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Die Kraft des Evangeliums 2/2022

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DIE KRAFT DES<br />

EVANGELIUMS<br />

Eine Ausgabe <strong>des</strong> Missionswerks Voice of Hope • 2/<strong>2022</strong><br />

Der Kampf um die<br />

Wahrheit<br />

• Keine Kompromisse<br />

• Einig in Wahrheit<br />

• Lähmung durch Angst und Schuld<br />

• <strong>Die</strong> neue KLEINE VOH-REIHE<br />

• Christen in der Feuerprobe<br />

• In Bedrängnis stillhalten<br />

• Lehre sie zu arbeiten<br />

• <strong>Die</strong> Einsamkeit <strong>des</strong> Single-Seins


INHALT<br />

4<br />

8<br />

14<br />

20<br />

28<br />

30<br />

34<br />

37<br />

Keine Kompromisse (Teil 2)<br />

Stuart Olyott<br />

Einig in Wahrheit<br />

D. Martyn Lloyd-Jones<br />

Lähmung durch<br />

Angst und Schuld<br />

R.C. Sproul<br />

<strong>Die</strong> neue KLEINE VOH-REIHE<br />

Christen in der Feuerprobe<br />

Mission – Afghanistan<br />

In Bedrängnis stillhalten<br />

Thomas Brooks<br />

Lehre sie zu arbeiten<br />

Mary Beeke<br />

<strong>Die</strong> Einsamkeit <strong>des</strong> Single-Seins<br />

Lydia Brownback


Kämpfe den guten Kampf<br />

DES GLAUBENS<br />

Alles bewegt sich, vieles verändert sich.<br />

Menschen sind verunsichert, und wir<br />

fragen uns, was noch alles auf uns zukommen<br />

wird. Womit sollen wir rechnen, wo können<br />

wir Halt finden? Das alles betrifft nicht nur<br />

die Ungläubigen; auch viele Christen sind verunsichert.<br />

Gemeinden spalten sich, viele verlassen ihre<br />

Gemeinden; ein Bruder steht gegen einen anderen<br />

auf, Pastoren geben ihre geistlichen Positionen<br />

und ihre Richtung auf, einige streben danach, bekannt<br />

und beliebt zu werden, und manche fragen<br />

sich: Wo ist nun die Braut Christi, die rein und unbefleckt<br />

ist? Warum sind so viele kompromissbereit,<br />

und wo bleibt die Einigkeit in der Wahrheit?<br />

Liebe Brüder und Schwestern, wenn sich auch vieles<br />

verändert – die biblische Wahrheit ändert sich<br />

nicht, nur weil einige ihren Standpunkt und ihre<br />

Richtung geändert haben. Wenn viele auch den<br />

Kampf um die Wahrheit aufgeben und statt<strong>des</strong>sen<br />

in menschliche und politische Kämpfe verwickelt<br />

sind – wahre Christen sind verpflichtet, ihr<br />

ganzes Denken an der Wahrheit auszurichten.<br />

<strong>Die</strong> Gemeinde Jesu darf sich niemals ohne<br />

triftigen Grund auf Kontroversen und Konflikte<br />

einlassen. Doch in jeder Generation hat sich der<br />

Kampf um die Wahrheit letztlich als unvermeidbar<br />

erwiesen, weil die Feinde <strong>des</strong> Kreuzes niemals<br />

nachgeben. <strong>Die</strong> Wahrheit steht immer unter Beschuss.<br />

Und es ist in der Tat eine Sünde, nicht dagegen<br />

anzukämpfen, wenn biblische Wahrheiten<br />

angegriffen oder verwässert werden.<br />

Wir erleben heute falsche Darstellungen der<br />

Heilslehre, der Gemeindelehre, ein falsches Verständnis<br />

der biblischen Prophetie und der Endzeitlehre.<br />

Wie in der Zeit der Apostel Gemeinden<br />

von Feinden <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> unterwandert wurden,<br />

so auch in unserer Zeit. Treue Christen sind<br />

<strong>des</strong>halb verpflichtet, auch innerhalb der Gemeinde<br />

wachsam zu sein. <strong>Die</strong> Wahrheit steht unter Beschuss,<br />

und zu wenige mutige Christen sind bereit,<br />

den wahren Kampf aufzunehmen. Viele kämpfen<br />

zwar, aber womöglich einen falschen Kampf.<br />

Paulus schreibt: »Denn unser Kampf richtet sich<br />

nicht gegen Fleisch und Blut« (Eph. 6,12). Und zu Timotheus<br />

sagt er: »Kämpfe den guten Kampf <strong>des</strong> Glaubens;<br />

ergreife das ewige Leben, zu dem du auch berufen bist«<br />

(1.Tim. 6,12). Wie kämpfte Paulus? Er predigte, er<br />

lehrte, er kämpfte um die Reinheit der Gemeinde<br />

und konnte sagen: »Denn ich habe nichts verschwiegen,<br />

sondern habe euch den ganzen Ratschluss Gottes<br />

verkündigt« (Apg. 20,27). Doch er musste auch leiden<br />

und für das Evangelium ins Gefängnis gehen.<br />

Und am Ende seines Lebens sagt er: »Ich habe den<br />

guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben<br />

bewahrt« (2.Tim. 4,7).<br />

Wenn wir vor dem Richterstuhl Christi stehen,<br />

werden Gläubige unserer Generation ihre<br />

Trägheit nicht dadurch entschuldigen können,<br />

dass der Kampf um die Wahrheit nur eine lehrmäßige<br />

Auseinandersetzung sei, womit sie ja gar<br />

nichts zu tun gehabt hätten. In Offenbarung 2-3<br />

werden Gemeinden zurechtgewiesen, weil sie<br />

falsche Lehren duldeten. Aber die Gemeinde von<br />

Ephesus wird ausdrücklich gelobt, weil sie falsche<br />

Apostel als Lügner entlarvt hatte (Off. 2,2).<br />

Liebe Freunde, wir dürfen nicht aus dem Grund<br />

kämpfen, weil wir einen Kämpfergeist haben,<br />

oder weil wir einen Gegner haben, den wir überwinden<br />

wollen, sondern aus einer echten Liebe zu<br />

Christus, weil Er alles ist, was wir für wahr und<br />

wert halten, dass man dafür kämpft. Es ist mein<br />

Gebet und sehnlicher Herzenswunsch, dass der<br />

Herr noch in unserer Zeit durch das kraftvolle<br />

Evangelium und Seinen Geist eine Erweckung<br />

wirkt, in unseren Familien, Gemeinden und in<br />

unserem Land.<br />

In Christus grüßt Sie herzlich<br />

Niko Derksen<br />

Prediger und Lehrer der<br />

Reformierten Baptistengemeinde Reichshof<br />

voiceofhope.de | 3


STUART OLYOTT<br />

KEINE<br />

ompromisse<br />

Daniel 3,19-30<br />

Im ersten Teil sahen wir, wie sich drei junge<br />

Männer weigerten, sich vor dem Götzen niederzuwerfen.<br />

Sie waren sich der Rettungsmacht<br />

<strong>des</strong> Herrn bewusst. Aber ihre Entschiedenheit<br />

ging so weit, dass sie sich selbst dann nicht<br />

vor dem Bild niederwerfen würden, wenn sie<br />

nicht von der Strafe befreit würden. Sie setzten<br />

ihr ganzes Vertrauen auf den Herrn. Zu solchem<br />

Handeln befähigt nur gottesfürchtiger Glaube.<br />

Wir haben gelernt, dass es unsere Aufgabe im<br />

Leben ist, das zu tun, was Gott wohlgefällt, koste<br />

es, was es wolle, und ganz gleich, welche Folgen<br />

es haben mag. <strong>Die</strong> Konsequenzen liegen in Seinen<br />

Händen, doch die Pflicht ist uns auferlegt. <strong>Die</strong> drei<br />

jungen Männer beschlossen, das Richtige zu tun<br />

und das Ergebnis Gott zu überlassen.<br />

Wir haben uns das letzte Mal jene unwiderstehliche<br />

<strong>Kraft</strong> angeschaut, danach jene drei unbeweglichen<br />

Gegenstände. Schließlich werden<br />

wir sehen, was geschieht, wenn die beiden Kräfte<br />

aufeinanderprallen.<br />

<strong>Die</strong> mächtigste <strong>Kraft</strong> der damaligen Welt hatte<br />

befohlen: »Tut dies!« Ihr wurde mit der Antwort<br />

begegnet, die der Böse am meisten fürchtet:<br />

»Nein!«<br />

• Nebukadnezar wird jedoch nicht von dem<br />

Weg abrücken, den er gewählt hat.<br />

• Sadrach, Mesach und Abednego werden<br />

auch nicht von dem Standpunkt abrücken,<br />

den sie eingenommen haben.<br />

4 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2022</strong><br />

TEIL 2


Welche Folgen wird ihre Haltung haben?<br />

<strong>Die</strong> Folge war, dass die drei kompromisslos gläubigen<br />

jungen Männer, Sadrach, Mesach und<br />

Abednego, ins Feuer geworfen wurden. Aber mitten<br />

im Feuer erfahren sie Errettung. Wir müssen<br />

beachten, dass sie die Errettung im Feuer empfingen<br />

und nicht vor dem Feuer.<br />

<strong>Die</strong> Heftigkeit <strong>des</strong> Zornes Nebukadnezars veränderte<br />

sogar seinen Gesichtsausdruck (V. 19)! In<br />

seiner Wut befiehlt er, dass der Feuerofen siebenmal<br />

heißer als gewöhnlich gemacht werden solle.<br />

Wenn diejenigen, die Gott mehr fürchten als<br />

alles andere, den Kompromiss ablehnen, dann<br />

kennt der Zorn der Gottlosen keine Grenzen. <strong>Die</strong>jenigen,<br />

die sagen, dass sie bereit seien, um <strong>des</strong><br />

Herrn willen in den Feuerofen zu gehen, müssen<br />

zu der Erkenntnis gebracht werden, dass jener<br />

Feuerofen um einiges heißer sein könnte, als sie<br />

es sich überhaupt vorstellen können.<br />

Es ist anhand von Vers 20 offensichtlich, dass Nebukadnezar<br />

Widerstand gegen seinen Befehl, die<br />

drei Abtrünnigen hinzurichten, erwartete, weil er<br />

diese Aufgabe in die Hände der stärksten Männer<br />

seiner Armee legte.<br />

In den Versen 21-23 sehen wir, wie sie die drei<br />

jungen Männer, gefesselt und in ihrer Hofkleidung,<br />

an die Öffnung <strong>des</strong> Ofens bringen. Der Ofen<br />

ähnelte einem großen Topf. In Bodennähe befand<br />

sich seitlich eine Tür, durch die er geheizt wurde.<br />

Nach oben war er offen.<br />

Zu dieser Öffnung werden nun Gottes treue<br />

junge Männer gebracht. Der Ofen ist so heiß, dass<br />

Nebukadnezars Helfer, die sie hinaufbringen, von<br />

der starken Hitze getötet werden – aber nicht, bevor<br />

Sadrach, Mesach und Abednego hineingeworfen<br />

wurden.<br />

<strong>Die</strong>jenigen, die das Ganze beobachten, sehen<br />

die jungen Männer durch die Flammen bis an den<br />

Boden <strong>des</strong> Ofens fallen. Sie sind gefesselt und hilflos,<br />

und das Feuer, das bereits diejenigen getötet<br />

hat, die doch draußen blieben, wird nun sicher<br />

auch sie töten. <strong>Die</strong>s bedeutet offensichtlich das<br />

Ende <strong>des</strong> kleinen Überrestes <strong>des</strong> Volkes Gottes.<br />

Aber das ist eben nur eine Vermutung! Das wahre<br />

Volk Gottes wird nie ein Ende finden! <strong>Die</strong> Welt<br />

wird niemals erleben, dass der treue Überrest vom<br />

Erdboden verschwindet. Ihre Zahl mag klein sein,<br />

doch sie werden nie zu existieren aufhören. Niemals!<br />

Bis Jesus wiederkommt, wird Er die Seinen<br />

immer schützen und bewahren. Das ist ein Trost<br />

für alle wahren Christen.<br />

Ich las von der Situation in Albanien vor 1990.<br />

Man konnte dort keine sichtbaren Zeichen der<br />

Gemeinde Jesu mehr finden. Und noch weniger<br />

gab es sichtbare Anzeichen dafür, dass die Christen<br />

einen Einfluss auf die albanische Nation ausgeübt<br />

hätten. Kein Buch in irgendeiner Bibliothek<br />

enthielt den Namen Gottes, außer zu dem Zweck,<br />

Seinen Namen zu missbrauchen. Es gab auf keinem<br />

Friedhof auch nur ein einziges Kreuz. Und<br />

doch gab es in diesem Land immer noch viele echte<br />

Gläubige, die Christus von ganzem Herzen liebten<br />

und bereit waren, für Ihn zu leiden. <strong>Die</strong> systematischen<br />

»Säuberungsaktionen« hatten mit<br />

ihrem Versuch, die Gläubigen auszurotten, keinen<br />

Erfolg gehabt. Man kann den Überrest Gottes niemals<br />

loswerden.<br />

Nebukadnezar und seine <strong>Die</strong>ner hatten sicher<br />

erwartet, ein kurzes Aufschreien zu hören und<br />

die drei Leichname in den Flammen verbrennen<br />

zu sehen. Das wäre, so dachten sie, das Ende der<br />

Angelegenheit gewesen. Es würden keine Abtrünnigen<br />

übrigbleiben. Jeder lebende Mensch in Babylon<br />

würde dann bereit sein, vor Nebukadnezars<br />

Bild niederzufallen.<br />

Aber Nebukadnezar sah – wie alle bösen Menschen,<br />

die sich gegen das wahre Volk Gottes verschworen<br />

haben – nicht das, was er sehen wollte.<br />

Statt<strong>des</strong>sen sah er etwas, was ihn veranlasste, von<br />

seinem Sitz aufzuspringen und dies mit seinen<br />

Staatsmännern zu überprüfen!<br />

»Haben wir nicht drei Männer gebunden in das<br />

Feuer werfen lassen?«<br />

»Ja, drei«, lautet die Antwort.<br />

»In welchem Zustand?«, fragt der König.<br />

»Gefesselt.«<br />

»Wie kommt es dann, dass ich jetzt vier Männer<br />

in den Flammen frei umhergehen sehe – ohne<br />

Anzeichen von Fesseln? Und wie kommt es, dass<br />

der Vierte ein übernatürliches Aussehen hat?«,<br />

fragt der König weiter.<br />

Natürlich beschrieb Nebukadnezar die vierte<br />

Person im Feuer mit den Begriffen, die er aus seinem<br />

eigenen religiösen System kannte. Er nannte<br />

ihn einen »Sohn der Götter«. Ebenso eindeutig<br />

voiceofhope.de | 5


esteht kein Zweifel daran, dass der vierte Mann<br />

kein anderer war als der Sohn Gottes Selbst.<br />

<strong>Die</strong> Heilige Schrift lehrt ganz eindeutig, dass<br />

der Sohn Gottes schon viele Male auf Erden<br />

in menschlicher Gestalt erschien, bevor Er in<br />

menschlichem Fleisch unter uns wohnte.<br />

Häufig wird Er in diesen Gotteserscheinungen<br />

vor Seiner Menschwerdung als »der Engel<br />

<strong>des</strong> Herrn« (z. B. 2.Mo. 3,2) oder »der Engel« beschrieben<br />

(1.Mose 48,16). Wir sind daher nicht<br />

überrascht, wenn wir hören, dass er in Vers 28 <strong>des</strong><br />

vorliegenden Kapitels als »Sein (Gottes) Engel«<br />

bezeichnet wird (Nebukadnezar bezeichnete Gott<br />

als den »Gott Sadrachs, Mesachs und Abednegos«).<br />

Der Herr Jesus Christus war es, der mit Sadrach,<br />

Mesach und Abednego in den Flammen<br />

umherging! Eine Verheißung, die Israel durch<br />

die Lippen <strong>des</strong> Propheten Jesaja gegeben wurde,<br />

erwies sich als wahr: »Wenn du durchs Wasser gehst,<br />

so will Ich bei dir sein, und wenn durch Ströme, so sollen<br />

sie dich nicht ersäufen. Wenn du durchs Feuer gehst, sollst<br />

du nicht versengt werden, und die Flamme soll dich nicht<br />

verbrennen« (Jes. 43,2).<br />

Wenn die drei einen Kompromiss geschlossen<br />

hätten, so hätten sie nie das Vorrecht gehabt, mit<br />

Christus in den Flammen <strong>des</strong> Feuerofens wandeln<br />

zu dürfen. Ihre Gemeinschaft mit Gott wäre unterbrochen<br />

worden, und sie wären für immer gebunden<br />

gewesen – nicht mit Seilen und Ketten, sondern<br />

mit einem alles durchdringenden Gefühl <strong>des</strong><br />

Versagens, der Enttäuschung und Nutzlosigkeit.<br />

Statt<strong>des</strong>sen hatten sie das Vorrecht, mit der<br />

zweiten Person der Dreieinigkeit, dem Sohn Gottes,<br />

schon 600 Jahre vor Seiner Geburt als Mensch<br />

umherwandeln zu dürfen. Durch ihre Weigerung<br />

zu sündigen hatten sie ein Erlebnis der Gemeinschaft<br />

mit dem Herrn Jesus Christus, das auf den<br />

Seiten <strong>des</strong> Alten Testaments beinahe einmalig ist.<br />

Wer hätte je geglaubt, dass so etwas möglich<br />

wäre?! Wenn sie versucht hätten, ihr Leben zu<br />

retten, dann hätten sie ihr Leben in Wirklichkeit<br />

verloren. Das Leben wäre für sie zu einer Existenz<br />

ohne Bedeutung und ohne Gemeinschaft geworden.<br />

Aber weil sie bereit waren, ihr Leben zu verlieren,<br />

hatten sie es gefunden.<br />

Niemand verliert etwas, wenn er sich zu sündigen<br />

weigert, was auch immer an Gegenteiligem<br />

gesagt werden mag. Sie erfuhren nicht Errettung<br />

vor dem Feuer, sondern Errettung im Feuer – das<br />

ist der Weg Gottes.<br />

Gott gibt Seinen Kindern, die sich weigern,<br />

Kompromisse zu schließen, sehr viele Tröstungen.<br />

Wie viel Eindruck hätten diese drei auf die<br />

Gottlosen gemacht, wenn sie sich wie alle anderen<br />

niedergeworfen hätten? Überhaupt keinen!<br />

Doch nun waren es die Gottlosen, die mit Erstaunen<br />

durch die Öffnung in der Seite <strong>des</strong> Ofens<br />

starrten und sich entsetzten. Sie waren Zeugen<br />

davon, dass diejenigen, die sie als »Abtrünnige«<br />

bezeichneten, nun mit Christus in den Flammen<br />

umherwandelten, und sie sahen, dass sie völlig<br />

unversehrt blieben. Soweit wir wissen, wurde<br />

niemand an jenem Tag bekehrt. Aber sie sollten<br />

einen Eindruck von der Macht Gottes bekommen,<br />

der sie ihr ganzes Leben hindurch nicht loslassen<br />

würde.<br />

Am Ende jenes bedeutsamen Tages drehte sich<br />

das Gespräch nur noch um den Gott Sadrachs,<br />

Mesachs und Abednegos. Das abscheuliche Bild<br />

wurde überhaupt nicht mehr erwähnt! Auf Nebukadnezars<br />

Bitte hin kommen die drei Gläubigen<br />

aus dem Feuer. Ihnen war nicht einmal ein Haar<br />

ihres Hauptes versengt worden! Auch ihre Kleider<br />

waren nicht angebrannt worden, und es war nicht<br />

einmal Brandgeruch an ihnen zu bemerken!<br />

Was für ein Gott! Seine Knechte sind völlig unversehrt!<br />

Was für ein großer Gott! Nebukadnezar<br />

hat sich hier noch nicht bekehrt; aber die Ereignisse<br />

<strong>des</strong> Tages sind zu viel für ihn. Einmal mehr wird<br />

er zu einer offenen Anerkennung Gottes getrieben.<br />

Es gab eine Zeit in unserem Land, als selbst die<br />

Unbekehrten eine gewisse Gotteserkenntnis hatten.<br />

Im Großen und Ganzen waren die Menschen<br />

ohne rettenden Glauben, und doch wurde Gott<br />

überall im Leben <strong>des</strong> Volkes anerkannt. Zehntausende<br />

– selbst unbekehrter Leute – besuchten<br />

regelmäßig die Gottesdienste, sprachen vor den<br />

Mahlzeiten Tischgebete und hielten die Sonntagsruhe<br />

ein. Viele weigerten sich, zu schwören, zu lügen<br />

und sich zu betrinken, und sie widerstanden<br />

denen, die versuchten, das Familienleben zu zerstören,<br />

die mit Geld spielten oder sich an irgendeiner<br />

Form von Unehrlichkeit beteiligten.<br />

<strong>Die</strong>s lag nicht daran, dass sie etwa bekehrt gewesen<br />

wären, sondern ergab sich aus dem starken<br />

Eindruck, den das Bewusstsein von Gott auf ihr<br />

Gewissen hatte. <strong>Die</strong> Sittlichkeit und die Moral un-<br />

6 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2022</strong>


seres Lan<strong>des</strong> war eng mit ihrem Gespür von der<br />

Existenz Gottes verknüpft.<br />

Mittlerweise ist unser Volk weit von jener Position<br />

entfernt und bewegt sich derzeit tatsächlich<br />

immer weiter davon weg. Der Abfall vom Glauben<br />

begann, als die Gemeinden und Christen allgemein<br />

anfingen, Kompromisse zu schließen. Je<br />

mehr sie versuchten, modern zu sein und »mit der<br />

Zeit zu gehen«, <strong>des</strong>to weniger Einfluss für Gott ist<br />

auf die Gesellschaft ausgeübt worden.<br />

Als die Gemeinden begannen, ihre Botschaft zu<br />

verwässern, so dass sie nichts mehr predigten, was<br />

in irgendeiner Form Anstoß erregen könnte, und<br />

statt<strong>des</strong>sen »besucherfreundliche« Gottesdienste<br />

gestalteten, war der Augenblick gekommen, in<br />

dem sie ihre <strong>Kraft</strong> verloren. Sie haben ihre <strong>Kraft</strong><br />

nicht in erster Linie <strong>des</strong>halb verloren, weil sie keinen<br />

Anstoß erregen wollten, sondern weil sie von<br />

der Wahrheit <strong>des</strong> rettenden <strong>Evangeliums</strong> abgewichen<br />

