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syndicom magazin Nr. 29

Das syndicom-Magazin bietet Informationen aus Gewerkschaft und Politik: Die Zeitschrift beleuchtet Hintergründe, ordnet ein und hat auch Platz für Kultur und Unterhaltendes. Das Magazin pflegt den Dialog über Social Media und informiert über die wichtigsten Dienstleistungen, Veranstaltungen und Bildungsangebote der Gewerkschaft und nahestehender Organisationen.

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<strong>syndicom</strong><br />

<strong>Nr</strong>. <strong>29</strong> Mai-Juni 2022<br />

<strong>magazin</strong><br />

Gewerkschaft:<br />

ein<br />

weltweites<br />

Ringen


Anzeige<br />

Investieren Sie in Ihre Zukunft<br />

Die zunehmende Überalterung<br />

der Gesellschaft<br />

und die aktuell sehr tiefen<br />

Zinsen belasten die<br />

staatliche und die berufliche<br />

Altersvorsorge.<br />

Daher sollten Sie Ihre<br />

freiwillige Altersvorsorge<br />

rechtzeitig aufbauen.<br />

Mit den Leistungen der AHV und der beruflichen Vorsorge<br />

sollten Sie den gewohnten Lebensstandard im Rentenalter<br />

fortführen können. Die erste und die zweite Säule<br />

zusammen sollen Ihnen ein Renteneinkommen von rund<br />

60 % Ihres letzten Lohnes ermöglichen. Doch insbesondere<br />

Personen mit Erwerbsunterbrüchen erreichen dieses<br />

Ziel häufig nicht, sodass es für sie umso wichtiger ist, in<br />

die private Altersvorsorge zu investieren.<br />

Profitieren Sie von einem grösseren Sparerfolg<br />

Wer früh einzahlt, profitiert länger vom Zinseszinseffekt<br />

und wird mit einem grösseren Sparerfolg belohnt. Denn<br />

wer über viele Jahre einzahlt, investiert die Erträge aus<br />

einer Anlage wieder und wieder – je länger, je mehr.<br />

Ein kleines Zahlenbeispiel*<br />

Wenn Sie mit 25 Jahren anfangen, monatlich 200 CHF<br />

auf ein Vorsorgekonto zu überweisen, haben Sie nach<br />

40 Jahren im Alter von 65 Jahren bei einer angenommenen<br />

Rendite von 0,2 % 100 000 CHF angespart. Starten Sie hingegen<br />

erst mit 45 Jahren und zahlen die nächsten 20 Jahre<br />

jeden Monat 400 CHF ein, haben Sie mit 65 nur 98 000 CHF<br />

auf dem Konto. Sie hätten also nur durch die längere Dauer<br />

der Einzahlung etwa 2000 CHF mehr Geld im Alter zur Verfügung.<br />

Investieren Sie darüber hinaus Ihr Vorsorgevermögen in<br />

Wertschriften, kann sich Ihre Rendite bei guter Marktentwicklung<br />

erhöhen. Wenn Sie die monatlichen 200 CHF aus<br />

unserem Beispiel 40 Jahre lang in Wertschriften mit einer<br />

Rendite von 2 % investieren, haben Sie im Alter von 65 Jahren<br />

sogar 147 000 CHF zur Verfügung. Das kann sich also<br />

für Sie lohnen.<br />

Schieben Sie Einzahlungen in die dritte Säule nicht auf<br />

Steuerlich lohnt es sich, jedes Jahr in die dritte Säule<br />

einzuzahlen, denn der jährlich einzahlbare Betrag ist beschränkt<br />

– 2022 auf 6883 CHF. Das bedeutet für Sie: Wenn<br />

Sie in einem Jahr oder in mehreren Jahren Ihre private Vorsorge<br />

vernachlässigen, können Sie das nicht im nächsten<br />

Jahr nachholen. Daher zahlen Sie besser jedes Jahr ein –<br />

auch wenn es nur kleine Beträge sind.<br />

* Die Annahmen zur zukünftigen Zins- bzw. Renditeentwicklung basieren auf Expertenmeinungen der Bank Cler sowie Vergangenheitsdaten. Allfällige Gebühren und<br />

Kommissionen sind nicht berücksichtigt. Es wird von konstanten jährlichen Einzahlungen ausgegangen, welche in vollem Umfang investiert werden. Eine höhere Rendite<br />

kann in der Regel nur erreicht werden, wenn auch ein höheres Risiko eingegangen wird. Die vergangene Performance ist kein Indikator für die zukünftige Wertentwicklung<br />

und bietet keine Garantie für den Erfolg in der Zukunft.<br />

Jede Situation lässt sich verbessern<br />

Wir helfen Ihnen gerne, einen Überblick über Ihre Vorsorge zu gewinnen, und zeigen<br />

Ihnen, wie Sie Ihre zukünftige finanzielle Situation mit einer weitsichtigen Planung<br />

verbessern können. Als Mitglied von Syndicom profitieren Sie zudem von attraktiven<br />

Sonderkonditionen bei der Bank Cler. Weitere Informationen: www.cler.ch/<strong>syndicom</strong>


Inhalt<br />

4 Teamporträt<br />

5 Kurz und bündig<br />

6 Die andere Seite<br />

7 Gastautorin<br />

8 Gewerkschaften:<br />

ein Kampf ohne Grenzen<br />

16 Arbeitswelt<br />

22 Anthony Bellanger (IJF)<br />

24 Der Kommentar zum GlG<br />

25 Recht so!<br />

26 Freizeit<br />

27 1000 Worte<br />

28 Bisch im Bild<br />

30 Aus dem Leben von ...<br />

31 Kreuzworträtsel<br />

32 Inter-aktiv<br />

Liebe Schwestern und Brüder,<br />

oft sagen wir, die Pandemie habe alles verändert.<br />

Für Millionen Familien, die geliebte<br />

Menschen verloren haben, ist das sicher so.<br />

Für die Arbeitnehmenden aber hat sich nicht<br />

genug verändert.<br />

Der Reichtum bleibt bei wenigen konzentriert,<br />

die Ungleichheit ist gewachsen, und Angriffe<br />

auf Gewerkschaften gibt es nach wie vor jeden<br />

Tag. Es braucht weiterhin internationale Solidarität<br />

und eine starke weltweite Gewerkschaftsbewegung.<br />

Dieses Jahr sind Zeichen der Hoffnung<br />

zu sehen.<br />

In Kolumbien ist Gewalt gegen Gewerkschaftsführer<br />

– sogar Mord – keine Seltenheit.<br />

Dennoch hat UNI Global Union im Land ein strategisches<br />

Organising-Zentrum eingerichtet<br />

und hilft den Beschäftigten in multinationalen<br />

Konzernen, ihre Kräfte aufzubauen.<br />

Novi Sindikat und das Studio Gamechuck<br />

haben den ersten Gesamtarbeitsvertrag der<br />

kroatischen Videospiel-Industrie unterzeichnet –<br />

mit kürzeren Arbeitszeiten, mehr arbeitsfreien<br />

Tagen und einer Gewinnbeteiligung von 10 %.<br />

Derweil haben Arbeitende in New York die erste<br />

Amazon-Gewerkschaft der USA gegründet.<br />

Unser Organising-Zentrum in Mitteleuropa<br />

stärkt die Gewerkschaften insbesondere im<br />

Pflegesektor in Polen, Ungarn und Tschechien.<br />

Es hilft jetzt auch arbeitsuchenden Ukraine-<br />

Flüchtlingen, sich vor Ausbeutung zu schützen.<br />

Ohne Frieden in Europa ist es notwendiger denn<br />

je, dass wir jetzt alle zusammenstehen.<br />

6<br />

8<br />

22<br />

Alke Boessiger<br />

Stv. Generalsekretärin UNI Global Union


4<br />

<strong>syndicom</strong>-Liste<br />

PK comPlan<br />

«Pensionskassengeld geht alle etwas an.<br />

Wir wollen ein Auge drauf haben!»<br />

Yannick Loigerot, Physical Security<br />

Manager bei GSE-PHY (52), Firmenvorstand<br />

SC Group, 35 Dienstjahre bei<br />

Swisscom, seit 2018 im Stiftungsrat<br />

Sandrine Perrenoud, Customer Consultant<br />

bei Swisscom Services (1811) in<br />

Sion (52), 30 Dienstjahre bei Swisscom,<br />

NEU<br />

Giorgio Pardini, Ex-Leiter Sektor ICT bei<br />

<strong>syndicom</strong> (64), seit 2011 im Stiftungsrat,<br />

derzeit dessen Präsident<br />

Werner Schenk, Purchasing Manager<br />

bei CX-F-SCM-BYM (53), im Firmenvorstand<br />

Cablex, 36 Dienstjahre bei<br />

PTT/Swisscom/Cablex, NEU<br />

Daniel Hügli, Leiter Sektor ICT und Geschäftsleitungsmitglied<br />

bei <strong>syndicom</strong><br />

(41), NEU<br />

Pia Bucher, Engagement Manager B2B<br />

in Ittigen (57), im Firmenvorstand<br />

Swisscom Schweiz, 38 Dienstjahre,<br />

Gewerkschaftsmitglied seit 1989, NEU<br />

Salvatore Ferretti, Tribe Chief in Zürich<br />

(54), in der Kadergruppe Swisscom, 31<br />

Jahre bei Swisscom und <strong>syndicom</strong>, NEU<br />

Text: Rieke Krüger<br />

Bild: <strong>syndicom</strong><br />

«Elan, Erfahrung und<br />

Durchhaltewillen<br />

bringen wir mit»<br />

Die Leistungen von Pensionskassen<br />

werden immer mehr abgebaut und<br />

die AHV geschwächt, das sind grosse<br />

sozialpolitische Umbrüche. Umso<br />

wichtiger ist es für uns, also für alle,<br />

die in den verschiedenen Bereichen<br />

von Swisscom arbeiten oder zum Beispiel<br />

bei Cablex, dass gute Lösungen<br />

für die Versicherten gefunden werden.<br />

Wir wollen in den Stiftungsrat<br />

unserer Pensionskasse, damit die<br />

guten Leistungen bei comPlan nicht<br />

abgebaut werden und für junge wie<br />

für die älteren Kolleg:innen weiterhin<br />

gesichert sind, inklusiv der Überbrückungsrenten.<br />

Swisscom wollte<br />

diese abschaffen, aber wir konnten<br />

das erfolgreich verhindern. Der Stiftungsrat<br />

ist das Gremium, das über<br />

die Geschicke der Vorsorgegelder<br />

bestimmt. Im Stiftungsrat sitzen genauso<br />

viele Vertreter:innen für die<br />

Angestellten wie von der Arbeitgeberin,<br />

nämlich jeweils sieben.<br />

Für uns wäre es ein toller Erfolg,<br />

wenn wir als Team gewählt werden.<br />

Vier von uns kommen von Swisscom,<br />

aus verschiedenen Ecken des Landes<br />

und in verschiedenen Bereichen.<br />

Und wir sind keine Neulinge, im Gegenteil.<br />

Werner ist bei Cablex, sitzt<br />

dort auch im Firmenvorstand. Als er<br />

angefragt wurde, konnte er nicht<br />

Nein sagen und wäre jetzt stolz, Cablex<br />

in der Pensionskasse zu vertreten.<br />

Wir wurden schon gefragt, ob wir die<br />

Materie nicht «trocken» finden. Auf<br />

gar keinen Fall! «Ich finde diese Materie<br />

aus Politik, Zahlen, Finanzen<br />

und Strategie sehr spannend», meint<br />

Salvatore, und er spricht für uns alle,<br />

wenn er sagt, dass die Pensionskasse<br />

ein wichtiges Dauerthema ist, wo<br />

Elan, Biss und Durchhaltewillen benötigt<br />

werden. Das bringen wir mit!<br />

Auch die andern arbeiten in Firmenvorständen<br />

mit, wir kennen die Arbeitgeber-Seite<br />

also und sind erfahren<br />

im Verhandeln.<br />

Und da wir die Gewerkschafts-<br />

Liste sind, bekommen wir natürlich<br />

Rückendeckung von den <strong>syndicom</strong>-<br />

Profis. Zwei von <strong>syndicom</strong> sind ebenfalls<br />

mit in unserm Team: Giorgio<br />

macht schon seit 2011 im Stiftungsrat<br />

mit, ist sogar aktuell der Präsident.<br />

Jetzt kommt Daniel dazu, er<br />

leitet neu den Sektor ICT der Gewerkschaft,<br />

ist also schon zuständig<br />

für unseren GAV und den Sozialplan:<br />

besser geht es nicht.


Kurz und<br />

bündig<br />

Tamedia spart in Bussigny \ GAV-Verhandlung bei Swisscom<br />

gestartet \ Unrealistische Verkaufsziele bei PostNetz \<br />

BVG-Kompromiss der Sozialpartner ausgebremst \ Prämienentlastungs-Initiative<br />

