reisen EXCLUSIV Sommer 2022
“Traumreisen - 15 Ziele für Eure Wunschliste” Alpenhotels Bahamas Marokko Malediven Seychellen Portugal Kanada Australien Guinea-Bissau und vieles mehr
“Traumreisen - 15 Ziele für Eure Wunschliste”
Alpenhotels
Bahamas
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Malediven
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und vieles mehr
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<strong>Sommer</strong> <strong>2022</strong><br />
Deutschland € 7,90 · Schweiz SFR 13,50 · Österreich € 9,00<br />
Alpenhotels<br />
Bahamas<br />
Marokko<br />
Malediven<br />
Seychellen<br />
Traum<strong>reisen</strong><br />
15 ZIELE FÜR EURE<br />
WUNSCHLISTE
Alles außer<br />
gewöhnlich<br />
Eine Reise ins Northern Territory bedeutet, sich mit<br />
der Natur und den Menschen zu verbinden. Intensive<br />
Erlebnisse an beeindruckenden Orten werden zu<br />
unvergesslichen Erinnerungen: Wandern im Kakadu<br />
National Park, Eintauchen in die Aboriginal-Kultur,<br />
Bestaunen des Red Centre und Freiheit und Weite<br />
auf Road Trips erleben.<br />
Komm’ ins Northern Territory und finde das<br />
Außergewöhnliche.<br />
northernterritory.com/de
EDITORIAL<br />
NEUGIERIG?<br />
Jahrhundertelang herrschte die Annahme,<br />
dass das Leben auf dem Meeresboden<br />
wenig variantenreich ist. Würmer existieren<br />
dort und vielleicht noch Seegurken.<br />
So war die Vorstellung. Wer kann schon<br />
dort leben, wo es tiefschwarz und kalt ist.<br />
Eben auf einem Fleckchen Erde, das die<br />
Sonne nicht tagtäglich küsst. Und ja, auch heute noch<br />
ist es eine Herausforderung, in diese Tiefe durchzudringen.<br />
Und mit jeder Expedition erhalten wir Menschen<br />
einen neuen Einblick in diese unbekannte Welt.<br />
Das Ergebnis dieser Missionen ist dann meist, dass<br />
neue Lebensformen entdeckt werden. Arten, die bisher<br />
noch nie beschrieben wurden. Unbekannte und<br />
somit auch unbenannte Wesen.<br />
Foto: Julia Breuer/juliaslieblinget; Illustration: NotionPic/Shutterstock.com<br />
Doch warum erzähle ich das? Na ja, eigentlich ist ja<br />
neben dem unendlichen Weltall nur der Meeresboden<br />
eine Region, die die Menschheit noch wie Pioniere<br />
entdecken kann. Denn im Hier und Jetzt reihen<br />
wir uns bei unseren Reisen ja meist in die Social-Media-Riege<br />
unserer Vorgänger. Jedes Mural, jede kulinarische<br />
Raffinesse, jedes kulturelle Ritual, schon zig<br />
mal fotografiert und gefilmt. Können wir also noch<br />
etwas Neues empfehlen? Wahrscheinlich nicht. Aber<br />
dennoch haben wir eine Ecke gefunden, die touristisch<br />
kaum bekannt ist. Guinea-Bissau. Und ja, viele<br />
wissen nicht einmal, wie man es ausspricht und wo<br />
es genau liegt. Reporter Andreas Dauerer durfte es<br />
für uns erkunden. Und ja, eine Reise dorthin fühlt<br />
sich ein wenig an wie eine Expedition in neue Gefilde.<br />
Es gibt sie also noch die Ecken. Gott sei Dank, dass<br />
wir weder eine Rakete noch eine Tiefseekapsel dafür<br />
betreten müssen.<br />
sommer <strong>2022</strong><br />
3
34<br />
SEYCHELLEN<br />
INHALT<br />
STANDARDS<br />
03 Editorial<br />
06 Reisenews<br />
08 Esskalation<br />
10 Städtetipp: Wuppertal<br />
12 Kulturtipps<br />
13 Da wollen wir hin<br />
14 Take away<br />
15 Für kleine Weltenbummler<br />
16 Kolumne<br />
17 Vorfreude<br />
114 Gewinnspiel & Impressum<br />
62<br />
MAROKKO
97<br />
HOTELS<br />
»In die Berge<br />
oder ans Meer?<br />
Beides!«<br />
die <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>-Redaktion<br />
INSELN<br />
FERNWEH<br />
Fotos: Club Med Seychellen, Marie Tysiak, PR, Jeremy Mason McGraw/GlobalImageCreation.com, Kapreski/Shutterstock.com<br />
24 Bahamas<br />
Kleine Inseln fürs große Glück: Redakteurin<br />
Marie Tysiak auf Reise zwischen<br />
Sonnenorten und heimlichen Häfen.<br />
34 Seychellen<br />
Buchten für Badefans, Wald für Wanderer<br />
und Gourmethappen für Genießer, der<br />
Club Med hat das Rundum-Paket.<br />
42 Malediven<br />
So flach und doch voller Höhepunkte! Ein<br />
Traumresort für Familien ist das Sheraton<br />
Full Moon.<br />
LIFESTYLE<br />
40 Pooloutfits<br />
86 Aussichtshelfer<br />
94 Belletristik zum Wegträumen<br />
50 Guinea-Bissau<br />
Reporter Andreas Dauerer begab<br />
sich auf die Spur eines Gefühls: pure<br />
Faszination für Naturwunder und<br />
Frauenpower.<br />
58 Australien<br />
Wer die Region am anderen Ende<br />
der Welt ansteuert, wird ein rotes<br />
Naturwunder erleben – und ein<br />
kreatives dazu.<br />
62 Marokko<br />
Der perfekte Roadtrip von<br />
Marrakesch nach Tanger mit<br />
Farbrausch und Wüstensand.<br />
70 Kanada<br />
Kanada vereint das Schönste,<br />
was die Schöpfung weltweit hervorgebracht<br />
hat: Gletscher und Grizzlys,<br />
tiefe Fälle und hohe Gipfel, weltoffene<br />
Städte und weiße Weite.<br />
98 7132<br />
In Vals in Graubünden in der Schweiz fühlen sich<br />
Architekturfans bestens aufgehoben. Ein echter<br />
Hotspot ist die Therme, entworfen von Peter Zumthor.<br />
104 Die Hochkönigin<br />
Hochgefühle am Hochkönig in der Hochkönigin.<br />
Perfekter Urlaub im Salzburger Land!<br />
108 Hubertus Mountain Refugium<br />
Achtsamkeit im Allgäu: Das Wohlfühlkonzept<br />
HolisticLife nimmt man mit nach Hause.<br />
EUROPA<br />
78 Alentejo<br />
Weintrauben als kühne Wegberater auf einer Tour<br />
durch den Süden Portugals.<br />
88 Nantes<br />
Es liegt in ihrer Natur, Besucher zu berauschen. Direkt<br />
an der Loire ist die Stadt tolerant und unterschätzt.
eisenews<br />
Vor 150 Jahren schuf Präsident Ulysses Grant den ersten Nationalpark der Welt! Ja,<br />
richtig gehört. Der Yellowstone ist somit nicht nur der älteste Nationalpark, sondern auch<br />
Vorbild für die vielen Parks, die folgten. Und er hat auch heute nichts an Schönheit verloren.<br />
Seine beeindruckende Naturkulisse, die sich vom Nordwesten Wyomings bis nach<br />
Idaho und Montana erstreckt, ist legendär. Kristallklare Seen, tosende Wasserfälle und<br />
die weltbekannten Felsformationen der Canyons locken Millionen Reisende aus aller Welt<br />
in den Park. Und obwohl es doch einige Touristen sind, die hier jährlich durchwandern,<br />
fühlen sich Bären, Bisons und Wölfe dort ebenso wohl. Anlässlich des Geburtstags gibt es<br />
noch bis September Events und Aktivitäten. nps.gov/yell<br />
HAPPY BIRTHDAY, YELLOWSTONE!<br />
6<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2022</strong>
BIG BOULDER<br />
Na? Wo steht wohl die größte Kletterhalle<br />
der Welt? In Berlin? Nein! In London? Nö! In<br />
Los Angeles? Weit gefehlt. Natürlich im international<br />
bekannten Bubenreuth. Das ist eine<br />
Gemeinde im Landkreis Erlangen. Und ja, da<br />
haben die Blockhelden vor ein paar Wochen<br />
die größte Boulderhalle weltweit eröffnet.<br />
3.500 Quadratmeter Kletterfläche locken<br />
Anfänger wie Fortgeschrittene ins fränkische<br />
Bubenreuth. blockhelden.de<br />
FRIEDEN!<br />
Auf dem Osloer Rathausplatz befindet sich das<br />
friedlichste Museum Norwegens: The Nobel<br />
Peace Center. Dahinter wird im Juni das größte<br />
Museum Norwegens eröffnet: Das neue Nationalmuseum.<br />
Und davor steht eine einladende Bank<br />
in Form eines großen Lächelns. Die Bank ist nach<br />
einem Zitat von Nelson Mandela benannt: »Die<br />
beste Waffe ist, sich hinzusetzen und zu reden.«<br />
Sie soll zu einem friedlichen Dialog anregen. Im<br />
Inneren erwartet den Besucher ein renoviertes<br />
Museum mit neuen, aktuellen Ausstellungen.<br />
Besser könnte es nicht in die heutige Zeit passen.<br />
nobelpeacecenter.org<br />
Fotos: Marian Lenhard (2), Laila Skalsky, Yannick Menard, Jon Terje Hellgren Hansen/Nobel Peace<br />
Center, Mette Bruaas/Nobel Peace Center, Frank Kroeger, T. Kaiser<br />
WIE IM FLUG<br />
Sylt ist toll! Das finden nicht nur Promis, sondern auch Urlauber,<br />
die die Nordseeinsel wegen ihrer prachtvollen Natur schätzen.<br />
Und wegen der langen Strände. Und der Leuchttürme. Und der<br />
Sternerestaurants. Ja, es gibt viele Gründe, hoch in den Norden<br />
zu <strong>reisen</strong>. Doch wem die Anfahrt zu lang ist, dem sei verraten –<br />
es gibt Direktflüge nach Sylt. Und zwar ab München, Berlin-Tegel,<br />
Düsseldorf, Frankfurt a. M., Stuttgart, Mannheim, Kassel, Hamburg,<br />
Luxemburg und Zürich. sylt.de<br />
7
esskalation<br />
In Notting Hill mangelt es wahrlich nicht an schicken Pubs. Und wenn die Konkurrenz<br />
groß ist, heißt es klotzen statt kleckern. Genau das Konzept hat auch The Princess<br />
Royal mit seiner hübschen smaragdgrünen Fassade, dem sonnigen Garten und dem<br />
beeindruckenden Gewächshaus verfolgt. Küchenchef Ben Tish (einst im Noma tätig,<br />
ihr wisst schon, das beste Restaurant der Welt) hat das Sagen in der Küche und<br />
kümmert sich um eine mediterran angehauchte Speisekarte. Appetithappen gefällig?<br />
Es gibt eine umfangreiche Rohkost-Bar, rote Garnelen-Crudo mit spritziger Orange,<br />
Rindertartar mit Minze und verschiedene Austernsorten (Jersey Rock ist die Sorte,<br />
die man als Anfänger bestellen sollte!), Snacks (fluffige Focaccia, zitrusartige, mit<br />
Salz gesprenkelte Padron-Paprika) und Vorspeisen (aufgeschlagene Nduja mit Pfiff,<br />
Pizzette mit herabhängendem Burrata, Mascarpone und Fontina). Doch es ist der<br />
Sticky Toffee Pudding, der diesen Pub unvergesslich gut macht. Wer Lust hat, der<br />
bucht einfach ein Zimmer im Obergeschoss bei der Tischreservierung mit. Die<br />
Zimmer sind so niedlich, wie das Essen gut ist. cubitthouse.co.uk/the-princess-royal/<br />
PubSATT<br />
8
DA BRÜHT SICH<br />
was zusammen<br />
Fotos: PR (2), Manufaktur Jörg Geiger GmbH (2), The Princess Royal (2), www.davidcotsworth.com, Masa New York City, Daniel Balda<br />
IT’S BRIDGERTON<br />
TEA, my Lady<br />
Regency-Garderobe einpacken<br />
und ab in die schönste Residenz<br />
Londons: Zum Bridgerton<br />
Afternoon Tea ins The Lanesborough!<br />
Im reich dekorierten<br />
Speisesaal wird das Menü kredenzt,<br />
kreiert vom Chefkoch<br />
Kevin Miller. Es reicht von<br />
köstlichen Finger-Sandwiches<br />
zu sensationellen Brioche-<br />
Slidern und ist eine Hommage<br />
an die wichtigsten Familien aus<br />
der Bridgerton-Serie sowie an<br />
das heutige »Lanesborough<br />
House«, das 1825 von William<br />
Wilkins auf dem Höhepunkt der<br />
Regency-Ära im klassizistischen<br />
Stil restauriert wurde. Heute gilt<br />
es als das Londoner Regency-<br />
Gebäude schlechthin.<br />
oetkercollection.com<br />
In einer kleinen Manufaktur in<br />
Thüringen brodelt es in den Töpfen:<br />
Hier werden die Bio-Brühen<br />
der Manufaktur »J. Kinski – Lecker<br />
seit immer« hergestellt. Und die<br />
schmecken international wie die<br />
Bio-Brühe »Pho-Veganer-Suppengrün«.<br />
Paket mit 6 Flaschen<br />
à 525 ml, um € 40, j-kinski.de<br />
GESPRÄCHSstoff<br />
DAS 1.000-DOLLAR-Sushi<br />
Es ist das teuerste Restaurant der USA: Masa,<br />
eine opulente Sushi-Bar in New York City. Und<br />
die Preispolitik des Drei-Sterne-Michelin-Restaurants<br />
ist ausgeklügelt. Für ein Omakase-Menü<br />
direkt an der Theke verlangt das Masa $1.034<br />
(€ 980) pro Person inklusive Steuern. Ohne<br />
Weinbegleitung. Diejenigen, die einen der wenigen<br />
Tische reservieren möchten, müssen mit<br />
einem Preis von $750 (€ 710) rechnen. Warum<br />
ist der Tisch billiger als die Theke? Weil man<br />
dort dem Itamae (dem Sushi-Meister) auf die<br />
Messer gucken kann. Das Menü ist eine Auswahl<br />
von fünf bis sechs kleinen Vorspeisen, gefolgt<br />
von 15 bis 17 Sushi, je nach Saison und Ermessen<br />
des Chefkochs. Die Gourmands sind begeistert.<br />
Bilder vom Essen und Restaurant dürft ihr nicht<br />
machen, schließlich sollen die 1.000-Dollar-Sushis<br />
in absoluter Privatsphäre genossen werden.<br />
www.masanyc.com<br />
BESCHWIPSTES<br />
Wiesenobst<br />
Auf den Wiesen der Manufaktur Jörg Geiger<br />
wachsen jahrhundertealte schwäbische Obstsorten.<br />
Und daraus zaubern er und sein Team süffige<br />
Getränke, die es locker mit einem richtigen Champagner<br />
aufnehmen können wie der Schaumwein<br />
aus der Obstsorte Champagner Bratbirne. Doch<br />
die Birne muss nicht immer beschwipst sein, es<br />
gibt auch jede Menge tolle alkoholfreie Varianten.<br />
manufaktur-joerg-geiger.de<br />
El silencio, ist der »place to be«<br />
diesen <strong>Sommer</strong> auf Ibiza. Vor elf<br />
Jahren gründete David Lynch<br />
den Club »Silencio« in Paris. 2021<br />
brachte er einen Ableger des legendären<br />
Clubs auf die mondäne<br />
Insel. Das Strandhaus mit Restaurant<br />
und Bar zieht die coolsten<br />
Leute aus aller Welt an. Die beiden<br />
Köche Mauro Colagreco und<br />
Federico Desseno, der Künstler<br />
Samuel de Saboia und der Barkeeper<br />
Remy Savage werden die<br />
Gastronomie-, Kunst-, Kultur- und<br />
Freizeitszene auf Ibiza diesen<br />
<strong>Sommer</strong> ordentlich aufmischen.<br />
elsilencioibiza.com<br />
sommer <strong>2022</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
9
städtetipp<br />
WUPPERTAL<br />
WUPPERTAL IST KEINE KLASSISCHE<br />
SCHÖNHEIT. DOCH WER IN DER EHEMA-<br />
LIGEN TEXTILSTADT GENAUER HINSIEHT,<br />
ENTDECKT ALLERHAND COOLE ORTE,<br />
TRAUMHAFTE AUSSICHTEN UND INNOVA-<br />
TIVE MENSCHEN. ZWISCHEN STREETART<br />
UND INDUSTRIE-CHARME ZEIGEN WIR<br />
EUCH SECHS AKTIVITÄTEN FÜR DAS PER-<br />
FEKTE WOCHENENDE IN WUPPERTAL.<br />
Kultur erleben<br />
und Kunst entdecken<br />
Wuppertal ist Heimat vieler toller Künstler,<br />
die ihre Stadt aktiv mitgestalten. Eine der<br />
bekanntesten war zweifelsohne Pina Bausch,<br />
deren Tanztheater die Stadt weiterhin nachhaltig<br />
prägt. Der britische Skulpturenkünstler<br />
Tony Cragg eröffnete in seiner Wahlheimat<br />
den Skulpturenpark Waldfrieden, der nicht<br />
nur seinen eigenen riesigen Skulpturen,<br />
sondern auch Werken anderer Künstler eine<br />
Ausstellungsfläche im Grünen bietet. Kunstinteressierte<br />
sollten unbedingt auch dem<br />
Von der Heydt-Museum einen Besuch abstatten,<br />
in dem vor allem europäische Kunst<br />
des 19. Jahrhunderts ausgestellt wird.<br />
DURCHS TAL SCHWEBEN –<br />
DIE SCHWEBEBAHN<br />
Natürlich ist kein Besuch der bergischen Großstadt<br />
perfekt, ohne mit der Schwebebahn über die Wupper<br />
zu schweben! Das Wahrzeichen Wuppertals ist seit<br />
1901 das schnellste und unkomplizierteste Verkehrsmittel<br />
der Stadt. Knapp zwölf Meter über der Wupper<br />
und später auch über der Straße schwebt man förmlich<br />
durchs Tal und genießt tolle Perspektiven auf die<br />
Stadt. Die Schwebebahn gehört einfach zu Wuppertal<br />
wie der Dom nach Kölle! Einmal von Oberbarmen nach<br />
Vohwinkel zu fahren, am Stadion vorbei und über die<br />
Autobahn, immer mit Ausblick auf die grünen Hänge,<br />
ist ein Muss! Für Besucher ist die Fahrt aufregend,<br />
auch wenn die Schwebebahn für Wuppertaler ein<br />
ganz normales Verkehrsmittel ist.<br />
10 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> sommer <strong>2022</strong>
AUSBLICKE GENIESSEN – DIE HARDT<br />
Durch die steilen Hänge bieten sich in Wuppertal an allen Ecken<br />
grandiose Ausblicke weit über das Tal. Besonders schön ist es<br />
auf dem Hardtberg, denn hier befinden sich die Hardt-Anlagen<br />
einem der ältesten Stadtparks Deutschlands. Verschiedene Aussichtstürme<br />
wie der wunderschöne Elisenturm oder der rustikale<br />
Bismarckturm gewähren einen Blick bis nach Düsseldorf und<br />
sind auch für sich eine Augenweide. Die Hardt-Anlagen laden zu<br />
einem ausgedehnten Spaziergang durchs Grün ein, im Botanischen<br />
Garten blühen im Frühjahr exotische Pflanzen aus aller<br />
Welt. Das schnuckelige Café Elise ist der perfekte Ort für Kaffee<br />
und Kuchen und auch zum Brunch einen Besuch wert.<br />
TREPPENSTEIGEN –<br />
HOLSTEINER TREPPE<br />
Wuppertal ist berüchtigt für seine Treppen.<br />
Denn in der Stadt, die sich über das lang<br />
gezogene Tal der Wupper und die steilen<br />
Hänge zu beiden Seiten des Flusses zieht, gibt<br />
es einige davon. Knallbunt wie die Holsteiner<br />
Treppe oder verwinkelt und mit schnuckeligen<br />
Namen wie Tippen-Tappen-Tönchen versehen:<br />
Wuppertals Treppen, die Besuchern manchmal<br />
einiges abverlangen, gehören genauso<br />
zu der Stadt wie ihre Schwebebahn. Und tolle<br />
Fotomotive bieten sie auch noch! Tipp: Wer<br />
Streetart mag, der sollte unbedingt auch die<br />
Brücke an der Schwesternstraße auschecken,<br />
die der Graffiti-Künstler Megx in ein buntes<br />
Legostein-Kunstwerk verwandelt hat.<br />
Text: Marie Tysiak; Fotos: Simon Wierzba<br />
AUF ALTEN BAHNTRASSEN RADELN –<br />
UTOPIASTADT<br />
Einst verband eine kleine Eisenbahn die verschiedenen Stadtteile<br />
Wuppertals. Eine Bürgerinitiative bewegte die Betonierung,<br />
und so führen heute verschiedene Trassen durch Wuppertal.<br />
Die Nordbahntrasse verläuft fast einmal durchs gesamte Tal,<br />
immer schön flach und natürlich ebenso mit tollen Ausblicken. In<br />
den alten Bahnhofsgebäuden haben sich Cafés, Kollektive und<br />
Kletterhallen eingenistet. In der Utopiastadt am einstigen Mirker<br />
Bahnhof kann man in lockerer und hipper Atmosphäre entspannen<br />
und sich von Kunst sowie Machern inspirieren lassen.<br />
Dort können auch kostenfrei Fahrräder ausgeliehen werden, mit<br />
denen man auf der Trasse quer durch Wuppertal radeln kann.<br />
ES GRÜNT SO GRÜN!<br />
Barhopping und Bummel<br />
im Luisenviertel<br />
Ab Mittag wird das Luisenviertel rund um die<br />
gleichnamige Straße lebendig. Vor Bars und<br />
Cafés stehen Tische auf dem Kopfsteinpflaster,<br />
die ersten Bummler genießen einen Kaffee<br />
oder ein Glas Weißwein. Später trifft man sich<br />
in den unzähligen Restaurants wie<br />
dem Alaturka, Katzengold oder<br />
79°, um anschließend vielleicht<br />
noch in eine der vielen hippen<br />
Bars auf einen Drink<br />
einzukehren. Im Beatz &<br />
Kekse gibt es sonntagabends<br />
den Tatort, im<br />
Zum Köhlerliesl den<br />
berüchtigten Käsekuchen-Schnaps<br />
und<br />
Kicker-Turniere, die<br />
Viertelbar wartet mit<br />
coolem Interieur, und<br />
die besten Drinks serviert<br />
die Bar Edelrost.<br />
11
events<br />
Geschmackssache: drei Events für alle Fälle – von sportlicher<br />
Herausforderung in alpiner Kulisse in Ischgl über legendäre<br />
Street Art in Bremen bis zur Feier der Vielfalt in Sydney.<br />
STREET-ART-SUPERSTAR....<br />
Wenn Straßenkunst ins Museum kommt, dann lohnt es sich besonders bei dem britischen<br />
Künstler Banksy. Die Ikone der Stencils. Der Geheimnisvolle – denn bisher weiß niemand<br />
offiziell, wer Banksy eigentlich ist. »The Mystery of Banksy – A Genius Mind« ist eine neue<br />
Ausstellung zu Ehren der Kunstikone. Seit der Weltpremiere im März 2021 in München<br />
haben inzwischen über 300.000 Besucher die Ausstellung gesehen und machen sie damit<br />
zur publikumsstärksten und erfolgreichsten Schau über den Street-Art-Superstar weltweit.<br />
Bis zum 14. August <strong>2022</strong> noch in Bremen. Nächste Stationen: Leipzig und Hamburg.<br />
mystery-banksy.com<br />
Fotos: COFOEntertainment, Erwin Haiden, Brian Kyed<br />
HANG OVER..<br />
COOL COMMUNITY..<br />
Keine Frage: Es wird anstrengend. Wer sich beim Ischgl Ironbike<br />
aufs Mountainbike schwingt, wird nach dem ein oder anderen Hang<br />
erschöpft Pause machen. Jedenfalls die Laien unter uns. Immerhin<br />
kann man dann in Ruhe die Sicht auf die eindrucksvolle Kulisse<br />
des Silvretta-Massivs genießen. Puste zurück? Weiter geht’s! Der<br />
27. Ischgl Ironbike ist eine alljährliche Mountainbike-Veranstaltung,<br />
mit vier verschiedenen Rennen für Amateure und Profis. 3. bis<br />
6. August <strong>2022</strong>, ischglironbike.com<br />
Es ist stets die bedeutendste<br />
Großveranstaltung des<br />
Jahres für die internationale<br />
LGBT-Community: die<br />
Worldpride. 2023 wird sie in<br />
Sydney stattfinden und damit<br />
erstmals in der südlichen<br />
Hemisphäre. Gefeiert werden<br />
die Liebe, Vielfalt und<br />
Einbeziehung von Minderheiten.<br />
Der Pride March über<br />
die Sydney Harbour Bridge<br />
oder die Party an Sydneys<br />
Kultstrand Bondi Beach<br />
werden sicher legendär.<br />
Sydney Worldpride 2023,<br />
17. Februar bis 5. März 2023,<br />
sydneyworldpride.com<br />
Fotos: xxx<br />
12<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2022</strong>
da wollen wir hin<br />
SOUKI LODGE & SPA Cabrières, Frankreich<br />
Die Leichtigkeit des Seins: Die Souki Lodge & Spa macht es den Gästen leicht, im Moment zu leben – ob<br />
auf der Terrasse im eigenen Jacuzzi oder im Infinity-Pool mit Blick auf das Tal, in einem der unheimlich<br />
bequemen Kingsize-Betten, wo man sich morgens beim Aufstehen schon freut, sich abends wieder<br />
hineinkuscheln zu können, oder von der Couch aus im hellen Wohnzimmer die Ruhe und den Ausblick<br />
ins Grün genießend.<br />
Im französischen Cabrières, rund 50 Autominuten von Montpellier entfernt, am Fuße des malerischen<br />
Pic de Vissou, haben Fabien Moncel und Gilles Pascal zwei Lodges geschaffen, die behutsam auf Stelzen<br />
am Hang zwischen den Hügeln, Steineichen und Weinbergen integriert wurden sind. Es sind zwei<br />
lichtdurchflutete Kokons mit riesigen Fenstern, die einem das Gefühl vermitteln, ganz allein inmitten<br />
der wilden Natur zu urlauben – umgeben von modernem Komfort, einem schicken, klaren Design und<br />
schönen, liebevoll ausgesuchten Designobjekten, die man restlos alle nachkaufen möchte. Noch mehr<br />
Entspannung und Genuss gefällig? Wie wäre es mit einer Massage auf der Terrasse oder einem Menü<br />
von Spitzenköchen aus der Region, die extra für die Gäste kochen?<br />
Fotos: Mr. Tripper (2)<br />
Sollte man doch einmal aus seinem wunderschönen Kokon kurzzeitig hinauswollen: Unzählige Wanderwege,<br />
Weinberge und malerische Dörfer in den Ausläufern der Cevennen warten darauf, entdeckt zu<br />
werden. Ab auf das Elektrofahrrad, den Frühstückskorb mit Granola, Brioches und Obstsalat auf den<br />
Gepäckträger geklemmt und in den Weinbergen gefrühstückt. Die pure Leichtigkeit! Ab € 590 die Nacht<br />
pro Lodge inkl. Frühstück für zwei Personen. souki-lodges.com<br />
sommer <strong>2022</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
13
takeaway<br />
HIMMELSZELT .<br />
Zelten ist nicht jedermanns Sache. Doch beim Anblick<br />
des Cave-XL-4-Season-Zelts überlegt man es sich<br />
vielleicht noch einmal anders. Denn mit dem hochmodernen,<br />
aufblasbaren Vier-Jahreszeiten-Zelt von Heimplanet<br />
in Zusammenarbeit mit 66°North kann man zu<br />
großen Abenteuern aufbrechen. € 990, heimplanet.com<br />
SCHATTENSPENDER.<br />
Wenn das Leben dir viel Sonne gibt, dann setz<br />
diesen sommerlichen Hut auf! Der Strohut von<br />
Marc Cain mit blau-weißem Streifenband und<br />
Orangen-Pailletten-Applikation ist ein schicker<br />
Strandbegleiter. Um € 100, marc-cain.com<br />
WIE NEU!.<br />
Stilvoll und nachhaltig radelt man auf dem Re:cycle Bike des schwedischen<br />
Start-ups Vélosophy durch den Alltag. Kommt einem die Farbe<br />
irgendwie bekannt vor? Den Nespresso-Trinkern unter uns sicher. Der<br />
Aluminiumrahmen besteht nämlich aus alten Nespresso-Kapseln, genauer<br />
aus der Sorte Arpeggio, die im markanten Violett daherkommt.<br />
Sattel, Griffe und Transportkorb bestehen aus dampfgebogenem<br />
Eichenholz. Und was kommt in den Getränkehalter? Na, Kaffee to go<br />
natürlich! Ab € 1.290, velosophy.cc<br />
AUF GROSSEM FUSS.<br />
Ob New York, Barcelona oder<br />
Paris: Mit dieser hübschen Plateau-Sandalette<br />
von Konstantin<br />
Starke spaziert man stilvoll<br />
zum Sightseeing. Um € 150,<br />
konstantin-starke-new-york.com<br />
ZAHNPASTA-LÄCHELN.<br />
Die kann definitiv jeder Reisende<br />
gebrauchen: Die nachhaltige und<br />
vegane Zahnpasta in Tab-Form<br />
von Natch ist nicht nur super<br />
praktisch, sondern schont auch<br />
die Umwelt. Tab im Mund zu einer<br />
Paste zerbeißen und wie gewohnt<br />
putzen. Die Tabs stecken in<br />
nachhaltigen Glasflaschen mit je<br />
85 Tabletten, was ungefähr zwei<br />
Tuben Zahnpasta entspricht. Der<br />
Weltreise steht nun nichts mehr<br />
im Weg. In unterschiedlichen<br />
Geschmacksrichtungen erhältlich,<br />
ab € 12, natchlabs.com<br />
Fotos: Benjamin Hardman/Heimplanet (2), PR (2), Natchlabs, Olaf Rayermann<br />
14<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2022</strong>
kleine weltenbummler<br />
Heiß begehrt!<br />
Die Mumins sind eine abenteuerlustige und gesellige<br />
Troll-Familie, die zusammen mit ihren Freunden im<br />
Mumintal lebt. Da passt es ja super, die kleinen Trolle<br />
auf die eigenen Mikro-Abenteuer mitzunehmen. Die<br />
»Hottie«-Isolierkanne von Rig-Tig mit Illustrationen<br />
von Tove Jansson macht einfach Freude und hält<br />
den mitgenommenen Kakao oder Tee schön warm –<br />
oder eben kalt. Um € 50, rig-tig.com<br />
tagträumer<br />
Einmal wie Peter Pan aus dem<br />
Fenster schweben und nach Nimmerland<br />
fliegen, mit Superkräften<br />
die Welt retten oder sich in eine<br />
andere Welt schrumpfen – das<br />
neue Yullbe Wunderland in der<br />
Hamburger Speicherstadt lässt<br />
diese Träume wahr werden. Dafür<br />
haben sich zwei der beliebtesten<br />
Sehenswürdigkeiten Deutschlands<br />
zusammengetan – der Eurpa-Park<br />
Rust und das Miniatur Wunderland<br />
– und eine hochmoderne<br />
Virtual-Reality-Attraktion auf 750<br />
Quadratmetern erschaffen, in der<br />
die Besucher mit allen Sinnen in andere<br />
Welten eintauchen. Ein großer<br />
Spaß für die ganze Familie.<br />
yullbe.com<br />
Freizeitpark auf hoher See<br />
Fotos: PR (4), Disney<br />
Wenn sich der Urlaub wie ein Disneyfilm anfühlt, dann befindet man sich<br />
zweifelsohne auf dem neuen Kreuzfahrtschiff »Disney Wish«. Ob im weiß<br />