sind. Im Zentrum <strong>des</strong> Gottesdienstes steht<br />

nicht mehr eine Predigt, in der das Wort Gottes<br />

ausgelegt und an die Herzen angewandt wird. Es<br />

sind eher Mini-Predigten für Mini-Christen, und<br />

es gibt viel Unterhaltungsprogramm mit Musik.<br />

Nur dann, wenn das wahre Volk Gottes »Nein!«<br />

zu dem sagt, was Gott missfällt – wie unangenehm<br />

dies für andere auch sein mag –, kann es einen<br />

mächtigen Eindruck für Gott auf unsere gottlose<br />

Gesellschaft hinterlassen.<br />

Schauen wir uns an, zu welcher Erkenntnis Nebukadnezar<br />

gebracht wurde. Von Vers 28 an sehen<br />

wir, dass er anerkannte, wer Gott ist. Er kam<br />

zur Erkenntnis, dass Gott Knechte hat, dass Gott<br />

Seinen Engel gesandt hatte, dass Gott mächtiger<br />

ist als er selbst, obgleich er der mächtigste Mann<br />

in der Welt war, und dass Gott größer ist als jeder<br />

andere Gott und es verdient, angebetet zu werden.<br />

Noch hatte er nicht erkannt, dass Gott der alleinige<br />

Gott ist. Er kam auch noch nicht zum Glauben<br />

an Christus. Doch gewisse Wahrheiten wurden<br />

dem Herzen dieses Mannes eingebrannt.<br />

Seine Reaktion war der Erlass <strong>des</strong> Befehls, von<br />

dem wir in Vers 29 lesen. Wir können keineswegs<br />

gutheißen, was er hier befahl.<br />

Doch wir müssen bedenken, dass er immer<br />

noch ein unbekehrter Mann war, und es war in allen<br />

Jahrhunderten für solche Männer typisch, zu<br />

versuchen, andere durch die Gewalt <strong>des</strong> Schwertes<br />

für irgendeine Glaubensform zu gewinnen.<br />

<strong>Die</strong> Menschen kommen auf diese Weise nicht<br />

zum lebendigen Glauben, aber nur Männer und<br />

Frauen <strong>des</strong> Glaubens selbst haben das geistliche<br />

Unterscheidungsvermögen, um das zu erkennen<br />

– Nebukadnezar war noch nicht so weit.<br />

So geschah es, dass er befahl, dass jeder, der<br />

Schlechtes über den Gott Sadrachs, Mesachs und<br />

Abednegos reden würde, »in Stücke zerhauen und<br />

sein Haus zu einem Misthaufen gemacht werden soll«<br />

(V. 29). Von seinem Befehl distanzieren wir uns<br />

ausdrücklich. Aber wir nehmen die Tatsache zur<br />

Kenntnis, dass die Ereignisse einen gewaltigen<br />

Eindruck auf ihn gemacht hatten. <strong>Die</strong> Gottesfürchtigen<br />

waren durch Gottes gnädige Macht bewahrt<br />

worden, und das Zeugnis für Gott wurde in<br />

jenem heidnischen Weltreich fortgesetzt.<br />

Ob das wahre Zeugnis für Gott in dieser Welt Bestand<br />

hat oder nicht, hängt von einem einzigen<br />

Wort ab. <strong>Die</strong> ganze <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> wahren Volkes Gottes,<br />

die es braucht, um den Menschen um sie herum<br />

ein effektives Zeugnis sein zu können, kann<br />

durch ein einziges Wort zunichte gemacht werden.<br />

Das Wort, das alles zunichte macht, lautet »Ja«.<br />

Wenn die Gottlosen zur Sünde verleiten und die<br />

Kinder Gottes, die ein Licht und Zeugnis in dieser<br />

Welt sein sollen, darin einwilligen, dann werden<br />

sie schnell so wie jeder andere auch. Auf diese<br />

Weise verlieren sie all ihre <strong>Kraft</strong>, Gutes zu tun<br />

oder die Wahrheit zu erhalten.<br />

Wenn jedoch Versuchungen zur Sünde mit einem<br />

standhaften »Nein!« beantwortet werden,<br />

dann ist die Lage völlig anders. Zunächst einmal<br />

ist der »Feuerofen« gewiss. <strong>Die</strong> Gläubigen müssen<br />

sich entweder außerhalb <strong>des</strong> Feuerofens auf der<br />

Seite Nebukadnezars befinden oder in dem Feuerofen<br />

bei Christus. Es gibt keinen Mittelweg. Doch<br />

der Platz der beispiellosen Hitze ist auch der Platz<br />

der beispiellosen Gemeinschaft mit dem Herrn.<br />

<strong>Die</strong>jenigen, die dort wandeln, genießen auch die<br />

Gewissheit, dass sie am Gewissen der Unbekehrten<br />

ergreifende Spuren für Gott hinterlassen.<br />

<strong>Die</strong> Menschen können keinen »Feuerofen« erfinden,<br />

der das Volk Gottes zerstören könnte. Wenn<br />

sie meinen, solche Feueröfen hergestellt zu haben,<br />

erweisen sich diese tatsächlich gerade als das<br />

Mittel, das Gott gebraucht, um Seinen Überrest<br />

aus allen Völkern zu bewahren und Seine Wahrheit<br />

in der Welt aufrecht zu erhalten.<br />

voiceofhope.de | 7


Einig<br />

IN WAHRHEIT<br />

» ... und eifrig bemüht seid, die Einheit <strong>des</strong><br />

Geistes zu bewahren durch das Band <strong>des</strong> Friedens.«<br />

Epheser 4,3<br />

D. Martyn Lloyd-Jones


GEMEINSCHAFT ODER LEHRE –<br />

WAS HAT VORRANG?<br />

Viele Christen sind der Auffassung, dass wir an dieser Stelle ermahnt würden,<br />

unter Zurückstellung unserer persönlichen Lehrauffassungen zunächst Gemeinschaft<br />

untereinander zu pflegen, um in der weiteren Folge auch zur Einheit<br />

in speziellen Glaubensfragen zu kommen.<br />

Vor einigen Jahren drückte ein bekannter Evangelist seine Haltung jedoch<br />

so aus: »Ich habe stets den Grundsatz vertreten«, sagte er, »nur dann mit anderen<br />

Christen Gemeinschaft zu pflegen, wenn ich auch lehrmäßig mit ihnen<br />

übereinstimmte.« Doch später änderte sich seine Ansicht, und er war nun auch<br />

zur Gemeinschaft mit solchen bereit, die theologisch nicht mit ihm übereinstimmten<br />

und in ihren Lehraussagen unter Umständen sogar eine liberale<br />

Auffassung vertraten. Durch die Pflege der Gemeinschaft hoffte er, schließlich<br />

auch zu einer lehrmäßigen Einheit zu kommen. Das bedeutete eine vollständige<br />

Abkehr von seiner früheren Haltung.<br />

In Epheser 4 bespricht der Apostel Paulus die ernste Frage über die Einheit<br />

der Gemeinde Jesu. Der Schlüssel zum Verständnis <strong>des</strong> gesamten Briefes findet<br />

sich in den Versen 9 und 10 <strong>des</strong> ersten Kapitels: »Er hat uns das Geheimnis Seines<br />

Willens bekannt gemacht, entsprechend dem [Ratschluss], den Er nach Seinem Wohlgefallen<br />

gefasst hat in Ihm, zur Ausführung in der Fülle der Zeiten: alles unter einem Haupt<br />

zusammenzufassen in dem Christus, sowohl was im Himmel als auch was auf Erden ist.«<br />

Im Folgenden zeigt Paulus, auf welche Weise Gott das bewirkt hat, natürlich<br />

indem Er Juden und Heiden zu einem Leib, der die Gemeinde ist, zusammenfügte.<br />

Und im vierten Kapitel kommt er dann ausführlich auf sein Thema zu<br />

sprechen.<br />

Ausschlaggebend für meine Auslegung ist das Wort »so« im ersten Vers, und<br />

dies weist uns zurück auf die ersten drei Kapitel dieses Briefes und besagt, dass<br />

sich die Einheit aus dem zuvor Gesagten ergibt. Was wir verstehen müssen, ist,<br />

dass der Wandel <strong>des</strong> Christen immer von seinem Verständnis der Wahrheit abhängt;<br />

der Wandel ist eigentlich angewandte Lehre. Und genau das erwartet der<br />

Apostel hier. »So ermahne ich euch nun, ich, der Gebundene im Herrn, dass ihr der Berufung<br />

würdig wandelt, zu der ihr berufen worden seid« (Eph. 4,1). In seiner Ermahnung<br />

ruft er die Gläubigen zum Ausleben <strong>des</strong>sen auf, was er in den ersten drei Kapiteln<br />

gelehrt hat. Erst nachdem sie über die Grundlagen der Einheit belehrt worden<br />

sind, erfolgt die Aufforderung, diese Einheit zu bewahren.<br />

WÜRDIG DER BERUFUNG WANDELN<br />

In seiner einleitenden Ermahnung sagt der Apostel unmissverständlich, dass<br />

wir würdig wandeln sollen der Berufung, zu welcher wir berufen worden sind.<br />

Das Wort »würdig« hat eine doppelte Bedeutung. Einmal heißt es: gleiches Gewicht,<br />

Gleichgewicht. Er sagt gewissermaßen: Nachdem ihr die Lehre gehört<br />

habt, müsst ihr nun euren Wandel damit in Übereinstimmung, ins Gleichgewicht<br />

bringen.<br />

Außerdem hat das Wort »würdig« die Bedeutung: sich schicken oder zu etwas<br />

passen. In Philipper 1,27 lesen wir: »Nur führt euer Leben würdig <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong><br />

von Christus.« »Ich habe euch unterwiesen«, will Paulus sagen, »und nun<br />

voiceofhope.de | 9


achtet darauf, dass euer Wandel nicht im Widerspruch<br />

dazu steht, sondern dazu passt, damit<br />

harmoniert und ihr so die Herrlichkeit und Vollkommenheit<br />

<strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> immer deutlicher<br />

darstellt.« Und zu Titus schreibt er, dass die Christen<br />

auf Kreta »der Lehre Gottes, unseres Retters, in jeder<br />

Hinsicht Ehre machen« sollen (Tit. 2,10).<br />

Unser praktischer Wandel hat eine große Bedeutung,<br />

und wir dürfen ihn niemals von der<br />

Lehre trennen. Von der Einheit zu reden, ohne die<br />

Lehre vor Augen zu haben, ist das Gleiche, als ob<br />

man von den Kleidern einer Frau spräche, ohne<br />

sie in Verbindung mit ihr selbst zu sehen. Zweck<br />

der Kleidung ist es, ihre Trägerin zu zieren. Und<br />

eben das gilt in Bezug auf Wandel und Lehre; eines<br />

soll dem anderen zur Zierde dienen. <strong>Die</strong>se<br />

grundsätzlichen Feststellungen sind für das rechte<br />

Verständnis der christlichen Einheit unentbehrlich.<br />

Um es noch deutlicher zu machen, ermahnt<br />

der Apostel: »... dass ihr der Berufung würdig wandelt,<br />

zu der ihr berufen worden seid«. Warum die Wiederholung<br />

<strong>des</strong> Wortes Berufung? Paulus bezieht sich<br />

damit auf den großen Heilsplan Gottes, den er<br />

zuvor bereits in groben Zügen dargestellt hat. Um<br />

das zu verstehen, müssen wir die vorhergehenden<br />

Kapitel <strong>des</strong> Briefes gut kennen.<br />

DIE EINHEIT DERER,<br />

DIE IN CHRISTUS SIND<br />

Wen ruft Paulus zur Einheit auf? Sein Aufruf gilt<br />

denen, die die wahre Einheit kennengelernt haben.<br />

Wir lesen es in Epheser 4,2-3: »... indem ihr mit<br />

aller Demut und Sanftmut, mit Langmut einander in Liebe<br />

ertragt und eifrig bemüht seid, die Einheit <strong>des</strong> Geistes<br />

zu bewahren durch das Band <strong>des</strong> Friedens.« Wofür sollen<br />

wir Fleiß aufwenden? Nicht, um die Einheit<br />

zu schaffen oder zu erstreben, sondern, um die<br />

Einheit zu bewahren – eine Einheit, die bereits<br />

besteht. Es ist die Einheit all jener, die der Verkündigung<br />

der ersten drei Kapitel glauben. Deshalb<br />

gehören sie zu dem Leib Christi und sind eins<br />

mit allen anderen, die an das gleiche Evangelium<br />

glauben. An sie richtet sich die Ermahnung, diese<br />

Einheit festzuhalten und zu bewahren.<br />

Das ist das Fundament, von dem aus sich das<br />

Neue Testament mit der Einheit beschäftigt. Sie<br />

ist eine natürliche Folge bei denen, die durch den<br />

Heiligen Geist aus dem geistlichen Tod erweckt<br />

wurden und neues Leben in Christus Jesus empfingen.<br />

Und sie sollen mit Fleiß darauf achten,<br />

dass die Einheit durch nichts unterbrochen und<br />

zerstört wird. <strong>Die</strong> Betonung liegt völlig auf dem<br />

Wort bewahren.<br />

Und um keine Zweifel aufkommen zu lassen,<br />

wiederholt der Apostel: Es ist eine Einheit <strong>des</strong><br />

Geistes, eine vom Heiligen Geist erzeugte Einheit.<br />

Da sie geistlichen Ursprungs ist, kann sie allein<br />

durch die Wirkung <strong>des</strong> Heiligen Geistes entstehen,<br />

allein durch Ihn. Der Apostel frohlockt über<br />

den erstaunlichen Umstand, dass Juden und Heiden<br />

nun in Christus Jesus eins sind. Sie sind nicht<br />

nur Teilhaber <strong>des</strong> gleichen Lebens, sie halten sich<br />

auch an die gleiche Lehre der Apostel. Sie glauben<br />

das Gleiche, sie vertrauen der gleichen Person<br />

und wissen, dass Er sie alle auf die gleiche Weise<br />

errettet hat. Er hat »aus beiden eins gemacht und die<br />

Scheidewand <strong>des</strong> Zaunes abgebrochen« (Eph. 2,14). <strong>Die</strong><br />

Juden sind nicht länger stolz darauf, Hüter <strong>des</strong><br />

Gesetzes zu sein. Sie sehen nicht mehr herab auf<br />

die unwissenden Heiden, die kein Teil an der Stellung<br />

<strong>des</strong> auserwählten Volkes Gottes hatten. <strong>Die</strong>se<br />

Unterschiede sind überwunden. Sie alle sind eins<br />

in der Erkenntnis ihres verlorenen Zustan<strong>des</strong>,<br />

ihrer völligen Hoffnungs- und Hilflosigkeit. Sie<br />

sind aber ebenso eins im Vertrauen auf den Herrn<br />

Jesus Christus, den Sohn Gottes, der sie um den<br />

Preis Seines eigenen kostbaren Blutes erkauft hat.<br />

Und so sind sie fähig, die Ermahnung zu verstehen,<br />

mit Fleiß und Wachsamkeit die Einheit, zu<br />

der sie durch das Wirken <strong>des</strong> Heiligen Geistes gebracht<br />

worden sind, zu bewahren.<br />

DAS WESEN<br />

DER GEISTLICHEN EINHEIT<br />

Welcher Art ist die vom Geist erzeugte Einheit?<br />

<strong>Die</strong> Antwort wird uns in den Versen 4-6 gegeben:<br />

»Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer<br />

Hoffnung eurer Berufung; ein Herr, ein Glaube, eine<br />

Taufe; ein Gott und Vater aller, über allen und durch alle<br />

und in euch allen.«<br />

Beachten wir den ehrfurchtsvollen Ton, in der<br />

die Einheit beschrieben wird. Es geht nicht um<br />

ein wenig Freundlichkeit oder Kameradschaft untereinander,<br />

nicht nur um den guten Willen und<br />

Wunsch, nett zueinander zu sein. Es ist etwas,<br />

10 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2022</strong>


was uns in den Bereich der Heiligen Dreieinigkeit<br />

erhebt: der Geist, der Sohn, der Vater. Stets muss<br />

die Einheit in ehrfürchtiger Weise behandelt und<br />

niemals mit einer kameradschaftlichen Zusammenarbeit<br />

oder Organisation verglichen werden.<br />

1. Ein Leib<br />

»Befleißigt euch, die Einheit <strong>des</strong> Geistes zu bewahren durch<br />

das Band <strong>des</strong> Friedens: Ein Leib...« (ELB). Der Apostel<br />

schreibt es knapp und ohne alle Ausschmückung,<br />

ist doch die Tatsache über jede Diskussion erhaben.<br />

<strong>Die</strong> Einheit <strong>des</strong> Leibes, vom Heiligen Geist<br />

geschaffen, ist schon vorhanden. Wir müssen uns<br />

von der Vorstellung lösen, die Epheser würden<br />

hier ermahnt, etwas herzustellen oder nach etwas<br />

zu streben. Sie ist da, sagt er. Was euch zu tun übrig<br />

bleibt, ist, sie zu erhalten.<br />

Das Wesen der Einheit wird nun als Erstes mit<br />

der Einheit eines menschlichen Leibes verglichen.<br />

Und das ist eindeutig der Vergleich, den der Apostel<br />

bei diesem Thema bevorzugt.<br />

Warum ist es ein so guter Vergleich? Einfach<br />

darum, weil er den lebendigen und organischen<br />

Charakter der Einheit darstellt. Es geht ja nicht<br />

nur um die Bildung einer unverbindlichen Gruppe<br />

oder um ein unpersönliches äußerliches Zusammentreffen;<br />

vielmehr entspricht die Einheit<br />

dem Wunder und Geheimnis eines menschlichen<br />

Körpers, der aus vielen unterschiedlichen Teilen<br />

besteht, die aber alle organisch miteinander verbunden<br />

sind. <strong>Die</strong> Finger sind nicht mechanisch an<br />

die Hände gesteckt oder die Hände an die Unterarme<br />

usw. Nein, das Ganze ist eine lebendige Einheit.<br />

Alle Organe haben sich aus einer einzigen<br />

Zelle entwickelt, entspringen nur einem Keim,<br />

<strong>des</strong>sen Lebenskraft sie durch ihr Wachstum unter<br />

Beweis stellen. So ist es mit der Einheit der wahren<br />

Gemeinde Jesu.<br />

Dann fährt Paulus fort, die Einheit der Gläubigen<br />

und das Leben, das für sie charakteristisch ist,<br />

mit der Einheit der drei göttlichen Personen zu<br />

vergleichen und mit der geheimnisvollen Verbindung<br />

zwischen Vater, Sohn und Heiligem Geist.<br />

»Ein Leib«, sagt er, »und ein Geist ... ein Herr ... ein<br />

Gott und Vater aller.« Drei in Einem, Einer in Dreien.<br />

Von dieser Einheit spricht der Apostel, und<br />

nun beschreibt er die Aufgaben, die jede der drei<br />

Personen bei der Herstellung der Einheit erfüllt.<br />

Es ist das besondere Werk <strong>des</strong> Geistes, uns in<br />

die Einheit zu rufen. Er überführt, erweckt und befähigt<br />

uns zu glauben. Er nimmt Wohnung in uns<br />

und tauft uns in den Leib <strong>des</strong> Christus (1.Kor. 12,13).<br />

Dann erleuchtet Er unser Verständnis und führt<br />

uns weiter. Wir erfreuen uns Seiner Gemeinschaft.<br />

2. Berufung<br />

Dem Apostel ist es wichtig, diese Berufung, den<br />

Ruf, zu betonen, der vom Heiligen Geist ausgeht<br />

und von Ihm wirkungsvoll gemacht wird. Wir<br />

finden das häufiger in seinen Briefen. In 1. Korinther<br />

2 sagt er zum Beispiel: »Der natürliche Mensch<br />

aber nimmt nicht an, was vom Geist Gottes ist; denn es<br />

ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil<br />

es geistlich beurteilt werden muss« (V. 14). Wie kommt<br />

ein Mensch zum Glauben? Paulus antwortet: »Uns<br />

aber hat es Gott geoffenbart durch Seinen Geist« (V. 10).<br />

Und weiter: »Wir aber haben nicht den Geist der Welt<br />

empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, sodass<br />

wir wissen können, was uns von Gott geschenkt ist« (V.<br />

12). Das ist der Geist, der das Werk vollbringt, und<br />

es ist ein erfolgreiches Werk.<br />

In jedem von uns schafft Er das Gleiche, mögen<br />

auch im Einzelnen kleine, unwichtige Unterschiede<br />

vorhanden sein. Und das Ergebnis zeigt sich in<br />

der Einheit <strong>des</strong> Glaubens, der Lehrauffassungen<br />

und insbesondere der Hoffnung. <strong>Die</strong> Blickrichtung<br />

der Christen hat das gleiche Ziel. »Eine Hoffnung<br />

eurer Berufung.« Sie sind Pilger und Fremdlinge in<br />

der Welt, erneuerte Menschen mit einer völlig<br />

verwandelten Denkweise, und ihre Augen sind<br />

auf die gleiche ewige Heimat gerichtet. Sie freuen<br />

sich der glückseligen Hoffnung auf das Kommen<br />

ihres Herrn. Sie warten auf das Endgericht über<br />

die Sünde und das Böse, erwarten die Aufrichtung<br />

Seines ewigen Reiches und werden mit Ihm herrschen<br />

in der ewigen Herrlichkeit. »Ein Geist« – und<br />

das Werk dieses einen Geistes führt immer zu einer<br />

Hoffnung der Berufung.<br />

3. Ein Herr<br />

Hier müssen wir betonen, dass es nur einen Herrn<br />

gibt. Das war der Kern der apostolischen Predigt.<br />

Mit großer Freimütigkeit sagte es Petrus, als er<br />

und Johannes vor dem Hohen Rat standen: »Und<br />

voiceofhope.de | 11


es ist in keinem anderen das Heil; denn es ist kein anderer<br />

Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, in dem<br />

wir gerettet werden sollen!« (Apg. 4,12). Es gibt keinen<br />

anderen, keinen zweiten Herrn! Niemand kann<br />

Ihm an die Seite gestellt werden. Er ist absolut<br />

einmalig. Hier steht kein einfacher Mensch, Lehrer<br />

oder Prophet. Er ist der Sohn Gottes! Er ist der<br />

»Herr der Herrlichkeit« (1.Kor. 2,8), der menschliches<br />

Wesen angenommen hat. Ein Herr, Jesus Christus<br />

– mit niemandem ist Er zu vergleichen.<br />

Paulus erklärt es auf bedeutungsvolle Weise:<br />

»Denn wenn es auch solche gibt, die Götter genannt werden,<br />

sei es im Himmel oder auf Erden – wie es ja wirklich<br />

viele ›Götter‹ und viele ›Herren‹ gibt –, so gibt es für uns<br />

doch nur einen Gott, den Vater, von dem alle Dinge sind<br />

und wir für Ihn; und einen Herrn, Jesus Christus, durch<br />

den alle Dinge sind, und wir durch Ihn« (1.Kor. 8,5-6).<br />

Das Gleiche sagt er in 1. Timotheus 2,5: »Denn es ist<br />

ein Gott und ein Mittler« – und nur einer – »zwischen<br />

Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus.«<br />

Das ist in Bezug auf die christliche Einheit<br />

nun überaus wichtig. Sie ist die Einheit derer,<br />

die glauben, dass es nur einen Herrn gibt, <strong>des</strong>sen<br />

Werk so vollkommen ist, dass Er dazu keinen Beistand<br />

braucht. Es gibt keinen Miterlöser, wie das<br />

in der katholischen Kirche für die Jungfrau Maria<br />

in Anspruch genommen wird. Ebenso wenig<br />

sind Nothelfer erforderlich. Der Christ braucht<br />

die »Heiligen« nicht, um sie um ihre Fürbitte anzurufen.<br />

Einer ist Mittler, und der genügt. Er ist<br />

in sich vollkommen, und nichts muss Ihm und<br />

Seinem vollendeten Werk hinzugefügt werden.<br />

Der Glaube an diese Wahrheit der Heiligen Schrift<br />

eint uns, und es handelt sich dabei um einen wesentlichen<br />

Bestandteil der Einheit. Wir sehen auf<br />

den einmaligen Herrn und auf niemand anders.<br />

Er ist das Alpha und das Omega, der Erste und der<br />

Letzte, der Anfang und das Ende. Er ist alles in allem.<br />

»Wer sich rühmen will, der rühme sich <strong>des</strong> Herrn!«<br />

(1.Kor. 1,31). Ein Herr.<br />

4. Ein Glaube<br />

Paulus erinnert uns dann daran, dass es nur einen<br />

Glauben gibt. Was heißt das? <strong>Die</strong> Antwort ist nicht<br />

leicht. Einige sind der Auffassung, dass es sich um<br />

unseren subjektiven, persönlichen Glauben oder<br />

die Qualität unseres Glaubens handele. Gewiss<br />

ist das mit eingeschlossen, aber damit scheint<br />

mir nicht alles erfasst zu sein. Es muss hier auch<br />

ein objektives Element vorhanden sein. Heißt es<br />

denn, dass wir ein bestimmtes Glaubensbekenntnis<br />

oder ein besonderes Credo unterschreiben<br />

sollen? Das kann nicht sein, weil es bei solchen<br />

Glaubensbekenntnissen an bestimmten Stellen<br />

und hinsichtlich bestimmter Einzelheiten immer<br />

Unterschiede gegeben hat.<br />

Was ist nun dieser eine Glaube? Ich sehe da nur<br />

eine Antwort. Es handelt sich um die großartige<br />

Botschaft der Schrift von dem rechtfertigenden<br />

Glauben. Paulus drückt es in unübertrefflicher<br />

Weise so aus: »Denn ich schäme mich <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong><br />