ausgebremst<br />

5<br />

Erneut Reorganisation im<br />

Druckzentrum Bussigny<br />

Die Geschäftsleitung des Tamedia-<br />

Druckzentrums schlägt freiwillige Abgänge,<br />

Frühpensionierungen oder Versetzungen<br />

nach Bern vor, um Entlassungen<br />

zu begrenzen. <strong>syndicom</strong> weist<br />

dagegen auf den be stehenden Sozialplan<br />

hin. Erzwungene Umzüge gehören<br />

nicht zu den Massnahmen, die man von<br />

einem verantwortungsvollen Arbeitgeber<br />

erwarten darf. Der zur Rechtfertigung<br />

angeführte Volumenrückgang geht<br />

grossteils auf Tamedia selbst zurück: so<br />

auf die Einstellung von Le Matin Semaine<br />

oder die Verringerung der Seitenzahlen<br />

ihrer anderen Titel. <strong>syndicom</strong> steht<br />

in engem Kontakt mit den Betroffenen.<br />

GAV-Verhandlungen bei<br />

Swisscom gestartet<br />

Arbeitszeitverkürzung, und zwar «eine<br />

deftige», wie es Urs Zumbach von der<br />

<strong>syndicom</strong>-Delegation ausdrückt, ist das<br />

diesjährige Hauptthema. Jetzt geht es<br />

um die 35-Stunden-Woche: ein Meilenstein.<br />

Dieses Anliegen ist in allen Befragungen<br />

und Gesprächen immer wieder<br />

als klarer Sieger bestätigt worden. Die<br />

erste Runde, in der die Forderungen zunächst<br />

auf den Tisch gelegt werden, hat<br />

Anfang Mai bereits stattgefunden.<br />

PostAuto hat noch Mühe mit<br />

dem neuen GAV<br />

Bei PostAuto wird der GAV nur schleppend<br />

umgesetzt. Dies ergab eine landesweite<br />

Befragung der Personalkommissionen<br />

durch <strong>syndicom</strong>. Mängel sind<br />

sichtbar bei der Umsetzung der Jahresplanung,<br />

auch beim Einbezug der PeKos.<br />

Nicht alle PeKo-Mitglieder können die 10<br />

Prozent Freistellung, die ihnen gemäss<br />

GAV zustehen, auch nutzen. <strong>syndicom</strong><br />

berät und unterstützt die Personalkommissionen,<br />

damit die Missstände<br />

behoben werden können.<br />

Massiver Verkaufsdruck bei<br />

PostNetz<br />

Am Postschalter werden auch Bankund<br />

Versicherungsprodukte verkauft,<br />

nach den Vorstellungen von PostNetz<br />

immer mehr. Wie dies organisiert ist<br />

und was der Druck beim Personal auslöst,<br />

brachte jetzt eine Umfrage von<br />

<strong>syndicom</strong> ans Licht. Die Hälfte der Angestellten<br />

muss persönliche Vorgaben<br />

erreichen, statt dass Teamziele gestellt<br />

werden. Teils wird die Zielerreichung<br />

der Einzelnen öffentlich ausgehängt.<br />

Die Ziele sind unrealistisch und<br />

starr. Ältere Kolleg:innen erleben besonderen<br />

Druck. Der <strong>syndicom</strong>-Firmenvorstand<br />

PostNetz hat detaillierte Forderungen<br />

zur Abhilfe gestellt.<br />

Ständerat: Wir sollen teuer<br />

bezahlen für weniger Rente<br />

Der Nationalrat beschliesst einen<br />

BVG-Rentenabbau; die Sozialpartner<br />

raufen sich zu einem Kompromiss zusammen<br />

(BVG 21), der es schafft, das<br />

Niveau trotz gesenktem Umwandlungssatz<br />

zu halten – u. a. durch eine soziale<br />

Umlage. Und nun die SGK-S? Ignoriert<br />

alle Vorschläge. Ältere Arbeitende<br />

sollen ihre eigene Rentenkürzung bezahlen,<br />

jüngere finanzieren ohne Ansprüche<br />

mit. Die Kassen schwimmen<br />

im Geld und zahlen lieber illegale Courtagen.<br />

Es braucht höhere Renten, und<br />

sie müssen für alle bezahlbar sein,<br />

verlangt der SGB.<br />

Prämienentlastungsinitiative:<br />

Gegenvorschlag ungenügend<br />

Wir geben für die Krankenkasse fast so<br />

viel aus wie fürs Essen. Das muss ändern.<br />

Die Prämien entlastungs initiative<br />

will die Prämien bei 10 Prozent vom Einkommen<br />

deckeln. Derzeit stehen wir<br />

bei 14%. Der minimalistische Gegenvorschlag<br />

des Bundesrats wird jetzt von<br />

der Nationalratskommission gestützt,<br />

dabei wirkt er höchstens marginal.<br />

Derweil sparen die Kantone bei der Prämienverbilligung.<br />

Solange wir die unsoziale<br />

Kopfprämie haben, muss sie vernünftig<br />

abgefedert werden, so der SGB.<br />

Agenda<br />

Juni<br />

31. 5.–3. 6.<br />

IJF-Kongress<br />

Die IFJ, der internationale Dachverband<br />

nationaler gewerkschaftlicher Journalist:innenverbände,<br />

hält ihren alle drei<br />

Jahre stattfindenden Kongress im Juni<br />

2022 in Maskat, Oman ab, in Zusammenarbeit<br />

mit dem Journalistenverband<br />

von Oman (OJA). Siehe S. 22/23!<br />

4.–6. 6.<br />

9. Treffen zum<br />

nationalen Klimastreik<br />

Aktive Mitglieder der regionalen Klimastreikbewegungen<br />

treffen sich in Bern<br />

für drei Tage zu Diskussionen, Workshops<br />

und Werkstätten. Anmeldungen<br />

unter climatestrike.ch<br />

14. 6.<br />

Frauen*streik<br />

Im Zentrum der Mobilisierungen am<br />

14. Juni stehen die Frauenrenten und<br />

das Reformprojekt «AHV21». Neben Aktionen<br />

in den Betrieben wird <strong>syndicom</strong><br />

auch an Kundgebungen u. a. in Bern,<br />

Lau sanne und Bellinzona teilnehmen.<br />

18. 6.<br />

Delegiertenversammlung<br />

Die ordentliche Delegiertenversammlung<br />

von <strong>syndicom</strong> findet am Samstag,<br />

18. Juni 2022, im Bierhübeli Bern statt.<br />

Weitere Informationen folgen auf der<br />

<strong>syndicom</strong>-Website und per E-Mail.<br />

ab sofort für 6.–7. 8.<br />

Rote Kulturtage: Kunst und<br />

Politik gesucht<br />

Am Wochenende vom 6. und 7. August<br />

wird im Volkshaus Zürich ein Kulturfestival<br />

stattfinden, das die Gewerkschafts-<br />

und Arbeiter:innenkultur ins<br />

Zentrum stellt. Das OK schreibt uns:<br />

«Hierfür wäre es sehr cool, wenn verschiedene<br />

Arbeiter:innen auch ihre<br />

eigene künstlerische Arbeit oder aber<br />

politischen Inhalte präsentieren würden.»<br />

Fühle dich angesprochen und<br />

besuche die Seite mit dem Open Call:<br />

http://rote-kulturtage.ch/opencall<br />

<strong>syndicom</strong>.ch/agenda


6 Die andere<br />

André Moesch (60) hat eine journalistische Karriere hinter<br />

Seite<br />

sich mit Stationen bei privaten Sendern sowie der SRG.<br />

Heute leitet er als Geschäftsführer das Basler Regionalfernsehen<br />

Telebasel. Dazu ist er Präsident des Verbandes<br />

Telesuisse und Verwaltungsrat von Mediapulse.<br />

1<br />

Welche Bedeutung haben die Konzessionsgelder<br />

(ca. 30 % der Erträge) für<br />

den Betrieb von Telebasel?<br />

Die Konzessionsgelder sind für Telebasel<br />

überlebenswichtig. Nur damit<br />

lässt sich der regionale Service public<br />

finanzieren. Der regionale Werbemarkt<br />

wäre zu klein, um die teuren<br />

TV-Produktionskosten zu decken.<br />

Wer regionales, journalistisches<br />

Fernsehen will, muss Ja sagen zur<br />

Gebühren finanzierung.<br />

2<br />

Warum unterstützte Telebasel das<br />

Medienförderpaket, welches das<br />

Stimmvolk im Februar abgelehnt hat?<br />

Das Medienförderungspaket hätte<br />

auch den Regionalfernsehen geholfen.<br />

Der Bundesrat hätte damit die<br />

Gebührenanteile der regionalen Veranstalter<br />

von heute 6 auf 8 % erhöhen<br />

können. Sie sehen an dieser Zahl, wo<br />

unser Problem liegt: über 90 % der<br />

Gebührengelder gehen heute an die<br />

SRG und nur ein kleiner Rest geht an<br />

alle Privaten zusammen. Damit ist es<br />

schwierig, sich weiterzuentwickeln.<br />

3<br />

Welches sind die Herausforderungen<br />

des regionalen Service public in den<br />

Medien?<br />

Wie gesagt, es ist in erster Linie die<br />

Finanzierung. Mit den heutigen Gebührenanteilen<br />

können wir maximal<br />

eine Stunde Programm pro Tag machen,<br />

wenn wir qualitative Inhalte<br />

liefern wollen. Es würde unser Angebt<br />

deutlich attraktiver machen, wenn<br />

wir mehr Programm produzieren<br />

könnten. Eine weitere Herausforderung<br />

ist es, gute Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter zu finden, die sich in<br />

der Region auskennen.<br />

4<br />

Die privaten Sendeunternehmen<br />

werden oft als wichtig für den Berufseinstieg<br />

bezeichnet. Wie viele Ausbildungsstellen<br />

gibt es bei Telebasel<br />

und was bietet Telebasel den Auszubildenden?<br />

Telebasel bietet permanent zwei Volontariatsstellen<br />

an. Die Berufsteinsteiger:innen<br />

lernen dabei das Fernsehhandwerk<br />

von der Pike auf, aber<br />

auch die Arbeit in einer konvergenten<br />

Redaktion, denn Telebasel bietet<br />

auch ein News-Portal an. Während<br />

des Volontariats ist auch der Besuch<br />

des MAZ in Luzern möglich.<br />

5<br />

Wie ist die Lohnbandbreite bei den<br />

Programmschaffenden (ohne Kader)?<br />

Die Löhne der Programmschaffenden<br />

liegen zwischen 5000 und 7000 Franken,<br />

je nach Alter, Erfahrung und<br />

Aufgabe. Dabei achten wir sehr auf<br />

ein faires Lohnsystem, das heisst, in<br />

vergleichbaren Jobs werden auch dieselben<br />

Löhne bezahlt. Das gilt selbstverständlich<br />

auch zwischen Männern<br />

und Frauen.<br />

6<br />

Welche Vorteile hat es, dass hinter<br />

Telebasel eine Stiftung steht?<br />

Die Form der Stiftung hat viele Vorteile<br />

für ein Medienunternehmen: Die<br />

Stiftung garantiert, dass publizistische<br />

Ziele im Vordergrund stehen<br />

und nicht kommerzielle. Wir streben<br />

also nicht in erster Linie nach Gewinn,<br />

sondern nach guten Inhalten.<br />

Und die Stiftung garantiert Unabhängigkeit<br />

– man kann sie nicht einfach<br />

aufkaufen und übernehmen.<br />

Interview:<br />

Robin Moret<br />

Bild: zVg


Gastautorin<br />

In Europa steigt die Lohnungleichheit.<br />

Obwohl mehrere Faktoren diese Entwicklung<br />

befeuern, zeigen Studien, dass die beinahe<br />

universelle Schwächung der Gewerkschaften<br />

hier wichtig ist, insbesondere der gewerkschaftliche<br />

Mitgliederschwund. Gewerkschaftsmitglieder<br />

sind nämlich eher bereit, politische<br />

Forderungen nach mehr Umverteilung mitzutragen<br />

oder Parteien zu wählen, die Ungleichheiten<br />

bekämpfen, als Nicht-Mitglieder. Sogar dann,<br />

wenn das ihren eigenen materiellen Interessen<br />

zuwiderläuft oder sie einer Gesellschaftsgruppe<br />

angehören, die sonst wenig politische Teilnahme<br />

zeigt! Je weniger Gewerkschaftsmitglieder, desto<br />

kleiner also der Teil der besser Verdienenden,<br />

der politische Gleichheit unterstützt, und desto<br />

kleiner auch der Teil der schlechter Verdienenden,<br />

der an der Urne auftaucht, um seinen<br />

Anliegen Gehör zu verschaffen.<br />

Es gibt viele Gründe, warum immer weniger –<br />

insbesondere schlecht verdienende – Arbeitnehmer:innen<br />

gewerkschaftlich organisiert sind.<br />

Angesichts der vielen politischen Erfolge der<br />

Arbeiterbewegung – vom Verhältnisstimmrecht<br />

bis zur Arbeitslosenversicherung – ist es für<br />

einige wohl nicht mehr so zwingend, kollektiv zu<br />

agieren. Zudem erschwert der Strukturwandel<br />

auf dem Arbeitsmarkt die gewerkschaftliche<br />

Organisation: Vollzeit arbeitende Männer mit<br />

unbefristeten Verträgen, die in grossen Industriebetrieben<br />

angestellt waren, waren tatsächlich<br />

einfacher zu organisieren als tiefprozentig<br />

und oft befristet angestellte Frauen, die heute<br />

bei vielen kleinen Arbeitgeber:innen im Dienstleistungssektor<br />

tätig sind.<br />

Es scheint wichtig, dass die Schweizer Gewerkschaften<br />

gerade diese neue, vornehmlich<br />

weibliche Arbeiterklasse im Dienstleistungssektor<br />

organisieren, um deren politische Teilnahme<br />

sicherzustellen und nicht zum exklusiven Club<br />

eines immer kleiner werdenden männlichen<br />

Arbeitsmarktsegments in der Industrie zu<br />

verkommen.<br />

Exklusiver Club für<br />

Männer?<br />

Nadja Mosimann ist Politikwissenschaftlerin<br />

und arbeitet als Oberassistentin<br />

an der Uni Zürich und in einem<br />

Projekt zu ungleicher Demokratie an der<br />

Uni Genf. Ihre Doktorarbeit hat sie zum<br />

Thema Solidarität in Zeiten der Ungleichheit<br />

mit Fokus auf Gewerkschaftspolitik<br />

und den Effekt von Gewerkschaftsmitgliedschaft<br />

auf politische<br />

Einstellungen und politisches Verhalten<br />

geschrieben. Im November erscheint ihr<br />

Buch zu Perspektiven und Mitgliederstruktur<br />

der SP Schweiz bei NZZ Libro.<br />

7


Dossier<br />

10 Das «Klickproletariat» organisieren: Ein Kampf ohne Grenzen<br />

12 Die ersten Siege gegen die multinationalen Giganten<br />

13 Schweden, wo Mitbestimmung wirklich stark macht<br />

14 Wenn nichts anderes mehr möglich ist: Streik


9<br />

Arbeitskämpfe,<br />

hier und<br />

überall


10 Dossier<br />

Wenn mein starker Arm es will<br />

DIe Aktionäre lassen die Korken knallen.<br />

Wollen die Gewerkschaften soziale Sicherheit<br />

und Demokratie retten, müssen sie ihre<br />

Kampfzone erweitern.<br />

Text: Oliver Fahrni<br />

Bilder: Nour Eliz Jabbes (mit Material von Shutterstock)<br />

Arbeitende und Kapital haben gegenläufige Interessen.<br />

Das Kommando liegt beim Kapital. Gewerkschaften sind<br />

der Versuch, mit einer organisierten Gegenmacht trotzdem<br />

lebenswerte Verhältnisse zu erzwingen. Dieses Ringen<br />

hat die Menschengeschichte der letzten zwei Jahrhunderte<br />

bestimmt. Heute ist es virulenter denn je.<br />

Wer dies bezweifelt, darf sich im «Globalen Rechtsindex»<br />

des Internationalen Gewerkschaftsbundes IGB<br />

schlau machen (siehe Link). Der Index stellt fest, dass<br />

2021 die Lage der Arbeitenden und der Gewerkschaften<br />

brutal schlechter geworden ist.<br />

In drei Viertel der 149 analysierten Länder ist den Entlöhnten<br />

inzwischen sogar die Gründung oder der Beitritt<br />

zu einer Gewerkschaft untersagt, schreibt Sharan Burrow,<br />

Generalsekretärin des IGB. 87 Prozent der Länder haben<br />

das Grundrecht auf Streik verletzt. In sechs Ländern<br />

wurden Gewerkschafter:innen ermordet, manchmal von<br />

Todesschwadronen, die multinationale Konzerne losgeschickt<br />

hatten. Hunderte Gewerkschafter:innen wurden<br />

in Gefängnisse geworfen.<br />

Die Unterdrückung des Pariser 1.-Mai-Umzuges und<br />

die vielen Schwerverletzten der Demonstrationen gegen<br />

die Arbeitsmarkt-Reform zeigen, dass die polizeiliche und<br />

juristische Repression auch in entwickelten Demokratien<br />

immer schärfer wird. Konzerne wie Amazon, Facebook<br />

und Google überwachen ihre Angestellten «illegal oder<br />

hinterhältig». (Was der starke Arm der Arbeitenden dennoch<br />

ausrichten kann, lesen Sie auf Seite 12.)<br />

Und überall arbeiten Lobbyorganisationen des Kapitals<br />

daran, die sozialen Errungenschaften der letzten<br />

100 Jahre zurückzudrehen. In der Schweiz versuchen<br />

FDP-, SVP- und GLP-Politiker etwa gerade, die gesetzlich<br />

zulässige Arbeitszeit zu entgrenzen. Sie wollen zurück zur<br />

67-Stunden-Woche, zu unbegrenzter Nacht- und Sonntagsarbeit.<br />

Die Gewalt des Kapitals<br />

Seit den Anfängen scheut das Kapital keine Gewalt, um<br />

seine Interessen durchzusetzen. Auch in der Schweiz<br />

(wo Truppen zum Beispiel den Generalstreik 1918 zusammenschossen).<br />

Es gibt keine einzige soziale Errungenschaft<br />

(Sozialversicherungen und AHV, 5-Tage-Woche,<br />

Ferien, Gewerkschaftsrechte etc.), die dem Kapital<br />

nicht unter hohen Opfern abgetrotzt werden musste.<br />

Die Repression spiegelt die Brutalität der Arbeitsverhältnisse.<br />

Wenn die Dividenden-Milliarden für die Aktionäre<br />

sprudeln, wachsen die Friedhöfe des Kapitalismus<br />

besonders rasch. Das gilt für die brennenden Kleiderfabriken<br />

Bangladeshs wie für die «Covid-Fabriken» von<br />

Bergamo, für die Asbest-Toten wie für pestizidvergiftete<br />

Landarbeiter:innen, für ermordete Journalist:innen (Seite<br />

14) wie für die wahrscheinlich 6500 zu Tode gekommenen<br />

Bauarbeiter der WM-Fussballstadien von Katar.<br />

Wo hingegen die Gewerkschaften stark sind, leben die<br />

Menschen besser, länger, gesünder. Und freier. Schweden<br />

liefert dafür einen schlagenden Beleg (Seite 13).<br />

Die Schweiz wäre wohl immer noch das Land der<br />

Baracken und des menschenrechtswidrigen Saisonnier-Statuts,<br />

hätten die früher protektionistischen Gewerkschaften<br />

nicht gelernt, dass die rechtliche Gleichstellung<br />

der ausländischen Kolleg:innen die Voraussetzung<br />

für bessere Löhne und die soziale Sicherheit aller Arbeitenden<br />

war.<br />

Analog müsste das heute für die Gleichstellung der<br />

Frauen gelten. Sie sind immer noch die Billiglohn- und<br />

Teilzeit-Manövriermasse des Kapitals.<br />

Der kurze Frieden<br />

Im Rückblick wird heute deutlich: Die «glorreichen 30 Jahre»<br />

zwischen 1945 und 1975 waren in Wahrheit nur ein<br />

vorüber gehender Waffenstillstand zwischen Kapital und<br />

Arbeit. Mit riesigen Streikwellen am Ausgang des 2. Weltkriegs<br />

hatten die Arbeitenden einen Sozialvertrag erzwungen.<br />

Fast alle Sozialversicherungen gehen auf jene Jahre<br />

zurück, der Mehrwert der Arbeit wurde etwas gerechter<br />

verteilt, der Lebensstandard stieg. Die Gewerkschaften<br />

waren so erfolgreich, dass die Organisationen des Kapitals<br />

Mitte der 1970er-Jahre die neoliberale Revolution<br />

lostraten. Programm: Zerschlagung der Gewerkschaften,<br />

Abriss der sozialen und rechtlichen Sicherheit, Entfesselung<br />

der Finanzmärkte, Weltfabrik, Instrumentalisierung<br />

von Politik und Staat. Und seit 1990: Attacke auf den Service<br />

public. Volle Kraft voraus in den «Turbofeudalismus»,<br />

wie der Berliner Autor Mathias Greffrath schrieb.<br />

Viele Gewerkschaften, satt und unbeweglich geworden,<br />

fielen erst einmal in Schockstarre. Wo sich noch<br />

Gegenwehr zeigte, etwa der Minen- und Stahlarbeiter in<br />

Grossbritannien und Frankreich, brachen neoliberale<br />

Regierungen den Widerstand militärisch. In der Schweiz<br />

kam es zwischen 1971 und 1980 zu acht Streiks jährlich.<br />

Gegen Ende der 80er-Jahre begannen die Gewerkschaften,<br />

sich zu internationalen Dachverbänden<br />

zusammen zuschliessen. Das war notwendig, um dem<br />

globali sierten Kapital internationale Solidarität entgegenzusetzen.<br />

Gleichzeitig kam Bewegung in die Gewerkschaften.<br />

Manche fusionierten. Andere demokratisierten<br />

ihre verkrusteten Strukturen.<br />

Zukunft haben<br />

Gewerkschaften,<br />

wenn sie auch<br />

die Prekären und<br />

Diskriminierten<br />

einbinden.


