Einig IN WAHRHEIT » ... und eifrig bemüht seid, die Einheit <strong>des</strong> Geistes zu bewahren durch das Band <strong>des</strong> Friedens.« Epheser 4,3 D. Martyn Lloyd-Jones
GEMEINSCHAFT ODER LEHRE – WAS HAT VORRANG? Viele Christen sind der Auffassung, dass wir an dieser Stelle ermahnt würden, unter Zurückstellung unserer persönlichen Lehrauffassungen zunächst Gemeinschaft untereinander zu pflegen, um in der weiteren Folge auch zur Einheit in speziellen Glaubensfragen zu kommen. Vor einigen Jahren drückte ein bekannter Evangelist seine Haltung jedoch so aus: »Ich habe stets den Grundsatz vertreten«, sagte er, »nur dann mit anderen Christen Gemeinschaft zu pflegen, wenn ich auch lehrmäßig mit ihnen übereinstimmte.« Doch später änderte sich seine Ansicht, und er war nun auch zur Gemeinschaft mit solchen bereit, die theologisch nicht mit ihm übereinstimmten und in ihren Lehraussagen unter Umständen sogar eine liberale Auffassung vertraten. Durch die Pflege der Gemeinschaft hoffte er, schließlich auch zu einer lehrmäßigen Einheit zu kommen. Das bedeutete eine vollständige Abkehr von seiner früheren Haltung. In Epheser 4 bespricht der Apostel Paulus die ernste Frage über die Einheit der Gemeinde Jesu. Der Schlüssel zum Verständnis <strong>des</strong> gesamten Briefes findet sich in den Versen 9 und 10 <strong>des</strong> ersten Kapitels: »Er hat uns das Geheimnis Seines Willens bekannt gemacht, entsprechend dem [Ratschluss], den Er nach Seinem Wohlgefallen gefasst hat in Ihm, zur Ausführung in der Fülle der Zeiten: alles unter einem Haupt zusammenzufassen in dem Christus, sowohl was im Himmel als auch was auf Erden ist.« Im Folgenden zeigt Paulus, auf welche Weise Gott das bewirkt hat, natürlich indem Er Juden und Heiden zu einem Leib, der die Gemeinde ist, zusammenfügte. Und im vierten Kapitel kommt er dann ausführlich auf sein Thema zu sprechen. Ausschlaggebend für meine Auslegung ist das Wort »so« im ersten Vers, und dies weist uns zurück auf die ersten drei Kapitel dieses Briefes und besagt, dass sich die Einheit aus dem zuvor Gesagten ergibt. Was wir verstehen müssen, ist, dass der Wandel <strong>des</strong> Christen immer von seinem Verständnis der Wahrheit abhängt; der Wandel ist eigentlich angewandte Lehre. Und genau das erwartet der Apostel hier. »So ermahne ich euch nun, ich, der Gebundene im Herrn, dass ihr der Berufung würdig wandelt, zu der ihr berufen worden seid« (Eph. 4,1). In seiner Ermahnung ruft er die Gläubigen zum Ausleben <strong>des</strong>sen auf, was er in den ersten drei Kapiteln gelehrt hat. Erst nachdem sie über die Grundlagen der Einheit belehrt worden sind, erfolgt die Aufforderung, diese Einheit zu bewahren. WÜRDIG DER BERUFUNG WANDELN In seiner einleitenden Ermahnung sagt der Apostel unmissverständlich, dass wir würdig wandeln sollen der Berufung, zu welcher wir berufen worden sind. Das Wort »würdig« hat eine doppelte Bedeutung. Einmal heißt es: gleiches Gewicht, Gleichgewicht. Er sagt gewissermaßen: Nachdem ihr die Lehre gehört habt, müsst ihr nun euren Wandel damit in Übereinstimmung, ins Gleichgewicht bringen. Außerdem hat das Wort »würdig« die Bedeutung: sich schicken oder zu etwas passen. In Philipper 1,27 lesen wir: »Nur führt euer Leben würdig <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> von Christus.« »Ich habe euch unterwiesen«, will Paulus sagen, »und nun voiceofhope.de | 9