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Aktuell Obwalden | KW22 | 2. Juni 2022

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in der Urner Gemeinde Bürglen war, hätte<br />

dies meine Sympathie vielleicht etwas getrübt.<br />

Ich nahm es fast persönlich, wenn<br />

ein Mitglied meine «Herde» verliess. Heute<br />

ist meine erste Reaktion meistens Neugier.<br />

Ich möchte wissen, was die Gründe<br />

für den Kirchenaustritt sind. Liegt es an<br />

der Kirche? Am verlorenen Glauben? Daraus<br />

ergeben sich interessante Gespräche.<br />

Und gelernt habe ich auch dies: Ein Austritt<br />

aus der Kirche bedeutet längst nicht immer<br />

eine Abkehr vom Glauben.<br />

Kürzlich feierte <strong>Obwalden</strong> das75-Jahr-Jubiläum<br />

derHeiligsprechung vonBruder Klaus.<br />

Welche Rolle spielt er in Ihrem Leben?<br />

Eine sehr zentrale. Als Kinder waren wir<br />

mit den Eltern oft im Flüeli oder am Grab in<br />

Sachseln. Früher konnte man in der Kirche<br />

noch die Kutte anfassen. Das ist eine sehr<br />

schöne Kindheitserinnerung für mich. Auch<br />

heute ist der Ranft für mich ein besonderer<br />

Ortder Stille und Einkehr.<br />

Ihr 88-jähriger Vater Otto Camenzind ist<br />

ein bekanntes Gesicht in Alpnach. Er wirkte<br />

jahrzehntelang als Lehrer und gilt als<br />

versierter Lokalhistoriker.AuchIhreMutter<br />

Elsbeth lebt noch bei guter Gesundheit in<br />

Alpnach. Wie oft sind Sie daheim zu Besuch?<br />

Ich kehre immer wieder gern in mein Elternhaus<br />

zurück. Etwa einmal pro Monat führe<br />

ich meine Eltern zum Essen aus.<br />

Wie man hört, sind Sie seit Jahrzehnten in<br />

den Sommerferien ein treuer Begleiter des<br />

Alpnacher Stocklagers...<br />

Tatsächlich, schon als Kind nahm ich teil.<br />

Und solange es die Gesundheit zulässt, werde<br />

ich das Sommerlager weiterhin jährlich<br />

besuchen. Kürzlich traf ich im Rahmen meines<br />

Amts als Generalvikar eine Frau, die ich<br />

nicht kannte. Sie sagte mir, wir hätten uns<br />

bereits einmal getroffen –sie sei nämlich in<br />

den 80er-Jahren ein «Stockkind» gewesen,<br />

also eine Teilnehmerin des Lagers. Ich finde<br />

es sehr schön, dass sich auch Erwachsene<br />

noch gerne ans Sommerlager erinnern.<br />

«Peter Camenzind» –soheisst auch ein<br />

berühmter Roman von Hermann Hesse<br />

aus dem Jahr 1904. Haben Ihre Eltern bei<br />

der Namensgebung davongewusst?<br />

Ja, darauf wurde ich schon verschiedentlich<br />

angesprochen. Ich hab meinen Vater<br />

vorlanger Zeit einmal gefragt, ob dieser Roman<br />

eine Rolle spielte bei meiner Namensgebung.<br />

Meine Eltern kannten den Roman,<br />

sie haben sich aber nicht deswegen für den<br />

Vornamen Peter entschieden. Es war damals<br />

einfach ein beliebter Vorname. In unserer<br />

Maturaklasse hatten wir mindestens<br />

ein halbes Dutzend «Peters».<br />

Sie tragen an Ihrer Hand einen schlichten,<br />

schwarzen Ring. Hat der eine bestimmte<br />

Bedeutung?<br />

Der steht für meine Liebe zu Brasilien. Ich<br />

geheeinmal proJahr zu Missionarinnen am<br />

Stadtrand von Salvador. Letztmals war ich<br />

im Januar dort.<br />

Und was tun Sie in Salvador? Caipirinha<br />

trinken und am Strand liegen?<br />

(lacht) Nein. Sie haben dort aber wahnsinnig<br />

gute Fruchtsäfte, die ich gern trinke.<br />

Für mich sind die Besuche in Brasilien eine<br />

wichtige geistliche Quelle. Die Schwestern,<br />

die sich dort für die Not der armen Bevölkerung<br />

einsetzen und mit Kindern und Familien<br />

aus den Favelas arbeiten, haben einen<br />

sehr intensiven Glauben. Immer, wenn ich<br />

dort bin, spüre ich, wie auch mein Glaube<br />

wieder lebendiger wird. Ich spüre die Nähe<br />

Gottes viel intensiver. Esist Brauch geworden,<br />

dass jene, die sich für die Gesellschaft<br />

am Rande einsetzen, einen solchen Ring<br />

aus einfachem Nussholz tragen. Die Tatsache,<br />

dass er nicht kostbar ist, erinnert uns<br />

daran, dass die Kirche für die einfachen und<br />

armen Menschen da sein soll. (ve)

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