Mit der grossen Finanzkrise 2008 aber verschärfte das<br />

Kapital seine Strategien gegen die Arbeitenden nochmals.<br />

Wie die Bilanz des IGB zeigt, geht die zunehmende Prekarisierung<br />

der Arbeit Hand in Hand mit dem Angriff auf<br />

Versammlungs­, Rede­ und Organisationsfreiheit.<br />

Die kommenden Entscheidungsschlachten<br />

Nun wird sich weisen, ob der soziale Kompromiss auch<br />

hierzulande völlig bricht. Unsere Arbeitsgesetze sind<br />

schwach, schwächer als anderswo. Doch bisher sind<br />

viele Arbeitsverhältnisse durch Gesamtarbeitsverträge<br />

geschützt und die direkte Referendums­Demokratie gibt<br />

den Gewerkschaften Waffen in die Hand, Angriffe auf<br />

die soziale Sicherheit abzuschlagen.<br />

Die Gründer der Gewerkschaft Unia im Jahre 2004<br />

waren von der doppelten Intuition getrieben, dass grosse<br />

Gewerkschaften für die Arbeitenden mehr ausrichten,<br />

sogar ein Zusammenschluss von so unterschiedlichen<br />

Sektoren wie Industrie und Bau. Und dass der wachsende<br />

Dienstleistungssektor eine Gewerkschaftswüste war, die<br />

es zu begrünen galt.<br />

Die besondere Leistung von <strong>syndicom</strong> ihrerseits bestand<br />

darin, sehr früh analysiert und verstanden zu<br />

haben, wie die Digitalisierung als 3. industrielle Revolution<br />

nicht nur die Arbeitswelt auf den Kopf stellt, sondern<br />

auch unsere Konsum­, Lebens­ und Kommunikationsformen<br />

verändert.<br />

Heute schickt sich <strong>syndicom</strong> an, einen digitalen Service<br />

public auf die politische Agenda zu setzen. Die Gewerkschaft<br />

hat ihn in jahrelanger Vorarbeit entworfen.<br />

Dabei geht es nicht nur darum, die Digitalisierung der<br />

Öffentlichen Dienste menschenfreundlich zu gestalten,<br />

sondern auch um Dinge wie den Schutz der Arbeitenden,<br />

die Datenhoheit der Einzelnen, die digitale Ermächtigung<br />

der Bevölkerung, den Kampf gegen die digitale Spaltung<br />

und die Nutzung der neuen Techniken für den ökosozialen<br />

Umbau.<br />

Das Klickproletariat organisieren<br />

Die verschärften Verhältnisse erzwingen ein stärkeres<br />

gesellschaftliches und politisches Engagement der Arbeitenden­Organisationen.<br />

In der Klimakatastrophe und in<br />

einer wilden Digitalisierung gibt es keine sozialverträgliche<br />

Arbeitswelt mehr. Wo Minijobs, Arbeit auf Abruf,<br />

Plattformarbeit, digitale Heimarbeit, Klickproletariat<br />

und totale Überwachung wuchern, stehen die Gewerkschaften<br />

auf verlorenem Posten – und damit die Arbeitenden.<br />

Zudem mutiert der Neoliberalismus gerade zu einem<br />

autoritären, antidemokratischen Regime. Oft im Bündnis<br />

mit ultrarechten Parteien wie der SVP oder dem Rassemblement<br />

National in Frankreich, deren neofaschistische<br />

Kandidatin bei der Präsidentenwahl im April auf 41 Prozent<br />

der Stimmen kam. Diese Rechtsextremen sprechen<br />

sozial, handeln aber rabiat antisozial.<br />

Die Gewerkschaften sind die letzte Bastion der sozialen<br />

und demokratischen Errungenschaften gegen das<br />

entfesselte Kapital.<br />

Erweiterung der Kampfzone<br />

Darum ist die Erweiterung ihrer Kampfzone eine Überlebensfrage.<br />

Gewerkschaften müssen nicht nur Wege finden,<br />

sowohl für die «Weisskragen» wie für die uberisierten<br />

Scheinselbständigen und Plattformarbeitenden attraktiv<br />

zu werden. Das meint auch, dass sie in allen kritischen<br />

Themen wie der Ökologie eine starke Vorschlagsmacht<br />

entfalten. Schliesslich müssen sie einen rabiaten Kampf<br />

gegen rechts führen. Denn im autoritären Neoliberalismus<br />

sind Gewerkschaften nicht mehr vorgesehen.<br />

Der Globale Rechtsindex<br />

(Global Rights Index) des IGB


12<br />

Dossier<br />

«Wir haben Geschichte<br />

geschrieben, oder?»<br />

In den USA ist es fast ein Wunder, wenn in einem<br />

grossen Unternehmen eine Gewerkschaft etabliert<br />

werden kann. Aber manchmal gelingt es.<br />

Dies zeigen die jüngsten Beispiele bei Amazon<br />

und Starbucks, die hoffen lassen.<br />

Text: Federico Franchini<br />

Vor einem Jahr stimmten die Beschäftigten von Amazon<br />

in Bessemer, Alabama, über die Gründung einer Gewerkschaftsvertretung<br />

ab. Nach einem harten, von Unregelmässigkeiten<br />

begleiteten Kampf überwogen die Nein­<br />

Stimmen. Aber für Christy Hoffman, Generalsekretärin<br />

von UNI Global Union, wurde damit ein Tabu gebrochen.<br />

«Nun sind weitere Gewerkschaftswahlen möglich. Eine<br />

davon können wir gewinnen.» Und so war es. Am 1. April<br />

2022 wurde das Logistikzentrum in Staten Island zum ersten<br />

Amazon­Standort in den USA mit einer gewerkschaftlich<br />

organisierten Belegschaft. Dieser Sieg beruht auf der<br />

Einsicht, dass dem System, das Amazon durch die Ausbeutung<br />

seines Personals exzessive Gewinne ermöglicht,<br />

ein Ende gesetzt werden muss. Dieser Sieg ist auch dem<br />

Mut der Angestellten zu verdanken: Sich seinem Arbeitgeber<br />

entgegenzustellen, ist nicht einfach. Noch weniger in<br />

den USA und wenn der Arbeitgeber Jeff Bezos heisst. Natürlich<br />

ist der Kampf dafür, einen anständigen Arbeitsvertrag<br />

verhandeln zu können, erst der Anfang. Aber in<br />

Staten Island wurde Geschichte geschrieben, wie Angelica<br />

Maldonado, Präsidentin der Amazon­Gewerkschaft, erklärte:<br />

«Wir haben einiges erlebt, bis wir diesen Wandel<br />

herbeiführen konnten. Für uns Aktivist:innen bedeutet<br />

«Union Avoidance<br />

ist in den USA eine<br />

richtige Industrie.»<br />

dies zu wenig Schlaf und zu wenig Zeit zu Hause. Und wir<br />

taten dies neben unserer Arbeit für Amazon. Dass wir heute<br />

gewonnen haben, scheint mir unwirklich, wie ein<br />

Traum. Wir haben Geschichte geschrieben, oder?»<br />

Die Geschichte ... Die Hürden für eine Gewerkschaftsbildung<br />

in den USA sind sehr hoch. Will man eine Gewerkschaft<br />

gründen, um kollektive Verhandlungen zu führen,<br />

muss laut Gesetz nachgewiesen werden, dass sich die<br />

Mehrheit der Beschäftigten dafür ausspricht, es muss also<br />

auf Verlangen von mindestens 30 Prozent der Angestellten<br />

eine Wahl durchgeführt werden. Das ist sehr komplex.<br />

Die Politik von Amazon war immer antigewerkschaftlich.<br />

Sie will die absolute Kontrolle behalten. Das hat man in<br />

Bessemer gesehen. Zunächst versuchte Amazon mit allen<br />

Mitteln zu verhindern, dass 30 Prozent des Personals eine<br />

Wahl fordern. Als das nicht gelang, wurden im Wahlkampf<br />

unfaire Mittel eingesetzt: Man hängte nicht nur<br />

überall Plakate auf und verschickte tägliche SMS mit<br />

der Aufforderung, Nein zu stimmen. Es wurde auch eine<br />

Firma, die sich auf die «Aufrechterhaltung eines gewerkschaftsfreien<br />

Arbeits platzes» spezialisiert hat, eingeschaltet.<br />

«Union Avoid ance» (Gewerkschaftsvermeidung) ist in<br />

den USA eine richtige Industrie. Unternehmen sind bereit,<br />

Hunderte Millionen Dollar für die Gewerkschaftsbekämpfung<br />

auszugeben. Solche Taktiken bilden mit die<br />

grössten Hindernisse für Gewerkschaftsgründungen. So<br />

ging die gewerkschaftliche Organisation im Privatsektor<br />

von 35,7 % im Jahr 1953 auf nur 6,2 % heute zurück.<br />

Vor Kurzem hat sich das Personal eines Amazon­Zentrums<br />

in New York gegen eine Gewerkschaft ausgesprochen.<br />

Auch hier wurde über Einschüchterungen berichtet.<br />

In Bessemer wurde die Abstimmung von der nationalen<br />

Behörde wegen unzulässiger Einflussnahme für ungültig<br />

erklärt. Erst gerade gab es eine erneute Abstimmung, die<br />

wiederum ein Nein ergab. Aber das Resultat war trotz der<br />

anhaltenden Machenschaften des Giganten knapp. Die<br />

Gewerkschaften machen Angst.<br />

Amazon ist nicht der einzige Konzern, dessen Beschäftigte<br />

sich gewerkschaftlich organisieren wollen. Im Dezember<br />

stimmten die Angestellten von zwei Starbucks­<br />

Cafés in Buffalo bzw. New York ab. Über 180 Filialen der<br />

Kette äussern sich noch dazu. Nun ist die Reihe an Apple.<br />

Der Weg ist geebnet – aber Rückschläge sind möglich.


Dossier<br />

Gewerkschaft in Schweden:<br />

Die Kraft der grossen Zahl<br />

13<br />

Gute Löhne, Gesamtarbeitsverträge, ein<br />

Bildungssystem und ein Wohlfahrtsmodell, die<br />

zu den besten der Welt gehören: Wenn die Gewerkschaften<br />

stark sind, lebt es sich besser.<br />

Text: Mattia Lento<br />

«Ohne Gewerkschaften<br />

keine Regulierung.»<br />

Schweden ist es gelungen, auf dem Weltmarkt zu bestehen,<br />

ohne bei der Nivellierung der Löhne nach unten oder<br />

bei der Aushebelung der Arbeitnehmerrechte mitzumachen.<br />

Dabei spielten die Gewerkschaften und Berufsverbände<br />

eine zentrale Rolle. Als sie Ende des 19. Jahrhunderts<br />

gegründet wurden, stiessen sie auf ein feindliches<br />

Umfeld. Nach erbitter ten Kämpfen begannen Arbeitgeber<br />

und Gewerkschaften Ende der 1930er­Jahre aber, Gesamtarbeits<br />

verträge zu vereinbaren, die sozialen Frieden und<br />

allgemeinen Wohlstand garantierten. Laut Johan Hall,<br />

Präsident des grössten schwedischen Gewerkschaftsbunds<br />

LO (Landsorganisationen i Sverige), fand die hohe<br />

Popularität der Gewerkschaften in dieser Phase ihren Anfang:<br />

«Dass eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen<br />

sichtbar wurde und das Wissen, dass es ohne Gewerkschaften<br />

keine Regulierung gibt, waren wohl entscheidend<br />

für ihren Erfolg.»<br />

Tatsächlich greift der schwedische Staat im Arbeitsmarkt<br />

traditionell kaum regulierend ein. Ein Grossteil der<br />

arbeitsrechtlichen Bestimmungen ist auf die Kollektivverhandlungen<br />

zurückzuführen. Aufgabe des Staates ist<br />

es, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass die<br />

Verhandlungen unter optimalen Bedingungen und im<br />

kollektiven Interesse geführt werden können. «Im Laufe<br />

der Jahre haben die neoliberale Ideologie und die konservativen<br />

Regierungen versucht, ein System zu untergraben,<br />

das progressive Kräfte über das 20. Jahrhundert mit Geduld<br />

und Hartnäckigkeit aufgebaut hatten», sagt Manlio<br />

Palocci, der jahrelang in mehreren schwedischen Gewerkschaften<br />

für die Bildung zuständig war. «Aber alles in allem<br />

ist Schweden immer noch ein sehr soziales Land.»<br />

Hier sind die Gewerkschaften auch heute noch sehr<br />

stark: Rund 7 von 10 Beschäftigten sind organisiert. Die<br />

Mitgliedschaft in der Gewerkschaft bringt zahlreiche Vorteile.<br />

Wie in anderen europäischen Ländern ist damit<br />

auch in Schweden automatisch eine einkommensabhängige<br />

Arbeitslosenversicherung verbunden. In diesem<br />

«Genter System» (nach der belgischen Stadt Gent) liegt die<br />

Verwaltung und Umsetzung vieler Sozialleistungen bei<br />

den Gewerkschaften. Und die Mitgliedschaft lohnt sich<br />

nicht nur wegen der Vorteile: Durch die hohen Mitgliederzahlen<br />

haben die Gewerkschaften eine Stärke, die es ihnen<br />

auch heute noch ermöglicht, sehr vorteilhafte Vereinbarungen<br />

mit den Arbeitgebern zu treffen. In fast allen<br />

Branchen gibt es Gesamtarbeitsverträge, und die Löhne<br />

folgen fast immer der Inflation oder liegen darüber.<br />

Kein Problem, sondern Teil der Lösung<br />

Die Arbeitsorganisationen werden ausserdem auf allen<br />

Ebenen in die Entscheidungsfindung einbezogen: Sie<br />

haben ein Mitspracherecht bei Unternehmensstrategien,<br />

in Krisenzeiten und in Sozialfragen. Sowohl von Seiten der<br />

Arbeitgeber als auch der Politik werden sie nicht als Feind<br />

oder Problem betrachtet, sondern als Teil der Lösung. Die<br />

Gewerkschaften sind auch bei Angestellten, hochqualifizierten<br />

Arbeitskräften und Freischaffenden populär. Bei<br />

diesen sind sie sogar noch beliebter als bei anderen: Nach<br />

neuen Daten des Gewerkschaftsbundes TCO, der vor allem<br />

Angestellte vertritt, waren Anfang 2021 sogar 74 Prozent<br />

dieser Beschäftigten Mitglied einer Gewerkschaft.<br />

Die TCO hat landesweit fast 1,2 Millionen Mitglieder, die<br />

LO knapp 1,5 Millionen. Eine enorme Zahl in Anbetracht<br />

der etwas über zehn Millionen Einwohner:innen Schwedens.<br />

Wenn die Gewerkschaften stark sind, geht es den<br />

Arbeitenden besser.