glitzernden Restaurant mitten im Film »Frozen«, wo man sich fühlt wie die<br />
Eisprinzessin höchstpersönlich. Oder in der Hyperspace-Lounge, wo alles<br />
an »Star Wars« erinnert und man sich nicht wundern würde, zusammen mit<br />
Luke Skywalker dort abzuhängen. Spätestens nach der Schatzsuche mit<br />
Mickey und Minnie quer über das Schiff fällt jedes Kind abends wunschlos<br />
glücklich ins Bett. Das fünfte Schiff der Disney Cruises wird mit Flüssiggas<br />
betrieben, hat Platz für 4.000 Passagiere und sticht Mitte Juli <strong>2022</strong> zu seiner<br />
Jungfernfahrt in See – ab Port Canaveral in Florida geht es nach Nassau auf<br />
den Bahamas zur Disneys Privatinsel Castaway Cay. disneycruise.com<br />
Egal ob späterer Tour-de-France-Champion oder zukünftiger<br />
Freizeit-Radler: Mit den stylischen Laufrädern »First go« der<br />
Berliner Marke Banwood entdecken Kinder zwischen zweieinhalb<br />
und fünf Jahren die Welt auf zwei Rädern. Safety first: Ein<br />
passender Helm darf natürlich nicht fehlen. Schick! Laufrad<br />
€ 149, Helm € 45, banwood.com<br />
sommer <strong>2022</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
15
KOLUMNE<br />
Unsere Kolumnistin und Brand-Building-Expertin<br />
Ala Zander hat nicht nur ein sonniges Gemüt,<br />
sondern liebt die Sonne, die Wärme und auch die<br />
Amis. Über zehn Jahre lang verbrachte sie viele<br />
Monate im Jahr im sonnigen Kalifornien. Dann<br />
kam Corona. Doch jetzt im April kehrte sie nach<br />
langer Zeit zurück – und endlich hieß es wieder<br />
California Dreaming, oder?<br />
Das Thema Hotels in L.A. ist ein sehr spezielles. Bei<br />
jedem Besuch wollte ich etwas Neues entdecken<br />
und sicherlich habe ich mich seit 2010 durch alle<br />
bekannten und weniger bekannten Hotels, Motels<br />
und Airbnbs geschlafen. Wenn man in Amerika den<br />
europäischen Hotelstandard erwartet, wird man<br />
schnell recht negativ überrascht. Was man sich hier<br />
in Sachen Fünf-Sterne und Luxus schon mal leisten<br />
kann, ist dort unerschwinglich. Unser Verständnis<br />
von »schick« ist dort im wahrsten Sinne des Wortes rückständig. Wenn<br />
ich einige Wochen in Kalifornien verbringe, pendle ich meistens zwischen<br />
Venice, L.A. Downtown und Hollywood – ganz auf die Termine<br />
und Kunden abgestimmt. Dabei war die Zeit in Venice Beach immer<br />
meine ganz besondere Quality-Time, die ich geradezu zelebrierte, und<br />
niemals hätte ich gedacht, dass diese Begeisterung nachlässt. Doch so<br />
war es: Zum ersten Mal fand ich Venice Beach irgendwie zu laut, zu<br />
schmutzig, zu überlaufen und vor allem absurd teuer. So landete ich<br />
bei der Suche nach einer »Alternative am Strand« in Hermosa Beach,<br />
nur wenige Kilometer von Venice entfernt, aber eben nicht als internationaler<br />
Tourist-Hostspot bekannt, sondern mehr als verschlafener<br />
Surferort.<br />
Ein neues und schickes Hotel hatte ich in Venice Beach in zehn<br />
Jahren nicht entdeckt und ich war umso überraschter, im gerade neu<br />
eröffneten H2O Hermosa zu landen: Ein kleines Boutique Hotel,<br />
nur wenige Meter vom breiten Sandstrand und dem Oceanwalk entfernt,<br />
mit allem Komfort versehen und bezahlbar. In Hermosa Beach<br />
schleppt nicht jeder eine Yogamatte mit sich herum wie in Venice,<br />
sondern hat ein Surfbrett unter den Arm geklemmt. Und statt mit It-<br />
Bag am Arm stehen die Girls morgens eher mit ihrem Skateboard bei<br />
Starbucks an. Ich war sofort verliebt. Auch in Tyler, den Hotelmanager<br />
des H2O Hermosa, der meinen sechstägigen Aufenthalt mit seinem<br />
herzlichen Charme und einer besonders smarten Gästebetreuung zu<br />
einem besonders positiven Erlebnis machte. Vermutlich war Venice<br />
vor 20 Jahren mal wie Hermosa – und wahrscheinlich ist es in ein paar<br />
Jahren auch dort genauso voll und laut. Aber bis dahin ist das neue<br />
coole Designhotel mein ganz geheimer Travel-Tipp für alle, die bei ihrem<br />
Trip nach L.A. Lust auf ein paar unbeschwerte Tage am Beach und<br />
etwas »Surfin’ USA«-Feeling haben.<br />
Fotos: Privat, Dan Nakon, NRRALLY, H2O Hermosa<br />
Fotos: PR (3), Privat<br />
16<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
VORFREUDE<br />
Architekturfans und Kunstliebhaber aufgepasst – drei Gebäude, die<br />
unbedingt besuchenswert sind. Allein schon, um die Handschrift von<br />
Herzog & de Meuron zu schätzen, denn alle drei Gebäude wurden<br />
von den Schweizer Star-Architekten entworfen.<br />
TATE MODERN, LONDON<br />
Was einst ein düsterer Backsteinklotz war, ist heute eine der beeindruckendsten<br />
Kunstgalerien der Welt: die Tate Gallery of Modern Art<br />
in London, kurz Tate Modern genannt. Jacques Herzog und Pierre de<br />
Meuron verwandelten das ehemalige Kraftwerk, die frühere Bankside<br />
Power Station, am Themseufer Ende der 1990er-Jahre in eine<br />
Kathedrale der Kunst – heute eine der beliebtesten Attraktionen in<br />
Großbritannien. Die Devise des Star-Architektenduos: Verzichte auf<br />
Glamour und bleibe nüchtern. Und so kommen die Menschen nicht<br />
nur wegen der Kunst, sondern auch, um die gewaltige architektonische<br />
Umgestaltung zu betrachten, denn Herzog und de Meuron<br />
entwarfen auch den 2016 eröffneten Anbau. Die uneindeutige Form<br />
des Neubaus – ein Hybrid aus Pyramide und Stehle – und seine<br />
Backsteinfassade mit den horizontalen Schlitzen, die scharf wie<br />
Skalpellschnitte gesetzt sind, ist millionenfach abgelichtet. Das<br />
Innere ist nicht minder sehenswert mit 20.000 Quadratmetern<br />
Ausstellungsfläche und Werken der bedeutendsten und<br />
einflussreichsten Künstler der klassischen Moderne<br />
und der Gegenwart. tate.org.uk<br />
Foto: photosounds/Shutterstock.com, Cavan-Images/Shutterstock.com<br />
17
KÜPPERSMÜHLE,<br />
DUISBURG<br />
Auf den ersten Blick sieht es so aus,<br />
als ob das neue Gebäude schon immer<br />
dort gestanden hat. Und das ist durchaus<br />
so gewollt. Auch die Duisburger<br />
Küppersmühle, einst eine Getreidemühle<br />
aus 1860, ist das Ergebnis<br />
der geschickten Umgestaltung eines<br />
bestehenden Industriegebäudes durch<br />
die Stararchitekten Jacques Herzog<br />
und Pierre de Meuron im Jahre 1999.<br />
Auch für den Erweiterungsbau, der<br />
2021 eröffnet wurde, zeichnen die<br />
Schweizer verantwortlich. Ebenso wie<br />
bei der Tate in London ist auch das<br />
Innere architektonisch spektakulär:<br />
Eine auffällige, geschwungene Treppe<br />
verbindet alle Stockwerke des neuen<br />
Bereichs. Der Terrakotta-Ton und<br />
die strukturierte Beton-Materialität<br />
spiegeln den Gesamtcharakter der<br />
Küppersmühle als typische Industrieanlage<br />
des 19. und 20. Jahrhunderts<br />
wider. Auf insgesamt 6.000 Quadratmetern<br />
präsentiert das Museum vor<br />
allem die umfangreiche Sammlung der<br />
Eheleute Sylvia und Ulrich Ströher mit<br />
3.500 Werken vorwiegend deutscher<br />
Kunst von 1950 bis heute.<br />
museum-kueppersmuehle.de<br />
sommer <strong>2022</strong>
VORFREUDE | Küppersmühle Duisburg<br />
Fotos: Simon Menges (3)<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
19
20 sommer <strong>2022</strong>
VORFREUDE | Elbphilharmonie Hamburg<br />
ELBPHILHARMONIE, HAMBURG<br />
Schon die Fahrt hinauf in die Elbphilharmonie beeindruckt: Innerhalb<br />
von zweieinhalb Minuten fährt die steile Rolltreppe durch den alten<br />
Kaispeicher hinauf in den Tempel der Musik. Der spektakuläre Konzertsaal<br />
wurde weltweit für sein kühnes Design, seine hervorragende<br />
Akustik und eine außerordentliche Außergewöhnlichkeit gelobt. Die<br />
»Elphi«, wie die Hamburger ihr Wahrzeichen liebevoll nennen, ist<br />
ein 866 Millionen Euro teures Gesamtkunstwerk von Herzog und de<br />
Meuren, deren Bauzeit zehn Jahre dauerte. Bei ihrer Eröffnung 2018<br />
war das modernistische Wunderwerk am Elbufer umstritten, vor allem<br />
wegen der enormen Kosten, von denen die Stadt Hamburg allein 789<br />
Millionen Euro tragen musste. Doch fünf Jahre später ist das Geburtstagskind<br />
aus der Hansestadt nicht mehr wegzudenken – und Herzog<br />
und de Meuron haben mit ihr der Stadt ein neues Gesicht verliehen.<br />
elbphilharmonie.de<br />
Foto: Tim Hufner<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
21
URLAUB IN DEUTSCHLAND?<br />
Diese Vorstellungist ist verlockend. Kommauf<br />
funkygermany.commit mitinindie coolsten Städte.<br />
Begleite uns auf Abenteuern in der freien Natur. Besuche wegweisende Ausstellungen und Museen.<br />
Erkundedie die besten Shopping-Meilen. Schlemmeund genieße – und undfreu freudich dichauf stylische Hotels.<br />
Germany ist funky. So angesagt wie nie.<br />
#bepartoftheFUNKYjourney<br />
funky.germany<br />
22 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
frühling 2016
INSELN<br />
Hurtig gen<br />
NORDEN<br />
Vor fast 130 Jahren, am 2. Juli 1893, stach die DS<br />
Vesterålen mit Kapitän Richard With erstmals in See,<br />
um die norwegischen Küstenorte zu versorgen und<br />
Passagiere zu befördern. Der Beginn der Postschiff<strong>reisen</strong>!<br />
Bis heute erleben die Gäste die Fahrt, wie es<br />
Generationen von Norwegerinnen und Norwegern einst<br />
taten. Das Jubiläum der Hurtigruten wird 2023 an Bord<br />
gefeiert – und zwar auf umweltfreundlicheren hybriden<br />
Postschiffen sowie mit Jubiläumsmenü und vielen<br />
Aktionen. hurtigruten.de<br />
RUHEINSEL<br />
IN SICHT<br />
Ganz klar, zum Reisen oder<br />
für das Planschbecken ist<br />
dieser Seestern zu groß.<br />
Aber falls ihr einen Pool<br />
habt, jemanden kennt, der<br />
einen hat, oder damit nur<br />
auf dem Rasen liegen wollt<br />
– wir können es verstehen.<br />
Denn der Seestern hat<br />
Platz für zwei Personen und<br />
eignet sich wunderbar, um<br />
damit anzugeben! Und um<br />
sich in ferne Inselparadiese<br />
zu träumen. »Starfi sh«<br />
by Ogo, in drei Größen<br />
erhältlich, ab € 197.<br />
ogofurniture.com<br />
Sich die frische Ostseebrise um die Nase wehen lassen, am Strand entlang spazieren und ab<br />
und zu das Alpaka knuddeln – das ist möglich im Westen der Ostseeinsel Fehmarn. Auf der<br />
SHL<br />
S <br />
ASsunset-farm.de<br />
Fotos: Joakim Honkasalo, PR, Agurtxane Concellon<br />
Knuddelzeit am Meer<br />
sommer <strong>2022</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
23
Paradies<br />
Ein<br />
für jeden Tag<br />
B text<br />
Marie Tysiak<br />
Die Exuma Cays, das sind 365 Inselchen in einer perfekten<br />
Schnur auf knapp 200 Kilometern von Norden nach Süden<br />
aufgereiht. Manche so klein, dass man sie in wenigen Schritten<br />
zu Fuß gesäumt hat. Viele unbewohnt und umgeben von flachen<br />
Lagunen. Ein Grund, warum man diese Region im Herzen der<br />
Bahamas am besten mit einem Segelboot erkundet. Unsere<br />
Redakteurin Marie Tysiak hat ihre Seetauglichkeit auf die<br />
Probe gestellt – und ist mit einem Yachtcharter von The Moorings<br />
eine Woche durch die atemberaubende Welt im Norden der<br />
Inselgruppe gesegelt.<br />
24
INSELN | Bahamas<br />
Wilde Schönheit: Der Blick von oben auf Highbourne<br />
Cay zeigt, wie ursprünglich die Privatinsel<br />
ist. Einzig eine Schaukel thront zwischen dem für<br />
die Exumas typischen Geäst – der perfekte Spot für<br />
den Sonnenaufgang. Tatsächlich sind Palmen eher<br />
ungewöhnlich hier. Das macht die Traumstrände<br />
der Exumas aber nicht weniger spektakulär.<br />
sommer <strong>2022</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
25
INSELN | Bahamas<br />
Mit seiner ruhigen und<br />
bestimmten Art kann ich mir keinen<br />
besseren Captain vorstellen.<br />
»Welcam airboard«, Captain Althario reicht mir die Hand. Die kommenden<br />
sieben Tage wird mein Schicksal in ebendiesen Händen des<br />
muskulösen Bahamaers Anfang 30 mit den blitzenden weißen Zähnen<br />
liegen. Doch da bin ich – zumindest dem ersten Eindruck nach zu<br />
urteilen – bestens aufgehoben. Denn Captain Althario ist ein Ex-Marine<br />
von der Royal Bahamas Defense Force. Er kennt jeden Winkel der<br />
Exumas aus der Zeit, als er noch auf der Jagd nach Drogenschmugglern<br />
war, die die oft unbewohnten Cays und Grotten als Umschlagplatz<br />
auf dem Weg von Südamerika in die USA nutzten. Aber dazu<br />
später mehr.<br />
Ich bin also angekommen in meinem Zuhause für die Woche. Noch<br />
schaukelt unser Segelkatamaran Moorings 4500 in der Marina von<br />
Palm Cay, unweit der Hauptstadt Nassau. Meine Kabine unter Deck<br />
vorne links im Rumpf habe ich schon bezogen und meine wenigen<br />
Habseligkeiten ordentlich verstaut. Denn: Auch wenn die Yacht sich<br />
als kleines Raumwunder entpuppt und tatsächlich auf drei Decks sehr<br />
geräumig Platz für bis zu elf Personen bietet – mein Zimmer bleibt<br />
eine Schiffskabine. Hier wird nicht nur alles gut durchgerüttelt bei der<br />
Fahrt, es entsteht auch ganz schnell diese automatische Unordentlichkeit,<br />
wenn auf kleinem Raum nicht alles seinen festen Platz hat. Wer<br />
schon einmal mit einem Camper gereist ist, weiß, wovon ich spreche.<br />
Aber: Es ist alles da. Toilette, Dusche, ein großes Bett, Schränke, Klimaanlage<br />
und sogar mehrere Fenster mit Blick auf das Meer.<br />
Eingekauft ist auch schon und die Luken und Klappen auf dem<br />
Hauptdeck sind prall gefüllt mit ausreichend Wasser und Vorräten für<br />
die kommenden Tage. Denn: Die Exuma Cays, zumindest der nördliche<br />
Teil, den wir ansteuern, sind größtenteils unbewohnt. Das bedeutet,<br />
dass wir an manchen Tagen in keinem Hafen mit Restaurant anlegen<br />
können, sondern in Buchten einsamer Eilande ankern müssen.<br />
Unterwegs wird es keinen Supermarkt geben – oder falls doch, wird<br />
er nur das haben, was das Frachtschiff eben an Bord hatte. Ich bin<br />
gespannt. Noch ist die Kühlbox auf der hinteren Terrasse reich gefüllt<br />
mit Eiswürfeln und kalten Drinks.<br />
Der erste Morgen. Die Segel sind gehisst, kaum haben wir den<br />
schmalen Kanal der Marina verlassen, der uns an den schönsten Yachten<br />
dieser Welt vorbeiführt. Ich verlasse meinen Spot auf dem Stuhl<br />
ganz vorne auf dem Rumpf, von dem aus ich fleißig winkend unsere<br />
Ausfahrt verfolgt habe. Captain Althario sitzt ein Deck höher am<br />
Steuer. Ein Blick auf die Armatur zeigt: sechs bis sieben Knoten, also<br />
etwa zwölf Stundenkilometer, schaffen wir mit Motor- und Windkraft<br />
zugleich. So meistern wir die Überfahrt zu den Exuma Cays, 40 Seemeilen<br />
(oder für Landratten: 75 Kilometer), in sechs Stunden. Genug<br />
Zeit also, um jede der gemütlichen Sitzgruppen, Sonnendecks<br />
und Sitzsäcke auszutesten – und nichts zu tun. Denn Lesen fällt leider<br />
selbst bei leichtem Seegang bei mir flach und ich kaue das erste<br />
Anti-Schwindel-Gum. Sicher ist sicher. Aber einfach auf dieses unglaubliche<br />
Wasser zu blicken, der Geruch nach Salz, der alle Gedanken<br />
fortblasende Wind und die strahlende Sonne, das ist herrlich. Doch<br />
tatsächlich: Kurz darauf hat der heftige Wellengang uns fest im Griff<br />
und ich schließe die Augen vor der wankenden Kulisse.<br />
26<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> sommer <strong>2022</strong>
Captain Althario hat alles im Blick: Anfangs musste<br />
sich Redakteurin Marie noch konzentrieren, um<br />
seinem bahamaischen Kreol zu folgen, bei dem gerne<br />
überall ein »air« drankommt. Doch schon bald hängt<br />
sie an seinen Lippen, wen er allerhand spannende<br />
Geschichten von den Exumas erzählt.<br />
27
INSELN | Bahamas<br />
Die Exumas sind Heimat von Iguanas.<br />
Die drachenähnlichen Tiere werden<br />
bis zu einen Meter groß – und freuen<br />
sich über mitgebrachtes Obst, vor<br />
allem Weintrauben. Aber aufgepasst<br />
beim Füttern: Sie sehen schlecht und<br />
beißen auch mal in den Finger!<br />
Paradies 1 Highbourne Cay<br />
Deswegen bin ich sehr froh, als wir nach Stunden wackeliger Fahrt<br />
wieder Land erblicken. Nicht nur das macht den Highbourne Cay so<br />
verheißungsvoll, es ist ein wildes Paradies. Schon bei der Einfahrt in<br />
die kleine Marina begrüßt uns ein riesiger Schwarm Ammenhaie im<br />
flachen, tieftürkisblauen Wasser. Später, als ich voller Freude in der<br />
wunderschönen Sandbucht zum ersten Mal in die Fluten renne, gesellen<br />
sich leider drei Bullenhaie dazu. Ein kurzes Badevergnügen. Aber<br />
der Blick auf die beeindruckenden, nur eben auch sehr gefährlichen<br />
Tiere vom Steg aus entschädigt dafür allemal.<br />
Der Jetlag – den hatte ich fast vergessen nach den Corona-Jahren<br />
ohne Fern<strong>reisen</strong>. So kommt es, dass ich am Tag darauf schon um kurz<br />
vor sechs Uhr hellwach bin – als überzeugte Langschläferin. Ich schiebe<br />
meinen Vorhang zur Seite und erkenne den ersten hellen Schleier<br />
am Horizont. Dann nutze ich eben die überraschende Gunst der<br />
Stunde: Schnell etwas übergeworfen tapse ich so leise wie möglich<br />
im Halbdunkeln übers Boot und zum Steg. Beim kleinen Hafenmeisterbüro<br />
schnappe ich mir eines der kostenfreien Fahrräder und radle<br />
über die menschenleere Straße, die einmal hoch über den Inselrücken<br />
auf die andere Seite und dann über die komplette Insel führt. Just<br />
als ich den höchsten Punkt erreiche, taucht der erste Sonnenstrahl<br />
am Horizont auf. Wie von Zauberhand platziert taucht vor mir, in die<br />
Felsen zwischen dichtem Gestrüpp gebaut, eine einsame Schaukel mit<br />
perfektem Blick auf das Spektakel des Sonnenaufgangs auf. Unter mir<br />
an den Felsen zerbersten die Wellen, das Salzwasser spritzt meterhoch<br />
und kitzelt an meinen nackten Beinen. Dazu geht der Feuerball<br />
glühend rot auf und taucht alles in einen goldenen Schein. Die Vollkommenheit<br />
und Anmut dieses Moments ist unbeschreiblich. Ebenso<br />
wie der namenlose Strand, den ich kurz danach entdecke. Große Wellen,<br />
die sich über das türkise Wasserbett auf die Kilometer an feinen,<br />
unberührten Sand an der Ostseite der Insel zubewegen. Fast wie in<br />
Zeitlupe, damit man es noch mehr genießen kann. Ich hüpfe in den<br />
Fluten wie ein Kind, das zum ersten Mal das Meer sieht. Danke, Jetlag.<br />
28 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
Paradies 2 Warderick Wells<br />
Ich komme aus dem kindlichen Staunen in dieser Woche nicht mehr<br />
heraus. Denn nicht nur jeder neue Ankerpunkt ist eine nie da gewesene<br />
Sensation, auch die Segeltörns über den Samtteppich aus Türkis eröffnen<br />
mir ganz neue Gefühlswelten. Gott sei dank ist der Wellengang<br />
nicht mehr so stark zwischen den Keys der Exumas. Moment – hieß<br />
es nicht eben noch Cay? Richtig gelesen. Key, Cay, Caye – alles dasselbe,<br />
nämlich kleine, flache Inseln aus Korallen- und Sandablagerungen.<br />
Genau, auch die Florida Keys sind solche Inseln. Die Exuma Cays sind<br />
also nach Wikipedia-Definition flach, und das nicht nur an Land. Selten<br />
zeigt das Messgerät an Captain Altharios Anzeige mehr als fünf<br />
Meter Wasserstand. Fast immer kann man bis zum Grund blicken, der,<br />
wie Wikipedia ebenso erklärt, dank des Kalks aus besonders weißem<br />
Sand besteht. Eine Kombination, die selbst das Wasser der Malediven<br />
matt aussehen lässt. Kein Scherz.<br />
Wir ankern nun also an unserem nächsten Stopp: Warderick Wells.<br />
Wir sind eines von rund einem Dutzend Booten, das vor der Insel eingereiht<br />
auf einem schmalen, dunkelblauen Band tieferen Wassers vor<br />
Anker liegt. Auf dieser mit Wanderwegen überzogenen Insel leben die<br />
einzigen Säugetiere der Bahamas, die murmeltierartigen Bahaman Hutia.<br />
Okay, genau genommen bewohnt noch ein anderes Säugetier die<br />
Inselwelt – und auf Warderick Wells leben sie tatsächlich: Menschen,<br />
hier stolze acht an der Zahl. Drei Ranger und fünf Mitarbeiter der<br />
Defense Force. Die Ranger kümmern sich um den Schutz des Exuma<br />
Cays Land and Sea Park. Er wurde Ende der 1950er-Jahre von keinem<br />
anderen als Tolstoi-Enkel Ilja etabliert, der sich in die wundersame<br />
Natur der Exumas verliebt hatte. Es war der erste Park der Welt, der<br />
gleichzeitig Meer und Land schützt: 13 Cays und ihre Unterwasserwelt<br />
in den Exumas gehören dazu – unter anderem auch Warderick<br />
Wells. Und das merkt man: Beim Schnorcheln kann ich meinen Augen<br />
kaum trauen. Binnen weniger Minuten schwimmen ein Schwarm gigantischer<br />
Adlerrochen, zwei Schildkröten, ein Riffhai und Abertausende<br />
bunte Fische vorbei. Wäre ich nicht weit abgeschieden vor einer<br />
einsamen Insel – ich würde den Ranger des Product-Placements bezichtigen.<br />
Auch die Korallen sind in erstaunlich gutem Zustand. Und<br />
wie mir Ranger Bradley Shawn Rotherford später am Visitor Center<br />
erklärt, hat man hier bis dato auch kein Problem mit dem Korallensterben.<br />
Durch die kühleren und oft starken Meeresströme des Atlantiks<br />
– denn genau genommen liegen die Bahamas ja nicht in der<br />
Karibik – spürt man hier die Folgen der Erderwärmung und die damit<br />
einhergehende Massenbleiche (noch) nicht.<br />
Fein säuberlich aufgereiht ankern die Segelyachten<br />
vor Warderick Wells – dem Hauptsitz<br />
des Exuma Land and Sea Parks, der von<br />
drei Rangern vor Ort betreut wird. Ein kleiner<br />
Wanderweg führt hinauf zum Boo Boo Hill,<br />
wo Segler traditionell ein Stück Treibholz mit<br />
dem Namen ihres Schiffs hinterlassen – oder<br />
auch eine bunt bemalte Muschel.<br />
sommer <strong>2022</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
29
Paradies 4 Compass Cay<br />
Mittlerweile sind meine Haare vom ganzen Schnorcheln und Schwimmen<br />
heller geworden – und meine Haut braucht nicht mehr alle paar<br />
Minuten einen Nachschlag dickflüssiger 50er-Sonnenmilch. Wir haben<br />
die Rückfahrt angetreten, segeln also nun wieder nach Norden und machen<br />
unterwegs an anderen Cays Halt. Compass Cay ist berühmt für die<br />
Fotos von Schwimmern zwischen unzähligen Ammenhaien – mir hat die<br />
Erfahrung am ersten Abend mit den überraschenden Bullenhaien allerdings<br />
gereicht. So ankern wir stattdessen am Nordufer der Insel, zu allen<br />
Seiten glitzert das Wasser in unrealen Türkistönen – eine Tatsache,<br />
an die ich mich auch nach Tagen immer noch nicht gewöhnt habe. Mit<br />
dem bloßen Auge erkenne ich ein paar einzelne Rochen, die ihre Bahnen<br />
durch das flache Wasser ziehen. Ich möchte sofort hereinspringen – doch<br />
Captain Althario schwärmt vom Rachel’s Bubble Bath – und bringt mich<br />
kurzerhand mit dem kleinen Beiboot an Land, wo ich mich nach wenigen<br />
Gehminuten eingerahmt zwischen Kalksteinfelsen in einem natürlichen<br />
Pool treiben lasse. Er hat nicht zu viel versprochen. Ich lasse es mir<br />
dennoch nicht nehmen, nach dem Mittagessen – wir grillen Burger auf<br />
unserem Grill seitlich der Reling – einfach noch einmal eine Runde vom<br />
Boot ins kühle Nass zu springen und eine ausgedehnte Runde mit dem<br />
Stand-up-Paddle-Board zu drehen. Es ist einfach zu schön.<br />
30<br />
herbst 2020
INSELN | Bahamas<br />
Paradies 3 Staniel Cay<br />
Heute werden wir wieder ein bisschen Zivilisation zu schnuppern bekommen. Denn: Rund um Staniel Cay befinden sich einige der<br />
berühmtesten Attraktionen der Bahamas. Und so haben wir auch den schwimmenden Schweinen am Big Major bereits einen Besuch<br />
abgestattet für die hunderball Grotto aus den ames-Bond-Filmen waren wir leider zur falschen ide da, als wir im dementsprechend<br />
großen Hafen zwischen den gigantischen Megayachten hauptsächlich amerikanische Bootsurlauber wie auf einem überfüllten Walmart-<br />
Parkplatz stehen. Anfangs sträube ich mich noch, auf einmal wieder Häuser, Straßen und andere<br />
Menschen zu sehen. Doch Staniel Cay ist echt hübsch und die frisch frittierten Conch Fritters im<br />
Staniel Cay achtclub zum grandiosen Sonnenuntergang machen alles wett. Die gigantische Meeresschnecke<br />
in all ihren arianten ist Nationalgericht. Ich verputze sie als eine Art Calamari im klassischen<br />
Stil als fritters and beer – also mit einem eiskalten Kalik-Lagerbier dazu. Ein paar orteile hat<br />
so ein bisschen Zivilisation ja schon.<br />
Paradies 5 Shroud Cay<br />
Wenn ich gewusst hätte, was wir auf der Fahrt gen Süden alles links liegen gelassen haben – alle Inseln sind auf ihre Weise ganz besonders!<br />
Shroud Cay – ich weiß gar nicht, wie ich diesen Ort beschreiben soll. Das muss man mit eigenen Augen gesehen haben. Doch ich hoffe,<br />
dass meine Worte zumindest einen Bruchteil der vollkommenen Schönheit dieses Orts spüren lassen. Shroud Cay – die nördlichste Insel<br />
des Exuma Cays Land and Sea Park – ist dicht bewachsen mit Mangrovenwäldern. Flüsse, bei Flut gerade tief genug, dass Captain Althario<br />
geschickt das Beiboot hindurchlenken kann, durchziehen den Cay. Schildkröten und Stachelrochen huschen hier und da ins dichte Geäst<br />
der Mangroven, das Wasser misst badewannenwarme 30 Grad. Auf der anderen Seite der Insel spuckt der Fluss uns an dem magischsten<br />
Ort aus, den ich je gesehen habe. Und hier fehlen mir einfach wirklich die Worte. Diese Farben, wo der Fluss auf das Meer und auf die<br />
Lagune trifft, das muss man einfach selbst erlebt haben. Allein hierfür lohnt sich die lange Anreise auf die Exumas. Ich nehme mir insgeheim<br />
vor, wenn ich irgendwann mal die Zeit und das Geld haben sollte, wirklich jede der kleinen 365 Cays anzufahren. Ein Paradies für<br />
jeden Tag, und das ein ganzes Jahr lang.<br />
sommer <strong>2022</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
31
INSELN | Bahamas<br />
Die gigantische Meeresschnecke Conch wird auf den Bahamas zu allerhand Gerichten<br />
verarbeitet – wie hier zu Salat. Doch Restaurants sind rar gesät in den nördlichen<br />
Exumas, da nur wenige Inseln bewohnt sind.<br />
Paradies 6 Norman’s Cay<br />
