15.06.2022 Aufrufe

Die Kraft des Evangeliums 2/2022

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

GEMEINSCHAFT ODER LEHRE –<br />

WAS HAT VORRANG?<br />

Viele Christen sind der Auffassung, dass wir an dieser Stelle ermahnt würden,<br />

unter Zurückstellung unserer persönlichen Lehrauffassungen zunächst Gemeinschaft<br />

untereinander zu pflegen, um in der weiteren Folge auch zur Einheit<br />

in speziellen Glaubensfragen zu kommen.<br />

Vor einigen Jahren drückte ein bekannter Evangelist seine Haltung jedoch<br />

so aus: »Ich habe stets den Grundsatz vertreten«, sagte er, »nur dann mit anderen<br />

Christen Gemeinschaft zu pflegen, wenn ich auch lehrmäßig mit ihnen<br />

übereinstimmte.« Doch später änderte sich seine Ansicht, und er war nun auch<br />

zur Gemeinschaft mit solchen bereit, die theologisch nicht mit ihm übereinstimmten<br />

und in ihren Lehraussagen unter Umständen sogar eine liberale<br />

Auffassung vertraten. Durch die Pflege der Gemeinschaft hoffte er, schließlich<br />

auch zu einer lehrmäßigen Einheit zu kommen. Das bedeutete eine vollständige<br />

Abkehr von seiner früheren Haltung.<br />

In Epheser 4 bespricht der Apostel Paulus die ernste Frage über die Einheit<br />

der Gemeinde Jesu. Der Schlüssel zum Verständnis <strong>des</strong> gesamten Briefes findet<br />

sich in den Versen 9 und 10 <strong>des</strong> ersten Kapitels: »Er hat uns das Geheimnis Seines<br />

Willens bekannt gemacht, entsprechend dem [Ratschluss], den Er nach Seinem Wohlgefallen<br />

gefasst hat in Ihm, zur Ausführung in der Fülle der Zeiten: alles unter einem Haupt<br />

zusammenzufassen in dem Christus, sowohl was im Himmel als auch was auf Erden ist.«<br />

Im Folgenden zeigt Paulus, auf welche Weise Gott das bewirkt hat, natürlich<br />

indem Er Juden und Heiden zu einem Leib, der die Gemeinde ist, zusammenfügte.<br />

Und im vierten Kapitel kommt er dann ausführlich auf sein Thema zu<br />

sprechen.<br />

Ausschlaggebend für meine Auslegung ist das Wort »so« im ersten Vers, und<br />

dies weist uns zurück auf die ersten drei Kapitel dieses Briefes und besagt, dass<br />

sich die Einheit aus dem zuvor Gesagten ergibt. Was wir verstehen müssen, ist,<br />

dass der Wandel <strong>des</strong> Christen immer von seinem Verständnis der Wahrheit abhängt;<br />

der Wandel ist eigentlich angewandte Lehre. Und genau das erwartet der<br />

Apostel hier. »So ermahne ich euch nun, ich, der Gebundene im Herrn, dass ihr der Berufung<br />

würdig wandelt, zu der ihr berufen worden seid« (Eph. 4,1). In seiner Ermahnung<br />

ruft er die Gläubigen zum Ausleben <strong>des</strong>sen auf, was er in den ersten drei Kapiteln<br />

gelehrt hat. Erst nachdem sie über die Grundlagen der Einheit belehrt worden<br />

sind, erfolgt die Aufforderung, diese Einheit zu bewahren.<br />

WÜRDIG DER BERUFUNG WANDELN<br />

In seiner einleitenden Ermahnung sagt der Apostel unmissverständlich, dass<br />

wir würdig wandeln sollen der Berufung, zu welcher wir berufen worden sind.<br />

Das Wort »würdig« hat eine doppelte Bedeutung. Einmal heißt es: gleiches Gewicht,<br />

Gleichgewicht. Er sagt gewissermaßen: Nachdem ihr die Lehre gehört<br />

habt, müsst ihr nun euren Wandel damit in Übereinstimmung, ins Gleichgewicht<br />

bringen.<br />

Außerdem hat das Wort »würdig« die Bedeutung: sich schicken oder zu etwas<br />

passen. In Philipper 1,27 lesen wir: »Nur führt euer Leben würdig <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong><br />

von Christus.« »Ich habe euch unterwiesen«, will Paulus sagen, »und nun<br />

voiceofhope.de | 9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!