planet toys_Juni_2022
planet toys Juni
planet toys Juni
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
HANDEL<br />
31<br />
2019 mit einem Marktanteil von 44 Prozent<br />
noch stärkste Vertriebslinie, hat also seitdem<br />
6 Prozent eingebüßt, während Online seinen<br />
damals schon beachtlichen saisonalen Anteil<br />
von 39 Prozent um mehr als 60 Prozent gesteigert<br />
hat und zum wichtigsten Absatzkanal<br />
aufgestiegen ist. Die Hypermarkets, bei denen<br />
Spielwaren vor allem die Funktion von Ergänzungs-<br />
und Aktionssortimenten haben, lagen<br />
in der Ostersaison <strong>2022</strong> klar unter ihrem Vorkrisenniveau,<br />
als sie noch einen Marktanteil<br />
von 16 Prozent hatten.<br />
Insgesamt hat sich der Spielwarenmarkt auch<br />
in der Ostersaison <strong>2022</strong> als bemerkenswert<br />
krisenresistent gezeigt. Die Umsätze dürften<br />
über 130 Mio. Euro erreicht haben. Sie lagen<br />
damit allerdings unter dem Wert der Vorjahressaison,<br />
als knapp 140 Mio. Euro erwirtschaftet<br />
wurden, aber klar über den Erlösen des<br />
Vorkrisenjahres 2019. Damals hatten die Verbraucher<br />
im Ostergeschäft über 110 Mio. Euro<br />
ausgegeben.<br />
Rückläufige Branchenumsätze<br />
Es sind vor allem Sonderkonjunkturen, die bislang<br />
sowohl im Ostergeschäft <strong>2022</strong> als auch<br />
insgesamt im bisherigen Jahresverlauf den<br />
Rückgang der Branchenumsätze abgefedert<br />
haben. Während viele Markenartikler zum Teil<br />
deutliche Einbußen erlitten, legten etwa Anbieter<br />
wie Tonies oder Spin Master zweistellig<br />
zu. Nach Branchenschätzungen dürften die<br />
Erlöse im Spielwarenmarkt bis Ende April um<br />
etwa 3 Prozent unter denen des Vorjahreszeitraums<br />
gelegen haben.<br />
Demnach habe die Vertriebslinie Hypermarket<br />
erwartungsgemäß deutliche Einbußen hinnehmen<br />
müssen, weil sie das pandemiebedingte<br />
Hoch des Vorjahres nicht halten konnte.<br />
Auch Online liege bislang unter den Erlösen<br />
des Vorjahres. Der Fachhandel habe im bisherigen<br />
Jahresverlauf eine starke Aufholjagd<br />
hingelegt. Die Umsätze dieser Vertriebslinie<br />
lägen um etwa 50 Prozent über denen des<br />
Vorjahreszeitraums. Eigentlich ist dies nicht<br />
KOMMENTAR<br />
AUFBRUCH STATT STILLSTAND<br />
Für das Spielwarengeschäft um die Ecke läuft die Zeit ab. Diese Erkenntnis<br />
ist nicht neu. Umso erstaunlicher ist es deshalb, wie wenig unternommen<br />
wird, diesem anhaltenden Ladensterben Einhalt zu gebieten. Schicksalsergeben<br />
haben sich offensichtlich viele inhabergeführte Fachgeschäfte<br />
damit abgefunden, auf verlorenem Posten zu stehen und heroisch dem<br />
eigenen Untergang entgegenzusehen. Zugegebenermaßen befinden sie<br />
sich in einer schwierigen Zwickmühle. Um zu überleben, müssen sie<br />
gleichzeitig in größere Flächenumbauten investieren, die Kapitalbindung<br />
verringern, eigene Multi-Channel-Konzepte erarbeiten, ihren Standort<br />
sichern und oft auch noch Nachfolgeprobleme lösen. Angesichts der sich<br />
immer weiter verschärfenden Ertragssituation werden das nur wenige<br />
Inhaber stemmen können. Warum tun sich deshalb die Unternehmer, die<br />
schließlich einst das Rückgrat der Branche waren, nicht zusammen? Gemeinschaftliches<br />
Handeln macht stark. Dafür gibt es ein bewährtes und seit<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts geradezu zeitlos erfolgreiches Geschäftsmodell,<br />
die Genossenschaft. Für die auf ihre Selbständigkeit stolzen Händler wäre<br />
es zunächst eine Zumutung, müssten doch Kompetenzen abgegeben und<br />
an zentraler Stelle gebündelt werden. Wer die eigene Freiheit sichern will,<br />
sollte aber auch loslassen können. Schließlich werden Einkauf, Marketing,<br />
IT, Ladenbau oder auch Steuerangelegenheiten nicht an irgendeine<br />
anonyme Stelle delegiert, sondern an den eigenen Dienstleister. Das schafft<br />
die Freiräume für die eigentliche Kernaufgabe des Spielwarenhändlers: das<br />
Verkaufen und den direkten Kontakt mit den Kunden im eigenen Laden. In<br />
der Lebensmittel- oder auch der Elektrobranche sichern schon seit Jahrzehnten<br />
Genossenschaftsmodelle die Existenz vieler tausend selbständiger<br />
Einzelhändler. Für die inhabergeführten Fachgeschäfte und die Verbundgruppen<br />
der Spielwarenbranche ist es höchste Zeit, mutig neue Wege zu<br />
beschreiten. Sie werden mühsam und auch langwierig sein. Notwendig ist<br />
der gemeinsame Wille, nur dann wird ein solcher Aufbruch gelingen.