Die Abende verbringen wir oft mit der ganzen<br />
Crew an Deck. Dann, wenn auch der letzte<br />
Teller gespült und der Himmel übersäht ist<br />
mit Abertausenden Sternen, die erst in den<br />
USA auf größere Lichtverschmutzung treffen,<br />
ja dann kommt auch Captain Althario zur<br />
Ruhe. Keine Segel, die mehr gesetzt werden<br />
müssen, kein Steuerrad, das bedient werden<br />
möchte. Natürlich helfen wir alle fleißig mit,<br />
doch wir sind absolute Landratten und Althario<br />
kann jeden Griff auf dem Schiff im Schlaf<br />
– und zieht zur Not den Anker in Handarbeit<br />
nach oben. Mit seiner ruhigen und bestimmten<br />
Art kann ich mir keinen besseren Captain<br />
vorstellen.<br />
Heute Abend hat er zur Feier des Tages<br />
plötzlich eine Flasche Banana Rum aus seiner<br />
Kajüte gezaubert und gibt eine Runde aus –<br />
mit Milch gemischt, so wie auf den Bahamas<br />
üblich. Fast alle Vorräte sind mittlerweile<br />
aufgebraucht. Ich möchte gar nicht, dass diese<br />
Zeit endet. Captain Althario erzählt nun<br />
endlich von seiner Zeit, als er mit der Defense<br />
Force manchmal Monate auf einer dieser<br />
einsamen Inseln versteckt gelebt hat, um<br />
den Moment abzupassen, wenn ein Drogenkurier<br />
vorbeifährt. Oder fliegt. Denn morgen<br />
– da werden wir bei einem gesunkenen<br />
Frachtflugzeug schnorcheln. Die aus ungeklärter<br />
Ursache abgestürzte Curtiss C-46<br />
Commando war vermutlich beladen mit Drogen<br />
und wurde vom Medellín-Kartell – dem<br />
Drogenring von Pablo Escobar – betrieben.<br />
Der Pilot und Co-Pilot überlebten den Sturz<br />
im flachen Wasser, doch die Maschine mit<br />
knapp 33 Meter Spannweite liegt noch heute<br />
in der seichten Lagune vor Norman’s Cay<br />
und erinnert an die Zeiten, als Captain Althario<br />
hier noch auf der Jagd nach Verbrechern<br />
war. Doch diese Zeiten sind glücklicherweise<br />
(größtenteils) vorbei. Und Captain Althario<br />
kehrt nur noch auf die Exumas zurück, um<br />
mit The Moorings durch diesen ganz besonderen<br />
Winkel der Bahamas zu segeln. Wenn<br />
ich irgendwann mal meinen Traum von einem<br />
Jahr Exumas wahr werden lasse, dann<br />
muss Althario unbedingt wieder mein Captain<br />
sein. »Airright«, sagt er und erhebt das<br />
Glas.<br />
Fotos: Marie Tysiak (10), mrmrsporter.com (2), Medea Sisti, Norbert Eisele-Hein<br />
32<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2022</strong>
INFO Die Exuma Cays sind 365 Inseln im Herzen der Bahamas und<br />
können von der Hauptinsel New Providence aus angesegelt<br />
oder per Linienflug erreicht werden. Mehr Informationen zu den<br />
Bahamas unter bahamas.de<br />
The Moorings verleiht Yachten in fast allen Segelrevieren der<br />
Welt, so auch auf den Bahamas. Ein Segelkatamaran Moorings<br />
4500L mit vier Kabinen kostet im Juli <strong>2022</strong> für sieben Tage ab<br />
ca. € 11.500 (bei Belegung mit acht Personen ca. €1.450 p. P.).<br />
Wer keinen eigenen Segelschein hat oder sich zurücklehnen<br />
mag, kann über The Moorings einen ausgebildeten Skipper<br />
anheuern (plus € 310 pro Tag). Mehr Informationen unter<br />
moorings.de<br />
herbst 2020<br />
33
text<br />
BSimone Sever<br />
Chillen auf den<br />
Seychellen<br />
Großer Auftritt: Die Wege zu den Stränden<br />
sind im Club Med Seychellen nie wirklich<br />
weit – und die natürliche Schönheit<br />
berauscht täglich Augen und Ohren.<br />
34<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2022</strong>
INSELN | Seychellen<br />
WAS IST WIRKLICH DRAN AN CLUB-MED-<br />
URLAUB?, DAS FRAGTE SICH REISEN<br />
<strong>EXCLUSIV</strong>-AUTORIN SIMONE SEVER UND<br />
BESTIEG DEN FERIENFLIEGER CONDOR,<br />
UM DIREKT UND OHNE UMWEGE AUF<br />
DAS ARCHIPEL KNAPP UNTERHALB DES<br />
ÄQUATORS ZU FLIEGEN – ZUM CLUBBING<br />
IM INDISCHEN OZEAN MIT DEM<br />
SOUNDTRACK DER WELLEN.<br />
35
Logenplatz inmitten der Postkartenidylle: Ob gemütlich in der Hängematte relaxen oder sich in einer<br />
neuen Sportart versuchen, im Club Med Seychellen macht‘s die Mischung aus Wellness<br />
und Entspannung, Abenteuer und Aktion.<br />
36<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2022</strong>
KARIBIK INSELN | | Seychellen Dominica<br />
Es ist noch Nacht, als der Condorflieger auf dem International<br />
Airport Mah, der Hauptinsel der Seychellen,<br />
landet. Die feuchtwarme Luft lässt bereits morgens<br />
um fünf Uhr erahnen, mit welcher Kraft die Sonne im<br />
Laufe des ages strahlen wird. Doch bevor sie aufgeht,<br />
öffnen sich erst einmal die Schleusentore: Es regnet<br />
nicht, es schüttet Egal, durch den Regen gehts auf einer<br />
kurzen Bootsfahrt zur 0 Hektar großen rivatinsel<br />
Sainte Anne, wo einzig der Club Med Seychelles seit der Eröffnung<br />
im März 0 seine Gäste begrüßt. Dort wird den neu ankommenden<br />
Besuchern bereits vor Sonnenaufgang zur Begrüßung ein Glas Champagner<br />
angeboten, zur Feier des ages. Und weil der edle raubensaft<br />
ab Uhr ohnehin täglich inklusive ist. Sant auf das Savoir-vivre<br />
Mein Zuhause auf Zeit ist eine farbenfrohe und großzügig geschnittene<br />
Suite mit Wohn- und Schlafzimmer, die mich schon vor dem<br />
Frühstück bezugsfähig erwartet. Das Badezimmer nach dem langen<br />
Nachtflug der place to be, mit frei stehender Badewanne, Regendusche<br />
und wundervoll duftenden flegeprodukten von Cinue Mondes, die<br />
in nachhaltigen Spendern zur erfügung stehen. Natürlich warten dort<br />
auch ein flauschiger Bademantel, Hotelschlappen aus Naturfasern und<br />
genügend strahlend weiße Handtücher. Bei wohligen emperaturen<br />
lege ich mich entspannt auf das üppige runde Daybed meiner Balkonterrasse,<br />
der Sound der raschelnden almenblätter im Wind und das<br />
Gezwitscher tropischer ögel wiegt mich so schnell in den 0-Minuten-Schlaf<br />
wie sonst nur die Entspannungs-Apps auf meinem ihone.<br />
Sesam, öffne dich!<br />
Um nichts, rein gar nichts möchte ich mich kümmern in dieser Woche.<br />
Einfach nur sein. Genießen. Einfach nur machen. Hier. etzt. Und<br />
dafür ist der Club Med ja bekannt, bereits seit dem ahr 50, als die<br />
erste Rundum-sorglos-Anlage eröffnete. Wie Erholung heute im Club<br />
Med funktioniert, ist schnell erklärt: Mein Handgelenk ziert bereits<br />
eines dieser Urlaubsfreundschaftsbändchen, in diesem Fall mit Chip.<br />
Mehr brauche ich nicht. Das Bändchen erspart mir zudem die ständige<br />
Suche nach der Zimmerkarte – wir wissen ja alle, wie nervig die Suche<br />
danach in kleinen Hand- und großen Strandtaschen sein kann. Der<br />
Chip am Handgelenk erkennt das temporäre Zuhause und ist mein<br />
Sesam-öffne-dich-Gadget. Was der Chip sonst noch draufhat, das will<br />
ich herausfinden und mache mich auf den Weg.<br />
Alles so schön bunt hier<br />
Flora und Fauna kitzeln bereits die blasse Nase: Hibiskusblüten, Frangipani,<br />
Bananen, die Natur am Wegesrand zur Hotelrezeption ist üppig<br />
und tropisch. Bereits tagsüber kann man hoch am Himmel Flughunde<br />
k<strong>reisen</strong> sehen. Die Batman sehr ähnlichen Flieger sind übrigens<br />
reine egetarier. uh Wem der Weg zur Rezeption, wo auch der Mainpool,<br />
die Monkey ales Main Bar und das urtle Cove Main Restaurant<br />
zu finden sind, zu mühsam erscheint, der bestellt per Haustelefon<br />
einen Buggy. Für einige der insgesamt 0 Zimmer und Suiten keine<br />
schlechte Idee, denn so manche Unterkunft liegt mehr als nur ein paar<br />
Schritte von der Rezeption entfernt. Wer mag, hüpft sonst einfach unterwegs<br />
auf eines dieser mehrreihigen Golfkarts, die die Gäste von den<br />
Zimmern abholen und andere Besucher zu ihren Gemächern bringen.<br />
Der warme Fahrtwind morgens um halb zehn fühlt sich wie Seide auf<br />
der Haut an.<br />
Schnell und unkompliziert wird der Club-Med-Chip mit der Kreditkarte<br />
verbunden. etzt können Massagen im Cin Mondes Spa reserviert,<br />
kann im Shop eingekauft oder der ein oder andere Ausflug<br />
gebucht werden. Das komplette Angebot findet sich auf der Club-<br />
Med-App, die ich während des Frühstücks im Buffetrestaurant urtle<br />
Lodge bei frischem tropischen Obst und einem doppelten Espresso<br />
genau unter die Lupe nehme.<br />
Füße im Postkartenklischee<br />
Die Wolken haben sich verzogen, die Sonne steht inzwischen hoch am<br />
Himmel und ich mitten im ostkartenmotiv. Die Füße im beigefarbenen<br />
Sand, die weichen Wellen kitzeln meine Zehenspitzen. Das ürkis<br />
des Indischen Ozeans kommt sich ein bisschen mit dem Himmelblau<br />
meines Nagellacks in die uere – oder doch nicht almen strecken<br />
sich der Sonne entgegen, Bäume, abgestorben durch das Salzwasser,<br />
gedreht und gewunden wie Skulpturen einer Kunstausstellung, ziehen<br />
die Blicke auf sich. Als hätten Riesen mit Murmeln gespielt, liegen<br />
überall diese fotogenen und weichgespülten Felsen am Strand, die<br />
das Klischeebild der Seychellen so vorzüglich in Szene setzen. Einzig<br />
das Zenventure Flagship Resort des Club Med so lautet der ozielle<br />
Name des Resorts – man achte auf das Wortspiel: Zenventure, das<br />
steht für Wellness und Abenteuer ist auf dieser rauminsel zu finden,<br />
ansonsten lediglich sattgrünen Natur, die neugierig macht auf Abenteuer<br />
und die meiner Seele schon jetzt Entspannung schenkt.<br />
Ganz schön Zen<br />
Am Zen ool ist es ruhig. Wer nicht im Buffetrestaurant lunchen<br />
möchte, kann gleich nebenan im he Reef Beach Lounge Restaurant<br />
la carte ordern. Oder sich in die beuemen und formschönen Sofas<br />
werfen und frische Säfte, Cocktails, Kaffee oder wonach immer der<br />
Sinn steht, bestellen. Oder einfach nur auf das Meer starren. Das ist<br />
eigentlich schön genug und auch total Zen<br />
Ich mache mich auf, die Insel zu erkunden. Immer am Strand entlang<br />
über einen fotogenen Holzsteg, der vom Meer ausgeblichen grau<br />
erstrahlt, vorbei an den inzwischen so vertrauten Felsen. Der Blick<br />
aufs Meer unter mir lässt mich erschauern. Hai Ich sehe tatsächlich<br />
einen Hai. Er ist weiß. Na ja, auch weiß. Ich sehe also einen Weißen<br />
Hai unter mir schwimmen. Für mich Dramaueen ist das die perfekte<br />
Geschichte. Aber erst einmal schreie ich recht laut: Shark<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 37
Alles im bunten Bereich: Genauso kunterbunt wie die wunderschöne Natur der Seychellen ist auch<br />
das Interieur der Zimmer und Suiten im Club Med Seychelles.<br />
Der lange Watersports Beach liegt direkt vor mir. Hier wird mir erklärt,<br />
dass es sich bei dem von mir gesichteten Hai um einen harmlosen<br />
Reefshark, also um einen ganz friedlichen Schwimmer, handelt.<br />
Hier am Strand dieser Inselseite sind die Wellen deutlich rauer. Ich<br />
könnte ein Kajak ausleihen oder mit einem Hobie Cat übers Meer segeln,<br />
doch mir steht der Sinn danach, einfach spazieren zu gehen. Es<br />
ist einsam und verlassen hier, und es fühlt sich befreiend an, allein<br />
schon am Wasser entlangzulaufen. Die Füße in den warmen Wellen<br />
und eine frische Kokosnuss in Händen, die mir an der Beach Bar trinkfertig<br />
aufgeschlagen wurde – so fühlt sich Glück an. Doch plötzlich<br />
ziehen dunkle Wolken auf und es regnet erneut wie aus Kübeln. Kein<br />
Wunder, dass die Flora hier so üppig grün aufblüht. Doch so schnell<br />
der Regen einsetzt, so schnell verzieht er sich auch wieder, und die<br />
Sonne ist zurück und bringt wohlige Wärme mit sich: Bei Grad mit<br />
leichter Brise lässt es sich durchaus aushalten.<br />
Bon Appetit!<br />
Es ist Zeit für den Lunch, und im Main Restaurant, das trotz vieler<br />
Gäste keinesfalls überlaufen ist, wurde schon aufgefahren. Das Angebot<br />
ist international, aber auch authentisch lokal: Beef, he Catch of<br />
the Day, Burger, Curry, asta, izza oder Ceviche als orspeise hübsch<br />
drapiert auf weißem orzellan. Das Auge isst mit und macht den<br />
Mund wässrig. Und auch die Dessertauswahl mit Macarons, Muns,<br />
Melone und weiteren Köstlichkeiten ist verlockend. Im Club Med wird<br />
viel Wert auf französische Cuisine gelegt: Ein Glas Ros ouruoi<br />
pas Warum denn nur nicht Ach, diese Auszeit schmeckt mir.<br />
Am Main ool findet sich nach dem Essen ein leeres Strandbett,<br />
das mit wehenden Stoffbahnen genügend Schatten für eine Ruhezeit<br />
spendet. Das Zeitgefühl ist ein kleines bisschen durcheinandergeraten,<br />
und ich schlafe glückselig, bis mich wummernde Beats zurück in die<br />
Realität holen. Am ool wird beim Aua-Gym ordentlich Wasser getre-<br />
ten. Und neben mir hat sich eine Gruppe türkischer Freundinnen aus<br />
Istanbul gerade einen Eiskaffee mit Baileys geordert. Exzellente Idee<br />
Dürfen, nicht müssen<br />
Das All-inclusive-Konzept des Club Med geht auf. Schon beim Lunch<br />
war deutlich erkennbar, wer hier Urlaub macht: aare, Freunde, Familien.<br />
Christine und Didier aus Südafrika etwa haben sich eine Auszeit<br />
geschenkt. Ein junges Ehepaar aus London ist bereits das dritte Mal<br />
im Club Med, und wie sie erzählen, auch nicht das letzte Mal. Eine<br />
Großfamilie aus Frankreich ist Stammgast: Die Kinder sind mit dem<br />
Club Med erwachsen geworden.<br />
Die Sonne verliert langsam an Strahlkraft und taucht in Richtung<br />
Meer ab. Die Club-Med-App verrät mir das Motto dieser Nacht: All<br />
White. Genau wie bei den Sportangeboten heißt es auch hier: dürfen,<br />
nicht müssen Natürlich mach ich mit. Und beende meinen ersten ag<br />
am Strand, während die angesagten Ds von Ofenbach ihren Hit Be<br />
Mine« spielen.<br />
Es ist dunkle Nacht, und ich bin hellwach. Dann nutze ich die Zeit<br />
eben für neue Nägel. Und weil mich der erste ag hier am Meer schon<br />
so glücklich gemacht hat, lackiere ich in den Farben der Seychellenflagge:<br />
Blau für das Meer und den Himmel. Gelb für das Licht und die<br />
Sonne. Rot für die Menschen und die Liebe. Weiß für Harmonie und<br />
Grün für die Natur. Damit werde ich bei meinen geplanten Ausflügen<br />
in den Marine National ark und auf die Nachbarinseln La Diue<br />
und raslin glänzen. Es ist meine Hommage an dieses wunderschöne<br />
Fleckchen Erde und all die Zenventures, die noch vor mir liegen.<br />
INFO<br />
Club Med Seychellen Zenventure Eine Woche kostet im Winter<br />
€ 2.015 pro Person mit 15 Prozent Frühbucher-Ermäßigung,<br />
clubmed.de/r/seychellen<br />
Fotos: Simone Sever (6), Club Med Seychellen (2)<br />
38<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2022</strong>
INSELN | Seychellen<br />
Was will man Meer? Die Brücke<br />
zwischen Zen Pool und Watersports<br />
entlangflanieren, und mit<br />
etwas Glück schwimmt sogar<br />
ein Riffhai vorüber.<br />
sommer <strong>2022</strong><br />
39
Pool<br />
Party<br />
Bye-bye langweilige<br />
Farben – dieser <strong>Sommer</strong><br />
wird bunt! Diese angesagten<br />
Pool-Outfits<br />
eignen sich besonders<br />
gut für schöne Urlaubsfotos.<br />
Unsere <strong>Sommer</strong>-<br />
Pool-Hits!<br />
1 |<br />
2 | 3 | 4 |<br />
40<br />
sommer <strong>2022</strong>
LIFESTYLE<br />
5 |<br />
6 |<br />
1 Let's get surfing<br />
Das Outfit des nachhaltigen Hamburger<br />
Labels My Marini schlägt hohe<br />
Wellen der Begeisterung – ob beim<br />
Surfen oder eben der Pool-Party. Surfshirt,<br />
€ 130, Surfshorts, € 90, Farbe:<br />
basil-mint-white. mymarini.com<br />
2 Yellow Submarine<br />
Verspielt und sexy: Der edle Einteiler<br />
von Hermès ist ein sonniger Farbtupfer<br />
im blauen Nass und fast zu schade, um<br />
mit Chlor oder Meersalz in Berührung<br />
zu kommen. Aus Jersey. € 420,<br />
hermes.com<br />
3 True Colours<br />
Gegensätze ziehen sich an? Stimmt!<br />
Der »Swimsuit No.18« von Rendl macht<br />
Color-Blocking strandfähig. € 120,<br />
rendl.co<br />
4 Somewhere<br />
over the Rainbow<br />
Dunkle Wolken am Horizont? Der<br />
»Sol«-Badeanzug von Perfect Moment<br />
im jugendlichen pastellfarbenen Regenbogen-Look<br />
strahlt besser als jede<br />
Anti-Aging-Creme. € 260,<br />
perfectmoment.com<br />
5 Stormy Waters<br />
Abkühlung gefällig? Dann das Handtuch<br />
abstreifen und mit Anlauf in den<br />
Pool springen. Keine Sorge: Der Bikini<br />
von Molly Bracken sitzt eins a! Bikini-<br />
Top, um € 22, High-Waist-Unterteil,<br />
um € 17. mollybracken.com<br />
6 Underwater Love<br />
Ist das schön kühl! Mit dem Bikini von<br />
North Sails machen Badenixen stets<br />
eine gute Figur beim Planschen! Balconette-Bikinioberteil,<br />
um € 50, Slip<br />
mit verstellbaren Bändern, um € 25.<br />
webstore-dach.northsails.com<br />
7 |<br />
8 |<br />
Fotos: PR (7), Christin Schwarzer, Lefteris Kallergis<br />
7 Island in the Sun<br />
Mit dem Lieblingscocktail in der Hand,<br />
gutem Beat im Ohr und der »Men’s<br />
Playa Short« von Dockers kommt das<br />
Urlaubsfeeling wie von selbst. Und<br />
jetzt alle laut mitsingen: »On an island<br />
in the sun. We’ll be playing and having<br />
fun...«. € 64, eu.dockers.com<br />
8 Banana Boat<br />
Hergestellt aus leichtem und strapazierfähigem<br />
recyceltem Polyester<br />
fühlt sich Mann in der Badeshort von<br />
Happy Socks rundherum wohl. Auf<br />
ein Bananasplit an der Bar? Um € 60,<br />
happysocks.com<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
41
INSELN | Malediven<br />
B text<br />
Simone Sever<br />
Der Pups der<br />
Papaeische<br />
42<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2022</strong>
Für manch einen sind die Malediven das ultimative Urlaubsziel.<br />
Irgendwie will da ja jeder hin, denn die Angst, dass die Trauminseln<br />
im Meer versinken, bevor man es geschafft hat, Flüge, Hotel oder<br />
auch das nötige Kleingeld zu organisieren, ist durchaus real.<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>-Autorin Simone Sever war da eher entspannt,<br />
auch weil sie der Meinung war, diese Urlaubswelt könnte sie zu<br />
schnell langweilen: nur Strand, Sonne und Wasser. Kein Shopping,<br />
keine Großstadt, kein Treibenlassen in den Straßen? Nun, treiben<br />
geht auch anders, Shopping ist nicht so wichtig und die Großstadt,<br />
die kann warten. Eine überraschende Erkenntnis.<br />
43
INSELN | Malediven<br />
Ob Sunset Cruise, Dolphins Tour<br />
oder einfach raus zum Hausriff,<br />
um in die kunterbunte Unterwasserwelt<br />
abzutauchen – die Bootsausfahrten<br />
mit dem traditionellen<br />
Maldivian Dhoni sind für die<br />
Gäste stets ein Abenteuer.<br />
Die Welt scheint still zu stehen. Ich treibe im Blau der<br />
Unterwasserwelt mindestens zwei Meter unter der Wasseroberfläche.<br />
Zwischen kunterbunten Fischschwärmen,<br />
die mir Muster und Farbkombinationen präsentieren, so<br />
schillernd und ungeahnt, wie ich sie im Leben nicht für<br />
möglich gehalten hätte. Ich glaube, mir ist gerade der Appetit auf Fischfilet<br />
vergangen. Meine kleinen neuen Freunde sind beinahe zum Greifen<br />
nah, aber jedes Mal, wenn ich die Hände ausstrecke, machen sie<br />
die Biege. Ich schwebe. Meine Arme haben sich Richtung Wasseroberfläche<br />
erhoben, die Beine mit Flossenverlängerung dem Meeresgrund<br />
entgegengestreckt. Ich bin mindestens drei Meter lang. Um mich herum<br />
– wie Ostereier in einem Gartenbusch – hängen schwarz-weiß gestreifte<br />
Fahnenfische dem Namen entsprechend im flüssigen Himmel.<br />
Eine Schildkröte paddelt Richtung Riff, als ich plötzlich neben mir<br />
ein Geräusch höre, eine Art blubbernden Urknall und dann sehe ich,<br />
wie aus dem hinteren eil eines apageifisches weißer ups herausgeschossen<br />
kommt. Mein Unterwasserfreund produziert gerade weißen<br />
Maledivensandstrand. 5 rozent des raumstrands, so wird gesagt,<br />
sind eigentlich Fischpups vom apageifisch, der knabbert nämlich an<br />
den Korallen, die eigentlich ja nur Kalk sind, um an sein Futter, die<br />
Algen, zu kommen. Na ja, und was reinkommt, muss auch wieder raus<br />
und so kackt der mal blaubunte und dann wieder kunterbunte Fisch<br />
den Korallenkalk irgendwann einfach wieder aus. Fein sedimentiert<br />
und pulverisiert. So entsteht der wunderschöne weiße Sandstrand<br />
also. ja, so schauts aus. Die Realität ist manchmal überraschend.<br />
Pure Glückselikeit auf uadratmetern<br />
Ich bin im Sheraton Maldives Full Moon Resort Spa auf der Insel<br />
Furanafushi nur eine 5-minütige Schnellbootfahrt von der Hauptinsel<br />
und gleichnamigen Hauptstadt Mal und dem Flughafen entfernt.<br />
Mein Beach Bungalow schenkt mir pure Glückseligkeit auf 0<br />
uadratmetern. Allein das Bad unter freiem Himmel mit allem, was<br />
man brauchen könnte, und einer Regendusche – komplett uneinsehbar<br />
für andere –, deren Wasser so seidig weich auf mich niederprasselt,<br />
dass ich fast weinen muss, ist allein schon eine Reise wert. Ich bin<br />
wohl im Paradies gelandet.<br />
Wer hätte das gedacht. Eigentlich sind nämlich kompletter Strandurlaub<br />
und chillen nicht so unbedingt mein Ding. Aber Und das<br />
Aber ist in diesem Fall bedeutungsschwer, denn es stellt all meine<br />
Klischees und orurteile komplett auf den Kopf. Das Aber steht<br />
bereits erhobenen Hauptes parat, wenn ich morgens erwache und<br />
meine nackten Füße den warmen Zimmerboden berühren, der bei um<br />
die 0 Grad Außentemperatur auch trotz Klimaanlage nicht kühl ist.<br />
Nur drei Schritte aus dem wolkenhohen Bett heraus und ich habe die<br />
hölzerne eranda erreicht. Drei kleine ippelschrittchen und meine<br />
Füße stehen mitten in der vom apageifisch ausgepupsten Koralle.<br />
Links und rechts schirmen Hibiskusbüsche, almen und Bananen den<br />
Blick zu den Nachbarn ab. Höchstens zwanzig Schritte bis zu meiner<br />
Strandliege, die gepolstert zwischen almen steht und mir die so geschätzte<br />
rivatsphäre schenkt. e nach Wasserstand sind es entweder<br />
noch drei, höchstens vier Schritte zum Wasser oder ich stehe schon<br />
mittendrin im klaren ürkis des Meeres, das sich hier Indischer Ozean<br />
nennt und sich eher wie meine Badewanne anfühlt. etzt erst einmal<br />
hinein in die Hängematte, die im glasklaren Wasser auf mich wartet.<br />
Unter mir sehe ich derweil einen Fischschwarm gläserner Fische. Ich<br />
wusste gar nicht, dass es so etwas gibt.<br />
Die eichtikeit des Seins<br />
Es ist ganz früh am Morgen. Der ag erwacht gerade, die Sonne erhebt<br />
sich in den wolkenlosen Himmel. Noch ist keine Menschenseele am<br />
Strand. Welch ein Luxus, barfuß und allein im warmen Licht der aufgehenden<br />
Sonne am Strand zu spazieren. Ich begreife langsam, was die<br />
Malediven mit ihren Besuchern anstellen. Alles hat etwas Magisches.<br />
Als wäre die Magie noch nicht greifbar genug, schwimmt ein Riffhai<br />
durch meine Badewanne, während ich dem Kind in mir Raum schenke<br />
und latz genommen habe auf einer der zahlreichen Schaukeln, die<br />
hier überall rumhängen. Die Leichtigkeit des Seins holt Schwung.<br />
Irgendwo auf der Welt ist es bereits fünf Uhr lässt mich das Schild,<br />
44 sommer <strong>2022</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
ch bereife lansam, as<br />
die aledien mit ihren<br />
Besuchern anstellen Alles<br />
hat eas aisches<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 45
Spitzenlage: Eine halbe Stunde Speedbootfahrt von der Malediven-Hauptstadt<br />
Malé entfernt, steht man inmitten der umwerfenden Inselwelt des Sheraton<br />
Maldives Full Moon Resort & Spa.<br />
Abtauchen im Aquarell: Spätestens bei<br />
diesem Anblick versteht man, warum die<br />
Malediven ein Sehnsuchtsort sind.<br />
46<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
INSELN | Malediven<br />
an einer alme bei der Kakuni Hut wissen. Den Cocktail des ages<br />
in der Hand schaukle ich mich am breiten weißen Sandstrand hinein<br />
in die Glückseligkeit, während sich die Sonne an diesem ag langsam<br />
verabschiedet und Flughunde ihre Bahnen ziehen. Seufz<br />
Aatar trifft Garten den<br />
Die Wege im Sheraton Maldives Full Moon Resort Spa sind nie<br />
wirklich weit, und sie erinnern an einen Garten Eden, der sich von<br />
Avatar hat inspirieren lassen. Am Abend sind die Bäume mit gefühlt<br />
Millionen Lichtern illuminiert. Es ist eine Zauberwelt, durch die ich<br />
schreite. Durchatmen und wieder auf einer der Schaukeln Schwung<br />
holen, bevor es zum Dinner geht. Und hier ist die Auswahl an Restaurants<br />
gewaltig: International im Feast. Mediterran in der Anchorage<br />
Bar, Chinesisch im Chopsti, hailändisch im Baan hai, Indisch im<br />
Masala Hut. Und im edlen Restaurant Sea Salt unter almen steht<br />
feinster fangfrischer Fisch auf der erleuchteten Speisekarte, die das Lesen<br />
im Dunkeln so herrlich vereinfacht. Im blau angestrahlten Wasser<br />
beobachten die Riffhaie das reiben an den ischen. Und ich denke an<br />
meine farbenfrohen neuen Freunde, die ich doch eigentlich nie wieder<br />
, aber das Fisch-Carpaccio auf meinem eller erinnert nun mal so gar<br />
nicht an die bunten Fische, die mir in der anderen Welt begegneten,<br />
und schmeckt leider ausgezeichnet. Ein Glas perfekt gekühlter Ros,<br />
der das Weinglas in der Hitze der Nacht für einen Moment beschlagen<br />
lässt, hilft, mein schlechtes Gewissen zu verdrängen. Schnell zaubert<br />
mir die Leichtigkeit des Seins erneut ein Lächeln ins Gesicht, als hätte<br />
ich mindestens nicht mehr alle Latten am Zaun. Auf den Malediven<br />
darf man das, muss man das<br />
Als wäre ich nicht schon entspannt genug, steht eine Spa-Behandlung<br />
im Shine Spa for Sheraton auf meinem üppigen agesplan, der<br />
sich durch reiben im Wasser, Rumlungern auf meiner Strandliege,<br />
Verschnaufpause: Von der frei stehenden Badewanne<br />
des Beach Bungalows blickt man in tropisches Grün.<br />
sommer <strong>2022</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
47
FERNWEH<br />
BEWANDERT<br />
in Peru<br />
Es hat etwas vom Gefühl alter<br />
Entdecker, einen Weg zu gehen,<br />
den vor einem nur wenige erkundet<br />