14<br />

Dossier<br />

Harte Zeiten fordern harte<br />

Mittel: Streiks in Lateinamerika<br />

Wie die mexikanischen Journalist:innen und<br />

peruanischen Minenarbeiter nutzen Tausende<br />

von Arbeiter:innen in Südamerika den Streik<br />

als Kampfinstrument.<br />

Text: Sergio Ferrari<br />

Schon über 26 Monate dauert der Streik der Journalist:innen<br />

der mexikanischen Nachrichtenagentur Notimex. Am<br />

21. Februar 2020 hat SutNotimex, die Gewerkschaft der<br />

Notimex­Beschäftigten, den Streik begonnen. Sie wird aktiv<br />

unterstützt von der nationalen Gewerkschaft der Presseredakteur:innen.<br />

Bisher hat Notimex 245 ihrer 327 Mitarbeiter:innen<br />

entlassen. Hauptforderung des Streiks ist die Wiederanstellung<br />

von 42 Streikenden sowie Dutzenden von weiteren<br />

Journalist:innen, denen gekündigt wurde. Seit Streikbeginn<br />

ist der klassische Nachrichtendienst von Notimex<br />

eingestellt, obwohl die Agentur die gekündigten Personen<br />

zum Teil ersetzt hat und andere Kanäle und soziale Netzwerke<br />

nutzt, um die Auswirkungen der Arbeitsniederlegung<br />

auf ihr tägliches Angebot zu mindern.<br />

«Wir haben eine sehr schwierige Zeit erlebt. Ohne Löhne<br />

und Sozialleistungen», sagt die junge Journalistin Adriana<br />

Urrea, Sekretärin von SutNotimex. «Zwar hat das<br />

Arbeits ministerium die Rechtmässigkeit unserer Kampfmittel<br />

anerkannt, aber wir wurden stark unter Druck gesetzt.<br />

Regierungsstellen und bestimmte regierungsnahe<br />

Medien haben versucht, uns zu kriminalisieren.»<br />

Die Sekretärin von SutNotimex wurde dreimal wegen<br />

Korruption und Veruntreuung angeklagt. In zwei dieser<br />

drei Prozesse wurde sie aus Mangel an Beweisen freigesprochen.<br />

Im dritten Prozess im April 2022 wurde versucht,<br />

Adriana Urrea zu verurteilen, weil sie versäumt hatte,<br />

eine Spesenabrechnung über lächerliche 120 Dollar<br />

vorzulegen. «Ein plumper Vorwand, um unseren Kampf<br />

zu erschweren. Unsere Anwält:innen besitzen alle Beweise<br />

und werden gegen diesen erneuten Angriff vorgehen»,<br />

betont die Sekretärin von SutNotimex.<br />

Bewegt erzählt sie, dass an diesem immer noch andauernden<br />

Arbeitskampf vorwiegend Frauen beteiligt sind.<br />

SutNotimex zählt derzeit rund hundert Mitglieder, 90 davon<br />

sind Frauen. «Wir führen einen sehr langen Kampf<br />

mit Kolleg:innen, die einen Streikabbruch nicht akzeptieren,<br />

da dies für sie eine Kapitulation wäre.» Der Protest<br />

fand im Land und international enormen Rückhalt. «Heute<br />

unterstützen uns weite Teile der Zivilgesellschaft in Mexiko<br />

aktiv und anerkennen unsere Forderungen. Das ist<br />

bereits ein grosser Sieg unseres Arbeitskampfes», sagt sie.<br />

Festangestellte und Leiharbeiter:<br />

ein Kampf zwischen Armen<br />

4500 Kilometer südlich von Mexiko, in den peruanischen<br />

Anden, brach im Dezember 2021 ein weiterer Arbeitskonflikt<br />

aus. Die Arbeiter in der Mine Andaychagua im Departement<br />

Junín (das mit 44 000 km² grösser ist als die<br />

Schweiz) fordern von der Volcan Compañía Minera – die<br />

der Schweizer Glencore gehört – den Abschluss eines Gesamtarbeitsvertrags.<br />

Nachdem sich das Unternehmen geweigert hatte zu<br />

verhandeln, rief die Gewerkschaft der Bergbau­ und Metallarbeiter<br />

von Andaychagua am 20. Dezember zum Streik<br />

auf. Nach über 60 Streiktagen anerkannten die Vertreter<br />

des Arbeitsministeriums die Rechtmässigkeit der Gewerkschaft<br />

und ihrer Forderungen und verlangten von der<br />

Glencore­Tochter, dass diese in Verhandlungen einwilligt.<br />

Das Unternehmen kam dieser Anordnung jedoch<br />

nicht nach und zog mit formalen Vorwänden vor Gericht.<br />

Einer der politischen Gründe dafür, dass Volcan die<br />

Verhandlungen verweigert, ist der Entscheid der Gewerkschaft,<br />

den Tarifvertrag auf Leiharbeiter auszudehnen.<br />

Diese gehören zu Unternehmen, die bei Volcan unter<br />

Vertrag stehen. Sie haben nicht dieselben Rechte und sozialen<br />

Sicherheiten wie Festangestellte. Ihre befristeten<br />

Verträge können gekündigt werden, ohne dass das Unternehmen<br />

Entschädigungen bezahlen muss.<br />

In Lateinamerika bleibt der Streik eine wesentliche<br />

Waffe des gewerkschaftlichen Kampfes. Wie die mexikanischen<br />

Journalistinnen und peruanischen Minenarbeiter<br />

nutzen Tausende von Arbeiter:innen dieses Kampfinstrument.<br />

Streiks verlangen von den Beteiligten grosse<br />

persönliche Opfer. Diese stellen aber fest, dass ihre Forderungen<br />

und Kämpfe auf gesellschaftliche Unterstützung<br />

und manchmal auch internationale Solidarität stossen.<br />

Fotostrecke<br />

Nour Eliz Jabbes bearbeitete und collagierte für uns Shutterstock­Fotos,<br />

um symbolische Bilder von Gewerkschaftskämpfen<br />

in der ganzen Welt zu schaffen: die Proteste der<br />

Amazon­Angestellten in den USA und der Bergarbeiter in<br />

Peru, der Maiumzug in Schweden ...<br />

Nour Eliz Jabbes, 1994 in Zürich geboren, aber in Lausanne<br />

ansässig, hat sich seit seiner Kindheit für die Fotografie und<br />

die Kunst begeistert. Dieses Interesse hat ihn dazu gebracht,<br />

seine Leidenschaft in einen Beruf zu verwandeln.<br />

Seine Expertise liegt insbesondere in den Bereichen Digital<br />

Experience Design und Grafikdesign.<br />

Entdecken Sie seine Arbeiten auf noureliz.design


Mitgliedschaft in Gewerkschaften weltweit<br />

Kollektivverhandlungen und die Mitwirkung der Arbeitnehmenden sind grundlegende<br />

Arbeitsrechte und wichtige Institutionen des Arbeitsmarkts, die einen Einfluss auf die<br />

Qualität der Arbeitsplätze weltweit haben. In den vergangenen Jahrzehnten gerieten<br />

sie aber zunehmend unter Druck, je mehr sich der Organisationsgrad und die Abdeckung<br />

durch Kollektivverhandlungen weltweit verringerten, sich atypische Beschäftigungsformen<br />

entwickelten und die Arbeitsverhältnisse individualisierter wurden. Unter<br />

diesen Herausforderungen kommt den Kollektivverhandlungen und der Stimme der<br />

Arbeitnehmenden eine zentrale Rolle zu, um in der sich wandelnden Arbeitswelt Ungleichheiten<br />

zu verringern.<br />

Aktuelle gewerkschaftliche<br />

Stärke in den OECD-Ländern<br />

Quelle: OECD<br />

82 Millionen<br />

Arbeitnehmende in den OECD-Ländern<br />

sind Mitglied einer Gewerkschaft<br />

160 Millionen<br />

Arbeitnehmende unterstehen Gesamtarbeitsverträgen<br />

Abdeckung durch Kollektivverträge weltweit<br />

Der Abdeckungsgrad gibt den Anteil der Arbeitnehmenden an, die einem oder<br />

mehreren Gesamtarbeitsverträgen unterstehen.<br />

Der gewerkschaftliche Organisationsgrad<br />

unterscheidet sich von<br />

einem Land zum anderen stark<br />

Island<br />

90 %<br />

75%<br />

Chile<br />

17,7 %<br />

Kanada<br />

25,9 %<br />

Quelle: ILOSTAT<br />

Der gewerkschaftliche Organisationsgrad<br />

hat sich in den letzten<br />

60 Jahren weltweit verringert<br />

1960<br />

2016 oder später<br />

50,2 %<br />

14,6 %<br />

32,2 %<br />

17,3 %<br />

40,5 %<br />

23,6 %<br />

30,9 %<br />

10,3 %<br />

64,6 %<br />

66,7 %<br />

31,0 %<br />

18,3 %<br />

18,9 %<br />

10,8 %<br />

12,1 %<br />

8,2 %<br />

Quelle: OECD/ICTWSS<br />

Australien Japan Grossbritannien<br />

USA Schweden Schweiz Frankreich Türkei<br />

Atypische Arbeitnehmende sind weniger häufig Mitglied<br />

einer Gewerkschaft<br />

Geschätzter Organisationsgrad nach Beschäftigungsform in einer Auswahl von OECD-Ländern<br />

Atypische Beschäftigung (befristete Arbeitsverträge,<br />

temporäre, selbständige oder Plattformarbeit)<br />

70 %<br />

Typische Beschäftigung<br />

GAV-Abdeckung nach Einkommen<br />

Anteil der Arbeitenden in verschiedenen Einkommensklassen,<br />

die einem GAV unterstehen,<br />

auf Basis der Daten aus 98 Ländern<br />

Hohes<br />

Einkommen<br />

42 %<br />

60 %<br />

50 %<br />

40 %<br />

Mittleres<br />

Einkommen<br />

30 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

Unteres<br />

mittleres<br />

Einkommen<br />

10 %<br />

0<br />

Frankreich<br />

USA<br />

Deutschland<br />

Grossbritannien<br />

Italien Schweden Dänemark<br />

Niedriges<br />

Einkommen<br />

14 %<br />

Quelle: Negotiating Our Way Up: Collective Bargaining in a Changing World of Work<br />

Quelle : ILOSTAT


16<br />

Eine bessere<br />

Arbeitswelt<br />

Uralt und unwürdig:<br />

die Rentenlücke der Frauen<br />

Feministischer Streiktag am 14. Juni: Frau sein und alt werden<br />

ist immer noch ein doppeltes Armutsrisiko. Wenn wir das nicht<br />

mehr wollen, müssen wir genau jetzt wieder auf die Strasse.<br />

Frauen bekommen in der Schweiz<br />

mindestens einen Drittel weniger<br />

Rente als Männer. Diese grosse Rentenlücke<br />

ist das Lebens-Fazit der ungleichen<br />

Verteilung der Erwerbschancen<br />

zwischen den Geschlechtern.<br />

Denn Frauen arbeiten meist in anstrengenden<br />

Berufen wie der Gesundheit,<br />

der Pflege, der Reinigung und<br />

dem Verkauf. Dazu sind es wieder die<br />

Frauen, die die unentbehrliche, unbezahlte<br />

Arbeit für die Gesellschaft übernehmen.<br />

Sie kümmern sich um die<br />

Enkelkinder, die alternden (Schwieger-)Eltern<br />

und kranke Angehörige.<br />

Frauen verdienen (auf ein Vollzeitpensum<br />

hochgerechnet) fast ein Fünftel<br />

weniger als Männer. Ihr tatsächliches<br />

Einkommen ist gar 43,3 Prozent tiefer.<br />

Der Grund für diese Unterschiede<br />

ist nicht nur die Lohndiskriminierung,<br />

sondern auch, dass die Laufbahnen<br />

von Frauen stärker durch unbezahlte<br />

Betreuungsarbeit beeinflusst<br />

sind als die der Männer. Denn in der<br />

Schweiz fehlt es an bezahlbarer Kinderbetreuung,<br />

so springen meist die<br />

Mütter in die Bresche und reduzieren<br />

ihr Pensum oder geben die bezahlte<br />

Arbeit ganz auf. Vier von fünf Frauen<br />

mit Kindern arbeiten heute Teilzeit.<br />

In Paarhaushalten übernehmen sie<br />

den Hauptteil der unbezahlten Hausund<br />

Betreuungsarbeit und verzichten<br />

dafür auf finanzielle Sicherheit. Konsequenz:<br />

Die Arbeit zu vieler Frauen<br />

führt heute zu unwürdig tiefen Renten.<br />

Trotz dieser Ausgangslage will das<br />

Parlament ausgerechnet die Frauen<br />

für die AHV bezahlen lassen und ihre<br />

AHV-Renten kürzen. Das ist fatal.<br />

Denn Frauen haben im Alter zu oft nur<br />

die AHV, keine Pensionskasse. Alleine<br />

in den nächsten 10 Jahren will man<br />

ihre Renten um 7 Milliarden kürzen.<br />

Und das ist nur der erste Schritt: Rentenalter<br />

67 für alle steht auf dem Programm.<br />

Um unsere Renten und unsere<br />

wichtigste Sozialversicherung zu<br />

schützen, braucht es jetzt ein Nein zu<br />

«AHV21», ein Ja zur 13. AHV.<br />

Gabriela Medici, SGB<br />

14. Juni: Bestellt eure Fahne!<br />

Parallel zu den <strong>syndicom</strong>-Aktionen<br />

in mehreren Betrieben werden wir<br />

in Bern, Lausanne und Bellinzona<br />

demonstrieren. Mehr Infos zu den<br />

Veranstaltungen auf <strong>syndicom</strong>.ch.<br />

Ab jetzt könnt ihr eure Unterstützung<br />

bekunden und die «AHV-Abbau<br />

Nein!»-Fahne bestellen (1 Fahne<br />

gratis/Person): Frauenrenten.ch/<br />

fahne-bestellen/?src=<strong>syndicom</strong><br />

In der Schweiz ist die Gleichstellung erst seit 1981 in der Verfassung verankert, das Gleichstellungsgesetz trat 1996 in Kraft. (© SGB)


« Kein Wunder, dass die Verweildauer in den Unternehmen<br />

der Branche unterdurchschnittlich ist. » Idris Djelid<br />

17<br />

Zwischenstand: Bessere Löhne<br />

bei den privaten Radios und TVs<br />

<strong>syndicom</strong> ermittelte 2020 mit SGB und SSM, dass die Löhne der<br />

privaten Radio- und TV-Sender der Deutschschweiz besonders<br />

tief sind. Die beiden Arbeitgeber-Verbände öffnen sich zögerlich.<br />

Hinter der Bühne: die Löhne in den Medien stagnieren seit 14 Jahren. (© Keystone-SDA)<br />

