planet toys_Juni_2022
planet toys Juni
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WIRTSCHAFT<br />
41<br />
zeigen konnte, um sein Gewissen zu beruhigen.<br />
Die Spielwarenbranche bekam es zu spüren.<br />
Sie geriet immer wieder wegen ausbeuterischer<br />
Arbeitsbedingungen in China unter<br />
Beschuss. Da half auch das von der Branche<br />
2004 aufgelegte ICTI-Programm nicht. China<br />
blieb der bevorzugte Beelzebub bei Medien<br />
und NGOs. Dabei gab es durchaus wunde<br />
Punkte hierzulande. Die negativen Schlagzeilen<br />
taten dem Geschäft jedenfalls keinen<br />
Abbruch. Die Halbwertzeit des Verbrauchergedächtnisses<br />
ist auch nur relativ.<br />
Billige Produktion war das Mantra<br />
Spielwarenhersteller kündigten in den letzten<br />
Jahren immer wieder eine Rückkehr nach<br />
Europa an. Der DVSI Index 2016 ergab, dass<br />
China als Standort an Relevanz verlieren würde.<br />
Große Erfolge blieben aus, sieht man von<br />
Märklin ab, das vor acht Jahren eine Produktionshalle<br />
im ungarischen Görgy eröffnete.<br />
„Nach der Übernahme von Märklin z. B. wurde<br />
vieles rückverlagert, was die früheren Investoren<br />
vorher alles nach China verlegt hatten“,<br />
sagt Uwe Weiler, COO der Simba Dickie<br />
Group, „da die hohen Ansprüche an Detaillierungs-<br />
und Belieferungsqualität nicht gewährleistet<br />
waren. Bei klassischen Spielwaren<br />
geht es hingegen vor allem um die preiswerte<br />
Produktion und funktionierende Lieferketten.“<br />
Ähnlich sieht es Dirk Engehausen, CEO<br />
von Schleich. „Was wir als Globalisierung bezeichnen“,<br />
sagt er, „war im Kern eine Asienisierung<br />
der Spielwarenproduktion, weil man<br />
letztlich nur darauf geschaut hat, wo man billig<br />
produzieren konnte.“<br />
Mit den Werten steht es auch in Europa nicht<br />
immer zum Besten, wie Thomas Eichhorn,<br />
Vorstandsvorsitzender Zapf Creation, glaubt.<br />
„Ich möchte nicht wissen“, sagt Thomas Eichhorn,<br />
„wie es in Fabriken von einigen europäischen<br />
Ländern zugeht, und machen wir uns<br />
nichts vor, auch Deutschland steht nicht immer<br />
besser da. Denken Sie nur an die Mitarbeiter<br />
im deutschen Einzelhandel.“ Eichhorn<br />
sagt zwar, dass auch in China nicht „Friede,<br />
Freude, Eierkuchen“ herrsche, aber Zapf Creation,<br />
das sich in der Fair Toys Organisation engagiert,<br />
würde genau hinschauen, dass „die<br />
Leute in der chinesischen Partnerfabrik ordentlich<br />
bezahlt werden und dass da möglichst<br />
nichts schiefgeht.“ Was schiefgehen auch<br />
immer heißen mag. Die deutschen Schlachterei-<br />
und Fleischverarbeitungsbetriebe lieferten<br />
in der Coronapandemie nur ein weiteres<br />
Beispiel für prekäre Lebens- und Arbeitsbedingungen<br />
im reichen Deutschland. Politik<br />
und Verbraucher wussten jahrelang um die<br />
Zustände, nahmen sie aber billigend in Kauf.<br />
Weltgemeinschaft können wir uns abschminken<br />
Mit dem Krieg in der Ukraine scheint nun<br />
der Primat der Politik zurückzukehren. Lag<br />
vor Jahren noch die Vermutung nahe, dass<br />
sich die Politik auf dem jährlichen Jour fixe<br />
in Davos Ratschläge von Topmanagern global<br />
agierender Konzerne abholen durfte, was<br />
für eine florierende Globalisierung am besten<br />
sei, muss man jetzt umdenken. Das von<br />
Spöttern gern als „Quasselbude“ bezeichnete<br />
World Economic Forum wollte ja glauben machen,<br />
dass sich die Probleme der Welt schon<br />
regeln ließen, wenn die (Wirtschafts-)Elite in<br />
die Schweizer Alpen zum Dialog zusammenkäme.<br />
Das ist aus heutiger Sicht ein Irrtum.<br />
Hasbro legt nicht<br />
erst seit den jüngsten<br />
Ereignissen allerhöchsten<br />
Wert auf<br />
ethische Produktion.<br />
MARKUS GROSSWEISCHEDE<br />
Geschäftsführer Hasbro<br />
KEINE WAHL: Die Simba Dickie Group investierte in den<br />
zurückliegenden Jahren viel in neue Produktionsstandorte,<br />
aber für Spielzeug wie das der Marke Dickie bleibt China<br />
immer noch das Maß aller Dinge.