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Michael Heymel: Woran glaubst du? (Leseprobe)

Wer Christ wird, lernt immer neu mit Jesus anzufangen, meint Michael Heymel. Wie geht das heute, wenn man über die globale Situation des Christentums nachdenkt? Dieses Buch setzt voraus, dass christlicher Glaube gottesdienstlich gelebt, in unterschiedlichen Kulturen gestaltet, reflektiert und verantwortet wird. Es lädt aus evangelischer Perspektive zum Gespräch über den Glauben ein und bietet Auskünfte über das, was in Martin Luthers Kleinem Katechismus »Hauptstücke des Glaubens« genannt wird: das Apostolische Glaubensbekenntnis, das Vaterunser, die Zehn Gebote, Taufe und Abendmahl. Außerdem führt es in solche Stücke ein, die auch für viele Christen nicht mehr selbstverständlich sind, wie das Kirchenjahr, die Heilige Schrift, den Gottesdienst, die Psalmen und die Beichte.

Wer Christ wird, lernt immer neu mit Jesus anzufangen, meint Michael Heymel. Wie geht das heute, wenn man über die globale Situation des Christentums nachdenkt?

Dieses Buch setzt voraus, dass christlicher Glaube gottesdienstlich gelebt, in unterschiedlichen Kulturen gestaltet, reflektiert und verantwortet wird. Es lädt aus evangelischer Perspektive zum Gespräch über den Glauben ein und bietet Auskünfte über das, was in Martin Luthers Kleinem Katechismus »Hauptstücke des Glaubens« genannt wird: das Apostolische Glaubensbekenntnis, das Vaterunser, die Zehn Gebote, Taufe und Abendmahl. Außerdem führt es in solche Stücke ein, die auch für viele Christen nicht mehr selbstverständlich sind, wie das Kirchenjahr, die Heilige Schrift, den Gottesdienst, die Psalmen und die Beichte.

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Zur Situation des Christentums<br />

andere Formen dagegen, wie sie etwa in kleinen Gemeinschaften<br />

praktiziert werden, keineswegs. Der Bedeutungsverlust<br />

kann da<strong>du</strong>rch mitbedingt sein, dass die Kirchen eine<br />

vom Staat privilegierte Stellung genießen (wie in Westdeutschland),<br />

er kann aber auch <strong>du</strong>rch eine aggressiv antikirchliche,<br />

atheistische Propaganda des Staates gefördert<br />

werden (wie in Ostdeutschland bis 1989). Der Anteil der Agnostiker<br />

und Atheisten ist in der ostdeutschen Bevölkerung<br />

mehr als doppelt so groß wie in der westdeutschen, größer<br />

als in jedem anderen Land weltweit (nur Tschechien und<br />

Estland haben ähnlich hohe Anteile). Keiner christlichen<br />

Konfession anzugehören gilt bei Ostdeutschen als »normal«,<br />

während es anderswo in vielen Regionen der Erde eine<br />

Außenseiterposition ist.<br />

Der Historiker Yuval Harari hat jüngst die traditionellen<br />

Religionen als »Handlanger des modernen Nationalismus«<br />

beschrieben. Mit ihrer politischen Macht seien sie ein<br />

»Problem für die Menschheit«, hätten aber zur Lösung der<br />

globalen Probleme unseres Jahrhunderts »nicht viel zu bieten«<br />

(Harari, 190). Zu dieser Einschätzung gelangt er als Agnostiker,<br />

für den Religion massenhafte Identitäten <strong>du</strong>rch<br />

den Glauben an gemeinsame Fiktionen bzw. fiktionale Geschichten<br />

herstellt (vgl. a. a. O., 185ff.). Diese These lässt sich<br />

aus drei Gründen nicht aufrechthalten: Sie ist zu pauschal,<br />

sie re<strong>du</strong>ziert Religion auf eine ideologische Funktion, und<br />

sie verkennt völlig die Lebensbedeutung des christlichen<br />

Glaubens.<br />

In Deutschland entwickelte sich ein Nationalprotestantismus,<br />

der Gott in den Dienst der Nation stellte (»Gott mit<br />

uns« stand auf den Koppelschlössern der Soldaten), aber<br />

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