15.06.2022 Aufrufe

Die Kraft des Evangeliums 2/2022

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Wenn ich ein Podium betrete, um über<br />

das Thema »Leben als Single« zu sprechen<br />

(das kommt ziemlich häufig vor,<br />

weil ich selbst Single bin), suche ich unter den Zuhörern<br />

nach einem ganz bestimmten Typ Frau.<br />

Sie ist jung und sitzt mit gesenktem Kopf und mit<br />

verschränkten Armen zusammengesunken auf<br />

ihrem Stuhl. Sie ist nur da, weil sie von jemandem<br />

dazu überredet wurde, sich diesen Vortrag anzuhören.<br />

Aber eigentlich will sie gar nicht hier sein.<br />

Am liebsten würde sie zur Tür hinausrennen, um<br />

nicht schon wieder etwas über dieses Thema hören<br />

zu müssen. Ihre Körpersprache vermittelt ein<br />

bisschen Feindseligkeit und eine Menge Angst. Sie<br />

hat das alles schon von älteren Frauen gehört –<br />

manche von ihnen waren verheiratet, andere unverheiratet.<br />

Vor den alleinstehenden Rednerinnen<br />

graut es ihr am meisten, weil sie Angst hat, dass<br />

diese furchtbare Krankheit namens »Ehelosigkeit<br />

ab 40« ansteckend sein könnte. Von diesen jungen<br />

Frauen findet sich immer min<strong>des</strong>tens eine im Publikum,<br />

und aus diesem Grund betone ich gleich zu<br />

Beginn meiner Vorträge, dass wir Single-Frauen<br />

im Alter von 40 plus eher Ausnahmen sind, weil<br />

die Ehe die göttliche Norm für uns Menschen ist.<br />

WARUM GIBT ES<br />

SO VIELE SINGLES?<br />

Wenn die Ehe die Norm Gottes ist, warum lässt<br />

Gott es dann zu, dass so viele von uns allein bleiben?<br />

Heute gibt es in unserem Land etwa genauso<br />

viele alleinstehende Erwachsene wie verheiratete.<br />

Ein Grund für diesen Zustand liegt darin, dass<br />

sich die Lebensweise von Frauen in den letzten<br />

Generationen entscheidend verändert hat. Noch<br />

vor ein paar Jahrzehnten wollten Frauen nach<br />

dem Abschluss ihrer Berufsausbildung eine Familie<br />

gründen. Heute haben Frauen die gleichen<br />

Abschlüsse und Berufe wie Männer, und dadurch<br />

genießen sie eine Unabhängigkeit wie zu keiner<br />

anderen Zeit der Menschheitsgeschichte. Niemand<br />

bestreitet, dass viel Gutes entstanden ist aus<br />

der gesellschaftlichen Übereinkunft, dass Männer<br />

und Frauen den gleichen Wert haben. Aber diese<br />

Entwicklung hat nicht nur positive Veränderungen<br />

mit sich gebracht.<br />

<strong>Die</strong> Auswirkungen auf die Ehe gehören zu den<br />

negativen Punkten. Indem die Chancen von Frauen<br />

gestiegen sind, sind auch ihre Erwartungen<br />

höher geworden. Viele Frauen sind nicht bereit,<br />

einen Mann zu heiraten, der über eine geringere<br />

Bildung verfügt oder weniger verdient als sie.<br />

Deshalb wollen sie lieber allein bleiben. Das Gegenteil<br />

trifft ebenso zu. Viele Männer sind nicht<br />

übermäßig begeistert von der Aussicht, eine Frau<br />

zu heiraten, die über eine höhere Bildung verfügt<br />

oder mehr verdient als sie.<br />

Vor einigen Jahrzehnten brauchte eine Frau<br />

keinen beeindruckenden Lebenslauf, um sich<br />

eine sichere Existenz aufzubauen, denn dafür<br />

war ja der Ehemann zuständig. Insgesamt hat die<br />

moderne Relativierung der Geschlechterrollen<br />

die Chancen der Männer verringert, männlich<br />

zu sein, und den Frauen jenes Schutzbedürfnis<br />

genommen, für das sie in der Vergangenheit geschätzt<br />

wurden. Unter anderem hat auch diese<br />

Entwicklung zum allgemeinen Rückgang von<br />

Eheschließungen beigetragen. Christen sind davon<br />

nicht ausgenommen, obwohl es nicht so sein<br />

müsste. Im Alten Testament untersagte es Gott<br />

dem Propheten Jeremia zu heiraten, als ein Zeichen<br />

der Warnung vor dem kommenden Gericht<br />

über die Sünde Seines Volkes (Jer. 16,1-4); doch<br />

gläubige Menschen von heute haben die Gelegenheit,<br />

das genaue Gegenteil zu beweisen.<br />

<strong>Die</strong> Anweisungen Gottes an den Propheten Jeremia<br />

sind keine Anweisungen an die Gemeinde Jesu. Das<br />

Zeitalter <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> ist eine Zeit der Ehe, eine<br />

Zeit <strong>des</strong> Mitgefühls und eine Zeit für Festlichkeiten<br />

… Das Zeitalter <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> ist eine gute Zeit zu<br />

heiraten. In Jeremia 33 wird verheißen: In den Straßen<br />

Jerusalems »soll man wiederum Jubel- und Freudengeschrei<br />

vernehmen, die Stimme <strong>des</strong> Bräutigams und<br />

die Stimme der Braut« (V. 11). <strong>Die</strong>se Verheißung hat<br />

sich in Jesus Christus erfüllt. Es ist kein Zufall, dass Jesus<br />

Sein erstes Wunder – die Verwandlung von Wasser<br />

in Wein – bei einer Hochzeit wirkte (Joh. 2,1-11).<br />

Wenn der Erlöser kommt, ist es Zeit für Hochzeiten<br />

und Freudenlieder. 1<br />

1<br />

Philip G. Ryken, Jeremiah and Lamentations: From Sorrow to Hope, Preaching the Word, Hrsg. R.<br />

Kent Hughes, Crossway, Wheaton, IL, 2016, S. 270<br />

38 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2022</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!