Bisher gibt es, seit 2007, nur arbeitgeberseitig<br />

erlassene «Standard-Arbeitsbedingungen»<br />

auf sehr tiefem Niveau,<br />

aber keine verbindlichen Mindestregeln<br />

für die Radio- und Fernsehsender<br />

der Deutschschweiz. So liegt der Mindestlohn<br />

bei den privaten Radios und<br />

TVs aktuell bei 4000 Franken! Mindestlöhne<br />

für Praktikum, Volontariat<br />

und Stage sind gar nicht geregelt. Die<br />

restlichen Arbeitsbedingungen wie<br />

Ferien oder die Lohnfortzahlung bei<br />

Krankheit liegen beim gesetzlichen<br />

Minimum oder nur knapp darüber.<br />

Nach sieben Verhandlungsrunden<br />

mit dem Verband Telesuisse (TS) und<br />

dem Verband Schweizer Privatradios<br />

(VSP) konnten nun einige Verbesserungen<br />

erreicht werden. So hat Telesuisse<br />

einem Mindestlohn für ihre Privat-TVs<br />

von neu 4800 Franken zugestimmt.<br />

Der VSP will in den Privatradios<br />

bisher jedoch nur einen<br />

Mindestlohn von 4300 Franken akzeptieren.<br />

Die Löhne für Praktika sollen<br />

neu mindestens 1500 Franken und für<br />

Volontariate sowie Stages mindestens<br />

2500 bis 3500 Franken betragen, je<br />

nach Ausbildungsjahr. Dazu sagte bisher<br />

lediglich TS zu, der VSP jedoch<br />

nicht. Zu den wichtigen Verbesserungen<br />

gehören auch die Erhöhung der<br />

Ferien von 4 auf 5 Wochen (für über<br />

49-Jährige von 5 auf 6 Wochen) und<br />

die Lohnfortzahlung bei Krankheit,<br />

welche nun vom gesetzlichen Minimum<br />

auf 80 % während 720 Tagen ausgebaut<br />

wurde.<br />

In einer Onlineumfrage wurde die<br />

Meinung der Betroffenen zu diesem<br />

Zwischenstand der Verhandlungen<br />

eingeholt. Klares Resultat: Über 81 %<br />

der Teilnehmenden finden, dass die<br />

Verbesserung der Mindestlöhne am<br />

wichtigsten ist. Doch fast 80 % erachten<br />

den Mindestlohn bei den Privat-<br />

Radios (4300.–) als ungenügend. Den<br />

TV-Mindestlohn halten rund 63 % für<br />

genügend. Und es gibt Rückmeldungen,<br />

dass die Lohnentwicklung mit<br />

zuneh mender Berufserfahrung vielerorts<br />

unzufriedenstellend ist. Kein<br />

Wunder, ist die Verweildauer in den<br />

Unternehmen dieser Branche unterdurchschnittlich.<br />

Für die nächsten<br />

Verhandlungsrunden legt <strong>syndicom</strong><br />

den Fokus auf die Verbesserung der<br />

Einkommenssituation.<br />

Idris Djelid<br />

Unsere Arbeit in der Branche<br />

Privat-Radios und -TV<br />

Immer schneller ist<br />

zu schnell<br />

David Roth ist Zentralsekretär Sektor Logistik<br />

«Der Nächste bitte» – dieser Satz wird<br />

in vielen Poststellen bereits heute mit<br />

einem lauten «Bing» und einer Nummernanzeige<br />

ersetzt. Ausgelöst wird<br />

dieses «Bing» von den Menschen hinter<br />

dem Schalter – bislang. Neu soll<br />

der Computer das automatisch auslösen.<br />

In Contactcentern ist es schon<br />

lange Realität. Kaum hat die eine aufgehängt,<br />

ist die Nächste in der Leitung.<br />

Aber auch in der Mailbox oder<br />

im Chatfenster ploppen laufend neue<br />

Arbeiten auf.<br />

Dabei wird nicht nur die Arbeitskadenz<br />

kontinuierlich erhöht. Sie wird<br />

auch immer genauer gemessen. Was,<br />

wenn die Schalterangestellte statt 10<br />

nur noch 5 Sekunden benötigen würde<br />

bis zur nächsten Kundin? Bei 800<br />

Poststellen, die pro Tag 350 Kund:innen<br />

bedienen, können so 422 Stunden<br />

Arbeitszeit eingespart werden. Keine<br />

Zeit bleibt den Angestellten mehr, um<br />

durchzuatmen, einen Schluck zu trinken<br />

oder die Kund:innen auch auf weitere<br />

Produkte aufmerksam zu machen.<br />

Und da beisst sich die Katze in<br />

den Schwanz, denn die nächste Abteilung<br />

wird sich beklagen, dass zu wenig<br />

Zusatzprodukte verkauft werden.<br />

Hier zeigt sich, dass Anliegen des<br />

Geschäftes und der Mitarbeitenden<br />

nicht im Widerspruch stehen – Mitarbeiter:innen<br />

dem Dauerstress aussetzen<br />

schadet ihrer Gesundheit und<br />

schadet dem Geschäft. Bis sich diese<br />

Erkenntnis aber durchsetzt, braucht<br />

es viel Engagement von Personalvertretung<br />

und Gewerkschaft. Und bis dahin<br />

heisst es: «Der Nächste bitte».


18 Arbeitswelt<br />

«Die Post muss stabile Arbeitsplätze anbieten, von denen<br />

die Menschen in unserer Region leben können.» Marco Forte<br />

Stoppt das Prekariat bei der Post!<br />

Im Tessin wurde eine Petition für bessere Arbeitsbedingungen in<br />

der Logistik lanciert. Dort nehmen befristete, niedrigprozentige<br />

Verträge mit sehr schlechten Löhnen zu, auch bei der Post.<br />

Im Tessin (hier das Logistikzentrum Cadenazzo) gibt es Löhne, die zur Prekarität verurteilen. (© <strong>syndicom</strong>)<br />

Junge Menschen in ihrem ersten Job,<br />

deren Lohn nicht ausreicht, um von<br />

den Eltern auszuziehen oder sich von<br />

ihren Partner:innen trennen zu können:<br />

das ist mit Prekariat gemeint. Solche<br />

Löhne zwischen 2000 und 3000<br />

Franken finden sich im Tessin, der bereits<br />

als Kanton mit den schweizweit<br />

tiefsten Löhnen bekannt ist. Aber in<br />

diesem Fall ist der Arbeitgeber die<br />

Schweizerische Post. Wie ist das möglich?<br />

Wie <strong>syndicom</strong>-Regionalsekretär<br />

Marco Forte erklärt, werden die Beschäftigten<br />

der Logistik-Services unabhängig<br />

von ihrem Alter und ihrer<br />

Arbeits erfahrung in die niedrigsten<br />

Lohnbänder eingestuft.<br />

Im Tessin wird zudem derzeit nur<br />

in Teilzeit eingestellt. Von den Löhnen<br />

lässt sich dann nicht leben. Ein<br />

zweiter Job ist schwierig, da die Post<br />

extreme Flexibilität verlangt. Der GAV<br />

gibt den Arbeitnehmenden zwar die<br />

Möglichkeit, in Absprache mit dem<br />

Team und den Vorgesetzten fixe arbeitsfreie<br />

Tage festzusetzen – häufig<br />

stösst dies jedoch auf Widerstand.<br />

Lieber hat man Personal, das man je<br />

nach betrieblichem Bedarf einsetzen<br />

kann.<br />

Im Tessin erhielten fast alle neuen<br />

Angestellten der Post nur auf ein Jahr<br />

befristete Verträge, was auch gegen<br />

den GAV verstösst. «Angeblich wollte<br />

man die Kompetenzen der Neueingestellten<br />

testen», meint Marco Forte.<br />

«Dazu hat der Arbeitgeber aber während<br />

der Probezeit Gelegenheit. Wir<br />

haben deshalb interveniert und erreicht,<br />

dass die Verträge der 2021 in<br />

Lugano neu eingestellten Mitarbeitenden<br />

(mehr als 40, alle befristet) in<br />

unbefristete Verträge umgewandelt<br />

werden – wie es sein sollte.»<br />

Ebenfalls hat <strong>syndicom</strong> Tessin<br />

eine Petition für ein Ende der befristeten<br />

und der Teilzeitverträge gestartet,<br />

die ins Prekariat führen. «Noch schlimmer<br />

ist das Ganze, weil es hier um die<br />

Post geht, ein Unternehmen des Bundes»,<br />

sagt Forte. «Es muss auf nationaler<br />

Ebene gehandelt werden, um die<br />

Löhne anzuheben. Wir werden auch<br />

regional, am besten mit Arbeitsgruppen,<br />

Lösungen für die Dienstorganisation<br />

suchen, damit die Beschäftigungsgrade<br />

erhöht werden können.»<br />

Giovanni Valerio<br />

Privatsphäre verletzt:<br />

Hintertür im BÜPF<br />

Daniel Hügli,<br />

Leiter Sektor ICT, Mitglied der Geschäftsleitung<br />

Das E-Mail vom Eidgenössischen Justiz-<br />

und Polizeidepartement kommt<br />

unverdächtig daher: <strong>syndicom</strong> ist eingeladen<br />

zur Vernehmlassung. Es geht<br />

um die Teilrevisionen der Verordnungen<br />

des Bundesgesetzes betreffend<br />

die Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs<br />

(BÜPF).<br />

Während es sich vordergründig<br />

um Anpassungen aufgrund der 5G-<br />

Technologie im Mobilfunk zu handeln<br />

scheint, wird im Gespräch mit<br />

den Mitwirkungspflichtigen jedoch<br />

deutlich, dass es viel weitreichendere<br />

Auswirkungen geben könnte. Nicht<br />

zuletzt für den Schutz der Privatsphäre<br />

und die informationelle Selbstbestimmung,<br />

die geschwächt würden.<br />

Zum heutigen Zeitpunkt ist zudem<br />

noch gar nicht klar, welche Anbieterin<br />

von Fernmelde- oder von abgeleiteten<br />

Kommunikationsdiensten in welche<br />

Kategorie der Mitwirkungspflichtigen<br />

fällt und deshalb entsprechende, zum<br />

Teil neue Pflichten bei der Überwachung<br />

zu erfüllen hat.<br />

Dies schafft eine Rechtsunsicherheit,<br />

die gerade für Unternehmen, die<br />

ihr Geschäftsmodell auf starken<br />

Daten schutz und Ende-zu-Ende-Verschlüs<br />

selung der Kommunikation<br />

aufbauen, massive Geschäftsrisiken<br />

bedeutet. So könnten besonders datenschutzfreundliche<br />

Unternehmen<br />

wie Proton (mit Diensten wie E-Mail<br />

und VPN/Virtual Private Network)<br />

oder Threema (Chat), die in der<br />

Schweiz mehrere hundert Arbeitsplätze<br />

anbieten und mit «Schweizer Datenschutz<br />

und Datensicherheit» werben,<br />

gezwungen sein, die Schweiz zu<br />

verlassen.<br />

Dass so der Denk- und Werkplatz<br />

Schweiz geschwächt wird, dürfen wir<br />

nicht zulassen. Deshalb setzt sich<br />

auch <strong>syndicom</strong> in der Vernehmlassung<br />

für einen stärkeren Schutz der<br />

Privatsphäre ein.


«Der Papierkrieg nimmt immer mehr ab, seit die digitalen<br />

Möglichkeiten besser werden.» Beatrice Fontana<br />

19<br />

«Wir vergessen nie, dass hinter<br />

den Dossiers Menschen stehen»<br />

Beatrice Fontana leitet die Arbeitslosenkasse <strong>syndicom</strong>.<br />

Wir sprechen mit ihr über den Geschäftsauftrag, die Verbindung<br />

zur Gewerkschaft und die aktuellen Herausforderungen.<br />

In welcher Verbindung steht die Arbeitslosenkasse<br />

<strong>syndicom</strong> zur Gewerkschaft?<br />

Ist das die hauseigene Arbeitslosenkasse,<br />

die nur den <strong>syndicom</strong>-Mitgliedern<br />

zur Verfügung steht?<br />

Nein, wir sind eine öffentliche, ganz<br />

normale Arbeitslosenkasse oder kurz<br />

ALK. Alle, die arbeitslos werden, können<br />

sich bei uns anmelden – nicht nur<br />

Gewerkschaftsmitglieder. Wir heissen<br />

zwar Arbeitslosenkasse <strong>syndicom</strong>,<br />

aber organisatorisch sind wir von der<br />

Gewerkschaft unabhängig. <strong>syndicom</strong><br />

ist die sogenannte Trägerin dieser<br />

Kasse. Das SECO schreibt auch eine<br />

räumliche Trennung vor, um die institutionelle<br />

Trennung zu verdeutlichen.<br />

Wir haben unsere Büros übrigens<br />

nicht am Hauptsitz der Gewerkschaft<br />

im Monbijou, sondern sind im Berner<br />

Westen, an der Looslistrasse, zu Hause.<br />

<strong>syndicom</strong>-Mitglieder dürfen auch<br />

nicht privilegiert behandelt werden,<br />

was uns aber nicht daran hindern<br />

muss, manchmal auf interne Vernetzungsmöglichkeiten<br />

und Branchenkenntnisse<br />

hinzuweisen.<br />

Was passiert konkret, wenn sich jemand<br />

bei euch als arbeitslos meldet?<br />

Wir klären möglichst effizient den Anspruch<br />

auf Arbeitslosenentschädigung,<br />

beraten die Kund:innen über<br />

ihre Rechte und Pflichten und versuchen<br />

Vertrauen zu schaffen. Die Erwerbslosen<br />

stecken in einer schwierigen<br />

Lebenslage, deshalb sind wir bestrebt,<br />

nie zu vergessen, dass hinter<br />

den rund 1200 Dossiers unserer ALK<br />

menschliche Schicksale stehen. Am<br />

Ende des Tages ist das Ziel unserer Arbeit,<br />

dass die monatliche Auszahlung<br />

der Gelder mit dem ASAL-System reibungslos<br />

funktioniert.<br />

Hatte die Corona-Pandemie<br />

Auswirkungen auf eure Arbeit?<br />

Und wie! Während der Pandemie wurden<br />

wir mit bis anhin nicht gekannten<br />

Herausforderungen konfrontiert. Die<br />

Zahl der Anträge auf Arbeitslosenentschädigung<br />

stieg sprunghaft an,<br />

im Kanton Zürich auf das Doppelte.<br />

Sämtliche Mitarbeitenden mussten<br />

vorübergehend Mehrarbeit leisten<br />

und zum Beispiel am Samstag einspringen.<br />

Gerne nütze ich hier die Gelegenheit,<br />

ihnen allen nochmals herzlich<br />

für ihr ausserordentliches Engagement<br />

zu danken. In kurzer Zeit<br />

mussten wir die Zentrale und die Aussen-Zahlstellen<br />

wegen der Home -<br />

office- Pflicht schliessen und neu organisieren.<br />

Wir mussten zu Hause die<br />

Arbeitsplätze einrichten, die telefonische<br />

Erreichbarkeit garantieren und<br />

die Versicherten informieren.<br />

Das tönt anstrengend! Ist inzwischen<br />

etwas Normalität zurückgekehrt?<br />

Ja, seit etwa einem Jahr ist der Courant<br />

normal zurückgekehrt. Die Pandemie<br />

hatte aber durch den Booster bezüglich<br />

digitale Transformation auch<br />

positive Auswirkungen auf unsere Arbeit.<br />

So können die Stellensuchenden<br />

im Jobroom des SECO jetzt alle Formulare<br />

online ausfüllen. In einem<br />

späteren Schritt können auch die zur<br />

Auszahlung notwendigen Dokumente<br />

mit hochgeladen werden. Wir sparen<br />

viel Zeit, weil der Papierkrieg extrem<br />

abgenommen hat.<br />

Interview: Nick Manouk<br />

Digitaler Kontakt zur ALK:<br />

alk.<strong>syndicom</strong>.ch/<br />

Ein Teil des Teams der Arbeitslosenkasse <strong>syndicom</strong> (v. l.): Beatrice Fontana, Daniela Ramseier, Rahel Ganz, Hans-Peter Haftka. © Alexander Egger


20 Arbeitswelt<br />

«Der NPS bewertet ein Unternehmen als Ganzes. Solch<br />

ein Score darf sich nicht auf den Lohn auswirken.» Miriam Berger<br />

Zufriedene Kunden – höherer<br />

Lohn? Warum das so nicht geht<br />

Immer öfter sollen wir Auskunft geben: «Wie wahrscheinlich ist<br />

es, dass Sie uns weiterempfehlen?» Immer öfter entscheidet<br />

unsere Antwort auch über den Lohn der Angestellten.<br />

Der Net Promoter Score, kurz NPS,<br />

ist eine Kennzahl über die Treue der<br />

Kundschaft eines Unternehmens.<br />

Die Erhebung erfolgt auf Basis einer<br />

Befragung, in der die Weiterempfehlungsabsicht<br />

auf einer Skala von<br />

0 (äusserst unwahrscheinlich) bis<br />

10 (äusserst wahrscheinlich) erfasst<br />

wird. Daraus ergeben sich drei Kategorien<br />

von Kund:innen: «Promoters»,<br />

die einen Wert zwischen 9 und<br />

10 angeben; «Passives», die einen<br />

Wert zwischen 7 und 8 angeben;<br />

«Detractors» («Störer»), die einen<br />

Wert zwischen 0 und 6 angeben.<br />

Swisscom möchte den Shop-Mitarbeitenden den Basislohn senken und den variablen Lohnanteil<br />

