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planet toys_April_2022

planet toys - das Magazin für den Spielwarenhandel

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HANDEL<br />

53<br />

Kommt es zu weiteren Insolvenzen und wird es<br />

zu einer Konzentration bei den Anbietern führen,<br />

weil manche Firmen die hohen Einnahmeausfälle<br />

mit einer bilanziell schlechten Ausgangslage<br />

und wenig Liquidität sowie Eigenkapital<br />

kaum überstehen dürften?<br />

G. H.: Fritz Fries befand sich vom 14.09.20 bis<br />

30.06.2021 in Insolvenz in Eigenverwaltung. Durch<br />

neue Kapitaleinlagen der Inhaberfamilie konnte<br />

das Unternehmen am 01.07.21 wieder von dieser<br />

übernommen werden. Fa. Rubies Deutschland<br />

befand sich im Jahr 2021 ebenfalls in Insolvenz<br />

in Eigenverwaltung, wurde aber im gleichen Jahr<br />

von einem chinesischen Investor übernommen.<br />

Fa. Andrea Moden befindet sich seit Ende 2021 in<br />

Insolvenz. Weitere Fälle sind uns nicht bekannt.<br />

Da viele Unternehmen der Branche familiengeführt<br />

sind, hoffen wir, dass sie durch familiäre<br />

Einlagen gerettet werden können.<br />

Wie haben Ihnen Kurzarbeit und Überbrückungsgelder<br />

geholfen?<br />

G. H.: Wir sind sehr dankbar, dass die Anträge auf<br />

Überbrückungshilfe für unsere Firmengruppe vollumfänglich<br />

genehmigt wurden, was uns etwas<br />

finanziellen Spielraum verschafft hat. Ebenso ist<br />

die Zahlung von Kurzarbeitergeld, die für besonders<br />

stark betroffene Unternehmen bis zum 30.<br />

Juni dieses Jahres verlängert wurde, für uns eine<br />

große Entlastung in dieser sehr schwierigen<br />

Zeit. Sie bewahrt uns vor der bitteren Pille, Entlassungen<br />

vornehmen zu müssen und gut eingearbeitetes<br />

Stammpersonal dauerhaft zu verlieren.<br />

Böse Zungen haben 2020 behauptet, der Karneval<br />

sei ein Pandemietreiber gewesen. Was<br />

sagen Sie dazu? Auf den ersten Blick scheint<br />

die These jedenfalls plausibel.<br />

G. H.: So ganz pauschal lässt sich das nicht sagen.<br />

Viele Vereine und Veranstalter verstehen ihren Auftrag<br />

nicht einfach nur darin, „zügellose Partys“ zu<br />

feiern, sondern unter anderem in gereimter Form<br />

der Politik den Spiegel vorzuhalten. Aber richtig ist<br />

auch, dass überall dort, wo viele Menschen zusammenkommen<br />

und feiern, die Ansteckungsgefahr<br />

größer ist. Mit dem<br />

Wissen und den Möglichkeiten<br />

von heute<br />

sollte es jedoch unter<br />

Einhaltung der 2-<br />

bzw. 3-G+-Regel sowie<br />

den bekannten Hygienemaßnahmen<br />

und<br />

entsprechender Beschränkung<br />

der Personenzahl<br />

möglich sein,<br />

Präsenzveranstaltungen<br />

wie Prunksitzungen abzuhalten.<br />

Dies ist auch<br />

bereits in geringem Umfang<br />

der Fall.<br />

Welche Folgen hat die Krise auf die Vereine und<br />

auf die Nachwuchsförderung? Wenn man Karneval<br />

nicht live erlebt, wird man wahrscheinlich<br />

auch nicht angefixt. Brechen womöglich<br />

gewachsene Strukturen zusammen?<br />

G. H.: Viele Vereine aus den unterschiedlichsten<br />

Bereichen haben mit dieser Situation zu kämpfen.<br />

In den Karnevalsvereinen trainieren, proben<br />

und bereiten sich aktive Karnevalisten über ein<br />

Jahr auf eine Kampagne vor, die es dann in ihrer<br />

gewohnten Form nicht geben wird. Das sorgt natürlich<br />

nicht gerade für Euphorie bei den Aktiven,<br />

denn diese wollen das Einstudierte und Gelernte<br />

auch ihrem Publikum präsentieren. Karneval<br />

ist etwas, das man live erleben muss. Gemeinsam<br />

schunkeln und mitsingen und sehen, was<br />

auf der Bühne passiert. Das macht es aus. Zwei<br />

Jahre ohne Fastnacht, da besteht schon die Gefahr,<br />

dass in einigen Vereinen, die nicht gerade in<br />

den Karnevalshochburgen unterwegs sind, Probleme<br />

im Nachwuchsbereich auftreten!<br />

Wann rechnen Sie mit einer Erholung?<br />

G. H.: Wir hoffen, dass durch Einführung der Impfpflicht<br />

bzw. eine bessere Akzeptanz der neu entwickelten<br />

„Totimpfstoffe“ der Karneval in der Saison<br />

<strong>2022</strong>/23 wieder relativ normal gefeiert werden kann.<br />

Hat die Pandemie gezeigt, dass der Karneval<br />

vor allem ein Brauchtum ist, überhaupt nicht<br />

vergleichbar mit einem Event?<br />

G. H.: Ganz klar ist der Karneval ein Brauchtum<br />

und führt Menschen zusammen. Die Vereine<br />

im gesamten Land werden dieses auch weiterhin<br />

begehen und entsprechend feiern, wenn<br />

sie es denn wieder dürfen und die Lage es zulässt.<br />

Karneval ist das größte traditionelle Fest<br />

Deutschlands, an dem der überwiegende Teil der<br />

Bevölkerung an Sitzungen, Rosenmontagsumzügen,<br />

Karnevalsbällen oder einfach nur am Fernseher<br />

bei einer guten Flasche Wein teilnimmt.<br />

Herr Horbach, wir bedanken uns für das Gespräch.<br />

Ganz klar ist der<br />

Karneval ein<br />

Brauchtum und<br />

führt Menschen<br />

zusammen.<br />

GERD HORBACH

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