck: Tagung Graz<br />

Die Anmeldung wird erst durch den Eingang <strong>der</strong> Tagungskosten wirksam.<br />

Teilnehmer, die nicht die ganze Tagung bleiben, werden bei Überbelegung außerhalb des<br />

Hauses untergebracht. Tagesgäste mögen sich für eine evtl. Verpflegung (Mi. 8,50 € / Ab.<br />

5,80 €) bei <strong>der</strong> Verwaltung des Seminarhauses melden. Die Tagungsgebühr für<br />

Tagesgäste von 5,- € / Pers. u. Tag erbitten wir in Form einer Spende.<br />

Datum / Unterschrift: ......................................................................................................................<br />

Anmeldung: <strong>Lorber</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> e.V.<br />

Anita Strattner, Pfarrhofstr. 7<br />

D-83132 Pittenhart, Tel./Fax: 08624-4114


Die Hauptwerke des Mystikers Jakob <strong>Lorber</strong> (1800-1864)<br />

Das große Evangelium Johannes (10 Bände, je 450 Seiten) - In diesem großen und<br />

herrlichen Offenbarungswerk erhalten wir nach <strong>der</strong> Verheißung Joh. 14,26 eine genaue,<br />

eingehende und tief gedankenvolle Schil<strong>der</strong>ung alles dessen, was Jesus in den drei Jahren<br />

Seiner irdischen Lehrtätigkeit getan und gesprochen hat. Von <strong>der</strong> Fülle des in Joh.<br />

21,25 Angedeuteten hat die Liebe und Gnade des Himmlischen Vaters hier den Menschen<br />

zu ihrer Erleuchtung und Rettung endlos Großes geoffenbart.<br />

Die Haushaltung Gottes (3 Bände, je 450 Seiten) - Dieses Werk entrollt in machtvoller<br />

Sprache ein gewaltiges Bild des göttlichen Weltplanes, <strong>der</strong> Schöpfungsgeschichte und<br />

<strong>der</strong> Urgeschichte <strong>der</strong> Menschheit von <strong>der</strong> Erschaffung Adams bis zur Sündflut.<br />

Die Jugend Jesu (420 Seiten) - Dies ist die Wie<strong>der</strong>gabe <strong>der</strong> verschollenen, von Jakobus,<br />

dem Stiefbru<strong>der</strong> des Herrn, verfassten Jugendgeschichte Jesu, des sog. Jakobus-<br />

Evangeliums. Enthaltend die wun<strong>der</strong>bare Schil<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kindheit Jesu, gibt sie uns<br />

auch zugleich ein helles Licht über das Rätsel von Gott und Mensch in <strong>der</strong> Person Jesu.<br />

Die geistige Sonne (2 Bände, je 500 Seiten) - Grundsätzliche Belehrung über die Zustände<br />

im Jenseits und die dortige Weiterentwicklung <strong>der</strong> Seelen. Ein hoch bedeutendes<br />

Werk für Fortgeschrittene.<br />

Bischof Martin (500 Seiten) - Entwicklungswege eines in menschlicher Unvollkommenheit<br />

abgeschiedenen Bischofs im Jenseits bis zu seiner Vollendung.<br />

Von <strong>der</strong> Hölle bis zum Himmel (Robert Blum) (2 Bände, je 500 Seiten) - Erfahrungen<br />

und Erlebnisse des 1848 erschossenen Revolutionärs Robert Blum im Jenseits. Dieses<br />

Werk gibt ein überaus lebendiges, vielseitig aufgeklärtes Bild <strong>der</strong> jenseitigen Weiterentwicklung<br />

dieser politischen Persönlichkeit zum Gotteskind.<br />

Erde und Mond (250 Seiten) - Wichtiges Hauptwerk über die geistige Welterklärung.<br />

Umfassende Darstellung des Baues und <strong>der</strong> Bedeutung von Erde und Mond.<br />