erhöhen. Der NPS darf dabei keine Rolle spielen. (© Keystone-SDA)<br />

Das Messen der Kundenloyalität mittels<br />

NPS (s. Kasten) ist bei Dienstleistern<br />

sehr beliebt. Das ist nachvollziehbar,<br />

zumal die aktive Abfrage der<br />

Wahrscheinlichkeit einer Weiterempfehlung<br />

bereits zu einer höheren Zufriedenheit<br />

der Kund*innen führen<br />

kann. Durch die Kontaktaufnahme<br />

mit den Antwortenden, die sich negativer<br />

geäussert haben, kann in Erfahrung<br />

gebracht werden, was zur Abwertung<br />

geführt hat, und es können Massnahmen<br />

zur Verbesserung definiert<br />

werden.<br />

Für die Messung von Arbeitsleistung<br />

ist der NPS hingegen absolut ungeeignet.<br />

Mitarbeitende vertreten im<br />

Kontakt zu den Kund:innen das Unternehmen.<br />

Mit dem NPS werden sie für<br />

etwas verantwortlich gemacht, wofür<br />

das Gesamtunternehmen die Weichen<br />

stellen muss.<br />

Oft verwenden Unternehmen den<br />

NPS auch für die Berechnung individueller<br />

Lohnanteile. Der NPS als Kriterium<br />

für die Zielerreichung wird so<br />

zum unnötigen Stressfaktor, dessen<br />

Veränderung ausserhalb der Möglichkeit<br />

des eigenen Handelns liegt.<br />

Um die Servicequalität zu erhöhen,<br />

braucht es einen guten Feedbackprozess<br />

und seriöse Schulungen, aber<br />

nicht demotivierende Lohnsysteme.<br />

Das Problem der stetigen Steigerung<br />

von variablen Lohnanteilen<br />

ist unübersehbar. Die Produktivität<br />

steigt zwar bei Tätigkeiten, die variabel<br />

entlöhnt werden. Das geht aber zu<br />

Lasten der anderen Bereiche. Etwa<br />

Umsatzvergütung veranlasst dazu,<br />

nur möglichst viele Produkte zu verkaufen.<br />

Dieses Vorgehen führt nicht<br />

zu langfristigem Erfolg, da das Vertrauen<br />

der Kundschaft zerstört wird.<br />

Darum gilt: den Lohn vom NPS entkoppeln<br />

und auf höhere fixe Lohnanteile<br />

setzen. Genau dafür werden wir<br />

uns einsetzen.<br />

Miriam Berger<br />

Medienförderung neu<br />

aufs Gleis setzen<br />

Stephanie Vonarburg, Leiterin Sektor Medien<br />

und Vizepräsidentin <strong>syndicom</strong><br />

Das Stimmvolk hat das Medienpaket<br />

abgelehnt. Viele haben nicht goutiert,<br />

dass auch Grossverlage eine Medienförderung<br />

aus öffentlichen Geldern<br />

bekommen sollen.<br />

Für die Medienschaffenden, die<br />

Onlinemedien und die kleineren Verlage<br />

hatten wir als Gewerkschaft dem<br />

Kompromiss zugestimmt und für die<br />

Vorlage gekämpft. Die Ablehnung<br />

wird in nächster Zeit einige kleinere<br />

Medien und damit ihre Angestellten<br />

und zahlreiche Freischaffende treffen.<br />

Erstes Opfer: das Wissenschafts<strong>magazin</strong><br />

Higgs.ch, das nun eingestellt<br />

wird.<br />

Immerhin kaum umstritten waren<br />

die Unterstützung für den Presserat,<br />

die Ausbildungsstätten für Journalist:innen,<br />

die Depeschenagentur.<br />

Hier setzen wir parteiübergreifend<br />

wieder an. Denn die Initiativen und Institutionen,<br />

die dem unabhängigen<br />

Journalismus zugutekommen, sind<br />

unter grossem finanziellem Druck.<br />

Dabei braucht es sie, um die Anliegen<br />

der Medienschaffenden und die Qualität<br />

der Medien weiterzubringen.<br />

Zudem gibt es neuen Elan in der<br />

Romandie sowie in Basel-Stadt, um<br />

auf kantonaler Ebene die regionalen<br />

Medien zu unterstützen. Das Colloque<br />

von Anfang Mai in Lausanne, bei dem<br />

<strong>syndicom</strong> mitarbeitet, sucht neue<br />

Wege für eine kantonal finanzierte,<br />

öffentliche Stiftung zur direkten Journalismusförderung.<br />

Ein Schritt in die<br />

gute Richtung.


«Nur kollektive Lohnverhandlungen sorgen für gerechte<br />

Lohnerhöhungen.» Matthias Loosli<br />

21<br />

Mehr Lohn fällt nicht vom Himmel<br />

Bei der Post steht im Dach-GAV, dass die Sozialpartner jährlich<br />

Lohnverhandlungen führen. Was braucht es, damit die Lohnerhöhung<br />

den Angestellten jeweils im April ausbezahlt wird?<br />

<strong>syndicom</strong> fordert bessere Arbeitsbedingungen für eine aufreibende Branche. (© Keystone-SDA)<br />

Bis am 25. April jedes Jahres mehr<br />

Geld aufs Konto kommt, muss im Hintergrund<br />

einiges geschehen. Was passiert<br />

da genau?<br />

Der SGB mit seinem geballten ökonomischen<br />

Wissen publiziert regelmässig<br />

Kaufkraft-Prognosen. Im November<br />

legt die Post die Informationen<br />

zum Geschäftsgang vor. Beides<br />

sind wichtige Grundlagen für die Verhandlungen,<br />

ebenso Vergleiche mit<br />

Mitbewerbern. Dann mandatieren die<br />

gewerkschaftlichen Firmenvorstände<br />

die Sektorleitung mit einer konkreten<br />

Lohnforderung. Auf diese gestützt,<br />

reicht <strong>syndicom</strong> bis zum Nikolaustag<br />

ihre Forderung ein.<br />

Nun beginnen die Verhandlungen.<br />

Es werden 2–3 Sitzungstermine vereinbart.<br />

Die Delegationen treffen sich<br />

– heuer virtuell – und feilschen um die<br />

Erhöhung der Lohn-Summe. Und beraten<br />

über die Art der Auszahlung: gibt<br />

es generelle Erhöhungen für alle, Einmalzahlungen<br />

oder doch Leistungsprämien?<br />

Die Forderungen liegen anfangs<br />

meist weit auseinander, man<br />

tastet sich ab, lotet die Möglichkeiten<br />

aus – und findet einen Kompromiss.<br />

Mit dem Kompromiss gehen beide<br />

Seiten zurück ins zuständige Organ<br />

und bitten um Entlastung: bei <strong>syndicom</strong><br />

bestimmen die gewählten Gewerkschaftsvertretenden<br />

im Firmenvorstand,<br />

bei der Post der VR. Wenn<br />

alle grünes Licht geben, wird das Ergebnis<br />

von den GAV-Parteien unterzeichnet.<br />

Jetzt beginnt die Umsetzung. Wie<br />

viel Budget erhält der Teamleader für<br />

individuelle Lohnerhöhungen? Die<br />

Anhebung der Lohnbänder wird für<br />

jede Funktionsstufe berechnet. Die<br />

Zentrale von <strong>syndicom</strong> programmiert<br />

den Lohnrechner. Die Finanzabteilung<br />

der Post bereitet die Auszahlung<br />

vor. Und dann kommt das Geld.<br />

Das scheint kompliziert, doch weit<br />

weniger aufwendig, als wenn jede:r<br />

Angestellte seine eigene Lohnerhöhung<br />

aushandeln würde und die Post<br />

45 000 Einzelgespräche führen muss.<br />

Und wer da nicht gut verhandelt, geht<br />

leer aus.<br />

Das ist unfair. Deshalb sorgen kollektive<br />

Lohnverhandlungen für gerechte<br />

Lohnerhöhungen. Wer seine<br />

Interessen mit anderen bündelt, kann<br />

stärker auftreten und mehr herausholen<br />

als der oder die Einzelne.<br />

Matthias Loosli<br />

Schau nach, wie viel du erhältst:<br />

der <strong>syndicom</strong>-Lohnrechner<br />

Verfassung ermöglicht<br />

ALV für Selbständige<br />

Patrizia Mordini, Leiterin Gleichstellung und<br />

Mitglied der Geschäftsleitung<br />

Eine Auftragslosenversicherung für<br />

Freischaffende, damit sie in einer Auftragsflaute<br />

nicht völlig ohne Einkommen<br />

dastehen, ist ein aktuelles Anliegen<br />

von <strong>syndicom</strong>. Der Sektor Medien<br />

erarbeitete mit der Fachhochschule<br />

Nordwestschweiz bereits einen Entwurf<br />

für eine solche Versicherung. Das<br />

<strong>syndicom</strong>-Magazin berichtete ausführlich<br />

darüber (siehe die Nummern<br />

26 und 28).<br />

Das Arbeitslosenversicherungs-<br />

Gesetz trat 1951 in Kraft, damals noch<br />

ohne ein gesamtschweizerisches Versicherungsobligatorium.<br />

Kaum bekannt<br />

ist dagegen, dass eine freiwillige<br />

Arbeitslosenversicherung bereits<br />

seit 1976 in der Bundesverfassung<br />

steht. Ja, der Artikel 114, der die Arbeitslosenversicherung<br />

(ALV) behandelt,<br />

enthält den Passus: «Selbständigerwerbende<br />

können sich freiwillig versichern.»<br />

Adrian Zimmermann, Historiker<br />

und Mitglied des Vorstands der IG<br />

Freischaffende, ein wandelndes Lexikon<br />

und Forscher der Arbeiter:innenbewegung,<br />

hat recherchiert, dass dieser<br />

Passus 1976 entstanden ist, als<br />

nach der Wirtschaftskrise die ALV im<br />

Schnellzugtempo für fast alle Lohnabhängigen<br />

obligatorisch erklärt werden<br />

musste.<br />

Eine Auftragslosenversicherung<br />

ist also nicht nur eine innovative Idee,<br />

die eine wichtige Lücke schliessen<br />

und den Freischaffenden einen besseren<br />

Sozialschutz bieten würde. Eine<br />

freiwillige ALV für Freischaffende –<br />

das ist eine nicht gesetzlich umgesetzte<br />

Verfassungsbestimmung!


22 Politik<br />

«Information muss ein<br />

öffentliches Gut bleiben»<br />

Anfang Juni treffen sich mehrere hundert Vertreter:innen von<br />

Gewerkschaften und Journalistenverbänden aus der ganzen<br />

Welt in Maskat, der Hauptstadt Omans, zum 31. Kongress der<br />

Internationalen Journalisten-Föderation (IJF). Dutzende Anträge,<br />

Versammlungen und Debatten stehen auf dem Programm<br />

des Kongresses, der im Kontext des russisch-ukrainischen<br />

Konflikts stattfindet und im Wissen, dass bis Mai dieses<br />

Jahres global 25 Journalist:innen ermordet worden sind. Eine<br />

Begegnung mit Anthony Bellanger, Generalsekretär der IJF.<br />

Interview: Sergio Ferrari (in Zusammenarbeit<br />

mit <strong>syndicom</strong>)<br />

Bild: Frédéric Moreau de Bellaing<br />

Wie Sie im Papier für den Kongress<br />

in Oman schreiben, stehen die Journalist:innen,<br />

die IJF, unsere Erde<br />

am Ende eines Zeitraums – die letzten<br />

vier Jahre –, der geprägt war von<br />

der vielleicht traumatisierendsten<br />

weltweiten Krise der jüngeren Zeit.<br />

Wie sehen Sie im Rückblick die Ausübung<br />

der journalistischen Tätigkeit<br />

während dieser Zeit?<br />

«Die physische<br />

Sicherheit der<br />

Journalist:innen<br />

bleibt eine unserer<br />

grössten Herausforderungen.»<br />

Wenn ich auf die drei Jahre seit unserem<br />

Kongress in Tunis (2019) blicke,<br />

stelle ich fest, dass die IJF ihren<br />

Mitgliedern ermöglicht hat, der<br />

Pandemie standzuhalten. Sie hat<br />

eine globale Plattform für Qualitäts-<br />

Journalismus vorgeschlagen – eine<br />

Art Toolbox, um aus der Krise herauszufinden,<br />

im Wesentlichen anhand<br />

wirtschaftlicher Massnahmen.<br />

Natürlich vergesse ich nicht die<br />

vielen Journalist:innen, die ihre Arbeit<br />

verloren haben, da in der Wirtschaftskrise<br />

aufgrund der Pandemie<br />

und dem Stillstand fast überall auf<br />

der Welt viele Medien schliessen<br />

mussten. Ich kann bestätigen, dass<br />

dies die schwerste Krise war, welche<br />

die IJF seit dem 2. Weltkrieg zu bewältigen<br />

hatte.<br />

Hunderte Delegierte aus der ganzen<br />

Welt werden sich in wenigen Tagen<br />

in Oman zum 31. Kongress der IJF<br />

treffen. Welche Erwartungen hat<br />

das Sekretariat an diesen Anlass,<br />

welche Sorgen gibt es?<br />

Erstmals in 100 Jahren führt die IJF<br />

im Mittleren Osten einen Weltkongress<br />

durch. Nach der Publikation<br />

der Konvention der IJF zuhanden<br />

der Vereinten Nationen wird hauptsächlich<br />

über die Sicherheit und<br />

den Schutz der Journalist:innen und<br />

Medienschaffenden gesprochen<br />

werden, nebst den ordentlichen Anträgen.<br />

Zu viele Morde bleiben ungestraft<br />

– 9 von 10. Die UNO muss<br />

nun ihre Verantwortung wahrnehmen.<br />

In Maskat werden auch Familien<br />

von Opfern aus den fünf Weltregionen<br />

davon berichten, wie es ist,<br />

nicht zu wissen, wer ihre Angehörigen<br />

ermordet hat, und keine Hoffnung<br />

auf Gerechtigkeit zu haben.<br />

Dieser Kongress findet vor dem Hintergrund<br />

einer erneuten Krise statt –<br />

des Russland-Ukraine-Kriegs.


Die Internationale Journalisten-Föderation IFJ, die sich als «weltweite Stimme der Journalist:innen»<br />

sieht, wurde 1926 gegründet und umfasst 187 nationale Gewerkschaften, Vereinigungen und Verbände<br />

in 146 Ländern. Die Organisation, die als globale Plattform für Qualitätsjournalismus fungiert, vertritt<br />