von Christus nicht; denn es ist Gottes <strong>Kraft</strong> zur Errettung<br />

für jeden, der glaubt, zuerst für den Juden, dann auch für<br />

den Griechen; denn es wird darin geoffenbart die Gerechtigkeit<br />

Gottes aus Glauben zum Glauben, wie geschrieben<br />

steht: ›Der Gerechte wird aus Glauben leben‹« (Röm. 1,16-<br />

17). Das war der Kern, die Stärke der apostolischen<br />

Predigt – dass der Mensch durch Glauben gerechtfertigt<br />

wird, nicht durch Gesetzeswerke oder eigene<br />

Gerechtigkeit, welcher Art sie auch sein mag.<br />

Eine klassische Erklärung finden wir in Römer<br />

3. Nachdem uns Paulus mit den Worten: »Jetzt aber<br />

ist außerhalb <strong>des</strong> Gesetzes die Gerechtigkeit Gottes offenbar<br />

gemacht worden« (V. 21) an unsere neue Stellung<br />

als Christen erinnert hat, fährt er fort: »... sodass sie<br />

ohne Verdienst gerechtfertigt werden durch Seine Gnade<br />

aufgrund der Erlösung, die in Christus Jesus ist. Ihn<br />

hat Gott zum Sühnopfer bestimmt, [das wirksam wird]<br />

durch den Glauben an Sein Blut, um Seine Gerechtigkeit<br />

zu erweisen, weil Er die Sünden ungestraft ließ, die zuvor<br />

geschehen waren, als Gott Zurückhaltung übte, um Seine<br />

Gerechtigkeit in der jetzigen Zeit zu erweisen, damit Er<br />

Selbst gerecht sei und zugleich den rechtfertige, der aus<br />

dem Glauben an Jesus ist. Wo bleibt nun das Rühmen?<br />

Es ist ausgeschlossen! Durch welches Gesetz? Das der<br />

Werke? Nein, sondern durch das Gesetz <strong>des</strong> Glaubens! So<br />

kommen wir nun zu dem Schluss, dass der Mensch durch<br />

den Glauben gerechtfertigt wird, ohne Werke <strong>des</strong> Gesetzes«<br />

(V. 24-28).<br />

Das ist die zentrale Botschaft der Heiligen<br />

Schrift. Durch diesen Glauben an den Herrn Jesus<br />

Christus und Sein Werk werden wir gerechtfertigt.<br />

Und eben das ist es, was Paulus hier mit<br />

dem einen Glauben ausdrücken will, so wie es<br />

beispielsweise auch das große Thema <strong>des</strong> Galaterbriefes<br />

ist. <strong>Die</strong>ses einzigartige Evangelium, dass<br />

Gott den Gottlosen, der an Jesus glaubt, rechtfertigt,<br />

ist über jede andere Heilslehre erhaben. Es<br />

12 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2022</strong>


steht im Widerspruch zu allen Vorstellungen, die<br />

sich auf eine Rechtfertigung durch eigene Werke<br />

oder die Werke anderer Personen stützen. Christus<br />

allein ist es, der rettet und uns zu Teilhabern<br />

<strong>des</strong> Heils macht. So haben wir einen Herrn und einen<br />

Glauben.<br />

5. Eine Taufe<br />

Wir kommen zur nächsten Aussage: eine Taufe.<br />

Auch hier müssen wir sehr sorgfältig vorgehen.<br />

Ich erinnere mich dabei an den Kommentar eines<br />

christlichen Wochenblattes, worin der Schreiber<br />

leichthin erklärte: »Natürlich bedeutet das die<br />

Wassertaufe durch Untertauchen.« Doch der Zusammenhang<br />

<strong>des</strong> Textes erlaubt es nicht, hier lediglich<br />

einen Hinweis auf die Art und Weise der<br />

Taufe herauszulesen.<br />

Wie wir sehen, wird hier die Taufe in Verbindung<br />

gebracht mit dem Ausdruck »ein Herr«. Was<br />

bedeutet das? Es ist der eine Herr, an den wir glauben,<br />

und um Seinetwillen sind wir durch den Glauben<br />

gerettet. Doch wir sind nicht nur gerettet, wir<br />

sind auch ein Leib mit Ihm. Und eben das will Paulus<br />

sagen. Er hat von dem einen Leib gesprochen,<br />

und in Vers 15 heißt es, dass Christus das Haupt<br />

<strong>des</strong> Leibes ist. Darum muss sich die Bezeichnung<br />

»eine Taufe« auf unsere geistliche Taufe in Christus<br />

hinein beziehen. Es geht nicht nur um eine<br />

Taufe in Seinem Namen, denn das würde unsere<br />

Aufmerksamkeit wieder auf das äußerliche Taufgeschehen<br />

lenken. Nein, hier steht die geheimnisvolle<br />

Vereinigung mit Ihm im Vordergrund, die<br />

durch den Taufakt dargestellt wird. Mit anderen<br />

Worten wird das Gleiche zum Ausdruck gebracht,<br />

was der Apostel in 1. Korinther 12,13 sagt. Hier wie<br />

dort spricht er von dem einen Leib: »Denn wir sind<br />

ja alle durch einen Geist in einen Leib hinein getauft worden,<br />

ob wir Juden sind oder Griechen, Knechte oder Freie,<br />

und wir sind alle getränkt worden zu einem Geist.«<br />

<strong>Die</strong> Einheit, die es zu bewahren gilt, betrifft<br />

die Einheit <strong>des</strong> einen Leibes. Der Glaube ist das<br />

Instrument, das uns zu Christus hinführt. Doch<br />

darüber hinaus sind wir Teil Seines Leibes, sind<br />

in Ihn hineingetauft, sind in Christus. Den gleichen<br />

Gedanken drückt Paulus aus, wenn er sagt,<br />

dass uns alle Segnungen zuteilwerden, weil wir<br />

mit Christus vereinigt sind: lebendig gemacht mit<br />

Ihm, auferweckt mit Ihm, mit Ihm sitzend in der<br />

Himmelswelt. Nichts anderes lesen wir in Römer<br />

6: »Oder wisst ihr nicht, dass wir alle, die wir in Christus<br />

Jesus hinein getauft sind, in Seinen Tod getauft sind? Wir<br />

sind also mit Ihm begraben worden durch die Taufe in den<br />

Tod, damit, gleichwie Christus durch die Herrlichkeit <strong>des</strong><br />

Vaters aus den Toten auferweckt worden ist, so auch wir<br />

in einem neuen Leben wandeln. Denn wenn wir mit Ihm<br />

einsgemacht und Ihm gleich geworden sind in Seinem Tod,<br />

so werden wir Ihm auch in der Auferstehung gleich sein«<br />

(Röm. 6,3-5). Das ist die große und erhabene Lehre<br />

von der Vereinigung der Gläubigen mit dem Herrn<br />

Jesus Christus. Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe.<br />

6. Ein Gott und Vater aller<br />

<strong>Die</strong> wichtige und wunderbare Aussage betrifft den<br />

Vater: »ein Gott und Vater aller, über allen und durch alle<br />

und in euch allen.« Das ist der Schluss und zugleich<br />

auch der Höhepunkt <strong>des</strong> Erlösungswerkes. Mit<br />

dem Herrn Jesus Christus haben wir noch nicht<br />

das Letzte erreicht. Er, der Sohn Gottes, kam und<br />

starb, wie Petrus uns erinnert, »damit Er uns zu Gott<br />

führte« (1.Pt. 3,18). Erst hier sind wir an der Quelle<br />

aller Einheit angelangt – bei Gott, dem alleinigen<br />

Gott, der die große Errettung geplant und Seinen<br />

Sohn gesandt hat. Wir sind Sein Volk. Wir alle gehen<br />

gemeinsam zu Ihm und beten Ihn an als unseren<br />

Vater. »Das ist aber das ewige Leben«, sagt unser<br />

Herr, »dass sie Dich, den allein wahren Gott, und den<br />

Du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen« (Joh. 17,3).<br />

<strong>Die</strong> Erkenntnis Gottes, sie ist das höchste Ziel, der<br />

edelste Besitz. Es gibt nur einen Gott, und wir dürfen<br />

Ihn als unseren Vater erkennen.<br />

Das ist das Fundament unserer Einheit. Wir<br />

sind Kinder <strong>des</strong> gleichen Vaters. Wir wissen, Er<br />

hat ein wunderbares Erbe für uns bereitet. Und<br />

wir sind zu der Einheit derer gelangt, die Miterben<br />

Christi sind, die auf die letzte Vollendung<br />

warten, auf ihren Eintritt in die Gegenwart Gottes.<br />

»Glückselig sind, die reinen Herzens sind, denn sie<br />

werden Gott schauen!« (Mt. 5,8). Er ist »über allen und<br />

durch alle und in euch allen«. Auf diese ausführliche<br />

Weise erklärt der Apostel das Wesen der Einheit.<br />

Und er betont, dass nur da Einheit möglich ist, wo<br />

wir Ihm in Bezug auf diese Wahrheiten zustimmen<br />

und an ihnen teilhaben. Das ist die Grundlage<br />

und das Wesen der christlichen Einheit. Und<br />

getrennt von diesen göttlichen Wahrheiten darf<br />

sie niemals gesehen und verstanden werden.<br />

Ein Auszug aus dem Buch »Einig in Wahrheit«, 3L-Verlag.<br />

voiceofhope.de | 13


Lähmung durch<br />

ANGST und SCHULD<br />

Ein Auszug aus dem Buch »Gott wohlgefällig leben«<br />

von R.C. Sproul<br />

14 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2022</strong>


Als Franklin D. Roosevelt inmitten der<br />

Schwierigkeiten der Weltwirtschaftskrise<br />

als Präsident der Vereinigten Staaten<br />

vereidigt wurde, spornte er das Volk mit seiner<br />

berühmt gewordenen Aussage an: »Das einzige,<br />

was wir fürchten müssen, ist die Furcht selbst.«<br />

Präsident Roosevelt verstand, dass Angst eine<br />

gewaltige Macht ist. Sie kann Menschen lähmen<br />

und fest in ihrem Griff halten.<br />

Angst nimmt viele Formen an. Es kann sich um<br />

die Angst vor körperlichen Schäden handeln, um<br />

die Angst vor dem Versagen oder die Angst vor<br />

dem Erfolg mit allen damit verbundenen Verantwortungen<br />

und Erwartungen. Da hören wir Leute<br />

sagen: »Ich war vor Angst wie erstarrt.« Vor Angst<br />

zu erstarren, das bezieht sich auf eine Lähmung,<br />

durch welche die normale Handlungsfähigkeit<br />

blockiert wird, so wie Eisschollen die normale<br />

Strömung eines Flusses behindern.<br />

ANGST VOR<br />

VERÄNDERUNG<br />

Betrachten wir zunächst den Aspekt der Angst vor<br />

einem veränderten Status. Normalerweise fühlen<br />

wir uns auf der bisher erreichten Leistungsebene<br />

wohl. Wenn wir unter diesen Level absinken,<br />

erleben wir einen Verlust an Selbstvertrauen<br />

und Selbstachtung. Unser »Wohlfühlniveau« ist<br />

gestört. Als unbehaglich empfinden wir es aber<br />

auch, wenn wir über unsere normale Leistungsebene<br />

hinauswachsen. Wir werden in frem<strong>des</strong> und<br />

unbekanntes Gewässer geworfen. Wir sind nicht<br />

sicher, was wir zu erwarten haben. Wir befinden<br />

uns auf einer neuen Ebene der Verantwortung.<br />

»Wohlfühlzonen« haben wir in allen möglichen<br />

Bereichen. Wir haben eine wirtschaftliche<br />

Wohlfühlzone, eine akademische Wohlfühlzone,<br />

eine gesellschaftliche Wohlfühlzone, usw. Und wir<br />

haben auch eine geistliche Wohlfühlzone. Allzu<br />

viel Veränderung in allzu kurzer Zeit kann traumatisch<br />

sein und einen völlig lähmen. Wir können<br />

Veränderungen bewältigen, aber wir wollen nicht<br />

zu viele bewältigen müssen. Außerdem neigen<br />

wir dazu, uns mit dem Status quo zufrieden zu geben.<br />

<strong>Die</strong>s kann uns daran hindern, uns mit ganzer<br />

<strong>Kraft</strong> zu engagieren.<br />

Wir sprechen davon, »gut angepasst« zu sein.<br />

Was ist darunter zu verstehen? Sich anzupassen<br />

heißt, auf irgendeine Veränderung in seinem Leben<br />

zu reagieren. Ein Kind, das von der Grundschule<br />

zur weiterführenden Schule wechselt,<br />

muss sich an die veränderten Umstände anpassen.<br />

Ein Single, der heiratet, muss sich an die neue Lebenssituation<br />

anpassen. Der Geschäftsmann, der<br />

eine Beförderung erhält, muss sich umstellen. Wir<br />

bewundern Menschen, die sich in kreativer und<br />

produktiver Weise an neue Situationen anpassen<br />

können. Vielleicht bewundern wir deren Umstellung,<br />

weil wir wissen, wie schwierig das sein kann.<br />

Anpassungen sind nicht leicht, weil sie eine Veränderung<br />

in unserem Wohlfühlbereich erfordern.<br />

Doch jeder Christ ist aufgerufen, sich zu verändern.<br />

Wir sind aufgefordert, in unserem geistlichen<br />

Wachstum voranzugehen. Gott steht nicht<br />

still, und Er weigert sich, uns stillstehen zu lassen.<br />

Mit der Veränderung ist jedoch die Angst verbunden.<br />

Nehmen wir das Beispiel Abrahams:<br />

»Der HERR aber hatte zu Abram gesprochen: Geh hinaus<br />

aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft<br />

und aus dem Haus deines Vaters in das Land, das Ich<br />

dir zeigen werde! Und Ich will dich zu einem großen<br />

Volk machen und dich segnen und deinen Namen groß<br />

machen, und du sollst ein Segen sein. Ich will segnen,<br />

die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen;<br />

und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf<br />

der Erde! Da ging Abram, wie der HERR zu ihm gesagt<br />

hatte, und Lot ging mit ihm. Abram aber war 75<br />

Jahre alt, als er von Haran auszog.« (1.Mo. 12,1-4)<br />

Gott forderte Abraham auf, wegzuziehen. Er<br />

musste seinen Wohlfühlbereich verlassen. Er<br />

musste seine Stadt, sein Volk und seine Verwandten<br />

verlassen. Er musste seine Wurzeln, seine Sicherheit<br />

und das ihm vertraute Gebiet hinter sich<br />

lassen. Das heutige Rentenalter hatte er bereits<br />

um zehn Jahre überschritten. Er war ein »alter<br />

Hase«, von dem erwartet wurde, ganz neue Haken<br />

schlagen zu lernen.<br />

Abrahams Berufung durch Gott war eine Berufung<br />

zur Größe. »Ich will dich zu einem großen<br />

Volk machen«, lautete die Verheißung. Der<br />

Schreiber <strong>des</strong> Hebräerbriefs kommentierte später,<br />

wie Abraham auf diese beängstigende Berufung<br />

reagierte:<br />

»Durch Glauben gehorchte Abraham, als er berufen<br />

wurde, nach dem Ort auszuziehen, den er als Erbteil<br />

voiceofhope.de | 15


empfangen sollte; und er zog aus, ohne zu wissen, wohin<br />

er kommen werde. Durch Glauben hielt er sich in<br />

dem Land der Verheißung auf wie in einem fremden,<br />

und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben<br />

derselben Verheißung; denn er wartete auf die<br />

Stadt, welche die Grundfesten hat, deren Baumeister<br />

und Schöpfer Gott ist ...<br />

Darum sind auch von einem Einzigen, der doch<br />

erstorben war, Nachkommen hervorgebracht worden,<br />

so zahlreich wie die Sterne <strong>des</strong> Himmels und wie der<br />

Sand am Ufer <strong>des</strong> Meeres, der nicht zu zählen ist.<br />

<strong>Die</strong>se alle sind im Glauben gestorben, ohne das<br />

Verheißene empfangen zu haben, sondern sie haben<br />

es nur von ferne gesehen und waren davon überzeugt,<br />

und haben es willkommen geheißen und bekannt, dass<br />

sie Gäste ohne Bürgerrecht und Fremdlinge sind auf<br />

Erden.« (Hebr. 11,8-10.12-13)<br />

Abraham wurde zu einem Pilger. Er war ein<br />

Mann, der seiner göttlichen Berufung gehorsam<br />

war und sich auf den Weg machte. Dasselbe lässt<br />

sich von Mose, Josua, David, Paulus und vor allem<br />

von Christus sagen. Sie alle gingen, wohin Gott sie<br />

zu gehen hieß. Sie taten, was Gott ihnen auftrug,<br />

obwohl das einen gewissen Mangel an Sicherheit<br />

bedeutete. So ist auch der Christ aufgerufen, auf<br />

ein Gefühl der Sicherheit in dieser Welt zu verzichten<br />

– obwohl die absolute Sicherheit (die Liebe<br />

Gottes) ein mehr als angemessener Ausgleich<br />

dafür ist.<br />

DIE VERKNÜPFUNG<br />

VON ANGST UND SCHULD<br />

Aber was hat dies mit Schuld zu tun? Wie schon<br />

erwähnt, besteht oft eine enge, aber unterschwellige<br />

Verknüpfung zwischen Angst und Schuld.<br />

Bei<strong>des</strong> hat eine stark lähmende Wirkung. Bei<strong>des</strong><br />

