THOMAS BROOKS IN BEDRÄNGNIS STILLHALTEN Was beinhaltet ein umsichtiges, gnadenvolles und heiliges Schweigen unter Bedrängnissen? 30 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2022</strong>
1. GOTT ALS DEN URHEBER ALLER BEDRÄNGNISSE ANERKENNEN »Ich schweige und tue meinen Mund nicht auf; denn Du hast es getan« (Ps. 39,10). Der Psalmist David blickt durch zweitrangige Ursachen hindurch zur ersten Ursache und erscheint <strong>des</strong>halb schweigend vor dem Herrn. Es gibt keine noch so leichte Krankheit, in der Gottes Hand nicht wirksam wäre, selbst wenn es sich nur um Schmerzen im kleinen Finger handelt. Der Schreiber besitzt die Fähigkeit zu schreiben, mehr als die Feder. Und der die Uhr baut und diese in Gang hält, ist kompetenter, sie zum Ticken und Schlagen zu bringen, als die Rädchen und Gewichte, die daran hängen; und jeder Handwerker ist in der Durchführung seiner Arbeiten geschickter als die Werkzeuge, die ihm als seine Instrumente dienen. So ist der Herr, welcher der bedeutendste Handlungsträger und die Triebkraft in allen Prozessen ist, und der die mächtigste Hand in allen unseren Bedrängnissen hat, mehr zu erkennen und anzuerkennen als irgendeine untergeordnete oder zweitrangige Ursache, welcher Art diese auch immer sei. Auch Hiob erblickte Gott in allem Geschehen: »Der HERR hat gegeben, der HERR hat genommen« (Hi. 1,21). Hätte er inmitten der Bedrängnisse nicht Gott gesehen, hätte er wohl ausgerufen: »O diese erbärmlichen Chaldäer, sie plünderten und ruinierten mich; diese boshaften Sabäer, sie raubten mich aus und fügten mir Unrecht zu!« Hiob erkannte, dass über der Hand der Chaldäer und Sabäer Gottes Auftrag lag; <strong>des</strong>halb legte er seine eigene Hand auf seinen Mund. Auch Aaron schwieg still, als er der Hand Gottes im vorzeitigen Tod seiner zwei Söhne gewahr wurde (3.Mo. 10,3). Seine Sicht über Gott bei diesem traurigen Schlag war sowohl für seine Denkweise als auch für seinen Mund ein Zaumzeug; er murrte nicht, noch klagte er. So auch Joseph, der von seinen Brüdern nach Ägypten verkauft wurde und darin die Hand Gottes sah (1.Mo. 45,8); das brachte ihn zum Schweigen. Menschen, die inmitten ihrer Bedrängnis Gott nicht erkennen, haben ein leicht erhitzbares Gemüt, welches rasch entbrannt ist. Wenn sie sodann in ihrer Leidenschaft vollkommen aufgebracht sind und ihre Herzen wie in einer Feuerflamme stehen, beginnen sie frech zu werden. Sie zögern nicht, Gott ins Angesicht zu sagen, dass sie »mit Recht zornig« sind (Jon. 4,8-9). Jene, die Gott nicht als den Urheber ihrer Bedrängnisse anerkennen, sind sehr anfällig, auf das verrückte Prinzip der Manichäer hereinzufallen. <strong>Die</strong>se behaupten, der Teufel sei der Urheber von allem Unheil – obwohl kein »Unglück in der Stadt« geschehen kann, worin der Herr nicht Seine Hand hat (Am. 3,6). Jene, welche die befehlende Hand Gottes in ihren Bedrängnissen erkennen können, werden wie David ihre Hand auf den Mund legen, wenn die Zuchtrute Gottes auf ihren Rücken trifft (2.Sam. 16,11-12). Wird Gottes Hand in Bedrängnissen nicht wahrgenommen, wird das Herz nicht anders reagieren, als sich unter diesen Bedrängnissen zu ärgern und dagegen zu wüten. 2. IN BEDRÄNGNISSEN GOTTES HERRSCHAFT UND VOLLMACHT ERKENNEN »Aber der HERR ist in Seinem heiligen Tempel – sei still vor Ihm, du ganze Erde!« (Hab. 2,20); oder wie es in der hebräischen Bibel lautet: »Sei still vor Seinem Angesicht, du ganze Erde!« Wenn Gott alle Menschen der Erde schweigend, ruhig und still vor sich haben möchte, will Er, dass sie Ihn in Seinem Tempel sehen, wo Er in Pracht, in Erhabenheit und in Herrlichkeit thront (2.Kö. 19,14-15). »Seid still vor dem Angesicht GOTTES, <strong>des</strong> Herrn!« (Zeph. 1,7). Schwatze nicht daher, murre nicht, nörgle nicht, streite nicht, sondern sei still, schweige, sei ruhig, lege deine Hand auf den Mund, wenn Seine Hand schwer auf deinem Rücken liegt – derjenige, der ganz Auge ist, um zu sehen, ist ebenso auch ganz Hand, um zu strafen. Wie die Augen eines hervorragend gemalten Gemäl<strong>des</strong> auf dich geheftet sind, von welcher Seite du es auch betrachtest, so sind auch die Augen <strong>des</strong> Herrn stets auf dich gerichtet. Deshalb hast du Grund genug, vor Ihm zu schweigen. Demnach hatte Aaron die Herrschaft Gottes im Blickfeld, was ihn zum Schweigen brachte. Hiob stellte sich die Erhabenheit Gottes vor Augen; dadurch gelangte er zur Ruhe. Eli sah auf die Vollvoiceofhope.de | 31