haben – so auch auf dem<br />
neuen Inka-Trail, den man ab<br />
<strong>Sommer</strong> <strong>2022</strong> mit Hauser Exkursionen<br />
entdecken kann. 16 Tage<br />
lang folgen die Teilnehmer dem<br />
neuen mittelschweren Choquequirao<br />
Trek zur gleichnamigen<br />
Ruinenstadt. Hier wird’s einsam<br />
im Urwald, denn die Stadt ist<br />
nur durch einen mehrtägigen<br />
Fußmarsch erreichbar. Weiter<br />
geht es dann in das Urubamba-Tal<br />
und schließlich nach<br />
Machu Picchu. Ab € 3.345 p. P.<br />
inkl. aller Flügen, Reiseleitung,<br />
Übernachtungen, Verpflegung<br />
und Gepäcktransport,<br />
hauser-exkursionen.de<br />
DA SPRINGT<br />
DER FUNKE<br />
ÜBER<br />
Der perfekte Augenblick an<br />
den schönsten Orten der<br />
Welt – wie sah er aus? Genau<br />
diese Frage hat der bekannte<br />
Fotograf Finn Beales 20 der<br />
weltweit besten Naturfotografi<br />
nnen und -fotografen<br />
gestellt. Herausgekommen ist<br />
der Bildband »Let’s Get Lost«,<br />
der von ihren Entdeckungs<strong>reisen</strong><br />
zu wenig bekannten<br />
Orten und von ihren individuellen<br />
Fotoerlebnissen erzählt.<br />
Zudem gibt es viele hilfreiche<br />
Tipps für die Fotopraxis. Beim<br />
Schmökern bekommt man<br />
nicht nur unbändige Lust, in<br />
die Ferne zu <strong>reisen</strong>, sondern<br />
sich auch selbst mal wieder<br />
die Kamera zu schnappen,<br />
loszuziehen und die Tipps<br />
umzusetzen. Prestel Verlag,<br />
240 Seiten, 250 Farbabbildungen,<br />
€ 30<br />
Die Copacabana, der Zuckerhut oder die Samba-Rhythmen sind zweifelsohne eine Reise wert. Doch wer lieber in Brasilien auch die unbekannten<br />
Seiten entdecken möchte, der sollte mal eine Reise ins Hinterland wagen – und die Romantische Straße Brasiliens entlangfahren. Richtig gehört,<br />
nicht nur wir Deutschen haben eine solche. Sie führt von der hügeligen Serra Gaúcha in Rio Grande do Sul im Süden Brasiliens von São Leopoldo<br />
nach São Francisco de Paula. Unser Tipp: Unbedingt in Gramado einen Stopp einplanen. Mit seiner Architektur mutet es wie ein Schweizer Dorf<br />
im Herzen Südamerikas an, wo man in den Restaurants sogar Fondue bekommt.<br />
Ab ins Hinterland<br />
Fotos: Hauser Exkursion, Jonathan Borba, PR<br />
sommer <strong>2022</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
49
INSELN | Malediven<br />
Klarer Fall: Ob Overwater-Bungalow<br />
oder Beach-Bungalow –<br />
beide Zimmerkategorien sind wahr<br />
gewordene Traumwelten und<br />
verwöhnen mit allerlei Komfort.<br />
Abhängen in der Hängematte, Abtauchen in die Unterwasserwelt oder<br />
das Innere-Kind-schaukeln-Lassen auszeichnet. Nun wandere ich auf<br />
dem tropischen Eiland vorbei am Honeymoon Garden, wo Lovebirds<br />
und urteltauben, erliebte und erlobte ihre Namen in hölzerne Anhänger<br />
geschrieben haben. Da mache ich jetzt nicht mit.<br />
ohlfühlorte<br />
Das Shine Spa for Sheraton liegt auf einer separaten kleinen Insel,<br />
die ich über einen langen Holzsteg erreiche. Mit ee und Frangipaniblüten<br />
werde ich begrüßt. Der Ausblick aus dem Behandlungsraum ist<br />
rauer als der Blick auf meine Badewannenbucht. Hier brechen sich die<br />
Wellen, zeigt sich weiße Gischt, wiegen sich almen im sommerlichen<br />
Wind. Nur das Grün ist ebenso üppig wie die almenwelt vor meiner<br />
Bungalow-eranda. Das meditative Wellenrauschen, der ausgewogene<br />
Druck auf meine erspannungspunkte, das Hingeben in den Moment,<br />
und schon bin ich weggedriftet.<br />
Auf dem Weg zurück zu meinem privaten Wohlfühlort sitze<br />
ich mindestens eine gefühlte Ewigkeit in der großen Schaukel bei der<br />
Rikscha am Banyan ree. Ich glaube, das ist meine Nummer eins, oder<br />
doch die an der Kakuni Hut oder die vor meiner Eingangstür Muss<br />
ich mich eigentlich entscheiden<br />
Abtauchen in der Glückselikeit<br />
aya und Mango, die ungs vom Water Sports Center, haben mich<br />
beim letzten Ausflug mit dem traditionellen Maldivian Dhoni davon<br />
überzeugt, dass ich heute noch einmal mit zum Schnorcheln kommen<br />
muss. Klar bin ich dabei und stehe pünktlich mit Schnorcheleuipment<br />
am Steg bei der Marina. Angekommen am Banana Reef, kann ich<br />
es kaum erwarten und während die anderen langsam über die reppe<br />
ins Wasser gleiten, hüpfe ich einfach rein, denn ich weiß, die Glückseligkeit<br />
wartet. Und tatsächlich sehe ich an meinem letzten ag gleich<br />
drei Haie unter mir. Wie weint man vor Glück unter Wasser<br />
Der letzte Sonnenuntergang, ein letzter Sunsetcocktail, eine letzte<br />
Bootsfahrt. Nochmal einmal paar ränen vergießen, und dann muss<br />
ich schließlich mein gefundenes aradies verlassen.<br />
An meinen roten Wildlederschuhen hängt bis heute der Staub der<br />
Malediven oder ehrlicher: der ups der apageifische. Die Malediven<br />
lassen mich einfach nicht mehr los.<br />
INFO Sheraton Maldives Resort & Spa. Das Beachfront Cottage kostet<br />
ab ca. € 410 die Nacht inkl. Frühstück. marriott.com<br />
Fotos: Sheraton Maldives Full Moon Resort & Spa (4) , SimoneSever (3)<br />
48<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2022</strong>
Spuren<br />
im Sand<br />
text & fotos<br />
BAndreas Dauerer<br />
Der Bijagós-Archipel ist ein einziges<br />
Naturwunder. Die vorgelagerten Inseln Guinea-<br />
Bissaus sind nicht nur Brutplatz von Schildkröten<br />
inmitten einer weitgehend intakten Flora, sondern<br />
auch Heimat von Flusspferden und unzähligen<br />
Vogelarten - und Bewohnern, bei denen die<br />
Frauen die Hosen anhaben. Andreas Dauerer<br />
hat sich die Sache einmal angesehen.<br />
In Flip-Flops.<br />
50<br />
sommer <strong>2022</strong>
FERNWEH | Guinea Bissau<br />
INSELN | Malediven<br />
Ob Sunset Cruise, Dolphins Tour oder einfach<br />
raus zum Hausriff, um in die kunterbunte Untermit<br />
dem traditionellen Maldavian Dhoni sind für<br />
die Gäste stets ein Abenteuer.<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 51
INSELN | Guinea-Bissau<br />
Hippos sind weise und heilig.<br />
Kein Wunder, dass sie in<br />
Guinea-Bissau auch auf Sonderprägungen<br />
zu finden sind.<br />
Die Ankunft in fernen Ländern beginnt fast immer mit dem<br />
Ausstieg aus dem Flieger. Wenn man die Gangway hinabmarschiert,<br />
kann einem schon mal die Luft wegbleiben.<br />
Wegen der Höhe oder dem Smog, im schlimmsten Fall<br />
aufgrund von beidem zusammen. In Bissau ist es die Temperatur,<br />
weil die Mittagssonne besonders unbarmherzig auf das kleine<br />
Land zwischen Guinea im Süden und Gambia im Norden brennt, was<br />
bei ungeübten Europäern dann schon mal zu Hitzewallungen führt<br />
und die eigene physische Unzulänglichkeit schnell zutage treten lässt.<br />
45 Grad, also nichts wie rein in den Schatten. Der Dampfhammer ist<br />
aber schon da, die letzte Flasche Wasser ausgetrunken und fortan<br />
fließt das einzige Wasser aus den oren des eigenen Körpers. Willkommen<br />
in Afrika, willkommen in Guinea-Bissau.<br />
Für die wirklichen Unzulänglichkeiten sorgt hingegen die A.<br />
Mein Gepäck mochte die portugiesische Airline nicht mitnehmen. Bei<br />
einem Direktflug wohlgemerkt. Immerhin, allein bin ich damit nicht.<br />
Acht anderen Leidensgenossen geht es ebenso. Schwitzend am Ausgang<br />
warten, dass nichts kommt. Vielleicht liegt es auch an der Band<br />
mit ihrer hübschen Sängerin, die ebenfalls im Flugzeug saß und mittlerweile<br />
Autogramme schreiben muss. Eine Local Heroine mit langen<br />
schwarzen Zöpfen und einer Entourage, die es mit jedem US-Rapper<br />
aufnehmen könnte. Obwohl sie in Bissau geboren wurde, lebt sie inzwischen<br />
in Lissabon. Natürlich. Wer kann, verlässt das bettelarme<br />
Land, um woanders sein Glück zu versuchen. Vergessen hat sie ihre<br />
Heimat nie, deshalb ist sie ja auch wieder da. Und die Leute danken<br />
es ihr. Ehe ich jedoch noch überlegen kann, ob mein Zeitplan es vielleicht<br />
erlaubt, einem der beiden Konzerte beizuwohnen, holt mich die<br />
Realität schnell zurück. Kein Koffer bedeutet, dass ich für 5 Grad<br />
nichts Adäquates anzuziehen habe. Ehe ich jedoch gedanklich meine<br />
Liste für die Must-haves dieser Breitengrade aufschreibe, sitze ich bei<br />
Hafes im Auto. Ziel: Grundausstattung kaufen. Wo Ich weiß es nicht.<br />
Schnell finde ich mich mit meinem zunächst unbekannten Begleiter<br />
in einem kargen Kleidermarkt unter Neonlicht wieder und probiere<br />
Hose über Hose, Hemd über Hemd, T-Shirt über T-Shirt. Der Lernfaktor<br />
ist enorm. Die angegebenen Größen sind maximal Empfehlungen<br />
und wenn Cotton ausgewiesen wird, dann ist es meist doch olyester.<br />
Offenbar haben hiesigen Kunden eine deutlich andere ranspirationsschwelle.<br />
Sei’s drum. Nach zwei Stunden bin ich fürs Erste durch.<br />
Hafes auch. Ob jetzt vom Verhandeln oder weil er mich quasi ständig<br />
nur in Unterhose bekleidet beim Anprobieren verschiedenster Oberund<br />
Unterteile gesehen hat Stichwort: weiße Waden, bleibt sein<br />
höfliches Geheimnis. Er ist jedenfalls der Schwiegersohn von Mariana<br />
Ferreira, der Chefin des Orango arue Hotel auf der gleichnamigen<br />
Insel im Bijagós-Archipel, das seit 1996 zum Unesco-Biosphärenreservat<br />
gehört. Genau dort werde ich die nächsten vier Tage verbringen.<br />
Fehlen noch Schuhe und eine Kopfbedeckung. Die bekomme ich am<br />
großen Straßenmarkt in der Avenida dos Combatentes da Liberdade<br />
da atria. Und tatsächlich, ein bisschen was von Kampf hat es anfangs<br />
schon, wenn man sich seinen Weg zwischen Menschenmengen<br />
und Händlern am Straßenrand bahnt. Zu kaufen gibt es alles. on der<br />
Wunderwurzel einer jungen Frau, die in jedem Fall potenzfördernd<br />
sein soll, bis hin zum quicklebendigen Huhn. Immerhin auch totes<br />
Getier wird am Rand bei den Garküchen serviert, fein aufgespießt und<br />
mit einem unwiderstehlichen Geruch, sodass man es einfach probieren<br />
muss. Am Ende habe ich nicht nur den Magen voll, sondern nach<br />
zehn ersuchen sogar Flip-Flops in meiner Größe bekommen nebst<br />
einer Baseballkappe, die mich vor der Sonne schützen soll. Denn Kleidung<br />
und allerlei anderen Tand gibt’s natürlich auch.<br />
Tags darauf geht es früh mit dem Boot nach Orango. Der Morgen<br />
schimmert graublau und Dunst verdeckt den Sonnenaufgang.<br />
Das fahle Licht weicht dann Sekunde um Sekunde der stärker werdenden<br />
Sonne, als hätte jemand unsichtbar den Schalter der Abzugshaube<br />
betätigt. Erst fahren wir den Rio etu hinunter und dann aufs<br />
Meer, das es gnädig mit uns meint. Kaum Seegang. Das Geräusch des<br />
Zweitakters lullt mich ein und die Augenlider werden schwer. Nach<br />
vier Stunden sind wir da. Orango. Ein Name wie eine erheißung.<br />
Das Terrain ist fremd, zumindest für diejenigen, die hier nicht wohnen.<br />
300 Flusspferde gibt es auch auf der Insel. Deren Besonderheit?<br />
Diese Exemplare leben sowohl im Fluss als auch im Meer. or allem,<br />
wenn die Trockenheit das Wasser in den Lagunen schrumpfen lässt,<br />
Foto: Yaroslaff/Shutterstock.com<br />
52<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> sommer <strong>2022</strong>
Die Natur erinnert an die<br />
Savanne, nur ohne die Gefahr,<br />
auf Gnus, Elefanten, Löwen,<br />
Büffel oder Ähnliches<br />
zu treffen.<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
53
Tanzen bis zur Ekstase: Die Frauen in Eticoga besingen ihr Leben auf den Bijagós-Inseln. Anders als in vielen anderen afrikanischen Ländern<br />
haben sie hier in allen wichtigen Entscheidungsprozessen die Oberhand.<br />
54
FERNWEH | Guinea-Bissau<br />
gehen sie im Meer baden. So schützen sie sich vor der Sonne und<br />
nebenher dürfen arasiten die Haut reinigen. Die Bevölkerung verehre<br />
sie als weise Tiere, sagt Belmiro, unser Guide für die nächsten Tage.<br />
Aber auch Koch, Kellner, Geschichtenerzähler und schnell auch guter<br />
Kumpel, der gerne und viel lacht. Dann funkeln seine Augen noch<br />
ein Stückchen mehr, die Zähne blitzen hervor und der Körper biegt<br />
sich. Ob er Angst vor den großen Mitbewohnern der Insel habe Anfangs<br />
schon, klar, entgegnet der junge Mann. Aber jetzt nicht mehr<br />
so sehr.« Das hänge natürlich mit seiner Arbeit zusammen, weil er ja<br />
die Besucher regelmäßig zu den Hippos führen müsse. Ein Restrisiko<br />
bleibe aber immer. Man hat bereits viel versucht auf Orango. Zäune<br />
bauen zum Beispiel. Mit Strom. Aber ein Hippo ist keine Kuh. Wenn<br />
die nachtaktiven Kolosse nach Sonnenuntergang dann ihre Schneisen<br />
durch das mannshohe Gras schlagen, um Futter zu suchen, dann steht<br />
man besser nicht im Weg. Das Zaunprojekt gibt es noch, aber es fehlt<br />
an Geld, um es gut in Schuss zu halten. Was aber vor allem hilft, ist,<br />
nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr in der Nähe des Flusspferdhabitats<br />
unterwegs zu sein. Mit dieser Kombination sei es in den letzten<br />
Jahren zu immer weniger tragischen Zwischenfällen gekommen.<br />
Auch wir ziehen mit einer kleinen Gruppe los. Die ersten tellergroßen<br />
Abdrücke der Flusspferde finden wir direkt am Strand, dann<br />
geht es immer weiter hinein ins Inselinnere. Die Natur erinnert an<br />
die Savanne, nur ohne die Gefahr, auf Gnus, Elefanten, Löwen, Büffel<br />
oder hnliches zu treffen. Stattdessen gibt es Krokodile und neulich<br />
sei noch eine Schwarze Mamba gesehen worden. Ich gucke kurz<br />
runter auf meine Flip-Flops, während meine Mitstreiter in festem<br />
Schuhwerk durch den Sand stapfen. Immerhin gibt es auch ein paar<br />
ungefährlichere Zeitgenossen hier. Chamäleons oder Edelfalter. Auch<br />
der Schilffrosch, der so klein ist, dass man ihn buchstäblich übersieht,<br />
klammert sich am hohen Gras fest und kann die Trockenzeit über reglos<br />
überstehen. Dazu fährt er seinen Metabolismus einfach herunter.<br />
Würde uns auch nicht schaden, denke ich bei mir. Bald kommt der<br />
Morast und wo ich auch auftrete, hinterlasse ich ein lautes Schlurpen.<br />
Mein Hemd ist voller Schlamm und zunehmend fällt es mir schwer,<br />
mich in meinen neuen Schuhen überhaupt fortzubewegen. Irgendwann<br />
bleibt Belmiro vor einem Sumpf aus Wasserlilien stehen. Er<br />
klatscht in die Hände und ahmt das Grunzen der Flusspferde nach. Ob<br />
Brunft- oder Begrüßungslaut kann ich nicht genau ausmachen. Es passiert:<br />
nichts. Nach 30 Minuten klatschen, schreien und suchen: eine<br />
kleine Antwort. Flusspferdunmutsgebrüll. Immerhin, sie sind hier<br />
irgendwo. Gut versteckt zwischen Büschen, Gestrüpp und Gräsern.<br />
Nicht mal Augen sehen wir. Nach einer weiteren halben Ewigkeit<br />
neigt sich die Sonne hinter Baobabs und Kapokbäumen. Allmählich<br />
wird es also auch gefährlicher, gerade für Europäer in Flip-Flops. Wir<br />
ziehen weiter. Keine 50 Meter haben wir uns entfernt, als die Flusspferde<br />
uns scheinbar hämisch hinterherlachen. Aber auch das gehört<br />
dazu. In der Natur gibt es keine Garantien. Außer fressen und gefressen<br />
werden. Höchste Zeit also, die Wanderung zum Boot zu beenden,<br />
durch die Mangroven nach Orango zu schippern und nach einer Dusche<br />
das Abendessen zu genießen.<br />
Magisch sind sie, die Bijagós-Inseln, nicht nur wegen der Tierwelt.<br />
Sondern auch wegen ihrer Legenden, Religion und Riten. Fanado<br />
heißt jener Initiationsritus, der etwa bei Belmiros Onkel Augustino<br />
schwere, aber kunstvolle Narben hinterließ, die sich wie eine Schlange<br />
um den Oberkörper winden. Was genau passiert, wenn junge Männer<br />
für ein paar Wochen auf heiligen Inseln ausgesetzt werden, weiß niemand,<br />
außer diejenigen, die es selbst erlebt haben. Auch für Frauen<br />
gibt es die Tradition, was man bei ihnen meistens an den Narben auf<br />
den Armen erkennt. Anschließend sind sie geachtete Mitglieder ihrer<br />
Gemeinde, ihres Stamms. Belmiro, Mitte 30, hat es noch nicht gemacht.<br />
Und er weiß auch noch nicht, ob er sich der archaischen radition<br />
unterwerfen mag. Ob ihn das für Frauen unattraktiver mache? Da<br />
lacht er. Er hat zwei Frauen. Nichts Ungewöhnliches im Örtchen Eticoga<br />
auf Orango. Allerdings bestimmen die Frauen, mit wem sie sich<br />
einlassen, und so kommt es auch vor, dass sie mal in einer fremden<br />
Hütte übernachten. Liebesbekundungen an ihn laufen durch den Magen,<br />
wenn man dem Erzählten Glauben schenken mag. Sie stellt dem<br />
Begehrten eine Schale Reis und Fisch vor die Tür, isst er auf, willigt<br />
er einer künftigen Liaison ein. Kein Wunder, dass es Okinka ampa,<br />
eine riesterin, war, die Anfang des 0. ahrhunderts den Widerstand<br />
gegen die portugiesische Krone anführte und soziale Reformen anstieß<br />
– sie wird noch heute tief verehrt und man darf das selbstverständlich<br />
auch bei ihren sterblichen Überresten in einer Hütte tun,<br />
die in Eticoga aufbewahrt werden. Auf dem Spaziergang zurück zum<br />
Orango arue Hotel denke ich nach, wie gut eigentlich das Leben<br />
hier auf diese Weise funktioniert. Die robleme sind dann auch eher<br />
Frühehen und HIV, oder eben die Hippos. Die Grundversorgung wird<br />
durch diverse rogramme, allen voran die CBD-Habitat Foundation,<br />
unterstützt. Diese latente maskuline Aggressivität, die man in manch<br />
anderen Ländern dieser Erde ständig vorfindet, sucht man hier vergebens.<br />
Das empfinde ich als wunderbar wohltuend.<br />
oilo heißt dann auch das letzte Abenteuer, eine der entlegensten<br />
der 88 Inseln des Bijagós-Archipels. Eine heilige Insel und zugleich<br />
Brutstätte der Grünen Meeresschildkröte. Die Fahrt mit dem Aluboot<br />
dauert vier Stunden, anschließend ist es Zeit für ein kühles Bier, ehe<br />
die Zelte für die Nacht aufgebaut werden. Hier gibt es nämlich nichts.<br />
Alles, was man braucht, muss gebracht und auch wieder mitgenommen<br />
werden. Die Schildkröten, nicht selten bis zu 00 Kilogramm<br />
schwer, kommen zum Eierlegen auf die Insel, wo sie einst selbst geschlüpft<br />
sind. Das geht natürlich mit der Flut leichter, weshalb man<br />
schon mal um drei Uhr morgens aufstehen muss, wenn die Gezeiten<br />
es zwischen August und Januar eben so festgelegt haben. Zumindest<br />
dann stehen die Zeichen gut, diese wunderbaren Tiere bei der Eiablage<br />
zu beobachten. Der Strand sieht aus, als wäre er mit einspurigen<br />
Riesenreifen befahren worden. Ein Zeichen, dass die Schildkröten in<br />
der Nacht fleißig waren. Der Weg ist trotz Gezeiten ein beschwerlicher.<br />
Die schwerfälligen Körper schieben sich dann über die Insel,<br />
manchmal bis zu 100 Tiere in einer Nacht. Sie suchen ein Fleckchen,<br />
um ihre 0 bis 0 Eier abzulegen. orher müssen sie graben und<br />
nach dem Ablegen das Nest wieder zuschütten. Dadurch bleiben die<br />
sommer <strong>2022</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
55
FERNWEH | Guinea-Bissau<br />
Eier wohltemperiert und sind vor Fressfeinden gut geschützt. Zwei<br />
Stunden dauert eine solche rozedur in der Regel, ehe die Schildkröten<br />
den Rückzug ins Wasser antreten. Es ist faszinierend. Und traurig.<br />
Denn der Strand, obwohl als Nationalpark deklariert und alle zwei<br />
Wochen gesäubert, strotzt vor angeschwemmtem Dreck. Shampooflaschen,<br />
Koffer, Schuhe, eine abgerissene aucherweste. Es ist beinahe<br />
normal, dass die Tiere beim Buddeln nicht nur den Sand, sondern auch<br />
lastik aller Herren Länder aus dem Weg räumen müssen. Mir bricht<br />
es das Herz. Jede Schaufelbewegung wird mit dem Geräusch einer zusammengedrückten<br />
lastikflasche uittiert. Alles ist seltsam eng beieinander<br />
hier auf oilo. Die globale Umweltverschmutzung auf der<br />
einen, Leben geben und Leben nehmen auf der anderen. Während Eier<br />
abgelegt werden, schlüpfen bereits andere. utzig sehen die kleinen<br />
Schildkröten aus, die ihren allerersten Gang ins Wasser vor sich haben<br />
– die almgeier oben auf den Bäumen wissen das. Mit ihren weichen<br />
anzern sind sie ideale, vor allem aber auch leichte Beute für die fliegenden<br />
Räuber. Belmiro sagt, nur eine von 500 Schildkröten käme<br />
durch. Ein Wahnsinnsprozentsatz. Die Natur hat es aber ideal eingerichtet.<br />
Eine Überproduktion einer Spezies führt zur Lebensgrundlage<br />
einer anderen. Fressen und gefressen werden. So normal, so schön, so<br />
einfach. Wäre da nicht jenes Geräusch von auszubuddelnden lastikflaschen,<br />
das ich nicht mehr aus dem Ohr kriege. Auf der Rückfahrt<br />
kommen mir all diese wunderbaren Naturschauspiele in den Sinn,<br />
die ich hier erleben durfte. Ich denke daran, dass diese Lebewesen<br />
schon seit ahrtausenden, ahrmillionen den laneten bevölkern und<br />
gut durchgekommen sind. Während wir alles dafür tun, uns selbst<br />
auszulöschen, werden sie immer noch da sein. Und, da bin ich mir<br />
sicher, sie werden dann ein Lächeln auf den Lippen haben. Auch das<br />
kann Magie sein – oder einfach: die Gerechtigkeit der Natur, der auch<br />
wir uns unterwerfen werden müssen.<br />
Auf dem riesigen Straßenmarkt an der Avenida dos Combatentes in<br />
Bissau sammeln Jugendliche am Abend die Reste eines Mobilfunkstands<br />
auf. In dem bettelarmen Land müssen schon die Jüngsten<br />
schauen, wie sie sich durchschlagen können.<br />
INFO Guinea-Bissau zählt nicht zu den einfachsten Reisedestinationen<br />
bzw. findet man nicht ganz so viel online. Wertvolle Informationen<br />
liefert hingegen der Reiseführer Senegal/Gambia/Guinea-Bissau<br />
aus dem Reise Know-How Verlag (aktualisiert 2019/20), € 16,90.<br />
ANREISE<br />
Erfolgt mit der TAP inklusive Zwischenstopp in Lissabon in die<br />
Hauptstadt Bissau. Eine weitere Möglichkeit bietet die Royal Air<br />
Maroc über Casablanca. Von Bissau aus geht es per Fähre oder<br />
Privatboot auf das Bijagós-Atoll.<br />
UNTERKUNFT<br />
Das Orango Parque Hotel ist ideal für alle Exkursionen auf den<br />
Inseln. Ein 10-Tages-Programm ab Flughafen Bissau mit Übernachtung<br />
im Orango, Vollpension, sämtlichen Transporten, geführten<br />
Exkursionen und Nationalparkgebühren gibt es ab € 1.740 p. P. im<br />
DZ. Buchbar unter orangohotel.com oder als Reisebaustein über<br />
einen Afrika-Reiseveranstalter.<br />
Leben und Sterben liegen auf Poilão dicht beieinander. Der verwesende<br />
Körper einer grünen Meeresschildkröte ist zugleich Futter für die<br />
Palmgeier und andere Vögel, aber auch Zeugnis von neuem Leben:<br />
Denn hierher kommen die Tiere, um ihre Eier abzulegen, damit das<br />
Überleben der Art gesichert bleibt.<br />
REISEZEIT<br />
Die angenehmste Reisezeit für Guinea-Bissau ist Dezember bis<br />
Mitte Mai. Dann herrscht Trockenzeit und es ist zwar wärmer, aber<br />
nicht so schwül. Die Schildkröten kann man am besten zwischen<br />
September und Januar beobachten, die Flusspferde (theoretisch)<br />
ganzjährig.<br />
56<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2022</strong>
Putzig sehen die kleinen<br />
Schildkröten aus, die ihren allerersten<br />
Gang ins Wasser vor sich haben –<br />
die Palmgeier oben auf den Bäumen<br />
wissen das. Mit ihren weichen Panzern<br />
sind sie ideale, vor allem aber<br />
auch leichte Beute für die<br />
fliegenden Räuber.<br />
herbst 2020<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
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text<br />
Jennifer Latuperisa-Andresen<br />
B<br />
AUSTRALIENS<br />
NORTHERN<br />
TERRITORY<br />
Ohhh, wie süß! Im Kangaroo<br />
Sanctuary bekommen Waisen und<br />
verletzte springende Kängurus<br />
noch einmal eine Chance. Aber<br />
Achtung: mitnehmen verboten.<br />
58
FERNWEH | Northern Territory<br />
ENDLOSE SPINIFEXGRAS-STEPPEN UND SCHROFFE FELSLAND-<br />
SCHAFTEN PRÄGEN DAS GESICHT DES NORTHERN TERRITORY.<br />
ROSTROT LEUCHTET DIE ERDE IM ZENTRUM, ORANGEROT<br />
HINGEGEN GLÜHT DER ULURU IN DER ABENDSONNE UND<br />
DUNKELROT SIND DIE AUFGETÜRMTEN TERMITENBAUTEN.<br />
DAS TOP END UND DAS RED CENTRE SIND LANDSCHAFTLICHE<br />
SINFONIEN UND ORTE DER BESONDEREN MOMENTE. WER HIERHER<br />
REIST, ERLEBT TIEFGRÜNDIGES UND EIN NEUES GEFÜHL FÜR<br />
FREIHEIT, ACHTSAMKEIT UND WERTSCHÄTZUNG. WILLKOMMEN<br />
IM NORTHERN TERRITORY, DAS SICH SO ZEIGT, WIE WIR UNS<br />
AUSTRALIEN ERTRÄUMEN: ROTE ERDE, KÄNGURUS UND<br />
FELSFORMATIONEN. UND NATÜRLICH DIE MENSCHEN, DIE BEI<br />
EINER REISE DEN WICHTIGEN UNTERSCHIED MACHEN.<br />
Larapinta Trail – einer der schönsten Wanderwege der Welt<br />
Der 231 Kilometer lange Larapinta Trail startet (oder endet, je nach Richtung) in der Nähe von Alice Springs und durchquert<br />
den West MacDonnell Ranges National Park. Er ist einer der bedeutendsten Fernwanderwege Australiens.<br />
Der Larapinta Trail präsentiert einen Strauß an Möglichkeiten und Schwierigkeitsgraden. Es gibt Streckenabschnitte über<br />
hohe und äußerst felsige Bergrücken, die spektakuläre Panoramaaussichten bieten, und leichtere Wanderungen über ausgedehnte<br />
Plateaus und trockene Bachbetten am Fuß der Gebirgsketten. Beim Wandern durch diese raue Landschaft, die von Rot-,<br />
Grün- und Gelbtönen und einem unvorstellbar blauen Himmel dominiert wird, hat man das Gefühl, dass die Zeit auf einer<br />
anderen, tieferen Ebene fließt.<br />
Die Ranger von Northern Territory Parks & Wildlife haben den Trail durch stetige Verbesserungen und Instandhaltung so<br />
sicher und zugänglich wie möglich gemacht. Blaue feilmarkierungen an Bäumen entlang gut definierter Wege geben einem<br />
alle 500 Meter die Sicherheit, dass Verlaufen fast unmöglich ist.<br />
Das wichtigste Detail ist eine garantierte Wasserversorgung, denn Trinkwasser ist nie weiter als einen Tagesmarsch entfernt.<br />
Zum Beispiel kann man seinen orrat meistens an ausgewiesenen Campingplätzen auffüllen.<br />
Der Larapinta Trail kann in beide Richtungen begangen werden. Wer von Osten nach Westen wandert, kann am letzten<br />
Tag den Gipfel des Mount Sonder – des vierthöchsten Bergs im Northern Territory – erklimmen und so die Wanderung im<br />