heute nicht weniger als 600 000 Medienschaffende.<br />

23<br />

Inwiefern denken Sie, dass die IJF<br />

als weltweite Organisation in einer<br />

so komplexen geopolitischen Situation<br />

einen Konsens erreichen kann?<br />

Die geopolitische Situation ist tatsächlich<br />

komplex, das ist aber für<br />

uns nichts Neues. Die IJF als weltweite<br />

Organisation hat die gleichen<br />

Probleme wie die Vereinten Nationen.<br />

Unsere Parole bleibt unverändert:<br />

Hochwertiger Journalismus<br />

und Information müssen öffentliche<br />

Güter bleiben. Unabhängig von<br />

Flaggen, politischen Systemen oder<br />

diplomatischen Beziehungen. Das<br />

Licht der freien Information soll auf<br />

unserem Planeten weiter leuchten.<br />

Wenn man den Bericht der IJF für<br />

die letzten vier Jahre liest, gibt es<br />

drei Elemente, die in dieser Phase<br />

des Aufbaus neuer Paradigmen/Referenzen<br />

für den Weltjournalismus<br />

wesentlich zu sein scheinen. Ich<br />

denke an die Globale Ethik-Charta<br />

für Journalist:innen, die am Kongress<br />

in Tunis 2019 beschlossen<br />

wurde. Aber auch an den Positionsbezug<br />

des Exekutivausschusses vom<br />

Juli 2020 zur sexuellen Belästigung<br />

und an die globale Plattform für<br />

Qualitäts-Journalismus, die während<br />

der Pandemie entwickelt wurde.<br />

Welche Wirkung hatten diese<br />

drei Elemente?<br />

Nach der Verabschiedung durch unsere<br />

internationalen Instanzen sind<br />

diese Dokumente de facto zu einer<br />

Referenz für sämtliche Redaktionen<br />

und Journalist:innen weltweit geworden.<br />

Viele unserer Kolleg:innen<br />

verwenden sie, wenn in ihrem Land<br />

keine Ethik-Charta existiert oder<br />

Übergriffigkeit in anderen Ländern<br />

und Kulturen unterschiedlich betrachtet<br />

wird. Wenn die IJF solche<br />

Dokumente erstellt, publiziert und<br />

weltweit verbreitet, können unsere<br />

Gewerkschaften sie nutzen und in<br />

ihrem Land vertreten.<br />

«Die Dokumente<br />

der IJF werden<br />

zu weltweiten<br />

Referenzen.»<br />

Mit welchen grossen Zukunftsthemen<br />

sollte sich die IJF in den nächsten<br />

Jahren beschäftigen, um einen<br />

grundsätzlichen professionellen<br />

Standard für den Beruf zu schaffen?<br />

Man spricht immer von der Zukunft<br />

des Journalismus, da dies seit mehreren<br />

Jahrzehnten eine echte Frage<br />

ist. Auch wenn die Zukunft für Journalist:innen<br />

nicht immer rosig aussieht<br />

– wir können nicht «hellsehen»<br />

und wir begnügen uns mit der Arbeit<br />

im gewerkschaftlichen Bereich<br />

und für die Sicherheit und den<br />

Schutz der Journalist:innen. Unsere<br />

Diskussionen in den Vereinten Nationen<br />

dürften in den kommenden<br />

Jahren enorm viel Zeit und Energie<br />

in Anspruch nehmen. Aber es geht<br />

dabei um das Gedenken an unsere<br />

ermordeten Kolleg:innen und um<br />

den Schutz derjenigen, die täglich<br />

bedroht werden.<br />

Fast die Hälfte der rund 40 Anträge,<br />

welche die Gewerkschaften der IJF<br />

in Oman stellen werden, betrifft die<br />

Sicherheit, die Verfolgung von Journalist:innen,<br />

Skandale wie «Pegasus»<br />

... Ist das eine grosse Herausforderung<br />

für die IJF in einer Welt, in<br />

der die Pressefreiheit zunehmend<br />

durch repressive Mechanismen, die<br />

Kriminalisierung journalistischer<br />

Tätigkeit und die monopolistischen<br />

Tendenzen der Medienkonzentration<br />

bedroht scheint?<br />

Es handelt sich da um einen wesentlichen<br />

Teil unserer gesamten Arbeit<br />

als Föderation.<br />

Zum Schluss möchten wir erwähnen,<br />

dass die IJF in vier Jahren ihr<br />

hundertjähriges Bestehen feiern<br />

wird. Welche Überlegungen haben<br />

Sie dazu? Wovon sollte die IJF für<br />

ihr 100. Jahr träumen?<br />

Das wird mit Sicherheit ein historischer<br />

Moment werden! Wer von den<br />

Gründern – zu denen insbesondere<br />

der Franzose Georges Bourdon, der<br />

erste Präsident der IJF 1926, gehörte<br />

– hätte sich vorstellen können, dass<br />

die IJF hundert Jahre alt werden würde?<br />

Der nächste Exekutivausschuss<br />

wird Ort und Programm dieses Jubiläums<br />

im Jahr 2026 bestimmen und<br />

organisieren müssen. Es wird für<br />

uns alle ein grosser Moment werden.<br />

Verschiedene Gewerkschaften sind<br />

bereits mit den Vorbereitungen beschäftigt,<br />

aber ich kann heute nicht<br />

mehr dazu sagen ...<br />

Friede, Würde<br />

und Solidarität<br />

Die Werte des 1. Mai im<br />

Zentrum der SGB-Delegiertenversammlung.<br />

Thema der Delegiertenversammlung<br />

des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes<br />

(SGB) von Anfang<br />

Mai in Bern war auch der Ukrainekonflikt.<br />

Eine ukrainische Gewerkschafterin<br />

berichtete eindrücklich<br />

über die Situation in ihrem Land.<br />

Wie immer tragen die Schwächsten<br />

und Ärmsten die Hauptlast des Krieges.<br />

Daher schliesst sich der SGB<br />

der Forderung der internationalen<br />

Gewerkschaftsbewegung nach einem<br />

Abzug aller russischen Soldaten aus<br />

dem Staatsgebiet der Ukraine an. Er<br />

setzt sich für finanzielle und humanitäre<br />

Unterstützung sowohl vor Ort<br />

in der Ukraine wie auch für geflüchtete<br />

Menschen in der Schweiz ein.<br />

Kaufkraft sichern<br />

An der Versammlung beschlossen<br />

die Delegierten mehrere Resolutionen<br />

für Gegenmassnahmen zum<br />

Kaufkraftverlust. Erstmals seit 2008<br />

steigen die Konsumentenpreise.<br />

Deshalb müssen die Löhne nun generell<br />

erhöht und die AHV- und Pensionskassen-Renten<br />

der Teuerung<br />

angepasst werden.<br />

Gegen den angekündigten Prämienschock<br />

bei den Krankenkassen<br />

braucht es umgehend höhere Prämienverbilligungen.<br />

Dafür ist ein<br />

ganzheitliches Finanzierungsmodell<br />

notwendig, das sowohl den<br />

Aufbau von Kapazitätsreserven wie<br />

auch eine korrekte Umsetzung der<br />

Pflegeinitiative möglich macht, die<br />

das Volk im Novem ber angenommen<br />

hat.<br />

Der SGB fordert insbesondere,<br />

dass alle Arbeitnehmenden in Vollzeit<br />

mindestens 4000 Franken pro<br />

Monat (13-mal) erhalten. Und niemand<br />

soll mehr als 10 Prozent des<br />

verfügbaren Einkommens für die<br />

Krankenkasse zahlen müssen. Der<br />

SGB setzt sich stark gegen unsoziale<br />

Steuersenkungsvorhaben ein, so<br />

gegen die Abschaffung der Verrechnungssteuer,<br />

über die wir im<br />

September abstimmen.<br />

Giovanni Valerio


24 Politik<br />

Die Evolution der<br />

Gleichstellung<br />

Das Gleichstellungsgesetz umfasst 10 Seiten. Sein juristischer<br />

Praxis-Kommentar, neu bearbeitet und beim SGB publiziert,<br />

ist ein Werk von 664 Seiten. Robin Moret sprach mit Juristin<br />

und Co-Autorin Dr. Claudia Kaufmann über den Fortschritt.<br />

Fragen: Robin Moret<br />

Bild: Keystone-SDA<br />

Was bezweckt überhaupt das<br />

Gleichstellungsgesetz (GlG)?<br />

Das Gleichstellungsgesetz hat zum<br />

Ziel, gesellschaftlich über lange Zeit<br />

eingespielte und wenig hinterfragte<br />

Geschlechterrollen und -erwartungen<br />

zu bekämpfen, um in der Berufsausbildung<br />

und im Erwerbsleben<br />

Diskriminierungen abzubauen<br />

und die tatsächliche Gleichstellung<br />

zu ermöglichen. An diesem Zweck<br />

hat sich in den letzten 25 Jahren<br />

nichts geändert; er bleibt aktuell.<br />

Gibt es auch neue Fragestellungen,<br />

die Sie im Kommentar behandelt<br />

haben?<br />

Ja, namentlich zwei Aspekte: Zum<br />

einen die Anerkennung des Konzepts<br />

der Mehrfachdiskriminierung<br />

und seiner Bedeutung für die Auslegung<br />

des Gleichstellungsrechts.<br />

Zum andern wurde beim Erlass des<br />

Gesetzes noch von einer rein binären<br />

Zuordnung der Geschlechter<br />

weiblich/männlich ausgegangen.<br />

Weitestgehend fehlte das Bewusstsein<br />

für den engen, teils untrennbaren<br />

Zusammenhang mit der sexuellen<br />

Orientierung, und es fehlte<br />

gänzlich für die Geschlechtsidentität.<br />

Ein so limitiertes Verständnis<br />

führt dazu, wiederum Stereotypen<br />

festzuschreiben und der Diskriminierung<br />

von Menschen mit nichtbinärer<br />

Geschlechtsidentität oder<br />

aufgrund ihrer sexuellen Orientierung<br />

Vorschub zu leisten und diese<br />

Personen auszugrenzen.<br />

Nicht zuletzt haben wir in der<br />

Neuauflage die Einführung von beschränkten<br />

und zeitlich befristeten<br />

Lohnanalysen berücksichtigt.<br />

«Auch nach<br />

25 Jahren kennen<br />

die Gerichte das<br />

Gesetz zu wenig.»<br />

Wie beurteilen Sie die bisherige<br />

Wirksamkeit des Gesetzes?<br />

Die Bilanz fällt gemischt aus. Es gibt<br />

heute kein Unternehmen mehr, das<br />

nicht weiss, dass gleicher Lohn für<br />

gleichwertige Arbeit zu bezahlen ist.<br />

Nur haben viele nicht auf dem<br />

Schirm, dass sie gegen Diskriminierungen<br />

im gesamten Arbeitsverhältnis<br />

angehen müssen, z. B. bei der<br />

Rekru tierung, Aufgabenzuteilung,<br />

Laufbahnentwicklung und bezüglich<br />

sexueller Belästigungen.<br />

Positiv ist auch die präventive<br />

Wirkung des GlG, v. a. beim Schutz<br />

vor sexueller Belästigung. Anderseits<br />

sind auch nach 25 Jahren das<br />

Gesetz, sein breiter Anwendungsbereich<br />

und die Verfahrenserleichterungen<br />

in der Anwaltschaft und bei<br />

den Gerichten noch immer zu wenig<br />

bekannt. Das Instrument der Verbandsklage<br />

hat sich kaum bewährt,<br />

es wird zu selten eingesetzt und ermöglicht<br />

nur Feststellungsklagen,<br />

die eben die Verjährung nicht unterbrechen.<br />

Und immer noch werden<br />

Frauen im Zusammenhang mit<br />

Schwangerschaft und Mutterschaft<br />

diskriminiert.<br />

Was müssen wir von Politik und<br />

Recht fordern, um die Situation zu<br />

verbessern?<br />

Mehrere Anläufe für eine bessere<br />

Beweislasterleichterung bei Anstellung<br />

und bei sexueller Belästigung<br />

sind im Parlament gescheitert. Auch<br />

die Empfehlungen aus der Evaluation<br />

des GlG sind noch nicht umgesetzt.<br />

Dies betrifft besonders die<br />

Einführung einer Behördenklage:<br />

man überlässt die Verwirklichung<br />

der verfassungsmässigen Gleichstellung<br />

weiterhin nur den Betroffenen.<br />

Wo steht die Schweiz im europäischen<br />

Vergleich in der Gleichstellungsgesetzgebung?<br />

Das GlG übernahm beim Erlass die<br />

damals fortschrittliche Rechtslage<br />

der EU. Die internationale Entwicklung<br />

ist aber weitergegangen, ohne<br />

dass die Schweiz konsequent mitgezogen<br />

hätte.


