Die Kraft des Evangeliums 2/2022
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GEMEINSCHAFT ODER LEHRE –<br />
WAS HAT VORRANG?<br />
Viele Christen sind der Auffassung, dass wir an dieser Stelle ermahnt würden,<br />
unter Zurückstellung unserer persönlichen Lehrauffassungen zunächst Gemeinschaft<br />
untereinander zu pflegen, um in der weiteren Folge auch zur Einheit<br />
in speziellen Glaubensfragen zu kommen.<br />
Vor einigen Jahren drückte ein bekannter Evangelist seine Haltung jedoch<br />
so aus: »Ich habe stets den Grundsatz vertreten«, sagte er, »nur dann mit anderen<br />
Christen Gemeinschaft zu pflegen, wenn ich auch lehrmäßig mit ihnen<br />
übereinstimmte.« Doch später änderte sich seine Ansicht, und er war nun auch<br />
zur Gemeinschaft mit solchen bereit, die theologisch nicht mit ihm übereinstimmten<br />
und in ihren Lehraussagen unter Umständen sogar eine liberale<br />
Auffassung vertraten. Durch die Pflege der Gemeinschaft hoffte er, schließlich<br />
auch zu einer lehrmäßigen Einheit zu kommen. Das bedeutete eine vollständige<br />
Abkehr von seiner früheren Haltung.<br />
In Epheser 4 bespricht der Apostel Paulus die ernste Frage über die Einheit<br />
der Gemeinde Jesu. Der Schlüssel zum Verständnis <strong>des</strong> gesamten Briefes findet<br />
sich in den Versen 9 und 10 <strong>des</strong> ersten Kapitels: »Er hat uns das Geheimnis Seines<br />
Willens bekannt gemacht, entsprechend dem [Ratschluss], den Er nach Seinem Wohlgefallen<br />
gefasst hat in Ihm, zur Ausführung in der Fülle der Zeiten: alles unter einem Haupt<br />
zusammenzufassen in dem Christus, sowohl was im Himmel als auch was auf Erden ist.«<br />
Im Folgenden zeigt Paulus, auf welche Weise Gott das bewirkt hat, natürlich<br />
indem Er Juden und Heiden zu einem Leib, der die Gemeinde ist, zusammenfügte.<br />
Und im vierten Kapitel kommt er dann ausführlich auf sein Thema zu<br />
sprechen.<br />
Ausschlaggebend für meine Auslegung ist das Wort »so« im ersten Vers, und<br />
dies weist uns zurück auf die ersten drei Kapitel dieses Briefes und besagt, dass<br />
sich die Einheit aus dem zuvor Gesagten ergibt. Was wir verstehen müssen, ist,<br />
dass der Wandel <strong>des</strong> Christen immer von seinem Verständnis der Wahrheit abhängt;<br />
der Wandel ist eigentlich angewandte Lehre. Und genau das erwartet der<br />
Apostel hier. »So ermahne ich euch nun, ich, der Gebundene im Herrn, dass ihr der Berufung<br />
würdig wandelt, zu der ihr berufen worden seid« (Eph. 4,1). In seiner Ermahnung<br />
ruft er die Gläubigen zum Ausleben <strong>des</strong>sen auf, was er in den ersten drei Kapiteln<br />
gelehrt hat. Erst nachdem sie über die Grundlagen der Einheit belehrt worden<br />
sind, erfolgt die Aufforderung, diese Einheit zu bewahren.<br />
WÜRDIG DER BERUFUNG WANDELN<br />
In seiner einleitenden Ermahnung sagt der Apostel unmissverständlich, dass<br />
wir würdig wandeln sollen der Berufung, zu welcher wir berufen worden sind.<br />
Das Wort »würdig« hat eine doppelte Bedeutung. Einmal heißt es: gleiches Gewicht,<br />
Gleichgewicht. Er sagt gewissermaßen: Nachdem ihr die Lehre gehört<br />
habt, müsst ihr nun euren Wandel damit in Übereinstimmung, ins Gleichgewicht<br />
bringen.<br />
Außerdem hat das Wort »würdig« die Bedeutung: sich schicken oder zu etwas<br />
passen. In Philipper 1,27 lesen wir: »Nur führt euer Leben würdig <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong><br />
von Christus.« »Ich habe euch unterwiesen«, will Paulus sagen, »und nun<br />
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