wahrsten Sinne des Wortes mit einem Höhepunkt abschließen.<br />
sommer <strong>2022</strong> <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 59
FERNWEH | Northern Territory<br />
Kakadu National Park<br />
Der Kakadu National Park ist für seine natürliche Schönheit berühmt<br />
und beherbergt einige der bemerkenswertesten Felskunststätten der<br />
Welt. Und ja, Kakadus gibt es tatsächlich auch in diesem großen Nationalpark.<br />
Doch daher kommt der Name nicht. Den Gagadju, dem<br />
gleichnamigen Volk der Aboriginal People, die auch in dieser Gegend<br />
leben, verdankt der Park seinen Namen. Er ist auch Unesco-Welterbe.<br />
Die hiesigen Felsmalereien belegen die frühe Kultur der australischen<br />
Ureinwohner. Sie gehören zu den beeindruckendsten ihrer Art.<br />
Die ältesten Zeichnungen sollen 20.000 Jahre alt sein. Ja, richtig gelesen.<br />
Wobei manche Experten sie tatsächlich noch weiter zurückdatieren<br />
würden. Ein Must-see ist die Felskunst am Ubirr Rock und am<br />
Nourlangie Rock. Auf den Bildern im sogenannten Röntgenstil (x-Ray-<br />
Stil) sind Rippen, Rückgrat und innere Organe des Menschen exakt<br />
dargestellt. Eine besondere Bedeutung genießt auch die Darstellung<br />
der Regenbogenschlange. Was es damit auf sich hat? Das kann am<br />
besten Storyteller Sab Lord erklären. Sabs ersion eines Ausflugs im<br />
Kakadu ist zum einen tiereguckend in Safari-Manier, denn er ist auf<br />
einer Krokodilsfarm groß geworden. Zum anderen lernt man dabei<br />
viel von der Aboriginal-Kultur. Er genießt das Vertrauen der Ureinwohner<br />
und ist nicht nur Experte ihrer wegweisenden Kunst, sondern<br />
darf auch ihre Geschichten erzählen. Besser kann man sich nicht durch<br />
den Park führen lassen.<br />
Aber noch ein kleines Highlight sei in diesem Park dringend empfohlen:<br />
das spontane Baden. Ein Favorit ist der Gunlom Plunge Pool.<br />
Zwar muss man sich das Schwimmen ein wenig verdienen, aber es<br />
lohnt sich, nicht nur für ein spektakuläres Foto! Nach einer kleinen<br />
Wanderung zum oberen Ende des Wasserfalls kann man endlich in dem<br />
unglaublich schönen Naturpool eine Abkühlung nehmen. Der Blick von<br />
hier über den Kakadu National Park ist einfach atemberaubend.<br />
Uluru Kata Tjuta National Park<br />
»Mingas« – Ameisen – so wurden einst die Touristen genannt, die<br />
den heiligen Berg der Aboriginal People bestiegen. Von unten sahen<br />
sie eben aus wie winzige Krabbeltiere, die sich auf dem roten Gestein<br />
bewegten. Seit Oktober 0 ist es verboten, den Uluu zu<br />
besteigen. Was gerne auch vergessen wird: Zum Nationalpark gehören<br />
neben dem bekanntesten Monolithen der Welt auch die Kata<br />
Tjuta (früher Olgas genannt) – was so viel bedeutet wie »die vielen<br />
Köpfe«. Um genau zu sein: 36 Bergkuppen.<br />
Die jetzt am Uluu lebenden Aboriginal eople nennen sich<br />
Anangu, was in der indigenen Sprache »Mensch« bedeutet. Ihnen<br />
ist alles an diesem Berg heilig. Jede Höhle, jede Spalte und jede<br />
Wasserstelle. Umso mehr sollte man dem Berg mit Ehrfurcht begegnen.<br />
Aber er ist auch einfach eine echte Schönheit. Wenn die Sonne<br />
das rote Gestein des Uluu kitzelt, fängt dieser an zu glühen. Er<br />
steht tatsächlich im geografischen Zentrum des Fünften Kontinents<br />
und ragt 348 Meter aus einer baumlosen Ebene hervor. Er und sein<br />
fantastisches Farbenspiel sind also schon von Weitem zu sehen.<br />
Doch am 600 Millionen Jahre alten Naturschauspiel lässt sich auch<br />
einiges erleben. Verschiedene Wanderungen mit einem Aboriginal-Guide<br />
erklären ihr Territorium. Es gibt lange tiefgründige Touren,<br />
wie den Uluu Base Walk, und kurze unterhaltsame, wie den<br />
Mala Walk.<br />
Doch auch bei Dunkelheit ist es hier zauberhaft. Denn die mangelnde<br />
Lichtverschmutzung bietet eine unglaubliche Sicht auf den<br />
Sternenhimmel. Wer mag, kann sich ein spektakuläres Abendessen<br />
auf einer roten Sanddüne gönnen. Nicht nur mundet bei einem<br />
Menü »Sounds of Silence« das Essen, sondern ein Sternendeuter<br />
erklärt auch noch die Konstellationen. Romantik pur!<br />
60<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
Fotos: Tourism NT/Shaana McNaught, Tourism NT/KWP! 2020, Tourism NT/Che Chorley 2021, Tourism NT/James Fisher, Tourism NT/Helen Orr, Tourism NT/ Che Corley<br />
Territory Art Trails<br />
Heute leben im Northern Territory – im Verhältnis zur jeweiligen Gesamtbevölkerung<br />
– die meisten australischen Ureinwohner. Die jahrtausendealte<br />
Kultur der Aboriginal People, die Höhlenmalereien und<br />
Felsritzungen an heiligen Orten sind Teil der besonderen Anziehungskraft<br />
dieser Region. Bruce Chatwin, ein englischer Schriftsteller, der<br />
den Reiseroman »Traumpfade« verfasste, beschrieb die Aboriginal People<br />
als »ein Volk, das auf leichten Füßen über die Erde schritt; und je<br />
weniger sie der Erde wegnahmen, desto weniger mussten sie ihr<br />
zurückgeben.« Ein Volk, das aufgrund ihrer Dankbarkeit für die Natur<br />
und ihrer Bescheidenheit ihr gegenüber ein Vorbild für die restliche<br />
Menschheit sein sollte. Gleichzeitig sind sie auch ein unglaublich kreatives<br />
Volk. Am leichtesten sind die faszinierenden Kunstwerke zu<br />
finden, indem ihr den erritory Art rails folgt.<br />
Es ist durchaus bekannt, dass man hier in die indigene Kultur eintauchen<br />
kann. Doch häufig ist dabei vergessen worden, dass sich in<br />
den letzten Jahrzehnten – ganz still und heimlich – eine zeitgenössische<br />
Kunstszene entwickelt hat. Die Territory Art Trails, die dieses<br />
riesige geografische – und künstlerische – errain abdecken, zeigen<br />
einige der wichtigsten Kunst- und Kulturstätten und ermöglichen es<br />
den Reisenden, sich ihren ganz eigenen Weg durch dieses weitläufige<br />
Land zu bahnen. Sozusagen ein Roadtrip der Kunst.<br />
Kangaroo Sanctuary<br />
Kein anderes Tier steht symbolisch so für Australien wie das Känguru.<br />
Und natürlich ist es wunderbar, das Tier in seiner Umgebung<br />
zu beobachten. Perfekt dafür ist das Kangaroo Sanctuary. Ein Ort,<br />
an dem die Schönheit des Kängurus geradezu zelebriert wird. Das<br />
Schutzgebiet liegt etwas außerhalb von Alice Springs. Auf der geführten<br />
Tour bei Sonnenuntergang kann man bei einem gemütlichen<br />
Spaziergang durch das 188 Hektar große Wildtierreservat die<br />
Beuteltiere beobachten. Da die Kängurus tagsüber schlafen, sollen<br />
sie zu dieser ageszeit ungestört bleiben. Deshalb finden die Führungen<br />
am späten Nachmittag statt – genau dann, wenn die Kängurus<br />
aus ihrem Tagesschlaf zu erwachen beginnen. Das Schutzgebiet<br />
kann nur im Rahmen einer im Voraus gebuchten Tour besucht<br />
werden. Die Tour dauert etwa zweieinhalb bis drei Stunden. Und<br />
diese bleiben garantiert unvergesslich.<br />
INFO https://northernterritory.com/de
B text<br />
Marie Tysiak<br />
B fotos<br />
Patrick Lettmann & Marie Tysiak<br />
DER PERFEKTE<br />
ROADTRIP DURCH<br />
MAROKKO<br />
Marokko ist das Roadtrip-Paradies schlechthin:<br />
Tolle Panoramastraßen und aufregende Stopps<br />
versprechen viel Fahrspaß und einen grandiosen<br />
Urlaub. Doch das Land ist flächenmäßig nicht gerade<br />
klein – somit steht man bei der Planung der Reisetour<br />
vor der Qual der Wahl. Wir zeigen euch eine schöne<br />
Route durchs Inland von Marokko, von Marrakesch<br />
nach Tanger in einer Woche.<br />
62<br />
sommer <strong>2022</strong>
FERNWEH | Marokko<br />
1 MARRAKESCH<br />
Marrakesch, oft auch die geheime<br />
Hauptstadt Marokkos genannt, steht<br />
für viele ganz oben auf der Bucketlist<br />
für den Marokko-Urlaub. Und<br />
tatsächlich ist die Stadt im Herzen<br />
des Landes ein guter Startpunkt für<br />
eine Tour. Denn auf dem internationalen<br />
Flughafen landen viele Direktflüge<br />
aus Deutschland. Hier kann man<br />
zudem erst einmal ein paar Tage in<br />
einem wunderschönen Riad ankommen<br />
– und anschließend gleich mit<br />
dem Mietwagen durchstarten. Ein<br />
Tipp wäre: Holt euch den Wagen am<br />
besten erst am Ende eures Marrakesch-Besuches,<br />
denn durch die<br />
engen Gassen, die sich oft Kutschen,<br />
Motorroller, Esel und Fußgänger<br />
gleichermaßen teilen, kommt ihr nur<br />
schwer durch.<br />
Marrakesch ist eine der Königsstädte<br />
Marokkos – hier dürft ihr euch auf<br />
wuselige Souks (Märkte), tolle<br />
Paläste und eine historische Koranschule,<br />
den berühmten Geschichtenerzählerplatz<br />
Djemaa el-Fna, viele<br />
schöne Rooftop-Bars (zum Beispiel<br />
das Nomad oder auf dem Dach des<br />
Maison de la Photographie) und<br />
einen kleinen Kulturschock freuen!<br />
Bleibt am besten erst einmal zwei<br />
Tage hier, um euch einzugewöhnen<br />
und die Stadt zu besichtigen.<br />
Foto: Georgios Tsichlis/Shutterstock.com<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 63
FERNWEH | Marokko<br />
2<br />
AÏT-BEN-HADDOU<br />
Etwa dreieinhalb Stunden südöstlich, einmal quer übers<br />
Atlasgebirge, liegt die historische Kasbah Aït-Ben-Haddou. Diese<br />
aus Stampflehm errichtete alte Festungsanlage thront imposant<br />
am Hang eines Berges und präsentiert eine spektakuläre Kulisse!<br />
Kein Wunder also, dass hier schon unzählige Filme und Serien wie<br />
Game of Thrones, Gladiator und viele mehr gedreht wurden. Die<br />
umliegende Landschaft des Atlasgebirges mit seinen schneebedeckten<br />
Gipfeln am Horizont tut sein Übriges. Bei einem Bummel<br />
durch die engen Gassen der Festung fühlt ihr euch selbst ein<br />
wenig wie in einem Film.<br />
3<br />
RUND UM TINGHIR<br />
Gen Osten führt die Route weiter durch spektakuläre Landschaften.<br />
Rund um die schöne Oasenstadt Tinghir gibt es einiges zu<br />
entdecken: Im Dadestal warten beeindruckende Berglandkulissen<br />
und spektakuläre Passstraßen. In der Todra-Schlucht hingegen<br />
richten sich die roten Felsen plötzlich senkrecht in die Höhe – ein<br />
tolles Naturschauspiel. Allein die Fahrt hierher ist eine Reise<br />
wert! Immer wieder schaffen kleine Flüsse in den schmalen<br />
Tälern malerische Oasen, in denen die Dattelpalmen nur so<br />
sprießen. In dieser hauptsächlich von Berbern bewohnten Gegend<br />
könnt ihr ideal wandern oder Rad fahren. Nur Achtung: besser<br />
nicht im <strong>Sommer</strong> oder zur Mittagszeit.<br />
64<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2022</strong>
4<br />
MERZOUGA<br />
Klar, ein Besuch der Sahara darf bei einem Roadtrip<br />
durch das Inland Marokkos nicht fehlen! Merzouga<br />
ist das touristische Zentrum für Trips in die Wüste.<br />
Rund um die Kleinstadt finden sich viele Anbieter,<br />
die einen für einen Tag oder eine Nacht mit in die<br />
Wüste nehmen – wer mag, klassisch auf einem<br />
Dromedar mit Übernachtung in einem Camp,<br />
wahlweise Basic oder als Luxusvariante (zum<br />
Beispiel zu finden auf Airbnb oder Booking.com).<br />
Der Sternenhimmel über der Wüste und die tiefroten<br />
Sanddünen beim Sonnenuntergang bleiben garantiert<br />
unvergessen.<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
65
WANDERN | Alpenüberquerung<br />
5 FAHRT NACH NORDEN ÜBER MIDELT<br />
Nun geht es auf gen Norden! Um das nächste Ziel – Fès – zu erreichen, muss man zunächst gut aufs Gaspedal treten. Doch das ist<br />
gar nicht schlimm. Denn die acht Stunden Fahrt von der Sahara über Midelt bis nach Fès sind der absolute Roadtrip-Traum. An nur<br />
einem Tag hat man das Gefühl, durch Utah, das Voralpenland, Steppe und Wüste gleichermaßen zu fahren. Hier wird einem bewusst,<br />
wie vielfältig die Landschaft Marokkos eigentlich ist. Autobahnen sucht man vergebens, dafür warten unglaubliche Passstraßen durch<br />
Schluchten, vorbei an Seen, Gipfeln, Oasen und kleine Berberstädtchen auf euch. Achtung, die Fahrt wird lang – aber es ist wahrlich<br />
kein verlorener Urlaubstag. Wer mag, kann die Strecke auch zweiteilen und in Midelt übernachten.<br />
66<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
FERNWEH | Marokko<br />
Fès ist eine weitere der Königsstädte des Landes. Sie ist das kulturelle Zentrum<br />
Marokkos – und das merkt man sofort. Hier finden sich die älteste Universität der<br />
Welt, eine unheimlich wuselige Altstadt, das berühmte Färberviertel, Paläste und<br />
wunderschöne Cafés inmitten des Trubels. In Fès lassen sich locker einige Tage<br />
verbringen, um einfach nur zu staunen. Wir empfehlen aber mindestens einen ganzen<br />
Tag. Und wenn es euch zwischen den Handwerkern in den Souks, Straßenhändlern<br />
und Eseln mal zu wuselig wird, haltet einfach Ausschau nach der nächsten Dachterrasse<br />
oder einem Café in einem Innenhof – wie zum Beispiel das The Ruined Garden –,<br />
trinkt einen Minztee, esst ein paar leckere Kleinigkeiten und ruht euch ein wenig von<br />
dem Trubel aus.<br />
..<br />
6 FÈS<br />
sommer <strong>2022</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 67
FERNWEH | Kanada<br />
Wir verlassen das eindrucksvolle Fès und<br />
fahren weiter gen Norden. Nach circa drei<br />
bis vier Stunden Fahrt durch malerische<br />
Berglandschaften findet man sich plötzlich<br />
in einer absurden Szenerie wieder: In<br />
Chefchaouen ist die gesamte Altstadt in<br />
Blau angestrichen. Warum die Menschen<br />
ihre Häuser in die typische Indigofarbe<br />
einfärbten, ist nicht mehr ganz nachzuweisen<br />
– vermutlich wegen der Sonne.<br />
Heute bekommen die Häuser jährlich<br />
einen neuen Anstrich, aber nun wohl<br />
mehr aus touristischen und ästhetischen<br />
Gründen. Jedenfalls ist ein<br />
Spaziergang durch die Gassen dieses<br />
kleinen Bergstädtchens ein Instagramund<br />
Fotoschauspiel. Ein paar Stunden<br />
reichen, doch beeindrucken! Von der<br />
spanischen Moschee habt ihr einen<br />
grandiosen Blick auf die im Berghang<br />
verteilten blauen Gebäude.<br />
..<br />
GOLDGRABER CITY<br />
Dawson City ist die Hauptstadt der Goldsucher und Trapper. Es ist die<br />
ewige Kulisse der Jack London Romane, dessen Hütte auch heute noch<br />
dort zu besichtigen ist. Diese hatte man nach einer aufwendigen Suche<br />
in der Wildnis gefunden und tatsächlich als Touristenattraktion nach<br />
Dawson umgesetzt. Während der Hoch-Zeit des Goldrausches lebten<br />
hier bis zu 60.000 Menschen. Heute sind es knapp 1.400 Seelen. Da die<br />
Stadt aber unter Denkmalschutz steht, ist alles erhalten, wie es einst<br />
war. Das hat schon Flair, auch wenn es oft wie eine Art Western-Film-Kulisse<br />
wirkt. Ein Hauch aus der guten alten Zeit lässt sich auch erleben.<br />
Beispielsweise bei einer Cancan-Tanz-Aufführung, einem Spaziergang<br />
über die Front Street oder einem Sourtoe-Cocktail, wo ein abgefrorener<br />
Zeh im Whisky schwimmt. Ja, solche Reiseerlebnisse gibt es nur dort,<br />
wo der Klondike und der Yukon zusammenfließen, in Dawson City.<br />
7 CHEFCHAOUEN<br />
68<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2022</strong>
FERNWEH | Marokko<br />
Unter einem neuen<br />
Stern: Die Hafenstadt<br />
Tanger hatte lange<br />
einen schlechten Ruf –<br />
bis König Mohammed<br />
VI. 1999 anfing, die<br />
Stadt herauszuputzen<br />
und die Medina<br />
sicherer machte.<br />
8 TANGER<br />
Die letzte Etappe führt nach Tanger. Man merkt auf der<br />
Fahrt: Die Landschaft wird nun immer mediterraner und<br />
erinnert fast an Südspanien. Tatsächlich sprechen die<br />
Menschen nun eher Spanisch als Französisch – und auch an<br />
den westlichen Hotelketten lässt sich erkennen, dass man<br />
auch kulturell Europa immer näher kommt. In Tanger<br />
angekommen kann man am Hafen tatsächlich auf der<br />
anderen Seite Tarifa glitzern sehen! Tanger hat sich in den<br />
letzten Jahren stark herausgeputzt und ist nun ein sicher(er)<br />
es Reiseziel. Von der Kasbah hat man einen tollen Ausblick<br />
über die Stadt. In der alten Medina streift man nun durch<br />
weiße schmucke Häuserreihen. Mit dem Auto könnt ihr auch<br />
dem nahen Kap Spartel einen Besuch abstatten. Unweit des<br />
Leuchtturms oberhalb der Klippen zeigt ein Schild, dass hier<br />
Mittelmeer und Atlantik aufeinandertreffen. Rund um die<br />
Stadt verteilen sich tolle Strände, wie der Achakkar Beach<br />
– falls ihr vor dem Abflug noch einmal ins Meer hopsen wollt!<br />
INFO<br />
VERKEHRSKONTROLLEN<br />
Es gibt unterwegs unzählige Polizeikontrollen. Haltet euch deswegen unbedingt an<br />
die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Ansonsten sind die Beamten immer äußerst<br />
freundlich und man sollte bei einer Kontrolle keine Probleme haben. Meist sind<br />
die Polizisten nur neugierig, wo es als Nächstes hingeht, und verraten die<br />
landschaftlich schönste Route dorthin.<br />
FAHREN IM DUNKELN<br />
Es ist vergleichsweise sicher, in Marokko im Dunkeln zu fahren. Dennoch sei dazu<br />
nicht geraten. Die Straßen weisen zum Teil Schlaglöcher auf, kurven sich durch<br />
die Berge und vielleicht steht am Straßenrand eine Herde Schafe.<br />
PARKPLATZ KLÄREN<br />
Klärt am besten im Vorhinein, ob eure Unterkunft einen Parkplatz hat, besonders<br />
in den großen Städten. Wenn nicht, fragt vorher kurz nach oder schaut bei Google<br />
Maps nach der nächsten Parkgelegenheit. Meistens zahlt man bis zu umgerechnet<br />
zwei bis fünf Euro für das Parken für eine Nacht.<br />
ZEIT EINPLANEN<br />
Plant am besten genügend Zeit für die Fahrt ein! Die Straßen sind nichts für Raser<br />
– und mitunter wollt ihr alle Nase lang anhalten und Fotos machen. Da wäre es ja<br />
schade, wenn man sich nachher hetzen muss. Diese Route beinhaltet Etappen,<br />
die (bis auf die Fahrt nach Norden) alle gut innerhalb von drei bis fünf Stunden<br />
inklusive Pausen machbar sein sollten.<br />
OFFLINE-MAPS<br />
In Marokko sind die mobilen Daten für europäische Netzbetreiber oft sehr teuer,<br />
vielleicht habt ihr unterwegs auch gar keinen Empfang. Offline-Kartendienste wie<br />
MapsMe oder GoogleMaps funktionieren für die längeren Strecken zuverlässig.<br />
Nur für die anschließende Suche der Unterkunft in der Medina kann es gegebenenfalls<br />
zu Schwierigkeiten kommen, da oft nicht alle der kleinen Straßen eingezeichnet<br />
sind. Fragt euch dann am besten durch.<br />
IDEALE REISEZEIT<br />
Im <strong>Sommer</strong> wird es in Marokko unglaublich heiß. Daher bietet sich besonders der<br />
Frühling oder Herbst an, aber auch im Winter kann man Marokko gut be<strong>reisen</strong> und<br />
es ist nicht so überlaufen.<br />
FAHREN AN DER KÜSTE<br />
Wer Zeit hat, kann natürlich auch noch die Küste in seinen Roadtrip durch<br />
Marokko einschließen! Wir haben die oben beschriebene Route – ohne Küste –<br />
in insgesamt neun Tagen (sieben Fahrttage) gemacht – weniger sollte man auch<br />
nicht einplanen. Wer Lust auf entspanntes und hippes Surferflair und Meer hat,<br />
der kann über Rabat, Casablanca und Essaouira wieder zurück nach Marrakesch<br />
fahren. Hierfür braucht ihr aber mindestens zwei Wochen Zeit.<br />
herbst 2020<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
69
FERNWEH | Kanada<br />
KAN<br />
..<br />
DER BERUHMTE FALL<br />
70
FERNWEH | Kanada<br />
B text<br />
Jennifer Latuperisa-Andresen<br />
ADISCHE<br />
IKONEN<br />
JUSTIN BIEBER, MICHAEL BUBLÉ UND CELINE DION SIND KANADIER*INNEN.<br />
WUSSTEST DU DAS? AUCH PAMELA ANDERSON, RYAN REYNOLDS ODER RYAN<br />
GOSLING WURDEN IM ZWEITGRÖSSTEN LAND DER WELT GEBOREN. UND HEUTE<br />
SIND SIE WAHRE IKONEN IHRER BRANCHE. DOCH SO WIE MIT DEN STARS GEHT ES<br />
DEM LAND AUCH MIT SEINEN ERLEBNISSEN. NICHT JEDER WEISS, WIE UNFASSBAR<br />
SCHÖN KANADA IST. ATEMBERAUBENDE LANDSCHAFTEN – OH JA! ABER KANADA<br />
KANN NOCH VIEL MEHR. EIN ÜBERBLICK.<br />
Zweifelsohne gehören die Niagarafälle zu den wohl berühmtesten Markenzeichen Kanadas. Dabei liegt hier nur ein Teil<br />
und der andere in den USA. Goat Island teilt die riesigen Fälle in zwei Teile und zwei Staaten, wobei die breiten und<br />
spektakulären Horseshoe Falls auf der kanadischen Seite liegen. Und ja, das bombastische Rauschen ist in vielerlei<br />
Hinsicht ein echtes Erlebnis. Mittlerweile passiert um die Fälle auch so einiges. Damit ist nicht unbedingt die<br />
Mini-Las-Vegas-Version der Stadt Niagara gemeint, sondern eher die Touren und Aktionen, die sich direkt am Wasserfall<br />
befinden. Seit Neuestem kann man auch das einstige Kraftwerk besuchen und das eröffnet mit einem gläsernen Tunnel<br />
noch einmal eine ganz neue Perspektive auf die legendären Wasserfälle. Wer nur wenig Zeit hat, dem sei weiterhin der<br />
Klassiker empfohlen: Mit einem bunten Regenponcho bekleidet auf Schiffstour der Gischt entgegen.<br />
Es ist eine nasse Angelegenheit. Aber ein Riesenspaß!<br />
sommer <strong>2022</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 71
DAS WAHRZEICHEN<br />
TORONTOS:<br />
DER CN TOWER<br />
Der CN Tower – übrigens steht das CN für Canadian National Railway – ist in der<br />
kanadischen Metropole allgegenwärtig! Denn mit seinen 553,33 Metern überragt<br />
er alles. Und prägt die Skyline. Für Touristen ist er jedoch mehr als eine<br />
markante Orientierungshilfe beim Manövrieren durch die Stadt. In 335 Metern<br />
Höhe befindet sich der sogenannte »Korb« und in diesem wiederum ein Drehrestaurant<br />
und eine Aussichtsplattform. Das Drehrestaurant lebt eher von der Aussicht<br />
als vom kulinarischen Genuss, aber die Aussichtsplattform eröffnet einen<br />
grandiosen Weitblick. Bis zu 120 Kilometer weit kann man blicken und wenn das<br />
Wetter es zulässt, taucht der Gischtschleier der Niagarafälle am Horizont auf.<br />
Nun spielt ein Gebäude dieser Art auch gerne mit seinen Vorzügen. So gibt es<br />
neben dem gläsernen Aufzug, der an der äußeren Seite hinaufgleitet, oben auch<br />
einen Glasfußboden, der tief blicken lässt. Es geht aber, wer mag, noch höher<br />
hinaus. 477 Meter hoch ist der Skypod, auf dem die riesige Antenne befestigt<br />
ist. Wie wäre es mit einem Spaziergang am Rande der Plattform? Auch das ist<br />
möglich. EdgeWalk heißt das Abenteuer, bei dem die Mutigen mit einem Guide,<br />
gut gesichert, auf dem Dach des Drehrestaurants den Turm umrunden. Ein unvergessliches<br />
Erlebnis!<br />
72<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2022</strong>
FERNWEH | Kanada<br />
GANZ WEIT IM NORDEN<br />
Wohl das unbekannteste der Territorien ist Nunavut. Es ist auch das einzige Gebiet, das nicht<br />
über eine Straßenverbindung mit dem übrigen Kanada verbunden ist. Wer hierher will, muss<br />
fliegen. Oder eben mit dem Schiff kommen. Viele reizt es eh, mit dem Schiff die Arktis zu erkunden<br />
und einen Teil der sagenumwobenen Nordwestpassage zu befahren. Vorbei an Eisbären, die<br />
auf Eisschollen hocken, Narwalen, die neben dem Boot schwimmen, langen Fjorden und entlang<br />
der weiten Tundra.<br />
Mit gut 30.000 Einwohnern, verteilt auf einer Fläche, die beinahe sechsmal so groß ist wie Deutschland,<br />
ist es selbstverständlich auch die am dünnste besiedelte Region des Landes. Durch die<br />
Abgeschiedenheit haben selbst die meisten Kanadier keine Ahnung von der Welt am Polarkreis.<br />
Doch wer sich einmal ganz nach oben in den Norden begibt, sich für die Schönheit und die<br />
Einsamkeit öffnet, den packt schnell das »Arktisfieber«. Eine Liebe zum Eis, zur Stille und der<br />
schier endlosen Weite der arktischen Wunderwelt. Auch die Kultur der Inuit, mit der man dort<br />
oben in Berührung kommt, ist spannend und prall gefüllt mit Anekdoten und Geschichten vom<br />
Über- und Erleben. Die meisten Inuit haben bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts ausschließlich<br />
vom Fischfang gelebt. Und auch ihre Kleidung oder Transportmittel haben sie aus<br />
den lokalen Materialien geschaffen.<br />
Die Hauptstadt Nunavuts, Iqaluit, ist noch recht einfach mit dem Flugzeug von den kanadischen<br />
Großstädten zu erreichen. Sie liegt auf Baffin Island. Die größte Insel des kanadisch-arktischen<br />
Archipels und die fünftgrößte Insel der Welt. Von hier lassen sich wunderbar<br />
Touren in den Auyuittuq National Park organisieren. Ein Traumziel für<br />
Extremsportler und Gleitschirmflieger. Denn dort warten beeindruckende Granitgiganten,<br />
die aus dem Nichts in die Höhe zu schießen scheinen. Und wenn sich vor dieser<br />
beeindruckenden Kulisse noch ein Moschusochse verirrt, ist das Motiv perfekt.<br />
73
WANDERN | Alpenüberquerung<br />
DAS POSTKARTENMOTIV<br />
Wie eine majestätische Wand ziehen sich die Rocky Mountains von Süd<br />
nach Nord und bilden damit auch – zu einem wesentlichen Teil – die<br />
Grenze von der Provinz British Columbia zur Provinz Alberta. Und genau<br />
diese Wand ist auch eine Wetterscheide. Denn die Gebiete am Pazifik<br />
sind regenreich und häufig sattgrün und auf der anderen Seite wird die<br />
Landschaft eher zur Prärie – also trocken und steppenartig.<br />
Doch die Rockies sind viel mehr als nur Berg und Tal. Sie sind das Sinnbild<br />
für Kanada. Natürlich nicht grundlos, denn die Schönheit der Landschaft<br />
ist einzigartig. So bildschön, dass die Region äußerst populär ist.<br />
Fast zu beliebt. Hier empfiehlt es sich, antizyklisch zu <strong>reisen</strong>. Insbesondere<br />
wenn man zwischen den Touristenmagneten Banff und Jasper pendelt.<br />
Da kann es im Hochsommer schon arg voll auf den Straßen werden.<br />
Und der sagenumwobene Icefields Parkway, eine Promenade<br />
entlang der Gletscher, eröffnet seine wahre Pracht natürlich nicht im<br />
Stau stehend.<br />
Auch wenn es eher unwahrscheinlich ist, Lake Louise in stiller Einsamkeit<br />
genießen zu können: Ein Besuch lohnt sich immer. Denn dieses<br />
Fleckchen Erde ist umwerfend. Nicht minder sehenswert ist Maligne<br />
Lake. Allein die Anfahrt lohnt sich. Und wer einmal dort war, konnte eigene<br />
Postkartenmotive sammeln.<br />
74<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