Die natürliche Sonne (1 Band, 320 Seiten) - Mehr als die Werke <strong>der</strong> gelehrten Sternkunde<br />

enthüllt uns dieses Buch die Schöpfungen unseres Sonnensystems. Die Hauptsache<br />

aber dieser Sonnen- und Sternenkunde führt uns zu Gott und zum Leben aus Gott.<br />

Schrifttexterklärungen (112 Seiten) - Lichtvolle, aufschlussreiche Erklärung wichtiger<br />

Bibelstellen.<br />

Die drei Tage im Tempel (96 Seiten) - Der zwölfjährige Jesus im Tempel zu Jerusalem.<br />

Briefwechsel Jesu mit Abgarus (40 Seiten) - Wie<strong>der</strong>gabe des einzigen, echten Briefwechsels<br />

Jesu, von welchem das Geschichtswerk des Kirchenvaters Eusebius Kunde<br />

gibt.<br />

Der Großglockner (80 Seiten) - Ein Evangelium <strong>der</strong> Berge, behandelnd die natürliche<br />

und geistige Bedeutung <strong>der</strong> Gebirge und das Wesen und Walten <strong>der</strong> Naturgeister in <strong>der</strong><br />

Bergwelt.<br />

Heilung und Gesundheitspflege (240 Seiten) – Zusammenstellung von Ratschlägen für<br />

die Heilung und Gesun<strong>der</strong>haltung von Leib und Seele.<br />

Kurt Eggenstein – Der unbekannte Prophet Jakob <strong>Lorber</strong>. Ein Einführungsbüchlein.<br />

Gesamtprospekt und Bücher sind zu beziehen durch den LORBER-Verlag<br />

Postfach 1851, 74308 Bietigheim, Deutschland<br />

E-Mail: info@lorber-verlag.de<br />

http://www.lorber-verlag.de


Besinnliche Texte zur Meditation<br />

„Wir wissen aber auch, dass jedes Ding in <strong>der</strong> Welt<br />

entsprechend gut o<strong>der</strong> schlecht sein kann, und dazu<br />

wird es von <strong>der</strong> Liebe (des Menschen) gemacht. Ist die<br />

Liebe nach <strong>der</strong> Ordnung Gottes, so wird durch sie<br />

alles gut; ist diese gegen die Ordnung Gottes, so wird<br />

durch sie alles schlecht.<br />

Auf diese Weise entwickelt dann ein je<strong>der</strong> Mensch in<br />

sich entwe<strong>der</strong> den Himmel o<strong>der</strong> die Hölle.<br />

Aus dem aber geht hervor, dass ein je<strong>der</strong> Mensch durch die Art<br />

seiner Liebe <strong>der</strong> Schöpfer seiner eigenen inneren Welt wird, und<br />

dass er nie in irgendeinen Himmel o<strong>der</strong> in irgendeine Hölle kommen<br />

kann, son<strong>der</strong>n nur in das Werk seiner Liebe.“ (GS II 119,10+13)<br />

Jakob <strong>Lorber</strong> (1800-1864)<br />

Was dein Auge an an<strong>der</strong>n sah,<br />

Wird an<strong>der</strong>n nicht an dir entgehen,<br />

Wir stehen uns selber viel zu nah,<br />

um unsere Fehler selbst zu sehen.<br />

Christoph August Tiedge (1752-1841)<br />

„Einem gelang es - er hob den Schleier <strong>der</strong> Göttin<br />

zu Sais. - Aber was sah er? -<br />

Es sah - Wun<strong>der</strong> des Wun<strong>der</strong>s, sich selbst.“<br />

„Hast du dich selbst lieb, so hast du alle Menschen<br />

lieb wie dich selbst. Solange du einen einzigen<br />

Menschen weniger lieb hast als dich selbst, so hast<br />

du dich selbst nie wahrhaft lieb gewonnen.“<br />

Meister Eckhart (1260 – 1328)<br />

Novalis (1772-1801)<br />

„Die Seele hat einen Funken, einen Grund in sich,<br />

dessen Durst Gott, <strong>der</strong> doch alle Dinge vermag, mit<br />

nichts an<strong>der</strong>em zu löschen vermag als mit sich selber.“<br />

Johannes Tauler (1300-1361)

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