kann uns dazu veranlassen, auf unserer geistlichen<br />

Wanderschaft innezuhalten oder sogar<br />

rückwärts zu gehen. Bei<strong>des</strong> kann uns davon abhalten,<br />

uns nach Gott auszustrecken. Bei<strong>des</strong> kann<br />

uns von unserem großen Ziel abbringen, Gott zu<br />

gefallen.<br />

Angst und Schuld lassen sich zwar voneinander<br />

unterscheiden, aber wir können sie nicht immer<br />

voneinander trennen. Oft ist lähmende Angst<br />

eine direkte Folge ungelöster Schuld. <strong>Die</strong> äußerste<br />

Angst ist die Angst vor der Bestrafung durch die<br />

Hand Gottes. Wir fürchten uns vor gesellschaftlicher<br />

Ablehnung, elterlicher Missbilligung und<br />

vor der Verurteilung durch Kameraden. Wir mögen<br />

uns vor der Polizei oder vor dem Finanzamt<br />

fürchten. Doch nichts ist schrecklicher, als »in die<br />

Hände <strong>des</strong> lebendigen Gottes zu fallen« (Hebr. 10,31)!<br />

Obwohl viele Menschen es nicht zugeben, haben<br />

sie Angst, dass ihr Leben den Schöpfer <strong>des</strong> Universums<br />

erzürnt hat. Sich der Sünde bewusst zu<br />

sein, hat offenbar universellen Charakter, und sowohl<br />

Christen als auch Heiden wissen oder spüren,<br />

dass ihre Vergehen dem allmächtigen Gott<br />

nicht gefallen.<br />

Ich wurde einmal von einem Psychiater gebeten,<br />

ihn in seiner Praxis als Berater zu unterstützen.<br />

Er war kein Christ, aber er sagte: »Eine ganze<br />

Reihe meiner Patienten braucht eher die Hilfe eines<br />

Predigers als die eines Arztes. Viele leiden an<br />

Problemen, die eigentlich mit Schuld verknüpft<br />

sind.«<br />

Um Psychiater zu werden, braucht man eine<br />

lange akademische Ausbildung. Ein Psychiater<br />

muss zuerst Medizin studieren und sich zum Arzt<br />

qualifizieren, bevor er sich auf sein Fachgebiet<br />

spezialisieren kann. Doch in all den Jahren akademischer<br />

Schulung erhält er wenig oder keine<br />

theologische Ausbildung.<br />

Schuld ist letztlich ein theologisches Problem.<br />

Ohne geistliche Erkenntnis sind Psychiater ernsthaft<br />

behindert im Umgang mit schuldbeladenen<br />

Menschen. Wenn sie selbst keine Gläubigen sind,<br />

können sie nicht verstehen, dass ein Schuldgefühl<br />

etwas ist, das oft wirklich berechtigt und daher<br />

angemessen ist, denn wenn Menschen gegen Gottes<br />

Gesetz verstoßen, begehen sie Sünde und werden<br />

dadurch wirklich schuldig.<br />

Traurigerweise bezahlen so viele Menschen<br />

professionelle Therapeuten dafür, dass sie sich<br />

ihren Kummer anhören, obwohl die Therapeuten<br />

von Sünde und Schuld wenig oder gar nichts<br />

verstehen. Probleme, die im Wesentlichen körperlicher<br />

Art zu sein scheinen, können tief in<br />

menschlicher Schuld verwurzelt sein. Viele Eheberater<br />

beraten Paare, die mit Problemen sexueller<br />

Funktionsstörung zu kämpfen haben, die ihre<br />

eheliche Gemeinschaft gefährden. Probleme der<br />

sogenannten Gefühlskälte und Impotenz lassen<br />

sich immer auf eine Form von Schuld oder Angst<br />

zurückführen. <strong>Die</strong> Annahme, dass es sich bei dem<br />

Problem lediglich um einen »mechanischen Feh-<br />

16 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2022</strong>


ler« handle, ist dem Patienten gegenüber sehr ungerecht.<br />

Gott ist liebevoll und vergibt. Gott ist auch der<br />

Schöpfer und Erhalter <strong>des</strong> Universums. Er ist eine<br />

ernstzunehmende Macht. Selbst Menschen, die<br />

nur sehr verkümmerte Vorstellungen von Gott<br />

haben, scheinen zu spüren, dass Gott (auch wenn<br />

sie das Wort »Gott« nicht mehr verwenden) ein<br />

moralisches Wesen ist, das über unsere notleidende<br />

Welt enttäuscht ist. <strong>Die</strong>ses mächtige Wesen ist<br />

für Heiden wie für Gläubige einschüchternd. Wir<br />

erinnern uns, wie Mose und die Israeliten auf die<br />

Gegenwart Gottes am Sinai reagierten. Sie war<br />

so schrecklich, dass das Volk sie nicht ertragen<br />

konnte, und selbst Mose wurde zu dem Ausruf gebracht:<br />

»Ich bin erschrocken und zittere!« (Hebr. 12,21).<br />

Obwohl der moderne Mensch alles in seiner<br />

Macht Stehende zu unternehmen scheint, um<br />

sich gegen jeden Gedanken an den Schrecken Gottes<br />

abzuschotten, ist er nicht in der Lage, solche<br />

Ängste völlig aus seinem Bewusstsein zu verdrängen.<br />

Der Heide zittert immer noch beim Rascheln<br />

eines Blattes; »der Gottlose flieht, auch wenn niemand<br />

ihn jagt« (Spr. 28,1). Es bleibt eine nagende, meist<br />

unausgesprochene Angst, dass Gott geduckt auf<br />

der Lauer liegt, bereit, sich jeden Moment auf uns<br />

zu stürzen. Wir haben immer noch Angst davor,<br />

dass nachts etwas Schlimmes passieren könnte.<br />

Vielleicht ist unsere ewige Angst vor der Dunkelheit<br />

im Grunde die Furcht vor Gott, einem<br />

Gott, der – so fürchten wir – irgendwann unsere<br />

Sünden dazu bringen wird, uns einzuholen.<br />

Niemand wagt es, Gott den Rücken zuzukehren.<br />

Wir wissen, dass Er jede unserer Bewegungen<br />

sieht, jeden unserer Gedanken kennt. <strong>Die</strong> Angst<br />

vor einer Bestrafung durch Seine Hand können<br />

schuldbeladene Menschen nie von sich abschütteln.<br />

Wenn wir über Schuld nachdenken, müssen<br />

wir sorgfältig darauf achten, zwischen Schuld<br />

und Schuldgefühlen zu unterscheiden. Schuldgefühle<br />

sind subjektiv. Sie kommen aus unserem<br />

Innern. Wir können uns schuldig fühlen, auch<br />

wenn gar keine Schuld vorliegt. Schuld dagegen<br />

ist objektiv. Sie betrifft einen wirklichen Sachverhalt.<br />

Wann immer wir sündigen, laden wir Schuld<br />

auf uns. Schuld beinhaltet ein Schuldverhältnis<br />

gegenüber Gott. Es ist mit Sünde verbunden.<br />

Im Kleinen Westminster Katechismus wird<br />

Sünde definiert als »jedweder Mangel an Übereinstimmung<br />

mit dem Gesetz Gottes oder jede Übertretung<br />

dieses Gesetzes.« Das ist eine meisterhafte<br />

Definition. Sie umfasst sowohl Unterlassungs- als<br />

auch Tatsünden. Wenn wir etwas von dem, was<br />

Gott gebietet, nicht tun, so ist das eine Unterlassungssünde.<br />

Wenn wir etwas tun, was Gott verbietet,<br />

so ist das eine Tatsünde. In beiden Fällen stimmen<br />

wir nicht mit dem Gesetz Gottes überein; wir<br />

entsprechen nicht dem, was Gott verlangt.<br />

MIT REALER<br />

SCHULD KONFRONTIERT<br />

Sei es durch Unterlassung oder durch eine Tat:<br />

Wenn wir das Gesetz Gottes verletzen, laden wir<br />

Schuld auf uns. <strong>Die</strong>se Schuld ist real und objektiv.<br />

Sie ist auch verheerend. Schuld mag von entsprechenden<br />

Schuldgefühlen begleitet sein oder nicht.<br />

Wir wissen, dass Schuldgefühle uns ein Unwohlsein<br />

vermitteln. Wir benutzen alle erdenklichen<br />

Mittel, um uns von diesen Gefühlen zu befreien.<br />

Wir entschuldigen uns selbst. Wir suchen rationale<br />

Erklärungen. Wir schieben die Schuld auf andere<br />

Menschen oder auf unsere Umstände. Wir geben<br />

der Gesellschaft die Schuld. Wir beschuldigen<br />

unsere Umgebung. Wir machen unsere Eltern dafür<br />

verantwortlich. Wir drehen und wenden uns<br />

in jede Richtung, um dem Schmerz der eigenen<br />

Verantwortlichkeit auszuweichen. Wir greifen auf<br />

jeden uns zur Verfügung stehenden Ausfluchtmechanismus<br />

zurück, weil unsere Schuld in der Tat<br />

groß ist. Sie kann zu schwer sein, um damit fertig<br />

zu werden, und wenn wir sie nicht auf die richtige<br />

Art und Weise bewältigen – indem wir uns auf das<br />

Rettungswerk Christi berufen –, vergeuden wir<br />

mit unserer Flucht vor der Schuld wertvolle Zeit<br />

und Energie. Viele von uns haben erfahren, wie<br />

wir unsere Herzen verhärten können. Wir können<br />

die Fähigkeit verlieren, vor Scham zu erröten. Jeremia<br />

verkündete dem Volk Juda das Wort Gottes:<br />

»Du hattest die Stirn eines Hurenweibes und wolltest dich<br />

nicht schämen« (Jer. 3,3). Hier sehen wir die Weigerung,<br />

Buße zu tun, in Verbindung mit der Unterdrückung<br />

der Schuldgefühle. Das Volk Juda beteuerte<br />

seine Unschuld, während es unaufhörlich das<br />

Gesetz Gottes verletzte. Durch mehrmalige Sünde<br />

erlangten die Israeliten die »Stirn« einer Hure.<br />

Das bedeutet, sie vergaßen, was es heißt, sich zu<br />

schämen.<br />

voiceofhope.de | 17


Das Fehlen der Schuldgefühle stellt jedoch keine<br />

Entschuldigung für die tatsächlich vorhandene<br />

Schuld dar. Ein Mann, der wegen Mor<strong>des</strong> angeklagt<br />

wird, wüsste, wie fadenscheinig seine Verteidigung<br />

wäre, wenn er nur vorzubringen hätte:<br />

»Aber ich fühle mich nicht schuldig.« Es gibt psychopathische<br />

Mörder, die keinerlei Reue über ihre<br />

Verbrechen empfinden. Das Fehlen der Reue entschuldigt<br />

ihre Taten jedoch nicht.<br />

Es ist traurig, wie in der heutigen Zeit häufig<br />

Berater die Schuldprobleme der Menschen dadurch<br />

zu lindern suchen, dass sie sich auf die<br />

Beseitigung der Schuldgefühle konzentrieren.<br />

Um die Schuld zu verringern, wird diesen Leuten<br />

eingeredet, sie seien Opfer ihrer Umgebung und<br />

der unterdrückenden moralischen Ansprüche einer<br />

unzeitgemäßen Religion. Das trifft nicht nur<br />

auf Nichtchristen zu, sondern auch auf Christen.<br />

Viele Christen, die aufgrund vergangener oder<br />

gegenwärtiger Sünde unter drückender Schuld leben,<br />

klagen dem Therapeuten ihren Kummer und<br />

bekommen im Wesentlichen zu hören: »Wenn<br />

man Ihr Leben betrachtet, das Sie führen mussten,<br />

dann ist es kein Wunder, dass Sie sich so verhalten<br />

haben. Solange Sie das verstehen, gibt es<br />

kein wirkliches Problem.«<br />

Aber das ist nicht wahr, oder? Ein Problem<br />

zu erklären, beseitigt es noch nicht. Schuld verschwindet<br />

nur, wenn wir mit Gott ins Reine<br />

kommen. <strong>Die</strong>se Stellung können wir jederzeit<br />

erlangen, denn wir dienen einem Gott, der vergibt.<br />

Aber Er zwingt Seine Kinder nicht, Ihn um<br />

Vergebung zu bitten. Sie tun dies aus freiem Willen,<br />

oder sie quälen sich mit Schuld herum, die die<br />

Therapeuten nicht wegerklären können.<br />

Einmal sprach mich eine verzweifelte College-Studentin<br />

an, die verlobt war. Sie erklärte,<br />

dass sie eine sexuelle Beziehung zu ihrem Verlobten<br />

eingegangen war und sich <strong>des</strong>wegen schuldig<br />

fühlte. Sie berichtete mir, dass sie die Beratungslehrerin<br />

aufgesucht hatte, die ihr sagte: »Der<br />

Grund, weshalb Sie sich schuldig fühlen, liegt<br />

darin, dass Sie zum Opfer einer viktorianischen<br />

Ethik oder eines puritanischen Tabus geworden<br />

sind. Sie müssen verstehen, dass Ihr Verhalten<br />

vollkommen normal ist. Es ist ein gesunder Ausdruck<br />

reifer Selbstverwirklichung und eine Vorbereitung<br />

auf die Ehe.«<br />

Dann sagte das Mädchen: »Aber, Professor<br />

Sproul, ich fühle mich immer noch schuldig!«<br />

Ich erwiderte: »Vielleicht ist der Grund für Ihre<br />

Schuldgefühle, dass Sie schuldig sind. Das Verbot<br />

der Unzucht wurde nicht von Königin Viktoria erfunden<br />

und war auch keine Erfindung der Puritaner.<br />

Es ist Gott, der Unzucht verbietet. Wenn wir<br />

die Gesetze Gottes brechen, laden wir uns wirkliche<br />

Schuld auf. Das einzige mir bekannte Heilmittel<br />

für reale Schuld ist reale Vergebung.«<br />

Ich erklärte der jungen Frau, dass der Preis für<br />

echte Vergebung echte Buße ist. Echte Buße ist etwas,<br />

was der Einzelne selbst tun muss. Niemand<br />

sonst kann für mich Buße tun. Und ich kann für<br />

keinen anderen Buße tun. Ich ermutigte die Frau,<br />

sich Zeit zu nehmen, um allein mit Gott zu sein,<br />

vor Ihm auf ihre Knie zu gehen, ohne mich und<br />

ohne ihre Beratungslehrerin. Dann wies ich sie<br />

auf die biblische Wahrheit hin: »Wenn wir aber unsere<br />

Sünden bekennen, so ist Er treu und gerecht, dass Er<br />

uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit«<br />

(1.Joh. 1,9). Durch Gottes Gnade würde<br />

sie frei von Angst und Lähmung sein, die sich im<br />

Gefolge der Schuld einstellen.<br />

Als Christen müssen wir unser Leben prüfen.<br />

Wir müssen uns zwei grundlegende Fragen<br />

stellen: An welchem Punkt bin ich in meinem<br />

geistlichen Wachstum gelähmt? Warum bin ich<br />

gelähmt? Wenn wir diese beiden Fragen richtig<br />

beantworten können, werden wir aller Wahrscheinlichkeit<br />

nach in der Lage sein, jene Bereiche<br />

der Angst und Schuld zu ermitteln, die einer Lösung<br />

bedürfen. <strong>Die</strong> Gnade Gottes – besonders die<br />

Gnade der Vergebung – ist die stärkste <strong>Kraft</strong>, die<br />

uns zur Verfügung steht, um von Lähmung befreit<br />

zu werden.<br />

Gott möchte nicht, dass wir gelähmt sind. Er<br />

möchte, dass wir uns in Ihm so geborgen fühlen,<br />

dass wir keine wirkliche Angst vor der Welt und<br />

ihren Widerständen zu haben brauchen. Er möchte,<br />

dass wir uns unserer Sünden bewusst sind, aber<br />

Er hat keine Freude daran, wenn wir durch unsere<br />

Schuld bewegungsunfähig werden. Wie jeder gute<br />

menschliche Vater und jede gute menschliche<br />

Mutter ist Gott sehr darauf bedacht, uns aus einem<br />

Leben in Angst und Schuld herauszuführen,<br />

damit wir frei werden, zu tun, was richtig und Ihm<br />

wohlgefällig ist. Welche Freiheit wird uns da angeboten!<br />

Freiheit von Schuld, Freiheit von Angst,<br />

Freiheit, um Gott zu dienen und Ihm mit allem,<br />

was wir sind, zu gefallen. Kein Therapeut der Welt<br />

kann uns ein solches Leben bieten.<br />

18 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2022</strong>


R.C. Sproul<br />

GOTT wohlgefällig LEBEN<br />

Wie sieht der Prozess der Heiligung aus? Wie beginnen wir ihn? Und ist es überhaupt<br />

möglich, ein Gott wohlgefälliges Leben zu führen?<br />

R.C. Sproul erklärt, dass ein Gott wohlgefälliges Leben nicht nur möglich ist, sondern<br />

dass es unsere Berufung ist. Er gibt in seinem Buch einen tiefgehenden Einblick in<br />

Gottes Plan und Weg zur geistlichen Reife. Sproul enthüllt das postmoderne Denken<br />

und die Verführung durch Irrlehren und zeigt, wie jeder Gläubige durch eine Beziehung<br />

zu Gott eine authentische, dauerhafte Umgestaltung seines Lebens erfahren kann.<br />

Reich an biblischen Einsichten, bietet dieses Buch einen praktischen Leitfaden für<br />