FERNWEH | Kanada<br />
..<br />
BARENSTARK<br />
Eine Begegnung mit einem Bären, egal welcher Art, ist erst einmal<br />
aufregend. Keine Frage. Aber gleichzeitig ist es auch so typisch Kanada,<br />
dass man fast enttäuscht ist, wenn man keinem begegnet.<br />
Und ja, wenn man sich an die Sicherheitsvorkehrungen hält, dann<br />
kann Bärenbeobachtung ein grandioses Naturschauspiel sein und<br />
das geht bereits aus sicherer Distanz.<br />
Da wäre zum einen der Grizzly. Sicherlich möchte man der großen<br />
Braunbärspezies nicht unbedingt einsam auf einer Wanderung begegnen.<br />
Aber aus sicherer Distanz, beispielsweise aus einem Auto,<br />
ist es ein spannendes Gefühl. Im Yukon zeigen sich die flauschigen<br />
Giganten so häufig, dass es kein Problem sein wird, diese aus dem<br />
sicheren Wagen zu betrachten.<br />
Aber auch mit beiden Beinen in der Natur stehend geht eine Grizzlybeobachtung.<br />
Beispielsweise im zauberhaften Bella Coola, der<br />
selbsternannten Hauptstadt der Grizzlys. Wenn die Lachse zum Laichen<br />
ihre Rückkehr flussaufwärts antreten, brauchen die bis zu zwei<br />
Meter großen Bären sich einfach nur in den Fluss zu stellen und das<br />
Maul aufzuhalten. Denn die Lachse hüpfen gegen den Strom und so<br />
ist es ein Festmahl für die Grizzlys und eine günstige Fotooption für<br />
den Menschen. Der Bär ist völlig desinteressiert an den Personen,<br />
schließlich wimmelt um ihn herum seine Lieblingsspeise.<br />
Auch der Eisbär kann in seinem natürlichen Habitat beobachtet werden.<br />
Am leichtesten geht das an der Hudson Bay in Manitoba.<br />
Churchill ist nämlich die Hauptstadt der Eisbären. Diese harren an<br />
der Hudson Bay aus, bis sich eine Eisdecke bildet und sie von dort<br />
hinaus in die Arktis ziehen können. Sehnsüchtig warten sie darauf.<br />
Denn ihre bevorzugte Nahrung, die Robben, finden sie auf dem Eis.<br />
Doch wie lassen sich die Polarbären am besten aufspüren? Am einfachsten<br />
ist es sicherlich mit dem sogenannten Tundra Buggy. Ein<br />
riesiges Gefährt, das extra zur Eisbärenbeobachtung erbaut wurde.<br />
Die ruhigere und weitaus nachhaltigere Variante ist eine Wanderung<br />
mit einem Guide. Bei dieser durchaus kostspieligen Variante verweilt<br />
der Gast in einer abgelegenen Lodge in der Tundra, wo Eisbären<br />
(und oft auch Nordlichter) bereits vom Fenster aus beobachtet<br />
werden können.<br />
sommer <strong>2022</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
75
FERNWEH | Kanada<br />
MULTIKULTIMETROPOLE<br />
Nein, Vancouver ist nicht die größte Stadt<br />
Kanadas. Es ist Toronto. Und Toronto hat so<br />
eine ganz besondere Atmosphäre. Das liegt<br />
einerseits daran, dass die Hälfte aller<br />
Torontonians nicht in Kanada geboren sind.<br />
Rein theoretisch können einem 140 verschiedene<br />
Sprachen zu Ohren kommen.<br />
Das macht T.O., wie die Kanadier es liebevoll<br />
abkürzen, zu einer der internationalsten<br />
Städte der Welt. Und freundlich und friedlich<br />
obendrein. Das allein ist Teil dieses<br />
Charmes, dem man erliegt, wenn man sich<br />
in der Metropole aufhält.<br />
Wofür man Toronto lieben muss? Für die<br />
Kultur. Weltklassemuseen und aufsehenerregende<br />
Kultbauten von renommierten Architekten.<br />
Mondänes Lebensgefühl an der<br />
Harbourfront, Out-of-the-Box-Thinking im<br />
Distillery District und Weltoffenheit im<br />
Queen Street Village.<br />
Dazu kommen eine ausgezeichnete Küche,<br />
die im restlichen Kanada nicht immer vorausgesetzt<br />
werden kann, und ein tolles Shoppingerlebnis<br />
in West Queen West. Sagen wir<br />
es kurz und bündig: Toronto ist die Stadt, in<br />
der man Urlaub machen will!<br />
..<br />
GOLDGRABERCITY<br />
Dawson City ist die Hauptstadt der Goldsucher und Trapper. Es ist die<br />
ewige Kulisse der Jack-London-Romane, dessen Hütte auch heute noch<br />
dort zu besichtigen ist. Diese hatte man nach einer aufwendigen Suche<br />
in der Wildnis gefunden und tatsächlich als Touristenattraktion nach<br />
Dawson umgesetzt. Während der Hoch-Zeit des Goldrauschs lebten hier<br />
bis zu 40.000 Menschen. Heute sind es knapp 1.400 Seelen. Da die<br />
Stadt aber unter Denkmalschutz steht, ist alles erhalten, wie es einst<br />
war. Das hat schon Flair, auch wenn es oft wie eine Art Western-Film-Kulisse<br />
wirkt. Ein Hauch aus der guten alten Zeit lässt sich auch erleben.<br />
Beispielsweise bei einer Cancan-Tanz-Aufführung, einem Spaziergang<br />
über die Front Street oder einem Sourtoe-Cocktail, bei dem ein abgefrorener<br />
Zeh im Whisky schwimmt. Ja, solche Reiseerlebnisse gibt es nur<br />
dort, wo der Klondike und der Yukon zusammenfließen, in Dawson City.<br />
INFO<br />
Noch nicht genug vom wunderschönen Kanada? Mehr Infos über Land<br />
und Leute findet ihr auf kanadastisch.de<br />
Fotos: Destination Canada (2), dreamscapez.com, Yeshi Kangrang, Hubert Kang, Travel Manitoba, Jonathan Wall,<br />
Jennifer Latuperisa-Andresen, Johan Lolos, Robin Matanovich<br />
76<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> sommer <strong>2022</strong>
EUROPA<br />
Der Klang der BERGE<br />
Jedes Jahr findet im Trentino ein einzigartiges Musikfestival statt,<br />
genannt »I Suoni delle Dolomiti« – zu Deutsch: Der Klang der<br />
Dolomiten. Konzerte aller Musikrichtungen italienischer wie internationaler<br />
Künstler locken raus in die Natur der Berge, wo<br />
die Akustik in der natürlichen Kulisse der schroffen Berggipfel unvergleichbar<br />
ist. Dieses Jahr finden im Rahmen des Festivals vom<br />
22. August bis 23. September 16 Konzerte und ein dreitägiges<br />
musikalisches Trekking statt. Von der harmonischen Stimme<br />
Marco Paolinis zur Morgendämmerung über den poppigen Sound<br />
von Alice Phoebe Lou zu der beeindruckenden Energie des<br />
Streichorchesters Amsterdam Sinfonietta – das Programm ist so<br />
abwechslungsreich wie die Dolomiten selbst. visittrentino.info<br />
GÖTTLICHER<br />
DUFT<br />
Der griechischen Sage nach<br />
verwandelte die Göttin der<br />
Erde Gaia ihren rebellischen<br />
Sohn Sykeus in einen Feigenbaum,<br />
um ihn vor dem<br />
Zorn Zeugs zu bewahren.<br />
Der erste Feigenbaum<br />
ward erschaffen. Der Duft<br />
»Athenean« duftet nach<br />
dem Holz des Feigenbaums<br />
– gemischt mit warmem<br />
Sandelholz und Moschus.<br />
Aufsprühen und sich nach<br />
Athen beamen. Von Heeley,<br />
EdP, unisex, 100 ml, € 130,<br />
jamesheeley.com<br />
Fotos: PR, Palais Het Loo, Graziano Panfili - www.grazianopanfili.com, Marisa Montibeller<br />
Königliche<br />
Nachbarn!<br />
Mitten im Grünen – an der Veluwe<br />
– wurde das Paleis Het Loo nach<br />
jahrelangen Renovierungs- und<br />
Sanierungsarbeiten wiedereröffnet.<br />
Nun erstrahlt die Oranierresidenz<br />
wieder im alten Glanz.<br />
Seit jeher waren Paleis Het Loo<br />
und das Waldgebiet Veluwe der<br />
Ort, an dem Könige und Stadthalter<br />
sich erholten, Urlaub machten<br />
und die Ruhe genossen. Hier lässt<br />
sich das royale Leben wahrhaftig<br />
erleben, denn die königliche<br />
Familie hat hier mehr als 300<br />
Jahre gelebt. Beeindruckend ist<br />
ein Bummel durch die großzügigen<br />
Räume des Palastes. Auch die<br />
exotischen Blumen und Pflanzen<br />
in den Gärten und die luxuriösen<br />
Pferdeställe sind absolut sehenswert.<br />
paleishetloo.nl/de<br />
sommer <strong>2022</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
77
text & fotos<br />
einwandern<br />
BAndreas Dauerer<br />
78<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2022</strong>
EUROPA | Portugal<br />
im interland<br />
LÄNGST IST DER ALENTEJO KEIN GEHEIMTIPP MEHR.<br />
DENNOCH IST ER GERADE IM OSTEN, FERNAB VON<br />
GROSSSTÄDTEN UND KÜSTEN, JEDEN BESUCH WERT.<br />
JAHRHUNDERTEALTE ORTSCHAFTEN UND BURGEN<br />
WARTEN DARAUF, BESUCHT ZU WERDEN. ACH JA,<br />
HERVORRAGENDEN WEIN GIBT’S NATÜRLICH AUCH.<br />
79
Der ehemalige Hauptplatz von<br />
Évora, der Praça Conde de Vila<br />
Flor, hält den Überresten des<br />
Diana-Tempels den Rücken frei.<br />
80<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2022</strong>
KARIBIK EUROPA | | Dominica Portugal<br />
Wenn die Luftfeuchtigkeit des Tejo langsam weicht<br />
und die Landschaft sich mit sanften Hügeln und unzähligen<br />
Korkeichen, die zu allem Übel auch noch<br />
ihr Unterkleid verloren zu haben scheinen, abwechselt,<br />
und wenn der Wein selbst in der kleinsten Pinte<br />
so wunderbar schmeckt, spätestens dann weiß auch der letzte Reisende,<br />
dass er im Alentejo gelandet ist. Ich bin auf der N4 unterwegs,<br />
immer weiter Richtung Osten. Meine erste Etappe von Lissabon nach<br />
Évora. Über Pegões, Vendas Novas, Montemor-o-Novo. Lauter Dörfer<br />
und kleinere Städtchen mit einer Handvoll lokalen Winzern, drei<br />
Kirchen und mindestens einer Befestigungsanlage. Die Liste kriegerischer<br />
Auseinandersetzungen auf portugiesischem Boden ist schließlich<br />
lang. Römer, Goten, Mauren, natürlich der spanische Nachbar, zu<br />
deren Provinz sie eine Zeit lang ab dem späten 16. Jahrhundert gehören<br />
sollten. Glücklicherweise ist das alles schon eine Weile her, und<br />
Reisende bewundern nun eher die wunderbaren Aussichten auf den<br />
Wehrtürmen. Ein kurzer Halt im Straßencafé samt Nata und Espresso,<br />
und schon geht es weiter über die N114. Die Korkeichen werden weniger,<br />
dafür zunehmend niedriger, und die letzten Kilometer nach Évora<br />
begleitet mich ein wiederaufgebautes Aquädukt als Reminiszenz an<br />
die vier Jahrhunderte Besatzung der Römer. Immerhin, das Aquädukt<br />
war einst, so viel darf man sagen, sicherlich eine der besseren Erfindungen.<br />
Évora<br />
Wer in die hübsche Universitätsstadt möchte, muss irgendwann durch<br />
die dicke weiße Stadtmauer. So auch ich. Das Hotel liegt gleich dahinter,<br />
eingerahmt vom letzten Rest der römischen Wasserstraße. Echt<br />
sind hier die unzähligen Mauerreste, die von einer – natürlich bewegten<br />
– Geschichte erzählen. Erst kamen die Mauren, dann die Juden<br />
und schließlich die Inquisition. Der Platz gegenüber der Kathedrale<br />
erinnert daran. Heute bin ich es, weit harmloser als anno dazumal, der<br />
sich den Kern von Évora erwandern möchte. Ich lasse mich treiben.<br />
Schaue den Tauben zu, wie sie am Praça do Geraldo am Brunnen hastig<br />
trinken, ehe sie von kleinen Kindern wieder weggescheucht werden.<br />
Anfang November trinkt aber noch eine ganz andere Spezies viel<br />
und gerne: die Studenten. Eine Art Initiationsritus für Erstsemester,<br />
die von den älteren Kommilitonen, je nach Studienfach in unterschiedliche<br />
Kutten gehüllt, durch die Stadt getrieben werden. Alles vibriert,<br />
einschließlich der Biergläsern, die leer getrunken lautstark auf die<br />
Holztische sausen, ehe junge Kehlen zum Singen anheben. Eine etwas<br />
verrückte Stimmung, in der ich mich da befinde. Aber, so viel ist klar,<br />
wunderbar belebend. Und sie macht hungrig. Schnell hinein ins Café<br />
Alentejo, ein bisschen Käse und Suppe zur Vorspeise, eine kleine Folhado<br />
de Carne, quasi ein teigummantelter Rollbraten à la portuguesa,<br />
und dazu, natürlich, Wein. Wie es mir gehe, fragt die Besitzerin Rita,<br />
die das Restaurant seit führt. Gut, antworte ich pflichtschuldig.<br />
Wie es einem eben so geht, wenn draußen die Jugend das Zepter für<br />
ein paar Tage übernommen hat, die Ausgelassenheit durchweg auf alle<br />
überschwappt und ich mich hier drinnen den kleinen Genüssen hingebe.<br />
Natürlich führt sie mich direkt in den so aus- wie einladenden<br />
Weinkeller. Nur zu gerne zeigt sie stolz ihren eigenen Rotwein, den sie<br />
anlässlich ihres 20. Inhaber-Jubiläums hat machen lassen. Eine Cuvée<br />
aus Touriga Franca und Nacional. Fruchtig, schwer. Fast möchte ich<br />
meinen, zu schwer, wenn ich kurz an die Tageszeit denke. Aber dann<br />
holt mich der studentische Gesang von draußen wieder ein. Ich bestelle<br />
noch ein Glas, löe den Rest meiner Crme Brle aus der Schale,<br />
stürze mich anschließend ins Getümmel und erkunde die Stadt.<br />
Auf dem Weg zur Kathedrale laufe ich zunächst zum alten römischen<br />
Diana-Tempel, oder besser, zu dem, was an Fundament und Säulen<br />
noch übrig ist, ehe ich dem Tross Studierender folge, der hinunter<br />
zur Universität will. Ein Bierchen hier, ein Gläschen Wein da, die ganze<br />
Stadt scheint heute beschwipst zu sein. Es ist diese lebensbejahende<br />
Mischung, die mich gerade ganz sanft umarmt. Für den Moment der<br />
Besichtigung kehrt Ruhe ein. Aber sobald ich das opulente Kirchenschiff<br />
durch die zweitürmige Fassade wieder verlasse, kommt sie augenblicklich<br />
zurück. Heute bleiben die Gläser des Klerus aber wohl<br />
wirklich leer, während die Studenten weiter ihren Riten frönen, bis spät<br />
in die Nacht, versteht sich. Ich habe dann ein Rendezvous im M‘ar de<br />
Ar Aueduto. Mit einem hervorragenden Rinderfilet und einer Flasche<br />
Plansel, einem sortenreinen Wein aus dem Hause Dorina Lindemann.<br />
Pêra-Manca<br />
Évora darf man nicht verlassen, ohne auf dem Weingut Adega Cartuxa<br />
gewesen zu sein. Das wäre ein Sakrileg, sagte mir Rita. Sie hat<br />
wohl recht. Zu bekannt ist dieser Pêra-Manca, jener Wein, um den sich<br />
die Legenden wie kaum einen anderen ranken. Die Kurzversion geht<br />
in etwa so: Ordensbrüder des Convento de Espinheiro haben im 15.<br />
und 16. Jahrhundert Wein angebaut, angeblich auf steinigem Boden,<br />
der wiederum aber besonders gut für die Reben war. Und zwar so<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 81
EUROPA | Portugal<br />
gut, dass ihr Wein sogar von Kapitän Pedro Álvares Cabral gekauft wurde. Besagter<br />
Cabral stieß dann bei seiner Ankunft in Brasilien im Jahr 1500 auf die geglückte<br />
Überfahrt an. Im 19. Jahrhundert war es dann José Soares, der einen Wein namens<br />
Pêra-Manca herstellte, es dann aber irgendwann sein ließ. Erst in den 1980er-Jahren<br />
bot ein Nachfahre den Namen der Fundação Eugénio de Almeida an, die auch die<br />
Cartuxa betreut. Einzige Prämisse: Sie dürften immer nur die besten Weine unter<br />
diesem Namen verkaufen. Und tatsächlich hält man sich sehr daran. Der letzte Rote<br />
ist aus 2015, eine Cuvée aus Aragonez und Trincadeira, der Weiße von 2019 aus den<br />
Reben Antão Vaz und Arinto. Beim Rotwein waren das nur 19.000 Flaschen, weshalb<br />
die Preise mit »ordentlich« noch untertrieben beschrieben scheinen. Es geht<br />
ab 200 Euro aufwärts los, in Auktionen später oft ein Vielfaches. Allerdings muss<br />
man auch bedenken, dass der Wein zwischen 18 und 24 Monate im Eichenfass reift,<br />
ehe er noch mal zwei Jahre in der Flasche ruhen darf. Zeit ist hier also auch bares<br />
Geld. Kaufen kann man den Wein in ausgesuchten Läden, aber natürlich auch hier<br />
direkt auf dem Weingut. Allerdings muss man vorher die Weintour mitgemacht<br />
haben, und dann auch nur eine Flasche pro Besucher, volljährig, versteht sich. Doch<br />
auch wenn ich den besonderen Roten nicht probieren durfte, auch die übrigen fünf<br />
Millionen Flaschen, die jährlich produziert werden, können sich sehen lassen. Mein<br />
Favorit: Cartuxa Reserva. Ein Verschnitt aus Aragonez und Alicante Bouschet. Aus-<br />
Die Lage des Mittelalterdorfs Monsaraz ist<br />
ideal für einen 360-Grad-Rundblick über den<br />
Alentejo bis hinüber nach Spanien.<br />
82 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2022</strong>
gewogene Säure und Weichheit, ein bisschen Vanille und jede Menge dunkle Beeren.<br />
Anschließend bin ich froh, dass ich doch zu Fuß aus Évora gekommen bin.<br />
Monsaraz<br />
Immer wieder spitzt sie hervor, diese kleine, wunderschöne Mittelalterfestung. Majestätisch<br />
thront der Turm des Kastells im Himmel, und die portugiesische Flagge<br />
darauf erwehrt sich erhaben gegen den Wind. Drum herum eine Handvoll weiß<br />
gekalkter Wände mit roten Dächern. 40 Personen sollen es sein, die innerhalb der<br />
Stadtmauer leben. Und noch mal 30 davor. Es regnet, und ich habe natürlich keinen<br />
Schirm dabei. Wer denkt bei Portugal schon an Regen? Sonne, Wind und, ja, der<br />
Wein und das Essen. Aber Regen? Dennoch laufe ich los. Vom Castelo de Monsaraz<br />
hat man einen fantastischen Blick über das ganze Land. Angreifer hatten hier<br />
sicherlich ihre liebe Müh durchzukommen, und so ist über die Jahre und Jahrhunderte<br />
irgendwie auch nicht so viel passiert. Zerstörungstechnisch. Ich kann mir gerade<br />
schwerlich vorstellen, wie die Heerscharen an Touristen hier ab Frühling sich<br />
gegenseitig auf den Füßen stehen. Sehr gut vorstellen könnte ich mir jetzt aber<br />
ein Getränk gegen die Kälte. Der Wind rüttelt an mir, als ob er mir sagen wollte:<br />
Nimm die nächste Tür, und du wirst belohnt werden. Gesagt, getan. Ich bin im<br />
herbst 2020 83
O Gaspacho gelandet, wo, man hätte es vermuten können, die beste<br />
Gazpacho des Landes serviert wird. Kalte Suppe bei kaltem Wetter<br />
hilft aber nicht, sagt Rui, der Chef des kleinen Restaurants. Also trinke<br />
ich einen Schnaps, dessen Namen ich direkt vergessen habe. Wir<br />
plaudern. Der Mann mit seiner leicht ergrauten Mähne lacht viel, redet<br />
so schnell, dass ich nur die Hälfte verstehe. Komischerweise ist<br />
mein kleines Glas aber immer sehr schnell wieder gefüllt. Am Ende<br />
ist mein Bauch so warm, dass ich doch noch die Gazpacho esse. Was<br />
soll ich sagen? »Hervorragend« wäre eine schändliche Untertreibung.<br />
Anschließend gehe ich noch hinüber zur alten Schule. Sie beherbergt<br />
jetzt eine Weinhandlung mit lokalen und sehr erlesenen Weinen, aber<br />
man bekommt auch Olivenöl oder Honig. Letzterer hilft mir gerade<br />
sehr, das Gleichgewicht zwischen Schnaps und kalter Tomatensuppe<br />
wieder herzustellen. Wer Zeit mitbringt, bleibt zum Sonnenuntergang.<br />
Magisch sei der, meint Rui. Und lacht.<br />
Herdade do Sobroso<br />
Filipe öffnet gerade einen Syrah aus dem ahr 00. Ros. Wir probieren.<br />
Frisch, fruchtig, ein bisschen Himbeere, sehr gut ausbalanciert<br />
und durchaus mit Körper für einen Roséwein. Hinter mir stehen die<br />
Amphoren, mit denen Filipe hier arbeitet und ein wenig experimentiert.<br />
Man sieht sie jetzt immer öfter im Alentejo. Eine Rückbesinnung<br />
auf althergebrachte Keltereimethoden, aber neu gedacht und interpretiert.<br />
Dann probiere ich noch den Arché, einen hundertprozentigen<br />
Anto az. iel Körper, ein bisschen flaume und Blaubeere, dazu<br />
Schokolade. Es ist fast schon befremdlich, wie gut austariert die Weine<br />
hier quer durch das Alentejo sind. Schließlich gehen wir nach draußen<br />
und fahren durch das riesige Gelände. 1.600 Hektar gehören zur<br />
Herdade do Sobroso, nur ein Bruchteil wird für die Weinerzeugung<br />
genutzt. Ein bisschen Safari mitten im Alentejo. Roter Sand, Wildtiere<br />
flüchten vor dem Motorengeräusch, und die Luft schmeckt nach Erde.<br />
Oben auf dem Hügel gucken wir der Sonne beim Untergehen zu. Da<br />
drüben: Vidigueira mit der Quinta do Quetzal, daneben noch das Restaurant<br />
País das Uvas mit seiner ehrlichen Küche und dem Landwein<br />
in besagten Amphoren. Direkt vor uns erstreckt sich der Rio Guadiana<br />
und hinter dem Hügel erahne ich das ganze Alqueva-Gebiet, das so<br />
wunderbar zu durchfahren ist. Ein menschengemachtes Biotop, weil<br />
man den Fluss gestaut hat. Erst 2002 wurde der Damm fertiggestellt,<br />
seitdem füllt sich das Wasserreservoir. Die Natur freut es, Vögel kann<br />
man beobachten und natürlich wandern. Halt machen in Monteiro<br />
oder Moroni – oder eben weiter nach Vidiguera zur Weinprobe.<br />
Beinahe fühle ich mich wie in Afrika. Nur der mächtige Strommast<br />
stört ein wenig. Filipe lacht. Als er das Land hier vor 15 Jahren gekauft<br />
hatte, war er noch nicht da, erzählt er. Aber die Trasse bereits<br />
geplant. So sei das eben. Die Sonne ist jetzt untergegangen, der Horizont<br />
leuchtet noch kurz blutrot, dann werden Hügel und Weinstöcke<br />
erst in weiches, bald fahles Licht getaucht. Höchste Zeit, um<br />
auf der Herdade zu Abend zu essen. Ach ja, dass beim exzellenten<br />
Menü eine hauseigene Weinbegleitung dabei ist, brauche ich an dieser<br />
Stelle nicht zu erwähnen.<br />
INFO Allgemeine Infos bekommt man auf der Seite der<br />
Region Alentejo unter visitalentejo.pt<br />
84<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
herbst 2020
EUROPA | Portugal<br />
Blindtext des Amanpulo<br />
wurden nach dem<br />
Vorbild der traditionellen<br />
Wohnhäuser, der<br />
sogenannten Bahay<br />
Kubo, entworfen.<br />
Schlückchen gefällig? Filipe Teixeira Pinto öffnet in seinem Weinkeller<br />
einen seiner 2020er Syrah Rosés zum Probieren.<br />
sommer <strong>2022</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
85
LIFESTYLE<br />
PINKES BEACH-BABE:<br />
Wenn die rosa-rote Brille stilsicher und in Eye-Cat-Form<br />
daherkommt, möchte man sie erst recht nie mehr<br />
a b lege n. Vo n Salva to re Fe rra ga m o, € 245<br />
ES IST ZEIT, IM KREIS ZU GUCKEN:<br />
Einmal rund um den Äquator muss es ja nicht direkt<br />
sein, aber die stylishe Sonnenbrille von Inyati in<br />
Perlm u tt ve rset zt i n Re is e l au n e . Um € 70<br />
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SCHMETTERLING, DU HÜBSCHES DING:<br />
Setzt jedem Outfit stilistisch die Sahnehaube auf: die<br />
So nn e nb ri ll e mit Far b verl a uf i n Schmet ter l i ngs fo rm<br />
von Liu Jo, um € 130<br />
GELB VOR NEID:<br />
on me<br />
Wer die Sonne auf der Nase trägt, zieht neidische Blicke<br />
au f s ich. Da da r f am U rla u b so r t ruh ig a u ch mal ei n<br />
Wö lk ch en d i e S o nn e üb erd ecke n. Vo n La n v i n, € 215<br />
86<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
ALLES IM GRÜNEN BLICK-BEREICH:<br />
Ob Dschungel-Abenteuer oder City-Trip: Die Sonnenbrille<br />
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Von Moscot, € 305<br />
HOPPLA, ZWEI KATZENAUGEN:<br />
Am angesagtesten sind in diesem <strong>Sommer</strong> die<br />
klassischen Cat-Eye-Sonnenbrillen – wie diese<br />
hier von Longchamp. Um € 150<br />
Fotos: PR (6)
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Geheimtipp Marburg<br />
Märchenhafte Verwöhnmomente mit VILA VITA<br />
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so<br />
nah, fragte sich einst Goethe. Dass das Gute wirklich<br />
nah liegt, erfahren Gäste bei einem Besuch der<br />
idyllischen Universitätsstadt Marburg und erleben mit<br />
VILA VITA Marburg eine entspannten Auszeit um die<br />
Energiereserven aufzuladen. Unter den Liebhabern<br />
von Städte<strong>reisen</strong> ist die wunderschöne Fachwerkstadt<br />
im Herzen Deutschlands ein wahrer Geheimtipp und<br />
lädt zu einer märchenhaften Entdeckungsreise ein.<br />
Inmitten des oberhessischen Berglandes begeistert<br />
eine bezaubernde Altstadt mit einem aufregenden Mix<br />
aus Tradition und Moderne. Hier wandeln große und<br />
kleine Besucher auf den Spuren der Brüder Grimm,<br />
die einst in Marburg lebten. Der eigens eingerichtete<br />
Grimm-dich-Pfad erweckt ihre Märchen zum Leben:<br />
Besucher entdecken Märchenfiguren in luftiger Höhe an<br />
Häusern, Treppen und Mauern, die von Hexen, Königen<br />
und Prinzessinnen erzählen und nicht nur Kinder ins<br />
Staunen versetzen.<br />
Fotos:VILA VITA Marburg<br />
VILA VITA Rosenpark – Entspannen<br />
und Genießen<br />
Lassen Sie sich verzaubern und übernachten Sie bei<br />
einem Besuch in der Stadt bei der VILA VITA Marburg.<br />
Die weitläufigen, geschmackvoll eingerichteten Zimmer<br />
mit hochwertigen Materialien und in modernem Design<br />
strahlen exklusive Gemütlichkeit aus und laden zu<br />
entspannten Stunden ein. Hier beginnt der Tag bereits<br />
vielversprechend. Nach einem reichhaltigen Frühstück<br />
gehen Sie gestärkt auf Tour durch Marburg und in seine<br />
Umgebung.<br />
Bei einem Spaziergang erkunden Sie die pittoreske<br />
Altstadt, die nur wenige Gehminuten vom Hotel gelegen<br />
ist. Wunderschöne Fachwerkhäuser säumen den Weg,<br />
kleine Cafés und urige Geschäfte laden zum Verweilen<br />
ein. Ein weiterer Höhepunkt ist das Landgrafenschloss.<br />
Rund 400 Treppenstufen führen hinauf zum Wahrzeichen<br />
Marburgs und belohnen nach dem Aufstieg mit<br />
einer wunderschönen Aussicht über die Stadt. Direkt<br />
am Schloss liegt das Restaurant Bückingsgarten, wo<br />
Gäste den traumhaften Ausblick bei regionaler und<br />
authentischer Küche genießen können.<br />
Nach der Stadttour bringt der Rosenpark Spa auf 1.000<br />
Quadratmetern Entspannung. Auf der körperwarmen<br />
Wasserliege werden die Energiereserven aufgeladen,<br />
die Gelenke durch sanfte Hände gelockert und in Sauna<br />
und Dampfbad die Muskeln entspannt. Ein Highlight:<br />
Der Besuch in der Schneekabine – 365 Tage im Jahr<br />
weißer Niederschlag und Abkühlung bei minus 10 Grad.<br />
Anschließend heißt es, mediterran zu genießen im hoteleigenen<br />
Restaurant OLIVA. Das Konzept mit ausgewählten<br />
und hochwertigen Produkten verspricht Dolce<br />
Vita pur. Den Nachtisch nehmen Sie in der benachbarten<br />
Eismanufaktur AROMA ein. Hier gibt es außergewöhnliche<br />
Kreationen, wie etwa gesalzene Erdnuss<br />
oder Buttermilch-Karotte-Banane. Diesen perfekten<br />
Verwöhntag krönt ein Besuch in der stylischen 360°<br />
Bar und Lounge, begleitet von einem Signature-Drink,<br />
kredenzt vom Barchef höchstpersönlich.<br />
www.vilavitamarburg.de<br />
87
Breit gefächert: In Nantes tanzen<br />
sogar die Straßenlaternen aus<br />
der Reihe wie die wunderschöne<br />
Laterne im Jugendstil.<br />
WER GENAU HINSIEHT, BEMERKT, DASS DIE LOIRE.<br />
IN NANTES IN DIE FALSCHE RICHTUNG FLIESST. JEDEN TAG.<br />
ZWEIMAL, IMMER WIEDER AUFS NEUE. DAS IST DEN GEZEITEN.<br />
GESCHULDET, DIE AUCH 60 KILOMETER LANDEINWÄRTS DAS.<br />