Recht so!<br />

25<br />

Liebe Rechtsberatung<br />

Ich arbeite als Grafikerin in einer Werbeagentur<br />

(80 %). Seit November 2021 bin ich<br />

stolze Mutter einer Tochter. Mein Partner<br />

und ich sind uns einig, dass wir Erwerbsarbeit,<br />

Haushalt und Betreuung möglichst<br />

zu gleichen Teilen leisten. Daher wollte ich<br />

mein Arbeitspensum auf 60 % reduzieren.<br />

Mein Chef verweigerte dies und drohte an,<br />

mich zu entlassen. Gleichzeitig genehmigte<br />

er einem Arbeits kollegen, der berufsbegleitend<br />

eine Weiterbildung macht, sein<br />

Arbeitspensum um 20 % zu reduzieren. Das<br />

ist doch nicht in Ordnung?<br />

Was kann ich da tun? Welche Rechtsfolgen<br />

hat ein Verstoss gegen das Gleichstellungsgesetz?<br />

Meine finanzielle Situation ist aktuell etwas<br />

angespannt. Welche Kosten kommen in<br />

einem Gerichtsverfahren auf mich zu,<br />

wenn ich geltend mache, dass ich aufgrund<br />

von Mutterschaft diskriminiert werde?<br />

Antwort des <strong>syndicom</strong>-Rechtsdienstes<br />

Art. 3 Abs. 1 des Gleichstellungsgesetzes (GlG) verbietet<br />

die Diskriminierung von Arbeitnehmerinnen am Arbeitsplatz<br />

unter Berufung auf die familiäre Situation. Nach<br />

Art. 3 Abs. 2 GlG gilt dieses Verbot auch für die Gestaltung<br />

der Arbeitsbedingungen, wozu die gewünschte Pensumsreduktion<br />

gehört. Die Diskriminierung gegenüber Frauen<br />

am Arbeitsplatz ist nach Gleichstellungsgesetz nicht nur<br />

während der Schwangerschaft, sondern auch nach der<br />

Geburt verboten. Eine Frau darf nach der Rückkehr an<br />

den Arbeitsplatz nicht aufgrund der Tatsache, dass sie<br />

Mutter ist, benachteiligt werden. Ihr Arbeitgeber hat<br />

somit das Gleichstellungsgesetz miss achtet.<br />

Wer von einer Diskriminierung nach Art. 3 GlG betroffen<br />

ist, kann beim Gericht beantragen, eine drohende Diskriminierung<br />

zu verbieten, eine bestehende Diskriminierung<br />

zu beseitigen oder eine Diskriminierung festzustellen,<br />

wenn sich diese weiterhin störend auswirkt.<br />

Sollte Ihr Arbeitgeber, weil Sie einen Anspruch nach GlG<br />

geltend machen, das Arbeitsverhältnis tatsächlich kündigen,<br />

stünden Ihre Chancen auf eine Entschädigung relativ<br />

gut. Ist ein Zusammenhang zwischen Mutterschaft,<br />

Ungleichbehandlung gegenüber Ihrem männlichen<br />

Kollegen und Kündigung ersichtlich, wird eine Richterin<br />

oder ein Richter diese Kündigung in Anwendung von<br />

Art. 5 Abs. 2 GlG mit hoher Wahrscheinlichkeit als missbräuchlich<br />

qualifizieren. Achtung: Auch eine missbräuchliche<br />

Kündigung entfaltet Rechtswirkung und beendet<br />

das Arbeitsverhältnis.<br />

Das Verfahren nach Gleichstellungsgesetz ist grundsätzlich<br />

kostenlos. Schlichtungsstellen und Gerichte erheben<br />

keine Verfahrenskosten. Für eine allfällige Rechtsvertretung<br />

fallen jedoch trotzdem auf beiden Seiten Kosten an.<br />

Beim Gerichtsverfahren ist im Gegensatz zu Schlichtungen<br />

die Kostenlosigkeit nicht mehr gegeben. Denn wer im<br />

Verfahren unterliegt, muss in der Regel die Kosten für die<br />

Rechtsvertretung beider Seiten tragen. Eine Gewerkschaft,<br />

ein Berufsverband oder eine private Rechtsschutzversicherung<br />

bieten hier oftmals Rechtshilfe an und tragen<br />

bei aussichtsreichen Fällen auch das Kostenrisiko.<br />

<strong>syndicom</strong>.ch/rechtso


26 Freizeit<br />

Tipps<br />

© NZZ libro<br />

Sommerkurse: noch wenige<br />

schattige Plätzchen frei<br />

Unsere Movendo-Weiterbildungskurse<br />

finden auch im Sommer statt!<br />

Zögere nicht und melde dich rasch<br />

an, denn die meisten Kurse für alle<br />

Interessierten sind bis zum Juli,<br />

teils bis August, bereits ausgebucht.<br />

Es werden immer Wartelisten geführt.<br />

In den Angeboten für eine<br />

spezifische Zielgruppe, etwa für<br />

die Mitglieder von Stiftungsräten,<br />

Personal vertretungen oder Beschäftigte<br />

einer Gewerkschaft, sind über<br />

den Sommer eher noch freie Plätze<br />

zu erwarten. Einige hilfreiche und<br />

interessante Themen hier sind etwa<br />

Gesundheits schutz und Arbeitssicherheit,<br />

Arbeitsunfähigkeit, faire<br />

Personalbeurteilung oder situationsgerechte<br />

Kommunikation. Unsere<br />

engagierten Mitglieder werden<br />

sicher fündig.<br />

Ein Kommunikationskurs für<br />

alle, der noch einige Plätze offen<br />

hat, ist ein Vertiefungskurs: «Körpersprache<br />

gezielt einsetzen» von<br />

Mireille Eva Gugolz, er ist zweitägig,<br />

am <strong>29</strong>. und 30. 8. in der Jugi Zürich.<br />

Um ihn zu besuchen, solltest du vorher<br />

schon «Körpersprache lesen» besucht<br />

haben. Ein Kommunikations-<br />

Kurs, für den man keine Bedingungen<br />

erfüllen muss, ist «Grundlagen<br />

der Kommunikation», der Termin<br />

ist dann schon Anfang September!<br />

Der nächste Excel-Grundkurs<br />

mit wenigen freien Plätzen findet<br />

im August statt: Informatik-Coach<br />

Bela Filep leitet den Online-Kurs am<br />

19. 8. ganztägig. Auch dieser ist kostenlos<br />

für <strong>syndicom</strong>-Mitglieder,<br />

Nichtmitglieder zahlen 410.– und<br />

VPOD-Mitglieder erhalten eine Ermässigung<br />

auf 250 Franken.<br />

Falls er bei Erscheinung schon<br />

ausgebucht ist, magst du vielleicht<br />

eine Woche später bei Belas Online-<br />

Kurs «Suchen und finden – sicher<br />

im Internet» mitmachen?<br />

(krü)<br />

Handbuch der<br />

Schweizer Politik 2022<br />

Ein Standardwerk wurde neu überarbeitet.<br />

«Das Handbuch der<br />

Schweizer Politik» wird von sechs<br />

Professor:innen an Schweizer Unis<br />

herausgegeben. Die aktuelle Ausgabe<br />

hat 1000 Seiten, die von 48 Autor:innen<br />

verfasst wurden. Die Kapitel<br />

gehen dem politischen System,<br />

den Institutionen und Akteur:innen,<br />

Wahlen und Abstimmungen<br />

und den Entscheidungsprozessen<br />

auf den Grund. Es geht um die direkte<br />

Demokratie, den Föderalismus,<br />

die Konkordanz und das weltweit<br />

einzigartige Regierungssystem<br />

der Schweiz mit dem Kollegial-Gremium<br />

an der Spitze.<br />

Seit der letzten Ausgabe 2014<br />

haben sich im politischen Feld der<br />

Schweiz zwei Entwicklungen verschärft,<br />

die man als Polarisierung<br />

einerseits und Entparlamentarisierung<br />

anderseits bezeichnen kann.<br />

Polarisierung verstehen wir intuitiv<br />

sofort und beobachten sie täglich.<br />

Aber Entparlamentarisierung?<br />

Die uninahe Plattform defacto.expert,<br />

die von der Zürcher Politologin<br />

Sarah Bütikofer geleitet wird, rezensiert<br />

das Handbuch und erklärt:<br />

« Interessengruppen kompensieren<br />

ihren relativen Einflussverlust im<br />

vorparlamentarischen Prozess, indem<br />

sie sich vermehrt auf das Knüpfen<br />

von Beziehungen zu Mitgliedern<br />

der beiden Kammern konzentrieren,<br />

um auf diesem Weg ihren Einfluss<br />

auf die parlamentarische Arbeit<br />

zu verstärken.» So verschafften<br />

sich Einzelinteressen direktes Gehör<br />

im Parlament. Mit andern Worten:<br />

Vermehrtes Lobbying hat die<br />

politischen Entscheidungsprozesse<br />

in der Schweiz heute intransparenter<br />

gemacht, als sie sein sollten.<br />

Wer solche spannenden Zusammenhänge<br />

nachschlagen möchte,<br />

holt sich das Werk ins Büchergestell.<br />

(krü)<br />

Sisterhood<br />

© Swan Association<br />

Weshalb sind auf der Kinoleinwand<br />

oder im Fernsehen nur wenige<br />

Frauen ab einem gewissen Alter zu<br />

sehen? Wie arbeiten Regisseurinnen<br />

im Namen der Sisterhood zusammen?<br />

Wie ist der Film «Die göttliche<br />

Ordnung» entstanden, der den<br />

Kampf für das Frauenstimmrecht in<br />

der Schweiz erzählt? Solche Fragen<br />

bespricht der Podcast «Role play»,<br />

den der Verein SWAN (Swiss Women’s<br />

Audiovisual Network) produziert<br />

hat. Die erste Episode der fünfteiligen<br />

Serie ist seit kurzem zu<br />

hören. Das Finale der ersten Staffel<br />

wird am 14. Juni veröffentlicht, einem<br />

symbolischen Datum für die<br />

Schweizer Frauen.<br />

Seit 2018 setzt sich der Verein<br />

für die Gleichstellung und Diversität<br />

der Geschlechter in Film, Fernsehen<br />

und anderen Medien in der Schweiz<br />

ein. Über ein «Online-Inventar» der<br />

im Sektor tätigen Frauen fördert<br />

SWAN den Wissensaustausch zur<br />

Chancengleichheit in der nationalen<br />

und internationalen audiovisuellen<br />

Industrie. Trotzdem bleibt die<br />

mangelnde Sichtbarkeit ein grosses<br />

Hindernis für Frauen in der Branche.<br />

Nun wurde der dreisprachige<br />

Pod cast «Role play» realisiert. Er<br />

rückt sechs Schweizer Regisseurinnen,<br />

ihre Geschichten und beruflichen<br />

und kreativen Herausforderungen<br />

ins Zentrum. Sabine Meyer,<br />

Pascaline Sordet und Isabelle Visetti<br />

nehmen uns mit auf eine spannende<br />

Reise hinter die Kulissen der audiovisuellen<br />

Produktion, aber auch<br />

in das Frausein, die Arbeit und das<br />

Leben.<br />

Giovanni Valerio<br />

Alle Kurse, Sommer, Herbst und Winter:<br />

Movendo.ch<br />

Handbuch der Schweizer Politik – Manuel<br />

de la politique suisse, NZZ libro, 88 Fr.<br />

«Role play» kann auf jedem Podcast-Player<br />

kostenlos abonniert werden.


1000 Worte<br />

Ruedi Widmer<br />

27


28 Bisch im Bild Endlich auf der Strasse! Demonstrationen, Transparente und Slogans sind<br />

wieder auf den Strassen im Streik für die Zukunft, am 1. Mai und gegen den Krieg<br />

in der Ukraine. Im Namen von Frieden und Solidarität, Arbeitszeitverkürzung,<br />

Energie-Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit.<br />

2<br />

1<br />

3<br />

4<br />

5


1–5 Farbenfrohe und festliche Mai-Umzüge in der ganzen Schweiz, von Zürich über Bern bis Lausanne. (© <strong>syndicom</strong>)<br />

6–8 Junge Menschen, aber nicht nur sie, stehen im Mittelpunkt der Veranstaltung «Strike for Future» (hier die Parade in Zürich)<br />

mit über 75 Aktionen im ganzen Land. (© Goran Basic)<br />

9–10 Tausende Einwohner:innen demonstrierten seit Beginn des Konflikts für den Frieden in der Ukraine: einige Aufnahmen aus Bern. (© <strong>syndicom</strong>)<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10


30<br />

Aus dem<br />

Leben von ...<br />

Giorgio Pardini:<br />

Ein Leben für den Sozialstaat<br />

Giorgio Pardini, geboren 1958 in Bern,<br />

machte die Lehre bei der Wifag. Seine<br />

erste Station als Gewerkschafter war<br />

mit 21 beim SMUV als Jugendsekretär.<br />

1986 ging Giorgio als Regionalsekretär<br />

zur Gewerkschaft Bau & Industrie.<br />

14 Jahre lang übte er diese Tätigkeit<br />

aus und stieg in die erweiterte Geschäftsleitung<br />

auf. Im 2000 zog es<br />

Giorgio ins Zentralsekretariat der Gewerkschaft<br />

Kommunikation, er wurde<br />

dort Leiter Kommunikation und zum<br />

Vize präsidenten gewählt. Für Weiterbildungen<br />

und Projektarbeit war Giorgio<br />

immer wieder auch in Brüssel, und<br />

2004 studierte er in Freiburg Nonprofit-<br />

Management. Seit der Gründung von<br />

<strong>syndicom</strong> 2011 leitete er unseren<br />

Sektor Informations- und Kommunikationstechnologie<br />

und sass in der<br />

Geschäftsleitung. Am Kongress im<br />

November 2021 trat Giorgio Pardini aus<br />

Altersgründen von seinem Mandat zurück.<br />

Für seinen Wohnort Luzern (Stadt<br />

und Kanton) hatte Giorgio lange Jahre<br />

diverse politische Mandate inne.<br />

Giorgio ist verheiratet und hat zwei<br />

erwachsene Kinder.<br />

«Mitbestimmung bei<br />

den Pensionskassen<br />

ins Zentrum stellen!»<br />

«Geprägt von den Erlebnissen meiner<br />

Eltern mit dem Nazi-Faschismus<br />

und verbunden mit der der Notwendigkeit,<br />

aus den Trümmern des Krieges<br />

in die Schweiz auszuwandern,<br />

bin ich mit meinem Bruder in einem<br />

politisch geprägten Familienumfeld<br />

aufgewachsen. Werte wie soziale<br />

Gerechtigkeit sowie die politischen<br />

Diskussionen am Familientisch<br />

haben meine Persönlichkeit stark<br />

geprägt.<br />

Für mich war es selbstverständlich,<br />

während meiner Lehre als<br />

Maschinenmechaniker der Gewerkschaft<br />

SMUV beizutreten. Es war<br />

kein Zufall, dass eine Auszeit an der<br />

Ingenieurschule Biel zu einer Anstellung<br />

beim SMUV führte. In der<br />

Zwischenzeit sind 40 Jahre verstrichen<br />

und ich bin seit dem 1. Juni<br />

2022 in Rente.<br />

Ich erlaube mir deshalb einen<br />

kurzen Rückblick zu einem entscheidenden<br />

Ereignis, das uns bis heute<br />

begleitet: Die Weltwirtschaftskrise<br />

der 70er-Jahre verursachte einen<br />

Bruch mit den goldenen 50er- und<br />

60er-Jahren. Die Schweiz wurde<br />

durch ihre veralteten Produktionssysteme<br />

hart getroffen; es kam zu<br />

Massenentlassungen. In der Folge<br />

wurden 200 000 arbeitstätige Migrantinnen<br />

und Migranten ausgewiesen.<br />

Mit dieser Massnahme konnte die<br />

Arbeitslosigkeit im Vergleich zum<br />

Ausland niedrig gehalten werden.<br />

Der soziale Konflikt blieb weitgehend<br />

aus.<br />

Den Angriff auf den Sozialstaat<br />

und die Sozialpartnerschaft startete<br />

anfangs der 1990er-Jahre das sogenannte<br />

Weissbuch «Mut zum Aufbruch»<br />

vom verstorbenen Ex-ABB-<br />

Konzernchef und Diplomaten David<br />

de Pury. Die zentrale Forderung darin:<br />

Deregulierung und Ökonomisierung<br />

des Sozial staates, Aufheben der<br />

beruflichen Vorsorge (BVG) und eine<br />

AHV, die nur das Existenzminimum<br />

sichern würde. Gefordert wurde auch<br />

die Privatisierung der Arbeitslosenversicherung.<br />

Ein breiter Teil der Öffentlichkeit<br />

empfand dies als offene Provokation.<br />

Als Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung<br />

der damaligen GBI<br />

schlug ich vor, die BVG-Politik ins<br />

Zentrum unserer Handlungen zu<br />

setzen. Insbesondere sollten die externen<br />

«gewerkschaftlichen» Vertretungen<br />

in den Stiftungsräten der<br />

Pensionskassen gefördert werden.<br />

Die paritätische Zusammensetzung<br />

der PK-Stiftungsräte ist eines der<br />

stärksten Mitbestimmungsinstrumente<br />

in der Schweizer Gesetzgebung.<br />

Leider wurde mein Vorschlag<br />

anderweitigen «politischen» Prioritäten<br />

vorgezogen. Ein politischer<br />

Fehler, der trotz erfolgreichen sozialpolitischen<br />

Referenden nicht wettzumachen<br />

ist.<br />

Ich bin heute noch vollkommen<br />

überzeugt: hätten wir die gewerkschaftliche<br />

Präsenz in den Stiftungsräten<br />

überall durchgesetzt, wie bei<br />

der SBB, Post und Swisscom, wäre<br />

die politische Diskussion rund um<br />

den Sozialabbau bei den Pensionskassen<br />

und bei der AHV zum Vorteil<br />

der Angestellten erfolgt. Mein zukünftiges<br />

Engagement als Pensionär<br />

wird deshalb weiterhin den Sozialwerken<br />

gewidmet sein.»<br />

Bild: Jutta Vogel


Impressum<br />

Redaktion: Robin Moret und Giovanni Valerio<br />

(Co-Leitung), Rieke Krüger, Lydia Schebesta<br />

Tel. 058 817 18 18, redaktion@<strong>syndicom</strong>.ch<br />

Übersetzungen: Alexandrine Bieri,<br />

Laurence Strasser, Gabriele Alleva<br />

Porträtzeichnungen: Katja Leudolph<br />

Layout und Druck: Stämpfli Kommunikation, Bern<br />

Adressänderungen: <strong>syndicom</strong>, Adressverwaltung,<br />

Monbijoustrasse 33, Postfach, 3001 Bern<br />

Tel. 058 817 18 18, Fax 058 817 18 17<br />

Inserate: priska.zuercher@<strong>syndicom</strong>.ch<br />

Das Abo ist für Mitglieder kostenlos. Für Nichtmitglieder:<br />

Fr. 35.– (Inland), Fr. 50.– (Ausland)<br />

Abo-Bestellung: info@<strong>syndicom</strong>.ch<br />

Verlegerin: <strong>syndicom</strong> – Gewerkschaft<br />

Medien und Kommunikation, Monbijoustr. 33,<br />

Postfach, 3001 Bern<br />

Das <strong>syndicom</strong>-Magazin erscheint sechsmal im Jahr.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 30 erscheint am 5. August 2022.<br />

31<br />

Das <strong>syndicom</strong>-Kreuzworträtsel<br />

Nicht alles, was schimmert, ist Silber,<br />

dies hier aber schon: Zu gewinnen<br />

gibt es einen 100-Gramm-Silberbarren,<br />

gespendet von der Bank Cler.<br />

Der Gewinner bzw. die Gewinnerin wird<br />

in der nächsten Ausgabe veröffentlicht.<br />

Lösungswort und Absender an admin@<br />

<strong>syndicom</strong>.ch oder per Postkarte an:<br />

<strong>syndicom</strong>-Magazin, Monbijoustrasse 33,<br />

Postfach, 3001 Bern.<br />

Einsendeschluss: 21. 6. 22<br />

Der Gewinner<br />

Die Lösung des <strong>syndicom</strong>-Kreuzworträtsels<br />

aus dem Magazin <strong>Nr</strong>. 28 lautet:<br />

SOUVERAENITAET. Gewonnen hat<br />

Robert Müller aus Muttenz.<br />

Der coop-Gutschein ist bereits unterwegs.<br />

Wir gratulieren herzlich!<br />

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32 Inter-aktiv<br />

<strong>syndicom</strong> social<br />

Superprovisorischer Maulkorb 03.05.2022<br />

Wenn es Personen und Unternehmungen<br />

mit einem dicken Portemonnaie zu leicht<br />

gemacht wird, mit zivilrechtlichen Mitteln<br />

gegen Medien vorzugehen, kann dies<br />

investigativen Journalismus gravierend<br />

schwächen. @VGyoerffy auf Twitter<br />

Angriffe gegen Gewerkschaften in Belarus 19.04.2022<br />

Der belarussische Staatssicherheitsdienst hat mehr als<br />

ein Dutzend Gewerkschaftsaktivist:innen verhaftet.<br />

Zahlreiche internationale Gewerkschaften und Organisationen<br />

fordern ein Ende der Repressionen gegen die<br />

Gewerkschaften in Belarus. labourstart.org<br />

Frauen vor Gewalt schützen 05.05.2022<br />

Lateinamerika gehört zu den Regionen<br />

mit den höchsten Raten von Femizid.<br />

Ein Pilotprojekt von Solidar Suisse in<br />

Honduras und Guatemala soll dies ändern.<br />

Das Projekt gegen geschlechtsspezifische<br />

Gewalt fokussiert auf<br />

Opferhilfe, Prävention und Stärkung<br />

von lokalen Organisationen. solidar.ch<br />

Prominente in Katalonien wurden 19.04.2022<br />

mit «Pegasus» überwacht<br />

Amnesty International bestätigt neue Angriffe mit<br />

der Überwachungssoftware «Pegasus» gegen<br />

Prominente aus Katalonien. Die EU-Institutionen<br />

versäumen es, den Menschenrechtsverletzungen<br />

durch diese Software ein Ende zu setzen.<br />

Russische Oligarchen und die Schweiz 09.05.2022<br />

Missbräuchliche Klagen<br />

gegen NGOs<br />

05.05.2022<br />

Vermehrt nutzen Unternehmen<br />

Klagen oder<br />

Klagedrohungen als strategisches<br />

Druckmittel gegen NGOs, um sie bei<br />

ihren Recherchen über menschenrechtsverletzende<br />

oder umweltverschmutzende<br />

Unternehmenstätigkeiten<br />

zu schwächen, so eine<br />

Medienmitteilung von Heks.<br />

Public Eye hat die Beziehung von rund 30 vermögenden<br />

russischen Geschäftsleuten zur Schweiz untersucht, die<br />

das Regime von Wladimir Putin unterstützen. Die Recherche<br />

sowie die «Galerie der Oligarchen»: publiceye.ch<br />

Schluss mit Zerstörung und Gewalt 10.05.2022<br />

im Amazonasgebiet<br />

Tausende Indigene kamen im 18. Free Land Camp in<br />

Brasilia zu Massendemonstrationen zusammen und<br />

forderten die Demarkierung indigener Territorien.<br />

Sie diskutierten auch brennende Themen wie indigene<br />

Gesundheit und Bildung. Greenpeace.ch<br />

Arbeit und Ukraine-Krise 11.05.2022<br />

Laut der ILO sind in der Ukraine seit Beginn der russischen<br />

Aggression fast 5 Millionen Arbeitsplätze verloren gegangen.<br />

Die Arbeitsmärkte im Land selbst wie auch in den<br />

Nachbarstaaten sind zerrüttet.<br />

«Fixing Social Media» 25.04.2022<br />

Kaufkraft sichern 06.05.2022<br />

Die Delegiertenversammlung des<br />

SGB hat aufgrund der steigenden<br />

Konsumentenpreise Forderungen für<br />

Gegenmassnahmen zum drohenden<br />

Kaufkraftverlust beschlossen. Auch<br />

die Renten müssten der Teuerung<br />

angepasst werden.<br />

Ein soziales Netz ohne Werbung, ohne Datensammlung,<br />

anonym und friedlich: Das ist der Traum von<br />

Ethan Zuckerman, ehemaliger Direktor des renommierten<br />

MIT Center for Civic Media, Aktivist für digitale Kommunikation<br />

und Autor des Buches «Rewire». ethanzuckerman.com<br />

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