jeden, der sich danach sehnt, ein Leben zu führen, das den Erretter ehrt.<br />

NEU-<br />

auflage<br />

Bestell-Nr.: 875.276 | Seiten: 210<br />

Art: Leinen, zweifarbig, Goldprägung | 17,90 €<br />

voiceofhope.de | 19


DIE NEUE<br />

KLEINE VOH-REIHE<br />

Peter Schild<br />

GEMEINDE<br />

UND MISSION<br />

Bestell-Nr.: 875.212<br />

D. Martyn Lloyd-Jones<br />

WAS IST BIBLISCHE<br />

VERKÜNDIGUNG?<br />

Bestell-Nr.: 875.213<br />

Ryan M. McGraw<br />

WAS IST EIN<br />

CHRIST?<br />

Bestell-Nr.: 875.277<br />

Je Stck.<br />

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Bild kommt hier hin<br />

20 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2022</strong><br />

ZUR SERIE DER<br />

KLEINEN VOH-REIHE


WAS IST EIN CHRIST?<br />

Ein Auszug aus dem gleichnamigen Buch von Ryan M. McGraw<br />

RYAN M. McGRAW<br />

ist mit Krista verheiratet, und sie haben drei Söhne. Er ist<br />

Prediger und Bibellehrer am reformierten theologischen Seminar<br />

in Greenville, schreibt regelmäßig Artikel und Buchbesprechungen<br />

für zahlreiche Publikationen und ist Autor einiger Bücher.<br />

VORWORT von Niko Derksen<br />

Wir leben in einer Zeit, wo es schwierig<br />

erscheint, einen wahren Christen zu<br />

definieren. <strong>Die</strong> Welt sagt: »Jeder, der<br />

in die Kirche geht, ist ein Christ.« Natürlich trifft<br />

es zu, dass Christen in die Kirche gehen, und es<br />

ist auch unmöglich für einen wahren Christen,<br />

nicht regelmäßig zum Gottesdienst zu gehen. Der<br />

Kirchgang an sich macht allerdings noch keinen<br />

Christen aus.<br />

Andere meinen: »Ein Christ ist jemand, der ein<br />

gutes und moralisches Leben führt.« Ganz gewiss<br />

werden wahre Christen sich um ein gutes, moralisches<br />

Leben bemühen. Aber sie wissen auch, dass<br />

sie dadurch niemals zu Christen wurden. In unserer<br />

Gesellschaft gibt es viele Menschen, die sich<br />

bemühen, ein moralisches Leben zu führen, aber<br />

sich niemals als Christen bezeichnen würden. <strong>Die</strong><br />

Heilige Schrift ist ziemlich eindeutig darin, dass<br />

selbst die besten Taten eines Menschen nicht ausreichen,<br />

um von Gott angenommen zu werden.<br />

Wahre Christen wissen, dass in den Augen Gottes<br />

»alle unsere Gerechtigkeit wie ein beflecktes Kleid« ist<br />

(Jes. 64,5).<br />

Wahres Christentum ist viel mehr, als nur zur<br />

Kirche zu gehen, getauft und ein Mitglied einer<br />

Ortsgemeinde zu sein, ein moralisches Leben zu<br />

führen und sich vom Bösen fernzuhalten. Es ist<br />

auch viel mehr als eine bloße Religion. Der Unterschied<br />

zwischen selbstgemachter Religion und<br />

dem wahren Christentum – so wie die Heilige<br />

Schrift es uns beschreibt – besteht darin, dass sich<br />

das Christentum auf ehrliche Weise dem stellt,<br />

was und wer Gott ist und was der Mensch ist.<br />

Der Gott der Bibel, der dreieinige Gott, ist ein<br />

heiliger und gerechter Gott. In Seiner unendlichen<br />

Weisheit schuf Er durch Sein Wort das ganze<br />

Universum und alles Lebende. Als die Menschen<br />

in Sünde fielen, musste Gott sie in Seiner Heiligkeit<br />

aus Seiner Gegenwart vertreiben. Durch den<br />

Sündenfall ist die menschliche Natur völlig verdorben,<br />

und sie kann sich selbst nicht davon befreien.<br />

Das ist der Grund, warum alle Religionen<br />

mit ihren Bemühungen immer scheitern.<br />

Das wahre Christentum ist die Antwort Gottes<br />

auf die Sünde der Menschheit und ist <strong>des</strong>halb die<br />

einzige Lösung. Ich behaupte das, weil das Evangelium<br />

von Jesus Christus die einzige Hoffnung<br />

für unsere Welt ist. Alles, was Menschen versucht<br />

haben, ist gescheitert. In der Philosophie oder in<br />

der Politik werden Menschen keine Hoffnung finden;<br />

jede Religion, auch die Kirche, ist unfähig,<br />

den Menschen eine sichere Hoffnung zu geben.<br />

voiceofhope.de | 21


<strong>Die</strong> einzige Hoffnung ist das Evangelium der freien<br />

Gnade Gottes in Jesus Christus, welches allen<br />

Menschen Rettung bringt, die aufrichtig Buße tun<br />

und an den wahren Sohn Gottes glauben. Unsere<br />

Welt und selbst unzählige Menschen, die sich<br />

Christen nennen, kennen das Evangelium und<br />

das wahre Christentum nicht. Doch es ist immer<br />

noch die einzige Hoffnung für sie. Es ist daher<br />

dringend notwendig, dass wir uns fragen, was ein<br />

wahrer Christ ist.<br />

In diesem kleinen Buch erklärt Ryan Mc-<br />

Graw anhand der Heiligen Schrift, was es bedeutet,<br />

ein Christ zu sein, und zwar in Bezug auf das,<br />

was man glaubt, was man erlebt und wie man<br />

handelt – ein ganzheitliches Christentum mit<br />

Kopf, Herz und Händen.<br />

Ich glaube, dass viele Gemeindeglieder völlig<br />

unsicher darin sind, ob sie wirklich errettet sind,<br />

dass aber andere, die sich Christen nennen, gar<br />

nicht wirklich wissen, was einen Menschen zum<br />

Christen macht. Sie haben die Auffassung, die<br />

christliche Botschaft sei letzten En<strong>des</strong> nichts als<br />

eine Lehre darüber, wie wir unser Leben untereinander<br />

in Frieden führen können: arbeiten, um<br />

glücklich zu sein, und dann das Leben genießen.<br />

<strong>Die</strong> meisten interessieren sich wenig für das Alte<br />

Testament, und mit der Lehre <strong>des</strong> Apostels Paulus<br />

über die Rechtfertigung können sie auch nichts<br />

anfangen. Sie haben auch kein biblisches Verständnis<br />

von der Gemeinde Jesu und deren Auftrag<br />

in dieser Welt. Statt<strong>des</strong>sen legen sie großen<br />

Wert auf ethische Lehre. Sie sagen: »Man braucht<br />

nicht ständig die Bibel zu lesen, regelmäßig die<br />

Gemeinde zu besuchen, sondern nur die allgemeinen<br />

Prinzipien zu verstehen und sie in die Tat<br />

umzusetzen.« Das ist aber eine völlig falsche Vorstellung<br />

vom Christentum, nicht wahr?<br />

Wenn wir also wissen wollen, was ein Christ<br />

wirklich ist, was er glaubt und warum er sich völlig<br />

von der Welt unterscheiden muss, dann kommen<br />

wir nicht darum herum, die Antwort in der<br />

Heiligen Schrift zu suchen, die die Quelle der<br />

Wahrheit und die einzige Autorität für alle wichtigen<br />

Lebensfragen ist.<br />

Mein Gebet ist, dass der Heilige Geist durch<br />

dieses kleine Buch jedem Leser die Gewissheit<br />

gibt, ob er wirklich ein wahrer Christ ist oder<br />

nicht. Und wer sich seiner Errettung nicht gewiss<br />

ist, der möge überführt und zur Buße und zum<br />

Glauben geleitet werden. Und jeder, der durch die<br />

Gnade Gottes ein Nachfolger Jesu geworden ist,<br />

möge zu den Grundlagen <strong>des</strong> Glaubens gelangen,<br />

um in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn<br />

zu wachsen.<br />

Das Streben eines wahren Christen sollte sein,<br />

Jesus Christus ähnlich zu werden – und das mehr<br />

und mehr, bis zu unserem letzten Atemzug. Und<br />

je mehr wir Ihm ähnlich werden, umso unähnlicher<br />

werden wir dann all denen sein, die keine<br />

Christen sind. So zeichnet sich das wahre Volk<br />

Gottes aus!<br />

EINLEITUNG von Ryan M. McGraw<br />

Stellen wir uns vor, dass einige Studenten am Mittagstisch<br />

sitzen. Während ihres Gesprächs kommt<br />

das Thema Christentum zur Sprache, und einer<br />

von ihnen stellt die Frage: »Was ist überhaupt ein<br />

Christ?«<br />

Darauf antwortet einer von ihnen: »Ich denke,<br />

ich bin ein Christ. Meine Eltern sind sehr religiös,<br />

und mein Onkel ist Pastor einer Gemeinde.«<br />

Ein anderer sagt: »Ich bin ein Christ, da ich<br />

schon seit meiner Kindheit zur Kirche gehe, getauft<br />

und Mitglied der Gemeinde bin.«<br />

Einer der anderen Studenten widerspricht<br />

dem: »Es geht nicht nur darum, zur Kirche zu gehen.<br />

Ich nenne mich Christ, weil ich mich nach<br />

besten Kräften bemühe, Menschen zu lieben und<br />

das zu tun, was Gott will.«<br />

Eine junge Dame fügt hinzu: »Das ist nicht genug.<br />

Ich bin ein Christ, weil ich nicht in die Hölle<br />

kommen wollte. Deshalb habe ich Jesus gebeten,<br />

in mein Herz zu kommen, wie der Prediger es gesagt<br />

hat.«<br />

Jemand anderes äußert seine Meinung und<br />

sagt: »Ich bin mir nicht sicher, ob irgendjemand<br />

wirklich wissen kann, ob er ein wahrer Christ ist,<br />

bis er stirbt und dann feststellt, wie er vor Gott<br />

steht.«<br />

Ein Student, der sich alles still angehört hat,<br />

sagt plötzlich: »Jeder ist ein Kind Gottes, unab-<br />

22 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2022</strong>


hängig von seiner Religion. Welches Recht haben<br />

wir, zu behaupten, dass jemand kein Christ sei?«1<br />

Wer hat recht? Leider hat keiner dieser Studenten<br />

einen Christen in einer Weise definiert, die mit der<br />

Lehre Jesu Christi übereinstimmt.<br />

Der Begriff »Christ« wird genauso häufig missbraucht,<br />

wie er in rechter Weise gebraucht wird.<br />

Du magst vielleicht sagen: »Ich erkenne einen<br />

Christen, wenn ich einem begegne.« Man spricht<br />

jedoch von christlichen Nationen, christlichen<br />

Menschen, christlichen Kirchen, christlichen Büchern,<br />

christlichen Werten und vielen anderen<br />

christlichen Dingen. Für manche ist ein Christ ein<br />

Konservativer, ob politisch, sozial, wirtschaftlich<br />

oder in allen drei Bereichen. Für andere ist ein<br />

Christ ein Plagegeist, der den Fortschritt verhindert,<br />

indem er sich an veraltete Glaubensvorstellungen,<br />

Traditionen und Verbote klammert. Für<br />

die Menschen in manchen islamischen Ländern<br />

ist ein Christ ein starrköpfiger Ungläubiger.<br />

Ein Christ ist die Person, die jeder zu kennen<br />

behauptet, die aber niemand eindeutig identifizieren<br />

kann. Das Einzige, was über diesen Namen<br />

wahr bleibt, ist, dass ihm ȟberall widersprochen<br />

wird« (Apg. 28,22).<br />

WIE KÖNNEN WIR<br />

NUN EINEN CHRISTEN<br />

DEFINIEREN?<br />

Der beste Weg ist, zu betrachten, wie dieses Wort<br />

in der Bibel verwendet wird. Das Wort »Christ«<br />

kommt insgesamt dreimal im Neuen Testament<br />

vor. Zunächst war es eine verächtliche Bezeichnung<br />

für die Jünger Jesu Christi in Antiochia<br />

(Apg. 11,26). Ein Jünger ist jemand, der sich<br />

der Autorität eines Lehrers unterworfen hat,<br />

um von ihm zu lernen. Allerdings umfasst das<br />

Christsein mehr als nur das Erlernen von Informationen;<br />

ein Jünger Jesu Christi ist mit Ihm<br />

verbunden, indem er Ihm seine höchste Liebe<br />

und Treue schenkt, die alles andere übertrifft<br />

(Lk. 14,26-27.33), und im Laufe der Zeit wird er<br />

seinem Meister ähnlich (Lk. 6,40).<br />

<strong>Die</strong> neue Bezeichnung für die Jünger Jesu<br />

Christi setzte sich fest, und wir hören sie als<br />

nächstes aus dem Mund von König Agrippa, während<br />

er zu dem Apostel Paulus spricht: »Es fehlt<br />

nicht viel, und du überre<strong>des</strong>t mich, dass ich ein Christ<br />

werde!« (Apg. 26,28).<br />

Schließlich wurde sie von den Gläubigen selbst<br />

angenommen; der Apostel Petrus sagt, dass niemand<br />

sich schämen sollte, als Christ zu leiden, da<br />

er sich eines Tages an der Herrlichkeit Christi jubelnd<br />

erfreuen wird (1.Pt. 4,13.16). William Plumer<br />

schreibt: »Es ist lobenswert, den Namen Christ<br />

zu tragen; es ist die größte Ehre und das höchste<br />

Glück, das jemals auf Erden erlangt wurde.«²<br />

WAS IST ALSO EIN CHRIST?<br />

Das Wort selbst sagt uns, dass sich alles um Christus<br />

dreht. Thomas Peck schreibt: »Der Name beinhaltet<br />

die Zugehörigkeit zur Schule Christi,<br />

den Glauben an Seine Lehren und den Gehorsam<br />

gegenüber Seinen Geboten.«3 Glaubensüberzeugung<br />

und Gehorsam, oder Vertrauen und Liebe<br />

sind das Wesen <strong>des</strong> Christentums (2.Tim. 1,13).<br />

Martin Luther sagt dazu: »<strong>Die</strong>s sind die beiden<br />

Scharniere, an denen das ganze Christentum<br />

hängt – Glaube und Liebe.« Ebenfalls sagt der große<br />

Westminster Katechismus: »<strong>Die</strong> Heilige Schrift<br />

lehrt hauptsächlich, was der Mensch in Bezug<br />

auf Gott zu glauben hat und welche Pflicht Gott<br />

vom Menschen einfordert.« Jedoch beinhaltet<br />

das Christentum noch mehr, denn die Berufung,<br />

ein Jünger Jesu zu sein, ist eine Berufung, die<br />

den Christen in echter geistlicher Erfahrung mit<br />

Christus verbindet (Joh. 15,5).<br />

Ein Christ ist jemand, den Gott durch den<br />

Glauben mit Christus verbunden hat, so dass er<br />

glaubt, was Christus lehrt, und befolgt, was Christus<br />

befiehlt. In diesem kleinen Buch werden wir<br />

diese drei Aspekte <strong>des</strong> Christseins eingehender<br />

untersuchen: Was ein Christ glaubt, was ein Christ<br />

erlebt und wie ein Christ handelt.<br />

1<br />

<strong>Die</strong>se sechs Sichtweisen kommen aus der Liste in Wayne Mack,<br />

»The Bible’s Answer to the Question: What Is a Christian?«, Mack Publishing.<br />

2<br />

William S. Plumer, »The Christian«, Sprinkle Publications.<br />

3<br />

Thomas E. Peck, »The Writings of Thomas E. Peck«, Banner of Truth.<br />

voiceofhope.de | 23


Was ist BIBLISCHE<br />

Verkündigung?<br />

Ein Auszug aus dem gleichnamigen Buch von D. Martyn Lloyd-Jones<br />

D. MARTYN LLOYD-JONES (1899-1981)<br />

war Pastor in der Westminster Chapel und Autor zahlreicher<br />

Bücher. Dazu zählen eine 14-bändige Auslegung <strong>des</strong> Römerbriefes<br />

(sowie zahlreiche weitere Auslegungen), »<strong>Die</strong> Predigt und der<br />

Prediger« und »Einig in Wahrheit«.<br />

VORWORT von Niko Derksen<br />

Im Jahr 2008 wurde mir das Buch »<strong>Die</strong> Predigt<br />

und der Prediger« von D. Martyn Lloyd-Jones<br />

zu lesen empfohlen. <strong>Die</strong>ses Buch hat mich<br />

völlig überrascht. So etwas hatte ich zuvor noch<br />

nie gelesen, und von dem Autor hatte ich noch<br />

nie etwas gehört. Das veranlasste mich, alle seine<br />

Bücher zu kaufen, die es auf Deutsch gibt, und sie<br />

gründlich zu studieren. In all den Jahren hat mich<br />

Lloyd-Jones mehr geprägt als jeder andere Prediger<br />

oder Autor.<br />

<strong>Die</strong>ses kleine Buch »Was ist biblische Verkündigung?«<br />

sollte jeden Prediger und jeden Pastor<br />

ermutigen, genau das zu tun: in Treue das Evangelium<br />

zu verkündigen.<br />

Mehr als 30 Jahre lang predigte D. Martyn Lloyd-Jones<br />

in Wales und in der Westminster Chapel<br />

in London. Heute gilt er weithin als einer der größten<br />

Prediger <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts, wenn nicht sogar<br />

als einer der bedeutendsten seit seinem Vorbild<br />

Jonathan Edwards im 18. Jahrhundert.<br />

David Martyn Lloyd-Jones, der in Wales geboren<br />

und aufgewachsen ist, arbeitete als Assistenzarzt<br />

<strong>des</strong> königlichen Arztes in London, bevor er<br />

den Ruf erkannte, seine Karriere als Arzt aufzugeben<br />

und in den vollzeitigen Predigtdienst zu gehen.<br />

Seit 1927 diente er als Pastor, Prediger und Lehrer<br />

in der Westminster Chapel in London, bevor er<br />

1968 wegen Krankheit in den Ruhestand ging.<br />

Den Rest seines Lebens verbrachte er damit,<br />

seine Predigten für die Veröffentlichung aufzubereiten,<br />

andere Pastoren zu beraten und an Predigerseminaren<br />

zu lehren. <strong>Die</strong> Erkenntnisse von<br />

D. Martyn Lloyd-Jones über den Römerbrief, die<br />

er in jahrzehntelanger Predigttätigkeit gewonnen<br />

hat, sind in 14 Bänden zusammengefasst (leider<br />

aber noch nicht auf Deutsch erhältlich). <strong>Die</strong> Veröffentlichung<br />

dieser umfangreichen Auslegung<br />

hat seine auf dem Glauben basierende Weisheit<br />

weit über das hinaus verbreitet, was sein gesprochenes<br />

Wort jemals vermochte.<br />

Zu den weiteren veröffentlichten Büchern von D.<br />

Martyn Lloyd-Jones gehören u. a.:<br />

• Predigten über die Apostelgeschichte<br />

(Band 1-5)<br />

• Bergpredigt (Band 1-2)<br />

• 1. Johannesbrief (Band 1-2)<br />

• Ehe, Familie, Beruf (Epheser 5,18-6,9)<br />

• Der geistliche Kampf (Epheser 6,10-13)<br />

24 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2022</strong>


• Mit ganzem Einsatz (Epheser 6,10-20)<br />

• Studienreihe über biblische Lehren<br />

(Band 1-4)<br />

• <strong>Die</strong> Predigt und der Prediger<br />

• Geistliche Krisen und Depressionen<br />

Martyn Lloyd-Jones hat jedoch noch viel mehr<br />

Bücher veröffentlicht. Meistens sind sie aus seinen<br />

Auslegungspredigten aus den dreißig Jahren<br />

seines Wirkens als Prediger entstanden.<br />

In diesem kleinen Buch zeigt Lloyd-Jones, was<br />

Predigen bedeutet, was gepredigt werden muss<br />

und welch einen Stellenwert das Predigen in der<br />

Gemeinde einnehmen sollte, wenn wir eine gesunde<br />

und bibeltreue Gemeinde sein wollen.<br />

In seinem wohl wichtigsten Buch »<strong>Die</strong> Predigt und<br />

der Prediger« erklärt Lloyd-Jones, wer überhaupt<br />

in der Gemeinde predigen sollte: »Das Predigeramt<br />

ist nicht etwas, das man sozusagen nebenbei<br />

ausüben kann, sondern etwas für jemanden, <strong>des</strong>sen<br />

ganze Zeit davon beansprucht ist. Seit mehr<br />

als hundert Jahren wurde die Sichtweise angenommen,<br />

dass das Predigen fast jedem Mann,<br />

der Christ geworden ist, erlaubt sei. Ich behaupte,<br />

dass dies eine unbiblische Sichtweise der Verkündigung<br />

ist.«<br />

Dann stellt er die Frage: »Was ist ein Prediger?«<br />

Für die damalige Zeit war die Antwort noch<br />

nicht schwer; doch wie würden wir sie heute beantworten?<br />

<strong>Die</strong> einen meinen, jeder, der predigen<br />

möchte und Theologie studiert hat oder zumin<strong>des</strong>t<br />

ein Predigerseminar besucht hat, könne predigen.<br />

<strong>Die</strong> anderen meinen, dass jeder redebegabte<br />

Christ predigen sollte. Noch andere bestehen<br />

darauf, dass jeder predigen sollte, der von der Gemeinde<br />

dazu berufen ist.<br />

Nun, Lloyd-Jones argumentiert wie folgt: »Ein<br />

Prediger ist nicht jemand, der sich einfach dazu<br />

entscheidet, zu predigen; und genauso wenig, wie<br />

er sich dazu entscheiden kann, zu predigen, kann<br />

er sich dazu entscheiden, den Predigtdienst als<br />

seine Berufung anzunehmen. Das Predigtamt ist<br />

niemals etwas, das ein Mensch selbst auszuüben<br />

beschließt. Vielmehr geschieht es, dass er sich seiner<br />

»Berufung« bewusst wird. <strong>Die</strong> ganze Frage der<br />

Berufung ist keine leichte Angelegenheit, und alle<br />

<strong>Die</strong>ner <strong>des</strong> Wortes haben mit ihr gerungen, weil<br />

sie für uns von so entscheidender Bedeutung ist.«<br />

Einige Männer in der Gemeinde ringen auch<br />

heute mit der Frage: »Bin ich zum Prediger berufen<br />

oder nicht? Wie kann ich das wissen?« D. Martyn<br />

Lloyd-Jones war einer der größten Prediger seiner<br />

Zeit. Obwohl er viel gelehrt und gepredigt hatte<br />

und sich seiner Berufung als Prediger gewiss war,<br />

empfand er immer seine Schwachheit, ja sogar<br />

Furcht und Zittern, weil er nämlich immer wieder<br />

so sehr vor der großen Verantwortung zurückschreckte,<br />

dass er manchmal von anderen Ältesten<br />

erst zu seinem <strong>Die</strong>nst gedrängt werden musste.<br />

Vielleicht ist die Sichtweise heute verlorengegangen,<br />

dass kein <strong>Die</strong>nst in der Gemeinde eine so<br />

hohe Verantwortung mit sich bringt wie das Predigen<br />

<strong>des</strong> Wortes Gottes. Gott wird jeden Prediger<br />

und Lehrer <strong>des</strong> Wortes danach richten, wie treu<br />

und sorgfältig er seine Verkündigung ausgeübt<br />

hat. Je<strong>des</strong> Versagen und oberflächliches <strong>Die</strong>nen<br />

als Prediger <strong>des</strong> Wortes Gottes bringt nicht nur<br />

Schande, sondern auch Gericht hervor; aus diesem<br />

Grund ermahnt Paulus Timotheus:<br />

»Strebe eifrig danach, dich Gott als bewährt zu erweisen,<br />

als einen Arbeiter, der sich nicht zu schämen braucht,<br />

der das Wort der Wahrheit recht teilt« (2.Tim. 2,15).<br />

Lloyd-Jones schreibt: »Ein Mann, der meint, er sei<br />

kompetent und könne quasi nebenbei ›in seiner<br />

Freizeit‹ mühelos predigen, und der so ohne je<strong>des</strong><br />

Empfinden von Furcht und Zittern oder ohne je<strong>des</strong><br />

Zögern auf die Kanzel eilt, ist eigentlich jemand,<br />

der lauthals verkündigt, dass er nie zum Prediger<br />

berufen worden ist. Ein Mann, der von Gott dazu<br />

berufen worden ist, ist jemand, der erkennt, wozu er<br />

berufen worden ist. So erkennt er, dass das Predigen<br />

die größte Verantwortlichkeit in der Gemeinde<br />

mit sich bringt, und er schreckt <strong>des</strong>halb davor zurück.<br />

Nichts Geringeres als dieses überwältigende<br />

Empfinden, berufen worden zu sein, und der auferlegte<br />

innere Zwang sollte einen Menschen überhaupt<br />

zum Predigen veranlassen.«<br />

<strong>Die</strong>se demütige Haltung von Martyn Lloyd-Jones<br />

zeigt sich in seinen Predigten immer wieder.<br />

Sie sind voller <strong>Kraft</strong> und Leidenschaft, ermahnend<br />

und erbaulich zugleich. Ihm ging es immer<br />

darum, Christus und Sein Wort zu predigen. Er<br />

glaubte an die <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> Wortes Gottes, und dass<br />

der Glaube, wie Paulus es in Römer 10 sagt, durch<br />

die Predigt <strong>des</strong> Wortes Gottes kommt. So wie der<br />

Glaube durch die Predigt kommt, so gebraucht der<br />

voiceofhope.de | 25


Herr auch die Predigt als Werkzeug zur Heiligung<br />

und Zurüstung der ganzen Gemeinde. Lloyd-Jones<br />

war bekannt als Auslegungsprediger, der ganze<br />

Bibelbücher und Briefe <strong>des</strong> Neuen Testaments<br />

Vers für Vers, Kapitel für Kapitel ausgelegt hat. Er<br />

war nämlich überzeugt davon, dass durch die Auslegungspredigt<br />

gewährleistet ist, dass der ganze<br />

Ratschluss Gottes gepredigt wird und man somit<br />

Gott Selbst sprechen lässt anstatt Menschen.<br />

Es scheint so, dass viele Prediger unserer Zeit<br />

nicht mehr vom Predigen begeistert sind, also<br />

kaum noch so leidenschaftliche Prediger sind wie<br />

z. B. die Puritaner, M. Henry, J. Owen, J. Bunyan<br />

oder C.H. Spurgeon und D.M. Lloyd-Jones. Natürlich<br />

ist das Resultat dann, dass auch die Gemeinden<br />

keine große Begeisterung für eine Predigt haben;<br />

somit fehlt ihnen die Gotteserkenntnis und<br />

Gottesfurcht. Viele Christen zweifeln inzwischen<br />

ernsthaft an der Wirkung <strong>des</strong> gepredigten Wortes<br />

Gottes. Prediger sind ernsthaft verwirrt darüber,<br />

was ihren <strong>Die</strong>nst betrifft, und <strong>des</strong>halb stehen Vorträge,<br />