WASSER ZURÜCKDRÄNGEN. DER RHYTHMUS DER NATUR ABER.<br />
IST ZUGLEICH EINE SCHÖNE METAPHER FÜR DIE HAFEN- UND.<br />
INDUSTRIESTADT, DIE GERNE MIT KONVENTIONEN BRICHT. .<br />
88
EUROPA | Nantes<br />
text<br />
BRalf Johnen<br />
AM<br />
LIEBSTEN<br />
GEGEN DEN<br />
STROM<br />
Ab in die Horizontale<br />
und Wasser speien:<br />
Der zauberhafte<br />
Botanische Garten ist<br />
mit Skulpturen und<br />
entspannten Comicfiguren<br />
wie dieser<br />
versehen.<br />
sommer <strong>2022</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 89
EEin Elefant stolziert über die Loire-Insel. Auf seinem Höchste<br />
Rücken sitzt mehr als ein Dutzend Menschen.<br />
Während der Rüssel des Elefanten geräuschvoll eine<br />
Fontäne ausstößt, genießen sie in zwölf Meter Höhe<br />
die Aussicht. Ein alltäglicher organg in Nantes,<br />
denn das Eiland ist die Heimat von Les Machines de<br />
lle. Die Künstlerwerkstatt betreibt hier eine Ausstellungshalle<br />
und ein Atelier, wo die Mitarbeiter am<br />
laufenden Band skurrile Kreaturen und Skulpturen<br />
entwerfen, die in der Galerie des Machines zum Leben<br />
erweckt werden.<br />
Auch das Carrousel des mondes marins geht auf<br />
das Konto der Künstler. Dabei handelt es sich um ein<br />
auf Alt getrimmtes Karussell mit im Kreis reitenden<br />
Figuren, die einer fremden Unterwasserwelt zu entstammen<br />
scheinen. Eine Anspielung auf Jules Verne,<br />
der in Nantes das Licht der Welt erblickt hat Oder<br />
doch eher eine Manifestation des Steampunks, jener<br />
Kunstrichtung, die futuristische Elemente mit viktorianischen<br />
Formen vereint<br />
Darüber denken wir noch nach, als die Karussellfahrt<br />
beendet ist. Doch viel Zeit bleibt uns nicht. Schließlich<br />
reihen sich auch am Ufer des Flusses die Attraktionen<br />
in dichter aktung aneinander. Das fängt<br />
an mit einer Serie von überdimensionalen Ringen, die<br />
am Quai des Antilles zu einer ausführlichen Fotosession<br />
einladen. Nicht weit entfernt sorgen ein Paar riesige<br />
Gummistiefel und eine auffällig feindselige Stachelskulptur<br />
für staunende Blicke. Und als wäre das<br />
noch nicht genug Futter für den Instagram-Account,<br />
ruhen auf dem Eiland auch noch dekorative Hafenkräne<br />
und ausgemusterte Lagerhallen, in denen sich nun<br />
spannende Museen wie die HAB Galerie befinden.<br />
Zeit für eine kleine Auszeit. Diese nehmen wir in der Cantine<br />
du Voyage, einer Institution, die ihrerseits eine ausgediente Lagerhalle<br />
mit neuem Leben erfüllt. Die halbe Stadt scheint sich hier im <strong>Sommer</strong><br />
zu treffen, obwohl es nur ein einziges Gericht gibt: gegrilltes Maishühnchen<br />
mit köstlichen Kartoffeln und Salat – inklusive eines Getränks für<br />
11 Euro (oder 14 Euro am Abend).<br />
Bald darauf begeben wir uns an Bord eines Navibus. So heißen hier<br />
die Fähren, die über den Fluss und seine beiden Arme einzelne iertel<br />
der 0.000-Einwohnerstadt miteinander verbinden. om Hangar <br />
Bananes steuern wir mit der Linie N das rendviertel Chantenay ein<br />
paar Kilometer flussabwärts an, wo wir zwischen alten Werften und<br />
abgerockten Schiffen die Little Atlantiue Brewery aufsuchen. Auch so<br />
eine aufgehübschte alte Lagerhalle, die für ihre sügen Biere aus hauseigener<br />
roduktion und gute Musik bekannt ist. Im <strong>Sommer</strong> lockt<br />
zudem eine große errasse.<br />
Die Brauerei aber suchen wir nicht nur wegen der leckeren Biere<br />
auf. ielmehr setzen wir von hier unseren Rundgang fort. Nächste Station<br />
ist der ardin extraordinaire. Hier ist der Name rogramm: Künstliche<br />
Wasserfälle, eine abenteuerliche reppe, bizarre Skulpturen und<br />
atemberaubende Aussichtplattformen rechtfertigen jeden Buchstaben<br />
der Bezeichnung als außergewöhnlichen Garten. Das Gesamtkunstwerk<br />
befindet sich in einem ehemaligen Steinbruch am Nordufer der<br />
Loire. Es verfügt über einige hübsche Rückzugsorte und ist noch lange<br />
nicht fertig.<br />
Wir verlassen den ark an der Oberkante, wo wir eine hübsche<br />
Aussicht auf den Fluss und Loire-Insel genießen. Hier befindet sich<br />
auch ein kleines Museum, das dem berühmtesten Sohn der Stadt gewidmet<br />
ist: dem bereits erwähnten ules erne –05. In der<br />
hübschen illa sind vor allem Manuskripte, Illustrationen und Artefakte<br />
aus dem rivatbesitz des Autors zu sehen, wodurch das Ganze<br />
eher etwas für Fans als ein Museum ist, das jeder gesehen haben muss.<br />
Immerhin gibt es ein Wiedersehen mit den Fabelwesen, die wir bereits<br />
von der le de Nantes kennen – und die von erne inspiriert sind.<br />
Nach diesem aufregenden Tag freuen wir uns auf einen Abschluss<br />
nach regionaltypischer Art. Hierzu begeben wir uns in die Fußgängerzone,<br />
wo wir im Heb Ken einen Tisch unter freiem Himmel ergattern.<br />
Dort bestellen wir das bretonische Nationalgericht: Galette, das herzhafte<br />
Gegenstück der Crpes, die es hier mit Blutwurst und Apfel oder<br />
mit würzigem Käse aus den Savoyer Alpen und Kartoffeln gibt. Dazu<br />
schmeckt ein Gläschen Muscadet oder Cidre. Ein Absacker geht danach<br />
noch – und was das angeht, haben wir viel Gutes über die :<br />
Cocktail Experience gehört. Die kleine Bar verfolgt einen hohen<br />
Anspruch und tritt im Stile eines amerikanischen Speakeasys auf.<br />
Den nächsten ag beginnen wir etwas konventioneller mit einem<br />
historischen Highlight: dem Chteau des Ducs de Bretagne, das an<br />
einen ungelösten Konflikt erinnert. So hat man im fernen aris<br />
beschlossen, dass Nantes nicht mehr die Hauptstadt der Bretagne,<br />
sondern fortan die Kapitale der neu gegründeten Region Loire-Atlantiue<br />
sein soll. Doch das schert die örtliche Bevölkerung wenig. Sie<br />
fühlt sich auch heute noch der historischen Bretagne zugehörig.<br />
Ein Argument, das alle weiteren Diskussionen binnen weniger Sekunden<br />
beendet, ist das Schloss der Herzöge der Bretagne. Es steht<br />
90<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
EUROPA | Nantes<br />
EINE ANSPIELUNG AUF.<br />
JULES VERNE ODER DOCH EHER EINE.<br />
MANIFESTATION DES STEAMPUNKS?.<br />
Koloss zum Anfassen: Auf der Île des Machines, einer ehemaligen<br />
Industriebrache, stehen heutzutage fantasievolle Tier-Maschinenwesen.<br />
Das beliebteste und bekannteste ist wohl der gigantische Elefant.<br />
91
WANDERN | Alpenüberquerung<br />
Ob Shoppen in der hübschen Passage<br />
Pommeraye oder Kulturbestaunen im<br />
Château des Ducs de Bretagne – Nantes<br />
ist immer für eine Überraschung gut.<br />
92<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
EUROPA | Nantes<br />
Frankreichs ideenreichster<br />
Schriftsteller ist in Nantes geboren<br />
und aufgewachsen. Im Musée<br />
Jules Verne werden sein Leben<br />
und sein Werk erzählt.<br />
Fotos: Ralf Johnen (6), Henryk Sadura/Shutterstock.com, saiko3p/Shutterstock.com<br />
nun einmal in Nantes und nicht in Rennes oder an irgendeinem anderen<br />
Ort. Das Bauwerk kombiniert die Stile diverser Epochen zu einem<br />
trutzigem Gesamtkomplex, der mit einem aufgeräumten Innenhof<br />
überrascht. Doch Nantes wäre nicht Nantes, hätte man nicht an der<br />
Außenfassade eine lang gestreckte Rutschbahn angebracht.<br />
Wo wir schon mal hier sind, schlendern wir noch ein wenig durch<br />
die City, die eher konventionell daherzukommen scheint. Ein Highlight<br />
ist die Passage Pommeraye. Die glamouröse Einkaufspassage mit<br />
Glasüberdachung und klassizistischer Säulenhalle aus der Mitte des<br />
19. Jahrhunderts verführt auf zwei Ebenen mit schicken Boutiquen<br />
zum Konsum. Doch auch staunende Blicke sind willkommen.<br />
Die setzen wir abermals auf, als wir der Place Royale erreichen,<br />
denn auf dem historischen Mittelpunkt der Stadt steht in diesem <strong>Sommer</strong>:<br />
ein Schiff. Es ist eil des wiederkehrenden Festivals, das die Stadt<br />
während der schönsten Monate des Jahres noch lebensfreudiger<br />
macht. Auf der ehrwürdigen Place Graslin, wo die Oper und das Jugendstil-Restaurant<br />
La Cigale beheimatet sind, ist wie selbstverständlich<br />
eine Skaterbahn aufgebaut.<br />
Das alles ist reichlich fortschrittlich und zukunftsfähig. In diesem<br />
Zusammenhang wundert es nicht, dass Nantes auch seine heikle Vergangenheit<br />
thematisiert. So ist das »Mémorial de l‘abolition de l’esclavage«<br />
ein beeindruckendes Bekenntnis zur eigenen Geschichte als<br />
Umschlaghafen für den Sklavenhandel. Nicht weniger als 1.710 Schiffe<br />
haben vor allem im 18. Jahrhundert den Hafen von Nantes mit Ware<br />
verlassen, die sie in Afrika gegen Sklaven an Bord eingetauscht haben,<br />
um den Weg nach Amerika fortzusetzen – und so zum fragwürdigen<br />
Wohlstand der Epoche beigetragen haben. Das am Nordufer der Loire<br />
unter Straßenniveau gelegene Mahnmal ist ein Ort der inneren Einkehr,<br />
mutig und bedrückend zugleich. Und es setzt ein Ausrufezeichen<br />
für eine bessere Zukunft, an der sich viele andere Städte ein Beispiel<br />
nehmen könnten.<br />
Mit diesem Wissen wenden wir uns wieder leichteren hemen zu.<br />
Wir besuchen die herrliche Markthalle, die hier kein Hipster-Ziel, sondern<br />
Versorgungseinrichtung ist. Und wir schlendern durch die Jardins<br />
Botanique hinter dem Bahnhof. Bald jedoch zieht es uns wieder auf die<br />
Loire-Insel, deren Ost-Hälfte sich als Spielwiese für avantgardistische<br />
Architekten erweist.<br />
Unmittelbar neben der Straßenbahnlinie entdecken wir abermals<br />
eine Lagerhalle, in der die Betreiber ein Vintage-Kaufhaus eingerichtet<br />
haben. Es heißt Le Wattignies und beherbergt kleine Läden für Vinylschallplatten,<br />
antike Designgegenstände und gebrauchte Klamotten.<br />
Davon angefixt, zieht es uns wieder zum Ufer. ber die ischtennisplatten,<br />
die halb rund sind, denen die Ecken fehlen oder die mit Artgenossen<br />
verflochten sind, wundern wir uns kaum noch. So ist das,<br />
wenn das Außergewöhnliche Normalität ist.<br />
INFO<br />
Nantes hat sich in den vergangenen 20 Jahren von einer grauen Maus zu<br />
einer der angesagtesten Städte Frankreichs gemausert. Das Preisniveau<br />
ist moderat, der kreative Input hoch. Zusätzlich zu den etablierten<br />
Attraktionen richtet die Stadt jedes Jahr das <strong>Sommer</strong>-Festival Le Voyage<br />
à Nantes aus. <strong>2022</strong> findet dieses vom 2. Juli bis zum 11. September<br />
statt. www.levoyageanantes.fr<br />
ANREISE<br />
Nantes ist bequem mit dem Zug erreichbar. Ab Paris braucht der TGV nur<br />
etwas mehr als zwei Stunden.<br />
Machines d’Île und Galerie des Machines, Parc des Chantiers,<br />
lesmachines-nantes.fr<br />
HAB Galeri, 21 Quai des Antilles, Eintritt frei. levoyageanantes.fr/<br />
etapes/hab-galerie<br />
Litlle Atlantique Brewery, 23 boulevard de Chantenay, So 11.30-0,<br />
Mo-Mi 12-0 und Do-Sa 12-2 Uhr, little-atlantique-brewery.fr<br />
Jardin Extraordinaire, Boulevard de Cardiff, tgl. 9–19.30 Uhr, Eintritt frei,<br />
jardins.nantes.fr<br />
La Cantine du Voyage, 20 Quai des Antilles, Mo-Fr 12.30–15 und<br />
19-23.30, Sa, So 12-0 Uhr, levoyageanantes.fr/etapes/la-cant<br />
ine-du-voyage-2/<br />
Musée Jules Verne, 3 Rue de l’Hermitage, tgl. 10-13 und 14-19 Uhr,<br />
nantesmetropole.fr<br />
Heb Ken, 5 Rue de Guérande, tgl. 11.45-22.45 Uhr,<br />
creperie-heb-ken.net-lab.fr<br />
19:33 Cocktail Experience, 8 Rue Voltaire , Di-Mi 18-0 und Do-Sa<br />
18-2 Uhr, Instagram@: 19.33cocktailexperience<br />
Château des Ducs de Bretagne, 4 Place Marc Elder, chateaunantes.fr<br />
Passage Pommeraye, Mo-Fr 8-20, Sa-So 9-20 Uhr,<br />
passagepommeraye.fr<br />
Mémorial de l‘abolition de l’esclavage, Quai de la Fosse – Passerelle<br />
Victor-Schœlcher, tgl. 9–20 Uhr Eintritt frei, memorial.nantes.fr<br />
La Cigale, 4 Place Graslin tgl. 7.30-0.30 Uhr, lacigale.com<br />
Le Wattignies, 13 Boulevard des Martyrs Nantais de la Résistance,<br />
Di-Sa 14-19 Uhr<br />
Hotel Oceania, 24 Rue Crébillon, oceaniahotels.com<br />
sommer <strong>2022</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
93
Bücher zum<br />
Wegträumen<br />
94<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
LIFESTYLE<br />
Manchmal braucht man gute Geschichten. Geschichten, die einen<br />
mitnehmen in andere Welten. Geschichten, die einen träumen lassen von<br />
fernen Orten, damit die Gegenwart für kurze Zeit einfach ausgeblendet<br />
werden kann. Abtauchen. Charaktere lebendig werden lassen, Landschaften<br />
erträumen. Kurz gesagt: Genau die richtige Zeit für Bücher, die uns mit auf<br />
Reisen nehmen. Uns Spannung, Entspannung, Liebe, Humor und Abenteuer<br />
schenken. Und neugierig machen. <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>-Autorin<br />
Simone Sever hat neue Seiten aufgeschlagen.<br />
KARIBIKINSEL MUSTIQUE:<br />
LADY BLAKE UND DAS GRAB IM MEER<br />
Auf die schöne karibische Insel Mustique entführt der<br />
Kriminalroman »Lady Blake und das Grab im Meer«. Wer<br />
sich das Buch bei wolkenverhangenem Himmel schnappt,<br />
der wird die wärmende Sonne der Insel geradezu auf der<br />
Haut spüren, das karibische Meer plätschern hören. In<br />
der Cosy-Crime-Story verschwindet die beste Freundin<br />
der Ziehtochter von Lady Veronica Blake, Hofdame im<br />
Ruhestand. Dann bricht zu allem Überfluss auch noch ein<br />
Tropensturm los und Mustique ist plötzlich und komplett<br />
von der Außenwelt abgeschnitten … Es wird spannend.<br />
Aber mehr sei nicht verraten. Mustique wartet.<br />
Anne Glenconner: Lady Blake und das Grab im Meer.<br />
Rowohlt Verlag, 384 Seiten, € 12<br />
INDIEN: GÖTTER, GURUS UND GEWÜRZE<br />
Zwei Jahre per Anhalter durch Indien. 24 Monate, 21.206<br />
Kilometer, 269 Mitfahrgelegenheiten. »Götter, Gurus und<br />
Gewürze« ist ein spannender Roadtrip mitten hinein in das<br />
Abenteuer Indien, auf den Rochssare Neromand-Soma und<br />
Morten Hübbe ihre Leser mitnehmen. Zugleich ist es aber<br />
auch eine farbenfrohe Einstimmung auf ein sehr widersprüchliches<br />
Land. Wer sich bis jetzt noch nicht getraut hat,<br />
den indischen Subkontinent zu be<strong>reisen</strong>, dem zeigen die<br />
beiden erfahrenen Rucksacktouristen Indien in seiner vollen<br />
Pracht. Mit boomenden Metropolen, abgelegenen Dörfern<br />
im Himalaya, heiligen Stätten und rauschenden Festen. Sie<br />
sind Gäste einer prächtigen Hochzeit in Rajasthan, springen<br />
in die braunen Fluten des Ganges, erleben herzliche Menschen<br />
und einzigartigen kulturellen Reichtum und tauchen<br />
mit jeder Tasse Chai tiefer ein in die Kulturen, Legenden<br />
und Traditionen Indiens. In Indien, so sagen sie, »gibt es so<br />
viele Gegensätze, wie es Götter, Dämonen und Fabelwesen<br />
in der indischen Mythologie gibt«. Ein Land mit so vielen<br />
Gesichtern. Ein Buch mit außergewöhnlichen Geschichten.<br />
Eine fesselnde Reise mit 335 Seiten und ein Muss für Indienfans<br />
und die, die es noch werden wollen.<br />
Morten Hübbe und Rochssare Neromand-Soma: Götter,<br />
Gurus und Gewürze. Malik, € 18<br />
sommer <strong>2022</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
95
SCHWEDEN: DER SÜSSE<br />
HIMMEL DER SCHWESTERN<br />
LINDHOLM<br />
Dieser Duft der frisch gebackenen<br />
Vaniljhjärtan kitzelt die Nase. Zimt.<br />
Ganz deutlich. Man kann ihn fast auf<br />
der Zunge schmecken. Die Leserschaft<br />
begibt sich auf eine Zeitreise in die<br />
Bäckerei der Schwestern Lindholm,<br />
im Jahre 1936, nach Schweden. Diese<br />
liegt mit Blick aufs Meer am Rande<br />
des Kullabergs an der Skåne-Küste.<br />
Die fünf Schwestern wollen ein Gartencafé,<br />
den Söta Himlen, den Süßen<br />
Himmel, eröffnen, um ihre Gäste mit<br />
den zuckersüßen Leckereien zu verwöhnen,<br />
und dann passieren das Leben<br />
und die Liebe und die Geschichte<br />
nimmt ihren Lauf, immer den Duft der<br />
köstlichen Vaniljhjärtan in der Nase.<br />
Besonders schön: Die Rezepte werden<br />
auch verraten. Einfach zuckersüß.<br />
Andrea Russo: Der süße Himmel der<br />
Schwestern Lindholm.<br />
Rowohlt Verlag, 416 Seiten, € 12<br />
ITALIEN: COMMISARIO LUCA<br />
FLÜSSIGES GOLD<br />
Idyllisch an den weichen Hängen der<br />
Bilderbuch-Toskana liegt das italienische<br />
Städtchen Montegiardino. Hier meint<br />
Commissario Luca, nachdem er seinen<br />
Job in Venedig an den Nagel gehängt hat,<br />
ein wunderschönes Plätzchen für ein<br />
Dolce Vita gefunden zu haben. Er arbeitet<br />
in der perfekten Idylle, ein gelegentlicher<br />
Auffahrunfall vor der Grundschule, viel<br />
mehr gibt es kaum für ihn zu tun, bis …<br />
ja, bis eines trubeligen Markttages mitten<br />
auf der zentralen Piazza eine Olivenbäuerin<br />
angeschossen wird. Vorbei ist es mit<br />
der toskanischen Ruhe und Commissario<br />
Luca muss sich schon bald fragen, ob<br />
vielleicht sogar die Mafia ihre Finger im<br />
Spiel hat. Bei all der Spannung ist dieser<br />
Bella-Italia-Krimi dennoch ein Fenster ins<br />
italienische Dolce Vita und man möchte<br />
am liebsten sofort die Koffer packen und<br />
nach Italien <strong>reisen</strong>.<br />
Paolo Riva: Commissario Luca Flüssiges<br />
Gold, Hoffmann und Campe, 302 Seiten,<br />
€ 16<br />
KONTINENTE ÜBERGREIFEND:<br />
IN ALL DEINEN FARBEN<br />
Bolu Babalola erzählt märchenhafte<br />
Liebesgeschichten der Mythologie.<br />
Etwa wie die aus Tausendundeiner<br />
Nacht, die nun im Hier und Jetzt stattfindet.<br />
Aber Obacht, Männer! Denn in<br />
den Lovestorys der britisch-nigerianischen<br />
Schriftstellerin Bolu Babalolas<br />
geben die Frauen den Ton an. Es sind<br />
starke und selbstbewusste Frauen.<br />
Frauen, die geliebt werden und sich<br />
vor allem auch selbst lieben. Und so<br />
schreiten diese wundervollen weiblichen<br />
Wesen wiegenden Schrittes, mit<br />
kessem Hüftschwung, eingehüllt in<br />
eine Aura aus Macht und Lebensfreude<br />
– als wären sie Gottheiten unter<br />
Sterblichen – durch die wundervollen<br />
und hochromantischen Geschichten.<br />
Man kann gar nicht aufhören, von<br />
diesen Göttinnen zu träumen. Übrigens<br />
fällt schon das kunterbunte Cover so<br />
herrlich ins Auge. Ein Muss für starke<br />
Frauen und hoffnungslose Romantikerinnen<br />
und Männer, denen das gefällt.<br />
Bolu Babalola: In all deinen Farben,<br />
Eisele Verlag, 320 Seiten,<br />
€ 18,99<br />
DIE REISE ZU SICH SELBST:<br />
LECKO MIO. SIEBZIG WERDEN<br />
Helge Timmerberg ist so etwas wie der<br />
Ur-Hippie. Immer war er on the road<br />
sozusagen. Hat zahlreiche Bücher geschrieben<br />
und seine Anhängerinnen und<br />
Anhänger immer wieder aufs Neue in<br />
seinen Bann gezogen. Mit »Shiva Moon«<br />
nahm er seine Leserschaft mit auf eine<br />
Reise durch Indien und in 80 Tagen um<br />
die Welt. Nun ist Helge siebzig. Eine<br />
große Nummer. Und coronabedingt geht<br />
es nicht mehr auf große Weltreise, dafür<br />
nimmt Timmerberg mit auf eine Reise<br />
zu seinen Erinnerungen und dem, was<br />
wohl noch vor ihm liegt. Immer höchst<br />
amüsant und auch schon mal überraschend<br />
ehrlich. Mehr Details möchte ich<br />
nicht verraten. Eines ist jedoch sicher:<br />
Wenn das Alter so amüsant wird, dann<br />
mal los!<br />
Helge Timmerberg: Lecko Mio – Siebzig<br />
werden. Piper Verlag, 192 Seiten, € 20<br />
Illustration: Ardea-studio/Shutterstock.com<br />
96 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
frühjahr 2020
HOTEL<br />
MAMMA mia!<br />
Für Etro-Fans ein wahr gewordener Traum: Das italienische Modehaus,<br />
das für italienischen Stil steht wie kaum ein anderes, hat im Punta Tragara<br />
Hotel auf Capri eine Suite nebst Terrasse designt. So finden sich die Gäste<br />
inmitten von Pastelltönen, Carvalho-Holz, gebürsteter Bronze, Irish-Green-<br />
Marmor und dem ikonischen Paisleymuster als Wanddekoration wieder.<br />
Spätestens wenn man es sich auf der weitläufigen Terrasse mit Wahnsinnsblick<br />
über die wunderschöne Amalfiküste auf den Outdoormöbeln der<br />
Etro-Home-Kollektion gemütlich macht, hat man in Gedanken längst eine<br />
Liste im Kopf, welche der Möbel man definitiv für die heimische<br />
Terrasse braucht. manfredihotels.com<br />
AB NACH<br />
DRAUSSEN<br />
Sie verwandeln jede<br />
Terrasse, den Garten oder<br />
Balkon in einen stilvollen<br />
Rückzugsort mit skandinavischem<br />
<strong>Sommer</strong>nachtsfl air:<br />
Die Seed-Stühle, designt<br />
von Hans Thyge & Co, wirken<br />
mit ihren weichen Formen<br />
einfach und raffi niert<br />
zugleich. Nachhaltig sind<br />
sie zudem, denn die sanft<br />
geschwungene Sitzschale<br />
besteht aus recyceltem<br />
Kunststoff. Mit oder ohne<br />
Armlehnen, in Kieselgrau,<br />
Mokka oder Schwarz<br />
erhältlich und kombinierbar.<br />
Ohne Armlehne, € 295, mit<br />
Armlehne € 354, Bolia.com<br />
Fotos: Danish Bjarke Ingels Group, Bolia.com, etrohomeinteriors.jumbogroup.it<br />
Nestbau der<br />
Superlative<br />
Einnisten geht kaum schöner:<br />
Das berühmte Treehotel in<br />
Nordschweden hat ein neues<br />
schwebendes Zimmer. Das<br />
ist spektakulär. Es heißt<br />
»Biosphäre« und besteht aus<br />
einem würfelförmigen Baumhaus,<br />
dessen Fassade mit etwa<br />
340 Vogelhäusern verziert ist.<br />
Das Highlihgt: Die private<br />
Dachterrasse mit einer<br />
sagenhaften Aussicht.<br />
Kate Moss und Justin<br />
Bieber relaxten bereits<br />
im Treehotel.<br />
treehotel.se<br />
sommer <strong>2022</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
97
HOTEL<br />
text<br />
Jennifer Latuperisa-Andresen<br />
7132 – DER CODE<br />
ZUM GLÜCK<br />
Schönheit, so wurde es mir heute von Richard David Precht<br />
bewusst gemacht, ist so besonders, weil sie so selten ist.<br />
Warum mir das genau bei diesem Hotelprojekt einfällt,<br />
das den Namen der Postleitzahl trägt?<br />
Na, seht selbst!<br />
7132 Vals, Schweiz<br />
98
Die vier Ziffern zum Glück --- sind nicht grundlos<br />
gleich eine ostleitzahl. Immerhin erstreckt sich das Hotel-rojekt<br />
in der Schweiz also den richtigen Namen dafür<br />
muss ich auch noch finden gleich über das gesamte<br />
rtchen als, das so malerisch eingebettet in der Bergwelt<br />
Graubündens liegt.<br />
Wer es sich aussuchen kann, sollte tagsüber an<strong>reisen</strong>, um die<br />
wunderbare anoramafahrt hinauf wirklich genießen zu können.<br />
Und wer, ganz unwissend, in der kleinen .000-Seelen-Gemeinde ankommt,<br />
erwartet wahrscheinlich kaum, dass sich hier ein architektonisch<br />
hochklassiges Hotelensemble befindet. Sagen wir so, von der<br />
Straße aus lässt es sich auch nicht vermuten. Man muss sich schon<br />
hineinwagen, in die Welt des . Architekturfans aus aller Welt <strong>reisen</strong><br />
ins beschauliche als, um die Schaffenskunst großer Namen zu<br />
sommer <strong>2022</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
99
HOTEL<br />
Erst Vorlieben checken, dann an<strong>reisen</strong>. Entweder Design-Highlight im House of Architects oder lieber Wellbeing in der Spa-Suite im 7132 Hotel.<br />
100<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2022</strong>
Tiefgang: einzigartig,<br />
puristisch, wohltuend<br />
und ein Erlebnis. Mit<br />
dem Gebäude der<br />
Therme Vals hat Peter<br />
Zumthor ein Kunstwerk<br />
erschaffen.<br />
herbst 2020<br />
101
HOTEL<br />
ABER, ACHTUNG!<br />
WER SICH HIER DEM KÄSEFONDUE WIDMET,<br />
KANN HÖCHSTWAHRSCHEINLICH KEINEN<br />
NACHT-THERMEN-BESUCH EINPLANEN.<br />
bewundern. Es gibt zwei Hotelkomplexe nebeneinander. Einmal das<br />
Design-Hotel House of Architects. ier international renommierte<br />
Architekten durften sich hier verwirklichen: eter Zumthor, adao<br />
Ando, hom Mayne und Kengo Kuma. Dabei sind Zumthor, Ando und<br />
Mayne ritzker-reisträger. Wer es nicht weiß, das sind die Oscars der<br />
Architekturszene. Alle Zimmer dieses Hotelkomplexes haben mit<br />
0 uadratmetern dieselbe Größe. Dementsprechend spannend ist es<br />
zu beobachten, wie die unterschiedlichen Designs und Herangehensweisen<br />
ihre Wirkung auf den immer gleichen Raum entfalten. Wer<br />
also Architektur liebt, der sei herzlich dazu eingeladen, einen steten<br />
Zimmerwechsel vorzunehmen. Es verändert die erspektive, wenn<br />
nicht sogar die Art des Urlaubens. Höchst spannend. Und keine Sorge:<br />
Dieser Wunsch, in verschiedenen Architektenzimmern zu logieren,<br />
kommt hier recht häufig vor.<br />
Erste Berühmtheit erlangte als durch seinen Wellnessfaktor.<br />
Schließlich gibt es hier eine legendäre hermaluelle. Die St. etersuelle,<br />
aus der das stark mineralisierte Wasser bei einer emperatur<br />
von 0 Grad Celsius strömt, zieht seit über 00 ahren Badegäste an.<br />
Mitte der 0er-ahre widmete sich dann eter Zumthor einem<br />
neuen Bad, das dank seines außergewöhnlichen Erscheinungsbilds<br />
weltberühmt wurde. Das monolithische Gebäude aus rohem Beton<br />
und 0.000 alser uarzitblöcken ist eine Hommage an das alsertal.<br />
Wer hier verweilt, bekommt das Gefühl, entweder in einem Steinbruch<br />
zu baden oder gleich in einer Höhle. Kommt ganz auf das Becken an.<br />
Und auch die herme als ist ein Mekka für Architektur- und Designliebhaber.<br />
Sie teilt sich in sechs Bäder, vom Eisbad mit Grad bis<br />
zum Feuerbad mit Grad. Für Wow-Momente sorgt das Außenbad<br />
mit – je nach ahreszeit – bis zu Grad warmem Wasser. Es lädt an<br />
drei agen in der Woche auch nachts zum Floaten unter freiem Himmel<br />
ein. Allerdings ist das Gefühl, dort zu verweilen, auch ein ganz anderes.<br />
Beueme Kuschelliegen sucht man hier vergebens. Die Optik wird bis<br />
ins kleinste Detail durchgehalten. So sind die Liegen karg und puristisch<br />
und sorgen sicherlich nicht dafür, sich dort stundenlang zu erholen.<br />
Dann doch eher ab ins ESA Spa – mit sieben Behandlungsräumen<br />
und einem Wassermassageraum. Einige der Signaturetreatments<br />
