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Sanierungsfall Globalisierung?

Warum der Welthandel sich neu erfinden muss – bitte diesmal nachhaltig. Das neue UmweltDialog-Magazin macht sich auf eine spannende Spurensuche nach den Ursprüngen der Globalisierung, was schief lief und was sich ändern wird.

Warum der Welthandel sich neu erfinden muss – bitte diesmal nachhaltig. Das neue UmweltDialog-Magazin macht sich auf eine spannende Spurensuche nach den Ursprüngen der Globalisierung, was schief lief und was sich ändern wird.

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<strong>Globalisierung</strong><br />

wie der Automobilsektor, der Maschinenbau<br />

oder die chemische Industrie.<br />

Und mit unseren Exporterlösen sind wir<br />

in der Lage, die Rohstoffe zu bezahlen,<br />

die wir benötigen.<br />

Die <strong>Globalisierung</strong> ist mit dem Versprechen<br />

angetreten, dass freie Märkte den<br />

größten Vorteil für alle bringen. Das wird<br />

zunehmend auch in Industrienationen<br />

hinterfragt. Wie muss eine neue Narration<br />

lauten?<br />

Deutschland als Ganzes gehört ganz<br />

klar zu den <strong>Globalisierung</strong>sgewinnern.<br />

Wir generieren Exportüberschüsse in<br />

wichtigen Branchen und haben zahlreiche<br />

„heimliche“ Weltmarktführer im<br />

Mittelstand.<br />

Natürlich hat sich durch die <strong>Globalisierung</strong><br />

und die Digitalisierung die Wirtschaft<br />

strukturell gewandelt. Auch in<br />

Deutschland haben wir einen großen<br />

Niedriglohnsektor, in dem hauptsächlich<br />

zugewanderte Menschen arbeiten.<br />

Wer heute ein Päckchen von Amazon<br />

bekommt, wird meistens von einem<br />

Fahrer mit Migrationshintergrund beliefert.<br />

Darüber hinaus gibt es natürlich auch<br />

Branchen, die durch Billigexporte oder<br />

internationale Konkurrenz bedroht sind<br />

und in denen Menschen ihren Arbeitsplatz<br />

verlieren. Hier liegen dann die Vorteile<br />

der <strong>Globalisierung</strong> hauptsächlich<br />

bei den Konsumenten, die ihre Produkte<br />

günstig auswählen können. Wir können<br />

aber die negativen Auswirkungen durch<br />

sozialen Ausgleich weitestgehend kompensieren.<br />

Das ist in den USA so nicht<br />

passiert: Die schwach ausgestaltete<br />

Regionalpolitik kann dort den Strukturwandel<br />

durch wirtschaftspolitische<br />

oder sozialpolitische Maßnahmen nicht<br />

abfedern. Darüber hinaus hat die Mittelschicht<br />

in den vergangenen 20 bis<br />

30 Jahren keinen Einkommenszuwachs<br />

verzeichnet und ist im Gegensatz zur<br />

deutschen geschrumpft.<br />

Damit spricht vieles für ein Modell der<br />

sozialen Marktwirtschaft auf globaler<br />

Ebene.<br />

Foto: Gorodenkoff / stock.adobe.com<br />

Ja, die Mehrzahl der Ökonomen rechnet<br />

die Vorteile des internationalen Handels<br />

aus, enthält sich aber Werturteilen<br />

zur gerechten Verteilung. Wie die <strong>Globalisierung</strong>sgewinne<br />

verteilt werden,<br />

muss politisch entschieden werden.<br />

Passiert das nicht, können bestimmte<br />

Regionen oder Bevölkerungsgruppen<br />

zu <strong>Globalisierung</strong>sverlierern werden,<br />

finden sich in sozialen Protestbewegungen<br />

wieder und wählen Politiker wie<br />

Donald Trump.<br />

Chinas Aufstieg wird von vielen argwöhnisch<br />

beäugt. Wir gehen davon aus, dass<br />

der Aufstieg des einen den Abstieg des<br />

anderen bedeuten wird. Sind wir in Europa<br />

nachher am Ende doch die <strong>Globalisierung</strong>sverlierer?<br />

China hat ein niedrigeres Pro-Kopf-Einkommen<br />

als die meisten europäischen<br />

Länder. Im Vergleich zu Deutschland<br />

hat das Land uns beim Bruttosozialprodukt<br />

nur überholt, weil es 20 Mal so<br />

viele Einwohner hat und deswegen eine<br />

andere Wirtschaftsleistung erbringen<br />

kann. Wachstumsraten von bis zu zehn<br />

Prozent waren zwar beeindruckend,<br />

aber man sollte diese Entwicklung auch<br />

nicht überbewerten, weil die Abstände<br />

im Pro-Kopf-Einkommen zwischen<br />

Deutschland und China nach wie vor<br />

sehr groß sind.<br />

Natürlich versucht China, Unternehmen<br />

wichtiger Schlüsseltechnologien aufzukaufen,<br />

durch massive staatliche Subventionen<br />

und Dumping führender Anbieter<br />

zu werden und andere Länder in<br />

diesen Bereichen abhängig zu machen.<br />

Aber wie groß sind denn beispielsweise<br />

unsere Investitionen dort? Nehmen wir<br />

mal die Automobilindustrie. Jeder namenhafte<br />

Autohersteller betreibt große<br />

Fabriken in China. Gibt es im Gegenzug<br />

einen chinesischen Autobauer in<br />

Deutschland?<br />

42 Ausgabe 17 | Mai 2022 | Umweltdialog.de

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