Zeugnisse, Unterhaltung wie Anspiele und<br />

Theater, Lobpreisbands oder sonstige Musik und<br />

andere zweitrangige Gemeindedienste mehr im<br />

Vordergrund als die Kanzel und die Predigt.<br />

Unsere Generation muss wieder den wahren<br />

Wert <strong>des</strong> gepredigten Wortes Gottes und der Macht<br />

der Verkündigung erkennen. Wenn wir verstehen<br />

wollen, was es bedeutet, das Evangelium der Gnade<br />

Gottes zu predigen und zu lehren, müssen wir<br />

uns den größten Prediger und Apostel <strong>des</strong> Neuen<br />

Testaments anschauen. Was und wie predigte der<br />

Apostel Paulus? Er predigte Christus, er predigte<br />

das Wort Christi. Er verkündigte das Geheimnis,<br />

das im Neuen Testament geoffenbart wurde. Er<br />

verkündigte das Wort der Wahrheit. Er predigte<br />

den ganzen Ratschluss Gottes. All diese Begriffe<br />

weisen auf den Inhalt seiner Botschaft hin.<br />

Heutzutage gibt es Männer, die begabte Redner<br />

sind, die ein Publikum durch die Macht ihrer überzeugenden<br />

Rede beeinflussen und zu etwas bewegen<br />

können. Es gibt Menschen, die gut ausgebildet<br />

sind, die den menschlichen Verstand, Logik und<br />

Wissen anwenden können, Geschichten erzählen<br />

und die Herzen bewegen können. Aber ein Mann,<br />

der nicht das Wort Gottes verkündigt, ist kein treuer<br />

Prediger. Er ist kein von Gott berufener Prediger.<br />

John MacArthur sagte: »Ich habe mein Herz an<br />

die Auslegungspredigt gehängt, daran, das Wort<br />

Woche um Woche Vers für Vers zu verkündigen.<br />

Manche verurteilen solche Art von Predigen; sie<br />

bringen lieber Themen und erzählen dabei viele<br />

Erlebnisse. Sie können Menschen sehr bewegen;<br />

aber sie predigen nicht das Wort, sondern nur Gedanken<br />

aus dem Wort.«<br />

Und der schottische Prediger William Taylor<br />

schrieb: »Lasst uns nie vergessen, dass derjenige,<br />

der auf der Kanzel zu hohem Ansehen und<br />

Nützlichkeit gelangt und weise darin wird, Seelen<br />

zu gewinnen, über die Arbeit <strong>des</strong> <strong>Die</strong>nstes sagen<br />

muss: ›Das ist die eine Sache, die ich tue.‹ Er muss<br />

sein ganzes Herz und sein ganzes Leben auf die<br />

Kanzel konzentrieren. Er muss seine Tage und<br />

seine Nächte darauf verwenden, jene Predigt vorzubereiten,<br />

durch die er bestrebt ist, seine Zuhörer<br />

zu überführen, ihre Herzen zu bewegen und<br />

ihr Leben zu erheben.«<br />

Solche Worte überführen mich persönlich. Ich sollte<br />

meine ganze Zeit darauf verwenden, Predigten<br />

vorzubereiten, um meine Zuhörer mit dem Wort<br />

zu überführen, damit ihr Leben in das Bild Christi<br />

umgestaltet wird. Leider bietet das Leben so viele<br />

Ablenkungen, dass wir uns viel zu wenig dem Wort<br />

und der Gemeinschaft mit dem Herrn widmen. Es<br />

ist so, wie jemand sagte: »Wir haben zwar viele beliebte<br />

Prediger, aber nur wenige in Vollmacht <strong>des</strong><br />

Geistes.« Ich glaube, der Herr beruft auch heute<br />

noch Männer, um Sein Wort zu predigen. Und jeder<br />

treue Prediger muss die Ernsthaftigkeit seines<br />

Auftrags und den Inhalt seines Auftrags verstehen.<br />

Es ist mein Gebet, dass der Herr in unserer Generation<br />

Männer erweckt, die sich hauptsächlich<br />

mit dem Lehren und Predigen <strong>des</strong> Wortes Gottes<br />

beschäftigen. Denn dies ist die einzige <strong>Kraft</strong> Gottes<br />

zur Errettung und das einzige Mittel, das der<br />

Herr gegeben hat – wie Paulus es in Epheser 4<br />

ausdrückt – »zur Zurüstung der Heiligen, für das Werk<br />

<strong>des</strong> <strong>Die</strong>nstes, für die Erbauung <strong>des</strong> Leibes <strong>des</strong> Christus,<br />

bis wir alle zur Einheit <strong>des</strong> Glaubens und der Erkenntnis<br />

<strong>des</strong> Sohnes Gottes gelangen, zur vollkommenen Mannesreife,<br />

zum Maß der vollen Größe <strong>des</strong> Christus; damit wir<br />

nicht mehr Unmündige seien, hin- und hergeworfen und<br />

umhergetrieben von jedem Wind der Lehre durch das betrügerische<br />

Spiel der Menschen, durch die Schlauheit, mit<br />

der sie zum Irrtum verführen, sondern, wahrhaftig in der<br />

Liebe, heranwachsen in allen Stücken zu Ihm hin, der das<br />

Haupt ist, der Christus« (Epheser 4,12-15).<br />

26 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2022</strong>


EINLEITUNG von D. Martyn Lloyd-Jones<br />

UNSERE VERANTWORTUNG<br />

ALS CHRISTEN<br />

Das Thema der biblischen Verkündigung ist zu jeder<br />

Zeit von großer Wichtigkeit, weil die Folgen,<br />

die sich aus unserer Einstellung zum Evangelium<br />

ergeben, sich auf die Ewigkeit auswirken. Aber es<br />

gibt zwei Gründe, die dieses Thema in unserer Zeit<br />

besonders bedeutsam machen. Zunächst hat die<br />

Gemeinde darin versagt, das Evangelium unseres<br />

Herrn und Retters Jesus Christus in der ihm angemessenen<br />

Weise darzubieten. <strong>Die</strong>ses Versagen<br />

hat einen allgemeinen Abfall von der Wahrheit<br />

bewirkt, mit dem Ergebnis, dass in steigendem<br />

Maß Gottlosigkeit und krasser Materialismus das<br />

Leben bestimmen. Aber auch wegen <strong>des</strong> besonderen<br />

Charakters der Zeit, in der wir leben, scheint<br />

es mir ein Thema von dringender Wichtigkeit zu<br />

sein. Zwar ist das Leben immer unsicher gewesen,<br />

aber von unserer Zeit gilt das in außergewöhnlichem<br />

Maß.<br />

Wir, die wir Christen sind, sollten immer unsere<br />

Worte abwägen und sorgfältig überlegen, wie<br />

wir das Evangelium der Gnade Gottes darbieten;<br />

aber zweifellos sollte uns dies dringlicher denn je<br />

eingeprägt werden, wenn wir mit Männern und<br />

Frauen in Berührung kommen, die ohne Hoffnung<br />

und ohne Gott in der Welt sind. Bedenken<br />

wir daher, dass das Thema, mit dem wir uns hier<br />

befassen wollen, von allergrößter Bedeutung ist.<br />

Und dabei sollten wir von der Tatsache, dass Gott<br />

uns diese überaus wichtige Aufgabe aufgetragen<br />

hat, aufs Neue gepackt werden. Welch ein wunderbares<br />

Vorrecht ist es, welch eine Ehre, dass der<br />

Herr, der allmächtige Gott, das Werk, Sein Evangelium<br />

auszubreiten und zu verkündigen, uns<br />

Christen anvertraut hat! Es ist ein wunderbares<br />

Vorrecht, aber zugleich ist es auch eine sehr große<br />

Verantwortung – eine Verantwortung, die uns allen<br />

übertragen ist und die unserem <strong>Die</strong>nst damit<br />

einen großen Ernst verleiht.<br />

Unser Thema ist so umfassend und so bedeutsam,<br />

dass es offensichtlich ganz unmöglich ist, es hier<br />

erschöpfend zu behandeln. Ich kann nur einige<br />

Gedanken darlegen, die ich für grundlegend halte,<br />

und dabei will ich versuchen, so praktisch wie nur<br />

möglich vorzugehen.<br />

Zwei Punkte möchte ich hervorheben:<br />

1. die positiven Prinzipien, die für diesen <strong>Die</strong>nst<br />

gelten, und<br />

2. einige der Gefahren, denen wir stets ausgesetzt<br />

sind, sobald wir den <strong>Die</strong>nst tun.<br />

BRAUCHEN JUNGE<br />

MENSCHEN EIN ANDERES<br />

EVANGELIUM?<br />

Wir wollen das Thema nicht nur allgemein behandeln,<br />

sondern auch hinsichtlich der Verkündigung<br />

<strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> besonders unter jungen Menschen.<br />

Das ist eine bedeutsame Unterscheidung,<br />

die – wenn wir nicht ganz vorsichtig sind – auch<br />

sehr gefährlich werden kann.<br />

In den letzten zwanzig Jahren etwa herrschte eine<br />

auffallende Tendenz, die Verkündigung in den Gemeinden<br />

in Altersgruppen aufzuteilen. Allzu viel<br />

habe ich nie von dieser Aufteilung in Altersgruppen<br />

– mittleres Alter, junge Erwachsene, Jugend,<br />

Kinder usw. – gehalten. Ich meine, wir müssen<br />

sehr aufpassen, dass wir nicht dem Evangelium<br />

Gewalt antun, um es so den verschiedenen Altersstufen<br />

anzupassen. So etwas wie ein besonderes<br />

Evangelium für die jungen Menschen, ein besonderes<br />

Evangelium für die mittlere Altersstufe und<br />

wieder ein anderes für die Alten gibt es nicht. Es<br />

gibt nur ein Evangelium, und wir müssen darauf<br />

achten, dass wir nicht daran herumpfuschen und<br />

herumflicken, weil wir diese Altersunterschiede<br />

vor Augen haben. Zur gleichen Zeit gibt es jedoch<br />

einen Unterschied in der Art, wie wir dieses eine<br />

Evangelium auf die verschiedenen Altersstufen<br />

anwenden; aber dabei handelt es sich um einen<br />

Unterschied, der sich nur auf unsere Methode bezieht.<br />

voiceofhope.de | 27


MISSION – AFGHANISTAN<br />

CHRISTEN IN<br />

DER FEUERPROBE<br />

Wussten Sie, dass Christen in Afghanistan weltweit am stärksten verfolgt werden?<br />

Wie können sie in so einem Land überleben?<br />

DIE AKTUELLE LAGE IM LAND<br />

Afghanistan ist ein Land, das sich seit über 40<br />

Jahren im Krieg befindet. Es ist ein Land, das von<br />

der Finsternis <strong>des</strong> Islam durchzogen ist. Es ist ein<br />

Land, in dem Kriminalität und Korruption den<br />

Alltag beherrschen. Seit die Taliban im August<br />

2021 die Macht an sich nahmen, hat sich für die<br />

Bevölkerung vieles verändert.<br />

• Frauen müssen sich in der Öffentlichkeit komplett<br />

verschleiern und dürfen nicht ohne einen<br />

Vormund auf die Straße; ihnen bleiben der<br />

Schulbesuch in einer weiterführenden Schule<br />

und weitere Bildungsmaßnahmen verwehrt.<br />

• Gemäß einer Analyse <strong>des</strong> UN-Welternährungsprogramms<br />

ist fast die Hälfte der afghanischen<br />

Bevölkerung von akutem Hunger<br />

betroffen.<br />

• Darüber hinaus ist Afghanistan mit einem Anteil<br />

von über 85 % der weltweit größte Opiumproduzent.<br />

Da die Taliban und andere Terrormilizen<br />

vom Drogengeschäft profitieren, ist<br />

der Opiumanbau in Afghanistan noch weiter<br />

gestiegen. Für die afghanischen Bauern scheinen<br />

die Einnahmen aus dem Opiumgeschäft<br />

die einzige Möglichkeit zu sein, das Überleben<br />

der Familie zu sichern, anstatt die Felder für<br />

den Getreideanbau zu nutzen und somit einen<br />

Teil zur Ernährung der afghanischen Bevölkerung<br />

beizutragen. Und wer kauft die Drogen?<br />

<strong>Die</strong> gesamte Lage <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> scheint so hoffnungslos<br />

zu sein. Doch ist sie auch für unseren<br />

Herrn hoffnungslos? Hat unser Herr auch über<br />

dieses Land die Kontrolle?<br />

CHRISTEN IN AFGHANISTAN<br />

Lassen Sie uns noch ein wenig weiter gehen und<br />

fragen, wie es den Christen in Afghanistan ergeht.<br />

Zu allen Zeiten und an allen Orten der Erde gab es<br />

immer nur einen kleinen Überrest von Menschen,<br />

die dem Herrn kompromisslos nachgefolgt sind,<br />

und das ist auch heute in Afghanistan nicht anders.<br />

Es ist eine kleine Schar, aber es ist eine Schar<br />

da, die durch das Blut Jesu Christi erlöst ist und<br />

unter dem Schutz <strong>des</strong> Allerhöchsten steht. <strong>Die</strong><br />

Taliban betrachten Christen als ihre Feinde, die<br />

sie erbarmungslos zu bestrafen angedroht haben.<br />

Schon vor August 2021 wurden Christen streng bestraft<br />

(durch Haft oder Isolation) und sogar getötet,<br />

wenn sie ihren Glauben an Jesus Christus nicht<br />

widerriefen. Das ist heute nicht anders. Deshalb<br />

haben die meisten Missionare und einige Christen<br />

nach der Machtübernahme der Taliban das Land<br />

verlassen, und andere sind untergetaucht.<br />

Selbst, wenn sie sich zu Hause verstecken, sind<br />

unsere Geschwister nicht sicher, da sie alle muslimischer<br />

Herkunft sind. Sie erregen die Aufmerksamkeit<br />

ihrer Familie und Verwandtschaft, da sie<br />

nicht mehr in die Moschee gehen und einen völlig<br />

anderen Lebensstil haben. <strong>Die</strong> Familie wird unweigerlich<br />

erkennen, wenn sich jemand von seinem<br />

bisherigen Leben abwendet, an Jesus Christus<br />

glaubt und sich zu Ihm bekennt. Muslimische<br />

Familien sehen das als eine Schande für ihre Familie<br />

an, die nur abgewendet werden kann, indem<br />

man diesen Christen dazu bringt, zum muslimischen<br />

Glauben zurückzukehren, oder indem man<br />

ihn ermordet beziehungsweise hinrichtet. Durch<br />

28 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2022</strong>


die islamische Radikalisierung <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> in den<br />