nehmen Bezug auf die alser Landschaft, und so werden zum Beispiel<br />
alser uarzitsteine als Hot Stones verwendet.<br />
Auch im gastronomischen Bereich ist das immer für eine berraschung<br />
gut. Es gibt ein Sternerestaurant, eine izzeria, ein uriges<br />
Restaurant und ein Restaurant mit zeitlosen Klassikern.<br />
Mitja Birlo leitet das Gourmetrestaurant Silver. Der gebürtige Deutsche<br />
kreiert das auf den eller, was Zumthor in der Architektur tut.<br />
Beide orientieren sich an der Umgebung und beziehen die fantastische<br />
Landschaft rund um als in ihre Kunst mit ein. Und so hat sich Birlo<br />
mit viel alent und Experimentierfreudigkeit an die internationale<br />
Spitze gekocht. Dabei beschenken einen die Gerichte mit wahren Geschmacksexplosionen.<br />
Das darf man sich einfach nicht entgehen lassen.<br />
Doch was mich richtig begeistert hat, ist weit weg von fancy. Im<br />
Glenner, mitten im schnuckeligen rtchen, werden traditionelle<br />
Spezialitäten serviert. Ob bei Bündner Gerstensuppe oder dem<br />
Glenner Fondue-Menu, Besucher und Einheimische treffen sich zum<br />
gemütlichen Beisammensein. Die einfache Küche mit rodukten in<br />
bester ualität aus der hauseigenen Metzgerei und die Nusstorte aus<br />
der Konditorei überzeugen auch anspruchsvolle Gourmets. Aber,<br />
Achtung Wer sich hier dem Käsefondue widmet, kann höchstwahrscheinlich<br />
keinen Nacht-hermen-Besuch einplanen. Aus Müdigkeit<br />
oder schlichtweg wegen der Gefahr, aufgrund der Schwere des Magens<br />
unterzugehen. Denn – weil es so genial gut schmeckt – isst man mehr,<br />
als man möchte<br />
Zu guter Letzt muss ich noch einen kleinen Wandertipp loswerden.<br />
Die Landschaft ist einfach zu umwerfend, um sie nicht in vollen<br />
Zügen zu genießen. Wer mag, kann beim hema Architektur bleiben<br />
und zu den Ferienhäusern von eter Zumthor in Leis einen Ausflug<br />
machen. Dazu empfehle ich die our Moos–Leis–als. Am besten gemütlich<br />
hochfahren und entspannt hinabwandern ins . Die ostleitzahl<br />
zum Glück.<br />
INFO<br />
7132 Hotelensemble. 7132 Vals, Schweiz, Tel. +41 58 7132 000<br />
Eine Übernachtung im 7132 Hotel kostet ab € 580 für zwei<br />
Personen im DZ inkl. Frühstück und freiem Eintritt in die Therme.<br />
Das 7132 House of Architects empfängt Gäste ab € 367 pro DZ<br />
inkl. Frühstück und freiem Thermeneintritt. 7132.com/de<br />
Fotos: Global Image Creation/Jeremy Mason McGraw (4), Jennifer Latuperisa-Andresen (2), Kapreski/Shutterstock.com<br />
102 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2022</strong>
ANZEIGE ANZEIGE<br />
Nehmen Sie sich eine gesunde Auszeit:<br />
Bad Griesbach lockt mit heilkräftigem Thermalwasser und viel Bewegung an der frischen Luft<br />
Fotos: Gäste- & Kur-Service Bad Griesbach/Pedagrafie<br />
Die drei Quellen, die die Thermenlandschaft in Bad Griesbach mit kostbarem<br />
Nass versorgen, sprudeln heilendes Thermal-Mineralwasser aus<br />
rund 1.500 Metern mit bis zu 60 Grad Celsius an die Oberfläche. Wer<br />
Ruhe und Erholung sucht und seiner Gesundheit etwas Gutes tun will,<br />
ist in der modern und hell gestalteten Wohlfühl-Therme genau richtig.<br />
Der Aufenthalt im Thermalwasser mit seinem hohen Fluoridgehalt und<br />
der Kombination aus wirksamen Inhaltsstoffen regt die Durchblutung an,<br />
entspannt sämtliche Muskeln, entsäuert das Bindegewebe und aktiviert<br />
den Zellstoffwechsel. Zusätzlich strömt im anerkannten Luftkurort Bad<br />
Griesbach mit jedem Atemzug frische Luft in die Lungen und sorgt dort<br />
für eine Sauerstoffdusche!<br />
Hier im Rottal prägen Felder und Wälder, Obstwiesen und bezaubernde<br />
kleine Ortschaften die Region um Bad Griesbach. Anstiege auf Kuppen<br />
und Hänge belohnen Wanderer und Radfahrer mit den schönsten Panoramablicken,<br />
die bis in die Alpen und in den Bayerischen Wald reichen.<br />
Das neu strukturierte Wanderwegenetz mit 242 Kilometern führen Wan-<br />
derer und Nordic Walker auf 26 aussichtsreichen Touren durch die sanft<br />
hügelige Landschaft. Zudem bietet sich fast ganzjährig die Gelegenheit,<br />
das abwechslungsreiche Rottal und die ganze Region bis Inn und Donau<br />
mit dem E-Bike zu erkunden.<br />
Europas größtes Golfresort rund um Bad Griesbach zeigt sich überaus<br />
vielseitig: Die Golfanlagen des Quellness Golf Resorts und des traditionellen<br />
Golfclubs Sagmühle bieten für Anfänger, Genussgolfer und Pros<br />
jeweils genau das Richtige. Die fünf 18-Loch-Meisterschaftsplätze des<br />
Quellness Golf Resorts und der Golfplatz Sagmühle bilden die topografischen<br />
Besonderheiten des Rottals vielfältig erlebbar ab.<br />
Nehmen Sie sich Zeit, wir kümmern uns um den Rest!<br />
INFO<br />
Gäste- & Kur-Service Bad Griesbach<br />
Kurallee 8, 94086 Bad Griesbach, Tel. 08532 792-40<br />
info@badgriesbach.de, www.badgriesbach.de<br />
103
HOTEL<br />
text<br />
Jan Malte Andresen<br />
EIN BESUCH ZU HOFE<br />
Berge. Da hätte ich jahrelang behauptet – das ist nicht meins.<br />
Doch nun bin ich Fan. Die Aussicht so majestätisch, die Küche<br />
so grandios, die Natur so phänomenal. Und welche<br />
Reise hat mich umgestimmt? Eine Reise nach Maria Alm<br />
in die wunderschöne Hochkönigin.<br />
104
DIE HOCHKÖNIGIN – MOUNTAIN RESORT Österreich<br />
sommer <strong>2022</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
105
HOTEL<br />
Von jedem Zimmer, Balkon oder der Terrasse aus hat man den Blick<br />
auf Dorf und Alm und das eindrucksvolle Massiv des Hochkönigs,<br />
das sich dahinter auftürmt.<br />
Fotos: Hochkönigin/Lorenz Masser (4), Hochkönigin/Michael Huber/Huber Fotografie, Jan Malte Andresen, Kapreski/Shutterstock.com<br />
106
Naturkino zum Aperitif: Die<br />
Liebe zum Resort ist bei dem<br />
Wohfühlfaktor und dem<br />
Panorama schnell entfacht.<br />
Schon die Anreise lässt mich den Stress der letzten Tage<br />
vergessen. Kaum fahre ich über die deutsch-österreichische<br />
Grenze, ist die Urlaubsstimmung auf 110 Prozent.<br />
Die Fahrt geht durch eindrucksvolle Täler, vorbei an saftigen<br />
Wiesen und stimmungsvoll gezuckerten Gebirgsketten.<br />
Mit einem Mal wird das Tal noch ein bisschen weiter, und ich bin<br />
in Maria Alm.<br />
Wie oft behaupten Hotels in ihrer Werbung, bei ihnen könne man<br />
sich »wie zu Hause fühlen«. Und wie oft stimmt das nicht! Hier jedoch<br />
passiert das Gegenteil: Die kommenden Tage fühle ich mich wie<br />
ein waschechter Maria Almer. Kaufmann, Wirtshaus, die schnuckelige<br />
Kirche, Freiwillige Feuerwehr, Grundschule und Talstationen der Bergbahnen<br />
sind gefühlt nur einen Steinwurf entfernt. Und mittendrin:<br />
mein Hotel.<br />
Vorne klassisches Chalet, das seit Generationen in Familienbesitz<br />
ist. Dahinter: moderner Neubau. Mit viel Geschick, Liebe und Leidenschaft<br />
haben die vier erwachsenen Kinder der Familie Hörl Tradition<br />
und Moderne verbunden und ein schickes Resort in diese Dorfidylle<br />
geholt. Nach der herzlichen Begrüßung am Check-in bin ich nicht mehr<br />
nur Maria Almer, sondern fühle mich auch ein wenig wie ein Familienmitglied.<br />
Irgendeine oder irgendein »Hörl« läuft dir immer wieder<br />
über den Weg und gibt dir das wunderbare Gefühl, hierher zu gehören.<br />
Und dieses Gefühl gilt nicht nur für mich! Familien mit Kindern<br />
urlauben hier liebend gern, genauso wie Paare. In der Wintersaison<br />
freuen sich die Wintersportler darüber, dass sie von der Hochkönigin<br />
aus direkt auf die Pisten der Ski amadé gelangen, einem der größten<br />
Skigebiete Österreichs. Wenn kein Schnee liegt, ist das Hotel perfekter<br />
Ausgangspunkt für Wander- und Fahrradtouren oder Ausflüge mit den<br />
Kindern zu den nahe gelegenen <strong>Sommer</strong>bahnen.<br />
Überhaupt, die Kinder! Der Hochkönigin gelingt, was viele Hotels<br />
nicht schaffen. Sie ist Familienhotel, ohne kinderlose Gäste – ob<br />
sie wollen oder nicht – in einen Lärmpegel-und-Hähnchennuggets-am-Buffet-Mix<br />
hineinzuziehen. Wer es etwas ruhiger haben<br />
möchte, bekommt einen Tisch im separaten Restaurantbereich. Und<br />
wenn es den Kleinen im Familienrestaurant zu langweilig wird, steht<br />
im Untergeschoss eine komplette Kletter- und Tobewelt für sie zur<br />
Verfügung. So hat doch jeder etwas von einem gelungenen Urlaub.<br />
Sich wie zu Hause fühlen und schlecht schlafen? Das würde<br />
nicht zusammenpassen. Also: Ja, ich habe sehr gut geschlafen! Die<br />
Betten hochwertig, die Zimmer modern und schön: mit Holzfußboden,<br />
Relax-Chair und – was das Schönste ist – dem puren Naturkino<br />
vor dem Fenster. Von jedem Zimmer, Balkon oder der Terrasse hat<br />
man den Blick auf Dorf und Alm und das eindrucksvolle Massiv des<br />
Hochkönigs, das sich dahinter auftürmt. Und wer es mag: Manche<br />
Zimmer haben eine eigene Sauna oder gleich einen ganzen privaten<br />
Spa-Bereich.<br />
Apropos Spa: Das neue Spa auf dem Dach der Hochkönigin könnte<br />
auch nur ein Zimmerlein groß sein. Der Blick durch große Fenster<br />
auf Alm und Berge verleiht enorme Größe und gibt dir im Bademäntelchen<br />
ein Gefühl von Weite und Freiheit. Deswegen heißt dieser<br />
Wellnessbereich auch Nature Spa. Selbstredend ist es viel, viel größer<br />
als nur ein Zimmerchen. Auf 2.000 Quadratmetern gibt es diverse<br />
Ruhebereiche, acht Saunen und vier Pools, von denen der 17 Meter<br />
lange Infinity-ool auf dem Dach den entspanntesten Logenplatz auf<br />
die Berge bereithält. Zutritt haben alle ab 16, für Kinder gibt es das separate<br />
Family-Spa mit Hallenbad. Danach vielleicht die Erlebnis-Kindermassage<br />
für »zarte Kinderhaut«, während Mama und Papa bei der<br />
Salzburger Wadlmassage oder der Hochkönigin Spezial darauf hoffen,<br />
wieder zarte Kinderhaut zu bekommen.<br />
Darf ich denn mit vollem Bauch ins Spa? Denn ehrlich gesagt, ist<br />
es fast schwierig, diesen hier nicht zu haben. Beim ersten Frühstück<br />
werde ich gewarnt. Ich solle mich nicht wundern, das Omelett in der<br />
Hochkönigin habe einen leichten Grünstich. Die eierspendenden Hühner<br />
seien ja auch mit grünem Gras gefüttert worden. Auch beim Essen<br />
zahlt sich für den Gast aus, dass die Hörl-Hoteliers vier Kinder auf<br />
die Welt gebracht haben. Ein Sohn führt den eigenen Bio-Hof, sein<br />
Bruder ist der Küchenchef. Familiäres Teamwork, das sich auf Tellern<br />
und am Gaumen positiv bemerkbar macht. Man schmeckt die Qualität<br />
und Frische, und jedes der abendlichen Vier-Gang-Menüs gibt einem<br />
das gute Gefühl, mindestens ein bis zwei Stück Österreich geschmeckt<br />
zu haben.<br />
Und hier ist es wirklich leicht, sich in Österreich zu verlieben. Jeden<br />
Tag das Naturkino vor dem Fenster. Jeden Tag wird ein neuer Film<br />
dafür gedreht. Mal bin ich Statist, mal Hauptdarsteller. Betrachte das<br />
Ergebnis schier ungläubig – mit Wanderschuhen auf der Alm, im ool<br />
auf dem Hoteldach oder auf dem Mountainbike, während ich mutig<br />
den auch für Anfänger – puh – angelegten Flowtrail hinabsause. Bis<br />
quasi direkt vor die Hochkönigin.<br />
Und die Hochkönigin, das steht fest, habe ich nicht zum letzten<br />
Mal bei Hofe besucht. Ganz im Gegenteil. Ich gehöre doch dazu! Oder<br />
etwa nicht?<br />
INFO<br />
die HOCHKÖNIGIN – Mountain Resort. Hochkönigstraße 27,<br />
5761 Maria Alm, Tel. +43 6584 7447, hochkoenigin.com<br />
A b € 145 p. P. die Nacht inkl. Frühstück, Snackbuffet ab 14 Uhr<br />
und Sechs-Gang-Menü am Abend.<br />
sommer <strong>2022</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
107
HOTEL<br />
text<br />
Susanne Pahler<br />
ALLGÄUER<br />
ACHTSAMKEIT<br />
Unsere Autorin Susanne Pahler war über alle Berge –<br />
im Hubertus Mountain Refugio Allgäu im Dörfchen Balderschwang.<br />
Dort machte sie nicht einfach nur Wellnessurlaub,<br />
sondern begab sich auf eine Reise für Körper und Geist.<br />
»HolisticLife« nennt sich das hoteleigene, ganzheitliche<br />
Wohlfühlkonzept. Und das wirkt tatsächlich<br />
herrlich nachhaltig.<br />
HUBERTUS MOUNTAIN REFUGI0 Allgäu<br />
108
Natürlich ess’ ich!<br />
HolisticFood-Coach<br />
Gabriel Simòn Pinero<br />
bringt den Gästen<br />
näher, was eine<br />
natürliche und<br />
gesunde Ernährung<br />
ausmacht.<br />
Es gibt diese Orte, die dem Leben eine neue Richtung geben.<br />
Vielleicht in Indien, auf Bali, in Neuseeland. Und ziemlich<br />
sicher auch in Balderschwang, einem 350-Seelen-Dorf auf<br />
1.044 Metern. Denn hier ist seit mehr als 70 Jahren ein<br />
ganz besonderes Retreat zu Hause: das Hubertus Mountain<br />
Refugio Allgäu. Sicher, man könnte dort auch einfach nur zum Wellnessen<br />
einchecken. Aber dann würde man das HolisticLife-Konzept<br />
versäumen, das diese Unterkunft so besonders macht: Damit berührt,<br />
verändert, wirkt ein Aufenthalt nachhaltig auf Körper und Geist, selbst<br />
wenn man das abgeschiedene Hochtal längst wieder verlassen hat.<br />
BIN ICH IN DEN ROCKIES, ODER WAS?!<br />
Schon die Anreise ist alles außer gewöhnlich: Erst seit 60 Jahren<br />
kommt man von der deutschen Seite aus mit dem Auto hoch, über<br />
den 16 Kilometer langen Riedbergpass, dem höchsten befahrbaren<br />
Gebirgspass Deutschlands, der sich auch irgendwo die Rocky Mountains<br />
hochschlängeln könnte. Oben dann ruhige, flache Weite, eingerahmt<br />
von lang gezogenen Gipfeln, die ganz hinten schon zu Österreich<br />
gehören, dazwischen das kleine Dorf mit dem nadelspitzen<br />
Kirchturm – und dem Hubertus Mountain Refugio Allgäu: honigfarbene<br />
Schindeln und geschichtete Holzscheite an der Front, drinnen<br />
Holzschemel, Holzbänke und stellenweise knarziger Holzboden, dazu<br />
gemütliche Felle, getrocknete Kräutersträuße, ein hängender Garten<br />
voller Grünpflanzen.<br />
In den Zimmern: regionale Materialien wie Leinen und Holzdielen,<br />
Details aus Wurzeln oder Stein, eine Wärmflasche an der Garderobe,<br />
ein Schaffell, eine oga-Matte. Mich umfängt augenblicklich ein warmes<br />
Gefühl der Geborgenheit, als ich erst mal alles liegen lasse, mir<br />
eine Tasse würzigen Tee mache, der zum Selbstbrühen bereitsteht, und<br />
vom Sofa über meine kleine Terrasse hinweg zum Pool und Spa blicke.<br />
Dieses Haus macht sofort etwas mit mir – wegen der magischen Lage,<br />
der reinen Natur rundherum und natürlich wegen der Gastgeberinnen<br />
und Gastgeber, die sich seit Jahrzehnten viele Gedanken machen, um<br />
ihren Gästen ein Stück gutes Leben mit auf den Weg zu geben.<br />
NEUE ENERGIE DURCH ACHTSAMKEIT<br />
Hausherrin Christa raubel etwa, die als Heilpraktikerin sowie ogaund<br />
Ayurveda-Therapeutin das HolisticLife-Konzept entwickelt hat.<br />
Dahinter stecken vier Säulen – HolisticFood, HolisticSleep, Holistic-<br />
Touch und HolisticSpirit –, die sich an den Jahreszeiten orientieren<br />
und mir helfen sollen, mit mir in Einklang zu kommen, verlorene<br />
Energie wiederzugewinnen, neue Kraft zu schöpfen. Man könnte das<br />
auch als Achtsamkeit bezeichnen, die man im Allgäu schon lange lebt:<br />
Viele Menschen hier sind tief mit der Natur verwurzelt, erhalten traditionelle<br />
Heilverfahren am Leben oder finden hier den Spirit, den sie<br />
anderswo schon lange gesucht haben.<br />
So wie Gabriel Simòn Pinero, der in Mexico City aufwuchs, mit 17<br />
Jahren begann, durch die Welt zu <strong>reisen</strong> und – nachdem ihn das Leben<br />
als gelernter Buchbinder nicht glücklich genug machte – schließlich<br />
hier seine Bestimmung gefunden hat: Als HolisticFood-Coach<br />
bringt der 63-Jährige den Gästen mit uraltem fernöstlichen Wissen<br />
sommer <strong>2022</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
109
HOTEL<br />
bei, was gute Ernährung ausmacht. Und startet mit einem geschmacklichen<br />
BMM: Ein eelöffel mit Rosenmarmelade öffnet meine Geschmacksknospen<br />
wie die Morgensonne eine Blüte. »Das bringt dich<br />
in einen bewussten Zustand, erklärt er – und der ist gut, denn beim<br />
Essen geht es darum, herauszufinden: Welches Essen tut mir gut<br />
»Wichtig ist, dass du keine Fälschungen isst, sondern möglichst einfache,<br />
biologische Nahrung. Andernfalls essen wir zu viel, weil wir<br />
keine Befriedigung finden. Und warm sollte das Essen sein, gerade<br />
morgens und abends: »Wärme macht zum Beispiel unser Gehirn und<br />
unsere Faszien flexibler. Schließlich entwickelte sich die Sprache und<br />
der aufrechte Gang erst, nachdem das Feuer entdeckt wurde und der<br />
Mensch anfing zu kochen.<br />
Das Mittagessen darf dann die größte, kompletteste Mahlzeit sein.<br />
Im Hotel jedoch ist das definitiv das mehrgängige Abendmenü Küchenchef<br />
Kristian Knölke könnte auf Sterneniveau kochen, mag sich<br />
den Stress aber nicht antun – und füllt die Teller beim abendlichen<br />
Vier-Gang-Gourmet-Menü natürlich trotzdem mit regionalen Zutaten<br />
auf höchstem Niveau. HolisticSleep Mit so viel Glück im Bauch ist<br />
das nicht schwer. Auch wenn natürlich die Boxspringbetten, die guten<br />
Kissen und das holzige Raumklima ihr Übriges tun …<br />
DEN SCHMERZ EINFACH WEGBEWEGEN<br />
Den nächsten Tag könnte ich mir mit HolisticSpirit-Angeboten wie<br />
oga, igong oder Klangschalen-Meditation verschönern. Mit dem<br />
jungen Hausherrn Marc Traubel oder seinem Vater Karl zu einer Sonnenaufgangswanderung<br />
oder einer Langlauftour mitkommen. Kräuterspaziergang,<br />
Kaffee-Workshop, Wein- oder ee-Degustation – auch<br />
das wäre möglich. Ich verbringe den Vormittag stattdessen bei Markus<br />
im Behandlungsraum und erlebe, was HolisticTouch bedeutet:<br />
Hier gehen die Therapeutinnen und Therapeuten ganz konkret auf<br />
den aktuellen Zustand der Gäste ein. »Ich könnte dich jetzt einfach<br />
massieren«, sagt er zu mir. »Ich würde dir aber was anderes vorschlagen«,<br />
sagt er und spiegelt mir, wie ich gerade vor ihm stehe: komplett<br />
schief, eingeknickt, alles andere als aufrecht. Mist, erwischt. Statt wie<br />
eigentlich erwartet, durchgeknetet zu werden, liege ich also auf dem<br />
Rücken, Markus drückt in meine Hüftbeuger, danach rotiere ich meine<br />
Hüftgelenke mit angewinkeltem Knie. Ich bekomme noch einige<br />
andere simple Übungen gezeigt, die ich alle zwei, drei Tage zwölf Minuten<br />
lang machen soll. Nach einer knappen Stunde verlasse ich den<br />
Behandlungsraum – und bin fast ein neuer Mensch, denn meine quälenden<br />
Rücken- und Schulterschmerzen sind einfach: weg.<br />
Danach gehe ich nicht ins Spa, ich schwebe Nachdem im anuar<br />
2019 just am Hang hinter dem Wellnessbereich eine gewaltige Lawine<br />
abging, ist es übrigens erst im <strong>Sommer</strong> 0 wiedereröffnet worden.<br />
Denn das gewaltige Grollen endete damals mit einer Druckwelle<br />
durchs ganze Haus, zwei Etagen waren komplett voller Schnee, Türen<br />
aus den Rahmen gedrückt, Mauern um Zentimeter verschoben. Wie<br />
durch ein Wunder wurde niemand verletzt. Heute ist der Schneeschutz<br />
mit Fangzäunen und Betonmauer am Hang zwar nicht besonders<br />
hübsch, doch dafür steht jetzt ein sehr lawinensicheres, neues<br />
Spa am selben Ort.<br />
ABHÄNGEN IM WOHLFÜHLTEMPEL<br />
Mehr als .500 uadratmeter groß ist es, das ist ziemlich viel Zwischen<br />
der klaren Holzoptik verbergen sich unter anderem drei Saunen,<br />
ein Outdoor-Onsenbecken mit 0 Grad warmem Wasser, Infinity ool<br />
und Sonnenterrasse, Hängeschaukeln in diversen Ruheräumen sowie<br />
verschiedene oga- und Behandlungsräume. Ein echter Wohlfühltempel.<br />
Und der perfekte Ort für mich, um meiner kleinen Neufindung<br />
nachzuspüren. Wieder zu Hause, weiß ich ein paar Wochen später<br />
noch genau, wie sich das angefühlt hat. Und deshalb muss ich jetzt<br />
auch los. Erst auf die Matte, um Hüfte und Co. zu k<strong>reisen</strong>, dann in die<br />
Küche, um mir ein warmes Essen zu machen. Dazu werde ich mir die<br />
Sicht auf die Berge und das wohlige Gefühl aus dem Hubertus ins Gedächtnis<br />
zurückrufen – und dieses neue, gute Stück Leben genießen.<br />
INFO<br />
Hubertus Mountain Refugio Allgäu. Dorf 5,<br />
87538 Balderschwang, Tel. +49 8328 9200, hotel-hubertus.de<br />
REISEZEIT<br />
Vor rund 150 Jahren schrieb ein Pfarrer: »In Balderschwang ist es<br />
3/4 Jahr Winter und 1/4 Jahr kalt.« Auch rund 150 Jahre später<br />
ist der Ort sehr schneesicher – und dazu mit im Schnitt täglich<br />
7,4 Stunden Sonne auch mit viel Licht beglückt.<br />
ANREISE<br />
Mit der Bahn bis Fischen im Allgäu oder mit dem Bus bis Hittisau,<br />
dann per Hoteltransfer für € 20 bzw. € 10 weiter ins Hubertus<br />
Mountain Refugio Allgäu. Der Flughafen Friedrichshafen ist rund<br />
90 Autominuten entfernt, der Flughafen München rund 2,5 Stunden.<br />
UNTERKUNFT<br />
Doppelzimmer kosten im Hubertus Mountain Refugio Allgäu ab<br />
€ 340, bei einem Mindestaufenthalt von drei Nächten. Dabei ist<br />
vieles inklusive, darunter: die Nutzung des ganzen Spas, ein Treatment<br />
nach Wahl, die umfangreiche Kulinarik inkl. Frühstück bis<br />
11.30 Uhr, Lunchbuffet, Nachmittagskaffee, Vier-Gang-Dinner und<br />
Käsebrett, Nutzung des ruhigen Co-Working-Space sowie kostenloses<br />
Leih-Equipment (u. a. Rodel, Schneeschuhe, Wanderstöcke,<br />
Rucksack).<br />
Fotos: HUBERTUS Mountain Refugio Allgäu (4), Susanne Pahler, Günter Standl/www.guenterstandl.de, Kapreski/Shutterstock.com<br />
110 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2022</strong>
Ein echter Wohlfühltempel. Und der perfekte Ort für mich,<br />
um meiner kleinen Neufindung nachzuspüren.<br />
herbst 2020<br />
111
GEHEN SIE MIT UNS<br />
AUF REISEN!<br />
<strong>Sommer</strong> <strong>2022</strong><br />
Alpenhotels<br />
Bahamas<br />
Marokko<br />
Malediven<br />
Seychellen<br />
Deutschland € 7,90 · Schweiz SFR 13,50 · Österreich € 9,00<br />
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112
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DIE KUCHE<br />
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Die passionierte Köchin Heidi Köster<br />
hat in die Töpfe dieser Welt geschaut<br />
und über 100 Rezepte mitgebracht –<br />
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336 Seiten, Gräfe und Unzer Verlag<br />
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Regionen Island, Dänemark, Schweden,<br />
Finnland und Norwegen. 208 Seiten, Gräfe und<br />
Unzer Verlag.<br />
Beauty Case<br />
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ob im Flugzeug oder im Hotel. Mit<br />
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sommer <strong>2022</strong>
CHECKOUT<br />
Impressum<br />
AB NACH FLOW-RENZ<br />
Es duftet nach Espresso und Coolness. Wie Coolness riecht? Ja, so wie Hipness, die sich<br />
nun dank des 25hours Hotel Piazza San Paolino im Herzen von Florenz befindet. Wer das<br />
Haus betritt, weiß direkt Bescheid. Hier wohnen Trendsetter. Das 25hours liegt in einem<br />
authentischen und weniger bekannten Viertel von Florenz, etwas abseits der Touristenströme.<br />
Fußläufig vom Bahnhof erreichbar, auf der Rückseite des Museo del Novecento,<br />
nimmt das 25hours Hotel einen ganzen Block zwischen der eleganten Antiquitätenstraße<br />
Via dei Fossi und der beliebten Via Palazzuolo ein und verbindet zukünftig zwei Viertel,<br />
die bisher wenig Berührung miteinander hatten. Das Hotel hat seinen zentralen Kern von<br />
66 Zimmern im ursprünglichen Kloster neben der gleichnamigen Kirche San Paolino. Den<br />
antiken Räumen wurde neue kreative Energie eingehaucht. Den historischen Kern ergänzt<br />
ein neues Nebengebäude mit weiteren 104 Gästezimmern mit Balkonen sowie die Casetta<br />
del Giardino, ein kleines Apartment mit privatem Garten und Pool.<br />
Das Design des Hotels durch die Mailänderin Paola Navone und ihr Team wurde inspiriert<br />
von Dantes Göttlicher Komödie und steckt voller Anspielungen auf dieses Werk: Szenen<br />
aus der Hölle und dem Paradies wechseln sich spielerisch ab und führen zwischen<br />
Tugenden und Lastern durch Dantes Welt. Das Herz des Hotels ist, wie sollte es anders<br />
sein, wir sind in Italien, das Restaurant San Paolino. Hier werden Köstlichkeiten aus ganz<br />
Italien unter der riesigen Glaskuppel atmosphärisch serviert. Darum herum reihen sich<br />
ein grüner Innenhofgarten und selbstverständlich gibt es auch eine erstklassige Bar.<br />
Wir verlosen zwei Nächte inklusive Frühstück in dieser wunderschönen<br />
Stadtoase. Für die Teilnahme am Gewinnspiel beantwortet bitte eine<br />
Frage unter <strong>reisen</strong>exclusiv.com/25hours-in-Mailand<br />
Einsendeschluss ist der 15. September <strong>2022</strong>.<br />
Fotos: PR (2)<br />
erscheint viermal im Jahr bei der<br />
ella Verlag und Medien GmbH<br />
Emil-Hoffmann-Str. 55–59<br />
50996 Köln<br />
Tel.: 02236 84880<br />
Fax: 02236 848824<br />
info@<strong>reisen</strong>exclusiv.com<br />
www.<strong>reisen</strong>exclusiv.com<br />
Chefredakteurin<br />
Jennifer Latuperisa-Andresen<br />
Art Director<br />
Alessandro Riggio<br />
Redaktion<br />
Ulrike Herder, Linda Ruckes,<br />
Frank Störbrauch, Marie Tysiak<br />
Mitarbeitende dieser Ausgabe<br />
Jan Malte Andresen<br />
Andreas Dauerer<br />
Ralf Johnen<br />
Susanne Pahler<br />
Simone Sever<br />
Ala Zander<br />
Anzeigenleitung<br />
Susanne Gorny, sg@ella-verlag.com<br />
Anzeigen<br />
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Marketing & Kooperationen<br />
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Korrekturen<br />
Bärbel Philipp, textperlen.de<br />
Dokumentation<br />
Anna Fuchs<br />
Titelbild mrmrsporter.com<br />
Druck Bonifatius, Paderborn<br />
Vertrieb<br />
VU Verlagsunion KG, Hamburg<br />
114<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
Wir haben<br />
die Schnauze voll.<br />
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Der WWF arbeitet weltweit mit Menschen, Unternehmen und Politik zusammen, um die Vermüllung der Meere zu stoppen.<br />
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