vergangenen Monaten ist somit insbesondere die<br />

Lage für Christen noch härter geworden. Einige<br />

ausländische Missionare hatten schon vor der<br />

Machtübernahme der Taliban das Land verlassen,<br />

da sie und ihre Familien Morddrohungen erhielten<br />

und eine Missionarsfamilie bei einem Anschlag<br />

ums Leben kam.<br />

In der Stadt, in der sich derzeit die meisten<br />

unserer Geschwister (die wir unterstützen) aufhalten,<br />

gibt es Hausdurchsuchungen. Ohne Vorwarnung<br />

gehen Soldaten von Haus zu Haus und<br />

durchsuchen diese Häuser. <strong>Die</strong> Taliban überprüfen<br />

Computer, Smartphones, Literatur und andere<br />

Dinge. Unsere Brüder mussten alle Literatur<br />

verstecken und alle elektronischen Daten löschen.<br />

Der Kontakt der Geschwister zum Missionar<br />

Omar, der die Pastoren in Afghanistan zurzeit<br />

von einem Nachbarland aus betreut, wurde auf<br />

das Wichtigste beschränkt. Und selbst das ist sehr<br />

gefährlich, denn die afghanische Regierung prüft<br />

alle Verbindungen und Kontakte, die ihre Einwohner<br />

nach draußen haben. Finanzielle Unterstützung<br />

wird nur noch durch Boten übermittelt.<br />

<strong>Die</strong> Lage ist schlimmer, als sie es in den letzten 14<br />

Jahren (in denen wir die Pastoren dort unterstützen)<br />

je gewesen ist. Aber Gott hat sich nicht verändert.<br />

Er wirkt mit Macht durch Sein Wort, das<br />

unsere Brüder dort in Treue verkündigen. Gott hat<br />

in der Finsternis dieses Lan<strong>des</strong> ein kleines, helles<br />

Licht angezündet, das die Taliban mit all ihrer<br />

Macht nicht auszulöschen vermögen. Wie sehr sie<br />

es auch versuchen und zu welchen Maßnahmen<br />

sie dabei auch immer greifen, sie werden es nicht<br />

schaffen. Jesus sprach: »[Ich] will … Meine Gemeinde<br />

bauen, und die Pforten <strong>des</strong> Totenreiches sollen sie nicht<br />

überwältigen« (Mt. 16,18).<br />

Unsere afghanischen Geschwister arbeiten<br />

nicht weniger, sie arbeiten nur ein wenig anders.<br />

Brüder, die im Glauben noch recht jung sind, predigen<br />

im Geheimen das Wort Gottes. Der Gottesdienst<br />

findet zu unterschiedlichen Zeiten und<br />

immer wieder an anderen Orten in Privathäusern<br />

statt. Dabei sind sie noch kreativer darin geworden,<br />

ihre Arbeit zu tarnen, um ihre Familien zu<br />

schützen.<br />

<strong>Die</strong> Missionare haben auch festgestellt, dass<br />

die Christen, die sich in kleinen Gruppen versammeln,<br />

ein noch intensiveres Bibelstudium und<br />

tiefere Gotteserkenntnis nötig haben, damit ihre<br />

Freude am Herrn größer werden und sie gerade<br />

in solchen Zeiten fest auf der Wahrheit gegründet<br />

stehen können, ohne zu wanken. Deshalb baten<br />

sie uns um Unterrichtsmaterial, wie z. B. die<br />

Grundlagen <strong>des</strong> Glaubens.<br />

IST MISSIONSARBEIT MÖGLICH?<br />

Bevor die Taliban in der Regierung waren, boten<br />

die Missionare Nähkurse, Englischunterricht für<br />

Frauen und IT- und Englischkurse für Männer<br />

an. <strong>Die</strong>se Unternehmungen gaben den Missionaren<br />

die Möglichkeit, Kontakte und somit auch<br />

Vertrauen aufzubauen, um Menschen mit dem<br />

Evangelium zu erreichen. Doch der Unterricht ist<br />

ihnen nun verboten worden, und <strong>des</strong>halb bietet<br />

ihnen diese Vorgehensweise keine Möglichkeit<br />

mehr, legal Kontakte aufzubauen. Aber auch das<br />

ist für unseren Herrn kein Hindernis. Er ist mächtiger<br />

und ermutigt Seine <strong>Die</strong>ner, trotz schwieriger<br />

Umstände nicht aufzugeben. So schenkt Er den<br />

Gläubigen auch in dieser Zeit Möglichkeiten, persönliche<br />

Kontakte zu pflegen, um Sein retten<strong>des</strong><br />

Evangelium zu verkündigen.<br />

Manchmal haben wir den Eindruck, dass unsere<br />

Geschwister in Afghanistan die Nachfolge viel<br />

ernster nehmen und dem Herrn mit viel größerer<br />

Hingabe dienen als wir im Westen. Sie sind nicht<br />

nur bereit, in so einem gefährlichen Land zu bleiben,<br />

sondern sie sind auch bereit, für das Evangelium<br />

zu leiden und zu sterben. Was noch ermutigender<br />

ist, ist ihr Eifer im Gebet für die jetzige<br />

Regierung und für ihre Landsleute, dass der Herr<br />

das Land in Seiner Gnade erwecken möge.<br />

»Nehmt Anteil an den Nöten der Heiligen ...« (Röm. 12,13).<br />

Lassen Sie uns gemeinsam für unsere verfolgten<br />

Glaubensgeschwister in Afghanistan beten!<br />

• Beten Sie, dass sie sich an der Hoffnung<br />

festhalten, die allein in Christus ist.<br />

• Beten Sie, dass sie anderen freimütig von<br />

Jesus Christus erzählen.<br />

• Beten Sie, dass unser Vater im Himmel für<br />

ihre leiblichen Bedürfnisse sorgt.<br />

• Beten Sie, dass Gott sie nach Seinem Willen<br />

beschützen möge.<br />

• Beten Sie für die Regierung und für Erweckung<br />

in Afghanistan.<br />

voiceofhope.de | 29


THOMAS BROOKS<br />

IN BEDRÄNGNIS<br />

STILLHALTEN<br />

Was beinhaltet ein umsichtiges, gnadenvolles und<br />

heiliges Schweigen unter Bedrängnissen?<br />

30 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2022</strong>


1. GOTT ALS DEN URHEBER<br />

ALLER BEDRÄNGNISSE<br />

ANERKENNEN<br />

»Ich schweige und tue meinen Mund nicht auf; denn Du<br />

hast es getan« (Ps. 39,10). Der Psalmist David blickt<br />

durch zweitrangige Ursachen hindurch zur ersten<br />

Ursache und erscheint <strong>des</strong>halb schweigend vor<br />

dem Herrn. Es gibt keine noch so leichte Krankheit,<br />

in der Gottes Hand nicht wirksam wäre,<br />

selbst wenn es sich nur um Schmerzen im kleinen<br />

Finger handelt.<br />

Der Schreiber besitzt die Fähigkeit zu schreiben,<br />

mehr als die Feder. Und der die Uhr baut<br />

und diese in Gang hält, ist kompetenter, sie zum<br />

Ticken und Schlagen zu bringen, als die Rädchen<br />

und Gewichte, die daran hängen; und jeder Handwerker<br />

ist in der Durchführung seiner Arbeiten<br />

geschickter als die Werkzeuge, die ihm als seine<br />

Instrumente dienen. So ist der Herr, welcher der<br />

bedeutendste Handlungsträger und die Triebkraft<br />

in allen Prozessen ist, und der die mächtigste<br />

Hand in allen unseren Bedrängnissen hat, mehr<br />

zu erkennen und anzuerkennen als irgendeine<br />

untergeordnete oder zweitrangige Ursache, welcher<br />

Art diese auch immer sei.<br />

Auch Hiob erblickte Gott in allem Geschehen:<br />

»Der HERR hat gegeben, der HERR hat genommen«<br />

(Hi. 1,21). Hätte er inmitten der Bedrängnisse nicht<br />

Gott gesehen, hätte er wohl ausgerufen: »O diese<br />

erbärmlichen Chaldäer, sie plünderten und ruinierten<br />

mich; diese boshaften Sabäer, sie raubten<br />

mich aus und fügten mir Unrecht zu!« Hiob<br />

erkannte, dass über der Hand der Chaldäer und<br />

Sabäer Gottes Auftrag lag; <strong>des</strong>halb legte er seine<br />

eigene Hand auf seinen Mund.<br />

Auch Aaron schwieg still, als er der Hand Gottes<br />

im vorzeitigen Tod seiner zwei Söhne gewahr<br />

wurde (3.Mo. 10,3). Seine Sicht über Gott bei diesem<br />

traurigen Schlag war sowohl für seine Denkweise<br />

als auch für seinen Mund ein Zaumzeug; er<br />

murrte nicht, noch klagte er. So auch Joseph, der<br />

von seinen Brüdern nach Ägypten verkauft wurde<br />

und darin die Hand Gottes sah (1.Mo. 45,8); das<br />

brachte ihn zum Schweigen.<br />

Menschen, die inmitten ihrer Bedrängnis Gott<br />

nicht erkennen, haben ein leicht erhitzbares Gemüt,<br />

welches rasch entbrannt ist. Wenn sie sodann<br />

in ihrer Leidenschaft vollkommen aufgebracht<br />

sind und ihre Herzen wie in einer Feuerflamme<br />

stehen, beginnen sie frech zu werden. Sie zögern<br />

nicht, Gott ins Angesicht zu sagen, dass sie »mit<br />

Recht zornig« sind (Jon. 4,8-9). Jene, die Gott nicht<br />

als den Urheber ihrer Bedrängnisse anerkennen,<br />

sind sehr anfällig, auf das verrückte Prinzip der<br />

Manichäer hereinzufallen. <strong>Die</strong>se behaupten, der<br />

Teufel sei der Urheber von allem Unheil – obwohl<br />

kein »Unglück in der Stadt« geschehen kann, worin<br />

der Herr nicht Seine Hand hat (Am. 3,6). Jene, welche<br />

die befehlende Hand Gottes in ihren Bedrängnissen<br />

erkennen können, werden wie David ihre<br />

Hand auf den Mund legen, wenn die Zuchtrute<br />

Gottes auf ihren Rücken trifft (2.Sam. 16,11-12).<br />

Wird Gottes Hand in Bedrängnissen nicht wahrgenommen,<br />

wird das Herz nicht anders reagieren,<br />

als sich unter diesen Bedrängnissen zu ärgern und<br />

dagegen zu wüten.<br />

2. IN BEDRÄNGNISSEN<br />

GOTTES HERRSCHAFT UND<br />

VOLLMACHT ERKENNEN<br />

»Aber der HERR ist in Seinem heiligen Tempel – sei still<br />

vor Ihm, du ganze Erde!« (Hab. 2,20); oder wie es in<br />

der hebräischen Bibel lautet: »Sei still vor Seinem<br />

Angesicht, du ganze Erde!« Wenn Gott alle Menschen<br />

der Erde schweigend, ruhig und still vor sich haben<br />

möchte, will Er, dass sie Ihn in Seinem Tempel<br />

sehen, wo Er in Pracht, in Erhabenheit und in<br />

Herrlichkeit thront (2.Kö. 19,14-15). »Seid still vor<br />

dem Angesicht GOTTES, <strong>des</strong> Herrn!« (Zeph. 1,7).<br />

Schwatze nicht daher, murre nicht, nörgle<br />

nicht, streite nicht, sondern sei still, schweige, sei<br />

ruhig, lege deine Hand auf den Mund, wenn Seine<br />

Hand schwer auf deinem Rücken liegt – derjenige,<br />

der ganz Auge ist, um zu sehen, ist ebenso auch<br />

ganz Hand, um zu strafen. Wie die Augen eines<br />

hervorragend gemalten Gemäl<strong>des</strong> auf dich geheftet<br />

sind, von welcher Seite du es auch betrachtest,<br />

so sind auch die Augen <strong>des</strong> Herrn stets auf dich<br />

gerichtet. Deshalb hast du Grund genug, vor Ihm<br />

zu schweigen.<br />

Demnach hatte Aaron die Herrschaft Gottes im<br />

Blickfeld, was ihn zum Schweigen brachte. Hiob<br />

stellte sich die Erhabenheit Gottes vor Augen; dadurch<br />

gelangte er zur Ruhe. Eli sah auf die Vollvoiceofhope.de<br />

| 31


macht und Gegenwart Gottes und konnte somit<br />

ruhig bleiben (1.Sam. 3,11-18). Ein Mensch wird<br />

sich niemals selbst demütigen, noch unter der<br />

Hand Gottes stillschweigen, bis er erkennt, dass<br />

die Hand Gottes sehr gewaltig ist: »So demütigt euch<br />

nun unter die gewaltige Hand Gottes« (1.Pt. 5,6).<br />

<strong>Die</strong> Menschen betrachten die Hand Gottes<br />

als eine schwache Hand, als eine kraftlose, eingeschränkte<br />

und gemeine Hand; somit erheben<br />

sich deren Herzen gegen Seine Hand. »Wer ist der<br />

HERR«, fragte Pharao, »dass ich auf Seine Stimme hören<br />

sollte?« (2.Mo. 5,2). Und solange Pharao die Hand<br />

Gottes nicht als eine gewaltige Hand erkannte und<br />

sie auch als eine solche spürte, ließ er Israel nicht<br />

gehen.<br />

Als Tiribazus, ein vornehmer Perser, festgenommen<br />

wurde, zückte er zuerst sein Schwert<br />

und verteidigte sich selbst. Doch als man ihn im<br />

Namen <strong>des</strong> Königs anklagte und informierte, dass<br />

der König den Befehl dazu gegeben hatte, ihn zu<br />

ihm zu bringen, ergab er sich willig. Umgeben uns<br />

also Bedrängnisse, so werden wir murren und<br />

nörgeln, wir werden uns anstrengen und sogar bis<br />

zum Tod kämpfen, bevor wir uns dem Gott ergeben,<br />

der uns schlägt – bis wir dahin gelangen, Seine<br />

Erhabenheit und Vollmacht zu erkennen; bis<br />

wir dahin gelangen, Ihn als den König der Könige<br />

und als den Herrn der Herren zu respektieren.<br />

Solch eine Sicht von Gott beugt das Herz unter<br />

Seine allmächtige Hand. Wie ein Blick auf Seine<br />

Gnade die Seele erfreut, so wird sie durch ein Erkennen<br />

Seiner Größe und Herrlichkeit beruhigt.<br />

3. IN BEDRÄNGNISSEN STILL<br />

UND GELASSEN SEIN<br />

Ein gnadenvolles Schweigen schließt jede innere<br />

Hitze, alles Murren, Ärgern, Streiten, Gerangel<br />

und je<strong>des</strong> Aufbäumen im Herzen aus. »Nur auf<br />

Gott wartet still meine Seele« (Ps. 62,2); das bedeutet,<br />

dass meine Seele ruhig ist und sich Gott fügt. Alles<br />

Murren und Ärgern, alle Leidenschaften und<br />

stürmischen Neigungen gelangen zur Ruhe, sie<br />

halten sich im Zaum und werden bezwungen.<br />

Auch in den genannten Beispielen von Aaron, Eli<br />

und Hiob kommt das klar zum Ausdruck. <strong>Die</strong>se<br />

erkannten, dass es der Vater im Himmel ist, der<br />

ihnen diesen bitteren Kelch in die Hand gab; dass<br />

es die Liebe ist, die ihnen dieses schwere Kreuz<br />

auf die Schulter legte; und dass es die Gnade ist,<br />

die ihnen dieses Joch um den Hals band. <strong>Die</strong>se Tatsachen<br />

bewirkten in ihrem Geist eine große Ruhe<br />

und Gelassenheit.<br />

Ein Mann verbiss sich seine Schmerzen, als der<br />

Chirurg sein Bein amputierte. Einige Menschen<br />

verbeißen sich ihre Schmerzen, wenn Gott ihnen<br />

dieses und jenes Erbarmen entzieht; sie verbergen<br />

und verheimlichen ihren Kummer und ihre Plage.<br />

Könnte man aber nur einen Blick in ihre Herzen<br />

werfen, würde man dort einen Aufruhr, eine Unordnung<br />

und alles in Flammen stehend vorfinden.<br />

Und mögen diese Menschen auch äußerlich kühl<br />

erscheinen, so wütet doch in ihnen ein heißes,<br />

brennen<strong>des</strong> Feuer. In solch einem Feuer befand<br />

sich einst auch David (Ps. 39,3-4). Eine heilige Stille<br />

aber lindert gewiss alle Tumulte in den Gedanken;<br />

sie bewirkt, dass ein Mensch durch »standhaftes<br />

Ausharren« seine Seele gewinnt (Lk. 21,19).<br />

Neben dem Gewinn der Gunst Gottes ist dies<br />

der erlesenste und lieblichste Gewinn in der ganzen<br />

Welt. <strong>Die</strong> wahre Stille herrscht sowohl im<br />

Herzen als auch in den Gedanken eines solchen<br />

Mannes – wie sie auch auf der Zunge <strong>des</strong>sen liegt,<br />

der zu einer wahrhaftigen und göttlichen Ruhe<br />

unter der zurechtweisenden Hand Gottes gelangt<br />

(Pred. 5,1). Wie die Worte der Lippen getrennt von<br />

der Gesinnung <strong>des</strong> Herzens keine Anerkennung<br />

vor Gott finden, so ist das Schweigen der Zunge<br />

getrennt vom Schweigen <strong>des</strong> Herzens vor Gott<br />

nicht wertgeachtet. »Weil sich dieses Volk mit seinem<br />

Mund Mir naht und Mich mit seinen Lippen ehrt, während<br />

es doch sein Herz fern von Mir hält und ihre Furcht<br />

vor Mir nur angelerntes Menschengebot ist« (Jes. 29,13).<br />

Ein Mensch genießt dann eine gnadenvolle Stille,<br />

wenn er sowohl in seinem Inneren als auch nach<br />

außen hin ruhig geworden ist.<br />

Terpandros, ein Harfenspieler und Poet, konnte<br />

durch die Lieblichkeit seiner Lyrik und Musik aufgebrachte<br />

Gedanken der Menschen beruhigen –<br />

David bewirkte mit seiner Harfe dasselbe bei Saul.<br />

Befinden sich Kinder Gottes unter der Rute Gottes,<br />

dann bringt Gott durch Seinen Geist und durch<br />

Sein Wort solch liebliche Musik in ihren Seelen<br />

hervor, dass alle aufgebrachten Neigungen, Leidenschaften<br />

und Verwirrungen zur Ruhe gelangen<br />

(Ps. 94,17-19; Ps. 119,49-50) und sie wie Noah in ihren<br />

Seelen den Frieden bewahren können.<br />

32 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2022</strong>


4. IN BEDRÄNGNISSEN<br />

GOTT NICHT ANKLAGEN<br />

»Damit Du recht behältst, wenn Du re<strong>des</strong>t, und rein dastehst,<br />

wenn Du richtest« (Ps. 51,6). Wenn Gott Sein<br />

Volk richtet, dann weist Er sie zurecht oder züchtigt<br />

sie: »Denn wenn wir uns selbst richteten, würden<br />

wir nicht gerichtet werden; wenn wir aber gerichtet werden,<br />

so werden wir vom Herrn gezüchtigt, damit wir nicht<br />

samt der Welt verurteilt werden« (1.Kor. 11,31-32).<br />

Davids großes Anliegen – als er unter der bedrängenden<br />

Hand Gottes war – bestand darin,<br />

den Herrn von aller Ungerechtigkeit freizusprechen.<br />

»Ach, Herr!«, gestand er, »es gibt nicht das<br />

geringste Anzeichen, nicht den geringsten Makel,<br />

Fleck, Fehler oder irgendein Ersinnen von Ungerechtigkeit<br />

in allen Bedrängnissen, die Du über<br />

mich gebracht hast. Ich schäme mich und besiegle<br />

es, dass der Herr gerecht ist. Und darin, was der<br />

Herr mir zumisst, liegt keine Ungerechtigkeit, keine<br />

Grausamkeit, noch irgendein Missgeschick.«<br />

Genauso bestätigt der Psalmist <strong>des</strong> 119. Psalms<br />

in Vers 75 und 137 auf liebliche und bereitwillige<br />

Art die Gerechtigkeit Gottes inmitten der scharfen<br />

und heftigen Bedrängnisse, die Gott ihm widerfahren<br />

lässt. »HERR, ich weiß, dass Deine Bestimmungen<br />

gerecht sind, und dass Du mich in Treue gedemütigt<br />

hast ... Gerecht bist Du, o HERR, und Deine Bestimmungen<br />

sind richtig!« Gottes Bestimmungen sind immer<br />

richtig; Er züchtigt niemals, außer in Seiner<br />

Treue. Sein Wille ist das Gesetz der Gerechtigkeit;<br />

<strong>des</strong>halb wagt eine begnadete Seele nicht zu nörgeln<br />

oder Seine Handlungsweise zu hinterfragen.<br />

<strong>Die</strong> bedrängte Seele weiß, dass ein gerechter Gott<br />

nichts anderes wirken kann außer dem, was der<br />

Gerechtigkeit entspricht. Sie weiß, dass Gott nicht<br />

von jemandem beherrscht werden kann; daher<br />

steckt der bedrängte Mensch Seinen Mund in den<br />

Staub (Kla. 3,29) und schweigt still vor Gott. Wer<br />

getraut sich, Ihn zu fragen: »Warum tust Du dies?«<br />

(2.Sam. 16,10)?<br />

Wenn in der Türkei früher Straftäter auf grausame<br />

Weise ausgepeitscht wurden, dann waren sie verpflichtet,<br />

jenen Richter aufzusuchen, der den Befehl<br />

dazu gegeben hatte; sie mussten ihm die Hand<br />

küssen und ihm danken, ebenso jenen Beamten<br />

bezahlen, der sie ausgepeitscht hatte – dadurch<br />

stellten sie klar, dass der Richter und der Beamte<br />

frei von Ungerechtigkeit seien. Schweigend die<br />

Rute zu küssen und jene Hand, die mit dieser Rute<br />

schlägt, ist die erhabenste Art klarzustellen, dass<br />

der Herr frei von aller Ungerechtigkeit ist.<br />

<strong>Die</strong> babylonische Gefangenschaft war die<br />

schmerzlichste, die schwerste Bedrängnis, die<br />

Gott jemals über ein Volk unter dem Himmel verhängt<br />

hatte. <strong>Die</strong>s wird in 1. Samuel 12 und in Daniel<br />

9,12 usw. bezeugt. Und doch wird unter diesen<br />

schmerzlichen Bedrängnissen die Weisheit gerechtfertigt<br />

von ihren Kindern (Mt. 11,19). »Du bist<br />

gerecht in allem, was über uns gekommen ist; denn Du<br />

hast Treue bewiesen; wir aber sind gottlos gewesen« (Neh.<br />

9,33). »Der HERR ist gerecht; denn ich bin widerspenstig<br />

gewesen gegen Sein Reden« (Kla. 1,18).<br />

Eine heilige Stille erstrahlt nirgends heller als<br />

dort, wo man Gott auf demütige Weise freispricht<br />

und entlastet, wohingegen ein verderbtes Herz<br />

dazu angetan ist, Gott in Zeiten der Bedrängnis<br />

anzuklagen. Gott kann, weil Er gut ist, nichts geben<br />

noch etwas tun, was nicht gut ist. »Was andere<br />

häufig tun, ist für Gott unmöglich«, schreibt<br />

Luther zu Psalm 120.<br />

Entnommen aus dem Buch:<br />

ALS CHRIST IN BEDRÄNGNIS STILLHALTEN<br />

Unter dem Eindruck seiner eigenen Erfahrung inmitten von Prüfungen und Bedrängnissen<br />

verfasste Thomas Brooks dieses Buch 1659 als Ermutigung und Ermahnung für<br />

andere. Er setzt Bedrängnisse, Versuchungen, Prüfungen und menschliche Schwächen<br />

ins Verhältnis zu Schrifterkenntnis, indem er ermahnt zu glauben und zur demütigen<br />

Annahme der Situation. Denn die disziplinierende Hand Gottes soll den Kindern Gottes<br />

zum Gewinn werden; das Ziel ist, Ihn als unseren Vater zu erkennen.<br />

voiceofhope.de | 33<br />

Erhältlich unter: www.voh-shop.de | Bestell-Nr.: 863.977 | 12,50 € | 3L-Verlag


MARY BEEKE<br />

Lehre sie<br />

ZU ARBEITEN<br />

34 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2022</strong>


Wie können wir Kinder zur<br />

Selbstständigkeit motivieren?<br />

Ein Auszug aus dem Buch »Teach Them to Work«,<br />

Reformation Heritage Books<br />

Vor kurzem las unsere Tochter, die verheiratet und Mutter von drei kleinen<br />

Kindern ist, einen Blog über das Muttersein. Eine junge Mutter<br />

fragte: »Soll ich die Spülmaschine ausräumen, während meine Tochter<br />

wach ist? Oder sollte ich nur mit ihr spielen?« Heutzutage herrscht die Meinung<br />

vor, dass die beste Erziehung darin bestehe, mit den Kindern zu spielen – sei<br />

es zum Lernen oder zum Spaß –, und zwar während ihrer gesamten Tageszeit.<br />

Von Kindern zu verlangen, schon in jungen Jahren eine Aufgabe im Haushalt<br />

zu übernehmen, wäre grausam und der Inbegriff von »Kinderarbeit«!<br />

Ich würde dem sofort widersprechen. Arbeiten zu lernen ist gut für Kinder! Es<br />

gibt darin viele Vorteile; aber wir müssen uns davor hüten, unsere Kinder zu<br />

überfordern. Wenn Kinder in die Arbeit der Familie einbezogen werden, dann<br />

werden sie auch in die Aktivitäten der Familie einbezogen. Sie spüren, dass sie<br />

gebraucht und geschätzt werden, was ihnen das Gefühl verleiht, wertvoll und<br />

nützlich zu sein. Außerdem werden durch die Arbeit Fertigkeiten für das Leben<br />

vermittelt. <strong>Die</strong> Kinder lernen dabei Gehorsam und Selbstdisziplin. Kleine<br />

Kinder haben Spaß an der Arbeit. Arbeit ist eine sinnvolle Nutzung der Zeit<br />

und gibt der Familie die Möglichkeit, miteinander Zeit zu verbringen. Es ist<br />

ehrenvoll, zu arbeiten.<br />

SPIELEN IST WERTVOLL<br />

»Das Spiel ist die Arbeit <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong>«, sagte Maria Montessori, die Begründerin<br />

einer Erziehungsphilosophie, die in den nach ihr benannten Schulen gelehrt<br />

wird. Auch wenn ich nicht alle ihre Überzeugungen teile, würde ich dieser Aussage<br />

zustimmen. Sie war der Meinung, dass das Spiel die gesunde Entwicklung<br />

der Fein- und Grobmotorik, der Sprache, der Beziehungen, der persönlichen<br />

Wahrnehmung, <strong>des</strong> emotionalen Wohlbefindens, der Kreativität, der Fähigkeit,<br />

Probleme zu lösen, und <strong>des</strong> Lernvermögens <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> fördert.<br />

Spielen ist für Kinder eine Selbstverständlichkeit. Sie lernen spielerisch<br />

etwas über ihre Umwelt und über sich selbst. Im Sandkasten klopft Abigail<br />

Schlamm zu Kuchen, während Jamison mit seinem Bulldozer Straßen um einen<br />

See baut. Später erzählt Zoey ihrer Puppe eine Geschichte. William baut<br />

einen Turm aus Bauklötzen und reißt ihn dann wieder ein. Unsere Kleinen verbringen<br />

den größten Teil ihrer wachen Zeit mit Spielen. Spielen ist wunderbar!<br />

<strong>Die</strong> Bibel spricht in Sacharja 8,5 über spielende Kinder: »Und die Straßen der<br />

Stadt sollen erfüllt werden mit Knaben und Mädchen, die auf ihren Straßen spielen.« In 1.<br />

Korinther 13,11 sagt Paulus, dass er, als er ein Kind war, redete, dachte und urteilte<br />

wie ein Kind; als er aber ein Mann wurde, legte er das Kindliche ab.<br />

voiceofhope.de | 35


DER ÜBERGANG ZUM ARBEITEN<br />

Wir sind uns alle darin einig, dass Kinder spielen<br />

sollen. Wir alle sind uns einig, dass Erwachsene<br />

arbeiten sollen. Wie kommen wir also von dem einen<br />

zum andern? Es ist ein Prozess. In den ersten<br />

Jahren ihres Heranwachsens sind Kinder hauptsächlich<br />

am Spielen. Im Laufe der Jahre nimmt<br />

das Spielen ab und das Arbeiten zu, bis wir im Erwachsenenalter<br />

den größten Teil unserer Zeit mit<br />

Arbeiten verbringen. Wie finden wir die richtige<br />

Balance? Was ist für je<strong>des</strong> Alter angemessen? Wir<br />

sollten mehrere Faktoren berücksichtigen.<br />

Erstens erfolgt das Lernen schrittweise und allmählich.<br />

Das Arbeiten wird mit der Zeit und durch<br />

viel Übung erlernt. Wenn wir als Eltern alle Aufgaben<br />

im Haushalt selbst übernehmen und von unseren<br />

Kindern nichts verlangen, und wenn sie nur<br />

in der Schule mitarbeiten, wird das zu zwei Ergebnissen<br />

führen: Wenn sie mit sechzehn, achtzehn<br />

oder zweiundzwanzig Jahren in die Arbeitswelt<br />

eintreten, werden ihnen viele grundlegende Fähigkeiten<br />

fehlen, wie zum Beispiel das Aufräumen<br />

ihrer eigenen Unordnung, das Zubereiten von Essen<br />

und das Reparieren von Dingen. Außerdem<br />

werden sie von anderen erwarten, dass sie diese<br />

ihnen lästigen Aufgaben für sie erledigen. Wenn<br />

sie heiraten, werden sie einen Schock erleiden –<br />

oder ihr Ehepartner! Sie werden nicht in der Lage<br />

sein, einen Haushalt zu führen oder zu verwalten.<br />

Im Gegenteil, in den Sprüchen Salomos heißt<br />

es: »Gewöhne den Knaben an den Weg, den er gehen soll, so<br />

wird er nicht davon weichen, wenn er alt wird!« (Spr. 22,6).<br />

Ein altes Sprichwort lautet: »Gib mir ein Kind für<br />

die ersten sieben Jahre, und ich gebe dir den Mann<br />

zurück.« Der wichtigste Lernprozess findet in diesen<br />

frühen Jahren statt. Grundlegende Fähigkeiten<br />

wie Kommunikation und Interaktion mit anderen,<br />

persönliche Hygiene, Umgangsformen und grundlegende<br />

physikalische Kenntnisse über das Zusammenspiel<br />

der Dinge werden da erlernt.<br />

Wenn ihr Leben hauptsächlich aus Spielen<br />

und nur wenig Arbeit besteht, werden die Kinder<br />

frustriert sein, wenn die Zeit kommt, wo sie »reale<br />

Arbeit« zu verrichten haben, wie zum Beispiel<br />

die Wäsche zu waschen, zu bügeln oder die Garage<br />

aufzuräumen. Es ist viel besser, wenn die Arbeit<br />

ein Teil ihrer frühesten Erinnerungen ist, so dass<br />

es in ihren Köpfen verankert wird, dass das Arbeiten<br />

ein Teil <strong>des</strong> Lebens ist.<br />

Kinder in einem Landwirtschaftsbetrieb sind<br />

der Beweis dafür, dass Arbeit gut für sie ist. Sie<br />

lernen, wie man sich um Tiere kümmert, Lebensmittel<br />

anbaut und erntet, Geräte repariert und<br />

die eigenen Erzeugnisse verkauft oder einkauft.<br />

Darüber hinaus erlernen sie Ausdauer, Fleiß,<br />

Konzentration und das Arbeiten auf ein Ziel zu.<br />

<strong>Die</strong>se Gewohnheiten sind genauso wichtig wie<br />

die spezifischen Fähigkeiten selbst, da sie in jeder<br />

Situation angewendet werden können. Wenn ein<br />

Kind an der Seite seines Vaters lernt, Probleme zu<br />

lösen, während es einen Rasenmäher repariert,<br />

kann es diese Eigenschaft als Erwachsener auf<br />

seinen Job als Ingenieur anwenden.<br />

Wir können nicht alle Landwirte sein, aber<br />

wenn deine Kinder die Möglichkeit haben, an einem<br />

Wochenende oder im Sommer auf einem<br />

Bauernhof zu arbeiten, dann sollten sie es tun. Es<br />

wird ihnen gut tun. Sprüche 10,5 beschreibt den<br />

Jungen aus der Landwirtschaft; aber dieser Vers<br />

kann auf je<strong>des</strong> Kind angewendet werden: »Wer<br />

im Sommer sammelt, ist ein kluger Sohn, wer aber in der<br />

Ernte schläft, ist ein Sohn, der Schande macht.«<br />

Freunde von uns haben ein Blumengeschäft. Sie<br />

begannen damit vor Jahren in ihrer Garage, und<br />

sie haben immer hart und lange gearbeitet. Ihre<br />

größte Herausforderung besteht heute darin, zuverlässige<br />

Mitarbeiter zu finden, die stets ehrliche<br />

und aufrichtige Arbeit leisten und nicht versuchen,<br />

sich vor der Arbeit zu drücken, und die sich nicht<br />

über die Löhne und Sozialleistungen beschweren.<br />

Wir sollten uns der Herausforderung stellen, unsere Kinder<br />

dahingehend zu erziehen, dass sie eines Tages gute Arbeitnehmer sind,<br />

und vor allem, dass sie einen gottesfürchtigen und rechtschaffenen<br />

Lebenswandel führen. Um das zu erreichen, müssen wir jetzt<br />

damit beginnen. Lassen wir uns auf dieses Abenteuer ein!<br />

36 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2022</strong>


DIE EINSAMKEIT DES<br />

Single-Seins<br />

LYDIA BROWNBACK<br />

TEIL 1<br />

voiceofhope.de | 37


Wenn ich ein Podium betrete, um über<br />

das Thema »Leben als Single« zu sprechen<br />

(das kommt ziemlich häufig vor,<br />

weil ich selbst Single bin), suche ich unter den Zuhörern<br />

nach einem ganz bestimmten Typ Frau.<br />

Sie ist jung und sitzt mit gesenktem Kopf und mit<br />

verschränkten Armen zusammengesunken auf<br />

ihrem Stuhl. Sie ist nur da, weil sie von jemandem<br />

dazu überredet wurde, sich diesen Vortrag anzuhören.<br />

Aber eigentlich will sie gar nicht hier sein.<br />

Am liebsten würde sie zur Tür hinausrennen, um<br />

nicht schon wieder etwas über dieses Thema hören<br />

zu müssen. Ihre Körpersprache vermittelt ein<br />

bisschen Feindseligkeit und eine Menge Angst. Sie<br />

hat das alles schon von älteren Frauen gehört –<br />

manche von ihnen waren verheiratet, andere unverheiratet.<br />

Vor den alleinstehenden Rednerinnen<br />

graut es ihr am meisten, weil sie Angst hat, dass<br />

diese furchtbare Krankheit namens »Ehelosigkeit<br />

ab 40« ansteckend sein könnte. Von diesen jungen<br />

Frauen findet sich immer min<strong>des</strong>tens eine im Publikum,<br />

und aus diesem Grund betone ich gleich zu<br />

Beginn meiner Vorträge, dass wir Single-Frauen<br />

im Alter von 40 plus eher Ausnahmen sind, weil<br />

die Ehe die göttliche Norm für uns Menschen ist.<br />

WARUM GIBT ES<br />

SO VIELE SINGLES?<br />

Wenn die Ehe die Norm Gottes ist, warum lässt<br />

Gott es dann zu, dass so viele von uns allein bleiben?<br />

Heute gibt es in unserem Land etwa genauso<br />

viele alleinstehende Erwachsene wie verheiratete.<br />

Ein Grund für diesen Zustand liegt darin, dass<br />

sich die Lebensweise von Frauen in den letzten<br />

Generationen entscheidend verändert hat. Noch<br />

vor ein paar Jahrzehnten wollten Frauen nach<br />

dem Abschluss ihrer Berufsausbildung eine Familie<br />

gründen. Heute haben Frauen die gleichen<br />

Abschlüsse und Berufe wie Männer, und dadurch<br />

genießen sie eine Unabhängigkeit wie zu keiner<br />

anderen Zeit der Menschheitsgeschichte. Niemand<br />

bestreitet, dass viel Gutes entstanden ist aus<br />

der gesellschaftlichen Übereinkunft, dass Männer<br />

und Frauen den gleichen Wert haben. Aber diese<br />

Entwicklung hat nicht nur positive Veränderungen<br />

mit sich gebracht.<br />

<strong>Die</strong> Auswirkungen auf die Ehe gehören zu den<br />

negativen Punkten. Indem die Chancen von Frauen<br />

gestiegen sind, sind auch ihre Erwartungen<br />

höher geworden. Viele Frauen sind nicht bereit,<br />

einen Mann zu heiraten, der über eine geringere<br />

Bildung verfügt oder weniger verdient als sie.<br />

Deshalb wollen sie lieber allein bleiben. Das Gegenteil<br />

trifft ebenso zu. Viele Männer sind nicht<br />

übermäßig begeistert von der Aussicht, eine Frau<br />

zu heiraten, die über eine höhere Bildung verfügt<br />

oder mehr verdient als sie.<br />

Vor einigen Jahrzehnten brauchte eine Frau<br />

keinen beeindruckenden Lebenslauf, um sich<br />

eine sichere Existenz aufzubauen, denn dafür<br />

war ja der Ehemann zuständig. Insgesamt hat die<br />

moderne Relativierung der Geschlechterrollen<br />

die Chancen der Männer verringert, männlich<br />

zu sein, und den Frauen jenes Schutzbedürfnis<br />

genommen, für das sie in der Vergangenheit geschätzt<br />

wurden. Unter anderem hat auch diese<br />

Entwicklung zum allgemeinen Rückgang von<br />

Eheschließungen beigetragen. Christen sind davon<br />

nicht ausgenommen, obwohl es nicht so sein<br />

müsste. Im Alten Testament untersagte es Gott<br />

dem Propheten Jeremia zu heiraten, als ein Zeichen<br />

der Warnung vor dem kommenden Gericht<br />

über die Sünde Seines Volkes (Jer. 16,1-4); doch<br />

gläubige Menschen von heute haben die Gelegenheit,<br />

das genaue Gegenteil zu beweisen.<br />

<strong>Die</strong> Anweisungen Gottes an den Propheten Jeremia<br />

sind keine Anweisungen an die Gemeinde Jesu. Das<br />

Zeitalter <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> ist eine Zeit der Ehe, eine<br />

Zeit <strong>des</strong> Mitgefühls und eine Zeit für Festlichkeiten<br />

… Das Zeitalter <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> ist eine gute Zeit zu<br />

heiraten. In Jeremia 33 wird verheißen: In den Straßen<br />

Jerusalems »soll man wiederum Jubel- und Freudengeschrei<br />

vernehmen, die Stimme <strong>des</strong> Bräutigams und<br />

die Stimme der Braut« (V. 11). <strong>Die</strong>se Verheißung hat<br />

sich in Jesus Christus erfüllt. Es ist kein Zufall, dass Jesus<br />

Sein erstes Wunder – die Verwandlung von Wasser<br />

in Wein – bei einer Hochzeit wirkte (Joh. 2,1-11).<br />

Wenn der Erlöser kommt, ist es Zeit für Hochzeiten<br />

und Freudenlieder. 1<br />

1<br />

Philip G. Ryken, Jeremiah and Lamentations: From Sorrow to Hope, Preaching the Word, Hrsg. R.<br />

Kent Hughes, Crossway, Wheaton, IL, 2016, S. 270<br />

38 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2022</strong>


Gott hat Freude an der Ehe – unsere heutige Gesellschaft<br />

eher nicht mehr, zumin<strong>des</strong>t nicht an einer<br />

Ehe nach der göttlichen Ordnung. Mit dieser<br />

Tatsache und der Verschiebung der Geschlechterrollen<br />

lässt sich die weite Verbreitung der Ehelosigkeit<br />

erklären.<br />

HEIRATEN ODER NICHT –<br />

DAS ENTSCHEIDET GOTT<br />

Was bedeutet das für uns? Sind wir dazu verurteilt,<br />

ein Leben lang einsam und alleine zu bleiben,<br />

weil wir in einer moralisch bankrotten Gesellschaft<br />

leben, oder weil Streitigkeiten um Frauenrechte<br />

potenzielle Ehemänner in die Flucht schlagen?<br />

Natürlich besteht die Möglichkeit, dass wir<br />

alleinstehend bleiben; setzen wir uns damit ruhig<br />

offen auseinander. Davon abgesehen entscheidet<br />

nicht die Gesellschaft, ob wir heiraten oder nicht,<br />

sondern Gott allein. Er beschließt, wer heiratet<br />

und wer allein bleibt. Vergessen Sie die Statistiken<br />

– sie sind vergeudete Zeit für diejenigen, die das<br />

Wesen Gottes kennen. Wenn die Ehe der Plan Gottes<br />

für unser Leben ist, dann werden wir früher<br />

oder später heiraten. So oder so können wir sicher<br />

sein, dass ein Leben als einsame Einzelgängerin<br />

nicht zu Seinem Plan gehört. Er hat uns dazu berufen,<br />

in Gemeinschaft zu leben, in der Familie<br />

Seiner Kinder, und Er sorgt dafür, dass wir dorthin<br />

kommen.<br />

»Ein Gott, der Vereinsamten ein Heim gibt«, sagt uns<br />

der Psalmist (Ps. 68,7). Deshalb lautet die eigentliche<br />

Frage nicht, ob wir am Ende allein sein werden,<br />

sondern ob wir bereit sind, uns eine andere<br />

Form der Gemeinschaft als die Ehe schenken zu<br />

lassen.<br />

Deshalb beginnt der Umgang mit dem einsamen<br />

Single-Sein in unserem Herzen. Vertrauen<br />

wir Gott? Wir tun das nur, wenn wir sicher sind,<br />

dass Er gut ist, und mit »gut« meine ich nichts<br />

Allgemeines, sondern die Art, wie Gott die Einzelheiten<br />

in unserem Leben lenkt, auch die Frage<br />

unseres Familienstands. Das Single-Sein heute<br />

bedeutet, dass Gott heute gut zu uns ist. Glauben<br />

Sie das? Wenn ja, dann haben Sie echtes Gottvertrauen,<br />

das auch nicht ausgelöscht wird, wenn die<br />

Sehnsucht und die Einsamkeit, die diese Sehnsucht<br />

oft auslöst, uns von Zeit zu Zeit zu überwältigen<br />

drohen.<br />

UNVERHEIRATET<br />

UND EINSAM<br />

Wie bei der Einsamkeit in der Ehe gibt es auch<br />

eine spezielle Form der Einsamkeit im Single-Dasein.<br />

Eine junge, alleinstehende Frau fühlt diese<br />

Einsamkeit, wenn ihre Freundinnen sich verloben<br />

und ihre Hochzeitsfeiern planen, während bei ihr<br />

nichts dergleichen in Sicht ist. Eine Single-Frau<br />

über 30 fühlt diese Einsamkeit, wenn ihre verheirateten<br />

Freundinnen Kinder zur Welt bringen,<br />

während ihre eigene biologische Uhr tickt. Eine<br />

40-Jährige fühlt diese Einsamkeit, wenn andere<br />

in der Vergangenheitsform über ihre Heiratschancen<br />

sprechen, in etwa so:<br />

»Du erinnerst mich an meine Großtante Betty.<br />

<strong>Die</strong> hat auch nie geheiratet.«<br />

<strong>Die</strong> Einsamkeit der Unverheirateten wird<br />

durch solche Bemerkungen verstärkt, auch durch<br />

das Eheglück, das wir bei anderen wahrnehmen<br />

(oder vermuten). Bei solchen Bemerkungen auf<br />

Gott zu vertrauen bedeutet jedoch nicht, ein gelassenes<br />

Lächeln aufzusetzen und einfach um<br />

mehr Geduld zu beten. Es bedeutet vielmehr, sich<br />

enger an Jesus Christus anzulehnen und dabei alle<br />

Segnungen unserer Verbindung mit Ihm zu genießen,<br />

einer tieferen, freudigeren Verbindung, als<br />

man sie in der Ehe erleben kann. Wenn wir unsere<br />

Ruhe in Jesus Christus finden und auf die Güte<br />

unseres himmlischen Vaters vertrauen, wird die<br />

Einsamkeit unseres Single-Lebens zu einer Chance,<br />

die gesamte Gemeinde Jesu mit aufzubauen.<br />

Wir können unseren Glaubensgeschwistern dienen und<br />

Gott die Ehre geben – nicht trotz, sondern wegen unseres<br />

Alleinseins.<br />

BLOẞ KEIN MITLEID!<br />

Erstens: Wenn die Frucht unserer engen Gemeinschaft<br />

mit Jesus sichtbar wird, sowohl für<br />

uns selbst als auch für die Menschen in unserem<br />

Umfeld, beweisen wir damit, dass Singles nicht<br />

bemitleidet werden müssen. <strong>Die</strong> Frucht unseres<br />

Glaubens wird auch deutlich in der Art, wie wir<br />

über unser Leben als Alleinstehende sprechen.<br />

Wir können offen und ehrlich über unsere Probleme<br />

und Sehnsüchte reden und gleichzeitig die<br />

Botschaft vermitteln, dass wir zwar gerne verheiratet<br />

wären, dieser Traum jedoch nicht das Ziel<br />

voiceofhope.de | 39


unserer Hoffnung ist. Wir praktizieren das, was<br />

uns das Wort Gottes sagt: »Lasst uns festhalten am<br />

Bekenntnis der Hoffnung, ohne zu wanken – denn Er ist<br />

treu, der die Verheißung gegeben hat –, und lasst uns aufeinander<br />

achtgeben, damit wir uns gegenseitig anspornen<br />

zur Liebe und zu guten Werken« (Hebr. 10,23-24). Ob<br />

wir nun verheiratet oder unverheiratet sind – zu<br />

den Freundschaften in der Gemeinde Jesu gehören<br />

Bekenntnisse der Hoffnung, die sich auf die<br />

Treue Gottes stützen. Wenn wir solche Gespräche<br />

führen, motivieren wir uns gegenseitig, unseren<br />

Blick auf unsere Mitmenschen und auf Gott zu<br />

richten.<br />

Verheiratete haben häufig Mitleid mit uns<br />

Singles, und manchmal führt das damit einhergehende<br />

Unbehagen dazu, dass sie vor uns zurückscheuen.<br />

Wir Singles können auf eine echte Einheit<br />

hinarbeiten, indem wir darauf achten, wie<br />

wir über unser Single-Dasein sprechen, und auch<br />

darauf, wie wir die Worte anderer aufnehmen. Ein<br />

befreundeter Pastor, der glücklich verheiratet ist,<br />

seit er Anfang 20 war, sagte einmal zu mir:<br />

»Ich weiß nicht, wie du das aushältst. Ich kann<br />

mir nicht vorstellen, als Single zu leben.« Er bot<br />

mir kein Mitleid dar, sondern sprach offen über<br />

seine eigenen Gefühle. Seine Worte bewirkten bei<br />

mir kein Selbstmitleid, sondern das genaue Gegenteil.<br />

Ich fühlte mich bestätigt, weil seine Offenheit<br />

sowohl die Nöte <strong>des</strong> Single-Daseins aufzeigte<br />

als auch die Gnade, die Gott mir zum Durchhalten<br />

geschenkt hat.<br />

DAS SINGLE-SEIN<br />

IST KEIN PROBLEM, DAS<br />

MAN LÖSEN MUSS<br />

Zweitens: Wenn wir in der engen Gemeinschaft<br />

mit Jesus Christus bleiben, wird das Single-Sein<br />

für uns kein Problem mehr sein, das man lösen<br />

muss. Ich habe schon so manches Fürbitte-Gebet<br />

gehört, bei dem Singles in einem Atemzug mit<br />

den Kranken und Sterbenden erwähnt werden.<br />

Betrachtet man ein solches Gebet aus biblischer<br />

Perspektive, dann ist das ein ganz klarer Irrtum.<br />

Ein Single-Leben, das zur Ehre Gottes und zur Förderung<br />

Seines Reiches gelebt wird, ist ein Zeugnis dafür,<br />

dass Jesus Christus uns in allen Dingen genügt. In<br />

Christus empfängt ein Christ den vollen Segen Gottes,<br />

ob er nun verheiratet oder unverheiratet ist, reich<br />

oder arm, ein angenehmes oder hartes Leben hat. <strong>Die</strong><br />

unverwechselbare Berufung zu einem Single-Leben<br />

innerhalb der Gemeinde Jesu bestätigt diese Wahrheit<br />

… Innerhalb der Gemeinde muss diese Botschaft auch<br />

neu ausgesprochen werden. Unsere Jugendlichen hören<br />

ständig verwirrende Botschaften über Beziehungen<br />

und Sexualität. In unserer Gesellschaft werden die unersättlichen<br />

Gelüste nach sexueller Intimität und die<br />

äußeren Zeichen materiellen Wohlergehens zu Götzen<br />

gemacht. Deshalb muss die Gemeinde Jesu zielgerichtet<br />

vorgehen, wenn sie die biblische Lehre über<br />

das Single-Dasein und auch über die Ehe verkündigt.<br />

Hier geht es nicht um eine »Christianisierung« der<br />

unsere Gesellschaft beherrschenden Begierden auf der<br />

Beziehungs- und der materiellen Ebene, indem man<br />

sich nur noch damit beschäftigt, perfekte Familien zu<br />

gründen und luxuriöse Häuser zu bauen. Wir brauchen<br />

vielmehr klare Prinzipien zur Förderung von Lebensstilen,<br />

die im Einklang mit den Grundlehren <strong>des</strong><br />

<strong>Evangeliums</strong> stehen. Dazu gehört auch die Lehre, dass<br />

das Reich Gottes nahe ist und wir erst dann vollkommene<br />

Zufriedenheit finden werden, wenn wir in Jesus<br />

Christus mit unserem Gott versöhnt sind.2<br />

Da es im ewigen Reich Gottes keine Ehe geben<br />

wird, haben Singles die Gelegenheit, sowohl der<br />

Gemeinde Jesu als auch der sie umgebenden Welt<br />

einen Vorgeschmack vom Leben im Reich Gottes<br />

zu geben.<br />

Erkennen Sie, wie das Single-Dasein anstelle<br />

von Resignation ein Zeichen der Hoffnung setzen<br />

kann? Durch die Art, wie wir mit unserem Alleinsein<br />

umgehen, können wir diese Hoffnung auf unsere<br />

verheirateten Geschwister projizieren, und<br />

wir können auch ein Spiegel der Liebe Jesu sein<br />

für andere Singles, die sich ausgeschlossen fühlen<br />

vom Besten, das das Leben zu bieten hat. <strong>Die</strong><br />

Tatsache, dass Gott »Vereinsamten ein Heim gibt« (Ps.<br />

68,7), zeigt uns etwas vom Wesen Gottes. Er erfreut<br />

sich an der Familie – denn das ist mit »ein Heim«<br />

gemeint – und daran, alle Seine Kinder in eine Fa-<br />

2<br />

Barry Danylak, Redeeming Singleness: How the Storyline of Scripture Affirms the Single Life,<br />

Crossway, Wheaton, IL, 2010, S. 213f.<br />

40 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2022</strong>


milie hineinzubringen. In Übereinstimmung mit<br />

dem Wort Gottes messen Christen der Familie<br />

großen Wert bei; aber im Zeitalter <strong>des</strong> Neuen Bun<strong>des</strong>,<br />

also in unserem Zeitalter, ist es die Familie der<br />

Gemeinde Jesu, die von der Bibel besonders hervorgehoben<br />

wird, nicht die Kernfamilie.<br />

Wenn diese Reihenfolge umgedreht wird, ist<br />

das für den Aufbau der Gemeinde insgesamt eher<br />

Hindernis als Hilfe.<br />

Der sich durch die gesamte Gesellschaft ziehende<br />

Zusammenbruch der Familie ist natürlich<br />

ein Grund, warum Gemeinden ihre Bedeutung<br />

so betonen; aber einige von ihnen übertreiben es<br />

und heben die aus Vater, Mutter und drei Kindern<br />

bestehende Familie auf ein Po<strong>des</strong>t. Wenn wir berücksichtigen,<br />

was die Apostel zu diesem Thema<br />

sagten, stellen wir fest, dass ihr Schwerpunkt eher<br />

auf dem Missionsauftrag Jesu lag, auf der Heiligung<br />

und auf dem Wachstum der Gemeinde-Familie.<br />

Aus dieser Familie sollte kein als Single lebender<br />

Christ ausgeschlossen werden.<br />

Zweifellos haben Sünde und Selbstsucht in unserer<br />

heutigen Gesellschaft zur »Vereinzelung«<br />

geführt. Es gibt Männer, die nicht erwachsen<br />

werden und Verantwortung für eine Familie übernehmen<br />

wollen, und es gibt Frauen, für die nur<br />

ein reicher, erfolgreicher Partner infrage kommt,<br />

während sie einen gläubigen Mann links liegen<br />

lassen. Aber wenn wir wegen dieser traurigen Realität<br />

das Single-Leben in einem negativen Licht<br />

sehen, übersehen wir die Worte <strong>des</strong> Apostels Paulus:<br />

»Ich sage aber den Ledigen und den Witwen: Es ist gut<br />

für sie, wenn sie bleiben wie ich« (1.Kor. 7,8). Außerdem<br />

vergessen wir die Worte Jesu, als Er sagte: »Denn<br />

es gibt Verschnittene, die von Mutterleib so geboren sind;<br />

und es gibt Verschnittene, die von Menschen verschnitten<br />

sind; und es gibt Verschnittene, die sich selbst verschnitten<br />

haben um <strong>des</strong> Reiches der Himmel willen. Wer es fassen<br />

kann, der fasse es!« (Mt. 19,12).<br />

Verschnittene (oder Eunuchen) waren Männer,<br />

die aus verschiedenen Gründen keine sexuelle<br />

Erregung empfinden konnten. Deshalb erwähnt<br />

Jesus sie hier in Matthäus 19 in einem Gespräch,<br />

das Er mit Seinen Jüngern über die Ehe – den einzigen<br />

von der Bibel erlaubten Rahmen für sexuelle<br />

Aktivität – und über Ehelosigkeit führte. Wenn<br />

wir über die Tragweite Seiner Worte nachdenken,<br />

wird uns bewusst, dass es Menschen gibt, die sich<br />

nicht selbst für ein Single-Dasein entscheiden,<br />

und andere, die das bewusst tun. Im Endeffekt<br />

bedeutet das: Wenn es um Ehelosigkeit und Ehe<br />

geht, zeigt uns das Neue Testament, dass keiner<br />

dieser Lebensumstände verkehrt ist, sondern dass<br />

beide gut sind.<br />

Entnommen aus dem Buch<br />

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WAHRES CHRISTENTUM<br />

bedeutet viel mehr, als nur zur Kirche zu gehen,<br />

getauft und ein Mitglied einer Ortsgemeinde<br />

zu sein, ein moralisches Leben zu führen und<br />

sich vom Bösen fernzuhalten. Es ist auch<br />

viel mehr als eine bloße Religion.<br />

Der Unterschied zwischen selbstgemachter<br />

Religion und dem wahren Christentum – so wie die<br />

Heilige Schrift es uns beschreibt – besteht darin, dass<br />

sich das Christentum auf ehrliche Weise dem stellt,<br />

was und wer Gott ist und was der Mensch ist.<br />

Niko Derksen

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